Das Kapital

Karl Marx, Friedrich Engels

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Das Kapital.

Kritik der politischen Oekonomie

^ Von

I vy. K.arl Marx*

Erster Band BMk It Der Froiiikttoi0pr«eMS te Kayltals

FQnfte Auflage

Herausgegeben vou JB^riedrlch Sngels.

Dm Uschi (Ur U»b«notsiuig iat TorbebalUa.

Hamburg Otto Meissners Verlag 1908.

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Gewidmet

meiiem w «rttsiUekii hmiib,

dem kOhnen, tronen, edlen YorkSinpfer des Praletariats,

Willlelm WolJQ:.

Geb. zu Taiuau^ 21. Juoi 1809 Gest. im Exil zu Maacbeäter

9. Mui iSö4.

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Vorwort zur ersten Auflage.

Das Werk, dessen ersten Band ich dem PnMIkum übergebe^ bildet die Fortsetrang meiner 1859 veröffentlichten Schrift: ,Zur Kritik der politischen Oekonomie*. Die lange Pause zwischen Anfang und Fortsetsong ist einer langjährigen

Krankheit geschuldet, die meine Arbeit wieder und wieder unterbracli.

Der Inlialt jener früheren Schrift ist resümirt im ersten Kapitel dieses Bandes. Es geschah dies nicht nur des Zu- sammenhangs und der Vollständigkeit wegen. Die Darstellung ist verbessert. Soweit es der Sachverbalt iigendwie erlaubte, smd viele früher nur angedeuteten Punkte hier weiter ent- wickelt, während umgekehrt dort ausführlich Entwickeltes hier nur angedeutet wird. Die Abschnitte über die Geschichte der Werth- und Geldtheorie fallen jetzt natdrlieh ganz weg. Jedoch findet der Leser der früheren iSclirifi in den Noten aum ersten Kapitel neue Quellen aur Geschichte jener Theorie eröffnet

Aller Anfang ist schwer, gilt in jeder Wissenschaft Das VerstSndnias des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts,

der die Analyse der Waare enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen. Was nun näher die Analyse der Werthsubstanz und der Werthgrüsse betrifft, so habe ich sie möglichst popularisirt*). Die Werthform, deren fertige Gestalt die Geldfoim^ ist sehr inhaltslos und dnfach. Dennoch hat

*) Es schien diess um «o nöthiger, als selbst der Abse liuitt von F. Lassalle's Schrift LM-geu Schulze- I^eliUsch, worin er ,,die geistige Quiutesseuz" meiner Entwicklung über jene Themate zu geben erklärt, bedeutende Missverstäud- nisise enthält. En passant. Wenn F. Lassalle die gftmmtlichen allgemeinen theoretischen Sätze seiner ökonomischen Arbeiten, z. B. über den historischen Charakter des Kapitals, über den Zusammenhang zwischen Produktionsver- htltoiwiMi und ProdnJctioiisweiae u. s. w. u. s. w. fast wörtlich, bis auf die Ton mir geachaffene Terminologie hinab, aus meinen Sehrilten entlehnt hat, und swtr ohne Qnellenimgabe, so war dieaVerfUuen wohl dnrehPropaganda- rfieksichtea bestimmt. Ich spreche aatllrlieh nicht von seinen DetailauB- fOhrangen und Ntttianweadongea, mit denen ich nichts m thnn habe.

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der Mensdieiigeist fite seit mehr als 2000 Jahren vergeblich zu ergründen gesucht, wllhrend andrerseits die Analyse viel

inlialtsvollerer und komplicirtorer Formen w ouig'stens aimUhcrnd ^^»'laiiir. Warum? Weil der ausgebildete Körper leichter zu Studiren ist als die Körperzelle. Bei der Analyse der ökono- mischen Formen kann ausserdem weder das Mikroskop dienen, noch ohemiaohe Reagentien. Die Abstektionskraft muss beide ersetzen. Für die btligerliohe Gesellschaft ist aber die Waaren- form des Arbeitsprodokts oder die Werthform der Waare die ökonomische Zellenfonn. I>em Ungebildeten scheint sich ihre Analyse in blossen Spitzfindigkeiten herumzutreiben. Es handelt sieh dabei in der That um Spitzfindigkeiten, aber nur 80, wie es sich in der mikrologischeu Anatomie darum handelt

Mit Ausnahme des Abschnitts über die Werthform wird man daher dies Buch nicht wegen Schwerverstündlichkeit anklagen können. Ich unterstelle natflrlich Leser^ die etwas

Neues lernen, also auch selbst denken wollen.

Der Physiker beobachtet Naturprocesse entweder dort, wo sie in der prägnuntesteu Form und von störenden Einflüssen mindest getrübt erscheinen, oder wo möglich, macht er Ex- perimente unter Bedingungen, welche den reinen Vorgang des Processes sichern. Was ich in diesem Werk zu erforschen habe, ist die kapitalistische Produktionsweise und die ihr entsprechenden Prodnktions- und VerkehrsverhSltnisse. Ihre klassische Stätte ist bis jetzt England. Diess der Grund, warum es zur Hauptillustration meiner theoretischen Ent- wicklung dient Sollte jedoch der deutsche Leser pharisäisch die Achseln zucken über die Zustände der englischen Indiistrie- und Ackerbauarbeiter, oder sich optimistisch dabei beruhigen, dass in Deutschland die Sachen noch lange nicht so schlimm stehn, so muss ich ihm surufen: De te fabula narraturl

An und für sich handelt es sich nicht um den höheren oder niedrigeren Entwicklungsgrad der gesellschaftlichen Antagonismen, welche aus den Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion entspriugen. Es handelt sich um diese Gesetze selbst, um diese mit eherner Nothwendigkeit wirkenden und sich durcbsetcenden Tendenzen. Das industriell entwickeltere

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Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft.

Aber abgesehn hiervon. Wo die kapitalistisobe Produktion völlig bei uns eingebürgert iat, z. B. in den eigentlichen Fabriken y sind die ZostSnde viel schlechter als in England,

weil das Ge^enpfewicht der Fabrikgesetze fehlt In allen andren Siiliüiin (jiiält uns, gleich dem ganzen übrigen kon- tinentalen Westeuropa, nicht nur die Entwicklung der ka])i- talistiscben Produktion, sondern auch der Mangel ihrer Ent- wicklung. Neben den modernen Nothständen drückt uns eine ganae Beihe- vererbter Nothstände, entspringend aus der Fortvegetation alterthümlicher, überlebter Prodoktionswetsen mit ihrem Gefo% von zeitwidrigen gesellschaMichen und politischen Verhältnissen. Wir leiden nicht nur von den Lebenden, sondern auch von den Todten. Le mort saisit le vifl

Im Vergleich zur englischen ist die sociale Statistik Deutsch- lands und des übrigen kontinentalen Westenropa's elend. Dennoch Ififtet sie den Schleier grade genug, um hinter dem- selben ein Medusenhaupt ahnen zu lassen. Wir würden vor nnsren eignen ZustHnden erschrecken, wenn nnsre Regierungen und Parlamente, wie in England, periodische Untersuchung.--- kommis^ionen über die ökonomischen Verhältnis^» bestallten, wenn diese Kommissionen mit derselben Machtvollkommen- heit, wie in England, aur Erforschung der Wahrheit ausge- rastet würden, wenn es gellinge, au diesem Behuf ebenso aachverstündige, unparteiische und rücksichtslose Mttnner au finden, wie die Fabrikinspektoren Englands sind, seine ärzt- lichen Berichterstatter über „Public Health* (Oeffentliche Ge- sundheit), seine Untersuchungskommissäre über die Exploi- tation der A\'eiber und Kinder, über Wohnungfs- und Nahninps- zustände u. s. w. Perseus brauchte eine Nebelkappe zur Ver- folgung von Ungeheuern. Wir ziehen die Nebelkappe tief aber Aug' und Ohr, um die Ezistena der Ungeheuer weg- leugnen au können.

Man muss sich nicht darttber tauschen. Wie der amerika- nische Unabhängigkeitskrieg des 18. Jahrhunderts die Sturm- glocke für die europälHche Mittelklasse läutete, so der amerika-

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nische Bürgerkrieg des 19. Jahrhunderts für die earopiisciie Arbeiterklasse. In England ist der Umwälsongsprooees mit l^Uiden greifbar. Aof einem ge^vifisen Höhepunkt muss er auf den Kontinent rttckBchlagen. Dort wird er «ob in bru- taleren oder humaneren Formen bewegen, je nach dem Ent- wicklungsgrad der Arbeiterklasse selbst. Von höheren Mo- tiven abgesehn, gebietet also den jetzt herrschenden Klassen ihr eigenstes Interesse die Wegräumung aller gesetzlich kon- trolirbaren Hindernisse, welche die Entwicklung der Arbeiter- klasse hemmen. Ich habe desswegen u. a. der Geschieht^ dem Inhalt ond den Besoltaten der englischen Fabrikgesetz- gebung einen so ausfOhrlichen Plats in diesem Bande ein- geräumt. Eine Nation soll und kann von der andern lernen. Audi wenn eine Gesellscliaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die 8pur gekommen ist, und es ist der letzte JBmdzweck dieses Werks, das ökonomische BewegnngsgesetE der modernen Gesellschaft su enthttUen kann sie natuigernJUbe £nt- wicklnngsphasen weder Überspringen, noch wegdekretiren. Aber sie kann die Greburtswehen abkürsen und mildem.

Zur Vermeidung möglicher Missverständnisse ein Wort. Die (Gestalten von Kapitalist und Grnndeigenthümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht. Aber es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die> Personifikation ökono- mischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Xiassenver- h&ltnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellsehaftsformation als einen natnrgeschichtlichen Process auffasst, den Einzelnen verantwortlich machen für Verhiiltnisse, deren Geschöpf er social bleibt, so selir er sich auch subjektiv über sie erheben mag.

Auf dem Gebiete der politischen Oekonomie begegnet die freie wissenschaftliche Faraohung nicht nur demselben Feinde, wie auf allen anderen Otebieten. Die eigenthttmliche Natur des Stoffes, den sie behandelt, ruft wider sie die heftigsten, kleinlichsten und gehässigsten Leidenschaften der mensch- lichen Brust, die Furien des Privatinteresses, auf den Kampf- platz. Die englische Hochkirche z. B. verzeiht eher den Angriff auf 88 von ihren 89 Glaubensartikeln als auf

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ihres Geldeiiikoinmei]& Heutgrotage ist der Atheumus selbst eine culpa levis^ verglichen mit der Kritik überlieferter Eigen- thnnisverhiiltiusse. Jedoch ist hier ein Fortschritt unver^

kemibar. Ich verweise z. B. auf das in den letzten Wochen veröffentlichte Blaubuch: ,Correspondence with Her Majestv's Missions Abroad, regarding Industrial Questions and Tradens Unions.* Die auswärtigen Vertreter der englischen Krone sprechen es hier mit dürren Worten aus, dass in Dentschland, fVankreich, knrs allen Knltorstaaten des europSisohen Kon- tinents^ eine Umwandlung der bestehenden Verhältiusse von Kapital nnd Arbdt ebenso fühlbar nnd ebenso unvermeidlich Ist als in IBngland. Gleichzeitig erklärte jenseits df s atlan- tischen Oceans Herr Wade, Vieepräsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, in ötf entliehen Meetings: Nach Be- seitigung der Sklaverei trete die Umwandlung der Kapital- nnd Gmndeigentbnmsverhftltnisse auf die Tageeordnnngl Es sind dies Zeichen der Zeit^ die sich nicht verstecken lassen durch PnrpnrmSntel oder schwarze Kutten. Sie bedeuten nicht, dass morgen Wuruler geschehen werden. Sie zeigen, wie ffielbst in den herrschenden Klassen die Ahnnner auf- dämmert, dass die jetzige Gesellschaft kein fester Kry stall, sondern ein umwandln ngsfähiger und bestSlidig im Process der Umwandlung begriffener Organismus ist.

Der aweite Band dieser Schrift wird den CSrkulations- proeess des Kapitals (Buch H) und die (Gestaltungen des Ge- sammtprocesses (Buch lH), der abschliessende dritte (Buch IV) die Geschichte der Theorie behandeln.

Jedes Urtheil wiss* ii«chaftlieiier Kritik ist mir willkommen. Gegenüber den Vorurtheileu der s. g. öffentlichen Meinung, der ich nie Koncessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des grossen Florentiners:

Segni il tuo corso, e lasda dir le gentit

London, 25. Juli, 1867.

Karl Marx*

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Zur zweiten Auflage.

Die politiHche Oekonomie blieb in Deutschland bis zu dieser Stunde eine ausländische Wissenschaft. Gustav von Giilich hat in «Greschiohtliche Darstellung des Handels^ der Gewerbe IL s. w.*y namentlich in den 1880 herausgegebnen zwei ersten Bänden seines Werkes, gioseentheils schon die histonschen Umstände erörtert, welche die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise bei ans hemmten, daher auch den Aufbau der modernen Itiirgerlichen Ge8elLscliatr. Es fehlte also der lebendige i>oclen der politischen 0( konomie. Sic ward als fertii^e Waare importirt aus England und Fraukreicli; ihre deutschen Professoren blieben Schüler. Der theoretische Aus- druck einer frttnden Wirklichkeit yerwandelte sich unter ihrer Hand in eine Dogmensammlung, von ihnen gedeutet im Sinn der sie umgebenden kleinbürgerlidien Welt, also missdeutet Das nicht ganz unterdrückbare Gefühl wissenschaftlicher Ohn- macht und das unheimliche Gewissen, auf einem in der That fremdartigen Gebiet schulmeistern zu müssen, suchte man zu verstecken unter dem Prunk literarhistorischer Gelehrsiunkeit oder durch Beimischung fremden Stoffes, entlehnt den sog. Kameralwissenschaften, einem Mischmasch von Kenntnissen, der^n Fegfeuer der hofEnungslose Kandidat deutscher Bureau- kratie zu bestehn hat.

Seit 1848 hat sich die kapitalistische Produktion rasch in Deutschland entwickelt und treibt heutzutage bereits ihre Schwindeibliithe. Aber unsren J idileuten blieb das Geschick gleich abhold. So lange sie politische Oekonomie unbefangen treiben konnten, fehlten die modernen Skonomischen Verhält- nisse in der deutschen Wirklichkeil Sobald diese Verhältnisse ins Leben traten, geschah es unter Umständen, welche ihr unbefangenes Studium innerhalb des bürgerlichen Gesichts- kreises nicht länjrer zulassen. So weit sie bürgerlich ist, d. h. die kapitnii-t Ordnung .statt als ireschichtlich vorüber- gehende Entwicklungsstufe, umgekehrt als absolute und letzte Gestalt der gesellschaftlichen Produktion aufCasst, kann die

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politische Oekonomie nur Wisseiischaffc bleiben , so lange der

Klassenkampf latent bleibt oder sich in nur vereinzelten Er- scheinungen offenbart.

Nehmen wir England. Seine klai>8ij?clie politische Oekono- mie fällt in die Periode des unentwickelten Klassenkampfs. Ihr letzter grosser Bepräsentant, Bteardo, macht endlich be- WQSst den Gegensats der KlASseninteiessen^ des Arbeitslohns und des Profits, des Profits and der Grundrente, mm Spring- pnnkt seiner Forschungen, indem er diesen Gegensats naiv als gesellschaftliches Naturgesetz auffasst. Damit war aber auch die bürgerliche Wissenschaft der Oekonoinie bei ihrer uniiherschrcitbaren Schwanke angelangt. Noch bei Lebzeiten Hicardo's und im G^ensatz zu ihm trat ihr in der Person Sl«mondi's die Kritik gegenüber^).

Die nachfolgende Zeit von 1820 80 zeichnet sich in Eng- land ans durch wissenschaftliche Lebendigkeit anf dem Gebiet der poHtisohen Oekonomie. Es war die Periode wie der Vnl- giirisining und Ausbreitung der liicardo'schen Tlieorie, so ihres Kampfes mit der alten Schule. Es wurden glänzende Turniere gefeiert Was damals geleistet worden, ist dem europäischen Kontinent wenig bekannt, da die Polemik grossentheils in Revneartikeln, Gelegenheitsschriften and Pamphlets zerstreut ist Der unbefangne Charakter dieser Polemik obgleich die Ricardo'aohe Theorie ausnahmsweise auch schon als AngrüEs* Waffe wider die bürgerliche Wirthsohaft dient erldiirt sich au» den Zeitumständen. Einerseits trat die grosse Industrie selbst nur aus ihrem Kindheit^alter heraus, wie schon dadurch bewiesen ist, dass sie erst mit der Krise von 1825 den periodi- schen Kreislauf ihres modernen Lebens eröffnet. Andrerseits blieb der Klassenkampf swischen Kapital nnd Arbeit in den Hinteignmd gedrSngt, politisch durch den Zwist zwischen den um die heilige Allians geschaarten Eegienmgen und Feudalen nnd der von der Bourgeoisie geführten Volksmasse, ökonomisch durch den Htuiri des industriellen Kapitals mit dem aristokra- tischen (irundeigenthum, der sich in Frankreich hinter dem Gegensatz von Paroelleueigenthum und grossen Grundbesitz ver^

0 Siefao meine Schrift: ^ur E>itik etc.*' p. 89.

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barg, in England seit den Koriigesetzen offen ansbraoh. Die

Literatur der politischen Oekonomie in England erinnert wäh- rend diciser Periode an die ökonomische Sturm und Drangperiode in Frankreich nach Dr. QQesnay'.s Tod, aber uur wie ein Alt- weibersommer an den Frühling erinnert. Mit dem Jahr 1830 triit die ein für allemal entscheidende Krise ein.

Die Bourgeoisie hatte in Frankreiofa tind Eng^d politische Macht erobert. Von da an gewann der Klasseiikampf , prak- tisch nnd theoretisch, mehr und mehr ansgesprochne nnd drohenile Formen, Kr läutete die Todtenglocke der wissen- schaftlichen hürij-rrlichen ()ek< »nnmie. Ks handelte siuli jetzt nicht mehr darum, ob dies oder jenes Theorem walir sei, son- dern ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, ob polüseiwidrig oder -nicht An die Steile uneigen- nütsiger Forschung trat besahlte Klopffechterei| an die Stelle unbefangner wissenschaftlicher Untersuchung, das böse Gewissen und die schlechte Absicht der Apologetik. Indess selbst die ziairingliclicn Ti aldiitchen, welche die Anti-Coridawleague, mit den Fabrikanten C'obden und Bright an der Spitze, in die Welt scldenderte, boten, wenn kein ^vissenscha^tüühes, doch ein historisches Interease durch ihre Polemik gegen die grund- eigenthttmliche Aristokratie. Auch diesen letaten Stachel sog die FireihandelsgesetEgebung seit Sir Robert Peel der Vulgär* dkonomie aus.

Die kontinentale Revolution von 1848 schlug auch auf Eng- land zurück. Männer, die noch wissenschaftliche Bedentnng beiiiispmchten , und mehr sein wollten als blosse Sophisten und Sykophanten der herrschenden Klassen, suchten die politische Oekonomie des Kapitals in Einklang zu setzen mit den jetzt nicht länger zu ignorirenden Ansprüchen des Proletariats. Daher ein geistloser Synkretismus, wie ihn John Stuart Mill am besten reprüsentirt Es ist eine Bankerotterklärung der ^bürgerlichen* Oekonomie, welche der >;rosse russische Ge- lehrte und l^itiker N. Tscherny.si Ii« n\ >ivy in seinem Werk , Umrisse der politischen Oekonomie nach MiU", bereits meister- haft beleuchtet hat.

In Deutschland kam also die kapitalistische Produktionsweise zur Reife, nachdem ihr antagonistischer Charakter sich in

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Fnmkreioh und England schon durch geschichtliche Kämpfe gerftiisohvoU offenbart hatte, während das deutsche Proletariat bereits ein viel entschiedneres theoretisches Klassenbewnsstsem besass ab die deutsche Bourgeoisie. Sobald eine bflrgerliche

Wissenschaft der politischon Ockonomie hier möglich zu wer- den schien, war sie daher wii lor immöglich gewurden.

Unter diesen Umständen theiiten sich ihre Wortführer in zwei Reihen. ' Die einen, klage, erwerbslustige, praktische Leute, sohaarten sich um die Fahne Bastians, des flachsten und daher gelungensten Vertreters vulgürdkonomischer Apolo^ getik; die andren, stolz auf die ProlessoralwQrde ihrer Wissen- Schaft, folgten J. St. MOl in dem Versuch Unverstthnbares sn versöhnen. Wie zur klassischen Zeit der bürgerlichen Oeko- nomie blieben die Deutsehen auch zur Zeit ihres Veriailä blosse Schuler, ^fachbeter und Nachtreter, Kleinhausirer des ausländischen Grossgeschäfts.

Die eigenthttmliche historische Entwicklung der deutschen Gesellschaft sohloes hier also jede originelle Fortbildung der «bürgerlichen*^ Oekonomie aus, aber nicht deren Kritik. So- weit solche Kritik überhaupt eine Klasse vertritt, kann sie nur die Klasse vertreten, deren gescliichtlicher Beruf die Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise und die schliessüche Ab- scbaffuDg der Klassen ist das Proletariat.

Die gelehrten und ungelehrten Wortführer der deutschen Bonrgeoine haben «Das Kapital* aunSchst todteuschweigen versucht, wie ihnen das mit mdnen frühem Schriften gelungen war. Sobald diese Taktik nicht länger den ZeitverhSitnissen entsprach, schrieben sie, unter dem Vorwaiid, mein Buch zu kritisiren. Anweise ,Zur Beruhigung des bürgerlichen Be- wusstseins*, fanden aber in der Arbeiterpresse sieh z. B. Joseph Dietzgen's Aufsätze im Volksstaat überlegene Kämpen, denen ne die Antwort bis heute schuldig.^)

*) Die breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärdkonomie tohelteD Styl und Darstellung meiner Schrift. Niemand kann die literarischen Mängel des ,, Kapital" strenger benrtheilen als ich selbst. Dennoch will ich zu, Nutz nnd Freud dieser Herren und ihres Publikums, hier ein englisches und ein nissischeg Urtheil citiren. Die meinen Ansichten durchaus feindliche Saturday Beview sagte in ihrer Anzeige der ersten deutschen Ausgabe: Die Dar-

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I^e treffliche rnfisisohe Ueberseteong des , Kapital* erachien im Frühling 1872 zn Peteraboig. Die Aufiage von 8000 Bxem-

plaren ist jetzt schon beinahe vergriffen. Bereits 1871 hatte Herr N. Sieher (3iriiEP'L) Professor der politischen Oekonomie an der Umversität zu Kiew, in seiner Sehrift: „TEOPIE UtHHOCTH H KAnHTAJA PHKAP^O" (,D. Ricaxdo's Theorie des Werths und des Kapitals etc/) meine Theorie des Werths, des Greldes und des Kapitals in ihren Gmndafigen als nothwendige Fort* bildung der Smith-Iticardo'scheD Lehre nachgewiesen. Was den Westeuropäer beim Lesen seines gediegnen Buchs über- rasc'lit, ist daä konsequente Festhalten des rein theoretischen Standpunkts.

Die im „Kapital** angewandte Methode ist wenig verstanden worden, wie schon die einander widersprechenden Auffassungen derselben beweisen.

So wiift mir die Pariser Revue Positiviste vor, einerseits, ich behandle die Oekonomie metaphysisch, andrerseits man rathe! , icb beschrilnke mich auf bloss kritische Zergliede- rung des Gegebnen, statt Recepte (comtistische?) für die Gar- küche der Zukunft zu verschreiben. Gegen den Vorwurf der Metapliysik bemerkt Prof. Öieber: „So weit es sich um die eigentliche Theorie handelt, ist die Methode von Marx die deduktive Methode der ganzen englischen Schule, deren Mängel und Yorzfige den besten theoretischen Oekonomisten gemein sind.* Herr M. Block «Lea Th^ridens du Socialisme en Allemagne. Extrait du Journal des ^onomistes, juillet et aoQt 1872* entdeckt, dass meine Methode analytisch ist und sfigt u. a.: ,Par cct ouvrage M, Marx se clai^se parmi les esprits aualytiques les plus ^minents.* Die deutschen Becen-

»Leiluug ,,verleiht auch den trockensten ökonomischen Fragen einen eignen Reiz (charm.)" Die C.-II.-Bt.TOMi »CTII (St. I V ti rnburK' r Zeitunfi:) bemerkt in ihrer Nummer vom ^U. April 1872 u.a.; „l>ie Oartitelluiig uiii Ausnahme weniger zu specieller Theile zeichnet sich aus durch Allgemeinverständlich* keit, Klarheit und, trott der wistenachaftlidifla HShe des Oegeattaadi, un- gewOholiche tiehendigkeit In dieser Hinsicht gleicht der Yerfiuaer . . . auch nicht Toa fem der Mehnahl deutscher Gelehrten, die . . . ihre Bfleher in so TetfinBterter und troekner Sprache achieibeD, dass gewöhnlichen Sterb- liehen der Kopf davon kracht." DenLesera der seitllufigen dentseh-national- liberslen Prof eiaoralliteratnr kracht jedooh etwia gans andres als der Kopl

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sentcn schreien natürlich über llegel'sche Sopliiätik. Der Petersburger BiCTHHKt EBPOhbI (europäischer Bote), in einem Artikel^ der ausBchUesslich die Methode des sKapitol"* behandelt (Hainnminer 1872j p. 427 86), findet meine Forschnngsmethode streng reaUstiseh, die Darstellangsmethode aber unglfioklioher Weise deutsch-dialektisch. Er sagt: «Auf den ersten BUok, wenn man nach der äussern Form der Daratelhing urtheilt, ist Marx der grösste Idealphilosoph und zwar im deutschen, d. h. schlechten Sinn des Wortes. In der Thai aber ist er unendlich mehr K^alist als alle seine Vorgänger im Geschäft der Qkonomisehen Kritik . . . Man kann ihn in keiner Weise einen Idealisten nennen.* loh kann dem Herrn Verfasser nicht besser antworten, als doroh einige AossQge ans seiner eignen Kritik, die zudem manchen meiner Leser , dem das russische Original unzugänglich ist, interessiren mögen.

Nach einem Citat aus meiner Vorrede zur „Kritik der Pol. Oek.* Berlin 1859, p. IV VII, wo ich die materialistische Grundlage meiner Methode erörtert habe, fährt der Herr Ver- fiisser fort:

«Für Marx ist nur eins wichtig: das Gteseta der Phänomene za finden, mit deren Untersuchung er sich beschäftigt Und

ihm ist nicht nur das Gesetz wichtig, das sie beherrscht, so weit sie eine fertige Form hnhen und in einem Zusanmu nhang stehn, wie er in einer gegebneu Zeitperiode beobachtet wird. Für ihn ist noch vor allem wichtig das Geseta ihrer Verände- mngy ihrer Entwicklung, d. k der Uebergang aus einer Form in die andre, aus einer Ordnung des Zusammenhang» in eine andre. Sobald er einmal diess Geseta entdeckt hat, untersucht er im Detail die Folgen, worin es sich im gesellschaftHchen Leben kundgibt .... Demzufolge bemüht sicli Marx nur um eins: durch genaue wisse ii>t'haftliche Untersuchung die Noth- wendigkeit bestimmter Ordnungen der gesellschaftlichen Ver> hältniase nachsuweisen und soviel als möglich untadelhaft die Thatsaohen au konstatiren, die ihm zu Ausgangs- und Stfita- punkten dienen. Hieran ist vollständig hinreichend, wenn er mit der Nothwendigkeit der gegenwärtigen Ordnung angleich die Nothwendigkeit einer andren Ordnung nachweist, worin die erste unvermeidlich übergehn muss^ ganz gleichgültig, ob

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die MeuBohen das glauben oder nicht glauben, ob sie sich dessen bewusst oder nicht bewnsst sind. Man betrachtet die gesellsohflfüiche Bewegung als dnen natnigesehichtUohen Pro- cess, den Gesetse lenken, die nicht nur von dem Willen, dem

Bowusstsein und der Absicht der Menschen unabhängig sind, goüdorn vielmehr umgekehrt deren Wollen, Bewusstsein und

Absichten bestimmen Wenn das bewusste Element in

der Kulturgeschichte eine so untergeordnete Holle spielt, dann versteht es sich von selbst^ dass die Kritik, deren Gregenstand die Kultur selbst ist, weniger als irgend etwas andres, iigend eine Form oder iigend ein Besultat des Bewusstseins cur Grundlage haben kann. Das heisst, nicht die Idee, sondern nur die äussere Erscheinung kann ihr als Ausja:ang«punkt dienen. Die Kritik wird sich beschränken auf die Vergleichung und Konfrontirung einer Thatsache, nicht mit der Idee, son- dern mit der andren Thatsache. Für sie ist es nur wichtig, dass beide Thatsachen möglichst genau untersucht werden und wirklich die eine gegenüber der andren versohiedne Entwick- lungsmomente bilden, vor allem aber wichtig, dass nicht min- der genau die vSerie der Ordnungen erforscht wird, die Auf- einanderfolge und Verbindung, worin die Entwicklungsstufen erscheinen. Aber, wird man sagen, die aii^erneinen Gesetze des ökonomischen Lebens sind ein und dieselben; ganz gleich- gültig, ob man sie auf Gegenwart oder Vergangenheit anwendet. Grade das Iftugnet Marx. Nach ihm ezistiren solche abstrakte Gesetze nicht . . . Nach seiner Meinung besitet im Gegentheü jede historische Periode ihre eigenen Gesetse . . . Sobald das Leben eine gegebene Kntwickiunusperiode überlebt hat, aus einem gegebnen Stadium in ein amlre.^ übertritt, beginnt es auch durch andre Gesetze gelenkt zu werden. Mit einem Wort, das ökonomische Leben bietet uns eine der Kntwicklungs- geschichte auf andren Gebieten der Biologie analoge £bv scheinung. . . . Die alten Oekonomen verkannten die Natur ökonomischer Gesetse, als sie dieselben mit den Gesetzen der Physik und Chemie verglichen . . . Eine tiefere Analyse der Erscheinungen bewies, dass soeiak' Organismen sich von ein- ander ebenso gdindlich unterrfcheiden als Pflanzen- und Thier- organismen . . . Ja, eine und dieselbe Erscheinung unterliegt

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ganz und gar versobiednen Geseteen in Folge des veiBchied- nen Gesammtbaos jener Organiamen, der Abweichung ibier einzelnen Organe, des Unterschieds der Bedingungen worin

sie fiinktioniren ii. s. w. Marx laiigiut z. B., dass das Be- viilkcrunerss-esete dasselbe ist zu allen Zeiten und an allen Orten. Er versichert im G«gentheil, dass jede Entwicklungs- stufe ihr eignes Bevölkerungsgesetz hat . . . Mit der verschied- nen Entwickliing der Prodnktivkraft indem sich die Verhält- nisse und die sie regelnden G^esetae. Indem sich Marx das Ziel stellt, von diesem Gesichtspankt ans die kapitälistisohe Wirthschaftsordnung zu erforschen und zu erklären, formnlirt er nur streng wissenschaftlich das Ziel, welches jede genaue Untersuchung des ökonomischen Leljcns haben niuss . . . Der wissenschaftliche Werth solcher Forschung liegt in der Auf- klürnng der besondren Gesetze welche Entstehung, Existenz, Entwioklang, Tod eines gegebenen gesellsohaftlichen Oiganis- mns und seinen Ersatz durch einen andren, höheren regeln. Und diesen Werth hat in der That das Buch von Manc'

Indem der Herr Verfasser das, wais er meine wirkliche Methode nennt, so treffend, und soweit meine persönliche Anwendimg derselben in Betracht kommt, so wohlwollend schildert, was andres hat er geschildert als die dialektische Methode?

Allerdings muss sich die Daratellungsweise formell von der Forachungsweise unterscheiden. Die Forschung hat den Stoff sich im Detail anzueignen, seine versobiednen Entwicklungs- formen zu analysiren und deren innres Band aufenspttren. Erst nachdem die^e Arbeit vollbracht, kann die wirkliche Be- wegnng entsprechend dargestellt werden. Gelin<i:t diess und spiegelt sich nun das Leben des IStoffs ideell wieder, so mag es anssehn, als habe man es mit einer Konstruktion a priori zu thun.

Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegersohen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegen-

theil. Für Hegel ist der Denkprocess, den er sogar unter dem NaiiK ti Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des Wirklichen, das nur seine äussere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.

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Die mystlficironde ISeite der Hegel'scheu Dialektik habe ich vor beinah 30 Jahren, zu einer Zeit kritisirt, wo sie noch Tagennode war. Aber grade ab ieh den ersten Band des , Kapital*^ ausarbeitete, gefiel sieh das verdrieesliche^ anma&- licbe und mittelmftfsige Epigonenthum, welches jetst im ge- bildeten Deut<?chl;ind das grosse AVort führt, darin, Hegel zu bebandeln, wir der hnive Mom!» Mi iideissohn zii Tiessing's Zeit den Spinoza behandelt hat, nämlich als „todten Hund*. Ich bekannte mich daher offen ak Schüler jenes grossen Denkers, und kokettirte s<>gar hier und da im Kapitel über die Werth- theorie mit der ihm eigenthttmlichen Ansdrnoksweise. Die Myslafikation, welche die Dialektik in HegePs Händen erleidet, verhindert in keiner Weise, dass er ihre allgemeinen Bewegungs- formen zneret in umfassender und be\\us8ter Weise dargestellt hat. iSie steht hei ihm auf dem Kopf. Man muss sie um- stülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken.

In ihrer mystifioirten Form ward die Dialektik deutsche Mode, weil sie das Bestehende zu verldfiren schien. In ihrer ratio- nellen Grestalt ist sie dem Bürgerthnm und seinen doktrinären

Wortführern ein Aergerniss und ein Greuel, weil sie in dem positiven Verständniss des Bestehenden zugleich auch das Verständniss seiner Negation, seines nothwendigen Untergang» einschliesst, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auüasst, sich durch nichts imponiren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revo- lutionär ist

Die widerspruchsvolle Bewegung der kapitalistischen Gesell^

Schaft maelit sieh dem prak li^i-hen Bourgeois am sclilagt-ndsteu fülill)ar in den AVechselfUlh ii des periodisehen Cvklus, den die moderne Industrie durchläuft, und deren Gipfelpunkt die allgemeine Krise. Sie ist wieder im Anmarsch, obgleich noch begriffen in den Yorstadien, und wird durch die AUseitigkeit ihres Schauplatses, wie die Intensität ihrer Wirkung, selbst den GlQckqiilsen des neuen heiligen, jireussisch- deutschen Reichs Dialektik einpauken. London, 24. Januar 1873.

Karl Blarx.

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Zur dritten Auflage.

Es war Marx nickt vergöunt^ diese dritte Auflage selbst dniokferdg za machen. Der gewaltige Denker^ vor dessen Qitae sich jetst auch die (Gegner neigen, starb am 14. März 1888.

Atif micli, der ich in ihm den vierzigjährigen) besten, unver- brücldichsten Freund verlor, den Freund, dem ich mehr ver- danke als sich mit Worten sagen lässt, auf nuch fiel nun die Pflicht, die Herauijgabe, sowohl dieser dritten Auflage wie des handschriftlich hintcrlassenen zweiten Bandes zu besorgen. Wie ich den ersten Theii dieser Pflicht erfüllt, darüber bin ich dem Leser hier Eechenschalt schuldig.

Marx hatte Anfangs vor, den Text des ersten Bandes grossen- theils umzuarbeiten, manche theoretischen Punkt« schärfer zu fe.ssen, neue einzufügen, dixs geschichtliche imd statiEtische Material bis auf die neueste Zeit zu ergänzen. Öein Krank- heitszustand und der Drang, zur Schlussredaktion des zweiten Bandes zu kommen, Hessen ihn hierauf verzichten* Nur das Nothigste sollte geändert, nur die Zusätze eingefügt werden, die die inzwischen erschienene fanzösische Aui^be (Le Ca- |»taL Par Karl Marx. Parts, LachAtre 1878) schon enthielt

Im Nachlass fand sich denn auch ein deutsches Exemplar, das von ihm stellenweise korrigirt und mit Hinweisen auf die inuizösische Ausgabe versehen war; ebenso ein französisches, worin er die zu benutzenden Stellen genau bezeichnet hatte« Biese Aenderungen und Zusätze beschränken sich, mit wenigen Ausnahmen, auf den letzten Theil des Buchs, den Abschnitt: der Akkumulationsprocess des Kapitals. I£er folgte der bis- herige Text mehr als sonst dem ursprünglichen Entwurf, während die früheren Abschnitte gründlicher ttberarhritet waren. Der Styl war daher lebendiger, mehr aus einem Gu^s, aber auch nachlässiger, mit Anglicismen versetzt, stellenweise undeutlich; der Entwicklungsgang bot hier und da Lücken, indem einzelne wichtige Momente nur angedeutet waren.

Was den Styl betrifft, so hatte Marx mehrere Unterabschnitte

B* X

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XX

selbst Endlich revidirt uikI mir dann^ sowie in häufigen mflndliohen Andeutungen, das Mals g^ben, wie weit ich gebn durfte in der Entfernung engliseher teehnischer Ausdräcke und

sonstiger Anglicismen. Die Zusätee und Ergänzungen litttte Marx jedenfalls noch überarbeitet und das glatte Französisch durch sein eignes gedrungenes Deutscli ersetzt; ich musste mich begnügen, sie unter Tnöglichstem Auschluss an den ur- sprünglichen Text zu übertragen.

Es ist also in dieser dritten Auflage kein Wort geändert^ von dem ich nioht bestimmt weiss, dass der Verfasser selbst es geändert hätte. Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das «Kapital* den landläufigen Jargon einsuftthren, in welchem deutsche Oekonomen .sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwälsch, worin z. B. derjenige, der sich für haare Zahlung von Andern ihre Arbeit geben lässt, der Arbeitgeber heisst, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Flranattsischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von .Beschäftigung* gebrauohL Bfit Recht aber würden die Franzosen den Odconomen für verrückt halten, der den Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter recevcur de travail nennen wollte.

Ebensowenig habe ich mir erlaubt, das im Text durdiweg gebrauchte englische Geld, Mafs und Gewicht auf seine neu- deutschen Aequivalente zu reduziren. Als die erste Auflage erschien, gab es in Deutschland so viel Arten von Ma(s und Gewicht wie Tage im Jahr, dasu zweierlei Mark, (die Reichs- mark galt damals nur im Kopf Soetbeers, der sie E2nde der 30ger Jahre erfunden) zweierlei Gulden und mindestens dreierlpi Thaler, darunter einer, dessen Einheit das ,neue Zweidrittel " war. Li der Naturwissenschaft herrschte metri- scheSy auf dem Weltmarkt euglisches Mals und Gewicht. Unter solchen Umständen waren englische MaOseinheiten selbstverständlich fttr ein Buch, das seine thatsSohlichen Belege fast ausschliesslich aus englischen industriellen YerhSltnissen zu nehmen genöthigt war. Und dieser letzte Grund bleibt auch noch heute entscheidend, um so mehr als die bezüg- lichen Verhältnisse auf dem Weltmarkt sicli kaum geändert haben y und namentUch für die ausschlaggebenden Industrien

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XXI

Etsen und Bmimwolle englisches Mab und Gewicht

noch heute fast ausscliliesslich herrscht.

Bchliesflich noch ein Wort über Marx' wenia: verstaiidne .Vrt zu citiren. Bei rein thatsäcblichen Angaben und Scliilderungen dienen die Citate^ z. B. aus den englischen Blaubttchern^ selbstredend als einfache Belegstellen. Anders aber da, wo theoretische Ansichten andrer Oekonomen citirt werden. Hier soll das Citat nnr feststeUen, wo, wann, und von wem ein, im Lauf der Entwicklun^j: sich ergebender ökonomischer Gedanke zuerst khir ausgesprochen ist. Wobei es nur darauf ankommt, dass die fraghche ökonomische Vor- stellung für die Grescbicbte der Wissenschaft Bedeutung bat, dass sie der mehr oder weniger adäquate theoretische Aus- druck der Ökonomischen Lage ihrer Zeit ist Ob aber diese Vorstellung für den Standpunkt des Verfassers noch absolute oder relative Geltung hat, oder ob sie bereits ganz der Ge- schichte verfallen, darauf kommt es ^anz und g^r nicht an. Diese Citate bilden also nur einen, der Geschiclit*» der <)kono- mischen Wissenschaft entlehnten^ laufenden Kommentar zum Text, und stellen die einzelnen wichtigeren Fortschritte der ökonomischen Theorie nach Datum und Urheber fest Und das war sehr nttthig in einer Wissensdiaft, deren Gksehicht- Schreiber bisher nnr durch tendenziöse, fast streberhafte Un- wissenheit sich auszeichnen. Mau wird es nun auch be- greiflich finden, weshalb Marx, im Einklang mit dem Yf»i won zur zweiten Ausgabe, nur ganz ausnahnosweis deutsche Oeko- nomen anzuführen in den Fall kommt.

Der zweite Band wird hofEentlich im Laufe des Jahres 1884 erscheinen können.

London, 7. Novbr. 1883,

Friedricii £ngels.

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Zur vierten Auflage.

Die vierte Aafli^ forderte von mir eine mögliclut end- gültige Feststellong des Textes sowohl wie der Anmerkungen. Wie ich dieser Anforderung nachgekonmien, darüber kurz Folgendes.

Naeh nochmaliger Yergleiohung der französischen Ausgabe und der handschriftlichen Notizen von Maix habe ich aus jener noch einige Zxuäfae in den deutschen Text aufgenommen, Sie finden sich auf S. 80 (dritte Auflagt S. 88), 8. 458—60 (dritte, S. 509—10), S. 547—51 (dritte, S. 600), 8. 591— 9S (dritte, S. 644) und S. 596 id ritte, S. G48j in der Note 79. Ebenso habe ich nach Vorgang der französischen und eng- H.schen Ausgabe die lange Anmerkung über die Bergwerks- arl)eiter ((iritt« Aufl. S. 609 615) in den Text gesetzt (vierte Aufl. S. 461 67j. Sonstige kleine Aenderungen sind rein technischer Natur.

Femer habe ich noch einige erläuternde Zusatznoteu ge- macht, namentlich da, wo veränderte geschichtliche Umstände diess zu ei*fordern schienen. Alle dicf»e Zusat/jvtten sind in eckige Klammern gesetzt und mit meinen Anfaugsbachstaben oder mit „D. H." bezeichnet

Eine vollständige Revision der sahireichen Citate war noth- wendig geworden durch die inzwischen erschienene englische Ausgabe. F(lr diese hatte Marx' jüngste Tochter Heanor sich der Mühe unteneogen, sämmtliche angeführte Stellen mit den Originalen zn vergleichen, sodass in den^ bei weitem vor- wiegenden Citaten aus englischen Quellen dort keine Rück- fiberaetcnng ans dem Deutschen^ sondern der englische Origi- naltext selbst erscheint Es lag mir also ob, diesen Text bei der vierten Auflage zu Bathe zu siehn. Es fanden sich da- bei mancherlei kleine Ungenanigkeiten. Hinweise auf un- richtige Seitenaahlen, theils beim Eopiren aus den Heften verschrieben, theils im Verlauf von drei Auflagen gehäufte Druckfehler. Unrichtig gesetzte Anffihrungszeichen oder Lflckenpnnkte, wie dies bei massenhaftem Gitiren aus Aus- 2Ugsheften unvermeidlich. Hier und da ein, weniger glücklich gewähltes Uebersetzungswort. Einzelne Stellen citirt aus den alten Pariser Heften 1843 4."), wo Marx noch kein EngHsch ver- isuind, und englische Oekonomen in französischer Uebersetzung

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ks; wo denn der doppelten UebetsetEong eine leichte Aendening der Klangfiirbe ent^rach, s. B. bei Stenart, Ure u. A. wo jetct der engUflche Text za bennteen war. Und was dergleichen kleine Ungenauigkeiten und Nachlteigkeiten mehr sind. Wenn man nun die vierte Auflage mit den vorigen vergleicht^ so wird man sich übeneugen, dass dieser ganze mühsame Be- richtigungsproaess an dem Buch aber auch nicht das Geringste geändert hat, das der Rede werth ist Nur ein einziges Citat hat nicht gefunden werden können^ das aus ^ohard Jones (4. Aufl. S. 562, Note 47); Marx liat sich wahrscheinlich im Titel des Buches verschriebeu. Alle andern behalten ihw volle Beweiskraft oder verstärken sie in der jetzigen exakten Form.

Hier aber bin ich genöthigt, auf eine alte Geschichte zurück- zukommen.

Es ist mir nämlich nur ein Fall bekannt, wo die Richtig- keit ein IS Maix'schen Citatß in Zweifel gezogen worden. Da dieser aber i)is über Marx^ Tod hinau^espielt hat^ kann ich ihn hier nicht ^ut Übergehn.

In der Berliner ^Concordia* , dem Organ des deutschen Fabrikantenbundes, erschien am 7. März 1872 ein anonymer Artikel: »Wie Karl Marx citirt." Hier wurde mit überreich- lichem Aufwand von sittlicher Entrüstung und von unparlamen- tarischen Ausdrücken beliauptet, das Citat aus Gladstone's Budgetrede vom 16. April 1863 (in der Inauguraladresse der Internationalen ArbeiterasBOciation von 1864^ und wiederholt un «Kapital^ I, S. 617, vierte Aufl., Seite 671, dritte Aufl.) sei g^Slseht. Der Säte: , Diese berauschende Yennehmng von Beichthum und Macht ... ist gana und gar auf die be- sitJEenden Erlassen beschränkt"^ stehe mit keinem Wort im (qnasiofficiellen) stenographischen Bericht von Hansard. .Dieser ^tz befindet sich aber nirgends in der Gladstone'schen Bede. Gerade das Gcgentheil ist in derselben gesagt. [Mit fetter Schrift] Marx hat den Sati fbiHMll uml materiell hinzugelogen!'*

Marx, dem diese No. der Concordia im folgenden Mai zu- gesandt wurde, antwortete dem Anonymus im N'olksstaaf* vom 1. Juni. Da er sieh iiieht mehr erinnerte, nach welchem Zeitun^sreferat er citirte, beöcliränkte er sich darauf, das gleichlautiiide Cit^t zunächst in zwei englischen Scliriften nachzuweisen, und sodann das Referat der Times zu eitiren, wtniitcb Gladstone sa^t: „That is thc State of the case 5»s reu;ar<ls the wealth of this cuunlry. I must say for one, 1 t^iiould look

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XXIV

almost with apprehension and with pain upon Üua intoxicating augmentation of wealth and power^ if it were mj beliel that it waa oonfined to claasea who are in easy (siieumstanoes. ThiB takes no cognisance at all of tiie oonditian of the la-

bouring population. The augmentation X liave described aud which is founded, I think, upon accurate roturns, ia an aug- mentation entirely confined to classes of property.*

Also (iladstone nagt hier, es würde ihm leid thun, wenn dem so wäre, al)er es sei so: Diese l)erauhehende Vermehrung von Macht umi Ileielitlium sei ganz und gar auf die be- Kitzeucieu Klassen beschränkt. Und was den quasiofficiellen Hansard betrifft, so sagt Marx weiter: „In seiner hier nach- träglich zureehtgestiimperten Aus^-abe Mar Herr Gladstoiu' so gescheidt, die im Munde eines eii^li>( heu Schatzkanzlers aller- dings eompromittirliehe Stelle wegzupfuseben. Fs ist diess übrigens herkömmlicher englischer Parianientsbrauch , und keineswegs eine Erfindung des Laskerehen contra Bebel."

Der Anonymus wird immer erboster. Die Quellen zweiter Hand in seiner Antwort^ Conoordia 4. Juli, bei Seite schiebend, deutet er schamhaft an, es sei „Sitte^^ Parlamentsreden nach dem stenographischen Bericht zu citiren; aber auch der Bericht der Times (worin der „hinzugelogen©** Satz steht) und der von Hansard (worin er fehlt) „stimmen materiell völlig über- em% und ebenso enthalte der Timesbericht „das direkte Ckgen- theil jener berüchtigten Stelle der Inanguraladfease^i wobei der Mann sorgsam verschweigt, dass er neben diesem angeblichen „GegenthdF gerade ,jjene berfichtigte Stelle'' ausdrttcklich enthält! Trots aUedem ffiblt der Anonymus^ dass er festsitzt» und dass mir ein neuer Winkelzug ihn retten kann. Während er also seinen, wie so eben nachgewiesen, von ,,firecher Ver- logenheitf' strotsenden Artikel mit erbaulichen Schimpfereien spickt, als da sind: „mala fides,'' „Unehrlichkeit," „lügenhafte Angabe," „jenes lügenhafte Citat," „freche Verlogenheit,** „ein Citat, das völlig gefälscht war" „diese Fälschung," „ein- fach uiiani," u. s. w. findet er es für nöthig, die Streitfrage auf ein andres Gebiet iiberzuspieleu, und verspricht daher „in einem zweiten Artikel auseinanderzusetzen, welche Bedeutung Mir di r nicht ,. lügenhafte" Ajiunvinus| dem Inhalt dem Glad- i?l(uie sehen M etrie l)eilegen." Als ob die-^e seine unnuifögeb- Uche Meiuuug da.«* Geringste mit der Sailu» zu thuu habel Dieser zweite Artikel steht in der Cuucurdia vom 11. JulL

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XXV

Marx antwortete noch emmal im «Yolksstaat* yom 7. Augnat^ indem er mm auch die Heferate der betreffenden Stelle avia dem Moming Star and dem Moming Advertlser vom 17. April 1868 brachte. Naob beiden sagt Gladstone, er würde mit Be- sorgnifls u. 8. w. auf diese beranschende Vermehrung von Beieh- thnm nnd Macht blicken, wenn er sie anf die wirklich wohl- habenden Klassen (classes in easy circumstances) beschrSnkt glaubte. Aber diese Vermehrung sei beschränkt auf Klassen, die Eigenthum besitzen (entirely coutined to classas possessed of property). Also auch diese Referate bringen den angel)- lich „iiiuzugologenen* Satz wörtlich. Ferner stellte er noch- mals fest, durch Vcrgleichung der Texte der Times und llau- sard's, dmn der, durch drei am nächsten Morgen erschienene, von einander unahha-iigige, gleichlautende Zeitungsreferate als wirklich gesproclitn konstatirte Satz iii (ie?n nacli bekannter , Sitte* durchgesehenen licferat von TTansnrd tclilt, dass Glad- stone Ilm, in Marx' Worten „nachtragheli wegstipitzt hat,* und erklärt schliesslich, er habe keine Zeit mit dem Anonymus weiter zu verkehren. Dieser scheint auch genug gehabt asu haben, wenigstens erhielt Marx keine ferneren Kümmern der jConcordia* zugeschickt.

Damit schien die Sache todt und begraben. Allerdings kamen nns seitdem ein oder zweimal von Leuten, die mit der Uni- versität Cambridge in Verkehr standen, geheimniss volle Gre- rüchte zu über ein unsagbares literarisches Verbrechen, das Marx im «Kapital*^ begangen haben sollte; aber trotz aller Nachforschungen war absolat nichts Bestimmteres an erfahren. Da, am 29. November 1888, acht Monate nach Marz* Tod, erschien in der ^Times* ein Brief, datirt Triniiy College, Cambridge, und nnterseichnet Sedley Taylor, worin bei einer vom Zaun gebrochnen Gelegenheit dies in zahmster Genossen- schafterei machende Mftnnlein uns endlich Aufklttrung ver- schaffte, nicht nur über die Munkeleien von Cambridge, sondern auch Aber den Anonymus der «Concordia'*.

^Was äusserst sonderbar erscheint,* sagt das Männlein von Trinity College, ,ist, dass es dem Professor Brentano (da- mals in Breslau, jetzt ui Strassburg) vorbehalten war . . . die mahl Ildes zu enthüllen, welche augenscheinlich das Citat aus Gladstones Rede in der [Inangural] Adresse diktirt Imttc. Herr Karl Marx, der . . . das Citat zu vertheidigen suchte, hatte die Verwegenheit, in den Todeswindungen (deadly shiftsj

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XXVI

auf die Brentauo's meisterhaft geführte Angriffe ihn schleunigst herunter brachten, zu bchaupteOi Herr Gladstone hal)e den Be- richt seiner Bede in der Times vom 17. April 1863 zureoht- gestümpert ehe er in Hansard ersohieUi um eine Stolle weg« rapfufichen, die allerdings für einen englischen Schatskansler compromittirlich seL Als Brentano, durch eine ins Einzelne gehende Textvergldohung, bewies» dass die Berichte der .Times' und von Hansard fibereinstimmten in absolutem Ausschluss des SinneSi den pfiffig-isolirte Citirung den Gladstone'sohen Worten unteigeschoben hatte, da sog Marx sich surück unter dem Verwand des Zeitmangels 1*^

Das also war des Pudels Kern! Und so glorios reflektirte sich in der produkti\ gcnossenschafdichen Phantasie von Cam- bridge die anonyme Campagne Herrn Brentano'» in der «Con- cordia!" So lag er, und so führt* er seine Klinge, in „meisterhaft geführtem Angriff/ dieser Sankt Georg des deutschen Fabri- kantenbiiiides, während der Höllendrache Marx zu seinen Füssen ..«chleunigst in Todeswindungen* verrÜLiielt!

Jedeniioch dient diese ganze ariostische Kampfschilderiirjjr nur dazu, die Winkt Izüge unsres Sankt Georg zu verd* cken. Hier ist schon nicht mehr die Rpde von , Hinzulügen, " von ^Fälschung," sondern von „pfiffig isolirter Citirung* (eraftily i<nlated quotation). Die ganze Frage war verschoben, und iSankt Georg und sein Cambridger Schildknappe wussten sehr genau weshalb.

Eleanor Marz antwortete, da die „Times" die Aufnahme verweigerte, in der Monatsschrift ,To-Day,* Februar 1884, indem sie die Debatte auf den eimdgen Punkt aurückführte, um welchen es sich gehandelt hatte: Hat Marx jenen Sats «hinzi^gelogen* oder nicht? Darauf erwidert Herr Sedley Taylor: «»die Frage, ob ein gewisser Sata in Herrn Gladstone's Bede voigekommen sei oder nicht*^, sei nach seiner Ansicht «von sehr unteigeordneter Bedeutung gewesen*, im Streit awischen Marx und Brentano, «verglichen mit der Frage, ob das Citat gemacht worden sei in der Absicht, Gladstone^s Sinn wiederaugeben oder zu entstellen.* Und dann giebt er au, dass der Times-Bericht .in der That einen Widerspruch in den Worten enthält;* aber, aber, der übrige Zusammenhang, richtig, d. h. im fiberal-gladstone'schen Sinn erklSrt, aeige an, was Herr Gladstone habe bn^^cn wollen. (To-Day, März 1884.) Das Komischste dabei ist, dass unser Männlein von Cambridge

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XXVII

nun darauf besteht, die Bede nicht nach Hansard za citiren, -wie es nach dem anonymen Brentano «Sitte* ist, sondern nach dem von demselben Brentano als «nothwendig stümper- haft* beseicfaneten Bericht der Times. Natürlich, der fatale Satc fehlt ja im Hansard!

Eleanor Marx hatte es leicht, diese Argumentation in der- selben Nummer yon To-Day in Dunst au&ulösen. Entweder hatte Herr Taylor die Kontroverse von 1S72 gelesen. Dann hatte er jetat »gelogen*, nicht nur , hinzu sondern auch «hin- weg.* Oder er hatte ae nicht gelesen. Dann war er ver- pflichtet den Mund za halten. Jedenfalls stand fest, dass er die Anklage seines Freundes Brentano, Marx habe „hinzu- gelogen", keinen Augenblick aufrecht zu erhalten wagt€. Ira Gegentheil, Marx soll nun nicht hinzugelogen, sondern einen wichtigen Satz unterschlagen haben. Aber dieser selbe Satz ist citirt auf S. 5 der luauguraiadresse, wcnicre Zeilen vor dem anercblieh Jiinzugelogenen." Und was den , Widerspruch" in ^iladstüues Kede angeht, ist es nicht gerade Marx, der im Kajutnl S. 618 (3. Aufl. S. 672) Note 105, von den .fort- laufenden, schreienden Widersprüchen in Gladstone's Budget- reden von 1863 und 1864* spricht! Nur dass er sich nicht Ik la Sedley Taylor unterfängt sie in liberales Wohlgefallen aufzulösen. Und das Schlussresum^ in E. Marx' Antwort lautet dann : Jbn Gegentheil , Marx hat weder etwas An- fübrenswerthes unterdrüokt noch das Geringste hinzugelogen. Aber er hat wiederhergestellt und der Vergessenheit entsogen einen gewissen Sata einer Gladstone'sohen Bede, der unzweifel- haft ausgesprochen worden , der aber^ so oder so, seinen Weg gefanden hat aus Hansard hinaus.''

Damit hatte Herr Sedley Taylor denn auch genug, und das Besoltat des ganaen, durch fwei Jahrzehnte und ttber awei grosse Lander fortgesponnenen Profeesorenklüngels war, dass man nicht mehr gewagt hat, Maiz* literarische Gewissenhaftigkeit anzutasten, dass aber seitdem Herr Sedley Taylor wohl eben- sowenig Vertrauen setsen wird in die literarischen Schlacht- bnlletins des Herrn Brentano, wie Herr Brentano in die päpst- liche Unfehlbarkeit von Hansard.

London, 2^. Juni 18d0.

F. EngolB.

üiyiiizea by

InhaltsYerzeichnisa

Vorwort snr ersten (¥.), zweiten (XI.), dritten (XX.) und yierten Anflage.

Erstes Buch.

Oer ProduktioiMprocess des Kapitals.

Bnter Abtehnltt Waare and Geld.

Satt«

Erstes Kapitel. Die Waare 1

1) Die zwei Faktoren der Waare: Gcbrauchswerth und Wertli (Werthaubstanz, Werthgrösae) 1

2) Doppeleharakter der in den Wuien datgeetellten Arbeit ... 7 8) Die Werthform oder der Tenscliwerth 14

A. Einfache, einzelne oder zufällige Werthform 15

1) Die beiden Pole des WerÜiansdrackB: BelatiTe Werthform und Aequivaientform 15

2) Die relative Werthform 16

a) Gehalt der relativen Werthform 16

b) Quantitative Bestimmtheit der relativen Werthform . . 19

3) Die Aequivalentform , .... 22

4) Das Ganze der einfachen Werthform 27

B. Totale oder entfaltete Werth form 29

1) Die entfaltete relative Werthiorm 29

2) Die besondre Aequivalentform 30

8) MftngeL der totalen oder entlhlteten Wertliform .... 30

C. Allgemeine Wertbfbrm 81

1) Veränderter Charakter der Werthform 32

2) Entwicklungsverhikitnias von relativer Werthfbrm und Aequivalentform 34

3) l 'ebergang aus der allgemeinen Werthform zur Geldiorm. 85

D. Geldform 36

4) Der Fetischcharakter der Waare und sein Oeheimniss .... 87

Zweites Kapitel. Der AustanadiipiooeM 50

Drittes Kapitel. Das Qeld oder die Waarencirkulation .... 58

1) Malii der Werthe. (Preis. Mafsstab der Preise. Allge- meines Steigen oder Fallen der Preise, Eechennamen des Geldes, Rechengeld. Quantitative Inkongruenz von WerthgrGsse und Preis. Qualitative Inkongruenz der- selben. — Preis nur ideeUe Wertliform der Waare) ... 60

2) Cirkalationsmittel 68

a) Die Metamorphose der Waare (Kreislauf W G W. Vcrlvanf: W— G. - Kauf: G W. Gesammtmetamor- phüäe einer Waare. - Waarencirkulation. Unterschied zwischen Waarencirkulation und FrodukteuauäUiusch) . 6S

b) Der Umlauf des Geldes. (Waaienmetamorphose und Geld- umlauf. ^ Doppelter Stellenwechiel des Geldes. Quan- tität des umlaufenden Geldes. Umlaufsgesehwindigkeit

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XXIX

Seit«

Flu88 und Stockung de« Umlauts. Faktoren, weldie die Miwin de« umliiifeiideii Mdee beetimmen) 78 c) Die Hflnse, des WerthseidieD. (Mflnse nnd Bamn, Yer- achleiss der Mttnze. Werthzeichen. Silber- und Kupferniarkec. Papiei^eld. Geeete der Fapieceirku-

latioa mit Zwaogskurs) 88

3j Geld 98

h) Schatzbüduug 93

b) Zeblungimittel W

e) Weltgeld 105

Zweiter Abbcfanitt.

Die Verwandlunj? von Geld in Kapital.

Vierte? Ka])iu 1 Verwandlung von Gold in Kapital 109

Ij Die allgemeine Formel des Kapitals 109

2) Widersprüche der allgemeinen Formel 118

8) Kenf und Verkauf der Arbeitskraft 189

(Der , freie Arbeiter". Werth der Arbeitskraft. £igen- tkflmliehe Natur der Waare «Arbeitskraft*).

Dritter AMkaitt.

Die Produktion des abeolnten Mehrwertbs.

Fünfte« Kapitel. Arbeitsprooesa und Verwerthungsprocess . . 189 (Arbeitsprocess. Arbeitsgegenstand, Bohmaterial, Arbeits* mitteL Pirodnktioiisiiiittd. ProdnktiTe Koneiuntioa.

Der Arbeitsprocess als Koneumtionsprocess der Arbeits- kraft durch den Kapitalisten. Werthbildungsprocees.

Werth der ArbeitslcrHft nnd ihre Verwerthung im Ar- beitsprocea«* verHchiedne Grössen. Verwerthungsproce^ Genesis dea Kapitals).

Seehetee Kapitel. Konetantee Kapital und vailablee XCapttil . . 161

(^ebentes Kapitel Die Bäte dea Mehrwerthe 178

1) Der fixploitationsgrad der Arbeitskraft 178

3) Darstellung dea Prodoktenwerths in proportioneUen Theüen dea Produkts 182

3) Seniors .Letzte Stunde" 186

4) Dw Mehrprodukt 191

Achtee Kapitel. Der Arbeiteteg 192

1) Die Grenzen des Arbeitstags 192

2) Der Heiashunger nnch ]VrehrflrV>oit. Fabrikant und Bojar . . 198 8) Ekiglische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation 204

(Spitzenindustrie. Töpferei. Zündhöber. Tapeten.

BSekerei. Eiaenbalmbetrieb. Patimacheiei. Schmiede.)

4) Tag- und Nachtarbeit. Das AblOsungsayetem 218

(Metallurgie und Metallindustrie)

5) l>er Kampf um den Normaiarboitetag. Zwangägesetze zur Ver- längerung des Arbeitstags von der Mitte des 14. bis Ende des

17. Jabrbaiiderte 22«

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XXX

8«it«

(Rücksichtfllosigkeit des Kapitals gegen Gesundheit und Labenidaiier des Arbeiters. » Eni^iache ArbeitersUtuten.

* Sehnmken des Arbeitstags im 17. Jaihrhundert bis snr Epocbe der grossen Industrie.)

6) Der Kampf um den Normal arbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschrän- kung der Arbeitszeit. Englische Fabrikgesetzgebung 1833 64 . 240

(Akt von 1838. Von 1844. Von 1847. Von 1850. Seidenfabrik. Druckereien. Färbereien und Bleichereien.)

7) Der Kampf nm den Nomuüarbeitstag. BQekwirkniig der eDg- lisefaea Fabrikgesetzgebung auf andre Linder 261

Nenntes Kapitel. Bäte nnd Kasse des Mslirwsrtlis 206

Ylsrter AMhiMt.

Die Prodaktion des relativen Mehrwertbs.

Zehntes Kapitel BegtüT des relsttven Msbrwerths 276

Elftes Kapitel. Kooperation 286

(Au<!gnng8punkt der kapitalistischen Produktion, ihr quan- titativer Unterschied von der zünftigen Industrio Ge- sellschaftliche Durchschnittsarbeit. Oekunuuiie der Produktionsmittel. Gesellschaftliche Produktivkräfte der kooperativen Arbeit FrOhere Formen der Koope- ration. — Ihre kapitalistisehe Form.) Zwölftes Kapitel. TheUung der Arbeit und Uannfaktar ... 300

1) Doppelter Ursprung der Manufaktur 300

2) Der Theilarbeiter uud sein Werk/eutr 303

3) Die beiden Grundformen der Mü.uufaktur. Heterogene Manu- £aktar nnd orgauisehe MsanfUctnr 906

4) Theilnng der Arbeit innerhalb der Mannfaktur und Theilnng

der Arbeit innerhalb der Gesellschaft 315

51 Der kapitalistiseljp Churaktor der ManufLikttir 324

Dreizehntes Kapitel. Ma^clüuerie und grosse Industrie .... 334

1) Entwicklung der Maschinerie 334

2) Werthabgabe der Maschinerie an das Produkt 350

8) Nächste WirknngendesmsschinenmärisgenBetriebeanfdenArbeiter 858

a) Aneignung zuschüssiger Arbeitskräfte dnrob dss Kapitsl. Weiber- und Kinderarbeit 858

b) Verlängerung des Arbeitstags 367

c) Intf'iisifikation der Arbeit 378

4) Die Fabrik 384

5) Kampf zwischen Arbeiter nnd Maschine 892

^) Die Kompensationstheorie besfiglich der durch Maschinerie ver- drängten Arbeiter 408

7) Repulsion und Attraktion von Arbeitern mit Entwicklang des Maschinenbetriebs. Krisen der Baiimwollindustrie . . 412

8) Revohitionirung von Manufaktur, Handwerk und Hauisarbcit durch die grosse Industrie 425

a) Anfliebang der auf Handwerk und Theilung der Arbeit beruhenden Kooperation 425

b) Rückwirkung des Fabrikveaens auf ManuCdttur und Hausarbeit 426

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XXXI

c) Die moderne Männfaktur 428

d) Die uioderae Hausarbeit (Spitzenfabrik. Strobflechterei) 481

e) Uebergang der moderaen Manufaktur und Hausarbeit rar grotMüInditttrie. Beidileauigung dieser Bevolution dureh Anwendung der Fabrikgeaetse auf jene Betriebi- weisen (die Nähmasdiine) 485

9) Fabrikgesetzgebung. (Gesandheits- und Erziehungsklatiaeln.)

Ihre Vernncrempinprung in England (Mineninduatrie) . . * . 446 10) Groaae iudustrie und Agrikultur 469

Fünfter Abschnitt. * Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwertbs*

Vierzehntes Knpitel. Absoluter und Relativer Mehrwerth . 472 Fünf7.ebnte!^ Kapitel. OrÖssenweohiel von Preis der Arbeitskraft

und Mehrwerth 482

L Grösse des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant,

ProdnkÜTkraft der Arbeit Taiiabel 488

IL Konstanter Arbeitstag, konstante FrodnktiTkralt der Arbeit,

Intensität der Arbeit variabel 487

m. Produktivkraft und IntensitAt der Arbeit konstant, Arbeitstag

variabel 489

rV^. Gleichzeitige Variationen in Dauer, Produktivkraft und Inten-

mm der Arbeit m

Sechsdmtes KapitaL YmoUadena Fonnatn ffir dia Bäte des IfalirwertltB 498

Seebiter Abeehnltt.

Der Arbeitelohn.

Siebzehntes Kapitel. Terwandlnns von Werth, resp. Freis der

Arbeitekxaft, in Arbeitslohn 497

Aebtsebntea Kapitel. Her Zeitlohn 505

Neunzehntes Kapitel. Der Stücklohn 513

Zwanaigstes Kapitel. Nationale Yereehiedenhait der Arbeitslöhne 521

Slebettter AbMlmltt*

Der AkkumulaÜonsprooeaa des Kapitals.

Einondzwanzigstes Kapitel. Einfache Beprodoktion $27

(Arbeiterklasse als Zubehör des Kapitals. Das Verhältniss zwischen Kapitalist und Arbeiter reproducirt durch den kapitalistischen Produkiiousprocess.l Zweiuudz wanzigstes Kapitel. Verwandlung von Meiirwer th in Kapital 542 1) KapitaUstiseher piodnktionipTOoesB auf erwdterter Stufenleiter. TTmscblag der E^nthumsgesetse der Waarenproduktion in Ge- setze der kapitalistischen Aneignung 549

9) Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter 8eiteT!s der politischen Oekonomie 551

3) XheiluiiL'^ lies Mehrwerths in Kapital und Revenue. Die Ab- stinenztheorie 554

4) Umetlnde, welebe vnabhftngig von der proportioneilen TheÜung des Mebrwerths in Kapital nnd Bevenue den Umfang der Akknmu-

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iation beätimmeu ; ExploitationsgradderArbeitekraft. Froduktiv- kraft der Arbeit » Waduende Difierens swiaehen angewandtem und konsnmirtem Kapital. GrOne des Torgesdioetiieii Kapitals 568

5) Der sogenannte Arbeitefonds 578

Dreiiindzwanzirrstes Kapitel. Daa allgemeiiia Gtoaeta der kapitalia» tischen Akkumulation 576

1) Wachsende Nachtrage nach Arbeitskraft mit der Akkumulation,

bei gleichbleibender Zusammensetzung des Kapitals .... 576

2) BelatiTe Abnalune des Tariablen KapitaltheiJs im Fortgang der Akkumolation und der sie begleitenden Koncentration . . . 585

8) Progressive Produktion einer lelatiTen Ueberrölkenuig oder industriellen Reservearmee 598

4) Verechiedne Existenzformen der relativen TTebervölkerung. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation .... 606

5) Illustrationen des allgemeinen Oesetaea der kapitalistisebein Akknmnlation 618

a) England von 1846—66 618

b) Die schlecht bezahlten Schichten der britischen in- dustricllcn Arbeiterklasse (Nahrungsverhältnisse. Wohnungszustand. London. Newcastle upon Tyne. Bradford. Bristol 620

c) Das Wanderrolk (WobnnngsverhAltnisse. ~ Eiaenbabn- arbeiter. Kohlen- und andere Bergwerksarbeiter . 628

d) Wirkung der Krisen auf den bestbezahlten Theil der Arbeiterkla.H8e (Ei9eTiHchiffHb«nier im O'stcn von London) 634

e) T>a« britische Ackerbauproletariat (Die Wandergänge) 639

f) Irland 664

Viernndiwassigates Kq»itel. IMa aog. nvaprfiiii^lloha AkkimuiUtioii 670

1) Das (HheiainisB der nrsprflagliciien Akkumulation 679

2) Expropriation des englischen Landvolks von Orund und Boden. (Verwandlung vou Ackerland in Viehweide im letzten Drittel des 15. und den ersten Deceunien des 16. Jahrhunderts. Die Refor- mation und der Diebstahl an den Kirchengütern. Verwandlung von feudalem in bürgerliches Eigenthum. Die Eestauratiou und die «Glorions Se?olntloD'*. Diebstahl an Staatsdominen. Gemeindeeigenthnm nnd der Raub desselben. Clearing ot Estates, Verwandlung von Ackerland in Schaftriften und Ton Schajftriften in .Tno-drevipr im schottischen Hochl.nid ) . . . 682

3) Blutgesetzgebung gegen die Expropriirten seit Elnde des 15. Jahr- hunderts. Gesetze zur Herabdxückung des Arbeitslohns . . . 699

4) Genesis der kapitalistischen Pichter 708

. 5) BOckwirknng der agrikolen ReTolntion auf die Industrie. Her- stellung des innem Markts für das industrielle Kapital . . . 710

6) Genesis des industriellen Kapitalisten. (Koloniahystem. Staats- ßchuldensystem. Modernes Steuersvf^tem und Frotektionssyatem.

Der Kinderraub beim Bej^inn der pros«ien Industrie) . . . 714

7) Gesdiichtliclic Tendenz der kapital islisoheu Akkumulation . . 726 Fflnfiuldzwanzigsteä Kapitel. Die moderne Kolonlaattonathaotle . 729

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Erstes Buch.

Der Prodttktionsproeess des Kapitals.

Erster Abschuittw Waare und Geld*

Erstes Kapitel Die WMire.

1) Die Bwei Factoren der Waare: Gebraacbswertli und Werth (Wertlisubstanz, Werthgrösse).

Der Reichthuru der GesellschiiftMi . m welchen kapitalistische Produktiosweise herrscht, erscheint als eine „ungeheure Waareu- sammlung"*), die einzelne Waare als seine Eieraentartorm. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Waare.

Die Waare ist zunächst ein äusserer üegenütand, ein Ding, das durcii st ine Eigenschaften in* iischliche Bedürfnisse irgend einer Art betriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Pliantasie entspringen, a'ndfTt nichts an der Sache'). Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das mensch- liche Bedürfniss befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d. h. als Gegenstaad des Qeoussee, oder auf einem Umweg, als Produktions- mittel.

Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier u. s. w., ist unter doppel- tem Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität^ Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese rerschiedenen Seiten nnd daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge

') Karl Marx: .Zar Kritik der Politischen Oekonomie. BerUn 1869% 4.

,De«ire implies waat; it is the appetite of the mind, and as natural SS banger to the body . . . the greatest nnmber (of things) have their

vhIug from supplying rhe waiits of tbo mind.* Nicolas Barbun: ,A r)i!4c<>urH6 OD coining the ncw tnoney lighter, in aoswer to Mr. Locke's Gouäiderations etc. London 1690", p 2, 3. , .

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TO entdecken, ist geschichtliche That»). So die Findung geseU- schaftlicher Mafse für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Waarenmafse entspringt theils aus der ver- schiedeiit^Q Natur der zu messenden G^enstände, theils aus Kon- vention.

Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswerth ^). Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigeiiscliaften des W;i;ireTikr>rpers bedingt, existirt sie nicht ohne denselben. Der WaarenkörptT spllxit, wie Eisen, Weizen, Dia- mant u. s. w. ist, daher ein (iebrauchswerth oder Gut. Dieser sein Charakter hiinift nicht davon ab, ob die AiiLiLCniing seiner Gebrauchseigenschaften deni Menschen viel oiier wenig Arbeit kost^et. Bei Betrachtung der Gebrauchswerthe wird stets ihre quan- titative Bestimmtheit Torausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Lein« wand, Tonne Eisen u. 8. w. Die Gebrauchswerthe der Waaren liefern das Material einer eignen Diaciplin, der Waarenkunde*^). Der Gebrauchswerth verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Kon- sumtion. Gehrauchawerihe bilden den stofflichen Inhalt des Keich- thums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellachaftaform bilden sie sogleich die siujffUchen Triger des Tauschwertbs» *

0er Tauschwerth erscheint zunächst als das quantitattve Ver- hältnisse die Proportion, worin sich Qebraucbswertiie einer Art gegen Gebrauchswerthe anderer Art austauschen*), ein VerhaltnisB, das bestandig mit Zeit und Ort wechselt Der Tauschwertb scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Waare inner-

^ «Things liave an intrinsick vertue (diese bei Barbon die specifisclie

Bezeichnung für Gebrauchsworth'. which in all places hnvr tho same vertue; as the load?«tone te attract iron" (1. c p. 16». Die Eigenschaft de» Magnets, Eiaeu anzuziehn, wurde er»t nützlich, sobald man vermittelst derselben die magnetische Polarität entdeckt hatte.

*) ,The natural worth of anything conaist?* in itn fitncRS to aupply the necessities. or »orve the convt niences of buuian life ** (John Locke: „SomeCoatiideratioiis on the Cou^equeucea of the Lowering of Interest. 16^1" Ui Works edit Lond. 1777" V. II. p. 2^.) Im 17 Jahrhundert finden wir noch häufig bei englischen ScbriftHtrl lern „Worth" für Oebrauehs- werth und ,,Vaiuf^" fflr Tauschwerth, panz im Geint einer iSprache, die ea Hellt, die unmittelbare Sache germanisch und die reflektirtc Sache romanisch aaszudrücken.

*) In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die fictio juris, dass jeder Mensch als Waarenlcäufer eine encyklopiidische WaarenkenntniKw besitzt.

^) „La valeur cooBiate dauti le rappurt d'^change qui truuve eulre teile choae et teile autre, eotre tell^ mesure d'une j>roduction et teile mesure d'une autre " (Le Trosne: „De VlntMl Sociale PhytiecrataSi

. .

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lieber, immanenter Tauc>chwerth (vaieur iiitiiiis^ue) also eine con- tradictio in adjecto'). Betrachten wir die Sache näher.

Eine gewisse Waare, ein Quarter Weizen z. B. tauscht sich mit X Stiefelwichse, oder mit y Seide, oder mit z Gold u. s. w., kurz mit andern Waaren in den verschiedensten i'ropoi tionen. Mannig- fache Tauschwertlie also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber -da X Stiefelwichse, ebenso y Seide, eijenso z Gold ii. s. w. der Tauschwerth von einem Quarter Weizen iist, müssen x Stiefelwichae, y Seide, z Gold u. s. w. durcheinander ersetzbare oder einander gleich grosse Tausch werthe sein. £s folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerthe derselben Waare drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tausch werth kann überhaupt nar die Aus- drucksweise, die M&rscheinaiigsfonD** «oes von ihm untoncheidbaien Gehalts sein.

Nehmen wir fenier zwei Waaren « z. Weizen und Eisen. Welches immer ihr AustaaachTerbältDias, es ist stets darstellbar *in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantam Wmen irgend einem Quantum Eisen gletehgesetst wiid, s. R 1 Quarter Weisen s= a Ctr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Dass ein Gemein- sames won derselben Grösse in zwei ▼erschiednen Dingen ezistirt^ in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ctr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für neb weder das eine, noch das andere isi Jedes der beiden, soweit es Tauschwerth, muss also auf diess Dritte reducirbar sein.

Ein ein&ches geometrisehes Beispiel veiaoschauliehe diess. üm den Flaeheninbalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu Terj^leichen, lost man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reducirt man auf einen von seiner sichtbaren Fi^ur ^anz ver- schiednen Ausdruck das halbe Produkt seiner Grundimie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tausch werthe der Waaren zu redu- ciren auf ein gememsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen.

Dies« Gemeinsame kann nicht eine j^eonietrische, physikalische, ch^^mische od^r sonstiije natürliche Eigenschaft der Waaren sein. Ihre körperiiciieti Kii^rmschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu 0»'br<ni( lisu erthen. An- dererseite aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchs-

') .Nothing caQ have an intrinsick value" {TU. Barbon 1. c. p. 16), oder wie Butler aagt:

„The valne of a thing jntt SS mach as it will bring.'*

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wertiien, was das AustaascIiTerbaltDifla der Waaren augensdieinlich chazaktertBÜrt Innerhalb desselben gilt ein Qebraucfaswertb grade so Tiel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vor- handen ist Oder, wie der alte Barbon sagt: „Die eine Waaren- sorte ist so gut wie die andre, wenn ihr Tauschwerth gleich gross ist Da existirt keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich grossem Tauschwerth* Als Ge- brauchswerthe sind die Waaren vor allem verschiedner Qualität, als Tausch werthe können sie nur verschiedner Quantität »ein, ent- halten also kein Atom Gebrauchswerth.

Sieht man nun vom Gebraucliswerth der Waaren körper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Ei<^enschaft, die von Arbeitsprodukten. Jedorb ist uns auch das Arbeits])i oiinkt bereits in der Hand ver- waiulrlt. Abstrahiren wir von senieiu Gt hraurlisAverth, so ab- strahiren wir auch von den körperlichen Bestandtheiien und Formen, die es zum Gebrauchswerth machen. Es ist nicht länger Tisch oder Uaus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausirelö.scht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützliche Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiednen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht l&nger, sondern sind allsu- sammt reducirt auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt mensch- liche Arbeit.

Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts Ton ihnen ttbrig geblieben ab dieselbe gespenstige Gegen- ständlichkeit, eine blosse Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit, d. h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rficksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, dass in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbdt aufgehSuft ist Als Krystalle die- ser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werthe Waaren werthe.

Im Aiistauschverhitllniss der Waaren selbst ersdiien uns ihr Tauöchwerth als etwas von ihren Gebrauchs werthen durchaub unab-

*) ,.One 8ort of wares sre m good as anothtt*, if the valae ba equal.

There is no difference or distiuction in thiaga of equal valae . . . One

hnndn d pounrl.-* wortli of Icad nr iron, is of as great a value as one hundred pouiidä Worth of siirer aud gold." (N. Barbou 1. c. p. 63 u. 7.)

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hängiges. Abstrahirt man nun wirklich vom GebiaachawerUi der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Werth wie er eben bestimmt ward. Das Oemeinsame, was sich im AustanadiTerhältniss oder Tanschwerth der Waare darstellt, ist also ihr Werth. Der Fort- gang der Untersuchung wird uns zurackführen zum Tauschwerth als der nothwendigen Ausdrucksweise oder Elrscheinungsform des Werths, welcher zmiaehst jedoch unabhingig ▼on dieser Form zu betrachten ist

Ein Gebisuchswerth oder Gut hat also nur einen Werth, weil abstrakt mensdiHche Arbeit in ihm YSigegenständlicht oder materia- tisurt ist Wie nun die Grösse seines Werths messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen „werthbildenden Substanz**, der Arbeit Die Quantit&t der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zmtdauer und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Mafistab an bestimmten Zeittheflen, wie Stunde, Tag u. s. w.

Es könnte scheinen, dass, wenn der Werth einer Waare durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum be- stimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto werth voller seine Waare, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werthe bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die gesammte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Wpithen der Waarenwelt darstellt, gilt hier als eine und dif s('lbf> menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen indi- viduellen Arbeitskräften besteht. Jede difscr iiniividuellen Arbeits- kräfte ist dieselbe menscliliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeits> kraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeits- kraft wirkt, also in der Produktion einer Waare auch nur die im Durchschnitt notb wendige oder gesellschaftlich noth wendige Arbeits- zeit braucht. Gesellschaftlich noth wendige Arbeitszeit ist Arbeits- seit, erheischt um irgend einen Gebrauchswerth mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesell' scbaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensit&t der Arbeit darsustellen. Nach der Einführung des Dampfwehstuhls in England z. B. genflgte vielleicht halb so viel Arbeit als Torher, am ein g^benes Quantum Garn in Gewebe su Tcrwandehi. Der englische Handweber brauchte su dieser Verwandlung in der That nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner indi?idueUen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Ar- beitsatunde dar und fiel daher auf die Hilfte smnes frOhem Worths.

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Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich noth wendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines (rehrauchswerthR gesellschaft- lich nothweüdige Arbeitszeit, welche seine Werthgrösse bestimmt*). Die einzelne Waare gilt hier überiiaupt als Durchschnittsexeraplar ihrer Art^®). Waaren, worin gleich grosse Ärbeitsquanta enthalten sind, oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe W^rthgrosse. Der Werth einer Waare rer* hSAi sich zum Werth jeder andren Waare, wie die zur Produktion der einen nothwendigen Arbeitszeit zu der fUr die Produktion der andren nothwendigen Arbeitnett „Als Werthe sind alle Wanren nur bestimmte MaDbe feetgeronnener Arbeitszeit**^^).

Die WerthgrSaae emer Waare bliebe daher konstant, wfire die SU ihrer Prodoktbn erhetachte Arbeitaaeili konstant Letatere neehselt i^rar mit jedem Wechsel in der Prodaktiykroft der Arbeit. Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannig&che Umstände bestimmt, unter anderen durch den Dnrchsebnittsgtad des Ge- schickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftlicfae Kombi-* nation des Ptoiduktionsprocesses, den Ümfeng und die Wirkunga^ fthigkeit der Produktionsmittel, und durch NaturyerhSltnisse. Dasselbe Quantum Arbeit stellt sich z. B. mit günstiger Jahreszeit in 8 Bushel Weizeu dar, mit uuL^ünstiger in nur 4. Dasselbe Quantum Arbeit liefert mehr Metalle ui reichhaltigen, als iu armen Minen u. s. w. Diamanten kommen selten in der Erdrinde vor und ihre Findung kostet daher im Durschschnitt viel Arbeitszeit. Fol<rlich stellen sie in wenig Volumen viel Arbeit dar. .Tacob be- zweifelt, dass Gold jemals seinen vollen Werth bezahlt hat. Noch mehr gilt die'? vom Diamant. Nach Eschwege hatte 1828 die achtziL!;jäliri;/e Gesanimtausbeute der lirnsilisclien niamautgruben noch nicht den Preis des l^/,jährigea Durchschuittsprodukts der

*) Note ZOT 2, Ausg. „The value of them (the neeessariet of life) when

they are rachanged the one for another, is regulated by the quantity of labonr necessarily required, and commonly taken in producing them". „l>e'- Werth von (iebrauchsgegenständen, sobald sie gegen einander umgetautsdu werden, ist beBtimmt dnrdi das Quantum der zu ihrer Produktion nothwendig erheischten und gewöhnlich angewandten Arbeit'^ („Seme Thoughts on the laterest of ^foiiey in general, and pnrticulary in the Public Fund.s etc.". London, p. 86.) Diese merkwürdige uuouyme Schrift des vorigen Jahr- huaderts trägt kein Datum. Es geht jedoch aus ihrem Inhalt hervor, dass flie unter Georg II., etwa 1739 oder 1740, erschienen isL

.jToutes les produciion.s d'un ir.vme genre ne formcnt pro[»rcment qu*une masse, dout le prix sc dC'tcrmine en general et sans ^gard aux drconstancea particuliferes". (Le Trosne 1. c. p. 893.)

K. Marx 1. c. p. 6.

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bimnliacheD Zucker- oder Kaflfeepflanzungen erreicht, obgleich ae iriel mehr Arboit dsnlellte, also mehr Werth. Mit reichhaltigiereii Chrnben wfirde dasselbe Arbeitaquantum eich in mehr Diamanten darstellen nnd ihr Werth sinken. Gelingt es mit wenig Arbeit Kohle in Diamant an Terwandeln, so kann sein Werth nnter den ^n Zi^elsteinen &llen. Allgemein: Je grösser die Prodaktivkrafl der Arbeit, desto kleiner die aar Herstellang eines Artikels er- heischte ArbeitBieiti desto kleiner die in ihm krystalL'airte Arbeits- masse, desto kleiner sein Werth. Umgekehrt, je kleiner die Pro- duktivkraft der Arbeit, desto grosser die aar Heistellang eines Artikels noth wendige Arbeitszeit, desto grösser sein Werth. Die Werthgrösse einer Waare wechselt also direkt wie das Quantum und umgekehrt wie die Produktivkrait der öich in ihr verwirk- lichenden Arbeit

Ein Ding kann Gebrauchswerth sein, ohne Werth zu sein. Es ist diese der Fall, wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, jungfräulich er Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Hoiz u. s. w. Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Wanre zu sein. Wer durch sein Produkt sein eigenes ßedürfniss l)einedigt, schallt zwar Ge- brauchswerth, aber nicht Waare. Um Waare zu produciren, niuss er nicht nur Gebrauchswerth produciren, sondern Gebrauchswerth für andre, gesellschaftlichen Gebrauchs werth. [Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterliche Bauer producirte das Zinskorn &a den Feudalherrn, das Zehotkorn für den Pfaffen. Aber weder Zins- kom noch Zehntkorn wurden dadurch Waare, dass sie für andre producirt waren. Um Waare zu werden, muss das Produkt dem andern, dem es ak Gebrau chswerth dient, durch den Austausch ttbertragen werden.] ^^*) Endlieh kann kein Ding Werth sein, ohne Gebranehsgegrastand an sein. Ist es nutslos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutalos, sählt nicht als Arbeit und bildet daher keinen Werth.

2) Doppelcharakter der in den Waaren dargestellten

Arbeit

Ursprünglich erschien uns die Waare als ein Zwieschlachtiges, Gebrauchswerth und Tausch werth. Später zeigte sich, dass auch

^**) Note zur 4. Aofl. Ich schiebe das Eingeklammerte ein, weil durch dessen Weglasfung Helir häufig das Missvcrstrinduiss entstanden, jedes Produkt, da» von einem andern als dem Produceuten konsumirt wird, gelte bei Marx als Waare. F. E.

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die Arbeit, soweit sie im Weiih aasgedrQckt ist, nicht mehr die- selben Merkmale besitaEt, die ihr als Enengerin von Gebrauchs* werthen zukommen. Diese zwieschlBehtige Natur der in der Waare enthaltenen Arbeit ist suerst von mir kritisch nachgewiesen worden^*). Da dieser Punkt der Springpunkt ist, um den sich das Verständniss der politischen Üekonomie dreht, soll er hier näher be- leuchtet werden.

Nehmen wir zwei Waaren, etwa einen Kock und 10 Ellen Lein- wand. Der erstere habe den zweifachen Werth der letzteren, so dft-ss. wenn 10 Ellen Leinwand = W, der Rock = 2 W.

Der iiock ist ein Gebrauchswerth, der fiu besonderes Bedürfniss befriedigt. Um ihn hervorzubringen, In darf es einer bestimmten Art produktiver Thütigkeit. Sie ist bestimmt durch ihren Zweck, Operations weise, Gegenstand, Mittel und Resultat. Die Arbeit, deren Nützlichkeit sich so im Gebrauchswerth ihres Produkts oder darin darstellt, dass ihr Produkt ein Gebrauchswerth ist, nennen wir kurzweg nützliche Arbeit Unter diesem Gesichtspunkt wird sie stets betrachtet mit Bezug auf ihren Nutzeffekt.

Wie Rock und Leinwand qualitativ verschiedne Gebrauchswerthe, so sind die ihr Dasein vermittelnden Arbeiten qualitativ yerschieden Schneiderei und Weberei Wären jene Dinge nicht qualilatiT Terscbiedne Gebrauchswerthe und daher Produkte qualitativ ver- schiedner nQtalicher Arbeiten, so kannten sie sich überhaupt nicht als Waaren gegenfibertreten. Rock tauscht sich nicht aus gegen Bock, derselbe Qebrauchswerth nicht gegen denselben Gebraudis- werÜi.

In der Oesammtheit der voschiedenartigen Gebrauchswerthe oder Waarenkdrper erscheint eine Gesammtheit ebenso mannigfiiltiger, nach Gattung, Art, Familie, Unterart, Varietät verschiedner nütz- licher Arbeiten eine gesellschaftliche Theilung der Arbeit. Sie

ist Existenzbedingung der Waarenproduktion, obgleich \Vaarenpro- duktion nicht umgekehrt die Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitstheiiang. In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit ge- sellschaftlich getheilt, ohne dass die Produkte zu Waaren werden. Oder, in näher liegendes Beispiel, in jeder Fal»nk ist die Arbeit systematisch getheilt. aber diese Theilung nicht dadurch vermittelt, dass die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen. Nur Produkte selbständiger und von einander unabhängiger Privat- arbeiten treten einander als Waaren gegenüber.

L c. p. I2f 18 und paBsim.

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Man hat also gesehn: in dem Gebraucliswertli jeder Waare steckt eine bestimmte zweckro&lsig produktive Thätigkeit oder nQtdidie Arbeit Gebrauebswerthe* können aich nicht als Waaren gegen- übertreten, wenn nicht qualitativ verachiedne ntttsdiche Arbeiten in ihnen stecken. In einer Oesellschaft, deren Produkte allge- mein die Form der Waare annehmen, d. h. in einer Gesellschaft von Waarenprüducenten, entwickelt sich dieser qualitative Unter- schied der nützlichen Arbeiten, welche unabhängig von einander als Privatgeschäfte selbstständiger Producenten betrieben werden, zu einem vielgliedrigen Sxstem, zu einer gesellschaitüchen Theüuog der Arbeit

Dem Rock ist es übrigens gb u li^nilti^r . ob er vom Schneider oder vom Kunden dt s Schneideiti ge tragen wird. In beiden Fallen wirkt er als Gebrauchswertb. Elxiisowenig ist das Verbältniss zwischen dem Rock und der ihn producirenden Arbeit an und für sich dadurch verändert, dass die Schneiderei besondre Profession wird, selbstständiges Glied der geseUschaftUchen Theilung der Arbeit. Wo ihn das Kleidungsbedürfhiss zwang, hat der Mensch Jahr- tausende lang geschneiderti bevor aus einem Menschen ein Schneider ward. Aber das Dasein von Rock, Leinwand, jedem nicht von Natur Torhandnen Element des stofflichen Beichthoms, musste immer vermittelt sein durch eine specielle, zweckm&lsig produktive Thätigkeit, die besondere Naturstoffe besondren menschlidien Be- dürfnissen assimilirt Als Bildnerin von Gebraochswerthen, als ntitaliche Arbeit» ist die Arbeit daher eine von allen Qesellschafls» formen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Natur- nothwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.

Die Gebrauchswerthe Rock, Leinwand s. w., kurz die Waaren- körper, sind Verbindungea von zwei Elementen, Natuxstoff und Arbeit. Zieht man die Gesammtsumme aller verschiednen nlltz- lichen Arbeiten ab, die in Rock, Leinwand u. s. w. stecken, so bleibt stets ein materielles Substrat zurück, das ohne Zuthun des Menschen von iSatur vorhanden ist. Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Kalur selbst, d. h. nur die Formen der Stoil'e ändern Noch mehr. lu dieser Arbeit der

„Tutti i fenomeni dell* universo, sieno essi prodotti della mano deir uomo, ovvero delle universali leggi della fisica. Tion ci dnnno idea di attuale ereazion^ ma unicamente dl una modificaKione della materia. Accostare e ■emumre sono gli nnici elementi che Vingegno umano riirova analiszando ridea della riproduzione; e tanto h riprodazione di valore (Gebraucbswerth, obgleich Verri hier in seiner Polemuc gegen die Pbyaiokraten adbsl nicht

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Formung selbst wird er bestiindig unterstützt von Naturkräffcen. Arbeit ist also nicht die einzige Quelle der ron ihr producirten Qebrauchswerthe, des stofflichen Reichthums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter.

Gehn wir nun von der Waare, so weit sie Gebrauchsgegenstand, über zum Waaren-Werth.

Nach unsrer Unterstellung hat der Rock den doppelten Werth der Leinwand. Diess ist aber nur ein quantitativer Unterschiedy der uns zunächst noch nicht interessirt Wir erinnern daher, dass, wenn der Werth eines Rockes doppelt so gross als der von 10 Ellen Leinwand, 20 Ellen Leinwand dieselbe Werthgrösse haben wie ein Bock. Als Werthe sind Rock und Leinwand Dinge gleicher Substans, objektive Ausdrucke gleichartiger Arbeit Aber Schneiderei und Weberei sind qualitativ verschiedne Arbeiten. Es giebt jedoch Gesellschaflszustande, worin derselbe Mensch ab- wechselnd schneidert and webt, diese beiden wschiednen Arbeits* weisen daher nur Modifikationen der Arbeit desselben Individuums und noch nicht besondre feste Funktionen verschiedner Individuen sind, ganz wie der Rock, den unser Schneider heute, und die Hosen, die er morgen macht, nur Variationen derselben individuellen Arbeit voraussetzen. Der Augenschein lehrt ferner, dass in unsrer kapitalistischen Gesellschaft, je nach der wechselnden Richtung der Arbeitsnachfrage, eine gegebene Portion menscliHcher Arbeit ab- wechselnd in der Form von Schneiderei oder in der Form von Weberei zugeführt wird. Dieser Formwechsel der Arbeit mag nicht ohne Friction abgehn, aber er muss gehn. Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Thätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, dass sie eine V' erausgabung menschHclier Arbeitskraft ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedne produktive Thätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand u. s, w., und in diesem Sinn beide mensch- liche Arbeit Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft zu verausgaben. Allerdings muss die menschliche Arbeitskraft selbst mehr oder minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden. Der Werth der Waare

recht wtl»», vou welcher Sorte Werth er spricht) e di ricchezze se la terra. Taria e Faequa ne* campi bI trosmatino in ipano, come se eoUa mano dell

uomo il glutine di un insetto si trasmuti m velluto ovvero jilouTii pezzetti di metallo m organizzino a formare una ripetizionc". (Pietro Verri: ,,Medi- tazioni suUa Economia Politica" ^zuerst gedruckt 1773) in der Aufgabe der italienischen Oekonomen von Coatodi, Parte Modems» t. XY p. 22).

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aber stallt menschliche Arbeit schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt. Wie nun in der bürgerlichen Gesellschaft ein Genenii oder Hanquier eine grosse, der Mensch schlechthin dagegen eine sehr schäbige Rolle spielt**), so steht es auch hier mit der meoschlichen Arbeit. Sie ist Verausgabung einfoeher Arbeitskraft, die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch, ohne besondere fintwicklnng, in seinem leiblichen Organismus be- sükL Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in Terschiednen Landern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber ih einer rorhandnen Gesellschaft gegeben. Komplicirtere Arbeit gilt nur als potenzirte oder ▼ielmehr mnltiplicirte einfache Arbeit, so dass ein kleineres Quantum komplicirter Arbeit gleidi einem grosseren Quantum ein^ber Arbeit Dass diese Reduktion bestandig vorgebt, xeigt die Erfahrung. Eine Waare mag das Produkt der komplicirteeten Arbeit sein, ihr Werth setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfadier Arbeit dar^^). Die yer- schiednen Proportbnen, worin yerschiedne Arbeitsarten auf ein- fache Arbeit als ihre Haiseinbeit reducirt sind, werden durph einen gesellscbaftlichen Prooess hinter dem Rficken der Produ- oenten festgesetzt und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskralt unmittelbar für einlache Arbeitskraft, wodurch nur die Mülie der Reduktion erspar i wird.

Wie also in den Werthen Rock und Leinwand von dem Unter- schied ihrer Gebrauchswerthe abstrahirt ist, so in den Arbeiten, die sich in diesen Werthen darstellen, von dem Unterschied ihrer nützlichen Formen, der Schneiderei und Weberei. Wie die Ge- brauchswerthe Kock und Leinwand Verbindungen zweckbestimmter, produktiver Tbätigkeiten mit Tuch und Garn sind, lir Werthe Rock und Leinwand dagegen blosse gleichartige Arbeits Herten, so gelten auch die in diesen Werthen enthaltenen Arbeiten nicht durch ihr produktives Verhalten zu Tuch und Garn, sondern nur ab Verausgabungen menschlicher Arbeitskraft. Bildungselemente der Gebrauchswerthe Rock und Leinwand sind Schneiderei und Weberei eben durch ihre Yerschiednen Qualitäten; Substanz des

«*) Vgl. „Hegel, Philosophie des Rechts." BerUn 1840, p. 250, § 190, '■^'j Der Leser muss aufmerken, dass hier nicht vom Lohn oder Werth die Re if i'^t, den der Arbeiter für etwa einen Arbeitstag erhult, sondern vom Waarenwerth, worin sich sein Arbeitstag vergegenständlicht. Die Kategorie des Arbeitslohns exittirt überhaupt noch nicht auf dieser Stufe uasrer Daistellimg.

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Kockwerths und Leinwand werths sind sie nur, soweit von ihrer besondren Qualität abstrahirt wird und beide gleiche Qualit&t be- sitzen, die Qualität menschlicher Arbeit.

Rock und Leinwand sind aber nicht nur Werthe überhaupt, sondern Werthe von bestimmter Grösse und nach unsrer Unter- stellung ist der Rock doppelt so viel werth, als 10 Ellen Lein- wand. Woher diese Verschiedenheit ihrer WerthgrSssen? Daher dass die Leinwand nur halb so viel Arbeit enthält, als der Bock, so daas zur Produktion des letzteren die Arbeitskraft wahrend doppelt sOYiel Zeit yeransgabt werden muss als zur Produktion dar onstem.

Wenn also mit Bezug auf den Qebrauchswerth die in der Waare enthaltene Arbeit nur qualitativ gilt, gilt sie mit Bezog auf die Werthgrösae nur quantitativ, nachdem sie bereits auf menschliche Arbeit ohne weitere Qualit&t reducirt ist Dort handelt es sich um das Wie und Was der Arbeit, hier um ihr Wie Viel, ihre Zeitdauer. Da die Werthgrösse einer Waare nur das Quantum der in ihr enthaltenen Arbeit darstellt, müssen Waaren in gewisser Proportion stets j^hiich grosse Werthe sein.

Bleibt die Produktivkraft, sage aller zur Produktion eines Rocks erheischten nützlichen Arbeiten unverändert, so steifet die Werth- grösse der Röcke mit ihrer eignen Quantität. \N * i n 1 Rock x, stellen 2 Röcke 2 x Arlieitstai^e dar u. s. w. Nim tu aber an, die 7A\r Produktion eines Rücks notb wendige Arl>eit steige auf das Doppelte oder falle um die Hälfte. Im ersten Fall hat ein Kock so viel Wertli, als vorher zwei RÖrkfN im jt tztem Fall haben zwei Röcke nur so viel Werth, als vorher einer, obgleich m ix ideii Fällen ein Hock nach wie vor dieselben Dienste leistet und die in ihm enthaltene nützliche Arbeit nach wie vor von derselben Güte bleibt. Aber das in seiner Produktion verausgabte Arbeits- quantum hat sich verändert.

Ein grössres Quantum Gebrauchswerth bildet an und für sich grossrcn stofflichen Reichthum, zwei Röcke mehr als einer. Mit zwei Rocken kann man zwei Menschen kleiden, mit einem Rock nur einen Menschen u. s. w. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Beichthums ein gleichzeitiger Fall seiner Werth- grösse entsprechen. Diese gegensatzliche Bewegung entspringt aus dem zwieschlSchtigen Charakter der Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit» und be* stimmt in der That nur den Wirkungsgrad zweckm&feiger pro- duktiver Thätigkeit in gegebnem Zeitraum. Die nützliche Arbeit

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wird daher reichere oder düif tigere Produktenquelle im direkten Yerhaliniss zam Steigen oder Fallen ihrer Prodaktivkxaft. Da- gegen trifft ein Wechsel der Prodnktivkraft die im Werth dar- 'gertisnte Arbeit an nnd f&r sich gar nicht Da die Produktivkiaft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer kon- kreten nfitzlichen Form abstrahirt wird.. Dieselbe Arbeit ergiebt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Werthgrösse, wie immer die Produktivkraft wechsle. Aber eie liefert in demselben Zeitranm verschiedene Quanta Gebrauchswerthe, mehr, wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebniuchswerthe vermehrt, ver- mindert also die Werthgröase dieser vermehrten Gesaaiintmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion nothwendigen Ar- beitszeit abkürzt. Ebenso umgekehrt.

Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschiicher Arbeits- kraft im physiük/giachen Sinn und in dieser Eipfpuschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit liildet sie den Wiiaren Worth. Alle Arbeit ist andrerseits V«*rnusp;al»uiig mensch- licher Arbeitskraft in besondrer zweckbestiniinter Form und in dieser Eigenschaft konkreter nüb^licher Arbeit producirt sie Ge- brauchswerthe.

Note zur 2. Ausg. Um zn beweisen, „dass die Arbeit allein das end-

gültige und reale Mafs ist, woriiii der Werth aller Waaren zu nWvn Zeiten geschnt/t und vertrlichcn werden kann", sagt A. Smith: „Gleiche Q,u:inti- tätca Arbeit uiüä.seu zu allen Zeiten und an allen Orten fdr den Arbeiter Mihiit deonelben Werth haben. In seinem normalen Zustand von (Gesundheit, Kraft utul Thatigkeit, und mit dem Durchschnitt^grad von Geschicklichkeit, die er besitzen mag, mixs» er immer die nämliche Portion seiner Ruhe, »einer Freiheit und seines Glücks hingeben." (VVealth uf Nationa, b. I. eh. V.) Einerseits verwechselt A. Smith hier (nicht überall) die Bestimmung de« Werths durch diis in der Produktion der Waare verausgabte Arbcilscjuanfum mit der Bestimmung der Wauren werthe durch den Werth der Arbeit und sucht daher nachzuweisen, da^:» gleiche Quantitäten Arbeit stets denselben Werth haben. Andrerseits ahnt er, dass die Arbeit, soweit sie sich im Werth der Waaren darstellt, nur als Verausgabung von Arbeitskraft gilt, faMSt diese Verausgabung alier ^^'i('der bloss n\n Opfer von Ruhe, Freiheit und Glück, nicht auch als normale Leben:»bethätigung Allerdings hat er den modernen Lohnarbeiter vor Augen. Viel trefTender sagt der Kote 9 citirte anonyme Vorgänger v. A. Smith: ,,One man han employed himseif a week in providing this necessary of life . . . and he that gives him some other in exchange, cannot make a better eatimate of what is a proper equi- ▼elent^ thao hy Computing what eoet him just aa much labour and time: which in effect is no more than exchanging one man's labour in one thing for a time certain for another an'«» labour in another thing for the same tüne." (1. c. p. 39) [Zur 4. Auflage: Die englische Sprache hat den Vor-

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3) Die Werthform oder der Tausch werth. Waaren kommen zur Welt in der Form von Gebrauehewerthen oder Waarenkörpern, als Eisen, Leinwand, Weizen u. s. w, Ee iel diess ihre hauebackeDe Naturalform. Sie sind jedoch nur Waaren, weil Doppeltee, GebraochsgegenstSnde und zugleich Werthträger. Sie erscheinen daher nur als Waaren oder besitzen nur die Form von Waaren^ sofern sie Doppelform besitzen, Naturalform und Werthform.

Die Werthgegensiandlichkeit der Waaren unterscheidet sich da- durch Ton der Wittib Hurtig, dass man nicht weiss, wo sie zu haben ist Im graden Gegentheil zar sinnlich groben Gegenständ- lichkeit der Waarenkörper geht kein Atom Naturstoff in ihre Werthgegenst&ndlicbkett ein. Man mag daher eine einzelne Waare drehen und wenden wie man will, sie bleibt nnftssbar als Werth- ding. Erinnern wir uns jedoch, dass die Waaren nur Werthgegen- ständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesnllschaffc- lichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, dass ihre Werthgegen- stündlicbkeii also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, dass sie nur im gesellschaftlichen Verhältiüss von V\ a;iie zu Waare erscheinen kann. Wir giiiüt-n in der That vom Tauschwerth oder Austauschsverhältniss der \\ amen aus, um ihrem darin versteckten Werth auf die Spur zu koiuiueii. Wir müssen jetzt zu dieser Erschein unj^siorni des VVerihes zurückkehren.

Jedermann weiss, wenn er auch sonst nichts weiss, dass die Waaren eine mit den liunten Nnturalforraen ihrer Gei raiichswerthe höchst frappant kontrastirende, fremeinsame Werthtbrrn i)esitzen die Qeldform. Hier gilt es jedoch zu leisten, was von der bürger- lichen Oekonomie nicht einmal versucht ward, nämlich die Genesis dieser Geld form nachzuweisen, also die Entwicklung des im Werth- verhältniss der Waaren enthaltenen Werthausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu verfolgen. Damit verschwindet zugleich das Gehlriithsel.

Das einfachste Werthverhältniss ist offenbar das Werth ver- hältniss einer Waare zu einer einzigen verschiedenartigen Waare, gleichg&ltig welcher. Das Werth verhältniss zweier Waaren liefert daher den einfachsten Werthausdruck für eine Waare.

2Ug, zwei verschiedne Worte für diese zwei verscbieiliien Aspekte der Ar- beit zu haben Die Arbeit, die Gebrauchswerthe schadt und qualitativ bestimmt ist, heisst Work, im Gegen»ats zu Laboar; die Arbeit, die \¥erth Behaf!l und nur quantitativ gemessen wird, heisst Labour, im G^jensata SU Work. Siehe Note sur engL ÜbeisetEuag p. 14. F. £.]

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A) Einfaelie, «inzelne oder zufftRIgo Werthfomi.

X Waare A = y Waare B oder: x Waare A ist y VVaare B werth. (SOEtten Leininui«} » 1 Bock od«r: 80 Ellen Leinvmd aind 1 Bock w«rlii.)

1) Die beiden Pole des Wertbaaedrack«: Belatiye Wertbforin und AeqaiTalentform.

Das Geheiniiiiss ;iller Werthtorna in dieser einfachen Werth-

form. Ihre Analyse bietet daher die eigentliche Schwierigkeit.

Es spielen hier zwei verschiedenartige Waaren A und B, in unsrem Beispiel Leinwand und Rock, ofienbar zwei verniliiedene Rollen. Die Lein wand drückt ihren Werth aus im Rock, der Kock (iieot zum Material dieses Wertliausdrucks. Die vvsie Waare spielt eine aktive, die zweite eine jassive Rolle. Der Werth der ersten Waare ist als relativer Werth dargestellt oder sie befindet sich in relativer Werthform. Die zweite Waare funktionirt als Aequivalent oder befindet sich in Aequivalentform.

Relative Werthform und Aequivaleoiform sind zu einander ge* börige, sich wechselseitig bedingende, unzertrennliche Momente, aber zugleich einander ausschlie^sende oder entgegengesetzte Ex- treme, d. h. Pole desselben Weribausdrucks; sie vertheilen sich etefee auf die verschiedenen Waaren , die der Werthausdruck auf einander beziebi Ich kann z. B. den Werth der Leinwand nicht in Leinwand ausdrücken« 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Lein- wand ist km Wertbausdnick. Die Gleichung sagt vielmebr um- gekehrt: 20 Ellen Leinwand sind nichts andres als 20 Ellen Lein- wand, ein bestimmtes Quantum des Gebrauchsgegenstandes Lein- wand. Der Werth der Leinwand kann also nur relatiT aw^^rOckt werden, d. b. in andrer Waare. Die relative Werthform der Lein- wand unterstellt daher, dass irgend eine andre Waare sich ihr gegenttber in der Aequivalentform befindet Andrenieits, diese, andre Waare, die als Aequivalent figurirti kann sieb nicht gleich- zeitig in relativer Werthform befinden. Nicht sie drttckt ihren Werth aus. Sie liefert nur dem Werthausdruck andrer Waare das Material.

Allerdings schliesst der Ausdruck: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock werth, auch die Rückbezie- hungen ein: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock ist 20 Ellen Leinwand Werth. Aber so uiiiss ich doch die Gleichung umkehren, uoi den Werth (l».s Kocks relativ auszudrücken, und sobald ich das thue, wird die Lemwand Aequivalent statt des Rockes. Dieselbe

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Waare kann also in demselben WerthauBdruck nicht gleichzeitig in beides Fonoen aafbreteD. Diese schliessen sich vielmehr pola- risch aus.

Ob eine Waare Bich nun in relativer Werthform befindet oder in der entgegengesetzten Aequivalentform, hfingt ausschliesslich ab Ton ihrer jedesmaligen Stelle im Werthausdrack, d. h. davon, ob sie die Waare ist, deren Werth, oder aber die Waare, worin Werth ausgedrückt wird.

2) Die relative Werthform.

a) eehslt der relativsa Werfftftr».

Um herauszufinden, wie der einfache Werthausdruck einer Waare im Werthverhaltniss zweier Waaren steckt, muss man letzteres zunächst ganz unabhängig von seiner quantitativen Seite betrachten. Man verföhrt meist grade umgekehrt und sieht im Werthverhaltniss nur die Proportion, worin bestimmte Quanta zweier Waarensorteu einander gleicligelten. Man übersieht, dass die Grössen verschied- ner Dinge erst quantitativ vergleichbar werden nach ihrer Re- duktion auf dieselbe Einheit. Nur als Ausdrücke derselben Ein- heit sind sie gleichnamige, daher kommensurable GrÖs?sen*').

Ob 20 Ellen Leinwand = 1 Kock oder = 20 oder = x RTxke, d. h., ob ein gegebenes Quantum Leinwand viele oder wenige Röcke Werth ist, jede solche Proportion schliesst stets ein, dass Leinwand und Röcke als Werthgrössen Ausdrücke derselben Ein- heit, Dinge von derselben Natur sind. Leinwand = Rock ist die Grundlage der Gleichung.

Aber die zwei qualitativ gleichgesetzten Waaren spielen nicht dieselbe Rolle. Nur der Werth der Leinwand wird ausgedruckt. Und wie? Durch ihre Beziehung auf den Elock als ihr ,.Aequi- valent" oder mit ihr „Austauschbares". Li diesem Verhältniss gilt der Bock als Existenzform von Werth, als Werthding, denn nur als solches ist er dasselbe wie die Leinwand. Andrerseits kommt das eigne Werthsein der Leinwand zum Vorschein oder er- hält einen selbstständigen Ausdruck, denn nur als Werth ist sie auf

") Die wenigen Oekonomen, die sich, wie S. nüiley, mit der Analyse der Werthform beschäftigt haben, konnten zu keinem Keaultat komniHD, einmal, weil sie Werthform und Werth verwechseln, zweitens, weil sie, unter dem rohen Einfluss des praktischen Bürgers, von vorn herein aos- echliesslicb die quantitative Bestimmtheit in» Aul^*- fassen. „The comnuind of quantity .... constitutes value''. („Money and its Vicisaitudes". Lond. 1837, p. 11). Verfasser 8. Bailey.

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den Rock als Oleichwerthiges oder mit ihr Austauschbares be- züglich. So ist die Buttersäure ein vom Propylformat verschiedner E5rper. Beide bestehn jedoch aus denselben chemischen Sub- stanzen — Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (0) und zwar in gleicher procentiger Zusammensetzung, nämlich Hg 0,. Würde nun der Buttersäure das Propylformat gleichgesetzt, so gälte in diesem Verhältniss erstens das Propylformat bloss als Existenzform von 0^ und zweitens wäre gesaprt, dass auch

die Buttersäure aus Hg 0^ besteht. Durch die Gleichsetzung des Propylformata mit der Butter.säure wäre also ihre chemische Sub- stanz un Unterschied von ihrer KÖrperform ausgedrückt.

Sagen wir: Als Werthp sind die Waaren blosse (/iiUertcn mensch- licher Arbeit, so reducirt unsre Analyse dieselben auf die Werth- abstraktion, giebt ihnen aber keine von ihren Naturalformen yer- schiedne Werth form. Anders im Werth verh&ltniss einer Waare sor andern. Ihr Werthcharakter tritt hier henror durch ihre eigne Ziehung zn der andern Waare.

Indem z. B. der Rock als Werthding der Leinwand gleichgesetzt wird, wird die in ihm steckende Arbeit der in ihr steckenden Ar- beit gleichgeeeUt Nun ist zwar die Schneiderei^ die den Rock nacht) eine von der Weberei, die die Leinwand macht, verschieden- artige konkrete Arbeit Aber die Gleichaetxang mit der Weberei reducirt die Schneiderei thatsächlidi auf das in beiden Arbeiten wirklieb Gleiche, anf ihren gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeii Auf diesem Umweg ist dann gesagt, dass auch die Weberei, sofern sie Werth webt, keine Unterscheidungsmerkmale Ton der Schneiderei besitzt, also abstrakt menschliche Arbeit ist Nur der Aequivalenzausdruck ▼erschiedenartiger Waaren bringt den speei- fischen Charakter der werthbildenden Arbeit zum Vorschein, indem er die in den verschiedenartigen Waaren steckenden, verschieden- artigen Arbeiten thatsäihlich auf ihr Gemeinsames reducirt, auf menschliche Arbeit Qberhaupt.^^*).

Note sar % Ausgabe. Einer der ersten Oekonomen, der nach William

Petty die Natur des Werth (lurch^c-haut hat, der berOhmtc Franklin, sagt: yDa der Handel Oberhaupt nichts i»t als der Au»tuu^ch einer Arbeit gegen andre Arbeit, wird der Werth aller Dinge am richtiguteo geschätzt in Arbeit* (.The Works of B. TVanklin ete , edi(ed by Sparks»* Boston 1886. II, p 2ß7.) Franklin ist sich nicht bewusst, dass. indem er den Werth aller Dinge .in Arbeit* sehRtKt, er von der Verschiedenheit der ausgetauschten Arbeiten ab»trahirt und sie so auf gleiche menschliche Arbeit reducirt. Was er nicht weiss, sagt er jedoch. Er spricht erst Ton «der einen Ai^ beit'', dann ,Ton der andren Arbeit", Hchliesslich von , Arbeit' ohne weitere Bezeichnung alt Babstans des Werths aller Dinge.

Mmr%, Kapital I. 2

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Es genügt indeas nicht, den specifischen Charakter der Arbeit aMadrQckeii, woraus der Werth der Leinwand besteht Mensch» liehe Arbeitskraft im flOssigen Zustand oder menschliche Arbeit bildet Werth, aber ist nicht Werth. Sie wird Werth in ge- ronnenem Zustand, in gegenstandlicher Form, üm den Leinwand- Werth als Gallerte menschlicher Arbeit aussadrOcken, muss er als eine »Gegenst&ndlichkeit'* ausgedruckt werden, welche Ton der Leinwand selbst dinglich verschieden und ihr zugleich mit andrer Waare gemeinsam ist Die Aufgabe ist bereits gelöst

Im Werth verhältniss der Leinwand gilt der Rock als ihr quali- tativ Gleiches, aU Ding von derselben Natur, weil er ein Werth ist. Er gilt hier daher als ein Ding, woiiii Werth erscheint, oder welche in seiner handgreiflichen Naturalforni Werth darstellt. Nan ist zwar der Rock, der K()rper der Rockwaare, ein blosser Gebrauchswerth. Ein R x k drückt eben so wenig Werth aus als das erste beste Stück Leinwand. Diese beweist nur, dass er inner- liiill) (Ipr Werthverhäitnisses zur Leinwand mehr bedeutet als ausser- halb desselben, wie so mancher Mpnsrh innerhalb eines galonirtca Rockes mehr bedeutet als ausserhalb desselben.

In der Produktion des Rockes ist thatsäcblicb , unter der Form der Schneiderei, menschliche Arbeitskraft verausgabt worden. Es ist also menschliche Arbeit in ihm aufgehäuft. Nach dieser Seite hin ist der Rock „Träger von Werth", obgleich diese seine Eigen- schaft seU '^t durch seine grösste Fadenscbeinigkeit nicht durch* blickt. Und im Werth verhältniss der Leinwand gilt er nur nach dieser Seite, daher als verkörperter Werth, als Werthkdrper. Trotz seiner zugeknöpften Erscheinung hat die Leinwand in ihm die stammverwandte schöne Werthseele erkannt. Der Bock kann ihr gefi^enBber jedoch nicht Werth darstellen, ohne dass lUr sie gleich- seitig der Werth die Form eines Rockes annimmt So kann sich das Individuum A nicht zum Individuum B als einer Majestftt ver- halten, ohne dass ft&r A die Majestfit zugleich die Leibesgestalt von B annimmt und daher Gesichtezüge, Haare und manches andre noch mit dem jedesmaligen Landesvater wechselt.

Im Werthverhältniss, worin der Rock das Aequivalent der Lein- wand bildet, u;ilt also die Rockforra als Wertht'orm. Der Werth der Waare Leinwand wird daher ausgedrückt im Körper der Waare Rock, der Werth einer Waare im Gebrauchs werth der andren. Als Gebrauchs werth ist die Leinwand ein vom Rock sinnlich v»»r- schiednes Dinp^, als Werth ist sip „Rock^leiches" und sieht daher aus wie ein Rock. t>o erhält sie eme von ihrer Aaturaliorm ver-

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sdiiedne Werthform. Ihr Werthsein erscheint in ihrer Gleichheit mit dem Rock, wie die Schafiuutar des Chiisten in seioer Gleich- heit mit dem Lamm Gottes.

Man nehtf alles was uns die Analyse des WaarenwerthB Torher sa^, sagt die Leinwand selbst, sobald sie in Umgang mit andrer Waare, dem Bock, tritt. Kar yerrfith sie ihre Gedanken in der ihr allein gelftafigra Sprache, der Waarensprache. Um sn aagen, dass die Arbeit in der abstrakten Eigenschaft menschlicher Arbeit ihren eignen Werth bildet, sagt sie, dass der Bock, so weit er ihr gleichgilt, also Werth ist, aus derselben Arbeit besteht wie die Leinwand. Um an sagen, dass ihre sublime Werthgegenstind- lichkeit Ton ihrem steifleinenen Eftrper Tmehieden nt, sagt sie, dass Werth aussieht wie ein Rock und daher sie selbst als Werthditig dem Rock gleicht wie ein Ei dem andern. Nebenbei bemerkt hat auch die Waarensprache, ausser dem Hebräischen, noch viele andre mehr oder minder korrekte Mundarten. Das dt uts( he „Werthsein* drückt z. B. minder schlagend aus als das rumänische Zeitwort Talere, valer, valoir, dass die Gleichsetzung der Waare B mit der Waare Ä, der eigne Werthausdruck der Waare A iat Paris vaut bieo une messe!

Vermittelst des Werthverhältnisses wird also die Natnralform der Waare B zur VVertlitorm der VV'a;irp Ä oder der Körper der Waare B 2um VV^erthspiegel der Waare A^^). Indem sich die Waare A auf die Waare B ab Werthkörper bezieht, als Mate- riatur menschlicher Arbeit, macht sie den Gebrauchswerth B zum Material ihres eignen Werthausdrucks. Der Werth der Waare A, •a aasgedrückt im Gehraachswerth der Waare B, besitzt die Form des lektiTen Werths.

b) Qaaaütative Bestimntbeit der relativen Werthform.

Jede Waare, deren Werth ausgedrückt werden soll, ist ein Ge- brauchsgegenstand von gegebnem Quantum, Ib Scheffel Weizen, 100 Pfd. Kaffee u. s. w. Dieses gegebne Waarenqoantum enthält ein bestimmtes Qnantnm menschlicher Arbeil Die Werthform hat also nicht nnr Werth Qberhanpt, sondern quantitativ be-

In prewTS'^cr Art geht's dem Menschen wie der "Wiiaro Da er weder mit einein äpiegel auf die Welt kommt, noch alä Fichteschcr Philosoph: Ich bin ich, bespiegelt sich der Mensch zuerst in einem andren Menschen. Erst durch die Beziehung auf den Menschen Paul als seinesgleichen, he* zieht sich der Men^^rh Pvrnr auf pich sei bat als Mensch. Damit gilt ihm aber auch der Paul mit Haut und Haareu, in seiner pauliniachen Leib- lichkeit, als ErächeinuLOgsfürm des geuus Mensch.

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sttmmten Werth oder Werthgrtae aoBzndraeken. Im WerthTer^ hftltiiiae der Waare A zur Waaie der Leinwand sum Bocke wird daher die Waareoart Bock nicht nur als Wertiikörper ttber- haupt der Leinwand qualitativ gleich gesetzt, sondern einem he-

stimmten Leinwandquantiim, z. B. 20 Ellen Leinwand, ein be- stimmtes Quantum des Werthkörpers oder Aequivalents, z. B. 1 Rock.

Die Gleichung: „20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wertli" setzt voraus, dass in 1 Rock gerade so viel Wertbsubstanz steckt als in 20 Ellen Leinwaüd, dass beide Waareiiquaata also gleich viel Arbeit kosten oder gleich grosse Arbeitszeit. Die zur Produktion von 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock nothwendige Arbeitszeit wechselt aber mit jedem Wechsel in der Produktivknift der Weberei oder der Scli neiderei. Der Ein- fluss solcher Wechsel auf den relaiiveu Ausdruck der Werthgrösse soll nun näher untersucht werden.

L Der Werth der Leinwand wechsle^*), wahrend der Rockwerth konstant bleibt. Verdoppelt sich die zur Produktion der Leinwand nothwendige Arbeitszeit, etwa in Folge zunehmender Unfruchtbar- keit des flachstragenden Bodens, so verdoppelt sich ihr Werth. Statt 20 Ellen Leinwand = 1 Rock, hätten wir 20 Ellen Leinwand BS 2 Röcke, da 1 Rock jetzt nnr halb so viel Arbeitszeit enthält als 20 £llen Leinwand. Nimmt dagegen die zur Produktion der Leinwand nothwendige Arbeitezeit um die ffllfbe ab, etwa in Folge ▼erbeseerter WehetQUe, so sinkt der Leinwandwerth um die Hälfte. Demgemass jetzt: 20 Eilen Leinwand s Bock. Der relative Werth der Waare A^ d. h. ihr Werth ausgedruckt in der Waaie B, steigt und föUt also direkt wie der Werth der Waare A, hei gleichbleibendem Werth der Waare B.

II. Der Werth der Leinwand bleibe konstant, während der Bockwerth wechsle. Verdoppelt sich nnter diesen Umständen die zur Produktion des Bockes nothwendige Arbeitszeit, etwa in Folge ungünstiger Wollschur, so haben wir statt 20 Ellen Leinwand = 1 Rock jetzt: 20 Ellen Leimviu d = ^/^ Rock, l'ülll Hagegen der Werth des Rockes um die Hälfte, so 20 Ellen Leinwand = 2 Rocke. Bei gleichbleibendem Werth der Waare A, fällt oder steigt daher ihr relativer, in der Waare B ausgedrückter Werth im umgekehrten Verhäitiiiaö zum \Ve^t^^^ rc lisel von B.

Vergleicht man die verschiednen Fälle sub I und 11^ so er-

**) Der Ausdruck «Werth* wird hier, wie beiläufig schon frOher stellen^ weis geschaht fflr quantitativ beidmiiiten Werth, also fär WerthgtBüe gebraucht.

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giebi sich, dass deraelbe Grteenwechsel dee i8lati?en Werths ans ganz entgegengesetsten Unaohen entspringen kann. So wird aus: 20 Ellen Leinwand = 1 Bock: 1) die Gleichung 20 Ellen Lein- wand = 2 Rdcke, entweder, weil der Werth der Leinwand sich verdoppelt oder der Werth der Röcke um die Hälfte tällt, und 2) die Gleichung 20 Elleu Leinwand = ^/^ Rock, entweder weil der Werth der Leinwand um die Hälfte smkt oder der Werth des Rockes auf das Doppelte steigt

III. Die zur Produktion von Leinwand und Rock nothwendi^en Arbeitsquanta mögen gleichzeitig, in derselben Richtung und der- 5ielben Proportion wechseln. In diesem Falle nach wie vor 20 Ellen Leinwand = 1 Rock, wie immer ihre Werthe verändert seien. Man entdeckt ihren Werthwechsel sobald man sie mit einer dritten Waare vergleicht, deren Werth konstant blieb. Stiegen oder fielen die Werthe aller Waaren gleichzeitig und in derselben Proportion, so würden ihre relativen Werthe onTerändert bleiben. Ihren wirk- licben Werthwecbsel enähe man daraus, dass in derselben Arbeits- zeit nun allgemein ein grteeies oder kleineres Waarenquantum ab vorher geliefert würde.

IV. Die zur Produktion von Leinwand und Rock resp. nothwen- digen Arbeitezeiten, und daher ihre Werthe, mögen gleichzeitig in derselben Richtiiii^ wechseln, aber in ungleichem Grad, oder in entgegengesetster Richtung n. s. w. Der Einfluss aller mSglicben derartigen Kombinationen auf den rektiTen Werth einer Waare ergiebt sieb einfach durch Anwendung der Falle L, IL und III.

Wirkliche Wechsel der Werthgrösse spiegeln sich also weder unsweideutig noch erschöpfend wieder in ihrem rektiven Ansdmck oder in der Grösse des relativen Werths. Der relative Werth dner Waare kann wedueln, obgleich ihr Werth konstant bleibt Ihr rdatiTsr Werth kann konstant bleiben, obgleich ihr Werth wech- selt, und endlich brauchen gleichzeitige Wechsel in ihrer Werth- grösse und im relativen Ausdruck dieser Werthgrösse sich keines- wegs zu decken^®).

*) Note zur 2. Ausg. Diese Inkongruenz zwischen der Werthgrösse und ihrem relativen Au-druck ist von derVulgftrökonomie mit gewohntem Scharf- sma auagebeutet wurden. Z. fi. : ,Gebt einmal zu, dass A fällt, weil B, womit es aaageUmieht wird, steigt, obgleich nnterdeaeen nicht weiüger Arbeit auf A Teiantgabt wird, und euer allgemeines Werthprincip fällt zu Boden. . . . Wenn zugegeben wird, dasa, weil der Wf^rth von A relativ zu B steigt, der Werth von B relativ zu A fällt, ist der Uruud unter den Füssen w^ge- •dmitten, worauf Ricardo seinen grossen Sats aufttellt, dass der Werth einer Waare etets bestimmt ist durch das Quantum der ihr einverleibten Arbeit, denn wenn ein Wechsel in den Kesten von A nicht nur seinen eignen Werth

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8) Die AeqniTalentform.

Man halt gesebn: Indem eine Waare A (die Leinwand) ihna Werth im Gebraachawerth einer yeraehiedenartigen Waate B (dem Rock) ausdruckt, drückt sie letzterer aetbat eine eigenthümlicbe Werthform auf^ die des Aeqnivalenta. Die Leinwandwaare bringt ihr eignes Werthsein dadurch mm Vorschein, dass ihr der Rodr, ohne Annahme einer von seiner Körperform verschiednen Werth- form, gleichgilt. Die Leinwand druckt also in der 'Fhiit ihr eignes Werthsein dadurch aus, liass der Rock unmittelbar mit ihr aus- tauschbar ist. Die Aequivalentform einer Waare ist folglich die Form ihrer unmittelbaren Austausch liarkeit mit anderer Waare.

Wenn eine Waarenart, wie Rocke, mer andren Waarenart, wie Leinwand, zum Aequivalent dient, liTuke daher die charaklt ristist he Ei^ensrhfift erhalten, sich in unmittelbar austauschbarer Form mit Leinwand zu befinden, so ist damit m keiner Weise die Proitortion gegeben, worin Röcke und Leinwand austauschbar t;ind. 8ie hängt, da die Werthgrösse der Leinwand gegeben ist, von der Werth- grosse der Rocke ab. Ob der Bock als Aequivalent und die Lein- wand als relativer Werth, oder umgekehrt die Leinwand als Aequi- valent und der Rock als relativer Werth auagedrückt sei, seine Werthgrösse bleibt nach wie vor durch die zu seiner Produktion noth wendige Arbeitszeit, also unabhängig von seiner Werthform bestimmt Aber sobald die Waarenart Rock im Werthausdruck die Stelle des Aequivalents einnimmt, erhält ihre WerthgrSeae keinen Auadruck ab Wertbgrdsse. Sie figarirt in der Wertbgleichung Tiehnehr nur als bestimmtes Quantum einer Sache.

Z. B.: 40 EUen Leinwand sind «werth* was? 2 Röcke. Weil die Waarenart Rock hier die Rolle des Aequivalents spielt, der Gebranchswerth Rock der Leinwand gegenOber als Wertbkörper gilt, genflgt auch ein bestimmtes Quantum Röcke, um ein be- im Verhältnis« zu ß, womit es ausgetauscht wird, verändert, aonderD auch den Werth voa B relativ zu dem von A, obgleich kein Wechsel stattgefunden hat in dem zur Produktion von B erheischten Arbeitsquantum, dann fällt nicht nur die Doktrin zu Boden, die versichert, Ha?- die auf einen Ar- tikel Verausgabte Quantität Arbeit seinen Werth regulirt, soudem auch die Doktrin, dusa die Prudukliout^kusten eines Artikel» «eiueu Werth reguliren.'' fj. Broadhurat: ,Political Ecouomy'S London 1842, p. 11, U.)

TTrrr I'>roadhur8t honnte eben so gut sagen: man sehe Bich einmal die Zahleuverhältnisse "',4^, ^'-1^^,, u. a. vv. an. Die Zahl 10 bleibt unver-

üudert, und dennoch uimoit ihre proportionelle Grösse, ihre Grösse relativ SU den NeDuern 20, 50, 100, beiMsdig ab. Also f&Ut das grosse Priiidp zu Boden, dms die Grösse einer ganzen Zahl wie 10 2. B. duroh die An- 2Ahl der in ihr enthAltenen Einer «regulirt* ist»

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stimmte« Werthquuitum Leinwand aussudraeken. Zwei Böck» Utanen daher die Werthgritaae von 40 EUen Leiowaod, aber aie Unnen nie ihre eigne WerÜigrtee, die Werthgröaae von Röcken, anadracken. Die oberflichliehe Auffosaang dieaer Thataache, daas das Aequi Talent in der Werthgleiehnng ateta nnr die Form einea. einfachen Quantama einer Sache , eioee CkbranchawerÜiea, heaitEii hat Bailey, wie viele seiner Vorgänger und Nachfolger, yerleitei, im Werthausdruck ein nur quaDtitutives Verhältniss zu sehn. Die Aequival entform einer Waare enthält vieimeiir keine quantitative Werthbestim niuug.

Die erste Eigeuthümlichkeit, die bei Betrachtung der Aequiva- lentfurm auffällt, ist diese: Gf l)rauc]iywerth wird zur Krscheinunga- iörm seines Gegentheils, des Werths.

Die Naturalform der Waare wird zur Werthiorm. Aber, nota- bene, diess quid pro quo ereicrnet sich für eine Waare B (Kock oder Weizen oder Eisen u. s. w.) nur innerhalb des Werthverhillt- nisses, worin eine beliebige andre Waare A (Leinwand etcj zu ihr tritt, nur innerhalb dieser Beziehung. Da keine Waare sich auf sich selbst ala Aequivalent beziehn, aleo auch nicht ihre eigne Nattmühant cum Ausdruck ihres eignen Werths machen kann« muss sie ^ch auf andre Waare ala Aequivalent beaiehn oder die Natmalhaut einer andren Waaxe an ihrer eignen Werthform machen.

Diese veranachanliche nna daa Beiapiel eines Mafses, welches den WaarmikOrpera ak Waarenköipem zukommt» d, h. als Gebrauchs» werthen. Ein Zuckerhut, weil Körper, ist achwer, und hat daher Gewicht, aber man kann kmem Zuckerhot aeui Gewicht anaehn oder anÄlhlen. Wir nehmen nun verschiedne StOcke Eisen, deren Gewicht voiher hestimmt ist Die Körperform des Eisena, ftr sich betrachtet, ist eben ao wenig Erscheinungsform der Schwere ab die dee Zuckerhuts. Dennoch, um den Zuckerhut als Schwere ausaudrQcken, setzen wir ihn in ein Gewichtsverh£ltni» aum Eisen. In diesem Verhältniss gilt das Eisen als ein Körper, der nichts darstellt ausser Schwere. Eisenquanta dienen daher zum €^wichts- malb des Zuckers und repräsentiren dem Zuckerkörper gegenüber blosse Schwergestalt, Erscheinungsform von Schwere. Diü^e liulle spielt das Eisen nur innerhalb dieses Verhältnisses, worin der Zucker, oder irL^f^nd ein anderer Körper, dessen Gewicht gefunden wer(i*'[i soll, zu ihm tritt. Wären beide Dinge nicht schwer, so köimten sie nicht in dieses V erliülUnss treten und das Ein*- diiher nicht zum Auadruck der Schwere des Andren dienen. Werleu wir

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beide auf die Wagschale, so sehn wir in der That, das« sie aU Schwere dasselbe, und daher in bestimmter Proportion auch von demselben Gewicht siad. Wie der Eiaenkörper, als Qewichtamals dem Zackerhut gegenüber nur Schwere, so vertritt in unsrem Werth- ^anadmck der Bockkörper der Leinwand gegenftber nur WerÜL

Hier hOrt jedoch die Analogie auf. Bas Eisen vertritt im Qe- wichtsausdruck des Zuckerhota eine beiden Körpern gemeinsame Natureigenschaft, ihre Schwere ^ w&hrend der Rock im Werth* amdrudE der Leinwand eine übematOrliche Eigenachaffc beider Dinge vertritt: ihren Werth, etwas rein Oesellschaftliches.

Indem die relative Werthform einer Waare, z. B. der Leinwand, ihr Werthseia -As etwas von ihrem Körper und seinen Eigen- schaften durchaus Unterschiedenes iiiLsdrückt, z. K. als Rockgleichas, deutet dieser Ausdruck selbst an, dass er ein gesellschaftliches Ver- hältniss verbirgt. Umgekehrt mit der Aequivalentform. Sie be- steht ja li^enide darin, dass ein Waarenköi per, wie der Rock, diess Ding wie es geht und steht, Werth ausdrückt, also von Natur Werthform besitzt. Zwar gilt diess nur innerhalb des WtTi Ii Ver- hältnisses, worin die Leinwand wanre auf dir Rockwaare als Aequi- valent bezogen ist"^). Da aber Eigenschaften eines Dings nicht aus seinem Verhältniss zu andern Dingen entspringen, sich viel- mehr in solchem Yerh&ltniss nur bethätigen, scheint auch der Rock seine AeqniTalentform, seine Eigenschaft unmittelbarer Aus- tauschbarkeit, ebenso sehr von Natur zu besitzen wie seine Eigen- schaft schwer zu sein oder warm zu halten. Daher das Rathsei- hafte der Aequivalentform, das den bürgerlich rohen Blick des politischen Oekonomen erst schlägt, sobald diese Form ihm fertig g^genübertritt im Geld. Dann sucht er den mystischen Charakter von Gold und Silber wegzuklSren, indem er ihnen minder blen- dende Waaren unterschiebt und mit stets erneutem Vergnügen den Katalog all des Waarenpöbels ableiert, der seiner Zeit die^RoUe des Waarenaequivalents gespielt hat Er ahnt nicht, dass schon der einfachste Werthausdiruck, wie 20 EUen Leinwand = 1 Bock, das Bathsel der AeqniTalentform au lösen giebt^

Der Körper der Waare, die zum AequiTalent dient, gplt stets als Verkörperung abstrakt menschlicher Arbeit und ist stets das Produkt einer bestimmten nützlichen, konkreten Arbeit. Diese

Es ist mit iolehen ReflezioiiBbeiiimtnuo^en Oberhaupt em eigenes

Diner. Dir^nr Mpn>oh ist z. P> mir Kflnig, weil sich andre Menschen als Unterthanen zu ihm verhalten. Öie glauben unigekehrt Unterthaneu su sein, weil er König ist.

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konkrete Arbeit wird alao zum Ausdruck abstrakt menschlicher Arbeit Gilt der Bock B. als blosse Yerwirklichnng, so die Schneiderei, die sich ihatsäehlicfa in ihm rerwirklicht, als blosse Terwirklichnngsform abstrakt menschlicher Arbeit Im Werth« änsdrack der Leinwand besteht die Nflltslichkeit der Schneiderei nidit darin, dass sie Kleider, also auch Lente, sondern dass sie einen Körper macht, dem man es ansieht, dass er Werth ist^ also Gallerte yon Arbeit, die sich durchans nicht unterscheidet von der im Lrinwsndwerth yergegenstfindlichten Arbeit üm solch einen Werth- spiegel SU nuchenf mnss die Schneiderei selbst nichts wiederspiegelu ausser ihrer abstrakten Eigenschaft, menschliche Arbeit zu sein.

In der Form der Schneiderei wie in der Form der Weberei wird menschliche Arbeitskraft verausgabt. Beide besitzen daher die all- genoeine Eigenschaft meDschlicher Arbeit und mögen daher in be- stimmten Fällen, z. B. bei der Werthproduktion, nur unter diesem Gföjicbtspunkt in Betracht kommen. All das ist nicht mysteriös. Aber im Werthausdruck der Waare wird die Sache verdreht Um z, B. auszudrücken, dass das Weben nicht in siMiier konkreten Form als W^eben, sondern in seiner allgemeinen Eigenscbalt als menschhebe Arlteit den Leinwandwerth bildet, wird ihm die Schnei- derei, die konkrete Arbeit, die das Leinwand-Aequivaleut producirt^ gegenübergestellt als die handgreifliche Verwirklichungsform ab- strakt menschlicher Arbeit.

Es ist also eine zweite Eigenthümlichkeit der Aequivalentform, dass konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Qege&theils» ab- strakt menschlicher Arbeit wird.

Indem aber diese konkrete Arbeit, die Schneiderei, als blosser Ausdruck unterschiedsloser menschlicher Arbeit gilt, besitzt sie die Form der Gleichheit mit andrer Arbeit, der in der Iieinwand steckenden Arbeit, und ist daher, obgleich Privatarbeit, wie alle andre, Waaren produdrsnde Arbeit, dennoch Arbeit in unmittelbar gesellschafUicher Form. Eben desshalb stellt sie sich dar in einem Produkt, das unmittelbar austauschhar mit andrer Waare ist Es ist also eine dritte Eigenthümlichkeit der AequiTslentform, dass Privatarbeit zur Form ihres Gegentheils wird, zu Arbeit in un- mittelbar gesellschafUicher Form.

Die beiden zaieizt entwickelten Eigcnthämlichkeiten der Aequi- valentform werden noch fassbarer, wenn wir zu dem grossen F'orscher zurückgehn, der die Werthform, wie so viele Denkformen, Gesellschaftsformeu und ^aturiormen zuerst analysirt hat Es ist diess Aristoteles.

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Zanächsfe spricht AristoteleB klar aus, dass die Geldform der Waare nur die weiter entwickelte Qeetalt der einfachen Werthfimn ist, d. h. des Attsdrncks des Werths einer Waare in irgend einer beliebigen andren Waare, denn er sagt:

„5 Polster = 1 Haus** („KUvai fsivre dM ohUag**) Montersdieidet sich nicht" Ton:

5 Polster = so und so Tiel Geld**

{KUvag nhwe drrl . . . Sootr al nhre kIUmm").

Er sieht femer ein, dass das Werthverh&ltmss, worin dieser Werthausdruck steckt, seinerseits bedingt, dass das Haus dem Polster qualitativ gleichgesetzt wird, und dass diese sinnlich tct- schiednen Dinge ohne solche Wesensgleichheit uiclit als koLumen- surable Grössen auf einander beziehbar wären. „Der Austausch", sagt er, „kann nicht siin oljne die Gleichheit, die Gleichheit aber nicht ohne die KoiniiiensiirHbilitiit ' („out* iooir.Q ^ir. orrrrg di-fi- fLtetQiag^*). Hier aber stutzt er und giebt die ^^ eitere Analyse der Werthform auf. „Es ist aber in Wahrheit un in ( irrlich („i^ fih ovv dkrjS-ela dduvaTov^'), dass so verschiedenartige Dinge kommen- surabel", d. h. qualitativ gleich seien. Diese Gleichsetzung kann nur etwas der wahren Natur der Dinge Fremdes sein, also nur „Nothbehelf fOr das praktische Bedürfoiss.**

Aristoteles sagt uns also selbst, woran seine weitere Analyse scheitert, nämlich am Mangel des Werthbegrififs. Was ist das Gleiche, d. h. die gemeinschaftliche Substanz, die das Haus für den Polster im Werthausdruck des Polsters vorstellt? So etwas kann „in Wahrheit nicht existiren", sagt Aristoteles. Warum? Das Haus stellt dem Polster gegenüber ein Gleiches Tor, soweit es das in Beiden, dem Polster und dem Haus, wirklich Gleidie YorateUt Und' das ist menschliche Arbeit

Dass aber in der Form der Waarenwerthe alle Arbeiten als gleiche menschliche Arbeit und daher als gleichgeltend ausgedrQckt sind^ kennte Aristoteles nicht aus der Werthform selbst herauslesen, weil die griechische Gesellschaft auf der Sklayenarbeit beruhte, daher die Ungleichheit der Menschen und ihrer Arbeitskr&fto zur Natur- basis hatte. Das Geheimniss des Werthansdrucks, die Gleichheit und gleiche Gültigkeit aller Arbeiten, weil und insofern sie mensch- liche Arbeit überhaupt sind, kann nur entziffert werden, sobald der Begriff der menschlichen Gleichheit bereits die Festigkeit eines Volksvorurtheils besitzt. Das ist aber erst möglich in einer Ge- sellschaft, worin die Waarenform die allgemeine Form des Arbeits- produkts, also auch das Yerhäitniss der Menschen zu einander als

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Wumbeatser das hemchende gesellachafUiche YerhSltDiss is^. Dm Qenie des Aristoteles glänzt grade darin, dass er im Weräi- anadmck der Waaren ein Gldchheitsrerhiltnifla «stdecki Nur die histcmehe Sehranke der Gesellschaft, worin er lebte, verhindert ihn herauszufinden f worin denn „in Wahrheit ' dies Gleichheits- Terhältniss besteht.

4. Das Ganze der einfachen Wertliforni.

Die einfache VVertljform einer Waare ist enthalten in ihrem Werth verhältniss zu einer verschiedenartigen Waare oder im Aus- tausch verhaltoiss mit derselben. Der Werth der Waare A wird qualitativ ausgedrückt durch die nnmittelbare Austauschbarkeit der Waare B mit der Waare A. Er wird quantitativ ausgedrückt darch die Austauschbarkeit eines bestimmten Quantums der Waare B mit dem gegebenen Quantum der Waare A. In andren Worten: Der Werth einer Waare ist selbständig ausgedruckt durch seine Darstellung als „Tausch werth". Wenn es im Eingang dieses Ka- pitels in der gSog und g&ben Manier hiess: Die Waare ist Ge- braucfaswerth und Tauschwerth, so war diess^ genau gesprochen, falsch. Die Waare ist Gebrauchswerth oder Gebrauchsgegenstand und „Werth**. Sie stellt sich dar als diess Doppelte was sie ist» sobald ihr Werth eine eigne, von ihrer Naturalf orm TerBchiedene Erscheinungsform besitzt, die des Tauschwerths, und sie besitst diese Form niemals isolirt betrachtet, sondern stets nur im Werth- oder AustauschverhSltniss SU einer zweiten, verschiedauurtigen Waare. Weiss man das jedoch einmal, so thut jene Sprechweise keinen Harm, sondern dient zur Abkürzung.

Liisere Analyse bewies, dass die Werthiorui udtir der Wertk- ausdruck der Waare aus der Katur des Waaren werths entspringt, nicht umgekehrt Werth und Werthgrösse auH ihrer Ausdrucksweise als Tausch Werth. Diess ist jedoch der Wahn öuwolil der Merkantilisten und ihrer modernen Aufwärnier wie Ferrier, Ganilh u. a. w. ^-), als auch ihrer Antipoden, der modernen Freihandels-Commis-Vojageurs, wie Bastiat und Konsorten. Die Merkantilisten legen das Haupt- gewicht auf die qualitative Seite des Werth ausdrncks, daher auf die Aequivaientiorm der Waare, die im Geld ihre fertin;e Gestalt besitzt, die modernen Freihandelshausirer dagegen, die ihre

**) Note zur 2. Auag. F. C. A. Ferrier (soua-inspecteur des douaues): 2J>n GonTememeiit considtfri dans sw lapports j^ec le oommeree. Paris 1805" und Charles Qanilh: JDw Syst^mes de l'Ecenomie Politiqne. Staie ^. Paris 1821/'

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Waare um jeden Preis losschlagen mfissen, auf die quantitative Seite der relativen Werthform. Fflr sie ezistirt folglich weder Werth noch Werthgrösse der Waase ausser in dem Ausdruck durch das Austauschverhältnisse daher nur im Zettel des taglicheD PreiskiininiB. Der Schotte MacLeod, in seiner Funktion die kreuz- ▼erwirrten Yorstelluugen Ton Lombardstreet mSglichst gelehrt heraus zu putzen, bildet die gelungene Synthese zwischen den aber- gl&ubigen Merkantilisten und den aufgeklärten Freihandelshausirem.

Die nähere Betrachtung des im WerthTerhSltntss zur Waare B enthaltenen Werthansdnicks te Waare A hat gezeigt, dass inner- halb desselben die Naturalform der Waare A nur als Gestalt von Gebrauchswert^» die Naturalform der Waare B nur als Wertbform oder Werthgestalt gilt. Der in der Waare eiDgehüllte innere Gegensatz von Gebrauchswerth und Werth wird also dargestellt durch einen äusseren Gegensatz, d. h, durch das YLTliültniSii zweier VVaaren, worin die eine Waare, deren Werth ausgedrückt werden soll, unniittelbar nur als Gebrauchswerth, die andre Waare hin- griTL'!], worin Werth ausgedruckt wird, unmittelbar nur als Tausch- werth gilt. Die einfache Werthform einer Waare ist also die ein- fache Erschein u II LTsfonn des in ihr enthaltenen Gegensatzes von Gebrauchswert Ii und Werth.

Das Arbeitsprodukt ist in allen gesellschaftlichen Zustiiiulrn G»^- brauchsgegenstand , aber nur eine historisch bestimmte Entwick- lungsepoche, welche die in der Produktion eines Gebrauchsdings Terausgabte Arbeit als seine „gegenstandliche" Eigenschaft dar- stellt, d. h. als seinen Werth, verwandelt das Arbeitsprodukt in Waare. Es folgt daher, dass die einfache Werthform der Waare zugleich die einfache Waarenform des Arbeitsprodukts ist, dass also auch die Entwicklung der Waarenform mit der Entwicklung der Werthform zusammenfallt

Der erste Blick zeigt das Unzulfingliche der einfachen Werth- form, dieser Keimform, die erst durch eine Reihe von Metamor- phosen zur Preisform heranreift

Der Ausdruck in irgend welcher Waare B unterscheidet den Werth der Waare A nur von ihrem eignen Gebrauchswerth und setzt sie daher auch nur in ein Austauachyerhiltntss zu irgend einer einzelnen Ton ihr selbst Terschiednen Waarenait, statt ihre qualitative Gleichheit und quantitative Proportionalitat mit allen andren Waaren darzustellen. Der einfachen relativen Werth form einer Waare entspricht die einzelne Aequivalentforiu iiiit r andren Waaie. So besitzt der Rock, im relativen Werthausdruck der

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Leinwaad, nur AeqmyaloitfonD oder Form munittellMrer Attstansch- Iwrkttt mit Besog raf diese eiiizelne Waarenart Leinwand.

Indees geht die einaelne Wertbform Ton aelfaet in eine toU- flIKndigere Form aber. Vermittelst denelbeo wird der Werth einer Waare A awar in nur einer Waaie Ton andrer Art atiagedrackt Weldier Art aber dieee xweite Waare, ob Rock, ob Eisen, ob Weizen u. s. w., ist darchans gleichgfiltig. Je nachdem sie also zu dieser oder jener andren Waarenart in ein Werthvtiliältniiiö tritt, cntstohn verschiedue einfache Werthau.sd rücke einer und der- selben Waare^*"). Die Anzahl ihrer möglichen Werthausdrücke ist nur beschränkt durch die Anzahl von ihr verschiedner Waaren- arten. Ihr irereinzelter Werthausdruck verwandelt sich daher in die stets verläogerbare Keibe ihrer verschiednen emiacbeo Werth- ausdrücke.

B. Totale od«r entftiliato Warthform.

z ^V aare A = u Waare B oder = v Waare C oder = w Waare D oder = X Waare E oder etc

(20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder » 10 Pfd.Thee oder = 40 Pfd. Kaffee oder s 1 Qoarter Weisen oder b 2 Unzen Gold oder = >/> Tonne Eisen oder = ete.)

Die entfaltete relative Werthform.

Der Werth einer Waare, der Leinwand a. B., ist jetat ansge- dri&ckt in aaUloseo andren Elementen der Waarenwelt Jeder andre Waarenkörper wird aum Spiegel des Lein wand werths**). So erscheint dieser Werth selbst erst wahrhaft als Gallerte unter- achieckloeer menschlicher Arbeit Denn die ihn bildende Arbtti

Note zur 2. Aufl. z. B. bei Homer wird der Werth eines Dings in einer Reihe verachiedner Dinpe Rn-fredrückt.

*") Man spricht desshalb vom Kuckwerth der Leiowaad, wenn man ihren Werth in B5cken, Ton ihrem Korawerth, wenn man ihn in Korn darstellt ete. Jeder »< liebe Ausdruclt b^agt, dass bb ihr Werth hl, der in den Gebrauchs- werthen Rock, Korn ii w erscheint. „The vjilue of any oommodity d<'not-

ing ite rel&tion in exchange, we ma^ speak of it as coru-vaiue,

eluth-Yilae «seoiding to ibe commodity with which it is compared; and then ihere nie a thousand diSerent kinde of valne, ae many kind;^ of value ae thereare commoditif'H in t»Ti«tefioe, and all are equally real and f i]n;illy nomi- nal/' („ACritical Disöertatiou on tbe Nature, Aieasure and Cau^e:) of Value: ehieflj in ref**rence to the writings of Bfr. Ricardo and hie followers Bj the Author of EUaayH on tbe Formation etc. of Opinions. London 1825", p. 39.) S. Bailey, der Verf'n^^cr dieser anonymen Schrift, die ihrer Zeit viel L&rm in H^iglaod machte, wähot durch diesen Hinweis auf die kunterbunien relativen Anadrflcke denelben Waareno Werths alle BegrifTsbestimmung des Wartha Temichtet zu haben. Daas er ftbrigens, trotz eigner Bomirtheit, •wunde Flc<'ken der Ricfirdo'achen Theorie sondirt hntte. bewies die Gereizt- heit, womit die iücardo'i»che Schule ihn angriff, £.B. in der VVeatmiusteriieview.

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SO

ist nun ausdrücklieb als Arbeit dargestellt, der jede andre meneck- liebe Arbeit gleicbgilt, welche Naturalform sie immer besitze, und ob sie sich daher in Rock oder Weizen oder Eisen oder Gold u. 8. w. yergegenstftodliche. Durch ihre Wertbform steht die Leinwand daher jetet auch iu geeeUschafUiehem VerhftlinisB nicht mehr zu nur einer eiozeloen andren Waarenart, aondem zur Waarenweli. Als Waare ist eie Bttrger dieser Welt Zugleich liegt in der end- loeen Reihe seiner Ausdrücke, daas der Waarenwerth gleichgQltig ist gegen die besondre Form desGebrauehswerths, worin er ersdieint.

In der ersten Form: 20 Ellen Leinwand = 1 Boek kann es au* fiUlige Thatsache sein, dass diese zwei Waaren iD einem bestimmten quantitativen Yerbiltnisse austauschbar siud. In der zweiten Form leuchtet dagegen sofort ein von der zufSlligen Erscheinung wesent- lich unterschiedner und sie bestimmender Hintergrund durch. Der Werth der Leinwand bleibt gleich gross, ob in Rock oder Kaffee oder Eisen etc. dargestellt, in zalillos verschiednen \Va;ireii, den verschiedensten Besitzern angehörig. Das zufällige Verhältniss zweier individueller Waarenbesitzer fallt fort. Es wird offenbar, dass nicht der Aut^fiiisch die Werthgrosse der Waare, sondern umgekehrt die Werthgrösse der Waare ihre Austauscii Verhältnisse regulirt.

2. Die besondre Aequi valeniform.

Jede Waare, Rock, Thee, Weizen, Eisen u. s. w. gilt im Wertb* susdmck der Leinwand als Aequi^alent und daher als Werthkörper. IHe bestimmte Naturalform jeder dieser Waaren ist jetzt eine be- sondre Aequivalentform neben vielen andren. Ebenso gelten die mannigfaltigen in den Terscbiedenen Waarenkörpem enthaltenen bestimmten, konkreten, nützlichen Arbeitsarten jetzt als eben so ▼iele besondre Verwirklicbungs- oder Erscheinungsformen mensch- licher Arbeit schlechthin.

3. Mängel der totalen oder entfalteten Werthform.

Erstens ist der relative Werthausdruck der Waare unfertig, weil seine Darstellungsreihe nie abschliessi Die Kette, worin eine Werthgleichung sieb zur andern fügt« bleibt fortwährend verlangerp bar durch jede neu auftretende Waarenart, welche das Materisl eines neuen Werthausdrucks liefert Zweitens bildet sie eine bunte Mosaik auseinanderlallender und Terschiedenartiger WerthausdrQcke, Wird endlich, wie dies gescbehn muss, der rdative Werth jeder Waare in dieser entfalteten Form ausgedrflckt, so ist die relative WerthfcHrm jeder Waare eine von der relativen Werthform jeder

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andren Waare Terachiedne endloae Reibe ran Werthauadrticken. Die Bfängel der entfalteten relativen Werthform spiegeln eich wie- der in der ilir entapreohenden AequiTalentform. Da die Natural- fcurm jeder einzeloen Waarenari bier eine besondre Aequivalent» §orm neben nnzfihligen andren beeondren Aequivalentformen iat, «odetiren flberbaapt nur bescbrSnkte Aequtvalentformen, Ton denen jede die andre ausschüesst Ebenso ist die in jedem besondren Waarenäquivalent enthalt<»ne bestimmte, konkrete, nützliche Ar- beitsart nur besondre, also nicht erschöpfende Erscheinungsform der menschlichen Arbeit. Diese besitzt ihre vollständige oder totale Erscheinungsform zwar in dem Gesammtumkreis jener besondren Erscheinungsformen. Aber so besitzt sie keine einheitliche £r- scheinungsform.

Die entfaltete relative Werthform besteht jedoch nur aus einer Summe emiacher relatirer Werthausdrücke oder (ileichongen der ersten Form, wie:

20 Kllen Leinwand = 1 Rock 20 Ellen Leinwand = 10 Pfd. Thee u. s. w. Jede dieser Gleichoogen enthalt aber rttckbeattgUch auch die identische Gleichung:

1 Rock = 20 Ellen Leinwand 10 Pfd. Thee = 20 Ellen Leinwand u. s. w. In der That: Wenn ein Mann seine Leinwand mit vielen andren Waaren austauscht und daher ihren Werth in einer Reihe von andren Waaien auadrUckt, ao müssen noth wendig auch die yielen andren Waarenbeaitier ihre Waaren mit Leinwand aoatanadien und daher die Werthe ihrer verechiednen Waaren in derselben dritten Waare ausdracken, in Leinwand. Kehren wir also die Reihe: 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder » 10 Pfd. Thee oder OB n. & w. um, d. h. drttcken wir die der Sache nach echon in dir Reibe enthaltene Rfickbeaiehung aus, so erhalten wir:

C. AllQOneliio Wertbfonn.

1 Rock =

10 Pfd. Thee »

40 Pfd. Kaffee =

1 Qrtr. Weizen =

2 Unzen Gold =

Tonne Eisen = X Waare A = u. 8. w. Waare =

20 Ellen Leinwand.

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1. Yerftnderter Cbarakier der Warthform.

Die Waaren stellen ihre Warthe jetzt 1) einfach dar, weil in einer einzigen Waaie and 2) einheitlich, weil in dendben Waare. Ihre Werthform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein.

Die Formen I und II kamen beide nur dazu, den Werth einer Waare als etwas von ihrem eignen Gebrauchs werth oder ihrem Waarenkörper Unterschiedenes auszudrücken.

Die erste Form ergab Werthgleichungen wie: 1 Rock = 20 Ellen Leinwand, 10 Pfd. Thee = ^/^ Tonne Eisen u. s. w. Der Rock- werth wird als Leinwandgleiches, der Theewerth als Eiscngleiches u. s. \\ . ausgedrückt, aber Leinwandfr]piches und Eisengleiclies, diese Wertiiausdrücke von Rock und Thee, sind ebenso verschieden wie Leinwand und Eisen. Diese Form kommt ofi"enl)ar praktisch nur vor in den ersten Anföngen, wo Arbeitsprodukte durch zuräiiigen und gelegentlichen Austausch in VVaaren verwandelt werden.

Die zweite Form unterscheidet vollständiger als die erste den Werth einer Waare von ihrem eignen Gebrauchawerth, denn der Werth des ßocka z. B. tritt jetzt seiner Naturalform in allen m5g- lichen Formen gegenüber, als Lein wandgleiches, Eisengleicbes, Theegleicbes u. s. w., alles andre, nur nicht Rockgleicbes. Andrer- seita ist hier jeder gemeinsame Werthausdrnck der Waaren direkt ansgeschlossen, denn im Werthaosdruck je einer Waare erscheinen jetzt alle andren Waaren nur in der Form Ton Aequivalenten. Die entfidtete Werthform kommt zuerst thatsachlich vor, sobald ein Arbeitsprodukt, Vieh z. B., nicht mehr ausnahmsweise, sondern schon ge wohnheitsmalaig mit Teischiednen andren Waaren aua- getauscht wird.

Die neu gewonnene Form drückt die Werthe der Waarenwelt in einer und derselben von ihr abgesonderten Waarenart aus, s. B. in Leinwand, und stellt so die Werthe aller Waaren dar durch ihre Gleichheit mit Leinwand. Ala Leinwandgleiches ist der Werth

jeder Waare jetzt nicht nur yon ihrem eignen Gebrauchswerth

unterschieden, sondern von allem Gebrauchswerth, und eben da- durch als das ihr mit allen Waaren Gemeinsame ausgedrückt. Erst diese Form bezieht daher wirklich die Waaren auf einander als Werthe oder lässt sie einander als Tausch werthe erscheinen.

Die beiden frt\heren Formen drücken den Werth je einer Waare, sei es in einer einzigen verschiedenartigen Waare, sei es in einer Reihe vieler von ihr verschied nen Waaren aus. Beidemal ist es so zu sagen das Phratgeacbaft der einzeinea Waare, sich eine

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Werthform zu geben» und sie yollbringt es ohne Zothun der andren Waaren. Diese spielen ihr gegenüber die bloss passive Rolle dee AeqniYalents. Die allgemeine Werthform entsteht dagegen nur als gemeiDsames Werk der Waarenwelt Eine Waare gewinnt nor allgeDieiDen WerthausdruclL, weil gleichzeitig alle andren Waaren ihren Werth in demselben Aequivalent ausdrücken und jede nea auftret^de Waarenart muss das nachmachen. £s kommt damit com Vorschein, daes die Werthgegeostandlichkeit der Waaren, weil sie das bloss „gesellschafüiche DaBein** dieser Dinge ist« auch nor durch ihre allseitige geBellschaftliche Besiehung ansgedrdckt werden kann, ihre Werthform daher gesellschaftlich gültige Form sein musBL In der Form yon Leinwandgleichen eracheinsn jetst alle Waaren nicht nur als quslitatiT Gleiche, Werthe Oberhaupt, sondern zu- gleich als quantitativ Texgleichbare Werthgrössen. Weil sie ihre Werthgrdssen in einem und demselben Material, in Leinwand bs- spiegeln, spiegeln sich diese Werthgrössen wechselseitig wieder. Z. ß. 10 Pfd. Thee = 20 Ellen Leinwand, und 40 Pfd. Kaffee =s= 20 Ellen Leinwand. Also 10 PtVl. Thee = 4u Pfd. Kaffee. Oder in 1 Pfd. Kaffee steckt nur so viel Werthiiubstanz, Arbeit, als in 1 Pfd. Thee.

Die allgemeine relative Werthform der ^Vaarcuw * It drückt der von ihr ausgeschlossenen Aequi valt^it wanre, der Leinwand, den Charakter des all^a'ineinen AequivalenU auf. Ihre eigne Natural- forra ist die ^aiii einsame Werthgeatalt dieser Welt, die Leinwand daher mit allen andren Waaren unmittelbar austauscliliar. Ihre Körperform gilt als die sichtbare Inkarnation, die allgemeine ge- sellschaftliche V erpuppung aller menschlichen Arbeit. Die Weberei, die Privatarbeit, welche Leinwand producirt, befindet sich zugleich in allgemein gesellschafllicher Form, der Form der Gleichheit mit allen andren Arbeiten. Die zahllosen Gleichungen, wonras die allgemeine Werth form besteht, setzen der Reihe nach die in der Leinwand Terwirklichte Arbeit jeder in andrer Waare enthaltenen Arbeit gleich und machen dadurch die Weberei zur allgemeinen EfBchemongsform menschlicher Arbeit überhaupt. So ist die im Waarenwerth ▼ergegenst&ndlichte Arbeit nicht nur negativ dar- gestellt als Arbeit, worin Yon allen konkreten Formen und nfttz- liehen Eigensehalten der wirklichen Arbeiten abetrahirt wird. Ihre eigne positiTe Natur tritt ausdrficklich herror. Sie ist die Re- duktion aller wirklichen Arbeiten auf den ihnen gemeinsamen Ofaaiakter menschlicher Arbeit, auf die Verausgabung menschlicher ArbMtskralt

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Die allgemeine VYertlitorm, welche die Arbeitsprodukte als blosse Gallerten unterschiedsloser menschlicher Arbeit darstellt, zeigt durch ihr eignes Gerüste, dass sie der gesellschaftliche Ausdruck der Waarenwelt ist So offenbart sie, dass innerhalb dieser Welt der allgemein menschliche Charakter der Arbeit ihren specifisch geseUscbaftlichen Charakter bildet

2. Entwicklungsverhältniss TOD relativer Werthform und Aequi?aleDtform.

Dem Entwicklungsgrad der lelatiTen Werthform entspridit der Entwicklungsgrad der Aequivalentform. Aber» und diese ist wobl zu merken, die Entwicklung der Aequivalentform ist nur Ausdruck nnd Resultat der EntwickluD}^ der relativen Werthform.

Die einfache oder vereinzelte relative Werthform einer Waare macht eine andre Waare zum einzelnen Aequivalent Die entfaltete Form des relativen Werths, dieser Ausdruck des Werths einer Waare in allen andren Waaren, prägt ihnen die Form verschieden- artiger besonderer Aequivalente auf. Endlich erhUlt eine besondre Waarenart die alljnremeine Aequivalentform, weil alle andren Waaren sie zum Material ihrer einheitlichen, allgemeinen Werthform tnaihen.

In demselben Grad aber, wtirin sich die Werth torm überhaupt entwickelt, entwickelt sich auch der Getrensatz zwischen ihren beiden Polen, der relativen Werthform und Aequivalentform.

Schon die erste Form 20 Ellen Leinwand = 1 Rock enthält diesen Gegensatz, fixirt ihn aber nicht. Je nachdem die- selbe Gleichung vorwärts oder rückwärts gelesen wird, befindet sich jedes der beiden Waaren extreme, wie Leinwand und Rock, gleichmäisig bald in der relativen Werthtorm, bald in der Aequi- valentform. Es kostet hier noch Mühe, den poLurischen Gegensatz festzuhalten.

In der Form II kann immer nur je eine Waarenart ihren rela- tiven Werth total entfalten oder besitzt sie selbst nur entfaltete relative Werthform, weil und sofrrn alle andren Waaren sich ihr gegenüber in der Aequivalentform befinden. Hier kann man nicht mehr die zwei Seiten der Werthgleichung vrie 20 Ellen Lein» wand » 1 Rock oder =10 Pfd. Thee oder = 1 Qrtr. Weizen etc. umsetzen, ohne ihren Gesammtcharakter zo Terandem und sie aus der totalen in die allgemeine Werthtorm zu verwandeln.

Die letztere Form, Form III, endlich giebt der Waarenwelt all- gemein-gesellschaftliche relative Werthform, weil und sofern, mit einer einzigen Ausnahme, alle ihr angeh5rigen Waaren von der

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allgemeinen Aequivalentform anageechloseen und Eine Waare^ die Leinwand, befindet sich daher in der Form unmittelbarer Aoetaiueh- barkeit mit allen andren Waaren oder in unmittelbar gesellecbaft- Uth&t Form, wl und sofern alle andren Waaren sieh nicht darin befinden.*^)

Umgekehrt ist die Waare, die als allgemeines Aequivalent figu- rirt, von der einheitlichen und daher allgemeinen relativen Werth- form der ^^ aarenwelt ausgeschlossen. Sollte die Leinwand, d. h. irgend eine iu allgemeiner Aequivalentform befindliche Waare, auch zugleich an der allgemeinen relativen Werthform theil nehmen, so mfisste sie sich selbst zum Aequivaient dienen. Wir erhielten dann: 20 Ellen Leinwand = 20 Ellen Leiiuvund, eine Tautoloprie, worin weder Werth, noch W^rthcrrössp nusi^edi (i( kt ist. TJn! den relativen Werth des ailgemeiiu n Aequivalents auszuii rücken, aiüsöea wir vielmehr die Form III umkehren. Es besitzt keine mit den andren Waaren gemeinschattliclie relative VVerthtorm, sondern sein Werth drückt sich relativ aus in der endlosen Reihe aller andren Waaren körp**r. So erscheint jetzt die entfaltete relative Werth- form oder Form II als die spedfische relatire Werthform der Aequivalentwaara

8. Uebergang aus der allgemeinen Werthform

zur Geldiorm.

Die allgemeine Aequivalentform tat eine Form des Werths Ober» haupi Sie kann also jeder Waare zukommen. Andrerseits befindet sich eine Waare nur in allgemeiner Aequivalenttbrm (Form III),

*') Man Hieht es der Form allgemeioer unmittelbarer Angtauscbbarkeit in der That keineswejGfs an, das» sie eine gegenhÄtzliche Waflrenform ist, von der Form nicht unmittelbarer Aut«tauHchbarkeit ebenso unzertrennlich wie die Povitivitftt eines MagnetpoU von der Negativiiit des andren. Man mag sich daher einbilden, man könne allen Waaren cngleich den Btenpel unmittel- barer AustAUschbarkeit aufdrücken, wie man sich einbilden mag. man könne alle Katholiken zu Päbaten macheo. Für den Kleinbürger, der iu der U aaren- produktion das nee plua ultra menadilieher Freiheit und individueller Un- abhängigkeit erblickt, wäre es natfirlich aehr wQnachenawerth, der mit dieser Form verburidnen Mit^tande fiberboben zu sein, namentlich aueb <\ot nicht aumittelbarenAutttauscbbarkeitder Waaren. Die Ausmalung dieser Pili iisier- ut«>pie bildet Prondhon's Soeialismus, der^ wie Ich anderswo geseigt, nicht einmal das Verdienst der Originalität besitst, vielmehr lange vor ihm von GrMy, Bray und Andern, weit be}<ser entwirf: olt wurde. Dies« verhindert solche Weisheit nicht, heutzutage, in gewi^&eu Kreiden, unter dem Namen der ,ielence* au grassiren Nie ni^ eine Schule mehr ala di^f^udhon'sche ■lit dem Wort »sclenee" um sieh geworfen» denn ,wo Begriffe fehlen,

Da stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein."

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weil und sofern sie durch alle andren Waaren als Aequivaleni aos- geschloeaen wird. Und erst vom Augenblick, wo diese Aus- adilieesung sich endgültig auf eine specifische Waarenart be- aehtftnkfc, hat die einheitliche relative Werthform der Waaren weit objective Festigkeit und allgemein gesellBchafIbliche Gültigkeit ge- wonnen.

Die 8peci6ache Waarenart nun, mit deren Naturalfonn die Aequi- ndentform gesellachafilich yerwachst, wird zurGeldwaare oder funk- tionirt als Geld. Es wird ihre specifisdi geseUsehafUiche Funktion, und daher ihr geseDsdiaffliches Monopol, innerhalb der Waarenwelt die Rolle des allgemeinen Aequinüents zu spielen. Diesen bevor- zugten Plate hat unter den Waaren, welche in Form U als be- sondre Aequi^alente der Leinwand figuriren, und in Form HI ihren relativen Werth gemeinsam in Leinwand ausdrücken, eine bestimmte Waare historisch erobert, das Gold. Setzen wir daher in Form III die Waare Gold au die Stelle der Waare Leiawaud, so erhalten wir:

D. Geldform« 20 Ellen Leinwand = 1 liock = 10 Pfd. Thee = 40 Pfd. Kaffee = \ ^ Unzen Gold. 1 Qrtr. Wf izen = ^/^ Tonne Kiaen = X Waare A 3=

Es finden wesentliche Veränderungen statt beim Uebergang T<m Form I zu Form II, von Form II zu Form IIL Dagegen unter* scheidet Form IV sich durch nichts von Form III, ausser dass jetzt statt Leinwand Gold die allgemeine Aequivalentform besitzt. Gh>Id bleibt in Form IV, was die Leinwand in Form III war allgemebes Aequivalent. Der Fortschritt besteht nur darin, dass die Form unmittelbarer allgemeiner Austauschbarkeit oder die all- gemeine Aequivalentform jetet durch gesellschaftliche Gewohnheit endgültig mit der ^ecifischen Naturalform der Waare Gold Ter- wachsen ist

€bld tritt den andren Waaren nur als Geld gegenüber, weil es ihnen bereits zuvor als Waare gegenfiberstand. Gleich allen andren Waaren funktionirte es auch als Aequivalent, sei es als einzelnes Aequivalent in vereinzelten Austauschakten, sei es als besondres Aequivalent neben andren Waarenäquivalenten. Nach und nach funktionirte es in engeren oder weiteren Kreisen als allgemeiaes

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Aequivalent. Sobald es das Monopol dieser Stelle im Wertluu»- drock der Waarenwelt erobert hat, wird es Geldwaare, und erat TOD dem Augenblick, wo es bereits Geldwaare geworden isl^ nnter- aeheidet sieh Form lY ron F<Mrm III, oder lat die allgemeine Wertli« form Terwandelt in die Geldform.

Der ein&che relative Werthanadmck einer Waare, s. der Lein- wand, in der bereits als Geldwaare fonkUonirenden Waare, s. 6. dem Gold, ist Preisform. Die „Pteisfonn'' der Leinwand daher:

20 Ellen Leinwand » 2 ünzen Gold, oder, wenn 2 Pfd. St der Mllnznahme von 2 Urnen Gold, 20 EUen Leinwand == 2 Pfd. St.

Die Schwierijs^keit im Begriff der Geldform beschränkt sich auf das Begreifen der ;il](^fenieineü Aequivalentform, also der allgemei- nen Werthform überhaupt, der Form III. Form III löst sich rück- bezüglich auf in Form II, die entfaltete Werthform, und ihr kon- stituirendes Element ist Form I : 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder X W narc A y Waare ß. Die einlache Waarenform lat daher der Keim der Geldform.

4. Der Fetischcharakter der Waare und sein Geheimniss.

Eine Waare seheint anf den ersten Blick ein selbstyerstftndüches, triviales Ding. Ihre Analyse ergiebt, dass sie ein sehr Terbnacktes Ding ist, voll metaphysiseher Spitsfindigkeit and theologischer

Mucken. Soweit sie Gebrauchswerth, ist nichts MysteriSses an ihr,

ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält Es ist sinnenklar, dass der Mensch durch seine Thätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z. B, wird verändert, wenn man ans ihm einen Tisch macht. NichsdestoweniL,^* r Meibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber suImM er als Waare auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich üben^inniiches Ding. Er steht nicht mir mit seinen Füssen auf dem Boden, sondern er stellt sirh allen andren Waaren gegenüber auf den Kopf, und entwickelt aus sei- nem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus treien Stücken zu tanzen begänne ^^). Der mystische Gharaktw der Waare entspringt abo nicht ans

**) Man erinnert su-h daas China und die Tische zu tanzen auüngen, slIb alle übrige Welt still zu atehu scbieo pour cjxcourager les autres.

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ihrem Gcbrauchswerth. Er entspringt ebensowenig aus dem Inhalt der Werthbestimmungen. Denn erstens, wie verschieden die nüts- liehen Arbeiten oder produktiven Thätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, dass sie Funktionen des menscblichen Organismus sind, und dass jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von mensch- lichem Hirn, Nerr, Muskel, Sinnesorgan u. s. w. ist Was zwei- tens der Bestimmung der Werthgrösse ta Grunde liegt, die Zeit- dauer jener Verausgabung, oder die Quantität der Arbeit, so ist die QttantitSt sogar sinnfällig Ton der Qualität der Arbeit unter- scheidbar. In allen Zustanden musste die Arbeitasseit, welche die Produktion der Lebensmittel kostet^ den Menschen interessiren, ob- gleich nicht gleichmSlsig auf Terscbiedenen Entwicklungsstufen**). Endlich, sobald die Menschen in irgc^nd einer Weise fQr einander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form.

Woher entspringt also der räthselbalte Charakter des Arbeits- produkts, sobald es Waarenform annimmt? Offen l»ar aus dieser Form selbst Die Gleichheit der nieiischlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleiclien Werthgegenständlichkeit der Arbeits- produkte, das Mafs der Verau!^gabung menschlicher Arbpitskraft durcli ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertiigrösse der Arbeits- produkt!, endlich die Verhältnisse der Producenten, worin jene ge- sellschattlichen Bestimmungen ilirer Arbeiten bethätigt werden, er- halten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeits- produkte.

Das GeheimnissTolle der Waarenform besteht also einfach darin, dass sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eig- nen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurück- spiegelt, daher auch das gesellschaftliche Yerh&ltniss der Produ- centen zur Gesammtarbeit als ein ausser ihnen ezistirendes gesell- sebaftliches Verhältniss ron Gegenst&nden. Durch dies quid pro quo werden die Arbeitsprodukte Waaren, sinnlich fibersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Sehnervs selbst, sondern als. gegenst&ndliche Form eines Dings ausserhalb

**) Note cur 2. Ausg. Bei den alten Germanen wurde die GrösBe einet» Morgens Land nadi der Arbeit eines TagM berechnet und daher der Morgen Tagwerk (auch Tagwanoe) (jurnale oder jumalU, terra jurnalis, jurnalU oder diomalie), Mannwerk, Maimakraft, Mannsmaad, Mann^hauet u. s. f. benannt. Sie}i Georg Ludwig von Maurer: «Einleitung zur Geschichte der Hark-, Hof-, u. s. w. Verfassung." Mflnohen 1859, p. 129 sq.

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des Auges dsr. Aber beim Sehen wird wirklich Liebt von einem DiDg, dem Süsseren Gegenstand, aaf ein andres Dbg, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Yerhältniss zwischen physischen Dii^^ Dagegen hat die Waarenform and das Werthverh&ltniss der Arbeitsprodukte, worin sie sich darstellt, mit ihrer physischen Natur und den daraus entspringenden dinglichen Beziehungen ab- solut nichts zu schaffen. Es ist nur das bestimmte gesellschaft- liche Verhältnis« der Menschen selbst, welches hier iür sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die NeliL-iregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Protlukte des menschlichen Kopfes mit eignem Lehen hegahte. unter einander und mit den Mensclien in Verhältniss stehende sei bsts tandige Ge- stalten. So in der Waaren weit die Produkte der menschlichen Hand Diess nenne ich den Ft tisc Innmiis, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waaren producirt werden, und der daher TOD der Waarenproduktion unzertrennlich ist.

Dieser Fetischcharakter der Waarenwelt entspringt, wie die vor- hergehende Analyse bereits gezeigt hat, aus dem eigenthümlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, welche Waaren producirt.

Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waaren, weil sie ProJukte von einander unabhängig betriebner Privatarbeiten sind. Der Komplex dieser Privatarbeiten bildet die gesellschaftliche Ge- sammtarbeit Da die Produoenten erst in gesellschaftlichen Kon- takt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinm auch die specifisch geeellachafttichen Charaktere ihrer PriTatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten bethS- tigen sich in der That erst ab Glieder der gesellschaftlichen Ge- sammtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Ar- beitsprodukte und vermittelst derselben die Prodnoenten versetzt. Den letsteren erscheinen daher die gesellschafÜichen Besiehungen ihrer Privatarbeiten als das was sie sind, d. h. nicht ab unmittel- bar gesellschaftliche Verbfiltnisse der Personen in ihren Arbeiten sellwt, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen.

Erst innerhalb ihres Austausch» erhalten die Arbeitsprodukte eine von ihrer sinnlich verschiednen Gebrauchsgegenständlichkeit getrennte, gesellschaftlich gleiche Werthgegenständlichkeit. Diese Sfmltung des Arbeitsprodukts iu nützliches Ding und Werthding bethätigt sich nur praktisch, sobald (Jcr Austausch bereits hm- jreicbende Ausdehnung und Wichtigkeit gewonnen hat, damit nütz-

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liehe Dinge für deo Austausch producirt werden, der Werthchajrakter der Sachen also sehon bei ihrer Pioduktion seihet in Betracht kommt Von diesem Augenblick erhalten die Privalarbeiten der Prodacenten thateichlich einen doppelten geaellachallilichen Cha- rakter. Sie mfiflsen eineiBeits als bestimmte nützliche Arbeiten ein bestimmtes gesellachaftliches Bedfirfhiss befriedigen und mck so als Glieder der Gesammtarbeit, des naturwüchsigen Systems der geseUschaftiichen Theilung der Arbeit, bewähren. Sie befriedigen andrerseits nur die mannigfachen Bedttrfriiaae ihrer eignen Ptoda- oenten, sofern jede besondre nfitdiehe PriTatarheit mit jeder andren nfitzUchen Art Privatarbeit austauschbar ist, also ihr gleicbgüt. ^ Die Gleichheit toto coelo verschiedner Arbeiten kann nur in einer Abstraktion von ihrer wirklichen UiigleicUhuit bestehn, in der Re- } duktion auf den gemeinsüinen Charakter, den sie als Verausgabung f menschlicher Arbeitskrall, abstrakt menschliche Arbeit, besitzen. Das Gehirn der Privatproducenten spiegelt diesen doppelten gesell- , schafÜichen Cliarakter ihrer Privatarbeiten nur wieder in den For- } men, welche im praktischen Verkehr, im Produktenaustausch er- ' scheinen den gesellschaftlich nützlichen Charakter ihrer Privat- arbeiten also in der Form, dass das Arbeitsprodukt nützlich sein muss, und zwar lür andre den gesellschaftlichen Charakter der 4 Gleichheit der verschiedenartigen Arbeiten in der Form des ge- , meinsaraen Werthcharakters dieser materiell verschiednen Dinge, der Arbeiteprodukte.

Die Menschen beadehen also ihre Arbeitsprodukte nicht auf ein- ander als VSTerthe, weil diese Sachen ihnen als bloss sachliche Hollen gleichartig menschlicher Arbeit gelten. Umgekehrt Indem sie ihre verschiedenartigen Produkte einander im Austausch als Warthe gletchselaen, setcen sie ihre Terschiednen Arbeiten ein- ander als menschliche Arbeit gleich. Sie wissen das nicht, aber sie thun es.*'') Es steht daher dem Werthe nicht auf der Stirn geschrieben, was er ist Der Werth Yer wandelt vielmehr jedes Arbeitsprodukt in eme gesellschafÜiche Hieroglyphe. Später suchen die Menschen den Sinn der Hieroglyphe zu entaifEein, hinter das Qeheimniss ihres eignen gesellschaftlichen FhKlnkts zu kommen, denn die Bestimmung der Gebrauchsg^^stSnde als Werthe ist ihr gesellschaftlichee Produkt so gut wie die Sprache. Die späte

*') Note zur 2. Ausg. Wenn daher Galiani sagt : Der Werth ist ein Ver- hältnlaa swischea Personen ,LaBicchezza^uuHragiouetradueper»one* , so hfttte er hinsiuetsen mflisen: unter dinglieher HflUe verstecktes Ver- hältuiss. (Galiani: Deila Moueta, p. 220, v. III von Custodi's Siiiiimlung der «ScrittohCUuMiciXtaltttoidiEconomiaPolitica.'' Parte Moderaa. Milano 1801.)

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wiaseiiflcliflfUicbe Entdeckung, daas die Arbeitsprodukte^ so weit de Wertke, bloss sacbüche Ausdrucke der in ibrer Produktion Teraas- gabten menscblieben Arbeit sind, macht Epoche in der Entwick- lungsgeschichte der Menschheit, aber verscheucht keineswegs den gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Charaktere der Ar- beit. Was nur für diese besondre Produktionsform, die Waaren- produktiou, gültig ist, dass nämlich der specifisch gesellschaftliche Charakter der von eioander unabhängigen Privatarbeiten in ihrer Gleichheit als menschliche Arbeit besteht und die Form des Werth- charakters der Arbeitsprodukte annimmt, erj>( iieint, vor wie nach jener Entdeckung, den in den Verhältnissen der ^Va^lnnlpru(]uktion BefanjE^enen ebenso endiriUtig, als dnss die wissiMischattliche Zer- setzung der Luft in ihre Elemente die Luttform als eine pbysik^ üsche Körperlorm tortbestehn lässt.

Was die Produktenaustauscher zunächst praktisch interessirt, ist die Frage, wie viel fremde Produkte sie für das eigne Produkt er- halten, in welchen Proportionen sich also die Produkte austauschen. Sobald diese Proportionen zu einer gewissen gewohnheitsroäfsigen Festigkeit herangereift sind, scheinen sie aus der Natur der Ar- beitsprodukte zu entspringen, so dass z. B. eine Tonne Eisen und 2 ünsen Gold gleichwerthig, wie ein Pfund Ck>ld nnd ein Pfund BSaen trots ihrer Tersehiednen physikalischen und ehemischen Eigen- Schäften gleich schwer sind. In der That befestigt sich der Werth- chaiakter der Arbeitsprodukte erst durch ihre Bethatigung als WerthgrSssen. Die letzteren wechseln bestSndig, unabhängig Tom Willen, Yorwissen und Thun der Austauschenden. Ihre eigne ge- sellschaflüche Bewegung besitzt fttr sie die Form einer Bewegung ▼on Sachen, unter deren Kontrole sie stehen, statt sie zu kontro* liren. Es 'bedarf ToltstSudig entwickdter Waarenproduktion, beror aus der Erfiihrung selbst die wissenschaftliche Einsicht heraus- wächst, dass die unabhängig von einander betriebenen, aber als naturwiiciksige Glieder der gesellschaftlichen TheilunLT der Arbeit allseitig von einander abhängigen Privatarbeiten fortwährend auf ihr gesellscbaitlich proportionelles Mafs reducirt werden, weil sich den zufälligen und stetü seh wankenden Austauschverhältnissen ihrer Produkte die zu deren Produktion gesellschaftlich nothwen- dige Arbeitszeit als regelndes Naturp:espt7 '.^'ewaltsam durchsetzt, wie etwa das Gesot z rl» r Schwere, wenn einem das Haus über dem Kopf zuaammenpurzeit'^^. Die Bestimmung der Werthgrosse

„Was soll man von einem Oeeetse denken, das sich nur durch perio- diBcbe Bevolotioneii durchsetien kann? Es ist eben ein Nataigesets, das

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auf der BewuBstlodgkeit der Betbeiligten beruht." (Friedrich Engels: „Um- risse zu einer Kritik der Nationalökonnmic" in I>ent«rh französische Jahr- bücher, herausg. von Arnold Rüge und Juurl Marx. Paris

durch die Arbeitszeit ist daher ein unter den erscheinenden Be- ! wegungen der relativen Waarenwerthe Yerstecktes Geheimniss. Seine Entdeckung bebt den Schein der bloss zuflüligen Bestim- mung der WerthgrSflsen der Arbeitsprodukte auf, aber keineswegs ihre sachliche Form. .

Das Nachdenken Uber die Formen des menschlichen Lebens, also \ auch ihre wissenschaftliche Analyse, schlägt Oberhaupt einen der wirklichen Entwicklung entgegen «gesetzten Weg ein. Es beginnt I post festuiu und daher mit den fertigen Resultaten des Entwick- lungsprocesses. Die Formen, welche Arbeitsprodukte zu \N iiareu stempeln und daher der Waarencirkuliitioii verausgesetzt sind, be- sitzen bereits die Festigkeit von Nuturformen des gesellschaftlichen Lebens, bevor die Menschen sk Ii Rechenschaft zu geben suchen, nicht über den hiatoriäthen Charakter dieser Formen, die ihnen vielmehr bereits als unwandelbar gelten, sondern über deren Ge- halt. So -wnr es nur die Analyse der Waarenpreise, die zur Re- stinimutiLi; der \\ er th grosse, nur der gemeinschaftliche Geidausdruck der VVaaren, der zur Fixirung ihres Werthcharakters führte. Es ist aber eben diese fertige Form die Geld form der Waaren- welt, welche den gesellschaftlichen Charakter der Privatarbeiten und daher die gesellschaftlichen Verhältnisse der Privatarbeiter, sachlich verschleiert, statt sie zu offenbaren. Wenn ich sage, Rock, Stiefel u. s. w. beziehen sich auf Leinwand als die allgemeine Ver- körperung abstrakter menschlicher Arbeit^ so springt die VerrOckt* heit dieses Ausdrucks in's Auge. Aber wenn die Producenten von Bock, Stiefel u. s. w. diese Waaren auf Leinvrand oder auf Qold und Silber» was nichts an der Sache ändert als allge- meines Aequivalent beziehn, erscheint ihnen die Beziehung ihrer Privatarbeiten zu der geseUschaffclicben Gesammtarbeit genau in dieser verrückten Form.

Derartige Formen bilden eben die Kategorien der bfiigerlichen Oekonomie. Es sind gesellschaftlich gültige, also objective Qe- dankenformen für die Produktionsverhältnisse dieser historisch be- stimmten gesellschafUichen Produktionsweise, der Waarenproduktton. AJler Mysticismus der Waaren weit, all der Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Waarenproduktion um- nebelt, verschwindet daher sofort, sobald wii" zu audieu IVuduk- tionsfornien fluchten.

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Da die politische Oekonomie HobinsoDaden liebt ^^), encbeine zuerst Robinson auf seiner Insel. Bescheiden, wie er von Haus ans ist, hat er doch yerschiedenartige Bedürfnisse zu befriedigen und muas daher uütifiliche Arbeiten Terachiedner Art verrichten, Werkzeuge machen, Möbel fabriciren, Lama zähmen, fischen, jagen u. s. w. Vom Beten u. dgl. apreclien wir hier nicht, da unser Robinson daran sein Vergnügen findet und derartige Thfttig^ keit als Erholung betrachtei Trotz der Veraebiedenheit seiner produktiven Funktionen, weiss er, dass sie nur verachiedne Beth&» ligai^fbrmen desselben Bobinson, also nur verschiedne Weisen menschlicher Arbeit sind. Die Noth selbst zwingt ihn, seine Zeit genau zwischen seinen verschiednen Funktionen zu rertheilen. Ob die eine mehr, die andre weniger Raum in seiner Gesammtthätig- keit einnimmt^ hftngt ab von der grösseren oder geringeren Schwie- rigkeit, die zur firzielung des bezweckten Nutzeffekts zu Aber- winden ist Die Erfahrung lehrt ihn das, und unser Eobinscm, der Uhr, Hauptbuch, Tinte und Feder aus dem Schiffbruch ge- rettet, beginnt als guter Englander bald Buch Über sich selbst zu führen. Sein Inventarium enthält ein Verzeichniss der Gebrauchs- gegenstände, die er besitzt, der verschiednen Verrichtungen, die zu ihrer Produktion erheischt sind, endlich der Arbeitszeit, die ihm bestimmte Quanta dieser verschiednen Produkte im Duicksolinitt kosten. Alle Beziehungen zwischen Roiiinsoii und den Dingen, die seinen selbstgescimiKrien Reichthum bilden, sind hier so pinfueh und durchsichtitr, dass seihest Herr M. VVirth sid ohne besondre öeistesaustreD^ung viTstcini diirttP. Und dennuch sind darin alle wesentlichen BestiinnniiiL{«'n des Werths enthalten.

Versetzen wir uns nun von Itobinson's lichter Insel iu das finstre europäische Mittelalter. Statt des unabhängigen Mannes finden wir hier Jedermann abhängig Leibeigne und Grundherrn, Vasallen and Lehnsgeber, Laien und Pfaffen. Persönliche Abhängigkeit cbarakterisirt ebensosehr die gesellschaftlichen Verhältnisse der materiellen Produktion als die auf ihr aufgebauten Lebenssphären. Aber eben weil persönliche Abhiittgigkeitsverhaltniase die gegebne

*) Note zur 8. Anseabe. Auch Bicardo ist nicht ohne seine Bobinaonade. f^Den ürfischer und den Urj^ger lässt er sofort als Waarenbesiteer Fisch ond Wild austauschen, im Verhältniss der in diesen TauHcbwertben ver- gegeuHtändlichteA Arbeitszeit Bei dieser Gelegenheit fällt er in den Anachronismus, dsss Urfiseher und TTijftger zur Berechnung ihrer Arbeits- iastramente die 1817 auf der Londoner Börse gangbaren Annuitäten- tabellen zu Rathe ziehn. Die , Parallelogramme des Herrn Owen" .scheinen die einzige Oesellschaftsform, die er ausser der bargerÜchen kannte.'' (KmA Harz: Zar Kritik etc. p. 88, 89.).

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goooUflchaftliche Grundlage bilden, braueben Arbeiten und Produkte nicht eine von ihrer Realität yerscbiedne phantastische Gestalt ao- sanebmen. Sie gehn als Natunildienste und Naturalleistungen in das geseUschaftliche Getriebe ein« Die Naturalform der Arbeit, ihre Besonderheit, und nicht, wie auf Grondlage der Waarenpro- duktion, ihre Allgemeinheit, ist hier ihre unmittelbar gesellschaft- liche Form. Die EVohnarbeit ist ebenso gut durch dio Zeit ge- messen wie die Waaren producirende Arbeit, aber jeder Leibeigne weiss, dass es ein bestimmtes Quantnm« seiner persönlichen Ar- beitskraft ist, die er im Dienst seines Herrn verausgabt. Der dem Pfaffen zn leistende Zehnten ist klarer als der Segen des P£»£fen. Wie man daher immer die Cbaraktermasken beurtheilen mag, worin sich die Menschen idex gegenQbertreten, die gesell» schaftl!( lien Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten erscheinen jedenfalls als ihre eignen persönlichen V^M-hältnisse, und sind nicht verkleidet in geseUflchafÜidie Verhftltnisse der Sachen, der Arbeits- produkte.

Für die Betrachtung gemeinsamer, d. h. unmittelbar verg^esell- schafteter Arbeit brauchen wir nicht tnri&ckzugehn zu der natur- wüchsigen Form derselben, welche uns an der Geschichtsschwelle aller Kulturvolker begegnet^). Ein näher liegendes Beispiel bildet die ländlich patriarchalische Industrie einer Bauemfamilie, die fiir den eignen Bedarf Korn, Vieh, Garn, Leinwand, Kleidungsstücke u. 8. w. producirt. Diese verschiednen Dinge treten der Familie als vetschiedne Produkte ihrer Famüienarbeit gegenüber, aber nicht sich selbst wechselseitig als Waaren. Die yersehiednen Arbeiten, welche diese Produkte ersengen, Ackerbau, Viehzucht, Spinnen, Weben, Schneiderei a. s. w. sind in ihrer Katoraltom gesell- sehaftliche Funktionen, weil Funktionen der Familie^ die ihre eigne, naturwüchsige Theilung der Arbeit besitzt, so gut wie die Waaten- produktion. Geschlechts- und Altersuntencfaiede, wie die mit dem

Note zur 2. Ausgabe. ist ein lieberliche.s Vururtheil in neuester Zeit verbreitet, dass die Form des naturwüchsigen OenuMnetL'entliums spe- cifisch slaviache, sogar ausschiiestilieh nissiache Form nei. Sie ist die Ur- form, die wir bei R&mern, Germanen, Gelten nachweisen kOnnen, vou der aber eine ganze Musterkarte mit mannigfachen Proben sich noch immer, wenn auch 7nm Tln il rnineiiweise, bei den Irnliern vorfindet. Ein ge- naueres ätudiuui der asiatischen, speciell der iudischeu (iemeineigenthums- formen würde nachweisen, wie aus den verschiednen Fennen des natnr- wüchsigen Gemeineigenthums sieh Terschiedne Formen seiner Auflösung ergeben. 80 Inssen Bich z. B. die verschiednen Originaltypen von römischem und germanlRcheiu Privateigenthum aus Terschiedneo Formen des in- diachen Gemeineigenthnma ableiten.'' (Karl Marx: Zur Kritik etc. p. 10.)

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Wechsel der Jahreszeit wechselnden Naturbedingungen der Arbeit, ngeln ihre Vertheilung unter die Familie und die Arbeiisswit der einzehien Faoiilienglieder. Die durch die Zeitdauer gemessne Ver* ausgabiing der individuellen Arbeitskräfte encheiDt hier aber von Haus aus als gesellschaftliche Bestimmung der Arbeiten selbat, weil die individuellen Arbeitskraflse von Haas aus nor als Organe der gemeinsamen Arbeitskraft der Familie wirken.

Stellen wir nns endlich, znr Abwechslong, einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln ar> beiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbetbewusst ah eine gesellschaftltche Arbeitskraft verausgaben. Alle Bestimmungen von Bobinson's Arbeit wiederholen sich hier, nur gesellschaftlich, statt individuelL Alle Produkte Robinaon's waren sein ausschliesa- licb persönlidkes Produkt und daher anmittelbar Gebianchsg^^- fltfiade f&r ihn. Das Gesammtprodukt des Vereins ist ein geeell- sdiaftliches Prodaki Ein Tbeil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Theil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Er muss daher unter sie vertheilt werden. Die Art dieser Verthei- lung wird wechseln mit der besondren Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschicht- lichen EntwickJungbhöhe der PnMlucenten. Nur zur Parallele mit der Waaxenproduktion sptzrn wir vomns, der Antheil jedes Pro- ducenten an den Lebensmitteln sei bestimmt ilurrh seine Arbeits- zeit. Die Arbeitszeit würde also eine doppelte lü)lle spielen. Ihre gesellschattiich pl.mniilüiige Vertheilung regelt die richtige Pro- portion der verschiednen Arbeitsfunktionen zu den verschiednen Bedürfnissen. Andrerseits dient die Arbeitszeit zugleich als Mafs des individuellen Antheils des Producenten an der Gemeinarbeit nnd daher auch an dem individuell verzehrbaren Theil des Ge- meinprodukts. Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durch* sichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution.

Fnr eine Gesellschaft von Waaren producenten, deren allgemein gesellschaftliches Produktioosverh&ltniss darin besteht^ sich au ihren Produkten als Waaren, also als Werthen zu Terbalten, und in dieser sachlichen Form ihre Privatarbeiten auf einander zu beziehn als gleiche menschliche Arbeit, ist das Christenthum, mit seinem Kultes des abstrakten Menschen, namentlich in seiner bürgerlichen Entwicklung, dem Protestantismus, Deismus n. a w., die ent- sprechendste Beligioosform. In den altastatischen, sntiken u. s. w.

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Produktionsweisen spielt die Verwandlung des Produkts in Waare, und daher das Dasein der Menschen als Waarenproducenten, eine untergeordnete Rolle» die jedoch um so bedeutender wird, je mehr die Gemeinwesen in das Stadium ihres Untergangs treten. Eigent- liche Uandelsvölker existiren nur in den Intermundien der alten Welt, wie Epikurs Gotter, oder wie Juden in den Poren der pol- nischen (}esell»chafti Jene alten gesellschaftlichen Produktion8> Organismen sind ausserordentlich viel einfiMsher und durchsichtiger / als der bürgerliche, aber sie beruhen entweder auf der Unreife des 7 individuellen Menschen, der sich von der Nabelschnur des natür- / liehen Gattungszusammenliangs mit" Andren norh nicht losgerissen hat, oder auf unmi£tel baren Herrschafts- und Knechtschaftsferhält- nissen. Sie sind bedingt durch eine niedrige Entwicklungsstufe der Produktivkräfte der Arbeit und entsprechend befangene Vei^ hältnisse der Menschen innerhalb ibnfs materiellen Lebenserzeu- gungsprocesses, daher zu einanfler und zur Natur. Diese wirkliche Befangenheit spiegelt sich ideell wieder in den alten Natur- und Volksreligionen. Der religiöse Wieder^chein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltagslebens den Menschen tagtäglich durchsich- tig vernünftige Beziehungen zu einander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprocevses, d. des ma- teriellen Produktionsprocesses^ streiil nur ihren mystischen Nebel- schleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmändger Kontrole steht Dazu ist ' jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine Reibe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige Produkt einer langen und qualvollen Entwick- lungsgeschichte sind.

Die politische Oekonomie hat nun zwar, wenn auch unvoll- kommen*^), Werth und WertbgrOase analjsirt und den in diesen

**) Das Unzulängliche in Bicsrdo's Analyse der Wertbf^rGsse und es ist

die beste wird man äuh dem dritten und vierten Buch dieser Schrift ersehn. Was aber den Werth überhaupt betrifft, so unterscheidet die klaa- siscbe politischeOekonomie nirgendwo ausdrOcklich und mit klarem Bewuastr- sein ilie Arbeit, wie sie sich im Werth, von derselben Arbfit, soweit sie sich im Gebrauchwerth ihres Produkts darstellt Sie macht natürürh Hcn Unter- schied tbatsächlich. da sie die Arbeit das einemal quantitativ, da.^ andremal qiialttativ betrachtet. Aber es f&Ut ihr nicht ein, dass bloss quantitativer Untersehied dir Arbeiten ihre qualitative Einheit oderGIeiehheit voraussetzt, also ihre Rediiktiim auf abstrakt menschliche Arbeit. Ricardo z. M. erkldrt sich einverstanden mit Destutt de 1 racy, wenn dieser sagt: ,,A8 it is certain at thour physicai snd mors! fscultiea aie alone cur orüginst riehes, the

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ForniPn versteckten Inhalt entdeckt. Sie luit nieniuls auch nur die Frage gesteilt, warum dieser Inhalt jene Form annimmt, warum sich also die Arbeit im Werth und das Mafs der Arbeit dttrch ihre Zeitdauer in der Werthgr^sse des Arbeitsprodukts darsteUf )?

employmeot of thoae faeoltiesy Itbour of aome kiod, is oor origioal tre&soiew

aod it is always from tbie employment that all thoee thiogs are crcated wbich we call riches Tt certnin too, that all thone things only repre- sent the labuur wbich bas created them. and if tbey have a value, or even iwo dittiDct Talttes, they can only deriv« them from that (the Tatue) of the

labour from which they emanate." (Ricaido: ,,The principleaoC Pul. Econ. 3. ed Lond. 18J1 *, p. 384.) Wir deuten nur an, dass Ricardo dem Destutt fteiuen eignen tieferen Öinn unterschiebt. Destutt sa^t in der That zwar einerseits, daas alle Dinge, die den Reichthnm bilden, „die Arbeit repriben- tiren, dieHiejure8Chaffenbat'*,aberaudreraeita,daM sieihre „zwei verschiedenen Wf-rthe" (Gebrauchswerth und Tau«chwerth) vom Werth der Arbeit" er- halten. Er fällt damit in die Flachheil der Vuleärökonomie, die den Werth einer Waare (hier der Arbeit) Torauaaetst, um oadarch hinterher den Werth der andren Waaren an bestimmen. Ricardo liest ihn so. dai^s sowohl im Gebrauehswerth alt* Tausch werth sich Arbeit (nicht Werth der Arbeit) dar- •teilt. Er selbst aber scheidet »o wenig den zwieschlächtigen Charakter der Arbeit, die doppelt darge^Ut ist, dasa er in dem ganaen Kapitel: „Valne and Riches, Their Diatinctire PToperties" sich mQhselig mit den Trivialititen eines J. R. "^ly herumschlagen muss Am Ende ist er daher nuch ganz er- staunt, dass Öestutt zwar mit ihm selbst Über Arbeit als Werthquelle und dennoch andrereeit« mit Say Ober den Werthhegrifl* harmonire.

^ Es ist einer der Onindmängel der kla^iaiachen poHtiachen Oekonomie» dass es ihr nie gelang, aus der Aiialy-e der Waare und «peeleller des Waaren- Wertha die Form des Werths, die ibu eben zum TauH> hw rth macht, heraus- Siifindeo. Grade in ihren b&nten Repräsentanten, wie A 8m Ith und Ricardo, behandelt sie Ile Werthform ala etwas ganz Gleichgültiges oder der Natur der Waare r-rllist A u^seriiches. Der Grund ist nicht allein, dan« die Ana- lyse der U'erihgrDääe ihre Aufmerksamkeit ganz absoibirt. Er liegt tiefer. l>ie Wtfrthfonn des Arbeitsprodukts ist die abstrakteste, aber auch allge- meinste Form der bürgerlichen l*roduktion>weise, die hierdurch als eine be- B'tndere x\.rt ge^rllschaftlicher Produktion und damit zugleich historisch chantkteriHirt wird. Verlieht man nie daher für die ewige Naturform ge- aellscbaftlicber Produktion, so übersieht man nothwend ig auch das 8peci fische 4er Werthform, also der Waaren form, weiterentwickelt der Geld form. Kapital- farm u. s.w. Miin findet daher bei Oekonomcn v,o!. he über d;.« M-ifs rier Werthgröwse durch Arbeitszeitdurchaus übereiuätimmeu, die k unter buntesten und widersprechendnten Vorstellungen von Geld. d. h. der fertigen Gestalt dti» allgemeinen Aequivalents. Diess tritt schlagend hervor z B. bei der Behandlung de-* I^ankweseii'^, wn mit den gemeinplätzlichen Definitionen des Geldes nicht mehr aui«gereiciit wird. Im Gegensatz entsprang daher ein restaurirtes Merkantilsyntem (Gauilh u. s w.), welches im Werth nur die gesellschaftliche Form sieht oder Tielmehr nur ihren substanzlosen Schein. Um es ein für allemal zu bemerken, verstehe ich unter klasslöchcr pdüti^cher Oekonomie alle Oekononiie st-it W. Peti_\ , die den inneru Zusammeuhangder bürgerlichen Produktionäverhälinisäe erfori^cht im Gegensatz zur Vulgär- Mconomie die sich nur innerhalb des scheinbaren Zoaammenhangs herum- treibt, für ( ine plausible Verständlichmachunp^ der so zu sagen grohsten Phänoment' und den bürgerlichen Hausbedarf das von der wis.«*enschMftli' ri OekuuomielaugalgelieferteMatenalsteLs von neuem wiederkäut, im Uebngen aber aicb darau beachrttnkt» die banalen und aelbstgetilligen Vorstellungen

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Formeln, deoen es auf der Stirn geschrieben steht, daas sie einer Geselkchaftsformatioa angehören, worin der Produktionsprocess die Menschen, der Mensch noch nicht den Produktionsprocess he- meistert, gelten ihrem bürgerliclien Bewusstsein für eben so selbst- yerständlicbe Naturnothwendigkeit als die produktive Arbeit seLbet. Vorb&rgerliche Formen des gesellschaftlichen Produktionsorganis- mos werden daher von ihr behandelii wie etwa Ton den Kirehen- ▼fitem Yorchristliche Beligionen**).

der bürfrerlii h( II I^KMluktionsagenten von ihrrr eignen besten Welt zu aystniKitiairen, pedaaiiMiren und als ewige Wahrluiten zu proklamiren.

„Lea 6couomiste^ out uüe aingulit're maniere de proc^der 11 u y & pour eax que deux sortes d'inttitutioDs, Celles de Part et Celles de la nature. Lea institutions de la feodalit^ sontch f- institutions artificielles, crllcs f^e labour-

f^eoisie sont des iustitulifjns naturelles. Iis ressemblent en ceci aux thdo- u^ieuH, qui exxx auääi etabÜHsent deux sortes de religiüuä. Tuute religion qm n'est pas la leur est nne invention des hommes, tandis que leur propre religion est une ^nianntlnn de dieu. Ainsi il y a cu de l'hisloire, uiaia il n'y en a plus " (Kurl Marx: „Misere de la Philosophie K<'ponse k la Philosophie de la Misi^re par M. Proudbon. li<47'*, p. 113.) Wahrhaft drollig ist Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen nnd Börner hätten nur von Raub gelebt. Wenn innn aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muss doch beständig etwas /,u rauben da »ein oder der Gegenstaud des Baabes sich iuriwährend reproüuciren. £s scheint daher, dass auch Griechen nnd Römer einen Productionsproceae hatten, also eine Oekonomie, welche ganz so die materielle Grundlage ihrer Welt bildete, wie die bürgerliche Oekonomie die der heutigen VVelt. Oder meint Bastiat etwa, dasii eine Produktionsweise, die auf der Sklavenarbeit beruht, auf einem Eaubsytitem mbt? Er stellt lieh dann auf gefthriiehen Boden. Wenn ein Deokriese wie Aristoteles in seiner Würdigung der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein Zwergökonom, wie ßasttiat, in seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig

§ehn? Ich ergreife diese Gelegenheit, um einen £mwand, der mir beim Irscbeinen meiner Schrift „Zur Kritik der Pol. Oekonomie 1859*' von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht wurde, kurz abzuweisen Es sagte, meine Ansicht, dass die bestimmte Produktionsweise und die ihr jedesmal entaprechenden Produktionsverhältnisse, kurz,, die ökonomische Struktur der Geeelischaft die reale Basis sei, worauf sich eio juristischer nnd politischer Ueberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche BewuBst Seinsformen entsprächen", dass „die Produktionsweise des materiellen Lebens den socia- len, politischen und geistigen Lebensprocess überhaupt bedinge'S aW&i diess sei swar richtig fOr die heutige Welt, wo die materiellen Intereesen, aber weder für das Mittelalter, wo der Katbolicii<mus, noch für Aihen und Rom, wo die Politik herrschte. Zunächst ist ea befremdlich, dass Jemand Torauszusetzen beliebt, diese weltbekannten Redensarten über Mittelalter und antike Welt seien irgend Jemaud unbekannt geblieben. 8o viel ist klar, dasi« das Mittelalter nicht vom Katboliciitmufl und die antike Welt nicht von der Politik leben konnte. Die Art und Weine wie sie ihr Leben gewannen, erklärt umgekehrt, warum dort die Politik, hier der Katboliciamus die Haupt- rolle spielte. £e gehört übrigens wenig Bekanntschaft e. B. mit der Ge- schichte der römischen Bepnblik dasn. um zu wissen, dass die Geschichte des GriindeiKenthums ihre Gebeimgeschichte bildet. Andrerseits hat schon Don Quixote den Irrthum gebüsst, dass er die fahrende Bitterschaft mit allen ökonomisohen Formen der GeaeUachaft gleidi Tertrtglieh wfthnte.

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Wie sehr ein Theii der Oekouomen von dem der Waarenwelt anklebenden Fetifichismus oder dem gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u.a. der langweilig abgeschmackte Zank über die RoUe der Natur in der Bildung des Tauachwerths. Da Tauschwerth eine bestimmte gesellschaftliche Manier irt, die auf ein Ding verwandte Arbeit auszudrücken, kann er niclit mehr Natontoff enthalten als etwa der Wechselkurs.

Da die Waarenform die allgemeinste und unentwickeltste Form der bfij^erlichen Produktion ist, wesswegen sie frOh auftritt, ob- l^ich nicht in derselben herrschenden, also charakteristischen Weise wie heut zu Tag, scheint ihr Fetischcharakter noch relativ leicht zu durchschauen. Bei konkreteren Formen verschwindet eelbet dieser Schein der Einfachheit Woher die Illusionen des Monetarsjstems? Es sah dem Gold und Silber nicht an, dass sie als Geld ein gesellscbafkliches Produktionsverhältniss darstellen, aber in der Form von Naturdingen mit sonderbar gesellschaftUchen Eigenschaften. Und die moderne Oekonomie, die Yomehm auf das Monetarsystem herabgrinst, wird ihr Fetischismus nicht hand- greiflich, sobald sie das Kapital behandelt? Seit wie lange ist die |)]:ysiokratische Illusion verschwunden, dass die Grundrente aus der Erde wächst, nicht aus der Gesellschaft?

Um jedoch nicht vorzugreifen, genfige hier noch ein Beispiel bezttglich der Waarenform selbst Konnten die Waaren sprechen, so würden sie sagen, unser Gebrauchswerth mag den Menschen interessiren. Er kömmt uns nicht als Dingen zu. Was uns aber dinglich zukömmt, ist unser Werth. Unser eigner Verkehr als Waarendinge beweist das. Wir beziehn uns nur als Tauschwerthe auf einander. Man höre nun, wie der Oekonom aus derWaaren- sede heraus spricht: Werth (Tauschwertfa) ist Eigenacbaft der Dinge, Beichthum (Gebrauchs werth) des Menschen. Werth in diesem Sinn schliesst nothwendig Austeusch ein, Beichthum nicht" «Beichthum (Gebrauchswerth) kt ein Attribut des Menschen, Werth em Attribut der Waaxen. Ein Mensch oder ein Gemeinwesen ist reich; eme Perle oder ein Diamant ist werthToU . . Eine Perle oder ein Diamant hat Werth als Perle oder Diamant *^*^ Bisher hat noch

**; ,Value la a property ol things, riches of man. Value, in thia sense. BeoMMSrily implies ezentnges, liehM do not/ «Obeervations on some verbal disputes in Pol. Econ. , particiilarlj relating to vslne and to supply and demand. Lond. 1821", p. 16.

**) ^icliea are the Attribute of mau, value is tlie attribute of commodities. A man or a comnumlty it rieh, a pearl or a diamond Is valuable . . .

MuK, XspMal t. 4

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kein Chemiker Tausch werth in Perle oder Diamant entdeckt Die ökonomischen Entdecker dieser chemi.schen Substanz, die besondren Anspruch auf kritische Tiefe machen, linden aber, dass der Ge- bzaacbswerth der Sachen unabhängig von ihren sachlichen Kigen- achaflen, dagegen ihr Werth ihnen ab Sachen zukommt Was sie hierin beetätagfc, ist der sonderbare Umstand, dass der Gebrauchs- werth der Dinge sich für den Menschen ohne Austausch realisirt, also im onmittelbaren Verhaltniss zwischen Bing und Mensch, ihr Werih umgekehrt nur im Austausch, d. h. in einem gescllsrhaft- liehen Prooess. Wer erinnert sich hier nicht dea gaten Dogberry, der den Nachtwächter Seacoal belehrt: „Ein gut anaaehender Mann za aein, iat eine Gabe der tTmatände, aber Leaen und Schreiben an können, kömmt von Natur"

Zweites Kapitel. Der Austanachproeeaa.

Die Waaren können nicht selbst zu Markte erehn und sich nicht selbst austauschen. Wir müssen uns also nach ihren Hütern umsehn, den Waarenbesitzem. Die Waaren sind Dinge und daher widerstandslos gegen den Menschen. Wenn aie nicht willig, kann er Gewalt brauchen, in andren Worten sie ndunen'^. Um diese Dinge als Waaren auf einander su beaiehn, müssen die Waaren- hüter sich zu einander als Personen Terhalten, deren Willen in jenen Dingen haust, so daas der eine nur mit dem Willen dea andren, also jeder nur yermittelat einee, beiden gemeinsamen WillenaktB sich die fremde Waare aneignet, indem er die eigne

A pearl or a diamomd ia valuable as a petrl or diamond.* S. Bailey 1. e. p. 165.

M) Der Vertoer der «Observationt* und 8. Bailey beechnldigen Ricardo,

er habe den Taiuchwerth aus einem nur Eelativen in etwas Absolutes Ter> wandelt. Umgekehrt. Kr }iat die Scheinrelativität, die diese Dinge, Diamant und Ferien z. als Tauschwerthe besiUen, auf das hinter dem Schein ver- borgene wahre Verhll^BS redndrt, avf ihre Relativitftt als blosse Ausdrflcke menschlicher Arbeit. Wom die Eicardianer dem Bailey grob, aber nicht schhigend antv/ortf ti, «o nur, weil sie bei Kiciu-do selbst keinen Aufschi ns« über den inneren Zubanimenhaug zwischen Werth und Werthform oder Tauschwerth fanden.

Im 12., durch seine Frömmigkeit so berufenen Jahrhundert kommen unter «liesen Waaren oft sehr zarte l'inge Tor. So zahlt ein franzßbischer Dichter jener Zeit unter den Waaren, die sich auf dem Markt von Laiidit ein&nden, neben Kleidungsstoffen, Schuhen, Leder, Ackerger&then, Häuten tt. 8. w. andi yfemmes foUes de leor corps' au£

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▼enussert Sie mfiasen sich daher wechselseitig als Privateigeii- thtimer anerkenneiL Diees BechtsTerhfilfaufls, dessen Form der Vertrag ist, ob non legal enhrickelt oder nieht, ist ein Willens» ▼erhSltmsSy worin sieh das dkonomiscbe Yerbfiltniss wiederspiegeli Der Inhalt dieses Beehts- oder WillensyerhSltnisses ist dnrch das 5konQmische YerfaSltniss selbst gegeben*^). Die Personen existiren hier nur für einander als Repräsentanten von Waare und daher als Waarenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Ent- wiükluDg finden, dass die ökonomischeu Charaktermasken der Per- sonen nur die Personitikatn^nen der Ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Trager sie sich gegenübertreten.

Was den Waarenbesitzer namentlich von der Waare unter- scheidet, ist der Umstand, dass ihr jeder andere Waarcnkürper nur als Erscheinungsform ihres eignen VVertlis gilt, (ieborner Leveller und Cyniker steht sie daher stets auf dem Sprung, mit jeder andren Waare, sei selbe auch ausgestattet mit mehr T^nannehmlichkeiten als Maritorne, nicht nur die Seele, sondern den Leib zu wechseln. Diesen der Waare mangelnden Sinn für das Konkrete dee Waaren- körpers ergänzt der Waarenbesitzer durch seine eignen füxd und mehr Sinne. Seine Waare hat für ihn keinen unmittelbaren Ge- biancliswerth. Sonst führte er sie nicht zu Markt. Sie hat Ge- brauchswerth für andre. Ftir ihn hat sie unmittelbar nur den Gebrauchswerth Trager von Tauschwerth und so Tauschmittel zu sein Darum will er sie Terfiussem für Waare, deren Gebrauchs- werth ihm Geallge thal Alle Waaren smd NiohlrOebnnchswerthe -

ProudhoQ schöpft erst seiu ideal der Gerechtigkeiti der justice ^ter- nelle, ans den der wasrenprodnktiCHi eoteprachanden RechtererhSltniBaen,

wodurch, nebenbei bemern, aneh der für Bpie^sbürger ao trOetlidlie Beweis geliefert wird, dass die Form der Waarenproduktion ebenso ewigipt wie die Gerechtigkeit. Dann umgekehrt will er die wirkliche Waarenpro- dnktion und das ihr entsprechende wirkliche Becht diesem Ideal gem&b ummodeln. Was warde man von einem Chemiker doikan, der, statt die wirVlicben Gesetze des Stoff wechseis zu studiren, und auf Basis derselben beätimmte Aufgaben zu lösen, den Stoffwechsel durch die , ewigen Ideen* der ,,nataraliM* und der «affinitd' tumnodeln wollte? Wen« man etwa mahr fiber den .Wucher*, wenn man sagt, er widerspreche der Justice dtemelle* und der ,^quite <5teruelle'* und Her „mutualitt'- f'tprnelle* und andren .,v*'ri- tes ^temelles", als die Kirchenväter^wussten, vvenu sie sagten, er widerspreciie der »grlUse ^melle*, der ,foi ^temelle*, der .volonte dtemelle de dien*?

•) »Denn zweifach ist der Gebranch jedes Guts. Der eine ist dem Ding als -^nlchem eigen, der andre nicht, wie einer Sandale zur Re?chuhung zu dieueu and austauschbar zu gem. Beides sind Gebrauchswerthe der äandale, denn auch wer die Sandale mit dem ihm Mangelnden, z.B. der Nahrung aestanscht, benutzt die Sandale als Sandale. Aber nidit in ihrer natürlichen Ghsbranchsweise. Denn sie ist nicht da des Austausches wegen.** (Aiistote- let, de Bep. 1. 1. c 9.)

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fUr ihre Besitzer, Gebrauchs werihe für ihre Nicht-Besitzer. Sie mOssen also allseitig die Hände wechseln. Aber dieser Hände- Wechsel bildet ihren Austausch, und ihr Austausch bezieht sie als Werthe auf einander und realisirt sie als Werthe. Die Waaren mtaen sich daher als Werthe realisiren, bevor sie sieh als Ge- brauchswerthe realtsiren können.

Andrerseits müssen sie sich als Gebrauchs werthe bewähren, be- vor sie sich als Werthe reaHsiren können. Denn die auf sie ver- ausgabte menschliche Arbeit zählt nur, soweit sie in einer für Andre nützlichen Form verausgabt ist. Ob sie Andren nützlich, ihr Produkt daher fremde Bedürfnisse befriedigt, k«nn aber nur ihr Austausch beweisen.

Jeder Waarenbesitzer will seine Waare nur veraussem gegen andre Waare, deren Gebrauchswerth sein Bedürfhiss befriedigt Sofern ist der Austausch für ihn nur individueller Process. Andrer- seits will er seine Waare als Werth realisiren, also in jeder ihm beliebigen andren Waare von demselben Werth, ob seine eigne Waare nun für den Besitzer der andern Waare Gebrauchswertb habe oder nicht. Sofem ist der Austausch für ihn allgemein ge- sellschaftlicher Process. Aber derselbe Process kann nicht gleich- seitig für alle Waarenbesitzer nnr individuell und zugleich nur allgemein gesellschafÜich sein.

Sehn wir näher zu, so gilt jedem Waarenbesitzer jede fremde Waare als besondres Aequivalent seiner Waare, seine \\ üarc da- her als allgemeines Aequivalent aller andren Waaren, Da aber alle Waarenbesitzer dasselbe thun, ist keine Waare allgemeines Aequivalent und besitzen die Waaren daher auch keine aUgemeine relative Werthform, worin sie sich als Werthe gleichsetzen und als Werthgrössen vergleichen. Sie stehn sich daher überhaupt nicht gegenüber als Waaren, sondem nur ab Produkte oder Qe- brauchswerthe.

In ihrer Yerl^nheit denken unsre Waarenbesitzer wie Faust Im Anfing war die Thai Sie haben daher schon gehandelt, be- vor sie gedacht haben. Die Gesetn d«r Waarennatur bethfitigten sich im Kaiurmslankt der Waarenbesifaser. Sie können ihre Waaren nur ak Warthe und darum nur als Waaren auf dnander besiehn, indem sie dieselben gegens&tslicfa auf irgend eine andre Waare ak allgemeines Aequivalent beziefan. Das ergab die Analyse der Waare. Aber nur die gesellschaftliche That kann nne bestimmte Waare zum allgemeinen Aequivalent machen. Die gesellschaft- liche Aktion aller andren Waaren schlieBst daher eine bestimmte

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Waure anB, worin sie albeitig Oire Wertibe danieUen. Dadurch wird die Nalnralform dieser Waare gesellBchaftlich gültige Aequi- Talentform. Allgemeiiies Aequiyalent m sein wird diueh den ge> aellaeiiafllieliflii FrooeBs zur apedfiach geaeOadiaftlicheii Funktion der ansgesehlossenen Waare. So wird aie Geld. „Uli unom consilinm habent et Tirtntem et potestatem enam bestiae traduot. Et ne quis possit eraere aut vendere, nisi qui habet characterem aut iiomen bestiae, aut numerum nominis ejus.* (Apocalypse.)

Der Geldkiystall ist ein nothwendiges Produkt des Austüusch- processes, worm verschiedenartige Arbeitsprodukte einander that- sachlich gleichgesetzt und daher thatsächlich in Waaren verwan- delt werden. Die historische Ausweitung und Verlie{'uT"i<i; (Ins Aus- tausches entwickelt den in der Waarennatiir schlumiuernden Gegensatz von < Gebrauchs Werth und Werth. Das Rediirfniss diesen Gegensatz für den Verkehr äusserlich dar/ustfllen , treilit zu einer selbstJln- digeu Form des Waarenwerths und ruiit und rastet nicht bis sie endgültig erzielt ist durch die Verdopplung der Waare in Waare und Geld. In demselben Malse daher^ worin sich die Verwand- long der Arbeitsprodukte in Waaren, Tolbdeht sich die Verwand- lung von Waare in Qeld**^).

Der unmittelbare Produktenaustausch bat einerseits die Form des einfachen Werthausdrucks und hat sie andreneits noch nicht. Jene Form war z Waare A = 7 Waare B. Die Form des unmittel- baren ProduktenaustauscheB ist: z Gebrauchsgegenstand A ss y Ge- brauchsgegenstand B^*). Die Dinge A und B sind hier nicht Waaren Tor dem Austauseh, sondern werden es erst durch den- selben. Die erste Weise, worin ein Gebrauchsgegenstand der Mög- lichkeit nach Tauschwerth ist, ist sein Dasein als Nicht-Gebrauchs- werth« als die nnmittelbaien BedOrfiusse seines Besitsers über- schiessendes Quantum von Gebrauchswerth. Dinge sind an und für sich dem Menschen finsseilich und daher Ter&usserlich. Damit diese YerSusserung wechselseitig, brauchen Menschen nur still- schweigend sich als Privateigenthümer jener veräusserlichen Dinge

Danach beurtheile man die Pfiffigkeit d*^? kleinbürgerlichen Hocialis- rauB, der die Waarenproduktion verewigen und zugleich den .Gegensatz voa Geld und Waare*, also das Geld selbst, denn es ist nur in diesem Gegen- sätze, abschaffen will. Ebensowohl könnte man den Papst abschaffen und Aon Kathnlirismiis bestehen lassen. Ons Nähere hierüber sieh in meiner Schritt: ,Zur Kritik der Pol. Oekonomie* p. 61 sq.

Su lan^e noch nicht zwei verschiedne Gebrauchgegenstände ausge- tauscht, sondern, wie wir das bei Wilden oft finden, eine chaotische Masse von Dingen als Aequivalent für ein Drittes angeboten wird, steht der un- mittelbare Produkteoaustausch selbst erst in seiner Vorhalle.

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und eben dadurch als von einander unabhängige Personen gegen- fiberzntreten. Solch ein Yerliältniss wechaelaeitiger Fremdheit eziatiit jedoch nicht fftr die Glieder eines naturwüchsigen Gemein- wesens, habe es nun die Form einer patriarchalischen Familie, einer alttndisclien Gemeinde, eines Inkastaates u.8.w. Der Wi^aren- anstausch beginnt, wo die Gemeinwesen enden, an den Punkten ihres Kontakts mit fremden Gemeinwesen oder Gliedern fremder Gemein- wesen. Sobald Dinge aber einmal im auswärtigen, werden sie audi rOckschlagend im inneren Gemeinleben zu Waaren. Ihr quantitatiyes AustanschrerhSltniss kt sunfichst ganz zufällig. Austauschbar rind sie durch den Willensakt ihrer Besitzer sie wechselBeiiag zu ver- äussern. Indess setzt sich das Bedfirfiiiss für fremde Gelnranchs- gegenstände allmälig fest. Die bestandige Wiederholung des Aus- tausches macht ihn zu einem regelmälsigen gesellschaftlichen Process. Im Laufe der Zeit muss daher wenigstens ein Theil der Arbeits- produkte absichtlich zum Behuf des Austausches producirt werden. Von diesem Augenhl ick befestigt sich einerseits die Scheidung z\\ is(:hen der Nützlichkeit der Dinge für den uniiiiitelbaren Bedarf und ihrer Nützlichkeit zum Austausch. Ihr ( ieKranchswerth scheidet sich von ihrem Tauschwerthe. Au l] erseits wird das quantitative Verhaltniss, worin sie sich austaust heii, von ihrer Produktion selbst abhängig. Die Gewohnheit fixirt sie als Werthgrössen.

Im unmittelbaren Produktenaustausch ist jede Waare unmittelbar Tauschmittel für ihren Besitzer, Aequivalent für ihren Nichtbesitzer, jedoch nur so weit sie Gebrauchswerth für ihn. Der Tauschartikel erhält also noch keine Ton seinem eignen Gebrauchswerth oder dem individuellen Bedürfniss der Austauscher unabhängige Werthform. Die Nothwendigkeit dieser Form entwickelt sich mit der wachsen- den Anzahl und Mannigfaltigkeit der in den Austausch process ein- tretenden Waaren. Die Aufgabe entspringt gleichzeitig mit d«i Mitteln ihrer Lösung. Ein Verkehr, worin Waarenbesiizer ihre eignen Artikel mit verschiednen andren Artikeln austauschen und veigleichen, findet niemals statt, ohne dass Terschiedne Waaren von yerschiednen Waarenbesiizem innerhalb ihres Verkehrs mit einer und derselben dritten Waarenart ausgetauscht und als Werthe ▼eiglichen werden. Solche dritte Waare, indem sie Aequivalent ftr verschiedne andre Waaren wird, erhält unmittelbar, wenn auch in engen Grenzen, allgemeine oder gesellschaftliche Aequivalent- form. Diese allgemeine Aequivalentform entsteht und vergeht mit dem augenblicklichen gesellschaftlichen Kontakt, der sie ins Leben rief. Abwechselnd und flüchtig kommt sie dieser oder jeuer Waare

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SU. Uli dcff Entwicklung des Waarenaostauflches heftet sie aioh aber snaBcblieeelich fest an iMsondefe WaareMurtei^ oder kryetaUi^ airt sur Geldform. An welcher Waarenart sie kübeo bleibt, ist aoniehst znfftUig. Jedoch entscheiden im Omsen und Ganzen zwei Umst^de. Geldform heftet sich entweder an die wichtigsten Eintauschartikel aus der Fremde, welche in der That naturwüchsige Kröcheinungsforraen des Tausch werths der einheimisclien Produkte sind. Oder an den Gebrauchsgegenstand, welcher da« ijauptelenient des einheimischen veräusserlichen Besitzthums bildet, wie z. B. Vieh, Nüiiiadtn Volker entwickeln zuerst die Geldform, weil all ihr Hab und Gut sicli in l)eweglicher, daher unraitt/'lbar veräusserlicher Form befindet, und weil ihre Lebensweuse sie beständig mit frem- den Gemeinwesen in Kontakt bringt, daher zum Produktenaus- tausch sollicitirt. Die Men^^chen haben oft den Mensclu n selbst in der Gestalt des Sklaven zum ursprünglichen Geldmaterial ge- macht, aber niemals den Grund und Boden. Solche Idee konnte nur in bereits ausgebildeter bürgerlicher Gesellschaft aufkommen. Sie datirt Tom letzten Drittheil des 17. Jahrhunderts und ihre Aus- f&hmng, auf nationalem Mafsstab, wurde erst ein Jahrhundert später in der bürgerlichen Revolution der Franzosen versucht.

In demselben Verhältniss, worin der Waarenaustausch seine nur lokalen Bande sprengt, der Waarenwerth sich daher zur Materiatur menschlicher Arbeit Überhaupt ausweitet, geht die Geldform auf Waaren fiber, die von Natur zur gesellschaftlichen Funktion eines aDgemeinen AequitalentB taugen, auf die edlen Metalle.

Dass nun, »obgleich Gold und Silber nicht Yon Natur Geld, Geld Ton Natur Gold und Silber isf ^% zeigt die Kongruenz ihrer Natoreigenschaften mit seinen Funktionen^"). Bisher kennen wir aber nur die eine Funktion des Geldes, als Erscheinungsform des Waarenwerths zu dienen oder ala das Material, worin die Werth- grtaen der Waaren sich geseUschaftHch ausdrQcken. Adäquate Erscheinungsform von Werth oder Materiatur abstrakter und da- her gleicher menschlicher Arbeit kann nur eine Materie sein, deren sämmtliche Exemplare dieselbe gleichfönnige Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Werthgrössen rein (juantitativ ist, muss die Geldwaare rein quantitativer Unterschiede fähig, also nach Willkür theiibar und aus ihren Theilen wieder zusammen-

^ Karl Marx 1. c. p. 135. ,1 meialli naturalmente moneta.*

(Gslisai: «DeUa Moneta'' in Custodi's Sammlmig Parte Modema, t. m, p. 72.)

Dm Nähere dsrftber in meiner eben dtiiten Schrift» Abschnitt: „Die edlen Metalle*.

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setzbar aam. Gold und Silber beeitseii aber diese EigenflchAfleii

von Natur.

Der Gebrauckswerth der Geldwaare verdoppelt sich. Neben ihrem bemdren Gebnaebsworth ab Wawe, wie Gold z. B. zum Aiustopfen hohler Zihne, Bohmaterial von Loxoeartikelii u. a. w. dient, erhilt sie einen fonnalen Gebraucfaswerth, der ans ihren apecifischen ge- sellschaftlichen Funktionen entspringt

Da alle andren Waaren nur besondre Aequivslente des Geldes, das Geld ihr allgemeinea Aequivalent, yerhalten sie sich als be- sondre Waaren nun Geld als der allgemeinen Wasre^).

Man hat gesehn, dass die Geldform nur der an einer Waare fest- haftende Reflex der Beziehungen aller andren Waaren. Dass Geld Waare ist**), ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fertigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu aaaljsiren. Der Aus- tauschprocesa giebt der Wa^re, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Werth, sondern ihre specitische Werthl'urm. Die Verwechs- lung beider Bestimmungen verleitete dazu, den Werth von Gold und Silber für imaginär zu halten**). Weil Geld in bestimmten Punktionen durch blosse Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann, entsprang der andre Irrthum, es sei ein blosses Zeichen, Andrer- seits lag darin die Ahnung, dass die Geldform des Dings ihm selbst

**) all danaro h la merce universale." (Yerri 1. c p. 16.)

of BuUion, aie . . . commodities . . . raising and falling In . . . value . . . Bullion then may be reckoned to be of higher value, where the smaller weifflit will purchase the ^ater quantity of the product or manufacture of tne count^ etc.* ( , A Duicoiirae of tiie General Notions of Monej, Trade,

and Exchange, they stand in relations to eaeh Other. By a Merchant. Lond. 1695", p. 7 ) ,Silver find gold, coined or uncoined, tho' tbcy nre used for a meaäure of all other tlungs, are no less a commodity thau wine, oyl, tobacco, cloth or ■tiifli.*' Diaeoune eonceming Trade, and that In INulicular of the EaaUlndiea «te. London 1689'\ p. 2.) ^The stock and riches of the kingdnm osinnot properl r be confined to money, nor onirht sold and silver to be excluded from being mercbandize." {„The £ast India Trade a most Profitable Trade. London 1677", p. 4.)

**) „L'oro e I'argento hanno valore come metalu anteriore all' ewwo mo- DPta " (Galiani 1. c.l T,oi'ko ^^i^t: „Die allgemeine UebereinstiramuBÄ der Menschen legte dem Silber, wegen seiner Qualitäten, die ea zum Gela ge- eignet machten, einen imaginären Werth bei." Dagegen Law: „Wie könnten yerschiedne Nationen irgend einer Sache einen imaginären Werth geben . . . oder wie hätte sich dieser imagiunrt- Werth erhalten können?" Wie wenig er selbst aber von der Sache verstand : „Das Silber tauschte sich aus nach dem Gebrauchswerth, den es hatte, also nach seinem wirklichen Werth; dwteh seine Bestimmung als Geld «hielt es einen siuehllingen Werth (une valeur additionnelle)." (Jean Law: ,,('<>nsid^ratinn'< sur le numeraire et le commerce" in E. Daire's £dit. der „Economiates Fiuanciers du XYIU.si^ole*

name

p. 470.)

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ioflserlieh und blosse Eraehdnniigsfonii dahmter vmteekter mensch- liclier Yerbiltnisse. In diesem Sinn wSre jede Waare ein Zaehen, weil als Werth nur sachliche Hfille der anf sie Terausgabten mauMsUichen Arbeit^^ Indem man aber die gesellschaftlichen Charaktere, welche Sachen oder die sachlichen Charaktere, welche gesellschaftliche Bestimmungen der Arbeit auf Grundlage einer be- stimmten Froduktiücsvveiüe erhaitcu, für blosse Zeichen, erklärt man sie zugleich für willkürliches Reflexionsprodukt der Menschen. Es war diess beliebte Aufklärungsmanier des 18. Jaiiriiuuderts, um den räthselhaften Gestalten menschlicher Verhültnisse, deren Entstehungsprocess man noch nicht entziffern konnte, wenigstens vorläufig den Schein der Fremdheit abzustreiten.

Es ward vorhm bemerkt, dass die Aequivaleutform einer Waare die quantitative Bestimmung ihrer \Verth[(rr)sse nicht einschliesst. Weiss man, dass Gold Geld, daher mit allen andren Waaren un- mittelbar austauschbar ist, so weiss man desswegen nicht, wie viel z. R 10 Pfund Gold werth sind. Wie jede Waare kann das Geld seine eigne Werthgrösse nur relativ in andren Waaren ausdrücken. Sein eigner Werth ist bestimmt durch die zu seiner Produktion erheischte Arbeitsseit und drückt sich in dem Quantum jeder andren Waare aas, worin gleichviel Arbeitszeit geronnen ist^^).

*'> ,,L*argent en (des denr^es) est le signe." (V. de Forbonnais: „Ele- ment da Commerce. Nout. £dit. Leyde 1766", t. II, p. 148.) „Ck>mme slgae 11 ett attii^ par les denr^es." (i. c. p. 155.) „L'argent est an signe d'one chose et la repr^sente." Montesquieu: „Esprit des Lois". Oeuvres Lond. 1767, t. II, p. 2.) „L'arg-ont n'est pas simple signe, car il est lui-m#me richesae,* II ne repr^sente paa lea valeura, il les ^quivaut." (Le Trosne 1. c p. 910.) „Betrachtet man den Begriff dea Wertlis» so wird die Bache selbst nur als ein Zeichen angesehn und »ie gilt nicht als sie selber, sondern als was sie werth ist." Hepel 1 c. p. 100.) Lunge Tör den Oekononicn brachten die Jurittten die VorsteüuDg von Gold aU blossem Zeicheu uud dem nur tma^n&ren Werth der edlen Metalle in Schwung, im Sykophantendienst der königlichen Gewalt, deren Münzverfälschungsreoht sie das ranze Mittelalter hindurch mif die Traditionen des römischen Kaiserreichs und dieGeldhegriffe der Pandekten stützten. „Qu'aucun puisse ni doive faire doute", sagt ihr gelehriger Schüler, Philipp yon Yalois, in einem Dekret Ton 1846, „que )k nous et il notre majcfftö royele n'appartieiine flenlemeiit . . . le mestier, le fait, Tetat, la provision oi tonte Tordonnance des monnnio'^', de donner tel cours, et pour tel prix comme il uous plait et bon nous semble." Es war römisches Rechtsdogma, dass der Kaiser den Geldwerth dekretirt. Es war ausdrücklich verboten, das Geld als Waare sn behandeln. „Peciudas Tero nulli emere fas rrit, nam in n-^Ti pullico constitutas oportet non esiemercem." Gute Auseinandersetzung hierüber von G. F. Paguini : „Saggio sopra il giusto pregio deile cose. 1751"', bei Cuatodi Parte Moderua, t. U. Namentlich im sweiten TheU der Schrift polemisirt Pagninl gegen die Herren Juristen.

'*) „If H man can bring to London an ounce of silvcr out of the earth in Peru, in the aame time that he can produce a bushel of coro, then one ia

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Diese Festsetzung seiner relatiren Wertbgrösse findet statt an seiner Produktionsquelle in unmittelbarem Tauschhandel. Sobald es als Geld in die Cirkulation eintritt, ist sein Werih bereits ge- geben. Wenn es schon in den letzten Deoennien des 17. Jahr^ Kunderts weit Überschrittner Anfang der Geldanalyse, zu wisseOt dass Geld Waare ist, so aber aocli nnr der Anfang. Die Schwierig- keifc liegt nicht darin zu begreifen, dass GtM Waare, sondern wie, warum, wodurch Waaie Geld ist^^).

Wir sahen, wie schon in dem einfiachsten Werthausdruck, x Waare A = y Waare B, das Ding, worin die Wertbgrösse eines andren Dings dargestellt wird, seine Aequivalentform unabhängig ▼on dieser Beanehung als gesellschaftliche Natureigenschaft zu be- sitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Aequivalentform mit der Naturalform einer besondren Waarenart verwachsen oder zur Geldform krystallisirt ist. Eine Waare scheint nicht erst Geld zu werden^ weil die andren Waaien allseitig ihre Wertlie in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werthe in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung Teischwindet in ihrem eignen Resultat und lässt keine Spur zurück. Ohne ihr Zuthun finden die Waaren ihre eigne Werthgestalt fertig vor als einen ausser und neben ihnen existirenden Waarenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Eide herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit Daher die Magie des Geldes. Das

the natural price of the otber; now if by rea^on of new aod more easier mines a man can procore two ounce» of »ilver as easilv as he formerly did

one, the corn will he a.s cheap at 10 shillintrs the bnsnel, ns it wan before at 5 shillinga, caeteris paribna.** William Petty: „A Tieatise on Taxes aud Contributions. Lond. 1667", p. 31.

^ Nachdem Herr Professor Koacber aoa belehrt: „Die falsdien Definitio- nen von Geld lassen sich in zwei Hauptgrrnppen theilen: solche, die es für mehTj und solche, die es für weniger halten als eine Waare'*, folgt ein kunter- hnnter Katalog von Schriften über das Geldwesen, wodurch auch nicht die entfernteste Einsicht in die wirkliche Geschichte der Theorie dnndbaehimmert^ und <h\nu 'lic Moral: „Zu leugnen ist fibrigens nicht, dass die meisten neueren KatioaalOkonomen die KigenthürnUchkeiten, welche das Geld von andren Waaren iintersdieide& (abo dooh mehr oder woiiffer als Waaref) nicht ge- nug im Auge behalten haben . . . Insofern ist die halbmerkantilistiscne Kp!ilction von Ganilh etc nicht ganz unbegründet." (Wilhelm Roscher: ,,Die Grundiagea der Natioiiaiukouomie. & Aufl. 1858", p. 207—10.) Mehr weniger nicht genug ineolem ni^t gansl Welche Begrilhbe- stitniiiungeii I Und derpleiehen eklektische ProfeH^oralfaselei tauft Herr Roscher bescheiden .,die liTintmnisch-physiologi.sche Metliode*' derpoütischen Oekonomie! Eiue Kutdeckuug iät ihui jedoch geschuldet, nämlich, da»s Geld «ySine angenehme Waare*' ist

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bloss ^tomiatisehe Verludlen der Mensehea in Ourem geseUschaft» liehen Prodaktioneprooess imd daher die ron ihrer Konirole und ihrem bewneeten indiWdaellea Thun nnabhangige, saeUiche Geetalt ihrer eignen Produhtionsverhaltiiieee erscheinen zunächst darin, dass ihre Arbeitsprodukte allgemein die Waarenform annehmen. Das B&tiiael des Geldfetueha ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende BSthsd des Waarenfetiseha

Drittes Kapitel.

Bas Geld oder die WaarencirkalAtioD.

1) Mals der Werthe.

Ich setze flbenJl in dieser Schrift, der Yereinfachung halber, Gold als die Geldwaare Yorans.

Die erste Funktion des €k>ld€s besteht darin, der Waarenwelt das Material ihres Werthausdra^^ zu liefern oder die Waaren- werthe als gleichnamige GhfSssen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen. So funktionirt es als allgemeines Mals der Werthe und nur durch diese Funktion wird Gold, die specifische Aequivaientwaare, zunächst Geld.

Die Waaren werden nicht durch das Geld kommen sLirabel. Um- gekehrt. Weil alle Waaren als Werthe vergegenstimdhchte mensch- liche Arbeit, dalier an und für sicli kommensurabel sind, können sie ihre Werthe i^emeinschaftlich in derselben specifischen Waare messen und diese dadurch in ihr gemeinschaftliches Werthmafs oder Geld verwaiult In. (ield als Werthmafs ist notliwendige Er- schemungstorm des immanenten WerthmaiseB der Waaren, der Arbeitszeit^).

^) Die Frage, warum das Geld aicht unmittelbar die Arbeitszeit selbst reprbentirt lo daas £. B. dne Papiemote x Arbeltntanden vorstellt, kommt

ganz einfach auf die Fra^e herau«, warum auf Grundlage der Waarenpro- duktion die Arbeitsprodukte sich als W;ifirpn darsttlleii müssen, denn die Darstellung der Waare schliesst ihre Verdoppelung in Waare und Geldwaare ein. ^ Oder wtnmi Privatarboit nicbt ab unmittelbar ffesellscbi^die Arbelt, jüa ihr Gegen th eil, behandelt werden kann. Idb. habe den »eichten Utopia> mii" finos „Arbeitagelds" auf Grundlage der Waarenproduktion anderswo auütUiiriich erörtert (I. c. p. 61 sqq.)- Hier sei noch bemerkt, dass z. B. das Oweo'sebe^yArbeitsgeld'* eDeDM»irenig„Geld" ist, wieetwaeineTheatermarke. Owen setzt unmittelbar Tezgeselkchaftete Arbeit voraus, eine der Waaren- produktion dinmpfrnl entgegengesetzte Produktiousforni. Das Arbeitscerti- fikat konstatirt nur den individuellen Antheil des Froduoenten an der

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Der Weiihausdruck einer Waare in Öold x Waare A = y Geldwaare ist ihre Geldfonn oder ihr Preis. Eine yereinzelte Gleickung, im 1 Tonne Eisen = 2 Unzen Gold, genügt jetzt um den Eisenwerth gesellachaftlich gültig darzustellen. Die Gleichmig braucht nicht langer iu Boih und Glied mit den Werthgleichungeu der andren Waaren aufzumarschiren, weil die Aequivalentwaare, das Gold, bereits den Charakter von Geld besitzt. Die allgemeine relatiye Werthform der Waaren hat daher jetzt wieder die Gestalt ihrer ursprünglichen, einfachen oder einzelnen relatiTen Werth form. Andrerseits wird der entfaltete relative Werthausdruck oder die endlose Reihe relativer Werthaosdrücke zur specifisch relativen Werthform der Geldwaare. Diese JKeihe ist aber jetzt schon ge» seUschaftlich gegeben in den Waarenpreisen. Man lese die Quo« tationen eines Preiskurants rückwärts und man findet die Werth- gr58se des Geldes in allen möglichen Waaren dargestellt. Geld hat dagegen keinen Preis. Um an dieser einheitlichen relativen Werthform der andren Waaren theilzunehmen, mÜsste es auf sich selbst als sein eignes Aequivalent bezogen werden.

Der Preis oder die Geldform der Waaren ist, wie ihre Werth- form 'ttberhaupt, eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform untexschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Werth von Eisen, Leinwand, Weizen u. s. w. ezistirt, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eme Beziebiinif zun Gold, die so zu sagen nur in ihren Köpfen spukt Der Waamhtiter moss daher seme Zunge m ihren Kopf stecken oder ihnen Papierzettel umhangen, um ihre Preise der Auflsenwelt miizntheilen**). Da der Ausdruck der Waaren* werthe in Gold ideell ist, ist zu dieser Operation auch nur vorge-

Genieiuarbeit uud aeiiieu individueiieu AuBpruch auf den zur Konaumtion bestimmten Theil des Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nickt ein, die W:\arcnjiroduktioii vorauszusetzen und dennoch ihre no&weadigen Be- dioguugeu durch Geldpfuschereien umgehn zu wollen.

Der Wilde oder Ualhwilde braucht die Zunge anders. Kapitain Farry bemerkt z. B. von den Bewohnern an der Westküste der Bamnabay: ffii this ci?o fbr-im Produkteuaustansch"» ... they licked it (the tliing rcpresen- ted to themj twice to their tongues, after which they seemed to conaider the bargain satis&etorUy conelnded." Ebenio beleckte bei den dstlichen Eflkinio.s der Eintauscher jedesmal den Artikel bdm lEhnpfang desselben. Wenn die Zunj^e so im Norden als Organ der Afifignung, ist es kein Wunder, datiä der Bauch im äüden als Organ des akkumulirten Eigenthums gilt und der Kaffer den Beiehthum eines Mannes nach seinem Fettwanst schfttEt. Die Kaffern sind grundgescheute Kerle, denn während der officielle britische Ge- suudheits-Bericht von 1864 den Mangel eines gro.saen Theils der Arbciter- klüfise au i'ettbildeudea Öubätanzeu beklagt, machte ein Dr. Harvey, der jedoch nicht die Blatdrkulation erfandoi hat, in demselben Jahre sein Glflcfc

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stelltes oder ideelles Qold anwendbar. Jeder Waarenhüter weiea, da^ er seine Waaren noch lange nicht yeigoldet, wenn er ihrem Werth die Form des Preises oder vorgestellte Qoldfonn giebt, und dass er kein Quentchen wirklicheB Qold braucht um MiUionen Waarenwerthe in Gold zn echitBeD. In semer Funktion des Werths maläes dient das Geld daher ab nnr yorgestelltee oder ideeUee Geld. Dteeer Umsfamd hat die tollsten Theorien TenmlaBst**). Ob- gleich nur fOigesteUtee Geld zur Funktion des WerthmalaeB dient» h&ngt der Preb ganz Tom reellen Geldmaterial ab. Der Werth, d* h. das Quantum menschlicher Arbeit, das z. B. in einer Tonne Eisen entiialten isti wird ausgedr&ckt in einem TorgesteUten Quan- tum der Gddwaare, welches gleichviel Arbeit enthSli Je nachdem also Gold, Silber oder Kupfer zum Werthmals dienen, erhSlt der Werth der Tonne Eisen ganz verschicdrie Preisausdrücke, oder wird lu ganz verschieduen Quantitäten Gold, Silber oder Kupfer vorgestellt.

Dienen daher zwei verschiedne Waaren, z. B. Gold und Silber, gleichzeitig als WLi tliiniiise. sti besitzen alle Waaren zweierlei ver- schiedne Preisausdrücke, (ioMjireiae und Silberpreise, die ruliig neben einander laufen, so lange das Werthverhältniss von 8ilt)er zu Gold unverändert bleibt, /. B. = 1 : 15. Jede Verinuleruug dieses Werthverhäitnisses st-irt ;iber das V'erhältniss zwischen den Goldpreisen und den Silberpreisen der Waaren, und beweist so thatsächlicb, dass die Verdopplang des Werthmalaes seiner Funktion widerspricht**).

dsreh PufP-Becepte, die der Bourgeoisie nnd AriatokratleFettttberllnaMdsst

abzutreiben versprachen.

Siehe Karl Marz: ,^va Kritik etc. ,tTheorien von der Mafiseinheit des Q«lde»" p. 53 sa.

■*) Noie snr 8. Ausg. „Wo Oold und Silber gesetsUeh als Qeld, d. h. als Werthmals neben einander bestehen, ist stets der vergebliche Versuch gemacht worden, sie als eine und dieselbe Materie zn behandeln. Unter- stellt man^ dass dieselbe Arbeitszeit »ich an veränderlich in derselben Pro- |Kirtioii von Silber und Qold vergcgenständliclien muss, so nntetstdlt num m der That, daas Silber und Gold dieselbe Materie sind, und daw eine be- stimmte Masse des minder werthvollen Metall'?, fies Silbers, den unverÄnder- lichen Bruchtheil einer bestimmten Goldmasse bildet. Von der Kegierung Edward'a III. bis zur Zeit von Georg U. verläuft sich die Gcflchicate des tDglischen Geldwesens in eine fortlaufende Reihe von Störungen, hervor- gehend au? der Kollinion zwiachen der gesetzlichen Festsetzung des Werth- verhältuiäses von Gold und Silber und ihren wirklichen Werthschwankungen. Bald war Gold zu hoch geschätzt, bald Silber. Das zu niedrig geschätzte Metall wurde der Cirkulation entzogen, umgeschmolzen und exportirt. Das Werthverhältnis.=i beider Afetalle wur le dnnn wieder geset/.licn verändert, aber der neue >iominalwerth trat bald mit dem wirklichen Werthverhält- ninin denselben Konflikt wie der alte. In unserer eigenen Zeit hat der sehr

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Die preisbestimmten Waaren stellen sicli alle dar in der Form: a Waare A = x Gold; b Waare B = z Gold, c Waare C = y Gold u. 8. w., wo a, b, c bestimmte Massen der Waarenarten A, B, C vorstellen, x, z, y bestimmte Massen des Goldes, Die Waaren- werthe sind dalier verwandelt in vorgestellte Goldquaiita von ver- schiedner Grösse, also, trotz der wirren Buntheit der Waarenkörper, in gleichnamige Grössen, Goldgrössen. Als solche verschiedne Gold- qnanta vergleichen und messen sie sich unter einander, und es ent- wickelt sich techniscli die Noth wendigkeit sie auf ein fixirtes Quantum Gold als ihre Malseinheit zu beziehn. Diese Mafseinheifc selbst wird durch weitere Eintheilung in aliquote Theile zum Mafs- stab fortentwickelt Vor ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Mafsstabe in ihren Metallgewichten, so dass z. B. ein Pfund als Malseinheit dient, und nach der einen Seite wieder in Unzen u. s. w. abgetheilt, nach der andren in Centner u. s. w. zusammenaddirt wird**). Bei aller metallischen Cirkulation bilden daher die vorgefundenen Namen des Gevvichti>mafsstabs auch die ursprünglichen Isameu des GeldmaTsstabs oder Malsstabs der Preise.

Als Mafs der Werthe und als Mafsstab der Preise vo rrichtet das Geld zw^ei ganz verschiedne Funktionen. Mals der Werthe ist es als die gesellschaftliche Inkarnation der menschlichen Arbeit, Mafsstab der Preise als ein festgesetztes Mebüigewicht Als WerÜmials dient

Bchwache und vorübergehende Fall im Werth von Gold gegen Silber, in Folge der indisch-chinesischen Silbemachfrage dasselbe Fhänowen auf der grössten Sinfenleiter in Fhmkrddi eixeu^ Ausftihr y<m Silber imd acine Verteeibaog nun der Cirkulation durch Gold. Wahrend der Jnhrr 1855, 1856, 1857 be- trug der üeberschu.sa der Goldeinfuhr in Frankreich über die Goldausfuhr auH Frankreich 41,580,000 £\, während der Ueberschuss der Silberausfuhr über die Sill)c reinfuhr 14,704,000 j^. betrug. In der That in Ländern, WO beide Metalle gesetzliche WerthniafHc sind, dalicr beide in Zahlung ange- nommen werden müssen, jeder aber beliebig in Silber oder Gold zahlen kann, trägt das im Werth steigende Metall ein Agio und misst wie jede andere Waare seinen Pi eis in dem überschätzten Metall, während letzteres allein {x}"^ ^\''erthmaf8 dient. Alle gf-rhichtlichc Erfahrung in diesem C^ebiet redu- . cirt sich einfach darauf, dass, wo gesetzlich zwei Waaren die Funktion des Werthmaftes Tersehen, &ktlidi immer nur eine als eolehea den Plate be* baiiptei." (Karl Marz, 1. & p. 52, 5B )

**) Note zur 2. Ausg. Die Sonderbarkeit, dasw die Unze Gold in England als Einheit des Geldnmfsstabs nicht in aliquote Theile abgetheilt ist, erklärt ai^ wie folgt: „our ooinage was originally adapted to tiie employment of silver only hence an onnce of silver can always be divided into a certain adequate number of pieces of coin; but as gold was introduced at a later period into a coinage adapted only to silver, an ounce of gold caunot be eoiaed into an adequate number of pieeee". Madaren: „HiMory of the Ciurency." London 1868. p. 10.

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es dazu, die Werthe der bunt verscliiednen Waaren m Preise zu verwandeln, in vorgestellte Goldqu;uita; als Mafsstab der Preise misst es diese Goldquanta. Am Mals der Werthe messen sich die Waaren als Werthe, der Mafsstab der Preise raisat dagegen Gold- quanta an emem Goldquantum, nicht den W^erth eines Goldquan- tums am Gewicht des andren. Für den Maisstab der Preise rauss ein bestimmtes Goldgewicht als Mafseinheit fixirt werden. Hier, wie in allen andren Malsbestimmungen gleichnamiger Grössen, wird die Festigkeit der Malsverhältnisse entscheidend. Der MaCsstab der Preise erftUlt daher seine Funktion um so besser, je unveränder- licher ein und dasselbe Quantum Gold ab MaCseinheit dient. Als Mafs der Werthe kann Gold nur dienen, weil es selbst Arbeits- produkt, also der Möglichkeit nach ein Teranderlicher Werth ist^) Es ist zunächst klar, dass ein Werth Wechsel des Goldes seine Funktion als Ma&stab der Preise in Iceiner Weise beeinträchtigt Wie auch der Goldwerth wechsle, Tenchiedne Goldquanta bleiben stets in selbem WerthTorhältniss zu einander. Fiele der Goldwerth um 1000^/q, so würden nach wie vor 12 Unzen Gk)ld 12 mal mehr Werth beeitsen als eine Unze Gold, und in den Preisen handelt es sich nur um das Yerhältniss verschiedner Goldquanta zu einander. Da anderseits eine Unze Gold mit dem Fallen oder Steigen ihres Werths keineswegs ihr Gewicht verändert, verändert sich ebenso wenig das ihrer aliquoten Theüe, und so thut das Gold als fixer Malsstab der Preise stets denselben Dienst, wie immor sein Werth wechsle.

Der Werth Wechsel des Goldes verhindert auch nicht seine Funk« tion als Werthmals. Er trifft alle Waaren gleichzeitig, lässt abo^ caeteris paribtts, ihre weohselseitdgen relaÜTen Werthe unverändert, obgleich sie sich nun alle in höheren oder niedrigeren Goldpreisen als zuvor ausdracto.

Wie bei der Darstellung des Werths einer Waare im Gebrauehs- wertb irgend einer andren Waare, ist anch bei der £k;hatzang der Waaren in Qold nur Torau^gesetzt, dass zur gegebnen Zeit die Pro- duktion eines bestinunten Goldqtianttmis ein gegebnes Qoantnm Arbeit kostet In Bezug auf die Bewegung der Waarenpreise flbei^ hanpt gelten die frflher entwickelten Gesetze des einfachen rela^ tiTen Wertbansdrucks.

Die Waarenpreise können nur allgemein steigen, bei gleicbblei-

**; X. z 9 Ausg. In englischen Schriften ist die Konfusion über Mafs der Werthe (meaaure of value) und Malsstab der Preise (Standard of value) un- ai^eh. DieFimktionen und daher ihre Namen werdenbeslindigTenrechselt.

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bendem Geldwerth, wenn die Waarenwerthe steigen; bei gleich- bleibenden Waarenwerthen, wenn der Geldwertli fallt. Umgekehrt. Die Waarenpreise können nur allgemein fallen, bei gleichbleiben- dem Geldwurth, wenn die Waarenw( rthe iVillen; bei gleichbleibenden Waarenwerthen, wenn der Geldwurth steigt. Ks tolirt daher keines- wegs, diiss steigender Geldwerth proportionelles biiiken der W aaren- preise und fallender Geldwerth propoi tiunelles Steigen der Waaren- preise bedingt. Dieses gilt nur für Waaren von unverändertem Werth. Solche Waaren z. B., deren Werth gleichmäfsig und gleichzeitig steigt mit dem Geldwerth, behalten dieselben Preise. Steigt ilir Werth langsamer oder rascher als der Geldwerth, so wird der Fall oder das Steigen ihrer Preise bestimmt durch die Differenz zwischen ihrer Werthbewegung und der des Geldes u. s. w. Kehren vnr nun zur Betrachtung der Preisfonn zurück. Die Gelduamen der Metallgewichte trennen sich mu h und nach von ihren ursprünglichen Gewichtnamen aus verschiednen Ur Luiden, darunter historisch entscheidend: 1) Einführung fremden Geldes bei min i. r entwickelten Völkern, wie z. B. im alten Rom Silber- und Gold- münzen zuerst als ausländische Waiiren cirkulirten. Die Namen dieses fremden Geldes sind von den einheiniLsr lien Gewichtnamen verschieden. 2) Mit der Entwicklun«^' des Reichthunis wird das minder edle Metall durch das edlere &U6 der Funktion des Werilmiulises verdrängt, Kupfer durch Silber, Silber durch Gold, so sehr diese Reihenfolge aller poetischen Chroiiolo^ne widersprechen mag**). Pfund war nun z. B. Geldn;ime für ein wirkliches Pfund Silber. Sobald Gold das Silber als Werthmafs verdrängt, hängt sich derselbe Name vielleicht an */^, u. s. w. Pfund Gold, je nach dem ^^'erthyer)lältniss von Gold und l^illter. Pfund als Geldname und als gewöhnlicher (Tt wicht- nanie des (ioltje^ sind jetzt getrennt*'). 3) Die Jahrhunderte fort- gesetzte Geldfälsehung der Fürsten, welche vom ursprünglichen Gewicht der Geldmünzen in der That nur den Namen zurück- liess ^^),

Diese historischen Processe machen die Trennuni^ des Geldnamens der Metaligewichte von ihrem gewöhnlichen Gewichtsnamen zur

Sie ist übrigens auch nicht von allgemein historischer Gültigkeit. Note siir fi. Ansg. So bezeichnet das engliidie Pftmd weniger als ein

Drittel seines ursprünglichen Gewichts, das schottieche Pfund vor der Union nur noch der französische Livre der spanische Mnravedi weniger ^iim> der portugiesische Kei eine noch viel kleinere Proportion. "*) Note znr 2. Ausg. „Le monete le qnali oggi sono ideali sono le piü antichc d'ogni nazionc, e tutte furono un tempo reali, e perchfc erano reili cou ease si contava." (Galiani: Deila Moneta, L c p. Id8.)

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Volkagewohnheit Da der GeMmalntab einerseits rein konventiondl ist, andrerseits aUgemeioer Oflltiffkeit bedarf, wird er suletst setdich legulirt Sm bestimmter Gewichtsthefl des edlen Metslls, 8. B. eine Unse Gold, wird offidell abgetheilt in aliquote Theile, die legale Taufeamen erhalten, wie Pfopd, Thaler n. s. w. Solcher ■liqaote Theil, der dann als die eigentliche Ifafseinheit dee Geldes gilt, wild nnteigetheilt in andre aliquote TheÜe mit gesetzlichen Taufnamen wie Shilling, Penny etc.**). Nach wie Tor bleiben be- stimmte Metallgewichte MaTsstab des Metallgeldes. Was sich ge> ändert, ist Etntbeilung and Namengebung.

Die Preise, oder die Ooldquanta, worin die Werths der Waarm ideell verwandelt sind, werden jetzt also ausgedrückt in den Geld* namen oder gesetzlich gültigen Rechennamen des Goldmalsstabs» Statt also zu sagen, der Quarter Weizen ist gleich einer Unze Gold, wQrde man in England sagen, er ist gleich 8 17 sh. lO^, d. Die Waaren sagen sich so in ihren Geldnamen was sie werth sind, und des Geld dient als Rechengeld, so oft es gilt eine Sache als Werth, und daher in Geldform zu fiziren**^).

Der Name einer Sache ist ihrer Natur ganz ftusserlich. Ich weiss nichts Tom Menschen, wenn ich weiss, dass ein Mensch Jaoobus heisst Ebenso Terschwindet in dem Geldnamen Pfund, Thaler, Franc, Dukat u. s. w. jede Spur des WerthverhSltnisssB. Die Wirre ftber den Geheimsinn dieser kabbalistiscben Zeichen ist um so grSsser, als dis Geldnamen den Werth der Waaren und zugleich aliquote Theile eines Metallgewichts, des Geldmalsstabs, ausdrücken**). Andrerseits ist es noth wendig, dass der Werth im Unterschied Ton den bunten Körpern der Waaren weit sich zu

*•) Note zur 2. Au8g. Herr David Urquhart bemerkt in seinen , Familiär Word«" über das Ungeheuerliche (!■, dass heut zu Tage ein Pfund {£" St.), die Einheit des englischen (jehimafsstabs, gleich ungefähr ' ^ Unze Gold ist: .This ig falaifying a meaflure, not establisbing a Standard/ Er findet in die'^f'r .fnlsc hon nennung* des Goldgeipiebts wie fibsrall aonat die fÜifcheode Hau«! der Oivilisatioa.

**i Note zur %. Ausg. „Als man den Anacbarsis fragte, wozu die Hellenen das Geld brauchen, antwortet er: snm Beehnen.* (Athen. Deipn. i, IV, 49

2. ed. Schweighäuser. 1802.)

**) Note z, 'L Ausg. «Weil das Geld als Mafsatab der Preise in denselben Beehennaznen erseheiDt, wie die Waarenpreiae, also s. B. eine Unse Gold

eben sowohl wie der Werth einw Tonne EiMen in 8 £ 17 sh. d aus- gedrückt wird, hat nmn die»e sein»* R^rhennamen seinen Mflnzpreis genannt. Die wunderliche Vorstellung eotütand daher, al« ob das Gold iresp. Silber) in seioom eignen Hateria! geschätzt werde, and im Untersdiied von allen

Waaren von 8taatj*\vegen einen fixen Preis erhalte. Man versah die Fixirung von Kechennanien ht ^tinunter Goldgewichte fär Fixiruog dea Werths dieser Gewichte." (ivüri Maxx, i. c. p. 52.)

Marz, K»pi«d I. 5

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dieser be^iiffslos sachlicheu, aber auch einfach geeeUacbafüicheii

Form turtentwickle "'^).

Der Preia ist der Geldnauic der in der Waare vert/epen ständ- lichten Arbeit. Die Aequivalenz der Waare und des Geldquantums, dessen Name ihr Preis ist, ist daher eine Tautoloj^ne*^), wie ja überhaupt der relative Werthansdrurk einer Waure stets der Aua- druck der Aequivalenz zweier Wa;uen ist. Wenn aber der Preis als Exponent der W erthgrösse der Waare Exponent ihres Aus- tauschverhältnisses mit Geld, so tolirt nicht umgekehrt, dass der Exponent ihres Austauschverhältnisses mit G*^ld nothwendig der Exponent ihrer Werthgrösse ist Gesellschaftlich nothwendif^e Ar- beit von t^h'ieher Grösse stelle sich in 1 Quarter Weizen und in 2 Pfd. St. (ungefähr »/^ Unze Gold) dar. Die 2 Pfund St. sind Geldausdruck der W>rthgrösse des Quarter Weizens, oder s(;in Preis. Erlauben nun die Umstände, ilni zu 3 Pfund St., oder zwingen sie ihn zu 1 Pfd. St. zu notiren, so sind 1 Pfd. St. und d Pfd. St. als Ausdrücke der Werthgrösse des Weizens zu klein oder zu gross, aber sie sind dennoch Preise desselben, denn erstens sind sie seine Werthform, Geld, und zweitens Exponenten seines Austauschverhältnisses mit Geld. Bei gleichbleibenden Produktiona- bedingungen oder gleichbleibender Produktivkraft der Arbeit muas nach wie vor zur Reproduktion des Quarter Weizen gleich viel ge- sellschaftliche Arbeitszeit verausgabt werden. Dieser Umstand bangt vom Willen weder des Weizenproducenten noch der andren Waarenbesitzer ab. Die Werthgrösse der Waare drückt also ein noth wendiges, ihrem ßildungsprocess immanentes Verhältniss zur gesellschaftlichen Arbeitszeit aus. Mit der Verwandlung der Werth- grösse in Preis erscheint diess nothwendige Verhältniss als Aus*

•") Vergl. .Theorien von der Mafseinlu it dea Geldes* in »Zur Kritik der pol Opkon. etc.*, p 5-3 sqq. Die Phantasien über Erhöhung" ndcr Ernied- n|[^uu|C des -MCUizpreisea", die darin besteht, die geaetslichen Oeldnamen für «eetriieb fixirte Oewichttheile Gold oder Silber anf grössere oder kleinere Qewichttheile von Staatawegen zu übertragen und demgeraäas auch etwa •/4 Unze Gold statt in 20 künftig in 40 sh. zu prftpen diese Phantasien, soweit sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privat- giinbiger, sondern ökonomisehe «Wnnderkurea* betwecken, hat Petty so erschöpfend behandelt in ,Quantulunicunique cancerning Money. To the Lord .Marquis of Halifax. 16>^2*, dass schon seine unmittelbaren N ichfnlfr^r, Sir Dudley North und John Locke, von 8uätereu gar nicht zu redeu, ihn nur verflachen konnten. ,If the wualth of a oation", sagt er n. A., *oonld be decupled by a Proclamation, it were stränge that auch procIanUktinns have not long aince been made by our Governora." (1. c. p 36.)

**) „Oix bien, 11 faut coDsentir k dire qu'uue valeur d'un mUlion en •ifent vaut plus ^n'une valeur ^gale en marchandiaea." (Le Troine L e. p* 922), also n^n'une valeur vant plus qu'une valeur egale.'

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taoachverhsltniss einer Waare mit der ausser ihr exisürenden G^ld- wiare. In diesem Verhältniss kann sich aber ebensowohl die Werth* grosse der Waare ausdrücken, als das Mehr oder Minder, worin ab unter gegebnen UmstMiden veräusserlich ist Die MögUcbkeü quantitativer Inkongruenz zwischen Preis und Werthgrosse, oder der Abweichung des Preises von der Wertbgros^e, liegt also in der Preisform selbst Es ist dies kein Mangel dieser Form, son- dern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktions- weise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes Durobsebnitts- gesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.

Die Preisform laset jedooh nicht nur die Möglichkeit quantita- tiver Inkongruenz zwischen Werthgrdsse und Preis, d. b. swiseben der WertbgrOese und ihrem eignen Geldausdrock zu, sondern kann einen qualitativen Widerspruch beherbergen, so dass der Preis überhaupt aufhört, Wertbausdruck zu sein, obgleich Geld nur die Werthform der Waaren ist. Dinge, die an und ftir sich bfline Waaren sind, z. B. Gewissen, Ehre u. s. w., können ihren Be- sitzern fQr Geld feil sein und so durch ihren Preis die Waaren- fonn erhalten. Ein Ding kann daher formell einen Preis haben, ohne einen Werth zu haben. Der Preisausdruck wird hier ima- ginär, wie gewisse Grössen der Mathematik. Andrerseits kann auch die imaginfire Preisform, wie z. B. der Preis des unkultivirten Bodens, der keinen Werth hat, weil keine menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ist, ein wirkliches Werth Yerhiltniss oder von ihm abgeleitete Beziehung verbergen.

Wie die relative Werthform überhaupt, drückt der Preis den Werth einer Waare, z. B. einer Tonne Eisen, dadurch aus, dass ein bestimmtes Quantum Aequivalent, z. B. eine Unze Gold, unmittelbar anstauftchbar mit Eisen, aber keineswegs umgekehrt, dass seiner- seits das Eisen unmittelbar austauschbar mit Gold ist Um also praktisch die Wirkung eines Tausch werths auszuüben, muss die Waare ihren natürlichen Leib abstreifen, sich aus nur vorgestelltem Gold in wirkliches Gold verwandeln, obgleich diese Transsubstan- tiation ihr „saurer** ankommen mag als dem Hecrerschen ., Begriff** der üebeigang aus der Nothwendi^keit in die Freiheit oder einem Hammer das Sprengen seiner Schale, oder dem Kirchenvater Hieronymus das Absteifen des alten Adam*^). Neben ihrer reellen

**) Wenn Hieronymus in seiner Jugend viel mit dem materiellen Fleisch zu ringen hatte, wie sein Wüstcnkainpf mit .Mcböuen Fraueubildera MtAgt, Bo im Alter mit dem geistigeo Fleisch. „Ich glaubte mich", sagt er s. B., ^ Geist vor dem Weltrichter/' ,»Wer bist da?" fragte eine

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Gestalt, Eisen z. B., kann die Waare im Preise ideelle Werth- gestalt oder vorgestellte Goldgestalt besitzen, aber sie kann nicht zugleich wirklich Eisen and wirklich Gold sein. Für ihre Preis- gebung genügt es, vorgestelltes Gold ihr gleichzusetzen. Durch Gold ist sie zu ersetzen, damit sie ihrem Besitzer den Dienst eines allgemeinen Aequivalents leiste. Ti^te der Besitzer des Eisens z. B. dem Besitzer einer welÜustigen Waare gegenüber, und ver- wiese ihn auf den Eisenpreis, der Geldform sei, so würde der Weltlustige antworten, wie im Himmel der heilige Petras dem Dante, der ihm die Qlaubensformeln hergesagt:

,Aa8ai bene h trascorea

D'esta moneta gih la leg^ e'l peso, Ma dimmi »e tu l'hai nella tiiu b* rsa "

Die l^n isforra schliesst die Verausserlichkeit der Waaren gegen Geld und die Nothwendisj^keit dieser Veräusserung ein. Andrer- seits funktionirt Gold nur als ideelles Werthmafs, weil es sich be- reits im Austauschprocess als Geld waare urntraibt. Im ideellen Mals der Werthe lauert daher das harte Geld.

2. Oirkulationsmittel

a) Dfe ttetaiiorpliote der Waarse.

Man sah, dass der Austaiischprocess der Waaren widersprechende und einander aus^chliessefKie Beziehungen einschliesst. Die Ent- wi» kl ing der Waare hebt diese Widersprüche nicht auf, schafft aln r die Form, worin sie sich bewegen können. Diess ist über- haupt die Methode, wodurch sich wirkliche Widersprüche lösen. Es ist z. B. ein Widerspruch, dass ein Körper beständig in einen andren tallt und eben so beständig von ihm weg flieht. Die Ellipse ist eine der Bewegungsfonuea, worin di^r Widerspruch sich eben so sehr verwirklicht als löst.

Soweit der Austauschprocess Waaren aus der Hand, worin sie Nicht- Gebrauchs werthe, in die Hand llberträgt, worin sie Gebrauches- werthe, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren. Einmal angelangt zur Stelle, wo sie als Gebrauchs werth dient, fallt die Waare in die Sphäre der Konsumtion aus der Sphäre des Waarenaustauschs. Letztre allein interessirt uns hier. Wir haben also den ganzen Process nach der Formseite zu betrachten, also nur den Form- Stimme. ,Jch bin ein Christ'' „Du lügst", donnerte der Weitriditer. ,»Du bist nur ein Ciceronianerl'*

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Wechsel oder die Metamorpliose der Waaren, welche den gesell- schaftlichen Staffwechsel vermittelt.

Die durchaus mangelhafte Anpassung dieses Formwechsels ist« abgesehn von Unklarheit über den Werthbegriff selbst, dem Um- stand geschuldet, dass jeder Formwechael einer Waare sich voll- zieht im Austausch zweier Waaren, einer gemeinen Waare und der Geldwaare. Hält man an diesem stofflichen Moment, dem Aoetauech von Waare mit Gold, allein fest, so übersieht man grade, was man sehn soll, nämlich was sich mit der Form zu- tcSgi Man übersieht, dass Gold ab blosse Waare nicht Geld ist und dass die andren Waaren sich selbst in ihren Preisen auf Gold als ihre eigne G^eldgeetalt besiehn.

Die Waaren gehn zunächst unvergoldet, unvenuckert, wie der Kamm ihnen gewachsen ist, in den Anstauschprooess ein. Er pro- dadrt eine Verdopplung der Waare in Waare und Geld, einen inaoaron Gegensati, worin sie ihren immanenten Gegensats von Gebraachswerth und Werth darstellen. In diesem Gegensatz treten die Waaien als Gebranchswerthe dem Geld als Tauschwerth gegen- über. Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatases Waaren, also Einheiten von Gebranchswerth und Werth. Aber diese Einheit ▼on Unterschieden stellt sich auf jedem der beiden Pole umgekehrt dar und stellt dadurch zugleich deren Wechselbeziehnng dar. Die Waaie ist reell Gebrauchswertb, ihr Werthsein erscheint nur ideell im Preis, der sie auf das gegenüberstehende Gold als ihre reelle Werthgesfcalt besieht Umgekehrt gilt das Goldmatertsl nur als Werthmateriaturi Geld. Es ist redl daher Tauschwerth. Sein Gtebrauchswerth erscheint nur noch ideell in der Reihe der rela* üreü WerthausdrClcke, worin es sich auf die gegenttberstehenden Waaren als den Umkreis seiner reellen Gebrauch sgestalten bezieht. Diese gegensatzlichen Formen der Waaren sind die wirklichen Be- wegungsformen ihres Austaoschprocesses.

Begleiten wir nun irgend einen Waarenbesitzer, unsren alt- bekannten Leinweber z. B^ ssur Scene des Austauschprocesses, dem Waaienmarki Seine Waare, 20 Ellen Leinwand, ist preisbestimmt Ihr Preis ist 2 Pfd. St Er tauscht sie aus gegen 2 Pfd. St, und, Mann Ton altem Schrot und Korn, tauscht die 2 Pfd. St wieder aus gegen eine Familienbibel Tom selben Preis. Die Leinwand, für ihn nor Waare, Werthtrager, wird ent&ossert gegen Gold, ihre Werthgestalt, und aus dieser Gestalt rückTer&ussert gegen eine andre Waare, die Bibel, die aber als Gebrauchsgegenstand in's Weberhaus wandern und dort Erbauungsbedfirfnisse befriedigen

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soll. Der AiistAuschprocess der VVaare voll?neht sieb also m zwei er!t|rfP<TPntj;eseizt^n und einander ergänzenden Metaraor]ihosen Verwandlung der Waare in Geld and ihre Rtickverwaiuiliing aiLs Gel«! in Waare**). Die Monient4f» der Waarenmetaraorjihose sind zugleich Händel des VVaarenbesitzers Verkauf, Austausrh der Waare mit Geld; Kauf, Austausch des Gelds mit Waare, und Ein- heit beider Akte: Verkaufen um zu kaufen.

Besieht sich der Leinweber nun das Endresultat des llandela, so beeitscfc er Bibel statt Iveinwand, statt seiner ursprüno^lichen Waare eine andre vom selben Werth, aber versirbipdnpr Nützlichkeit. In gleicher Weise eignet er sich seine andren Lebens- und Produk- tionsmittel an. Von seinem Standpunkt vermittelt der ganze Process nur den Austausch seines Arbeitsprodukts mit fremdem Arbeitsprodukt, den Produktenaustaustdi,

Der Au?;tuusch[)r(>ce88 der Waare vollzieht sich also in fol* gendem Formwechsel:

Waare Geld Waare. W G W

Nach ihrem stotf liehen Inhalt ist die Bewegung W ^W, Ans- taust h von Waare gegen Waare, Stoffwechsel der geselbchattlichen Arbeit, in dessen Resultat der Process selbst erlischt.

W G. Erste Metamorp!io?^e der Waare oder Verkauf Das Uebersp ringen des Waarenwerths aus dem Waarenleib in den Gold- leib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der salto mortale der Waare. Misslingt er, so ist zwar nicht die Waare geprellt, wohl aber der Waarenbesitzer. Die gesellschaftliche Theilung der Ar- beit macht seine Arbeit ebenso einseitig als seine Bedürfnisse viel- seitig. Eben desswegen dient ihm sein Produkt nur als Tauscb- werth. Allgemeine gesellschaftlich gültige Aequivalentform erhält es aber nur im Geld, und das Geld befindet sich in fremder Tasche. Um es herauszuziehn, muss die Waare vor allem Gebrauchawerth ftir den Geldbesitzer sein, die auf sie verausgabte Arbeit also in gesellschaftlich nützlicher Form verausgabt sein oder sich als Glied der gesellschaftlichen Theilung der Arbeit bewähren. Aber die Theilung der Arbeit ist ein naturwüchsiger Produktionsorga- niamiis, deasea Fäden hinter dem Rüdcen der Waarenprodaoentau

xal nvo anävxtov, wantQ jifivoüv x^^fustu xcü. xQW^f<^ XC^^-" Lasaalle : „Die PhUoBophie Herakleitöa des Dunkeln. Berlin 18^", Bd. I, p. 222.) Laasalle's Note zu dieser Stelle, p. 224, n. 8, erklftrt das Oeld unrichtig fftr bloflMS Wertlueiohen.

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gewebt wurden und sicli fortwehen. VielleicM ist die Waare Pro- dukt einer neuen Arbeitsweise, die em neu aufgekommenes Be- dürfniss zu befriedio^en vorgiebfc oder auf eigne Faust em Bedürtiiiss erst hervorrufen will, (/testern nnrh eine Funktion unt«r den vielen Fnnktionf-n eines und desselben Waarenproducenten , reisst sich eine besondre Arbeitsverrichtung heute vielleicht los von diesem Zosammenhan^r, verselbständigt sich und schickt eben desw- wet^en ihr Theilprodukt als nelbiständige Waftre zu Markt. Die Umstände niöcret! reif oder unreif Bein für diesen Scheid ungspro- i«8s. Das Produkt beiriedigt heute ein gesell srhaftliches Rediirf- niss. Morgen wird es vielleicht ganz oder theilweise von einer ähnlichen Produktenart aus seinem Platze verdrängt. Ist auch die Arbeit, wie die unsres Leinwebers, patentirtes Glied der ^esell- scbaftlidien Arbeitstheilung, so ist damit noch keineswegs rler Ge- brauchswerth grade seiner 20 Ellen Leinwand garüntirt Wenn das gesellsi haftliche Bedürfniss für Leinwand, und es hat sein Mafs, wie alles andre, bereits diireh nebenbuhlerische Leinweber gesätti<^rt ist, wird das Produkt unsres Freundes iiberRchüssis^, über- f^üR"*ig und damit nutailos. Einem geschenkten Üaul sieht man nicht ins Maul, aber er b^chreitet nicht den Markt, um Präsente zu machen. Gesetzt aber der Gebrauchswerth seines Produkts be- währe sich und Geld werde daher angezogen von der Waare. Aber nun fragt sirh's, wie viel Geld? Die Antwort ist üUerdings schon anticipirt im Preis der Waare, dem Exponenten ihrer Werth- grösf^e. Wir sehn ab von etwaigen rein subjektiven Rechenfehlem des Waarenbesitzers, die auf dem Markt sofort objektiv korrigirt werden. Er soll auf sein Produkt nur den gesellschaftlich noth> wendigen Durchschnitt von Arbeitszeit yerausgabt haben. Der Preis der Waare ist also nur Geldname des in ihr yergegenständ- lichten Quantums gesellschaftlicher Arbeit Aber ohne Erlaubniss und hinter dem Rücken ansres Leinwebers geriethen die altrer- borgten Produktionsbedingaogen der Leinweberei in G&hnuig. Was gestern zweifelsohne gesellschaftlich nothwendiofe Arbeitszeit zur Produktion einer Elle Leinwand war, hört heute auf es zu sein, wie der Geldbesitzer eifrigst demonstrirt aus den Preisquota- tionen yerschiedner Nebenbuhler unsres Freundes. Zu seinem Un- ^flck giebt's viele Weber auf der Welt. Gesetzt endlich jedes auf dem Markt vorhandne Stück Leinwand enthalte nur geseU- selufUich nothwendige Arbeitszeit. Trotzdem kann die Gesammi- Rimme dieser Stücke überflüssig verausgabte Arbeitaunt enthalten. Veraiag der Marktmag^ das Geaammtqoa&tum Leinwand, som

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NcHrmalpreis Ton 2 Sh. per Elle, mcbt sn absorbiren, so beweist das, daaa ein zu grosser Tbeil der geaellschaftliclien Gesammir arbeitszeit in der Form der Leinweberei Terausgabt wurde. Die WirkttDgf ist dieselbe als b&tte jeder einzelne Leinweber mebr als die gesellschaftlicb nothwendi|^e Arbeitszeit auf sein individuelles Produkt verwandt Hier heisst's; Mitgefangen, mitgehangen. Alle Leinwand auf dem Markt gUt nur als Etn Handelsartikel, jedes Stfick nur als aliquoter TbeiL Und in der Tbat ist der Werth jeder individuellen Elle ja aucb nur die Materiatur desselben ge- sdlsebafUich bestimmten Quantums gleichartiger menscblicber Arbeit

Man sieht, die Waare liebt das Geld, aber „tbe course of true love never does nm smooth.** Ebenso naturwfichsig zufallig, wie die qualitative, ist die quantitative Gliederung des gesellschaftlichen P^oduktionsorganismns, der seine membra disjecta im System der Tbeilung der Arbeit darstellt Unsre Waarenbesitzer entdecken daher, dsss dieselbe Theilung der Arbeit, die sie zu unabhängigen Privatproduoenten, den gesellschaftlichen Produktionsprocess und ihre VerhSltniBBe in diesem Process von ihnen selbst unabhängig macht, dass die Unabhängigkeit der Personen von einander sidi in einem System allseitiger sachlicher Abhängigkeit eigftnzt

Die Theilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Waare und macht dadurch seine Verwandlung in Geld nothwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese Transsubstantiation gelingt Hier ist jedoch das Phänomen rein zu betrachten, sein normaler Vorgang also vorauszusetzen. Wenn es Übrigens ftberhaupt vor- geht^ die Waare also nicht unverkäuflich ist, findet stets ihr Form- wechsel statt, obgleich abnormal in diesem Formwechsel Substanz WerthgrOsse eingebüsst €»der zugesetzt werden mag.

Dem einen Waarenbesitzer ersetzt Gold seine Waare und dem andren Waaie sein Gold. Das sinnfällige Phänomen ist der Häode- oder Stellenwechsel von Waare und Gold, von 20 Ellen Leinwand und 2 Pfd. St, d. h. ihr Austausch. Aber womit tauscht sich die Waare aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Werthgestalt Ünd womit das Gold? Mit einor besondren Gestalt seines Gebraudia- werths. Warum tritt Gold der Leinwand als Geld gegenäber? Weil ihr Preis von 2 Pfd. St oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht Die Entäusserung der ursprünglichen Waarenform vollzieht sich durch die Veräusserung der Waare, d. h. in dem Augenblicke, wo ihr Gebrauchswerth das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht Die BeaUsirung des

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Preises oder der nur ideellen Werthform der Waare ist daher zugleich umgekehrt RealidTung des nur ideellen Gebrauchswerths des Geldes, die Verwandlung von Waare in Geld zugleich Ver* iVMidliuig von Geld m Waare. Der eine Process ist zweiseitiger Prooess, ^om Pol des Waarenbesitzers Verkauf, ▼om Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W G zugleich

Wir kennen bisher kein ökononiisehes Veihiltiiiss der Menschen ausser dem von Waaienbesitzem, ein VerhSltniss, worin sie frem* des Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes eatftemdeo. Knem WaarenbesitBer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenUbttrtreten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Gddform besitzt» also Geldmaterial ist, Gold u. s. w., oder weil seine eigne Waare sich bereits gehäutet und ihre ursprflngliche Gebranchsform abgestreift hat üm als Geld zu funktioniren, mnss das Gold natürlich an irgend einem Punkt in den Waarenmarkt emtreten. Dieser Punkt Uegt an setner Produktionsqtuelle, wo es sich als unmittelbares Arbeitsprodukt mit andrem Arbeitsprodukt von demselben Werth austanachi Aber von diesem Augenblick stellt es bestandig realisirte Waarenpreise vor*'). Abgesehn vom Aostansch des Golds mit Waare an seiner Prodnktionsquelle, ist das Gold in der Hand jedes Waarenbesitzers die ent&usserte Ge- stalt seiner verftusserten Waare, Produkt des Verkaufe oder der enten Waarenmetamorphose W G**). Ideelles Geld . oder Werthmais wurde das Gold, weil alle Waaren ihre Werthe in ihm mafsen und es so zum vorgestellten Gegentheil ihrer Ge- bnuchsgestslt, zu ihrer Worthgestalt machten. Reelles Geld wird ez, weil die Waaren durch ihre allseitige Veraosserung es zu ihrer wirUich ent&usserten oder verwandelten Gebrauchsgestalt und dar her zn ihrer wirklichen Werthgestalt machen. In ihrer Werth- gestalt streift die Waare jede Spur ihres natorwachsigen Gebrauchs- Werths und der besondren nützlichen Arbeit ab, welcher sie den Ursprung verdankt, um sich in die gleichförmige geseUschaftliche Uateriatnr unterschiedskMer menschlicher Arbeit zu verpuppen.

„Toate vente eit achat" (Dr. Quesnay: ,,DiaIogue8 aur le Commerce

et le» Traraux den Artisan-*" Physiocrates, cd Diire, I. Partie, Paris 1846, p. 170), uder, wie d^ueiuiay ia seiuea „Maximea Uäa^raiea" sagt: „Vendre est acheter/'

yjje priz d'une marchaDdiae ne pouvaut 6tre payc- ({ue par le prix d'une antre marchHudixe." (Mercier de la Rivii're: ,T/Ordre naturel et esseutiel des societ^s politiquea." Physiocrates, ed. Daire, II. Partie, p. 554). *) „Pour avoir eet urgent, il faut avoir venda." (1. c. p. 543.)

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Man sieht dem Geld daher nicht an, welchen SehlBgB die in ea ▼erwandelte Waare, Eine sieht in ihrer Geldform grade aus wie die andre. Geld mag daher Dreck eeiii, obgleich Dreck nicht Geld ist. Wir wollen annehmen, dass die swei GoldfUchse, wo- gegen unser Leinweber seine Waare verStissert, die verwandelte Ge- stalt eines Quartere Weisen sind. Der Verkauf der Leinwand, W—G, ist zugleich ihr Kauf^ 6 W. Aber als Verkauf der Leinwand beginnt dieser Process eine Bewegung, die mit seinem Gegentbeü endet, mit dem Kauf der Bibel; als Kauf der Leinwand endet er eine Bewegung, die mit seinem Gegentheil begann, mit dem Ver- knnf des Weizens. W G (Leinwand Geld), diese erste Phase ▼OD W G W (Leinwand Geld Bibel), ist angletoh - 0 W (Geld Leinwand), die letzte Phase einer andren Be<- negnng W G W (Weisen Geld Leinwand). Die eiste Melamotphose einer Waare, ihre Verwandlung aus der Waaven- form in Geld, ist stets zugleich zweite entgegengesetzte Metamor«! phoee einer andren Waare, ihre ROokferwandlung aus der Geld- form in Waare ••).

G W. Zweite oder Schlussmetamorphoee der Waare: Kauf. Weil die entSnaserte Gestalt aller andren Waaren oder das Pkodnkt ihrer allgemeinen Verausserang, ist Geld die absolnt ver* insserliehe Waare. Ss liest alle Preise rflokwarts ond spiegdt sieh so in allen Waarenl«bem als dem hingebenden llatwial seiner eignen Waarenwwdnng. Zugleich seigen die Preise, die liebesangen, womit ihm die Waaren winken, die Schranke seiner Verwandlangsfthigkeit^ n&mlich seine eigne Quantität Da die Waare in ihrer Gddwerdung venchwindet, sieht num dem Geld nicht an, wie es in die Binde seines Besitsera gelangt oder was in OB Yerwandelt ist Non olet, wessen Ursprungs auch immer. Wenn es eineiseits verkaufte Waare reprisentirt, so andrerseiti kaufbare Waaren^.

G W, der Kauf ist ni|^eh Verkauf, W G; die letste Metamorphose einer Waare daher zugleich d5e erste Bfetamorphose einer andren Waaie. Für unsren Lcanweber schliesst der Lebens- lauf seiner Waare mit der Bibel, worin er die 2 Pfd. St rflck- yerwandelt hat Aber der Bibelrerkftufer setzt die vom Leinweber

Aiunahme, wie vorher bemerkt, bildet der Gold- resp. BUber-

producent, der sein Produkt austauscht, ohne es vorher rerkaufl zti haben.

^) ,,8i l'argent repr^sente, d&u» nos inains, lea chotieB que noua pouvons d^sirer d'acheter, il y repr^aeute au8»i loa choses que noos ftvons veuduea pour oet argent*' (Mereier de la Bit^fe 1. e. p. 586.)

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geUMui 3 Pa St in Korabnumtwem hol G W, die Behli» pbM» Ton W G W (LaBwmd Gold ßibel) »t mgleieh W ~ die erste Phaee Toa W G W (Bibel » Geld Kofiibnamtweiii). Da der Wearenprodiieeiit nur ein einseitigeB Phidqki liefert, verbsnll er e* oft in grOeserra Masaen« wShrend eäne vieleeitigen BedflrfiuMe ihn xwingen, den realisirten Preis oder die gelMe GeMmmme bestindig in sahlraidie Eiofe in ser- iplilleni. Rin Yei^aof mfindet dalier in liele K&nfe Tersebiedner Weeren. Die ScMnewnelnmorphose einer Waare bildet so eine Soaune von ersten Mstamorpboaen andrer Waaren.

Betrachten wir nnn die Gesammtmetamorphoee einer Waare, s. R der Leinwaad, ao sehn wir nmihst, daas sie ans zwei ent> gegengeeetifesn nnd einander ergtosenden Bewegungen besteht^ W G nnd G W. Diese awei entgegengesetxten Wandlungen der Waare Tdhiebn sieh in swei entgegengeaelzten geseUschaft- lidien Processen des Waarenbesitsers nnd reflehtiren sieh in swei entgegengesetitcn Ökonomischen Charakteren desselben. Als Agent des Verkauft wird er Verkanfer, ab Agent des Kaois Kftufer. Wie aber in jeder Wandlung der Waare ihre beiden Formen, Waarenfonn und Geldform, gleichzeitig ezistiren, nnr anf enU gegengesetzten Polen, so steht demselben Waarenbesitser als Yei^ klafer ein andrer Cftofer nnd als Kiafer ein andrer Verkinfer gegenllber. Wie dieselbe Waare die zwei umgekehrten Wand* langen snccessiT dnrchlfiuft, aus Waare Geld nnd aus Geld Waare wird, so wechselt derselbe WaacenbesitEer die Rollen Ton Ver* kiofer und Uufer. Es sind dies also keine festen, sondern innerhalb der Waarendrkolation bestindig die Person wechseln- den Charaktere.

Die Gosammtmetatmorphose einer Waare unterstellt, in ihrer einfiushsten Form, vier Eztreme nnd drei Pereonae dramatis. Eist tritt der Waare das Geld als ihre Werth-Gestalt gegenttber, die jenseits, in fremder Tasche, sachlich harte Realität besitzt So tritt dem Waarenbesitzer ein Geldbesitzer gegenllber. Sobald die Waare nnn in Geld Terwanddti wird letzties zu ihrer Tersehwin- denden Aeqnivalentform, deren Gebrauchswerth oder Inhalt dies- seits in andren WaarenkOrpem ezistirt. Als Endpunkt der ersten Waarenwandlung ist das Geld zugkich Ausgangspunkt der zweiten. So wird der Verkäufer des ersten Akts Kftufer im zweiten, wo ihm ein dritter Waarenbesitzer als Verkäufer gegenübertritt'').

""i ,,n y a donc qinitre terme» et trois coutiactanta, doQt Tun inter- vicut deuA ioiö." (Le Troüne 1. c. p. 908.)

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Die beiden umgekehrten Bewegungsphasen der Waarenmetamor- pkose bilden einen Kreislauf: Waarenform, Abstreifung der Waaren- fbriDy Rückkebr zur Waarenforrn. Allerdings ist die Waare selbst hier gegensätzlich bestimmt. Am Ausgangspunkt ist sie Nicbt-Ge- brauchswerth, am Endpunkt Gebrau chswerth für ihren Besitzer. So cr- acheint das Geld erst als der feste Werthkrystall, worin sich die Waare Terwandelt, um hinterher als ihre blosse Aequivalentform zu zerrinnen.

Die zwei Metamorphosen, die den Kreislauf einer Waare^ bilden zugleich die umgekehrten Theilmetamorphosen zweier andren Wa^iren. Dieselbe Waare (Leinwand) eröffnet die Reibe ihrer eignen MethamnrplioBen und schliesst die Gesammtmetamorphose emer andren VViiare (des Weizens). Während ihrer ersten Wand- lung, dem Verkauf, spielt sie diese zwei Rollen in eigner Person. Ais Goldchrysalide dagegen, worin sie selbst den Weg alles Fleisches wandert, endet sie zugleich die erste Metamorphose einer dritten Waare. Der Kreislauf, den die Metamorphosenreihe jeder Waare beschreibt, Teischlingt sich also unentwirrbar mit den Kreis- läufen andrer Waaren. Der Gesammtprooess stellt sich dar als Waarencirkulation.

Die Waarencirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich ▼om unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen Bttckblick auf den Vorgang. Der Leinweber hat unbe- dingt Leinwand mit Bibel Tertauscht, eigne Waare mit Aremder. Aber dies Phänomen ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Ktthlen Heisses vorzieht, dachte nicht daran, Leinwand fibr Bibel einzutauschen, wie der Leinweber nicht davon weiss, dass Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht worden Ist u. s. w. Die Waue des B ersetzt die Waare des A, aber A und B tau- schen nicht wechselseitig ihre Waaren aus. Es kann in der That Torkommen, dass A und B wechselweis von einander kaufen, aber solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Yerhiltnisse der Waarencirkulation bedingt. EinerseitB sieht man hier, wie der Waarenaustausch die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustausches durchbricht und den Stoffwechsel der menschlichen Arbeit entwickelt Andrer- seits entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Per- sonen nnkontrolirbaier, gesellschaftlicher Katurzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil der Bauer Weizen, Heiasspom nur die Bibel, weil der Weber Leinwand, der Destilla- teur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des ewigen Lebens bereits verkauft hat u. w.

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Der Cirkulatdonsprocess erlischt desswegen auch nichfc, wie der munittelbare Produktenaustausch, in dem Stellen- oder Hände- wechsel der Grebiauchswertbe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus der Metaniorphosenreihe einer Waare hemoa- fallt £3 schlagt immer nieder auf eine durch die Waare ge- rftumte Cirkulationsstelle. Z. B. in der Gesammtroetamorphose der Ijeinwand: Leinwand Geld Bibel fallt erst die Leinwand aus der Cirkulation, Geld tritt an ihre Stelle, Hillt dann die Bibel ans der Cirkulation, Geld tritt an ihre Stelle. Der Ersatz tod Waare durch Waare lasst zugleich an dritter Hand die Geld* waare hängen^*). Die Cirkulation schwitzt bestän'^ig Geld aus.

Nichts kann alberner sein aU das Dogma, die Waarencirkula- tion bedinge ein noth wendiges Gleichgewicht der Verkäufe und Käufe, weil jeder Verkauf Kauf und vice versa. Meint dies, dass die Zahl der wirklich ToUzogenen Verkäufe gleich derselben Zahl Ton Käufen, so ist es platte Tautologie. Aber es soll beweisen^ daas der Verkäufer seinen eignen Käufer zu Markt fuhrt. Ve^ kauf und Kauf sind ein identischer Akt als Wechselbeziehung swischen awei poUrisch entgegengesetzten Personen, dem Waarea- besitaer und dem Geldbesitzer. Sie bilden zwei polarisch ent- gegengeeetate Akte als Handlungen derselben Person. Die Iden- tität TOD Verkauf und Kauf schliesst daher ein, dass die Waare ontxlos wird, wenn sie, in die alchimistische Retorte der Cirku- lation geworfen, nicht als Geld herauskommt, nicht vom Waaren- besitser verkauft, also vom Geldbesitzer gekauft wird. Jene Iden- titfit enthalt femer, dass der Process, wenn er gelingt, einen Ruhepunkt, einen Lebensal^hnitt der Waare bildet, der Ünger oder kQrzer währen kann. Da die erste Metamorphose der Waare zugleich Verkauf und Kauf, ist dieser Theilprocess zugleich selbst- ständiger Process. Der Käufer hat die Waare, der Verkäufer hat das Geld, d. h. eine Waare, die drkulationsfahige Form bewahrt, ob sie frfiher oder später wieder auf dem Markt erscheine. Keiner kann Tcrkaofen, ohne dass ein Andrer kauft, Aber keiner braucht anmittelbar zu kaufen, weil er selbst verkauft hat Die Cirkula- tion sprengt die zeitlichen, örtlichen und indiWdttellen Schranken des Produktenaustausches eben dadurch, dass sie die hier ▼orhandne immittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts m den Gegensatz von

Note zur 2. Ausg. So handgreiflicb dies Phänomen ist, wird es dennoch Ton politischen Oekonomen meist übersehen, namentlich vom Freihlndler vulgaiis.

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Verkauf und Kauf qMltet Dm die selbständig einander gegen- ftberiretenden Prooease eine innere Einheit bilden, heisst eben ao sehr, dass ihre innere Einheit sich in äonersn G^egensatzen be* wegt. Geht die ilusserliche Vendbetändigung der inaeriich Un- selbständigen, weil einander ergänzenden, bis zn einem gewissen Punkt fort« so macht sich die Einheit gewaltsam geltend dnreh eine Krise. Der der Waare immanente Gegrenssts fon Ge- bnuchswerth und Werth, von Privatarbeit, die aich zugleich nie unmittelbar gesellschaftliche Arbeit darstellen muss, von besondrer konkreter Arbeit, die zugleich nur als abstrakt allgemeine Arbeit gilt, Ton Personificining der Sache und Versachlichung der Per- sonen — dieser immanente Widen^nrnch erhält in den Gegen- 8&tien der Waarenmetamorphoae seine entwickelten Bew^pmgs- formen. Diese Formen scbliessen daher die Möglichkeit, aber auch nur die Möglichkeit der Krisen ein. Die Entwicklung dieser Möglichkeit zur Wirklichkeit erfordert einen ganzen Umkreis von Verhältnissen, die Tom Standpunkt der einfschen Waarendrknlsr tion noch gar nicht ezistiren ^').

Als Vermittler der Waarencirkalation erhält das Geld dis Funk* täon des CirkulationsmittelB.

b) Oer Umlaof des Geldes. Der Formwechsel, worin sich der StoÜweclisel (\pr Arbeitspro- dukte vollzieht, W G bedingt, dass derselbe Werth ak Waare den Ausgangspunkt des Processes bildet und zu demselben Punkt zurückkehrt als Waare. Diese Bewegung der Waareu ist daher Kreislauf. Andrerseits schliesst dieselbe Form den Kreis- lauf des Geldes aus. Ihr Resultat ist bestandige Entfernung; des Geldes you seinem Ausgangspunkt, nicht Bückkehr zu demselben.

**) Vergleiche meine BemerkimgeB Aber James Mül: „Zur Kritik ete.**

p. 74—76. Zwei Punkte siod hier charakteristiach für die Methode der öko- nomistischen Apolopretik. Ersten.s die Identificirung von Waarencirkulation und unmittelbarem Produktenau^tauMch durch einfache Abatraktion von ihren Unterachieden. Zweitens der Versueb, die Wideimrilche des kapitsUstischeii Produktionsprocesse« wep/.ultnigneii, indem mau aie Verhulrnisse seiner Pro- duktioTiHagenten in die einlachen Bexitdiungt-n auflöst, die ixw d«*r Waaren- cirkulatiou entspringen. VVaarenproduktiou und Waaxencirkulation sind aber PtiAnome, die den TerRchiedensten Produktionaweiaen angehören, wenn auch in ver?chiedneni Umfang und Traj^eite. Man weiss also noch nichts von der differentia upecifica dieser Produktionsweisen und kann sie daher nicht beurtheilen, wenn man nur die ihnen gemeinschaftlichen, abstrakten Kategorien der Waarencirkulation kennt. In keiner Wissenschaft aufaer der politischen Oekonomie herrscht so grosse Wichtigthuerei mit ele- mentarischer Gemeinplätzlichkeit. Z. B. J. B. Sav nimmt aich heraus, Aber die Krisen absuurtheileii, weil er weisa» dass die Waare Produkt ist.

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So lange der Verkäufer die verwandelte Oestalt seiner Waava feaihfilti das Geld, befindet sich die Waare im Stadium der ersten MatauDorphose oder hat nur ihre erete CirkulationabSlfte lurttck- gdegt Ist der Process, Verkaufen um zu kaufen, TenroUatSadigik flo jafc anch das Geld wieder aus der Hand seioes msprünglichea Bentsers entfemi AUetdinga, wenn der Leinweber, nachdem er die Bibel gekauft, Ton neuem Leinwand Terkaufb, kehrt auch daa Geld in seine Hand surfick. Aber ea kehrt nicht anrOck durch die Girkniation der ersten 20 Ellen Leinwand, wodurch ea fiel* mehr ans den Binden des Leinwebers in die des BibelFerkSufen eatfent ist Es kehrt nur sorflck durch die Erneuerung oder Wiederholung desselben Girkulatioiis|»roee8ses f&r neue Waare, und endet hier wie dort mit demselben Resultal Die dem Geld durch die Waarencirkulation unmittelbar ertheilte Bewegnngsform ist daher seine beatftndige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand eines WaarenbraitKers in die eines andren, oder sein Umlauf (currency, couia de la monnaie).

Der Umlauf dea Geldea aeigt beständige, eintönige Wieder- holung desselben Processes. Die Waare steht stets auf Seite des ^erktafeia, das Geld stets auf Seite des Kiufera, als KaufmitteL Ei funktionirt ala Kaufmittel, indem es den Preis der Waat« rsaliairi Indem ea ihn realisirt, ftbertrftgt es die Waare aus der ' Hand dea YerkSufers in die Hand des Käufers, während ee sich gleichseitig aua der Hand des Käufers in die des Verkäufers ent- feint, um denselben Prooees mit einer andren Waare zu wieder^ holen. Daea diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der Waare entspringt, ist TerhUllt. Die Natur der Waarencirkulation selbst erzeugt den entgegen- gesetzten Schein. Die erste Metamorphose der Waare ist nicht uar als Bewegung dea Geldee, sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre iweite Metamorphose ist nur ala Bewegung des Oeldes sichtbar. In ihrer ersten CirkulationshUfte wechselt die Waare den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich ihre Gabfauehsgeatalt aus der Girkulation heraus, in die Konsumtion ^^). Ihre Werthgestalt oder GeldlarTC tritt an ihre Stelle. Die sweite GÜrkulationahälfta durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Na- tandhant, sondern in ihrer Goldhaiil Die Gontinuitat der Be-

**) Selbst wenn die Waare wieder und wieder verkauft wird, ein Phi-

nomen, daa hier noch nicht tnr unn exi»tirt, fällt «^i»' mir i]<-m letzten delmitiveo Verkauf au» der Öphäre dt;r CirkulaUon iu die der Kousumtioo, um hier aU Lebentmittil oder als ProdoktionamiUel jeu dienen.

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wegung f&Ilt damit ganz auf die Seite des Geldes and dieselbe Bewegung, die fttr die Waare zwei entgegengesetzte Processe ein- Bcblit^, echlieset als eigne Bewegung des Geldes atets denselben Process ein, seinen Stellenwechsel mit stets aiulrer Waare. Das Resultat der Waarencirkulation , Ersatz von Waare durch andre Waare, erscheint daher nicht durch ihren eignen Form Wechsel ▼ermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Girknlap iionsmittel, welches die an und fftr sich bewegungslosen Waaren cirkulirif sie ans der Hand, worin sie Nicht-Gebraiichswerthe, in die Hand QbertrSgt, worin sie Gebrauchswerthe, stets in entgegen- gesetzter Richtung zu seinem eignen Lauf. jESs entfernt die Waaren bestandig aus der Girknlationssph&re, indem es bestandig an ihre Girkulationsstelle tritt und sidi damit von seinem eignen Aus- gangspunkt entfemi Obgleich daher die Geldbewegung nur Aus- druck der Waarencirkulation, erschebt umgekehrt die Waaren- cirkulation nur als Resultat der Geldbewegung'*).

Andrerseits kommt dem Geld nur die Funktion des Girknlations- mittels SU, weil es der Terselbsl&ndigte Werth der Waaren ist. Seine Bewegung als CirkuUtionsmittel ist daher in der That nur ihre eigne Formbewegung. Diese moss sich daher auch sinnlich im Umlauf des Geldes wiederspiegeln. So yerwandelt s. B. die Leinwand zuerst ihre Waarenform in ihre Geldform. Das letzte Sztrem ihrer ersten Metamorphose W G, die Geldform, wird dann das erste Extrem ihrer letzten Metamorphose G W, ihrer RQckverwandlung in die Bibel Aber jeder dieser zwei Form- wechsel ▼ollzieht sich durch einen Austausch zwischen Waare und Geld, durch ihren gegenseitigen Stellenwechsel. Dieselben Geld- stflcke kommen als ent&usserte Gestalt der Waare in die Hand des Verkaufers, und verlassen sie als abiK>lut yeräusserliche Ge- stalt der Waare. Sie wechseln zweimal die Stelle. Die erste Metamorphose der Leinwand bringt diese Geldstücke in die Tasche des Webers, die zweite holt sie wieder heraus. Die beiden ent- gegengesetzten Formwechsel derselben Waare spiegeln sich also wi^er im zweimaligen Stellenwechsel des Geldes in entgegen- gesetzter Richtung.

Finden dagegen nur einseitige Waarenmetamorphosen statt, blosse Verkäufe od«*r blosse Kfiufe, wie man will, so wechselt dasselbe Geld auch nur einmal den Platz. Sein zweiter Stellenwechsel drOckt stets die zweite Metamorphose der Waare aus, ihre Rück-

^) ,11 (rargent) n'a d'autre mouvement que celui qui lui est imprim^ par les productiona." (Le Trosne 1. c. p. 885.)

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TtTwandluDg aus Geld. In der häufigen Wiederholung des Sfedlen* Wechsels deiBelben Geldstücke spiegelt sieh wieder, nicht nur die Ifatamorphoseiireihe einer einzigen Wawne, sondern auch die Ver- schlingung der zahllosen Metamorphosen der WasrenweH fiber- haapi Es versteht sich Qbr^pens gaox von sdbei, dass alles dies nur ftr die hier befcrachftete Form der einfiMsfaen Waaren- cirkulation gÜi.

Jede Waare, bei ihrem ersten Sehritt in die Cirknlaläon, bei ihiem ersten Formwechsel, fallt aus der Cirfcalatbn heraus, in welche stets neue Waare eintritt^ Das Geld dagegen als Oiika- IslMmsmittel haust best&ndig in der Cirkoktionnsphiie und treibt sieh besttndig in ihr am. JBs entsteht also die Frage, wie viel Geld diese Sphfire best&ndig abeorbiri

hk einem Lande gehn jeden Tag nUreiche, gleichseitige, and daher ziomlich neben einander laufende doseitige Waarenmeta- norphosen vor, oder in andren Worten, blosse VerhSufe von der einen Seite, blosse K&nie Ton der andren. In ihren Preisen sind £n Waaien bereits bestimmten vorgestellten Geldqoantis gleich- gesstat. Da man die hier bettachtele, nnmittelbaie Cärkalations» Ibsm Waate and Geld einander stets leiblich g^genttberstelh, die eüe aof den Pol des Yerfcao&t ^ andre auf den Gegenpol den Siaafr, ist die für den Girfcolationspfocess der Waarenwelt er- hsiscbte Masse von Girkalationsmvtteln bereits darch die Ftob- summe der Waaren bestimmi In der That stellt das Geld nur tetHA die in der Pkeissnmme der Waaren bereits ideell ani^gedrttckte Goldsumme dar. Die Gleichheit dieser Summen versteht sich d»- bsr von selbst Wir wissen jedoch, dam bei ^eichbleibendett Werthen der Waaien ihre Preise mit dem Werthe des Goldes (des Geldmalerials} selbst wschsefai, verUUtnissm&fiBig steigen, wenn er fiUlt, und lülen, wenn er steigt Ob die Preissamme der Waaren ao steige oder fisdle, die Ibsse des chrkuUrenden Geldes mosa gleidmdUng steigen oder &llen. Der Wechsel in der Masse der Cirkolatioasroiltel entspringt hier allerdings ans dem Geld ssihst, absr niobt aas seiner Fonktion als Cbkolationsmittel, son- dem aas seiner Funktion als Werthmab. Der Preis der Wsaren wechsslt erst umgekehrt wie der Werth des Geldes und dann weobaeli die Masse der CirkulatioBsmittel direkt wie der Preis der Wsarsa Gaia dassslbe Phiaomen würde sieb ereignen, wenn 1^ B. nicht dsr Werth des Goldes sinke, sondern Silber es als Wertibmafr «rsetcte, oder nicht der Werth des SUbers stiege, son- dern Gold es aus der Funktion des Werthmafees verdrSngte. In

M MX, XaplM Z. 6

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dem eben Fall mflsste mehr Silber cirkuliren als vorher Gold, in dem andren weniger Gold als vorher Silber. In beiden Fallen hätte sich der Werth des Geldmateriab verändert, d. h. der Waare, die als Mafs der Werthe funktionirt, daher der Preisausdruck der Waarenwerthe, daher die Maaae des cirkulirenden Geldes, das zur Bealinrung dieser Preise dient Man hat gesehn, dass die Girkn- ktioDSsphSre der Waaren ein Loch hat, wodmreh Gold (Silber, kurz das Geldmaterial) in sie eintritt als Waare von gegebnem Werth. Dieser Werth ist ToraosgesetBEl; bei der Funktion des Geldes als Werthmafs, also bei der JE^reUbestimmmig; Knkt nun z. B. der Werth des Wertkmallbes selbst, so erscheint dies sn- nScfast im IMswechsel der Wanreo, die unmittelbar an den Prodoktionsquellen der edlen Metalle mit ümen als Waaren ans* getauscht werden. Namentlicli in minder entwickelten Zuständen der bttrgerlichen Qeaelbcliaft wird ein grosser Theil der andren Waaren noch Ifingere Zelt in dem nun illusorisch gewordnen, ?er- alteten Werth des WerthmaJses gesdifitst werden. Indees steckt die eine Waare die andre an daicb ihr WerthTerhaltniss an der- selben, die Gold- oder Silberpreise der Waaren gleichen sich a]l> mfthlig aus in den durch ihre Werthe seihst bestimmten Pro- portionen, bis schliesslich alle Waarrawertbe dem neuen Werth des Geldmetalls entsprechend gesch&tst werden. Dieser Ans- gleichungsproeess ist begleitet ron dem fortwährenden Wacfasthum der edlen Metalle, welche im Ersatz ftkr die direkt mit ihnen aus- getauschten Waaren einstrdmen. In demselben Mals daher, worin die berichtigte Pretsgebung der Waaren sich ▼erallgemdnert, oder ihre Werthe dem neuen, g^ankenen und bis zu einem gewissen Punkt fortsinkenden Werth des Metalls gemäls geschfttzt werden, ist auch bereits seine zu ihrer Bealtsirung nothwendige Mehr- masse vorhanden. Einseitige Beobachtung der Thatsachen, welche der Entdeckung der neuen Gold- und Silberquellen folgten, Ter* leitete im 17. und namentlich im 18. Jahrhundert zum Trug- schluss, die Waarenpreise seien gestiegen, weil mehr Gold und Silber als Cirkulationsmittel funktionirten. Im Folgenden wird der Werth des Goldes als gegeben vorausgesetzt, wie er in der That im Augenblick der Preisschätzung gegeben ist

Unter dieser Voraussetzung also ist die Masse der Cirkulations- mittel durch die zu realisirende Preissumme der Waaren bestimmt Setzen wir nun femer den Preis jeder Waarenart als gegeben ▼oraus, so hfingt die Preissnmme der Waaren offenbar von der in Curkulation befindlichen Waarenmasse ab. £s gehört wenig Kopf-

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breeliMis dam, um za begreifeo, dasB wenn 1 Qoarter Weiien 2 PflSi« 100 Qnarter 200 m.QL, 200 Qnarter 400 PH SL 0.8. w. kosten, mit der Maeae des WeixenB daher die Geldmaaae waehaen mnas, die beim Vmrkanf den Plate mit ihm weefaeelt

Die Waaienmaeee als gegeben Toraaflgeaetst, flathet die Muse des cirknlirenden Oeldes aof und ab mit dm PrefisMhwankungen der Waaren. Sie steigt und liQlt, weil die Pksiaaamme der Waaren in Folge ihres PieiswecliBeb an* oder abnimml Daaa ist keines» wegs nöthig, daaa die Preise aller Waareo gleichzeitig steigen oder fallen. Die Preissteigerung einer gewiaaen Anzahl leHender Artikel in dem einen, oder ihre Pkmsasnkong in dem andren Fall, reiefat hin, am die an reslisirende Preiasnmme sller drkolirenden Wssnn zn erhdhn oder za senken, also auch mehr oder weniger 0eld in Cirkulation zn setzen. Ob der Preiswechsel der Waaren wirklidis Werthwechsel wiederspiegelt oder blosse Schwankungen der Markt- preise, die Wirkung auf die Masse der Cirkulationamittel bleibt dieselbe.

Eh sei gegeben eine Anzahl zusammenhangsloser, gleichzeitiger und daher r&umlich neben einander laufender Verk&ufe oder Theil-

metamorphosen, z. B. von 1 Quarter Weizen, 20 Eilen Leinwand,

1 Bibelf 4 Gallons Kombranntwein. Wenn der Preis jedes Artikels

2 Pfd. St., die zu realisirende Preissumme daher 8 Pfd. St., so muss eine Geldmasse Ton 8 Pfd. St. in die Cirkulation eingehn. Bilden dieselben Waaren dugt gen Glieder der uns bekannten Meta- morphosenreihe: 1 Quarter Weizen 2 Pfd. St 20 Ellen Lein- wand — 2 St. 1 Bibel 2 Pfd. St. 4 Gallons Korn- branntwein — 2 Pfd. St., so machen 2 Pfd. St die verschiednen Waaren der Reihe nach cirkuliren, indem sie deren Preise der Reihe nach, also auch die Preissumme von 8 Pfd. St., realisiren, um schliesslich in der Hand des Destillateurs auszunihn. Sie voll- bringen vier Umläufe. Dieser wiederholte Stelleu Wechsel derselben Geldstücke stellt den doppelten Form Wechsel der Waare dur, üire Bewegung durch zwei entgegengesetzte Cirkulationsstadien und die Verschlingung der Metamorphosen verschiedner Waaren '•). Die gegensatzlichen und einander ergänzenden Phasen, wodurch dieser Process verlauft, können nicht raumlich neben einander fallen, sondern nur zeitlich auf einander folgen. Zeitabschnitte bilden

^ „Oe sont les prodnctioni^ (lui le (rurgent) mettent en mouTement et le fönt circuler ... La c^l^rit^ de son mouvement (sc. de TargeDt) suppige k ia quantit^. Lor.<>(|iri] en est besoin, 11 ne fait que glisaer d'uue main dans l'autxe sans ä arreter un iustant" (Le Troane 1. c p. 915, Vi6.)

f'

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Mier das ICab man Dauer, oder die AiunU der Utul&afe der-

ielben MdatOclEe in g^bner Zeit missfc die Geechwindigkeil des

Q8lduailatt& Der Girkulatiooeproceaa jener vier Waaren dauete

I.B. eineoTag. So betragt dieauiealiBireiidelManimiiie: 8 Pfd.8i,

dia Aosahl der ümlSafe denelben Geldatfieke wahrend des Taga:

4 imd die Bfaaae dea eirkidirenden Geldes: 2 Pfd. St, oder ftr

einen gegebnen Zeitabacbnitt des CirknUtionsisocesses:

Pkeissttiume der Waaren , i i.-

j 1 I . 4 , ^ j t = Masse des als Circulations-

Dmiaanaiisam gleichnamiger GeldstQcke

waM fonktün^renden Geldea. Dies Ossels gilt allgemein. Der Chrkolation^rooeaB eines Iisndes in einem gegebnen Zeitabschnitt umfasst swar einefseita viele ssrsplitfterte» gleichseitige nnd riawh lieh neben mnander &I]ende Verkaufe (resp. Kanfe) otler Theil* BMtanxirphosen, worin dieselben Geldstücke nur einmal die Stelle «eehseln oder nur einen Umlauf Tolkisbn, andrsiseits Tiele theili neben einander herlaufende, thdls sich in einander machlingende mehr oder minder gliederretche Metamorphosenreihen, worin die- selben Geldstflcks UMbr oder minder islilreiche Umlfiufe surftck- legen. Die Gesammtsabl der ümifiufe aller in Girkulation befiai- lichen gleichnamigen GeldstQcke ergiebt jedoch die Durdwchnitts» aaaahl der Uml&ufei des einseinen Geldst&cks oder die Durchschnitts- geschwindigkeit dea Geldumhut& Die Geldmasse, die bei Beginn X, B. dea täglichen Girkolatioasproeesses in ihn hineingeworfen wird, ist natCbrlich bsstimmt durch die Preimumme der gleichseitig nnd r&umlich neben einander cirkulirenden Waaren. Aber inner* haU» des Processes wird ein Geldstflck so su ssgen für des andre verantwortlich gemacht. Beschlsunigt daa eine seine Umlaufr- geschwindigkeii^ so erlahmt die des andren, oder es fliegt gans ans der GirkulationsBphftre heyaua, da diese nur eine Goldmssse absorbirstt kann, welch», multipUcirt mit der mittlem Umlaufsanxahl ihrss einseinen Eleaaents, gleich der su r«slisirenden PreissumsM isi WSchst dsher die Ansshl der Umliufe der GeUUtttcke, so nimmt ihre cirkolirends Masse ab. Ninuni die Ansahl ihrer ündaufe ah^ so wscbst ihre Masse. Weil die Masse des Geldes, die sb Girkulatioas» mittel funktioniren kann, bei gegebner Durchachnittsgeschwindig- hni gegeben ist, hat man daher s. B. nur eine bestimmte Quantitü Ton Ein-Plnad-Noten in die (^kulation hinein su werfen,, um obeA so viele Sovereigns hinaas su werfen , ein allen Bsnken wohl- bekanntes KunststOdL

Wie im Geldumlauf ttberiiaupt nur der CHrkulationsprocess der Wsaren, d. h. ihr Krelalanf durch entgegeogeaetste Metamorphosen

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erscheint, so in der Geschwindigkeit des Geldumlaufs die Öe- scliwindigkeit ihres Formwechsels, das continuirliche Ineinander- greifen der Metainorphosenreiben, die Hast dps Stoffwechsels, das r^che Verschwinden der VVaaren aus der Cirkuhitionsspliüre und ihr ebenso rascher Ersatz durch neue Waaren. la der Geschwindig- keit des (ield Umlaufs erscheint also die flüssige Einheit der ent- gep-en gesetzten und sich ergim/eruhn Phasen, Verwandlung der Gehniuchsgestalt in VVerth^estalt und Kückverwandlun«? der Werth- gestalt in Gehrauchsaestiilt. oder der beiden Processe des Verkaufs und Kaul's. Unifrekehrt erscheint in der Verlangsam iinj^' des Geld- umlauts die Trennung und gegensätzliche Verse! bstäiidigung dieser Processe, die Stockung des Formwechsels und daher des Stoff wechseis. Woher diese Stockung entspringt, ist natürlich der Cirkulation selbst nicht anzusehn. Sie zeigt nur das Phänomen selbst. Der populären Anschauung, welche mit verlangsamtem Geldumlauf das Geld minder häufig auf allen Punkten der Cirku- lationsperipherie erscheinen und Tersch winden sieht, liegt es nah, das Phänomen aus mangelnder Qnmntitäi der CirkalAtionsmittei su deuten").

Das Gesammtqnftntum des in jedem ZeitebwhniU alsGirkuktionB-

") „Money being . . .the common moMore of buying and selting, ereiy

body whu has anything tosell, and cannot procure chapmen for it, ia pre- scntly npt to think, ihat want of money in the Irinedom, or eountry, in the caiuc why his goods do not go qS; aud ao, waut ul money is the common cry; wkich ie a great miiti^e . . . What do theae people want, who cry oot for inoney? . . . The Farmer comphiins ... he think» that were more money in the eountry, he should have a price for his good.s . . Thon it seems mouey ia not hid want, bat a Price for his com and cattle, which he would seil, bat cannot . . . why cannot he get a pricef ... 1) EHlier there too mueh c(»rn and cattle in the eountry, so that raost who come to market have oeed uf selling, aa ha hm, and few of buying: or, 2) There waots the usual vent abroad by Transportation . . . Or, 3) The consumption falls, as when men, by reason of povert^, do not spend so mach in their houses formfrly they did, wherefore it is not the inrrf^ase of apeciflck mouev. which wouid at all advauce the farmer's goodB^ but the removal of anj of these three caases, which de troly keep down the market . . . The merehant and shopkeeper want money in the aame manner, that is, thejr want a vent for the goods they deal in, b^ rea«on that the marketa fail . . . a nation never thrives better, than when nches are tost from band to h&nd." ^ Dadley North: „Discoorses apon Trade. Lond. 1691", p. 11— 15 passim.) Herrensoh wand's Sehwiudeleien kommen alle darauf hinaus, daas die aus der Natur der Waare entspringenden und daher in der Wnnrencirkulation er- fecheinenden Widersprüche durch Veruiehruug der Cirkulalionsmittcl be- seitig werden können. Aas der Volksülosion, welche Stockungen des Pro- duktions-und Cirknlationsprocespe« einem >Tangel an Cirkulationsniitteln zu- schreibt, folgt übrigens keineswega umgekehrt, daas wirklicher Maugel an Girkolationsmitteln, z. B. in Folge officieller Pfuschereien mit der ,,regu- lition of cnneney'^ nicht seineiaeitB Stocknngen hervuirufen kann.

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mittel funktionirenden Greides ist also bestimmt einerseits durch die Preipsuinnie der cirkulirenden Waarenwelt, andrerseits durch den langsameren 0(]tT rascheren Fluss ihrer ^•f'g'ensätzlichen Cirkulatious- processe, von dem es abhängt, der wievielte Theil jener Preissumme durch dieselben (Feldstücke realisirt werden kann. Die Preissumme der Waaren hängt aber ab sowohl von der Masse als den Preisen jeder Waarenart. Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die cir- kulirende Waarenniasse, und endlich die ümlaufsgeschwindif^keit des Geldes, können aber in verschiedner Kichtiinc^ und verschiednen Verhältnissen wechseln, die zu realisirende Preissunime, dalier die durch sie bed inerte Masse der Oirkulationsmittel, also sehr zahl- reiche Kombinationen durchruachen. Wir zählen hier nur die in der Geschichte der Waarenpreise wichtigsten auf.

Bei gleichbleibenden Waarenpreisen kann die Mas.se der Cir- kulationsraittel wachsen, weil die Masse der cirkulirenden Waaren «onimmt oder die Umlaufsgeschw4ndigkeit des Geldes abnimmt, oder beides zusammenwirkt. Die Masse der Oirkulationsmittel kann umgekehrt abnehmen mit abnehmender Waarenmafise oder zu- nehmender Cirkulationsgeschwindigkeit.

Bei allgemein steigenden Waarenpreisen kann die Masse der Cärkulationsmittel gleichbleiben, wenn die Masse der cirkulirenden Waaren in demselben Verhältniss abnimmt, worin ihr Preis za- nunmi oder die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes eben so rasch sommmt als die Preiserhöhung, während die cirkulirende Waaren- tnasse konstant bleibt. Die Masse der Oirkulationsmittel kann fallen, weil die Waarenmasse rascher ab> oder die Umlaufsgaschwindig- keit rascher sunünmt als die Preise.

Bei allgemein fallenden Waax<enpreisen kaon die Masse der Oiir^ kulationsmittel gleichbleiben, wenn die Waarenmasse in demselben Yerhaltniss wächst, worin ihr Preis fallt, oder die ünilau£age- schwindigkeit des Geldes in demselben Verhältniss abnimmt wie die Preise. Sie kann wachsen, wenn die Waarenmasse rascher wachst oder die Cirkulationsgeschwindigkeit rascher abnimmt als die Waarenpreise fallen«

Die Variationen der verschiednen Faktoren können sich wechsel- satig kompensiren, so dass ihrer beständigen Unstätigkeit zum Trotz die zu realisirende Gesammtsumme der Waarenpreise konstant bleibt, also auch die cirkulirende Geldmasse. Man findet daher, nament* lieh bei Betrachtung etwas längerer Perioden, ein viel konstanteres Durchschnittsniyeau der in jedem Lande cirkulirenden Geldmasse^ und, mit Ausnahme starker Perturbationen, die periodisch aus den

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Produktions- und Handelskrisen, seltner aus einem Wechsel im Geld Werth selbst entspringen, viel geringere Abweichungen von diesem DurchschnittsniTeau als mau nach dem Augenschein er- warten sollte.

Das Gesetz, dass die Quantität der Cirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der cirkulirenden Waaren und die Durch- schnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs'^), kann auch so aus- gedrückt werden, dass bei gegebner VVerthsumme der Waaren und gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Metamorphosen, die Quantität des umlaufenden Geldes oder des Geldmaterials von seinem eignen Werth abhangt. Die Illusion, dass umgekehrt die Waarenpreise durch die Masse der Cirkulationsmittel und letztre ihrerseits durch die Masse des in einem Lande befindlichen Geld- materials bestimmt werden'*), wurzelt bei ihr^u ursprünglichen

«There is a eertain measnre, and proportion of mooey requisite to

drive the trade of a nation, more or lens than which, would prejudice the same. Just there is a eertain proportion of farthings neces.sary in a small retail Trade, to chauge silver money, and to even such reckonings as cannot bo a^ottod with the tmalleet silver pieees . . . Now as the proportion of the number of farthings requisite in commerce is to be taken from the number of peopie, the firequency of their exchauKes, as also, and principally, from the value of the smallest dlTer pieces of money; so in like manner, the proportion of money (gold and sU?er specie) requisite to our trade, is to be likewise taken from the frequency of commutations, and from the bigneaa of payments." (William Petty: Treatise on Taxes and Contribu- tiona. Lono. 1667", p. 17.) Die Hume'sche Theorie ward gegen J. Steuert u.A. irertheidigt von A. Youug in seiner «Political Arithraem}. Lond. 1774", wo ein eignes Kapitel: .Prices depend on quantity of money", p, 112 sqq. Ich bemerice «Zur Kritik etc. p. 149": „Die Frage über die (Quantität der cirku- lirenden MQnie beeeitifft er (A. Smith) itUleehweigend, indem er das Geld ganz falsch als blosse Waare behandelt.* Dies gilt nur, soweit A. Smith ex officio das Geld behandelt. Gelegentlich jedoch, z, B. in der Kritik der früheren Systeme der Pol. Oekon., spricht er das Richtige aus: „The auan- tity of eoin in every country is regulated by the yalne of the eommooitlet which are to be circulated by it . . . The value of goods annually bought and sold in any country requires a eertain quantity of money to circnlate and distribute them to their proper consumers, and can give employment to no more. The Channel of circulation necessarily draws to itself a auni suffi- cient to fill it, and never admits any more." (Wealth of Nation», 1. IV ch. I.) Aehnlich eröffnet A. Ömith sein Werk ex officio mit einer Apotheose der nieiliuig der Arbeit Hinterher, im letiten Buch Aber die Quellen des Staatseinkommens, reproducirt er gelegentlieh A. Fergpuon'Si seines Lehrers, Denunciation der Theilung der Arbeit.

**) »The prices of thiugs will certainly rise in every nation, as the gold aad siiTer inerease amongst the peopie; and, eonsequently, wliere tiie gold and nilver decrease in any nation, the prices of all things must^l propor- tionably to such decrease of money." (Jacob Vanderlint: „Money answers all Things". Ix>nd. 1734, p. 5.) Nähere Vergleichung zwischen Vanderlint und Hume's „Essays*' lisst mir nicht den geringsten Zweifel, dass Home V.'s tthrigeos bedeutende Schrift kannte um benutate. Die Ansicht^ dass

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Vertretern in der a})«ifeschmackten Hypothese, dass Waaren ohne Preis und Geld ohne Werth in den Cirkulationsprocess eingehn, wo sich dann ein aliqtiüter Theil des Waareopreis mit einem ali- quoten Theil des Me^bergs austausche^}.

c) Ole Mime. Ots Werthzeichen.

Aus der Funktion des Geldes als Cirkulationsmittel entspringt Seme MUnzgestalt Der iu dem I^reise oder Geldnamen der Waaren YOigflstellte Gewicbtstkeil Gold mu^ ihueii m der Cirkulatiüu alb

die Masse der Cirkulationsmittel die Preise beetimmt, aacb bei Barbon

unfl nnch viel älteren Schriftstellern. .,No inconvenlencc", fng-t Vanderlint, ^,cao arise by an unret^trained trade, but verj great advauta^ . , . since, IX Ihe oaeh of fhe natioB 1>e deereaeed by it, wmch orohibitione are desig- ned to prevent, those natioiia that get the caah will certainly find every

tfaing aavance in price, as the caah increa'^ep nmonfrflt them And . . . Our mauufactures and every thing eise, will hooq become so moderate as to tarn the balanee of tnde in onr IkTonr, and tliereby fetoh tlie money back again. (1. c. p. 44.)

Dass jede einzelne Waarenart durch ihren Prei?' ein Element der Preis- summe aller cirkulirenden Waaren bildet, ist selbstverständlich. Wie aber nntv einander inkommensurable GtobranohawerUie nch en BHUwe mit der in einrm Land befin llii licn (t()M oderSilbennaaac austauschen sollen, ist TÖlUg unbegreiflich. Verschwindeit man die Waarenwelt in eine einzige Gesammt- waare, wovon jede Wa&re nur einen aliquoten Theil bildet, so kommt das eeliöne Bechenexempel hefans: Gesammtwaare = x Ctr. Gold, WaareA» aliquoter Theil der Gesammtwaare = derselbe aliquote Theil von x C\r Gold. Dies ehrlich heraus bei Montesquieu: ,,8i Ton compare la masae de Por et de Pargent qni eet dans le monde, avec U somme dee marehandlaee qai 7 lont^ il eit oertain qne diaque denr^e ou marchandise, en parfeienlier, pourra Hre eompar<^c h une certaine portion f^e l'autre. ßupposonn qu'il n'y ait qu'une seule denree ou marchandiae dans le monde, ou qu il u'y ait

3a'uie leule qoi 8*ach^te, et qn'elle ae di^ae oomme Paigent: eette partie e cette marcnandise repondra & une partie de la masse de Pargent; la moiti(? du total de l'une ^ la moiti^ du total de l'autre etc. . . . !'6tablis?*e- ment du prix des choses dopend toujours fondamentalemeut de la raison du total des choses au total des aignea.*' (Montesquieu, 1. o. t. IU, p. 12, IS.) Ueber die Weitprent^vicklung dieaer Theorie du roh Tvicardo, seinen Schüler James Mill, Lurd Overatone u. ». w vy^l. ,,Zur Kritik" u. s. w. 140 -14(^ u. p. 150 seqq. Herr J. iSt. Mill versiiehi es, mit der ihm geläufigen eklek- , tischen Logik, der Ansicht seines Vaters J. Mill und /.ugleich der entge^ea» gesetzten zusein. Vergleicht ninn den Text seines Compendiuii]^ .Princ. of. Pol. Ecou." mit der Vorrede (erste Ausgabe), worin er sich selbst ah« Adam SmiÜi der Gegenwart ankündet, so weiss man nicht, was melur wimdem, die Naivetät des Mannes oder die des Publikums, das Um auf Treu und Glauben in den Kauf nahm als Adfim Smith, zu dem er sieh etwa verhilt wie General Williams Kars von Kars zum Herzog von Wellington. Die weder umfansreidien noch gehaltreichen Orinnalforaebangen des Herrn J. St. Mill im Gebiet der Pol. Oek. findet man alle in Reih' und Glied uuf- marschirt in seinem 1844 erschienenen Schriltchen : ,,Some Un^ettled t^uesüons of Political Economy.*' Locke spricht direkt den Zusammen- hang swischen der WerthloaiglBeit Ton Gold und Silber and der Be- atimmnDg ihres Wertlis durch Qnaatitit ans. „If snkiiid having oonaented

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Cfleiclinanii^es Goldstück oder Münze gegen übertreten. Wie die Feststellung des Mafsstabs der Preise, füllt das Geschäft der Münzung dem iStaat aiiheim. in den versclnednen Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber wieder ausziehn, erscheint die Scheidung zwischen den innern oder nationalen Sphären der WaareiiGirkulatioii and ihrer aUgemeinen Weltmarktssphäre.

Qoldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von Haus aus nar durch die Figur, und das Gold ist bestäudig aus eioer Form in die andre Terwandelbar®^). Der Weg aas der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztiegel. Im Umlauf verschleissen nämlich die Gbldmünzen, die eine mehr, die andre weniger. Gold- titel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprocess. Gleichnamige Goldmttnzen werden yon ungleichem Werth, weil verschiednem Gewicht. Das Gold ab Cir> kulationsmittel weicht ab vom Gold als Mai'sstah der P^eiWi und hört damit auch auf, wirkliches Aequivalent der Waaren zu sein, deren Prase es realisirt. Die Geschichte dieser Wirren bildet die Mtlnzgeschichte des Mittelalten und der Neuzeit bis 108 18. Jahr- hundert. Die naturwüchsige Tendenz dee Cirkulationqprooeeses, das QoUsein dar Münze in Goldschein oder die M&nxe in ein Symbol Ume ofßciellen Metallgehalts zu verwandeln, ist selbst anerkannt dnreh die modernsten Gesetze über den Grad des Metallverlostoi, der ein Goldstück kursunföhig macht oder demonetisirt

Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Nominalgehalt der Mflnse scheidet, ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Oft- seiOf 80 enthält er die Möglichkeit latent, dae Metallgeld in sein«

to pQt an ima^uiary value upon gold and silver . . . the mtrinsic value, r^arded in these metals, is notmog bat the qaantity/' „Some Conii- derations etc. 1691", Works, ed. 1777, vol. II, p. 25.

*') Es liegt natürlich ganz jenseits meines Zwecks, Detail.'? wie Schlag- Bchatz a. dgl. zu behandeln Gegenüber dem romantischeu bykophanten Adam MflUer jedooh, der „die grossartige LibersUtif* bewandert, woinit die „englische Regierung unentgeldlich münzt", folgendes Urthell Sir Dudlry North'a: „Silver and gold, likf other conimodities, have their ebbing» aud Howiii«». Upon tbe arrivai ul uuantities from Öpain . . . it U eamed into the Tower, and ooined. Not long after there will oome a dcmand for bullion, to be exported again. If tlu rr none, but all happens to be in coin, what then? Melt it down again; ihere's no loas in it, for the coiniug costs the owner iiothiDg. Thua the ualion has been almed, and made to pay for the twisting oi straw, for asses to eat. If tlie merchant (North war selhnt einer der «rn'jH-^tPii Kaufleute zu ('harlos II. Zeli) bad U> JMJ the price of the coiua^e, he would not have seut bis •ilver to fhe l^wsr withoat consideration; and coined money would alwayt keep a Telae above imoomed ailver." (North 1. p. 18.)

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MüDzfunktion durch Marken aus andrem Material odt i Symbole zu ersetzen. Die technischpn Hin(!emisse der Mnnzung ganz (Hiniau- tiver Cewirhtstheile des Goldes, resp. Sillxirs, und der (hnstand, dass niedrigere Metalle ursprünglich statt der edleren. SiU)er statt des Goldes, Kupfer statt des Silbers, zum Werthmais dienen und dalier als Geld cirkuliren im Augenblick, wo das edlere Metall sie entthront, erklären historisch die Ivolle von Silber- und Kupfer- marken als Substituten der Goldmünze. Sie ersetzen das Gold in den Kreisen der Waarencirkiilation, worin die Münze am schnellsten rirkulirt und sich dalier am schnellsten abnutzt, d. h. wo Käufe und Verkäufe unaufhörlich im kleinsten Mafsstab erneuert werden. Um die Festsetzung dieser Trabanten an der Stelle des Goldes selbst zu verhindern, werden gesetzlich die sehr niedrigen Propor- tionen bestimmt, worin sie allein an Zahlungsstatt für Gold ange- nommen werden müssen. Die besondren Kreise, worin die ver- scbiednen Münzsorten umlaufen, laufen natürlich in einander. Die Scheidemünze erscheint neben dem Gold zur Zahlung von Bruch- theilen der kleinsten Goldmünze; das Gold tritt bestandig in die Detailcirkulation ein, ynrd aber durch Abwechalung mit Scheide^ münze ebenso bestandig herausgeworfen^').

Der Metallgehalt der Silber- oder Kupfermarken iafc willkürlich durch das Gesetz bestimmt. Im Umlauf varachleissen sie noch rascher als die GbldmÜoze. Ihre Münzfunktion wird daher faktisch durchaus unabhängig von ihrem Gewicht, d. h. Ton allem Werth. Das MüDzdaaein des Goldes scheidet sich völlig von seiner Werth- sabstanz. Relativ werthlose Dinge, Papierzettel, können also an seiner Statt als Münze funktioniren. In den metaUischen Geld- marken ist der mn symbolische Charakter noch einigennalsen Ter- steckt. Im Papieigeld tritt er augenscheinlich hervor. Ifan sieht: ce n*est que le premier pas qni coüte.

Es handelt sich hier nur um Staatspapiergeld mit Zwangsknrs.

„Tf silvcr never exceed what is wanted für the snialler payments, it cannot be coUected in .sufficient quantitiea for the larger payments .... the uf»e of gold iu the niaiu paymenttt necessarily ituplies al.'<o its use iu the letaal tnde: those who have gold coin, offcring them für small purchasety and receiving with the commodity purchased a balance of silver in retum; hy whicb means the surplus of silver that would otherwise encumber the xefeail dealer, ia drawn off and dispersed into general drculation. Bat if thsfe 18 as much silver will tranasct the small paymeots independent of gold, the retail dealer imist then receive silvi>r tor small purcha.«ie9; and it must of neceasity accumulate in his haads." (David Buchanan: „Inquiry inko the Taxation and Oommercial Policy of Oreat Britain. Edinbuigh 1844'<» p. 248. 849.)

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Es wächst unmittelbar aus der metallischen Cirkulation heraus. Krerlitgeld unterstellt dfi^eo-en Verhältnisse, din um vom Stand- punkt der einfachen Waarencirkulation noch durchaus unbekannt sind. Im Vorbeigehn sei jedoch bemerkt, dass, wie eigentliches Papierrrpld aus der Funktion des Geldes als Cirkulationsmittol entsprmgt, das Krnditgeld in der Funktion des Geldes als Zah- liiDgsmittel seine naturwüchsige Wurzel besitzt''*).

Papierzettel, denen Geldnamen, wie 1 Pfd. St., 5 Pfd. Rt. u. s. w. aufgedruckt sind, werden vom Staat äusserlich in den Cirkulations- process hineingeworfen. Soweit sie wirklich an der Stelle der gleich- namigen Goldsumme cirkuliren, spiegeln sich in ihrer Bewegung nur die Gesetze des Gelduralaufs selbst wieder. Ein specifisches Oesetz der Papiercirkulation kann nur aus ihrem Repräscntations- verhältniss zum Gold entspringen. Und diess Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des Papiergelds auf die Quantität zu be- schranken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (resp. Silber) wirklich cirkuliren müsste. Nun schwankt zwar das Gk>ldquantum, welches die Cirkulationssphäre absorbiren kann, bestandig über oder unter ein gewisses Durchscbnittsnivean. Je- doch sinkt die Masse des cirkulirenden Mediums in einem ge- gebnen Land nie unter ein gewisses Minimum, das sich erfah- mngsmälsig feststellt Dass diese Minimalmasse fortwährend ihre Bestandtheile wechselt, d. h. aus stets andren Goldstücken besteht ändert natürlich nichts an ihrem Umfang und ihrem konstanten Ümtrieb in der Cirkulationssphäre. Sie kann daher durch Papier- symbole ersetzt werden. Werden dagegen heute alle Cirkulations- knnale xum ToUen Grad ihrer QeldabsorptionBfähigkeit mit Papiei^

**) Der FiuaaziuaDdarm Wan-mao-iQ liesa sich beigehn, dem Sohn des Hunmels ein Projekt sn luterbreiten, welches Tersteekt aof Verwandltuig

der chinesiochen Reich3afl«ig:nateii iti konvertible Banknoten hinzielte. Im Bericht den Aseignaten-Komit^s vom April 1854 crliiUt or gehTirig den Kopf ^evvaächen. Ob er auch die obligate Tracht HHiiiL;u>4hiebc erhielt, wird nicht gemeldet. ,,Das KomiMS", lautet es am Schluas des Berichts, ,,hat !^''In ProicVt :uifmerksam erwogen vnd findet, da.«H alles in ihm auf den Vortheil der Kaufleute ausgeht und uichts für die Kroue vortheilhaft ist'*. („Arbeiten der Kaiserlich Russischen Gesandtschaft zu Peking über CSiina. Aus dem Russiachen von Dr. K. Abel und F. A. Mecklenburg. Erster Band Herlin 185S", p. 47 scj.) Ueber die beständige Entmetn!! ring der Goldmünzen durch ihreu Umlauf sagt ein „Govemor" der Bank of England als Zeuge vor dem „Houte of Lords' Committee" (über ,3ank- acta"]: .,JedM Jahr wird eine frische Klasse Ton Souverainen (dies nicht j>oIitiscn, sondern der Sovereign ist Name des Pfd. St.) zn leicht. Die Kiiuise, welche das eine Jahr als vollwichtig passirt, verliert durch den VenclueiM hinroidmd, nm das nftehste Jalv die WsgMbale gegen sich an di«hn.*< (H. o. Lords^ Oommittoe 1848» n. 429.)

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geld gefüllt, so können sie in Folcre der Schwankunc^en der Waarencirkuiation morgen übervoll sein. Alles Mnfs ireht verloren. ÜcbcrsrhreitM aber das Papier sein Mais, d. h. die Quantität von G-i)ldniünze plrjcher Dennmin;itinn, welche cirkiiliren konnte, so stellt es, von der Oel;ihr allgemeiner Diskreditirung jibt^esehn, innerhalb der Waarenweit dennoch nur die dureh ihre immanenten Gesetze bestimmte, also auch allein rppräsentirbare GoldquanfcitÄt vor. Stellt die Papierzettelmasse i.. B, je 2 Unzen Gold statt je 1 TTrtze dar, so wird faktisch 1 Pfd. St. z. B. zum Geldnamen sage etwa von ^/^ Unze statt von ^/^ Unze. Die Wirkung ist dieselbe, als wäre das Gold in seiner Funktion als Mafs der Preise ver- ändert worden. Dieselben Werthe, die sich daher vorher im Preise Ton 1 Pfd. St., drücken sich jetzt im Preise von 2 Pf. St. aus.

Das Papiergeld ist Goldzeichen oder Geldzeichen. Sein Ver- hältniss zu den Waarenwerthen besteht nur darin, dass sie ideell in denselben Goldquantis ausgedrückt sind, welche vom Papier sjnnbolisch sinnlich dargestellt werden. Nur sofern das Papier- geld Goldquanta repräsentirt, die, wie alle aadrea Waareoquailta, auch Werthquanta, ist es Werthzeichen***).

Ek fragt sich schliesslich, warum das Gold durch blosse werth- lose Zeichen seiner selbst ersetzt werden kann'r' Es ist aber, wie man gesehn, nur so ersetzbar, soweit es in seiner Funktion als Münze oder Cirkulationsmittel isolirt oder verselbständigt wird. Nun findet die Verselbstandigung dieser Funktion zwar nicht für die einzelnen Goldmünzen statt, obgleich sie in dem Fortcirkuliren verschlissener Goldstücke erscheint. Blosse Münze oder Cirkula- tionsmittel sind die Goldstücke grade nur so lang sie sich \virklich im Umlauf befinden. Was aber nicht für die einzelne Goldmünze, gilt für die vom Papiergeld ersetzbare Minimalmasse Gold. Sie haust bestandig in der Cirkulationssphäre, funktionirt fortwährend ab Cirkulationsmittel und ezistirt daher ausschliesslich als Träger

Note BOT 9. AoBgabe. Wie unklar selbst die besten Schriflsteller ftber

Orlrhvest'ii die verschitdnf'n Funktionen '^os Oeldes auffassen, zeigt z. B. folgende Stelle aus Fullartou: ,|Thatj far tu» ooiiceruti our domestic ex- olianges, all the monetary ftinktions which are usnally performed by jp^old aad BÜver coins, may be performed aa efiectually by a circulation oi in- ronvertible notes, having no value but thnt fuctitioas and conventional value thev derive from the law, is a fact, wbich admita, I conoeive, of uo denial. Value of this deeeription mxf be inade (o aoswer all tbe purposes of intrinHic value, and supersede even the necessity for a Standard, pro- vided only the quantity of issaes be kept under due limitation." (Fullar- tou: «Kegulatiou uf Qurrenciea, 2 ed. London 1845' p. 21.) Also weil die Geldwaare durch blosse Werthzeichen in der Cirkufation ersetzt wer- den kann, ist ue als MaCa der Werthe and Mafwtab der Preiae ftberflOasigl

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dieser Funklioii. Um Bewegung stellt also nur des fortwährend« Ineinanderumschlagen der entgegengeeetiten Proceese der Waaren» metamorplKNe W G W dar, worin dmr Waare ihre Werth- gestalt Dur gegenübertritt, um sofort wieder zu Torschwinden. Die selbständige Darstellung des Tauschwerths der Waare ist hier nur flüchtiges Momenl Sofort wird sie wieder durch andre Waare ersetzt Daher genügt anck die bloss symboUache Exi^imz des Geldes in einem Process, der es bestandig aus einer Hand in die andre entfernt. Sein funktionelles Dasein absorbirt so zu sagen sein materielles. Venehwiodend objektivirter Reflex der Waarea- pieiee fiinktionirt es nur noch als Zeichen seiner selbst und kann daher auch durch Zeichen ersetzt werden^). Nur bedarf das Zeichen des Geldes seiner eignen objektiv gesellschaftlichen GHlltig» keit und diese erhält das Papieisymbol durch den Zwangskurs. Nur innerhalb der yon den Grenzen eines Geweinwesens nmachriehnen oder innern Cirkulationssj)häre gilt dieser Staatszwang, aber auch nur hier geht das Geld vöUig anf in seine Funktion als Cirknla* tioasmittel oder Mfinxe» nnd kann daher im Papiergeld eine von seiner MetaUaubstau ftuasorlich getrennte und bkss fhnktionidle finstensweise erhalten.

S. Geld.

Die Waare, welche als Werthraafs und daher auch, leiblich oder durch Stellvertreter, als Cirkulationsmittel funktionirt, ist Geld. Gold (resp. Silber) ist daher Geld. Als Geld funktionirt es, einer- seits wo es in seiner goldnen (resp. silbernen) Leiblichkeit er- w;heinen muss, daher als Geldwaare, also weder bloss ideell, wie im Werthmals, noch repräsentationsfähig, wie im Cirkulationsmittel; andrerseits wo seine Funktion, ob es selbe nun in eigner Person oder durch Stt2 11 Vertreter vollziehe, es als alleinige Werthgestalt oder allem adäquates Dasein, des Tauschwerths allen andren Waaren ala biu:iäen Gebrauchswerthen gegenüber hxirt.

Der kontinnirUche Kreislauf der swei entgegengeeetsten Watren- mMsmorphosen oder der flttasige Umsohlag von Verknnf und Knnf

**) DaratiH, daas Gold und Slll>r»r als Münzp oder in dfr nT!^<^chlie88lichea FuoktiuD ala Cirkulatiuoi^inittcl /.u Zoichen iiixer selbst werden, leitet Nico- Im Barbon das Recht der Regierungen her .,to raiae moBey", d. h z. B. einem Quantum Sttber,dMQroeoh«n hiets^denNamen eines grösseren äi 1 berqu&ntamB wie Thaler zu geben, und so den iJläubigern Groschen statt Thaler zurück- ■awhlnn. ^omj doea wear aud grow üghter by often telling over .... Ii ia the dammination and eurrency ef the money that men le^urd in bar»

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enehemfe im raaÜOBen Umlauf des Oeldes oder seiner Funktion als perpetuum mobile der Girkulation. Es wird immobüisirt, oder ver- wandfilt sich, wie Boisguillebert sagt, aus meuble in immeuble, ans Mflnze in G^ld, sobald die Metamorpbosenreihe unterbrochen, der Verkauf nicht durch nachfolgenden Kauf ergänzt wird.

Mit der ersten Entwieklui^ der Waarencirkulation selbst ent- wickdit sich die Nothwendigkeit und die Leidenschaft^ das Produkt der ersten Metamorphose^ die verwandelte Gestalt der Waare oder ihre Goldpuppe fasttuhalten'^. Waare wird yerkauft, nicht um Waare sa kaufen, sondern um Waaienform durch Geldform su ersetzen. Aus bloeser Vermittlung des Stoflfwecbsels wird dieser Fmiweohael tarn SelbstsweeL Die ent&usserte Gestalt der Waare wird verhindert als ihre absolut Terftusserliche Gestalt oder nur Tenchwindende Geldform su funktionirai. Das Geld Ter- steinert damit cum Schat]^ und der Waarenverkfinfer wird Schats» bildner.

Grade In den Anfangen der Waarencirkulation verwandelt steh nur der Üeberschuse an Gebrauchswerthen in Geld. Gold und Silber werden so von seihet su geeellschafUichen Ausdrücken des üeberflueses oder des Bdehthums. Diese naive Form der Schats- bildung verewigt sich bei Völkern, wo der traditionellen und auf Selbstbedarf gerichteten Produktionsweise ein fest abgeschlossner Kreis von Bedürfnissen entsprichi So bei den Asiaten, namentlich den Indem. Vanderlint, der die Waarenprrase durch die Masse des in einem Land befindlichen Goldes oder Silbers bestimmt wfthnt, fragt sich, warum die indischen Waaren so wohlfeil? Antwort: die Inder das Geld vergraben. Von 1602 1784, bemerkt er, vergruben sie 150 Millionen Pfd. Si Silber, die ursprünglich von Amerika nach Europa kamen Von 1856 -"1866, also in 10 Jahren, exportirte England nach Indien und China (das nach China ezportirte Metall fliesst grossentheila wieder nach Indien) 12u Millionen Pfd. St in Silber, welches vorher gegen austra- lisches Gold eingewechselt wurde.

Mit mehr entwickelter Waarenproduktion muss jeder Waaren- producent sich den neius rerum, das „gesellschaftliche Faustp&nd"

gaining, and not the qn mtity of silver . . 'Ti^ the publick autbority upuD the metaJ that luak^s it muDey." ^N. Jb&rbou 1. c. p. 29, 30, 2ö.)

^) „Une richeme en argeot n'est qae . . . richesse en prodnctioii% con- vertios en argent/' (Mercier de la Kivifere I. c. p. 557.) ,,TJne valeor en productioDB n'a fait que changer de forme/' (ib. p 480 )

„'Tis by thia practica ihey keep all their good» and mauufactures at such low ratea." (Vanderlint 1. c p. 95. 96.)

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mehem'*). Bebe BedfirlmBse emeneni ach unaufliOrlich und ge- bieteii unanflij^rHclien Kauf fremder Waare, wahrend Fkodnktion tind Verkaof seiner eignen Waare Zeifc koeten and von Zuf &Uen abb&ngen. Um za kaufen, ohne sn ?erkaufen, mnm er vorber Terbanit baben« obne so kaufen. Diese Operation, anf allgemeiner Sbifenletter ausgeftlbrt, scheint sieb selbst za wideTSfireohen. An ibien Ptodaktionsquellen jedoch tanscben sieb die edlen Metslle direkt mit andren Waaren aus. Es findet hier Verkauf (auf Seite der Waarenbedtaer) ohne Kauf (auf Seite der Gold- und Silber- besitMr) statt*^ ünd sp&tere Verkäufe ohne naehfolgende Kaufe Termitteln bloss die weitere Vertbeflung der edlen Metalle unter alle Waarenbesitser. So entrtehn auf allen Funkten des Verkehrs Gold- und Silberscbfttse vom Tersebiedensten Umfang. Mit der MftgUchkmt, die Waare als Tauscbwertfa oder den Tauscbwertfa als Waare ftstsubalten, erwacht die Geldgier. Mit der Ausdeh- nung der Waarencirkulation wichst die Macht des Geldes, der etets schlagfertigen, absolut gesellschaltlichen Form des Beich- thuma jfio]ä ist ein wunderbares Ding! Wer dasselbe besitat, ist Herr von allem, was er wflnscht. Durch Gold kann man so- gar Seelen in das Paradies gelangen lassen.** (Golumbus, im Brief aus Jamaica» 1508.) Da dem Geld nicht anzusehn, was in es rex^ wandelt ist, verwandelt sich alles, Waare oder nicht, in Geld. Alles wird Terk&nflich und kaufbar. Die Cirkulation wird die grosse gesellschaftlicbe Retorte, worin alles hineinfliegt, um als Geldkrystall wieder herauszukommen« Dieser Alchjmie widerstehn nicht einmal Heiligenknochen und noch viel weniger minder grobe res SBcroeandae, extra commercium bominom*^). Wie im Geld aller qualitatiYe Unterschied der Waaren ausgelöscht ist» löscht es seineiseitB als radikaler LeTcUer alle Unterschiede aos^^). Das

„Mone^ ia a pledge/' (Johu Bellen: „Essays about the Poor, Manu- factarei. Trade, Fluitatioiu, snd Immonli^. Lond. 1669", p. 13.)

Kauf im kategorischen Sinn unterstellt Bämlich Gold oder Silber ■chon als verwandelte Gestalt der Waare, oder Produkt des Verkaufs.

^) Heiurich III., allercbristlichster König von 1* raukreich, raubt Klöstern Q. s. w. ihre Reliquien, nm sie su versilbern. Man weias, welche Bolle der Raub der delphischen Tempelschätze durch die Phokäer in der griechischen (leschichte spielt. Dem Gott der Waaren dienten bei den Alten bekannt- lich die Teuipel zum Wohnsitz. Sie waren „heilige Hanken". Den FbOninem, einem Handdtvolke par excellence, galt Geld als die ent- gup^Prtp Prestalt aller Dinge. Eb war dah* r in (]vt ördnwng, dan« die Jungfrauen, die sich an den Festen der Liebeägöttin den Fremden hin- gaben, dsB cttm Lohn empfimgene Geldstück der OOttin opferten* •*) ^Goldl yellow, xlittering precious gold!

Thus much of tnis, will make black white; foul, fair; Wrong, right; base, noble; old, young; coward, valiant.

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Geld irt aber selbst Waare, em Siueerlioh Ding, das Privateigen- tiram ebM8 Jeden werden kann. Die geaelbohaftliche Macht wird 80 Sur Privfttmacbt der Privatperson. Die antike Gesellschaft denuncirt ee daher als die Scfaeidemfinze ihrer ökonomischen und sittlichen Ordnunnr'^). Die moderne Clesellschaft, die schon in üiren Kinderjabreo den Plutus an den Haaren aus den Ein- geweiden der Erde heraussieht*^, begrüsst im Goldgnl die glan» sende Inkarnation ihres eigensten Lebensprincips.

Die Waare als Qebrauchswerth befriedigt ein besondres Be- dfirfniss und bildet ein besondres Element des stofflichen Reich- ihmns. Aber der Werth der Waare misst den Grad ihrer Attraktionskraffc auf alle Elemente des stofflichen Reichthuma, daher den gesellschaftlichen Reichtbum ihres Bentsers. Dem bar- bariseh einfachen Waarenbesitier, selbst einem westeuropäischen Bauer, ist der Werth unzertrennlich von der Werthform, Ver- mehrung des Gold- und SiD^erschatzes daher Werthvermehruog, AUodings wechselt der Werth des Geldes, sei es in Folge seines e^nen Werth wechseis, sei es des Werth Wechsels der Waaren. Dies verhindert aber einerseits nicht, dass 200 Unzen Gold nach wie TOr mehr Werth enthalten als 100, 300 mehr als 200 u. s. w., noch andrerssitB dass die m«*tallne Naturalform dieses Dings die allgemeine Aequivalentform aller Waaren bleibt, die unmittelbar gesellschaftliche Inkarnation aller menschlichen Arbeit Der Trieb der Schatzbildung ist von Natur mafslos. QualitatiT oder seiner Form nach ist dss Geld schrankenlos, d. h. aUgemeiner Reprft-

What thia, you god«! Why this

Will lug yonr priesta and servaats from your sides; Pluck »taut men's piUows from below Iheir heada. This yellow slave

Will knit and break religions; bless the aecurs'd; Make the hoar leprosy ador'd: place thieves And give them title, knee and approbation With MDatora of the beaoh^ Üxia is it, Thal makei the wappen'd widow wed again

Come damned earth.

Thou oomnuw whore of mankind."

(Shakespe&re, Timon of Atbena.)

Kaxov v6piia/xa tßkaaxf. xovro xal noAac UopS-Bt, to6 avdifoq i§aviati^tv ööfiotv. Tod* ix6i6d<fx€i xal na^^aXXaacn ^ivoQ

Jüü fuoßthg dvvtißsuaf diivai "

(Sophokles, Antifone.)

mo6rmmJ* (Athen. Deipnoa)

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sentant des stofflichen ReichihumSf weil in jede Waare unmittol- bar umsetzbar. Aber zugleich ist jede wirkliche Geldsumme quan- titativ beschränkt, daher auch nur Kaufniittel von beschränkter Wirkung. Dieser Widerspruch zwischen der quantitativen Schranke und der qualitativen Schrankenlosigkeit des Geldes treibt den Schatzbildner stets zurück zur Sisyphusarbeit der Akkumalaüon. Eb geht ihm wie dem Welteroberer, der mit jedem neuen Land nur eine neue Grenze erobert.

Um das QtM als Geld festzuhalten und daher als Blement der Schatzbildung, muss es verhindert werden zu cirkuliren oder als Kaufmittel eich in Genussmittel aufzulösen. Der Schatzbildner opfert daher dem Goldfetisch seine Fleischeslust. Er macht Emst mit dem Evangelium der Entsagang. Andrerseits kann er der Girkolation nnr in Geld entziehn, was er ihr in Waare gibt. Je mehr er producirt, desto mehr kann er verkaufen. Arbeitsamkeit Spanamkeit und Geiz bilden daher seine Kardinaltugenden, viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politaschen Oekonomie^).

Neben der unmittelbaren Form des Schatzes Ifinft seine ästhe- tische Form, der Besitae von Gold- und Silberwaaren. Er wachst mit dem Reiehthum der bOrgerlichen Gesellschaft „Soyons riches oo paraissons ru^es.** (Diderot) Es bildet sich so th^ ein stets anagedehnterer Harkt fttr Gold und Silber, unabhfingig von ihren Geldfnnktioneni theils eine latente Znfuhrqaelle des Geldes, die namentiieh in gesellsdiafüichen Stnrmperioden fliessi

Die Schatzbfldung erf&Ut vetscfaiedne Funktionen in der Oeko- nomie der metalÜMhen Oirknlation. Die nBdiste Funktion ent- springt ans den TJmlaofsbedbgongen der Gold- oder SflbermfkiuEeu Man hat gesehen, wie mit den bestiodigen Schwankungen der Waarencirkniatton in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die TJmlaufsmasse des Geldes lastios ebbt und fluthet Sie muss also der Kontraktion und Expansion f&hig sein. Bald muss Geld als Hünxe attrahirt, bald Hfinze als Gdd lepellirt werden. Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad' der Gir- kulationssphare stets entspreche, muss das in einem Lande befind- liche Gold- oder Silberquantum grosser sein als das in HOns» funktion begriffene. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzform des Geldes. Die Schatzresenroüs dienen zugleich als

•*) „Accreacere quanto piü si puh il nuinero de' venditori d'ogni inerce, diminuire quanto piü ai puö il numero dei compratori, quenti sono i car- dini sui quali ai raggirano tutte le opera^oni di econumia pulitica.*' (Veen 1. c. p. 52.)

Marx, Kapital I. 7

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Abfuhr- und Zufuhrkanäle des cirkulirenden Geldes^ welches eeine ürnUnfekaDile daher nie überfollt*').

h) Zahlungftmfttel.

In der bisher betrachteten unmittelbaren Form der Waaren- cirkulation war dieselbe Wertligrösse stets doppelt vorb-iinlon, Waare auf dem einen Pol, Geld auf dem Gegenpol. Die Waareii- beaitzer traten daher nur in Kontakt als Repräsentanten werhsel- seitig vorhan dller Aequivalente. Mit der Entwicklung ier \\ aaren- cirkulation entwickeln sich jedfjcli Verhältnisse, wodurch die Yeräusserung der \^';lare von der itealisininir ihres l^reises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten. Die eine Waarenart erheischt längere, die aivlere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die Produktion verschiedner Waaren ist an verschiedne Jahreszeiten gekTiiijdt. Die eine Waare wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andre muss zu entferntem Markt reisen. Der eine Waarenbesitzer kann daher als Verkäufer aul treten, bevor der andre als Käufer. Bei steter ^\'iede^kehr der- selben Transaktionen unter denselben Personen regein sich die Verkaufshedingungen der Waaren nach ihren Produktion« bedin- gimgen. Andrerseits wird die Benutz,ung gewisser Waarenarten, z. B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft- Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswerth der Waare wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. Der eine Waarenbesitzer verkauft vorhandne Wa-iire, der andre kauft als blosser Repräsentant von Geld oder als Repräsentant von künftigem Gelde. Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da die Metamorphose der Waare oder die Eatwick-

•*) ,There in required lor carrying on the trade of the nation, a determi- nate sum of speciflck M<»iiey, which Tariet» and is ■ometimes more, aometimes

Icßs, the circumstanceH we nre in require .... This ebbiDg and flowing of money, supplies aud accommodates itself, withoat aoy aid of PoUti- cIedb .... The buckets work altemately; when money ia aearce, bullion is coined; when Imllion is scaree, money is melted.* (Sir. D. North I.e. p '22 1 John Stiinrt Mil!, lantre Zeit Beamter der ostindischen Kompagnie, oe»tätigt, daää in Indien immer noch der Silberachmuck unmittelbar alt Sdbats ftmktiomrt Die .Bilver omaiiientB are brought out aad coined when there is a high rate of interest, and go back agaiu when the rate of inter- est falls. (J. 8t. Miirs Evidence. Rcpt« on Rankacta 1857. n. 2084.) Nach einem parlamentariachen Dokument von lbö4 über Gold- und Siiber- Import und Export in Indien, flb«ntieg 1868 der Import von Gold und Rüber den Export um 19,367.764 Pfd. St. In den letzten 8 Jahren vor 1864 betrug der Kxcess des Imports über den Export der edlen Metalle 109,61)2,917 Pfd. St. VVaärend dieaes JahrbunderU) wurden weit über 200,000,000 Pfd. BL in Indien gemflnst

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long ihrer Wertbforni sich hier verändert, erhält aach das QM eine andre Fimktioii. Es wird Zahlungsmittel^).

Der Charakter tob Gläubiger oder Schuldner entspringt hier aus der ein&chen Waarencirkulation. Ihre Form Veränderung drückt dem Verkäufer und Kfiofer diese neuen Stempel auf. Zanächst also sind es ebenso ▼eiscbwindende und wechselweis von denselben Cirku- latioiisagenten gespielte Bollen wie die von Verkäufer und Käufer. Jedodi sieht der G'^gensatz jetzt TOn Haus aus minder gemüthlich ans und ist grosserer KiystsUisatioD f&hig*^). Dieselben Charaktere können ab^ aneh von der Waarencirkulation unabhängig auf- treten. Der Klssseokampf der antiken Welt z. B. bewegt sieh haoptsiehlich in der Form eines Kampfes zwischen Glftabiger und Schuldner, und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durdi den SUaren ersetzt wird. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der saine politische Macht mit ihrar ökonomischen Bssis einbösst. Indess spiegelt die Oeldform and das Verhfiltmss Ton QlSu- Inger und Schuldner besitzt die Form eines Geldverhaltnisses hier nur den Antagonismus tisfsr li^^ender ökonomischer Lebens* hedingnngen wieder.

Kehren wir zur Sphäre der Waarencurkulation zurück. Die gleich- zeitige Enchemung der Aequivalente Waare und Geld auf den beiden Polen des Verkauftprocesses hat aufgehört Das Geld fonktionirt jetzt erstens ab Werthmsls in der Preisbestimmung der verkauften Waaie. Ihr kontnüctlich festgesetzter Pkeis misst die Obligation des Käufers, d. h. die Geldsumme, die er an be- stimmtem Zeittermin schuldet Es funktionirt zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Gteldyerspfechen des Käufers existirt, bewirkt es den Händewechsel der Waare. Erst am f äUi- gen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in Oirkula- tion, d. h. geht aus der Hand des K&ufers in die des Verkäufers Uber. Das Cirkulationsmittel verwandelte sich in Schata, weil der CSrkulationsprocess mit der ersten Phase abbrach, oder die ter* wandelte Gestalt der Waare der Cirkulation entzogen wurde. Das

*") Luther unterscheidet zwischen Qeld als Kaufmittel und Zahlungs- mittel. «Machest mir einen Zwilling aus dem Schadewacht, das ich hie nlrlit bezalen und dort nicht kanffen kann." (Martin Luther: .An die PlArrherrn, wider den Wucher tai prorlip-cn Wittenherp IMO •)

*^ Ueber die Schuldner- und Gläubigerverh&ltnisöe uuler den englischen BaadeUlenten Anlang des 18 JahrlumderlB: ,3aeh a spirit of eraell^ reigns here in England among the man of trade, that is not to be met with in any other Roriety of men, nor in any other kinj^dom of the WOtld«* («An Ejoaj on Credit and the Bankrupt Act, Lond. 1707*, p. 2.)

1*

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ZabluDgamitlel tritt in die Cirkulation hinein, aber nachdem die Waare bereits ans ihr ansgetreten ist Das Geld Termittelt nicht mehr den Process. Es schliesst ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tausch wertlis oder aUgetneine Waare. Der Verkäufer verwandelte Waare in Geld, om ein BedQrfniss durch das Geld an befiriedigen, der Schatzbildner, um die Waare in Geldform zu pr&- serriren, der schuldige K&nfer, nm zahlen sa kdnnen. Zahlt er nichtf so finden Zwangsverkäufe seiner Habe statt. Die Werth- gestalt der Waare, Geld, wird also jetzt zum Selbstsweck des Ver- kaufs durch eine äm VerhfiltiuBseo des OirknlationsprocesseB seihet entspringende, gesellsdiafilicbe Notbwendigkeit.

I)er Käufer Terwandelt Geld surllck in Waare, beror er Waare in Geld rerwandelt hat, oder Tollzieht die sweite Waarenmeta» morphose vor der ersten. Die Waare des VerkSufets cirkolirt, realisirt ihren Preis aber nur in einem privatrechtliefaen Titel auf Geld. Sie T^rwandelt sich in Gebrauchswerth, bevor sie sich in Geld verwandelt hat Die YoUziehang ihrer enten Metamorphoee folgt erst nachträglich**).

In jedem bestimmten Zeitabschnitt des Cirkulationsprocesses re> I^Ssentiren die f Slligen Obligationen die Preissnmme der Waaren, deren Yerkanf sie hervorrief. Die xur Bealisirang dieser Preia- summe ndthige Geldmasse hingt suuSehst ab von der ümtanib» geschwindigkeit der ZahlnngsmitteL Sie ist bedingt durch swet Umstände: die Verkettung der Verhältnisse von Gläubiger und Schuldner, so dass A, der Geld von semem Schuldner B erhälii es an seinen Gläubiger C fortzahlt u. s. w. und die Zeitlänge zwischen den verschiednen Zahlungsterminen. Die processirende Kette von Zahlungen oder nachträglichen ersten Metamorphosen unterscheidet sich wesentlich von der früher betrachteten Ver- schlingung der Metamorphoeeoreihen. Im Undauf des Cirkulations- mittels wird der Zusammenhang zwischen Verkäufern und Käufern nicht nur ausgedrflckt Der Zusammenhang selbst entsteht erst

Note zur 2. Ausg. Aua folgen d cm , meiner 18n9 erschienenen Srhrift entlehnten Chi\t wird man sehn, warum ich im Text keine Rücksicht nehme auf eiue eDtKegeugesetztc Form: , Umgekehrt kann im Process G— W das Oeld als wirUiches Kaufmittel entäussert und der Preis der Waare so rea- li><irt werden, ehe 'Icr (!( hräitichi4werth des Geldes realisirt oder die Waaro veräussert wird. Diu^ üudet z. B. ttatt in der alltäglichen Form der Pränumeration. Oder in der Form, worin die englische Begieraii|^ das Opium der Ryot« in Indien kauft. ... So wirkt jedo*-h das Geld nur in der schon bekannten Form den KaufmittelR .... Kapital wird natürlich auch in der Form des Geldes avancirt . . . Dieser Gesichtspunkt f äUt aber nicht in den Horisont der ein&chen Olrknlatloa.* (Zur Kritik ete. p. 119, 120.)

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in und mit dem Geldumlauf. Dagegen drückt die Bewegung des Zahlungsmittels einen schon vor ihr fertig Torhandnen gesellschaft- lichen Zusammenhang aus.

Gleichzeitigkeit und Nebeneinander der Verkäufe l)eschrankeii den EnatK der MüDsmaase durch Umlaufsgeschwiudigkeit. Sie bilden umgekehrt eineu neuen Hebel in der Oekonomie der Zah- lun'^smittel. Mit der Koncentration der Zahlungen an demselben Platz entwickeln deh naturwüchsig eigne Anstalten und Methoden ihrer Ausgleichung. So s. B. die virements im mittelaltrigen Lyon. Die Schuldforderungen von A an B, B an G, G an A u. s. w. brauchen bloss konfrontirt zu werden, um sich wechsphoitig bis zu einem gewissen Belauf als positiTe und negative Grössen aufzuheben. So bleibt nur eine Schuldbilanz zu saldiren. Je massenhafter die Koncentration der Zahlungen, desto kleiner relativ die Bilanz, also die Masse der cirkulirenden Zahlungs- mittel.

Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel scbliesst einen un- vermittelten Widerspruch ein. So weit sich die Zahlungen aus- gleichen, funktioniri es nur ideell als Becbengeld oder Mafs der Werthe. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten, tritt es nicht als Cirkulationsmittel auf, ab nur versehwindende und vermittelnde Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschafUichen Arbeit, selbständiges Dasein des Tauschwerths, absolute Waare. Dieser Widerspruch eklatirt in dem Moment der Produktions> und Handelskrisen, der Geldkrise heisst^). Sie er- eignet sich nur, wo die processirende Rette der Zahlungen und ein kttnstticheB System ihrer Ausgleichung Tellig entwickelt sind. BGt allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, vroher sie immer entspringen mögen, schlSgt das Geld plötzlich und unvermittelt um ans der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes in hartes Geld. Es wird uneisetzlich durch profane Waaren. Der GebrauchswerÜi der Waare wird werthlos und ihr Werth verschwindet vor seiner eignen Werthform. Bben noch erklirte der Börger in prosperitftts- trunknem Auf klftrungsdönkel das Geld für leeren Wahn. Nur die Waare ist Geld. Nur das Geld ist Waare! gellt's jetzt über den

Die Geldkriae, wie im Text bestimmt als bcj^ondre Phase jeder all-

femeinen Frodoktion»- und Handelskrise , ist wohl zu unterscheiden von er speeiellen Sorte der Krise, die man auch Geldkrise nennt, die aber ■elbitftndig auftreten kann, sodaas sie auf Industrie und Handel nur rClck-

«chlagend wirkt. ^ind die«» Krisen, deren Bewegungscentrura das Geld-Kapital ist, uud duiier Bank, Börse, Finanz ihre immittelbare Sphäre, ^ote von M. sur S. Anfl.)

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Weltmarkt. Wie der Hirsch schreit nach frischem Waaser, so schreit seine Seele nach Geld, dem einzigen Reichthum***). In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Waare und ihrer Werth- gestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleichgültig. Die GeldhungersDoth bleibt di^elbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknote !i etwa, zu zahlen isfc^^*).

Betrachten wir nun die Gesammtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner ünilaufs- geschwuidigkeit der Cirkulations- und Zahluiio;snjittel , gleuli der Summe der zu reaiisirenden Waarenpreise plus der Summe 'le: fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleiclienden Zahlun<:;en, minus endüch der Anzahl Umläufe, worin dasselbe Geldstück ab- wechselnd bald als Cirkulations-, bald als Zahlungsmittel fuuktionirt. Z. B. der Bauer verkauft sein Getreide für 2 Pfd. St., die so als Cirkulationsmittei dienen. . Am Verfalltaf^f 7.ahlt er damit Leinwand, die ihm der Weber geliefert hat. Dieselben 2 Pfd. St. funktioniren jetzt als Zahlungsmittel. Der Weber kauft nun eine Bibel gegen baar, sie funktioniren von Neuem als Cirkulationsmittei u. s. w. Selbst Preise, Opprliwindiirkeit des GeMumlaufs, und Oekonomie der Zahlunj::ci^n «^eixeben. decken ^ich (iulier nicht länip^er die während einer Periode, eines lags z. B., umbiuteiide Geldmasse und cirkulirende Waarenmassc. Es läuft rTeld um, das der Cirku- lation längst entzogne Waaren repräsent irt Es laufen Waaren um, deren Geldäqui?alenfc erst in der Zukunft erscheint Andrer-

«Dieses plötzliche Umschlagen aus dem Kr^itsystem in das Monetar- svstem fügt den theoretischen Schrecken zum praktischen Panik: nnd die dirkulatioDäageuten schaudern vor demundurchdringLicbenGeheiinniss ihrer eignen YerbfiltniMe." (Karl Marx 1. c. p. 126.) «The Foor ttaad fftUl, because the Ricli havc no Moiiey to employ them, though they have the 8ame land and b:uids lo provide victiml«? and cloatha, as ever they had; which the irue Kiciiet* of a Nation, au<i not the Money.* (John Bellers: «Proposais for raising m Oolledg« of Industry. Lond. 1696*, p. 8.)

Wie solche Moniento von drn .amls du commerce* ausgebeutet wer den: ,0d one occasion ^Ibii^} au old grasping hanker (der City) in his pri- vate room raised the lid of the desk he sat over, and displaved to a friend roUs of banknotes, saving with intense giee there were 600,000 £ of them, they were held to make money tight, and would all he let out after three o'dock on the same day." (,The Theory of the Exchanges. The Bank Charter Act of 1844. Lond. 1864% p. 81 ) Da« halbofBcielle Organ, ,Tbe Obaerver", bemerkt am 24. April 1864: ,Some very curious rumours are cnrrent of the means which have been resorted to in order to create a scarcity of BanknoteB « . . Questionable as it would seem, to auppose that any trick of tfae Idnd would be adopted, the report haa been so iinirenal that it really dcewrea mention.*

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seiU sind die jedeü Tatf kontraliirten und die denselben Tag fälligen Zahlungen durchaus inkommensurable Grössen****).

Das Kreditgeld entspringt anmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldcertiükate für die ver- kauften Waaren selbst wieder zur Uebertragung der Schuldforde- rungen cirkuliren. Andrerseits, wie sich das Kreditwesen ausdehnt, so die Funktion des (J ekles ak Zahlungsmittel. Als solches erhält es eigne Existeuzfürmen, worin es die 6phäre der grossen ULandels- iransaktionen behaust, wahrend die Gold- oder Silbermünze haupt- sachlich in die Sphäre des Kleinhandels zurückgedrängt wird*®*).

Bei gewissem Höhegrad und Umfange der Waarenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Waar» ncit kulation hinaus. Es wird die allgemeine Waare der Kontrakte ^^^). Renten, Steuern u. s. w. verwandeln sich ans

,The amoant of sales or contracts entered upou during the courae any given day, will not afflBCt the quantity of money afloat on that parti- cular day, hut. in the vast majority of cases, vill roHolve themsclves into moltilariouB drafta upoa the auanütj of muaev which m&y be aÜoat at aab- feqoent dales mofe or lern dirtant . . . The blus gimniied or eradita oponed» to day, need have no resemblance wbatever, eitber in qoantity, amount or duration, to thoae granted or entered upon to-morrow or next day; HAT, many of to-dav'a büls and credits, when due, fall in with a inass of liamlitiei whose ongins travene a ränge of anteeedent dates altogetker indefinite, bills at 12, 6, 3 months or 1 often aggrriratiDg together to awell the common liabilities of one particular day . . . ( .T}h' Currency Question Reviewed; a letter to the 8cotch people. By a Banker in Eng- land. Edinbnrgli 1845« p. 29, 80 passim.)

Als Beispiel, wie wenig reelles Geld in die eipeiitlichen Handela- operationen eindreht, folgt hier dan Schema eines der grössten Londoner Handelshäuser (Morrison, Dillon & Co ) über aeiue jährlichen Geldein- nahmen und Zahluagen. seine Transaktionen im Jahr 1856, die viele Ifil» lionen Pf. BL nmfaflsen, sind auf den Matetab einer Million Yerkflnt

Einnahmen. Wechsel von Banqaiers ond Kanflenten nach

Datum zahlbar: Ft St 588,596 Chequea von Banquiers

etc. bei Sicht zahlbar: ö57,715

Landbank-Noten: 9,627

Noten der Bank von England Oold:

Silber und Knpfer: Post Office Orders:

TotaJsumme:

28,089 1,486

983

Pf. St. 1,000,000

Ausgaben. Wechael nach Datum aalübar Pf. St 800,1174

ClKMiues auf Londoner

haoquiers

Noten der Bank von

England Gold:

Silber und Knpfer:

w ff

663,672

22,743 9,427

1,484

Totalsumme:

Pf. St. I,000,u0ü

Beport from the Select Committee on the Bankacts. July 1858, p. LXXL) ,The Course of Trade being thua turned, from ezcnanging of gooda for gooda, or deUvering and taking, to ■elling ana paying, all the bargaina ....

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Katurallieferungen in Gelrlzalilungen. Wie sehr diese Umwandlung dorch die Gesammi^estalt des Produktionsprocesses bedingt wird, beweist z. B. der zweimal gescheiterte Versuch des römischen Kaiserreichs alle Abgaben in Geld zu erheben. Das ungeheure Elend des französischen Landvolks unter Ludwig XIV., das Bois^ guillebert, Marschall Vauban u. s. w. 80 beredt denunciren, war nicht nur der Steuerhöhe geschuldet, sondern auch der Verwand- lung TOn ^Naturalsteuer in Geldsteuer ^*). Wenn andrerseits die Naturalform der Grundrente, in Asien zugleich das Hauptelemenl der Staatssteuer, dort auf Produktionsverhältnissen beruht, welche sich mit der Unwandelbarkeit von Naturverhältnissen reproduciren, erhält jene Zahlungsform rückwirkend die alte Produktionsform. Sie bildet eines der Selbsterhaltung^geheimniase des türkischen Reichs. Zieht der durch Europa aufoctroyirte auswärtige Handel in Japan die Verwandlung Ton Naturairente in Qoldrente nach sich, so ist es um seine musterhafte Agrikultur geschehn. Ihre engen ökonomischen Existenzbedingungen werden sich auflösen.

In jedem Land setzen sich gewisse allgemeine Zahlungstermine fest Sie beruhn theilweis, von andren Cirkelläui'en der Reproduk- tion abgesehn, auf den an Wechsel der Jahreszeit gebundnen Naturbedingungen der Produktion. Sie regeln ebenso Zahlungen, die nicht direkt der Waarencirkulation entspringen, wie Steuern, Renten u. s. w. Die Geldmasse, die zu diesen fiber die ganze Oberfläche der Gesellschaft zersplitterten Zahlungen an gewissen Tagen des Jahres erheischt ist, verursacht periodische, aber ganz oberflächliche Perturbationen in der Oekonomie der Zahlungs* mittel Aus dem Gesetz über die Umlaufgeschwindigkeit der

are now stuted upon the foot nf a Friee in lioney.* («Au Eflsay Upon Publick Credit. 3. ed. Lond. 1710^, p. 8.)

*°') ,,L'argent est de venu le bounrean de tontes les choses.^ IKe Ffnaas- kimPt ist daa ,,alnnihir qui a fait evaporer unc (juantit^ effroyable de biens et dl' (ienr^es pour taire ce fatal pr^cis." „L'argent dMclare la g-uerre ji tout le geure huniain." (Hoisguillebeit: ,,Dia|ertatioa sur la uulure des ricbeöseö, derargent et des tributa**, edit Daire, „Uconomistes financierB.« Paris 1843, t. I, p. 413, 419. 117.)

„Pfingötuioulag 1824", erzfthlt Herr (Jraig dem parlamentarischen Uu- tenuehuni^omit^ von 1826, „war eine solche ungeheure Nachfrage für Bank- noten in Ldinburg, dass wir um 11 Uhr keine einzige Note mehr in unsrem Verwahrmmhuttf n. Wir sandten der Reihe nach zu den rerschicdnen Banken um welche zu borgen, konnten aber keine erhalten, und viele Traasaktionen konnten nur durch slipB of paper beriditigt werden, üm 8 Uhr Naehmittsg» jedoeh waren bereits sämmtlicne Noten returnirt zu den Banken, von denen sie aasliefen. Sie hatten nur die Hände gewechselt." Obgleich die effektive Durchschnittscirkulation der liauknoten in Schottland weniger aU 3 Mill. Pf. St. beträgt, wird dennoch, an Tmchiednen Zahluogstenmnen im Jahr,

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Siahlungsmitiel folgt, dass für alle periodischen Zalilini|^en, welches immer ihre Quelle, die nothwendige Masse der Zahlungsmittel in amgekehrtem Verhältniss zur Länge der Zahlungsperioden steht '^').

Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernöthigt Geld- akkumulationen für die Verfalltermine der geschuldeten Summen. W&hrend die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform ver- acbwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst de umgekehrt mit demselben in der Form Ton Keserrefonds der ZahloDgsmitteL

e) WeNiiM.

Mit dem Austritt aus der innem GirknlfttionssphSre streift das QeUl die dort eufechiesseiideii Lokalfonnen von Bla&stab der P^reise, Miliute, Scheidemlinse und Werthseiehen wieder ab und fiUlt in die nrsprttngliche Barrenform der edlen Metalle sarQek. Im Welt- handel entfalten die Waaren ihren Werth umverselL Ihre selbst&n- dige Werthgestalt tritt ihnen daher hier auch gegenüber als Welt- geld. Erst auf dem Weltmarkt funktlonirt dss Geld in voUem Omiang als die Waare, deren Naturalform zugleich unmittelbar geseOsehaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto isi Seine Daseinsweise wird seinem Begriff adäquat

In der innem CirkulationssphSre kann nur eine Waare zum Wertfamais und daher als Geld dienen. Auf dem Weltmarkt herrscht doppeltes Werthmalh, Gold und Silber*^").

jede im Besitz der Banquiers befindliche Note, alles in allem ungefähr 7 Mill. rf. St., in Aktivität gertifen Bfi diesen Gelegenheiten haben die Noten eine einzige und specifische i- unktion zu vollziehen und sobald sie voU- xogen, fiieflsen «ie sn den respektiven Banken zurück, von denen sie aus- liefen. (John Fullarton: ,Kegutation of furroncies^. 2nd cA. T.otkI 184'* p Nte i Znm VerständniH^ ist hinzuzufügen, duss in Hchottland zur Zeit von FullHiton's Schrift nicht chequca, aonderu nur Noten für die Deposits ausgegeben vrurden.

^**'] Auf die P>age ,if there were nf riiPion to raise 40 millions p. a , whether the same 6 miiliuns (Gold) would »ufüce for such revolutions and circulations thereof as trade requires?*, antwortet Petty mit seiner gewohnten Meister- sdhaft: «I answer yes: for the expense being 40 millionB, if the revolntions were in such sliort circlc?, viz, weekly, hny)pena among poor «irti^nn-^ nnd labourers, who receive and pay every Öaturdav, then part« of 1 nuilion of money wonld answer, theae enda; bat if the circlee he q|iurterly, acoor- ding to our cuntoni of paying reut, and gathering tax es, tuen 10 milliona were reqaisite. Wherefore supposing pftymentM in «jeneral to be of a mixed cirde between one week and 13, then add 10 millious to *^jf^, the half of the which will be 5 V^t so as if we nave 5Vt vAlh, we have enough. * (William Petty: ,Political Anatomy of Ireland. V;72\ edit. Lond. 1691, p. IS, 141.

Daher die Ahfrr-^chmacktheit jcdfr Oe«et/.pebung, die den Natioual- baukeu vorschreibl, nur das edle Metall aulz uschatzen, das im Inueru des Lsadee als Qeld flmktloiiiit Die so selbsCgsBehsffnen .holden HindemiaBe*'

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Das Weltgeld funktionirt als aUgemeines Zahlungsmittel, all- gemeineü Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Materiatur des iieichthums überhaupt (universal wealth). Die FunktioQ als Zah- lungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen^ herrscht vor. Daher das Losungswort des Merkantüsystems Handels- bilanz ^^^)! Znm iütematioDalen Kaufmittel dienen üoid und Silber

der Bank von England s. B. sind bekannt Ueber die groBsen historischen Epochen des relativen Werthwechsels von Gold und Silber f<iph Kurl >Tarx 1. c. p. 136 sq. Zusatz zur 2. Ausffabe: Sir Jäobert Feei suchte in seinem Baakaet von 1844 dem Miaastand &dure]i ahznhelfen, daas er der Bank tod Zhigland erlanbte» Noten auf BilberbuUion auszugeben, so dass jedoch der Silbervorrath nie mehr als ein Viertel des Goldvorraths. Der Silberwerth wird dabei gescb&tzt nach seinem Marktpreis (in Gold) auf dem Londoner Markt. [Zar 4. Anflage. Wir befinden uns wieder in einer Epoche star- ken relativen Werthwech.scla von Gold und Silber. Vor etwa 25 Jahren war das Werthverhültni?s io^ Goldes zum Silber = lö'/j ; 1, jetzt ist es ungefrihr = 22 : 1, uud Silber fulii noch fortwährend gegen Gold. Diea ist wesentlich Folge einer Umwälzung in der Prodnktionsweise beider Metalle. Früher wurde GoM f;i.Ht nur durch An^^wnschen goldhaltiger Alluviulscbichten, der Verwitteruugäprodukte goldhaltiger Gesteine, gewonnen. Jetzt reicht diese Methode nicht mehr aus und ist in den Hintergrund gedrängt durch die früher nur in zweiter Linie betriebne, obwohl schon den Alten (Diodor III, 12— I i i wohlbekannte Bearbeitung der goldhalti2:en Quarzgänge selbst. Andrerseits wurden nicht nur im Westen der amerikanischen Felsengebirge ungehenre nene Silbedager entdeckt, sondern dieae und die mexikanisehM Silbergrnben durch Eieenbahnen erschlossen, die Zufuhr von moderner Ma- schinerie nnd von Brennstoff", und dadurch Silbergewinnung auf grö»?tem Mafsstab und mit geringeren Kosten ermöglicht. Es besteht aber ein grosser Unterschied in dar Arj^ wie beide MetalM in den Erzgängen ▼orkonunen. Das Gold ist meist gediegen, aber dafür in winzig kleinen Mengen im Quarz zerstreut; die ganze Gangart mus- daher zerstampft und das Gold ausge- waschen, resp. durch Quecksilber ausgezogen werden. Auf 1,000,000 Gramm Qnara kommt dann oft kaum 1 S, sehr Mlten 80^60 Gramm Qold. Silber kommt selten gcdiciren, lafür aber in eignen, verhältnis^^niäf-ii: 'v lit von der Gangart zu trenucudeu Erzen vor, die meist von 40 90 i'roceut Silber ent- halten; oder aber es ist in geringeren Mengen enthalten in den, an sich schon Bearbeitni^f lohnenden Erzen von Kupfer, Blei etc. Schon hieraoa geht hervor, dasn, während die Produktionsarbeit des Goldes sich eher ver- mehrt, die des Silbers sich entschieden vermindert hat, der WerthfaU des letstren sich also ganz natfirlich erklirt. Dieser Wertnfall wflrde sieh in noch grüssrem Preisfall ausdrücken, würde nicht der Silberprets auch jetat noch durch künstliche Mitt« ) hoch gehalten. Die Silbersehfttze von Amerika sind aber erst zum Ideiueu i heii zugänglich gemacht, und so ist alle Aus- steht vorhanden, dasa der SUberwerw noch längere Zeit am Binken bleibt. Hierzu muss noch mehr beitragen die relative Abnahme dos Silberbedarft für Gebrauchs- und Taixu.sartikel, sein Ersatz durch plättirte Waareo, Alu- minium etc. Dauach ermesse man den Utopismus der bimelallistischen Vor- ateUung, ein internationaler Zwangskurs werde das Silber auf das alte Werth - verhälttiiss VdTi ] : 15^/^ wieder hinaufschrauben. Eher dürfte das Silber auch auf dem Weltmarkt Heine Geldqualität mehr und mehr einbüssen. F. E.j Die Geguer des Merkantilsystcma. welches die Saldirung überschüssi- ger nandelabilanz durch Gold and Silber als Zweck des Welthandels be- handelt, verkannten ihremeita dnrchaua die Funktion des Weltgeldea.

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wesentlich, so otfc das herkömmliche Gleichgewicht des Stoffwechaels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich als absolut gesellschaftliche Marteriatur des Reichthums, wo es sich weder um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Uebertragung des Reich thums von einem Land zum andren, und wo diese Ueber- tragung in Waarenform entweder durch die Konjunkturen des WaarenmarktB oder den zo erfttllendeD Zweck selbst ausgieecbloaseB wild"«).

Wie für seine inn^ Girkulation, braucht jedes Land für die WeltmarktscirkulatioD einen Reservefonds. Die Funktionen der Schatze entspringen also theils ans der Funktion des Geldes als inneres Girkulations- und Zahlungsmittel, fcheils ans seiner Funk- tion als Weltgeld *^'^''). In der letzteren Rolle ist stets die wirk- liche Geldwaare, leibhaftes Gold und Silber, erheischt, wesswegen James Steuart Gold and Silber, im Unterschied von ihren nur lokalen SteUvertretem^ ausdr&cklich als money of the world cba- fskterisiri

Die Bewegung des Ck>ld- und Silberstroms ist eine doppelte. Einerseits wakt er sich Ton seinen Quellen über den gansen Welt- markt, wo er Ton den yerschiednen nationalen Cirkulationssph&ren in verschiednem Umfang abgefangen \vird, um in ihre inneren Undaufskanile einzugehn, verschlissene Gold- und Silbermünzen zu eisetaen, das Material Ton Luzoswaaren zu liefern und zu Schätzen

Wie die ftMie AafikminK der Oesetee, welehe die Kaaae der Cirkvlatioai- mittel regeln, doh in der falschen AuffiiiaBung der internationalen Bewegung der edlen Metalle nur wiederspiegelt, huho u-h ausifüli Hielt an l^icardo nach- gewiesen (L c. p. 150 sqq.) Sem falsches Dogma: ,Au uiüavüurable balance of tnd» Derer arises ont firom a redundant cnrrenejr . . . The ezportation of the coiu is caused by ita cheapties^, arul is not tho cffect, biit the cause of an unfavourable balanee" findet man daher schon bei Harbou: ,The Balance of Trade, if there be oue, ia not the cause of seudiug away the money ont of a nation; bat that proceeds from the difference of the value of Bullum in every country (N. Barbon 1. c. p. 59, fiO ) >racCulloch in „The Literature of Political Ecouomy, a classi6ed catalogue Lood. belobt Barbon f&r diese Anticipation, vermeidet aber wohlweislich die naiven Formen, worin bei B. die abaoraea Voraussetzungen des , currency principle'' noch erscheinen, auch nur zu erwähnen. Die Kritiklosigkeit und selbst Unehriichkeit jenes Katalogs gipfeln in den Abschnitten über die Qeicfakhte dar Qeldtneorie^ weil fiUidCliiUoch hier ab Sykophaat des Lord Orerstoae (ez^banker Loyd), den er ,facUe prineepa argentariomm* nennt, aehwanswedelt.

Z. B. bei bub^iidien, GeldauiciUen zur Kriegführang oder zur Wieder- anlbahme der Baansahlangen Ton Banken u. b. w. kann Werth grade in der Geldform erheischt sein.

»»«»») Note zuT 2. Ausgabe. ,1 would desire, indeed, no more convincing evideoce of the competency of the machinery of the hoards in specie-paying oountriea to perfonn eyery necevaiy ofAoe of intematioBal adjnstmen^

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2u erstarren'^'). Diese erste Bewepunr^ ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waaren realisirten Nationalarbeiten mit der in edlen Metalien realisirten Arbeit der Gold und Silber produciren- den Länder Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Cirkulationssphären, eine Bewegung, die den usaafhörlicben Oscillatiouen des Wechsel* kurses folgt*'*).

Länder entwickelter bürgerlicher Produktion beschränken die in Bankreseryoirs massenhaft koncentrirten Schatze auf das zu ihren specifischen Funktionen erheischte Minimum Mit ge- wisser Ausnahme zeigt auffallendes Ueberfiillen der Schutzreser- ▼oin fiber ihr Durchschnittsniveau Stockung der WaarencirkulatioQ an oder unterbrochenen Flnss der Waarenmetamorphose^^^).

without any seoBible aid from the genenil circulation, than the facility with which France, when bot just recoyering from the shock of a destnietiTe

foreign invasion, completed within the Bpacc of 27 months the payment of her forced contribution of nearW 20 milliona to the allied powers, and a considerable proportion ofthat »mn inspecie, without perceptiblecontraction or derangement of her domestic cnnrency, or wen any alarraing flttctoation of her exchange * (Fnllurton 1. c. p. 191.) [Zur 4. Auflage. Ein noch schlagendere? Beispiel haben wir in der I.,cichtigkeit, womit dasselbe Fraukreich 1871—73 iu 30 Monateu eine luehr ala zehnfach größere Kriegsentschädigung, ebenfalls /um bedeaienden Theil in Uetallgeld, ab« zutragen im Stande war. F. E.]

«L'argeot ae partage eutre les natiouä relativement au b^in qu'elles en ont . . . ^tant tonjonra attirö par les prodactions.* (Le Trosne 1. c. p. 91C>.) „The mines which are continually glyind gold and sUver, do gire sofBcient to supply such a needful balance to OYeiy natioa.** (J. Vander- lint 1. c. p. 40.1

, Exchanges rise and UA\ every week, and at tome particular times in the year run high against a nation, and at other timee mn as bigh

on the cont^a^^^" iS. Barbon 1. c p 39.)

"*) Diese Tersciiiednen Funktionen können in gef&hrlichen Konüikt kc- rafhen, sobald die Funktion eines KonTorsionsfonda fftr Banknoten hinsotntt.

^What nioney ii* niure than of absolute necessity for a TTonie Trade, is dead stock, and bring.s no protit to that eountry it's kept in, but as it is transported in Trade, as well iinported.* (John Bellers 1. c. p, 12.) «What if we have too much coin? We may melt down the heaviest and tum it into the splendour of platc, vessels or ustensils ofgold and silver; or send it out as a commodity, where the same is wanted or desired; or let it out at intereat, where interest is high." (W. Petty: «Quantulum- eonque", p. 89.) «Honey but the fat of the Body Politick, whereof

too ninrh doe^^ often hinder its agility, as too little make-? it siek

as fat lubncateä the motion of the musdes, feeds in waut of ?ictuaiä, fills np UBeven cavitiesy and beantifies the body; so doth money in the State qtüd^en its actioos, feeds firom abroad in time of dearth at home; ♦'vens accounts . . . and beautifies the whole; although", ironisch ab- schlieääeud, ^more especially the particular persons that have it in plentv." (W. Petty: , Politiciü anatomy of Irehmd* p. 14.)

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Zweiter Abschiiitt. Die Verwaadluiig von Geld in KapitaL

Viertes KapiteL

Yerwandlnng yon Geld in Kapital.

1. Die allgemeine Formel des Kapitals.

Die WaarendikulaÜon irt der Aosgangsponkfe des Kapitsls. Wasrenprodnktion und entwickelte Wsarencirlnilatioii, Handel, büden die bistorischen Toranssebnngen, ute denen es entsteht Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrltnndert die moderne Lebensgesdiielite des Kapitals.

Sehn -wir ab Tom stofflichen Inhalt der Waaiencnrkalatbnt Tom Austausch der Terschiednen Gebrauchs werthe, und betrachten wir nur die Ökonomischen Formen, die dieser Procees erseugt, so finden wir als sein letates Produkt das Geld. Dies lotete Produkt der Waarencirkolation ist die erste Erscheinungsform des Kapitals.

Historisch tritt das Kapital dem Grundeigenthum überall zu* nicbst in der Form von Geld gegenflber als Geldvermögen, Kanf- mannskapital und Wucherkapital^). Jedoch bedarf es nicht des Rftckblidn auf die Entstehungsgeschichte des Kapitals, um das Geld als seme eiste ikscheinungäbrm au erkennen. Dieselbe Ge- schichte spielt täglich vor unsren Augen. Jedes neue Kapital be- tritt in erster Instanx die Bühne, d. h. den Markt, Waarenmarkt, Arbeitsmarkt oder Geldmarkt, immer noch als Geld, Geld, das sidi durch bestimmte Processe in Kapital Terwaadeb soll

Geld als Geld und QM als Kapital unterscheiden sich zunftchst nur durch ihre verschiedne Cirkulationflform.

Die unmittelbare Form der Waarendrkulation ist W G W Verwandlung tou Waare in Geld und BrückTerwandlung yon Geld in Waare, Tcrkaulen um su kaufen. Neben dieser Form finden ' wir aber eine «weite, specifisch unterschiedne tot, die Form G W G, Yerwanäung von Geld in Waare und RtlckTer-

*) Der Gegfensatz zwi-chr n der auf persönlichen Rnechtachafta- und Herr- schaftsverh&ltiiiasen beruheuden Macht des Uruudeigenthumg und der un- penODlieben Haeht des Geldes iat klar gefaast in den zwei französiachen Sprichworten: «Kalle tene esiis seigneor.* «L'aigent n'a pe» de matt».*

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Wandlung von Waare in Gteld, kaufen um zu verkaufen. Geld, das in seiner Bewegung diese letztre Cirkulation beschreibt, vor* wandelt sich in Kapital, wird Kapital und ist schon seiner Be- stimm ung nach Kaptial.

Sehn wir uns die Cirkulation Q W Q n&her an. Sie dureh- lauft^ gleich der einfachen Waarencirkulation, zwei entgegengesetzte Phasen. In der ersten Phase, Q W, Kauf, wird das Geld in Waare verwandelt. In der zweiten Phase, W ^ G, Verkauf, wiid die Waare in GMd rQckFerwuidelt Die Einheit beider Phasen aber ist die (jksammtbewegung, welche Geld gegen Waare und dieselbe Waare wieder gegen Gbld austauscht, Waare kauft nm sie zu verkaufen, oder wenn man die formeUen ünterschiede von Kauf and Verkauf yemachlässigt, mit dem Geld Waare nnd mit der Waare Geld kanffc*). Das Besnltai, worin der ganze Proeem erlischt, ist Austausch wm Geld gegen Geld, G G. Wenn ich ftr 100 Pfd. 8L 2000 Pfd. Banmwolle kanfe nnd die 2000 P£i. Banm wolle wieder Ittr 110 E^d. Si verkaufe, so habe ich schliess- lich 100 Pfd. St gegen 110 Pfd. St aasgeteuseht, Geld gegen Geld.

£s ist nnn zwar angenscheblich, dass der GurkolaitionsprocesB 0 W G abgeschmackt nnd inhaltslos wire, wollte man ver- mittelst seines Umwegs denselben Geldwerth gegen densslben Geldwerth, also z. B. 100 Pfd. St gegen 100 Pfd. St austauschen. Ungleich einfitcher und sichrer bliebe die Uethode des Scfaaii- bil^era^ der seine 100 Pfd. St festhält, statt sie der Girkulstions^ ge&hr preiszugeben. Andreiseits, ob der Kaufmann die mit 100 Pfd. St gekaufte Baumwolle wieder yerkaufl zu 110 P£i St, oder ob er sie zu 100 Pfd. St und selbst zu 50 Pfd. St los- schlagen mnss, unter allen ümstSnden hat sein Geld ebe eigen- thOmliche und originelle Bewegung beschrieben, durchaus andrer Art als in der einfiKfaen Waarencirkulation, z. B. in der Hand des Bauern, der Korn verkauft und mit dem so gelösten Geld Kleider kauft. Es gilt also zuofichst die Charakteristik der Formunter- sehiede zwisäien den Kreislftufen G W G und W G W. Damit wird sich zugleich der inhaltliche Unterschied ergeben, der hinter diesen Formunterschieden lauert

Sehn wir sunlchst, was beiden Formen gemeinsam.

Beide Kreisllufe zer&Uen in diesslben zwei entgegengesetirtNi Phasen, W G, Verkauf, und G W, Kauf. In jeder der bei-

*} , Avec de l'argrnt on achMe dcR marchandiaea, et avce dea marcbandi- Bes on ächzte de l'argent." (Mcrcier de ia Kivi^e: ,|L'ordre naturel et MAentiel des aoci^t^ politiques", p. 543.)

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III

den Phasen stehn eich dieeelben xwei eacUieben Elemente gegen* ttber, Weare nnd Geld, und zwei Personen in denselben 5ko- nonusehen Gharnktennasken, ein Oofer nnd ein Verk&nfer. Jeder der beiden Kreislänfe ist die Einbeit derselben entgegengeseteten Phasen und beidemal wird diese Einheit Termittelt dnieb das Anf- treten von drei Kontrahenten, wovon der eine nor ferkanft, der andre nur kanft, der dritte aber abwechsebd kauft nnd ver- kanft

Was jedoch die beiden Kreislftafe W— G W nnd G G Ton Tomherein scheidet» ist die umgekehrte Reihenfolge derselben entgegengeaetsten Girkdationsphasen. Die ein&che Waarendrku- lation beginnt mit dem Verkauf und endet mit dem Kauf, die GSrkulation des Geldes als Kapital beginnt mit dem Kauf und endet mit dem Verkauf. Dort bildet die Waare, hier das Gdd den Ausgangspunkt und Schlusspunkt der Bewegung. In der ersten Form Termittelt das Geld, in der andren umgekehrt die Waare den Gesammtverlaul

In der Cirkulation W G W wird das Geld schliesslich in Waars Terwandelt, die als Gebrauchawerth dient Das Gdd ist also definitiT ausgegeben. In der umgekehrten FormG W G giebt der Käufer dagegen Geld ans, um ab Verkinfer Geld ein* annehmen. Er wirft, bmm Kanf der Waare, QM in die Girkn- lation, am es ihr wieder zu entziehn durch den Verkauf derselben Waare. Er entlSsst das Geld nur mit der hinterlistigen Absicht, seiner wieder habhaft zu werden. Es wird daher nur vor- geschossen*).

In der Form W G W wechselt dasselbe Geldstück zwei- mal die Stelle. Der Verkäufer erhält es vom Käufer and zahlt es weg an einen andren Verkäufer. Der Gesammtprocess, der mit der Einnahrae von Geld für Waare beginnt, schliesst ab mit der Weggabe von Geld für Waare. Umgekehrt in der Form G W G. Nicht dasselbe Geldstück wechselt hier zweimal die Stelle, sondern dieselbe Waare. Der Käufer erhält sie aus der Hand düü Verkäufers und g-iebt sie weg m die Hand eines andren Käufers. Wie in der eintachen Wru^rencirkulation der zweimalige Btellenwechsel desselben Geldstücks sein definitivem Lebergeim aus einer Hand in die andre bewirkt, so hier der zweimalige

') .,When a thing is boag^t, in Order to be sold again, the sum employed it «med moiiej advanced; when it is bought not to be sold, it may be Said to be expended " (James Steuart: „Works etc. edited by Qeneial Sir James Steoart» hia ton." Lond. 1801, t. L p. 274.)

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Steilenwechsel derselben Waare den Rütkiluäs des Geldes zu seinem

ersten Ausgangspunkt.

Der Rückfluss des Geldes zu seine qi Aiisrr^in^spunkt hängt nicht davon ab, ob die Waare theurer verkauft wird als sie gekauft war. Dieser Umstand beeinflusst nur die Grösse der rücküieasen- den Geldsumme. Das Phänomen des Rückflusses selbst findet statt, sobald die gekaufte Waare wieder verkauft, also der Kreis- liiuf G W ^ G vollständig beschrieben wird. Es ist dirss also ein sinnlitli wahrnehmbarer Unterschied zwischen der Cirkulation des Geldes als Kapital und seiner Cirkulation als blossem Geld.

Der Kreishiuf W G W ist vollständig zurik kgelegt, sobald der Verkauf einer Waare Geld bringt, welches der Kauf andrer Waare wieder entzieht. Erfolgt dennoch Rückfluss des Geldes zu seinem Ausgangspunkt, so nur durch die Erneuerung oder V\ leder- holung des ganzen Kuraus. Wenn ich ein Quarter Korn verkaufe für 3 Pfd. St. und mit diesen 3 Pfd. St. Kleider kaufe, sind die 3 Pfd. St für mich definitiv verausgabt. Ich liübe nichts mehr mit ihnen zu schaffen. Sie sind des Kleiderhändlers. Verkaufe ich nun ein zweites Quarter Korn, so fliesst Geld zu mir zu- rück, aber nicht in Folge der ersten Tran.saktion, sondern nur in Folge ihrer Wiederholung. Es entfernt sich wieder von mir, so- bald ich die zw» ite Transaktion zu Ende führe und von neuem kaufe. In der Cirkulation W G W hat also die Veraus- gabung des Geldes nichts mit seinem Rückfluss zu schaffen. In G W G dagegen ist der Rückfluss des Geldes durch die Art seiner Verausgabung selbst bedingt. Ohne diesen Rückfluss ist die Operation missglückt oder der Process unterbrochen und noch nicht fertigr, weil seine zweite Phase, der den Kauf ergänzende und ab- schliessende Verkauf fehlt.

Der Kreislauf W G W geht aus von dem Extrem einer Waare und schliesst ab mit dem Extrem einer andren Waare, die aus der Cirküliition heraus und der Konwumtion anheimfällt. Kon- sumtion, Befr!p(liu;ung von Bedürfnissen, mit einem Wort, Ge- brauchswerih i.sl daher sein Endzweck. Der Kreislauf G W G geht dagegen aus von dem Extrem des Geldes und kehrt schlie.sslich zurück zu demselben Extrem. Sein treibendes Motiv und bestim- mender Zweck ist daher der Tauschwerth selbst.

In der einfai lioii Waarencirkulation haben beide Extreme die- selbe ükonomiHche Form. Sie sind beide Waare. Sie sind auch Waaren von derselben VV'erthgi'össe. Aber sie suul qualitativ ver- schiedne Gebrauchswerthe, z. B. Kom und Kleider. Der Pro-

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duktenaiistausch , der Weclisel der verschiednen StoÖ'e, worin sich die gesellschaftliche Arbeit darstellt, bildet hier den Inhalt der Bewegung. Anders in der Cirkulation G W G. Sie scheint auf den ersten Blick inhaltlos, weil tautologisch. Beide Extreme haben dieselbe Ökonomische Form. Sie sind beide Geld, also keine qualitativ unterschiedne Gebrauchswerthe, denn Geld ist eben die verwandelte Gestalt der Waaren, worin ihre besondren Gebrauchs- werthe ausgelöscht sind. Erat 100 Pfd. St. gegen Baumwolle und dann wieder dieselbe Baumwolle gegen 100 Pfd. St austauschen, also auf emem ümweg Geld gegen Geld, dasselbe gegen dasselbe, scheint eine ebenso zwecklose als abgeschmackte Operation^). Eine Geldsumme kann sich von der andren Geldsumme überhaupt nur durch ihre Grösse unterscheiden. Der Process G W G schuldet aeinen Inhalt daher keinem qualitatlTen Unterschied seiner Extreme, denn sie sind beide Geld, sondern nur ihrer quantitativen Yer* schiedenheit. Schliesslich wird der Cirkulation mehr Geld entzogen als Anfangs hineingeworfen ward. Die zu 100 Pfd. St. gekaufte Baumwolle wird z. B. wieder verkauft zu 1 00 4- 10 Pfd. St. oder 110 Pfd. St. Die vollständige Form dieses Processes ist daher 0 W ö', wo G 4- JQ, d. h. gleich der ursprünglich

Torgeechossenen Geldsumme plus einem Inkrement. Dieses In- kxement oder den Uebenchuss über den ursprftnglichen Werth nenne ich Mehrwerth (surplus value). Der ursprOnglich vor*

•) ,,Oii n'i'change pas de l'argent contre de rar^rnt," ruft ^[ereier de la Rivifere de« Merkantilisten zu. (1. c. p. 468.) In eiaeu» Werke, welches ex professo vom Handel'' und der Spekulation" handelt, liest man: „Aller Handel besteht im Austausch von Dingen veischiedner Art; und der Vortheil [für drn Kaufmann?] entspringt eben aus dieser Verschiedenheit. Ein Pfund Brod ^egen ein Pfund Brod austauscheu, wäre ohne allen Vortheü . . . daher der TOrtoeilhafteKontratt ewinchen Hanoel und Spiel, welches nur Aostsasdi ▼on Geld gegen Geld i-^t." (Th. Corbet: „An Liquiry into the Causes and Modea of the Wealth of Individuals; or the Principies of Trade and Spccu- latiou explairied. London 1841", p. 5.) Obgleich Corbet nicht siebt, daas G -.G.Geld gegen Geld austauschen, die charakteristische CirlralationBfomi, nicht nur des Handelskapitals, sondern alles Ka})italH ist, giebt er wenigstens zu, dass diese Form einer Art des Handels, der Spekulation, mit dem Spiel gemein sei, aber dann kommt MacCulloch und hudet, dass Kanfen um zu verkaufen Spekuliren bt* und der Unterschied zwischen Speknlation und Handel also wegfällt. ,,Every transaotion in which an individual buys pro- dnce in order to seil it again, is, in fact, a speculatiou." (Mac CuUocIk A Dietionary practical etc. of Commerce. London 1847, p. 1058.) Ungleich naiver Pinto, der Pindar der Amsterdamer Börse: „Le commerce est an jen dir er Satz entlehnt aus Locke), et ce n'cat pas avec des ^rnenx qu'on pent

§Hguer. St Ton gagnait long-temps en tont avcc toua, 11 faudrait rendre de on accord lea plas grandes parties da profit^ ponr recommencw le jeu.*' (Pinto: Trait^ de la Ciieulation et du (Mit. Amaterdam, 1771, p. 281.) X*tx, Kastel I. 8

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geschossne Werth erhalt sicii daher nicht nur in der Cirkulation« sondern in ihi' verändert er seine \\ erthgrösse, setzt einen Mehr- werth zu, oder verwerthet sich. Und diese Bewegung verwandelt ihn in Kapital.

Es ist zwar auch möglich, dass in W G W die beiden Ex- treme W, W, z.B. Korn und Kleider, quantitativ verschiedne Werthcrrr)ssen sind. Der Bauer kann sein Korn über dem AVerth verkauieu oder die Kleider unter ihrem Werth kaulen. Er kann sHnerseits vom Kleiderhändler geprellt werden. Solche Weitli- verM-liiedenheit bleibt jedoch für diese Cirkuiationsform selbst rem zufällig. Sinn und Ver^tuid verliert h\p nicht schier, wie der Process G W (4. wenn die beiden Extreme, Korn und Klei- der z. B., Aequivalent« sind. Ihr Gleichwerth ist hier vielmebr Bedinganc^ des normalen Verlaufe.

Die W iederholung oder Erneuerung der Verkaufs um zu kaufen findet, wie dieser Process selbst, Mass und Ziel an einem ausser ihm liegenden Endzwecke, dpr Konsumtion, der Befrierliiyung be- stimmter Bedürfnisse. Im Kauf für den Verkauf dagegen sind Anfang und Ende dasselbe, Geld, Tauschwerth, und schon dadurch ist die Bewegung endlos. Allerdings ist aus G, Gt -\- JQ geworden, aus den 100 Pfd. St., 100 + 10. Aber bloss qualitativ betrachtet, sind 110 Pfd. St. dasselbe wie 100 Pfd. St., nämlich Geld. Und quantitativ betrachtet, sind 110 Pfd. St. eino beschränkte Werthsumme wie 100 Pfd. St. Würden die 110 Pfd. St. nh Geld verausgabt, so fielen sie aus ihrer Rolle. Sie hörten auf Kapital zu sein. Der Cirkulation entzogen, versteinern sie zum Schatz und kein Farthing wäclist ihnen an, ob sie bis zum jüngsten Tage fortlagern. Handelt es sich also einmal um Verwerthung des Werths, so besteht dasselbe Bedürfniss für die Verwerthung von 110 Pfd. öt. wie für die von 100 Pfd. St, da beide beschränkte Ausdrücke des Tauschwerths sind, beide also denselben Beruf haben sich dem Reichthum schlechthin durch Grossenausdehnung anzunähern. Zwar unterscheidet sich für einen Augenblick der ursprünglich TOrg«9cho8SeDe Werth 100 Pfd. St. von dem in der Cirkulation ihm zuwaehsenden Mehrwerth von 10 Pfd. St., aber dieser Unterschied serfliesst sofort wieder. Es kommt am Ende des Processes nicht auf der einen Seite der Originalwerth von 100 Pfd.St. und auf der andren Seite der Mehrwerth von 10 Pfd.St. henuis. Was herauskommt ist Ein W^erth von 110 Pfd. St., der äxth ganz in derselben entsprechenden Form befindet, um den Ver- werthongsprooess zn beginnen, wie die ursprünglichen 100 Pfd. St.

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Geld kommt am Ende der Bewegung wieder als ihr Anfang heraus*). Das Ende jedes einzelneu Kreisiauis, worin sieb äor Kauf für den Verkauf vollzieht, bildet daher von selbst den Anfang eiiirs neuen Kreislaufs. l)ie einfaclif Waarfiicirkulation der Verkauf für den Kauf dient zum Mittel lin emen ausserhalb der Cirkulation lieirenden Endzweck, die Aneignung von Gebrauchswertheo, die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Cirkulation des Oeldes als Kapital ist dagegen Selbstzweck, denn die Yerwerthung d&i Werths existirt nur innerlialh dieser stets erneuerten Bewegung. Die Be- wegung des KapiUlb ist daher mafslos*).

Als bewusster Träger dieser Bewegung wird der UeidbesitEer

,Das Kapital thcilt nich . . . iu das ursprüngliche Kapital und den Gewinn, den Zuwachs des Kapitals . . . obwohl die Praxis selbst diesen rirwinn sogleich wieder zum Kapital st hlägt utid mit diesem in Fluss äetiV* (F. Engels: «Umrisse zu eiuer Kritik der ^iationaiökonomie" in 2Peiitscn*FnuizA8i8che Jahrbücher, horansgegeben Ton Arnold Rüge und Karl Marx.*" Paris 1844, p. 99.)

*) Aristoteles stellt der Chrematistik die Oekonomik entgegen. Er geht von der Oekonomik aus. öoweit die ErwerbskunsL beschränkt sie sich auf die Vendiafniiig der nun Leben nofhwendigen und Ittr das Haus odM den Staat nützlichen Güter. „Der wahre Reichthum (o dXtf^voq nXovrog) besteht aus solchen Gtebrauchswerthen ; denn das zum guten Leben genügende Mafs dieser Art von Besitz ist uicht unbegrenzt. Ee giebt aber eine zweite Art der iWerbflkunst, die vorzugsweise und mit Beeht durematiatik heisst, in Folge deren keine Grenze des Kcichthiuris und Besitzes zu oxistircn scheint. Der Wnarenhandel {tj xcmri'rtxf- Ium^jsi \\<)itlieh Kramiiuudel und Aristoteles nirumt diese Form, weil iii ihr der Gebrituchswerth vorherrscht) gehört von Natur nicht zur Chreuiatistik, denn hier bezieht sich der Austausch nur auf das für sie selbst (Käufer und Vrrlvfuifer) Nöthige." Daher, entwickelt er weiter, war auch die ursprüngii che lorm des Waarenbandels der Tauschhandel, aber mit seiner Ausdehnung entstand nothwendig das Geld. Mit der Erfin- duag des (Feldes musste sich der Tauschhandel nothwendig sur McmjJUx^, zum Wafirf'nhandel entwickeln, und dieser, im Widerspruch zu seiner ursprüng- lichen Tendenz, bildete sich zur Chrematistik aus, zur Kunst Geld zu machen. Die Chrematistik nun untersdieidet sich von der Oekonomik dadurch, dass ,iflr sie die Cirkulation die Quelle des Reichthums ist (reoi^ix^ xQ^tf^^'^^"^^ - Stil ygi^f^tarmv SiaßoXijq). Und um das Geld scheint sie sich zu drehen, denn das Geld ist der Anfanpr und das Ende dieser Art von Austausch {tb yini vofua/itt atatxdev letd fWQa<: t^q dXXayiiQ iartv). Daher ist auch der Reich- thum, wie ihn die Chrematistik anstrebt, unbegrenzt. Wie nflmlich jede Kunst, der ihr Ziel nicht als Mittel, sondern als letzter Endzweck gilt, un- begrenzt in ihrem Streben ist, denn sie sucht sich ihm stetb mehr zu nähern, während die Künste, die nur Büttel zum Zweeke verfolgen, nicht nnbegreuzt sin i, da der Zweck selbst ihnen die Grenze setzt, so giebt es auch für diese Chrematistik keine Schranke ihres Ziels, sondern ihr Ziel ist absolute Be- reicherung. Die Oekonomik, nicht die Chrematistik, hat eine Grenze .... die erstere hesweckt ein vom Gelde selbst Verschiednes, die andere seine Vermehrunir ... Die Verwechslung beider Formen, die in einander überapielen. veranlasst Einige die Erhaltung und Vermehrung des Geldes ins uaendudie als Endatel der Oekonomik an betreehteu." Arfstotelei: De B^. edit Bekker, lib. I. c. 8 und 9 passim.)

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Kapitalist. Seine Person, oder vielmehr srine Tasche, ist der Aus- gangspunkt und der Rückkelirpiinkt des (ieldes. Der objektive Inhalt jener Cirkulation die Verwerthung des Werths ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten R^ichthums das allein treibende Motiv seiner Opera- tionen, funktionirt er als Kapitalist oder personificirtes, mit Willen und Bewusstsein begabtes Kapital. Der Gebrauchswerth ist also nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln"). Auch nicht der einzelne Gewinn, sonde rn nur die rastlose Bewegung des Gewinnens^). Dieser absolute Bf reicheriiTij^rstrieb, diese leidenschaft- liche Jagd auf den Werth**) ist dem Kapitalisten mit dem 6c h atz- hildncr fx*^mein, aber während der Schatzbildiier nur der verrückte Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner, Die rast- lose Vermehrung des Werths, die der Schatzbildner anstrebt, in- dem er das Geld vor der Cirkulation zu retten sucht ^*^), erreicht der klügere Kapitalist, indem er es stets von neuem der Cirkulation preisgiebt^^a).

Die selbständigen Formen, die Geldformen welche der Werth der Waaren in der einfachen Cirkulation annimmt, vermitteln nur den Waarenaustausch und verschwinden im Endresultat der Be- wegimg. In der Cirkulation G W G funktioniren dagegen beide, Waare und Geld, nur als yerschiedne Existenswelsen des Werths selbst, das Geld seine aUgemeine, die Waare seine besondre, so zu sagen nur verkleidete Existensweise^^). Er geht beständig ans der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Be-

- ) ,.Commoditie8 (hier im Sinn von Gebranchswerthen) are not the termi- nating object of the tradinfr capitalist . . . monev is his terminating object." (Th. Cbalmers: On Folitic. Econ. etc. 2nd edit. Lond. 1832, p. 166.)

*) „II mercante non eonta quasi per niente il Incro fatto, ma mira aeinpre

al futiiro " (A. Genovesi: Lezioni di Economia Civile (1765). Ausgabe der italienischen Oekonomen von Oustodi, Parte Modema, t. VITT, p. 139).

*) „Die unauslöschliche Leidenschaft für den Gewinn, die auri sacra fames bestimmt stets den Kapitalisten." (MacCulloch: The Principles of Polit. Econ. Londonl830, ]<. 179.) Diese Einsicht verhindert denselben MacCiillorh und Consorten natürlich nicht, in theoretischen Verlegenheiten, z. Ii. bei Behandlung der Ueberproduktion , denselben Kapitalisten in einen guten Bürger zu Terwandeln, dem es rieh nur um den Gebrauchswerth handelt und der not^nr einen wnhren Wehrwolf^^heif^shuncror entwickelt für Stiefel, Hüte, Eier, Kattune und andere höchst familiäre Sorten von Gebrauchswerth.

„Sw^eiv** ist einer der chara^eristischen Ausdrfleke der Griechen fOr das Schatzbilden. Ebenso bedeuted ,,to aave*' augldch retten und späten.

^"<^) ,.Que9to inftnito che le oose non hanno in progreaso, hanno in giro.** (Galiani.)

„Ce n'est pae la mati^re qui fait le capital, mala la yaleur de ces ma- ti^res." (J. B. Saj: TnAtA d'J^n. PoUt sWe Parii 1817, t. L p. 428.)

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wegung zu verlittrezi, und verwaiidelt sieb so in ein antomatiscbes Snbjeki Fizirt man die besondren Eracbeinungsfonnen, welcbe der sieb yerwertbende Wertb im Kreislauf seines Lebens abvecbaehid annimmt, so erbält man die ErUirungen: Kapital ist Geld, Kapital ist Waara^*). In der Tbat aber wird der Wertb bier das Subjekt eines Prooesses, worin er unter dem beständigen Wecbsel der Formen von Geld und Waare, seine Grösse selbst yerandert, sieb als Mehrwerftb von sieh selbst als unprflnglicbem WerÜi abstSsst, sich selbst Terwerihet Denn die Bewegung, worin er Mebrwerth zusetzt» ist seine eigne Bewegung, seine Verwertbung also Selbst« Yerwerthung. Er bat die okkulte Qualität erhalten, Wertb zu setzen, weil er Werth ist Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier.

Ate das übergreifende Subjekt eines solchen Processes, worin er Geldform und Waarenform bald annimmt, bald abstreift, sieh aber in diesem Wecbsel erhalt und ausreckt, bedarf der Werth vor allem einer selbstfindigen Form, wodurch seme Identit&t mit sich selbst konstatirt wird, ünd diese Form besitzt er nur im Gelde. Diess bildet daher Ausgangspunkt imd Sehlasspunkt jedes VerwerÜLungsprocesses. Er war 100 Pfd. St, er ist jetzt 110 Pfd. St u. 8. w. Aber das Geld selbst gilt bier nor als eine Form des Werths, denn er hat deren zwei. Ohne die Annahme der Waaren- form wird das Geld nicht Kapital Das Geld tritt hier also nicht polemisch gegen die Waare auf, wie in der Sebatzbildung. Der Kapitalist weiss, dass alle Waaren, wie lumpig sie immer aussebn oder wie schlecht sie immer riechen, im Glauben und in der Wahr- heit Geld, innerlich beschnittne Juden sind, und zudem wunder- thfitige Mittel, um aus Gbld mehr Geld zu machen.

Wenn in der einfiftchen Cirirolation der Werth der Waaren ihrem Gebrauchswerth gegenfiber hSebstens die sdbstBndige Form des Geldes erhalt, so stält er sich bier plötzlicb dar als eine pro- oesBirende, sich selbst bewegende Substanz, fttr welche Waare und Geld beide blosse Formen. Aber noch mehr. Statt Waarenverhält- nisse darzustellen, tritt er jetzt so zu sagen in ein Privatvorbiltniss zu sich selbst Er unterscheidet sich als ursprünglicher Werth Ton sich selbst als Mehrwerth, als Gott Vater von sich selbst als Gott Sohn, und beide sind vom selben Alter, und bilden in der That nur eine Person, denn nur durch den Mehrwerth von 10 Pfd. St

Currency (I) employed to productive purposea is capital." (MacLcod: „Tlie Theory and Practice of Banking. London 1855", v. I, c. 1) „Capital h commodities." (Jamea Mill: „Element« of Pol. £con. Lond. 1821", p. 74.)

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werden die ^orgesehoesenen 100 Pfd. Si Kapital, und sobald sie diese geworden, sobald der Sohn, und durch den Sohn der Vater ensettgt, verschwindet ihr Unterschied wieder and sind beide Eins, 110 Pfd. St

Der Werth wird also prooessirender Werth, processirendes Qeld nnd als solches Kapital. Er kommt aas der Girkolation her, geht wieder in sie ein, erhSlt und ▼enriellUtigt sich in ihr, kehrt ▼ergrOssert ans ihr aurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder yon neuem ^'). G Q% geldheckendes Geld money which begets money lautet die Beschreibung des Kapitals im Munde seiner ersten Dolmetscher, der Merkantilsten.

Kaufen um ztx verkaufen, oder voUstandiger, kaufen um theurer zu verkaufen, G W— G', scheint zwar nnr emw Art des Ka* pitals, dem Kaufmannskapital, eigenthümliche Form. Aber auch das indostrielie Kapital ist Geld, das sich in Waare verwandelt und durch den Verkauf der Waare in mehr Geld rQckverwandelt Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, ausserhalb der Girkulatiottssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Girkolation G ^W G' abgekürzt dar, in ihrem Resultat ohne die Vermittlung, so zu ssgen im Lapidarstil, als G G', Geld, das gleich mehr Geld, Werth, der grösser ak er selbst ist.

In der That also ist G W G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es unmittelbar in der GirkulationssphSre erscheint

2. Widerspruche der allgemeinen FormeL Die Girkalalicmsforra, worin sich das Geld zum Kapital ent> puppt, widerspricht allen frfiher entwickelten Gesetzen über die Natur der Waaze, des Werths, des Geldes und der Cirkulation selbst. Was sie von der einfachen Waarencirknlatton unterscheidet, ist die umgekehrte Reihenfolge derselben zwei entgegengesetzten Processe, Verkauf und Kauf. Und wie sollte solcher rein formelle Unterschied die Natur dieser Processe umzaubem?

Noch mehr. Diese Umkehmng ezistirt nur itlr einen der drei Geschäftsfreunde, die mit einander handeln. Als Kapitalist kaufe idi Waare von A und verkaufe sie wieder an B, wShrend ich als einfocher Waarenbesiizer Waare an B verkaufe und dann Waare von A kaufe. Für die Gesdilftsfreonde A und B existirt dieser Unterschied nichi Sie treten nur als Kftufer oder Ver-

„Kapital . . . permanenter sich vervielfältigender Weftk*'. (Sifimondi: Nonveaux Pxindpes de l'Econ. PoUt., t. I, p. 90.)

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k&ttfer von Waaren auf. Ich selbst stehe ihnen jedesmal gegen- über als einfacher Geldbesitzer oder Waarenbcsit/er, Käufer oder Yerkftufer, und zwar trete ich in beiden üeihenfolgen der einen Penon nnr als K&ufer und der andren nnr ab Viilcnifer gegen* (Iber, der einen als nur Geld, der andren als nur Waare, keiner \nn beiden als Kapital oder Kapitalist oder Repräsentant von irgend etwsB, dt» mehr als Geld oder Waare wäre, oder eine andre Wirkung ausser der des Geldes oder der Waare ausüben könnte, Für mich bilden Kauf von A und Verkauf an B eine Reihenfolge. Aber der Zusammenhang zwischen diesen beiden Akten existirt nur für mich. A scheert sich nicht um meine Transaktion mit und B nicht um meine Transaktion mit A. Wollte ich ihnen etwa das besondre Verdienst klar machen, das ich mir. durch die Um- kehmng der Reihenfolge erwerbe, so wQrden sie mir beweisen, daaa ich mich in der Reihenfolge selbst irre und dass die Gesammi- iranaaktion nicht mit einem Kauf begann und einem Verkauf endete, sondern nmgekehrt mit einem Verkauf begann und mit einem Kauf abschlofla. In der Tbat, mein erster Akt, der Kauf, war Ton A's Standpunkt ein Verkauf, und mein zweiter Akt, der Verkauf, war von B*s Standpunkt ein Kauf. Nicht zufrieden damit, werden A und B erklären, dass die ganze Reihenfolge ttberflQssig und Hokus Fokus war. A wird die Waare direkt an B verkAufen und B sie direkt ron A kaufen. Damit TerBcbrumpft die ganze Transaktion in einen einseitigen Akt der gewöhnlichen Waaren- drkulation, vom Standpunkt A*s blosser Verkauf und vom Stand- punkt Fs blosser Kauf. Wir sind abo durch die Umkehrung der Reihenfolge nicht über die Sphftre der einfachen Waarencirku- lation hinausgekommen und mtlssen vielmehr xusehn, ob sie ihrer Natur nach Verwerthung der in sie eingehenden Werthe und daher Bildung ▼on Mehrwerth gestattet.

Nehmen wir den Cirkulationsprocess in einer Form, worin er sich sls blosser Waarenaustausch darstellt Diess ist stets der Fall, wenn beide Waarenbesitzer Waaren Ton einander kaufen und die Bilanz ihrer wechselseitigen Geldforderungen sich am Zahlungstag ausgleichi Das Geld dient hier als Rechengeld, um die Werthe der Waaren in ihren Preisen auazudrOcken, tritt aber nicht den Waaren selbst dinglich gegenüber. Soweit es sich um den 6e- brauchawerth handät, ist es klar, dass beide Anstauscher gewinnen können. Beide Ter&ussem Waaren, die ihnen als Gebrauchswerth nutilos, und erhalten Waaren, deren sie zum Gebrauch bedürfen. Und dieser Nutzen mag nidit der einzige sein. A, der Wein ver-

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kauft und Getreide kauft, producirt vielleicht mehr Wein als Ge* treidebauer B in derselben Arbeitszeit producircn könnte, und Ge- treidebauer B in derselben Arbeitszeit mehr Getreide als Wein- baaer A produciren könnte. A erhält also fUr denselben Tausch- werth mehr Getreide und B mehr Wein als wenn jeder von den beiden, ohne Ajistausch, Wein und Getreide für sich selbst pro* duciren müsste. Mit Bezug auf den Gebrauchswerth also kann gesagt werden, dass „der Austausch eine Transaktion ist, worin beide Seiten winnen" **). Anders mit dem Tauschwerth. „Ein Mann, der viel Wein und kein Getreide besitzt, handelt mit einem Mann, der viel (Getreide und keinen Wein besitzt und swischea ihnen wird ausgetauscht Weizen zum Werth von 50 gegen einen Werth von 50 in Wein. Dieser Austausch ist keine Yennehrung des Tauschwerths weder für den einen, noch für den andren; denn bereits vor dem Austausch besass jeder von ihnen einen Werth gleich dem, den er sich vermittelst dieser Operation verschafft hat^^).** Es ändert nichts an der Sache, wenn das Geld als Cir- kulationsmittel zwischen die Waaren tritt und die Akte des £au& und Verkaufs sinnlich auseinander&llen^'). Der Werth der Waaren ist in ihren Preisen dargestellt, bevor sie in die Cirknlation treten, also Voraussetzung und nicht Resultat derselben

Abstrakt betrad^tet, d. h. abgesehn von Ümstinden, die nicht ans den immanenten Gesetzen der einfachen Waarencirkulation her- vorfliessen, geht ausser dem Ersatz eines Gebrauchswerths durch einen andren nichts in ihr vor als eine Metamorphose, ein blosser Formwechsel der Waare. Derselbe Werth, d. h. dasselbe Quantum vergegenständlichter geselischafUicher Arbeit, bleibt in der Hand demlben Waazenbesitzers in Gestalt erst seiner Waare, dann des Gkldes, worin sie sich verwandelt, endlich der Waare, worin sich dies Geld rttckverwandelt Dieser Formwechsel schliesst keine Aenderung der WerthgrOsse ein. Der Wechsel aber, den der Werth der Waare selbst in diesem Proceas durchläuft, beschränkt sich auf einen Wechsel seiner Geldf»rm. Sie ezistirt erst ab Preis

„L'^change est une transaction. admirabie d&m laqueile les deux Gontractants gagnent toi:goui8 jp." (Deetutt de Tnsj: Trait^ de la Volonte et de ses effeta. Paris lo26, p. 68.) Daaselbe Buch erschien später als ,Trait^ d'Ec. Pol.«

Mercier de la Bivi^e 1. c. p. 644. **) „Qae Pune de ces deux valenra sott ar^ent, ou qu'ellee soient toutes deux marchandises uBuelles, rien de plus indifllteeiit en soi.** (Mercier de la Kivi^re 1. c. p. 543.)

„Ue ne Bout pas les contractaDU uui pruuoncent sur la valeur; eile est döeid^ avant ui Convention.'* (Le Tkosne p. 906.)

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der zum Verkauf angebotenen Waare, dann als eine Geldsumme, die aber schon im Preise ausgedrückt war, endlich als der Preis einer äquivalenten Waare. Dieser Formwechsel schliessfc an und für sich eben so wenig eine Aenderung der Werthgttee ein, wie das Auswechseln einer FOnfpfundnote gegen SoTereigns, halbe Sovereigns und Schillinge. Sofern also die Cirkulation der Waare nur einen Formwechsel ihres Werths bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen rein vorgeht, Austausch von Aequivalenten. Die YiUgarökonomie seihet, so wenig sie ahnt, was der Werth ist, nntentellt daher, so oft sie in ihrer Art das Phänomen rein be- trachten wilL| dass Nachfrage und Zufuhr sich decken, d, h. dass ihr Wirkung überhaupt aufhört Wenn also mit Bezug auf den Qebrauchswerth beide Austauscher gewinnen können, können sie nicht beide gewinnen an Tauschwertfa. Hier heisst es Tielmehr: ,»Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn" Waaren können zwar wa Preisen verkauft werden, die von ihren Werthen abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Yerletsung des Gesetzes des Waarenaustausches^*). In seiner reinen Gestalt ist er ein Aus- tausch von Aequiyalenten, also kein Büttel sich an Werth zu be- reichem**).

Hinter den Versuchen, die Waarencirkulation als Quelle TOn M ehrwerth darzustellen, lauert daher meist ein quid pro quo, eine Verwechslung von Gebrauchswerth und Tauschwerth. So z. B. bei Condillac: „Es ist &lsch, dass man im Waarenaustauscb gleidien Werth gegen gleichen Werth austauscht Umgekehrt. Jeder der beiden Kontrahenten giebt immer einen kleineren für einen grösseren Werth . . . Tauschte man in der That immer gleiche Werthe aus, so wiie kein Gewinn zu machen f&r irgend einen Kontrahenten« Aber alle beide gewinnen oder sollten doch gewinnen. Warum? Der Werth der Dinge besteht bloss in ihrer Beziehung auf unsre BedQrfhisse. Was för den einen mehr, ist fttr den andren weniger, und umgekehrt . . . Man setzt nicht voraus, dass wir ftlr unsre Konsumtion unentbehrliche Dmge zum Verkauf ausbieten . . . . Wir wollen eine uns nutzlose Sache weggeben, um eine uns noth-

*») „Oove h egualitä, nou ö lucro.'* ^Galiaui: „Deila Moneta", in Oostodi: Parte Hoderna, t. IV, p. 244.)

devient d^avantageux pour I'une des parties, lorsque quelque chose ^trangt*re vicnt diminuer ou exag^rer le prix : jilors l'egalit^ est bless^e, mala la l^iou proc^de de cette cause et non de I'^change." (Le Trosoe 1. c. p. 904.)

*•) „L'('ch;in2-c est de sa nature iin contmt d'egalit^ qui se fait <Ic va- leur pour valcur ^gale. II n'cst donc p:i3 un raoyen de 8 enrichir, puis^ue l'oD douue auiaut que Ton re^oit." (Le Trobue 1. c. p. 903.)

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wendige zu erhalien; wir wollen weniger fftr mehr geben . . . BSs war natürlich zu urtheilen, dass man im Austauach gleichen Werth für gleichen Werth gebe, so oft jedes der auBgetaufwihten Dinge an Werth demselben Quantum Geld gleich war . . * Aber eine andre Betrachtung muss noch in die Rechnung eingehn; es fragt sich, ob wir beide einen Ueberfluss gegen etwas Nothwendigee austauschen^^)." Man sieht, wie Gondillac nicht nur Gebraucha- werth und Tauschwerth durcheinander wirft, sondem wahrhaft kindlich einer Gesellschaft mit entwickelter Waarenproduktion einen Zustand unterschiebt, worin der Producent seine Suheistensraittel selbst producirt und nur den UeberschuBs Aber den eignen Bedarf, den Ueberfluss, in die (Srknlatl(m wirft*"). Dennoch wird Con- diUac's Argunmt hftufig bei modernen Oekonomen wiederholt, namentlich wenn es gilt, die entwickelte Gestalt des Waarenaus- tausehes, den Handel, als produktiy Ton Mehrwerth dansustellen. „Der Handel*, hmsst es B. «fftgt den Produkten Werth so, denn dieselben Produkte haben mehr Werth in den Händen des Konsumenten als in den Händen des Producenten und er muss daher wörtlich (strictly) als Produktionsakt betrachtet werden*").** Aber man sahlt die Waaren nicht doppelt^ das einemal ihren Gebrauchswerth und das andremal ihren Werth. Und wenn der Gebrauchswerth der Waare dem Käufer nützlicher als dem Ver- kaufer, ist ihre Geldform dem Verkäufer nfitzUcher als dem K&uüer. Würde er sie sonst yerkaufen? Und so könnte ebensowohl gesagt werden, dass der Kaufer wörtlich (strictly) einen „Produktionsakt** Tollbringt, indem er z. B. die Strflmpfe des Kaufmanns in Geld verwandelt

Werden Waaien oder Waaren und Geld von gl^chem Tauscb- wertfa, also AequiTalente ausgetauscht, so zieht offenbar keiner mehr Werth aus der Gurkulation heraus als er in sie hineinwirft. Es findet dann keine Bildung von Mehrwerth statt In seiner

Condülae: ,»Le Commerce et le Gonyemement" (1776). Edit. Daire et Molinari in den „M^langes d'£conomie Politique. Paria 1817", p. 267.

'*) Le Trosne antwortet daher seinem Freunde Condillac sehr richtig; „Dax» la soci^tä formte II n'v a paa de surabondant en aucuu genre/* Zugleich neckt er ihn mit der Oloase, daas, „wenn beide Atutauaeher gleich viel mehr ffSr gleich viel weniger erhalten, sie beide gleich viel erhalten." Weil Condillac noch nicht die geringste Ahnung von der Natur des Tausch ^Yerths besitzt, ist er der paBseude Gewährsmann des Herrn Prof. Wilhelm Koscher für seine eignen Kinderbegriffe. Sieh deasen: „IMe Grundlagen der Nationalökonomie. Dritte Auflage. 18^^"

S. P. Newmaim: .Clements of Polit. £con. Andover and New- York 1835« p. 175.

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reinen Fonn aber bedingt der Girkulationsprocess der Waaren Aostanach ron Aequivalenten. Jedocii gehn die Dinge in der WirUiclikeit nicht rein zu. Unterstellen wir daher Anstatisch Ton Nicht-Aequivalenten.

Jedenfalls steht auf dem Waarenmarkt nar Waarenbesitzer dem Waarenbesitser gegenüber, und die Macht, die diese Personen Uber einander ausfiben, ist nur die Macht ihrer Waaren. Die stoffliche Verschiedenheit der Waaren ist das stoffliche Motiv des Austausches und macht die Waarenbesitser wechselseitig von einander abh&ngig, indem keiner yon ihnen den O^enstand seines eignen Bedfirfiunes und jeder von ihnen den Oegmtand des Bedür&isses des Andren in seiner Hand hfilt Ausser dieser stofflichen Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerthe besteht nur noch ein ünterschied nnter den Waaren, der ünterschied zwischen ihrer Natoralfonn und ihrer verwandelten Form, zwischen Waare und Geld, ünd so unter- scheiden sidi die Waarenbesitzer nur als VerldLufer, Besitzor Ton Waare, und als Käufer, Besitzer von Geld.

Gesetzt nun, es sei durch irgend ein unerklärliches PriTÜegium dem Verkäufer gegebea, die Waare Ober ihrem Werthe zu ver- kanfen, zn 110, wenn sie 100 werth ist, also mit einem nominellen Preisaufschlage von 10**/^. Der Verkäufer kassirt also einen Mehr- werth von 10 ein. Aber nachdem er Verkäufer war, wird er Käufer. Ein dritter Waarenbesitzer begegnet ihm jetzt als Ver- käufer und geniesst seinerseits das Privilegium, die Waare 10®/^ zu theuer zu verkaufen. Unser Mann hat als Verkäufer 10 ge- wonnen, nm als Käufer 10 -zu verlieren**). Das Ganze kommt in der That daraut ImiuLis, dass uUc Waarenbesitzer ihre Waaren einander 10^ Uber dem Werth verkaufen, was durchaus dasselbe ist, als ob sie die \\ aaren zu ihren Werthen vorkauften. Ein solcher allgemeiner nomineller Preisaufschlag der Waaren brmgt dieselbe Wirkung hervor, als ob die Waareawerthe z. B. in Silber statt in Gold geschätzt würden. Die Geldnamen, d. h. die Preise der Waaren würden anschwellen, aber ihre Werth Verhältnisse un- verändert bleiben.

Unterstellen wir umgekehrt, es sei das Privilegium des Käufers, die Waaren unter ihrem Werth zn kaufen. Hier ist es nicht einmal nöthig zu erinnern, dass der Käufer wieder Verkäufer wird.

„By the augmeiJtutiuu of the uominal value of the produco

■eUers not enriched . . . since what they grain as seller.s^ they prsdfldly expend in tho qualitv of buvera." („The Eaaentud Principles of tilS Wealth of ^ations etc. London 1797" p. 66.)

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Er war Verkäufer, bevor er Käufer ward. Er hat bereits 10*/^^ als Verkäufer verloren, bevor er 10**/^ als Käufer gewinnt'^). Alles bleibt wieder beim Alten.

Die Bildung von Mebrwerfch und daher die Verwandlung von Geld in Kapital, kann alao weder dadurch erklärt werden, daas die Verkäufer die Waaren ftber ihrem Werthe verkaufen, noch dadurch, dass die Käufer sie unter ihrem Werthe kaufen^").

Das Problem wird in keiner Weise dadurch vereinfacht, dass man fremde Beziehungen einschmuggelt, also etwa mit Oberst Torrens sagt: „Die effektive Nachfrage besteht in dem Vermögen und der Neigung (!) der Konsumenten, sei es durch unmittelbaren oder vermittelten Austauscli, für Waaren eine gewiese grössere Portion von allen Ingredienzien des Kapitals zu geben, als ihre Produktion kostet'^)." In der Cirkulation stehn sich Producenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käufer gegenüber. Be» haupten, der Mehrwerth fttr den Producenten entspringe daraus, dass die Kosumenten die Waare über den Werth zahlen, heisst nur den einfachen Satz maskiren: Der Waarenbesitzer besitzt als Verkäufer das Privilegium zu theuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die Waare selbst producirt oder vertritt ihren Producenten, aber der Käufer hat nicht minder die in seinem Oelde dargestellte Waare selbst producirt oder vertritt ihren Producenten. Es steht also Producent dem Producenten gegenüher. Was sie unter- scheidet, ist dass der eine kauft und der andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, dass der WaarenbesitgEer unter dem Kamen Producent die Waare ttber ihrem Werthe verkauft und unter dem Namen Konsument sie zu theuer zahlt*').

Die konsequenten Vertreter der Illusion, dass der Mehrwerth aus einem nominellen Preiszuschlag entspringt, oder aus dem Privi- legium des Verkäufers die Waare zu theuer zu verkaufen, unter-

Von est foret' de donner pour 18 livres une quantit^ de teile pro- ductiou aui üii vaiait 24, iorbqu'ou eukployera ce m^me argent h acheter, on aura ^galement potur 18 L ce que l'on payait 24". (Le Trosne l. c. p. 897.)

*•) ..Chriqiio vendeur ne peut donc pan'enir h renchörir hahituellement 888 marciiaadiseö, qu'en se sonmettant ausai k payer habituellement plus eher lea marchandises des aulres vendeurs; et par la uiciue raison, chaque consominatettr ne peut payer habitueüement moins eher ce qu'il ächzte, qu'en se r^otunettant aus»! k une diminution semblable 8ur le prix des choses qu'il veud.'* (Mercier de la Rivifere 1. c. p. 555.)

B. Torrens: „An Essay on the Production of Wealtb." London 1821, p. 349.

^) „The idea of profits bcing paid by the consumers, is, asäuredly, very absurd. Who are tne coui^unierä?^' (G. Kaaisay: „An Kssay on the Distri- bution of Wealth. Edinburgh 1836/' p. 184.)

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stellen daher eine Klaasej die nur kauft oline zu verkaufen, also auch nur konsumirt ohne zu prodaciren. Die Existenz einer aolchen Klasse ist von unarem biahar erreichten Standpunkt, dem der einfachen Girkolation noch tmerklärlich. Aber greifen wir Tor. Das Geld, womit eine solche Klasse bestandig kauft, muas ihr beständig, ohne Austausch, umsonst, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, Ton den Waarenbesitzem selbst zufliessen. Dieaer Klasse die Waaren über dem Werth verkaufen, heisst nur, um- flonat weggegebenea Geld sich zumTheil wieder zurückschwindeln ^*). So zahlten die kleinasiatischen Städte jährlichen Geldtribut an daa alte Rom. Mit diesem Geld kaufte Rom Waaren von ihnen und kaufte sie zu theuer* Die Kleinasiaten prellten die Römer, indem sie den Eroberem einen Theil des Tributs wieder abluchsten auf dem Wege des Handels. Aber dennoch blieben die Kleinaaiaten die Geprellten. Ihre Waaren wurden ihnen nach wie vor mit ihrem eignen Gelde gezahlt Es ist diesa keine Methode der Be- reicherung oder der Bildung von Mehrwerth.

Halten wir uns also innerhalb der Schranken des Waarenaua* tausches, wo Yerk&ufer Käufer und Käufer Verkäufer sind. Unare Verlegenheit stammt vielleicht daher, dass wir die Personen nur als personificirte Kategorien, nicht individuell, gefasat haben.

Waarenbesitser A mag so pfiffig aein seine GoUegen 6 oder G fibeia Ohr zu hauen, während sie trota des besten Willens die Bevanche schuldig bleiben. A Terkauft Wein aum Werth von 40 Pfd. St, an B und erwirbt im Auatausch Getreide aum Werth Ton 60 Pfd. 8i A hat aeine 40 Pfd. St in 60 Pf. St verwandelt« mehr Geld ans weniger Gfeld gemacht und seine Waaie in Kapital ▼erwanddt Sehn wir naher zu. Vor dem Auatausch hatten wir fftr 40 Pfd. St Wein in der Hand von A und für 50 Pfd. St. Getreide in der Hand von B, Gesammtwerth yon 90 Pfd. St Nach dem Auatauach haben wir denselben Gesammtwerth von 90 Pfd. St Der drkulirende Werth hat aich um kein Atom ver- grtaert, seine Vertheilung zwischen A und B hat sich yerandert Auf der einen Seite eiacheint ala Mehrwerth« was auf der andren Blinderwerth ist, auf der einen Seite ala Plus, was auf der andren

*") „When a man is in want of deraand, dots Mr. Malthus rocommend him to pay sonie other penion to take ofl' hia goods?", fragt ein ent- rüsteter Kicardianer den Malthus, der wie aein Schüler, der Waffe Chal- mers, die Klas^^t' von hlosaen Käufern oder Konsumenten Akonomisch ver- herrlicht. Sieh: „An Iiiquiry into tho."«' j rinciplea respecting the Xature of Demand and the Necesäitv of Uun»uuiptiou, lately advocated by Mr. Malthus" etc. London 1821, *p. 55.

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als Minus. Derselbe Wechsel iiätie sich ereignet, wenn A, ohne die verhiilleiuie Form des Austausches, dem B 10 Pfd. direkt ge- stohlen hätte. Die Summe der cirkuürenden Werthe kann ofl'en- bar durch keinen Wechsel in ihrer Vertheilung vermehrt werden, so wenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande dadurch vermehrt, dass er einen Farthing aus der Zeit der Königin Ann;i für eine Guinee verkauft. Die Gesammtheit der Kapitalisteukiasse eines Landes kann sich nicht selbst übervor- theilen=*^).

Man mag sich also drehen und wenden wie man will, das Facit bleibt dasselbe. Werden Aequivalente ausgetauscht, so entsteht kein Mehrwerth, und werden Nicht- Aequivalente ausgetauscht, so entsteht auch kein Mehrwerth ®^). Die Cirkuiatiou oder der Waaren- austausch schafft keinen Wert**).

Man versteht daher, warum in unsrer Analyse der Grundform des Kapitals, der Form, worin es die ökonomische Organisation der modernen Gesellschaft bestimmt, seine populären und .so zu B^en antediluviamüclien Gestalten, Handelskapital und Wucher- kapital, zunächst gänzlich unberücksichtigt bleiben.

Im eigentlichen Handelskapital ersciieint die Form G W G', kaufen um theurer zu verkaufen, am reinsten. Andrerseits geht seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulationssphäre vor. Da es aber umnöglich ist aus der Cirkulation selbst die Verwandluntr von Geld in Kapital, die Bildung von Mehrvterth zu erklären, er- scheint das Handelskapital unmöglich, sobald Aequivalente aus- getauscht werden daher nur ableitbar aus der doppelseitigen

Deätutt de Tracy, obgleich vielleicht weil Membre de i'infltitut, war tUDgekehrter ABnchtw Die industriellen Kapitalisten, sagt er, machen dadurch ihre Profite, dass „sie alles theurer verkaufen als es gekostet hat zu prodnciren. Und an wen verkaufen sie? Erstens an einander/'

(1. c. p. 239.)

**) ,X'4chsnge qnl se fait de deuxTaleurs Egales n'augmenteni nediminue

niasse des valeurs subsistantes dans la soci^t^. L'^chimge de dcux valeurs in('ca!t'S . . . iio clKiiige rien non p\m h la somnie des vulcurs Hocialo», bien

äu'il iijoute a la fortuue de l'uu cc qu'il üte de la fortune de raiitre." (.1. B. ay 1. 0. 1. 1, p. 4S4, 4S5.) Say, natflrlich unbekümmert um die Conseqnenxen dieses Satzes, entlehnt ihn zioiMlirli \\ irtlich den Phy i okraten. Die Art, ivu* er ihre zu seiner Zeit verscholleneii iSehriften zur Venuehuruiig seines eigenen „Werthea" auHgebeutet hat, zeige ff^lgendes Beispiel. Der .berühmteste'* Satz des Monsieur Say: „On n'achite des produits qu'avec des produits'* (1. c. t. II, p. 138) lautet im physiokrutisehen Original: „Les productions ne se paient qu'avec des productions/' ^^Le Troane 1. c. p.

"*) „Exchange confers no valne at all npon prodncts/' (F. Wayland: „The Elements of Pol. Econ. Boston 1853," p. 168.)

„Under the nüe of invariable eqmvalents commerce woold be impos»

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Uebervortheilung der kaufenden und verkaufenden Waarenprodu- centeo durch den sich parasitisch zwischen sif scliiüheadeii Kauf- mann. In diesem Sinn sagt Franklin: „Kneg ist Kaub, Handel ist Preiiert'i ^').' Soll die Verwerthung des Handelskapitals nicht aus blosser Prellerei der Waarenproducenten erklärt werden, so gehört dazu eine lange Reihe von Mitteli^lir lern, die hier, wo die Waarencirkulation und ihre einfachen Momente miare einzige Voraussetzung bilden, noch gänzlich fehlt.

Was vom Handelskapital, ^rilt noch mehr vom Wik Ii erkapital. Im TTandeiskapital sind die Mxtreme, das Geld, das auf den Markt geworfen und das vermehrte Geld, das dem Markt entzogen wird, weniorstens vermittelt durch Kauf und Verkauf, durch die Bewegung der Cirkulation. Im Wucherkapital isf die Form G W G' ab- gekürzt auf die unvermittelten Extreme G G', Geld, das sich gegen mehr Geld austauscht, eine der Natur des Geldes wider- sprechende und daher vom Standpunkt des Waarenaustausches un- erklärliche Form. Daher x4rLstoteles: „da die Chrematistik eine doppelte ist, die eine zum Handel, die andre zur Oekonomik ge- hörig, die letztere noth wendig und lobenswerth, die erstere auf die Cirkulation gegründet und mit Recht getadelt (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prellerei), so ist der Wucher mit vollstem Recht verhasst, weil das Geld selbst hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward. Denn für den Waarenaustausch oitstend es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. Daher auch seine Name {wÖKog Zins und Geborenes). Denn die Geborenen sind den Er- zeugern ähnlich. Der Zins aber ist Geld von Geld, so dass von allen Erwerbszweigen dieser der naturwidrigste^^)."

Wie das Handelskapital werden wir das zinstragende Kapital im Verlauf unsrer Untersuchung als abgeleitete Formen vorfinden und zugleich sehn, warum sie historisch vor der modernen Grund- form des Kapitals erscheinen.

Es hat sich gezeigt, dass der Mehrwerth nicht aus der Cirku- lation entspringen kann, bei seiner Bildung also etwas hinter ihrem

»ibhi." iG. Opdykc: „A Treatise on polit. Economy. New-York 1851," p. ^a.) .,Dem Unterschiede zwischen Eealwerth und Tauschwerth liegt eine Thalnoiie zu Gnmde nfimlich 6mm der Werth einer Sache Tenchieden ist von dem im Handel für sie gegebenen sogenannten Aequivalent, d. h. dass diess Aequivalent kein Aequivalent ist." (F. Engels 1. c. p. 96.)

Benjamin Franklin: Works, vol. II, edit. Sparks in: „i'ositions to be ezammed coDcerning National Wealth.*' **) Arist 1. c. e. 10.

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Rücken vorgehn muss, das in ihr selbst unsichtbar ist^*). Kann aber der Mehrwertb anders woher entapriniren als aus der Cirkn- lation? Die Cirkulation ist die Summe aller Waarenbeziehun":en der Waaieiiltesitzer. Ansserhfill) dcrsrllM'ii steht der Waarenbesitzer nur noch in Beziehung zu seiner t innen \\ aare. Was ihren Werth angeht, b^chriinkt sich das Verliii llriss darauf, dass sie ein nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gem^^ssenes Quantum seiner eignen Arbeit enthält. Diess Quantum Arbeit drückt sich aus in der Werthgrösse seiner Waare und da sich Werth i:^rosse in Rechen- geld darstellt, in einem Preise von z. B. 10 Pfd. iSt. Aber seine Arbeit stellt sich nicht dar im Werthe der Waare und einem Ueberschuss über ihrem eignen Werth, nicht in einem Preise von 10, der zugleich ein Preis von 11, nicht in einem Werth, der grosser als er selbst ist. Der Waarenbesitzer kann durch seine Arbeit Werthe bilden, aber keine sich verwcrthenden Werthe. Er kann den Werth einer Waare erhÖhn, indem er vorband nera Werth neuen Werth durch neue Arbeit zusetzt, z. B. aus Leder Stiefel macht. Derselbe Stoff hat jetzt mehr Werth, weil er ein grosseres ArbeiUquantum enthält. Der Stiefel hat daher mehr Werth als das Leder, aber der Werth des Leders ist geblieben, was er war. Er hat sich nicht Tarwerthet, nicht während der Stiefelfabrikation einen Mehrwerth angesetzt Es ist also unmöglich, dass der Waarenproducent aosserhalb der Girkulationssph&re, ohne mit andren Waarenbesitzern in Berührung zu treten, Werth Terwerthe und daher Geld oder Waare in Kapital verwandle.

Kapital kann also nicht aus der Cirkulation entspringen und es kann eben so wenig aus der Cirkulation nicht entq»ringen. Es mnss zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen.

Ein doppeltes Resultat hat sich also ergeben.

Die Verwandlung des Geldes in Kapital ist auf Ghrundlage dem Waarenaustaosch immanenter Qesetze zu entwickeln, so dass der Aostansch von Aequivalenten als Ausgangspunkt güt^^). Unser

„Profit, in the iisual condition of the market, is not made hy exchanjr- ing. Had it not existed before, neitber could it after that trau.saetiun. ' ^Kamsay 1. c. p. 184.)

^' Nacli der p-oj^ebcnon Auseinandersetzung versteht der Leser, dnss dit ss nur heiHbt: Die Kapital blMunj; muss möglich sein, auch wenn der W'aaren- preis gleich dem Waareuvvörth. Sie kann nicht au» der Abweichung der Waarenpreise von den Waarenwerthen erklftrt werden. Weichen die Preise von den Werthen wirklieb ab, so muss man sie cr^t auf die h>tzteren redti- ciren, d. h. von diesem Umstände als einem zuftllligen absehn, um das Phä- nomon K^>italbildaiig auf Grundlage des Waarenaustauschs reift Tor aich m haben und in seiner Beobachtung nicht durch st5ieiide und dem

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nor Doch als Eapitalisfcenraape Torliandner Gddbenteer muss die Waaren za ihrem Weräi kaufen, zu ihrem Werth verkaufen, und dennoch am Ende des Proceaeee mehr WerÜi herausziehn als er hineinwart Seine Schmetterlingsentfiiltang muss in der Oirktt- lattonssphSre nnd mnss nicht in der GirkahitioDssphäre Torgefan. Dies sind die Bedingungen des Problems. Hic Rhodus, hic salta!

3. Kauf und Verkauf der Arbeitskraft. Die Werthveränderung des Geldes, das sich in Kapital verwandeln soll, kann nicht an diesem Geld selbst vorgelin, denn als Kauf- mittel und als Zahlungsmittel realisirt es nur den Preis der Waare, die es kauft oder zahlt , während es, in seiner eignen Form ver» harrend, zum Petrefakt von gleichbleibender Werthgrösse erstarrt '*^). Eben so wenig kann die Verilnderung aus dem zweiten Cirkula* tionsakt, dem Wiederverkauf der Waare, entspringen^ denn dieser Akt verwandelt die Waare bloes aus der Naturalform zurück in die Geldform. Die Veränderung muss sich also zutragen mit der Waare, die im ersten Akt G W gekauft wird, aber nicht mit ihrem Werth, denn es werden Aequivalente ausgetauscht, die Waare wird zu ihrem Werthe bezahlt Die Veränderung kann also nur entspringen aus ihrem Gebrauchswerth als solchem, d. h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem Verbrauch einer Waare Werth herauszuaiehn, mttsste unser Geldbesitzer so glücklich sein, inner- halb der Cirkulationssph&re, auf dem Ifarkt, eine Waare zu ent- decken, deren Gebrauchswerth selbst die eigenthttmliche Beschaffen- heit besfisse, Quelle von Werth zu sein, dmu wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenstandlichung von Arbeit wäre, daher Werth- schöpfimg. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche

eigentlichen Verlauf fremde Nebenumstiinde verwirrt zu werden. Man weisa übrigens, dass diese Reduktion keineswegs eine blos8 wissenschaftliche Tro- cedar ist Die beständigen Oscillationen der Marktpreise, ihr Steigen und Sinken, kompfusiren ^irh heben aieh wechselseitig auf und reduciren sich selbst zum Durchschnittspreis als ihrer inneren Regel. Diese bildet den Leit- stern s. B. des Kaafmanns oder des Industriellen in jeder üntemehmung, die lAngereu Zeitraum umfaast. Er weiss also dass, eine längere Periode im Ganzen betrachtet, die Waaren wirklich weder unter, noch über, sondern zu ihrem Durchschnittspreis verkauft werden. Wäre interesseloses Denken also überhaupt sein Interesse, so mtlsste er sich das Problem der Xapital- bUdung so stellen: Wie kann Kapital entstehn bei der Reglung der Preise durch den Durchschnittspreis, d. h. in letzter Instanz durch den Werth der Waare? Ich sage „in letzter Instanz", weil die Durchschnitts- preise nicht direkt mit den werthgrössen der Waaren susammenMlen, wie A. Smith. "Ricardo u. s. w. glauben.

'•^ „In the form of mon y .... capital 18 productivo of uo profit." (Ricardo: Priuc. of Pol. Ecuu. p. 2ö7.)

Marx, K»piUl I. 9

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specifiache Waare ror dm ArbflitsvermSgeii oder die ArbeÜB*

kraft.

Uater Arbeiiskraft oder Arbeitsvermögen verstehen wir den In- begriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leib* lichkeitf der lebendigen Persönlickkeife eines Menschen existireo und die er in Bewegung aetst, so oft er Gebnuchswerthe irgend einer Art producirt.

Damit jedoch der OeldbesitEer die Arbeitskraft als Waare auf dem Markt vorfinde, müssen veisohiedne Bedingungen erfüllt sein. Der Waarenaustausch schliesst an und ftlr sich keine andren Ab- hi&ngigkeiisverhältnisse ein als die ans seiner eignen Natur ent- springenden, ünter dieser Voraussetzung kann die Arbeitskraft 1Ü8 Waare nnr auf dem Markt erscheinenf sofern und weil sie von ihrem eignen Besitzer, der Person, deren Arbeitskraft sie ist, als Waare feilgeboten oder verkauft wird. Damit ihr Besitzer sie als Waare verkaufe, muss er über sie verftlgen können, also freier Eigenthfimer seines ArbettsvermQgens, seiner Person sein^). .Er und der Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten^ln Yerhältmss zu einander als ebenbürtige Waarenbesitzer, nur da-^ durch unterschieden, dass der eine K&ufer, der andre Verkfiufier, beide also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses Yerhaltnisses erheischt, dass der Eigenthttmer der Arbeitskraft sie stets nur f&r bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein ftr alMnal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in emen SUaven, aus emrai Waarenbesitzer in eine Waare. Er als Person muss sich bestindig zu seiner Arbeitskraft als seinem Eigenthunl und daher seiner eignen Waare verhalten und das kann er nur/ so weit er sie dem Kftufer stets nur vorQb^gehead, für einen b^timmten Zeittermin, auT Verfügung stellt, zum Yerhnuch fiberlJisst, also durch ihre YerSusserung nicht auf sein Eigenthum an ihr verzichtet^.

*) InRealencyklopädien desklaasiscbenAlterthumB kann man den ünrinn lesen, dum in der antiken Welt das KapitaNv-rinig entwickelt war, «ausser daea der freie Arbeiter und das Kreditwesen feblt«n\ Auch Herr Mommsea in seiner «RSmieohen OeecKiehte* begeht ein quid qro qno Über andre.

Verschiedne Gesetzgebungen setzen daher ein Maxlmamf Qr den Arbeits- kontraktfest. Alle Gesetzbücher bei Völkern freieir Arbeit regeln Kündigungs- bedingongen des Kontrakt«. In verscbiednenliUidero, namentlich in Mexiko, (vor dem ameiikaniBchen Bttt^rkrteg andi in den von Mexiko losgeriiaenen Territorien, und der Sache nach bis zu Kusa's Umwälzung in den Donau- Provinzen) ist die Sklaverei unter der Form von Peonage versteckt. Durch Vorschüsse, die m Arbeit abzutragen, und sich von Generation zu Generation fortwaiseoi wizd nickt nnr der eiiuelne Arbeiter, sondern seine Esmille, tliat-

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Die zweite wesentliche Bedingung, damit der Geldbesitzer die Arbeitskraft auf dem Markt als Waare Torfinde, ist die, dass ihr Besitzer, statt Waaren verkaufen zu können, worin sich seine Arbeit rergegenständlicht hat, vielmehr seine Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Iieiblichkeit ezistirt, als Waare feil- bieten muss.

Damit Jemand Ton seiner Arbdtskraft miterschiedne Waaren ▼erkanfei muss er natOrlich Produktionsmittel besitzen, z, B. Hob* stoffe, Arbeitsinstromente u. s. w. Er kaon keine StiefeL macben ebne Leder. Er bedarf ausserdem Ld)easmitte1. Niemand« selbst kein Zakonflsmneikant, imnn ▼on Produkten der Znkunlt sehient also auch niefat Ton Gebtancfaswerthen, deren Pkodoktion noch anfertig, und wie am ersten Tag seiner Ersebeinung auf der Erd- bnbne, muss der Mensch noch jeden Tag konsumiren, bevor und wihrend er produciri Werden die Produkte als Waaren ptoÜu- eirt, 80 müssen sie Tsrkauft werden, nsdidem sie producirt sind und können die Bedlirfiusse des P^odnoenten erst nadi dem Yer- kauf befriedigen. Zur Produktionszeit k5mmt die ftr den Verkauf nOthige Zeit hinzu.

Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der Gddbesitaser also den freien Arbeiter auf dem Waarenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person Uber seine Arbeitskraft als seine Waare yerfugt, dass er andrerseits andre Waaren nicht txL verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen cur Verwirk* liehung seiner Arbeitskraft nötfaigen Sachen.

Die Fragen warum dieser freie Arbeiter ihm in der Gurkulations» sph&re gegenllbertritt, interesstrt den Geldbesitcer nicht, der den Arbeitsmarkt als eme besondre Abthmlung des Waarenmarkts vor* findet Ünd einstweilen interessirt sie uns eben so wenig. Wir halten theoretisch an der Thatsache fest, wie der GeldbesitBer praktisch. Eins jedoch ist klar. Die Natur produdrt nicht auf

sächlich das Eigenthum andrer Persunen und ihrer Familien, Juarez hatte diePeonage abgeschafit. Der sogenannte Kaiser Maximilian Ährte sie wieder ein durch ein Dekret, das im Kepräsentaatenhaue zu Washington treffend als Dekret zur Wie'lcroinftthrung der Sklaverei in Mexiko denuncirt ward. , Von meinen besondren körperlichen und geistigen Geschicklichkeiten und Möglichkeiten der ThitigkeiC kann idi . . . . eiaen In der Zeit heschfiDkCen Oebrauch an einen Andren Teciaaaenii weil sie nach dieser B^hränkung ein äusserlichea Verhältniss zu meiner Totalität und Allgemeinheit er- halten. Durch die Ver&usserung meiner ganzen durch die Arbeit kon- beton Zeit und der Totalität meiner Prodaktion wArde ich das Subetan- tlelle dcrnelben, meine allgemeine Thütigkeit und Wirklichkeit, meine Persönlichkeit zum Eigenthiim eines Andren machen.* Hegel: «Philo- sophie des Kechts. Berlin i640\ p. 104, §. 67.

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der mnm Seite Geld- oder Waarenbesitzer und auf der andren bloflse Besitzer der eignen Arbeitskräfte. Diess Verhältniss ist kein natargeschichtliches und eben so wenig ein gesellschaftliches, das allen Geschichtsperioden gemein wäre. Ks ist offenbar selbst das Resultat einer vorhergegangenen historisches Entwicklung, das Produkt vieler ökonomischen Umwälzungen, des Untergangs einer ganzen Reihe älterer Formationen der geseUscbaftlichen Produktion.

Auch die ökonomischen Kategorien, die wir früher betrachtet, tragen ihre geschichtliche Spur. Im Dasein des Produkts als Waare sind bestimmte historische Bedingungen eingehüUt. Um Waare zu werden, darf das Produkt nicht als unmittelbares Sub- sistenzmittel für den Prodacenten selbst producirt werden. Hätten wir weiter geforscht: Unter welchen Umständen nehmen alle oder nimmt auch nur die Mehrzahl der Produkte die Form der Waare an, 80 hatte sich gefunden, dass diess nur auf Grundlage einer ganz speciüschen, der kapitalistischen I^roduktionsweise, geschieht. Eine solche Untersuchung lag jedoch der Analyse der Waare fem. Waarenproduktion und Waarencirkulation können stattßnden, ob- gleich die weit überwiegende Prodnktenmaase, unmittelbar auf den Selbstbedarf gerichtet, sich nicht in Waare yerwandelt, der gesell- schaftliche Produktionsprocess also noch lange nicht in seiner ganzen Breite und Tiefe TOm Taoschwerth beherrscht ist Die Darstellung des Produkts als Waare bedingt eine so weit ent^ wickelte Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft, dass die Scheidung «wischen Gebranchswerth und Tauschwerth, die im un- mittelbaren Tauachhandel erst beginnt, bereits vollzogen ist Eine solche Entwicklungsstufe ist aber den geschichtlich Terschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen gemein.

Oder betrachten wir das Geld, so setst es eine gewisse Höhe des Waarenaustausches Toraus. Die besondren Geldformen, blosses Waarenfiqoivalent, oder Cirkulationsmittel, oder Zahlungsmittel, Schatz und Weltgeld, deuten, je nach dem yerschiednen Umfang und dem relatiTen Vorwiegen einer oder der andren Funktion, auf sehr Terschiedne Stufen des geseUscbaftüchen Ptoduktionsprocesses. Dennoch genügt erfithrungsmälsig eine relatiT schwach entwickelte Waarencirkulation zur Bildung aller dieser Formen. Anders mit dem Kapital. Seine historischen Existenzbedingungen sind durch- aus nicht da mit der Waaren- und Geldcirkulation. Es entsteht nur, wo der Besitzer Ton Produktions- und Lebensmitteln den freien Arbeiter als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf dem Markt

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vorfindet, und diese eine historische Bedingang iiiUBchlittSt eine Weltgeschichte. Das Kapital kündigt daher von fOTD. herein eine Epoche des gesellschaftlichen ProduküonsproceaseB an^^).

Diese eigenthümliche Waare, die Arbeitskraft, ist nun naher zu betrachten. Gleich allen andren Waaren besitzt sie einen Werth ^'). Wie wird er bestimmt?

Der Werth der Arbeitskraft, gleich dem jeder andren Waare, ist bestimmt durch die xur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spedfischen Artikek nothwendige Arbeitszeit Soweit sie Werth, reprfisentirt die Arbeitskraft sdbst nur ein bestimmtes Quantum in ihr TergegenstSndlichter gesellscbaftliclier Durehschnittsarbeit Die ArbeitBkraft existirt nur als Anlage des lebendigen Indiyi- duums. Ihre Pn>duktion setzt also seine Existenz voraus. Die Exi- stenz des Indinduums gegeben, besteht die Produktion der Arbeits^ kraft in seiner eignen Reproduktion oder Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer gewissen Summe von LeboDsmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft nothwen* dige Arbeitszeit Idst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel nothwendige Arbeitszeit, oder der Werth der Arbeits- kraft ist der Werth der zur Erhaltung ihres Besitzers nothwendigen I^ßbensmittel. Die Arbeitskraft verwirklicht sich jedoch nur durch ihre Aeusserung, betbätigt sich nur in der Arbeit Durch ihre Bethätigung, die Arbeit, wird aber ein bestimmtes Quantum von menschlichem Muskel, Nerv, Hirn u. s. w. verausgabt, das wieder ersetzt werden muss. Diese vermehrte Ausgabe bedingt eine ver- mehrte Einnahme'^. Wenn der EigenthOmer der Arbeitskraft heute gearbeitet hat, muss er denselben Process morgen unter d^- selben Bedingungen von Kraft und Gesundheit wiederholen können. Die Summe der Lebensmittel mnss also hinreichen, das arbeitende Individuum als arbeitendes Individuum in seinem pormalen Lebens^ zustand zu erhalten. Die natttrlichen Bedflrihisse selbst, wie Kah- mng, Kleidung, Heizung, Wohnung u. s. w. sind verschieden je

Waa also die kapitalistische Epoche charattcrisirt, ist dass die Arbeit:^- kraft ffir den Arbeiter selbi*t die Form einer ilun gehörigen Wnare, seine Arbeil daher die Form der Lohnarbeit erhall. Andrerseits verallgemeiuert sieh efst von diesem Augenblick die Waarenform der Arbeitsprcidukte.

,The Value or Worth of a man, is as of all other things, hi^ ] rice: that is to say, so niuch as would be given lor the uae of hiö power.' Th. Hobbeü: „Leviathan* in „Works edit. Moleaworth. London 1839 44,' V. III, p. 76.

"j Der altröraiHchc villicns. nls Wirthschafter an der Spitze der Ackerbau- sklaven, empfing daher, weil er leichtere Arbeit hat als die Knechte, knapperes Mals süs dieae.* Th. Monmuen: «BAto. Geschichte 1866»* p.StO.)

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nach den klimatischen und andren natürlichen EigenthünilirlikeitPTi eines Landes. Amlrerseits ist der Luitan^ s. g. nothwendiger Be- diirliiisse. wie die Art ihrer Befriedirrung, selbst ein historischos Produict und hängt daher grus^entiieiis von der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedmgungen, und daher mit w^lclien Gewohnliriten und Lebeus- ansprüchen die Klasse der Ireieii Arbeiter sich gebildet hat**). Ln Gegensatz zu den andren Waaren enthält also die Werthbestim- mung der Arbeitskraft ein historisches und moralisches Element. Vi\r ein bostimmtes Land, zu einer bestimmten Periode jedoch, ist der Durrhsrhiiitts-LTmkreis der noth wendigen L^^bensmittel gegeben.

Der Eigenthümer der Arbeitskraft ist sterblich. Soll also seine Erschpinnncr auf dem Markt eine kf)ntiiiuirliche sein, wie die kon- tinuirliche Verwaii lliifiL; von (tpM in Kapital voraussetzt, so rauss der Verkäufer der Arbeitskiiift sich verewigen, „wie jedes leben- dige Individuum sich verewigt, durch Fortpflanzung*'^)." Die durch Abnutzung und Tod dem Markt entzogenen Arbeitskräfte müssen zum allermindesten durch eine gleiche Zahl neuer Arbeitskräfte beständig ersetzt werden. Die Summe der zur Produktion der Arbeitskraft nothwendigen Lebensmittel schliesst also die Lebens- mittel der Ersatzmänner ein, d. h. der Kinder der Arbeiter, so dass sich diese Race eigenthümlicher Waiirenbesitzer auf dem Waarenraarkte yerewigt**).

Vm die allgemein menschliche Natur so zu modifidreii, daae aie Geschick und Fertigkeit in einem bestimmten Arbeitszweig erlaogti entwickelte und specifische Arbeitskraft wird, bedarf es emer be- stimmten Bildong oder Erziehang, welche ihrerseits eine grossere oder geringere Summe toh Waarenäquiyalenten kostet. Je nach dem mehr oder minder vermittelten Charakter der Arbeitskraft, sind ihre Bildungskosten verschieden. Diese Erlern ungskosten, verschwindend klein ftir die gewöhnliche Arbeitskraft, gehn also ein in den Umkreis der zu ihrer Produktion verausgabten Werthe.

Der Werth der Arbeitskraft löst sich auf in den Werth einer

**) Vgl. „Ovefpopolation and ito Bemedy. Lenden 1846'* von W. Tb.

niomton. •) Petty.

^ , Jte (labonr't) natural price . . . conauto in sneh a qaantity of neees- saries, and comforta of Ule, as, from the nature of the elimate, and tbc ha!iit^ <>r thf couiitry. are necesMuy to support the labourer, and to cnable hiin to rear such a tamily as may preserve, in the miu^ket, an undiminiabed supply of laboar/' B. Tonrens: »An Eaaay on the eztenuU Com Trade. London p. 68. Daa Wort Arbeit iteht hiar fllaehlioh ftir Arbettakralt

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bestimmten Summe von Lebensmitteln. Er wechselt daher auch mit dem Werth dieser Lebensmittel, d, h. der Gröflse der za ihrer Produktion erheischten Arbeitszeit.

Ein Theil der Lebensmittel , z. B. Nahrungsmittel, Heizungs> mittel u. s. w., werden taglich neu verzehrt, und müssen täglich neu eieetrt werden. Andre Lebensmittel, wie Eleider, Möbel u. & w. ▼erbmuchen sich in Ifingeren Zeitranmeo, und smd daher nur in längeren ZeitrSmnen su ersetzen. Waaren einer Art müssen tag- lich, andre wöchentlich, vierteljährlich o. s. f . gekauft oder ge* zahlt werden. Wie sich die Summe dieser Ausgaben aber immer während eines Jahres z. B. vertheilen möge, sie muss gedeckt sein durch die Durchschnifctseinnahme Tag ein, Tag aus. Wäre die Mntmn der täglich zur Produktion der Arbeitskraft erheischten Waaren = A, die der wöchentlich erheischten = B, die der viertel- jahrlich erheischten » C s. w., so wäre der tägliche Durch- schnitt dieser Waaren = 865 A -I- 62 B + 4 C + ^' s- w.

865

Gesetzt in dieser für den Durcbschnitts-Tag ndtbigen Waarenmasse steckten 6 Stunden g^ellschaftl icher Arbeit, so Tergegenständlicht sich in der Arbeitskraft täglich ein halber Tag gesellschafllicher Dnrchschnittsarbeit, oder ein halber Arbeitstag ist zur täglichen Ftodaktion der Arbeitskraft erheischt Diess zu ihrer täglichen Produktion erheischte Arbeitsqoantum bildet den Tageswerth der Arbeitelrraft, oder den Werth der täglich reproducirten Arbeits- kraft Wenn sich ein halber Tag gesellschaftlicher Durchschnitts- arbeit eben&lls in einer Cbldmasse tou 8 sL oder einem Thaler darstellt, so ist Ein Thaler der dem Tageswerth der Arbeitskraft entsprechende Preis. Bietet der Besitser der Arbeitskraft sie feil f&r Einen Thaler täglich, so ist ihr Yerkan&preis gleich ihrem Werth und, nach unarer Ymussetzung, zahlt der auf Verwandlung seiner Thaler in Kapital erpidite Geldbesitzer diesen Werth.

Die letzte Grenze oder Minimalgrenze des Weräis der Arbeits- kraft wird gebildet durch den Wurth einer Waarenmasse, ohne deren tägliche Zufuhr der Trager der Arbeitskraft, der Mensch, seinen Lebeosprocess nicht erneuern kann, also durch den Werth der physisch unentbehrlichen Lebensmittel Sinkt der Preis der ArbeitBkraft auf dieees Minimum, so sinkt er unter ihren Werth, denn sie kann sich so nur in TerkQmmerter Form erhalten und entwickefai. Der Werth jeder Waare ist aber bestimmt durch die Arbeitszeit, erfordert um sie in normaler Güte zu liefern.

Es ist «ne ausserordentlich wohlfeüe Sentimentalit&t, diese aus

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der Natur der Sache fliessende Werthbestimniuiig der Arbpitskraft grob zu finden und etwa mit Rossi zu jammern: „Das Arbeitsver- mögen (puissance dp travail) befreiten, während man von den Sub- sistenzmittelri der Arbeit während des Produktionsprocessps abstra- hirt, heisöt ein Hirngespinnst fntre de raison) begreiten. Wer Arbeit sagt, wer Arbeitsvermögen sagt, sagt zugleich Arbeiter und Subsistenzmittei, Arbeiter und Arbeitslohn*")." Wer Arbeits- vermögen sagt, sagt niclit Arbeit, so wenig als wer Verdau- img8vernir>Li:en sagt, Verdauen sntrt Zum letztren Process ist be- kanntlich mehr als ein guter Magen erforderlich. Wer Arbeitsver- mögen sagt, abstrahirt niclit von den zu si ir.f r Subsistenz noth- wendigen Lebensmitteln. Ihr Werth ist viehnehr ausgedrückt in seinem Werth. Wird es nicht verkauft, so nützt es dem Arbeiter nichts, so empfindet er es vielmehr als eine grnnsRnie Naturnntli- wendigkoit, dass sein Arlieitsvermögen ein behtimnites (Quantum Subsistenzmittei zu seint^r Produktion erheischt hat unrl stets wie- der von neuem zu seiner Keproduktion erheischt. Er entdeckt dann mit Sismondi: ,das Arbeitsvermögen .... ist Nichts, weon es nicht verkauft wnrd •**)."

Die eigenthümliche Natur dieser specifischen Waare, der Arbeits- kraft, bringt es mit sich, dass mit der Abschliessung des Kontrakts zwischen Käufer und Verkäufer ihr Gebrauchswerth noch nicht wirklich in die Hand des Käufers tibergegangen ist. Ihr Werth, gleich dem jeder andren Waare, war bestimmt, bevor sie in die Cirkulation trat, denn ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeit ward zur Produktion der Arbeitskraft verausgabt, aber ihr Gebrauchswerth besteht erst in der nachträglichen KiaftäiuMMnmg. Die Veranaserung der Kraft und ihre wirkliche Aeusserung, d. h. ihr Dasein als Gebrauchs wertb, fallen daher der Zeit nach aus einander. Bei solchen Waaron aber**), wo die formelle Veräusse- rung des Gebrauchswerths durch den Verkauf und seine wirkliche Ueberlassung an den Käufer der Zeit nach auseinander fallen, fnnktionirt das Geld des K&ufers meist als ZahlongsmitteL In

Bosai: ..Oonrs d'Eeon. Polit. Bnixelles 1842**, p. 870. **) Sismondi: „Nouv. Princ. etc.'*, t. 1. p. 112.

^ „AU laboor is paid, after it häs ceased.'' (i;An Inquiry iato those Principles respecting th« Nature of Demand et&'*, p. 104). „Le crMlt commercial a commencer au moment oii Touvrier, premier artisan de la profbiction , n y^n , au nioyen de sp« ^conomir^? Rttendre le salaire de 8011 iravaii juHt^uu iu üu de la aemaiue, de la uumzume, du mois, du trimestre etc." (Ch, Ganilh: »Des Svsttaies de TEcon. Polit. 26me edit. Paris 1821/* t. I, p. 150).

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allen Ländern kapitalistischer Produktionsweise wird die Arbeita- kraft erst gezahlt, nachdem sie bereits während des im Kaufkon- trakt festgesetzten Terrains funktionirt hat, z. B. am Ende jeder Woche. Ueberau schiesst daher der Arbeiter dem Kapitalisten den Qebraachswerih der Arbeitskraft vor; er lasst sie vom Käufer konsumiren, bevor er ihren Preis bezahlt erhält, überall kreditirt daher der Arbeiter dem Kapitalisten. Dass dies Kreditiren kein leerer Wahn ist, zeigt nicht nur der gelegentliche Yerlufit des kreditirten Lohns l^eim Bankerott des Kapitalisten^), sondern auch eine Reihe mehr nachhaltiger Wirkungen*^). Indess ftndert es an

'^1 ,,T/ouvrier pröte son Industrie", aber setzt Storch schlau hinzu: er „riskirt nichts" ausser „de perdre son Huluire . . . l'ouvrier ne transmet rien de mat^riel." (Storch: „Cours d'Ecou. Polit. Pötersbourg 1815," t. II. p. 87.)

Ein Beispiel. In London existiren zweierlei Sorten von Bäckern, die „füll prioed", die das Brod zu «einem vollen Werthe verkaufen, uikI flie „undersellers", die es unter diesem Werthe verkaufen. Letztere Klasse bildet über der Gesammtzahl der Bäcker, (d. XXXII im „Report" des Regierungs- kommiMairs H. 8. Tremenheere über die „Grievances complained of by the journeymen bakors etc. London 18n2."l Diej<e undersellers verkaufen, fast ausnahmslos, Brod, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaun, Seife, Perlasche, Kalk, Derbysbire Steinmehl und ähnlichen angenehmen, nahrhaften und gesunden Ingrcclienzien. (Sieh das oben citirte Blaubuch, ebenso den Bericht des ,,Committee of 1855 on the Adulteration of Bread" umi Dr. I Lissjiirs: „Adulterations Detected." 2nd edit. London 1862.) Öir John Gordon er- klftrte vor dem Oomite yon 1855, dass, „in Folge dieser lUachungen der Arme, der von zwei Pfund Brot täglich lebt, jetzt nicht den vierten Theil des Nahningsstoffe.s wirklich erhalt, abgesehn von den schädlichen Wirkungen auf seine Gesundheit." Als Grund, warum „ein sehr grosser Theil der Ar- beiterklajsse, obgleich wohlunterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl etc. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (1 c. p XLVnT) an, dass es für sie „ein Ding der Nothwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler's shop das Brod zu nehmen, wie man es ihnen zu geben be- liebt." Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch „das während der Woche von ihren Familien verzehrte Brod erst Ende der Woche zahlen'*; und, fügt Tremenheere mit Anführung der Zeugenaussagen hinzu : „es ist notorisch, dass mit solchen Mixturen bereitetes Brod ezpress für diese Art Kunden gemacht wird." („It is notorius that hread composed of those raixtures, is made expressiv for sale in this manner.'* In vielen englischen Agrikuiturdistrikteu faber noch mehr in schottischen] wird der ArMtdohn ^ensehntägig und setbat monatlich ffesahlt. Mit diesen langen Zahlungsfristen mussder Agrikultorarbeiter seine Waaren aufKredit kaufen . . . Er hat höhere Preise zu zahlen und ist thatsächlich an die Boutiijue ge- bunden, die ihm pumot. So kostet ihm z. B. zu Uorniugsham in Wilts, wo die Löhnung monatlicB, dassdbe Mehl 2 sh. 4 d. per stone, das er sonstwo mit 1 sh, 10 d. zahlt." („Sixth Report" on „Public Health" by „The Medi- cal Ofticer of the Privy Council etc. 1864", p. 264.) ,.I)i<' Kattun-Handdrucker von Paisley und Kilmarnock (Westschottlaud) erzwangen 1853 durch einen Strike die Herabsetzung des Zahlungstermins von einem Monat auf 14 Tage." („Reports of the Inspectors of Faktories for Bist Oct. 1853", p. 34.) Als eine weitere artige Entwicklung des Kredits, den der Arbeiter dem Kapita- listen gibt, kann man die Methode vieler englischer Kohlenbergwerksbesitzer

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der Natur des Waarenaustansclies selbst nichts, ob das Geld als Kaufmittel oder als ZahhiiiLisiinttel funktionirt Der Preis der Arbeitskraft ist kontraktlich iestgosestzt, obgkicii er erst hinterher realisirt wird, wie der Miethpreis ei^e^^ Hauses. Die Arbeitskraft ist verkauft, obgleich sie erst hinterher be/;ililt wird. Für die n iiie AutiassLing des Verhältnisses ist es jedoch nützhch, einst- weilen vorauszusetzen, dass (irr Besitzer , der Arbeitskraft mit ihrem Verkauf jedesmal auch sogleich den kontraktlich stipulirten Preis erhält

Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werths, welcher deni Besitzer dieser eigenthümlichen Waare, der Arbeits- kraft, vom Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswerth, den letztrer seinerseits im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirk- lichen Verbrauch, nu Konsumtionsprocess der Arbeitskraft. Alle zu diesem Process nüthigeu Dingr. wie Rohmaterial u. s. w., kauft der Geldbesitzer auf rlem Waarenmarkt und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprocess der Arbeitskraft ist zutrleich der Produktionsprocess von Waare und von Mehrwerth, Die Konsum- tion der Arbeitskralt, gleich der Konsumtion jeder andren Waare, vollzieht sich ausserhalb des Markts oder der Cirkulationssphare. Diese geräuschvolle, auf der Oberfläche hausende und Aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgne Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: No ad- mittance except on business. Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das Kapital producirt, sondern auch wie man es selbst producirt, das Kapital Das Geheimniss der Plusmacherei muas sich endlich enthüllen.

Die Sphäre der Cirkulation oder des Waarenaustausches, inner- halb deien Schranken Kauf and Verkauf der Arbeitskraft sicli be- wegt, war in der That ein wahres Eden der angebornen Meuschoi- rechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, £ig^- thum, und Bentham. Freiheit! denn Käufer und Verkäufer einer Waaie, z. B. der Arbeitskraft^ sind nur durch ihren freien Willen

lictrnchten, wonach der Arbeiter erst Kn lo dos Monats bezahlt wird, und m der Zwischenzeit Vorschüääe vom KopiUilisteu erhält, oft iu Waaren, die er über ihren Marktpreis zahlen muss (Trucksystem). , Jt is a common prac- tioe with the coal masters to pay onoe a month, and advance caah to their workmrn at the cnd of each intermediate weck. The easb h given in the Shop (nämlich dem tommy-shop oder dem Meister t>elbät gehörigen Kram- laden) ; the men take xt ob ene arae aad lay it out on the other/' (,,Ohildt«D's EmplojmsDt Commistion, HL Report Lond. 1864^, ^ 88, n. 192.)

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bestimmt. Sie kontrahiren als freie, rechtlich ebenbürtige Perso* neu. Der Kootiakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsansdruck geben. Gleichheit! Denn sie besiehen sich nur als Waarcnbesitzer auf einander und tauschen Aequiyalent für Aequivalent Eigenthum 1 Denn jeder verfügt nur ftbcör das Seine. Bentham! Denn jedem yon den beiden ist es nur um sich zu thun. Die einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältniss bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sonder- ▼ortheils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur füt sich nnd keiner für den andren kehrt, Yollbringen alle, in Folge einer prästabilirten Harmonie der Dinge, oder unier den Auspicien einer allpfiffigen Vorsehnng, nur das Werk ihres wechselseitigen Yortheils, des Gemeinnntsens, des Gesanmitinteresses.

Beim Scheiden ^n dieser Sphäre der einfachen Cirkulation oder des Waarenanstausches^ worans der Freihändler vnlgaris Anschan- ungeot Begnife cmd Mafssfaib ftr sein UrtheÜ Uber die Gesellscbaft des Eapitsls nnd der Lohnarbeit entlehnt, Tsrwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie nnsrer dramatis per- sonae. Der ehemalige Geldbesitier sdireitet voran als Eapitdist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der Eine bedentoDgSToU schmnnielnd nnd geschafteeürig, der Andre sehen, widentrebsam, wie Jemand, der sdne eigne Hant an Merkt getragen nnd nnn nichts andres au erwarten hat als die Garberei

Dritter Abschnitt Die Produktion des absoluten Melirwertli8*

Fünftes Kapitel. Arbeltsprocess mid Terwerfhungsproeess.

1) Arbeitsprocess.

Dar Gebranch der Arbeitskiaft ist die Arbeit selbst. Der Kaufer der Arbettikraft konsnmirt sie, indem er ihren VerkSufor arbeiten lisBt Letatrer wird hierdurch aetn sich beihätigendd Arbeitskraft, Arbeiter, was er frtther nnr potentia war. Um seine Arbeit in Waaien daixostalkn, mnss er sie vor sllem in Gebranchswerthen darstellen, Sachen, die zur Befinedigung von BedQrfiussen irgend

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einer Art dienen. Es ist also ein besondrer Gebi ain liswertli. «in bestimmter Artikel, den der Kapitelist vom Arbeiter anfertigen lässt. Die Produktion von Gebraucliswerthen, oder Giitern, ändert ihre allgemeine Natur nicht dadurch, dass sie für den Kapitalisten und unter seiner Kontrole vorgeht. Der Arbeitsprocess ist daher zunächst unabhängig von jeder bestimmten gesellfichafÜichen Form zu betrachten.

Die Arbeit ist zunächst ein Process zwischen Mensch und Xatur, ein Process, worin der Mensch seinen Stoü'wechsel mit der Natur durch seine eigne That yerraittelt, regelt und kontrolirt. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Farm anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur ausser ihm wirkt und sie verändert, reränderi er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäfsigkeit. Wir haben es hier nicht mit den ersten thierartig instinktmärsigen Formen der Arbeit zu thun. Dem Zustand, worin der Arbeiter als Verkäufer seiner eignen Arbeitskraft auf dem Waarenmarkt auftritt, ist in urzeitlichen Hintergrund der Zustand entrückt, worin die menschliche Arbeit ihre erste instinktartige Form noch nicht abgestreift hatte. Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin sie dem Menschen ausschüesshch angehört. Eine Spinne verrichtet Operationen, die denen des Webers ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber Ton vorn herein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bcTor er sie in Wachs baut Am Ende des Ajrbeitsprocesses kommt ein T^esultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. Nicht dass er nur eine Form Veränderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiss, der die Art und Weise seines Thuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muss. Und diese Unter- ordnung ist kein Tereinzelter Akt. Ausser der Anstrengung der Ozgane, die arbeiten, ist der zweckmalsige Wille^ der sic^ als Aufinerksamkeit äussert, fttr die ganze Dauer der Arbd,t erheischt, und um so mehr^ je veniger sie durch den eignen Inhalt und die Art und Weise ihrer Ausftthrung den Arbeiter mit sich fortreissti

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je weniger er sie daher ab Spiel eeiner eignen kdzperlicben nnd geistigezi KiSfle genieast.

Die em&chen Momente des ArbeitaproeesBes sind die zweck- mSlmge Th&tigkeit oder die Arbeit aelbät, ibr Gegenstand und ibr lütteL

Die Erde (worunter dkonomiecb aach das Wasser einbegriffen), wie sie den Menseben uisprfinglicb mit Proviant» feriagen Lebens- mittehi ansrOstet^), findet sieb obne sein Zutbnn als der allgemeine Gegenstand der menscblicben Arbeit vor. Alle Dinge, welcbe die Arbeit nur von ibrem unmittelbBren Zusammeolttng mit dem Erdganzen loslöst« sind von Natur vorgefundne ArbeitsgegenstSode. So der Fiscb, der von seinem Lebenselement, dem Wssser, ge- trennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefallt, das Erz, das aus seiner Ader lo^gebrocben wird. Ist der Arbeitsgegen» stand dagegen selbst schon sozusagen dnieb Mbere Arbeit filtrirt, so nennen wir üm RohmateriaL Z. B. das bereits losge- brochene Erz, das nun ausgewaschen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegensiand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Roh- materiaL Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstaad nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung er&hren bat

Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt, und die ihm als Leiter seiner Thatigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andre Dinge, seinem Zweck gemSls, wirken zu lassen*). Der Gegenstand, dessen sieb der Arbeiter unmittelbar bemSchtigt abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebensmittel, dar F^Qdite s. 6., wobei seine eignen Leibesorgane allein als Arbeitsmittel dienen ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das ArbeitsmitteL So wird das NatOrlidie selbst zum Organ seiner Thätigkeit, ein Organ, das er seinen eignen Leibesorganen hinzufügt, seine natttrlidie Gestalt

„The earth's spontaneoiiB prodnctionfl being in amall quantity, and

quito iudt'pendent of man, appenr, ns it wcre, to be fnrnislied by nature, in tbe same way as a small 8um is xi^en to a young man, in order to put him in a way of industry, and of making bis fortime." (Jamea Sten-

nrt : „Principles of Polit. Econ. edit. Dublin 1770,** v. I p. 116.)

„Dip Vernunft ist eben so listig: als mächtig. Hip List besteht über- haupt in der vermittelnden Thätigkeit, welche, lutieui Hie die Objekte ihrer eigenen Natur gem&fs auf einander einwirken und sich an einander

abarbeiten irrest, ohne »icli im mittelbar in diesen Process einzumischen, gleichwohl nur ihren Zweck zur Aufführung bringt." (Megel: „Ency- klopadie. Erster Theil. Die Logik. Berlin li>4Ü," p. 382.)

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▼erlängernd, trotz der Bibel Wie die Erde seme ursia>üngliche / Proyiantkammer, ist f^ie sein ursprönglichea Anenal von Arbeits- mitteln. Sie liefert ihm z. B. den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet a. 8. w. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch za ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine schon re- lativ hohe Entwicklang der Arbeitskraft voraus^). Sobald ttber- haupt der Arbeitsprocess nur einigermafsen entwickelt ist, bedarf er bereits bearbeiteter Arbeitsmittel. In den ältesten Menscheii* höhlen finden wir Stein werksenge und Steinwaffen. Neben bear- beitetem Stein, Holz, Knochen und Muscheln spielt im Anfang der Menschengeechichte das L^pzähmte, also selbst schon durch Arbeit Teränderte, gezüchtete Thier die Hauptrolle als Arbeitsmittel*). Der Gebrauch und die Schöpfung TOn Arbeitsmitteln, obgleich im Keim schon gewissen Thierarten eigen, charakterisiren den speci- fisch menschlichen Arbeitsprocess und Franklin definirt daher den Menschen als ,,a toolniaking animal", ein Werkzeuge fabriciren- des Thier. Dieselbe Wichtigkeit, welche der Bau von Knochea» leliquien für die Erkenntniss der Organisation untergegangner Thier- gesdilechter, haben Reliquien von Arbeitsmitteln für die Beurthei- lang untei^^angner ökonomischer Gesellschaftsformationen. Nicht was genuMsht wird, eondm wie, mit welchen Arbeitemitteln gemacht wird, nnterscheidet die ökonomischen Epochen*). Die Arbeits- mittel sind nicht nur Gradmeeser der Entwicklung der mmeh* liehen Arbeitskraft, sondern audi Anieiger der geseUschaftlichea VerhSltnisse, worin ffearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten die mechanischen Arbettanuttel, deren Geeammtheit nmi das Knochen- und Muskdsystem der Produktion nennen kann, Tid entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftlichen Fkoduktionsepoche, als solche Arbeitsmittel, die nur au Behftltem des Arbeiisgegenstaades dienen, und deren Gesammtheit ganz all» gemein als das Gefitesjstem der Produktion bezeichnet werden kann, wie z. B. Röhren, Fässer, Körbe, KrOge u. s. w. Erst in

*) In der sonst elenden Behrift: „Theorie de l'^n. Polit. Paris 181<>*.

zählt Ganilh den Ph^iokraten gegenüber tr^Mid die grosse Reihe von Arbeitoprocessen Mm, welche die VoraoasetBOBg der eigentlichen Agri-

kaltur bilden.

*) In den „Räflexiona sur la Formation et la Distribution des BicheMSS**

(1766) entwickelt Turgot gut die IVichtigkeit des gedhmten Thiers fAr die AnfäTjjre der Kultur.

^) V'ou allen Waareu sind eigentliche Luxuswaaren die unbedeutendsten fftr die technologische Vergleiehung TerMhiedner Produktioniepoolien.

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der chemischen Fabrikation spielen sie eine bedeatnngsToUe Bolle»*).

Im heitren Sinn zahlt der Arbeiteproeees unter seine Mittel ausser den Dingen, welche die Wirkung der Arbeit auf ihren Gegenstand Temdtteln, nnd daher in einer oder der andren Weise als Leiter der Thfittgkeit dienen, alle gegenstindliehen Bedingungen, die ftberhanpt erheischt sind, damit der Process stattfinde. 8ie gehn nicht direkt in ihn ein, aber er kann ohne sie gar nicht oder nnr onToUkommen Torgehn. Das aUgemeine Arbeitsmittel dieser Art ist wieder die Erde selbst, denn sie gibt dem Arbeiter den locQS standi mid seanem Process den Wirknngsramn (field of em- ployment). Dnreh die Arbeit schon Termittelte Arbeitsmittel die- ser Art sind z. B. Arbeitsgebäade, EanSle, Strassen u. s. w.

Im Arbeitstsrocess bewirkt also die ThStigkeit des Menschen durch das Arbeitsmittel eine Ton Tom herein bezweckte Verftnde- rong des Arbeitsgegenstandes. Der Process erlischt im Produkt Sein Produkt ist ein Gebiaachswerth, ein dnrch FormverSnderung menschlichen Bedfkrfhissen angeeigneter Natiufstolf. Die Arbeit hat sich mit ihrem Gegenstand Tcrbnnden. Sie ist vergegenstind* lidit nnd der Gegenstand ist verarbeitet Was auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Pro- dukts. Er hat gesponnen und das Produkt ist ein Gespinnst

Betrachtet man den ganzen Process vom Standpunkt seines Be- sultatB, des Produkts, so erscheinen beide, Arbeitsmittel und Arbeits* gegenstsad, als Produktionsmittd^ nnd die Arbeit selbst als pro- duktive Arbeit^.

Wenn ein Gebraucbswerth als Produkt ans dem Arbeitsprocess herauskommt, gehn andre Gebrauchswerthe, Produkte frtihrer ArfoeitBprooesse, als Produktionsmittel in ihn ein. Derselbe Ge-

**) Note zur 2. Auag. So wenig die bisherige GeschiciiUtichreibuug die EatwicUung der materiellen Produktion, also die Grundlage alles gesell- aebaftlichen Lebens und daher aller wirklichen Geschichte kennt, hat man wenigstens diV vorhistorische Zeit auf Grundlage OHturwiftHenschsiftlieher, nicht 60g. hiittorischer Forschungen, nach dem Material der Werkzeuge und Waffen ia Steinalter, BronsMher nnd Bisenalter abgetheilt.

") Es scheint paradox z. B. den Fiich, der noch nicht gefangen ist, ein Produktionsmittel für den Fischfang zu nennen. Bisher ist aber noch nioät die Kunst erfunden, Fische in Gewässern zu fangen, in denen sie eich nieht Torfinden.

^ DieHc Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt dee einfachen Arbeitsprocesses ergibt, reidit Iceineswegs liin für den kapitalistischen Produktiunaprocess.

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brauchswerth, der das Produkt dieser, bildet das Produktionsmittel jener Arbeite Produkte sind daher nicht nur Resultat, eoodem zu- gleich Bedingung des Arbeitsprocesses.

Mit Ausnahme der extraktiven Industrie, die ihren Arbeitsgegen- stand von Natur Torfindet, wie Bergbau, Jagd, Fischfang u. s. w., (der Ackerbau nur, soweit er in erster Instanz die jungfiräuliche Erde selbst aufbricht), behandeln alle Industriezweige einen Gegen- stand, der Rohmaterial, d. h. bereits durch die Arbeit filtrirter Arbeitsgegenstand, selbst schon Arbeitsprodukt ist. So z. B. der Samen in der Agrikultur. Thiere und Pflanzen, die man als Na- turprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte viel- leicht der Arbeit vom Torigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen, unter mensch- licher Kontrole, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Um- wandlung. Was aber die Arbeitsmittel insbesondere betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehrzahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit.

Pas Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden, oder nur als Hulfssioff in seine Bildung eingehn. Der Htilfsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumirt, wie Kohle von der Dampf- maechine, Oel vom Bade, Heu vom Zugpferd, oder dem Rohmaterial zugesetzt, um darin eine stoffliche Veränderung zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstatzt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals yerwandte Stoffe. Der ünterschied zwischen Hauptrtoff und HoHastoff ver- schwimmt in der eigentlich chemischen Fabrikation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint').

Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitst und daher ver- sohiedner Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr vetschiedner Arbeitsprocesse bilden. Eom z. B. ist Rohmaterial für Mflller, Stitrkefabrikant, Destillateur, Viehzüch- ter u. s. w. Es wird Rohmaterial seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein.

Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprocess als Arbeits- mittel und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z. B. wo das

*j Storch unterscheidet das eigentliche Rohmaterial als „matifere" von den Uülfsstofien als „mat^riaux"; Cherbuliez bezeichnet die Hüifsstofie als „matitew iBttramentales".

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Yifih, das bearbeitete Robmaterial, augleicb Mittel der Dünger- bereitnng ist

Em Produkt, das in einer für die Konsamtion fertigen Form existurt, kann toh neuem zum Rohmaterial eines andren Produkts werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder die Arbeit entUsst ihr Produkt in Formen, worin es nur wieder als Rohmaterial brauchbar ist Rohmaterial in diesem Zustand heisst Halb&brikat und hiesse besser Stufenfabrikat, wie z. B. Baumwolle, Faden, Garn u. s. w. Obgleich selbst schon Produkt, mag das ursprüngliche Rohmaterial eine ganze StaiSel Yeischiedner Processe zu durchlaufen haben, worin es in stets verftnderter Gestalt stets Ton neuem als Rohniaterial funktionirt bis zum letzten Arbeits- prooeas, der es als fertiges Lebensmittel oder fertiges Arbeitsmittel ▼on sich abstOsst

Man sieht: ob ein Gebrauchs werth als Rohmaterial, Arbeits- mittel oder Produkt erscheint, hangt ganz und gar ab von seiner bestimmten Funktion im Arbeitsprocesse, von der Stelle, die er in ihm einnimmt, und mit dem Wechsel dieser Stelle wechseln jene Bestimmungen.

Durch ihren Eintritt alsPlroduktionsmittel in neue Arbeitsprocesse verlieren Produkte daher den Charakter des Produkts. Sie funktio- niren nur noch als gegenstSndliche Faktoren der lebendigen Arbeit Der Spinner behandät die Spindel nur als Mittel womit den Flachs nur als Gegenstand, den er spinnt Allerdings kann man nicht spinnen ohne Spinnmaterial und Spindel Das Vorhandensein dieses Produkts ist Äher vorausgesetzt beim Beginn des Spinnou. In diesem Process selbst aber ist es eben so gleichgültig, dass Fladis und Spindel Produkte vergangner Arbeit sind, wie ee im Akt der EmShrung gleichgültig ist^ dass Brod das Produkt der vergangnen Arbeiten von Bauer, Mttll«r, Bficker u. s. w. Ümgekehrt Maäien Produktionsmittel im Arbeitsprocess ihren Charakter als Produkte vergangner Arbeit geltend, so durch ihre MSngeL Ein Messer, das nicht schneidet, Garn, das beständig zerreisst u. s. w., erinnern leb- haft an Messerschmied A und Garnwichser £. Im gelungnen Pro- dukt ist die Vermittlung seiner Gebrauchseigenschaften durch ver- gangne Arbeit ausgelöscht

Eine Maschine, die nicht im Arbeitsprocess dient, ist nutzlos. Ausserdem verfallt sie der zerstörenden Gewalt des natürlichen Stoffwechsels. Das Eisen verrostet, das Holz verfault. Garn, das nicht verwebt oder verstrickt M'ird, ist venlorbne Baumwolle. Die lebendige Arbeit muss diese Dinge ergreifen, sie von den Todteii

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erwecken, sie aus nur möglichen in wirkliche und wirkende Ge- brauchs werthe verwandeln. Vom Feuer der Arbeit beleckt» als Leiber derselben angeeignet, zu ihren begrifis- und bero&m&isigen Funktionen im Process begeistet, werden sie zwar auch verzehrt, aber zweck voll, als Bildungselemente neuer Gebrauchs werthe, neaer Produkte, die fähig sind als Lebensmittel ia die individuelle Kon- sumtion oder als Produktionsmittel in neuen Arbeitsprooess ein- zugehn.

Wenn also vorhandne Produkte nicht nur Resultate, sondern auch Existenzbedingungen des Arbeitsprocesses sind, ist andrerseits ihr Hineinwerfen in ihn, also ihr Kontakt mit lebendiger Arbeit, das einzige Mittel am diese Produkte vergangner Arbeit als Ge- brauchs werthe zu erhalten und zu verwirklichen.

Die Arbeit verbraucht ihre stofflichen Elemente, ihren Gegen- stand und ihr Mittel, verspeist dieselben, und ist also Konsumtions- prooess. Diese produktive Konsumtion unterscheidet sich dadurch von der individuellen Konsumtion, dass letztere die Produkte als Lebensmittel des lebendigen Individuums, erstere sie als Lebens- mittel der Arbeit, seiner sich bethätigenden Arbeitskraft, veraehrt. Das Produkt der individuellen Konsumtion ist daher der Konsument selbst, das Resultat der produktiven Konsumtion ein vom Konsu- menten unterschiednes Produkt.

Sofern ihr Mittel und ihr Gegenstand selbst schon Produkte sind, verzehrt die Arbeit Produkte um Produkte zu scbajBTen oder vernutzt Produkte als Produktionsmittel von Produkten. Wie der Arbeitsprooess aber ursprQn^eh nur zwischen dem Menschen und der ohne sein Znthun vorhandnen Erde vorgeht, dienen in ihm immer noch auch soldie Produktionsmittel, die von Natur vor- handen, keine Verbindung von NatorstofF und menschlicher Arbeit daistetten.

Der Arbeitsprocess, wie wir ihn in seinen ein&cben undahetrakten Momenten dargestellt haben, ist zweckmalhige Thatigkeit zur Her- steilung von Gebranchswerthen, Aneignung des Natürlichen ftj menachlicbe Bedfirfnisse, allgemeine Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, ewige Naturbedingung des mensch- lichen Lebens und daher unabhängig von jeder Form dieses Lebens, vielmehr allen seinen Gesellsehaftifonnen gleich gemeinsam. Wir hatten daher nicht nöthig, den Arbeiter im Verh&ltniss zu andren Arbeitern darzusteUen. Der Mensch und seine Arbeit auf der einen, die Natur und ihre Stoffe auf der andren Seite, genfigten. So wenig man dem Weizen anschmeckt, wer ihn gebaut hat, so wenig siebt

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Dum diesem IVocess an, unter welchen Bedingungen er vorgeht^ ob nnier der brutalen Peitsche des SklaTenanfrehers oder nnter dem fiogsÜichen Auge des Kapitalisten, ob C^cinnatQS ihn ▼er- richtet in der Bestellmig sdner paar jngera, oder der Wilde , der mit einem Stein eine Bestie erlegt').

Kehren wir an nnsrem Kapitalisten in spe surUck. Wir rer* liessen ihn, nachdem er auf dem Waarenmarkt alle zu einem Arbeits* process nothwendigen Faktoren gekauft hatte, die gegenstSndlichen Faktoren oder die Produktionsmittel, den peraSnlichen Faktor oder die Arbeitskraft. Er hat mit schlauem Kennerblick die fCx sein besondres GeechSft, Spinnerei, Stiefel&brikation n. s. w. paasend^ Produktionsmittel und Arbeitskräfte ausgew&hlt Unser Kapitalist setzt sidi also daran, die Yon ihm gekaufte Waare, die Arbeitskraft, SU konsnmiren, d. h. er ISsst den Triger der Arbeitskraft, den Arbeiter, die Produktionsmittel durch seine Arbeit konsumiren. Die allgemeine Natur des Arbeitsproceeses ändert sich natOrlich nicht dadurch, dass der Arbeiter ihn ftür den Kapitalisten, statt fUr sich selbst verrichtet. Aber anch die bestimmte Art und Weise wie man Stiefel macht oder Garn spinnt, kann sich aunftchst nidit indem durch die Daawischenkunft des Kapitalisten. £r muss die Arbeitskraft ann&chst nehmen, wie er sie auf dem Markt vorfindet, also auch ihre Arbeit, wie sie in dner Periode entsprangt wo ea noch keine Kapitalisten gab. Die Verwandlung der Produktions- weise selbst durch die Unterordnung der Arbeit unter das Kapital kann sich erst später ereignen und ist daher erst sp&tw au be- trachten.

Der Arbeitsprocess, wie er als Konsumtionsprocess der Arbeits- kraft durch den Kapitalisten Torgeht, zeigt nun zwei eigenthümliche

Phänomene.

Der Arbeiter arbeitet unter der Kontrole des Kapitalisten, dem

seine Arlint trehöri Der Kapitalist passt auf, dass die Arbeit ordentlich von statten g* lit und die Produktionsmittel zweckmäfsig verwandt werden, also kern Kohmaterial vergeudet und das Arbeits-

*) Aua diu^m höchst logiachen Grund entdeckt wohl Oberst Torrens in dem Stein d^ Wilden den ürBprung des Kapitals. »,In dem ersten Steiß, den der Wilde auf die Bestie wirft, die er verfolgt, in dem ersten Stock, den er ef^rr ift, um die Frucht niederzuziehn, die er nicht mit den Händen fassen k&uu, sehn wir die Aneignung eines Artikels zum Zweck der Enrerbong eines androi nnd entdecken so den Ursprung des Kapi- tab." (B. Torrens: „An Essay on the Production of Wealth etc." p, 70, 71.) Am jenem ersten Rtork ist wahrscheinlich auoh su erklftren, warum stock im Englischen synonym mit Kapital ist.

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iostnunent geschont, d. h. nur so weit serstört wird, als sein Ge- brauch in der Arbeit emöthigt

Zweitens aber: das Produkt ist Eigenthum des Kapitalisten, nicht des unmittelbaren Producenten, des Arbeiters. Der Kapitalist zahlt z. B. den Tageswerth der Arbeitskraft. Ihr Gebrauch, wie der jeder andren Waare, z. B. eines Pferdes, das er für einen Tag ge- miethet, gehört ihm also für den Tag. Dem Käufer der Waare gehört der Gt brauch der Waare, und der Besitzer der Arbeitskraft gibt in der That nur den von ihm verkauften Gebraacbswerth, indem er seine Arbeit gibt. Von dem Augenblicke, wo er in die Werkstätte des Kapitalisten trat, gehörte der Gebrauchs werth seiner Arbeitskraft, also ihr Gebrauch, die Arbeit, dem Kapitalisten. Der Kapitalist hat durch den Kauf der Arbeitskraft die Arbeit selbst als lebendigen Gahrnngsstoff den todten ihm gleichfalls gehörigen BUdnngaelementen des Produkts einyerleibtw Von seinem Stsnd- paukt ist dar Arbett^roceas nur die Konsumtion der Ton ihm ge- kauften Waare Arbeitskraft, die er jedoch nur konsumiren kann, indem er ihr Produktionsmittel zusetzt Dw Arbeitsprocess ist ein Process zwischen Dingen, die der Kapitalist gekauft hat, zwischen ihm geholigen Dingen. Das Produkt dieses Processes gehört ihm daher ganz eben so sehr als das Produkt des Gfihrungspiocesses in seinem Weinkeller

2) Verwerthungsprocess. Das Produkt das Eigenthnm des Kapitalisten ist ein Ge- brauchswerthy Gam, Stiefd u. s. w. Aber obgleich Stiefel z. B. gewissermafsen die Basis des geseUschafüichen Fortsehritts bilden

,,Die Produkte «iud appropriirt, bevor sie in Kapital verwandelt wer- den; diese Verwaudiung entzieht aie nicht jener Appropriation.'* (Cherbu- liest „Biche oa Pauvre, edit Paris 1841/* p. 68, 54.) .Indem der Proletarier seine Arbeit gegen ein l»ef<timmte8 Quantum Lebensmittel (approvisioiine- ment) verkauft, verzichtet er vollständig auf jeden Antheil am Produkt. Die Appropriation der l*rodukto bleibt dieselbe wie vorher; sie ist in keiner Weise durch die erwähnte Konvention verändert. Das Produkt ge- hört au^^f^rhliesslich dem Kapitalisten, der die RohstofTe uud das Appro- visiomituu iit geliefert hat. Es ist dies eine strenge Konsequenz des Gesetzes der Ai>j)ropriation, dessen Fundamentalprincip umgekehrt das ausschliess- liche Eigenthumsrecht jedes Arbeiter« an seinem Produkte war.* (ibid. p. 58.) James Mill: ,.Flrmenta of Pol. Econ. etc.'' ]> 70; nu die Arbeiter für Arbeitslohn arbeiten, ist der Kapitalist Eigenüiünier nicht nur des Kapitals [meint hier die Prodnktionainittel], sondern auch dar Arbeit (of the laboor also). Wenn man das, was für Arbeitslohn gezahlt wird, wie dies ge- bräuchlich, in den Begriff Kapital einsohliesst, ist es abgeschmackt, von der Arbeit getrennt vom Kapital zu »precheu. Das Wort Kapital in diesem Sinn MhlieMt beides ein, Bäipital und Arbeit"

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und unser Kapitalist ein pntsrhi('<lner Fortschrittsinann ist, f;ii>ricirt er die Stieff^l nicht ihrer selbst wej:fen. D^r Gebrauchswerth ist überhaupt nicht das Ding „qu'on aiine pour lui-meme" in der Waarenproduktion. Gebrauchswertiie werden hier überhaupt nur producirt, weil und sofern sie materielles Substrat, Träger des Tauschwerths sind. Und unsrem Kapitalisten handelt es sich um zweierlei. Erstens vriW er einen Gebrauchswerth produciren, der einen Tausch werth hat, einen zum Verkauf bestimmten Artikel, eine Waare. Und zweitens will er eine Waare produciren, deren Werth höher als die Werthsumme der zu ihrer Produktion er- heischten Waaren, der Produktionsmittel und der Arbeitskraft, für die er sein gutes Geld auf dem Waarenmarkt vorachoss. Er will nicht nur einen Gebrauchswerth produciren, sondern eine Waare, ' nicht nur Gebrauchswerth, sondern Werth, und nicht nur Werth, sondern anch Mehrwerth.

In der That, da es sich hier um Waarenproduktion handelt, haben wir bisher offenbar nur eine Seite des Processes betrachtet. Wie die Waare selbst Einheit von Gebrauchswerth und Werth, muss ihr ProdukfcionsprooeaB Einheit von Arbeitsprocess und Werth- bilduogsprocess sein.

Betrachten wir den Produktionsprocess nun auch als Werth- bild ungsprocess.

Wir wissen, dass der Werth jeder Waare bestimmt ist durch das Quantum der in ihrem Gebrauchswerth materialisirten Arbeit, durch die m ihrer Produktion gesellschaftlich nothwendige Arbeits- zeit Diess gilt auch für das Produkt, das sich unsrem Kapitalisten als Resultat des Arbeitsprooeases ergab. Es ist also zunächst die in diesem Produkt vergegenstiuidlichte Arbeit zu berechnen.

Es sei z. B. Garn.

Zur Herstellung des Garns war zuerst sem Rohmaterial nothig, z.B. 10 Pfund Baumwolle. Was der Werth der Baumwolle, ist nicht erst zu untemichen, denn der Kapitalist hat sie auf dem Markt zu ihrem Werth, z. B. zu 10 ah. gekauft In dem Preise der Baumwolle ist die zu ihrer Produktion erheischte Arb«t schon als allgemein gesellschaftliche Arbeit dargesteUt Wir wollen femer annehmen, dass die in der Yerarbeitimg der Baumwolle Terzehrte Spindelmasse, die uns alle andren aufgewandten Arbeitsmittel re* praaentirt, einen Werth von 2 ah« besitzi Ist eine Goldmasse Ton 12 sh. das Produkt you 24 Arbeitsstunden oder zwei Arbdtstsgen, so folgt zunächst, dass im Garn zwei Arbeitstage YergegenstSod- licfat sind.

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Der Umstand, dass die Baumwolle ihre Form TerSndert hak und die aufgezelirte Spindelmasse ganz Terschwonden ist, darf nicht beirren. Nach dem allgemeinen Werthgesetz dnd ft. B. 10 0 Garn ein Aequivalent für 10 85 Baumwolle und Spindel, wenn der Werth von 40 ä? Garn = dem Werth von 40 S5 Baumwolle H- dem Werth einer ganzen Spindel, d. h. wenn dieselbe Arbeits- zeit erforderlich ist um V>eide Seiten dieser Gleichung zu produciren. In diesem Fall stellt sich dieselbe Arbeitszeit, das einemal in dem Gebrauchswerth Garn, das andrenml m den Gebrauchswerthen Bauiii- wolle und Spindel dar. Der Werth ist also gleichgültig dagegeD, ob er in Gsun, Sj indel oder Baumwolle erscheint. Dass Spindel und Baum wolle, ^tatt ruhig neben einander zu liegen, im Spinn- processe eine Verbindung eingehn, welche ihre Gebrauchsiormen verändert, sie in Garn verwandelt, berührt iiiren Werth eben so wenig, als wenn sie durch einfachen Austausch gegen ein Aequi- valent von Garn umgesetzt worden wären.

Die zur Produktion der Baumwolle erheischte Arbeitszeit ist Theil der zur Produktion des Garns, dessen Rohmaterial sie bildet, erheischten Arbeitszeit und desshalb im Garn enthalten. Ebenso verhält es sich mit der Arbeitszeit, die zur Produktion der Spindel- masse erheischt ist, ohne deren Yerschleiss oder Konsum die Baum- wolle nicht versponnen werden kann^^).

So weit also der Werth des Garn<^, die zu seiner Herstellung erheischte Arbeitszeit, in Betrachtung kommt, können die verschied- nen besondren, der Zeit und dem Raum nach getrennten Arbeii«;- processe, die durchlaufen werden müssen, um dip Baumwolle selbst und die vernutzte Spindelmasse zu produciren, endlicii aus Baum- wolle und Spindel Garn zu machen, als verschiedne nuf einander fnlcrende Phas» ii eines und desselben Arbeitsprocessrs Ix-trachtet werden. Alle im Garn enthaltne Arl t it ist vergangne Arlteit. Dasä die zur Produktion seiner Bildungseiemente erheischte Arl^ its- zeit früher vergangen ist, im Plusquamperfectum st^ht, dagegen die zum Schlussprocess, dem Spinnen, unmittelbar verwandte Ar- beit drni Präsens näher, im Perfectum steht, ist ein durchaus gleichgültiger Umstand. Ist eine bestimmte Masse Arbeit, z, B. von 30 Arbeitstagen, zum Bnu eines Ihiu^jc^ nr>tliig, so ändert es nichts am Geaammtquanium der dem Hau.^e einverleibten Arbeits- zeit, dass der 30. Arbeitstag 29 Tage später in die Produktion

„Not only the labour applied immediately to commodities afl'ects their value, but the labour also which ia bestowed on the implements , tools, and buildings with which auch labour is aaaisted.*' Bicaido 1. c. p. 16.

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einging als der erste Arbeitstag. Und so kann die im Arbeits- material nnd Arbeitsmittel entlialtne Arbeitszeit ganz so betrachtet werden, als wäre sie nur in einem früheren Stadium des Spinn- processeä verausgabt worden, ror der zuletzt unter der Form des Spinuens zugesetzten Arbeit.

Die Warthe der Produktionsmittel, der Baumwolle und der Spindel, äusgedrikkt in dem Preise von 12 sh., bilden also Be- staniltlieile des Garuwerths, oder des Werths des Produkts.

Nur sind zvvei Bedingungen zu erfüllen. Einmal niiissen Baum- wolle und S)>iüdel wirklich zur Produktion eines Uebrauchswerths gedient haben. Es muss in unsrem Fall Garn aus ihnen gewor- (ien sein. Welch* r ( iehrauchswerth ihn trägt, ist dem Werth gleichgüUii^. aber ein Gebrauchswerth muss ihn tratfen Zweitens ist vorausge6*^t/.t . dass nur fli<^ unter dpn o-poreljum L^n/sellschaft- lichen Produkrionsbedinguiigeii noUiweiidi<j^e Arbeitszeit verwandt wurde. Wäre also nur 1 Pfund Baumwolle uüthig, um 1 Pfund Garn zu spinnen, so darf nur 1 Pfund Baumwolle verzehrt sein in der Bildung von 1 Pfund Uarn. Ebenso verhält es sich mit der Spindel. Hat der Kapitalist die Phantasie goldne statt eiserne Sfundcln anzuwenden, so zählt im Garnwerth dennoch mir die geselischaitlirli nothwcndige Arbeits d h. die zur Produktion eisernerSpindelnnothwondi f^eArbeitszeit.

Wir wissen iVtzt, welchen Tlieil des Garnworths die Produktions- mittel, Bauniwollt" und Spindel, bilden. Er ist <i'l< ich 1 2 sh., oder die Materiatur von zwei Arbeiistafren. Es haiideit sich also nun um den Werththeil, welchen die Arbeit des Spimiers selbst der Baumwolle zusetzt.

V\'ir tiaben diese Arbeit jetzt von einem ganz andren Gesichts- punkte zu betrachten, als während des Arbeitsprocesses. Dort handelte es sich um die zweckmälsige Thätigkeit, Baumwolle in Garn zu verwandeln. Je zweckroälsiger die Arbeit, desto besser das Garn, alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt. Die Arbeit des Spinners war specifisch verschieden von andren prodoktiven Arbeiten, und die Verschiedenheit offenbarte sich sub- jektitr und objektir, im besondren Zweck des Spinnens, seiner be- sondren Operations weise, der besondren Natur seiner Produktioiu- mittel dem besondren Qebrauchswerth seines Produkts. Baum- wolle und Spindel dienen aU LebenimiUel der Spinnarbeit, aber msn kann mit ihn^ keine gesogenen Kanonen machen. Sofern die Arbeit des Spinnen dagegen werthbildend ist, d. h. Werth- qnelle, ist sie dorehaoe nicht Terachieden von der Arbeit des Kanonenbohren, oder, was nne hier n&her liegt, Ton den in den

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Produktionsmitteln des Garns verwirklichten Arbeiten des Baum* wollpflanzers nnd des SpindeknaclieiB. Kur wegen dieser Identität können Baumwollpflsnzen, Spindelinachen nnd Spinnen bloes qoaih- titatir Terscliiedne Theile desselben Gtesammtwertlis, des Gsm- werths, bilden. Es handelt sich hier nicht mehr um die Qualität die Beschaffenheit und den Inhalt der Arbeit, sondern nur noch um ihre Quantität Diese ist ein&ch zu sfihlm. Wir nehmen an, dsss die Spinnarbeit einfache Arbeit, geseUschaftiiche Durchscfanitts- arbeit ist. Man wird später sehn, dsss die gegentfaeOige Annahme nichts an der Sache ändert.

Während des Arbeitsprocesses setzt sush die Arbeit beständig aus der Form der Unruhe in die des Seins, aus der Form der Be* weguDg in die der Gegenständlichkeit um. Am Ende einer Stunde ist die Spinnbewegung in einem gewissen Quantum Garn dar- gestellt, also ein bestimmtes Quantum Arbeit, eine Arbeitsstunde, in der Baumwolle yergegenständlicht Wir sagen Arbeitsstunde, d. h. die Verausgabung der Lebenskraft des Spinners während einer Stunde, denn die Spinnarbeit gilt hier nur, so weit sie Ver- ausgabung von Arbeitskraft, nicht so weit sie die specitische Ar- beit des Spinnens ist.

Es ist nun entscheidend wichtig, dass während der Dauer des Processes, d. h. der Verwandlung von Baumwolle in Garn, nur die gesellschaftlich nothwendi^e Arbeitszeit verzehrt wird. Müssen unter normalen, d. h. durchschnittlichen gesellschaftlichen Produk- tiousbediiigu Ilgen, a l'fund Baumwolle während einer Arbeitsstunde in b Pfund Garn verwandelt sein, so tjilt um der Arbeitstag als Arbeitstag von 12 Stunden, der 12 x i'fund Baumwolle in 12 xh Pfund Garn verwandelt. Denn nur die gesellschaftlich noth- wendige Arbeitszeit zahlt als werthbildend.

Wie die Arbeit selbst, so erscheint hier auch R-ohmaterial und Produkt in einem ganz andren Licht als vom Standpunkt des eigentlichen Aibcitsprocesses. Das Rohmaterial gilt hier nur als Aufsauger eines bestimmten Quantums Arbeit. Durch diese Auf- saugung verwandelt es sich in der That in Garn, weil die Arbeits- kraft in der Form der Spinnerei verausgabt und ihm zuü^esetzt wurde. Aber das Produkt, das Garn, ist jetzt nur nocii (irad- messer der von der Baumwolle eingesaugten Arbeit. VV'iid in einer Stunde l^/g 85 Baumwolle versponnen oder m 1*/, & Garn verwandelt, so zeigen 10 B Garn 6 eingesaugte Arbeitsstunden an. Bestimmte und erlahrungsmäfsig festgestellte Quanta Pro- dukt stellen jetzt nichts dar als bestimmte Quanta Arbeit, be-

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ütimnitt Masse festgeronnener Arbeitszeit. Sie sind nur noch MateriHtur Ton einer btunde, zwei btundea, einem Tag gesellschaft- licher Arbeit.

Drss die Arbeit t^rade Spinnarbeit, ihr Material Baumwolle und ihr Produkt Garn, wird hier eben so gleichgültig, als dass der Arbeitss'egenstand selbst schon Produkt, also Kohraaterial ist. Ware der Arbeiter, statt in der Spinnerei, in der Kohlengrube be- scbättigt, so wäre der Arbeitsgegenstand, die Kolile, von Natur vorhanden. Dennoch stellte ein bestimmtes Quantum aus dem Bett losgebrochener Kohle, z. B. ein Centner, ein bestimmtes Quantum aufgesaugter Arbeit dar.

Beim Verkauf der Arbeitskraft ward unterstellt, dass ihr Tages- werth = 3 sh., und in den letztren 6 Arbeitsstunden verkörpert sind, diess Arbeitsquantum also erheischt ist, um die Durchschnitts* summe der täglichen Lebensmittel des Arbeiters zu produciren. Verwandelt unser Spinner nun während einer Arbeitsstunde 1»/. a Baumwolle in l*/g 0 Garn^^), so in 6 Stunden 10 & BaumwoUe in 10 0 Garn. Während der Dauer des Spinnprocesses saugt die Baumwolle also 6 Arbeitsstunden ein. Dieselbe Arbeitsaseit stellt sich in einem Goldquantum Ton 3 sh. dar. Der Baum- wolle wird also durch das Spinnen selbst ein Werth von 8 sh. zugesetzt

Sehn wir uns nun den Gesammtwerth des Produkts, der 10 ^ Garn, an. In ihnen sind 2^/., Arbeitstage vergegenständlicht, 2 Tage enthalten in Baumwolle und Spindelmasse, ^/^ Tag Arbeit ebgeeaugt wahrend des Spinnprocesses. Dieselbe Arbeitszeit stellt sich in einer Goldmasse von 15 sh. dar. Der dem Werth der 10^^ Garn adäquate Preis betragt also sh., der Preis eines 0 Garn 1 sh. 6 d.

Unser Kapitalist stutzt Der Werth des Produkts ist gleich dem Werth des vorgeschossenen Kapitals. Der vorgeschossene Werth hat sich nicht verwerthet, keinen Mehrwerth erzeugt, Geld sich also nicht in Kapital verwandelt Der Preis der 10 0 Garn ist 15 sh. und 15 sh. wurden verausgabt auf dem Waarenmarkt für die Bildungselemente des Produkts oder, was dasselbe, die Faktoren des Arbeitspiocessss: 10 sh. für Baumwolle, 2 sh. fttr die verzehrte Spindelmasse, und 3 sh. für Arbeitskraft. Der auf- geschwollne Werth des Garns hilft nichts, denn sein Werth ist nur die Snmme der frfiher auf BaumwoUe, Spindel und Arbeits^

Die Zahlen sind hier ganz willkflrlidi.

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kraft vertheilten Werthe, und aus einer solchen blossen Addi- tion vorhandner W erthe kann nun und nimmermehr ein Mehrwerth eDis[)iiiigon'*). Die.se Wortbe sind jetzt, alle auf ein Ding kon- centrirt, aber so waren sie in Hör (TpMsiniime von 15 sh., be?or diese sich durch drei Wnarenkäuie zerwpliiierte.

An und für sich ist diess Resultat nicht befremdlich I)( r U erth emes Garn ist 1 sh. 6 d. imd für 10 Garn mübste uuser Kapitalist daher auf ih m Waarenmarkt 15 sh. zahlen. Ob er sein Privathaus iiit:; auf dem Markt kauft, oder es selbst bauen lässt, keine die«;er Operationen wird das im Erwerb des Hauses ausge* legte Geld vermehren.

Der Kapitalist, der in der Yulgärökonomie Besrhpid weiss, sagt vielleicht, er habe sein Geld mit der Absicht vorgeschossen, m^hr Geld daraus zu machen. Der Weg zur Hölle ist jedoch mit guten Absichten fi-epflastert und er konnte eben so Lj;ut der Absicht sein, Geld /u marluMi, ohne zu pruduciren Kr droht. Man werde iliii nicht wieder ertappen. Künftig werde er die Waare fertig auf dem Markt kaufen, statt sie selbst zu fabriciren. Wenn aber alle seine Brüder Kapitalisten des.sgleichen thun, wo soll er Waare auf dem Markt tinden? Und Geld kann er nicht essen. Er ka- tecliisirt. Man soll seine Abstinenz bedenken. Er konnte seine 15 sh. verprassen. Statt dessen hat er sie produktiv konsumirt und Gnrn daraus gemacht. Aber dafür ist er ja im Besitz von Garn statt von Gewissensbissen. Er muss bei Leibe nicht in die Rolle des Schatzbildners zurückfaUen, der uns zeigte, was bei der Ascetik herauskommt. Ausserdem, wo nichts h\ , hat der Kaiser sein Recht verloren. Welches immer das Verdienst seiner Ent- sagung, es ist nichts da, am sie extra zu sahleOi da der Werth des Produkts, der am dem Prooess herauskommt, nur gleich der Summe der hineiugeworfeiieii Waareuwerthe. Er beruhige sich

Die8s i»t der FuuUamcntalsats, worauf die Lehre der Pbysiokraten von der Ünprodnktivitftt aller nicht agrikolen Arbdt beruht, und er ist

unumstösslich fflr den Oekonomen von Fach. „Cotte fa^on d'imputer Ii uue t<eule cho.se la raleur de pluaieura autres (par exeinple au lin la cousommation du tiöstiraiid), d"ap])li(pier, pour ainsi Jire, cuuche aur coucbe, pluaienis valours sur une seule, fait que celle-ci groseit d'autant . . . . Le terrae d'addition peint trJ's-bieu la mani&re dont se iormo le prix dos ouvrages de mam d'oeuvre; ce prix n'est qu'ua tutai de piuäieurs valeurs consomm^es et additionn^es ensemble; or, additionner n'est pai molti- plier." (Mercier de la Bivifere 1. c p. 599 )

So z. B. entzog er 1844—47 Theil seines Kap itals dem produktiven Geschäft, um es in Eisenbahoaktieu zu veriBpekuiiren. So, zur Zeit des amerikanischen Bftigerkriegs, schloss er die rabxik und warf den Fabrik- arheiter aufs Pflaster, um auf der Liverpoolsr BsomwoUbOne in spielen.

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also dabei, dass Tugend der Tugend Lohn. Statt de^n wird er zudringlich. Das Garn ist ihm unnfltB. £r hat es für den Ver- kauf produdrt. So verkaufe er ee, oder, noch einfacher, producire in Zukunft nur Dinge für seinen eignen Bedarf, ein Recept, das ihm bereits sein Hausarzt MacOulloch als probates Mittel gegen die Epidemie der üeberproduktion verschrieben hat. Er stellt sieh trutzig auf die Hinterbeine. Sollte der Arbeiter mit seinen eignen Gliedmafsen in der blauen Luft Arbeitsgebilde schaffen, Waaren produciren? Gab er ihm nicht den Stoff, womit und worin er allein seine Arbeit rerleibliehen kann? Da nun der grtete Theil der Gesellschaft aus solchen Habenichtsen besteht, hsA er nicht der GeseUschaft durch aeine E^duktionsmittel, seine Baumwolle und seine Spindel, einen unermesslicben Dienst erwie- sen, nichi dem Arbeiter selbst» den er obendrein noch mit Lebens- mitteln Tersah? ünd soll er den Dienst nicht berechnen? H«t der Arbeiter ihm aber nicht den Gegendienst erwiesen, Baumwolle und Spindel in Garn zu TSrwandeln? Ausserdem handelt es sich hier nicht um Dienste^)« Hin Dienst ist nichts als die ntltaliche Wirkung eines Gebraucfaswerths, sei es der Waare, sei es der Ar- beit^*). Hier aber gUt*8 den Tausch werth. Er zahlte dem Ar- beiter den Werth von 3 sh. Der Arbeiter gab ihm ein exaktes Aequivalent zurllck in dem der Baumwolle ssugeeetsten Werth von 3 sh^ Werth fOr Werth« Unser Freund, eben noch so kapital- übermQthig, nimmt plötzlich die anspruchslose Haltung seines eig* nen Arbeiten an. Hat er nicht selbst gearbeitet? nicht die Arbeit der UeberwBchung, der Oberaufsicht ttber den Spinner Terrichtet? Bildet diese seine Arbeit nicht auch Werth? Sein eigner over-

„Las du rhümen, schaiücken und puUen . . . Wer aber mehr oder besseres nimpt (als er ^ibt), das ist Wucher, und heisst, nicht Dienst, sou- dero Schaden gethan seinem Nehesten, als mit Stelen und rauben geschieht. Es ist nicht lules Dienst und wolgothau dem Xehe.steii, wns man heisat, Dienst und wol^ethan. Denn eine Ehebrecherin und Ehebrecher thun ein- ander grossen Dienst und wolgefallen. Ehi Beater thnt einem Mordbrenner

Cssen reuterdienst, das er im hilfil auff der atraaien tauben, Land und ite bevehden. Die Papisten thun den unsern grossen Dienst, das sie nicht alle ertrenken, verbrennen, ermorden, im Gefeugiüt»s verfaulen lassen, aondeni lusen dodi etliche leben« und verjagen sie, oder nemen jnen was sie haben. Der Teufiel thut selber seinen Dienern grossen, unermess- liehen Dienst .... Summa, die Welt ist voll grosser, trefflicher, teg- llcher Dienst und wolthaten." (Alartin Luther: „An die Ffarherm, wider den Wucher zu predigen eto. Wittenberg 1540."

Ti h bcitprke darüber in „Zur Kritik der Pol. Oelc." p. 14 u. a.: ,,Man begreitt, welchen ., Dienst" die Kateprnrie ,. Dienst" (service) einer Sorte Oekonomeu wie J. B. Say und F. Baätiui leiält:u mu8s."

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looker und sein mauas^er zucken die Achseln. Untertless hat er aber bereits mit heitrem Lüchelu seine alte Physiognomie wieder augenomraea. Er foppte uns mit der ganzen Litanei. Er gitl^t kpin<Mi Deut darum. Er überlasst diese und ähnliche faule Aus- tl lu llte und hohle Flausen den dafür eigens bezahlten Professoren der politiseher: OekoDomie. Er selbst ist ein praktischer Mann, der zwar nicht immer bedenkt, was er ausserhalb des Geschäfbs sagt, aber stets weiss, was er im Geschäft thut.

Sehn wu- n-ihfr zu. Der Tageswerth der Arbeitskraft betrug 3 bh., weil m ihr selbst ein hallxu* Arbeitstag vergegenständlicht ist, d. h. weil die taglich zur i'ruduktion der Arbeitskraft nöthigen Lebensmittel einen halben Arbeitstag kosten. Aber die vergangne Arbeit, die in der Arbeitskraft steckt, und die lebendige Arbeit, die sie leisten kann, ihre täglichen Erhaltungskosten und ihie täg- liche Verausgabung, sind zwei ganz verschiedne Grössen. Die erstere bestimmt ihren Tausch werth, die andre bildet ihren Ge- brauchswerth. Dass ein halber Arbeitstag nöthig, um ihn während 24 Stunden am Leben zu erhalten, hindert den Arbeiter keines- wegs einen ganzen Tag zu arbeiten. Der Werth der Arbeitskraft und ihre Verwerthuug im Arbeitsprocess sind also zwei ver- schiedne Grössen. Diese Werthdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte. Ihre natzliche Eigenschaft, Garn oder Stiefel zu machen, war nur eine conditio sine qua, weil Arbeit in nützlicher Form verausgabt werden muss, um Werth zu bilden. Was aber entschied, war der speciliscbe Gebrauchswerth dieser Waare, Quelle von Werth zu sein und von mehr Werth als sie selbst hat Diess ist der specifische Dienst, den der Kapi- talist von ihr erwartet. Und er verfahrt dabei den ewigen Ge- setzen des Waarenaustausches gemäfs. In der That, der Verkäufer der Arbeitskrafti wie der Verkäufer jeder andren Waare, realisirt ihren Taoschwerth» und veräussert ihren Qebxauchswerth. Er kann den einen nicht erhalten, ohne den andren wegzugeben. Der Ge- braachswerth der Arbeitskraft, die Arbeit selbst, gehört ebenso- wenig ihrem Verkäufer, wie der Gebrauchswerth des verkauften Oek dem Oelhändler. Der Geldbesitzer hat den Tageswerth der Arbeitskraft gezahlt; ihm gehört daher ihr Gebrauch während des Tages, die tagelange Arbeit, Der Umstand, dass die tägliche Er- haltung der Arbeitskraft nur einen halben Arbeitstag kostet, ob- gleich die Arbeitskraft einen ganzen Tag wirken, arbeiten kann, dass daher der Werth, den ihr Gebrauch wahrend eines Tags schafft, doppelt so gross ist ab ihr eigner Tageswerth, ist ein he*

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sondrea Glfick für den Käufer, aber donsbftua kein Unrecht gegen den Verkftufer.

Unser Kapitalist hat den Gaaos, der ihn lachen macht, Torge- sehn. Der Arbeiter findet daher in der Werkst&tte die nöthigen Produktionsmittel nicht nnr ftür einen sechastfindigen, sondern f&r einen zwdlMindigen Arbeitsprocess. Saugten 10 0 Baumwolle 6 Arbeitsstunden ein und verwandelten sich in 10 0 Garn, so werden 20 0 Baumwolle 12 Arbeitsstunden einsaugen und in 20 0 Qam verwandelt Betrachten wir das Produkt des yer* lungerten Arbeitsprocesses. In den 20 0 Garn sind jetst 5 Arbeits- tage, vergegenstfindlicht, 4 in der verzehrten BaumwoU- und Spindelmasse, 1 von der Baumwolle eingesaugt w&brend des Spinn- processes^ Der Goldausdmck von 5 Arbeitstageo ist aber 80 sh, oder 1 Pfd. St 10 sh. Diess also der Preis der 20 0 Garn. Das Pfund Garn kostet nach wie vor 1 sh. 6 d. Aber die Werth- summe der in den Ptocess geworfenen Waaren betrug 27 sh. Der Werth des Garns beträgt 80 sh. Der Werth des Produkts ist um gewachsen über den zu seiner Produktion vorgeschossnen Werth. So haben sich 27 sh. in 30 sh. verwandelt. Sie haben einen Mehrwerth von 3 sh. gesetzt. Das Kunststück ist endlich gelungen. Geld ist in Ka])ital verwandelt.

Alle Bedingungen des Problems sind gelöst und die Gesetze des Waarenaustausches in keiner Weise verletzt. Aequivalent wurde gegen Aequivalent ausgetauscht. Der Ivaintalist zahlte als Käuftr jede Waare zu ilirem Werth, BauniwuUe, Spindelmasse, Arbeits- kraft. Er that dann, was jeder andre Käufer von Waareu tkut, Er konsumirte ihren Qebrauchswerth. Der Konsumtionsprocess der Arbeitskraft f der zugleich Produktionsprocess der A\ ;mre, ergab ein Produkt von 20 U Garn mit einem Werth vun 30 sh. Der Kapitalist kehrt nun zum Markt zurück und verkauft Waare, nachdem er Waare gekauft hat. Er verkauft das Pfund Garn zu 1 sh. 6 d., keinen Deut über oder unter seinem Werth. Und doch zieht er 3 sh. mehr aus der Cirkulatiou heraus als er ursprüng- lich in sie hineinwarf. Dieser ganze Verlauf, die Verwandlung seines Geldes in Kapital, geht in der Cirkulationssphare vor und geht nicht in ihr vor. Durch die Writnttlung der Cirkulation^ weil bedingt durch den Kauf der Arbeitskraft auf den Waaren- markt. Nicht in der Cirkulation, denn sie leitet nur den Ver- werthungsprocess ein, der sich in der Produktionssphäre zuträgt. Und so ist „tout pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles.'*

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Indem der Kapitalist Geld in Waaren verwandelt, die als Stoff* bildner eines neuen Produkts oder als Faktoren des Arbeitspro- cesses dienen, indem er ibror todten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft einverleibt , verwandelt er Werth, vergangne, ver- gegenständlichte , todte Arbeit in Kapital, sich selbst verwerthen- den Werth, ein beseeltes Ungeheuer, das zu „arbeiten'* beginnt, als hätt' es Lieb' im Leibe.

Vergleichen wir nun Werthbildungsprocess und Yerwerthungs- process, so ist der Verwertbungspro m ss nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Werthbildungsprocess. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Werth der Arbeitskraft durch ein neues Aequivalent ersetzt ist, 80' ist er ein&cber Werthbildungsprocess. Dauert der Werth- bildungsprocess aber diesen Punkt hinaus, so wird er Yerwerthunga- process.

Yergleichen wir femer den Werthbildungsprocess mit dem Ar- beitqKrooess, so besteht der letztre in der nützlichen Arbeit, die Gebrauchswerthe produciri Die Bew^ung wird hier qualitatiT betrachtet, in ihrer besondren Art und Weise, nadi Zweck und Inhalt Derselbe Arbeitaprocess stellt sich im Werthbildungspro» cess nur you seiner quantitati?en Seite dar. Es handelt sich nur noch um die Zeit, welche die Arbeit zu ihrer Operation braucht, oder tun die Dauer, während deren die Arbeitskräft nfitsdich ?er- ausgabt wird. Hier gelten auch die Waazen, die in den Arbeits- procesB eingehn, nicht mehr als funktionell bestimmte, stoffliche Faktoren der zweckmälkig wirkenden Arbeitskraft Sie zahlen nur noch als bestimmte Qoanta TergegeDstfindlichter Arbeii Ob in den Produktionsmitteb enthalten oder durch die Arbeitskraft zugesetzt, die Arbeit zahlt nur noch nach ihrem Zeitmalk Sie hetrSgt so Tid Stunden, Tage u. s. w.

Sie zahlt jedoch nur, so weit die zur Produktion des Gebrauchs^ Werths Terbiauchte Zeit gesellschaftlich nothwendig ist. Es um- &S8t diees Yerscfaiednes. Die Arbeitskraft muss unter normalen Bedingungen funktioniren. Ist die Spinnmaschine das gesellschaft- lich herrschende Arbeitsmittel fOr die Spinnerei, so darf dem Ar- beiter nicht ein Spinnrad in die Hand gegeben werden. Statt Baumwolle von normaler Güte muss er nicht Schund erhalten, der jeden AttgenbHck reiset In beiden Ffillen würde er mehr als die gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit zur Produktion eines Pfundes Garn Terbrauchen, «Hess überschüssige Zeit aber nicht Werth oder Geld bilden. Der normale Charakter der gegenstand-

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Ikfaen Arbeits&ktoren hängt jedoch nicht wom Arbeiter, sondern Tom Kapitalisten ab. Fernere Bedingung ist der normale Ghank- ter der Arbeitskraft selbst. In dem Fach, worin sie Terwandt wird, muss sie das herrschende DurchschniitsmalB Ton Geschick, Fertigkeit and Raschheit besitzen. Aber unser Kapitalist kaufte auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskraft von normaler Gate. Diese Kraft mnas in dem gewöhnlichen Duxchscfamttsmals der Anstren- gung, mit dem gesellschaftlich Ablieben Grad Ton Intensitfit ver- ausgabt werden. Darftber wacht der Kapitalist eben so ingstlich, als dsss keine Zeit ohne Arbeit veigendet wird. Er hat die Ar- beitskraft fbr bestimmte Zeitfrist gekauft Er hfilt darauf, das Seiiie SU haben. Er will nicht bestohlen sein. Endlich und hierf&r hat derselbe Herr einen eignen code p^nal darf kein sweckwidriger Konsum von Rohmaterial und Arbeitsmitteln statt- finden, weil yergeudetes Matwiai oder Arbeitsmittel flberflttssig Terausgabte Qoanta vergegenständlichter Arbeit darstellen, also nicht sählen und nicht in das Ptodukt der Werthbildung ein- gehn^^.

DieM ist einer der Umstände, die auf Sklaverei gegründete Produktion vertheuern Der Arbeiter soll sich hier, nach dem treflVndcn Ausdruck der Alten, nur als instrumentum vocale von dem Thier als instrumentum semi- vocale nnd dem todten Arbeitasett|f als iiutrameDtiun mutom anterBcheiden. Er selbst aber lässt Thier und Arbeitszeug fühlen, dass er nicht Ihresgleichen, sondern ein Mensch ist. Er verschafft sieh das SelbHigefühl sein es Unterschieds von ihnen, indem er sie misshandelt und cou amure verwü§tet. Es gilt daher als dkonomischesPrincip in dieser Produktionsweise, nur die rohesten, schwer- fälligsten, aber gerade we;'^'^'; ihrf r unbehülflichen Phunptheit schwer zu nii- nirenden Arbcitsiinstrumeute anzuwenden. Biszum Ausbruch des Bürgerkrieges fand man daher in den am Meerbusen von Mexiko liegenden Sklavenstaaten Pflüge altehinesischer Konstruktion, dieden Boden aufwühlen wie ein Schwein oder Maulwurf, aber ihn nicht spalten und wf-n ien. Vgl. .1. ( 'airn-<: ,,The SUve Power. London 1862", p. 46 soq. In üemeui „bea Bord tilave Ötates" enihlt Olmsted vlJL: „1 am here uiewn tools that no man in hit senses, with U8, wuuld äliow a laboorer for whom he was paying wages, to be encnniberi d with; Mnd the excps««ive weight and clumsinrss nf which, I would judge, Wüuid make work at ieast ten per cent greater than with those ordi- nsiily med witfi ob. And I am SMored that, hi the carelem «nd elumsjr way they must be used by the slaves, anything lighter or leaa rüde could not he furnished thetn with good economy. and that such iooU m wo con- staully give our labuurers, and find our proht in giving them, wovild not last oQt a day in a Virginia cornfield much lighter and more free from stone» though it be than ours. So, too, wheri T ask wliy ninles are po uni- versally ftubstitntcd for horses un the farm, the tirsit reason given. and con- fessedly the mos?t conclusive one, is that horses cannot bear the treatment that they always must get from the negroes: horses are alwayi 80on foun- dered or crippled by them v hiK- niulcf will bear cudgellinp. or lose a meal or two now and then, and not be materially injured, and they do not take cold or get sick, if neglected or 9ver«orked. Bat I do noineea to go further

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Man sieht: der früher aus der Analyse der Waare gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth, und derselben Arbeit, soweit sie Werth achafft, hat sich jetzfc als Unterscheidung der Tenehiednen Seiten des Prodaküonsprocesses

dargestellt.

Als Einheit Ton Arbeitsprocess and Werthbüdungsprocess ist der Produktionsproceas Produktionsprocesa Yon Waaren; als Ein- heit von Arbeitsprocess, und Yerwerthungsprocess ist er kapita- listischer Produktionsproceas, kapitalistische Form der Waaren-

Produktion.

Es wurde früher bemerkt, dass es für den Verwerthnngsprocess dorchaos gleichgültig, ob die vom Kapitalisten angeeignete Arbeit ein&che, gesellschaftHcfae Durcbschnittsarbeit, oder komplidrtere Ar- beit, Arbeit von höherem specifischen Gewicht ist Die Arbeit, die als höhere, komplicirtere Arbeit gegenOber der geaellachaftlichen Durch- schnitfcsarbeit gilt, ist die Aeuaaerong einer Arbeitekraft, worin höhere Büdungskosten eingehn, deren Produktion mehr Arbeits- zeit kostet und die daher einen höheren Werth hat als die em- fsche Arbeitskraft. Ist der Werth dieser Kraft hoher, ao auaaert sie sich daher anch in höherer Arbeit und Tergegenstfindlicht sich daher, in denselben Zeiträumen, in Terbfiltniasmärsig höheren Werthen. Welches jedoch immer der Gradunterschied zwischen Spinnarbeit und Juwelierarbeit, die Portion Arbeit, wodurch der Juwelenarbeiter nur den Werth seiner eignen Arbeitskraft ersetzt, unterscheidet sich qualitativ in keiner Weise von der zusStzlichen Portion Arbeit, wodurch er Blehrwerth schafft Nach wie vor kommt der Mehrwerth nur heraus durch einen quantitativen Ueber- schttss Ton Arbeit, durch die verlängerte Dauer desselben Arbeits* processes, in dem einen Fall Process der Gamproduktion, in dem andren Fall Process der Juwelenprodnktion*^).

than tu ihc window of the room in which I arn writiT)'''. to see at almost any time, treatment of cattle that would insure the iiumcdiate discharge of tbe dnver by almost aiiy fumer owning them in Hie North."

Der Unterschied zwiachen höherer und einfacher Arbeit, ,,skiUed" und „unskilled labour** beruht zum Theil auf blossen Illusionen, oder wen iL'^'^tf^in-* Unterschieden, die iäug»t aufgehört haben reell zu sein und nur noch iu traditioneller Konyentioii fortieben; Btun Theil auf der hfllfloseren Lage ge- wisser Schichten der Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Werth ihrer ArbeitHkratt /u ertrotzen. Zufällige Umstände spielen da- bei so grosse lioUe. da^ia dieselben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo 2. B. die physische Substanz der Arbeiterklaase abg^M^hwftcht und relativ prschöj)ft ist, wie in allen Ländt rn rntwickelter kapitalistischer Produktion, verkebreu sich im Allgemeinen bruuleArbeiten, die viel Muskel kraft erfordern, ia höhere gegenüber viel feiueren Arbeiten, die auf die Stufe einfacher Ar-

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Andreismis mius in jedem Werthbildungaprooew die höhere Arbeit stets auf geseUeehaftUche DoKhechnittsarbeit reducirt werden, z. B. ein Tag höherer Arbeit anf x Tage einfacher Arbeit^*). Man mpart also eine liberfltaige Operation nnd ver- einfacht die Analjee durch die Annahme, daas der Tom Kapital verwandte Arbeiter einfache geeelkchafüiehe Dnrchschnittaarbeit ▼errichtete

Sechstes Kapitel.

Konstantes Kapital und variables Kapital.

Die verschiednen Faktoren des Ärbeitsprocesses nehmen ver- schiednen Antheil an der Bildung des Produkten- Werths.

Der Arbeiter setzt dem Arbeitsgegenstand neuen Werth zu durch Zusatz eines bestimmten Quantums yon Arbeit, abgesehn vom be- stimmten Inhalt, Zweck und technischen Charakter seiner Arbeit Andrerseits finden wir die Werthe der verzehrten Produktionsmittel wieder als Bestandtheile des Produkten- Werths, z. B. die Werthe ▼on Baumwolle und Spindel im Garnwerth. Der Werth der Pro- duktionsmittel wird also erhalten durch seine Uebertragung auf daa Produkt Diess Uebertragen geschieht während der Verwand-

beit herabeinkeii, wie z. B. die Arbeit eines brickluyer (Maurer) in England eine viel bOhere Stufe Annimmt, als die eines Dunastwukei«. Auf der and- ren Seite figurirt die Arbeit eines fustian cutter (BaumwolIsammtflcheefefS),

nh'j-!ei(>h sie viel körperliche Anstren^ng kostet und obendrein sehr nnp^o- äuudist, als „einfache" Arbeit Uebrigens muss znansich nicht einbilden, dnäa die sogenannte »eldUed labour* einen quantitativ bedeatenden Umfang in

der Nationalarbeit einnimmt. Laing reclinet, das.s in England (und Wales) die Existenz von über 11 Millinnen auf einfacher Arbeit heniht Nach Abzug einer Million von AriBtukraieu und anderthalb Miilionea l^aupera» Vagabunden, Verbrecher, Prostituirte u. s. w. von den 18 Millionen der Bevölkerungszahl, zur Zeit seiner Schrift, bleiben 4,650.000 Mittelklasse mit Einschiuas kleinerer Kentner, Beamten, Schriflnteller, Künstler, Schul- meister u 8. w. Ilm diese 4*/, Millionen herauszubekommen, zählt er zum arbeitenden Th» il der Mittelklasse, ausser Banquier^ u. s. w. alle besser bezahlten .Fabrikarbeiter*! Auch die bricklayers fehlen nieht unter den «potenzirten Arbeitern'. Bleiben ihm dann die benagten 11 Millionen. <S. Laing: .National Distress etc. London 1844.*) „The great cliss, who have nothing to give for foo<l but ordinarj labour, are the great bulk of the people. (James Mill in Art. „Ck>lony'*. Supplement to the £n^- clop. Brit 1881.)

„VThere reftraee is made to laboor bm a meeenre of Talne, it neeees*

arily implies labour of one particular kind . . . the proportion which the other kindn bear to it being easily aeoertained.** («Out^ea of Polit. Eco- nomy. London 1832% p. 22, 28.)

M»rz, K«plUl Z. U

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linii^' der Produktionsmittel in i^iiMlnkt, im Arbeitsprocess. Es ist vermittelt durch die Arbeit. Aber wie?

Der Arbeiter arbeitet nicht doppelt in derselben Zeit, nicht ein- mal um der Baumwolle durch seine Arbeit einen Werth zuzusetzen, und das andremal um ihren alten Werth zu erhalten, oder, was dasselbe, um den Werth der Baumwolle, die er verarbeitet, und der Spindel, womit er arbeitet, auf das Produkt, das Garn, zu tibertragen. Sondern durch blosses Zusetzen von neuem Werth erhält er den alten Werth. Da aber der Zusatz von neuem Werth zum Arbeitsgegenstand und die Erhaltung der alten Werthe im Produkt zwei ganz verschiedne T{«suitate aind, die der Arbeiter in derselben Zeit hervorbringt, obgleich er nur einmal in derselben Zeit arbeitet, kann diese Doppelseitigkeit des Resultats offenbar nur ans der Doppelseitigkeit seiner Arbeit selbst erklärt werden. In demselben Zeitpunkt muss sie in einer Eigenschaft Werth schaffen und in einer andren Eigenschaft Werth erhalten oder übertragen.

Wie setzt jeder Arbeiter Arbeitszeit und daher Werth zu? Immer nur in der Form seiner eigenthtimlich produktiven Arbeits- weise. Der Spinner setzt nur Arbeitszeit zu, indem er sjn'nnt, der Weber, indem er webt, der Schmied, indem er schmiedet. Durch die zweckbestimmte Form aber, worin sie Arbeit überhaupt zu- setzen und daher Neuwerth, durch das Spinnen, Weben, Schmieden werden die Produktionsmittel, Baumwolle und Spindel, Garn und Webstuhl, Eisen und Amboss, zu Bildungselementen eines Pro- dukts, eines neuen Gebrauchswerths '^). Die alte Form ihres Ge- brauchswerths vergeht, aber nur um in einer neuen Form Yon Gebrauchswerth aufzugehn. Bei Betrachtung des Werthbüdongs- processes ergab sich aber, dass so weit ein Gebrauchswerth zweck- gemSb Temutzt wird zur Produktion eines neuen Gebrauchswerths, die zur Herstellung des vemutzten Gebrauchs Werths noth wendige Arbeitszeit einen Theil der zur Herstellung des neuen Gebrauchs- werths noth wendigen Arbeitszeit bildet, also Arbeitszeit ist, die Tom vemutzten Produktionsmittel auf das neue Produkt übertragen wird. Der Arbeiter erhält also die Werthe der vernutzten Pro* duktionsmittel oder übertrSgt sie ak Werthbestandtheile auf das Produkt, nicht durch sein Zusetzen von Arbeit überhaupt, sondern durch den besondren nützlichen Charakter, durch die spedfisch produktive Form dieser zusätzlichen Arbeit Ak solche zweck-

^) „Labour gives a new cre&tion for one extinguished." (,,An Essay on the Polit. Econ. ol Nation». London 1821," p. 18.)

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gemälse produktive Thätigkeit^ Spinnen, WebeOi Schmieden, er- weckt die Arbeit durch ihren blossen Kontakt die Prodakfcions- mittel von den Todten, begeistoi sie zu Faktoren des Arbeitaproceeses nnd verbindet sieb mit ihnen zu Produkten.

Wfire die specifische produktive Arbeit des Arbeiters nicht Spinnen, so würde er die Baom wolle nicht in Garn yerwandeln, also ancb die Werthe yon Baumwolle und Spindel nicht auf das Qam übertragen. Wechselt dagegen derselbe Arbeiter das Metier imd wird Ttschler, so wird er nach wie Tor durch einen Arbeite- tag seinem Matttial Werth zusetMO. Er setet ihn also zu durch seine Arbeit, nicht soweit sie Spinnarbeit oder Tischlerarbeit» sondern soweit sie abstrakte, gesellschaftliche Arbeit Oberhaupt^ und er setast eine bestimmte WerthgxQsse zu, nicht weil seine Arbeit einen besondren nfitdichen Inhsdt hat, sondern weil sie eine bestimmte Zeit dauert. In ihrer abstrakten allgemeinen Eigen- sdiaft also, als VerauBgabnng menschlicher Arbeitokraft, setzt die Arbeit des Spinners den Werthen von Baumwolle und Spindel Neuwerth zu, und in ihrer konkreten, besondren, ntitzlichen Eigen- achaft ab Spinnprooess, fibertrSgt sie den Werth dieser Produktions- mittel auf das Produkt und erhUt so ihren Werth im Produkt Daher die Doppelseitigkeit ihres Aesoltete in demselben Zeitpunkt

Durch das bloss quantitetive Zusetzen von Arbeit wird neuer Werth zugesetzt» durch die Qnalitftt der zugesetzten Arbeit werden die alten Werthe der Produktionsmittel im Produkt erhaltea Diese doppelseitige Wirkung derselben Arbeit in Folge ihres doppelseitigen Charakters zeigt sich handgreiflich an ▼erschiednen Endieinungen.

Nimm an, irgend eine Erfindung befähige den Spinner in 6 Stunden so Tiel Baumwolle zu Terspinnen wie früher in 86 Stunden. Als zwednn&fsig nüteliche, produktive Thätigkeit hat seine Arbeit ihre Kralt yersechsfaeht. Hur Produkt ist ein sechs- fiMshes, S6 statt 6 Ibs. Garn. Aber die 86 Pfund BaumwoUe saugen jetzt nur so viel Arbeitszeit ein sls früher 6 Pfund. Sechsmal weniger neuer Arbeit wird ihnen zugesetzt als mit der alten Methode, daher nur noch ein Sechstel des früheren Werths. Andrerseite existirt jetzt der sechsfiiche Werth yon Baumwolle im Produkt, den 36 Pfund Garn. In den 6 Spinnstunden wird ein sechsmal grösserer Werth von Rohmaterial erhalten und auf das Produkt übertragen, obgleich demselben Rohmaterial ein sechs- mal kleinerer Neuwerth zugesetzt wird. Diess zeigt, wie die Eigen- sclial't, worin die Arbeit während desselben untheilbaren Trocesses

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Wexihe erhält, wesentUcli unterschieden ist von der Eigenschaft, woriB sie Werth schafft Je mehr noth wendige Arbeitraeit während der Spinnoperation auf dasselbe Qaantum Baumwolle geht, desto grSflser der Neuwerth, der der BaamwoUe zugesetzt wird, aber je jnebr Pfände Baumwolle in derselben Arbeitszeit Tersponnen werden, desto grösser der alte Werth, der im Prodiikt erhalten wird.

Nimm umgekehrt an, die Prodoktint&i der Spiwiarbeit bleibe unvef&ndert, der Spinner brauche also nach wie vor gleich fiel Zeit, um ein Pfund Baumwolle in Ghurn zu verwandeln. Aber der Tausehwerih der Baumwolle selbst wediale, ein Pfund Baumwolle steige oder falle um das Sechsfache seines Preises. In beiden FäUen fahrt der Spinner fort demselben Quantum BaamwoUe die- selbe Arbeitsaeü saanseteen, also densdben Werth, und in beiden Fällen prodncirt er in gleicher Zeit gleich viel Gam. Dennoeb ist dsr Werth, den er von der Baumwolle auf das Garn, das Produkt, l&berlrigt, daa einemal sechsmal kleiner, dss andremal sechsmal grösser ab auvor. Ebenso wenn die Arbeitomittel sich vertheuem oder verwoUfeilem, aber stete denselben Dienst im Arbeiteprocess leisten.

Bleiben die technischen Bedbgungen des Spinnprooesses unver- ändert und gebt gleidifalls kein Wertbweclisel mit seinen Pto- duktioasmittdn vor, so verbraucht der Spinner nadi wie vor in gleichen Arbeiteseiten gleiche Quante Bohmateiial und Maschinerie von gleichbleibenden Werkhen. Der WerÜk, den er im Produkt erhält, steht dann in direktsm YerhälteisB zu dem Neuwerth, den er ersetzt In zwei Wochen setet er zweimal mehr Arbeit zu als in einer Woche, also zweimal mehr Werth, und sogleick venratet er zweimal mehr Material von zweimal mdkr Wtfkh, und ver- schletsst zweimal mehr Maschinerie von zweimal mehr Wertii« erhält also im Produkt von zwei Wochen zweimal mehr Werth als im Produkt einer Woche. Unter gegebnen gleidibleibenden Produktionsbedingungeu erhält der Arbeiter um so mehr Werth, je mehr Werth er zusetzt, aber er erhält nicht mehr Werth, weil er mehr Werth zusetzt, sondern weil er ihn unter gleich- bleibenden und von seiner eignen Arbeit unabhängigen Bedingimgen zusetzt.

Allerdings kann in einem relativen Sinn gesagt werden, dass der Arbeiter stets in derselben Proportion alte Werthe erhält, worin er Neuwerth zusetzt. Ob die Baumwolle von 1 sh. auf 2 sh. steige oder auf 6 d. falle, er erhält in dem Produkt einer

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Stande stets nur balb so ml Baomwollwefth, wie der aach wechsle^ ab in dem Produkt toh zwei Stunden. Wechselt famer die Piodoktintit seiner eignen Arbeit, sie steige oder falle, so wird er s. B. in einer Arbeüntunde mehr oder weniger Banm- wolle verspinnen als firflher, und dem entsprechend mehr oder weniger Banmwollwerth im Plrodnkt einer Arbeitntnnde erhalten. Mit slie dem wird er in zwei Arbeitastnnden zweimal mehr Werth erhalten als in emer Arbeitsstunde.

Wertii, Ton seiner nur symbolischen Darstellnng im Werth* seichen abgesehn, ezirtirt nur in einem Gebranchswerth, einem Ding. (D«[ Mensch seibat, sk blosses Dasein Ton Arbeifcshraft betrachtet, ist ein Natnrgegenstand, ein Ding, wenn anch leben* diges, selbstbewQSstes Ding, und die Arbeit seilet ist dingliche Aeusserung jener Kraft) Geht daher der Gebrauchswerth verloren, 80 geht auch der Werth verloren. Die Produktionsmittel ver- lieren mit ihrem Gebrauchs werth nicht zutjleich ihren Werth, weil sie durch den Arbeitsproccsü die urspi üngliche Gestalt ihres Ge- brauchswerths in der That nur verlieren, um im Produkt die Ge- stalt eines andren Gebrauchswtrtbs zu gewinnen. So wichtig es aber für den Werth ist in irgend einem Gebrauchsw'erth zu exi- stiren, so gleichgültig ist es, in welchem er existirt, wie die Meta- morphose der Waaren zeigt. Es folgt hieraus, dass im Arbeite- process Werth vom Produktionsmittel auf das Produkt nur übergeht, so weit das Produktionsmittel mit seinem selbständigen Gebrauchswerth auch seinen Tauscliwerth verliert. Es gibt nur den Werth &!i <h4S Produkt al). dfm es als Prolukt lonsrnittel ver- liert. Die gegenständlichen Faktoren de^ Arbeitsprocesses verhalten sich aber in dieser Hinsicht verscl]i>''len.

Die Kohle, woinit die Maschine geheizt wird, verschwindet spur- los, el)enso das < )< I. womit man die Äxe des Rades schmiert \\. s. w. Farbe und andre idülfsstofife verschwinden, zeig-en sieh ah*^r in den Eigenschaften des Produkts. Das PohmutcniLl bildet <!:<' Substanz des Produkts, hat aber seine Forin verändert. Itoliinatt riai und HülfsstofFp verlieren also r|ie selbständige Gestalt, womit sie in den Arl)eit.s])roc( ss als Gebrauchswerthp eintraten. Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefass u. s. w. dienen im Arbeitsprocess nur, so lange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in eben derselben Form in den Arbeitsprocess eingehn, wie gestern. Wie sie während ihres Lebeos, des Arbeitsprocesses, ihre selb- ständige Gestalt dem Produkt gegenftber bewahren, so anch nach

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ihrem Tode. Die Leichen von Maschinen, Werkzeugen, Arbeits- gehäuden a. s. w. existiren immer noch getiennt von den Pro- dukten, die sie bilden halfen. Betrachten wir nun die ganze Periode, während deren ein solches Arbeitsmittel dient^ Ton dem Tag seines Eintritte in die Werkst&tte bis zum Tage semer Verbannung in die Rumpelkammer, so ist w&hrend dieser Perlode sein Gebrauchs* Werth Yon der Arbeit vollständig verzehrt worden, und sein Tausch- werth daher ToUständig auf das Produkt übergegangen. Hat eine Spinnmaschine z, B, in 10 Jahren ausgelebt, so ist wahrend des zehnjfihrigen Arbdtsprocesses ihr Gesunmtwerth auf das zehn- jährige Produkt Übergegangen. Die Lebensperiode eines Arbeite- mittels umföngt also eine grössere oder kleinere Anzahl stete von neuem mit ihm wiederholter Arbeiteprocesse. Und es geht dem Arbeitemittel wie dem Menschen. Jeder Mensch stirbt tSgüch um 24 Stunden ab. Man sieht aber keinem Menschen genau an, wie viel Tage er bereite verstorben ist Diess verhindert Lebens- verstcherangsgesellschaften jedoch nicht, aus dem Durchschnitts» leben der Menschen sehr sichre, und was noch viel mehr tst^ sehr profitliche Schlüsse zu ziehu. So mit dem Arbeitsmittel Man weiss aus der Er&hrung, wie lang ein Arbeitsmittel, z. B. eine Masdiine von gewisser Art, durchschnittlich vorhSlt. Gesetzt, sein Gebrauchswerth im Arbeiteprocess daure nnr 6 Tage. So verliert es im Durchschnitt jeden Arbeitetag '/^ seines Gebrauchswerths und giebt daher ^/^ seines Werths an das tägliche Produkt ab. In dieser Art wird der Verschleiss aller Arbeitsmittel berechnet, also z. B. ihr täglicher Verlust an Gebrauchswerth, und ihre entF- sprechende tägliche Werthabgabe an das Produkt

Bis zeigt sich so schlagend, dass ein Produktkmsmittel nie mehr Werth an das Produkt abgiebt^ als es im Arbeiteprocess durch Vemk^tung seines eignen Gebrauchswerths verliert. Hätte es keinen Werth zu verlieren, d. h. wäre es nicht selbst Produkt menschlicher Arbeit, so würde es keinen Werth an das Produkt abgeben. Es diente als Bildner von Gebrauchswerth , ohne als Bildner von Tausch werth zu dienen. Diess ist daher der Fall mit allen Produktionsmitteln, die von Natur, ohne menschliches Zuthun, vorhanden sind, mit Erde, Wind, Wasser, dem Eisen in der Erz- ader, dem Holze des Urwaldes u. s. w.

Ein andres interessantes Phänomen tritt uns hier entgegen. Eine Maschine sei z. B. 1000 Pfd. St. werth und schleisse sich in 1000 Tug. n ab. In diesem Fall geht täglich ^/,ooo Werths der

Maschine von ihr selbst auf ihr tägliches Produkt über. Zugleich,

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wenn auch mit abnehmender LcliPiiskraft, wirkt stets die Gesaninit- maschine im Arbeitsprocess. Es yj'\'j:i sich also, dass ein Faktor Arbeitsprofpsses, ein Produktionsmittel, ganz in den Arbeits- process, aber nur zum Theil in den Verwerthungsprocess eingebt. Der Unterschied von Arbeitsprocess und Verwerthungsprocess re- ilektirt sich hier an ihren gegenständlichen Faktoren, indem das- selbe Produktionsmittel als Element des Arbeitsprocesses ganz und als Element der WerthbilduDg nur st&ckweis in demselben Pro- duktionsprocess zählt *^).

Andrerseits kann umgekehrt ein Produktionsmittel ganz in den Verwerthungsprocess eingehn, obgleich nur stückweis in den Arbeits- process. Nimm an, beim Verspinnen der Baumwolle fielen taglich auf 115 Pfund 15 Pfund ab, die kein Gani, soTidern nur devü*8 dust bilden. Dennoch, wenn dieser Abfall von l^^l^ normal, von der Durchschnitts- Verarbeitung der Baumwolle unzertrennlich ist» geht der Werth der 15 0 Baumwolle, die kein Element des Garns, ganz eben so sehr in den Garnwerth ein, wie der Werth der 100 die seine Substanz bilden. Der Gebrauchswerth Yon 15 ^ Baum- wolle mosB yerstauben, um 100 0 Garn zu machen. Der Unter- gang dieser Baumwolle ist also eine Produktionsbedingung des Garns. Eben deswegen gibt sie ihren Werth an das Garn ab. Diess gilt Ton allen Exkrementen des Arbeitsprocesses, in dem

^) Es handelt sich hier nicht um Beparaturen der Arbeitemittel, Maachineo, Banuehkeiten u. s. w. Eine ICasehine, die reparirt wird, ftmktionirt nieht

alB Arbeitsmittel, sondern als Arbeitsmaterial. £a wird nicht mit ihr gear^ beitet, sondern sie selbst wird bearbeitet, uniibrenOebrai!o)iswcrtIi/.u flirkon Solche Keparaturarbeiten kann man für unsren Zweck luimer eiu^eschloääcu denken in die sar Produktion des Arbeitomittels erheischte Arbeit Im Text bandelt es sich um den Verschleiat, den kein Doctor kuriren kann und der allmAhlig den Tod herbeifilhrt , um ,that kind of wear which cannot be repaired from time to time, aud which, in the caae of a kuife. would uiti- mately redace it to a stete in which the entler would aay or it, it is not Worth a nevr blade." Man hat im Text gcftehn. dass eine Maschine z. B. ganz in jeden einzelnen Arbeitsprocess, aber nur »tückweis in den gleich- seitigen Verwerthungsprocess eingeht. Danach zu beurtbeilen die foigeude Be^^ilßiverwechslan^: ,Mr. Bicardo speaks of the portion of the labonr of the enjpneer in roaking stockinp: machines* als z. R. enthalten in dem Werth von ein paar Strümpfen. ,Yet the total labour that produced each »ingle pair uf stuckings . . . iucludes the whulc labour of the engineer, not a por- tion; for one machine makes many pairs, and none of those pairi conld have been done withnnt any part of the machine/ („Observations on <•( rtnin verbal disputes in Pul. Ecou., particularly relating to Value, and to Dumaud and Supply- London 1821," p. 54.) Der Verfasser, ein ungemein selbrt- gefiUig^ „wiseacre*', hat mit seiner Konfusion und daher mit seiner Polemik nur PO weit Recht, als wi fler Ricardo noch irpenfl ein riiiHrer Oekonom, vor oder nach ihm, die beiden Seiten der Arbeit genau geschieden, daher noch weniger ihre veiachiedne Bolle in der WermhUdong analysirt hat.

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Grad weDigsteiiB, worin diese Exkremente nicht wieder neue Fio- duktionsmitiel und daher neue aelhrtSndige Qebzauehswerthe bilden. So sieht man in den grossen Mssohinen&briken zu Manchester Berge Ton Eisenabfällen, durch cyklopische Blaschinen gleich HobebpBoen abgesehiüt, am Abend auf grossen Wagen aus der Fabrik in die Eisengieaserei wandern, um den andren Tag wieder als massi?e8 Eisen ans der Eisengiesserei in die Fabrik snrflckzuwandem.

Nur soweit PTodakfeionsmittol wShrend des Arbeitsprooesses Werth in der Gestalt ihrer alten Gebrauchswerthe verlieren, übertragen sie Werth auf die neue Gestalt des Produkts. Das Maximum des WerthTerlostes, den sie im Arbeitsprocess erleiden können, ist offenbar beschränkt durch die ursprüngliche Werthgrösse, womit sie in den Arbeitsprocess eintreten, oder durch die zu ihrer eignen Produktion erheischte Arbeitszeit. Produktionsmittel können dem Produkt daher nie mehr Werth zusetzen, als sie unabhängig vom Arbeitsprocess, dem sie dienen, besitzen. Wie nützlich auch ein Arbeitsmaterial, eine Maschine, ein Produktionsmittel: wenn es 150 Pfd. St., sage 500 Arbeitötage, kostet, setzt es dem Gesammt- produkt, zu dessen Bildung es dient, nie mehr als 150 Pfd. St. zu. Sein Werth ist bestimmt nicht durch den Arbeitsprocess, worin es als Produktionsmittel eingeht, sondern durch den Arbeitsprocess, woraus als Produkt herau.^kommt. In dem Arbeitsprocess dient es nur als (iebrauchswerth, als Ding mit nützlichen Eigenschaften, und gäbe daher keinen Werth an das Produkt ab, hätte es nicht Werth besessen vor seinem Eintritt io den Process'^^).

'^^) Man begreift (luher die Abgeschmadttibttt des laden J. B. Say, der den Mehrwerth (ZitiH l'r fit, Hente) aus den .servicea productifs" ableiten will, welche die Produkiionsmittel, Erde, Instrumente, Leder u. s. w. durch ihre Oebnioelunrerthe im Arheitaprocesie Idtten. Herr Wilhelm Roscher, der es nicht leicht iSast, artige apohigetische Einfälle schwarz auf weiss zu regi- striren, ruft au8: ..Sehr richtig bem: rkt J. B. Say, Trait«', t. I. ch. 4: „der durch eine Oelmühle nach Abjtug aller Kosten hervorgebrachte Werth sei dwsh etwas Neues, von der Arbeit, wodurch die Oelmühle selbst geschaffen worden, ^vcHcutllch vpr^rhiednes." (1. c. p. 82 Note.) Sehr richtig! Das von der Oelmühle hervorgebrachte „Gel" it*t etwa." sehr Verschiednes von der Arbeit, welche der Bau der Mühle kostet. Und unter „Werth" versteht Herr Roscher solches Zeug wie „Ocl", da „Oel" Werth hat, „in der Natur" nber sich Stelnol vorfindet, wenn auc)i rrlativ nicht „sehr viel", worauf wohl aeine andre Bemerkung abzielt: ^Tausch werthe bringt sie (die Natur!) fast gar nieht hervor." Er gebt der Boeoher'sehen Natur mit dem Tauschwerth, wie der thOrichten Jungfrau mit dem Kind, du nur „ganz kleiii war". Der- selbe „Gelehrte" (,,8avant s^^ripiix") bemerkt noch bei oben erwähnter Ge- legenheit: „Die Schule Kicardo » püegt auch das Kapital unter den Begriff Arbeit m sobeomireti sla „aufgesparte Arbeit*'. Diese ist ungeschickt (I), weil (I) ja (1) der Kapitalbesitzer (!) doch (1) mehr (!) gethan hat als die blosae Herrorbringang (7) und (7?) Erhaltung desselben (wesselbigen?):

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Indem die produktive Arbeit Produktionsmittel in Bildungselemente eines neuen Produkts yerwandelt, gebt mit deren Wertb eine Seelen- wandrang vor. Er geht aus dem verzehrten Leib in den neu ge- stalteten Leib über. Aber diese Seelen wandrung ereignet sich gleichsam hinter dem Rücken der wirklichen Arbeit. Der Arbeiter kann neue Arbeit nicht zusetzen, also nicht neuen Werth schaffen, ohne alte Werthe zu erhalten, denn er mnss die Arbeit immer in bestimmter nQtslieher Form zusetzen, ond er kann sie nicht in nüts- lieher Form zusetiEen, ohne Produkte zu Produktionsmitteln eines neuen Produkts zu machen, und dadurch ihren Werth auf das neue Produkt zu übertragen. Es ist also eine Naturgabe der steh betbätigenden Arbeitskraft, der lebendigen Arbeit, Werth zu er- halten, indem sie Werth zusetzt, eine Naturgabe, die dem Arbeiter nichts kostet, aber dem KapitaliBten viel einbringt, die Erhaltung des vorhandnen EapitBlwerths*"*). So lange Geschäft fiott geht, ist der Kapifaüist zu sehr in die Plusmacherei vertieft, um diese Graiisgabe der Arbeit zu sehn. Gewaltsame Unterbrechungen des Arbeitsprocesses, Krisen, machen sie ihm empfindlich be- merksam^).

Was fiberhaupt an den Produktionsmitteln veizehrt wird, ist ihr Gebrauchswerth, durch dessen Konsumtion die Arbeit Produkte

eben (?!?) die Enthaltung Yom eignen Genone, wofOr er z. B. (!!!) Zinsen ▼erlangt.* (1. c.) Wie ,ges<-lii< kf ! diese „anatomisch - physiolop-i^rbo Methode* der politischen Oekouomie, die aus blossem ^Verlanj^eu* ja dodi eben „Werth* entwickelt

„Of all the instrumenta of the farmer's trade, the labour of man . . . is that on which he is most to relv fnr the re-payment of his capital. The other tvvo the workine stock ol the cattie, and the . . . carts, ploughs, spades, and so forth without a given portion of the first, are nothing at all.* (Edmund Burke: «Thoughts and Details on Scarcity, originallv pre^^etUed to the Kt. Hon. W. Pitt in the Month of NoTember 1795, edit. London 1800% p. 10.

**) In der Times yem 96. mot. 1868 jammert efai Fabrikant, desien Spin- nerei 800 Arbeiter beschäftigt und wöchentlieli im Durchscbnitt 150 Ballen ostindischer oder ungefähr 180 Ballen amerikaniBcher Buunnvolle verzehrt, dem Publikum die jährlichen Stillstandskosten seiner Fabrik vor. Er schlägt rie auf 6000 Pfd. 8t. an. Unter diesen Unkosten befinden sich viele Poeten, die Tina hier nichts angehn, wie Grundrente, Steuern, Ver-i( liriinL'--jirilmicn, öaiaire für jährlich engagirtp Arbeiter, manager, Buchhalter, Ingenieur u. s. w. Dann aber berechnet er lur 150 IM'd. Cst. Kühlen, um die Fabrik von Zeit SU Zeit zu wärmen und die Dampfmaschine gelegentlich in Gang zu setzen, ausserdem Löhne für Arh* iti^r, die durch gelegentliche Arln-it die Maschinerie «flflssig* erhalten. Endlich 12ij0 Pfd. St. für Verschlechterung der Maschinerie, da „the weather and the natural principle of decay do not suspend their Operations because the iteam-engine ceaset« to revoWe.* Er bemerkt aus- drnrklirh, diese Summe vnn I'JOO l'fd. St. sei so gering ange^ch1;^gen, weil sich die Maschinerie bereits in sehr abgenutztem Zustande beliude.

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bildet Ihr Werth wird in der That nicht konsumirt'^), kann also auch nicht reproducirt werden. Er wird erhalten, aber nicht weil eine Operation mit ihm selbst im Arbeitsprocess vorgeht, sondern weil der Gebrauchawerth, worin er ursprünglich existkt, zwar ver- schwindet, aber nur in einem andren Gebrauchswerth Terschwindet. Der Werth der Produktionuiiittel erscheint daher wieder im Werth das Produkts, aber er wird, genau gesprochen, nicht reproducirt Was producirt wird, ist der neue Gebraucbswerih^ worin der alte Tausch Werth wieder erscheint'"*).

Anders mit dem subjektiven Faktor des Arbeitsprocesses der sich bethätigenden Arbeitskraft. Während die Arbeit durch ihre zweck mäfsige Form den Werth der Produktionsmittel auf das Produkt überträgt und erhält, bildet jedes Moment ihrer Bewe^ping zusätzlichen Werth, Neuwerth. Gesetzt der Produktionsprocess breche ab beim Punkt, wo der Arbeiter ein Aequivalent für den Werth seiner eignen Arbeitskraft producirt, durch sechsstündige Arbeit z. B. einen Werth von 3 sh. zugesetzt hat Dieser Werth bildet den Ueberschuss des Produktenwertirs über seine dem Werth der Produktionsmittel geschuldeten Bestandtheile. £r ist der einzige Originalwerth, der innerhalb dieses Processes entstand, der einzige Werththeil des Produkts, der durch den Process selbst producirt ist Allerdings ersetzt er nur das vom Kapitalisten beim Kauf der Arbeitskraft vorgeschossne, vom Arbeiter selbst in Lebens- mitteln verausgabte QtelL Mit Bezug auf die yerausgabten 3 sh. erscheint der Neuwerth von 8 sh. nur ab Reproduktion. Aber er

**) aProduetive Cousuuiption: where the cousumption of a commodit^ 18 a pari of the process of produetion ... In these instances there is DO cousumption or value.* d. P. Newman 1. c. p. 296.

**) In einem nordamerikaniscben Kompendium, cLim viellcichi 20 Auf- lagen erlebt hat, lient man: „It matters not in wbat furni c^pital reappears.* Nach einer redeel igen Ao&ählmie ailer möglichen Fkoduktionsinffreoienrieii, deren Werth im Produkt wieder erscheint, heisst's schliesslich: »The various kiuds of focul dotliifitr nnd shelter, necessary for the existence Hud comfort uf the iiunmii beiug, ure al80 changed. They are consumed from time to time, and their-valne re-appears, in that new vigoar imparted to his büdy and mind, forming fresh capital, to be employed again m the werk of produetion." (F. Weyiand 1. c. p. 31, 32.) Von allen andren Wunderlichkeiten abgesehn, ist es z. B. nicht der Treis des Brodes, der in der erneuten Kraft wieder erscheint, sondern seine blutbildenden Sub- ffcanzen. Was dagegen als Werth der Kraft wiedererscheint, sind nicht die Lebensmittel, sondern ihr Werth. Dieselben Lebensmittel, wenn sie nur die Hftlfle kosten, produciren gans eben so viel Muskel, Knochen U. 8. V., kuzs dieselbe Kraft, aber nicht Knft vom selben Werth. Diess Umsetzen von , Werth" in „Kraft" und die ganze p}iriri<=?ii«che Unbestininit- beit verstecken den allerdingB vergeblichen YerHuch, aui^ blossem Wieder- eitcbeinen vorgesdiosaner wwthe dnen Mehrwerth heraae su drediseln.

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irt wirklich repToducirt, nicht nmr schemiMur, wie d«r Werth der PtoduktioDsmiiteL Der Ersatz einee Wertiis durch den andren ist hier vermittelt durch neue WerthschÖpfnng.

Wir wissen jedoch bereits, dass der Arbeitsprooe» über den Punkt hinaus fortdauert» wo ein blosses Aequivalent ftür den Werth der Arbeitskraft reprodncirt und dem Arbeitsgegenstand augesetzt wäre. Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen, wfihrt der Process a. B. 12 Standen. Durch die Bethätigung der Arbeitskraft wird also nicht nur ihr eigner Werth reproducirt, sondern ein Uber- schüssiger Werth producirt Dieser Mehrwerth bildet den Ueber- schoss des Produktenwerths über den Werth der Terzehrten Produkt* bildner, d. h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft

Indem wir die Tsischiednen Bollen dargestellt, welche die ver^ schiednen Faktoren des Arbeitsprocesses in der Bildung des Pro* dnktenwerths spielen, haben wir in der That die Funktionen der Terschiednen Bestandtheile des Kapitalsin seinemeignen Verwerthungs- process charakterisirt. Der üeberscbuss des Gesam natwerths des Produkts über die Werthsumrae seiner Bildungselemente ist der Ueberschuss des verwertheten Kapitals über den ursprünglich vor- geschossnen Kapitahverth. Produktionsmittel auf der einen Seite, Arbeitskraft auf der andren, sind nur die verscliiednen Existenz- formen, die der ursprüngliche Kapitahverth annahm bei Abstreifung seiner Geldform uud seiner Verwandlung in die Faktoren des Arbeitsprocesses.

Der Theil des Kapitals also, der sich in Produktionsmittel, d. h. in Rohmaterial, Hiilfsstoffe und Arbeitsmittel umsetzt^ verändert seine Werthgrösse nicht im Produktionsprocess. Ich nenne ihn daher kuiistanten Kapitultheil, oder kürzer: konstantes Kapital.

Der in Arbeitskraft umgesetzte Theil des Kapitals verändert da- gegen seinen Werth im Produktionsprocess. Er reproducirt sein eignen Aequivalf^nt und einen Ueberschuss danibor. Mehrwerth, der selbst wprlis* In, grösser oder kleiner mmu kinin. Aus einer konstanten ürüsse verwandelt sich dieser Theil des Kapitals fort- während in eine variable. Ich nenne ihn daher variablen Kapital- theil, oder kürzer: varialdes Kapital. Dieselben Kapitalbestand- theile, die sich vom Standpunkt dp« Arbeitsprocesses als objektive und subjektive Faktoren, als Produktionsmittel und Arbritskraft unterscheiden, unterscheiden sich vom Standpunkt des Verwerthungs- processes als konstantes Kapital und variables Kapital.

Der Begriff des konstanten Kapitals schliesst eine Werthrevo- lution seiner Bestandtheile in keiner Weise aus. Nimm an, das

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Pfund Baumwolle koste heute 6 d. und steige morgen, in Folge eines Ausfalls der Haura wollern te, auf 1 sh. Die alte Baumwolle, die fortfahrt verarbeitet zu werden, ist zum Werth von 6 d. ge- kauft, fticrt aber jetzt dem Produkt einen Werththeil von 1 sh. zu. Und die bereits versponnene, vielleicht schon als Garn auf dem Markt cirkulirende Baumwolle, fü^t dem Produkt ebenfalls das Doppelte liires ursprüiif^lH iirn Wertlis zu. Man sieht jedoch, dass diese Werthweclisel uii;i!>liängig sind von der Verwerthung der Hainn wolle im iSpinnpi o( ess selbst. Wäre die alte Baumwolle noch gar nicht in den Arbeitsprocess eingegangen, so könnte sie jetzt zu 1 sh- statt zu 6 d. wieder verkauft werden. Umgekehrt: Je weniger Arbeitsprocesse sie noch durchlaufen hat, desto sichrer ist diess Resultat. £s ist daher Gesetz der Spekulation bei solchen Werthrevolutionen auf das Rohmaterial in seiner mindest ver- arbeiteten Form zu spekuliren, also eher auf Garn als auf Gewebe und eher auf die Baumwolle selbst als auf das Gbm. Die Werth- ftadening entspringt iiier in dem Process, der Baumwolle producirt, nicht in dem Process, worin sie als Produktionsmittel und daher als konstantes Kapital funktionirt Der Werth einer Waare ist zwar beatimiqt durch das Quantum der in ihr enthaltnen Arbeit, aber diess Quantum selbst ist gesellschaftlich bestimmt. Hat sich die gesellschaftlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit ver- ändert — und dasselbe Quantum Baumwolle z. B. stellt in un- günstigen Ernten grosseres Quantum Arbeit dar, als in gtlnstigen so findet eine Rückwirkung auf die alte Waare statt, die immer nur als einzelnes Exemplar ihrer Gattung gUt^*), deren Werth stets durch gesellschaftlich noth wendige, also auch stets unter gegenwirtigen gesellschaftlichen Bedingungen nothwendige Arbeit gemessen wird.

Wie der Werth des Rohmaterials, mag der Werth bereits im Prodnktionsprocess dienender Arbeitsmittel, der Maschmerie u. s. w. wechseln, ako auch der Werththeil, den sie dem Produkt abgeben* Wird z. B. in Folge einer neuen Erfindung Maschinerie derselben Art mit verminderter Ausgabe von Arbeit reprodudrt» so entwerthet die alte Maschinerie mehr oder minder und ftbertrftgt daher auch ▼erhiltmssm&fsig weniger Werth auf dss Produkt. Aber auch hier entspringt der Werthwechsel ausserhalb des Produktionsprocssses, worin die Maschine als Produktionsmittel funktionirt In diesem

,Toute.s le.s productioiio d'\]n m^me frcvre tio forment ])rf>proment qu'une maase, dont le prix se d^termiue en g^ncrul et sau« ^gard aux ^reonstanoM particuli^res." (Le Trotne h c. p. 893.)

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ProoesB gibt sie nie mehr Werth ab als sie UDabhängig TOD dieseiB

Process besitzt.

Wie ein Wechsel im Werth der Produktionsmittel, ob auch rückwirkend nach ihrem bereits erfolgten Eintritt in den Process, ihren Charakter als konstantes Kapital nicht verändert, ebenso wenig berührt ein Wechsel in der Pi'oportioa swisehen konstantem und variablem Kafiital ihren funktionellen Unteisehied. Die teeh- nischen Bedingungen des Ärbeitsprooesses m(}gen s. B. so um- gesbdtet werden, disss wo frtther 10 Arbeiter mit 10 Werfcxeugen fon geringem Werth eine Yerhftltnissmfilkig kleine Masse von Roh- material rairbeiteten, jetet 1 Arbeiter mit einer 1bem«n Maschine das hundeii&ehe Rohmaterial ▼erarbeitet In diesem Fall wire das konstante Kapital, d. h. die Werthmasse der angewandten Produktionsmittel, sehr gewachsen, und der wiable Theil des Kapitals, der in Arbettskraft Torgeschossne, sehr gefallen. Dieser Wechsel Sndert jedoch nur das GrössenverhSltniss awisehen kon- stantem und variablem Kapital, oder «fie Proportion, worin das 0seammtkapital in konstante und variable Bestandtheile sseifiÜlt, berOhrt dagegen nicht den Untenchied von konstant und variabel.

Siebentes Kapitel. IHe Rate dos MoiirwQrihs.

1. Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft.

Der Mehrwerth, den das vorgeschossne Kapital C im Produktiona- process erzeugt hat, oder die Yerwerthung des vorgeschossnen Kapital Werths C stellt sich zunächst dar als Ueberschuss des Werths des Produkts über die Werthsumme seiner Produktionselemente.

Das Kapital G zerfallt in zwei Theile, eine Geldsumme c, die f&r Produktionsmittel, und eine andre Gteldsumme die f&r Arbeitekraft verausgabt wird; c stellt den in konstantes, v den in variables Kapital verwandelten Werthtkeil vor. Ursprünglich ist also G SS c + V, B. das votgeschossne Kapital von

500 Pfd. St = 410 Pfd. St. -h 90 Pfd. St Am Ende des Pro-

duktionsprocesses kommt Waare heraus» deren Werth » c + v + m,

c ^ ^ V m

wo m der Mehrwerth, z.B. 410L-h90L-^-90L Das ureprüng-

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liehe Kapital G hat sich in C verwandelt, aus 500 Pfd. St. in 590 Pfd. St. Die Differenz zwischen beicleu ist - m, einem Mehr- werth von 90. Da der Werth der Produktionselemente gleich dem Werth des vorgeschossnen Kapitals, so ist es in der That eine Tautologie, dass der Ueberschuss des Produkten werths über den Werth seiner Produkt lonselemente gleich der Yerwerthuug des vorgeschossuen Kapitals oder gleich dem producirten Mehr- werth.

Indess erfordert diese Tautologie eine nähere Bestimmung. Was mit dem Produkten werth verglichen wird, ist der Werth der in seiner Bildung aulgezehrten Pruduktionselemente. Nun haben wir aber gesehn, dass der aus Arbeitsmitteln bestehende Theil des angewandten kt.ustanten Kapitals nur ein Stück seines Werths an das Produkt abgibt, während ein andres Stöck in seiner alten Existeuziorm fortdauert. Da das letztre keine Rolle in der Werth- bildunir spielt, ist hier davon zu abstmhiren. Sein Hineinziehen in dir Rechnung würde nichts ändern. Nimm an, c = 410 1. bestehe aus Rohmaterial zu 312 1., Hiilfsstotten zu 44 1. und ira Process verschleissr nder Maschinerie von 54 i,, der Werth der wirklich angewandten Maschinerie betrage aber 1054 1. Als vor- geschossen zur Erzeugung de? Produkten werths berechnen wir nur den Werth von 54 1., den die Maschinerie durch ihre Funktion verliert und daher dem Produkt abgibt. Reedmeten wir die 1000 Pfd. St. mit, die in ihrer alten Form fortexistiren als Dampf- maschine u. s. w., so müssten wir sie auf beiden Seiten mitrechnen, auf Seite des vorgeschossnen Werths und auf Seite des Produkten- werths''«»), und erhielten so resp. 1500 Pfd.St. und l''^90 Pfd.St. Die T^itTerenz oder der Mehrwerth wäre nach wie vor 00 Pfd. St. Unter dem zur Werthproduktion vorgeschossnen konstanten KapitiU verstehn wir daher, wo das Gegentheil nicht aus dem Zusammen- hang erhellt, stets nur den Werth der in der Produktion verzehrten Produktionsmittel.

Diess vorausgesetzt, kehren wir zurück zur Formel Cs=c +

die sich inC'ssc-f-T-Hm und eben dadurch G in C ver- wandelt» Man weise, dus der Werth des konstanten Kapitals im Produkt nur wieder eracfaeini Das im Proceas wirklich nen er-

„Ii we reckon the value of the üxed capital employed as a Dart of the advances, we must reckon the remaining value oi auch capital at the end of the year as a part uf the annual retanu. (AÜdthiu: .IriDC. of PoL Eoon. 2&d ed. London p. 269.)

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zeugte V\ erthprodukt ist also ?erscliiedeD ?ou dem aus dem Process ^haltnen Produktenwertb, daher nicht, wie es auf den ersten Blick

schemtf c + + m oder 410 L 4- 90 L + 90, aondeni + m

oder 90 I. + 90 1., nicht 590 1., sondern 180 1. Wäre c, das konstante Kapital, = 0, in aiidrea V\ orten, gäbe es Industrie- zweige, worin der Kapitalist keine producirten Produktionsmittel, weder Rohmaterial, noch HülfsstofFe, noch Arbeiteinstrumente, son- dern nur von Natur vorhandne StoflPe und Arbeitskraft anzuwenden hätte, so wäre kein konstanter Werththeil auf das Produkt zu nbertragen. Diess Element des Produktenwertlis, in uiisrem Bei- spiel 410 Pfd. St., fiele fort, aber das VVerthpn. lukt von 180 Pfd. St., welches 90 Pfd. St. Mehrworth enthält, hlirlje ixanz ebeji?>() gross als ob c die grösste VVerthaumme darstellte. Wir hätten C ==

o T SB T, und C, das verwerthete Kapital, =s v -j- m, C C nach wie vor = m. Ware umgekehrt m = 0, in andren Worten, hatte die Arbeitskraft, deren Werth im yariahlen Kapital vor- geschossen wird, nur ein Aequivalent producirt, so C = c + v

und C (der Produktenwerth) = c + v -4- 0, daher C = C. Das vorgeschossne Kapital hätte sich nicht verwerthet.

Wir wissen in der That bereits, dass der Mehrwerth bloss Folge der Werth Veränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umge- setzten Kapitaltheil vorgeht, dass also y m = v Jv (v plus Inkrement von v) ist Ab^^r die wirkliche Werthveränderung nnd das Verhältniss, worin sich der Werth ändert, werden da- durch verdunkelt, dass in Folge des Wachsthums seines varüren- den Beetandtheils auch das vorgeschossne Gesammtkapital wächst. Es war 500 und es wird 590. Die reine Analyse des Prooesses erheischt also von dem Theil des Produkten Werths, worin nur konstanter Kapitalwerth wieder eischeint« ganz zu abstrahiren, also das konstante Kapital c = 0 zu setzen, und damit ein Gesetz der Mathematik anzuwenden, wo sie mit variablen und konstanten Grossen operirt, und die konstante Grösse nur durch Addition oder Subtraktion mit der variablen verbunden ist.

Eine andre Schwierigkeit entspringt aus der ursprünglichen Form des variablen Kapitals. So im obigen Beispiel ist C = 410 J^* konstantes Kapital 90 ^ variables Kapital 90 £ Mehrwerth. Neunzig Pfd. St sind aber eine gegebne, also konstante Grösse und

m

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es scheint daher ungereimt sie als variable Grösse zu behandeln.

Aber 90 £ oder 90 £ variables Kapital ist hier in der That nur Symbol für den Process, den dieser Werth durchläuft. Der im Ankauf der Arbeitäkraft vorgeschossne I'vHintultiii'il ist eni bestimm- tes Quantum vereff LTt n^t^lndlicliter Arbeit, aUo konstaute Werth- grosse, wie der Werth der gekauften Arbeitskraft. Im Produk- tionsprocess selbst aber tritt nu dif Stelle der vorgeschossnen 90 Pfd. St die sich bethätigende Arlx itskraft, an die Stelle todter, lebendige Arbeit, au die Stelle einer ruhenden, eine fliessende Orösse, an die Stelle einer konstanten eine variable. Das Resul- tat ist die Reproduktion von v plus Inkreraent von v. Vom Stand- punkt der kapitalistischen Produktion ist dieser ganze Verlauf Selbstbewegung des in Arbeitskriift uniLiesptzten, urspninglich kon- stanten Werths. Ihm wird dir Process und sein Resultat 7a\ rrut geschrieben. Erscheint die Formel 90 £ variables Kajiital oder sich verwerthender Werth daher widerspruchsvoll, so drückt sie nur einen der kapitalistischen Produktion immanenten Wider- spruch aus.

Die Gleichsetzung des konstanten Kapitals mit 0 befremdet auf den ersten Blick. Indess vollzieht man sie beständig im Alltags- leben. Will Jemand z. B. Englands Gewinn an der Baumwoll- iodustrie berechnen, so zieht er Yor allem den an die Vereinigten Staaten, Indien, Aegypten u. s. w. gezahlten Baum woll preis ab; d. h. er setzt im Produktenwerth nur wiederencheinenden Kapital- werth = 0.

Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerths nicht nur zum Kapitaltheil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen Werth- ▼erandning er darstellt, sondern auch zum vorgeschossnen Gesammt- kapital seine grosse ökonomische Bedeutung. Wir behandeln diess Verhältniss daher ausführlich im dritten Buch. Um einen Theil des Kapitals durch seinen Umsatz in Arbeitskraft zu vervrertben muss ein andrer Theil des Kapitals in Produktionsmittel verwan> delt werden. Damit das variable Kapital funktionire, muss kon- stantes Kapital in entsprechenden Proportionen^ je nach dem be- stimmten technischen Charakter des Arbeitepxocesses, vorgeschossen werden. Der Umstand jedoch, dass man zu einem chemischen Process Retorten und andre Gefässe braucht, verhindert nicht bei der Analyse von der Retorte selbst zu abstrahiren. Sofern Werth- schöpfung und Werthverändrung für sich selbst, d. h. rein betrach- tet werden, liefern die Produktionsmittel! diese, stofflichen Gestalten

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äes konstanten Kapitals, nur den Stoff, worin sich die flfissige, werthbiJdende Kraft fixiren soll. Die Natur dieses Stoffes ist da- her auch gleichgültig, ob Baumwolle oder Sisen. Auch der Werth dieaee Stoffes ist gleichgCdtig. Er muss nur in hinreichender MftBue vorhanden sein, um das während des Produktionsprocessee SQ Tenasgabende Arbeitsquantura einsaugen zu können. Diese Masse gegeben,' mag ihr Werth steigen, oder fallen, oder sie mag nerthlos sein, wie Erde und Meer, der Process der Werthscböpfung and Werthvei&nderaDg wird nicht davon berührt'^.

Wir setzen also annachst den konstanten Kapitaltheil gleich NolL Das YOrgeschossne Kapital reducirt sich daher von c +

aof T, nnd der Produkten werth c + v + m auf das Werth produkt

V -|- ni. Gesellen das Werthprodukt = löO i^id. St., worin sich die während der ganzen Dauer des Produktionsprocesses fliessende Arbeit darstellt, so haben wir den Werth des variablen Kapitals _ Ä 90 Pfd. St. abzuziehn, um den Mehrwerth = 90 Pfd. St zu erhalten. Die Zahl 90 Pfd. St. = m drQckt hier die absolute Grösse des prfulucirten Mehrwerths aus. Seine proportionelle GiQase aber, ako das Verhältniss, worin das variable Kapital sich Yerwerthet hat, ist offenbar bestimmt durch das Verhältniss des

Mehrwerths zum variablen Kapital, oder ist ausgedrückt in ^.

Im obigen Beispiel also in = 100"/^. Diese verliuHnissmäfsige Verwertliung des variablen Kapitals, oder die verhältnis^^mäCsige Grosse des Mehrwerths, nenne ich Rate des Mehrwertbs '~^).

Wir haben gesehn, dass der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprocesses nur den Werth seiner Arbeitskraft producirt, d. h. den Werth seiner noth wendigen Lebensmittel Da er in einem auf gesellschaftlicher Theilung der Arbeit beruhenden Zu* stand producirt, producirt er sein^ bensmittel nicht direkt, son- dern in Form einer besondren Waare, des Garns z. B., einen Werth gleich dem Werth seiner Lebensmittel, oder dem Geld, wo- mit er sie kauft Der Theü seines Arbeitstags, den er hierzu Ter-

Note war 2. Aung. Es Yersteht sich von selbst mit Lacretius «nii

posse creari de nihilo*. Aus nichts wird nichts „Werthschöpfung" ist Umsatz von Arbeitsknift in Arbeit. Ihrerf^cit» ist die Arbeitakrtlt vor Kiiem in menttcb liehen Ürganiäams umgesetzter Natiirstoff.

In denelben Weiie, wie der Engländer „rate of profits*', „rate uf intcrest", u. s vv hniucht. Man wird nus Hucli III sehen, da*»s die Prufit- rate leicht zu begreifen, sobald man die OeseUe des Mehrwertbs kennt. Auf dem amgek^irten Weg begreift man ni Tun, ni l'autre.

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braucht, ist grösser oder kiemer, je nach dem Werth seiner durch- schnittlichen täglichen Lebensmittel, also je nacii der zu ihrer Produktion erheischten durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit. Wenn der Werth seiner täglichen Lebensmittel im Durchschnitt 6 yergegenständlichte Arbeitsstunden darstellt, so muss der Ar- beiter im Durchschnitt täglich 6 Stunden arbeiten, um ihn zu pro- dncireiL Arbeitete er nicht f(ir den Kapitalisten, sondern für sich selbst, cmabbängigy so mOsste er. unter sonst gleichbleibenden Umstanden, nach wie TOr im Durchschnitt denselben aliquoten Theil des Tags arbeiten, nm den Werth seiner Arbeitskraft zu produciren, und dadurch die zu seiner eignen Erhaltung oder be- ständigen Reproduktion nöthigen Lebensmittel zu gewinnen. Da er aber in dem Theil des Arbeitstags, worin er den Tages werth der Arbeitskraft, sage 3 sh., producirt, nur ein Aequivalent fUr ihren vom Kapitalisten bereits gezahlten*^') Werth producirt, also durdi den neu geschaffnen Werth nur den rorgeschossnen \raria- Wen Kapital Werth ersetzt, erscheint diese Produktion TOn Werth , als blosse Reproduktion. Den Theil des Arbeitstags also, worin diese Reproduktion voigeht, nenne ich nothwendige Arbeitszeit, die während derselben veraosgabte Arbeit nothwendige Arbeit**). Nothwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesell- scbaftHchen Form seiner Arbeit» Nothwen^ ftr das Kapital und seine Welt, weil das bestandige Dasein des Arbeiters ihre Basis.

Die zweite Periode des Arbdtsprocesses, die der Arbeiter über die Grenzen der nothwendigen Arbeit hinaosschanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Werth fftr ihn. Sie bildet Mehrwerth, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus Nichts anlacht Diesen Theil des Arbeitstsgs nenne ich Surplusarbeitszeit, und die in ihr Teraus- gabte Arbeit: Mehrarbeit (surplus labour). So entscheidend es für die Erkenntuss des Werths Überhaupt, ihn als blosse Oerinnung

^"a) [Note zur 3. Aufl. Der Verfasser gebraucht hier die landläufige öknnomische Sprache. Man erinnert sich, dass auf 8. 137 nachgewiesen, wie la W irkitchkeit nicht der Kapitalist dem Arbeiter, sondern der Ar- beiter dem Kapitalisten „vorschiesst". F. E.l

Wir liaVu ii tri-her in i!io--rr Si hrift das Wort nothwendige Arbeits- zeit" ungewandt für die zur i^roduktion einer Waare überhaupt gesell- schaftlich notwendige Arbeit'^zeit. Wir brauchen es von jetzt ab auch für die zur Produktion der specifischen Waare Arbeitskraft nothwendige Arbeitszeit. Der Gebrauch derselben termini technici in verschiednem äinn ist misslich, aber in keiner VVisüeoschaft ganz zu vermeiden. Mau ▼eigldehe z. B. die bOheren und niedren Theile der Mathematik.

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Ton Arbeitszeit, als bloss vergegenständlichte Arbeit, so entschei- dend ifli es fftr die Erkenntniss des Mehrwerths, ihn als blosse Gerinnung von Surplusarbeitszeit, als bloss vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen. Nor die Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Producenten, dem Arbeiter, abgepreast wird, unterscheidet die ökonomischen GeseUschaftsformationen, s. B. die Oesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit*^).

Da der Werth des variablen Kapitals = Werth der von ihm gekauften Arbeitskrall» da der Werth dieser Arbeitskraft den noth- wendigen Theil des Arbeitstags bestimmt, der Mehrwerth seiner- seits aber bestimmt ist durch deo flberschüssigen Theil des Ar- beitstags, so folgt: Der Mehrwerth verhält sich som variablen Kapital, wie die Mehrarbeit zur nothwetidigen, oder die Rate des

Mehrwerths^ =^^^^tj-j^. Beide Proportionen drücken

dasselbe Yerhältnias in verschiedner Form ans, das dnemal in der Form vergegenständlichter, das andremal in der Form

Die Rate des Mehrwerths ist daher der exakte Aasdmck fSr den Ezploitationsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiteis durch den Kapitalisten ''^).

c V

Kach unsrer Annahme war der Werth des Produkts = 4 1 0 1, + 90 1. m

+ 90, das vorgeschossne Kapital » 500 L Da der Mehrwerth

••) Mit wahrhaft Gottsched'scher Genialitat entdeckt Herr Wilhelm Thu- cydides Koscher, dass wenn die Bildung von Mehrwerth oder Mehrprodukt, und die damit verbundne Akkumulation, heurigeu Tags der „Sparsamkeit" des Kapitalisten geschuldet, der dafür „z ß. Zins v^langt", dagegen „auf den nif dri/]^Hten Kulturstufen .... die Schwächeren von den Stärkeren zur Sparsauikeit gezwungen werden." (1. c. p. 78.) Zur Ersparung von Arbeit? oaer nicht voniandner überschüssiger Produkte? Neben wirklicher Ignoranz ist eeapollwetiBehe Scheu vor gewissenhafter Analyse des Werths und Mehr- werths, und etwa v<'rfTin)Tltch ])olizciwi(irigein Resultat, die eitien Roscher und Göns, zwingt, die mehr oder minder plausiblen Kechtfertiguogsgründe des Kspitslitten fOr seine Aneignung voihandner Hehrweithe in £nt- stehnnmrfinde des Mehrwerths zu verdrehen.

Note zur 2 Ausg;. Obgleich exakter Ausdruck fnr den Exploitations- grad der Arbeitskraft, ist die Bäte dea Mehrwerths kein Ausdruck für die abtolnte OrOsse der Exploitation. Z. B. wenn die nothwendige Arbeit 5 Stunden und die Mehrarbeit = 5 Stunden, 'i»t der Exploitationsgrad = 1"0^;„. Die Grösse der Exploitation ist hier gemessen durch 5 Stunden. Ist dHiregen die nothwendige Arbeit = 6 Stunden und die Mehrarbeit = ö biunden^

12*

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= 90 und das vorgeschossne Kajntul = nOO, wiirdf raan nach der gewühnHchen Art der Bereclinung herausbekommen, dass die Rate des Mehrwerths (die man mit der Profitrate verwechselt) = 18^/o» Verhältnisszahl, deren Niedrigkeit Herrn Carry und

andre Harmouiker rühieo möchte. In der That aber ist die Kate

des Mehrwerths meht oder ~~ * soadeni = abo nicht

Vi C -f" ¥ T

90 90

600 90 ~ ^^^**/oi ^ ^ Fünffache des schein-

hären Exploitationsgrads. Obgleich wir nun im gegebnen Fall die ab- solute Grösse des Arbeitstags nicht kennen, auch nicht die Periode des Arbeitsprocesses (Tag, Woche u. s. w.), endlich nicht die An- zahl der Arbeiter, die das Yariable Kapital von 90 i. gleichzeitig

in Bewegung »etzt, zeigt uns die Rate des Mehrwerths ^ durch

ihre Konvertibilität in ceuau das Verhältniss

Moth wendige Arbeit ^

der zwei Bestandtheüe des Arbeitstags zu einander. Es ist IOO^Iq, ' Abo arbeitete der Arbeiter die eine üalfte des Tags für sich und die andre für den Kapitalisten.

Die Metbode zur Berechnung der Rate des Melirwerths ist also koizge&sst diese: Wir nehmen den ganzen Produkten werth und setzen den darin nur wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerth gleich NuU. Die übrigbleibende Werthsnmme ist das einzige im Bildungsprocess der Waare wirklich erzeugte Werthpiodaki Ist der Mehrwerth gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Werthpro- dukt ab, um das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letztres gegeben nnd wir den Mehrwerth suchen. Sind beide ge- geben, so ist nur noch die Schlossopetation zu Terrichten, das

Verhältniss des Mehrwerths zum vahabien hapital, ^, zu be- rechnen.

So einfach die Methode, scheint es doch passend, den Leser in die ihr zu Grunde liegende und ihm ungewohnte Anschauungsweise durch einige Beispiele einzuezerciren.

Zunfichst das Beispiel einer Spinnerei von 10,000 Mule-Spindeln, die No. 82 Garn aus amerikanischer Baumwolle spinnt und 1 0 Garn wöchentlich per Spindel produciri Der Abfall ist 6^/^

so bleibt dtr Expluitationsgrad von 100% UDverüutlt-rt, während die Grösse der Exploitation um 20% wächst, von b anf 6 Stimden.

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AIbo^ werden 10,600 0 Baumwolle wöchentlich in 10,000 0 Gfara and 600 0 Abfall Terarbeitet. Im April 1671 kostet diese Baum- wolle 7*1 ^ d. per 0, also ftr 10,600 0 rand 842 Pfd. St Die 10,000 Spindeln, inklnsiTe Vorspinnmaschinerie und Dampfinasdiine kosten 1 Pfd. St. per Spindel, also 10,000 Pfd. 8L Ihr Ver- Schleies betragt 10^1^ = 1000 Pfd. St, oder wdchenÜicfa 20 Pfd. Si Die Miethe des Fabrikgeb&udes ist 800 Pfd. St oder 6 Pfd. St per Woche. Kohlen (4 Pfd. per Stunde und Pferdekraft, auf 100 Pferdekraft [Indikator], und 60 Stunden per Woche inklusive Heizung des GelAudes) 11 Tons per Woche, zu 8 sh* 6 d. die Tonne, kosten rund 4'/^ Pfd. St per Woche; Gas 1 Pfd. St per Woche, Oel 4V, Pfd. St per Woche, also alle Holfsstoffe 10 Pfd. St per Woche. Also ist der konstante Werththeil 878 Pfd. St. per Woche. Der Arbeitslohn beträgt 52 Pfd. St per Woche. Der Garnpreis ist 12*/^ d. per 0 oder 10,000 & = 610 Pfd. St., der Mehrwerth also 510—480 = 80 Pfd. St Wir setzen den kon- stanten Werththeil von 878 Pfd. St. = 0, da er in der w5cheni- lidien Werthbildung nicht mitspielt. Bleibt das wöchentliche Werth-

m

produkt von 132 -™ ö2 -f- 80 Pfd. St Die Rute d<'s Mohrwerths also = = J^V'j.j^'o. Bei zehnstündigem durclischuittlichem Arbeitstag ergiebt diese: Notb wendige Arbeit == S'^/,^ Stunden und Mehrarbpit f)* ', , Stimfl^^n

Jacol) für das Jahr 1815, bei Annahme eines VVei/.en-

preises von 80 sh. per Quarter, und eiiieü Durchschnittsertraga von 22 Busheis {ler acre, so dass der acre 11 Pfd. St. einbringt, fol- gende durch vorherige Kompensation verschiedner Posten sehr mangelhafte, aber für uusren Zweck genügende iiechouog.

Werthproduktion per arre

Samen (Weizen) 1 Pfd. 8t. 9 sh. Zehnten^Bates^Taxes 1 Pfd.St. 1 ah. Dünger 2 Pfd. St 10 ah. Reute 1 Pfd.St. 8sh.

Aibettslohn 8 Ffd. St 10 eh. Pächter'gPiofitu.Zins 1 Pfd. St. 2 sh.

Somma: 7 Pfd. ^t. 9Bb. Summa: 8 Pfd. St. 11 ah.

Der Hehrwerth y etets unter der VorauesetEung, daes Pkeia des

Produkts SS seineuDi Werth, wird hier unter die Yerschiednen

Note zur 2. Ausg. Das in der ersten An«)?nbe g:egebne Beispiel einer .Spinnerei für das Jahr 1860 eothielt einige faktische Irrtbümer. Die im Text gegebnen durchaus genauen Daten sind mir von einem Manchester Fabrikanten geliefert. Es ist zu bemerken, dass in England die alte

Pfcriieknift nnfVi f^i^rn Diirchscluiitt de- Cylinder» berechnet wurde, die neue uach der wirklichen Kraft zählt, die der Indikator anzeigt.

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Rubriken, Profit, Zins, Zehnten o. s. w. TertheÜtu Diese Rnbiikeii Bind uns gleichgültig. Wir addiien sie snsammai und erhalten einen Mehrwerth tou 8 Pfd. 11 sh. Die 8 Pfd. Id sh. flElr Samen imd Dflnger aetien wir als konstanten Sapitaltheil gleich NnlL Bleibt ▼orgeacbossnes Tariablee Kapital you 8 Pfd. 10 sk^ an dessen Stelle ein Neuwerth TOn 8 Pfd. 10 sh. + 8 Pfd. 11 ah.

pn,d«iri worden irt. Ai«> bebigt ^ ^f-^j ;;,^, mehr d.

100**/^. Der Arbeiter verwendet melir als die Hälfte btines Ar- beitstags zur Produktion eines Mehi werths, den verschiedne Per- sonen auf verschiedne Vor wände hin unter sich vertheilen ^^•).

2. Darstellung des Produktenwerths in proportionellen

Theiieu des Produkts.

Kehren wir nun zum Beispiel zurfidc, das uns zeigte, wie der Kapitaliat ans Geld Kapital macht. Die nothwendige Arbeit seines Spinners betrag 6 Stunden, die Mehrarbeit desgleichen, der Ex- ploitationsgrad der Arbeitsbralt daher 100^/^

Das Produkt des zwdlfstündigen Arbeitstags sind 20 Pfd. Garn zum Werth von 80 sh. Nicht weniger als '/^^ dieses Garawerths (24 sh.) sind gebildet durch den nur wieder erscheinenden Werth der Tenehrten Produktionsmittel, (20 Pfd. Baumwolle zu 20 sh., Spindel u. 8. w. zu 4 sh.) oder bestehn aus konstantem KapitaL Die ftbrigen ^/^^ sind der während des Spinnproeesses entstandne Neuwerth Ton 6 sh., wovon eine HBlfte den vorgeschossnen Tages- werth der Arbeitskraft ersetzt oder das yariable Kapital, und die andre Hälfte einen Mehrwerth von 8 sh. bildet Der Gesammt- werth der 20 Pfd. Garn ist also folgendermafeen zusammengesetzt;

c m

Gamwerth von 30 sh. = 24 sh. + 8 sh, + 3 sh.

Da dieser Gesammtwerth sich in dem Gesammtprodukt von 20 Pfd. Garn darstellt, müssen auch die verschiednen Werthelemente in proportionellen Theilen des Produkts darstellbar sein.

Existirt ein Garnwerih von 30 sh. in 20 Pfd. Garn, so ^/^^ die- ses Werths, oder sein konstanter Theil ?on 24 sh., in ^/^^ des

•*») Die gegebnen Rechnungen gelten nur als Illustration. Es wird näm- lich unterstellt, dass die Preise = den Werthen. Man wird in I'iieh III sehn, dass diese Qleichsetzung, selbst für die Durchschnittspreise, sich nicht in dieser einfachen Weise macht.

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Produkts, oder in 16 Pfd. Garn. Davon stellen 18^/g Pfd. den Werth des Rohmaterials dar, der venponnenen Baumwolle zu 20 sh., und 2^/3 Pfd. den Werth der verzehrten Hfil&Btoffe und Arbeits* mittel, Spindel u. s. w. zu 4 sh.

13^8 Pfund Garn stellen also alle im Gesammtprodukt ?on 20 PfdL Garn versponnene Baumwolle vor, das Rohmaterial des Qsaammtprodukts, aber auch weiter nichts. In ihnen stecken zwar nur IS^/g Pfd. Baumwolle zum Werth von IS*/« sh., aber ihr ans&tslicher Werth von 6^/3 eh. bildet ein Aeqoivalent für die in den andren G-/.^ Pfd. (Hm ▼ersponnene Baumwolle. Es ist als ob letztren die Wolle ausgerupft und alle Wolle des Gesammt- * Produkts in 18*/j Pfd. Garn zusammen c^pstopft wftre. Sie ent- halten dagegen jetzt kein Atom des Werths der Terhranchten Hülfs> Stoffe und Arbeitsmittel, noch des im Spinnprocess geeehaSnen Neuwerths.

Ebenso stellen weitre 2*/^ Pfd. Garn, worin der Rest des kon- stauten Kapitals 4 ah.) steckt, nichts dar ausser dem Werth der im Qesammtinrodnkt von 20 Pfd. Gsm vemutsten Hfilfastoffe und Arbeitsmittel

Acht Zehntel des Produkte, oder 16 Pfd. Garn, obgleich leiblieh, ab Gebrauchswerih betrachtet, als Gani, eben so sehr Gebilde der Spinnarbeit, wie die restirenden Prodnkttheile, enthslten daher in diesem Zusammenhang keine Spinnarheit, keine wahrend des Spimi- pioeesses selbst eingesaugte ibrbeii Es ist sk ob sie sich ohne Spinnen in Garn Terwandelt hätten, und als wftre ihre Gaingestalt reiner Lug and Trug. In der That, wenn der Kapitalist sie ver- kauft XU 24 sh. und damit seine Produktionsmittel surQckkauft, zeigt sich, dass 16 Pfd. Gsm nur yerkleidete Baumwolle, Spindel, Kohle u. & w. sind.

Umgekehrt stellen die übrig bleibenden ^/^^ des Produkte oder 4 Pfd. Garn jetzt nichts der ausser dem im zwölfistündigeu Spinn- piocees producirten Neuwerth von 6 sh. Was vom Werth der ▼emutsten Rohmaterislien und Arbeitsmittel in ihnen steckte, ward bereits ausgeweidet und den ersten 16 Pfd. Garn einverldbt. Die in 20 Pfd. Garn verkörperte Spinnarbeit ist konoentrirt auf ^/^^ des Produkts. Es ist als oh der Spinner 4 Pfd. Garn in der Luft gewirkt oder in Baumwolle und mit Spindeln, die ohne Zuthat raeDschliclier Arbeit» vou Natur vorhanden, dem Produkt keinen Werth zusetzen.

Von den 4 Pfd. Garn, worin so das ^anze Werthprodukt des täglichen bpmnprocesses existirt, stellt die eine Hälite nur den

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Ersatzwerth der vernutzteti Arbeitdkiafk dar, also das vHriable Kapital von 3 sb., die andren 2 Pfd. Garn nur den Melirwerth TOQ 3 ab.

Da 12 Arbeitsstunden des Spinners sich in 6 sh vercrtgenständ- lichen, sind im Garnwerth von 30 sh. 60 Arbeitsstunden vergegen- ständlicht. Sie existiren in 20 Pfd. Garn, wovon ^/,(, oder 16 Pfd. die Materiatur von 48 vor dem Spinnprocess ver^nniifiipn Arbeits- stunden sind, nämlich der in den Produktionsmitteln des Garns vergegenständlichten Arbeit, ^j^^ oder 4 Pfd. daget^en Hie Materiatur der \m Spiiiiiprucess selbst verausgabten 12 Arbeitsstunden.

Früher saiien wir, dass der Garnvverth gleich der Summe des in seinfT Proluktion er/puyrtpn Neuwerths plus der bereits in seinen Produktionsmitteln pi iiexistirenden Werthe ist. Jetzt hat sich ge- zeigt, wie die funktiüiiell oder be<^rifflich verschiednen Bestandtheile des Produkten Werths in proportionelien Theüeu des Produkts selbst darstellbar sind.

Die Zerfällung des Produkts des Resultats Hps IVoduktions- processes in ein Quantum Produkt, das nur die in den Pro- duktionsmitteln enthaltne Arbeit oder den konstanten Kapitaltheil, ein andres Quantum, das nur die im Produktionsprocess zugesetzte nothwendige Arbeit oder den variablen Kapitaltheil, und ein letz- tes Quantum Produkt, das nur die im selben Process zugesetzte Mehrarbeit oder den Mehrwerth darstellt, ist ebenso einfach als wichtig, wie ihre spätre Anwendung aaf verwickelte und noch un- gelöste Probleme zeigen wird.

Wir betrachteten eben das Gesammtprodukt als fertiges Resul- tat des zwölfstündigen Arbeitstags. Wir können es aber auch in seinem Entsteh ungs process begleiten, und dennoch die Theilpro- dukte als funktionell unterschiedne Produktentheile darstellen.

Der Spinner producirt in 12 Stunden 20 Pfd. Garn, daher in einer Stunde l*/g und in 8 Stunden 13*/, Pfd., also ein Theilpro* dukt vom Gesammtwerth der Baumwolle, die während des ganzen Arbeitstags ven^ponnen wird. In derselben Art und Weise ist das Theilprodukt der folgenden Stunde und 36 Minuten = 2-/^ Pfd. Garn und stellt daher den Werth der während der 12 Arbeits* standen vemutzten Arbeitsmittel dar. Ebenso producirt der Spinner in der folgenden Stunde und 12 Minuten 2 Pfd. Garn =t 3 sh., ein Produkten Werth gleich dem ganzen Werthprodukt, das er in 6 Stunden nothwendiger Arbeit schafft Endlich producirt er in den letzten "/^ Stunden ebenfalls 2 Pfd. Garn, deren Werth gleich dem durch seine halbtägige Mehrarbeit eixeugten Mehrwerkh.

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0i«8e Art Berechnung dient dem englischen Fabrikanten zum Haiugebraüch, und er wird z. B. sagen, dass er in den eisten 8 Stunden oder '/g des Arbeitstags seine Baumwolle herausschlagt u. s, w. Ifan sieht, die Formel ist richtig, in der That nur die erste Formel, Qbersetzt aus dem Baum, wo die Theile des Pro* dukts fertig neben einander liegen, in die Zeit, wo sie auf einander folgen. Die Formel kann aber auch ?on sehr barbaiischen Vor- stellui^en begleitet sein, namentlieh in Köpfen« die eben so pnk- tiseb im Terwerthungsptocess interessirt sind, als sie ein Interesse haben, ihn theoretiseh misssuTentehn. So kann sidi eingebildet werden, dass unser Spinner z. B. in den eisten 8 Stunden seines Arbeitstags den Werth der Baumwolle, in der folgenden Stunde and 86 Minuten den Werth der verzehrten Arbeitsmittel, in der folgenden Stunde und 12 Minuten den Werth des ArbeitslohttB piodueirt oder eisetsst, und nur die vielberOhmte »1^^ Stunde" dem Fabrikherm, der Produktion von Mehrwerth widmet Dem Spinner wird so das doppelte Wunder au^ebOrdet, Baumwolle, Spindel, Dampfmaschine, Kohle, Oel u. a. w. in demselben Augen- blick SU produoiren, wo er mit ihnen spinnt, und aus Einem Ar- beitstag You gegebnem Intensit&tsgiad fünf solcher Tage zu machen. In nnsrem Fall nämlich erfordert die Produktion des Etohmaterials und der Arbeitsmittel ^/^ s 4 zwöl&tQodige Arbeitstage und ihre Verwandlung in Garn einen andren zwÖlfetOndigen Arbeitstag. Dass die Rftubgier solche Wunder glaubt und nie den doktrinSren Sykophanten misst, der sie beweist, zeige nun ein Beispiel von idrtorischer Berühmtheit

3. Senior's n^^tzte Stunde.**

An einem schönen Morgen des Jahres 1836 wurde der wegen seiner ökonomischen Wissenschaft und seines schönen Styls be- rufene Nassau W. Senior, gewisser mafsen der Clauren unter den englischen Oekonomen, von Oxford nach Manchester citirt, um hier politische Oekoriomie zu lernen, statt sie in Oxford zu lehren. Die Fabrikanten erkoren ihn zum Preisfechter gegen den neulich erlaa*<nen Factory Act und die darüber noch hinuus^trebende Zehn- stund e na Imitation . Mit gewohntem praktischen Scharfsinn hatten sie erkauiiL, Jasa der Herr Prof^sor „wanted a good deal of tinishmg''. Sie versrhnt I cn ihn tlalu r nacli Manchester. Der Herr Professor senirrsnts hat die zu Manchester vtui den Fabri- kaaten erbaltne Lektiou styli&irt in dem Pamphlet: „Letters on

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the Faciory Act, as it affects the cotton manufacture, London 1837." Hier kann man n. a. folgendes Erbanliche lesen:

„Unter dem gegenwärtigen Gesetz kann keine Fabrik, die Per- sonen unter 18 Jahren beschäftigt, länger als 11^/, Stunden tfig' lieh arbeiten, d. h. 12 Stunden wahrend der ersten 5 Tage nnd 9 Stunden am Sonnabend. Die folgende Analyse (1) zeigt nun, dass in einer solchen Fabrik der ganze Reingewinn von der leisten Stunde abgeleitet ist. Ein Fabrikant legt 100,000 Pfd. St. aus 80,000 Pfd. Si in Fabrikgebäude und Maschinen, 20.000 in Roh- material und Arbeitslohn. Der jährliche Umsatz der Fabrik, yor- aosgesetzt, das Kapital schlage jährlich einmal um und der Brutto- gewinn betrage 15°/^, muss sich auf Waaren zum Werth you 115,000 Pfd. St belaufen ... Von diesen 115,000 Pfd. St. pn>- diicirt jede der 28 halben Arheiisstunden täglich ^^/^^^ oder Vm* Von diesen *'/,g, die das Ganze der 115,000 Pfd. St. bilden (oon- stitnting the whole 115,000 Pfd. St.), ersetasen d. h. 100,000 Ton den 115,000, nur das Kapital; oder 5000 Pfd. Si Ton den 15,000 Brnito-Gewinn (!) ersetzen die Abnutzung der Fabrik und Maschinerie. Die flbrigbleibenden d. h. die beiden letzten halben Stunden jedes Tags produciien den Reingewinn von lO^/o* Wenn daher bei gleichbleibenden Freisen die Fabrik 18 Stunden statt 11 Vi arbeiten dürfte, so würde, mit einer Zulage TOn unge* fthr 2600 Pfd. St zum cirkaHrenden Kapital, der Reingewinn mäir als TCfdoppelt werden. Andretaeits wenn die Arbeitsstunden fig- licb um 1 Stunde reducirt würden, würde der Reingewinn ver- schwinden, wenn um 1*/, Stunden, auch der Bruttogewinn^^.''

Senior 1. c. p. 12, 13. Wir gehn auf die für uusren Zweck gleich- gültig-en Curio^a nicht ein, z. B. die Behauptung, dass die Fabrikanten den Ersatz der verscbliaaneD Maschinerie u. s. w., also eines Kapital- besUindtheils, sum GewiDo, Brutto oder Netto, «ehmntslg oder rein, recoiiMi. Auch nicht auf die Richtigkeit oder Falschheit der Zahlenangaben. Dass sie nicht nieiir wcrth nind als die sogenannte ,.Analyse*', bewies Leonhard llorncr in: „A Lettür to Mr. Senior etc. Lond. 1837." Leonhard Uoruer, einer der Factory Inquiry Commissioners von 18.S3, und Fabrikinspektor, in der Thsit Fahrikcensor, bis 1859, hat un-ti ritliche Verdienste um die englische Arbeiterklaü«e gewonnen. Ausser uut den erbitterten Fabrikanten fahrte er einen lebenslangen Kampf mit den Ministem, für die es un-

Sleich wichtiger war, die „Stimmen'* der Fabrikherrn im Unterhaas als ie Arbeitsstunden der „H&nde** in der Fabrik zu zählen. Zusatz zur Note 32. Seoior'a Darstellung ist konfus, ganz abgesehu von der Falschheit ihres Inhalts. Was er eigentlich sagen wollte, war dieaa: Der Fabrilcant beschftftigt die Arbeiter täglich 11 oder Stunden. Wie der einielne Ar])citftflg. f>o besteht die Jahresarbeit aus HV'.j oder -'/g Stunden (multiplicirt mit der Anzahl der Arbeitstage während des Jahrs). Diebs vor- aaageMtct» prodadren die ArbeitMtundea das Jahresprodakt von 115,<XK)

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Und das nennt der Herr ProfesBor eine „ÄnalyBe**! Glaubte er den Fabxikantenjammer, daas die Arbeiter die bttte Zeit des Tags in der Produktion, daber der Reproduktion oder dem Ersats des Werths von Baulichkeiteo, Maschinen, Baumwolle, Kohle u. s. w. ▼eigeuden, so war jede Analjse flberflttssig. Er hatte ein&ch zu antworten: Meine Herren! Wenn Ihr 10 Stnuden arbeiten lasst statt llVfl« ^"^1 unter sonst gleichbleibenden Umstanden, der t8g- liehe Verzehr von Baumwolle, Maschinerie u. s. w. um 1^« Stunden abnehmen. Ihr gewinnt also gnide so viel als Ihr veriwrt Eure Arbeiter werden in Zukunft 1*/, Stunden weniger ftbr Reproduk- tion oder Ersata des voigeschossnen Kapitalwerths vergeuden. Olanbte er ihnen nicht auft Wort, sondern hielt als Sachverst&n* diger eine Analjse f&r nöthig, so musste er vor allem, in einer 'Frage, die sich ausschliesslich um das Verhiltniss des Reingewinns zur Grösse des Arbeitstags dreht, die Herren Fabrikantoi ersuchen, Maschinarie und Fabrikgebiude, Bohmatortal und Arbeit nicht kunterbunt durcheinander zu wirren, sondern gefalligst das in Fabrikgebäude f Maschinerie, Rohmaterial u. 8. w. enthaltne kon- staute Kapital auf die eine, das in Arbeitslohn vorgeschossne Kapital auf die andre Seite zu stellen. Ergab sich dann etwa, dass nach der Fabrikantenrechnung der Arbeiter in '"/._, Arbeitsstunden, oder in einer Stunde, den Arbeitslohn reproducirt oder ersetzt, so hatte der Analytiker fortzulalufn:

Nach Eurer Angabe producirt der Arbriter in der vorletzten Stunde seinen Ärbeitsloha und in der letzten Euren Mehrwerth oder den Reingewinn. Da er in gleichen Zeiti üuinen gleiche Werthe producirt, hat das Produkt der vorletzten Stunde denselben Werth wie das der letzten. Er producirt ferner nur Werth, so weit er Arbeit verausgabt und das Quantum seiner Arbeit ist gemessen durch seine Arbeitszeit. Diese beträgt nach Eurer Angabe 11*/, Stunden per Tag. Einen Theil dieser ll^a Stunden verbraucht er zur Produktioa oder zum Krsatz seines Arbeitslohns, den andren zur Produktioa Eures iieingewiuns. W eiter thut er nichts wäh-

Pfd. St; Arbeiteatunde producirt '/^.x 115,000 Pfd. St.; Arbeita- ^tundnn producin u «/^x 116,000 Pfd. St. = 100,000 Pfd. St., d. h. sie erseUeu nur das vorgeschosane Kapital. Bleiben Arbpitsstunden, die '/^x 115,000 Pfd. St. = 15,000 produciren, d. h. den Bnitiugcwinn. Von diesea Arbeitsstunden producirt Arbeitsstunde 'i^x 115,000 Pfd. St. = 5000 Ff i. , (1. h. a\o producirt nur den Ersatz für den Verschleiss der Fabrik und der Maschinerie. Die letztt:n zwei halben Arbeitaatunden. d. h die letste Arbeltmtonde, producirt -;„x 115.000 Pfd. St « 10^000 Pfd. St, d. b. den Nettoprofit. Im Text verwandelt Senior die leisten */m des Produkts in Theile des Arbeitstag selbst

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rend des Arbeitstags. Da aber, nach Angabe, sein Lohn und der ▼OD ihm gelieferte Mehrwerth gleich grosse Werth e sind, prodn- cirt er offenbar seinen Arbeitslohn in 5*^/^ Stunden und Euren Reingewinn in andren 5"/^ Stunden. Da ferner der Werth des zwei- eifindigen Qamprodukts gleich der Wertheumme seines Arbeitslohns plus Eures Reingewinns ist, muss dieser Garnwerth durch 11^/^ Arbeitsstunden gemessen sein, das Produkt der vorletzten Stande durch b^j^ Arbeitsstunden, das der letzten ditto. Wir kommen jetzt zu einem häklieben Punkt. Also aufge})asst! Die vorletste Arbeitsstunde ist eine gewöhnliche Arbeitsstunde wie die erste. Ni plus, ni moins. Wie kann der Spinner daher in Einer Arbeits- stunde einen Gamwerth produciren, der 5'/^ Arbeitsstunden dar- stellte Er verrichtet in der That kein solches Wunder. Was er in Einer Arbeitsstunde an Gebrauchswerth producirt, ist ein be- stimmtes Quantum Garn. Der Werth dieses Garns ist gemessen durch 5'/^ Arbeitsstunden, wovon 4^/^ ohne sein Zuthun in den stündlich verzehrten Produktionsmitteln stecken, in Baumwolle, Maschinerie u. s. w., '/^ oder eine Stunde von ihm selbst zugesetzt ist. Da also sein Arbeitslohn in 5*/^ Stunden producirt wird und das Garnprodukt Einer Spinnstunde ebenialls 5^/^ Arbeitsstunden enthält, ist es durchaus keine Hexerei, dass das Werthproduki seiner 5*/^ Spinnstunden gleich dem Produktenwerth Einer Spinn- stunde. Ihr seid aber durchaus auf dem Holzweg, wenn Ihr mrant, er verliere ein einziges Zeitatom seines Arbeitstags mit der Reproduktion oder dem „Ersatz** der Werthe von BaumwoUe, Maschinerie u. s. w. Dadurch dass seine Arbeit aus Baumwolle and Spindel Garn macht, dadurch dass er spinnt, gebt der Werth TOn Baumwolle und Spindel von selbst auf das Garn über. Es ist diese der Qualität seiner Arbeit gesehuldet, nicht ihrer Quan- titit Allerdings wird er in einer Stunde mehr Haumwollwerth n. 8. w. aof Garn fibertragen als in Stunde, aber nur weil er in 1 Stande mehr Baumwolle verspinnt als in ^/,. Ihr begreift also: Euer Ausdruck, der Arbeiter producirt in der vorletzten Stunde den Werth seines Arbeitslohns und in der letzten den Bein- gewinn, heisst weiter nichts, als dass in dem Garnprodukt von zwei Standen seines Arbeitstags, ob sie yoto oder hüiten stehen, 11^/, Arbeitsstunden verkörpert sind, grade so viel Standen als sem ganzw Arbeitstag zahlt Und der Ausdruck, dass er in den ersten 5*/^ Stunden seinen Arbeitslohn und in den letzten 5'/^ Stun- den Euren Reingewinn producirt faeiast wieder nichts, als dass Ihr die ersten 5*/^ Stunden zahlt und die letzten 5*/^ Standen nicht

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lahifc. Ich spreehe von Zahlung der Arbeit, statt der Arbeitskraft, um Euren slang zu reden. Vergleicht Ihr Herren nun das Ver- hältnisB der Arbeitszeit, die Ihr zahlt, zur Arbeitszeit, die Ihr nicht zahlt, 80 werdet Ihr finden, dass es halber Tag zu halbem Tag ist, also IOO^/q, was allerdings eia artiger ProcentsatK. Es unter- liegt auch nicht dem geringsten Zweifel, dass wenn Ihr Eure „Hände" statt 11^/, Stunden 13 abschanzt und, was Euch so ähn- lich sieht, wie ein Ei dem andren, die ftberschüssigen 1^/^ Stunden zur blossen Mehrheit schlagt, letztre von 5^/^ Stunden auf 7^/^ Standen wachsen wird, die Rate des Hehrwerths daher Ton lOO^/o ^uf 126*/,3®/o. Dagegen seid ihr gar sn tolle Sanguiniker, wenn ihr hofft, sie werde durch den Zusats von l^t Stunden Ton 100 auf 200^/0 und gar mehr als 200 ^/^ steigen, d. h. sich „mehr «la ?erdof»peln*^ Andrerseits des Menschen Hers isl ein wan* derlich Ding, namenüioh wenn der Mensch sein Herz im Beutel tiigt, seid Ihr gar zu Yerrttckte Pessimisten, wenn Ihr fürchtet, mit der Reduktion des Arbeitstags yon lU/^ auf 10 Stunden werde Euer ganzer Reingewinn in die Brflche gehn. Bei Leibe nicht Alle andren Umslande als gleichbleibend Torausgesetet, wird die Mehrarbeit von 5*/^ auf 4*/^ Stunden fallen, was immer noch eine ganz erkleckliche Rate des Mehrwerths giebt, nämlich 82^7s8^/o- ▼erhängnissToUe „letzte Stunde* aber, Tonderihr mehr ge&belt habt als die Chiliasten Tom Weltuntergang, ist „all bosh**. Ihr Verlust wird weder Euch den „Reingewinn* noch den ▼on Euch verarbeiteten Kindern beiderlei Geschlechts die „Seelen- reinheit** kosten»«).

Wenn Senior bewies, dam an „der letaten Arbeitestande" der Rein*

gewinn der Fabrikanten, die Existenz der englischen BaumwoUindustrie, Eti^r- Jand!* WeltrruirktjrroHSf härigen, bewies dahinwiedorum Dr. Andrew Ure in deu Kauf, dtms Fabrikkiiid*jr und junge Persoueu unter is Jaliren, welche man nicht Tolle 18 Stunden in die warme und reine Muralluft der Fabrikstabe bannt, sondern ,,eiiic f^tunde'* früher in die gi'niütli-k:!!te und frivole Anssen- welt verstütjät. von Müssiggang und Laster um ihr JScelcuheii geprellt werden. Öeit 1848 werden die Fabrikin^pektoren nicht müde, in ihren halbjährlichen „Bepoits" die Fabrikanten mit „der letzten", der „verhängiiiasTollen Stunde" zu necVen 80 nagt Herr llowcll. in seinem Fabrikbrrichi vom Hl, Mai „Wäredietulgende scharfi«iunigeBerecbuung(er citirtlSenior» richtig, so hätte jede Banmwollfabrik im Ver. Königreich seit 1950 mit Verlust gearbeitet.** (^fporta of the Insp. of Fact, for the lialf year tnding 30th April 1855" p V.\ 20.) Als im .lahr 1H4S die Zebnst undenbill durehs Parbinient ging, oktroyirten die Fabrikanten einigen ^ormaiarbeitern in den ländlichen, swiacheo den Grafsdisften Dorset und Somerset serstreut liegenden Flachs- spinnereien eineOegenpetition, worin esu. A.heisst: ,,Eure Bittsteller, Eltern, trlHiiben, da^s eine zusätzliche Mussestunde w^eiter keinen Rrfoltr haben kann^ alä d le J>emoral isatiou ihrer Kinder, denn Müssiggaiig ist alles i^asters A nfang.**'

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Wenn einmal Euer „letztes Stündleiu" wirklicli schlägt, denkt en den Professor von Oxford. Und nun: In einer bessren Welt wünsch' ich mir mehr von Eurem werthen Umgang. Addio **)!.. Das Signal der von Senior 1836 entdeckten „letzten Stunde" ward

Hierzu henierkt der Fabrikherichl vom 31. Oktober 1848: .Die AtmoBjthare der riachsspinnereien. worin die Kinder dieser tugendhaft-zärtlichen Eltern arbeiten, ist geachwäugert mit ho unzähligen Staub- und Fiiserpartikelchen des Rohmaterials, dass es ausserordentlich unangenehm ist, auch nur 1 OMinuten in den Spinnstuben zuznliringen, denn ihr könnt das nicht ohne die pein- lichste Empfindung, indem Auge, Ohr, Naseuiücher und Mund sich sofort ftllen mit Flachsstaubwolken, vor denen kein Entrinnen ist Die Arbeit selbst erheischt, wegen der FieberhaHt der Madcbinerie, rastlosen Aufwand von Ge8chi''k und Bewegung, unter der Ivontrole n?p ermüdender Aufmerk- samkeit, und e-ä scheint etwas hart, Eltern den Ausdruck «Faullenzerei" auf die eignen Kinder anwenden sa lassen, die, nach Absag derGssensseit, 10 volle Btltoden an solche Beschäftigung, in einer solchen Atmosphäre, geschmiedet sind . . , Diese Kinder arbeiten länger als die Ackerknechte in den Nach- bardörfern . . . Solch liebloses Oekohl fiber .Müsaiggaug und Laster* muss als der reinste cant und die schamloseste Heu^elei gebranntmarkt werden . . . T>rr Tlieil dea Publikums, der vor ungefähr zwölf Jahren auffuhr über die Zuversicht, womit man öffentlich und ganz ernsthaft proklamirte, unter der Saukliüu hoher Autorität, dass der ganze , Reingewinn* des Fabrikanten AUS «der letzten Stunde* Arbeit fliesst^ und daher me Reduktion de» Arbeits- tags um eine Stund»- den Reingewinn vernichtet; dieser Theil des Pnllikiin'.s, •a||eii wir, wird kaum semen Augen trauen, wenn er nun findet, dass die Onginal'Ikitdeckang Aber die Tugenden der «letaten Stande* seitdem soweit ▼Orbessert worden ist «Moral" und ,,Profit" gleichmäfHig cinzuschliessen; so dass wenn die Dauer der Kinderarbeit auf volle 10 Stunden rf ducirt wird, dio Moral der Kinder zugleich mit dem Nettogewinn ihrer Anwender tiOten gebt, beide abhängig von dieser letzten, dieser fatalen Stunde/* (Repts of Insp. of Fact. for STst Oct. 1848", p. 101.) Derselbe Fabrikbericht gibt dann Proben von der Moral'* und „Tugcna" dieser Herrn Fabrikanten, von deu Schlichen, Pfitl'en, Lockungen, Drohmittelu, Fälschungen u. s. w., die sie anwandten, um von wenigen ganz verwahrlosten Arbeitern dergleichen PetitioTioTi unterzeichnen m raachen, um ^ir fLmii Petitionen t -ncs ganzen Industriezweigs, ganzer Grafschaften dem Parlament aufzubinden. Höchst charakteristisch bleibt es für den heutigen Stand der soffe- nannten OkonomiHchen „Wissenschari'^, dass weder Senior selbst, der sjiäter 711 «ciiiiT Ehre energisch für die Fabrikgesetzgebung auftrat, noch seine uraprüuglichen und spätren Widersacher, die Trugschlüsse der „Originslentdeckung" aafisulOsen wossten. Sie appellirten an die ÜuA' sächliche Erfahrung. Das why nnd wberofore blieb Mysterium.

**) IndesB hatte der Herr Professor doch etwas bei seinem Manchester Ausäug profitirtl In den „Letters on the Factory Act" hängt der ganze Reingewinn, „Profit** nnd „Zins** und sogar ,8omethtng more* an einer anbezahlten Arbeitsstunde (Ich Arbeiter«! Ein Jahr zuvor, in .seinen zum Gemeinheiten O.xf n icr Studenten und gebildeter Philister vert'a.**.Hten „Outlinea of Politicul Lconomy" hatte er noch gegenüber Kicardo's Werth- oestimmung durch die Arbeitszeit „entdeckt**, dass der Profit aus der Arbeit des Kapitalisten und der Zins aus seiner Ascetik, meiner .Ab.sti- nenz" herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort „Ab.siiuenz" neu. Herr Roscher verdeutscht es richtig durch „Enthaltung". Seine minder mit Latein beschlagnen Kompatrioten , Wiztbe, Schulzen und andre Michels, haben es in „£ntssgnng'* TermOncht

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am 15. Ajinl 1848, polciniscli t^p^^e-n das /ehristandenge.^t'tz , von James Wilson^ einem der <')k(inoiijischeD Hauptmaiidarme, im »Loadon £conomisi" toxi neuem geblasen.

4. Das Mehrprodukt.

Den Theil des Produkts {V,o von 20 Pfd. Garn oder 2 Pfd. Garn in dem Beispiel sub 2), worin sich der Mt'hrwerth darstellt, nen- nen wir Mehrprodukt (surplus produce, produit net). Wie die Rate des hl Werths durch sein Verhältoiss nicht zur Gesamrntsuiuaie, sondern zum variahlfn Bestandtheil des Kapitals bestitiimt wird, so die Höhe des Mehrprodukts durrli sein Verhältniss mclit zum Rest des Gesammtprodukts, sondern zum ProdukrtliLil, worin sich die not h wendige Arbeit darstellt. Wie die Produktion von Mehr- werth der bestimmende Zweck der kapitalisti.schen Produktion, so misst nicht die absolute Grösse des l^rodukts, sondern die relatiTe Grösse des Mehrprodukts, den Höhegrad des Rcichthums"^*).

Die Summe der noth wendigen Arbeit und der Mehrarbeit, der Zeit- abschnitte, worin der Arbeiter den Ersatzwerth seiner Arbeitskraft und den Mehrwerth producirt, bildet die absolute Grösse seiner Arbeitszeii den Arbeitstag (working day).

.Für ein Individuum mit einem Kapital von 20,000 Ffd. Öt., dessen Pkonte 2000 VM, 8t. jilirlieh betragen, wftre es ein durchaas gleichgültig

Ding, ob sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter be-«chriftip:t, ob die producirtea WHHren sich zu 10,000 oder ^?0,UUU Pfd. St. vericaufen, immer vorausgesetzt, dasä seine Profite in alieu 1* lilleu nicht unter 20UO Pfd. St. fallen. Ist daa reale Interease einer Nation nicht dasselbe? Vorausgesetst ihr reales NettiH einkommen, ihre Renten und Profite bleiben dieselben, so \st en nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die Nation aus 10 oder 12 Millonen Ein- wohnern besteht.* (Ric 1. c p. 416.) Liange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, Arthur Yuung, ein übrigens seh watzsch weifiger, kritik- loser Schn'ft<^teller, des.sen Ruf in umgekehrtem Verhältoiss zn seinem Verdienst steht, u. A.: pVon welchem Nutzen würde in einem modernen Königreich eine ganze Proviius sein, derm Boden in altrömischer Maoteri von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen nodl 80 gut bebaut würde? Von welchem J^weke, ausser (lern einzigen, Menschen tu vr/t^n^en

kthe mere purpose breeding meu^j, wa^ au und für sich gar keinen weck bat** (M & niost nseless purpose''). Arthur Young: «Political Arithmetic etc. London 1774," p. 47.

Zusatz zu Note 'M. Sonderbar ist „the strong inelination to represent net wealth us beneficial to tbe labouring class . . . thuugh it is evidently not on account of being net.* (Th. Hopkins: ,0n Bent of Land etc. London 1823»* p. 126.)

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Achtes Kapitel Der ArbeiUtag.

1. Die Grenzen des Arbeitstags.

Wir gingen von der Voraussetzung aus, dass die Arbeitskralt zu ihrem Werthe gekauft und verkauft vnrd. Ihr Werth, wie der jeder andren VVaare, wird bestimmt durch die zu ihrer Produktion nöthi^e Arbeitszeit. Erheischt also die Produktion dt-v dincli- sc!mittli( hen täglichen Lebensmittel des Arbeiters (> Stunden, so muss i-r im Durchschnitt 6 Stunden per Tag arbeiten, um seine Arbeitskraft täglich zu pruduciren oder den in ihrem V'erkanf er- haltnen Werth zu reproduciren. Der nothwendige 'l\u-\\ si-ines ArbpitstRiTH h»4rägt dann 6 Stunden, und ist daljer, unter sonst gleiciibl* li rndt !) Umstanden, eine gegebne (inisse. Aber damit ist die (jrr»ssu des Arbeitstags selbst noch nicht ^i^'^i^t lien.

Nehmen wir an, die Linie a b stelle die Dauer oder

Länge der nothwendigen Arbeitszeit vor, sage 6 Stunden. Je nach- dem die Arbeit über ab um 1, 3 oder 6 Stunden u. s. w. yer- läogert wird, erhalten wir die 3 verschiedneo Liuien:

Arbeitstag I Arbeitstag II a b c, a b

und Arbeitstag III tt b

die drei verschiedne Arbeitstage von 7, 9 und 12 Stunden vor- stellen. Die Verlängrungslinie bc stellt die Länge der Meiirarhpit vor Da der Arbeitstag = ab + bc oder ac ist, variirt er mit der variablen Grösse b c. Da ab getreben ist, kann das Verbält- niss von bc zu ab stets gemessen werden. Es beträgt in Arbeits- tag I ^/^, in Arbeitstag II ^/^ und in Arbeitstag III "/^ voo ab.

Da femer die Proportion MehrarbeHs/^e it

r<joth wendige Arbeitszeit Mehrwertbs bestimmt, ist letztre gegeben durch jenes Verbältniss. Sie beträgt in den drei verschiednen Arbeitstagen respektiTe 16*/g, 50 und 100" '^,. Umgekehrt würde die Rate des Mehrwerths allein uns nicht die Grösse des Arbeitstags geben. Wäre sie z. B. gleich 100^/01 könnte der Arbeitstag 8-, 10-, 12 stündig u. s. w. sein. Sie würde anaeigen, dass die swei Bestandtheile des Arbeitstags,

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notiiwendige Arbeit und Mehrarbeit» gleich gioas sind, aber nicht wie gross jeder dieser Thelle.

Der Arbeitstag ist also keine konstante, sondern eine Tariable Grösse. Einer seiner Theile ist zwar bestimmt durch die zur be- ständigen Reprodnktion des Arbeiters selbst erheischte Arbeitszeit, aber seine Cesammtgrösse wechselt mit der Länge oder Dauer der Mehrarbeit. Der Arbeitstag ist daher bestimmbar, aber an nnd iQr sich unbestimmf^).

Obgleich nun der Arbeitstag keine feste, sondern eine fiiessende Grösse ist, kann er andrerseits nur innerhalb gewisser Schranken ▼ariiren. Seine Minimalschranke ist jedoch unbestimmbar. Aller- dings, seteen wir die Verlängemngslinie b c, oder die Mehrarbeit, = 0. Bo erhalten wir eine Bfinimalschranke, nämlich den Theil des Tags, den der Arbeiter nothwendig zu seiner Selbsterhaltung arbeiten muss. Auf Grundlage der kapitalistischen Prodnktions- weise kann die nothwendige Arbeit aber immer nur einen Theil seines Arbeitstags bilden, der Arbeitstag sich also nie auf dies Minimum verkürzen. Dagegen besitgEt der Arbeitstag eine Mazi<* malschranke. ISr ist Aber eine gewisse Grenze hinaus nicht ver- langerbar. Diese Mazimalschranke ist doppelt bestimmt Einmal durch die physische Schranke der Arbeitskraft. Ein Mensch kann während des natOrlichen Tags von 24 Stunden nur ein be- stimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. So kann ein Pferd Tag aus Tag ein nur 8 Stunden arbeiten. Währand eines Theils des Tags muss die Kraft ruhen, schlafen, wahrend eines andren Theib hat der Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden u. s. w. Ausser dieser rein phy- sischen Schranke stösst die Verlängrung des Arbeitstags auf mo- ralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und socialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind. Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher mnerhalb plijsischer und socialer Schranken. Beide Schranken sind aber sehr elastischer Natur und eriauben den grössten Spielraum. So finden wir Arbeitstage von 8, 10, 12, 14, 16, 18 Stunden, also von der verschiedensten Länge.

Der Kapitalist hat die Arbeitskraft zu ihrem Tageswerth ge- kauft. Ihm gehSrt ihr Gehrauchswerth wfthrttkd eines Arbeltstags.

'^Ii „A day'B labonr h vagne, it may be long or short." „An Essay OD Trade and Commerce t eontainmg ObBervations on Taxation etc.

London 1770" p. 73.

Marx, Kapital I. 13

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Er hat also das Recht erlanf^t, den Arbeiter während eines Tags für sich arbeiten zu lassen. Aber was ist ein Arbeitstag^*)? Jedenfalls wenitj-er als ein natürlicher Lebensfcag. Um wie viel? Der Kapitalist iiat nemo eigne Ansicht über dies ultima Thüle, die not Ii wendige Sili ranke des Arbeitstags. Als Kapitalist ist er nur personificirtes Kapital. Seine Seele ist die Kapitalseele. Das Kapital hat aber einen einzigen Lebenstrieb, den Trieb, üicii /u verwerthen, Mehrwert,h zu schaffen . mit seinem konstanten Theil, den Produktionsmitteln, die grusstini\urlielie Masse Mehrarbeit einzusaugen*^). Das Kapital ist versUabne Arbeit, die sich nur vampyrmäfsig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit, und um so mehr lebt, y inciir sie davon einsan«Tt. Die Zeit, während deren der Arbeiter arlnutet, i>t dir Zeit, \^ä^ll■l■nd deren der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeit.skratt kruisaimrt^''). Konsumirt der Arbeiter seine disponible Zeit ftir sieb selbst, so bestiehlt er den Kapitalisten**).

Der Kapitalist beruft sich also auf das Gtst tz (it s Waarenaus- tausches. Er, wie jeder andre Käufer, sucht den grösstmöglichsten Nutzen aus dem ( i ebrauchswerth seiner Waare herauszusclilagi n. Plötzlich aber erhebt sich die Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang des Produktionsprocesses verstummt war:

Die Waare, die ich dir verkauft habe, untf-rsdieidet sich von dem andren Waarenpöbel dadurch, dass ihr GebraiK It Werth schafft und grössren Werth als sie selbst kostet. Diess war d^r Grund, warum du sie kauftest. Was nuf deiner Seite als Verwerthung von Kapital erscheint, ist auf meiner Seite überschüssige Verausgab nng von Arbeitskraft. Du und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Waaxenaustausches. Und der Konsum der

*) Diese Frage itt anendlieb wiehlager als die berflhmte Frage Sir Bobert

Peel's aa die Birmin«;hamer Handelskammer: ,,What is a pound?'' eine Frage, die n\n gestelll werden kn;nUe, weil Peel über dif Nutnr t^]es Geldes eben ao unklar war ak die „liulr Shilling men'' von iiiriaiii^iiitin.

*^ „Es ist die Aufgabe des Kapitalisten mit dem verauagabten Kapital die grösstraögliche Summe Arbeit herauszuschlagen." („D'obtenir du ca- pitai d^pens^ la plu« forte summe de travail possible.") J. G Courcelle- Seneuil: „Trait^ th^orique et pratique des entreprises industrielles. 2^me <dit. Paris I^ÖT", p. 63.

*") „An Hour's r.abüur lost in a day is a prodigious injury to a conimcr- cial State.'' „There is a Yery great coDsumptiou of loxuries auiung the labonring poor of thifl kiDgaoro; partieularly among the mBDofacturing poptilace ; by which they also consume their time, the most fatal of cod* aumptions." ,,An Es^-^ay on Trade and Commerce etc." p. 47 u. 153.

*) „Si le naanouvrier libre prend ua instant de repos, l'^conomie sordide qui le 8iüt des yeiix vree inqni^tude, pi^tend qu'il la Tole.*' (N. Linguet: iTTh^orie des Loix CivOee etc, London 1767*', t. II, p. 466.)

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Waare gehört nicht dem Verk&afer, der sie yerSiuBert, sondern dem Käufer, der sie ennrbi Dir gehört daher der Gebrauch memer tSgUchen Arbeitskraft. Aber ▼ermittelst ihres tSgliehen Yerkaii&preises muss ich sie iSglieh reproduciren und daher toh neuem verhaafen können. Ahgesehn von dem natllrtichen Ver- scUeiss durch Alter u. s. w., muss ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand ron Kraft, Gesundheit und Frische su arbeiten, wie beute. Du predigst mir bestandig das Eyangelium der „Sparsamkeit** und „Enthaltung'. Nun gut! Ich wäl wie ein vernünftiger, sparsamer Wirth mein einziges VermOgen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen Yersdiwendung der- selben enthalten. Ich wiU täglich nur soviel von ihr flOssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer Nor- maldaoer und gesunden Entwicklung verträgt Durch ma&lose VerlängruDg des Arbeitstags kannst du in Einem Tage ein grSss^ res Quantum meiner Arbeitskraft flOssig machen» als ich in drei Tagen ersetzen kann. Was du so an Arbeit gewinnst, verliere idi an ArbeitBsubetanz. Die Benutzung meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz verschiedne Dinge. Wenn die Dnrchschnittsperiode, die em Durehsdmittsarbeiter bei vemOnftigem Arbeitsmafs leben kann, 30 Jahre beträgt ^ ist der Werth meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andren zahlst,

S65^X ViOMo ^'^'^ Gesammtwerths. Konsumirst du sie

aber in 10 Jahren, so zahlst du mir täfrlich \ iq^,.^,, statt '; .j„,,,q ihres Gesammtwerths, also nur ^/.^ ihres Tatjeswerths , und stiehlst mir daher täglich ^/^ des Werths meiner Waare. Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das ist wider unsren Vertrag und das Gesetz des Waarenaustauscbes. Ich verlange also einen Arbeitstag von normaler Läncre und ich verlange ihn ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemiithlichkeit auf. Du magst ein Musterhürger sein, vielleicht Mitglied dos Ver- eins zur Abschafifung der Thierquälerei und obendrein im Geruch der Heiligkeit stehn, aber dem Ding, das du mir gegenüber reprä- sentirst, schlägt kein Herz in seiner Brust. Was darin zu pochen srlieint, ist mein eigner Her/sclilag. Icli verlange den Normal- arbeitstag, weil ich den Werth meiner Waare verlange, wie jeder andre Verkäuler*^}.

^ Wlhrend des grossen Btrike der London hnilders, 1860—61, nur Be«

duktion des Arbeitstags auf 9 Stunden, veröffentlichte ihr Körnitz eine Er- kl&rong, die halb und halb auf das Plaidojer anareB Arbeiters hiuanaL&nft.

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Man sieht: von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergiebt sich aus der Natur des Waarenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist be- hauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so langf als möglich und womöglich aus iänem Arbeitstag zwei zu machen sucht. Andrerseits schliesst die specifische Natur der verkaaften Waare eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Nnrmal!]^rösse beschränken wilL £s findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäisig durch das Gesetz des Waarenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entecheidet die Gewalt. Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normi- rung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeits- tags dar ein Kampf zwischen dem Gesammtkapitalisten, d. h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Clesammtarbeiter, oder der Arbeiterklasse.

2. Der Heisshnnger nach Mehrarbeit Fabrikant

und Bojar.

Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden, üeberall, wo ^ein Theil der Geselkchafli das Monopol der Produktionsmii^tel be- sitzt, muss der Arbeiter, frei oder unfrei, der su seiner Selbster- haltung notbwendigen Arbeitszeit Übeiachassige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel f&r den Eigner der Produktionsmittel zu pro- duciren^*), sei dieser Eigenthflmer nun atheniensischerxaAos xdya&ög, etroskischer Tbeokrat, civis romanus, normfinnischer Baron, ameri- kanischer SUaTenhalter, walachischer Bojar, modemer Landlord, oder Kapitalist'*). Indess ist klar, dass, wenn in einer ökonomischen Gesellachaffasformation nicht der Tausch werth, sondern der Ge- branchswerth des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engem oder weitem Kreis von Bedttrfoissen beschifinkt ist, aber

Die Erklärung spielt nicht ohne Ironie darauf an, dasa der Profitwüthigste (\f^r , biiilrlinir niusters" ein ^rewiiser J>ir M. Feto im „Geruch der Heiligkeit" stehe. (Derselbe Petu kuiu nach 1Ö67 zu einem Ende mit Stroumbergl)

„Those who laboiir . . . ui rcality ff>ed both the pensionen called the rieh, and theniBelves." fEdmund Burke 1. c. p. 2.)

*') Sehr nai^ bemerkt Niebuhr in seiner „Römischen Geschichte**: ,,Maü Icann sich nicht verhehlen, dass Werke wie die etruskischen, die in ihren Trfimmem erstaunen, in kleinen (!' Staaten Frolmherrn und Knechte voraussetzeu." Viel tiefer sagte äismondi, dass ^^ßi^^^^lei* Öpitzen" Lohn- herm und Lohndiener TOzauBBStseD.

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kein whnuikeiiloBeB BedtbrfmBS imeb Mehnrbat ans dem Ghankkeor der Funktion selbst entspringi ^iMslich seigi sich daher im AUerttiiim die Ueberarbeit, wo es gilt den Tausdiwertb in mxutr sdbstSadigeii Oeldgeslalt am gewimien, in der Produktion yen Gold mid Silber. GewaltBamoe en Tod arbeiten ist hier die offi* cidle Form der üebenurbeii Man lese nnr den Diodoms SiculoB^). Doch sind dieas Aoenahmen in der alten Welt Sobald aber Völker, deien Prodoktion sich noch in den niedrigren Formen der SkhtTenar- beit, Frohnarbeit n. s. w. bewegt, hineingezogen werden m emen dnreh die' kapitalistieche Produktionsweise beherrachten Weltmarkt, der den Verkanf ihrer Produkte ins Ansknd zom Torwiegenden Interesse enftwidcelt, wird den barbarischen Grenehi der SklaTerei, Leibeigen- schaft a. 8. w. der ciyiüsirte Greuel der Ueberarbeit aufgepfropft, üabsr bewahrte die Negerarbeit in den sfldlichen Staaten der ameri- kanischen ünimi einen gemäfsigt patriarehaliechen Charakter, so lange die Produktion hanptsfichlich auf den unmittelbaren Seibat- bedarf gerichtet war. In dem Grade aber wie der Baomwollexport zum LebensinteresBe jener Staaten, ward die üeberarbeitung dea Kegers, hier und da die Konaomtioo seines Lebens in sieben Arbeitsjakren, Faktor eines berechneten und berechnenden Systems. £9 galt nicht mehr eine gewisse Masse ntttzlicher Produkte aus ihm herauszoschlagen. Es galt nun der Produktion des Mehr- werths selbst. Aehnlich mit der Frolinarbeit, z. B. iu den Donau- ftirstenthümern.

Die Vergleichung des lieisÄlmiigers nach Mehrarbeit in den Donaufürstenthümern mit demselben Heisshunger in englischen Fabriken bietet ein besondres Interesse, weil die Mehrarbeit in der Frohnarbeit eine selbständige, sinnlich wahrnehmbare Fürm besitzt.

Gesetzt der Arheitstag zähle 6 Stunden noth wendiger Arbeit vuid 6 Stundeu Meiirarbeit. So liefert der freie Arbeiter dem KajiiUlisten wöchentlich 6x6, oder Ü6 Stunden Mehrarbeit. Es ist (i;isäelbe, als arbeite er 3 Tage in der Woche für sich und '6 Tage in der Woche umsonst für den Kapitalisten. Aber diess ist nicht sichtbar. Mehrarbeit und noth wendige Arbeit verschwimmen in

„Mau kann diese Unglücklichen (in den Goldbergwerkeu zwiächeu Aegypten, Aethiopien und Arabien), die nicht eiiunal ihrea Körper reinlieh

halten, noch ihre BIöHse decken können, nicht ausehn, ohne ihr jammer- volles Schick**;«! hoklnücn. Denn da Hndet kerne Nachsicht und keine 8chonuug isiaLL iüi Kranke, für Gebrechliche, für Greise, für die weibliche 8chwachneit. Alle mflssen, durch Schläge gezwungen, fortarbeiten, bis der Tod ihren Qualen und ihrer Noth ein £iide macht.*' Diod* Sic „UiBtorische Bibliothek/' Buch 3, c la.

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einander. Ich kann daher dasselbe Yerhältniss z. B. auch so aus- drücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30 Sekunden fiir sich Qod 80 Sekunden für den Kapitalisten arbeitet u. s. w. Anders mit der Frohnarbeit. Die noth wendige Arbeit, die z. B. der waladuBche Bauer zu seiner Selbsterhaltun^ verriobtet, ist nämlich getrennt Ton seiner Mehrarbeit für den Bojaren. Die eine 7er- richtet er auf seinem eignen Felde, die andre auf dem hemchaft- tichen Gui Beide Theile der Arbeitszeit ezbtiraL daher seLb- standig neben einander. In der Form der Frohnarbeit ist die Mehrarbeit genan abgeschieden Ton der nothwendigen Arbeit An dem quantitativen Verhaltniss von Mehrarbeit und nothwendiger Arbeit Sndert diese Tersehiedne ErBcheinangaform offenbar nichis. Brei Tage Mehrarbeit in der Woche bleiben drei Tage Arbeit, die kein Aequivalent fUr den Arbeiter selbst bildet, ob sie Frohn- arbeit heisse oder Lohnarbeii Bei dem Kapitalisten jedoch er- scheint der Heisshunger nach Mehrarbeit im Drang zu maisloser VerlSngmng des Arbeitstags, bei dem Bojaren ein&eher in un- mittelbarer Jagd auf Frohntage^^j.

Die Frohnarbeit war in den Donauftetenthttmem yerknflpft mit Naturairenten und sonstigem Zubehör von Leibeigenschaft, bildete aber den entscheidenden Tribut an die herrschende Klasse. Wo diess der Fall, entsprang die Frohnarbeit selten aus der Ijeibeigen- schaft, LeibeigeDSchaft viebnehr meist umgekehrt aus der Frohn- arbeit^). So in den rum&niachen Provinzen. Ihre nrsprflngliche Produktionsweise war auf Gemeineigenthum gegründet, aber nicht auf Gemeineigenthom in Bla?ischer oder gar indischer Form. Hin Theil der L^dereien wurde ab freies PriTateigenthnm Ton den Mitgliedern der Gemeinde selbständig bewirthschaftet, ein andrer Theil -~ der ager publicus gemeinsam von ihnen bestellt. Die Produkte dieser gemeinsamen Arbeit dienten theils als Reserve-

H is Nachfolgende bezieht .sicli iinf die ZustiiiiJe der rumänischen Pro- vinsen, wie sie sich vor der l'uiwjil/ung 8eit dem Krimkrieg gestaltet hatten.

**•) [Note /.ur 3. Autl. ~ Dichu gilt cbeulalls i'ür Deutächlaud und speciell fflr das ostel bische PreuB»4eu. Im 15. Jahrhundert war der deutsche Bauer fast überall ein, gewissen Leistungen in Produkt und Arbeit unterworfener, aber sonst wenigstens faktisch freier Mann. Die deutschen Kolonisten in Brandenburg, Pommern, Schlesien und Ostpreussen waren sogar rechtlich als Freie anerkannt. Der Sieg des Adels im Bauenücrieg machte dem ein Ende. Nicht nur die besiegten süddeutschen Bauern wurden wieder leib- eigen. Schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts werden die ostpreuasischen, brangenburgischen, pommersohen und scMeeischen, und bald danmf auch die schleswig-holsteinischen freien Bauern zu Leibeignen erniedrigt. (Maurer, „Frohn!iöt<.'« IV. Rd. Meitzen. „Der Boden de« pr. Staat«." Hausen, „Leibeigeuächatt in bchleswig-Holstein.") F. E.j

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fonds itir Missernten und andre Zufälle, theils als Staatsschatz zur Deckung für die Kosten von Krieg, Religion und andre Gemeinde- aasgaben. Im Uufe der Zeit usurpirten kriegerische und kirch- liche Würdenträger mit dem Gemeineigenthum die Leistungen für dasselbe. Die Arbeit der freien Bauern auf ihrem Gemeinde- laiul verwandelte sich in Frobnarbeit für die Diebe des Gemeinde- landes. Damit entwickelten sich zugleich Leibeigenschafts-Yer- hfiltnisse, jedoch nur thatsächlich , nicht gesetzlich, bis diis welt- befreiende Kuasland unter dem Vorwand, die Leibeigenschaft ab- Euschaffen, sie zum Gesetz erhob. Der Kodex der Frohnarbeit, den der russische General Kisseleff 1831 proklamirte, war natürlich von den Bojaren selbst diktirt. Russland eroberte so mit einem Schlag die Magnaten der Donaufüxatenthflmer und den Beifalla- klaisch der liberalen Gr^tins von ganz Europa.

Nach dem „Reglement organique*^, so heisst jener Kodex der Frobnarbeit, schuldet jeder walachische Bauer, ausser einer Masse detaillirter Naturalabgaben, dem s. g. Grundeigenthümer 1) zwölf Arbeitstage überhaupt, 2) einen Tag Feldarbeit und 8) einen Tag Holzfuhre. Smnma Suramarum 14 Tage im Jahze. Mit tiefer Binaicht in die politische Oekonomie wird jedoch der Arbeitstag nicht in seinem ordinären Sinn genommen, sondern der zur Her- stellung eines täglichen Durchschnittsprodukts nothwendige Arbeits- tag, aber das tSgliche Durehschnittsprodukt ist pfiffiger Weise so bestimmt, dass kein Gyklope in 24 Stnnden damit fertig würde. In den dürren Worten echt russischer Ironie erklart daher das „B^lement'' selbst, unter 12 Arbeitstagen sei das Produkt einer Handarbeit von 86 Tagen zu Terstehn, unter einem Tag Feldarbeit drei Tage, und unter einem Tag Holzfuhr eben&lls das Drei&che. Snmma: 42 Frohntage. Es kommt aber hinzu die s. g. Jobagie, Dienstleistungen, die dem Grundherrn fttr ausserordentliche Pro- dnktionsbedfirfhisse gebühren. Im YerhaltniBS zur Grüsse seiner BeYdlkerung hat jedes Dorf jahrlich ein bestimmtes Kontingent zur Jobagie zu stellen. Diese zusatzliche Frobnarbeit wird fUr jeden wakicluschen Bauer auf 14 Tage gesch&tzt. So beträgt die ▼orgeschriebne Frobnarbeit 56 Arbeitstage jährlich. Das Ackere bau jähr zahlt aber in der Walachei wegen des schlechten Klimas nur 210 Tage, wovon 40 für Sonn* und Feiertage, 30 durch- schnittlich fCbr Unwetter, zusammen 70 Tage ausfallen. Bleiben 140 Arbeitstage. Das Verhfiltniss der Frobnarbeit zur nothwen- 66

digen Arbeit, oder 66^/, Procent, drückt eine viel kleinere Bäte

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des Mehrwertha aus als die, welche die Arbeit des englischen Agrikultur- oder Fabnkarbeiterb reguiirt, Diess ist jedoch nur die gesetzlich vorgeschriebne Frohnarbeit. Und in noch „liberalerem" Geist als die englische Fabrikgesetzjt^ebung hat das „iieglement organique" seine eigne Umgehung zu erleichtem gewusst. Nach- dem es aus 12 Tagen 54 gemacht, wird das nominelle iagwerk jedes der 54 Frohntage wieder so bestimmt, dass eine Zubusse auf die folgenden Tage fallen muss. In einem Tag z. B. soll eine Laodstrecke ausgejätet werden, die zu dieaei Operation, namentlich auf den Maispflun/ungen, doppelt so viel Zeit erheischt. Da«* ge- setzliche Tagwerk für einzelne Agrikulturarbeiten ist so auslugbar, dass der Tag im Monat Mai anfängt und im .Monat ()kt<jber auf- hört. Für die Moldau sind die He-l iniinungeü ikk Ii liiirtpr. ..Die zwölf Frohntage des Reglement organique", riet ein siegtrunkuer Bojar, „belaufen sich auf 365 Tage im Jahr!***)

War das Reglement organique der Donaufürsteuthümei ein posi- tiver Ausdruck des Heisshungers nach Mehrarbeit, den jeder Para- graph legalisirt, so sind die englischen Factory-Acts negative Aus- drücke desselben Heisshungers. Di^se (ipsetze zügeln den Drang des Kapitals nach mafsloser Aussaugung der Arbeitskraft durch gewaltsame Beschränkung des Arbeitetags von Staatswegen, und zwar von Seiten eines Staats, den Kapitalist und Landiord be- herrschen. Von eintr täglich bedrohlicher iinst liwpnonden Arbeiter- bewegung abgesebn, war die Beschränkung der Fabnkarbcit diktirt durch dieselbe Noth wendigkeit, welche den Guano auf die eng- lischen Felder ausgoss. Dieselbe blinde Raubgier, die in dem einen Fall die Erde erschöpft, hatte in dem andren (He Lebenski'aft der Nation an der Wurzel ergritien. Periodische Epidemien sprachen hier ebenso deutlich als das abnehuieiide äoldatenma^ m Deutsch- land und Fraukreick^^j.

^) Weitere I>etailii findet man in: £. Bejpault: „Tlistoire poUlique et lociale des Principsut^ Danubiennes. Pans 1855."

**) „Im Allgemeinen Bpricht innerhalb gewiBser Grenze d ffir das Gedeihen organischer Wesen das Ueberschreiten des Mittelmalses iiirer Art. Für den Menschen yerltleinert sieh sein Kdipermafe, wenn sein Gedeihen beeintrflch- tigt int, ae'i es durch physische oder socisile Verhältnit* o. In allen euro- pili-^chi'u Ländern, wo Konskription besteht, hut seit Eiuluhrung derselben dafl mittlere Körpermals der erwacksnen Männer und im Gan^eu ihre Taug- lichkeit zum Kriegsdienst abgenommen. Vor der Revolution (1789) wer diu Minimum für den Infanterieten in Frankreich lö5 Centimetep; 1I51H Cc^^etz vom 10* März) 157, nach dem Gesetz vom 21. Mfixz 1852, 156 Ceuüuicter; durchBchnitclich in Frankreich wegen mangelnder GrOsae und Gebrechen Äber die Hälft eHUsgemuätert Da8Milii;iriii:ii«i war inSachseu 1780: 178Centi- meter, jetst lö5. Xu Prenasen ist es 157. Kaoh Angabe in der Bayrischen

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Der jetzt (1867) geltende Factory-Act von 1850 erlaubt für den durchschnittlichen Wochentag 10 Stunden, n&mlich für die ersten b Wochentage 12 Stunden, von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr AbendSi wOTOn aber Stunde für Frühstück und eine Stunde für Mittag- essen gesetzlich ubgchn, also 10^/, Arbeitsstunden bleiben, und 8 Stunden fOr den Samstag, von 6 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nach- mittags, wovon Stunde für Friilistßck abgeht Bleiben 60 Arbeitest Ii n den, 10*/« för die ersten fünf Wochentage, 7\ ^ für den letzten Wochentag £s sind eigne Wächter des Gesetzes be- stellt, die dem Ministerium des Innern direkt untergeordneten Fabrikinspektoren, deren Berichte halbjährlich von Parlamente- wegen TerÖffentliclit werden. 8ie liefern also eine fortlaufende und of&cielle Statistik Aber den Kapitalistenbeissbunger nach Mehr- arbeit

Hdren wir einen Augenblick die Fabrikinspektoren^*).

«Der betrSgeriaehe Fabrikant beginnt die Arbeit eine Viertel- stunde, raanchmal frtther, manehmd später, Tor 6 ühr Morgens, und sehliesat sie eine Viertelstunde, manchmal frflber, manchmal später, nach 6 Uhr Nachmittags. Er nimmt 5 Minuten weg yom Anfang und Ende der nominell f&r das fVOhstfick anberaumten halben Stunde^ und knappt 10 Minuten ab su Anfang nnd Ende der für Bdittagessen anberaumten Stunde. Samstag arbeitet er

Zeitung vom 9. Mui 1882 von I>r 'Speyer, stellt «if^h nach einem DiTiliripen Ducbschnitt heraus, daas in PreuätH^u von lOoO Kuuakribirten 716 untauglich nun BGlitärdieoBt: 817 w^en Mindermab nnd 899 wegen Gebrechen .... Berlin konnte 1858 sein Kontingent an £r8atz«Mami8chaft nicht stellen, es fehlten 156 Mann.* fJ. v. Liebig: .Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie. Iö62. 7. Aufl." Band I, p. 117, IIHA *^ Die Oeechichte dee ^brikats Ton 18fiO folgt im Verlauf dieMS Kapitels. Auf die Periode vom Beginn der grossen Industrie in England bis 1845 gehe ieh uur hier nnd da ein, und verweise den Leser darüber auf: .Die Lage derarbeitendeuKlutitie in England. Von Eriedricli Engels. Leipzig 1845.* Wie tief EngeU den Geist der kapitalistischen ProduktionsweiBebegriCseigen die Factory Re[>orts, I'.ej)orts on Miues u. s. w., die ;^eit 184r) err^ehienen sind, und wie hev^ uik; runffHWÜrdig er die Ziistäiide im Detail miilte, /.eipt der überfl&cliJich.-4te \ ei gleich seiner JSchrilt mit den bis 20 Jahre später veröffentlichten officiellen Reports der «Children'sEmploymentCommisBion" (1863—67.) Diese handeln nämlich von Industriezweigen, worin die Fabrik- geaetsgebung bis 1862 noch nicht eiogeführt war, itum Theil noch nicht ein- geführt ist. Hier wurde also den von Engels geschilderten Zuständen mehr oder minder grosse Aendrung nicht von aus^^en aufgeherrscht. Meine Bei- Mpiele entlehne ich hauptsächlich der l'n ihandelsjterinrir v.:\<-h ISIK^ jener paradieaischen Zeit, wovon eben ao grosäuiäulige als wibstiunchattlich ver- wahrloste Freihandelshansirbnnchen den Deutschen so fabelhaft yiel Tor- fauchen. Felirigens fiearirt England hier nur im Vordfrgrund, weil es die kapitalistische Produktion klassi.<sch ri f.r iMcTitirt und allein eine officiell fortlaufende Statistik der behandelteu Gegenstände besitat.

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eine Viertelstunde, manchmal mehr, manchmal weniger, nach 2 Uhr

Nachmittags. So betarägt sein Gewinn:

Vor 6 Uhr Morgens .15 Minaten. Nach 6UhrNachniittag8 15 ,

FOr FrOhatackszeit . . 10 , Summa in 5 Thgen: 800 Minaten.

Beim Mittagsessen . . . 20

00 MinutMi.

An Samstagen.

Vor 6 Uhr Morgen» . . 15 Minuten. Wöchentlicher Gesammtgewiun :

Für Frühstück 10 . 840 Minuten.

Nach2 Uhr Nachmittags 15 .

Oder 5 Standen 40 Minuten wdehentiich, was mit 50 Arbeits- wochen mnltiplicirt, nach Ahsog von 2 Wochen für Feiertage oder gelegentliche Unterbrechungen, 27 Arbeitetage gibt^°).*

„Wird der Arbeitstag täglich 5 Minuten ttber die Normaldauer verlängert, so gibt das 2'/, Produktionstage im Jahr"*^. „Eine zusätzliche Stande täglich, dadurch gewonnen, dass bald hier ein Stückchen Zeit erhascht wird, hold dort ein andres Stückchen, macht aus dem 12 Monaten des Jahres 18"*^).

Krisen, worin die Ptoduktton unterbrochen und nur „kurze Zeit**, nur während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts an dem Trieb nach Verlängrung des Arbeitstags. Je weniger Geschäfte gemacht werden, desto grösser soll der Ge- winn auf das gemachte Geschäft sein. Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surpluaarbeitszeit soll gearbeitet werden. So berichten die Fabrikinspektoren über die Periode der Krise von 1857 bis 1858:

„Man mag es für eine Inkonsequenz halten, dass irgendwelche üeberarbeit zu einer Zeit stattfinde, wo der Handel so schlecht gellt, aber sein schlechter Znstand spornt rücksichtslose Leute zu Ueberschreitungen; sie sichern sich so einen Extraprofit . . ." „Zur selben Zeit", sagt Leonhard Horner, „wo 122 Fabriken in meinem Distrikt ganz aufgegeben sind, 143 still stehn und alle andren kurze Zeit arl)eiten, wird die IIeV)erarbeit über die gesetzlich bestimmte Zeit fortgesetzt ■'^^)." „Obj^lrirh", sagt Herr IJuwell, „in den meisten Fabriken des schlechten Geschäftsstands wegen nur halbe Zeit gearbeitet wird, erhalte ich nach wie vor dieselbe An-

^Suggeations etc. by Mr, L. Homer, Inspector of Factories*, im: „Factories Regulation Act. Ordered by the House of Commons to be printed 9. Aug. 1^50'. j. 4 r,.

„Report» of the liiöp. ot Fact. for the half year, Oct. 1056", p. 85.

„Reports etc. 80th April 1858% p. 9.

„Reports etc.« 1. c. p. 48.

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2as

zahl von Klagen, dass eine halbe Stunde oder ^/^ Stunden taglich den Arbeitern weggeschnappt (snatched) werden durch Eingriffe in die ihnen gesetzlich gesicherten Fristen för Mahlzeit und Er- holung*«).*'

Dasselbe Phänomen wiederholt sich anf kleinerer Stufenleiter während, der fnxehtbaren BanmwoUknse Ton 1861 bis 1865**}.

nEs wird aniweilen voigeschtttzt^ wenn wir Arbeiter wahrend der Speisestnnden oder sonst sn ungesetzlicher Zeit am Werk ertappen, dass sie die Fabrik dorchaus nicht Terlassen wollen, und daas es des Zwangs bedarf, um ihre Arbeit (Reinigen der Maschinen u. s. w.) zu unterbrechen, namentlich Samstag Nachmittags. Aber wenn die „Hände** nach Stillsetzung der Masdiinerie in der Fabrik bleiben, geschieht es nur, weil ihnen zwischen 6 Uhr Morgens und 6 Uhr Abends, in den gesetzlich bestimmten Arbeitsstunden, kerne Frist zur Verrichtung solcher Geschäfte gestattet worden ist*').'*

„Der durch Ueberarheit Uber die gesetzliche Zeit zu machende üxtraprofit sch^t för viele Fabrikanten eine zu grosse Versuehung, um ihr widerstehn zu können. I^e rechnen auf die Chance nidit ausgefunden zu werden und berechnen, dass selbst im Fall der Entdeckung die Geringfügigkeit der Geldstrafen und GerichtdEOsten

,3eports etc." 1. c. p. 25. **) j^eportsetc. for the hali'year ending 80th April 1861.* Sieh Appendix No. 2; f^ports etc. 31st Octob. 1862", p. J, 52, 58. Die Ueberschieitnngea werden wieder zahlreicher mit dem letsten Halbjahr 1863. Vgl. ^^eperts etc. ending 3l8t Oct. 1?63", p. 7.

**) „Reports etc. 3 Ist Oct. IBüÜ", p. 23. Mit welchem Fanatismus, uach gerichtlichen Aussagen der Fabrikant«!, ihre Fabrikhände sich jeder Unter' brecbung der Fahrikarbelt widersetzen, zeige folgendes Kuriosum: Anfang Juni 1836 gingen den Magistrates von Dewsbury (Yorkshire) Denunciationen zu, wonach die Eigner von 8 grossen Fabriken in der Nähe von Batley den Fabrikakt verletzt hätten. Ein The'ü dieser Herren war angeklagt, 5 Knaben 7,wischeu 12 und 1' .1 ilir^n von 6 Uhr Morprens des Freitags bis 4 Uhr Xaoli- mittags deä iolgtudeu Samstags abgearbeitet zu haben, olme irgend eine Er- holung zu gestatten , aiuBer fdr MaUteiten und Eine Stunde Schlaf um Mittemacht. Und diese Kinder hatten dii- ru.stlo^e, SOstüudige Arbeit zu verrichten in dem ,,shoddy-hüle". wie die Jlöhle heisst, worin Wollenlunipfn aufgerissen werden und wo ein Luttmeer von Staub. Abfällen u.a. w. tteibst den erwaehenen Arbeiter zwingt, den Mund bestlnolg mit Schnnpftflchem zu verbinden, zum Selints seiner Lunge! Die Herren Augeklagten ver- sicherten an Eidesstfttt als Quäker waren Bie zu skrupulf^s rclijriöse Mftimer einen Eid zu leisten, ~ sie hätten in ihrer grosaen Barmherzig- keit den elenden Kindern 4 Stunden Schlaf erlaubt, aber die Starrkopfe von Kindern w Ih n durchaus nicht zu Bett gehn! Die Herrn Qu.lker wurden zu 20 i'f. ^-t (icldbusse verurtheilt. Dryden alinte diese Quäker: „Fox lull fraught in seemiug sanctity, Ttiat feared an oath, but like the devil would Ue, That look'd like Lent, and had tlie ho\y leer, And durst not sinl before he said hia prayer!

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ihnen immer noch eine Gewinnbilanz sichert'"*).'* „Wo die zusätz- liche Zeit durch Multiplikation kleiner Diebstähle („a multiplication of sraall thefts") im Laufe des Tages gewonnen wird, stehn den Inspektoren fast unüberwindliche Schwierigkeiten der Beweisflührung im Weg*')." Diese „kleinen Diebstähle" des Kapitals an der Mahlzeit und Erholungszeit der Arbeiter bezeichnen die Fabrik- inspektoren auch als „petty pilferings of minutes". Mausereien von Minuten**), „snatching a few minutes", Wegschnappen von Mi- nuten'»), oder wie die Arbeiter es techniach heisaen, »nibbling ODd cribbling at meal times"^)".

Man sieht, in dieser Atmosphäre ist die Bildung des Mehrwerths durch die Mehrarbeit kein Geheimniss. „Wenn Sie mir erlauben,*' sagte mir ein sehr respektabler Fabrikherr, „täglich nur 10 Minuten Uebeneit arbeiten zu lassen, stecken Sie jährlich 1000 Pf. St. in meine Tasche^^)." „Zeitatome sind die Elemente des Gewinns^*)."

Nichts ist in dieser Hinsicht charakteristischer als die Bezeich- nung der Arbeiter, die volle Zeit arbeiten, durch „füll times" und die der Kinder unter 13 Jahren, die nur 6 Stunden arbeiten dürfen, als „half times •^)". Der Arbeiter ist hier nichts mehr als personi- ficirte Aibeitszeit. Alle individuellen Unterschiede lösen sich auf in die von „Volizeitler'* und „Halbsseitief*'.

3. EngHsche Industriezweige ohne legale Schranke der

Exploitation.

Den Trieb nach Verlän^rung dc> Arbeitstags, den W ehi wolfs- heisshunger für M^-hrarbeit, bpoharlitrten wir bisher auf einem Ke- hiet, wo mar-.l'ts-' Ausschreitungen, nicht übergipfelt, so sagt ein bürf^erliclier piil";! her <.)ekunoni , von den Grauaamkriteu der Spanier gegen die iiothhäute Amerika s ^^), das Kapital endlich an

»«j ,^p. etc. 31. Oct 1850'^ p. 34.

»') L 0. p. 85.

«•) 1. c. p, 48.

«•) 1. c.

«») 1. c.

«) 1. c. p. 48.

' 'i .Moments are the elesuntt of ptofiV' >iBsp> the Ihsp. etc. 80th

Apni 1660" p. ö{).

Der Ausdruck hat officielles Bürgerrecht, wie in der Fabrik, so iu den Fabrikberii'hten.

**) „Tht c ![[ idity of mill-ovvnors, whose crueltiea in pursuit of gain, have hardly beeu exceeded by tbose perpetrated bythe Spaniardü on the conqueat of Ameiica» in the ponnit oi xold." John Wade: ,,Hi8tory of tbe Middle and Working ClMses. 8d ed. Lond. 1885/' p. 114. Der theoretische Theil

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die Kette gesetzlicher Regulation geiegt haben. Werfen wir jetet den Blick auf einige Produktionszweige, wo die Aussaugung der Arbeitskraft entweder noch heute feeeelfrei isfc oder ee geetera

noch war.

«Herr Broughton, ein County Magistrate, erklärte als PrSsident eines Meetings, abgebalten in der Stadthalle von Nottingham, am 14. Januar 1860, dass in dem mit der Spitzenfiibrikation beschäf- tigten Theüe der städtischen Bevölkerung ein der übrigen civilisirten Welt unbekannter Grad von Leid und Entbehrung vorherrscht . . . Um 2| 8, 4 Uhr des Morgens werden Kinder von 9 10 Jahren ihren schmutzigen Betten entrissen und gezwungen, f&r die nackte Subsistenz bis 10, 11, 12 Uhr Nachts zu arbeiten, wahrend ihn Glieder wegschwinden» ^hre Gestalt zusammenschrumpft, ihre Ge- sichtszOge abstumpfen und ihr menschliches Wesen ganz und gar in einem steinähnlichen Torpor ezstani, dessen blosser Anblick schauderhaft ist Wir sind nicht ttbenascht, dass Herr Mallett und andre Fabrikanten auftraten, um Protest gegen jede Diskussion einzulegen .... Das System, wie der Bev. Montagu Yalpy es beschrieb, ist ein System unbeschränkter Sklaverei, Sklaverei in socialer, physischer, moralischer und intellektueller Beziehung . . . Was soll man denken von einer Stadt, die ein Öffentliches Meeting abhält, um zu petitioniren, dass die Arbeitszeit fttr Manner tägti^ auf 18 Stunden beschränkt werden solle! .... Wir deklamiien gegen die virgiuiscben und karoliniaeheR Pflanzer. Ist jedoch ihr Kegermarkt, mit allen Schrecken der Peitsche und dem Schacher in Menschenfleisch, absdieulicher als diese langsame Menschen- abschlachtnng, die vor sich geht, damit Schleier und Kragen zum Yortheil von Kapitalisten fabricirt werden*^)?**

Die Töpferei (Potter)) von Staffordshire hat wahrend der letzton 22 Jahre den Gegenstand dreier parlamentarischen Untersuchungen gebildet. Die Resultate sind niedergelegt im Bericht des Herrn Scriven von 1841 an die „Ghildren's Kmployment Gommissioners", im Bericht des Dr. Greenhow von 1860, veröffentlicht auf Befehl des ärztlichen Beamten des Privy Council (Public Health, 8rd Report, I, 112 118), endlich im Bericht des Herrn Longe von 1863, in „First Report of the Ghildren's Employment Gommission'*

diei»ea Buchs, eine Art GruiiUri»» der poUtischeu Oekouomie, etitlmlt für seine Zeit «iniges Originelle, z. B. über HandelakriBen. Der historische Theil leidet üii schamlosen Flagiarinniis aus Sir M. Eden's: History of

the Poor London 1799.'*

LodUou Daily Telegraph vom 17, Jauuar 1860.

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vom 18. Juni 1863. Für meine Autgabe pi^nfinft ps, i1»mi Berirbf-pn von 1860 und 186;^ eioige Zeugen Hii^^sao-en der exploitirten Kiud* r St ilist zu entlehnen Von f]ov. Kindern mn'jr man auf die Er- wachsenen schliessen, namentlich Mädchen und Frauen, und zwar in einem Industriezweig, wonehen Baumwollspinnerei u. d. g. als ein sehr angenehmes und gesundes Geschäft erscheint

Wilhelm Wood, neunjährig, ,vvar 7 Jahre 10 Monate alt, als er zu arbeiten begann*'. Er ,,ran moulds" (trug die fertig geformte Waare in die Trockenstube, um nachher die leere Form zurück- zubringen) von Anfang an. Er kommt jeden Ttig in der Woche um 6 Uhr Morgens und hört auf ungefähr 9 Ühr Abends. „Ich arbeite bis 9 Uhr Abends jeden Tag in der Woche. So z. B. während der letzten 7 8 Wochen." Al^ fänfsKehnstiindige Ar- beit für ein siebenjähriges Kind! J. Miuiaj, ein zwölfjähriger Knabe, sagt aus: „I run moulds and turn jigger (drehe das BAd). Ich komme um 6 Uhr, manchmal um 4 Uhr Morgens* leb habe während der ganzen letzten Nacht bis diesen Morgen 8 ühr ge» iwrbeitet. Ich war nicht im Bett seit der letzten Nacht. An^^^^r mir arbeiteten 8 oder 9 aodre Knaben die letzte Nacht durch. Alle anaaer Einem sind diesen Morgen wieder gekommen. Ich bekomme wöchentlich d ab. 6 d. (1 Tbaler 5 Groschen). Ich be- komme nicht mehr, wenn ich die ganze Nacht durcharbeite. leb hal)e in der letzten Woche zwei Nächte durchgearbeitet." Femj- hough, ein zehnjähriger Knabe: , Ich habe nicht immer eine ganze Stunde für das Mittagessen; oft nur eine halbe Stunde; jeden Donnerstag, Freitag und Samstag®')."

Dr. Greenhow erklärt die Lebenszeit in den Töpferdistrikten von Stoke-upon-Trent und Wolstanton für ausserordentlich kurz. Ob- gleich im Distrikt Stoke nur 30.6*»/o, und in Wolstanton nur 30.4 ®/p der männlichen Bevidkerung über 20 Jahre in den Töpfereien be- schäftigt sind, fallt unter Männern dieser Kategorie, im ersten Distrikt mehr als die Hälfte, im zweiten ungefähr '^j^^ der Todes- fälle in Folge von Brustkrankbeiten auf die Töpfer. Dr. Bootb* rojd, praktischer Arzt zu Hanley, sagt aus: „Jede successive Gene* ration der Töpfer ist zwergbafter und schwächer als die vorher- gehende." Ebenso ein andrer Arzt, Herr McBean: „Seit ich vor 25 Jahren meine Praxis unter den Töpfern begann, hat sich die auffallende Entartung dieser Klasse fortschreitend in Abnahme von

«") Vgl. Engels „Lage etc." p. 249—51.

*^ „Chtldren'i Employment Commission. First Report etc. 1863's Appendix p. 16. 19, 18.

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Gestalt und Gewicht gezei^". Diese A lossagen sind dem Bericht des Dr. Greenhow von 1860 entnommen*^).

Aus dem Bericht der Kommissäre von 1863 folgendes: Dr. J. T. Arledge, Oberaxst des North Staffordshire Krankenhauses, sagt: y^Als eine Klasse reprSaentiren die Töpfer, Männer und Frauen . . . eine entartete Bevölkerung physisch und moralisch. Sie sind in der Regel verzwergt, schlecht gebaut, und oft an der Brust ver- wachsen. Sie altem vorzeitig und sind kurzlebig; phlegmatisch und blutlos, verrathen sie die Schwiche ihrer Konstitution durch hartnäckige Anf&lle von Dyspepsie, Leber- und Nierenstörungen nnd Rheumatismus. Vor allem aber sind sie Brustkrankheiten unterworfen, der Pneumonie, Phthisis, Bronchitis und dem Asthma. Eine Form des letatren ist ihnen eigenthftmlich und bekannt unter dem Namen des Töpfer-Astfama oder der Töpfer-Schwindsucht. Skrophnlose, die Mandeln, Knochen oder andre Körpertheile an- greift, ist eine Krankheit Ton mehr ab awei Dritteln der Töpfer. Daas die Entartung (degenerescence) der Bevölkerung dieses Di- strikts nicht noch viel grösser ist, verdankt sie auascfaliesslich der Rekrutirung aus den umliegenden Landdistrikten und den Zwischen- heiratben mit gesundren Racen.* Herr Charles Pearaon, vor knnem noch House Surgeon derselben Krankenanstalt^ schreibt in einem Briefe an den Kommissar Longe u. a : »leb kann nur aus persön- licher Beobachtung, nicht statistisch sprechen, aber ich stehe nicht an SU Teisichem, dass meine Empörung wieder und wieder auf- kochte bei dem Anblick dieser armen Kinder, deren Gesundheit geopfert wurde, um der Habgier ihrer Eltern und Arbeitgeber SU fröhnen.** Er zählt die Ursachen der Töpferkrankheiten auf und scbliesst sie kulminirend ab mit „Long Honrs'' („langen Ar- beitsstunden"). Der Kommissionsbericht hofft, dass „eine Manu- fektur Ton so hervorragender Stellung in den Augen der Welt nicht lange mehr den Makel tragen wird, dass ihr grosser Erfolg begleitet ist von physischer Entartung, vielvensweigten körperlichen Leiden, und frühem Tode der Arbeiterbevölkerung, durch deren Arbeit und Cleschick so grosso Resultate enielt worden sind**).** Was von den Töpfereien in England, gilt von denen in Schott- land 'O).

Die Manufaktur von Zündhölzern datirt von 1883, von der Er- findung, den riiuspbor auf die Zündruthe selbst anzubringen. Seit

**) „Public Health. 3d Report etc.", p. 102, 104, 105.

«) „Children'a Employm. Ck>mmilBion. 1863", p. 24, 22 u. XI.

^ i. c. p. XLVn.

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1845 hat sie sich rasch in England entwickelt und von den dicht- bevölkerten Theilen Londons namentlich auch nach Manchester, Birmingham, Liverpool, Bristol, Norwich, Newcastle, Glasgow ver- breitet, mit ihr die Mundsperre, die ein Wiener Arzt schon 1845 als eigenthümliche Krankheit der ZOndholzmacher entdeckte. Die Hälfte der Arbeiter sind Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren. Die Manufaktur ist wegen ihrer Uligesundheit und Widerwärtigkeit so verrufen, dass nur der ▼erkommenste Theil der Arbeiterklasse, halbverhungerte Witt wen n. 8. w., Kinder für sie heigiebt, zerlumpte, halb verhungerte, cranz verwahrloste und unerzogne Kinder'^)." Von den Zeugen, (üe Kommissar Withe (1863) verhörte, waren 270 unter 18 Jahren, 50 unter 10 Jahren, 10 nur 8 und 5 nur 6 Jahre alt. Wechsel des Arbeitstags von 12 auf 14 und 15 Stunden, Nachtarbeit, unregelmäfsige Mahbseiten, meist in den Arbeitsränmen selbst, (^ic vom Phosphor Terpestet sind^^). Dante wird in dieser Mauuiaktur seine grausamsten Höllenphantasien übertrofPen finden.

In der Tapetenfabrik werden die gröberen Sorten mit Maschinen, die feineren mit der Hand (block printang) gedruckt. Die leb- haftesten Gescliaftsmonate fallen zwischen Anfang Oktober und Ende April. Während dieser Periode dauert diese Arbeit häufig und fast ohne Unterbrechung von 6 Uhr Vormittags bis 10 Uhr Abends und tiefer in die Nacht.

J. Leach sagt aus: „Letzten Winter (1862) blieben von 19 Mädchen 6 weg in Folge durch Ueberarbeitung zugesogner Krank- heiten. Um sie wach zu halten, muss ich sie anschreien." W. Dui^: „Die Kiuiler konnten oft vor Müdigkeit die Augen nicht aufhalten, in der That, wir selbst können es oft kaum." J. Lightboume: „Ich bin 13 Jahre alt . . . Wir arbeiteten letzten Winter bis 9 Uhr Abends und den Winter vorher bis 10 Uhr. Ich pflegte letzten Winter fast jeden Abend vom Schmen wunder Ffi^ zu schreien." G. Apeden: »Diesen meinen Jungen pflegte ich, als er 7 Jahre alt war, auf meinem R&cken hin und her Qber den Schnee zu tragen, und er pflegte 16 Stunden zu arbeitenl . . . Ich habe oft niedergekniet^ um ihn zu füttern, wahrend er an der Maschine stend, denn er durfte sie nicht verlassen oder stOlsetzen.'' Smith, der gesch&ftsföhrende Associ^ einer Manchester Fabrik: „Wir (er meint seine „Hände**^ die für ^uns") arbeiten ohne Unterbrechung fOx Mahlzeiten, so dass die Tagesarbeit von 10^/^ Stunden um 4^1

«) l. c. p. LIV.

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Uhr JSiicliniittags fertig ist, und alles Spatere ist Ueberzeit'^. (Ob dieser Herr Smitb wohl keine Mahlzeit während lO^/g Stunden zu sich nimmt?) Wir (derselh»^ Smith) boren selten auf vor 6 Uhr Abends (er meint mit der Koiisunitinn „unsrer" Arbeits- kraftmaschinen), so dass wir (iterum Crispniu ) in der That das ganze Jahr durch üeberzeit arheiien . . . Die Kinder und Er- waclisnen (152 Kinder und iiaifi^e Personen unter 18 Jahren und 140 Erwachsne) haben Lrl- ii hmiilsig wiihrf^nd df^r letzten 18 Monate im Durchschnitt allermindestenH 7 Tage und 5 Stunden in der Woche gearbeitet, ( In 78^ ., Stunden wöchentlich. Für die 6 Wochen, endend am 2. Mai dieses Jahres (1863), war der Durch- schnitt höher 8 Tago oder 84 Stunden in der Woche!* Doch fügt derselbe Herr Smith, der dem pluralis majestatis so sehr er- geben ist, schmunzelnd hinzu: „Maschinenarbeit ist leicht." Und so sagen die Anwender des Block Printing: „Handarbeit ist ge- sunder als Maschinenarbeit." Im Ganzen erklären sich die Herrn . Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, „die Maschinen wenigstens während der Mahlzeiten still zu setzen". „Ein Gesetz,** sagt flirr Otley, der manager einer Tapetenfabrik im Borough (in London), „das Arbeitsstunden von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends erlaubte, würde uns (!) sehr wohl zusagen, aber die Standen des Factory Act von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends passen QQs (!) nicht . . . Unsre Maschine wird während des Mittagessens (welche Grossmuth) still gesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerthen Verlust an Papier und Farbe." „Aber," fügt er sympathetisch hinzu, „ich kann verstehn, dass der damit verbundne Verlust nicht geliebt wird." Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht einiger gleitenden Firmen** Zeit, d. h. Aneignungazeit fremder Arbeit, and dadurch ,,Profit zn verlieren*, sei kein „hin- reichender Grund," um Kinder unter 18 nnd junge Personen unter 18 Jahren während 12 16 Stenden ihr Mittagsmahl »verHeren za lassen*, oder es ihnen zuzusetzen, wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad Oel u. s. w. zusetzt,

^ Diess ist nicht In unsrem Sinn der Snipliwarbeitsseit tu nehmen.

Biese Herrn betrachten die lO'/aStündige Arbeit als Normal:irln itsiag, der also auch die normale Mehrarbeit eiiiHchliesat. Daun Viciriiint ,(lie Ueber- «eit*, die etwjiH besser befahlt wird. Man wird bei einer spätren Gelegen- heit sehn, dass die Verwendung der Arbeitsbaft wfthrend des sogenannten Normaltagea unter dem Werthe bezahlt wird, so dasa die „Ueberzeit* ein blosser Kapitalisten pfiff ist, um mehr .Mehrarbeit' auszupressen, was es übrigens selbst dann bleibt, wenn die wilhrend des ,>«ornialtageä'' ver- wandte Arbeitskralt wirklich toU bezahlt wird.

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während des Produktionsprocesses selbst, als blossen Hülfsstoff des Arbeitsmittels '^).

Kein Industriezweig in England (\vir sehn von dem erst neuer- dmgs sich Bahn brechenden Maschinenbrod n,b) hat =;o alter- thfimliobe, ja, wie man aus flnn Die btern der römischen Kaisf^r7eit ersehn kann, vorchristliche Produktionsweise Ins hente beibolrilton, als die Bäckerei. Aber das Kapital, wie früher brincrkt, )st zu- nächst gleichgültig gegen den technischen Charakter des Arbeits- processes, dessen es sich bemächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet

Die unglaubliche Brod Verfälschung, namentlich in London, wurde zuerst enthüllt durch das Komit^ des Unterhauses „über die Ver- fälschung von Nahrungsmitteln" (1855 56) und Dr. Hassalls Schrift: „Adulterations detected Die Folge dieser £othal- Inugen war das Gesetz vom 6. August 1860: „for preTenting ihe . adulteratioD of articles of food and drink'S ein inrkuiigBloses Ge* setz, da es natürlich die höchste Delikatesse gegen jeden free- trader beobachtet, der sich Tomimmt durch Kauf und Verkauf ge- mischter Waaren „to turn an honest penny "^^y^. Das Komite selbst formulirte mehr oder minder naiv seine Ueberzeugung, dass Frei- handel wesentlich den Handel mit gemischten, oder wie der Eng- länder es witzig nennt, „sophisticirten Stoffen** bedeute. In der That, diese Art «Sophistik'^ Tersteht es besser als Protagon» schwarz aus weiss und weiss aus schwarz zu machen, und besser als die Eleaten den blossen Schein alles Realen ad oculos zu demonstriren^.

'«) 1. c. Evidence p 123, 124, 140 u LTV.

'*) Alaun, fein gerieben, oder mit balz gemincht, i»l ein normaler Handelsartikel, der den bezeichuendeu Namen .bakers stuff* führt.

Buss ist bekanntlich eine sehr energische Form des Kohimstoffs und bildet ein DQoinnittel, das kapitalistische Schornsteinfeger an englische Pächter verkaufen. Ea hatte nun lti62 der britische „Juryman" in einem Process zu entacheiden, ob Russ^ welchem ohne Wissen des Käufers 90 ^/^ Staub ond Sand beigemischt smd» „wirklicher" Russ im ..kommerdeUeB" Sinn oder j.gefiUsrhter" Rns» im gesetzlichen" Sinn sei. r>!i ,.:iitii'^ du rommerce" entschieden, es aei „wirklicher" kommercielier Kuss, und wiesen den klagen- den Pächter ab, der nocli obendrein die ProceMkosten m xahlen hatte.

^ Der französische Chetniker Chevallier, in einer Abhandlung über die „sophisticatious" der Waaren, zJlhlt unter 600 und einigen Artikeln, die er Revue paasiren lässt, lür viele derselben 10 , 20, 30 Terschiedne Methoden der FUsehuDg auf. Er fügt hinzu, er kenne nicht alle ICethoden und erwähne nicht alle, die er kenne. Für den Zuker giebt er 6 Fälachungs- arten, 9 für das Olivenöl, 10 für die Butter, 12 für da* Salz, 19 fürdie Milch, 20 für das Brod, 23 für den Branntwein, 24 für Mehl, 28 für Chokolade, 80 ftr Wein» 88 ittr Kaffee etc. Selbst der liebe Hengott

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Jedenfalls hatte das Koraite die Augen des Publikums auf sein tftSglicbes Brod" und damit auf die Bäckerei geknkfc. Gleichzeitig encholl in öffentlichen Meetings und Petitionen an das Parlament der Sdurei der Londoner B&ckeigeeellen über üeberarbeitnng n. s. w. Der Sdurei wurde eo dringend, da« Herr H, S. Tremenhem, auch Mitglied der mefarerwahnten Kommission von 1868, zum kOnig^ liehen UntersuchnngskommiasSr bestallt wurde. Sein Bericht^ sammt Zeugenausssgen, r^gte das Publiknm auf, nicht sein Hers, sondern seinen Magen. Der bibelfeste Englander wusste zwar, dass der Mensch, wenn nicht durch Ghiadenwahl Kapitalist oder Landlord oder Sineknrist, dazu berufen ist, sein Brod im Schweisse seines Angesichts zu esssn, aber er wusste nicht, dass er in seinem Brode täglich ein gewisses Quantum Menschenschweiss essen muss, getrankt mit Eiterbeulenatisleerung, Spinnweb, Sehaben-Leidmamen und fauler deutscher Hefe, abgesehn toh Alaun, Sandstein und sonstigen angenehmen mineralischen Ligredienzien. Ohne alle Rück- sicht auf seine Heiligkeit, den' „Freetrade", wurde daher die anhero .freie'* l^kmi der Aufsicht von Siaaisinspektoren unterworfen (Ende der Parlamentasitzuug 1863) und durch denselben Par» lamentsakt die Arbeitszeit Ton 9 Uhr Abends bis 5 Dhr Morgens fOr Bäckergesellen unter 18 Jahren verboten. Die letztre Klausel spricht ^nde über die Üeberarbeitung in diesem uns so altrSterisch anheimelnden G^chftftszweig.

„Die Arbeit eines Londoner Bfickergesellen beginnt in der Regel um 11 Uhr Nachts. Zu dieser Stunde macht er den Teig, ein sehr mühsamer Prozess, der ^Z« bis '/^ Stunden wShrt, je nach der Grösse des Gebäcks und seiner Feinheit. Er legt sich dann nieder auf das Knetbrett, das zugleich als Deckel des Trogs dient, worin der Teig gemacht wird, und schlaft ein paar Stunden mit einem Mehlsack unter dem Kopf und eineiu andren Mehlsack auf dem Leib. Dann beginnt eine rasche und ununterbruchne Arbeit von 4 Stunden, Werfen, Wägen, Formen, in den Ofen schieben, aus dem Ofen holen u. s. w. des Teiges. Die Temperatur eines Backlitiuses beträgt von 75 bis 90 Grad und in den kleinen B u kluiusern eher mehr als weniger. Wenn das Geschäft Brod, \\ ecken u. s. w. zu machen vollbracht ist, beginnt die Vertheilung des Brods; und ein beträchtlicher Theil der Taglöhuer, nachdem

entgeht diesem Schicksal nicht Sieh: j^'^uurd de Card, de ia falsi- fication des snbstances sacrameiiteHes. Paris 1856.''

., Report etc. relatiiiL' tn tlie GrievanccB complained of by tlie Tourney- men Bakers etc. London 1862" und ,yäecond Keport etc. London 1668."

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er die beechricbne harte Nachtarbeit vollbracht, trägt während des Tags das Brod in Körben, oder schiebt es in Karren, von Haus zxk Uaus und operirt dazwischen auch manchmal im Backhaus. Je nach der Jahreszeit und dem Umfang des Geschäfts endet die Arbeit zwischen 1 und 6 Uhr Nachmittags, während ein andrer Theil der GeseUen bis spät Nachmittags im Backhaus beschäftigt ist. '®)** ^Während der Londoner Saison beginnen die Gesellen der Bäcker zu „Yollen*' Brodpreisen im Westend regelmäfsig um 11 Uhr Nachts, und sind mit dem Brodbacken, unterbrochen durch einen oder zwei oft sehr kurze Zwiachenr&ume, bis 8 Uhr des nächsten Morgens bescbSftigtL Sie werden dann bis 4, 5, 6, ja 7 Uhr zur Brodhemmiragerei Temutzi oder manchmal mit Biscuitbacken im Backhaus. Nach roUbrachtem Werk gemessen sie einen Schlaf ' Ton 6, oft nur Yon 5 und 4 Stunden. Freitags beginnt die Arbeit stets frfiher, sage Abends 10 Uhr und dauert ohne Unterlass, sei es in der Zubereitung, sei es in der Kolportirung des Brods, bis den folgenden Samstag Abend 8 Uhr, aber meist bis 4 oder Uhr in Sonntag Nacht hinein. Auch in den vornehmen Bfickereien, die das Brod zum „vollen Preise" verkaufen, muss wieder 4 bis 5 Stunden am Sonntag vorbereitende Arbeit für den nächsten Tag verrichtet werden. . . Die. Backergesellen der ^underseUing masters" (die das Brod unter dem vollen Preise verkaufen), und diese be- tragen, wie froher bemerkt, Uber ^4 ^ Londoner Backer, haben noch längere Arbeitsstunden, aber ihre Arbeit ist fast ganz auf das Backhaus beschr&nkt, da ihre Meister, die Lieferung an kleine Kramladen ausgenommen, nur in der eignen Boutique vericaufen* Qegen finde der Woche, . . ; d. h. am Donnerstag, beginnt hier die Arbdt um 10 Uhr in der Nacht und dauert mit nur geringer Unterbrechung bis tief in Sonntag Nacht hinein'*)."

Von den „underselling masters" begreift selbst der bürgerliche Standpunkt: „die unbezahlte Arbeit der Gesellen (the unpaid labour of the iiien) liildet die (irundlage ihrer Konkurrenz" ^^). Und der j.IliU priced baker" denuiicirt seine „underselling" Konkurrenten der UntersuLliungskoDunis.siou als Diebe fremder Arbeit und Fälscher. „Sie reussiien nur durch den Betrug des Puijlikunis und dadiQch, dass sie 18 Stunden aus ihren Gesellen lür einen Lohn von 12 Stunden herausächlagt^u

") I. c. First Report etc. p. VI. '») 1. c. p. LXXI.

George Read: ,The HiBtory of BakiDg. London 1848, ' p. 16. Report (First) etc. Eyideiice. Aussage des ,^uU priced baker" Cheeaeman p. 108.

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Die Brodföhehmig und die Bildung einer BackerUasse, die das Brod unter dem Yollen Preis Terkanft, entwickelten sich in England seit An&ng des 18. Jahrhunderts, sobald der Znnftcharakter des Gewerbes verfiel und der Kapitalist in der Gestalt Ton MOUer oder Mehl&ktor hinter den nominellen Backermeister trat**). Damit war die Grundlage zur kiqiitalistischen Produktion, sur mafslosen Yerlfingrung des Arbeitstages und Kaehtarbeit gelegt, obgleich letstre selbst in London eist 182.4 emsthaft Fuss fasste**).

Man wird nach dem Vorhergehenden verstehn, dass der Kom- missionsbericht die i^Uskergesellen zu den kurzlebigen Arbeitern zählt, die, nachdem sie der unter allen Theilen der Arbeiterklasse normalen Kinderdecimation glücklich entwischt sind, selten das 42. Lebensjahr erreichen. Nichts desto weniger ist das BSdcer* gewerbe stets mit Kandidaten überftült Die Zufuhiquellen dieser «Arbeitskräfte'' für London sind Schottland, die westlichen Agri- kultuidistrikte Englands und Deutschland.

In den Jahren 1858 1860 organisirten die Mckergesellen in Ir- land auf ihre eignen Kosten grosse Meetings zur Agitation gegen die Nacht- und Sonntagsarbeit. Das Publikum, z. B. auf dem Maimeeting zu Dublin, 1860, ergriff mit irischer Wärme Partei für sie. Aus- schliessliche Tagarbeit wurde lIlu cIi diese Bewegung in derThat erfolg- reich durchgesetzt zu Wexford, Kilkenny, Cionniel, Waterford u. s. w. „Zu Limerick, wo die Qualen der Lohngesellen bekamitermafsen alles Maib überstiegen, scheiterte diese Bewegung an der Opposition der Bäckermeister, namentlich der Bäcker-Müller. Das Beispiel Limerick's führte zum Rückschritt in Ennis und Tipperary. Zu Cork, wo der öffentliche Unwille sich iu der lebhaftesten Form kundgab, vereitelten die Meister die Bewegung durch den Gebrauch ihrer Macht die Gesellen an die Luft zu setzen. Zu Dublin leisteten die Meister den entschiedensten Widerstand und zwHt)i:feii durch Verfolgung der Gesellen, die an der Spitze der Agitation standen, den Kest zum Naclif,'*'ben, zur Fügung iu die Nacht und Sonntagsarbeit ^j.** Die Koimuission der in Irland bis an die Zähne

**) George Read 1. c. Ende des 17. und Anfangs des 18. Jahrhiindwts

wurden .die in alle möglichen Gewerbe sich eindräugenden Factors (Agenten) noch officiell als „ruhlic Nuisances'* denuncirt. 80 criiess z. B. die Grand Jury, bei der vierteljährigen Friedeuarichtersitzung in der Grafschaft Somerset, ein ^^presentmenV an das Unterhaus, worin es u. a. heisat: that these faetor^ of Blnckwell Hall are a Publick > iiisance and Prejudice to the Olothiag Trade and ought to be put duwu a Nuiaaace/' („The Case of our English Wool etc. London 1685", p. 6, 7.) First Report etc. p, Vm.

y^Eteport of Committee on the Baking Trade in Ireland for 1861."

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gewiiffnetenengliachenBagieniiigreinonstrirt leidienbitterlich gegen die nnerbitUieheii BSckermeiater TonDablin, Limeriek, Cork il s. w.: „Das Eomitö gkabt, daas die Arbeitastmideii durch Natnrgesetase bescbr&Dkfc sind, die nicht ungestraft verletzt werden. Indem die Meistor durch die Drohung sie fortzujagen, ihre Arbeiter zur Ver- letzung ihrer religiSsen üeberaeugimg, zum Ungehorsam gegea das lAndesgesetz und die Verachtang der dflfentlichen Meinung zwingen," (diess letztre bezieht sich alles auf die Sonntagsarbeit), „setzen sie böses Blut zwiwhen Kapital und Arbeit und geben ein Bospiel, gefährlich ftlr Religion, MoralilSt und 9ffeniläie Ord- nung . . . Das Komit£ glaubt, dass die Yerlftngrung des Arbeits- tags über 12 Stunden ein usurpatorischer Eingriff in das hSusliche und Privatleben des Arbeiters ist und zu unheÜTollen mora- lischen Resultaten führt, durch Sinndscbung in die HSushdikeit eines Mannes und die Erf&llung seiner f amilienpflichten als Sohn, Bruder, Gatte und Vater. Arbeit Aber 12 Stunden hat die Ten- denz die Gesundheit des Arbeiters zu untergraben, führt zu vor- zeitiger Alterung und frühem Tod und daher zum Unglück der Arbeiterfamilien, die der Vorsorge und der Stütze des Fainilien- haupts grade im noth wendigsten Augenblick beraubt werden" (are deprived")

Wir waren eben in Irland. Aut der andren Seite des Kanals, in Schottland, dcnuuiirt der Ackerbauarbeiter, der Mann des Ptluges, seine 13 bis 14stündige Arbeit, im rauhsten Klima, mit vierstündiger Zusatzarbeit für den Sonntag (in diesem Lande der Sabbat-Heiligen I)^"), während vor einer Londoner Grand Jury gleichzeitij^ drei Eisenbaimarbeiter stehn, ein Personeukondukteur, ein Lokuüiotivtührer und ein Signalgeber. Ein grosses Eisenbahn- unglück hat Hunderte von Passagieren in die andre Welt expedirt. Die Nachlässigkeit der Eisen bahnarbeiter ist die Ursache des Un-

Oeffentlichea Meeting der Agrikultiirarbeiter in Lasswade ^ r>i Glasgow, vom 5. Jan. 1866. (Sieh „Workman's Advocate" vom 16. Jau. Ib66.) Die Bildung, seit Ende 1865, einer Tradens Union unter den Agrikulturarbeitem^ zunächst in Schottland, ist ein historisches Ereigniss. In einem der unter- drückt =t(n Agrikulturdistrikte Englauds, iu Buckinghamshire, machten die Lohnarbeiter MJkrz 1867 einen grossen ätrike zur Erhöhunff des Wocheoiohos von 9 10 eh auf 12 sh. (Man sieht aus YorstelLenaem, daas die Be- wegung des englischen Ackerbanproletariatti, seit Unterdrückung seiner gewaltsamen Demonstrationen nach 1880 und namentlich seit Einführung des neuen Armengesetzes ^anz und gar gebrochen, in den sechsziger Jahren

hierauf im II. Band zurück, ebenso auidie seit 1867 erschienene Blau- bücher aber die Lage des englischen Landarbeiters. Zusats zur 3. Aufl.)

4

1. c.

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glficks. Sie erUiren vor den Gescfawonieii eittatiininig, tot 10 bb. 12 Jahren habe ihie Arbeit nur 8 Stunden täglich gedauert. WSbrend der letzten 5 6 Jahre habe man sie auf 14, 18 und, 20 Stunden aufgeschraubt und bei besonders lebhaftem Zudrang der Reiselustigen, wie in den Perioden der Eizkarnonssüge, w&hre sie oft ununterbrochen 40 50 Stunden. Sie seien gewöhnliche Menschen und keine pyklopen. Auf einem gegebnen Punkt ver* sage ihre Arbeitskraft. Torpor ergreife sie. Ihr fiim höre auf SU denken und ihr Auge zu sehn. Der ganz und gar «respectable British Jurjman" antwortet durch ein Verdikit, das sie wegen „manslaughter^ (Todtschlag) vor die Assisen schickt, und in einem milden Anhang den frommen Wunsch äussert, die Herren Kapital«' magnaten der Eisenbahn möchten doch in Zukunft verschwen- derischer im Ankauf der nöthigen Anzahl von „Arbeitskräften" und „entiialtsamer"' oder „entsagender" oder „sparsamer" in der AussHugung der bezahlten Arbeitskraft sein*').

Aus dem buntscheckigen Hauten der Arbeiter von aileii Pro- fessionen, Altern, Gesclilechtem, die eifriger auf uns andrängen als die Seelen der Erscltlaguen auf den Od3rsseuä, und denen man, ohne die Blaubücher unter ihren Armen, auf den ersten Blick die Ueberarbeit ansieht, greifen wir noch zwei Figuren iieraus, deren frappanter Kontrast beweist, dass vor dem Kapital alle Menschen gleich sind, eine Putzmacherin und einen Grobschmied.

In den letzten W ochen vom Juni 1863 brachten alle Londoner Tagesbiätter einen Paragraph mit dem .üenäational* Aushänge-

Wochenblatt gleich aarauf, unter den „sensatioual beadings": arful und fatal accidenta" „AppalLing tragedies*' u. s. w., eine ganze Liste neuer Eisen- bahnkataatrophen. Darauf antwortet ein Arbeiter von der North Stafford- linie: ..Jedermann kennt die Folgen, wenn die Aufmerksamkeit v<m Loko- motivenführer mv] fleizer einen Augenblick erlahmt. I'fn! ^vie ist es anders möglich bei malkioöer Verlängerung der Arbeit, im rauhäteu Wetter, ohne PauieiuidErlioliuig? KehmtuscdnBeispiel, wie es täglich Torkommt^ folgen* den Fall. Letzten Montag begann ein Heizer sehr früh Morgens sein Tage- werk. Er endete es nach 14 Stunden 50 Minuten. Bevor er auch nur die Zeit hatte, »einen Thee zu nehmen, rief man ihn von neuem an die Arbeit. £r hatte also 29 Stunden 15 Minuten ununterbroehen dnrchzosehansen. Der Best seines Wochenwerks aufgemacht wie folgt: Mittwoch 15 Stunden; Donnerstag 15 Stunden 35 Minuten; Freitag 14'/, Stunden; Sonnabend 14 Stunden lu Minuten i zusaounen für die Woche Ö8 Stunden 40 Minuten, dnd nnn denkt euch Min Erstaunen, als er nnr Zahlung fOr 6 Arbeits- tage erhielt. Der Mann war ein Neuling und fragte, was man unter einem Tagewerk verstehe. Antwort: 13 Stunden, also 78 Stunden per Woche. Aber wie mit der Zahlung für die überschüssigen 10 Stunden 40 Minuten? Nach langem Hader erhielt er eine Vergütung von 10 d. (noch nicht 10 Silbergrotchen)/* 1. c TSt. Tom 4. Februar, 1866.

Woche für Woche

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Schild: „Death from simple Overwork** (Tod von einfacher üeber- arbdt). £s handelte sich um den Tod der Putzmacherin Mary Anne Walkley, zwanzigjährig, beschäfibigt in einer sehr respektablen Hofputzmanafaktur, exploitirt von einer Dame mit dem gemfith* Heben Namen Elise. Die alte oft erzählte Geschichte ward nun neu etitdet kt^^), dass diese Mädchen durchschnittlich 16^/, Stunden, w&hrend der Saison aber oft 30 Stunden ununterbrochen arbeiten, indem ihre versagende Arbeitskraft'* durch gelegentliche Zufuhr ▼on Sherry, Portwein oder Kaffee fltaig erhalten wird. Und es war giade die Höhe der Saison. Es galt die Prachtkleider edler Ladies fbr den Huldigungsball bei der frisch importirten Prinzessin Ton Wales im Umsehn fertig zu zaubern. Maiy Anne WalUey hatte 26^/, Stunden ohne Unterlass gearbeitet zusammen mit 60 andren Mädchen, je SO in einem Zimmer, das kaum der ndthigen KnbikzoUe Luft gewährte, während sie Nachts zwei zu zwei Ein Bett theilten in einem der Sticklöcher, worin ein Schlafisimmer durch verschiedne Bretterwände abgepfercht ist'*). Und diess war eine der besseren Putzmachereien Londons. Mary Anne Walkley erkrankte am Freitag und starb am Sonntag, ohne, zum Erstaunen von Frau Elise, auch nur vorher das letzte Putzstück fertig zu

Vgl. F. Engels 1. c. p. 2->:^, 2-.4. ^) Dr. Letheby, beim Board ol Health funktionirender Aret, erklärte da- mals: „Das Minimum für die Erwachsnen sollte in einem Schlafzimmer 300 Kttbikfuss und in einem Wohnzimmer 500 Kubikfuss Luft sein." Dr. Richard- 8(>n, Oberarzt eine.«i Londoner Tfospitals : ..Nnhirinnen aller Art, Putziuache- riuneo, Kleidermacherinnen und gewöhnliehe Näherinnen leiden an drei- fiiehem Elend Ueberarbeit, Lirfbnangel und Hangel an Nahrung oder Mangel an Verdauung. Im Ganzen pasat diese Art Arbeit unter allen l'm- ßtrinden bcjsser für Weiber als für Männer. Aber es ist das Unheil <les (ie- schäfts, dass es, namentlich in der Hauptstadt, Yon einigen 26 Ku]>iialiäten monopolisirt wird« die durch Machtmittel, welche dem Kapital entspringen (that spring frora capital), Oekonomie aus der Arbeit herauszwingen (force economv out of Inbonr; or meint, Aualniren ökonomii^iren durch Ver- schwendung der Arbeitskratt.) Ihre Macht wird im Bereich dieser ganzeu Klasse von Arbeiterinnen gefEmlt. Kann eine Kleidermacherin einen ueinen Kreis von Kunden jrewiiinen, so zwingt die Konkurrenz sie, r?icli zu Hau^^e todt zu arbeiten, um ihn zu erhalten, und mit derselben Ueberarbeit musn sie nothwendig ihre Gehülfinnen heimsuchen. Misslingt ihr Geschalt oder kann sie eich nicht selbständig etabliren, so wendet sie sich an ein Etablissement, wo die Arbeit nicht gerinu^or, aber die Zalilunir .sicher i^t. 8o gestellt wird sie eine reine Hklavin, hin und her geschleudert von jeder Fluthung der Gesellschaft; bald zu Hause in einem kleinen Zimmer ver- hungernd, oder nahe so; dann wieder von '24 Stunden 15, 16, ja 18 Stunden beschäftigt in kaum erträglicher Luft und mit einer Nahrung, die, selbst wenn gut, wegen Abwesenheit reiner Luft nicht verdaut werden kann. Von dimen Opfern lebt die Schwindsucht ^ welche nichts als eine Luft- krankheit ist." (Dr. Richardson: „Work and Overwork" in »Social Science Beview^S 18. Jaü läöd.)

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maclien. Der zu spät ans Sterbebett berufne Arzt, Herr Kl}s. be- zeugte vor der „Coroner's Jury" in dürren Worten: »Mary Anne Walkley sei gestorben an hingeu Arbeitsstunden in einem über- füllten Arbeiiszimnier und überengem, schlechtventilirtem Schlaf- gemach." Um dem Arzt eine Lektion in guter Lebensart zu geben, erklarte dagegen die „Curoner's Jury" : „Die Hingeschiedne sei gestorben an der Apoplexie, aber es sei Grund, zu fürchten, dass iiir Tod durch Heberarbeit in einer Oberfiillti'n Werkstatt u. s. w. be- schleunigt worden sei." Unsre „weissen Sklaven", rief der Moming Star, das Orpin der Freihandelsherrn Cobden und Bright, „unsre weissen Skluven werden in das Grab hineingearbeitet und verderben und sterben ohne Sang und Klang •^)".

„Zu Tod arbeiten ist die Tagesordnung, nicht nur in der Werk- stätte der Putzmacherinnen, sondern in tausend Plätzen, ja an jedem Platz, wo das Geschäft im Zug ist .... La^st uns den Grobschmied als Beispiel nehmen. Wenn mau den Dichtern i^hiuben darf, gieht es keinen so l- lu nskriiitigen, lusti^^en Mann als den Grobsclimied. Er erhebt sich früh und schlägt Funken vor der Sonne; er isst und trinkt und schläft wie kein anderer Mensch. Rein jihysisch betrachtet. }>efinde( , i- sn h, hei inalsiger Arbeit, in der Tliat in einer der besten menschliclien Stellungen. Aber wir folgen ihm in die Stadt und sehn die Arbeitslast, die auf den starken Mann gewälzt wird, und welchen Rang n'ninit er ein in den Steri)iichkeitslisten unsres Landes? In Marylehone (einem der grossteo StadtTiertei LuudoDfi) sterben Grobschmiede in dem Yer-

^1 ^rorning Star, 2?.. Juni 1«63. Die Times benutzte den Vorfall zur Vor- tbeidigung der amerikanir^cheii Sklavenhalter gegen Bright u. s. w . .Sehr viele von uus", sagt die, ,uieineii, dass so lange wir unsre eigntu jungen Frauenzinimer zu Tode arbeiten, mit der Geissei des Hungers statt dem Knall der Feitsehe, wir kaum das Recht haben, Feuer und Sf]i wert atif Fatiiilicn zu hetzen, die als« »Sklavenhalter geboren waren und ihre Sklaven mindestens KUtnfthren und mftrgig arbeiten lasseD.-' (Times Juli 2, 1863.) In derselben Welse kanzelte der Standard, ein Toryblatt, den Kev.Newmann Hall ab: ,Er exkommunic irt« die Sklavenhalter, bete aber mit den braven Leuten, die Kut- ^her und Omuibusführer von London u. s. w. nur 16 Stunden täglich für einen Hundelohn arbeiten liessen.* Endlich sprach das Orakel, Herr Thomas Carlyle, von dem ich schon 1850draeken Hess: »Zum Tt uA l ist der Genius, der Kultus ist geblieben." In einer kurzen Parabel rediu irt er da." einzig grosaartige Ereigniüs der Zeitgeschichte, den amerikanischen Bürgerkrieg, cuurauf, dass der Peter vom Norden dem Paul vom Sttden mit aller Gewalt den Flirnschädel einschlagen will, weil der Peter vom Norden seinen Arbeiter .t-iirlich* 1 Ti ! der Faul vom Süden ihn für , Lebzeit miethet". (Macmillan's Magii/itie. ilius Amcricana in nuce. Augustheft 1H68.) tio ist endlich die Schaumblase der Torysympathie fttr den städtischen, bei Leibe nicht den ländlichen t Lohnarbeiter geplatst. Der Kern heisst SklaTerei!

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hätniss von 81 per 1000 jährlich, oder 11 Uber der Darcfaschntils« sterbliclikeit erwacbmer Miimer in England. Die Beechfiftigung, eine fast instinktiTe Knnsfe der MenBehheit, an und f&r sich tadel- los, wild darch bloeae üebertreibung der Arbeit der Zerstörer des Mannes. Er kann so Tiel Hammenehlüge täglich schlagen, so ▼iel Schritte gehn, so Yiel AthemaOge holen, so viel Werk ver- richten, und durchschnittlich sage 50 Jahre leben. Man zwingt ihn, so viel mehr Schläge zu schlagen, so viel mehr Schritte zu gehn, 80 viel öfter des Tags zu athmen, und alles zusammen seine Lebensausgabe täglich um ein Viertel zu vermehren. Er macht den Versuch, und das Resultat ist, dass er für eine beschränkte Periode ein Viertel mehr Werk verrichtet und im 37. Jahre statt im 50. stirbt.»*).«

4. Tag- und Nachturbeit Das Ablösungssystem.

Das konstante Kapital, die Produktionsmittel, sind, vom Stand- punkt des Verwerthungsprozesses betrachtet, nur da. um Arbeit und mit jedem Tropfen Arbeit ein proportionelles Quantum Mehr- arbeit einzusaugen. So weit sie das nicht thun, bildet ihre blosse Existenz einen negativen Verlust für den Kapitalisten, denn sie repräsentiren während der Zeit, wo sie brach liegen, nutzlosen Kapitalrorschuss, und dieser Verlust wird positiv, sobald die Unter- brechung zusätzliche Auslagen ndthig macht für den Wiederbeginn des Werks. Die Verlängrung des Arbeitstags über die Grenzen des natürlichen Tags in die Nacht hinein wirkt nur als Palliativ, stillt nur annährend den Vampyrdurst nach lebendigem Arbeits- blutk Arbeit während aller 24 Stunden des Tags anzueignen, ist daher der immanente Trieb der kapitalistischen Produktion. Da diess aber physisch unmöglich, würden dieselben Arbeitskräfte Tag und Nacht fortwährend ausgesaugt, SO bedarf es, zur Ueberwin« dnr.vr (lea physischen Hindernisses, der Abwechslung zwischen den bei Tag und Nacht verspeisten Arbeitskräften, eine Abwechslung, die verschiedne Methoden zulässt, z. B. so geordnet sein kann, dass ein Theil des Arbeiterpersonals eine Woche Tagdienst, Nachtdienst die andre Woche versieht u. s. w. Man weiss, dass dies Ablosungs- system, diese Wechselwirthschafl;, in der ToUblütigen Jugendperiode der englischen Baumwollindustrie u. s. w. Torherrschte, und u. gegenwärtig in den Baumwollspinnereien des GouTsmements Moskau blüht. Als System ezistirt dieser 24 stündige Prodnktions-

Dr. RichArdaon 1. c.

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procecs heute noch in vielen bis jetet KfreieQ** IndnstrieEweigen OrossbritaBniei») n. a. in den Hodiöfeiif Schmieden, Walzwerken und andren Metallmanniaktoren von England, Wales und Schott- land. Der Arheitsproceea umftaat hier aneeer äm 24 Stunden der 6 Werkeltage grossentheils auch die 24 Stunden des Sonntags. Die Arbeiter bestehen aus Männern und Weibern^ Erwachsnen und Kindern beiderlei Geschlechts. Das Alter der Kinder und jungen Personen durchläuft alle Zwischenstufen vom 8. (in einigen Fallen vom 6.) bis zum 18. Jahr**). In einigen Branchen arbeiten auch die Mädchen und Weiber des Nachts zusammen mit dem männ- lichen PersonaP'^).

Von den allgemeineu schädlichen Wirkungen der Nachtarbeit abgesehn**), bietet die ununterbrochne, vierundzwanzigstöndige Dauer des Produktiuusprocesses höclist willkummne Gelegenheit,

„Children'8 Employment Oomminion.* Third Report Lon. 1864,

p. IV V VI

,iiüth m Ötatiordahire and in Öouth Wales youog giris and women are employed oa tke pit banks and on the coke beaps, not only by da>' bat also by ni^t. Tbis practico haa becn often noticed in Boports presented to Parliament, a? being attended with great and notoriouB evils. These femaies, empl<)> ud with the men, bardly distiuguishcd from them in their dress» and begrimed witb dirt and smoke, are «xposed to the deterioration of cfaaracter ariaiDg from the loes of self-respect which can hardly fail to follow from their unfeminine occnpation.' 1. c. 104, p. XXVI. Vgi. Fourth Report (1865) 61, p. XIII. Ebenso in Glasfabriken.

,E» scheint natfirlica*, bemerkte ein Stahlfobrikant, der Kinder zur Nachtarbeit verwendet, «dass die Junten, die Nachts arbeiton, bei Tag iiiclit schlafen und keine ordentliche Ruhe tinden können, sondern rastlos am näch- sten Tag herumlaufen." 1. c. Fourth Rep. 63, p. XITI. Leber die Wichtig- keit dee Sonnenlichts zur Erhaltimg und Entwicklang des Körpers bemerkt ein Arzt u. a.i , Licht wirkt auch direkt auf die Gewebe des Leibes, denen es Härte und Kln^iticität giebt Die Muskeln von Tbieren, denen man das normale Quajituui Licht vorenthält, werden schwammig und uuelastibch, die NM^enkraft yerliert ihren Ton durch Mangel an Stimulirung, und die Aus- arbeitunjr von allem, was im "Waclisthum bi j^riffeii ist, wird verkümmert . . . Im Fall von Kindern ist beständiger Zutritt von reichlichem Tageslicht und der direkten Souiieuatrahlen während eines Theils des Tags durchaus weeent- lidi ftr die Gesundheit. Lieht hilft die Speisen zu gutem plaHÜsehen Blut verarbeiten und härtet die I'^mt. nachdem sie gebildi t i r Ks wirkt ebenso als Reizmittel auf die {Sehorgane und ruft hierdurch grüä^ere Thätigkeit in ▼erschiedneo Himfunktionen hervor.* Herr W. Strange, Oberarzt dee Wor- cester , General Hospital", aus dessen Schrift über .Gesundheit' (1864) diese Btelle entlehnt ist, achreibt in einem Brief an einen der üntersnehnngskom- misbäre, Herrn White: «Ich habe früher in Laucashire Gelegenheit gehabt, die Wifkungea der Nachtarbeit auf Fabrikkinder zu beobachten, und im Widerspruch zu der beliebten Versicherung einiger Arbeitgeber erkläre ich mit EntJ'chiedeithi it. dass die Gesundheit der Kinder bald davon litt.' (1. c. 284, p. bb.) L>aäs solche Dinge überhaupt den Gegenstand ernsthafter KontroTersen bilden, zeigt am besten, wie die k^»itau8tisdie Produktion auf ^e «Qebirofönktionen* der Kapitalisten und ihrer retatnen wirkt.

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die Grenze des nominellen Arbeitstags zu überschreiten. Z. B. in den vorhin erwähnten, sehr anstrengenden Industriezweigen beträgt der officielle Arbeitstag für jeden Arbeiter meist 12 Stunden, Nachtstunden oder Tagstunden. Aber die Ueberarbeit über diese Grenze hinaus ist in vielen Fällen, um die Worte des englischen officiellen Berichts zu brauchen, „wirklich schauderhaft" (»truly fearful")*^). „Kein menschliches GemUth'S heisst es, „kann die Arbeitsmosse, die nach den Zeugenaussagen durch Knaben von 9 bis 12 Jahren yerrichtet wird, überdenken, ohne unwiderstehlich zum Schluss zu kämmen, dass dieser Macbtmissbrauch der Eltern und Arbeitgeber nicht länger erlaubt werden darf^).'*

„Die Methode, Knaben überhaupt abwechsekd Tag und Nacht arbeiten zu lassen, führt, sowohl wahrend des Geschfiftsdranges als wahrend des gewöhnlichen Verlaufe der Dinge, zu schmäh- licher Verlängrung des Arbeitstags. Diese Yerlangrung ist in Tielen Fallen nicht nur grausam, sondern gradezu unglaublich. Es kann nicht fehlen, dass aus einer oder der andren Ursache ein AblÜsungsknabe hier und da wegbleibt Einer oder mehrere der anwesenden Knaben, die ihren Arbeitstag bereits Tollbrachi, müssen dann den Ausfall gut machen. Diess System ist so aUgemein Be- kannt, dass der manager eines Walzwerks auf meine Frage, wie die Stelle der abwesenden Ersatzknaben ausgefüllt würde, ant- wortete: Ich weiss wohl, dass Sie das eben so gut wissen als ich, und er nahm keinen Anstand, die Thatsache zu gestehn*^."

„In einem Walzwerke, wo der nominelle Arbeitstag von 6 Uhr Morgens bis 5^/^ Uhr Abends dauerte, arbeitete ein Junge 4 NScbte jede Woche bis mindestens 8*/, Uhr Abends des nächsten Tage . . und diess während 6 Monaten." „Ein Andrer arbeitete im Alter von 9 Jahren manchmal drei zwdlfstündige Arbeitsschichten nach einander und im Alter von 10 Jahren zwei Tage and zwei Nächte nach einander." „Ein Dritter, jetzt 10 Jahre, arbeitete von Morgens 6 Uhr bis 12 Uhr in die Naclit drei Näclite durch und bis 9 Uhr Abends während der andren Nächte." ,,Ein Vierter, jetzt 13 Jahre, arbeitete von 6 Uhr Xuchmittags bis den andren Tag 12 Uhr Mittags während einer (tanzen Woche, und manchmal <irei vScluciitea nach einander, z. B. von Montag Morgen bis Dienstag Nailjt." „Ein Fünfter, jetzt 12 Jahre, arbeitete in einer Eisengiesserei zu

1. c. 57, p. XU.

1. c. (4th Bep. 18^5) 58, p. Xil. 1. c.

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StaTely Ton 6 Uhr Moigens bis 12 IJhr Nachts während 14 Tagen, isfc unfähig, es länger zu Üian." „George AUinsworÜh, neunjährig: Jidtk kam hierhin letKten Freitag. Nächsten Tag hatten wir mn 8 Uhr Morgens anzufangen. Ich blieb daher die ganze Nacht hier. Wohne 5 Meilen von hier. Schlief auf der Flur mit einem Schurzfell unter mir und einer kleinen Jacke aber mir. Die zwei andren Tage war ich hier um 6 Uhr Moigens. Ja! diess ist ein heisser Platz! Bevor ich herkam, arbeitete ich ebenfalls während eines ganzen Jahres in einem Hochofien. Es war ein sehr grosses Werk auf dem Lande. Begann auch Samstags Morgens um 8 Uhr, aber ich konnte wenigstens nach Hause schlafen gehn, weil es nah war. An andren Tagen fing ich 6 Uhr Morgens an und endete 6 oder 7 Uhr Abends*' u. s. w.*").

**) l. c p. Xin. Die Bildungsstufe dieser «Arbeitelar&fte'' muas natflrlieh

so sein, wie sie in folpenflen Dialogen miteinoinderUntcrBUcbungskomniissäre erscheint! ^Jereniius Hiiynes, 12 Jahre alt : . . Viermal vier ist acht, al)cr vier Vierer ^^4 fouraj bind 16 , . . Kin König ist ilini, der alles Geld und Gold hat. (A king is him that has all the money and gold.) Wir haben einen Könip, niansaprt, er ist eine Kt'iiiirin. sie nennen siePrinzessin Alexandra. Man sagt, sie hcirathete der Königin tSohn. Eine Prinzessin ist ein Mann.* Wm. Turner, zwölfjährig: ,Lebe nicht in England. Denke, es jj^ibt solch ein I^nd, wusste nichts davon zuvor." John Morris, vierzehnjährig: «Habe sagen hör<'ii, dnsn Gott die Wt-It ireniaeiit und duss alles Volk ersoff, ausser einem- habe gehört, dass der eine ein kleiner V'ogel war." William äuiith, fünfzehnjährig: ,Gott machte den Mann; der Mann machte das Weib.* !Biward Taylor, fünfzehnjährig: , Weiss nichts von London.'* Henry Matthew- man, siebzehnjährig: ,,(»eh' manchmal in die Kirche . . . Ein Name, wor- über sie predigen, war ein gewisser Jesus Christ^ aber ich kann keine and- ren Kamen nenoen, und ich kann aucb nichts über ihn sagen. Er wurde nicht gemordet, sondern starb wie andre I^ute. Er war nicht so wie andre Leute in gewisser Art, weil er religiös war in gewisser Art, und andre ist ea nicht." ^He was not the same as othcr people in some ways, because be was religions in some ways, and others is n't.** ^ c 74, p. XV ) ,,Der Teufel ist eine gute Person Ich weiss nicht, wo er lebt. Christas war ein schlechter Kerl." (,,The devil is a good person. I don't know where he Uvea.'* „Christ was a wicked man."j „Diess Mädchen (10 Jahre) buchstabirt God Dog und kannte den Namen der KOnigin nicht" (Ch. Empl. Comm. V. Rep. l'^ßfi, p. 55, n, 278.) Dasselbe System, das in den erwähnten Metall- manufakturen, herrscht in den Glas- und Papierfabriken In den Papier- fabriken, wo das Papier mit Maschinen gemacht wird, ist Nachtarbeit die Regel fflr alle Procesee ausser dem der Lnmpensortirung. In einigen Fällen wird die Nachtarbeit, vermittelst .Vblösungen, unaufhörlich die ganze Woche durch fortgesetzt, gewöhnlich von vSonntag Nacht bis 12 Ulir Nacht des fol- genden Samstags. Die Mannschaft, die sich an der Tage.-r^ ili.- beiludet, arbeitet 5 Tage von 12 und einen Ton 18 Stunden, und die d r Nachtreihe 5 Nächte von 12 Stunden und eine von 6 Stunden, in jeder Woche. In andren Fällen arbi itet jede Reihe 24 Stunden die oine nach der andren, an Wechseltagen. Eine Ueihe arbeitet 6 Stunden am Montag und 18 am Sara.s- tag, um 24 Stunden vollzumachen. In andren Filllen ist ein Zwischensystem eingeführt, worin alle an der Papiermacher-Maschinerie Angestellten jeden

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Lasst uns nun hören, wie das Kapital selbst diess Vierundzwanzig- Stundensystem auffassL Die Uebertreibungen des Systems, seinen Missbrauch zur „grausamen und unglaublichen** Yadängrung des Arbeitstags, übergeht es natfirlich mit Stillschweige Es spricht nar von dem System in seiner „normalen" Form.

„Die Herren Naylor und Vickera, Stahlfabrikanten, die zwischen 600 und 700 Personen anwenden, un 1 larunter nur 10^/^ unter 18 Jahren, und hiervon wieder nur 20 Knaben zum Nachtpersonal, äussern sich wie folgt: „Die Knaben leiden durchaus nicht von der Hitze. Die Temperatur ist wahrscheinlich 86^ bis 90*^ .... In flen Schmiede- und Walzwerken arbeiten die Hände Tag und Nacht ablösungsweise, aber dahingegen ist auch alles andre Werk Tagwerk, von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends. Iti der Schmiede wird von 12 Uhr bis 12 Uhr gearbeitet. Einige Hände arbeiten * fortwahrend des Nachts ohne Wechsel zwischen Tag- und Nacht- zeit .... Wir finden nicht, dass Tag- oder Nachtarbeit irgend einen Unterschied in der Gesundheit (der Herren Najbr und Vickers?) macht, und wahrscheinlich schlafen Leute besser, wenn sie dieselbe Ruheperiode gemessen, als wenn sie wechselt .... Ungefittir zwanzig Knaben unter 18 Jahren arbeiten mit der Nat^ht- mannschaft .... Wir k5nnten*s nicht recht thun (not well do), ohne die Nachtarbeit von Jungen unter 18 Jahren. Unser Ein- wurf ist die Vermehrung der Produktionskosten. Geschickte Hände und Haupter yon Departements sind schwer zu haben, aber Jungens kriegt man, so Tiel man will .... Natftrlich, in An- betracht der geringen Ptoportion von Jungen, die wir Terwenden, wfiren Beschränkungen der Nachtarbeit yon wenig Wichtigkeit oder Interesse für uns^).**

Tag in der Woche 15- 16 Stunden arbeiten. Diess System, sagt Unter- sachnngBkommiitlrLord, scheint alleüebel der ZwOlfstnndea- und vierund-

zwanzigstunden-Ablösung zu vereinigen. Kinder unter 13 Jahren, junge PerBonpn unter 18 Jahren und Weilter iirboiten unter diesem NachUysteni. Manchmal, in dtm ZwöltBtuQdensyBtem, muBsten sie, wegen Ausbleibens der AblOser, die doppelte Beihe von §4 Standen arbeiten. Kengenaussagen be- weisen das« Knaben und Mädchen sehr oft Telierzeit arbeiten, die sich nicht selten zu 24, ja 86 Stunden ununterbrochuer Arbeit ausdehnt. In dem ,,kon- tiuuirlicben uud veränderlichen'' Process der Glassirräume findet mau Mftdchen von 12 Jahren, die den ganzen Monat durch tftglieh 14 Stunden arbeiten, „ohne irgend eine regelmafsige Erholung oder Unterbrechung ausser zwei, höchsten? drei halbstündigen AusfJtllen für Mahlzeiten." lu einigen Fabriken, wo m;ui die reguläre Nachtarbeit ganz aufgegeben, wird entsetclich viel Ueberzeit gearbeitet und „dieaa hftufig in den 8chmut7irr?^ten , heissefton und monotonsten Processen.** (..rhildren's EmploymeuL Commission. Report IV, 1865," p, XXXVIU and XXXIX.) Fourth Report etc. 1865, 79, p. XVL

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Herr J. Ellis, von der Firma der Ilorrt'ii John Brown et Co., JStahl- onH Eisenwerke, die .'jOOo Männer und Jungen anwenden, und zwar für Theil der schweren Stahl- und Eisenarbeit „Tag und Kacht in Ablösungen", erklärt, dass in den schweren Stahlwerken ein oder zwei Jungen auf zwei Männer kommen. Ihr Geschäft zählt 500 Jungen unter 18 Jahren und davon ungefähr */g, oder 170, unier 13 Jahren. Mit Bezug auf die Yorgeschlagne Gesetz- änderung meint Herr £lli8: „Ich glaube nicht, dass es sehr tadelhaft (yery objectionable) ¥r&re, keine Person unter 18 Jahren tlber 12 Stunden ans den 84 arbeiten zu lassen. Aber ich glaube nicht, dasB man irgend eine Linie ziehen kann für die Entbehrlichkeit von Jungen über 12 Jahren für die Nachtarbeit. Wir würden sogar eher ein Geeetz annehmen, überhaupt keine Jungen unter 13 Jahren oder seihet unter 15 Jahren zu verwenden, als ein Ver^ bot die Jungen, die wir einmal haben, während der Nacht zu brauchen. Die Jungen, die in der Tagesreihe, müssen wechselweis auch in der Nachtreihe arbeiten, weil die Männer nicht unaufhör- lich Nachtarbeit verrichten können; es würde ihre Gesundheit ruiniren. Wir glauben jedoch, dass Nachtarbeit, wenn die Woche dafür wechselt, keinen Schaden thut. (Die Herren Naylor und Yickers glaubten, übereinstimmend mit dem Besten ihres Geschäfts, umgekehrt, dass statt der fortwährenden, grade die periodisch wechselnde Nachtarbeit möglicher Weise Schaden anrichtet) Wir finden die Leute, die die altemirende Nachtarbeit YenichteD, geiade so gesund als die, die nur am Tsge arbeiten .... ünsre Ein- würfe gegen die Nichtanwendung Ton Jungen unter 18 Jahren sur Nachtarbeit würden gemacht werden von wegen Yermehrong der Auslage, aber diess ist audb der einsige Grund. (Wie cjnisch naiyl) Wir glauben, dass diese Vermehrung giüeser wSre, als das Geschäft (the tnde) mit schuldiger Rücksieht auf seine erfolgreiche Auaführung billiger Weise tragen kdunte. (As the trade with due regard to etc. could fairly bear! Welche breimftulige Phrar seologie!) Arbeit ist hier rar und könnte unzureichend werden unter einer solchen Begulation** (d. h. iSUis, Brown et Co. könnten m die fatale Verlegenheit kommen, den Werth der Arbeitskraft ▼oll zahlen zu müssen) ^^^).

Die »Gyklope Stahl- und Eisenwerke** der Herren Gammell et Co. werden auf derselben grossen Stufenleiter ausgeführt, wie die des besagten John Brown et CSo. Der gesehaftsführende Direktor hatte

l. c. 80, p. XVI.

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dem Kegierun^skoniinissiir ^\ liite seine Zeugenaussage schriftlich eimrehändigt, fand es aber s])äter passend, das zur Revision ihm wieder zurückgestellte Manuskript zu unterschlagen. Jedoch Herr White hat ein naclihaltij^ (lediiehtniss. Er erinnert sich c^anz genau, dass für diese Herrn Cyklojieu das Verbot der Nachtarbeit von Kindern und jungen f^prsonen ,,ein Ding der Unmöglichkeit: es w'ire dasselbe, als setzte man ihre Werke still", und dennoch zählt ihr Geschäft wenig mehr als 6*^/^ Juagen unter 18 und nur 1^/^ unter 13 Jahren^**')!

lieber denselben Gegenstand erklärt Herr E. F. Sanderson, von der Firma Sanderson, Bros, et Co., Stahl- Walz- und Schraiede- werke, in Attercliffe: „Grosse Schwierigkeiten würden entspringen aus dem Verbot, Jungen unter 18 Jahren des Nachts arbeiten zu lassen, die Hauptschwierigkeit aus der Vermehrung der Kosten, welche ein Ersatz der Knabenarbeit durch Männerarbeit nothwendig nach sieb zöge. Wie viel das betragen würde, kann ich nicht sagen, aber wahrscheinlich wäre es nicht so viel, dass der Fabri- kant den Stahlpreis erhöhen könnte, und folglich fiele der Verlust auf ihn, da die M&nner (welch querköpfig Volk!) natürlich weigern würden, ihn zu tragen." Herr Sanderson weiss nicht, wie viel er den Kindern zahlt, al)er „vielleicht beträgt es 4 bis 5 sh. per Kopf die Woche . . . Die Knabenar))eit ist von einer Art, wofür im Allgemeinen („generallj*', natürlich nicht immer „im Besondem") die Kraft der Jungen gerade ausreicht, und folglich würde kein Gewinn aus der gröasren Kraft der Männer fliessen, um den Ver- lust zn compensiren, oder doch nur in den wenigen Fällen, wo das Metall sehr schwer ist. Die Manner würden es auch minder lieben, keine Knaben unter sich zu haben, da Männer minder ge- hoisam sind. Ausserdem müssen die Jungen jung anfangen, nm das Geschäft zu lernen. Die Beschränkung der Jungen auf blosse Tagarbeit würde diesen Zweck nicht erfüllen.'* Und warum nicht? Warum können Jungen ihr Handwerk nicht bei Tag lernen? Deinen Grund? „WeQ dadurch die Männer, die in Wechsel- wochen bald den Tag, bald die Nacht arbeiten, von den Jungen ihrer Reihe während derselben Zeit getrennt, halb den Profit yer- lieren würden, den sie aus ihnen herausschlagen. Die Anleitung, die sie den Jungen geben, wird nämlich als Thefl des Arbeits- lohnes dieser Jungen berechnet uod beföhigt die Männer daher, die Jungenarbeit wohlfeiler zu bekommen. Jeder Mann vrürde

I. c. 82, p. XVII.

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seinen halben Profit verlieren. " (In andren Worten, die Herren Sandervon müssten einen Tbeil des Arbeitslohnes der erwachsnen Männer aus eigner Tasche statt mit der Nachtarbeit der Jungen zahlen. Der Profit der Herren Sanderson würde bei dieser Ge- legenheit etwas fallen, und diess ist der Sanderson'sche gute Grund« wanun Jungen ihr Handwerk nicht bei Tag lenien kOnnen^^. Ansaerdem würde diees r^^olare Nachtarbeit auf die MSnner werfen, die nun von den Jungen abgelöst weiden, nnd sie würden das nicht aushalten. Kurz und gut, die Sdiwierigketten waren so gross, dass «ie wahxscheinlich cor ganxliehen Unterdiückuiig der Nachtarbeit ffüam wflrden. »Was die Produktton von Stahl selbst angeht," sagt E. F. Sandenon, «wlltde es nicht den geringsten Unterschied machen, abert'* Aber die Herren Sanderson haben mehr zu thun als Stahl zu machen. Die Stehlmacherot ist blosser Yorwand der Plosmacherei. Die Schmelzöfen, Walzwerke u. s. w., die Bauüchkeiteo, die Maschinerie, das Eisen, die Kohle u. s. w. haben mehr zu thun als sich in Stahl zu verwandeln. Sie sind da, um Mehrarbeit einzusaugen, und saugen natürlich mehr in 24 Stunden ak in 12. Sie geben in der That von Gottes und Bechtewegen den Sandersons eine Anweisung auf die Arbeitszeit einer gewissen Anzahl von Händen für volle 24 Stunden des Tags und ▼erlieren ihren Kapitalcharakter, sind daher .fbr die Sander- sons reiner Verlust, sobald ihre Funktion der Arbeitseinsaugung unterbrochen wird. »Aber dann wäre da der Verlust an so viel kostspieliger Maschinerie, welche die halbe Zeit brach Ifige, und für eine solche Produktoimasse, wie wir fähig sind, sie bei dem gegenwärtigen System zu leisten, mttssteii wir RSumlicbkeiten und Maschinen werke verdoppeln, was die Auslage yerdoppeln wtirde.* Aber warum beanspruchen grade diese Sandersons ein Privilegium vor den andren Ka])italisten, die nur bei Tag arbeiten lassen dürfen und deren Baulichkeiten, Maschinerie, Rohmaterial daher bei Nacht .,brirh liegen? „Es ist wahr,'' antwortet E. F. Sanderson im }s.iiiien aller Sandersons, „es ist wahr, dass dieser Verlust von brachliegender Aköchinerie alle Manufakturen trifVt, worin nur bei Tag geiirbeitet wird. Al)er der Gebrauch der Sclunelzöfen wttrde in unsrem t all einen Ertraverlust verursachen. Hält man sie im

„In un.srer rellexionsrdchen und raisonuirendeii Zeit muss ea Einer noch nicht weit gebracht haben, der nicht für Allen, auch das Schlechteste und Verkehrteste, einen guten Grund anzugeben weiss. Alles, waa in der Welt verdorben worden ist, das ist aus guten Gründen verdorben worden " Hegel 1. c. p. 249.J

Marx, Kapital I. 15

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Gang, so wiid Brenoinaienal ?erwtt8iet (statt dasB jetsi das Lebens- laatörial der Arbdtor yerwüstet wird), and hilt man sie nicht im Gang, 80 MfaEi das ZoitrerlaBt im Wiederanlegen des Feuere und aar Gewinnung des nSthigen Hitsegrads (wShrend der Verlttst, selbst Ach^'iluiger, an Scblafzeit Gewinn von Arbeitaseit für die Sandenonslppe) ond die Oefen selbst wQrden vom Temperatnr- wecbsel leiden*' (wSbrend doch dieselbigen Oefen nichts leiden rom Tag- und Nachtweehsel der Arbeit)

fi. Der Kampf nm den Normalarbeitetag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstags Ton der Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts.

„Was ist ein Arbeitstag?** Wie gross ist die Zeit, wShrend deren daa Kapital die Arbeitskraft, deren Tages werth es zahlte konsumiren darf? Wie weit kann der Arbeitstag verlängert werden Uber die zur Reproduktion der Arbeitskraft selbst nothwendige Arbeitszeit? Auf diese Fragen, man hat es gesehn, antwortet

"^') 1. c. p. "^Ti Auf rihriliches zartes Bedenken des Ueirn Glasfabrikanten, dass ^regelmäläige Mahlzeiten'" der Kinder unmöglich aindj weil dadurch ein bestimmtes Quantum Hitze, das die Oefen ausstrahlen, «reiner Verlust* wäre oder , verwüstet' würde, antwortet Untersuchungskommissär Wliite, durchaus nicht gleich Ure, Senior etc. und ihren schmalen deutschen Nachkläfiem, wie Boflcher etc., gerührt von der , Enthaltsamkeit", „Entaafung" und„SparBam- keit*' der Kapitalisten in Verausgabung ikree Geldes und ihrer Thnnr-Tamer- lanwdien „Verschwendung" von Menschoileben : „Ein eewisses Quantom Hitze mag über das jetzige Mafs hinfln'^ verwüstet n erden, in Fol^^e von Sicherung regulärer Mahlzeiten, aber äeibüt in Geldwerth ist es nichts ver-

§lich«i imt d«r Verwttotung tob Lebenskraft („the waste of aaimal power"), ie jetzt dem Königreich daraus erwächst, dass in den Glashütten be- schSitigte und im Wacbsthum begriffene Kinder nicht einmal die Masse finden, ihre Speisen bequem einzunehmen und zu verdauen." (1. c. p. XLV.) Und daa im „Fortoehnttajabr" 18661 Abffesehn Ton der Kramnmbe im Heben und Tragen, marschirt ein solches Kind in d< n Hütten, die Fluschen und Flintglas macheu, wahrend der kontinuirlichen Verrichtung seiner Arbeit, 15 bis 20 (englische) Meilen In 6 Stunden! Und die Arbeit dauert oft 14 bis 15 Standen I In vielen dieeer Olaahfltten hemdit, wie in den Spinnereien von Mo-kmi, das System sech^'?tüTl^^iJ/er Ablösungen. Während der Arbeitszeit der W oche sind sechs Munden «lie fiusserate ununter- brochene liaatperiode, und davon geht iib die Zeit zur und von der Fabrik zu gehn, Waschen, Kleiden, Speiden, was alles Zeit kostet. So bleibt in der That nur die kürzeste Ruhezeit. ICeine Zolt für Spiel und frische Luft, ausser auf Kosten des »Schlafs, so unentbeiulich für Kinder, die in solch heisscr Atmosphäre solch anstrengendes Werk verrichte .... Selbst der kuxe Schlaf ist dadurch unterbrochen, daas das Kind eidi selbst wecken muss bei Xarht, oder bei Tag vom Aussenlärm gewerkt wird." Herr White giebt Fälle, wo ein Junge l6 Stunden nach einander arbeitete; andre, wo Knaben Ton 12 Jahren nie 8 tfkr Naohla achansen und dann in der Hütte Hchbifen bis 5 Uhr Morgens {3 Stundenl), um das Tagwerk von neuem au beginnen! „Die Masse Arbeit," sagen die Redacteure des

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das Kapital: der Arbeitstag zahlt tiglicb rolle 24 Stunden nach Abzug der wenigen Rnheatunden, obne welcbe die Arbeitskraft ihren erneuerten Dienst absolut yersagt. Es rersteht sich zunächst ▼on 'selbet) dass der Arbeiter seinen ganzen Lebenstag durch nichts ist ausser Arbeitskraft,' dass daher alle seine disponible Zeit Ton Natur und Rechts wegen Arbeitsseit ist, also der Selbslverwer* thung des Kapitals angehört. Zeit zu menschlicher Bildung, lu geistiger Entwicklang, zur Erfüllung socialer Funktionen, zu ge- selligem Verkehr, zum freien Spiel der physischen und geistigen Lebenskräfte, selbst die Feierzeit des Sonntags und wäre es im Lande der Sabbathheiligen *®^) reiner Firlefanz! Aber in seinem mafslos blinden Trieb, seinem Wehrwolfs-Heisshunger nach Mehr- arbeit, überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die reinphysischen Maximal.schrauken des Arbeitstags. Es usurpirt die Zeit für Wachsthum, Entwicklung und gesunde Er- haltung des Korpers. Es raubt die Zeit, erheischt zum Verzehr von freier Luft und Sonnenlicht. Es Iviiickert ab an der Mahl/eit und einverleibt sie womöglich dem Produktionsprocess selbst, so dass dem Arbeiter als blossem Produktionsmittel Speisen zugesetzt werden, wie dem Dampfkessel Kolde und der Maschinerie Talg oder Oel. Den gesundeu Schkt zur Stiiuinlung, Emeurung und Erfriscimng der Lebenskraft reducirt es auf so viel Stunden Er- starrung^, als die Wiederbelebung eines ul» >lat erscliöpften Orga- nismus unentbehrlich macht. Statt dass die normale Erhaltung

allgemeinen Bericht«, Tremenheere und Tufnell, „die Knaben, Mädchen und Weiber im Lauf ihrea täglichen oder nächtlic hen Arheitsbanna („spell of labour'O verrichten, ist fahFlh.ift." (1. o. XLIII un<l XLIV.) Unter- dess wankt vielleicht eines Abeuds» »pätc daa „entsagungsvoll«" 01a»- kapital, porlw«indii§lig, ans dem Klub nach Haut, idiotueh ror sich her- sammend: „Britons never, never, shall be slaves!"

*•*) In England z. B wird immer noch hier und da auf dem Lande ein Arbeiter zu Gefängnissstrafc verurtheilt wc^en Entheiligung des äabbaths dnreb Arbeit auf dem Gftrtchen vor seinem Hause. Denelbe Arbeiter wird wegen Kontraktbruchcs l)estraft, bleibt er des Sonntags, sei es selbst aus reli- gi5«<en Mucken, vom Metall-, Papier- oder Glaswerk weg. Das orthodoxe Parlament bat kein Ohr für Sabbatbeotheiligung, wenn sie im Verwerthun^ proeees" des Kapitale Tori^t. In einer Denkschrift (Augast 1863), worin die Londoner Ta^lo}iner in Fisch- und Getiflgelladeii Abscluiffung der Sonntagsarbeit verlang;«'!!. Iieij^st es, ihre Arbeit daure wrihrend der ersten 6 Wochentage durchschiiitllich 1.^ Stunden tiiplich un(i am Sonntag 8 bis 10 Stunden. Man endiimmt zugleich aus dieser Denkschrift, dass nament- lich die kitzlige Goiirmandise der aristokratischen Mucker von Exeter Hall diese ,,Sonntap*arl)eit" ermuthigt. Diese „Heiligen", so eifrig „in cute curauda", bewähren ihr Christenthum durch die Ergebung, womit sie die Ueberarbeit, die Entbehrungen and den Hunger dritter Personen ertragen. Obseqolvm ventris istis (den Arbeitern) pemiciosios est.

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der Arbeitskraft hier die Schranke des Arbe&tstagB, bestunmt um- . gekehrt die grosste taglich mögliche Verausgabung der Arbeits- kraft, wie krankhaft gewaltsam und peinlich auch immer, die Schranke fär die Hastzeit des Arbeiters. Das Kapital fragt nicht nach der Lebensdauer der Arbeitekraft. Was es intereasirt, ist einzig und allein das Maximum von Arbeitskraft, das in einem Arbeitstag flOasig gemacht werden kann. Es erreicht diess Ziel durch Verkürzang der Dauer der Arbeitekraft, wie ein habgieriger Landwirth gesteigerteil Bodenertrag durch Beraubung der Boden- fruchtbarkeit erreicht.

Die kapitaUstische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehrwerth, Einaaugung Ton Mehrarbeit ist, produdrt also mit der Yerlfingrung des Arbeitetags nicht nur die YerkOmmernng der meuBcUichen Arbeitekraft, welche ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs- und Bethatigungsbedingungen beraubt wird. Sie produdrt die vozaeitige Exschopfnng und AbtSdtnng der Arbeitekraft seihet^). Sie TerlSngert die F^roduktionsaeit des Arbeiten wahrend emes gegebenen Termins durch Verküntung seiner Lebenszdt

Der Werth der Arbeitekraft schliesst aber den Werth der Waaren ein, welche zur Reproduktion des Arbeiters oder snr For^flanzung der ArbeiterkiaBse eriieischt sind. Wenn also die naturwidrige Yerlangrnng des ArbeitetagSi die das Kapital m semem ma&losen Trieb nach Selbetverwerthung nothwendig anstrebt, die Lebens- Periode der einzelnen Arbeiter und damit die Dauer ihrer Arbeits- kraft yerkttrzt, wird rascherer Ersate der Verschlissenen ndthig, also das Eingehen grosserer Verscbletsskosten in die Reproduktion der Arbeitskraft, ganz wie der t&glich zu reproducirende Werth* theil einer Maschine um so grösser ist, je rascher sie yerschleiaBt. Das Kapital scheint daher durch sein eignes Interesse auf einen Normalarbeitstag hingewiesen.

Der Sklavenhidter kauft seinen Arbeiter, wie er sein Pferd kauft. Mit dem Sklaven Terliert er ein Kapital, das durch neue Auslage auf dem Sklavenmarkt ersetzt werden muss. Aber „die Reisfelder Yon Qeorgrien und die Sflmpfe des Mississippi mögen fatalistisch zerstörend auf die menschliche Konstitution wirken; dennoch ist diese Verwüstung von menschlichem Leben nicht so gross, dass

„We hnvr i'iA f ri in (uir previoiis reports the Statements of .SL-vcrül experienced uiauufaclurcrä to the elTect thiit over-hours .... certuiiily tcnd prematurelj to exhaust the working power of the meu." 1. c. 64, p. XIII.

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sie nicht gut gemacbt werden könnte aus den strotzenden Gehegen von Virginien und Kentackj. Oekonomische Rücksichten, die eine Art Sicherheit für die menschliche Behandlung des Bklaven bieten konnten, sofern sie das Interesse des Herrn mit der Erhaltung des Sklaven identifidren, verwandeln sich, nach Einführung des Sklaven- handels, umgekehrt in Gründe der extremsten Zugmnderichtung des Sklaven, denn sobald sein Plate einmal durch Zufuhr aus ^mden Negergehegen ausgefüllt werden kann, wird die Daner seines Lebens minder wichtig als dessen Produktivität, so lange es dauert Es ist daher eine Maxime der Sklarenwirthseluift in Ländern der Sklayeneinfulir, dass die wirksamste Oekonomie darin besteht, die grOsstmöglicbste Hasse Leistung in möglichst kurser Zeit dem Menschenvieh (human chattle) auszupressen. Grade in tropischer KnltuTi wo die jährlichen Profite oft dem Gesammtkapital der Pflan* Zungen gleich sind, wird das Negerleben , am rficksichtelosesten ge- opfert Es ist die Agrikultur Westindiens, seit Jahrhunderten die Wiege febelbaften Beichthums, die Millionen der afirikanischen Raoe Terschlnngen hat £b ist heut zu Tage m Guba, dessen Revenften nach Millionen sahlen, und dessen Pflanzer Forsten sind, wo wir bei der Sklavenklasse ausser der gröbsten Nahmn'g, der eischöpfendsten und unabtessigsten Plackerei einen grossen Theil durch die langsame Tortur von Ueberarbeit und Mangel an ScUaf und Erholung jährlich direkt zeistört sehn**^«^).

Mutato nomine de to iabula narratur! Lies stett SUaTcnhandel Arbeitemarkt, stett Kentucky und Virginien Lrland und die Agri- kulturdistrikte von England, Schottland und Wales, stett Afrika Deutschland! Wir hörten, wie die üeberarbeit mit den Bäckern in London auMumt, und dennoch ist der Londoner Arbeitemarkt stete ttberfttllt mit dentechen und andren Todeskandidaten fttr die Bäckerei IHe Töpferei, wie wir sahen, ist einer der kurzlebig- sten Industriezweige. Fehlt es desswegen an Töpfern? Josiah Wedgwood, der Erfinder der modernen Töpferei, Ton Haus selbst eta gewöhnlicher Arbeiter, erklärte 1786 Yor dem Hause der Ge- meinen, dass die ganze Manufaktur 16 bis 20000 Personen he* schfiffcige^*^^. Im Jahr 1861 betrug die Bevölkerung allein der städtisdien Sitee dieser Industrie in Grossbritannien 101 302. „Die BaumwolUndustrie zählt 90 Jahre ... In drei Generationen der englischen Race hat sie neun Generationen von Baumwollarbeitern

Cainis 1. c. p. 110, III.

John Ward: „History of the Boroagh of Stoke-upon-T^ent. London 1843", p. 42.

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versf>fM'sst^'*'')" Allerdings, in einzelnen Epochen fieberhaften Auf- schwungs zeltete der ArV»piisiij;ii kt Tipdenklirlip Llicken. So z. B. 1834. Aber die Herren Kabnkani<';i -.r liliif^rr'n Tiim den Pofir Law Commissioncrs vor, die „Uebervölkenm^ d* r Ackerbaudistrikte nach dem Norden zu schicken, mit der Erklärung, dass ..die Fabri- kanten sie absorbiren und konsuniiren würden'"'^''). Üiess waren ihre eigensten Worte. „Agenten wurden zu Manchester bestallt mit Einwilligung der Poor Law Commissioners. Agrikulturarbeiter- lisien wurden ausgefertigt und diesen Agenten Übermacht. Die Fabrikanten liefen in die Btireaux, und nachdem sie, was ihnen passte, ausgewählt^ wurden die Familien vom Süden Englands ver- 9Ghickt. Diese Menschenpacket« wurden geliefert mit Etiquetten gleich so viel GüterbaUea, auf Kanal und Lastwagen, einige strolchten zu Fuss nach, und viele irrten verloren und halb ver- hungert in den Manufakturdistrikten umher. Diess entwickelte sich zu einem wahren Handelszweig. Das Haus der Gemeinen wird ee kaum glauben. Dieser regelmäfsige Handel, dieser Schacher in Menschenfleisch dauerte fort, und diese Leute wurden gekauft und verkauft Ton den Manchester Agenten an die Manchester Fabri- kanten, ganz so r^relmafsig wie Neger an die Baumwollpflanzer der südlichen Staaten .... Das Jahr 1860 bezeichnet das Zenith der Baum Wollindustrie .... Es fehlte wieder an Händen. Die Fabrikanten wandten sich wieder an den Fleischagenten . . . und diese durclustöberten die Dünen von Dorset, die Hügel Ton Devon und die Ebnen von Wilts, aber die Uebervdlkerung war bereits verspeist." Der „Bury Guardian" jammerte, dass 10 000 zusätz- liche Hände nach Abschluss des engltsch-franzdeischen Handelsver- trags absorbirt werden könnten und bald an 80 oder 40 000 mehr nothig sein würden. Nachdem die Agenten und Subagenten des Fleischhandek die Agrikulturdistrikte 1860 ziemlieh resultatlos durchgefegt, „wandte sich eine Fabrikantendepatation an Herrn Villien» Prisidenten des Poor Iaw Board, mit dem Gesuch, die Zufuhr der Armen- und Waisenkinder aus den Workhouses wieder zu erlauben" ^'^).

MW) Ferraad's Bede im „Houie of Comnions" vom J7 April 1868.

.„That the manufacturers would absorb it and use it up, These were the very words used by the cotton manufacturer».'' 1. c.

*") 1. c. Villiers, trotz bestem Willen, war „gesetzlich" inderLa^e, das Fabrikantenanliegen abBchlagen zu müssen. Die Herren erreichten jedoch ihre Zwfckc durch die WillfahriL'keit der lokiilen ArmenvcrM:iltuTip:en. Herr A. Kedgrave, l'abrikinspektor, vernichert, dass diessmal das öystem, wonach die WuBen und Pauper't Kinder „gesetelich** als apprenticea (Lehrlinge)

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Was die Erfahrung dem Kapitalisten im Aiigeineinen zeigt, ist eine bestandige lieber völkerung, d. h. Uebervölkerung im Verhält- niss zum augenblicklichen Yerwerthuugsbedürfniss des Kapitals, obgleich sie aus Terkftmmerten, schnell hinlebenden, sich rasch ver- . drSogenden, so zu sagen in^rpif gepflückten Menschengenerationen ilixen Strom bildet^^*). AUejnlings zeigt die Erfahrung dem ver-

gelten, „nicht b^leitet war von den alten Miasständen" i?ber diese „MiMwtftnde" vgl. Engeh 1. e.) , obgleich allerdings in einem Fall „tfiaa- brauch mit dem System getrieben worden ist, in Bezug auf Mädchen und junge Weiber, die von den Agrikulturdistrikten Schottlands nach Lancashire und Cheaire gebracht wurden/' In diesem ^^ystem" schlißt der Fabrikant einenKoatraltmitdenBehördenderAnnenUnserflIrbestinimtePerioden. Er nährt, kleidet und logirt die Kinder und giebt ihnen einen kleinen Zuschuss in Geld. Sonderbar klingt folgende Bemerkung des Herrn Redprave, nament- lich wenn mau bedenkt, dasM selbst unter den Prosperita tsjahren der eng- lischen BanmwoUindnstrie das Jahr 1860 einzig daateot und die ArbeitslAlme ausserdem hoch standen, weil die ausserordeiitlielie Arbeitsnachfrape auf Entvölkerung in lrlan<i «tien- ünf lieispiellose Auswanderung aun englischen und schottischen AgrJ^vüliuf«li^li ikteu nach Australicu uud Amerika, auf positive Abnahme der Bevölkrung in einigen englischen Agrikulturdistrikten in Folge theils glücklich erzielten Bruchs der T.ebenskraft, theils des früheren Abschöpf eus der disponiblenBevölkrungdurchdieHändlerinMenschentleisch. Und trotz alledem sagt Herr Redgrave: „Diese Art Arbeit (der Armenhaus- Idnder) wird jedoch nur gesucht, wenn keine andre gefunden werden k;uni, denn es ist theure Arbeit (higli-priced labour). Der gewöhnliche Arbeitslohn für einen Jungen von 13 Jahren ist ungelUhr 4 sh. wöchentlich; aber 50 oder 100 solcher Jungen logiren, kleiden, nähren, mit ärztlicherH&lfsleistung und i>as8ender Oberaufsicht versehn, und ihnen obendrein eine kleine Zubusse in Geld geben, ist unthubar für 4 sh. per Kopf wöchentlich." (,,He|). of the Insp. of Factories for 30th April 1860" p. 27.) Herr iied^rave vergisst zu si^en, wie der Arbeiter selbst diess alles seinen Jungen fttr ihre ish. Arbeite* lohn leisten kann, wenn m der Fabrikant nicht kann für 50 oder 100 Jungen, die gemeinfam logirt, beköstigt und beaufsichtigt werden. Zur Abwehr falscher Schlussfolgerungen aus dem Text mues ich hier noch bemcrkcu, dass die englische BanmwoUindnstrie, seit ihrer ünterwerfnng unter den Factory ' Act von 1850 mit seiner Reglung der Arbeitszeit u s. w., als die englische Mnsterinduftrie betrachtet werden muss. Der englische Baumwollarbeiter steht iu jeder Hinsicht höher als sein koutioeutaler Schicksalsgeuosse. „Der preussische Fabrikarbeiter arbeitet mindestens 10 Stunden mehr por Woche r!> sf in rn_li- her Rival, und wenn er an .seinem eignen Webstuhl zu Hause beschäftigt wird, fällt .selbst dieseSchraukeseinerzusätzIichen Arbeitsstunden weg." („Kep. üf insu, of Fact. Slst Oct. 1855" p. 103.) Der obenerwähnte Fabrikinspektor RedgraAre reiste nach der Industrieansstellnn^ von 1851 auf dem Kontinent, speciell in Frankreich und Prenssen, um die dortigen Fabrikzustände zu untersuchen. Er sagt von dem preussischen Fabrik- arbeiter: „Er erhält einen Lohn ausreichend zur Verschaffung einfacher Kost und des wenigen Komforts, woran er gewöhnt und womit er zu- frieden ist ... . Er lebt ««chlechter urv] arbeitet härter als sein englischer Rivale." („Reo. of Insp. of Fact. aiat Oct. 1853" p. 85.)

'*^) „Die Ueberarbeiteten sterben mit befremdlicher Raschheit; aber die Plätze derer, die Untergehn, sind sofort wiedtf ausgefüllt, und ein häutiger W(M'h-*el der rersunen bringt keine Aenderung auf der Bühne hervor." „Eng- land and America. London 16^3", t. L 55. (Verfasser £. G. Wakefield.)

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stündigen Beobachter auf der andren Seite, wie rasch und tief die kapitalistische Produktion, die, geschichtlich gesproclien, kaum von gestern datirt, die Volkskraft an der Lebenswurzel ergriffen hat, wie die Degeneration der industriellen Bevölkrung nur durch be- ständige Absorption naturwüchsiger Lebenselemente vom Lande verlangsamt wird, und wie selbst die ländlichen Arbeiter, trotz . freier Luft und des unter ihren so allmächtig waltenden principle of natural selection. das nur die kräftigsten Individuen aufkommen läset, schon abzuieben Ix-ginnen"*). Das Kapital, das so „gute Gründe" hat, die Leiden der es umgelienden Arbeitergeneration zu läugneu, wird in seiner praktischen 1>« \\> .j.uug durch die Aussiclit aul zukünftige Verfaulung der Menschheit und schliesslich d(xh unauf haltsaTiie Entvölkerung so wenig und so viel bestimmt als durch den möglichen Fall der Erde in die Sonne. In jeder Aktien- schwindelei weiss jeder, dass das Unwetter einmal einschlagen muss, aber jeder hotVt, dass es das Haupt seines Nächsten trifft, nachdem er selbst den Goldregen aufgefangen utkI in Sicherheit ge- bracht hat. Apres moi le dringe! ist der AVahlruf jedes Kapita- listen und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher rück- sichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gc^sellschaft zur Rücksicht gezwungen wird'^^). Der Klage über physische und geistige Verkümmrung, vorzeitigen Tod, Tortur der Ueberarbeit, antwortet es: Sollte diese Qual uns quälen, da sie unsre Lust (den Profit) vermehrt? Im Grossen und

Siehe: „Public Health. ÖLxth Keport of the Medical Officer of the Piivy Oonneil. 1898.** Veröffentlicht London, 1864. Dieser Beport hsndeH namentUdi von den Affrikultorarbeitem. „Man hat die Grafscnaft Sufher-

land als eine sehr verbesserte Ornfschaft (hirgeatellt, aber eine neuerliche Untersuchung kat entdeckt, das« liier in Uistrücten, einst so berOhmt wegen ichöner Männer und tapfrer Soldaten, die Einwohner degmerirt sind su

einer magren und verkümmerten Race. In den frosundesten Lagen, auf HOgelabhänpren im Angesicht dos Meeres, sind die ( Jesichter ihrer Kinder so dünn und blas», wie sie nur in der faulen Atmosphäre einer Londoner Winkelgsise tein können/* (Thomton L c. p. 74, 75.) Sie gleichen in der That den 30,000 „Knllaiit Higblanders", die Glasgow in seinen wynds und closes mit Frostituirten und Dieben zusammenbettct.

„Obgleich die Geauiidlitsit der Bevölkrung ein so wichtiges ElemeuL de^ nationalen Kapitals ist, fürchten wir gestehn sn mflssent dass die Kapitalisten durchaus nicht bei der Tland sind, diesen Schatz zu erhalten und Werth zu achten. . . . Die Kückf^icht auf die Gesundheit der Arbeiter wurde den Fabrikuuteu uulgezwuugeu." („Times", 5. Novbr, 1861.) „Die Männer des West Riding wurden die Tuchmacher der Menschheit, . . . . die Gesundlieit des Arbeitervolk m wurde i^-^ <i]ifert, und in ein paar Gene- rationen wilre die Kace degenerirt, aber eine Reaktion trat ein. Die fc?tunden der Kinderarbeit wurden beschränkt u. s. w." („Report of the Registrar General for October 1861/0

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Ganzen hSngt diess aber aach nicht Yom guten oder bösen Willen des einzelnen Kapitalieton ab. Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenttber als äusserliches Zwangsgesete geltend ^*^).

Die Festsetzung eines normalen Arbeitstags ist das Resultat eines vielhunderl^^hrigen Kampfes zwischen Kapitalist und Arbeiter. Doch zeig^ die Geschichte dieses Kampfee zwei entgegengesetzte Strömungen. Man vergleiche z. B. die englische Fabrikgeeet^ebung unsrer Zeit mit den englisdien Arbeitsstatuten TOm 14. bis tief in die Mitte des 18. Jahrhunderte^^*). Während das moderne Fabrikgesete den Arbeitsteg gewaltsam abkfkrzt, suchen ihn jene Stotute gewaltsam zu verlängern. Allerdings erscheinen die An- sprache des Kapitak im Embryozustand, wo es erst wird, also noch nicht duich blosse Gewalt der ökonomischen VerbSItoisse, sondern auch durch Hfilfe der Staatemacht sein Einsaugungsrecht . eines genttgenden Quantums Mehrarbeit sichert, ganz und gar be- scheiden, vergleicht man sie mit den Koncessionen, die es in seinem Mannesalter knurrend und widerstrebig machen muss. Es kostet Jahrhunderte, bis der „freie" Arbeiter in Folge entwickelter kapi- talistischer Produktionsweise sich ireiwillig dazu versteht, d. h. gesellschaftlich gezwungen ist, fOr den Preis seiner gewohnheits- n^Csigen Leboismittel seine ganze aktive Lebenszeit, ja seine Ar* beitsMigkeit selbst, seine Erstgeburt fBr ein Gericht Linsen zu

^'') Wir Üuf-len daher z. B , dii^is Anlang 1868 26 Firmen, welche aur^ge- dehüte Töpfereien iu Ötaft'ordshire besitzen, darunter auch J. Wedgwood und Söhne, in einer Denkschrift ,.uni ge\Yaltj<ameKinniisehung des Staate" petitio- niren. Die „Konkurrenz mit andren Kapitalisten"' erlaube ihnen keine „frei- willige* Beschränkung der Arbeitszeit der Kinder u. s. w. ,So sehr wir daher die oben erwähnten Uebel beklagen, würde es unmöglich sein, sie durchirrend eine Art Uebereinkunft unter &a FabrikBnten zu verhindern In Anbe- tracht aller die><er Punkte, sind wir zur Ueberzeugunp gelangt, da-*s ein Zwangsgeaetz nöthig ist.* .Children's Emp. Comm. Rep. 1. 186H, p. 322.**

ZosfttK Ell Note 114. Ein viel frappantres Beispiel bot die jüngste Ver- gangenheit. Die Höhe der BaumwoIlpreMe, in cmear Epoche fieberhaften Geschäfts, hatte die Besitzer von Baumwolhvolvreipn in Biackburn ver- anlasst, durch gemeinschAfUicbe Ueberfiukunit die Arbeitszeit in ihren Fabriken wihrend eines bettimmten Termins abzukfirsen. Dieser Termin lief ab ungefähr Ende November (1871). Unterdess benutzten die reichren Fabrikanten, welche Spinnerei mit Weberei verbinden, den durch jene Uebereinkuutt veranlassten Ausfall der Produktion dazu, ihr eigncd Ge- schilt anssudehnen und so auf Kosten der kleinen Meister grosse Profite zu machen. Letztre wandten sich nun in ihrer Noth - an die Fabrik- arbeiter, rieten sie auf, die Neunstundenagitation erüAtbaft zu betreiben, uüd versprachen Geldbeiträge zu diesem Behufl

"'M Diese Arbeiterstatute, die man gleichzeitig auch in Frankreich, den Nieoerlanden u.s.w. findet, wurden in England erj*tl8in formell aufgeholien, nachdem sie längst von den Produktionsverhältniaaen beseitigt waren.

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verkaufen. Es ist daher natürlich, dass die Verliiugrung des Arbeitstags, die das Kapital von Mitte des 14. bis Ende des 17. Jahrhunderts st-aatsgcwaltig den volljährigen Arbeitern auf/Aidringen sucht, ungefähr mit der Schranke der Arbeitszeit zusammenfällt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Verwandlung von Kinderblut in Kapital hier und da von Staats wegen gezogen wird. Was heute, z. B. im Staate Massachusetts, bis jüngst dem freisten Staate der nordamerikanischen Republik, als Staatsscfaranke der Arbeit von Kindern unter 12 Jahren proklamirt ist, war in England noch Mitte des 17. Jahrhunderts der normale Arbeitstag vollblütiger Handwerker,, robuster Ackerknechte und riesenhafter Grobschmiede ^ ^®).

Das erste „Statute of Labourers" (23 Eduard III. 1349) fand seinen unmittelbaren Vorwand (nicht seine Ursache, denn die Ge- setzgebung dieser Art dauert Jahrhunderte fort ohne den Vorwand) in der grossen Pest, welche die Bevölkerung decimirte^ so dass, wie ein Tory-Schriftsteller sagt, „die Schwierigkeit, Arbeiter zu raisonablen Preisen (d. h. zu Preisen , die ihren Anwendern ein raisonables Quantum Mehrarbeit Hessen) an die Arbeit zu setzen» in der That unerträglich wurde ^^')''. Raisonable Arbeitslöhne wurden daher zwangsgesetzlich diktirt, ebenso wie die Grenze des Arbeitstags. Der letztre Punkt, der uns hier allein interessirt, ist wiederholt in dem Statut von 1496 (unter Henry VH). Der Ar- beitstag für alle Handwwker (artificers) und Ackfflrbauarbeiter Tom März bis September sollte damals, was jedoch nie durchgesetzt

*^^) ,No child ander the age of 12 vears sball be employed in any manu- fiustiiriDg establiBliment more than 10 honrs in one day.** .General Statutes of MassachusettH. 63, ch. 12. (Die Ordonanzen wniden erlassen 1836—1858.) , Labour performed during a pcriod of 10 hours on any day in all cottnn, woolleUf Silk, p^er, glass, and flax factories, or io manufactorles of iron and braas, shaU be considered a legal day*« Ubour. AdA be it enaeted, that hereafter no minor engaged in any facto ry shall be holden or required to work more than 10 houra in any day, or »>0 hours in any week; and thnt hereafter no minor shaii be admitted as a vvorker under the age of 10 years in any factory within this State.* «State ofNew Jeraey. An act to limit the houra oflabour etc., 61 und 2." (Gesetz vom 11. März 1855.) ,No minor who has attaiuerl x.hv aire of 12 years, and is under the age of 15 years, shall be employed in any manufacturing estabÜBhment more than 11 hours 'in any one day, nor before 5 o'clock in the morning, npr after 7'/, in the evening.* ,Kevised Statute« of the State of Bhode Island etc. ch. 89, § 23, Ist July 1857."

»»») .Sophisms of Free Trade. 7tb edit. Lond. 1850% p. 205. Derselbe Tory giebt übrigens zu: ^^Parlamentaakte, die die Arbeitslöhne gegen die Ar' riter zu Gunsten der Ärbeitsanwender reg:idirten, vi;i!i.rten für die lange Periode von 464 Jahren. Die Bevölkruug wuchs. Diese Gesetze wurden nnn aberflfiidg und listig.'' (1. c. p. 206.)

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wuide» dauern von 5 Uhr Mori^oris bis swiachen 7 und 8 Uhr Abends, aber die Stunden für Mahlzeiten betragen 1 Stunde für Friibstück, 1^^ Standen fftr Mittagessen, und Stunde für Vier- obrbrod, also grade doppelt so viel als nacb dem jetzt gültigen Fabrikakt*^^. Im Winter sollte gearbeitet werden yod 5 Uhr Morgens bis zum Dunkeln , mit denselben ünterbrecfaiingeii. Ein Statut der Elisabeth von 1562 für alle Arbeiter „gedungen fftr Lohn per Tag oder Woche' , läset die Länge des Arbeitstags un- berührt, sucht aber dieZwiechenräame tu beschränken auf 2 Stunden für den Sommer und 2 für den Winter. Das Mittagessen soll nur eine Stund dauern und ^der Nachmittagsschlaf von Stunde** nur zwischen Mitte Mai und Mitte August erlaubt sein. Für jede Stande Abwesenheit soll 1 d. (etwa 8 Pfennige) vom Lohn ab- gehn. In der Praxis jedoch war das Verhältniss den Arbeitern ▼iel günstiger als im Statutenbnch. Der Vater der politischen Oekonomie und gewisaemialken der Erfinder dw Statistik, William * Pettj, sagt in .einer Schrift, die er im letaten Drittel des 17. Jahr- hunderts ?erdffentliehte: „Arheiter (lahouring men, eigentlich damals Ackerbaiuarbeiter) arbeiten 10 Stunden t&glich und nehmen wöchent- lich 20 Mahlzeiten em, niunlich an Arbeitstagen taglich drei und an Sonntagen zwei; woraus man klarlich sieht, dass, wenn sie an Freitag» Abenden fasten wollten, und in anderthalb Standen zu Mittag speisen wollten, wahrend sie jetzt zu dieser Mahlzeit zwei Stunden brauchen, von 11 bis 1 ühr Moigens, wenn sie also '/,p mehr arbeiteten und Vio ^^i^iger Terzehrten, das Zehntel der ohea erwähnten Steuer aufbringbar wäre^**)*'. Hatte Dr. An- drew üre nicht Recht, die Zwölfstundenbill von 1838 als Rückgang in die Zeiten der Finstemiss zu Terachxeien? Allerdings gelten die in den Statuten und Ton Petfy erwähnten Bestimmungen auch für „apprentices'* (Lehrlinge). Wie es aber noch Ende des 17. Jahr- hunderte mit der Kinderarbeit stand, ersieht man aus folgender Klage: „Unsere Jugend, hier in England, treibt gar nichte bis zu

J. Wade bemerkt mit Becht in Bezug auf diess Statut: .Aus dem Statut von 1496 geht henror, daas die Kslmuig als Aequivalent fhr ^/g des EinkommenB eines Handwerkers und Vt des Einkommens eines Agrikultur- arbeiters galt und diess zeigt eine grössere Stufe von T'?);ihhilngigkeit unter den Arbeitern an, als jetzt vorherrscht, wu die >iaki-uug der Ar- beiter in Agriknltor und Maoofaktar ein Tlel höheres VerhftltniM sa ihren LGhnen l.iMet.' i'.T. Wade 1. c. p. 24, 25 tind 577.^ Die Meinung', als sei die**e Differenz etwa der Differenz im Preisverhültni^s /wiseheu Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken, jetzt und damtil-, geschuldet, widerlegt der oberflächlichste Blick auf: „Chronieon Pretiosum etc. By Biahop Fletwood. l^i ocVit. London 1707. 2nci. edit. London 1745.'

,W. Pettjr: PoUtical Anatomy of Xreland. 1672, edit. 1691% p. 10.

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der Zeit, wo sie Lehrlinge werden, und dann brauchen sie natür- lich lange Zeit sieben Jahre , um sich zu vollkommnen Handwerkern zu bilden.** Deutschland wird dagegen gerühmt, weil dort die Kinder von der Wiege auf wenigstens zu „eia bischen Beschäftigung erzogen werden" ^^").

Noch während des grössten Theils des 18. Jahrhunderts, bis zur Epoche der grossen Industrie, war es dem Kapital in England nicht gelungen, durch Zahlung des wöclientliclien Werths der Arbeitskraft sich der ganzen Woche des Arbeiters, Ausnahme bilden jedoch die Agrikulturarbeiter, zu bemfichtigen. Der Umstand, dass gie eine ganze Woche mit dem Lohn von 4 Tagen leben konnten, schien den Ar])eitern kein hinreichender Grund, auch die andren zwei Tage für den Kapitalisten zu arbeiten. Eine Seite der eng- lischen Oekonomen denuncirte im Dienst des Kapitals diesen Eigen- sinn aufs wtithendste, eine andre Seite vertheidigte die Arbeiter. Hören wir z. B. die Polemik zwischen Postlethwayt, d^sen Han* dels-Diktionär damals denselben Ruf genoss wie heut zu Tage

^*^) ,A Disconrse on theNecessity of Encouragiiig Mechanick Industr^'.

London 1689", p. 13. Macaulay, der die englische Geschichte im Whig- und ßourgeoi.sintereshc zurechtgelalscht bat, deklamirt., wie folgt: «Die Praxis, Kinder vorzeitig an die Arbeit zu sctzcu, herrschte im 17. Jahrhundert in einem für den damaligen Zustand der Industrie fast unL'lau blichen Grad vor. Zu Norn irh, in Ilaupteitz der WnHinflustrie, wurde ein Kind von G Jahren für arbeitölähiK gehalten. Verschiedne Öchriftsteller jeuer Zeit und darunter manche, die als ausserordentlich wohlgesinnt betrachtet wurden, erwähnen mit Exultation* (Entzücken) dieThatsache, dass in dieser Stadt alleinKnaben und Mädchen einen Reichthum schaffen, der über ihren eig^nen Unterhalt hinaus 12,000 Pfd. üt. in einem Jahre betrug. Je genauer wir die Geschichte der Vergangenheit nntersndien, desto mehr Grund finden wir, die Ansicht derer zu verwerfen, die unser Zeitalter für fruchtbar an neuen socialen Uebeln halten. Das, was neu ist, ist die Intelligenz, die die Uebel entdeckt, und die

hfttte weiter berichten können, dass «ausseroraentlich womgesrante* amis du

commerce im 17. Jahrhundert mit „Exultation" erzählen, wie in einem Armen- haus in Holland ein Kind von 4 Jahren be.schaftigt wurde, und dass diess Beispiel der „vertu mise en pratique" in allen Schriften von Humanitairen & la Macaulay Mutter pasdrt bis aar Zeit A. Smith's. Es ist richtig, dass mit dem Aufkommen der Manufaktur, im Unterschied zum Haiuhverk, sich Spuren der Kinderexjdoitation zeigen, die von jeher bis zu einem gewissen Grad bei den Bauern existirt und um ao entwickelter, je härter das Joeh, das auf dem Landmann lastet. Die Tendena des Kapitals ist unverkennbar, aber die Thatsacheu selb:?t stehn noch so vereinzelt, wie die Erscheinung zweiköpfiger Kinder. Sie wurden dahet mit „Exaltation'', als besonders merkwürdig und bewundernswerth, von atmungsroUen ,famifl du commerce" für Mit- und Nachwelt aufgezeichnet und zur Xach- flhmung empfohlen Derselbe schottische Sykophant und Schönredner Macaulaj sagt: „Man höre heute nur von Kückschiitt und sehe nur Fort- schritt.'* Was fOr Augen und namentlidi wae fOr Ohren 1

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ähnliche Schriften von MacCuUoch und MacGregor, iind dem früher dtirien Verfasser des „Essay on Trade and Commerce" ^^^).

Postlethwayt sagt u. a.: „Ich kann diese wenigen Bemerkungen nicht abschliessen, ohne Notiz su nehmen TOn der trivialen Redens- art in dem Munde au vieler, dass, wenn der Arbeiter (industrious poor) in 5 Tagen genug erhalten kann, um zu leben, er nicht volle 6 Tage arbeiten wilL Daher schUessen sie auf die Nothwendigkeit, selbst die nothwendigen Lebensmittel durch Steuern oder irgend welche andre Mittel zu Tertheuern, um den Handwerker und Manufakturarbeiter zu unausgesetzter sechstagiger Arbeit in der Woche zu zwingen. Ich muss um die Erlaubniss bitten, andrer Meinung zu sein als diese grossen Politiker, welche für die bestän- dige Sklaverei der ArbeiterbcTdlkerung dieses Kdnigreichs («the perpetual alavery of the working poople**) die Lanze einlegen; sie Tergessen das Sprichwort „aXl werk and no play" (nur Arbeit und kein Spiel, macht dumm). BrOsten sich die JSngl&nder nicht mit der Gedalit&t und Gewandtheit ihrer Handwerker und Manu&ktur- arbeiter, die bisher den britischen Waaren allgemeinen Kredit und Ruf Terachafft haben? Welchem Umstand war diess geschuldet? Wahrscheinlich keinem andren als der Art und Weise, wie unser ArbeitsTÖlk, eigenlaunig, sich zu zerstreuen weiss. Waren sie ge- zwungen, das ganze Jahr durchzuarbeiten, alle sechs Tage in der Woche, in stetor Wiederholung desselben Werkes, würde das nicht ihre GenialitSt abstumpfen und sie dumm-trag statt munter und gewandt machen; und würden unsre Arbeitt in Folge solcher ewigen Sklaverei ihren Ruf nidit verlieren statt erhalten? . . . Welche Art Kunstgescfaick könnten wir erwarten von solch hart gepladiten Thieren (hard driven animab)? . . . Viele von ihnen verrichten so viel Arbeit in 4 Tagen ab ein Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Englfinder ewige Schanzarbeiter sein sollen, so steht

Unter den Anklägeru der Arbeiter ist der grimmiffste der im Text erwähnte anonyme Verfasser von: „An Easay on Trade and Commerce, con- taining Observations on Taxation etc. London 1770". Schon früher in seiner Schrift: „Consideration on Taxes. London 1765". Auch Polonius Arthur Young, der unsägliche statistische ticbwätzer, folgt in derselben Linie. * Unter den yertheidigem der Arbeiter atehn oben an: Jacob Vanderlint - in: „Money answers all things. London 1734", Rev. Nathaniel Forster, D. I>. in: ,,An Entiuirv into the Cause» of the Present Price of Provisions. London 176t>'', Dt. Price. und oamentUcb auch Postlethwayt, sowohl in einem Supplement za seinem ,,Univenal Dictionary of Trade and Com- merce" als in: „Great Britain's Commercial Interest explained and improved. 2n<l. tdit Lond. 1755". Die Thatsachen selbst findet man bei vielen an- dren gleichzeitigen Schriftstellern koostatirt, u. a. bei Josiah Tucker.

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zu furchten, dass sie noch unter die Franzosen entarten (degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im Krieg be- rühmt ist, sagen wir nicht, dass dicss einerseits dem guten eng^ . lischen Boasibeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht * minder nnarem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum sollte die grössere Genialität, Energie und Gewandtheit unsrer Handwerker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit ge- schuldet sein, womit sie sich in ihrer eignen Art und Weise zer- streuen? Ich hofiPe, sie werden nie wieder diese Privilegien ver- lieren, noch das gute Leben, woraus ihre Arbeitstttchtigkeit und ihr Mnth gleichzeitig lierstaramen"!*")

Darauf antwortet der Verfasser des »Essay on Trade and Gom^ mercn" :

,,Wenn es fftr eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag der Woche zu feiern, so schliesst diess ein, dass die andren Wochen- tage der Arbeit (er meint dem Kapital, wie man gleich sehen wird) angehören, und es kann nicht grausam gescholten werden, diess Ge- bot Gottes zu erzwingen Dass die Menschheit im Allgemeinen

von Natur zur Bequemlichkeit und Trigheit neigt, davon machen wir die &ta]e' Brfohrang im Betragen unsree ManufokturpSbels der durchschnittlich nicht Ober 4 Tage die Woche arbeitet^ ausser im Fall einer Thenerung der Lebensmittel . * . . Gesetzt, .ein Boshel Weizen repr&sentire alle Lebensmittel des Arbeiten, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene einen Schilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloss 5 Tage in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. betragt .... Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen mit dem Preise der Lehensmittel, so besitet der Bfanufaktur- Ar- beiter, der 4 Tage arbeitet, einen Geldftberschuss, womit er wahrend des Beste der Woche mOssig lebt ... Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klar zu machen, dass mSfsige Arbeit w&hrend 6 Tagen in der Woche keine Sldaverei ist. ünsre Agrikulturarbeiter thun

* diess ufad, allem Anscheine nach, sind sie die Glttcklichsten unter den Arbeitern (labouring poor)^^^), aber die HolUuider thun es in den Manufakturen und scheinen ein sehr glückliches Volk. Die

* Franzosen thun es, so weit nicht die vielen Feiertage dazwischen

Postlethwayt l. c. „First Prelimiuary Discourse", p. 14.

„An Essay etc." Er selbst erzählt p. 96, woriu schou 1770 „das Glück" der englischen Agrikulturarbeiter befttand. ,«£hrd Arbeitakrtfte („their working yio\ver.s'^ sind stets auf das Aeusaerstp nnrpf-|>:innt (..on thr Stretch"); sie können nicht schlechter leben, als sie thun („they cauuot live eheaper than they do")^ noch härter arbeiten" (nor work harder").

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- kommen^**) . . . Aber unser Pdbel bat dcb dk "fixe Idee in den Kopf geeetet^ daas ibin ala Engländer durch daa Becbt der Geburt das Privilegiuni aukommt, freier und unabb&ngiger zu aein ala [daa Arbeiierrolk] in irgend einem andren Lande von Europa. Nun, diese Idee, ao weit sie auf die Tapferkeit uneier Soldaten einwirkt, mag von einigem Nutaeo sein; aber je weniger die Manu- &kturarbeiter davon haben, desto beaeer für aie aäbat und den Staal Arbeiter sollten aicfa nie Iftr unabbfingig Ton ihren Vor- geaetaten („independent of their superiors") hidten .... Ea ist ausserordentlich gefShrlich, moba in einem kommerdeUen Staat wie dem unsrigen zu enkouragiren, wo vielleicht 7 Theile von den 8 der Geaammtbevdlkmng Leute mit wenig oder keinem Eigenthum sind^"*) .... Die Kur wird nicht yollstfindig sein, bis unsre industriellen Armen sich bescheiden, 6 Tage ftlr dieselbe Summe zu arbeiten, die sie nun in 4 Tagen Terdienen"^**). Zu diesem Zwecke^ wie zur „Ausrottung der Faullenzerei, Ausschwei- luDg und ronmntischen F^iheitsdusdei", ditto „zur Hinderung der Armentaze, FMerung dea Geistea der Liduatrie und HerabdrOckuDg des Arbeitspreises in den Hanufakturen'*, schlägt unser treuer Eckart des Kapitals das probate Mittel vor, solche Arbeiter, die der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen, in einem Wort, paupers, einzusperren in ein „ideales Arbeitshaus" (an ideal Work- house). „Ein solches Haus muss zu einem Hause des Schreckens (House of Terror) gemacht werden'^'). In diesem „Hause des Schreckens'', diesem „Ideal von einem \V^orkhouse", soll gearbeitet werden 14 Stuiidtii täglich mit EinbegriÜ jedoch der passenden Mahlzeiten, so dass volle 12 Arbeitsstunden übrig bleiben"'"^).

Zwölf Arbeitsstunden täglich im ..IJeal-Workhousc", im Hause dea Schreckens von 17701 Drei und sechzip: Jahre später, 1833, als das englische Parlament in vier Fabrik/.weigen den Arbeits-

Der Protestantismus spielt schon durch seine Verwandlung fast aller tr^trütionf ITfTi Feiertage in Werktage eine wiehtige Bolle in der QeneHis des Kjipit4il^.

Essay etc/' p. 15, 41, 96, 97, 55, 57. 1. c. p. 69. Jacob Vanderlint erklärte schon 1734, das Geheimnis« der Kapitalistenkinge über die Faullenzerei des Arbeitervolks sei ein^MSh, dass sie für denselben Lohn 6 statt 4 Arbeitstage beanspruchten.

***) L e. p. „Such ideal workhonae mnst be made a of Terror", and not an a»ylum for ihe poor, where they are to be plentifolly fed, warmly nnd decenlly rlfUhed. and where they do Init Httle work."

^'*) „In tUis ideal workbouse the poor shaii work 14 hours in a da^, allowing proper time for meala, in endi manner that there shall remain 12 hours of neat labour.*' (I. c.) „Die Franzosen," sagt er, „lachen Aber untre enthuaiastiachen Ideen von Ereibeit" (1. c. p. 78.)

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tag fttr Kinder von 13 bis 18 Jahren auf 12 volle Arbeitsstunden herabsetzte, schien der jüngste Tag der englischen Industrie an- gebrochen! 1852, als L. Bonaparte bürgerlich Fuss zu fassen suchte durch Rütteln am gesetzlichen Arbeitstag, schrie das fran- zosische Volk aus einem Munde: «Das Gesetz, das den Arbeitalag auf 12 Stunden verkürzt, ist das einzige Gut, das uns von der Gesetzgebung der Republik blieb" ^^^)! In Zürich ist die Arbeit Ton Kindern über 10 Jabren auf 12 Stunden beechränkt; im Aargan wurde 1862 die Arbeit von Kindern zwischen 13 und 16 Jahren von 12^/, auf 12 Stunden reducirt, in Oestreich 1860 für Kinder zwiscben 14 und 16 Jahren ditto auf 12 Stunden****). Welch ein „Forfcachritt aeit 1770% würde Macanlay „mit Exultation** aufjauchzen!

Das „Haus des Schreckens" für PaupeiBi wovon die Kapital- seele 1770 noch träumte, erhob sich wenige Jahre spater als riesiges „Arbeitshaus" für die Manufakturarbeiter selbst. Es hiess Fabrik. Und dieaamal erbkaste das Ideal vor der Wirklichkeit.

6. Der Kampf nm den Kormalarbeitstag. Zwangsgeaets- liclie Beschrftnkung der Arbeitszeit. Die englische

FabrikffesetzgebunfT von 1883 1864.

Nachdem das Kapital .T ibrhunderte gebraucht, um tlen Arbeits- tag bis zu seinen riornialen Maxiuialgrenzen und dann über diese hinaus, bis zu den Öreuzeu des natürlichen Tags von 12 Stunden

*•) „They especiiiily objected to work bevond the 12 hours per day, because the law wbich fixed those hours is the only good which remains to them of the legialation of the liepublic." (ßep. of Insp. Fact. 8lBt Octob. 1856, p. 80. 1 D;is französische Zwülfstimdengcsctz vom 5. September 1850j eine verbürgerlichte Auagabe des Dekrets der provisorischen Regie* nmg vom 8. Mftrs 1846, erstreckt sich auf alle Ateliers ohne Untencfaled. Vor diesem Gesetz, war der Arbeitstag in Frankreich unbeschränkt. Er währte in den Fabriken 14, 15 und mehr Btundcn, Siehe „Des classes ouvri^ret» en Franca, pendant l'&nn^ 184S. Par M. Blanqui." Herr Blanoui, der OekonoDif nicht der BeTolntion&r, war von Begierangs wegen mit (ler Enqußte über die Arbeiterzustande betraut.

Belgien bewährt sieh auch mit Bezug auf <lie Regulation des ArbeiU«*- tags als bürgerlicher ^lusterstaat. Lord Howard de Weiden, englischer BeTollniftehtigter in Brfl«el, berichtet dem Foreign Office d. d. 12. Mai 1862: ,,T>er Minister Rof,'ier erklTirte mir, dass weder ein allgemeines' Ge- setz noch l -oknlregulHliotien die Kinderurbeit irgendwie beschränken ; d:^^!* die Regierung sich während dtr let£tea '6 Jahre iu ieder Sitzung mit dem Gedanken trug, den Kammern ein Oesetz über den Gegenstand vorzu- legen, dass sie aber ?tets ein unüberwindliches Hiuderniss fand an der eifersüchtigen Angst gegen irgend welche Gesetzgebung im Widerspruch mit dem Princip voUkommner Freiheit der Arbeit"!

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zu verlängern ^^^), erfolgte nun, seit der Geburt der grossen In- dustrie im letzten Drittel des 18. Jahrhuuderts, eine lawinenartig gewaltsame und maisloee Ueberstürzung. Jede Schranke von Sitte und Katar, Alter und Geschlecht, Tag und Nacht, wurde zertrümmert Selbst die Begriffe von Tag und Nacht, b&aerlich einfach in den alten Statuten, Terschwammen ao aebr^ daea ein engliacher Richter noch 1860 wahrhaft talmudistiflchen Scharfidnn aufbieten musste, um „urtheilekiaflig'' zu erUftren, waa Tag und Nacht Bei^**). Daa Kapital feierte seine Orgien.

Sobald die rem ProduktionBlarm übertölpelte Arbeiterklasse \neder einigermaiaen zur Besinnung kam, begann ihr Widerstand, zunächst im Geburtsland der grossen Induatcie, in England. Wäh- rend drei Decennien jedoch blieben die von ihr ertrotzten Eonoea- sionen rein nominelL Daa Parlament erliesa 5 Arbeits^Akte von 1802 bis 1833^ war aber so schlau, keinen Pfennig fttr ihre zwangs- maikige Ausführung, das nöthige Beamtenpersonal u. a. w. zu Totiren^'*). Sie blieben ein todter Buchstabe. „Die Thatsache ist, daaa vor dem Akt Ton 1883 Kinder und junge Personen abge-

„Ks it»t sicher sehr bedauerlich, dass irgend eine Klasse von Personen 12 Stunden täglich sich abplacken muss. Rechnet mun die Mahlzeiten zu uüd die Zeit, um zu und von der Werkatatt zu gehn, so betr^£t dieua in der That 14 von den 24 Tagesstunden . . . Abgesehn TOn der Gesund- heit, wird Niemand, ich h »Tt . anstehn zuzugeben, dass vom moralischen Qesichtspunkt eine so gänzliche Absorption der Zeit der arbeitenden Klassen, ohne Unterlass, vom frühen Alter von 18 Jahren, und in den „freien" Industriezweigen selbst von viel frührem Alter an, ausserordentlich schädlich und ein fnrchtltun - IJebel ist. ... Im Interesse der üft'entlirhen Moral, für die Aulziehung einer tüchtiffen Bevölkrung, und um der grossen HiMe des VoQdb einen Tenftnftigen Lebenagenius sa Tersehaffen, muas darauf gedrungen werden, dam in allen Qeschäftszwcigeu ein Theil jedes Arbeitstags reservirt werde für Erholung und Miuae/ (Leonhard Horner in: «Insp. of Fact. Eeports. ölst Dec. 1&41.'*)

^ Sieb »Jndgment of Bfr. J. H. Otwey, Belftst, Hilarj Seadons, County Autrim 1860."

idehr charakteristisch ist es für das Regime Louis Philippe's des roi bourgeois, dass das einzige unter ihm erlassene Fabrikgesetz vom 22. März 1841 niemals durchgeführt wcnrden ist. Und diese Oesets betriflt nur Kinder> arbeit. Rs setzt 8 Stunden für Kinder zwischen 8 und 12, zw?Mf Stunden für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren u. s. w. fest, mit vielen Ausnahmen, welche die Nachtarbeit selbst für Achtjährige erlauben. Ueberwachung und Erzwingung des Gesetzes blieben in einem Lande, wo jede Ifous polizeilich admini.strirt wird, dem guten Willen drr ..imiä du commerce* überlassen Erst seit 1858 gibt c-^ in einem einzigen liöpartement. dem D^pnrtement d Nord, einen hezalikcu liegierungsiuapektor. Nicht minder charakLengtisch für die Entwicklung der firuusösischen QeeeUsehaft überhaupt ist es, dass Louis Philippe's Oesetz hin zur Revolution von 1848 einug dastand in der alles umspinnenden französischen Qesets^brikl

M»<s, Kapital L 16

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arbeitet wurden („were worked^) ganze Nacht, den ganzen Tag, oder beide ad Ubitom" ^^).

Erst seit dem Fabrikakt von 1888 lunluaend BanmwoU-, Wolle-, Flaeba- und Seiden&brikan datirt fttr die moderne In- dnatrie ein Normalarbeitstag. NichtB charakteriairt den Geist des Eapitab beeser als die Geflchidite der engüachen Fabrikgesetz- gebung TOn 1888 bis 18641

Das Gesetz yon 1888 erklärt, der gewöbnliche Fabrikarbeitstag solle beginnen um halb 6 Ühr Morgens und enden halb 9 Uhr Abends, und innerhalb dieser Schranken, einer Periode yon 15 Standen I solle es gesetzlich sein, junge Personen (d. h. Personen zwischen 18 und 18 Jahren) zn irgend einer Zeit des Tags anzu* wenden, iomier Yoran«gesetzt, dass ein und dieselbe junge Person nicht mehr als 12 Stunden innerhalb Eines Tags arbäte, mit Aus» nähme gewisser speciell vorgesehner ialle. Die 6. Sektion des Akts bestimmt, „dass im Laufe jedes Tags jeder solchen Person ▼on beschrSnkter Arbeitszeit mindestens 1'/« Stunden fttr Mahl- zeiten eingeräumt werden soUen." Die Anwendung von Kindern unter 9 Jahren, mit später zu erwähnender Ausnahmei ward ver- boten, die Arbeit der Kinder von 9 bis 13 Jahren auf 8 Stunden täglich beschränkt Nachtarbeit, d. h. nach diesem Gesetz, Arbeit zwischen halb 9 Uhr Abends und halb 6 Uhr Morgens, ward ver- boten fiir alle Personen zwischen 9 und 18 Jahren.

Die Gesetzgeber waren so weit entfernt, die Freiheit des Kapitals in Aussaugung der erwachsnen Arbeitskraft oder, wie sie es nannten, „die Freiheit der Arbeit" antasten zu wollen, dass sie ein eignes System ausheckten, um solcher haarsträubenden Konsequenz des Fabrikakts vorzubeugen.

„Das grosse Uebel des Fabriksystems, wie es gegenwärtig ein- gerichtet ist", heisst es im ersten Bericht des Centmlraths der Kommission vom 25. Juni 1833, „besteht darin, dass es die Noth- wendigkeit schaiit, die Kinderarbeit zur iiussersten Läuge des Arbeiistairs der Erwachsnen auszudehnen. Das einzige Heilmittel für dit^-> Ue))el, ohne Beschränkung r Arbeit der Erwachsnen, woraus eui Uebel entspringen würde, grösser als das, dem vorge- beugt werden soll, scheint der Plan, doppelte Keihen von Kindern zu verwenden". Unter dem Namen Kelaissvstem („System of Relays"; R<*1av heisst im Englischen wie im Französischen: das Wechseln der i'oatpferde auf verschiedueu Ötatiouen) wurde daher

«Hep. of Iiup. of Fact. SOth Aprü 1860% p. 51.

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dieser „Plan" ausgeführt, so dass z. B. von halb 6 Uhr Morgens bis halb 2 Uhr Nachunttags eine Reihe von Kindern z^vischen 9 und 13 Jahren, von halb zwei Uhr Nachmittags bis halb 'J Uhr Abends eine andre Reihe vorgespannt wird u. s. w.

Znr Belohnung dafar, dass die Herren Fabrikanten alle während der letzten 22 Jahre erlassnen Gesetze über Kinderarbeit aufs frechste ignurirt hatten, ward ümen jetzt aber auch die Pille ver- goldet. Das Parlament bestimmte, dass nach dem I.März kein Kind unter 11 Jahren, nach dem 1. Marz 1835 kein Kind unter 12 Jalireii und nach dem 1. März 1836 kein Kind unter 13 Jabreu über b Stunden in eiripr Fabrik arbeiten solle! Dieser für das „Kapital" so schonungs volle „Liberalismus" war um so anerkennens- werther, als Dr. Farre, Sir A. Carlisle, Sir B. Brodie, Sir C. Bell, Mr. Guthrie u. s, w., kurz die bedeutendsten physicians und sur- geons Londons in ihren Zeugenaussagen vor dem Unterhaus er- klärt hatten, dass periculum in mora! Dr. Farre drückte sich noch etwas gröber dahin aus: „Gesetzgebung ist gleich noth wendig für die Vorbeugung des Tods in allen Formen, worin er vorzeitig an- gethan werden kann, und sicher dieser (der Fabrikmodus) muss als eine der grausamsten Methoden ihn anzuthun betrachtet werden*^*)." Dasselbe „reformirte" Parlament, das aus Zartsinn fÖr die Herrn Fabrikanten Kinder unter 13 Jahren noch Jahre lang in die H5Ue 72 stündiger Fabrikarbeit per Woche festbannte, verbot dagegen in dem Emancipationsakt, der auch die Freiheit tropfenweise eingab, von Tomherem den Pflanzern, irgend einen Negersklaven länger als 45 Stunden per Woche abzuarbeiten!

Aber keineswegs gesühnt, eröffnete das Kapital jetzt eine mehr- jährige und geräuschvoUe Agitation. Sie drehte sich hauptsächlich um das Alter der Kategorien, die unter dem Namen Kinder aof 8 stündige Arbeit beschränkt und einem gewissen Schalzwang unterworfen worden waren. Nach der kapitalistischen Anthro- pologie hörte das Kindesalter im 10. oder, wenn es hoch ging, im 11. Jahre auf. Je näher der Termin der Tollen AusfOhrnng des Fabrikakts, das Yerhängnissvolle Jahr 1836 rückte, am so wilder raste der Fabrikantenmob. Es gelang ihm in der That, die Re- gierang 80 weit emznschttchtem, dass sie 1885 den Termin des Kindesslters von 18 anf 12 Jahre herabsusetzen Torachlng. Indess wnchs die pressnre from without drohend an. Der Muth yersagte

„Legislation ia equally necessary for the prevention of death, in aoy form in which it c&n be prematurely inflicted, and certainly thia nmst be viewed u a moet erael mode of ulUeting it"

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dem Unterhause. Es verweigerte, Dreizehnjährige länger als 8 Stunden täglich unter das Juggernautrad des Kapitals zu weifen, und der Akt von 18S8 trat in Yolle Wirkong. Er blieb unver- ändert bis Juni 1844,

Während des Deoenniams, worin er erst theihveise, dann ganz die Fabrikarbeit regolirte, strotzen die officiellen Berichte der Fabrikinspektoren von Klagen aber die Unmöglichkeit seiner Aus* ftÜmmg. Da das Gesetz von 1838 es n&mUch den Herrn yom Kapital fireistellte, in der fttn&ehDstllndigeii Periode von halb 6 Ubr Morgens bis halb 9 Uhr Abends jede ,^wa^ Person" und jedes „Kind** zu irgend beliebiger Zeit die zwdlf-, respektive die acht- stündige Arbeit beginnen, unterbrechen, enden zu lassen, und ebenso den verschiednen Personen verschiedne Stunden der Mahl- zeiten anzuweisen, fimden die Herrn bald ein neues «BAlaiBSjstem'' aus, wonach die Arbeitspferde nicht an bestimmten Stationen ge- wechselt, sondern an wechselnden Stationen stets wieder von neuem vorgespannt werden. Wir verweilen nicht weiter bei der Schön- heit dieses Systems, da wir sp&ter darauf zurückkommen mOssen. So viel ist aber auf den ersten Blick klar, dass es den ganzen Fabrikakt nicht nur seinem Geist, sondern auch seinem Buchstaben nacb aufhob. Wie sollten die Fabrikinspektoren bei dieser kom- plicirten Buchführung über jedes einzelne Kind und jede junge Person die gesetzlich bestimmte Arbeitszeit und die Gewährung der gesetzlichen Mahlzeiten erzwingen? In einem grossen Theü der Fabriken blühte der alte brutale Unfug bald wieder ungestraft auf. In dner Zusammenkunft mit dem Minister des Innan (1844) bewiesen die Fabrikinspektoren die Unmöglichkeit jeder Kontrole unter dem neuausgeheckten Relaissystem ^•*). Unterdess hatten sich aber die Umstände sehr geändert. Die Fabrikarbeiter^ namentlich seit 1838, hatten die Zehnstundenbill zu ihrem ökono- mischen, wie die Charter zu ihrem politischen W ahlaufruf gemacht. Eiii Theil der Fabrikanten selbst, der den Fabrikbetrieb dem Akt Yon 183ti gcmäfs geregelt hatte, überwai'i das iVirlament mit f 'euk- schriften über die unsiltiiche „Konkurrenz" der „lalsclien Brüder", denen grössere Frechheit oder glücklichere Lokalumstände den Ge- setzesbruch erlaubten. Zudem, wie sehr immerlini der einzelne Fabrikant der alten Raubgier den Zügel frei schiessen lassen mochte, die Wortführer und politischen Leiter der Fabrikantenklasse geboten eine veränderte Haltung und veranderie Sprache gegen-

') ,Eep. of Xnsp. ol Fact. Slst Üctober 1849', p. 6.

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über den Arbeitern. Sie hatten den Feldzug zur Abschaffung der Komgesetze eröffnet und bedurften der Hülfe der Arbeiter zum Siege! Sie verspracben daher nicht nur Verdopplang des Laibee Brod, sondern Annahme der Zehnstundenbill unter dem tausend- jährigen Reich der Free Trade Sie durften also um so weniger eine Mafsr^el bekämpfen, die nur den Akt von 1833 zur Wahr- heit machen sollte. In ihrem heiligsten Interesse, der Grundrente, bedroht, donnerten endlich die Tories entrUstet philantbropisclL über die „inüunen Praktiken"*^) ihrer Feinde.

So kam der zusätzliche Fabrikakt vom 7. Joni 1844 zu Stande. Er trat am 10. September 1844 in Wirkung. Er gmppirt eine neue Kategorie Ton Arbeitern unter die Beschützten ^ nfimüch die Fraoenzimmer Aber 18 Jahre. Sie wurden in jeder Rücksicht den jungen Personen gleichgesetzt, ihre Arbeitszeit anf 12 Standen be- schränkt, Nachtarbeit ihnen ontersagt u. 8. w. Zum erstenmal sah sich die Gesetzgebung also gezwungen, auch die Arbrät VoU- j ähriger direkt und offidell zu kontroliren. In dem Fabrikbericht Ton 1844 45 heiast es ironisch: „Bs ist kein einziger Fall za onsrer Komtniss gekommen, wo erwachsne Weiber sich fiber diesen Eingriff in ihre Rechte bnchwert hätten Die Arbeit von Kindern unter 18 Jahren wurde auf 6^/, und, unter gewissen Be- dingungen, 7 Standen tSglich reducirt*^

Um die Missbrauche des falschen ,,RelaiBBj8tem8'' zu beseitigen, traf das Gesetz u. a. folgende wichtige Detailbestimmungen: ,Der Arbeitstag fttr Kinder und junge Personen ist von der Zeit an zu ^hlen, wo irgend ein Kind oder eine junge Person des Morgens in der Fabrik zu arbeiten anf&ngt'* So dass wenn A z. B. um 8 Uhr Morgens die Arbeit hegixmt, und B um 10 Uhr, der Ar- beitstag dennoch fttr B zur selben Stunde enden muss wie ftr A. Der An&ng des Arhdtstags soll angezeigt werden durch eine Öffentliche Uhr, z. B. die nfidhste Eisenbahnuhr, wonach die Fabrik- glocke zu richten. Der Fabrikant hat dne grossgedmckte Kotiz in der Fabrik aufzuhängen, worin An&ng, Ende, Pausen des Arbeitstags angegeben sind. Kinder, die ihre Arbeit des Vor- mittags vor 12 Uhr beginnen, dürfen nicht wieder nach 1 Uhr

„Rep. of Insp. of Fact. Slst Oct. 1848", p. 98. Uebrigens braucht Leonhard Horner deu Au.sdruck ^nefarious prae* ticea" officiell. („Reporte of losp. of Fact. Slst October 1859", p. 7.) i«5 jjRep. etc. for SOth Sept. 1844", p. 15.

>^ Der Akt erlaubt Kinder 10 Standen anzuwenden, wenn sie nicht Tnc' nnoh T-a7 . '^«indf'rn nur eippn Tfic: über den andren arbeiten. Im Ganzen blieb diese Klausel wirkuugälos. ,

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Mittags Terwuidt werden. Die Naehmittagsieilie muss also aus andren Kindern bestehn als die Vormitfcagareihe. Die l^t Standen fOr Mahkeit mOseen allen beschfiizteii Arbeitern zu denselben Tages- perioden eingerfinint werden, eine Stande wenigstens ?or 8 Uhr Naehmittags. Kinder oder junge Personen dürfen niebt länger ak 5 Standen tot 1 Ubr Mittags verwandt werden, ohne eine min- destens balbstttndige Panse fttr Mahlzeit Kinder, junge Personen oder Frauenzimmer dürfen während keiner Mahlzeit in einer Fabrik«* stube bleiben, worin irgend ein Arbeitsprooess vorgeht u. s. w.

Man hat gesehn: Diese minutiösen Besiammungen, welche die Periode, Grenzen, Pausen der Arbeit so militarisdi uniform nach dem Glockenschlag regeln, waren keineswegs Produkte parlamen- tarisdier Himweberel Sie entwickelten sich allm&hlig aus den Verhältnissen heraus, als Naturgesetze der modernen Produktions- weise. Ihre FormuUrung, officielle Anerkennung und staatliche Proklamation waren Ergebniss langwieriger Klassenkämpfe. Eine ihrer nächsten Folgen war, dass die Praxis auch den Arbeitstag der erwachsenen männlichen Fabrikarbeiter denselben Schranken unterwarf, da in den meisten Produktionsprocessen die Kooperation der Kinder, jungen Personen und Frauenzimmer unentbeln lieh. Im Grossen und lüiiizen galt daher während der Periuik- von 1844^ 47 der zwölfstündige Arbeitstag allgemein und uniform in allen der Fabrikgesetzgebung unterworfenen Industriezweigen.

Die Fabrikanten erlaubten diesen „Fortschritt" jeduch nicht ohne einen kompensirenden „Rückschritt". Auf ihren Antrieb reducirte das Unterhaus das Miuimalalter der zu verarbeitenden Kinder von 9 Jahren auf 8, zur Sicherung der dem Kapital von Gott und ßechts wegen geschuldeten „additioneilen Fabrikkmdi r/utulir ^

Die Jahre 184G 47 machen Epoche in der okonumi.schen Ge- schichte Englands. Widerruf der Korngesetze, die Einfuhrzölle auf Baumwolle und andre Koiimaterialien abgeschafft, der Frei- handel zum Leitstern der Gesetzgebung erklärt! Kurz, das tausend- jährige liei( Ii brach au. Andrerseits rTrpirhfpn in denselben Jahren Chartistenbewegung und Zehnstundenagitation üiren Höhepunkt. Sie fanden Bundesgenossen in den racheschnaubenden Tones. Trotz des fanatischen Widerstands des wortbrüchigen Freihandelsheers, mit Bright und Cobden an der Spitze, ging die so lang erstrebte Zehnstundenbül darch das Parlament.

„As a rediiction in their bours of work would cause u large number (of ohiidren) to be employed, it was tbonght tbat the additional supply

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Der neue Fabrikakt vom 8. Juni 1847 setzte fest, dass am 1. Juli 1847 eine vorläufige Verkürzung des Arbtutstai^s rVr „jungen Personen" (von 13 bis 18 Jahren) und aller Arbeiten iiuen auf 11 Stunden, am 1. Mai 1848 aber die definitive Beschränkung auf 10 Standen eintreten solle. Tin Uebngen war der Akt nur ein amendirender Zusatz der Gesetze von 1833 und 1844.

Das Kapital unternahm einen vorläutigen Feldzucf, um die volle Ausführung des Akts am 1. Mai 1848 zu verhindern. Und zwar sollten die Arbeiter selbst, angeblich durch die Erfahrung j^p- witzigt, ihr eignes Werk wieder zerstören helfen. Der Augenblick war geschickt gewählt. „Man muss sich erinnern, dass ui Folge der furchtbaren Krise von 1846 47 grosses Leid unter den Fabrik- arbeitern vorheiXBchte, da viele Fabriken nur fCLr kurze Zeit ge- arbeitet, andre ganz still gestanden hatten. Eine beträchUiche An- zahl der Arbeiter befand sich daher in drückendster Lage, viele in Schnlden. Man konnte daher mit siemlicher Gewissheit annehmen, dass sie die längere Arbeitszeit vorziehn würden, um die ver- gangnen Verluste gut zu machen, vielleicht Schulden abzuzahlen, oder ihre Möbel aus dem P&ndhaus zu holen, oder verkaufte Hab- seligkeiten zu ersetsen, oder neue Kleidungsstücke sich selbst und ihren Familien zu verschaffen" Die Herm Fabrikanten suchten die natürliche Wirkung dieser Umstände zu steigern duich eine allgemeine Lohnherabsetzung von 10^/^. Diess geschah so zu sagen zur Einweihungsfeier der neuen Freihaiidelsto. Dann folgte weitre Herabsetzung um 8V«^/o, sobald der Arbeitstag auf 11, und um das Doppelte, sobald er definitiv auf 10 Stunden yerkOizt wurde. Wo es ^her irgendwie die Yerh&ltnisse zuliessen, fand eine Lohn- heiabsetzung von wenigstens 25 ^^/^ statt Unter so günstig vorbereiteten Chancen begann man die Agitation unter den Ar- beitern f&r Widerruf des Akts von 1847. Kein Mittel des Betrugs, der Verführung und der Drohung wurde dabei verschmäht, aber alles umsonst Mit Bezug auf das halbe Dutzend Petitionen, worin die Arbeiter klagen mussten über „ihre Unterdrückung durch den Akt^y erklarten die Bittsteller selbst, bei mündlichem Verhör, ihre Unterschriften seien abgenöthigt worden. „Sie seien unterdrückt,

of childreu from eight to nine yean of age, woold meet the incresaed

demaud.-' fl. c. p. 18.)

"*) „Kep. of Inap. of Fact. Ölst Oct. 1848", p. 16.

^^ '■) ,.Ich fimd, dass man Leuten, die 10 di. wöchentlich erhalten hatten,

1 sh. abzog auf T^echnung der allgemeinen Lohnherabsetzung von IO^Iq, und weitre 1 nh. 6 d. für die ZeitverkiirzunjL', zusammen 2 sh. 6 d., und trotz alledem hielt die Melirzahl fest au der Zehnstundenbiil.'' (1. c.)

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aber von Jemand anders als dem Fabrikakt" ^^^). Wemi es aber den Fabrikanten nicht gelang, die Arbeiter in ihrem Sinn sprechen za machen f schrieen sie selbst nur um so lauter in Presse und Parlament im Namen der Arbeiter. Sie denonditen die Fabrik- inspektoren als eine Art Konventskommissäre, die ihrer Weltrer- heaseruDgsgrille den unglücklichen Arbeiter unbarmherzig auf- opferten. Auch diess Manöver schlug fehl. Fabrikinspektor Leon- hard Homer stellte in eigner Person und durch seine Unterinspek- toren zahlreiche Zeugen verhöre in den Fabriken L^incashire's an. Ungefähr 70^/^ der verhörten Arbeiter erklären sich für 10 Stunden, eine viel geringere Procentzahl für 11 und eine ganz unbedeutende Minorität für die alten 12 Standen ^<^).

Ein andres Mgftt^ches" Manöver war, die erwachsnen männlichen Arbeiter 12 bis 15 Stunden arbeiten zu lassen und dann diese Thatsaehe für den besten Ausdmck der proletarischen Heizens- wOnsdie zu erUfiren. Aber der „unbannherzige'' Fabrikinspektor Leonhard Homer war wieder an Ort und Stelle. Die meisten „Ueberstflndigeii'' sagten aus, «sie würden es bei weitem vonielm, 10 Stunden für geringren Arbeitslohn zu arbeiten, aber sie hätten keine Wahl; so viele von ihnen seien arbeitslos, so viele Spinner gezwungen, ab blosse piecers zu arbeiten, dass, wenn sie die langre Arbeitszeit verwdgerten, andre sofort ihre Stellen einnehmen würden, so dsss die fVage so für sie stehe: entweder die langre Zeit arbeiten oder auf dem Pflaster liegen*

Der vorläufige Feldzug des Kapitals war missglfickt, und das Zehnstundengesetz trat am 1. Msi 1848 in Kraft Unterdess hatte jedoch das Fiasko der Ohartistenpartei, deren Etllirer eingekerk^ und deren Organisation zersprengt, bereits das Selbstvertrauen der englisdien Arbeiterklasse erschüttert Bald darauf vereinigte die Pariser Junünsurrektion und ihre blutige Erstickung, wie im kon*

„Als ich die reliiion unterzeichnete, erklärte ich zugleich, ich thue damit etwas Schh^chtes. AVaruin habt Ihr sie deuu unterzeichnet?

Weil man mich im Weigerungsfälle nuf das Pflaster geworfen hätte.

Der Bittsteller fühlte sich in der That „unteidrQckt'S aber nicht grade durch den Fabrikakt." (1. c. p. 102.)

1. c. p. 17. In Herrn Homer's Distrikt wurden so 10,270 erwachsne mftimliche Arbeiter in 181 Fabriken verhört. Man findet ihre Aussapen im Appendix des Fabrikreports für dns Plalbjahr endend October 1848. Diese ZeugenverhOre bieten auch in andrer Beziehung schätzbares Material.

1. e. Siebe die von Leonhard Homer selbst gesammelten Aussagen No. 69, 70, 71, 72, 92, 93 und die von Subinspektor A. gesammelten No. 81, 52, 58, 59, 62, 70 des ,,Appendix". Ein Fabrikant schenkte selbst klaren Wein ein. Siehe No. 14 nach No. 265 1. c.

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tinentalen Europa flo in England, aUa Fzaktionen der hemdtenden Kkueen, GrondeigentiLttmer und Kapitalist«!, Börsenwdlfe und KrBmer, Protektionisten und Frdli&ndler, Begiemng nnd OppositioD, Pfaffen und Freigeiater, jnnge Huren und ilte Nonnen, unter dem gemeinachaftHchen Ruf zur Rettung des Eigenthums, der Religion, der Familie, der GeedlBcliaftl Die ArbeiterUaase wurde ftberall verfehmt, in den Bann gethan, unter das „loi des suspects** ge- stellt Die Herren Fabrikanten brauchten sich also nidit zu geniren. Sie brachen in offne Revolte ans, nicht nur wider das Zehnstunden- gesebe, sondern wider die ganze Gesetzgebung, welche seit 1888 die „ireie'' Aussaug ung der ArbeitBkralt einigermaßen zu zttgeln suchte. Es war eine Proalavery Rebellion in Miniatur, wihrend mehr als zwei Jsiuren durchgeführt mit cynischer RücksichtBlosig- keit, mit terroristischer Energie, beide um so wohlftiler, ab der rebellische Sapitalist nichts riskirta ausser der Haut seiner Ar- beiter.

Zum Venrtlndnias des Nachfolgenden muss man sich erinnern, dass die Fabrikakte Ton 1838, 1844 und 1847 alle drei in Rechts- kraft, so weit der eine nicht den andren amendirt; dass keiner der- selben den Arbeitstag des männlichen Arbeiters über 18 Jalire bescliränkt, und dass seit 1833 die fünfzehnstündige Periode von halb 6 Uhr Morgens bis halb 9 Uhr Abends der gesetzliche „Tag" blieb, luuLrhalb dessen erst die zwölf-, später die zehnstündige Arbeit der jungen Personen und Frauenzimmer unter den vorge- schriebnen Bedingungen zu verrichten war.

Die Fabrikanten begannen hie und da mit Entlassung eines Theils, manchmal der Halft-e, der von ihnen bestliuitigten jungen Personen und Arbeiterinnen und stellten dagegen die fast ver- schollne Nachtarbeit unter den erwaclisnen männHchen Arbeitern wieder her. Das Zehnstundengesetz, rieten sie, lasse ihnen keine andre Alternative'*")!

Der zweite Schritt bezog sich auf die gesetzlichen Pausen für Mahlzeiten. Hören wir die Fabrikinspektoren. „Seit der Beschrän- kung der Arbeitsstunden auf 10 behaupten die Fabrikanten, ob- gleich sie praktisch ihre Ansicht noch nicht bis zur letzten Kon- sequenz durchführen, dass, wenn z. B. von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends gearbeitet wird, sie den gesetzlichen Vorschriften genug thun, indem sie eine Stunde für Mahlzeit vor 9 1 hr Morgens und eine halbe Stunde nach 7 Uhr Abends, also 1^/^ stunden für

„Reports etc. for 3l8t October 1848% p. 183, 184.

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Mahlzeiten geben. In einigen Fällen erlauben sie jetzt eine halbe oder ganze Stunde für Mittagessen, bestehn aber zugleich darauf^ sie seien durchaus nicht verpflichtet, irgend einen Theil der 1*/« Stunden im Lauf des z*^linstundigen Ailjeithiagb einzu- räumen"^*®). Die Herrn Falnikanteu behaupteten also, die pein- lich genauen Bestimmungen des Akts von 1844 über Mahlzeiten gäben den Arbeiterrj nur die Erlaubniss, vor ihrem Eintritt in die Fabrik und nach ihrem Austritt aus der Fabrik, also bei sich zu Hause, /u essen und zu trniken! Und warum sollten die Ar- beiter auch niclit vor 9 Uhr Morgens ihr ^iittagessen einnehmen? Die Kronjuristen entschieden jedoch, dass die vorgeschriebenen Mahlzeiten „in Pausen während des wirklichen Arbeitstags gegeben werden müssen, und dass es ungesetzlich, 10 Stunden nach einander von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends ohne Unterbreckang arbeiten zu lassen""*).

Nach diesen gemüthlichen Demonstrationen leitete das Kapital seine Revolte ein durch einen Schritt, der dem Bachstaben des Gresetzes von entsprach, also legal war.

Das Gesetz von 1844 verbot allerdings, Kinder von 8 bis 18 Jahren, die vor 12 Uhr Vormittags beschäftigt würden, wieder nach 1 Uhr Mittags zu beschäftigen. Aber es regelte in keiner Weise die 6 ^/^ stündige Arbeit der Kinder, deren Arbeitszeit um 12 Uhr VormiUags oder später begann! Achtjährige Kinder konnten daher, wenn sie die Arbeit um 12 Uhr Vormittags be- gannen, Ton 12 bis 1 Uhr verwandt werden, 1 Stande; von 2 Uhr bis 4 Uhr Nachmittags, 2 Standen, und von 5 Uhr bis halb 9 Uhr Abends, S'/, Standen; alle in allem die gesetaliehen 6^/, Standenl Oder noch besser. Um ihre Verwendung der Arbeit erwachsner mSnnlicher Arbeiter bis halb 9 Uhr Abends anzupassen, brauchten ihnen die Fabrikanton kein Werk zu geben vor 2 Uhr Nach- mittags, und konnten sie denn ununterbrochen in der Fabrik halten bis halb 9 Uhr Abends! „Und es wird jetzt ausdrücklich zagestanden, dass neuerdings in Folge der Fabrikantengier, ihre Maschinerie Iftnger als 10 Standen laufen zu lassen, sich die Praxis in England eingeschlichen hat, acht- bis dreizehnjährige Kinder beiderlei Geschlechte nach Entfernung aller jungen Personen und Weiber aus der Fabrik allein mit den erwaebsnen Männern bis halb 9 Uhr Abends arbeitai zu lassen'' ^^). Arbeiter und Fabrik-

»**^') .Reports etc. for 30th April 1848«, p. 47. „Reports etc. for 3 Ist Oct. 1848% p. 130. .Reporte etc/ 1. c. p. 42.

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inspektoitju protestirt^n aus bygienischen und moralischen Gründen. Aber das Kapital antwortete:

, Meine Thaten auf inein TTiHipt! Mein Recht verlang* iohl Die Busse und Verptänduiig meines Scheins!*

In der That waren nach statistischer Vorlage an das Unterhaus vom 26. Juli 1850, trotz aller Proteste, am 15. Juli 1850 3742 Kinder in 275 Fabriken dieser „Praxis" unterworfen^*^). Noch nicht genug! Das Luchsauge des Kapitals entdeckte, dass der Akt ▼on 1844 f&n&tfindige Arbeit des Vormittags nicht ohne Pause Ton wenigstens 80 Minuten für Erfrischung erlaubt, aber nichts der Art ftir die Kachmittagsarbeit Torsehreibi Es verlangte und ertrotzte dahnr den GennaSi aeh^jfihvige Arbeiterkinder unausgesetzt Ton 2 Ins halb 9 Uhr Abends nicht nur schanzen, sondern auch hungern zu lassen!

„Ja, die Brost,

So sagt der Schein*

Diess Shylock'sche Festklaiiimcin am Buchstabcii des Gesetzes von 1844, soweit es die Kinderarbeit regelt, sollte jedoch nur die offne Revolte gegen tla^selbe Gesetz vermitteln, soweit es die Ar- beit von „Jungen Personen und Frauen zun nie ni" regelt. Man er- innert sich, dass die Abschaffung des „falschen Relaissjstems" Hauptzweck und Hauptinhalt jenes Gesetzes bildet. Die Fabri- kauteu eröffneten ihre Revolte mit der einfachen Erkbirunrr, die Sektionen des Akts von 1844, welche beliebigen Niessbmuch der jungen Personen und Frauenzimmer in beliebigen kürzeren Ab- schuitten des l'ünfzehnstöndigen Fabriktags verbiet4»n. seien „ver- gleicbungsweise harmlose (comparatively harmless) geblieben, so lange die Ail)t it /eit auf 12 Stunden eingeschränkt war. Unter dem Zehnstundengesetz seien sie eine unerträgliche Unbill'* (hard-

1*») , Reports etc. for ^l^^t Oct. 1850-, p. T), 6.

Die Natur des Kamtaid bleibt dieselbe, iu seinen unentwiclcelieii, wie in seinen entwickelten Formen. In dem GtoBetsbneh, das der Einflnss der

Sklavenhalter kurz vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs dem Terri- torium von New-Mexico aufherrschte, heisst es: der Arbeiter, so weit der Kapitalist seine Arbeitslcraft gekauft hat, ,ist sein (des Kapitalisten) Geld.'* („Ilie labonrer is bis (the capitaliafs) money'.) Dieselbe Anschauung war gangbar bei den römischen Patriciern. Das Geld, das dem plebejischen Schuldner vorgeschossen, hatte sich vermittelst seiner Leben r^mittcl in Fleisch uiid Blut des Schuldners verwandelt. Diess »Fleisch und Bluf war daher «ihr Geld*. Daher das Shylock'sche Gesets der 10 Tafeln ! Linguet's Hy})o- these, da.«<s die patricischen Gläubiger von Zeit zu Zeit jenseit« der Tiber Fe?tschmäuÄe in gekochtem Schuldnerfloisch voran. 'Stalteten, bleibe ebenso dahiugeötellt, wie Dauiiier's Hypothese über das chiiätliche Abendmahl.

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ship)^**). Sie zeigten daher den Inspektoren in der kühlsten Weise an, dass sie sich über den BncTistaben des Gesetzes hin- wegsetzpn und das alte System auf eigne Faust wieder einführen wnrdeii '^^). Es rrpsclielie im Interesse der übelberathnpn Arbeiter selbst, „um liinen h(>hcrc Löhne zalilen zu könneji." „Es sei der einzig mögliche Plan, um unter dem Zehnstundengesetz die in- dustrielle Suprematie Gross britanniens zu erhalten ,.Es möge etwas schwer sein, Unregelmärsigkeiten unter dem Eelaissystem za entdecken, aber was heisse das? (wbat of that?) Soll das grosse Fabrikinteresse dieses Landes als ein sekundäres Ding be- handelt werden, um den Fabrikinspektoren und Subinspektoxen ein bischen mehr Mühe (some little trouble) zu sparen"***)?

Alle diese Flausen halfen natürlich nichts. Die Fabrikinspek- toren schritten gerichtlich ein. Bald aber überschüttete eine solche Staubwolke von Fabrikantenpetitionen den Minister des Innern, Sir George Grey, dass er in einem Girkular vom 5. August 1848 die Inspektoren anwies, „im Allgemeinen nicht einzuschreiten wegen Verletzung dee Buchstabens des Akts, so oft das Belaia- System nicht erwiesenermafsen missbraucht werde, um junge Per- sonen und Frauenzimmer über 10 Stunden arbeiten zu lassen." Hierauf erlaubte Fabrikinspektor J. Stuart das sogenannte Ab- iSsungssystem w&hrend der ftinfeehnstOndigen Periode des Fahrik- tags in ganz Schottland, wo es bald wieder in alter Weise auf- blQhte Die englischen Fabrikinspektoren dagegen erkürten, der Minister besttse keine diktatoiische Gewalt zur Suspension der Gesetze, und fuhren mit gerichtlicher Procedur wider die Pro- slaverj Rebellen fori

Wozu jedoch aUe Ladung vor s Gericht, sobald die Gerichte, die countj magistrates^*^ freisprachen? In diesen Gerichten sassen die Herrn Fabrikanten über sich selbst zu Gericht Ein Beispiel Ein gewisser Eskrigge, Baumwollspinner yon der Firma Eershaw, Leese et Co., hatte dem Fabrikinspektor seines Distrikts das Schema eines für seine Fabrik bestimmten Belaissystems Torgelegt Ab-

Eeporta etc. for 30th Apr. IÖ48% p. 28. ^) So unter andren Philanthrop Aahworth in einem «luikerhaft wid- rigen Brief &n Leonhaid Homer. (Bep. Apr. 1849, p. 4).

I. c. p. 1^4. «5 I. c. p. 140.

Dieee „county magistrates", die „ereat unpaid*', wie W. Gobbett sie

neunt, sind eine Art unbezahlter Friedensricbter, aus den Honoratioren der Grafschaften gebildet. Sie bilden in der That die Patrimonialgerichte der herrschenden Klassen.

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Bchligig beBchiedeOf verhielt er sich zunächst paanT. Wenige IConafce später stand ein IndiTidaum Namena Robinson, ebenfalls Banmwolispinnar, und wenn nicht der Freitag, so jedenfalls der Verwandte des Eskxigge, vor den Borough Jnstioea zu Stoclqport, wegen EinfÖhrnng ü identisehen, von Eskrigge ausheckten Rflkiq^lans. Es sassen 4 Richter, darunter 8 BaumwoUspinner^ an ihrer Spitze derselbe onTermeidliehe Eskrigge. Eskrigge sprach den Robinson firei und erklärte nun, was dem Robinson recht, sei dem Eskrigge billig. Auf seine eigne rechtskräftige Entscheidung gesttltst, führte er sofort das System in seiner eignen Fabrik ein^**). Allerdingä war schon die Zusammensetzung dieser Gerichte eine offne Verletzung des Gesetzes ^^). „Diese Art gerichtlicher Farcen", ruft Inspektor Howell aus, .schreien nach emem Heilmittel . . . . entweder passt das Gesetz diesen UrthdIaqxrOchen an, oder lasst es verwalten durch ein minder fefalbares Tribunal, das seine Ent- scheidungen dem Gesetz anpasst .... in allen solchen Fällen. Wie sehnt man sich nach einem bezahlten Richter ^^!*

Die Eronjuristen erklärten die Fabrikanten -Interpretation des Aktes von 1848 für abgeschmackt, aber die Öesellschaftsretter Hessen sich nicht beirren, „Nachdem ich", bericlitet Leonhard Horner, „durch 10 Verfolgungen in 7 verschiednen Gerichtbbezirken versucht habe, das Gesetz zu erzwingen und nur in einem Fall von den Magistraten unterstützt wurde, . . . kalte ich weitere Ver- folgung wegen Umgehung des Gesetzes für nutzlos. Der Theil des Akts, der verfasst wurde, um Liutormitiit in den Arbeitsstunden zu Schafifen, . . . existirt nicht mehr in Lancashire. Auch besitze ich mit meinen UntpraL':enten durchau» kein Mittel, uns zu ver- sichern, dass Fabriken, wo das sog. Relaissystem herrscht, junge Personen und Frauenzimmer nicht über 10 Stunden beschäftigen.... Ende April 1849 arbeiteten schon 114 Fabriken in meinem Distrikt nach dieser Methode, und ihre Anzahl nimmt in der letzten Zeit leissend zu. Im Allgemeinen arbeiten sie jetzt IS^/^ Stunden, von 6 Uhr Morgens bis halb 8 Uhr Abends; in einigen Fällen 15 btunden, von halb 6 Uhr Morgens bis halb 9 Uhr Abends" ^*^).

'^M „Renorts etc. for dOih Aprü 1849", p. 21, 22. VgL ÄhnUche Bei- spiele ibid. p. 4, 5. ^ Durch l und 2 Wm. IV. c. 24, s. 10, bekannt ab Sb* John HobhonM's

Factory Act, wird verboten, dass irgend ein Besitzer einer Baumwollspinnerei oder Weberei, oder Vater, Sohn und Bruder eines solchen Besitzers in Fraj^en, die den Factory Act betreffen, als Friedensrichter fujuktiouiren.

irReporta eto. for 80th April 1849^ p. 5.

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Schon December 1848 besasa Leonlurd Honer eine Liste Ton 65 Fabrikanten und 29 Fabrikaufeehem, die einaliminig erUfirten, kein System der Oberanisicht kdnne unter diesem Belaiflsystem die exten- sivste üeberarbeit Terhindem^**). Bald wurden dieselben Kinder und jungen Personen aus der Spinnsfeube in die Webstube u. s. bald, wahrend 15 Stunden, aus einer Fabrik in die andre geschoben (shifted)^^^). Wie ein Sjstem kontroliren, „weldies das Wort Ab- lösung missbraucht, um die Binde in endloser Manuigfultigkeit wie Karten durcheinander zu mischen and die Standen der Arbeit und der Rast för die verscbiednen Individuen täglich so zu ver- schieben, dass ein nnd dasselbe vollständige Assortiment von Händen niemals an demselben Platze zur selben Zeit zusammen- wirkt«^"*)!

Aber ganz abgesebn von wirklicher Ueberarbeitung, war diess sog. Relaissystem eine Ausgeburt der Kapitalphantasie, wie sie Fount-r in seinen huuiuristischen Skizzen der ,courtes seances" nie übertroffen hat, nur dass die Attraktion der Arbeit verwandelt war in die Attraktion des K ipitals. Man sehe sich jene Fabrikanten- schemas an, welche die gute Presse pries als Muster von dem, „was ein veniünftiger Grad von Sorgfalt und Methode ausrichten kann" („what a reasonable degree of care and method can accora- piish"). Das Arbeiterpersonal wurde manchmal in 12 bis 15 Kate- gorien vertheilt, die selbst wieder ibre Bestandtheile beständig wechselten. Wahrend der fiuiizrlinst Lindigen Periode des Fabrik- tags zog das Kri]fital den Arbeiter jetzt für SO Minuten, jetzt für eine Stunde an und stiess ihn dann wieder ab, um ibn von neuem in die Fabrik zu ziehn und aus der Fabrik zu stossen, ibn hin und her hetzend in zerstreut.en Zeitfetzen, olin? je den Halt auf ihn zu verlieren, bis die zehnstündige Arbeit vollgemacht. Wie auf der Bühne hatten dieselben Personen abwechselnd in den ver- scbiednen Scenen der verscbipdnen Akte aufzutreten. Aber wie ein Schauspieler während di r ganzen Dfuipr des Dramas der Bühne gehört, so gehörten die Arbeiter jetzt während 1^ Stunden der Fabrik, nicht eingerechnet die Zeit, um von und zu ihr zu gehn. Die Stunden der Rast verwandelten sich so in Stunden erzwungnen Mttssiggangs, welche den jungen Arbeiter in die Kneipe und die junge Arbeiterin in das Bordell trieben. Bei jedem neuen Einfall, den der Kapitalist taglich ausheckte, um seine Maschinerie ohne

„Kep. etc. for 3l8t Oct. 1849", p. 6. „Rep. etc. for 30th April 1849", p. 21. ,^p. etc. 1. Dec 1848", p. 95.

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Yennehiung des Arbeiterpenonab 12 oder 1$ Standen im Gang xa halten, hatte der Arbeiter bald in diesem StOck Zeitabfall, bald an jenem seine Mahlzeit einznschlncken. Zur Zeit der Zehnstunden- Agitation schrien die Fabrikanten, das Arbeiterpack petitionire, in der Erwartung, zirölfetflndigen Arbeitslohn fttr zehnstfindige Arbeit zu erhalten. Sie hatten jetzt die Medaille umgekehrt Sie zahlten zehnstündigen Arbeitslohn für zwölf- und ffinlzehnstlindige Yer- ftigunfiij über die Arbeitskräfte ^••)! Diess war des Pudels Kern, diess die Fabrikantenausgabe des Zehnstundengesetzes! Es waren dieselben salbuDo;s7ollen, Menschenliebe triefenden Freihändler, die den Arbeitern 10 volle Jahre, während der Antieornlaw-Agit'ition. aut Heller und Pfennig vorgerechnet, dass bei freier Kornemfuhr eine zehnstündige Arbeit, mit den Mitteln der englischen Industrie, vollständig genüge, um die Kapitalisten zu bereichem ^•").

Die zweijährige ivapitalrevolte wurde endlich gekrönt durch den Urtheilsspruch eines der vier höchsten Gerichtshöfe von England, des Court of Exchequer, der in einem vor ihn gebrachten Fall am 8. Februar 1850 entschied, dass die Fabrikanten zwar wider den Sinn des Akts von 1844 handelten, dieser Akt selbst aber gewisse ^^ ()rte enthalte, die ihn sinnlos machten. „Mit dieser Ent- scheidung war das Zehnstundengesetz abe^schafft" Eine Masse Fabrikanten, lie bisher noch das Kelaissystem flir junge Personen und Arbeiterinnen gescheut, grüfen nun mit beiden Händen zn^"«).

Mit dipst iii scheinbar detinidveii Sie^: drs Kapitals trat aber so- fort ein ( iiischlag pin Die Arbeiter hatten bisher passiven, ob- gleich unbi ug-samen und täglich erneuten Widerstand geleistet. Sie protestirten jetzt in laut drohenden Meetings in Lancashire und Yorkshire. Das angebliche Zehnstundengesetz sei also blosser Hambog, parlamentarische Prellerei, und habe nie existirt! Die

Siehe „Beporte ete. for 30th April 1849", p. G und die weitUniig«

Auseinandersetzung des ,,^'bifting System** durch die Fabrikinspel-TtorrTi Howell und Sauuders in ,, Reports etc. for '.Mni Oct. 184^3." Siehe uuch die Petition der Geistliclikeit von Ashton und Nachbarschaft, Frühling IW9, an die Königin, gegen das ,,shift itystem".

Vgl. z. B. „The f actoiy Qaetdon and tke Ten Honn BiU By & H. Greg. 1837.'*

••') F.Engels: „Die engl ische Zehnstundenbill" (in der von mir heraus- gegebenen: „Neuen Rh. Zeitung. Politisch-ökonomische Revue. April- heft 1H50'*, p. 13). Derselbe ..hohe*' Gericlitshof entdeckte rbonfnlls v. ribrend des amerikanischen Bürgerkriegs eine Wortschraube, die das Gesetz gegen AntrOatang yon Piratenschüfen in'a direkte Gegentheil verkehrt* ,3ep. etc. for SOkh April 1850/'

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Fabrikinspektoreu warnten dringend die Rejjierung, der Klassen- antagonismus sei zu einer unglaublichen Hr)he gespannt. Ein Theil der Fabrikanten selbst imirrt^^: Durch die widersprechenden Ent- scheidungen der Magistrati' licrrsche ein cranz abnormer und anarchischer Zustand. Ein andres Gesetz gelte in Vurkshire, eui andres in Lancashire, ein andres Gesetz in einer Pfarrei von Lancashire, ein andres in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Der Fabrikant in grossen Städten könne das Gesetz umgehn, der in Landflecken finde nicht das nöthige Personal tür das Relaissystem und noch minder zur Verschiebung der Arbeiter aus einer Fabrik in die andre u. s. w." Und gleiche Exploitation der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals.

Unter diesen Umständen kam es zu einem Eompromiss zwischen Fabrikanten und Arbeitern^ der in dem neuen zusätzlichen Fabrikakt vom 5. August 1850 parlamentarisch besiegelt ist Für «junge Personen und Fraaenzimmer' wurde der Arbeitstag in den ersten 5 Wochentagen von 10 auf lO^^ Stunden erhöht, für den Sams- tag auf 7^/, Stunden beschrankt. Die Arbeit muss in der Periode yon 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends vorgehn^**) mit l*/« stän- digen Pausen für Mahlzeiten, die gleichzeitig und gemää den Bestimmungen von 1844 einzuräumen sind u. 8. w. Damit war dem Relaissystem ein Für allemal ein Ende gemacht '^^^). Ffir die Kinderarbeit blieb das Gesetz von 1844 in Kraft.

£ine Fabrikantenkategorie sicherte sich diessmal, wie frOher, be* sondere Seigneurialrechte auf Proletarierkinder. Es waren diess die Seidenfabrikanten. Im Jahr hatten sie drohend geheult,

,wenn man ihnen die Freiheit laube^ Kinder jedes Altera täglich 10 Stunden abzurackern, setze man ihre Fabriken still* (if the liberty of working children of anj age for 10 hours a day was taken awaj, it would stop their works). Es sei ihnen unmöglich^ eine hinreiGhende Anzahl yon Kindern über 13 Jahren zu kaufen. Sie erpressten das gewQnsehie Pririlegimn. Der Yorwand stellte sieh bei spätrer Untersuchung als haare Lüge heraus ^^^), was sie jedoch nicht Terhinderte, während eines Decenniums aus dem Blut kleiner Kinder, die zur Verrichtung ihrer Arbeit auf StOhle gestellt

^'^) Im Winter kann die Periode Kwiichen 7 Uhr Morgens und 7 Uhr

Abends an die Stelle treten.

*'^) The Presen t law (of 1850) waa a compromiae whereby the employed tnrrendered the benefit of the Ten Hoiurs' Act for the advantage of one imi- forni period for the commrncement and tcrniination of the labour ofthose wohse labour ia restricted.'/ iReportü etc. for SOth April 1852", p. 14.) „Reports etc. for 3Uth Sept. 1844", p. 13.

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werden mussten, täglich 10 Stunden Seide zu spinnen^"*). Der Akt von 1844 „beraubte* sie zwar der , Freiheit*, Bander unter 11 Jahren länger als 67^ Stunden, sicherte ihnen dagegen das Privil^ium, Kinder zwischen 11 und 13 Jahren 10 Stunden täg- lich zu verarbeiten, und kassirte den für andre Fabrikkinder voi^ geschriebenen Schulzwang. Diessmal der Vorwand: .Die Delikatesse des Gewebes erheische eine Fingerzartheit, die nur durch frühen Eintritt in die Fabrik za sichern* Der delikaten Finger wegen wuxden die Kinder ganz geschlachtet, wie Hornvieh in Südrussland wegen Haut und Talg. Endlich, 1850, wurde das 1844 einge- räumte Privilegium auf die Departements der Seidenzwirnerei und Seidenhaspelei beschränkt, hier aber, zum Schadenersats des seiner «Freiheit* beraubten Kapitals, die Arbeitszeit ftlr Kinder von 11 bis 13 Jahren von 10 auf 10^^ Stunden erhöht. Vorwand: .Die Arbeit sei leichter in Seidenfabriken als in den andren Fabriken und in keiner Weise so nachtheilig für die Gesundheit^ ^^*). Officielle ärzt- liche Unteisnchnng bewies hinterher, daas umgekehrt «die durdi- schnittliche Sterblichkeitsrate in den Seidendistiikten ausnahmsweiae hoch und unter dem weiblichen Theü der Beydlkerung seihet höher ist als in den BaumwoUdistiikten von Lancashire'**^^). Trota der

L c „The delicate texture of the fabric in which

they were employed requirinj» n ligbtiiess of touch, only to be acquired by their eariy iatroductiou to these faciories." (1. c. p. 20.) »w) „Reports etc. for Slst Oct. 1861", p. 26.

1. c. p. 27. Im Allgemeinen hat sich die dem Fabrikgesetz unt«r- worfene Arbeitorbevölkerung physisch sehr Tcrbessert. ADe ärztlichen Zeug- nisse stimiiieu darin überein und eignepersöniicheAnschauuiigzu verschiednen Perioden hat mich davon flbenseugt. Dennoch, und abgesenn von der unge- heuren Sterblichkeitsrate der Kinder in den ersten Lebensjahren, zeigen die üffio!»^11en Berichte des Dr. Greenhow den ungünstigen Gesundheit« zustand der irabnkdistrikte^ verglichen mit^jAgrikuiturdistrikten vonnormaierG eüund- heit". Zum Beweue n. a. folgende Tabelle ans seinem Bericht von 1861:

4m ia.

ten erwacti-

Sterblich- keitsrat« von Ijiiiiyen- afTektiun für je 100,000 MlBser,

älerbUota- kellmt«

TOD Lang«n

afr»ktlon für

je 100.000

simm«!.

Pro Cent «atz tler in Avr

MuinifiiktiLr bt'nch;ifti(?-

tcn crwaoh-

Ajrt der welb-

Uohen BMehlltigaBg.

149

598

644

18.0

Baumwolle

42.6

708

Black buni

734

34.9

ditto

547

Halifax

564

20.4

Wor><ted

611

Bradford

6oa

30.0

ditto

81.0

891

Macdeafleld

804

26.0

Seide

- 1 1 r<

588

Leck

705

17.9

ditto

"36.6

721

Stokc-upon-Trcnt

665

19.3

Erdeuwaare

Woolatauton

727

13.9

ditto

Acht gesunde Agri-

a05

knltttidiBtrikte

840

Marx,

Kapital X

17

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liftibjüiirlich wiederholten Proteste der Fabrikinspektoren dauert der Unfug bis zur Stunde fort*'*).

Das Gesetz von 185i> verwandelte nur fÖr »junge Personen und Frauenzimiuer* die fünf zehnstündige Penode von halb 6 Uhr Mor- gens bis halb 9 Uhr Abends in die zwölfsttindige Periode von 6 Uhr Morireiiü bis 6 Uhr Abends. Also nicht für Kinder, die immer noch eine halbe Stunde vor Begmn und 2^/2 Stunden nach Scbluss dieser Periode verwertlibar blieben, wenn auch die Öe- sammtdauer ihrer Arbeit Stunden nicht überschreiten durfte. W ahrend der Diskussion des Gesetzes wurde dem Parlament vr>n den Fabrikinspekt-oren eine Statistik über die infamen Missbräuche jener Anomalie unterbreitet. Jedoch umsonst. Im Hintergrund lauerte die Absicht, den Arbeitstag der erwachsnen Arbeiter mit Beihülfe der Kinder in Prosperitätsjahren wieder auf 16 Stunden zu schrauben. Die Erfahrung der folgenden 3 Jahre zeigte, dass solcher Versuch am Widerstand der erwachsnen männlichen Ar- beiter scheitern müsse ^''). Der Akt von 1850 wurde daher 1858 endlich ergänzt durch das Verbot, „Kinder des Morgens Tor und Abends nach den jungen Peisonen und Fraueneimmem zu yer- wenden." Von nun an regelte, mit wenigen Ausnahmen, der Fabrikakt Ton 1850 in den ihm unterworfenen Industriezweigen den Arbeitstsg aller Arbeiter ^^'^). Seit dem Erlass d^ eisten Fabrikakts war jetst ein halbes Jahrhundert Terflossen^^).

1^) Man weiss, wie widerstrebend die englischen .Freihindler' dem Schutz- zoll für SeidenmaDufaktur entsagten. Statt des Schutzes e^e^en franfOnaohe Einfuhr dient nun die Schutzlosigkeit englischer Fabrikkiuder.

^'-^ ,3eport8 etc. for the SOth April 1858", p. 81.

Wänrend der Zenithiahre der englischen BaumwolÜDdustrie, 1859 und 1860, versuchten einige Fabrikanten durch die Lockangel hoher Arbeits- löhne für Extrazeit, die erwachsnen männlichen Spinner u. s. w. zur Ver- Uogemng dee Arbeitstags zu bestimmen. IMe Hand-Mule Spinnen und 8df- Actor Minders machten dem Experiment ein Ende durch eine Denkschrift an ihre Anwender, worin es u. a. heis.st: ,,Grad herauagesprochen, unser Loben ist nun zur Ijast, uud so lange wir last 2 Tage die Woche ^20 Stunden) hinter an die Fabrik gekettet sind als die andren Arbeiter» fttUen wir uns gleich Heloten im Lande und werfen uns «elb^t vor. ein System zu ver- ewigen, das uns selbst und unsre Nachkomuien physisch und moralisch beschädigt . . . Daher geben wir hiermit respektvolle Notiz, dass wir von Neujahrstag an keine Minute mehr als 60 Stondoi wöchentich, Ton 6 Uhr bi^ 6 T^hr, mit Abzug der gesetzlichen Pausen von 1^/^ Stunde, arbeiten werden." („Keporta etc. for 30th April 1860**, p. 30 )

^'^) Ueber die Mittel, die die Fassung dieses Gesetzes für seinen Bruch gewährt, cf. den Parliamentary Betum: „Factory Begulations Acts'* (6. AufT 1859) und darin Leonhard Horner's ,,Sti2:!Tc?tions for Amending the actory Acts to enable the inspectors to prevent illegal worldng, now become -wry prevalent'*.

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Ueber ihre ursprüngliche Sph&re griff die G^tzgebung zuerst hinaus durch den ^Printworks' Act* (Qesete über Kattundrucke- rsieD n. s. w.) yon 1846. Die Unlust, womit das Kapital diese neue ^Extravaganz" zuHess, spricht aus jeder Zeile des Akts! Er beschränkt den Arbeitstag ftlr Kinder von 8 13 Jahren und für Frauenzimmer auf 16 Stunden zwischen 6 Uhr Morgens und 10 Uhr Abends, ohne irgend eine gesetzliche Pause ftlr Mahlzeiten. Er erlaubt männliche Arbeiter über 13 Jahre Tag und Nacht hin- durch beliebig absuarbeiten^^. Br ist ein parlamentarischer Abort"»).

Deonoch hatte das Prindp gesiegt mit seinem Sieg in den grossen Indastrieaweigeni welche das eigenste Geschöpf der modetnen Ptodoktionsweise^ Ihre wunderroUe Entwicklung Ton 1858 1860, Hand in Hand mit der physischen nnd movslischen Wiedergeburt der Fabrikarbeiter, schlug das blödeste Auge. Die Fabrikanten selbst» denen die gesetadiche Schianke und Regel des Arbeitstags durch halbhundertjährigen BOfgerkrieg Schr^ ftr * Schritt abgetrotat, wiesen prahlend auf den Kontrast mit den noch „freien'* Exploitationsgebieten hin Die Pharisier der „politischen Oekonomie'' proklamirtm nun die Einsicht in die Nothwendigkeit dnes gesetzlich geregelten Arbeitstsgs als charakteristische Nen- errungenscfaaft ihrer „Wissenschaft'* ^''). Man Tersteht leicht, dass nachdem sieh die Fbibrikmsgnaten in das ünTermeidliche gefügt und mit ihm ausgesöhnt, die Widerstandskraft des Kapitals graduell abechwfichte, während zugleich die Angriffskraft der Arbeiterklasse wuchs mit der Zahl ihrer Verbündeten in den nicht unmittelbar interessirten Gesellschaftsschichien. Daher vergleich uiigs weit» rascher Fortschritt seit IböO.

Die Färbereien und Bleichereien^^*) wurden 1860, die Spitzen-

„Kinder von 8 Jahren und darüber sind in der That von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends während des letzten Halbjahrs (I8')7) in meinem Distrikt abgerackert worden " '„Reporte pfc. for Slat Oct 1857", p. 89.)

„The Printworka' Act is admitted to bc a failure, both with reference to ito edacational and protective provisions." („Reports etc. for Slst Oct 1862", p. 52.)

"«) So z. B. E. Potter in Brief an Times vom 24. Marz Die Times

erinnert ihn an die Fabrücantenrevoite gegen das Zehubtundeugesetz.

^ So n. a. Herr W. Newmareh, MitaiSeiter an und Hezausgeber tob Tooke's: „History of Prioea'*. Ist es wissensehaftlieher Fortsehiitt, der öffentlichen Meinung feige Eoncessionen zu machen?

Der 1860 erlassne Akt über Bleichereien und Färbereien beetimmt dass der Arbeitstag am 1. Angnst 1861 TorUufig auf 12, am 1. Angnst 1862 definitiv anf 10 Stunden, d. h. 10'/« für Werkeltage und 7Vt Samstage herabgesetst werde. Als nnn das b^e Jahr 1862 anbrach, wiederholte sich

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fabriken und Strumpfmrkereien 1861 dem Fabrikakt von 1850 unterworfen. In Folge des ersten Berichts der „Kommission über die Beschäftigung der Kinder" (1868) theilten dasselbe Schicksal die Manufaktur aller Erdenwaaren (nicht nur Topfereien), der Zündhölzer, Zündhütchen, Patronen, Tapetenfabrik, BaumwoU- eammt-Scheererei (fustian cutting) und zahlreiche Prooesae, die unter dem Auadruck «finishing* (letzte Appretur) znsammengefasst aind. Im Jalire 1868 worden die ^Bleicherei in offner Lnft"^^)

die alte Farce. Die ITcmi Fabrikanten pctitionirten das Parlament, nur noch füi ein einziges Jahr länger die zwölfstimdige Beschäftigung von jungen Personen und ^EVaueimminem zu dulden .... „Beim gegenwärtigen Zustand des Geschäfti (snr Zeit der Baumwollcoth) sei es ein grosser Vor- thoil für tlio Arbeiter, wenn man ihrion erlaubt, 12 Stunden täglich zu ar- beiten und »o viel Arbeitslohn aiö möglich herauszuschlagen ... Es war bereits gelungen, eine BUl in diesem &bm ins ünterhans m bringen. Sie fiel Yor der Agitation der Arbeiterin den Bleichereien Sdiottlands." (^3®P<^i^o^ for 31st Oct. 1862", p. 14, 15.) Sogeschlagen von den Arbeitern selbst, in deren Namen es zu sprechen vorgab, entdeckte das Kapital nun, mit ' Hülfe jturistiBcber Brillen, dass der Akt Ton 1860, gleich allen Parlaments- akten zum „Schutz der Arbeit", in sinnverwirrten Wortschraubungen »b- gef:iH«t, einen Vorwand gebe, die „calenderers" und „finishers" von seiner Wirkung auszuschliessen. Die englische Jurisdiktion, stets getreuer Knecht des Kapitals, sanktionirte dureh den Hof der „Oommon neas" die Babn- listerei. ,,Es hat grosse Unzufriedenheit unter den Arbeitern erregt und ist sehr bedauerlich, dass die klare Absicht der Gesetzgebimg auf Vorwand einer mangelhaften Wortdefinition vereitelt wird." (1. c. p. 18.)

Die j,Bleicher in offner Lnflb" hatten sich dem Gesets von 1860 über „Bleicherei" durch dir T.üge entzogen, dass sie keine Weiber des Nachts ver- arbeiteten. Die Lüge wurde x<^n den Fabrikin.spektoren aufged'^rVt. zugleich aber da.s Parlameut durch Ar bei lerpetitionen seiner wiesenduftigkUiileii Vor- stellutigen von „Bleicherei in otlner Luft" beraubt. In dieser LulUileicherei werdf ii TriH konzimmer von 90 bis 100 Grad Fahn r li^it angewandt, worin hauptsächlich Mädchen arbeiten. ,.Cooling" (Abkühlung) ist der technische Ansdruck fOr gelegentliches Entrinnen aus dem Trockenzimmer in die freie Luft. „Fünfzehn Mädchen in den Trockenzimmern. Hitze von 80 zu 90** für Leinwand, von 100" und mehr für Canibrics. Zwölf Mädchen bügeln und legen auf (die Cambrics etc.) in einem kleiuen Zimoier von uueefähr 10 i^'nss im Quadrat, in der Mitte ein engeeschlossner Ofen. Die Mädchen stehn rund nui den Ofen herum, der eine schreckliche Gluth ausstrahlt und die Cambrics rasch für di" Büglerinnen trocknet. Die Stundenzahl fQr diese Hände ist unbeschränkt. Wenn geschäftig, arbeiten sie bis 9 oder 12 Uhr Nachts viele Tage hintereinander." (Reports etc. for Slst Oct 1862", p. 56.) Ein Arzt erklärt: „Ffir die Abkflhlung sind keine besondren Stunden erlaubt, aber wenn die Temperatur zu unerträglich wird, oder die Hände der Arbeiterinnen sich von Öchweiss beschmutzen, ist ihnen gestattet ein paar Minuten fortzu« gehn .... Meine Er&hrung in der Beban<Unng der KranUieiten dieser Ar- . beiterinnen zwingt mich zu konstatiren, dass ihr Gesundheitszustand tief unter dem der Baumwollspinnerinnen steht [und das Kapital hatte sie in seinen Bittschriften an das Parlament in der Manier von Eubens überge- sund gemalt!]. Ihre «uffiülendsten Krankheiten sind Phthisis, Bronchitis, Uterinkrankheiten, TTysterie in der scheusslichsten Form und Hheuniatismus. Alle diese entspringen, wie ich glaabe, direkt oder indirekt, aus der über-

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und die Backerei unter ei^e Akte gestelitf wovon der erste u. a, die Arbeit von Kindern, jungen Personen und Weibem zur Naclit- seit (Ton 8 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens) und der zweite die Anwendung von BäckergeseUen unter 18 Jahren zwischen 9 Uhr Abends und 5 Uhr Morgens verbietet Auf die spätren Yor^ eehlage der erw&hnten Kommission, welche, mit Anstwhme des Ackerhaas, der Minen und des Tnuisportwesens, alle wichtigen engliscfaea Indostriesweigs der „Freiheit" za berauben drohen, kommen wir zurClck^'^*).

7. Der Kampf um den Normalarheitstag. Bfickwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andre Lander.

Der Leser erinnert sich, dass die l'rodiiktion von Mehrwerth oder die Extraktion von Mehrarbeit den .speciüschen iuhalt and Zweck der kapitalistischen Produktion bildet, abgesehn von jed- weder aas der Unterordnung der Arbeit unter das Kapital etwa entspringenden Umgestaltung der Produktionsweise selbst. Er er- innert sich, dass auf dem bisher entwickelten Standpunkt nur der selbständige und daher gesetzlich mrindi<Te Arbeiter als Waareu- verkätifer mit dem Kapitalisten kontrahirt. Wenn also in unsrer historischen Skizze einr r-tiLs die moderne Industrie eine Hauptrolle spielt, andrerseits die Arbeit physisch und rechtlich Unmündiger, so galt uns die » ine nur als besondre Sphäre, andre nur als besondei-s schlagendes Beispiel der Arbeitsaussauguug. Ohne jedoch der spätren Entwicklung vorzugreifen, folgt aus dem blossen Zu- sammenhang der geschichtlichen Thatsachen:

hitzteu Luft ihrer Arbeitszimmer und dem Mangel genügender komfortabler Kleidung, um sie beim Nachhaus^^en während der Wintermouate vor der kaltfL uchten Atmosphäre ZU Bohützen.' (l.c.p.56,57.) Die Fabrikins]^ ktnren bemerken über das den jovialen „Bleichem in offner Luft* nachträgiicli ab-

fetrotzte Gesetz von 1863: , Dieser Akt bat nicht nur verfehlt, den Arbeitern en Schutx zu gewähren, den er zu gewähren scheint .... er ist 80 formalirC, dass der Schutz erst eintritt, sobald man Kinrler iiii^l Frauenzimmer nach 8 Uhr Abends an der Arbeit ertappt, und selbst daan ittt die vorgeschriebene BeweitmeOiode so yerklansnliri, aan Bestrafung kanm erfolgen num.* (L c p. 52.) ,A1b ein Akt mit humanen und auf £rziehung gerichteten Zwecken ist er ganz und p^ar verfehlt. Man wird doch kaum human nennen, Weihern und Kindern zu erlauben, oder, waä auf dasselbe hinauskommt, sie m. swingen, 14 Stunden täglich, mit oder ohne Ifahlzeiten, wie es sich treffen mag, und vldLlciefat noch längere Stimdeo zu arbeiten, ohne Schranke mit Bezug auf das Alter, ohne Unterschied des Geschlecht« und ohne Rück- sichtaufdiegesellschaftlichen Gewohnheiten der Familien der Nach barächaft, worin die Bleichwerke liem/ («Keports etc. for BOth April n. 40.)

[Note zur 2. Ausg.] Seit 1866, wo ich da« im Text Befindliche schrieb, ist wieder eine Reaktion eingetceten.

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Erstens: In den durch Wasser, Dampf und Maschinerie zunächst revoiutionirten Industrien, in diesen ersten Schöpfungen der modernen Produktionsweise, den Baumwolle-, Wolle-, FJachs-, Seide-Öpinnereien und Webereien wird der Trieb des Kapitals nach mafs- und rück- sichtsloser Verlängerung des Arbeitstags zuerst befriedigt. Die ver- änderte materielle Produktionsweise und die ihr entsprechend ver- änderten socialen Verhältnisse der Producenten schaffen erst die mafslose Ausschreitung und rufen dann im Gegensatz die ge- sellschaftliche Eontrole hervor, welche den Arbeitstag mit seinen Pausen gesetzlich beschrankt, regulirt and uniformirt. Diese Kon- trole erscheint daher während der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts bloss als Ausnahmegeeetigebung^^^). Sobald sie das Ur- gebiet der nenen Produktionsweise erobert hatte, £euid sich, dass unterdess nicht nur viele andre Produktionszweige in das eigent- liche Fabrikregime eingetreten, sondern dass Manufakturen mit mehr oder minder Teijährter Betriebsweise, wie Töpfereien, Glasereien u. s. w., dass altmodische jQandwerke, wie die Bäckerei, und endlich selbst die zeratreute sog. Hausarbeit, wie Nägel- macherei u. 8, w.'*^), seit lange der kapitalistischen Exploitation eben so sehr Yerfiillen waren als die Fabrik. Die Gesetzgebung ward daher gezwungen, ihren Ausnahmecharakter *^||twfli1ig abzu- streite, oder, wo üe römisch kasuistiBch Yerffihrt^ wie in England, irgend ein Haus, worin man arbeitet^ nach BeUefaen flGlr eine Fabrik (fectoiy) zu erUSren^

Zweitens: Die Geschichl» der Beglung des Arbeitstags in einigen Produktionsweisen, in andren der noch fortdauernde Kampf um diese Beglung, beweisen handgreiflich, dass der Tereinzelte Arbeiter, der Arbeiter als „freier** Verkfiufer seiner Arbeitskraft, auf ge-

„The eonduet of each of tiieae diaaes (capitslista and workmen)

has Deen the reeult of relative Situation in which they hsTe been plaoed." G^porte etc. for 81 st Oct. 1848", p. 118.)

»The employmenta placed unoer reatriction were connected with the maimrentore oi teztile fabrics by the aid of ateam or water power. Tkere were two conditions to which an employment must be subject to cause it to be inspected, viz. the use of steam or water power, and the manufacture of certain specified fibres." (^^Beports etc. for 31st October 1864", p. 8.)

lieber den Zustand dieaer aogenaiuiten hlualichen Industrie iuaaetat reichhaltiges Material in den letsten Beriehtan der „CÜkildran'a Employment

Comniission".

„The Acts of iaat Seaaon (1864) . . . embrace a diveraity of occupations the enatoma in which differ greatly, and the use of mechanical power to

give motion to machinery is nn longer one of the eiements necessäry, as formerly, to oonatitate in legal phraae a Factoiy/' (Beporta etc. for 3Ut Oct. 1864, p. 8.)

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wjflser Reifestufe der kapitalistischen Prodnktian, widemtandBloB imterliegi Die Sehöpfbng mm NormdarbeiMagB isl daher das Produkt einee UmgwierigeD, mehr oder minder TeratecUBii BQigeir> kn^ swiBohen der KapitoligtenMaage nnd der ArbetterUaeee. Wie der Kampf erö&efc wird im ümkreiB der modenen Indoslirie, ao spielt er zaeiat in ihram HeimathJand, England^**). Dia eiig>- liachen Fabrikarbeiter waren die PtaisfeGhter nicht nur der mg- liaehen« eondexn dar modernen ArbeiterklaaBe flberhaapt, wie andi ihre Theoretiker der Theorie des Eapitab znarat den Fehdehand- aehnh hinwarfen^'*). Der Fabrikphiloeoph üre dennncirt es daher ab nnaufllOechliGhe Schmach der englischen ArbeiterklaaBe, daas sie ,»die SkhTerei der Fabrikakte'* anf ihre Fahne achzieb gegen- über dem Kapital, daa mftnnlieh ftr „Tollkommne ' Freiheit der Arbeit«* atritt^*").

FraiikreichhiiürtlangaamhinterBDglandher. ISsbedarfderFebmaiw Revolution nur Gebart dea ZwIOfttandengeBetzeB^^, das viel mangel-

Belgien, das Pandies des kontinentalen LiberaUsmiu, zeigt auch kefaie

Spur dieser Bewegunir. Selbst in seinen Kohlengruben und Metallinincn werden Arbeiter beider Geschlechter und von jeder Altersstufe mit vull- kommner ,^reUieit" für jede Zeitdauer und Zeitperiode konäumirt. Auf je 1000 darin beach&ftigte Penonen kommen 788 Männer, 88 Weiber, 185 TiiTifren nnd 44 Mildeben unter 16 Jahren; in den Hochöfen u. s. w. kommen auf je 1000 M&nner 149 Weiber, 98 Jungen nnd 85 Mädchen unter 16 Jahren. Kommt nnn noch hinzu niedriger Arbeitslohn für enorme Ausbeutung reifer und unreifer Arbeitskräfte, im Tagesdurehschiiitt 2 sh. P d. fQr Männer, 1 8 d. für Weib.r, 1 sh. d. für TnnL'eu. Dafür hAt Belgien aber auch 1868| TergUchen mit 1850, Quantum und Werth Miner Amfnlir tob Kohlen, Eisen n. b. w. ziemlich verdoppelt

Als Robert Owen kurz nach dem ersten Decennium dieses Jahr- hunderta die Noth wendigkeit einer Beschränkung des Arbeitstor?" nicht ' nur theoretisch vertrat, sondern den Zehnatondoitag wirklich in seine Fabrik sn New-Lanark einfUurte, ward das ala kommnnttitiBehe Utome verlacht, ganz so wie aeine „Verbindung von produktiver Arbeit mit ziehnn fr der Kinder", ganz wie die von ihm ins Leben gerufenen Kooperations- geschäfte der Arbeiter. Heutzutage ist die erste Utopie Fabrikgesetz, die swelte jfigurirt ala offielellfl Pbiaae in allen f^Fw/barj Acts*', und die dritte dient sogar schon zum Daekmilltel reaktionärer Schwindeleien.

''^) Ure fzs. Uebers. ,,Philoeophie dea Manafacturea. Paria 1886'', t. U, D. 89, 40, 67, 77 ete.

IM) In dem Oompte Bendo des „IntematioiialeB Statiatiaehen Eongreaaea zu Paris, 1855," heisst ee u. a. : „Das französische Gesetz, dass die Dauer der täglichen Arbeit in Fabriken und Werkstätten auf 12 Stunden beschränkt, beorenzt diese Arbeit nichtinnerhalb bestimmter fixer ätimden(Zeitperioden). inaeni nur Ar die Kinderarbeit die Periode zwiaohen 5 ühr Vormntan und 9 Uhr Abends vorgeschrieben ist. Daher bedient sich ein Theil der Fabri- kanten des Rechts, welches ihnen diess verhängnissvolle Schweigen gibt, um Tag aus, lag ein, vielleicht mit Ausnahme der Sonntage, ohne Unter- breebuug arbeitenaulaaeen. Biewenden dasazwei TeraehiedneArbefteneihMi an, Ton aenen keine mehr ala 12 Stunden in der WerkaMtta anbiuigi^ aber

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hafter ist als sein englisches Original. Trotsdem macht die irao- zosische revolutionäre Methode auch ihre eigenthümlichen Vorzüge geltend. Mit einem Schlag diktirt sie allen Ateliers imd Fabriken ohne Unterschied dieselbe Schranke des Arbeitstags, während die englische Gesetzgebung bald an diesem Punkt, bald an jenem, dem Druck der Verhältnisse, widerwillig weicht und auf dem besten Weg ist, einen neuen juristischen Rattenkönig auszu- brüten^^). Andrerseits proklamirt das französische Gesetz prin- cipiell, was in England nur im Namen von Kindeni, Unmün- digen und Frauenzimmem erkftmpft und eist neuerdings als all- gemeines Recht beansprucht wixd^*^).

Li den vereinigten Staaten von Nordamerika blieb jede selb- stSndige Arbeiterbew^img gdShmti so lange die Sklaverei einen Theil der Bepablik verunstaltete. Die Arbeit in weisser Haut kann sich nicht dort emancipiren, wo sie in schwaner Haut ge- biandmarkt wird. Aber aus dem Tod der SUaverm entspross so- fort ein neu veijüngtes Leben. Die erste Frucht des Btbrgerkriegs war die Achtstnndenagitation, mit den Siehenmeüenstiefefai der Lokomotive vom atlantischen bis zum stillen Ocean ausschreitend, von Neaengland bis nach Kalifornien. Der a%emeine ArbeiterkongreSs zu Baltimore (16. Aug. 1866) erkUürt: «Das erste und grosse Er- heischniss der G^goiwart, um die Arbeit dieses Landes von der kapitalistischen Sklaverei zu befreien, ist der Erlass eines Gesetzes, wodurch 8 Stunden den Normal-Arbeitstag in allen Staaten der amenkaniachen Union bilden sollen. Wir sind entschlossen, alle

d&B Werk des Etabltöäementa dauert Tag und Nacht. Das Gesetz ist be- ' fiiedigt, aber ist ei die Homamtit eben&Ust*' Ausser dem „zeTstOrenden

Einfluss der Nachtarbeit auf den meiiBChliehen Organismus", wird auch „der fatale Einfluss der nächtlichen Association beidtf Geschlechter in denselben trüb erleuchteten Werkstätten" betont IM) ,Z. B. in meinem Distrikt, in denaelben Fabrikbauliehkeiteii, ist

derselbe Fabrikant Bleicher und Färber unter dem .,Bleicherei- und Färberei- Akt'', Drucker unter dem „Printworks' Act* und finisher unter dem .Fabnkukt* . . . (Keport of Mr. Baker in .Reportö et<i. for 31bt. Gel. 18$I", p. 20.) Nach Aunfthlang der yerschiednen Bestimmangen dieser Akte und der daher folgenden Komplikation, sagt Herr TJakcr: ,Man sieht, wie f<r!nvcr es sein muss, die Vollziehung dioser 3 Pariamentsakte zu sichern, wenn der Fabrikeiguer das Gesetz zu umgeim beliebt." Wab aber den Herrn Jnrisleii dadurch gesichert ist, sind Frooesse.

^^') So getrauen sich endlich die Fabrik Inspektoren zu sagen: „These objections (des Kapitals gegen legale Beschränkung der Arbeitszeit) must succumb before the broad priuciple of the rights of labour . . . there is a time wbsn the master's right in his workmann's labour ceases and his tinie becomes his o^vn, cven if there was no exhaustion ia the qnestioii/* (.^Keports etc. for 31st Qct. 1862", p. 54.}

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imsre Macht aufzubieten, bis diess glomiche Resultat erreicht ist"^*^. Gleichzeitig (Anfuig Septoonbor 1866) beschloss der „InieinaiioiiaJe Arbeiterkongrees'* zu G^nf auf YondilBg des Lon- doner GeuexBlnthB: »Wir erUäran die BeschiSnlnmg des Axbeils- tsgs ftbr eine YorlSnfige Bedingung, ohne welche alle andien Be* strebnngen nach Emancipation aoheitem mtaen . . . Wir schlagen 8 Arbeitsstimden als legale Schranke des ArbeilstagB vor**.

So besiegelt die auf beiden Seiten des atlantischen Meeres in- stinktiv ans den Produktionsrerhfiltnissen selbst erwachsne Arbeiter- bewegung den Aussprach des englisdien Fabrikinspektors B. J. Saundets: Weitere Schritte zur Reform der OeseUschafit sind niemals mit irgend einer Aussicht auf Erfolg durdisufllhren, wenn nicht suYor der Arbeitstag beschrSnkt und seine Torgeschriebne Schranke strikt erzwungen wird**^*^).

Man muss gestehn, dass unser Arbeiter anders aus dem Pro- duktionsprocess hmuskommt, als er in ihn eintrat Auf dem Markt trat er als Besitzer der Waare „Arbeitskraft^ andren Waaren- besitzern gegenüber, Waarenbesitzer dem Waarenbesitzer. Der Kontrakt, wodurch er dem Kapitalisten seine Arbeitskraft ver- kaufte, bewies so zu sagen schwarz auf" weiss, dass er frei über sich selbst verfügt. Nach geschlossenem Handel wird entdeckt» dass er „kein freier Agent" war, dass die Zeit, wofür es ihm frei- steht, seine Arbeitskraft zu verkaufen, die Zeit iat, woilir er ge- zwungen ist, sie zu verkaufen*'*'), dass in der That sein Sauger nicht loslässt, „so lange noch ein Muskel, eine Sehne, ein Tropfen

„Wir, die Arbeiter von Dunkirk, erklftron, 4mm die unter dem jetzigen System erheischte Lfinge der ArbeitBSeit tax gross ist und dem Arbeiter keine Zeit für Erholung und EntwicUnng lässt, ihn vielmehr auf einen Zuitand der Knechtachaft herabdrflckt, der wenig beeter als die Sklaverei Irt Oi* condition uf servitude but Üttle better than slavery"). Dess- hnlb beschlossen, dass 8 8tun ]• n für einen Arbeitstag genügen und legal aiä genügend anerkannt werdeu müssen; dass wir zu unsrem Beistand die Pmm aanifeD, den gewaltigen Hebel . . . und alle, die diesen Beistand ▼ersageu, al.s Feinde der Arbeitsreform und Arbeiterrechte betiaditen.'' (Beschlüsse der Arbeiter zu Dunkirk, Staat New- York, 1866.)

„Reports etc. for Slst Üct 1848", p. 112.

„These proceedings (die Man<VTer dea Kanitals s. B. 1848—50) bave afforded, moreover, incontrovertible proof of the fallacy of the assertion so often advanced, that operatives need no protection, but may be con- sidered free agents in the disposal of the only property they posaeas, Äe labonr of tbär handL and the sweat of their brows." („Reporte etc. for 30th April 1850", p. 45.) „Free Labour, if m it may be termed, even in a free coun^ requires the stroiig arm of the le huv to protect it." („Reports ©tc. for Slst Oct 1864**, p. 34.) „To permit, which is tanta- moant to comMlUng . . . . to work 14 hours a dav witli or witbont meaU ete.^ GiBeporte etc. for 80th April 1868", p. 40.)

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Blats auszubeuten'' ^^^). Zum ^^Schutz^ SVK ^ Schlange ihrer Qualen müssen die Arbeiter ihre Köpfe zusammenrotten und als Klasse ein Staatsgesetz erzwingen, ein übermächtiges gesellschaft- liches Hindemiss, das sie selbst verhindert, durch freiwilUgen Kontrakt mit dem Kapital sich und ihr G^escliilecht in Tod und SklAYeroi zu ?erkaufen An die Stelle des prunkvollen Katalogs der „onTSifiiiSserlichen Menschenrechte*^ tritt die besobflidne Magna Charta eines gesetzlich beschränkten Arbeitstags, die „endlich klar machti wann die Zeit, die der Arbeiter Terkaäfc, endet, und wann die ihm selbst gehörige Zeit beginnt^ Quantum rnntatos ab iUo!

Neuntes Kapitel.

Rat^i und Masse des Mehrwerths.

Wie bisher, wird in diesem Kapitel der Werth der Arheitslvraft, also der zur Reproduktion oder Krhaltimg der Arl)eitskrat't nuth- wendige Theil des Arbeitstags, als gegebne, konstante Grösse unterstellt.

Diess also vorausgesetzt, ist mit der Rate zugleich die Masse des Mehr Werths gegeben, die der einzelne Arbeiter dem Kapita* listen in bestimmter Zeitperiode liefert Beträgt z. B. die noth-

Friedrich Enjrelj', „Lage etc.", p. 5.

Die Zehnstuudenbill hat in den ihr imLerworfuen Industriezweigea „die Arbeiter vor gänzlicher Degeneration gerettet und ihren physischen Zustand beschützt." (Reports etc. for Bist Oct. 1859«*, p. 47^ „Das Kapital (in den Fabriken) kann niemals die Maschinerie in Bewegung halten Ober eine begrenzte Zeitperiode, ohne die beschiiitigten Arbeiter an ihrer Gre< sundheit und ihrer Moral zu beschädigen; und sie sind nicht in einer Lage, sich selbst zu sohfltzen." (1. c. p. 8.)

"'') „A still greater "boon is, tibe distinction at least made ckar bct-n-cen 'tiie worker's oirn time and his master's. The worker knovvs now wheu that which he sells is ended, and when his own begins, and by possessing a sure fon^owledge of this, is enabled to pre-arrange his own zninutes for his own purposea." fl c p. 52.) ,,By making them masters of their own time, they (die Fabrikgeäetze) have given them a morai energy which Is diraetinff them to tbe eyentaal possession of political power.* (L c p. 47.) Mit TerhiutDer Ironie und in sehr vorsichtigen AusdrQcken deuten die FabrikinspektorpTi an, da.sa das jetzige Zehnstundengesetz auch den Kapi- talisten einigermalaen yon seiner uatorwüchaigen Brutalit&t als blosser YerMrpenmg des Kapitals befreit und ihm Zeit sn einiger .Bildung* gegeben habe. Vorher ,,the msster had no time for anything but monejr: the senraat had do time for a&Tthing bnt laboiir«" (L c. p. 48.)

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wendige Arbeit täglich 6 Stunden, ausgedrückt in einem Gold- quantimi von 8 sh. = 1 Thaler, so ist der Thaler der Tages- Werth einer Arbeitskraft, oder der im Ankauf einer Arbeitskraft yorgeachoarae Kapitalwerth. list ferner die Rate des Mehrwerths lOO^/^f so producirt diess yariable Kapital von 1 Thaler eine Masse Mehrwerth von 1 Thaler, oder der Arbeiter liefert tiglich eine Mmoo Mehrarbeit von 6 Stunden.

Das Tariable Kapital ist aber der Geldausdmck für den Ge- aammtwerth aller Arbeitskräfte, die der Kapitalist gleichzeitig rer- wendei Sein Werth ist also gleich dem Durehschnittswerth einer Arbeitskraft, multipUcurt mit der Anzahl der verwandten Arbeits- krfifta Bei gegebnem Werth der Arbeitdoall steht also die Gitae dm Taiiablen Kapitals in diiektem YerhJÜtmss zur Anzahl gleicfaseitig beschifligten Arbeiter, ist der Tageswertfa einer Arbeiiskraft » 1 Thaler, so ist also ein Kapital TonnsduesBen Ton 100 TL, um 100, von n Th., nm n Arbettskrftfte tSgücli zu eiploitiieiL

Ebenso: Pjrodudrt ein Tsriables Kapital Ton 1 Tfaaler, der Tages- werth einer Arbeitskraft, einen tfiglidien Mehrwerth von 1 Thaler, so ein variables Kapital von 100 Tbalem einen tfiglichen Ifehr* Werth Von 100, und eins von n Thalem einen tiglichen Mehrwerth Ton 1 Thaler x n. Die Masse des prodncirtea Mehrwecths ist also gleich dem Mehrwerth, den der Arbeitstag des einzelnen Arbeiters liefert, multiplicirt mit der Anzahl der angewandten Arbeiter. Da aber femer die Masse Mehrwerth, die der einzelne Arbeiter produ- cirt, bei gegebnem Werth der Arbeitskraft, durch die Rate des Mehrwerths bestimmt ist, so folgt diess erste Gesetz: Die Masse des producirten Mehrwertiis kt gleich der Grösse des vorgeschossnen variablen Kapitals mulitiplicirt mit der Rate des Melirwerths oder ist bestimmt durcli das züsaiüin engesetzte Verhältniss zwischen der Anzahl der von demselben Kapitalisten gleichzeitig exploitirten A rbeits- kräfte und dem Expluitationsgrad der einzelnen Arbeitskraft.

Nennen wir also die Miisse des Mehrwerths M, den vom ein- zelnen Arbeiter im Tagesdurehschnitt gelieferten Mehrwerth m, das im Ankauf der einzelnen Arbeit&kralt ta^^lich voigeschossne variable Kapital V, die Gesammtsumme des variablen Kajjitals V, den Werth einer Durchschnitts-Axbeitskraft k, ihren Exploitationsgrad

a' / Mehrarbeit \ * a :i jj. *

( ^w^.i ,r~7-T— r-l und die Anzahl der angewandten Ar-

a \ iSoth wendige Arbeit /

heiter n, so erhalten wir:

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-XV

1 a

k X - X n.

Es wird fortwährend unfceretellt, nicht nur dass der Werth einer Durchschnitts-Arbeitskrafb konstant ist, sondern dass die von einem Kapitalisten angewandten Arbeiter auf Durchschnitts- Arbeiter redu- cirt sind. Es giebt Augnahmefölle, wo der producirte Mehrwerth nicht Terhaltnissmärsig zur Anzahl der exploitirten Arbeiter wächst, aber dann bleibt auch der Werth der Arbeitskraft nicht konstant.

In der Produktion einer bestimmten Masse Mehrwerth kann daher die Abnahme des einen Faktors durch Zunahme des andren ersetzt werden. Wird das variable Kapital vermindert und gleich* zeitig in demselben Verh&ltniss die Rate des Mehrwerths erhöht, 80 bleibt die Masse des producirten Mehrwerths unverindert. Mobs unter den frühem Annahmen der Kapitalist 100 Tbaler vorschiessen, um 100 Arbeiter täglich zu ezploitiren, nnd beträgt die Bäte des Mehrwerths SO^/q, so wirft diess Toriable Kapital von 100 einen Mehrwerth von 50 Th. ab, oder von 100 X 8 Arbeitsstunden. Wird die Rate des Mehrwerths yerdoppelt, oder der Arbeitsteg, stott Ton 6 sn 9, Ton 6 su 12 Stunden Terlfingert, so wirft dais um die HUfte Terminderte Tsriable Kapitel Ton 50 Thalem eben- falls einen Mehrwerth yon 50 Thalem ab oder von 50 X 6 Arbeits- standen, yermindenuig des Tariablen Kapitals ist also ausgleich- bar durch proportionelle Erhöhung im Exploitetionsgrad der Arbeits- kraft, oder die Abnahme in der Anzahl der beeehftftigten Arbeiter durch proportioneile Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb ge- wisser Grensen wird die vom Kapital erpressbare Zufiihr der Arbeit also unabhängig yon der Arbeitsizafuhr*^. Umgekehrt Itet Ab- nahme in der Bäte des Mehrwerths die Masse des produdrten Mehrwerths unyerSndert; wenn proportionell die Grösse des yariablen Kapitals oder die Anzahl der beadiiftigten Arbeiter wSchsi

Indess hat der Ersate yon Arbeiteranzahl oder Grösse des yariablen Kapitals durch gesteigerte Bäte des Mehrwertfas oder Verlängerung des Arbeitstags unöberspringbare Schranken. Welches

'^*-) Diess Klemeiitargesetz scheint den Herren von der X^ulgfirökonomie unbekannt, die, umgekehrte Archiraedes, iu der Bestimmung der Markt- preise der Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den l^mkt gefunden ZXL naben glauben, nicht am die Welt aua den Angeln zu. heben, sondern um sie stillzuaetsen.

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immer der Werth der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbeiters noth wendige Arbeitskraft 2 oder 10 Stunden betrage, der Gesammtwerih, den ein Arbeiter, Tag. aus, Tag ein, produciren Icann, isfc immer kleiner als der Werth, worin sich 24 Arbeits- stunden Yergegenstandlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Thaler, wenn diess der Geldausdruck von 24 vergegenstfindlichten Arbeits- stunden. Unter unsrer frühem Annahme, wonach täglich 6 Ar- beitastonden erheischt, um die Arbeitskraft selbst zu reprodudreii oder den in ihrem Ankauf vorgeschossnen Kapital werth zu ersetzen, producirt ein variables Kapital von 500 Tbalem, dass 500 Arbeiter zur Mehrwertbsrate von 100^/^ oder mit zwöi&ÜIndigem Arbeits- tag verwendet, täglich einen Mehr werth von 500 Thalem oder 6 X 500 ArbeitestandeiL Ein Kapital Ton 100 Thalem, das 100 Arbeiter tfiglich Terweiidet zur Mehrwertbsrate Ton 200% oder mit 18 ständigem Arbeitstag, producirt nur eine MehrwerthmaaBe Ton 200 Tbalem oder 12 X 100 Arbeitsstunden, ünd sein ge* sammtee Werthprodukt, Aequivalent des TOigeschossnen Tariablen Kapitals plus Mehrwertb, kann Tag aus, Tag ein, niemals ^e Summe von 400 Thalem oder 24 X 100 Arbeitsstunden erreichen. Die absolute Schranke des dnrchscbnitÜicben Arbeitstags, der von Natur immer kleiner ist als 24 Stunden, bildet eine absolute Schlanke tfkt den Ersatz von vermindertem variablen Kapital durch gesteigerte Rate des Mehrwerths, oder von verringerter ezploitirter Arbeiteranzahl durch erhöhten Exploitationsgrad der Arbeitskraft Diess handgreifliche zweite Gesetz ist wichtig zur Erklärung vieler ErscheinungeD, entspringend aus der sp&ter zu entwid^ehiden Ten- denz des Kapitals, die von ihm beschäftigte Arbeiteranzahl oder seinen variablen in ArbeitBkraft umgesetzten Bestandtheil so viel als immer möglich zu reduciren, im Widerspruch zu seiner andren Tendenz, die möglichst grosse Masse von Mehrwerth zu produciren. Umgekehrt. Wächst die Masse der verwandten Arbeitskräfte, oder die Grösse des variablen Kapitals, aber nicht verhältnissmäfsig zur Abnahme in der Kate des Mehrwerths, so sinkt die Maüse des pruJucirten Mebrwerths.

Ein drittes Gesetz ergiebt sich aus der Besliiiiniung der Masse des producirten Mehrwerths durch die zwei Faktoren, Rate des Mehr Werths und Grösse des vorgeschossnen variablen Kapitals. Die Rate des Mehrwerths oder den Exploitationsgrad dtr xirbeits- kratt. und den Werth der Arbeitskraft oder die (xrn-.i.<' der noth- weiidigen Arbeitszeit gegeben, ist es selbstverstHudlK ii, dass, je grösser das variable i^pital, desto grosser die Masse des produ-

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cirteii Werths und Mehrwerths. Ist die Grenze des Arbeitstags <:?e<?pben. ebenso die Grenze seines nothwendigen Besten dtheils, so hängt die Masse von Werth und Mehrwerth, die ein einzelner Kapitalist producirt , ofteiiV)ar ausschliesslich ab von der Masse Arbeit, die er in Bewegung setzt. Diese aber häncrt, unter den gegebnen Annahmen, ab von der Masse Arbeitskraft oder der Arbeiteranzahl, die er exploitirt, und diese Anzahl ihrerseits ist bestimmt durch die Grösse des von ihm vorgeschossnen variablen Kapitals. Bei gegebner Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeitskraft verhalten sich also die Massen dea producirten Mehrwerths direkt wie die Qröesen der vorgeschossnen yariablen Ki^it^e. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapital in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er ans in Produktions- mitteln. Diess ist der konstante Theil seines Kapitals. Den andren Theil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Th^ bildet sein variables Kapital Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionszweigen verschiedne Theil ung des Kapitals in konstanten und variablen Bestandtheil statt. Inner- halb desselben Produktionszweigs .wechselt diess Yerhältniss mit wechselnder technischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombi- nation des Produktionsprooessea. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in konstanten nnd vanablen Bestandtheil, ob der letstre sich zum eistren verhalte wie 1:2, 1:10, oder l:z, das eben angestellte Gesets wird nicht davon berührt, da froherer Analyse gemSls der Werth des konstanten Kapitals im Prodnkten- werth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neugebildete Werth- produkt eingeht, üm 1000 Spinner zu verwenden, sind natfirlieh mehr Rohmaterialien, Spindeln *a. a. w. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unverSndert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprocess der sie bewegenden Arbeitskiftfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die Form an: Die von verschiednen B^pitalen produ* drten Massen von WerÜi und Mebrwerth verhalten sloh bei ge- gebnem Werth und gleich grossem Ezploitationsgrad der Arbeits- kraft direkt wie die Grössen der variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestand- theile.

Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein ge- gründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baum Wollspinner, der, die Procenttheiie des angewandten Gesammtkapitals berecliuet^

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lelatiT viel koDstanteB und wenig variables Kapital anwendet, dess- w^gien keinen Ideinren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bficker^ der relativ viel vanablea und wenig konstantes Kapital in Bewegung setzt Zur Lösung dieses scheinbaren Wideisprachs bedarf es noch vieler Mittelglieder, wie es vom Standpunkt der ele- mentaren Algebra vieler Mittelglieder bedarf, tun zu verstehni dass

~ eine wirkliche Grösse darstellen kann. Obgleich sie das Gesetz

nie fonnnliii hat, hfingi die klassisdie Oekonomie instinktiv daran fest, weil es eine nothwendige Konsequens des Werthgeseties ttber^ haopt ist Sie sucht es durch gewaltsame Abstraktion vor den WidersprOehen der Erscheinong su retton. Ifsn wird später^) sehn, wie die Bicaido'sche Schule an diesem Stein des Anstosses* gestolpert ist Die. VulgarOkonomie, die „wirklicfa auch nichts gelemt hat^S pocht hier, wie überall, auf den Sehern gegen das Ossete der Encheürang. Sie glaubt im Gegenaats au Spinosa, ^ass „die Unwissenheit ein hinmohender Ghmnd isl^.

Die Arbeiti die Tom Gesammtkapital emer Geselkuhaft Tag aus, Tag ein, in Bewegung gesetst wird, kann als ein emziger Arbeits- tag betrachtet werden. Ist z. B. die Zahl der Arbeiter eine Million und betragt der Durchschnittsarbeitstag eines Arbeiters 10 Stunden, so besteht der gesellschaftliche Arbeitstag aus 10 Millionen Stunden. Bei gegebner Länge dieses Arbeitstaji^, seien seine Grenzen physisch oder social gezogen, kann die Masse des Mehr- werths nur vermehrt werden durch Vermfiiraug der Arbeiteranzahl, d. h. der ibrbeiterbevölkerung. Düs W achsthum der Bevölkiuiig bildet hier die matheinatische Grenze für Produktion des Mehr- werths durch das gesellschaftliche 'Gesammtkapital. Umgekehrt. Bei gegebner Grösse der Bevölkrung wird diese Grenze fi^ehildet durch die mögliche Verlängerung des Arbeitstags^*). Mau wird im folgenden Kapitel sehn, dass diess Gesetz nur für die bisher behandelte Form des Mehrwerths ^nlt.

Aus der bisherigen Betracht uiiij; der Produktion des Mehrwerths ergibt sich, das« nicht jede beliebige Geld- (»d. r \V("rthsumme in Kapital verwandeibar, zu dieaer Verwandlung vielmehr ein be-

*^ Nähere« darüber im Vierten Buch".

„The labour, that ib we ecf^nomio time, of society, is ft jfiven portion, say ten hours a daj ot a viillioa oi people or iea miilione houra .... Ca-

«itelhae its boundaiy of inereaae. The boundary may, at any given period, e attained in the actual extent of economic time employed." (,,An Enay <on the Politioal Economy of Nation«. London 1881**, p. 47, 49.)

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stiramtes Minimum von Geld otUr Tanschwprth in der Hand des einzelnen Geld- oder Waarenbesitzers \ orausgesetzt ist. Das Mini- mum von variablem Kapital ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeitskraft, die das ganze Jahr durch, Tag aus, Tag ein, zur Gewinnung von Mehrwerth vemutzt wird. Wäre dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen Produktionsmittel und begnügte er sich, als Arbeiter zu leben, so genügte ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel nothwendige Arbeitskraft, sage von 8 Stunden täglich. Er brauchte also auch nur Produktionsmittel für 8 Arbeitastunden. Der Kapitalist di^egen, der ihn ausser diesen 8 Stunden sage 4 Standen Mehrarbeit verrichten lässt, bedarf einer zusätzlichen Geld- summe zur Beschaffung der zusätsdichen ProduktionsmitteL Unter unsrer Annahme jedoch müsste er schon zwei Arbeiter anwenden« um von dem täglich angeeigneten Mehrwerth wie ein Arbeiter leben, d. h. seine nothwendigen Bedürfnisse befriedigen zu können. In diesem Fall wäre blosser Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht Vermehrung des Reichthums, und das letstre ist unterstellt bei der kapitalistLschen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gewöhnlicher Arbeiter, und die Hälfte des producirten Mehrwerths in Kapital zmUckrerwandle, mtate er zugleich mit der Arbeitenahl das Minimum des Torgeschossnen Kapitals um das Acfatflushe steigern. Allerdings kann er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprocesse anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapita- list und Arbeiter, ein „kleiner Meister**. Ein gewisser Höhegrad der kapitalistiseben Produktion bedingt, dass der Kapitalist die ganze Zeit, während deren er als Kapitalist, d. h. als peraonificirtes Kapital funktionirt, zur Aneignung und daher Kontrole fremder Arbeit und zum Verkauf der Produkte dieser Arbeit verwenden könne *'^). Die Verwandlung des Handwerksmeisteis in den Kapi- talisten snehte das Zunftwesen des Mittelalters dadurch gewaltsam

,The farmer cannot rely on bis own labour; and if he doea, I will maintftin that he is a loser by it. His employemMit shoold be, a general attention to tbe whole: hl» thrasher mnst be witdied, or he will soon lose bis wagea in com not thrflnhed ont; bis mowers, reapers etc. must be l(u4:f»d after; he must constanUy go round his fences; he must see there is uu ueg- leet; which woald be the case if he was conftned to any one apont.* «An Enquiry into the Connection between thc Price of Provinions, and the Size of Farms etc. Py r Farmer. London 1773", p. 12. Diese Schrift ist sehr iuteresaant. Mau Icaun darin die Genesis des „capitalist farmer" oder ,^er- chant farmer*', wie er aiudrficklich geuannt wird, stndirennnd seiner Selbst* Verherrlichung gegenüber dem „small farmer", dem es wesentlich um die Subsistenz zu thun ist, zuhören. ,.Die Kapitalistenklasse wirrl irnerst theil- weise uud schliesslich ganz und gar entbunden von der Nothweucligkeit der

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xa wliindeni, dass es die Arbeiteranzahl« die ein einzelner Meister beschäftigen duFfke, auf ein sehr geringes Maximum beschränkte. Der Geld- oder WaarenberitEer verwandelt eich erst wirklich in «nen Kapitaüsien, wo die fär die Produktion Torgeechossne üfini- niabumnie weit über dem mittelaltrigen Maximum steht Hier, wie in der NatarwiaBei»chall}, bewfthrt sich die Richtigkeit des Ton- Hegel in seiner Logik entdeckten Gesetsesi daes bloss quanti- tative Yerfindrungen aof einem gewiesen Punkt in quatitatiTe Unterschiede umsdilagen^^^*).

Das Mmmum der Werthsnmme, worftber der einzelne Geld- oder Waarenbeeitzer Terfttgen muss, um sich in einen' Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf yersehiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebner Entwiddungs- stnle, Tcrsahieden in Tmchiednen Produktionssphären, je nach ihren besondren technischen Bedingungen. Gewisse Produktions- aphSren erhetschen schon in den Anfingen der kapitalistischen Produktion ein Ifinimiim Ton Kapital, das* sich noch nicht in der Hand anaelner Individuen vorfindet Diese veranlasst thab Staate- subsidien an solche Private, wie in Frankreich zur Zeit Colbert's und wie in manchen deutschen Staaten bis in unsre Epoche hinein, theils die Bildung von Gesellschaften mit gesetzlichem Monopol für den Betrieb gewisser Industrie- und Handelszweige*^*), die Vorläufer der modeiiieu Aktiengesellschaften.

Wur halten uns nicht beim Detail der Vesftndmngeii aaf , die das Yerh&ltniss von Kapitalist und Lohnarbeiter im Verlaufe des

Handarbeit.* (Textbook of Leotures on the Polit. Eoonomy of Natlons^

By the Rev. Richard Jones. Hertford 1852. Lecture III, p. 39.)

Die in der modernen Chemie angewandte, von Laurent und Gerhardt 2uerüt wiBsendcbaftlich entwickelte Molekulartheorie beruht auf keinem andren Gesetze. [Zuttts zur 8. Ansg.] Wir bemerken znr Erklftrung

dieser für den Nichtchemiker zieinlifh dimklcn Anmerkung, dass der Ver- fasser hier von den von C. Gerhardt 18-18 zuerst m bonanntpii .iioinologeu lieibeu* von KohleuvvaäfierstofiVerbiuduugeu »pricht, vou deueu iudc eine eigne algebraische Zusammenaetzangsformel hat. So die Reihe der Paraf- fine: Cn, H^n -f 2; dir- der normalen Alkohole: Cu, H^n -|- 2, O; die der normalen fetten Säuren Cn, H^n, O., und viele andre. In obitrcn Beispielen wird durch einfachen cjuantilativen ZiLsatz von C ziur Mulckuhirformel jedmnal ein qualitativ versehiedner Körper gebildet, lieber die. von Marx ubcrsehritzte , Theilnahme Laurent's una Gerhardt's an der Fest- stellung dieser wichtigen ThatHach» vgl. Kopp, „Entwicklung der Chemie, München 1878," S. TOU und 716, und Schorlemmer, »Riae and Progress of Organic Cheraistry, London 1879,* p. 64. F. E.) **) ,Die Gesellschaft Monopolia* nennt Martin Luther derartige Institute.

Marx, KftpiUl I. 18 ^

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ProdaktionsprocesseB erfuhr, also aach nicht bei den weitron Fort* bestunmtingen des Kapitals Belbst. Nur wenige Hauptpunkte seien hier betont

Innerhalb des Ftoduktionsprooesses entwickelte sich das Kapital zum Kommando über die Arbeit, d.h. über die sich beth&tigende Arbeitskraft oder den Arbeiter selbst Das peisonificirte Kapital, der Kapitalist, paast auf, dass der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem gehörigen Ghrad von Intensität Terrichte.

Das Kapital entwidcelte sich femer zu einem ZwangsverhSltniBS, welches die Arbeiterklasse nüthigt, mehr Arbeit zu rerrichten, als der enge Umkreis ihrer eignen Lebensbedürfnisse ▼orschrieb. Und als Producent fremder Arbeitsamkeit, als Auspumper von Mehr- arbeit und Ezploitenr von Arbeitdnaft übergipt'elt es an Energie, Malslosigkeit und Wirksamkeit alle frühem auf direkter Zwangs- arbeit beruhenden Produktionssysteme.

Das Kapital ordnet steh zunfichst die Arbeit unter mit den tech- nischen Bedingungen, worin es sie historisch vorfindet. Es ver- ändert daher nicht unmittelbar die Produktionsweise. Die Pro- duktion von Mehrwerth in der bisher betrachteten Form, durcli einfache Verlängrung des Arbeitstags, erscliien daher von jedem Wechsel der Produktioiiswei.se' selbst uuabhän^jit?. Sie war in der altmodischen Bäckerei nicht minder wirksam als in der modernen Baumwollspinnerei.

Betrachten wir den Produktionsprocess unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprocesses, so verhielt sich der Arbeiter zu den Produk- tionsmitteln nicht als Kapital, wundern als blossem Mittel und Mat-erial seiner zweckmaisigen produktiven Thätigkeit. In einer Gerberei z. B. behandelt er die Felle als seinen blossen Arbeits- gegenstand. Es ist nicht der Kapitalist, dem er das Fell gerbt. Aiidi rs, sobald wir den Produktionsprocess unter dem Gesichts- liiinkt des Verwerthungsprocesses betracnteten. Die Produktions- mittel verwandelten sich sofort in Mittel zur Einsaugung fremder Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktions- mittel anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven Thätigkeit verzehrt zu werden, verzeliren sie ihn als Ferment ihres eignen Lebensprocesses, und der Lebensprocess des Kapitals besteht nur in seiner Bew^egnng als sich selbst verwerthen- der Werth. Schmelzöfen und Arbeitsgebäude, die des Nachts ruhn und keine lebendige Arbeit einsaugen, sind „reiner Verlust" („mere loss") für den Kapitalisten. Darum konstituiren Schmelzöfen und

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Arbeitsgebftude emen „Ansprach auf die Nachtarbeit'* der Arbeits- kräfte. Die blosse Yerwandlung des Geldes in gegenst&ndliche Faktoren des Prodnktionsprocesses, in Produktionsmittel, Terwandelt lefastre in Recktstitel nnd Zwangstitel auf fremde Arbttt und Mehr- arbeii. Wie diese der kapitalistischen Pjrodnktton eigenthflmlicbe and sie charakterisirende Verkehrung, ja Verrllekung des Verhält- nisses von todter und lebendiger Arbeit, Ton Werth und werth- schöpferischer Kraft, sich im Bewosstsein der Kapitalistenköpfe abspiegelt, zeig« schHeasIich noch ein Beispiel. Während der eng- lischen Fabrikantenrevolte von 1848 50 schrieb „der Chef der Leinen- und Rauniwollspinnerei zu Paisley, einer der ältesten und resj)ektabelsten Firmen von West^chottlaud, der Kompapi^iie Carlile, Söhne und i'o., die seit 1752 besteht und Generation nach Genera- tion von derselben Familie geführt wird", dieser äusserst in- telligente Gentleman also schrieb in die „Glasgow Daily Mail" vom 25. April 1849 einen Brief unter dem Titel: „Das Kelais- system ', worin u. a. folgende grotesk naive Stelle unterläuft: .

Lii^st uns nun die Ue bei betrachten, die aus einer Reduktion der Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden fliessen .... Sie ,,belaufen'" sich auf die allerernsthaf teste Besehädii^uiiiif der Aussichten und des Eigeuthums des Fabrikanten. Arbeitete er [d. Ii. seine „Hände"] 12 Stunden und wird er auf 10 l)es€hränkt, dann schrumpfen je 12 Maschinen oder Spindeln seines Etablissements auf 10 zusammen (,,then every 12 machines or spindles, in his estahlishment, shrink to 10"), und wollte er seuie Fal)rik verkaufen, so würden sie nur als 10 gewerthschätzt werden, so da.ss so ein sechster Tlieil von Werth einer jeden Fabrik im ganzen Lande ab^'ezojj^en würde" ■'^*'**).

Diesem erbangestammten Kapitalhirn von VVestschottland yer- achwimmt der Werth der Produktionsmittel, Spindeln u. s. w., so sehr mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwertheu, oder taglich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, dsss der Chef des Hauses Carlile und Co. in der That wähnt, beim Verkauf seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Werth der Spindeln gezahlt, sondern obendrein ihre Verwerthung, nicht nor die Arbeit, die in ihnen steckt nnd zur Produktion Ton Spindeln

„Reports of Insp. of Fact. lor 30th April lb49-, p. 59.

Lop. 60., Fabnlriiupektor Stuart, seirat Schotte, und Im QegeiuatK zu den engliicfaen Fabrik itiMpoktoren ganz in IcapitalintiscUer Denkart be- fangen, bemerkt ansdrücklii li. <iie«er Brief, den er «pin(*ni Bericht einverleibt, «sei die allernützlicbsteMittheilung, die irgendeiner der Fabrikanten, welche das BelaiflSTstem anwenden, gemacht, und gans bMonders daraof berechnet^ die Yonutheile und Bedenken geg^ jenes System su beseitigen/

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derselben Art nöthig ist, sondern auch die Mehrarbeit, die sie tag- lich aus dem braren Westschotten Yon Paislej auspumpen helfeD, und eben deflshalb, meint er, schrumpfe mit der Verkflrzung des Arbeitsti^ um zwei Stunden der VeriEftu&preis TOn je 12 ^inn- maschinen auf den Ton je 10 zusammen!

Vierter Abschnitt. Die Produktion des relatlTen Mebrwertlis.

Zehntes Kapitel.

Begriff des reUiÜTen Mehrwertlis.

Der Theil des Arbeitstags, der bloes ein Aequivalent ftr den vom Kapital gsaablten Werth der ArbeitBkiaft pioducirt) galt uns bisher als konstante GhrOese, was er in der That ist unter gegeb- nen Produktionsbedingungen, auf einer Torhandnen 5konomischen Entwicklungsstufe der Gesellschaft. tJeber diese seine nothwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 u. s. w. Stunden arbeiten. Von der QrOese dieser Verläogrong hingen Bäte des Mehrwerths und Grösse des Arbeitstags ab. War die nothwendige Arbeitszeit konstant, so dagegen dwGesammtarfoeitstag YariaheL Unterstelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Grösse und dessen Thei* limg in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. Die Linie a c, a— ^ b c, stelle z. B. einen zwölfstündigen Ar- beitstag vor, das Stück a b 10 Stunden nothwendige Arbeit, das Stück b c 2 Stunden Mehrarbeit. Wie kann nun die Produktion von Mehrwerth vergrössert. d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlängrung oder unabhäugig von jeder weiteren V^erlängrung von a c?

Trotz gegebner Grenzen des Arbeitstags a c scheint b c verlänger- bar, wenn nicht durch Ausdehnung über seinen Endpunkt c, der zugleich der Endpunkt d^ Arbeitstags ac ist, so durch Verchiebiuig seines Antangspunkts b iu entgegengesetzter Richtung nach a hin.

Nimm an, b' ^b in a- b' b c »ei gleich der Hälfte

von b c oder gleich einer Arhf it. -.stunde. Wird nun in dem zwölf- stündigen Arbeitstag a c der Püiikt b uach b' verrückt, so dehnt sich b c aus zu b' c, die Mehrarbeit wachst um die Hälfte, von 2 auf 3 Stundeu, obgleich der Arbeitstag nach wie vor nur 12 Stunden

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zählt. Diese Ausdehnung der Mehrarbeit von b c auf b' c, von 2 auf 3 Standen, ist aber offenbar unmöglich ohne gleichzeitige Zusammenziehung der noth wendigen Arbelt ron a b auf a h\ von 10 auf 9 Stunden. Der Yerlängrung der Mehrarbeit entspräche die Verkürzung der notbwendigen Arbeit, oder ein Theil der Ar- beitszeit, die der Arbeiter bisher in der That fdr sich selbst ver- braucht, verwandelt sich in Arbeitszeit fÖr den Kapitalisten. Was ▼erandttrt« Ware nicht die Lfinge des Arbeitstags, sondern seine Theilung in nothwendige Arbeit nnd Mehrarbeit.

Andrerseits ist die Ghrtae der Mehrarbeit o£Fenbar selbst gegeben mit gegebner Gktae des Arbeitstags nnd gegebnem Werth der Arbeitfidkraft. Der Werth der Arbeitskraft, d. h. die za ihrer Prodnktion erheischte Arbeitszeit, bestimmt die znr Reproduktion ihres Werths nothwendige Arbeitszeii Stellt sich eine Arbeits- stunde in einem Gbldquantnm von einem halben Shilling oder 6 d. dar, und betrSgt der Tages werth der Arbeitskraft 5 sh., so muss der Arbeiter täglich 10 Stunden srbeiten^ um den ihm vom Kapital gezahlten Tages werth seiner Arbeitskraft zu ersetzen oder ein Aequiralent ftlr den Werth seiner notbwendigen täglichen Lebensmittel zu produciroi. Bfit dem Werth dieser Leboramittel ist der Werth seiner Arbeitskraft^), mit dem Werth seiner Arbeits- kraft ist die Grösse sdner notbwendigen Arbeitszeit gegeben. Die Or5sse der Mehrarbeit aber wird erhalten durch Subtraktion der notbwendigen Arbeitszeit vom Gesammtarbeitstag. Zehn Stunden subtrahirt von zwölf lassen zwei, und es ist nicht abzusehn, wie die Mehrarbeit unter den gegebnen Bedingungen über zwei Stunden hinaus verlängert wei*den kann. Allerdings mag der Kapitalist statt 5 sh. dem Arbeiter nur 4. sh. 6 d. oder noch weniger zahlen. Zur Reproduktion dieses Werths von 4 sh. 6 d. würden 9 Arbeits- stunden genügen, von jdem zwölfstüudigen Arbeitstag daher 3 statt

*) Der Werth des täglichen Durchsehiuttelolms ist baBtiiiimt dnrehdaa, was

der Arbeiter braucht „so aa to live, labour, and generate." (William Potty: „Political Anatomy of Ireland" 1672, p. 64.) „The Price of Labour al \va\ a couBiituted of the price of necessaries." Der Arbeiter erhält nicht den eut- spreGhenden Lohn „wh^ever .... the labonrin^ man's wages will not,

puitalily to hi.s low rank and Station, as a labounug man, support such a family as in ot'ti'ii the lot of inaiiy of them to have." (.T. Vandorlint 1. c. p. Ib.) „Le simple ouvrier, qui u'a que ses bras et &uu indastrie, u'a rien qn'autant qu'il oarvient ä vendre ä d'autres sa peine ... En tout genre de travail il aoit arrivor et il arrivc en cffet, que le salaire de rouvrier ae bome k cc qui lui est nöcessnire pour lui procurer la aubsi- fttauce." (Turgot: ..liuÜüJLious'" etc. Oeuvres td. Daire, t. 1, \). lO.j „The price of tiie nece^saries of life is, in fact, the co»t of nroducing labour/' (Malfebns: „loquiry into etc. Bant" Lond. 1815, p. 4e Note.)

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2 Stunden der Mehrarbeit anheimfEdlen und der Mehrwerth selbst TOn 1 sh. auf 1 sh. 6 d. steigen. Diess Resultat wäre jedoch nur erzielt durch Herabdrückung des Lohns des Arbeiters unter den Werth seiner Arbeitskraft. Mit den 4 sh. 6 d., die er in 9 Stunden pjmlucirt, verfügt er über ^/j^ weniger Lebensmittel als vorher und so findet nur eine verkümmerte Reproduktion eeiner Arbeits- kraft stiitt. Die Mehrarbeit würde hier nur verlingert durch , Ueberschreitung ihrer normalen Grenzen, ihre Domäne nur ausge- dehnt durch usurpatorischen Abbruch von der Domäne der noth- wendigen Arbeitüeil Trotz der wichtigen Bolle, welche diese Methode in der wtrUicben Bewegung des Arbeitslohnes spielt, ist sie hier ausgeschlossen durch die Voraossetsung, dass die Waaren, also auch die Arbeitskraft, zu ihrem vollen Werth gekauft und verkauft werden. Diess einmal unterstellt, kann die zur Produktion der Arbeitskraft oder zur Reproduktion ihres Werths nothwendige Arbeitszeit nicht abnehmen, weil der liohn des Arbeiters unter den Werth seiner Arbeitskraft, sondern nur wenn dieser Werth selbst sinkt. Bei gegebner Lftnge des Arbeitstags muss die Ver* längrung der Mehrarbeit aus der Verkürzung der nothweadigen Arbeitszeit entspringen, nicht umgekehrt die Verkfinung der noth* wendigen Arbeitszeit aus der Verlängrung der Mehrarbeii In unsrem Beispiel muss der Werth der Arbeitskraft wurklich um ^j^^ sinken, damit die nothwendige Arbeitszeit um ^/^^ abnehme, von 10 auf 9 Stunden, und daher die Mehrarbeit sich von 2 auf 3 Stunden verlängre.

Eine solche Senkung des Werths der Arbeitskraft um ^/^^ be- dingt aber ihrerseits, dass dieselbe Masse Lebensmittel, die früher in 10, jetzt in 9 Stunden producirt wird. Diess ist jedoch unuiüg- lich ohne eine Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit Mit ge- gebnen Mitteln kann ein Schuster z, B. ein Paar Stiefel in einem Arbeitstag von 12 Stunden machen. Soll er in derselben Zeit zwei Paar Stiefel machen, so muss sich die Produktiv kraft seiner Arheit verdoppeln, und sie kann sich nicht verdop])eln ohne eine Aendtiiiiig in seinen Arbeitsmitteln oder seiner Arbeitsmethode oder beiden zugleich. Es muss daher eine Revolution in den l*ro- duktionsbedingu Ilgen seiner Arbeit eintreten, d. h. in seiner Pro- duktionsweise liiid daher im Arbeiupi ( cess selbst. Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehn wir hier üljerhaupt eine Verändrung im Arbeitsprocess, wodurch die zur Produktion einer Waare gesellschaftlich erheischte Arbeitszeit verkürzt wird, ein kleinres Quantum Arbeit also die Kraft ervdrbt, em grössres Quau-

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tum Gebrauchswerth zu produciren -). Wälirend also bei der Pro- duktion des Mehrwerths in der bisher betrachteten Form die Pro- duktionsweise als gegeben unterstellt war, genügt es für die Produktion von Mehrwerth durch Verwandlung nothwendiger Ar- beit in Mehrarbeit keineswegs, dass das Kapital sich des Arbeits- processes in seimex historisch ttberlieferteo oder Yorhaiidaen Gestalt bemächtigt und nur seine Dauer rerlfingert. Es miiss die tech- nischen und gesellschaftlichen Bedinf]fungen des Arbeitsprocesses, also die Produktionsweise selbst umwälzen, um die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhn, durch die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit den Werth der Arbeitskraft zu senlrnn und 80 den zur Be- produktion dieses Werths nothwendigen Theil des Arbeitstags zu verkürzen.

Durch YerlUngrung des Arbeitstags producirten Mehrwerth nenne ich absoluten Mehrwerth; den Mehrwerth dag^n, der aus Ver- klirsung der nothwendigen ArbeitaBeit und entsprechender Yer- ändrung im Grteenyerh&ltniss der beiden Bestandtheile des Arbeita- tags entspringt, rehitiven Mehrwerth.

Um den Werth der Arbeitskraft zu senken, muss die Steigerung der Produktivkraft Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft bestimmen, also entweder dem Umkreis der gewohnheitsmilfsigen Lebensmittel angehören oder sie ersetzen können. Der Werth einer Waare ist aber nicht nur bestmimt durch das Quantum der Arbeit, welche ihr die letzte Form giebt, sondern ebensowohl durch die in ihren Produktionsmitteln ent- haltne Arbeitsmasse. Z. B. der Werth eines Stiefels nidit nur durch die Schusteiarbeit, sondern auch durch den Werth von Leder, Pech, Draht u. s. w. Steigerung der Produktivkraft und ent- sprechende VerwohlfeileruDg der Waaren in den Industrien, wdche die stofflichen Elemente des konstanten Kapitals, die Arbeitsmittel und das Arbeitsmaterial, zur Erzeugung der nothwendigen Lebens- mittel liefern, senken also ebenfalls den Werth der Arbeitskraft In Produktioiiszweit^en dagegen, die weder notliwendige Lebens- mittel liefern, noch Produktionsmittel zu ihrer Herstellung, lässt die erhöhte Produktivkraft den Werth der Arbeitskraft unberührt.

^1 ^Quando si pjcrfezionano le arti, ohe non ^ nitro che la scoperta dl nuove vie, onde si posaa compiere una manufattura con meuo geute o (che ^ lo stesao) in minor tempo di prima.* Qmliani 1. c p. 159. „L'^conomie sur les frais de production ne peat dtre autre chose que i'dcoDomie sur la quantit^ de travail employ6 ponr produire." 8iuD0ndi: ^(udes etc.'' t. p. ^2.)

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Die verwohlfeilerte Waare senkt imtürlich den Wertli der Ar- beitskraft nur pro tanto, d. h. nur nu Verhältnisse worin sie in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht. Hemden z. B. sind ein nothwendiges Lebensmittel, aber nur eins von vielen. Ihre Verwohlleilerung vermindert bloss die Auscrabe des ArV>eiters für Hemden. Die Gesammtsumrae der nothwendigen Lel>enbiiiittel be- steht jedoch nur aus vt i -rhiednen Wannen , lauter Produkten be- S(i:i'irer Industrien, und der Werth je«ier sulciien Waare bildet stets eiiMii aliquote!^ 1 heil vom Werth der Arl>eitskrRft. Die^-'r Werth nimmt ab niil ier zu seiner Reproduktion nothwendigen Arbeits- zeit, deren Gesammt Verkürzung gleich der Summe ihrer Verkürzunp-en in allen jenen besondren Produktionszweigen ist. Wir behandein diess allgemeine Resultat hier so. als wäre es unmittelbares Re.sul- tat und unmittelbarer Zweck in jedem einzelnen Fall. Wenn ein einzehier Kapitalist durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit z. B. Hemden verwohlfeilert, schwebt ihm keineswegs nothwendig der Zweck vor, den Werth der Arbeitskraft und daher die noth- wendige Arbeitszeit pro tanto zu senken, aber nur soweit er schliess- lich SU diesem Resultat beiträgt, trägt er bei zar Erhöhung der allgemeinen Rate des Mehrwerths Die allgemeinen und noth> wendigen Tendenzen des Kapitals sind zu onterscheiden von ihren Brscheinungsformen.

Die Art und Weise, wie die immanenten Gesetze der kapita- listischen Produktion in der äussern Bewegung der Kapitale er- scheinen, sich ab Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend machen und daher als treibende Motive dem individuellen Kapitalisten zum Bewusstsein kommen, ist jetzt nicht zu betrachten, aber so viel erhellt von vom herein: vrissenschaftliche Analjae der Kcmkanenz ist nur möglich, sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung der Himmelskörper nur dem verstandlicii, der ihre wirkUche, ab^ sinnlich nicht wahrnehm- bare Bewegung kennt. Dennoch ist zum Yerst&ndniss der Produk- tion des relativen Mehrwerths und bloss anf Grundlage der bereits gewonnenen Resultate Folgendes zu bemerken.

Stellt flieh eine Arbeitsstunde in einem Goldquantum von 6 d. oder sh. dar, so wird in zwölfstfindigem Arbeitstag ein Werth ▼on 6 sh. produciri Gesetzt, mit der gegebnen Prodnktivkraft der

„Wenn der Fabrikant durch Verbesgerung der Maschinerio seine Pro- dukte verdoppelt .... gewiant er (schliesslich) blo«"?, sofern er dadurch hi*- iliü^ ^^4^ Arbeiter wohlfeiler zu kleiden .... uud ao ein kleinerer Theil des GeBammtertragB auf den Arbeiter fallt." (Bamsay 1. c. p. 168.)

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Arbeit würden 12 StQck Waaren in diesen 12 Arbeitsstunden ver- fertigt. Der Werth der in jedem Stück vemutzten Produktions- mittel, Rohmaterial u. 8. w. sei 6 d. Unter diesen Umstanden kostet die einzelne Waare 1 sh., nämlich 6 d. für den Werfcb der Produktionsmittel, 6 d. fOr den in ihrer Verarbeitung nen zuge- setzten Werth. Es gelinge nun einem Kapitalisten, die ProduktiT* kraft der Arbeit zu verdoppeln und daher 24 statt 12 Stttck dieser Waarenart in dem zwölfstQndigen Arbeitstag xa prodneiren. Bei unverändertem Werth der Produktionsmittel sinkt der Werth der einselnen Waare jetzt auf 9 d., nämlich 6 d. fttr den Werth der Prodoktionsmittelf 3 d. fttr den durch die letzte Arbeit neu zuge- setzten Werth. Trotz der verdoppelten Produktivkraft schafft der Arbeitstag nach wie vor nur einen Neuwerth von 6 sh., welcher sich jedoch jetzt auf doppelt so viel Produkte vertheili Auf jedes einzelne Produkt f&llt daher nur noch ^/^^ statt ^/^^ dieses 6e- sammtwerths, 3 d. statt 6 d. oder, was dasselbe ist, den Produk- tionsmitteln wird bei ihrer Verwandlung in Produkt, jedes Stttck berechnet, jetzt nur noch eine halbe statt wie früher eine ganze Arbeitsstunde zugesetzt. Der individuelle Werth dieser Waare steht nun unter ihrem gesellschaftiichen Werth, d. h. sie kostet weniger Arbeitszeit als der grosse Haufen derselben Artikel, produdrt unter den gesellschaftlichen Dnrchschnittsbedingungen. Das Stück kostet im Durchschnitt 1 sh. oder stellt 2 Stunden gesellschuftlicher Ar- beit dar: mit der veränderten Produktionsweise kostet es nur 9 d. oder enthält nur 1*/., ArheitÄstnnden. Der wirkliche Werth einer Waare ist al)er iiiclit ihr individueller, sundern ilir ^nvsellschai't- licher Werth, d. h. er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen, die sie im einzelnen Fall dem Producenten thatsächlich kostet, sondern durch die gers»dlschattlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit. Verkauft also der Kapitalist, der die neue Methode anwendet, seine Waare zn ihrem gesellschal tlichen Werth von 1 sh., so verkauft er sie 3 d. über ihrem individuellen W^erth und realisirt so einen Extramehrwerth von 3 d. Andrerseits stellt sich aber der zwölfstCmdip^e Arbeitsta^^ jetzt lür ihn in 24 btück Waare dar statt früher in 12. Dm also das Produkt eines Arbeitstags zu verkaufen, bedarf er do]ti*elten Absatzes oder eines zweifach grossem Markts. Unter sonst gleichbleibenden Umständen erobern seine Waaren nur srrössern Marktranm durch Kontraktion ihrer Preise. Er wird sie daher über ihrem individuellen, aber unter ihrem gesellschaftlichen Werth verkaufen, sage zu 10 d. das Stück. So schlägt er an jedem einzehieu tStück immer noch einen Kxtra-

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mphrwprth von 1 d. heraus. Diese Steigerung des Mehrwerths rindet für ihn statt, oh oder ob niclit seine Waare dem TTnikreis der nothwendigen Lebensmittel angehört und daiirr ttestiiurncnd in den allgemeinen Werth der Arbeitskraft eingeht. Vom ietztren Umstand abgesehn, existirt also fiir jeden einzelnen Kapitalisten das Motiv, die Waore durch erhöhte Produktivkraft der Arbeit zu verwohlfeUem.

Indess entspringt selbst in diesem Fall die g^teigerte Produk- tion von Mehrwerth aus der Verkürzung der nothwendigen Arbeits- zeit und entsprechender Verl&ngpruiig der Mehrarbeit*»). Die noth- wendige Arbeitszeit betrage 10 Stunden oder der Tageswerth der Arbeitskraft 5 sh., die Mehrarbeit 2 Stunden, der täglich produ- cirte Mehrwerth daher 1 sh. Unser Kapitalist prodacirt aber jetzt 24 Stück f die er zu 10 d. per Stück oder zusammen zu 20 sh. ▼erkauft Da der AVerth der Produktionsmittel gleich 12 sh., ersetzen 14*1 ^ Stück Waare nur das Torgeschossne konstante Ka- pital. Der zwölfstündige Arbeitstag stellt sich in den übrig» bleibenden 9^/^ Stück dar. Da der Preis der Arbeitskraft = 5 sh.^ stellt sich im Produkt von 6 Stück die nothwendige Arbeitszeit dar und in 8*/^ Stück die Mehrarbeii Das Verhältniss der noth- wendigen Arbeit zur Mehrarbeit, welches unter den geseUschaft- lichen Dnrchschnittehedingungen 5:1 betrug, betrügt jetzt nur noch 5:8. Dasselbe Resultat erhalt man so: Der Produkten werth des zwöl&tündigen Arbeitetags ist 20 sh. Davon gehören 12 sh. dem nur wieder erscheinenden Werth der ProduktionsmitteL Bleiben abo 8 sh. als Geldausdruck des Werths, worin sich der Arbeitetag darstellt. Dieser Geldausdruck ist höher als der Geld- ausdruck der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeit von derselben Sorte, wovon sich 12 Stunden nur in 6 sh. ausdrücken. Die Arbeit von ausnahmsweiser Produktivkraft wirkt als potenzirto Arbeit oder schafft in gleichen Zeitiftumen höhere Werthe als die gesellschaftliche Dnrchschnittsarbeit deiselben Art. Aber unser Kapitalist zahlt nach wie vor nur 5 sh für den Tageswerth der Arbeitekraft. Der Arbeiter bedarf daher, stett früher 10, jetet nur noch 7^/^ Stunden zur Reproduktion dieses Werths. Seine

" r

'^^) .,A man'a profit does not depend npon hi? comm.ind of thc prndnce of üther Dien's labour, but upon bis command of labour itaelf. It he can seil his goodä at a higher price, while bis workmen's wages remain un- altered, Ike is cloiirly benefited . . . A smaller proportion of what he prodiTccs is «suffioieiit to put that labour into motion, and a larj^er pro- portiou consequeuilv reuiaina for bimaelf.'' (,fOutUnea of Folit. Ecod. London 1832," p. 49, öO.)

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«

Mehrarbeit wächst daher um 2*1^ Stunden, der von ihm producirte Mehrwerth von 1 auf 3 sh. Der Kapitalist, der die verbesserte Produktionsweise anwendet, eignet sich daher einen grössern Theil des Arbeitstags für die Mehrarbeit an, als die übrigen Ka- pitalisten in demselben Geschäft. Er thut im Einzelnen, was das Kapital bei der Produktion des relativen Mehrwerths im Grossen ond QaDzen thut. Andrerseits aber verschwindet jener Extramehr- werth, sobald die neue Produktionsweise sich verallgemeinert und damit die Differenz zwischen dem individuellen Werth der wohl- feiler producirten Waaren und ihrem gesellschaftlichen Werth ver- schwindet Dasselbe Gesetz der WerthbestinunaDg durch die Arbeitszeii, das dem Kapitalisten mit der neuen Methode in der Form fühlbar wird, dass er seine Waore unter ihrem gesellschaft- lichen Werth verkaufen muss, tr^bt seine Mitbewerber als Zwangs* geseix der Eonkurrenz zur Einftthrung der neuen Produktions- weise^). Die allgemeine Bäte des Mehrwertbs wird also durch den ganzen Process schliesslich nur berfihrt, wenn die Erhöhung der Prodoktivkraft der Arbeit Produktionszweige ergri£Pen, also Waaren verwohl&Üert hat, die in den Kreis der nothwendigen Lebensmittel eingehn, daher Elemente des Werths der Arbeitsknft bilden.

Der Werth der Waaren steht in umgekehrtem YerhiQtniss zur Pjroduktivkraft der Arbeit. Ebenso, weil durch Waarenwerthe bestimmt, der Werth der Arbeitskraft Dagegen steht der relative Mehrwerth in direktem YerhSltniss zur Produktivkraft der Arbeit Er steigt mit steiga&der und fftllt mit Isdlender Produktivkiaft Ein gesellschaftlicher Durchschoittsarb^tstag von 12 Stunden, Geldwerth als gleichbleibend vorausgesetzt, producirt stete dasselbe Werthprodukt von 6 sh., wie diese Werthsumme sich immer ver- theile zwischen Aequivalent für den Werth der Arbeitskraft und Melirwerth. Fällt aber in Folge gesteigerter Produktivkrait der Werth der täo^liclien Lebensmittel und daher der Tageywerth der Arbeit.^kictli von 5 üb. auf o sh., so wächst der Mehrwerth vou 1 sh. auf 3 sh. Um den Werth der Arbeitskraft zu reproduciren, waren 10 und sind jetzt nur noch Ö Arbeitsstunden uöthig. Vier

yji my neighbour by doing much witb little laboor, can seil cheap,

I must contn\ to seil as chc-ij» u.-? he. S'» that every art, trade, or cn^ine, doing worlc \y]{h labour of fewer hand^ :<nd consequently cheaper bcirets iii other.s a kiiid uf neces^ity ad emulaiiou, either of using tiie riuuie art, trade, or eogine or of inventing somethine like it, that every mau may be npon the =;qiiare, that no man mar be abie to undersoll Iiis neighbour " 0,Xhe Advantages of the East-Iudia Trade to England. Lond. 1720", p. 67.)

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Arbeitsstunden sind fird geworden und können der Domäne der Mehrarbeit annexiit werden. Es ist daher der immanente Trieb und die beständige Tendenz des Kapitals, die Produktivkraft der Arbeit zu steigern, um die Waare und durch die Yerwoblfeüerang der Waare den Arbeiter selbst zu verwohlfeilem^).

Der absolute Werth der Waare ist dem Kapitalisten, der sie producirt, an und flir sich gleichgültig. Ihn interessirt nnr der in ihr steckende und im Verkauf resdisirbare Mehrwerth. Realiairung ▼on Mehrwerth schüesst von selbst Ersatz des Yorgeschossnen Werths ein. Da nun der relative Mehrwerth in direktem Verhalt- niss zur Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit w&chst, wahrend der Werth der Waaren in umgekehrtem YerMltniss zur selben Entwicklung fäUt^ da also derselbe identische Prooess die Waaren ▼erwohlfeilert und den in ihnen enthiJtnen Mehrwerth steigert^ IM sich das Bäthsel, dass der Kapitalist, dem es nur um die Pto- duktion von Tauschwerth zu thun ist, den Tausehwerth 'der Waaren beständig zu senken strebt, ein Widerspruch, womit einer der OrOnder dar politischen Oekonomie, Quesnay, seine Gegner quälte und worauf sie ihm die Antwort schuldig blieben. „IIa gebt zu,** sag^ Quesnay, „dass, je mehr man, ohne Nachtheil für die Pro- duktion, Kosten oder kostspielifre Arbeiten in der Fabrikation in- dustrieller Produkte ersparen kann, desto vortheilhafter diese Br- sparung, weil sie den Preis des Macliwerks vermindert. Und trotzdem glaubt ihr, dass die Produktion des Reichthums, der aus den Arl)eiten der Industriellen herkonirut, in der Vermehrung des Taikschwerths ihres Machwerks besteht"*).

Oekonomie der Arbeit durch Entwicklung der Produktiv kraft

') „la whatever proportion th« expenses of a htbourer are diminished,

in the same pro|t(irtioii will bis wages bo diminiahed, if the restraiDU upon indusirv uro at the »ame time taken off." (,,r'on?'ideration8 couceming tÄkiijg Ott' the Boanty on Com exported etc. Lond. 1752", p. 7.) „The interest of trade reqaires, that com and all provisions ahould be os cheap aa possible; for wiuittvtr makes them dear, mu8t make labour dear also ... in all countrics , where ioduptry is not reatrained, the price of provißions must allect the Price of Labour. Thiä will alwaya be dimi- niahed when the neeasflaries of life grow cheaper.** (1. c. p. 'S.) „Wagea are decreaaed in the same proportion aa the powers of produetiou increase. Hacbinery, it is true. cheapens the necessaries of life, out it also cheapens the labourer too." [j,A Prize Enaay on the comparative merits of Com- petition and Cooperation. Lohdon 1884", p. 27.)

") „IIb con\ ieiinent qne pliiJ^ on peut, sans pröjudice, ^pargner de frai^ ou de travaux di.Hpt ndipux dan.s hi fabrication des ouvragea des artisan?», phis cette ^pargne est profitable piu la dimimition des prix de cea ouvrage«. Cependant ils croient que la prodaction de richease qui rdsnlte des trsTanx des artiaans consiste dana l'augmentation de U Talenr vtfnale de lenra

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der Arbeit') bezweckt in der kapitaliBtasehen Produktion obo durchaus nicht Verkfimmg dee Arbeitatags. Sie bezweckt nur VefkUrzung der für Produktion eines bestiaunten Waarenquantuma nothwendigen Arbeitsaeit Daaa der Arbeiter bei gesteigerter Pro- duktiykraft seiner Arbeit in einer Stunde s. B. 10 mal mehr Wai^re als Mher producirt, also ffir jedes StILek Waare 10 mal weniger ArbeitBzeit Inauchtt yerhindert durchaus nicht, ihn nach wie Tor 12 Stunden arbeiten und in den 12 Stunden 1200 statt früher 120 Stflck produdren zu lassen. Ja sein Arbeitstag mag gleich- seitig verlängert werden, so daas er jetzt in 14 Stunden 1400 StQck prododrt u. s. w. Man kann daher bei Oekonomen vom Schlag eines MacGolloch, Ure, Senior und tutti quanti auf einer Seite lesen, dass der Arbeiter dem Kapital f&r die Entwicklung der ProduktiTkrifte Dank schuldet, weil sie die nothwendige Arbeits^ zeit Terkttrzt, und auf der nfichsten Seite, dasa er diesen Dank beweisen muss, indem er statt 10 künftig 15 Stunden arbeitet. Die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, innerhalb der kapita- listischen Produktion, bezweckt, den Theil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst arbeiten niuss, zu verkürzen, um grade dadurch den andren flieil des Arbeitstags, den er für den Kapi- talisten umsonst arbeiten kann, zu verlängern. Wie weit dies Resultat auch ohne Verwohlfeilerung der Waaren erreichbar, wird sich zeigen in den besondren Produktionsmethoden des relativen Mehrwertha, zu deren Betrachtung wir jetzt Übergehn«

Elftes Kapitel Kooperation.

Die kapitalistische Produktion beginnt, wie wir sahen, in der That erst, wd dasselbe individuelle Kapital eine grössere Anzahl Arbeiter gleichzeitig beschäftigt, der Axbeitsprocess also seinen

ouvrages." (Quesnay: „Dialoguea aur le Commerce et aur les Travaux des Artisana", p. 188, 189.)

•( ,,Ce8 sp^culateurs si ^conomes du travail des onvriers qu'il fii idrait qu'ilf! payassent." (J. N. Bidaut: „Du Monopole qui s'etablit daua leB arta industrielles et le commerce. Paris 1828", p. 13.) „The employer will he always on the Stretch to econoraise time and labour." (Dugald Stewart: Works ed. by Sir W Hamilton. Edinburgh, v. III, 1855, „Leotnrns on PoHt. Econ.", p. 318.) „Their (the capitulista') iaterest is that the productive powers of the labourers they employ ahonld he the grttiteat petnUe. On promoting that power their attention is fized and amiOBt ttcdunTdj fixed." iR. Jones 1. c Lecture lU)

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Um&Dg erweitert und Produkt auf grSearer quantitatiTer Stufen- leiter liefert. Das Wirken einer grtaem Arbeiteranzahl zur selben Zeit, in demselben Raum (oder, wenn man will, auf demselben Arbeitsfeld), zur ' Produktion derselben Waaiensorte, unter dem Kommando desselben Kapitalisten, bildet historisch und begiifiElich den Ausgangspunkt der kapitalistischen Produktion. Mit Bezug auf die Produktionsweise selbst unterscheidet sich z. B. die Manu- faktur in ihren Anfängen kaum anders von der zünftigen Hand- werksindustrie als durch die grGssere Zahl der gleichzeitig von demselben Kapital beschSftigten Arbeiter. Die Werkstatt des Zunfiauneisters ist nur erweitert

Der Unterschied ist also zunächst bloss quantitativ. Man sah, dass die Masse des Mehrwerths, welche ein gegebnes Kapital pro- ducirt, gleich dem Mehrwerth, den der emzebie Arbeiter liefert, multtplicirt mit der Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter. Diese Anzahl Sndert an und für sich nichts an der Rate des Mehrwerths oder dem Exploitatioobgrad der Arbeitskraft, und mit Bezug auf die Produktion von Waarenwerth überhaupt scheint jede qualitative Verändrung des Arbeitsprocesses gleiclii^iilti«);. Es folgt diess aus der Natur des Werths. VergegeiistäruUicht sich ein zwülfstündiger Arbeitstag in (i sli., so 1200 solclier Arbeitstage in 6 sh. X 1200. In dem einen FhU haben sicli 12 X 1200, in dem andren 12 Arbeitsstunden den Produkten einverleibt. In der Werthproduktion zählen Viele immer nur als viele Einzelne Für die Werthproduktion macht es also keinen Unterschied, ob 1200 Arbeiter vereinzelt produciren oder vereint unter dem Kommando desselben Kapitals.

Indess findet doch innerhalb gewisser Grenzen eine Mudihkation statt. In Werth vergegenständHchte Arbeit ist Arbeit von jc^esell- srhaftl icher Durchschnittsqualität, also die Aeusserunrr einer durcii- schnittlichen Arbeitskraft. Eine Durchschnittsirrö.-^se existirt aber immer nur als Durchschnitt vieler verschieUuer Grössenindividuen derselben Art. In jedem Industriezweig weicht der individuelle Arbeiter. Peter oder Paul, mehr oder minder vom Durch schnitts- arbeiter ab, Die.se imlividuellen Abweichungen, welche mathema- tisch „Fehler" heissen, kompensiren sich und versch^v^nden, sobald man eine grössere Anzahl Arbeiter zusammennimmt. Der berühmte Sophist und Sykophani Edmund Burke will aus seinen praktisclien Erfahrungen als Pächter sogar wissen, dass schon „für ein so ge- ringes Peloton" wie 5 Ackerknechte aller individuelle Unterschied der Arbeit verschwindet, also die ersten besten im Mannesalter

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befindlichen £&nf englischen Ackerknechte zaaammengenammen in denelben Zeit grad so viel Arbeit Terrichten als beliebige andre fBnf englische Ackorknechte*). Wie dem auch sei, es ist klar, dass der Gesammtarbeitstag einer giQssren Anzahl gleichzeitig beschäftigter Arbeiter, dividirt durch die Anzahl der Arbeiter, an und für sich ein Tag gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit ist Der Arbeitstag des ^zelnen sei z. B. zwölfstttndig. So bildet der Arbdtstag von 12 gleichzeitig beschäftigten Arbeitem elhen Gesammtarbeitstag Ton 144 Stunden, und obgleich die Arbdt eines Jeden des Dutzend mehr oder minder von der gesellschaft- lichen Durchschnittsarbeit abweichen, der Einzelne daher etwas mehr oder weniger Zeit zu derselben Verrichtung brauchen mag, besitzt der Arbeitstag jedes Einzelnen als ein Zwölftel des Ge- sammtarbeitstags von 1 i4 Stunden die gesellschal'tliche Durch- schnittsqualität. Für den Kapitalisten aber, der ein Dutzund be- schäftigt, existirt der Arbeitstag ak Gesainml ii I eiistag des Dutzend. Der Arbeitstag jedes Kiuzelnen existirt ai:-. aluiuotfr Theil des Gesammtar)>eitstags, ganz unabiumgig davon, ob die Zwölf einander in die Haud arbeiten oder ob der ganze Znsaranienhang ihrer Arbeiten nur darin besteht, dass sie für denselben Kapitalisten arbeiten. Wanden dagegen von den 12 Arbeitern je zwei von einem kleinen Meister beschäftigi. so wird es zutailiir. ob jeder einzf'bip Meister dieselbe Werthniasst» j»r«>dueirt und <laher die all- gemeine iiate des Mehrwertbs realisirt. Es HIikIi'u invividuplle Abweichungen statt. Verbrauehte ein Arbeitrr iHMltjuteud mehr Zeit in der Produktion einer Wiiare, als gesellschaftlich erheischt ist, wiche die für ihn individuell nothwendige Arbeitszeit bedeutend ab von der gesell ( liaftlic Ii nothwendigen oder der Durchschnitts- Arbeihszeit, so gälte seine Arbeit nicht als Durchschnittsarbeit, seine Arbeitskraft nicht als durchschnittliche Arbeitskraft. Sie verkaufte sich gar nicht oder nur unter dem Durchschnittswerth der Arbeitskraft. Ein bestimmtes Miniraum der Arbeitsfertigkeit ist also vorausgesetzt, und wir werden später sehn, dass die kapi-

«Unquestiouably, there is a great deal of difference between the value of one inan's labour and that of auother, from strength, dexterity and honest application. But I am quitc ?iire, from my best Observation, that any given five men will, in their total, afford a proportioo of labour equal to anv other five witliin the periods of Hfe I have stated; that is, that among such five men there will bc one posBe.sMing all the qualificationft of a good work- man, one bad, and tho other three miilfllinj^, and approximating to the first and the last. »So that in so small a platoon aa that of even five, you will find the fall comnlement of all taat flve men can earn." (£. Borke L e. p. 16.) cf Quötelet fiber das Durchschnittimdividaum.

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talistische Prodoktion Mittel findet, diess Mmimam zu messen/ Nichts desto weniger weicht das Minimum vom Durchsclmitt ab, obgleich auf der andren Seite der Durchschnitts werth der Arbeits- kraft gezahlt werden moss. Von den secbs Kleinmeistem würde der eine daher melir, der andre weniger als die allgemeine Rate des Mehrwerths herausschlagen. Die Ungleichheiten würden sich für die GtosellBchaft kompensiren, aber nicht für den einzelnen Mei^r. Das Gesetz der Verwerthung überhaupt realisirt sich also fiOr den einzelnen Produeenten erst vollständig, sobald er ale Ka^ pitalist produoirt, viele Arbeiter gleichseitig anwendet, also von vom herein gesellschaftliche Durchschnitlaarbeit in Bewegung setzt').

Auch bei gleichbleibender ArbeitsweiBe bewirkt die gleichzeitige Anwendung einer grossien Arbeiteranzahl eine Revolution in den gegenständlichen Bedingungen des Arbeitsproeesses. Baulichkeiten, worin Viele arbeiten, Lager für Rohmaterial u. s. w., Oefasse, In- strumente, Apparate u. s. w., die Vielen gleichzeitig oder ab- wechselnd dienen, kurz ein Theil der Ptoduktionsnuttel wird jefaet gemeinsam im Arbeitsprocess konsumirt. Einerseits wird der Tauschwerth von Waaren, also auch ?on Produktionsmittehi, durchaus nicht erhSht durch irgend welche erhöhte Ausbeutung ihres Gebrauchswerths. Andrerseits wachst der Malsstab der ge- meinsam gebrauchten Produktionsmittel Ein Zimmer, worin 20 Weber mit ihren 20 WebstUhlen arbeiten, muss weiter gestreckt sein als das Zimmer eines unabhUugigen Webers mit zwei Gesellen. Aber die Produktion einer Werkstatt für 20 Personen kostet we- 'niger Arbeit als die von 10 Werkstätten für je zwei Personen, und so wächst überhau})t der Werth massenweise koncentnrter und gemeinsamer Produktionsmittel nicht verhältnissmäfsig mit ihrem Umfang und ihreai Nutzeltekt. Gemeinsam vernutzte Pro- duktionsmittel geben ^eringreu Werth bestandthtiil uu das einzelne Produkt ab, theils weil der Gesamuitvverth, deu sie abgeben, sich gleichzeitig auf eine grössre Produktenmasse vertheilt, theiis weil sie, im Vergleich zu vereinzelten Prodiiktionsniitteln, zwar mit absolut grössrem, aber, ihren Wirkungskreis betrachtet, mit relativ

") Herr Professor Ro8ch(M- will cntdckt haben, dass eine Nahniamsell, die währeud zwei Tagen von der Vnni Professorin bescluiftigt wird, mehr Arbeit liefert, ab zwei Nähiuaui»elleu, welche die Frau rrofessoriu am selben Tage beschäftigt. Der Herr Professor stelle seine Beobachtuugeo übw den kapitalistischen Produktionsprocess nieht in der Kinderstube an und nicht unter Umständen, worin die Hauptperson fehlt, der Kapitalist.

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Uemrem Werth in den Prodnktionsprooees eintreten. Damit sinkt ein Werthbestandtheil des konstanten Kapitals, also proportbnell za seiner GrOsse, anch der Gesammtwerth der Waare. Die Wirkung ist dieselbe, als ob die Produktionsmittel der Waare wohlfeiler producirt wfirden. Diese Oekonomie in der Anwendung der Pro- duktionsmittel entspringt nur aus ihrem gemeinsamen Konsum im Arbeitoprocess Viel». Und sie erhalten diesen Ohaiakter als Be- dingungen g^UschaiÜicher Arbeit oder gesellscbafiliche Bedin* gungen der Arbeit im Unterschied von den sersplitterten und re- lativ kostspieligen Produktionsmitteln Tereinzelter selbständiger Arbeiter oder Kleinmeister, selbst wenn die Vielen nur rftumUch zusammen, nicht mit einander arbeiten. Ein Theil der Arbeil»- mittel erwirbt diesen gesellschaltlieben Chaiakter, bevor ihn der ArbeitsprocesB selbst erwirbt

Die Oekonomie der Produktionsmittel ist überhaupt von doppel- tem Gesichtspunkt au betrachten. Das eine Mal, soweit sie Waaren Terwohlfeilert und dadurch den Werth der Arbeitskraft senkt. Das andre Mal, so weit sie das Verhältniss des Mehrwerths zum vor- geschossnen Gesammtkapital, d. Ii. zur Werthsumme seiner kon- Htanten und variablen Bestandtheile, vtraiKlert. Der letztre Punkt >vii!i er.st im ersten Abschnitt des dritten Buchs dieses Werks er- örtert, wohin wir des Zusamraenhangä wegen auch manches schon hierher Gehörige verweisen. Der Gang der Analyse gebietet diese Zerreissung des Gegenstands, die zuf^leich dem Geist der kapita- listisclien l'roiluktion tiiUpricht. Da hier näiulich die Arbeits- bedingungen dem Arbeiter selbständig gegenübertreten, erscheint auch ihre Oekonomie als eine besondre Operation, die ihn nichts angeht und daher ^-etrennt ist von den Methoden, welche seine persönliche Produi<tivität erhöhen.

Die Form der Arbeit Vieler, die in demselben Produki lon-- process oder in verschiednen, aber zusammenhangenden Produlv- tionsprocessen, planmälsig neben und mit einander arbeiten, heisst Kooperation ^%

Wie die Angriffskraft einer Kavalerieschwadron oder die Wider- standskraft eines Infanterieregiments wesentlich verschied. n ist von der Summe der von jedem Kavaleristen und Infanteristen verein- zelt entwickelten Angriffs- und Widerst4\ndskräfte, so die mecha- nische Kraftsumme vert^i?izolter Arbeiter von d^r ij<*sellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände gleichzeitig in

„Ooncours de foroes." (Destutt de Tracy 1. c. p. 78.) Mars, K»pital I. 19

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derselben uDgetheilteo Operation zusammenwirken, z, B. wenn es gilt eine Last zu heben, eine Kurbel zu drehn oder einen Wider- stand aus dem Weg sa rfttunen^'). Die Wirkung der kombinirten Arbeit könnte hier tod der vereinzelten gar nicht oder nur in vid langren Zeiträumen oder nur auf einem ZwergmaMab hervor^ gebracht werden. Es handelt sich hier nicht nur am Erhöhung der indiriduellen ProduktiTkraft durch die Kooperation, sondern um die Solidpfimg einer Produktivkraft, die an und ftr eich MasM* kraft aein musa^^*).

Abgeaehn von der neuen Kiafipotenz, die aua der Veraebmelznng vieler Kiftfte in eine Geaammtkraft entapringt, eneugt bei den meisten produktiven Arbeiten der bloaM geadlachalUidie Kontakt einen Wetteifer und eine eigpie Erregung der Lebenageiater (animal apirita), welche die individuelle LeiatungafiUiigkeit der Einzelnen erhöhen, ao daaa ein Dutaend Peiaonen auaammen in einem gleich- aeitigen Arbeitstag von 144 Stunden ein viel gitarea Geaammt- produkt liefern ab awdlf vereinzelte Arbeiter, von denen jeder 13 Stunden, oder ala ein Arbeiter, der 18 Tage nach einander ar- beitet^*). Dieaa rührt daher, daaa dar Menaeh von Natur, wenn nicht, wie Ariatotelea meint, ein politiachea^*), jeden&lla ein ge- seUachafÜichea Thier ist

") There are numeroua opomtiona of -imple a kind not to admit a division into parte, which cannut be peri'ormed without tbe cuuperation of many pairs of nands. For instance the lifting of a ]arge tree on a wain . . . every tbing in sbort, wbicb cannot be done unleas a great many pairs of band« help eacb other in the samp undivi(!ed eniployment, and nt the same time.* (£. O. Wakefield: „A View ol tbe Art of Colonization. Lenden 1849% p. 168.)

«As one man oaUDOt, and 10 men muBt strain, to lift a tun of weigbt, yet one hundred men can do it only by tbe strength of a finger of each of them.* (John Bellers: -Propobais for raising a colledge of industry. London 1696-, p. 81.)

'*) ,Tbcre h also" (wenn dieselbe Arbeiterzabl von einem Pächter auf 800, statt von 10 Pächtern auf je 80 acres angewandt wird) ,an advnntüp-f^ in the Proportion of servants, wbich will not easily be understood but by practical men; for it is natnral to mj» as 1 is to 4, 00 ure 8 : 12: but thts will not hold good in practice; for in harvest-tinie and niany other Operations wbicli rrqiiire that kind of rlecpHt'-h, by tbe throwing many han(l<^ to-

fether, ihn work ia better, aud mure expeditiously done: f. i., in barveui, driyen, 2 loaders, 2 pitchers, 2 rmken, and the reet et the rick, or in the bam, will despatch double thr work, that thr same number of band« would do, if divided into difi'erent gangs, on difterent farnis.' (,An En-

äuiry into the Connectiou between tbe preaeut price of proviäion» and iie size of fariTis. By a Farmer. London 1773", p. 7, 8.) *»i Aristoteles' Definition ift eigentlich die, da«^^ rler Mensch von Natur StadtbOrger. Sie iat für das klas^sche AltcorUiam ebenso charakteristiAch,

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Obgleich Tide DuBelbe oder GleioharligieB ^biduettig ndt dnander Terrichteii, faum die indiTidiieUe Arbeit eines Jeden dminoeh ab Theil der Geeammtarbeit Tcndiiedne Pbaeen dea ArbeUapn^ ceaaQB aelbat dantellen, die der Arbeitsgegensland, in Folge der Kooperation, raaeher dnrcUinft Z. B., wenn Hanrer eine Reihe ▼on Binden bilden, nm Banateine vom Foaa einea Geetella bis au aeiner Spitae ao befMem, Üiat jeder von ihnen daaaelbe, aber dennoch bilden die einzelnen VerrichtangeQ kontinoirliohe Theile einer Oeaanuntrmchiong, beaondre Phaaen, die jeder Banatoin im Arbeiiaprooeaa dniehlaofen nraaa, nnd wodurch ihn etwa die 24 HInde dea Geaanuntarbeiiera rascher Iftidem, als die xwei Binde jedea einzelnen Arbeitera, der daa GerOat auf- und abatiege^^). Der Aibeit^gegenatond dnrchl&uft denselben Baum in kOnerer Zeit Andrersd^ findet Komlnnatbn der Arbeit statt, wenn ein Bau z. B. Ton ▼evachiednen Seiten gleichzeitig angegriffen wird, obgleich die Kooperirenden Baasdbe oder Gleicfaartig«i tinm. Der kombi- nirte Arbeitstag Ton 144 Stunden, der den Arbeitsgegenstand viel- seitig im Raum angreift, weil der kombinirte Arbeiter oder Ge- sammtarbeiter vom und hinten Augen und Hände hat und in gewissem Grad Allgegenwart besitzt, fordert das Gesammtprodukt mscber als 12 zwölfstüudige Arbeitstage mehr oder minder ver- einzelter Arbeiter, die ihr Werk einseitiger angreifen müssen. In derselben Zeit reifen verschiedne Ilaumtheile des Produkts.

Wir betonten, dass die Vielen, die einander ergänzen, Dasselbe oder Gleichartiges thun, weil diese einfachste Form gemeinsamer Arbeit auch in der ausgebildetsten Gestalt der Kooperation eine grosse Rolle spielt. Ist der Arbeitaprocess complicirt, so erlaubt die blosse Masse der Zusaiimienarbeitenden die verschiednen Opera- tionen unter verschiedne Häude zu vertheilen, daher gleichzeitig zu verrichten und dadurch die zur Herstellung des Gesammtpro- dukts nöthige Arbeitszeit zu verkürzen ^^J.

Als Franklin'» DefniitiuD, daas der Mensch von Natur Instromeutenmacherf für da^i Vaukeethum.

,On doit eneore rmnarqner qoe oette division partielle du tnivail peut se faire qiiand meme len ouv^ie^-^ -^nnt occnp^s d'uii" nir'mf hesogne. Dom fna(;;ons par exemple, occupe« de fuire passer de malus eu aiaiu« des briques k un öchafaudage Huperieor, font toas la mSme besogne, et poorteiit ilezifte parmi eux une esp^ce de division de tntTail, qai conBiste en öt qae ehacun n'eux fait passer la briquf pnr un eepacc donn^, et «jue tou» ensemble la font parvenir beaucoupplus promptementä Teudroit marqu^ qu'ila neferaient

ehacun d'eoxportraitaabriques^parementjusqn'kr^kHu^Qaafletnp^riei^^ (F.Skarbek : „Tlidorie des richesses sociales. 2^me6d. Paria 1840,** t I,p. 97, 98.)

^ „Est-Uqaeeüond'extoter un travaÜGompliqu^pluaieiirschoseedoiTent

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In vielen Produktionszweigen gibt es kritische Momente ^ d. h. durch die Natur des Arbeiisprocesses selbst bestimmte Zeitopoeben, während deren bestimmte Arbeitsresultate endelt werden mtaen. Soll z. 6. eine Heerde Schafe geachmn oder eme Morgenanzahl Komland gemäht und geherbetefc werden, so hängt Quantitfit und Qualit&t des Produkts davon ab, dass die Operation zu einer ge- wissen Zeit begonnen und wa einer gewissen Zeit beendet wird. Der Zeitraum, den der Arbeitsprooess einnehmm darf, ist Hier vor- geschrieben, wie etwa beim Haringsfimg. Der Einzekie kann aus einem Tag nur einen Arbeitstag herausschneiden, sage von 12 Stunden, aber die Kooperation von 100 z. B. erweitert einen sw5lf- stflndigen Tag zu einem Arbeitstag von 1200 Stunden. Die KQrse der Arbeitsfirist wird kompensirt durch die QriSsse der Arbeits- masse, die im entscheidenden Augenblick auf das Produktionsfeld geworfen wird. Die rechtseitige Wirkung hängt hier ab von der gleichzeitigen Anwendung rieler kombinirten Arbeitstage, der Um- fang des NutzefEekts von der Arbeiteranzahl, die jedoch stets kleiner bleibt als die Anzahl der Arbeiter, die yereinzelt in demselben Zeitraum denselben Wirknngsraum ausfüllen wOrden^^. Es ist der Mangel dieser Kooperation, wodurch im Westen der Yereinig- ten Staaten eine Masse Kom und in den Theilen Ostindiens, wo englische Hensohafl das alte Gemeinwesen zerstört hat^ eine Masse Baumwolle jährlich Terwüstet wird*').

Auf der einen Seite erlaubt die Kooperation die Baumsphire der Arbeit auszurecken und wird daher für gewisse Arbeitsprocesse

ötre faites siulultanemeut. L'un en fait une pendant que l autre en fait une aatre, et toua contribiteiit ä l'effet qii'mi seul homme n'aurait pu

produire. L'un rame pendant que Tautre tient le gouvernail, et qu'un troisi^me jette le filet ou harponne le poisson, et la pSche a an snoo^ impoääible sans ce concours.' (Deatutt de Tracy 1. c.) **) ,The doing of it (der Arbeit in der Agrikoltnr) st the critical jnno-

ture, is üf so mucb tiie greater consetiuenee " 'An Inquiry into tlie CJonnection between the pn-^ent price etc., }>. 9.) der Agrikultur gibt

es keinen wichtigeren Faktur, als den Faktor der Zeit." (Liebig: „Ueber Theorie und Pruia in der Landwirthechaft. 1856", p. 28.)

„Tbe rf^xt cvil is one which one would scarcely expect to find in a country which cxports more labour than any other in the world, with the exception perhaps of China and England the impossibility of procuriog a sufficient numbco' of hands to cleao the cotton. The conse- quencf of thia le tbnt birge quantitic? of the crop nre left unpicked, wbile another portioQ ia gathered from the ground, when it has fallen, and in of course diseoloured and partially rottM, so that for want of laboar at the proper Hcason the cultivator is actually forced to Bubmit to the loss of a large pnrt Ol" that crop for which England is so anxiously looking." (Bengal Hurkaru. Bi-Montbly Overland Bummary of Newa. 22nd July 1S61.)

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schon durch den räumlichen Zasammenhang des Arbeitsg^enstandes erlieischti wie bei Trockenlegung von Land, Eindünimung, BewSsg- rang, Kanal-, Strassen-, Eisenbahnbauten u. s. w. Andrerseits er- möglicht sie, Terhaltnissmärsig zur Stufenleiter der Produktion, räumliche Verengung des Produktionsgebiete. Diese Beschränkung der Raumsphare der Arbdit bei gleiehidtiger Ausdehnung ihrer WirknngssphiFe, wodurch eine Miuae falscher Kosten (&nx fhus) empart werden, entspringt aus der Konglomeration der Arbeiter, dem ZusammenrOcken Teischiedner Arbeitsprocesse und der Kon- centration der Ftoduktionsmittel^^.

Verglichen mit einer gleich grossen Summe Yereinzelier indivi- dueller Arbeitstage, produdrt der kombinirte Arbeitstag grOssre Massen von Glebraochswerth und Termindert daher die sur Pro- duktion eines bestinmiten Nutseffekts nöihige Arbeitszeit. Ob er im gegebnen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erh&lt, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht, oder ihre rfium- licfae Wirkungssphäre ausdehnt, oder das r&umÜche Prodnktions- feld im VerhSltoiss zur Stufenleiter der Produktion verengt, oder im kritischen Moment viel Arbeit in wenig Zeit flflssig macht, oder den Wetteifer der Einzehien erregt und ihre Lebensgeister spannt, oder den gleichartigen Verrichtungen Vieler den Stempel der Kon- tinuität nnd Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedne Operationtti gleichzeitig verrichtet, oder die Produktionsmittel durch ihren ge- meinschaftlichen Gebrauch ökononiisirt, oder der individuellen Arbeit den Charakter gesellschaftlicher Durchschiiittsarbeit verleiht, unter allen Umatiinden ist die specilische Produktivkraft des kombinir- ten Arbeit^tan^s gesellschaftliche Produktivkralt dt-i Arbeit oder Produktiv kraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im piaiimäisigen Zusaiuint n wirken mit Andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattung» vermögen^*).

^'^j „In the progreas of « nltttre all, and porlmp!* niore than all the capital and labour which uucc loosely occupicd 500 acres, are now con- centrated for the more complete tillage of 100." Obgleich „relatively to Ute amount of capital and labour employed, space is concentrated, it ia au cnlnrged sphere of production , rompared to tlio ^phere of prodnc- tiou furmerly occupied or worked upoa by one diugic, iudepeadent ageot of production.*' (K. JonSB: „An Essay on the Distribntion of Weuth. On Rent. London 1881«, p. 191.)

,.Tiii fnr;'H di cinscnno nnmo ^ Tninlma. ma la riunione delle niinirne forze forma uua forza totale ina^^giore anche della somma delle forze medesime fino a che le forze per enero rinnite poMono diminoere U tempo ed accreflcere lo spazio della loro ssione.*' (G. R. Carli, Kote zu P. Verri, L c. t. XV, p. 106.)

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Wenn Arbeiter überhaupt nicht unmittelbar zusammenwirken können, ohne zusammen zu sein, ihre Kongloineration auf bestimm- tem Raum daher Bedint^ung ihrer K.Oüj)eration ist, können Lohn- arbeiter nicht koopenren, ohne dass dasselbe Kapital, derselbe Kapitalist sie gleichzeitig anwendet, also ihre Arbeitskräfte gleich- zeitig kauft. Der Gesammtwerth dieser Arbeitskräfte, oder die Lohnsumme der Arbeiter fiir den Tag, die Woche u. s. w., mus8 daher in der Tasche des Kapitalisten vereint sein, bevor die Arbeits- kräfte selbst im Produktionsprocess vereint werden. Zahlui^ Ton 300 Arbeitern auf einmal, auch nur ftlr einen Tag, bedingt mehr Kapitalauslage als Zahlung weniger Arbeiter Woche fUr Woche wiihrend des ganzen Jahrs. Die Anzahl der kooperirenden Ar- beiter, oder die Stufenleiter der Kooperation, hängt also zunächst ab von der Grösse des Kapitels, das der einzelne Kapitalist im Ankauf von Arbeitskraft auslegen kann, d. h. von dem Umfang, worin je ein Kapitalist über die Lebensmittel vieler Arbeiter yerf&gt

Und wie mit dem variablen, verhält es sich mit dem konstanten Kapital. Die Auslage für Rohmaterial z. B. ist 30 mal grösser für den einen Kapitalisten, der 300, als für jeden der 80 Kapita- listen, der je 10 Arbeiter beschäftigt Werthumfang nnd Stoff- masse der gemeinsam benatzten Arbeitsmittel wachsen zwar nicht in demselben Grad wie die beschfiftigte Arheiteranzahl, aber sie wachsen beträchtlich. Koncentration gitorer Messen von Plrodnk- tionsmitteln in der Hand einzdner Eapttalisten ist also materielle Bedingnng tfXr die Kooperation von Lohnarbeitern, und der Um- fang der Kooperation, oder die Stufenleiter der Produktion, hfiogt ab Tom ümfang dieser Koncentration.

Ursprünglich erschien eine gewisse MinimalgfCese des indiTidu- ellen Kapitals nothwendig, damit die Ansahl der gleichzeitig aus- gebeuteten Arbiter, daher die Masse des producirten Mehrwertlis hinreiche, den Arbeitsanwender selbst yon der Handarbeit zu ent- binden, aus einem Kleinmeister einen Kapitalisten zu machen und so das Kapitalverhältniss formell herzustdlen. Sie eischeint jetst ab materielle Bedingung für die Verwandlung vieler zersplitterter und von einander unabhängiger individueller Arbeitsprocesse in einen kombinirten geseUsehfl^chen Arbeitsprocees.

Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals Qher die Arbeit nur als formelle Folge davon, dass der Arbeiter statt für sich, ftlr den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischniss für die Ausführung

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des Arbeitsprocesses selbst, zu einer wirklichen Produktions-

bedingrunc^. Der Befehl des Kapitalisten aut dem i'rüduktionsteld wird jetzt so uneutbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld.

Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf grössrera Mafsätab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Thätigkeiten vermittelt und die fillgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesammtkörpers im Unterschied von der Bewehrung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violin- spieler dirigirt sich selbst, ein Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Ueberwachung und VermittUmg, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird. Als s}i('cißs( he Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung speciüsche Charaktermale.

Zunächst ist das treibende Motiv und der bestimmende Zweck des kapitalistischen IVoduktionsprocesses mögliclist Crosse Selbst- verwerthung des Kapitals'^), d. h. möglichst f^^rossc l'ioduktion von Mehrwerth, also möglichst grosse Ausbeutung der Arbeits- kraft durch den Kapitalisten. Mit der Masse der gleichzeitig be- schäftigten Arbeiter wächst ihr Widerstand und damit nothwendig der Druck des Kapitals zur Bewältigung dieses Widerstands. Die Leitung des Kapitalisten ist nicht nur eine aus der Natnr des ge- sellschafUichen Arbeitopiooesses entspringende und ihm angehörige besondre Funktion, sie ist zugleich Funktion der Ausbeutung eines gesellschaftlichen Arbeitsprocesses und daher bedingt durch den unvermeidlichen Antagonismus zwischen dem Ausbeuter und dem Bohmaterial seiner Ausbeutung. Ebenso wächst mit dem Umfiusg der Produktionsmittel, dir dem Lohnarbeiter als fremdes Eigen- thom g^enüberstehn, die Nothwendigkeit der IxOiitrole über deren sadigemisse Verwendung"). Die Kooperation der Lohnarbeiter

Profits . . . is the sole end of trade." (J. Vanderlint 1. c. p. U.) **) Ein englisches Pbilisterblatt, dttSpeetator vom B. Juni 1866, berichtet, dass nach Einführung einer Art von Kompa^iegegchäft /.wischen Kapitalist und Arbeitern in der „wirework Company of Manchester'*: „the first reuult was a sndden deeresse in waste, (he men not seeing why they shonld warte tiieir own propcrty any more than sny ether master's, and waste is perhape, nezt to bad aebts, tho irreatest soxirce of mnnnfnctnring loss." uaasefbe Blattentdeckt aUUruudmangel derEochdalecooperaiiveexperimeuts: „They diowed thst iMoofations of workmen eoiild manage shops, mill», and iJmost all forms of iiuiustry with BUOCesB, atid they immensely improved the condi- tion of the men, but then they did n'^t Imve a clear place for masters." {fßie bewiesen, dass Arbeiterassociationeu Boutiauen, Fabriken und bei- nahe alle Formen der Industrie mit Erfolg banahaben kennen, und de

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iat ferner blosse Wirkung des Kapitals, das sie gleichzeitig an- wendet. Der Züsammenbang ihrer Funktionen und ihre Einheit als produktiver Gesammtkörper liegen ausser ihnen, im Kapital, das sie zusammenbringt und zusammenhält. Der Zusammenhang ihrer Arbeiten tritt ihnen daher ideell als Plan, praktisch als Au- toiität des Kapitalisten gegenüber, als Macht eiues fremden Willenb, der ihr Thun seinem Zweck unterwirft.

Wenn daher die kapitalistische Leitung dem Inhalt nach zwie- schlächtig ist, wegen der Zwieschlächtigkeit des zu leitenden Pro- duktionsprocesses selbst, welcher einerseits gesellschaftlicher Arbeits- process zur Herstellung eines Produkts, andrerseits Verwerthuugs- process des Kajiil ils, so ist sie der Form nach despotisch. Mit der Entwirk hing der lvu<)})eration auf grössrem MaTsstab entwickelt dieser Despot ir^nius seine eigenthün)lichen Foniieii. Wie der Ka- pitalist zunächst entbunden wird von der Handarheit, sobald sein Kapital jene Minimalgrösse erreicht hat, womit die ei^ciuHch kapi- talistische Produktion erst beginnt, so tritt er jetzt die Ftinktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der eiii/elneii Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine beson li t; Sorte von Lohnarljeitern. Wie eine Armee militärischer, bedarf eine unter dem Kommando desselben Kapitals zusammenwirkende Arbeitermasse industrieller Oberofficiere (Dirigenten, managers) und Unterofficiere (Arbeitsaufseher, foremen, overlookers, contre- maitres), die während des Arheitsprocesses im Namen des Kapitals kommandiren. Die Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer ausschliesslichen Funktion. Bei Vergleichung der Prodaktions- weise unabhängiger Bauern oder selbständiger Handwerker mit der auf Sklaverei beruhenden Plantagen wirtlischaft, zählt der politische Oekonom diese Arbeit der Oberaufsicht zu den faux frais de pro- ducüoQ^**). Bei Betrachiimg der kapitalistischen Prodoktions- weise identificirt er dagegen die Funktion der Leitung, so weit sie aus der Natur des gemeinschaftlichen Arbeitsprocesses ent- springt, mit derselben Funktion, so weit sie durch den kapitali- stischen und daher antagonistischen Charakter dieses Proceases be- verbesserten RUHHcrordentlich die Lage der Leute selbst, :iber!. aber dann liesaen sie keinen sichtbaren Platz für Kapitalisten oÖen." Quelle horreurl) Nachdem Professor Cairnes die „superintendence of labour*' als einen Hauptcharakter der Bkl&venproduktion in den afidlickeo Staaten von Nordamerikii durgestellt hat, fahrt er fort: ,,The peasant pjroprietor [de« Nordens] appropriating llie whole produce of bis suil, iieeds no other Stimulus to exertiou. äuperiuteiulence is here couipletely di»peu8ed with." (Caimes 1. c. p. 48, 49.)

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djngt wird*^). Der Kapitalist ist nicht Kapitalist, weil er indu- strieller Leiter ist, sondern er wird industrieller Befehlshaber, weil er Kapitalist ist. Der Oberbefehl in der Industrie wini Aftribut des Kapit^ä, wie zur Feudalzeit der Uberbetehl in Krieg und Gericht Attribut des Grundeiji^enthums war'^^*).

Eigenthümer seiner Arbeitskriift ist der Arbeiter, so lange er ab Verkäufer derselben mit dem Kapitalist marktet^ und er kann nur verkaufen, was er besitzt, seine individuelle, vereinzelte Arbeits- kraft. Diess Verhältniss wird in la iner Weise dadurch verändert, dass der Kapitalist 100 Arbeitskräfte statt einer kauft oder mit 100 von einander unabhängigen Arbeitern Kontrakte schliesst statt mit einem einzelnen. Er kann die 100 Arbeiter anwenden, ohne sie kooperiren zu lassen. Der Kapitalist zahlt daher den Werth der 100 selbständi^^en Arbeitskräfte, aber er zahlt nicht die kom- binirte Arbeitskraft der Hundert. Als unabhängige Personen sind die Arbeiter Vereinzelte, die in ein Verhältniss zn demselben Ka- pital, aber nicht zu einander treten, üire Kooperation b^innt erst im Arbeltsprocess, aber im ArbeitspTooesa haben sie bereits att%eh8rt, sich selbst zn gehören. Mit dem Eintritt in denselben sind sie dem Kapital einverleibt. Als Kooperirende^ als Glieder eines werkth&tigen Organismus, sind sie selbst nur eine besondre Existenzweise des Kapitals. Die ProdnktiTkraft, die der Arbeiter als gesellseliaftlicher Arbeiter entwickelt, ist daher ProduktiTkrafk des Kapitab. Die geseUsohaftliche Produktivkraft der Arbeit ent- wickelt sich unentgeltlich, sobald die Arbeiter unter bestimmte Bedingungen gestellt sind, und das Kapital stellt sie unter diese Bedingungen. Weil die geeellsdiaftliche Produktivkraft der Arbeit dem Kapital nichts kostet, weil sie andrerseits nicht von dem Arbeiter entwickelt wird, bevor seine Arbeit selbst dem Kapital gehört, erscheint sie als Produktivkräfte die das Kapital von Natur besitzt^ als seine immanente Prodnktivkraft

Kolossal zeigt sich die Wirkung der einfftchen Kooperation ui den Riesenwerken der alten Asiaten, Aegyjiter, Etrusker u. s. w. „Es geschah in vergangnen Zeiten, dsss diese asiatischen Staaten

**) Sir James Steuart, überhaupt ausgezeichnet durch offne» Auge für die

charakteristisch-gesellachaftliclien Unterschiede verschied uer Produktions- weisen, bemerkt: „Why do large undertakintrs in the manufacturing way ruin private iiidustry, but by coniing uearer tu Lhe simplicity of shwea?" (Princ. of Pol. Econ., London 1767, v. I, p. 167, 168,

^») August p (' ointe und seine Schule uätten daher in derselben Art die ewige ^iuthwciidiirkeit von Feudalherrn beweisen können, wie sie diess für die Kapitalherrn geiLau.

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nach Bestreitung ihrer Civil- und Militäraustraljen, sich im Besitz eines Ueberschuss^ von Lebensmitteln befanden, die sie für Werke der Pracht und des Nutzens verausrraben konnten. Ihr Kommando über die Haiide und Arme fast der ganzen nicht ackerbauenden Bevölkrung und die ausschliessliche Verfügung des Monarchen und der Priesterschaft über jenen Ueberschuss boten ihnen die Mittel zur Errichtung jener mächtigen Monumente, womit sie das Land erfüllten ... In der Bewegung der kolossalen Statuen und der enormen Massen, deren Transport Staunen erregt, wurde fast nur menschliche Arbeit Terachwenderiscb angewandt. Die Zahl der Arbeiter und die Koncentration ihrer Mühen genügte. So sehn wir mächtige Korallenriffe aus den Tiefen des Oceans zu Inseln anschwellen and feetee Land bilden, obgleich jeder individuelle Ablagerer (depositary) winzig, schwach und yerächUich ist. Die nicht ackerbauenden Arbeiter einer asiatischen Monarchie haben ausser ihren individuellen körperlichen Bemühungen wenig zum Werk zu bringen, aber ihre Zahl ist ihre Kraft, und die Macht der Direktion über diese Massen gab jenen Eieaenwerken den Ur- sprung. £b war die Koncentration der Bevenüen, wovon die Ar* heiter leben, in einer Hand oder wenigen Händen, welche solche Unternehmungen möglich machte"^"). Diese Macht asiatischer und ägyptischer Könige oder etruskischor Theokraten u. 8. w. ist in der modernen Gesellschaft anf den Kapitalisten überg^aagen, ob er nun als Tereinzelter Kapitalist auftritt, oder, wie bei Aktien« gesellschaften, als kombinirter Kapitalist

Die Kooperation im Arbeitq>rocesB, wie wir sie in den Kultur* anf&ngen der Menschheit, bei JagerTÖlkem*'*) oder etwa in der Agrikultur indischer Gemeinwesen vorherrschend finden, beruht einerseits auf dem Gemeineigenthum andenProdnktionsbedingungen, andrerseits darauf, dass das einzelne Indiriduum sich von der Nabel- schnur des Stammes oder des Gemeinwesens noch ebensowenig los- gerissen hat, wie das Bienentndiriduum yom Bienenstock. Beides unterscheidet sie tou der kapitalistischen Kooperation. Die spova- di«^ Anwendung der Kooperation auf grossem MaCsstab in der antiken Welt, dem Mittelalter und den modernen Kolonien, beruht auf unmittelbaren Hemchafts* und KnechtBchafts-Yerhätnissen,

R. Jones: , Textbook of Lecturc« ^tc. " p 77 7^ Die alta'?-'vri':( V!eTi ägyptischen u. s. w. Sammlungen in Irondun imd ai:iclreu europäiachea ilaupl- •t&ateoi machen uns zu Augenzeugen jener kooperativen ArbeitaprooeMe.

LiBguet in seiner ^Thöorie des Lois civdeg* bat vielleicht nicht Unrecht, wenn er die Jagd für die er«te Form der Koopendion und Menscbesgagd (Krieg) für eine der ersten Formen der Jagd erklärt.

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mneiit auf der Sklaverei. Die kapitalistische Form setzt dagegen TOB Toniliereiii den fim&i Lohnarbeiter yorans^ der seine Arbeits- knfl dem Kapital wlcauft Historisdh jedoch entwickelt sie sich im Qegensats zur Banemwirthschaft imd mm unabhfingigen Hand- werksbetrieb, ob dieser Künftige Form besitie oder nicht**). Ihnen gegenflber erscheint die ka^taliatische Kooperation nicht als eine beeondre lustoriBche Form der Koopeiaftion, sondern die Kooperar tion selbst ab eine dem kapitaUstischen Ph^doktionsprocesB eigen- Ihtlnilidie nnd ihn spedfisch unterscheidende historische Form.

Wie die durch die Kooperation entwickelte gesellschafUiche Produktirkraft der Arbeit als Produkti?kraft des Kapitals erscheint, so die Kooperation selbst als eine specifische Form des kapitali- stischen IVodoktionsprocesses im Gegensats zum ProduktioDspro- cess vereinzelter unabhängiger Arbeiter oder auch Kleinmeister. Es ist die eiste Aenderung, welche der wirkliche Arbeitsprocees durch seine Subsumtion unter das Kapital erfiihii Diese Aende- rung geht naturwüchsig vor sich. Ihre Voraussetzung, gleich- zeitige Besch&fkiguDg einer grteren Anzahl von Lohnarbeitem in demselben Arbeitsprocees, bildet den Ausgangspunkt der kapita- listischen Produktion. Dieser föUt mit dem Dasein des Kapitals selbst zusammen. Wenn sich die kapitalistische Produktionsweise . daher einerseits als historische Nothwendigkeit für die Verwand- liiiig des Arbeitsprocesses in einen gesellschaftlichen Piocess dar- stellt , so andrerseits diese gesellschaftliche Form des Arbeitspro- cesses als eine vuiu Kapital angewandte Methode, um ihn durch Steigerung seiner Produktiv kraft profitlicher auszubeuten.

In ihrer bisher betrachteten einfachen Gestalt lallt die Koopera- tion zusaiiiuieu mit der Produktion auf grössrer Stufenleiter, bildet aber keine feste, cliarakteristische Form einer besondren Entwick- lungsepoche der kapitalistischen Produktionsweise. Höchsteiüs er- scheint sie annähernd so in den ntx Ii hiuuiwerksniäfsigen Anfangen der Manutakfcur") und in jeuer Art grosser Agrikultur, welche der

**) Die kleine Bauernwirthschaft und der unabhingige Handwerksbetrieb, die beide tbeils die Basis der feudalen Produktionsweise bilden, theils nach deren Auflösung neben dem kapitaliHti??: hrn Betrieb erscheinen, bilden zu- gleich die ökonomische Grundlage der klassischen Gemeinwesen zu ihrer besten Zeit, nachdem sich das ursprünglich orientalische Oemeineigeiifhiim aufgelöst, und bevorsich die Sklaverei der Produktion ernsthaft bemftcntigt bat.

■-'') . Whether the united skill, indut*try and emulation of many topether on the same work be not the way to advauce it? And whether it had beeu otherwise poeeible for England, to have carried on her Woollen Mann- ftctnre to ho great a perfeetion? (Berkeley: „The Querisi." Lon4 1750, p. 56, § 521.)

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Maoufjakturperiode entspricht und sich wesentlich nur durch die Masse der gleichzeitig angewandten Arbeiter und den Umfang der koncentrirten Produktionsmittel von der Bauernwirthachaft unter- scheidet Die einfache Kooperation ist stets noch vorherrschende Form solcher Produktionszweige, worin das Kapital auf grosser Stufenleiter operirt, ohne das Theilung der Arbeit oder Maschi- nerie eine bedentende Rolle spielte.

Die Kooperation bleibt die Grundform der kapitalistischen Pro- duktionsweise, obgleich ihre einfache Gestalt selbst als besondre Form neben ihren weiter entwickelten Formen erscheint

Zwölftes Kapitel.

Theilmig der Arbeit md Mftnvflftktnr.

1. Doppelter Ursprung der Manufaktur.

Die auf Theilung der Arbeit beruhende Kooperation schafft sich ihre klassische Ctestalt in der Manufaktur. Ab charakteristische Form des kapitalistischen Produktionsprocesses herrscht sie vor wfihrend der eigentlichen Mannlskturperiode, die, rauh aageschlageu, von Mitte des 16. Jahrhunderts bis xum letsten Driüheil des acht- zehnten wfihrt.

Die Manufaktur entspringt auf doppelte Weise.

Entweder werden Arbeitt von verschiedenartigen, selbs&idigen Handwerken, durch deren Hände ein Produkt bis zu E&sDdT letsten Reife laufen muss, in eine Werkstatt unter dem Kommando des- selben Kapitalisten vereinigt. Z. R eine Kutsche war das Oe- sammtprodukt der Arbeiten einer grossen Anzahl unabhängiger Handwerker, wie Stellmacher, Sattler, Schneider, Schlosser, Gürtler, Drechsler, Posamentirer, Glaser, Maler, Lackirer, Vergolder u. s. w. Die Kutschenmanufaktur vereinigt alle diese verschied neu Hand- werker in ein Arbeitshaus, wo sie einander trleichzeitig in die Hand arbeiten. Man kann eine Kutsche zwar nicht vergolden, bevor sie gemacht ist. Werden aber viele Kutschen gleichzeitig gemacht, so kann ein Theil beständig verj^oldet werden, während ein andrer Theil eine frühre Phase des Pn^duktioiisprocesses durchläuft. So weit stehn wir nocli auf dem Boden der einfachen Kooperation, die ihr Material an Menschen und Dingen vortiudet. Indess tritt sehr bald eine wesentliche Veränderung ein. Der Schneider,

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Sebloflser, OfirÜer u. s. w., der nar im Kntschenmadien beachftf- iigfc kk, Terliert nach und nach mit der Gewohnheit auch die Fähigkeit, sein altes Handwerk in seiner ganzen Aosdehirong zu betreiben. Andrerseits erhalt sein yereinseitigtes Thun jetst die sweckmü&igste Form für die verengte WirkungssphaTe. Ursprüng- lich erschien die Entsebenmanufaktur als eine Kombination selbstSn- diger Handwerke. Sie wird allmSlig Theüung der Kutschenpro* duktion in ihre Terschiednen Sonderoperationen, wovon jede einzdne zur ausschliesslichen Funktion eines Arbeiters krystaUisirt und deren Gesammtiieit vom Verein diesor Theikrbeiter veixichtet wird. Ebenso entstand die TachmanulEJctor und eine ganase Reihe andrer Manufakturen aus der Kombination verscbiedner Handwerke unter dem Kommando desselben Kapitals-®).

Die Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden viele Handwerker, die Dasselbe oder Gleich- artiges thun, z. B. Papier oder Typen oder Nadeln machen, von demselben Kapital gleichzeitig in derselben Werkstatt beschäftigt. Ks ist diess Kooperation in der einfachsten Form. Jeder dieser Handwerker (vielleiclit mit einem oder zwei GeseUen) macht die ganze Waare und vollbringt also die verschiednen, zu ihrer Her- stellung erheischten Operationen der Reihe nach. Er arbeitet in seiner alten handwerksraäfsigen Weise fort Indess veranlassen bald äussere Umstände, die Konrentration der Arbeiter iu dem- selben Raum und die Gleichzeit iL^kcit ihrer Arbeiten anders zu vprnntzen. Es soll z. B. ein gnis^Mcs (^)imntum fertiger \Vaare m einer bestimmten Zeitfrist e'^lu iert werden. Die Arbeit wird daher vertheüt. Statt die verschh dnpn Operationen von demselben Handwerker iu emer zeitlichen iieiheniolge 7errichteQ zu lassen,

^1 Um ein mehr modernes Beispiel dieser Bikhmgsart der Mannfaktiir auzulühreo, folgendes (Jitat. Die Seidenspinnerei und Weberei von Lyon und Ntmes „est tonte patriarcale; eile emploie beanconp de femmeB et d'enfants,

mais sali!* les (5puiser ni les corrompre; eile les laissc dans lours helles rallöes de la Drome, du Var, de ITsbre, de VaiicInHe. pour y «clever des vers et dt^ri- der leurs cocons, jamais eile n'eutre dauB une veritäble fabrique. Pour etre auBsi bien observ^ . . . le principe de la division da travail, s'y rev^t d'un caract^re special. II y a bien des devideu-^es, des moulineur.s, des teinturicrs, des encolleuxs, puia des tisserands; mais ils ne .sont paa reunis dans une meme (Etablissement, ue d«^peudeut pas d'uu meme luattre; toua iis »oni ind^peu- dante." (A. Blanqui: ,Ck>ara d'Econ. Industrielle. Recueilli par A. Blalse. Paris (1838 39)', p. 79.) Seit Blanqui diess schrieb, sind die verschiedneu unabhängigen Arbeiter zum Theil in Fabriken vereinigt worden, [Zur 4. Aufl. Und seit Marx obiges schrieb, hat der Kraftstuhl sich in diesen Fabriken eingebfirgert und verdrängt rasch den Handwebstuhl. Die Kre- faider Beidenindustrie weias ebenfaUB ein Lied daron va Bingen. D. H.]

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werden sie von einander loegelSet, isolirt^ räumlich neben einaiider gestellt^ jede derselben einem andren Handwerker zugewiesen ond eile SQBammen von den Kooperirenden gleichzeitig ausgeführt Diese zufallige Vertheilung wiederholt sich^ zeigt ihre eigenthüm-- lichen Yortheile und verknöchert nach und nach zur systematischen Tfaeilung der Arbeit. Aus dem individuellen Produkt eines selbstän- digen Handwerkers, der Vielerlei thut, verwandelt fii( Ii die Waare in das gesellschaftliche Produkt eines Vereins von Handwerkern, ▼OD denen jeder fortwährend nur eine und dieselbe Theilopeiatioii Tesriehtet. Dieselben Operationen, die in einander flössen ah eaceesoiTe Verrichtungen des deutschen zfinflagen Papiermachersi TSKseLbBl&idigten sieh in der lioUJbidischen Pi^iennanufthktnr an neben einander laufenden Theüoperationen vieler kooperirenden Arbeiter. Der aOnftige Nadler TOn Nürnberg bildet das Gmnd- element der englischen Nadelmannfaktur. WShrend aber jener eine Nadler eine Beihe von rielleicht 20 Operationen nach einander dorohlief, yerrichteten hier bald 20 Nadler neben einander, jeder nur eine der 20 Operationen, die in Folge von Er&hmngen noch ▼iel weiter gespaltet, isolirt nnd zu ansschliesslichen Fonktumen ebielner Arbeiter TcrselbstSndigt wurden.

Die ürspruugsweise der Mura&ktnr, ihre Herausbildung aus dem Handwerk ist also awieschlächtig. Einerseits geht sie von der Kombination TerBchiedenartiger, selbst&ndiger Handwerke ans, die bis sn dem Punkt TerunselbstSndigt und vereinseitigt werden wo sie nur noch einander er^naende Theüoperationen im Pro- doktionqprocess einer und derselben Waare bilden. Andrerseits geht sie von der Kooperation gleichartiger Handwerker aus, aer- setzt dasselbe individuelle Handwerk in seine verschiednen beson« dren Operationen und isolirt und verselbständigt diese bis zu dem Punkt, wo jede derselben zur ausschliesslichen Funktion eines be- sondren Arbeiters wird. Einerseits führt daher die Manufaktur Theilnng der Arbeit in einen Produktionsjirocess ein oder ent- wickelt sie weiter, andrerseits kombinirt sie früher geschiedne Handwerke. Welches aber minier ihr besondrer Ausgangspunkt, ihre Schlussgestalt ist dieselbe ein Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind.

Zum richtigen Verständniss der Theilung der Arbeit in der Manufaktur ist es wesentlich, folgende Punkte festzulialt^n: Zu- nächst tallt die Analyse des Produktini]s|)roct's.sps in seine beson- dren Phsi'^cn hier ganz und gar zusiuiiuieu mit der Zersetzung einer handwerksmäisigen Tbätigkeit in ihre verschiednen Tlieil-

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oftnAiKmisa, Zuaminnengogefat oder einfech, die Veimhimig bleibt hendwertomiafeig uaä ätier ebbingig you Kiaft, Geschick, Schnelle, Sidierheit des Eiiizekrbeiteie in Handhabnng seines InsianuneatB. Dm Handwerk bleibt die Basis. Diese enge technische Basis sehliesst wirklich wissensebaftliohe Analjse desPhiduktionsprocessee MS, da jeder Theiliirocess, den das Ftodukt dnichmaeht, als band* weiksmüsige Theilarbeit aosfl&brbar sein muss, Ehra weil daa handworksmäbige Geschick so die Grundlage des Ptodnktions- prooeases bleibt, wird jeder Arbeiter aosschlieaBlieh einer Thefl« futtktion angeeignet und seine Arbeitsknit in daa lebenslängliche Organ dieser TheQInnktion Terwandelt. Endlich ist diese Thdlnng der Arbeit eine besondre Art der Kooperation, und manche ihrer Vortheile entspringen aas dem allgemeinen Wesen, nicht ans dieser besondren Form der Kooperation.

2. Der Theilarbeiter und sein Werkzeujif.

Gehn wir nun näher auf das Einzelne ein, so ist zunächst klar, dass ein Arbeiter, der lebenshmg eine und dieselbe einfache Opera- tion verrichtet, seinen ganzen Korper in ihr automatisch einseitiges Organ verwandelt und daher weniger Zeit dazu verbraucht als der Handwerker, der eine ganze Reihe von Operationen abwechselnd ausfuhrt. Der kombinirte Gesamrotarbeiter, der den lebendigen Mechanismus der Manufaktur bildet, besteht aber aus lauter solchen einseitigen Theilarbeitem. im Vergleich zum selbständigen Hand- werk wird daher mehr in weniger Zeit producirt oder die Produk- tivkraft der Arbeit gesteigert*'). Auch Tenrollkonminet sich die Methode der Theilarbeit, nachdem sie zur ausschliesslichen Funk-, tion einer Person verselbständigt ist Die stete Wiederholung des- selben beschränkten Thuns und die Koncentration der Aufmerk- samkeit auf dieses Beschränkte lehren erfahr ungsmSfsig den bezweckten Nutzeffekt mit geringstem Kraftaufwand erreichen. Da aber immer yerschiedne Arbeitergenerationen gleichzeitig zu- sammenleben und in denselben Manufakturen zusammenwirken, befestigen, häufen und abertragen sich bald die so gewonnenen technisdien Kunstgriffe*^.

Die Manufiiktur producirt in der That die Virtnosit&t des Detail*

") „The more any manufacture of much variety shall be distributed and ?w»«i«'ned to different artistf?, the same mn^t needs be bctter doue and with grcater expeditioa, with lese loas of time and labour.*' („The Ad- ▼aatages of the Esst India Trade. Lond. 1720*«, p. 71.)

„Easy labour is transmitted ekUI.'* <Th. Hodgikm l c. p. 185.)

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arbeiters, indem sie die naturwüchsige Sonderung der Gewerbe« die sie in der Gesellschaft TOi^d» im Innern der Werkstatt re- prodacirt und gyateraatisch zum Extrem treibt. Andrerseits ent- spricht ihre Verwandlung der Theilarbeit in den Lebensberuf eines Menschen dem Trieb früherer Gesellachaften, die Gewerbe erblich zu machen, sie in Kasten zu Tersteinem oder in Zünfte zu Terknöchem, falls bestimmte historische Bedingungen dem Kasten- wesen widersprechende Variabilität des Individuums eizeugen. Kaaten und Zünfte entspringen aus demselben Naturgesetz, weläies die Sonderung von Pflanzen und Thieren in Arten und Unterarten regelt, nur dass auf einem gewissen Entwicklungsgrad die Erblich- keit der Kasten oder die Ausschliesslichkeit der Zünfte als gesell- achaftliches Gesetz dekretirt wird**). „Die Musline Ton Dakka sind an Feinheit, die Ejittune und andre Zeuge von Koromandel an Pracht und Dauerhaftigkeit der Farben niemals übertroffen worden. Und dennoch werden sie producirt ohne Kapital, Maschi- nerie, Theilnng der Arbeit oder irgend eins der andren Mittel, die der Fabrikation in Europa so viele Vortheile bieten. Der Weber ist ein vereinzeltes Individuum, der das Gewebe auf Be- stellung eines Kunden verfertigt und mit einem Webstuhl von der dnfachsten Konstruktion, manchmal nur bestehend aus hölzernen, roh zusammengefügten Stangen. Er besitzt nicht einmal einen Apparat zum Aufziehn der Kette, der Webstuhl muss daher in seiner ganzen Länge ausgestreckt bleiben und wird so unförmlich und weit, dass er keinen K^uni findet in der Hütte des Produ- centen, der seine Arbeit daher m freier Luft verrichten muss, wo sie durch jede Wetteraudi uug unterbrochen wii*d"^*^). Es ist nur

,Auch die Kf^nste sind ... in Aej^^ypten zu dem geh5rijß:en Grad vou Vollkommeiiheit gedieba. Denn in diesem Lande allein dürfen die Hand- werker dmchaiu nicht in die Geaehftfte einer andren BürgerklMse ein- greifen, Bondcrii hlos» den nach dem Gesetz ihrem Stamme erblich zuge- höripren Beruf treiben . . . Bpi andren Völkern findet man, dass die Gcwerba- leute ihre Aufmerksamkeit auf r.\i viele Gegenstände vertheilen . . . Bald TOrsttchen sie es mit dem Landban, bald lassen sie sich in Handelsgeschäfte ein, bald befassen sie sich mit zwei oder drei Künsten*' ziitrleich In Freif*tJiuten laufen sie meist in die Volksversammlungen ... In Aegypten dagegen verfällt jeder Handwerker in Bchwere Strafen, wenn er sich in Staatsgeachftfte mischt, oder mehrere Künste sogleicb treibt. So kann nichts ihren Berufsfleiss stören . . . Zudem, wie sie von ihren Vorfahren viele Regeln haben, sind sie eifrig darauf betlacht, noch neue Vortheile aufzufinden.' (Diodorus Siculus: , Historische Bibliothek'' 1. I, c. 74)

*^ «Historical and descriptive Account of Brit. India etc. bv Hoch Murray, .Tarnen Wilson ete. Edinburgh 1^32," v. II, p. 449. Der 'indische WebstuhL ist hocbschüftig, d. h. die Kette ist vertilcal aufgespannt.

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das TOD Generattoii auf Generation geh&afie und yon Vater aaf Sohn ▼ererbte Soodergeachick, das dem Hinda wie der Spinne diflM Yirtaodtfit Terleiht Und dennoeb ?8nrichtet em eolcher indischer Weber sehr konplieirte Arbeiti vefglichen mit der Mebr- inbl der Mann&ktnrarbeiter.

Sin Handwerker, der die Tenebiednen Tbeilprooesse in der Pro- duktion eines Maebwerks nach einander aosf&brt, mnss bald den Pkti, bald die Instrumente wechseln. Der Üebergang ton einer Operation aar andren unterbricht den FInss semer Arbeit und bildet gewinenna&en Poren in seinem Arbeitstag. Diese Poren ▼erdiditen sich, sobald er den ganzen Tag eine und dieselbe Opera- tion kontiDuirlioh Terrichtet, oder sie Tcrschwinden in dem Mafse, wie der Wechsel seiner Operation abnimmt Die gesteigerte Pro- duktifität ist hier entweder der zunehmenden Ausgabe von Ar^ beitskraft in emem gegebnen Zeitraum geschuldet, also wachsender Intmitttftt der Arbeit, oder ebier Abnahme des unproduktiTcn y«r- sehrs Top Arbeitskraft Der Ueberschnss Ton Kraftaufwand nim- lieh, den jeder Uebergaiig aus der Ruhe in die Bewegung erheischt^ kompensirt sich bei längrer Fortdauer der einmal erreichten Nor- malgeschwindigkeit. Andrerseits zerstört die Kontinuität gleich- förmiger Arbeit die ypaiiii- und Schwungkraft der Lebensgeister, die im Wechsel der Thätigkeit seibät ihre ErhoiuDg uucl ihren Beiz finden.

Die Produktivität der Arbeit hängt nicht nur von der Virtuosität den Arbeiters ab, sondern auch von der Vollkoromenheit seiner Werkzeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlaginstrumente u. s. w., werden in verschiednen Ar- beitsprocessen gebraucht, und in demselben Arbettbprocess dient da^elbe Instrurnf iit 7u verschiednen Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Arbritsprocesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der Hand des Theil- arbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschhes-lu he Form gewinnt, werden Verändrunijfen der vorher zu verschiednen Zwecken dienenden TV^rk/euge noth wendig. Die Richtung ihres Form wechseis ergiebL sich aus der Erfahrung der besondren Schwierigkeiten, welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Ditierenzirung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrument« derselben Art besondre feste Formten für jede besondre ^Jutzan- Wendung erhalten, und ihre Specialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand specifiscber Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charakteriairen die Manufaktur. Zu

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Birminpfliam allem producirt mau etwa 500 Vaneliiieu von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondren Froduktions- procesä, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur fUr verschiedne Operationen in demselben Process rlient. Die Manufaktiirpf*riode vereiütarht. verbessert und vermannigtacht die Arbeitsw t rkzeuge durch deren Anpassung an die ausschliesslichen Sonderiuuktionen der Theilarbeiter'**). Sie schafft damit zugleich eine der materi- ellen Bedingungen der Mascbineriot die aus einer K-ombination einfacher Instrumente besteht.

Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Elemente der Manufaktur. Wenden wir uns jeki zu ihrer Gesammt- gestalt

3. Die beiden Grundformen der Manufaktur heterogene Manufaktur und organische Manufaktur.

Die Gliederung der Mannfaktur besitzt zwei Gbundfonnen, die '^tz gelegentlicher Verschlingung' zwei wesentlich yerscbiedne Arten bilden und namentlich auch bei der spätren Verwandlung der Manu&ktur in die maschinenartig betrielräie, grosse Industrie eine ganz Terschiedne Rolle spielen. Dieser Doppächarakter ent- springt aus der Natur des MiMshwerks selbst Es wird entweder gebildet durch bloss mechanische Zusammensetzung selbständiger Theilprodnkte oder verdankt seine fertige Gestalt einer Reihenfolge zusammenbSngendo: Processe und Manipulationen.

Eine Lokomotive z. B. besteht aus mehr als 5000 selbständigen Thailen. Sie kann jedoch nicht als Beispiel der ersten Art der eigentlichen Manufaktur gelten, weil sie ein Gebilde der groasen Industrie isb Wohl aber die TJhr, an welcher auch William Pettj die manufaktunuafsige Theilung der Arbeit yeranscbaulicht. Aus dem individuellen Werk eines Nürnberger Handwerkers mwandelte sich die Uhr in das gesellschaftliche Produkt einer Unzahl von Theilarbeitem, wie Rohwerkmacher, Uhrfedermacher, Zifferblatt- macher, Spiralfedermacher, Steinloch- und Rubinhebelmacher, Zeiger-

*') Darwia bemerkt in seinem Epoche machenden Werk r!l>er .die Ent- stehung der Arten' mit Bezug auf aie natürlichen Organe der l^tianzeii und Thiere: «So lange ein nnd dasselbe Organ Terschiedne Arbeiten en yerrichten

hat, lässt sich ein Qrund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass natQrliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger . sorgfältig erhält oder unterdrückt, ab wenn dasselbe Organ uur zu eiueu» besondren Zwecke allein hestimint wäre. So m5gen Messer, welche

allerlei Dinge zu schneiden bestimmt sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei Gebrauch beslimmtcs Werk- zeug für jedeu andren Gebrauch auch eine andre Form habeu muss."

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macher, Gebäusemacher, Schraubenmacher, Vergolder, mit vielen Unterabtheiiiuigen, wie z. B. Räderfabrikant (Messing- und .Stahi- räder wieder geschieden), Triebraacher, Z ei gerwprkm acher, achevear de pignon (befestigt die Bader auf den Trieben, polirt die facettes u. 8. w.), Zapfenmacher, plantenr de finissage (setzt verschiedne Bader und Triebe in das Werk), finisseur de barillet (lässt Zähne einschneiden, macht die Löcher zur richtigen Weite, härtet Stellung und Gesperr), Heroroungmacher, bei der Cylinderheromung wieder Cylinderniacher, Steigrad macher, Unruhemacher, Raquettemacher (das Rückwerk, woran die Uhr regulirt wird), planteur d'^chappe- ment (eigentliche Hemmungmacher); dann der rep&eseur de barillet (macht FederhauB und Stellung gpanz fertig), Stahlpolirer, Räder- polirer, Schraubenpolirer, Zahlenmaler, Blattmacher (acbmilzt das Emaü auf das Kupfer), fiibricant de pendants (macht bloss die Bügel des Gehäuses), finiasear de cbami^e (stedkt den Messing- stift in die Mitte des Oehäuses etc.), &iseur de secret (macht die Federn im Gehäuse, die den Deckel aufspringen machen), grayeur, eiseleur, {»olisseur de botte u. s. w., u. s. w., endlich der repasseur, der die ganze Uhr zusammensetzt und sie gebend abliefert Nor wenige Tfaeile der Uhr laufen durch verschiedne Hände, und alle diese membra disjecta sammeln sich erst in der Hand, die sie schliesslich in ein mechanisches Ganzes verbindet Diess äusserliche Verhältniss des fertigen Produkts zu seinen verschiedenartigen Ele- menten lässt hier, wie bei ähnlichem Machwerk, die Kombination der Tbeilarbeiter in derselben Werintatt zufällig. Die Tbeilar- beiten können selbst wieder als von einander unabhängige Hand- werke betrieben werden, wie im Kanton Waadt und Neuchätei, wahrend in Genf z. B. grosse Uhrenmanuiakturen bestehn, d. h. unmittelbare Kooperation der Tbeilarbeiter unter dem Kommando eines Kapitals stattfindet. Auch im letztren Fall werden Ziffer- blatt, Feder und Gehäuse selten in der Manufaktur selbst verfertigt. Der kombinirte nianuiukturnjäfsige IJutrieb ist liier nur unter aus- Diihmsweisen Verhältnissen profitlich, weil die Konkurrenz unter den Arbeitern, die zu Haiise arbeiten wollfu, um grössten ist, die Zereplittrung der Produktion in eine Masse heterogener Processe wenig Verwendung gemeinschaftlicher Arbeitsmittel erlaubt und der Kapitalist bei der zerstreuten Faljrikation die Auslage für Arbeitsgebäude u. s. w. erspart ^^). Indess ist auch die »Stellung

**) Genf hat im Jahr 1854 80,000 Uhren producirt, noch nicht ein Fttnf-

theilderUhrenproduktion des Kantons Neuchätei. Chaux-de-Funds. das man alaeine einzige Uhrenmanufaktor betrachten kann, liefert allein j -i hrV\ ch dop»

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dieser Detailarbeiter ^ die zu Hause, aber für einen Kapitalisten (Fabrikant, etablisseur) arbeiten, ganz und gar verschieden von der des selbständigen Handwerkers, welcher für seine eignen Kunden arbeitet**).

Die zweite Art der Manulaktur, ihre vollendete Form, producirt Machwerke, die zusamnienhänfrende Entwicklungsphasen, eine Reilienloltrp von StiifVn|jr()ct'i5isen durchlaufen, wie z. Ii. der Draht in der ^ähria it ]inn ufiiknu die Hände Yon 72 und selbst 92 spe- cifischen Theilarbeitern durchlauft.

Soweit solche Manufaktur iirspriuiulich zerstreute Handwerke komhinirt, vermindert sie die räumlichi' Trennung zwischen den besondren Produktinnsphasen des Machwerks. Die Zeit seines Uebergangs aus einem Stadium in das andre wird verkürzt, ebenso die Arbeit, welche diese Uebergänge vermittelt**). Im Vergleich zum Handwerk wird so Produktiv kraft gewonnen, und zwar ent- springt dieser Gewinn aus dem allgemeinen kooperativen Charakter der Manufaktur. Andrerseits bedingt ihr eigen thü ml iches Princip der Theilung der Arbeit eine Isolirung der verschiednen Produk- tioDsphaaen, die als eben so viele handwerksmäfsige Theilarbeiten gegen einander Tefsdbet&adigt sind. Die Herstellung und £rhal< tung des Zuaammenhaogs zwischen den isolirten Funktionen er- ndthigt beständigen Transport des Machwerks aus einer Hand in die andre und aus einem Process in den andren. Vom Standpunkt der grossen Industrie tritt diess als eine charakteristische, kasi- spielige und dem Princip der Manufaktur immanente Beschrankt- heit hervor'').

pelt 8o viel als Genf. Von IS50— 61 lieferte Genf 750,000 Uhren. Siehe: .Report from Oeneva on thc Waich Trade* in , Reports by H. M.^s Secre- taries of Koiba^sy and Legat ioo on the Manufactures, Commerce etc No. 6. 1863.* Wenn die ZnaammenhaDgsloaigkeitder Prooease, wori n d ie Produktion nur zusaninuTippsetztor Machwerke zerfällt, an und für die Verwandlung solcher .Muiiuiakturen in Hon Mäischinenbctrieb dt-r grossen Industrie sehr erschwert, komnien bei der Uhr noch zwei andreHiudernisse hinzu, die Klein- heit und Delikatesse ihrer Elemente, und ihr Lttxutcbarakter, daher ihre Va- rietät, so dass 7.. B. in di-n besten Londoner Hriiisern dm piin/^e Jahr hinduroh kaum ein Dutzend Uhren gemacht werden, die sich ähnlich sehn. Die Uhren- fabrik von Vacheron & Constantin, die mit Erfolg Maschinerie anwendet, liefert auch höchstens 3—4 verschiedne Varietäten von Grösse und FonD.

In der Uhrmacherei. diesem klaf^si^chen Bei!*piel der heterogenen Manufaktur, kann man sehr genau die oben erwähnte, aus der Zersetzung der handwerksmafsigen Thätigkeit entspringende Difierenziruiig und Bpecialisirung der Arbeit^insirumcnte studiren.

") ,In so close a cohaVn'ntidn nf the People. the carrinpe muit needs be less." (,Tho Advantages ol the East India Trade", p. lüti.)

,The iaolation of the difierent stages of numofactare consequent apon

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Betrachtet man ein bestimmtes QuanUiU) Uohmateriai, z. 1>. von Lumpen in der Papiermanufaktur oder von Drabt in der Naiiel- manutaktur, so durchläult es in den Händen der versehiednen Theilarbeiter eine zeitliche Stufenfolge von Produktionsphasen bis zu seiner Schlussgestalt Betrachtet man dacregen die Werkstatt als einen Gesammtniechanismus, so befindet sich das Rohmaterial gleichzeitig^ in allen seinen Produktionspliasen auf einmal. Mit einem Theil seiner vielen inätruraentiiewaflf'neten Hiinde zieht der aus den Detailarbeihin kombinirte Gesaninitarljeiter don Draht, während er gleicli/eit il,^ nnt amlrcn Händen und \\ crkzeugeu ihn streckt, mit andren sclineidet, s|iitzt etc. Aus einem zeitlichen Nacheinander sind die verschie Iik n Stufenprocesse in ein räum- lichrs Npbeneinander verwandelt. Daher Lieferung' von mehr fer- tiL^^i^r \\ aiirc in df^msf'lbon Zeitranm ^*'). .Tphp Glpirh'/citifjkeit ent- springt zwar aus der allgemeinen kooperativen Form des Gesanimt- processes, aber die Manufaktur findet nicht nur die Bedingungen der Kooperation vor, sondern schaü't sie theilwoise erst durch die Zerlegung der handwerksmäf-^igen Thätigkeit Andrerseits erreicht sie diese gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses nur durch Festschmieden desselben Arbeiters an dasselbe Detail

Da das Theilprodukt jedes Theilarbeiters zugleich nur eine be- sondre Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert ein Ar- beiter dem andren oder eine Arbeitergruppe der andern ihr Roh- material. Das Arbeiteresoltat des einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andren. Der eine Arbeiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andren. Die nothwendige Arbeitszeit zur JSrreidinDg des bezweckten Nutzeffekts in jedem Tbeilprooess wird erfabrungsmärsig festgestellt und der Gesammtmechänismns der Manufaktur beruht auf der Voraussetzung, dass in gegebner Ar^ beitsaeit ein gegebnes Resultat erzielt wird. Nur unter dieser Vocanssetanng kSnnen die Terschiednen, einander ergfinzenden Arbeitsprocesse ununterbrochen, gleichzeitig und raumlich neben einander fortgebn. Es ist klar, dass diese anmittelbare AbbSngig-

the employment of the manual labour adds immensely to the cost of pro> ductioo, the loss mainly arising frum the mere removals from ooe process to another." (The Industry of Nations. Lond. 1855*, Part. II, p. 200.)

**) ,It (the divii?ion of labour! jvrodiires also au economy of time, by ^eparating the werk into its differeut branchea, aU of which mar be carried on into execution at the same moment . . . By carrying on aU the different procenes at once, whieh an mdiTidnal must have executed sepa- rately, it becomcp possible to prodnce a multitiide of pins for instance completely finished in the Barne time aa a Single pin might bave been either cut or pointed." (Dugald Stewart 1. c- p, 819.)

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*

keit der Arbeiten «und daher der Arbeiter von einander jeden Ein- zelnen zwingt, nur die nothwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine ganz andre Kontinoit&t, Gleichförmigkeit Regelm&ligkeit, Ordnung'') und namentlich auch Intensität der Arbeit erzeugt wird als im unabhängigen Handwerk oder selbst der einfachen Kooperation. Dass auf eine Waare nur die zu ihrer Herstelluii^ gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verwandt wird, erscheint bei der Waarenproduktion Uberhaupt als aussrer Zwang der Konkurrenz, weil, oberflächlich, ausgedrfickt, jeder einzelne Prodttcent die Waare zu ihrem Marktpreis verkaufen muss. I^eferuog von gegebnem Produktenquantum in gegebner Arbeits- zeit wird dagegen in der Manufaktur technisches Gesetz des Pro- doktionsprocesses selbst

Verschiedne Operationen bedürfen jedoch ungleicher ZeitlSngen und liefern daher in gleichen Zeiträumen ungleiche Quanta von' The il Produkten. Soll also derselbe Arbeiter Tag aus, Tag ein stets nur dieselbe Operation Yerrichten, so müssen ftür verschiedne Operationen verschiedne Yerhältnisszahlen von Arbeitern verwandt werden, z. B. 4 Oiesser und 2 Abbrecher auf emen Prottirer in einer Typenmanufaktur, wo der Giesser stündlich 2000 Typen giesst, der Abbrecher 4000 abbricht und der fVottirer 8000 blank reibi Hier kehrt das Princip der Kooperation in seiner einfachsten Form zurück, gleichzeitige Beschäftigung Vieler, die Gleichartige thun, aber jetzt als Ausdruck eines oi^nischen Verhältnisses. Die manufakturniäfsige Tlieilung der Arbeit vereinfacht und vermannig- facht also nicht nur die (jualitativ unterschiednen Organe des gesell- schaftlichen Gesammt^irbeitersi sondern schallt auch ein mathema- tisch festes Verhältniss tiii den quantitativen Umfang dieser Organe, d. h. flir die relative Arbeiterzahl oder relative GriSsse der Arbeiter- gruppt 11 in jeder Sonderfunktion. Sie entwickelt mit der qualita- tiven (ilipderuiig die quantitative Regel und Proportionalität des gesel ls€ haftlichen A rb t i tsprocesses.

Ist die passendste Verhältnisszahl der verschiednen Gruppen von Theilarbeitem erfahrungsmäfsig festgesetzt für oine bestimmte Stufenleiter der Produktion, so kann man diese tStufenleiter nur

,The more variety of artiats to eyery manufature . . . the greater the Order and regularity of every work» the Barne muat needs be done in lets time, the labour must be ]v.ns.* („The Advantage« etc " yv 08.)

*'^) Indefts erreicht der manufakturmäfaige Betrieb dicBs lie«ultat in vielen Zweigen nur unvollkommen, weil er die allgemeinen ehemitdieB und phy- sikalischen Bedingungen dei ProduktioiisprooetMs nicht mit Sicherheit m kontroliren weiss.

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anadefanen, indem man em Multipel jeder beeondrea Arbettergniiipe ▼erwendef). ISb komint hinsu, due dasselbe Individoum gewisse Arbeiten eben so gnfc auf grössexer als kleinerer Staffel ausfllbrti s. B. die Arbeit der Oberan&iebt^ den Transport der Tbeilprodukte . aas einer Prodaktiloiisphase in die andre n. a w. Die Verselbstln- digung dieser Funktionen, oder ibre Zuweienng an besondre Ar- beiter, wird also erst Tortheilbaft mit Vergrössrang der bescbfiftig- ten Arbeiterzabl, aber diese YergrössruDg rnnss sofort alle Gruppen proportionell ergreifen.

Die einzelne Gruppe, eine Anzahl too Arbeitern, die dieselbe Theilfunktion Terriebten, besteht aus homogenen Elementen und bildet ein besondres Organ des Gesammtmecbanismiis. In ver- sebiednen Mannfakioren jedoch ist die Gruppe selbst ein geglieder- ter Arbeitskörper, während der Gesammtmechanismus durch die Wiederholung oder Vervielfältigung dieser produktiven Elementar- organismen gebildet wird. Nehmen wir z. B. die Manufaktur von Gliisflaschen. Sie zertüllt in drei wesentlich unterschiedne Phasen. Erstens diu vorbereitende Phase, wie Bereitung dar ülasküiuposi- tion, Mengung von Sand, Kalk u. s. w. und Schmelzung dieser Komposition zu einer flüssigen Glasmasse**'). In dieser ersten Phase sind verschiedne Theilarbeiter beschäftigt, ebenso in der Schiusaphase, der Entfernung der Flaschen aus den Trockenöfen, ihrer Sortirung, Verpackung u. s. w. Zwiachen beiden Phasen steht in der Mitte die eigentliche Glasmacherei oder Verarbeitung der flüssigen Olasmassp. An demselben Munde eines Glasofens arbeitet eine Gruppe, die m England das ..hole" (Loch) heisst, und aus einem bottle maker oder finisher, einem biower, einem gatherer, einem putter up oder whetier off und einem taker in zusammen- gesetzt ist. Di^ fünf ThpilarlK'iter bilden ehon so viele Sonder- organe eines einzigen Ärbeltskorpers. di-v nur als Einheit, also nur durch unmittelbare Kooperation der Fünt wirken kann. Fehlt ein Glied des fünftheiligen Körpers, so ist er paralysirt. Derselbe Qlasofen hat aber verschiedne Oeffnungen, in England z. B. 4 6,

**) «Wenn dieEifUumng, je nach der besondren Natur der Produkte jeder Manufaktur, sowohl die vortheilhafte?te Art, die Fabrikation in Theilope- ratiouen zu. spalten, als auch die für sie nötbige Arbeiterzahl kennen geleUrt hat, werden alle ElabliaemenU, die kein «zaktee Multipel dieeer Zahl anwenden, mit mehr Kotten fabriciren .... T>\fm ist eine der Ursachen der kolossialen Ausdehnung industriellpr Etablissement«.* (Ch. Babbage: ,0n the Economy of Machinenr.' Lond. im, ch. XXI, p. 172, 173.)

M) In England ist der Bchmelsofen getrennt Tom Glaaolsn, sn dem dss €Hss Teisrbeitet wird» inBelgien s. B. dient deiaelbeOfen m beidenPkoeeisen.

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deren jede einen irdenen Schmelztiegel mit flüssigem Glas birgt, und wovon jede eine eigne Arbeitergruppe von derselben fünf- gliedrigen Form beschäftii^t. Die Gliederung jeder einzelnen Gruppe beruht hier unmittelbar auf der Theilung der Arbeit., während das Band zwischen den verschiednen gleichartigen Gruppen einfarhe Kooperation ist, die eins der Produktionsmittel, hier den Glasuteu, durch gemeinsamen Konsum (>konomiscber verbraucht. Ein solcher Glasofeu mit seinen 4 6 Gruppen Inldf t eine Glas- hütte, und eine Glasmanufaktur umfasst eine Mdirzahi solcher Hütten, zugleich mit den Vorrichtungen und Arlu itern l'Ur die ein- leitenden und abschliessenden J\üdiiktions|)]iasen.

Endlich kann die Manniüktur, wie sie theilweis aus der Kom- bination verschiedner Handwerke entspringt, sich zu einer Kombi- nation verschiedner Manufakturen entwickeln. Die grössren eng- lischen Glashütten z. B. fabriciren ihre irdenen Schmelztiegel selbst, weil von deren Güte das Gelingen oder MissHngen des Produkts wesentlich abhängt Die Manufaktur eines Produktionsmittels wird hier mit der Manufaktur des Produkts verbundeiu Umgekehrt kann die Manufaktur des Produkts verbunden werden mit Manu* fakturen, worin es selbst wieder als Bohmaterial dient, oder mit deren Produkten es Sf^ter zusammengesetzt wird. So findet man z. B. die Manufaktur von Plintglas kombinirt mit der Glasschlei- ferei und der Gelbgiesserei , letztre für die metallische Einfassung mannigfacher Glasartikel. Die verschiednen kombinirten Manufak- turen bilden dann mehr oder minder räumlich getrennte Departe* mente einer Gteaammtmanufaktur, zugleich von einander unabhängige Produktionsprocesse, jeder mit eigner Theilung der Arbeit Trota mancher Yortheile, welche die kombinirte Manufaktur bietet, ge- winnt siei auf eigner Grundlage, keine wirklich technische Einheit Diese entsteht erst bei ihrer Verwandlung in den maschinen- mafsigen Betrieb.

Die Manufakturperiode, welche Verminderung der aur Waarea- Produktion nothwendigen Arbeitszeit bald als bewusstes Princip ausspricht^), entwickdt sporadisch auch den Gebrauch TOn Ma- schinen, namentlich ftlr gewisse einfiushe erste Processe, die massen- haft und mit grossem Kraftaufwand auszufilhren sind. So wird z, K bald in der Papiermanufaktur das Zermalmen der Lumpen durch Papiermühlen und in der Metallurgie das Zerstossen der

♦') Man knnn diess unter andren ersehn aus W. Petty, John Bellers, Andrew Yarranton, «The AdvanUgM of ihd JBaat India Trade* und J, Vanderlint

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Ekxe durch sogenannte Pochmüfalen verrichtet^^. Die elementM rische Form aller Maachioerie hatte das römische Kaiserreich flher« liefert in der Wassermühle Die Handwerksperiode Termachte die grossen Erfindungen des Kompasses, des Pulvers, der Buch- dradcerei nnd der automatischen Uhr. Im Grossen nnd Gänsen jedoch spielt die Maschinerie jene Nebenrolle, die Adam Smith ihr neben der Theilung der Arbeit anweist^^). Sehr wichtig wurde die sporadische Anwendung der Maschinerie im 17. Jahrhundert, weü sie den grossen Mathematikern jener Zeit praktische Anhalts^ punkte und Beizmittel zur Schöpfung der modernen Mechanik darbot Die specifische Maschinerie der Manufakturperiode bleibt -der aus vielen Theilarbeitero kombinirte Gesammtarbeiter selbst Die ▼enchiednen Operationen, die der Producent einer Waare abweeh- sebd verrichtet und die sich im' Ganzen seines Arbeitsprocoooes verschlingen, nehmen ihn verschiedeoartig in Anqirnch. In der einen muss er mehr Kraft entwickeln, in der andren mehr Ge- wandtheit, in der dritten mehr geistige Aufmerksamkeit n. a w., und dasselbe Individuum besitzt diese Eigenschaften nicht in gleichem Grad. Nach der Trennung, Verselbstandigung und Iso- lirung der verschiednen Operationen werden die Arbeiter ihren vorwiegenden Eigenschaften gemäfs getheilt, klassificirt und grup- pirt. Bilden ihre Ntit.urbesonderheiten die Grundlage, worauf sich die Theiluno; der Arbeit pfropft, so entwickelt die Manufaktur, einmal eingeführt, Arbeitskräfte, die von Natur nur zu einseitiger SoTi icri unktion taugen. Der Uesaiiunlarbeiter besitzt jetzt alle produktiven Eigenschaften in gleich hohem Grad der Virtuosität

^ Noch geffeo Ende des 16. Jahrhunderte bedient sich Frtiukreich der MAraer und Riebe Eum Pochen und Waschen der Erze.

**) Die ganze Entwicklungsgeschichte der Maschinerie läset sich verfolgen an der Geschichte der Getreidemühlen, Die Fabrik heisst im Englischen immer uuch mill. In deutscheu tcchnologiflcheo ächriCten aus den ersten DeceDoien dea 19. Jahrhaaderto Andel man noch den Ansdrack MOhle nicht nur fflr alle mit Naturkräfteu getriebene Miisehinerie. sondern selhtt für alle Miinufakturen, die maschinenartige Apparate anwenden,

**) Wie man aus dem Vierten Buch dieser Schrift näher sehn wird, hat A. Dinith keinen eineigen nenen Sata über die Theiluog der Arbeit auf- gestellt. Was ihn aber ala den zusammenfftHsenden politischen Oekonomen der Manufakturperiode charakteriHirt, ist der Acoent den er auf die Thei- lung der Arbeit legt. Die untergeordnete Holle, die er der Maschinerie anweist, rief im Beginn der grossen Industrie Lauderdale*», in einer weiter entwickelten Epoche Ure's Polemik hervor. A. Smith vrrut rhHelt auch die Differenzirung der Instrumente, wobei die Theilarbeiter der Manu- faktur selbst sehr thütig waren, mit der Maschinenerfindung. Es sind nicht Manufaktnrarbeiter, sondern Gelehrte, Handwerker, aelMt Baneni (Briadley) n. a. w., die hier eine Bolle apieleo.

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und veraasgabt sie zugleich aufs (ikonomischste, indem er alle seine Organe, individualisirt in besondren Arbeitern oder Arbeiter* gruppen, ausschliesslich zu ihren specifischen Funktionen verwen- det^^). Die Einseitigkeit und selbst die Unvollkommenheit des Theilarbeiters werden zu seiner YoUkommenheit als Glied des Geaammtarbeiters^*). Die Gewohnheit einer einseitigen Funktion ▼erwandelt ihn in ihr naturgemäCi sicher wirkendes Organ, wäh- rend der Zusammenhang des G^esammtmechanismns ihn zwingt, mit der Regelmalsigkeit eines Maschinentheils tu wirken*^.

Da die verschiednen Funktionen des Gesammtarbeiters einfacher oder zusammengesetater, niedriger oder höher, erheischen deine Organe, die individuellen Arbeiiskr&fte, sehr verschiedne Grade der Aasbildung und besitzen daher sehr verschiedne Werthe. Die - Manufaktur entwickelt also eine Hierarchie der Arbeitskrftfte, der eine Stufenleiter der Arbeitslöhne entspricht Wird einerseits der individuelle Arbeiter einer einseitigen Funktion angeeignet und lebenslang annezirt^ so werden eben so sehr die verschiednen Ar- beitsverrichtungen jener Hierarchie der natOrlichen und erworbnen Geschicklichkeiten angepasst**). Jeder Produktionsprocess bedingt indess gewisse einfache Hantirungen, deren jeder Meiisefa, wie er geht und steht, fähig ist Auch sie werden jetzt von ihrem

^^^^^^^^^^^^^^^^^^

^) «Indem man das Machwerk in mehrere verschiedne Operationen

theilt, deren je<^ M^rschicdne Grade von Gewandths it und Kraft erheischt, kann der Mnnulakturherr sich genau das jeder Operation entsprechende Quantum vüu Kraft uud Gewandtheit verechaSen, Wäre dagegen das ganze Werk von einem Arbeiter zu verrichten, ao mflaste dasselbe Indi- viduum genug r,( ,v inrltheit für die delikatrsten und genag Kraft für die mühseligsten Operationen besitzen.* (Ch, Babbage, 1. c. cn. XIX.)

*^) Z. B. einseitige Muskclentwicklung, Knochenverkrümmung u. s. w.

*^ Sehr richtig antwortet Herr Wm. 31ar9hall, der general manager einer Glasmanufaktur, auf die Frage des Unter^tHlniTi'.'-sIcnnimis.särs, wie die Arbeitsamkeit unter den bet^chäftigten Jungen auirecht erhalten werde: ^They cannot well neglect their werk; when they once begin, they nnist go od; they are just the same an parta of a machine. (;Ohild. Empl. Coram. Fonrth Reijort" 1865, p ?tT

^) Dr. Urein seiner Apotheose der grom^en lud ustrie fühlt die eigenthüm- üchen COiaraktere derMamifaktür schirfer heraus als frflhereO^oiiomaii, die nicht sein polemisches Intere.Hse hatten, und selbst als seine Zeitgenossen, z. B. Babbage, der ihm zwar üi)erlegen iat als Mathematiker iiTid Mechaniker, aber dennoch die grosse Industrie eigentlich nur vom «Standpunkt der Manu- ftktar anffasat. bemerkt: ,Die Aneignung der Arbeiter an jede Sonder- operation bildet das Wesen der Vertheiluiig der xirbeiten.* Andrerseits be- zeichnet er diese Vertheiliinp ah „Anpassung der Arbeiten an die verschied- nen individuellen Fähigkeiten*' und efaairakterisirt endlich das ganze Manufaktursystem nh „ein System von Oiadationen nach dem Bang der Geschicklichkeit", als „eine Theilung der Arbeit nadh den verschiednen Qraden des Geschicks" u. s. w. Ure, f hilos. of Ifaanf., p. 19 28, passim.

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flOssigen Zusammeiihang mit den inhaltToUern Momenten der Tä- tigkeit loBgelSst und zu auesdÜMeslichen Funktionen Terknöchert Die Manafaktur erzeugt' daher in jedem Handwerk, das sie er- greift, eine Klasse sogenannter ungeschickter Arbeiter, die der Handwerksbetrieb streng ansschloes. Wenn sie die durchaus ver- emseitigte SpedalitSt auf Kosten des gan^ Arbeitsrermögens zur Virtuosität entwickelt, beginnt sie anch schon den Hangel aller Entwicklung zu einer Specialität zu machen. Neben die hierarchische Abstufung tritt die einfache Scheidung der Arbeiter in ge- schickte und ungeschickte. Ftbr lelztre fäka die Erlomungskosten ganz weg, f&r erstre sinken sie, im Vergleich zum Handwerker, in Folge vereinfachter Funktion. In beiden F&Uen sinkt der Werth der Arbeitskraft**). Ausnahme findet statt, soweit dieZer- ' Setzung des Arbeitsprocesses neue zusammenfassende Funktionen erzeugt, die im Handwerksbetrieb gar nicht oder nicht in dem- selben Umfang vorkamen. Die relative Entwerthung der Arbeits- kraft, die aus dem \\ egtall oder der Verminderung der Erlei iimigö- kosten entspringt, schliesst unmittelbar höhere Verwertiiung des Kapitals ein, denn alles, was die zur Reproduktion der Arbeits- kraft notbwendige Zeit verkürzt, veriüugert die Domaine der Mehr- arbeit

4. Theilang der Arbeit innerhalb der Manufaktur und

Tbeilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft.

Wir betrachteten erst den Ursprunii; der Manufaktur, dann ihre einfachen Elemente, den Theilarbeiter und sein Werk/eng, endlich ihren Gesammtmcchanisruus. Wir berühren jetzt kurz das Ver- hältniss zwischen der manufakturmiilsigen Tbeilung der Arl>eit und der gesellschaftlichen Tbeilung der Arbeit, welche die allge- meine Grundlage aller Waarenproduktion bildet.

Halt man nur die Arbeit selbst im Auge, so kann man die Trennung der gesellschaftlichen Produktion in ihre grossen Gattungen« ' wie Agrikultur. Industrie u. s. w., als Theilang der Arbeit im Allgemeinen, die Sonderung dieser Produktionsgattungen in Arten und Unterarten als Theilung der Arbeit im Besondren, und die Tbeilung der Arbeit innerhalb einer Werkstatt als Tbeilung der Arbeit im Einaselnen bezeichnen^).

'•''') ,Kach handicraftsman, being .... enabled to perfect to himaelf by practice iu one point, becuuic . . . a cheauer workman." TJre, i. c. p. 19.

^) , Die Theilung der Arbeit geht vonderTrennuDg der verschiedeDartigsten ProfetBionen fort Dia zu jener TheUangi wo menrere Arbeiter sieh in die

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Die Theilung der Arbeit umerhalb der Gesellschaft und die ent- sprechende Beschränkung der Individuen auf besondre Berufssphären entwickelt sich, wie die Theilung der Arbeit innerhalb der Manu- faktur, von entgegengesetzten Ausgangspunkten. Innerhalb einer Familie*^*), weiter entwickelt eines Stammes, entspringt eine natur- wflchsige Theilung der Arbeit aus den Geschlechts- und Alters- ▼eiacbiedenheiten, also auf rein physiologischer Grundlage, die mit der Ausdehnung des Gemeinwesensi der Zunahme der BeTdlkerung und namentlich dem Konflikt zwischen yerschiednen StSmmen und der TJnteijochung eines Stamms durch den andren ihr Material ausweitet Andfmeits, wie ich froher hemerkt, entspringt der Produktenaustausch an den Punkten, wo Terschiedne Familien,

«Stämme, Gemeinwesen in Kontakt kommen, denn nicht Privat- personen, sondern Familien, Stämme u. s. w. treten sich in den

/Anfängen, der Kultur selbständig gegenüber. Versehiedne Gemein- wesen finden Terschiedne Produktionsmittel und versehiedne Lebens- mittel in ihrer Naturumgebung vor. Ihre Produktionsweise, Lebens* weise und Produkte sind daher verschieden. Es ist diese natur- wüchsige Verschiedenheit, die bei dem Kontakt der Gemeinwesen

iden Austausch der wechsekeitigen P^dukte und daher die aU- mShlige Verwandlung dieser Produkte in Waaren hervorruft Der Austausch schafft nicht den Unterschied der ProduktionsspUbrett, sondern setzt die unterschiednen in Beziehung und verwandelt sie so in mehr oder minder von einander abhängige Zweige einer ge- sellschaftlichen Gesammtproduktion. Hier entsteht die gesellschaft- liche Theilung der Arbeit durch den Austausch ursprünglich ver- schieduer, aber vou einander unabhäugiger Produktionssphären.

AnfertigODg eine»; und desselben Produkts theileo^ wie in der Manufidctor." (Storch: „Cour-^ (l'Koori. Pol." Pariser Ausgabe, t. I, p. 173.) ,Noas rcncon- trons chez le» peuples parvenus & un certaiii degr^ de civilisation trois gen res de divisions d'induatrie: la premi^re, que nous nommons g^n^rale, am^ne la distinetion des producteurs en agricultears, manutacturiers et com« mer^ans, eile se rapporte aux trois principale-i brauches d'indui^trie nationale; la seconde, qu'on pourrait appeler speciale, est la division de chaque genre d'indostrie en esp^ces . . . la troisifeme division d'industrie, celle enfin qa'on devrait qualifier de division de la besogne ou du travail proprement dit, est Celle qui ^<'^tablit dann les arts et les metiers s^[ ar'> . . . ipii s'ötablit dana la plupart des maaufacturea et des ateliers." (Ökarbeck 1. c. p. 84, Hb.)

Note cur 8. Aufl. Spitero sehr grandli^e Studien der menech- liehen Urzustände fahrten den Verfasser som Ergebnias, daas ursprünglich nicht die Familie sich zum Btamm ausgebildet, sondern umgekehrt, der Stamm die ursprüngliche naturwüchsige Form der auf Biuteverwandtachaft bwahenden menaeUichen Vergeselladiaftung war, sodaM ans dw be- ginnenden Auflösung der Stammesbande erst später die Tielfldi Tsr^ schiednen Formen der Familie «ich entinckelten. (D. H.)

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Dortf wo die physiologische Theilung der Arbeit den Aosgangs- pookt bildet, lösea sich die besondren Organe eines unmittelbar insunmeDgehdrigen Ganzen von einander ab, zersetzen sich, zn welchem Zersetzungsprocess der Waärenaustausch mit fremden Gemeinwesen den Hauptanstoss giebi. und verselbständigen sich bis zu dem Punkt, wo der Zusammenhang der verschiednen Ar- beiten durch den Austausch' der Produkte als Waaren yermittelt wird. Es ist in dem einen Fall Verunselbständigung der früher Selbständigen, in dem andren Yerselbständigang der früher Un* selbständigen.

Die Grundlage aller entwickelten und durch Waarenaustausch ▼ermittelten Theilnng der Arbeit ist die Scheidung von Stadt und Land^^). Man kann sagen, dass die ganze ökonomische Geschichte der Gesellscbaft sich in der Bewegung dieses Gegensatzes resttmiri, auf den wir jedoch hier nicht weiter eingehn.

Wie für die Theilung der Arbeit innerhalb der Manufaktur eine gewisse Anzahl gleichzeitig angewandter Arbeiter die materielle Voraussetzung bildet, so f&r die Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellscbaft die Grtae der Bevölkerung und ihre Dichtigkeit, die hier an die Stelle der Agglomeration in derselben Werkstatt tritt^). Indess ist diese Dichtigkeit etwas Relatives. Ein relativ sp&rlich bevölkertes Land mit entwickelten Kommnnikationsmittehi besitzt eine dichtere Bevölkerung als ein mehr bevölkertes Land mit unentwickelten Kommunikationsmitteln, und in dieser Art sind iL B. die nördlichen Staaten der amerikanischen Union dichter be> völkert als in Indien ^').

Da Waareiiproduktion und Waarencirkokiimi die allgemeine

Sir James Steuart hat diesen Funkt am besten behandelt. Wie wenig

mId Werk, welches 10 Tnbr'^ vor dem ^Wealth of "Xation?»*' erschien, heut saTage bekannt ist, sieht iimu u a. daraus, dass die Bewundrer des Malthus nicht einmal wiMen, dais dieser in der ersten Ausgabe «einer Schrift Ober die „Population**, Tom rein deklamatorischen Ti eil abjresehn, neben den Pfaffen Wallace und Town^cnd fast nur den Steuart abschreibt.

,,There is a certain density of population which is convenient« both for loeiid interconrse, and for that conib>nation of powers by whirh the produce of labour is increased." (James Mill 1. c p. 50 ) „As the number of labourers increases, the productive power of society augments in the Compound ratio of that increase, multiplied by the effecta of the dtvision of labour.'* (Tb. Hodgakin 1. c. p. 125, 126.)

") In Folge der grossen Bauniwollnarhfraee seit 1861 wurde in einigen e<'n«t zahlreich bevölIciTten Distrikten Ostindiens die Bauniwollproduküoa aut Konten der ReiHproduktiou au.ogedehnt. Es entstand daher partielle HuDgersnoth, weil wegen mangelnder Kommunikationamtttel und daher nian^'elnden physischen Zusammenbau l's der Reisausfall in einem Distrikt nicht durch Zufuhr auA andren Distrikten auagegUcben werden konnte.

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Voranssptzung der kapitalistischen Produktionsweise, erheischt manu- fakt u! iiiiiisige Theilung der Arbeit eine schon bis zu f^ewissem Ent\s icklungsgrad u;ereifte Theihiug der Arbeit im Innern der Ge- sellschaft. ITmgekchrf ciit wif'kelt und vervielfältigt die luanulaktur- mäisige Theihing der Arbeit rückwirkend jene gesellsrhuftliche Theilung der Arbeit. Mit der Differenzirung der ÄrbeiLsinstru- raente differenziren sich mehr und mehr die Gewerbe, welche diese Instrumente produciren'"**). Ergreift der mamifakturmufsiirf' Betrieb ein Op'verh. das bisher als Haupt- oder Nebenge .\ t ri) nut imdreu zusammenhing und von demselben Producenten ausgefüiirt wurde, so findet sofort Scheidung und gegenseitige Verselbständigung statt Ergreift er eine besondre Produktionsstufe einer Waare, so verwandeln sich ihre verschiednen Produktionsstufen in verschiedne unabhängige Gewerbe. Es ward, bereits angedeutet, dass, wo das Machwerk ein bloss mechanisch zusammengesetztes Ganze ?on Theilprodukten, die Theilarbeiten sich selbst wieder za eignen Handwerken verselbständigen können. Um die Theilung der Ar- beit vollkommner innerhalb einer Manufaktur auszuführen, wird derselbe Produktionszweig, je nach der Verschiedenheit seiner Roh- stoffe oder der verschiednen Formen, die derselbe Rohstoff erhalten kann, in Teischiedne zum Theil ganz neue Manufakturen gespaltet So wurden bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich allein über 100 verschiedenartige Seidenzeuge gewebt, und in Avignon z. B. war es Gesetz, dass „jeder Lehrling sich immer nur einer Fabrikationsart widmen and nicht die Verfertigung mehrerer Zeugarten zugleich lernen durfte.*^ Die territoriale Theilung der Arbeit, welche besondre Produktionszweige an besondre Distrikte eines Landes bannte erhSlt n&am Änstoss durch den, manufaktur- mSlsigen Betrieb, der alle Besonderheiten ausbeutet^). Reiches Material zur Theilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft liefert der Iflanulakturperiode die Erweiterung des Weltmarkts und das Kolonial- system, die- zum Umkreis ihrer allgemeinen Existenzbedingungen gehören. Es ist hier nicht der Ort, weiter nachzuweisen, wie sie neben der ökonomischen jede andre SphSre der Gesellschaft ergreift

So bildete die Fabrikation der Weberschifichen schon wfthrend des

17. Jahrhunderts einen besondren Industriezweig in ITdlhmd.

,Whether the Woollen Manutac*ure of Koglarid not divided into sevcral parts or branches apprupriated to particular places, where they are only or principally manufHCtured; fine cloths in Somersetsbire, coarse iu Yorkshire, long elU at Kxeter. soiea aod Sandbury, crapcs at Norwich, linaeys at Kendal, blankete at Whitney, and so iorthl" (Berkeley: „The Querist" 1750, § 520.)

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,UTid überall die (Jrundiage zu jener Ausbildung des i^achwesens, der Special itut* n, und einer Parceliiruiig des Menschen legt, die schon A. Ferguson, den Lehrer A. Smiths, in den Ausruf aus- brechen liess: „Wir machen eine Natioa Yon Heloten, und es giebt keine Freien unter uns"''*).

Trotz der zahlreichen Analogien jedoch und der Zusammenhänge zwischen der Theilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft und der Theilung innerhalb einer Werkstatt, sind beide nicht nur graduell, sondern wesentlich unterschieden. Am schlagendsten scheint die Analogie unstreitig, wo ein innres Band verschiedne Geschäftszweige rerschlingt. Der Viehzüchter z. B. producirt Häute, der Gerber verwandelt die Häute in Leder, der Schuster das Leder in Stiefel. Jeder producirt liier ein Stufenprodukt, und die letzte fertige Gestalt ist das kombinirte Produkt ihrer Sonderarbeiten. £s kommen hinzu die mannigfachen Arbeitszweige, die dem Vieh<- züchter, Gerber, Schuster Produktionsmittel liefern. Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaftliehe Theilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturm&lsigen nur sub- jektiv, nämlich für den 'Beobachter, der hier die mannigfachen Theilarbeiton auf emen Blick raumlich zosammensiebt, w&hrend dort ihre Zerstreuung über grosse Flächen und die grosse Zahl der in jedem Sonderzweig Beschäftigten den Zusammenhang yer- dmiklen^^. Was aber stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten Yon ViehzQchter, Gerbor, Schuster? Das Dasein ihref* respektiven Produkte als Waaren. Was charakterisirt dagegen die manu&kturmäfsige Theilung der Arbeit? Dass der Theilarbeiter keine Waare producirt*'). Erst das gemeinsame

^) A. FergoBon: „History of Civil Society", Edinb. 1750, Part IV, sect II,

p. 285.

^) In den eigentliobea Manufakturen, sagt er, scheint die Theilung der Arbeit grOeser, weil „those employed in every different branch of the work CSD olteu be collected into the aame workhouse. and placed at onco under the view of the spectator In tho^e jrrent manufnetnrea (!), on the rontrary, wbicb are destiued to supply the great wants of the great body of the people, every differeot branch of the work employs so great a number of workmen, that it is impoMible to collect them all into the same workhouse . . . the divisioo is notnearso obvious * (A. Smith: „Weahh of Nations". b T. ch. I.) Der berühmte Passus in demselben Kapital, der mit den Worten beginnt: „Obierve the accomodation of the most common artifioer or day labonrer io a civili/.ed and thriving country etc." und dann weiter ausmalt, wie zahllos mannigfaltige Gewerbe zur Befriedigung der Bedürfnis?»? eines frcwohnlichen Arbeiters zusammenwirken, ist ziemlich wörtlich kopirt aus B. de Mande- ▼ille^s Bemarks so seiner: „Fable of the Beei, or Private Vices, Publlek Bentfits " (Erste Ausgabe ohne Remarks 1706, mit den KoinHrk.s 1714.)

'^') There is no longer anything which we cau call the natural leward

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Produkt der Theilarbeiter verwandelt sich in Waare*^»). Die . Theilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verscliiedner Arbeitszweige, der Zusiiiniueiihang der Theilarbeiten in der Muiiutiiktur durch den Verkauf verschiedner Arlieitskiälte ud denselben Kapitalisten, der sie als kombirnrle Arbeitskraft verwendet Die manufakturraäfsige Theilung der Arbeit untenttellt Koncentration der Produktionsmittel in der Hand eines Kapitalisten, die ges< Uschaftliche Theilung der Arbeit Zersplitterung der Produktionsmittel unter viele von ein- ander unabhängiß-e Waarenproducenten. Statt dass in der Manu- faktur das ehern*' Gesetz der Vorhfiltn isszahl oder Proportionalität bestimmte Arbeitermassen unter bestimmte FuTiklionen snbsumirt, treiben Zufall und Willkür üir buntes Spiel in der Vertheilung der Waarenproducenten und ihrer Produktionsmittel unter die ver- schiednen gesellschaftlichen Arbeitszweige. Zwar suchen sich die verschiednen Produktionssphären beständig ins Gleichgewicht zu setzen, indem einerseits jeder Waarenproducent einen Gebrauchs- werth producireut ^l^o ein besondres gesellschaftliches BedQrfniss > befriedigen muss, der UmfaDg dieser Bedürfoisse aber quantitativ ▼enchieden ist und ein innres Band die Terschiednen BedUrfhtaB- massen zu einem naturwüchBigen System verkettet; indem andrer- seits das Werthgeaetz der Waaren bestimmt, wie viel die Gesell- schaft von ihrer ganzen disponiblen Arbeitszeit auf die Produktion jeder besondren Waarenart verausgaben kann. Aber diese be-

of individual labour. Each labonrer produces only some part of a whole, and each part^ haviog no vaiue or Utility itself, there is nothicg od which the teboQfer can se»e. and eay: it ie my product, this I will keep for mygelf/' („Labour defendea iigainst the claims of Capital Lond. 18'2r> ', p. iT).) Dor VerfaKser dieser vorzüglichen Schrift ist der früher citirte Th. H(tdg*<kiii.

Isote zur 2. Ausgabe. Dieüer Uuterächied zwischen ge»ell8chafll icher and ma&afaktarm&rsiger Theilung der Arbeit wurde den Yankees pnüttisch itlustrirt. Eine der während des BOrgerkriegs zu Waehington neu ausge- heckten v^tcucrn war die Accise von 6" auf „alle industriellen Produkte." Frage: W&a ist ein iudusLrielles Produkt? Antwort des Geselxgebera: Ein Ding iit producirt, „wenn es gemacht ist ' (wben it is made) und es istge» macht, wenn für dm Vc rlcnuf fertig. Nun ein Bri-piol aus vielen. Mann- fakturen zu New York und Tbiladelphia hatten früher Kegenächiruie mit allem Zubehör ,,gemaebt". Da einRegenschirm aber ein Mixtum C!ompo8ituni ganz beterogeoer Bestandtheile» wurden letztre nach und nach zu Machwerken unabhängig von einander und an verschiednen Orten betriebner Gesehäfts- sweige. Ihre Theilprodukte gingen nun als selbständige Waaren ein in die Regenscbirm-Manataktur, welche sie nur noch in ein Oanees snmmmensetst Die Yankees haben derartige Artikel „aesembled articles" (▼erismmelte Ar^ tikel' getauft, was sie nnmentlich verdienten als SanunelplRtze von Steuern, So „versammelte" der iiegenscbirm erstens b**^, Accise auf den Preis jede« seiner Elemente und hinwiederum 6^/0 auf seinen eignen QesammtpreiB.

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stSadige Tendenz der yerschiednen ProduktionssphäreD, sich ins Gleichgewicht za setzen, bethätigt sich nur als Reaktion go^en dio bestandige Aufhebnsg dieses Gleichgewichts. Die bei der Tlieilung der Arbeit im Innern der Werkstatt a priori und planroäisig be- folgte Regel wirkt bei der Theiluog der Arbeit im lonem der Gesellschaft nur a posteriori als innre, etomme, im Barnmpter- wechsel der Marktpreise wahrnehmbare, die regellose Willkür der Waarenproducenten Oberwältigende Naturnothwendigkeit. Die manulakturmärsige TbeÜQQg der Arbeit unterstellt die unbedingte Autorität des Kapitalisten über Menseben, die blosse Glieder eines ihm gehörigen Gesammtmechanismua bilden; die gesellschaftliche Theüong der Arbeit stellt nnabhSngige Waareoprodncenten ein- I ander gegenüber, die keine andre Autorität anerkennen als die der \ Konkurrens, den Zwang, den der' Dmck ihrer wechselseitigen ' \ Interessen auf sie ausübt, wie auch im Thierreich das heDum omnium contra omnes die Existenzbedingungen aller Arten mehr oder minder erhili Dasselbe büi^gerliche Bewnsstsdn, das die manufakturmälbige Theilung der Arbeit, die lehenslängliche An- nexation des Arbdten an eine DetaiWemchtung und die unbedingte Unterordnung der Theilarbeiter unter das Kapital als eine Organi- sation der Arbeit feiert, welche ihre PjroduktiTkraft steigre, denun- \\ cirt daher eben so Uut jede bewnsste gesellscbaftliche Kontrole und Reglung des gesellschaitlichen TirodukiTonsprocesses als einen Eingriff in die un?erletzlichen Eigenthumsreohte, Freiheit und sich selbst bestimmende „Genialität" des individuellen Kapitalisten. Bs ist sehr charakteristisch, dass die begeisterten Apologeten des Fabriksystems nichts Aergres gegen jede allgemeine Organisation der gesellschaftlichen Arbeit zu sagen wissen, als dass sie die ganze Gesellschaft in eine Fabrik verwandeln würde.

Wenn die Anarchie der gesellschaftlichen und die Despotie der manufakturmäfsigen Arbeitstheilung einander in der Gesellschaft der kapitalistischen Produktionsweise bedingen, bieten dagegen frühere Gesellschaftsformen, worin die Besonderung der Gewerbe sich naturwüchsig entwickelt, dann krjstallisirt und endlich gesetz- lich befestigt hat, einerseits das Bild einer plan- und autoritats- mäfsigen Organisation der gesellschaftlichen Arbeit, während sie anderseit-s die Theilung der Arbeit innerhalb der Werkstatt ganz ausschliessen, oder nur auf einem Zwergmalsstab, oder nur spora- disch und zufallig entwickeln'^*).

"•) ,Oii peut . . . ötftblir en rbglc generale, que moins Tautorit^ preside dk la diviBion du travail dans rint^ieur de la B0ci6t/&, plu« la division du

Mftrx, KapiUl I. 21

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Jene uralterthümlu hen. kleinen indischen Gemeinwesen z. B., die zum Theil noch fortexistiren, beruiin auf gemeinschaftlichem Beöitz des Gr md und Bodens, auf unmittelbarer Verbindung von Agrikultur und Handwerk und auf einer testen Theil uncr der Arbeit, die bei Anlage neuer Gemeinwesen als ii:rp:eljner Plan und Grund- riss dient. Sie bilden sich selbst genügende Prod aktionsganze, deren Produktionsgebiet von 100 bis auf einif^n' 1000 Acres wechselt. Die Hauptmasse der Produkte wird für den unmittel- baren Selbstbedarf der Gemeinde producirt, nicht als Waare, und die Produktion selbst ist daher unabhängig von der durch Waaren- austausch vermittelten Theilung der Arbeit im Grossen und Ganzen der indischen Gesellschaft Nur der Ueberschuss der Produkte verwandelt sich in Waiwa, zum Theil selbst wieder erst in der Hand des Staats, dem ein bestimmtes Quantum seit undenklichen Zeitoa als Naturairente zafliesst Verachiedne Theile Indiens be- ntsen verschiedne Formen des GemeinweseDS. In der emfechslen Form bebaut die Gemeinde das Land gemeinschaftlich und ver- theilt seine Produkte unter ihre Glieder, während jede Familie Spinnen, Weben u. s. w. als häusliches Nebengewerb treibt. Neben dieeer gleichartig beschäftigten Masse finden wir den „HaapU ein wohner", Richter, Polizei und Stenereinneluner in einer Person; den Buehhalter, der die Rechnung Über den Ackerbau führt und ■llee darauf Bezügliche katastrirt und registrirt; einen dritten Be- amten, der Verbrecher verfolgt und fremde Reisende beBchtttat und TOn emem Dorf zum andren geleitet; den Grenztnaun, der die Grenzen der Gemeinde gegen die Nacbbargemeinden bewacht; den Waeeeraufeeher, der . daa Wasser aus den gemeinaehafUieheo WasserbehUtem zu Ackerbauzweckeii yeriheilt; den BnamneD, der die Funktionen des religiösen Kultus verriebtet; den Schul- meister, der die Gemeindekinder im Sand schreiben und lesen lehrt; den Kalenderbraminen, der als Astrolog die Zeiten fttr Saat, Ernte und die guten und bSeen Stunden für alle besondren Ackerbau* arbeiten angiebt; einen Schmied und eineb Zimmermann, welche alle Ackerbauwerkzeuge verfertigen und ausbessern; den TOpfer, der alle Qefösse f&r das Dorf macht; den Barbier, den Wfischer für die Reinigung der Kleider, den Silberschmied, hier und da den Poeten, der in einigen Gemeinden den Silberschmied, in andren

trayail se ddveloppe dans rint^rieur de l'atelier, et plu8 eile j est bou-

misc h Tautorit^ a'un seul. Ainsi l'autorit^ dans I ntelier et cplle dans la 8oci^t<6, par rapport k la division du travail, eout en raison invene Vmne de l'autre/ (Karl Marx L c. p. 130, 131.)

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deo Schulmeister enetei Diees Duteend Penoneti wbd aaf Koeten der gaosea Gemeinde erhalten. Wftchst die Bevölkerung, so wird eine neue Gemeinde nach dem Muster der alten auf nnbehantem Boden angesiedelt. Der Gemeindemechanismns zeigt planmftlsige Theilttng der Arbeit, aber ihre manufakturmlUstge Theilnng ist unmöglich, indem der Harkt fftr Schmied, Zimmermann d. s. w. mifer&ndert bleibt und höchstens, je nach dem Grössenunterechied der Dörfer, statt eines Schmieds, Töpfers n. s. w. ihrer zwei oder drei ▼orkoramen^. Das Gesetz, das die Theilnng der Gemeinde- arbeit regelt, wirkt hier mit der nnverbrfichlichen Autoritit eines Naturgesetzes, wfthrend jeder besondre Handwerker, wie Schmied u. si w., nach Überlieferter Art, aber selbständig und ohne Aner- kennang irgend einer Aotoritfit in seiner Werkstatt, alle zu seinem Fach gehörigen Operationen Teirichtet. Dar rnnÜMbe produktIvo Ofgantsmus dieser selbstgenügenden Gemeinwesen, die sich bo* ständig in derselben Form reproduciren nnd, wenn zufällig zer^ stört, an demselben Ort, mit demselben Namen, wieder aufbauen*^), liefert den Schlüssel zum Geheironiss der ünyerilnderlicbkeit asiatischer Gesellschaften, so auifülleod kontrastirt durch die be- ständige Auflösung und Neubildung asiatischer Staaten und rast- losen Dynasten Wechsel. Die Struktur der ökonomischen Grund- elemente der Gesellschaft bleibt von den Stürmen der politischen Wolkenregion unberührt.

Die Zunftgesetze, wie schon Irüher bemerkt, verhinderten plan- uiüfsig, durch äusserste Beschrankung der Gesellenzahl, die ein einzelner Zunftmeister beschäftigen durfte, seine Verwandlung in einen Kapitalisten, Ebenso konnte er Gesellen nur beschaiiigen in dem ausschließlichen Handwerk, worin er selbst Meister war. Die Zunft wehrte eifersüchtig jeden Uebergriff des Kaufmanns-

**) Lieut. Col. Mark Wilk^: „iriHturical Sketches of tbe South of India. Lond. 1810 \1\ V I, p. 118-20. Eine initp Zn^^Mmmenstellung dtr ver- flchiedoen Foruieu des indischen Gemein wet^o» findet man in George Oftmpbeirs .Modem India. London 1852 *

^} «ünder thi» simple form . . . the inhabitants of the country have lived since time immemorial. The boundario?« of the villages have been biit sel- dom altered; and though the villageii themaelves have been sometimes iojur- od, and even desolat^ hj war, nunine, and diseaae, Uie same nane, the same limita. the .^me interests, and even the same families, have continued f(»r Hires The inhabitant;* give themselves no trouble about the brt*akinpf up aiid divisioD of kingdoms; while the village remaiDs eatire, ihey c&re not to what power it is transferred er to what sovereign it devolves; iti internal cconomj remaina unchanged" (Th. Stamford Rafflea, late Lieut. Qov. of Jafa: ^Tiie Hiatorj of Java. Lond. 1817", v. II. p. 26b.)

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kapitals ab, der einzig fireien Form des Kapitals, die ihr gegen- fiberstand. Der Eaufmann konnte alle Waaren kaufen, nur nicht die Arbeit als Waare. Er war nur geduldet als Verleger der Handwerksprodukte. Riofen Süssere Umstände eine fortschreitende Theilung der Arbeit hervor, so zerspalteten sich bestehende Zünfte in Unterarten oder lagerten sich neue Zünfte neben die alten hin, jedoch ohne Zusammenfrasung verachiedner Handwerke in einer Werkatatt. Die Zunftorganisation, so sehr ihre Besondrung, lao- lirung und Aoabildung der Gewerbe zu den materiellen Elxistenz- bedingODgen der Manufakturperiode gehören« aehloaa daher die mannfakturmälsige Theilung der Arbeit aas. Im Grossen nnd Gbwzen blieben der Arbeiter und seine Produktionamittel mit ein- ander Yerbnnden, wie die Scbnedce mit dem Sehneckenhans, und so fehlte die erste Grundlage der Bflanufaktur, die Verselbstandigong der Produktionsmittel als Kapital gegenfiber dem Arbeiter.

W&hrend die Theilung der Arbeit im Ganzen einer Gesellschaft, ob Yennittelt oder imTermittelt durdi den Waareoaustansch, den ▼erschiedenartigsten ökonomischen Gesellschaflsformationen ange- hört, ist die mannfakturmftlsige Theilung der Arbeit eine ganz specifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise.

6. Der kapitalistische Charakter der Manufaktur.

Ebe grössere Arbeitersnsahl unter dem Kommando desselben Kapitals bildet den naturwüchsigen Ausgangspunkt, wie der Koope- ration llberbaupt, so der Blanufaktur. Umgekehrt entwickelt die manufakturmafsige Theilung der Arbeit das Wachsthum der ange- wandten Arbeiterzahl aor technischen Noth wendigkeit Das Arbüter- minimnm, das ein einzelner Ki^italist anwenden muss, ist ihm jetzt durch die Torhandne Th^ung der Arbeit vorgeschrieben. Andrerseits sind die Vorthefle weitm Theilung bedingt dnrch weitre Vermefarung der Arbeiteranzahl, die nur noch in Vielfachen ausführbar. Mit dem yariablen muss aber auch der konstante Be- standtheil des Kapitals wachsen, neben dem Umfang der geroein- samen Produktionsbedingungen, wie Baulichkeiten, Oefen u. s. w., namentlich auch und viel rascher als die Arbeiteranzahl, das Roh- material. Seine Masse, verzehrt in gegebner Zeit durch gegebnes Arbeitsqiiaiitum, luiuiut in demselben VerhälUii^s zu wie die Pro- (iiiktivkratt der Arbeit in Folge iliirr Theilung. Wachsender Mininialumfang \on Kapital in der Hand der einzelnen Kapitalibten, oder wachsende Verwandlung der gesellschaiiiichen Lebensmittel

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und ProdttktioaBiiuttel in Kapital ist also ein ans dem tednuseheii Cliaiakter der lAanufaktor enkspringendee Geeeta**).

Wie in der einlachen Kooperation ist in der Manofaktar der liinktboirende ArMtekörper eine Existenzfonn des Kapitals. Der ans vielen individnellen Theilarbeitem znsammengeBetste geaeU- sehafUiche Produktionamecbaniannis gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination der Arbeiten entspringende Prodoktivkraft erscheint daher als FrodnktiTkraft des Kapitals. Die eigentliche Mann&ktur unterwirft nicht nur den froher selbständigen Arbeiter dem Kommando nnd der Disciplin des Kapitals, soiäem sehafit fiberdem eine hierarchische Gliederung unter den Arbeitern selbst W&hrend die einiache Kooperation die Arbeitsweise der Ebselnen im Grosaen und Ganzen unTerftndert Itati revolutionirt die Msnu- hkbaat sie von Grund aus und «greift die indifiduelle ArbeititoKft an ihrer Wurzel. Sie verkrAppdi den Arbeiter in eine Abnormi* tat, indem sie sein Detailgeschick treibhausm&lsig fördert durch ünterdrQckuDg einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen, wie man in den La Plata Staaten ein ganzes Thier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Tain; zu erbeuten. Die besondren Theil- arbeiten werden nicKt nur unter verschiediie Individuen vertheilt, sondern das Individuum selbst wird getheilt, in das au tomatische Triebwerk einer Theüarbeit verwandelt*^*) und die abgeschmackte Fabel des Menenius Agrippa verwirklicht, die einen Menschen als blosses Fragment seines eignen Körpers darstellt**). Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ilim die materiellen Mittel zur Produktion einer Waare fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskratt selbst ihren Diensti so-

*^ „Es genügt nichts dass da» zur Unterabtheilong der Handwerke nSthige Kapital [sollte heisnen, dir tlazti Röthigen Lebens- und Produktion^mitt-el] aiob in der QeaelUchali vorhanden vorfinde; es ist aasserdein nöthig, dass es in den Hlnden der Untemebmer in hinreichend betrtdbiliehen IbuMMo akkumulirt sei, um sie zur Arbeit auf grosser Stufenleiter zu befähigen . . . Je mehr die Theilung zunimmt, erheischt die bestfindige Beschäftigung einer Helbea Zahl von Arbeitern immer beträchtlicheres Kapital in Werk- zeugen, Rohttoffen n. s. w.** (Storch: „Oonn d'Eeon. Polit** Pariaer Antg. t. p. 250, 251.) „La concentration des instrumenta de production et la division du travail nont jiussi ins6parnb!es l'une de Tautre que le sont, daaa le regime poiitique, ia concentratiuu des pouvoir» publica et divi- aion dee IntAr^ prives.*' (Karl Marx 1 c o. 184.)

^) Dugald Stewart nennt die Manufakturarheiter „living nntomatoiie . . employen in the detaÜH of the work." fl c. p. 318.)

*'*) Bei den Korallen bildet jedes Individuum in der That den Magen für die ganze Grupne. £b führt ihr nber Nehmngieteff MO, itatt wie der iQmiieiie Patiieier um «igtaflkbiea.

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bald sie nicht an das Kapital yerkauft wird. Sie funktionirt nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf ezistiit, in der Werkstatt des Kapitalisten. Seiner natfirlichen Beschaffen- heit nfirh verunfahigtf etwas Selbständiges zq macliea, entwickelt der Manuf'akturarbeiter produktive Thatigkeit nur noch »Is Zube- hör zur Werkstatt des Kapitalisten**^). Wie dem auserwähltea Volk aal der Stirn geschrieben stand, dass es das Eigenthmn Jehovas, so drückt die Theilung der Arbeit dem Manufaktur- arbeiter einen Stempel auf, der ihn zum £igeDthum dei Eapitab hrand markt.

Die Kenntnisse, die Sinflicht nnd der Wille, die der selbständige Bauer oder Handwerker, wenn auch auf kleinem Mafsstab, ent- wickelt, wie der WUde alle Kunst des Kriegs als pereöniiche List ausübt, sind jetzt nur noch für das Ganze der Werkstatt erheischt. Die geistigen Potenzen der Produktion erweitern ihren Malsstab auf der einen Seite, weil sie aof vielen Seiten Tmchwinden. Wae die Theilarbeiter yerlieren, koncentrirt sich ihnen gegenfiber im Sapttal^). Es ist ein Produkt der maauiaIctQrmftCngen Ißieilttng der Arbeit, ihnen die geizigen Potensen dea materiellen Produk- tionaprocesBes als fiemdee Eigenthnm und eie beherrschende Macht gegenUber au stellen. Dieser Scheidungsprocess beginnt in der ein&chen Knopeiatton, wo der Kapitalist den einndnen Arbeitern gegenfiber die Einheit und den Willen des geseUschalÜiGhen Ai^ heitskOrpers ▼ertritt. Er entwickelt sich in der Manu&ktor, die den Arbeiter aum Theilarbeiter TerstQmmelt. Er vollendet sich in der grossen Industrie,- welche die Wissenschaft als selbsiSodige Prodnktionspotens von der Arbeit trennt and in den Dienst das Kapitals presst*').

In der Manu&ktnr ist die Bereidiening des Qesammtarbeiters und daher des Kapitals an gesellschaftlicher Produktivkxaft bedingt

, J/ouvrier qui porte dana ses bras tout un mutier, peut aller partout excroer son industrie «"t trouver des moyenn de subsister: l'autre (der Manu- iakturarbeiter) n'est qu'uD accetwoir« qui, ts^parö de »es confr^rea. u'& plus m capacit^, ni ind^i^daace» et qoi se tat>ave forc^ d'accepter la loi oo'on juge propos de lui impoBCr." (Storch 1. c. edit. Petersb 1815, t. I, p. 204.)

A. Ferguson L c. p. 281: „The former maj have gained what the other has Jost^**

^ fJDer Haan des Wiasens und der imrodaktive Arbeiter sind weit von

einander {getrennt, und die Wissenschaft, statt in der Hand des Arbeiters seine ei^oen Produktivkräfte für ihn selbst zu vermehren, hat sich fast flberall ihm gegenübergestellt .... Eenntniss wird ein Instrument, f%,big TOB der Arbeit getrennt und ihr entgegengesetzt zu werden." (W. Thomp- son r ,,An Inquiry into Üie Prinoipl« of the Distribution of W«alla. London p. 274.)

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durch die VerarmuDg des Arbeiters an individuellen ProdukÜT* kräften. „Die Unwissenheit ist die Mutter der Industrie wie des Aberglaabeiifl. Nachdenken und Einbildungskraft Bind dem Irrthum imt«rworfeii; aber die Gewohnheit, den Fwm oder die Hand m be- iragen, hängt weder Ton dem einen^ noch von der andren ab. Ifanu&ktnren prosperiien alao da am meisten, wo man am meisten sich des Geistes entschligt, in der Art, daas die Weikstatt ala eine Maaehine betrachtet werden kann, deren Theüe Menaehen sind'*'*). In der That wandten einige Manofikktoien in der Mitte des 18. Jahi^ honderts für gewisse einfache Operationen, welche aber Fabrik- geheimnisse bildeten, mit Vorliebe halbe Idioten an*^).

«Der Geist der gnasen Mehizahl der Henschen**, sagt A. Srnüb, „entwidcelt sich nothwendig aus nnd an ihren Alltagsvenrichtnngen. Bin Menach, der sein ganzes Leben in der Verrichtung weniger etnftcher Operatbnen verausgabt . . . hat keine Gelegenheit, seinen Ventsnd za üben. . . Br wird im Allgemeinen, so stopid nnd mir wissend, wie es f&r eine menschliche Kreator möglich iat* Nach- dma Smitii den Stampfinmi des Theilarbeiters gesddldert, fthrt er fort: „Die Einförmigkeit seines stationären Lebens verdirbt natllr- lieh auch den Muth seines Geistes ... Sie zerstört selbst die Energie seines Körpers und verunfähigt ihn, seine Kraft schwung- haft und ausdauernd anzuwenden ausser in der Detail be^häfkigung, wozu er herangezogen ist. Sein Geschick in seinem besondren Gewerke scbciDt so erworben auf Kosten seiner intellektuellen, socialen und kriegerischen Tugenden. Aber in jeder industriellen und civilisirten Gesellschaft ist diess der Zustand, worin der ar- beitende Arme (the labouriiig poor), d. h. die grosse Mas^e des Volks nothwendig verfallen muss"'"). Um die aus der Tbeilung der Arbeit entsprixigende völlige Verkümmerung der Volksmasse

A. Ferguson L c. p. 280. *^ J. D. Tuckett: „A Hi^tory of the Fast and FraMnt State ot the liabouring Population. Lond. 1846", v. I, p. 149.

A. ömith: „Wealth of Nations". B. V, ch. I, art. U. Als Schiller A. Fergnson's, der die nacbtheiligen Folgen der Theiluog der Arbeit eat^ wickelt hatte, war A. Smith über diesen Punkt durchaus klar. Im Ein-

äang seines Werks, wo die Theilong der Arbeit ex professo gefeiert wird, entet er sie nur vorfibereeheod als Quelle der gesellschaltHGlMii Ungleich- heiten an. Erst im 5. Buch über das Staatseinkonniu n reproducirt er Ferguson. Ich habp in ^.Mijshre de la Philosophie" d«8 N(^thige Ober das historische Verhältuiss von Ferguson, A. Smith, Lemootey und äay in ihrer Kritik der Theilung der Arbeit gegeben und dort anoh EOiiit 4in manufaktormärsige Theilung der Arbeit als qpeoifiaehe Fonn te kapital liitiM^hen FrodiiktkNMWC^ dacgeatelLt (L e. p. 18i iq.)

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zu Terhindern, empfiehlt A. Smith Volksunterricht tod Staats wegen, wenn aach in Toraicbtig homöopathischen Dosen. Konsequent polemisirt dagegen sein französischer Uebersetzer und Kommentator, G. Garnier, der sich unter dem ersten französischen KaiBerthum natnxgemliis zum Senator entpuppte. Volksunterricht Verstösse wider die ersten G^esetse der Theilung der Arbeit und mit demselben „pracribire man unser ganzes GeseUachaftssjstem*. „Wie alle andren Theilungeo der Arbeit", sagt er, „wird die zwischen Hand- arbeit und Verstandesarbeit ausgesprochner und entschiedner im Mafse wie die Gesellschaft (er wendet richtig diesen Ausdruck an f&r das Kapital, das Grandeigenthum und ihren Staat) reicher wird. Gleich jeder andren ist diese Theilung der Arb^t eine Wirkung vergangner und eine Ursache kflnftiger Fortschritte . . . Darf die Regierung denn dieser Theilung der Arbeit enig^eawitken und sie in ihrem naturgemäben Gang aufhalten? Darf sie einen Theil der Staatseinnahme zum Versuch verwenden, zwei Klassen von Arbeit, die ihre Theflung und Trennung erstreben, zu verwirren und zu vermisdien?**^^

Eine gewisse geistige und körperliche Verkrttppelung ist unsere trennlich selbst von der Theilung der Arbeit im Ganzen und Grossen der Geselisohaifc. Da aber die Manufakturperiode diese geselbchaftliche Zmpaltung der Arbettssweige viel weiter fOhrt, andieraeits erst mit der ihr eigenthamlicfaen Theilung das Indivi- duum an seiner Lebenswurzel ergreift, liefert sie audi zuerst das Material und den Anstoss zur industriellen Pathologie^*).

„Einen Menschen unterabtheilen, heisst ihn hinrichten, wenn er das Todesurtheü verdient, ihn meuchelmorden, wenn er es nicht

^) Fpr[rnRon sagt bereit« 1. c. p. 281: „and t.hiiiMng itsel^ in tbis ige of separat! oos^ may become a pecuUar cräft"

^ G Garnier, t. V seiner Uebenetsusg, p. 4 6.

Ramazzini, Professor der praktischen Medicin zu Padua, veröffentlichte 1718 sein Werk: ,,De morbis artificum", 1781 in's Französische übersetzt, wieder abgedruckt 1841 ia der »Encyclop^e des Sciences Mödicales. 7me Die. Auteurs Olutiques." IHe Periode der growon Xadnatrie hat seinen Kar talog der Arbeiterkrankheiten natürlicli sehr vermehrt Sidbe u. a. „Hygiene

Ehysique et morale de l'ouvrier flana los grandes villes en g^n^ral, et dans L Tille de Lyon en parüculier. Par le Dr. A. L. Fonterei. Paris 1858" und *,Die Kiraokheiten, welche Tersehiednen SUnden, Altem imd Ge- schlechtern eigenthümlich sind. 6. B&nde. Ulm 1860." Im Jahre 1854 er- nannte die Society of Arts eine UntersuchungskommisBion über industrielle Pathologie. Die Liste der von dieser Kommisaion gesammelten Dokumente findet man im Katalog des „Twiekeohsm Eoonomie Museum." Sehr wichtig die officiellen „Keports on Public Health." Sieh auch Eduard Beieh, M. D.: „lieber die Entartung des Menschen." Erlangen 186d.

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Terdieni Die Unfcerabtheüung der Arbeit ist der Meucheimord mnes Volks" '^).

Die auf Theilung der Arbeit beruhende Kooperation oder die Manufaktur ist in ihren Anfangen ein naturwüchsiges Gebild. So- bald sie einige Konsistenz und Breite des Daseins gewonnen, wird sie zur bewussten, planmüjugeii und systematischen Form der kapitalistischen Produktionsweise. Die Geschichte der eigentlichen Manufaktur zeigfc, wie die ihr eigenihümliche Theilung der Arbeit zunächst erfahrangsmä&ig, gleicbaam hinter dem Rücken der hau- delnden Personen, die sachgemäßen Formen gewinnt, dann aber,' gleich dem zünftigen Handwerke, die einmal gefundne Form tradi- tionell festzuhalten strebt und in einzehien Fällen jahrhundertlaog festhält. Aendert sich diese Form, so ausser in Nebendingen immer nur in Folge einer Revolution der Arbeitsinstrumente. Die moderne Manufaktur ich spreche hier nicht ?on der auf Maschinerie beruhenden grossen Industrie findet entweder, wie z. B. die Kleidermannfaktur, in den grossen Stidten, wo sie entsteht, die dlqecta membra poetae bereits fertig Tor und hat sie nur aus ihrer ZeEstreuung zu sammeln, oder das Princip der Theilung liegt auf flacher Hand, indem einfach die veischiednen Verrichtungen der handwerksmälaigen ProdoUion (z. B. beim Boehbinden) bcnondren Arbeitern aossdbliesalich angeeignet werden. Es kostet noch keine Woche Er&hrung, in solchen F&llen die Verhfiltnisszahl zwischen den fttr jede Funktion ndthigen Hfindeh zu finden^*).

Die manufakturmäfsige Theilung der Arbeit schafft dnrch Ana- lyse der handwerksm&lsigen ThStigkeit, Specificirnng der Arbeits- instnimente, Bildung der Theilarbeiter, ihre Oruppirung und Kom- bination in einem Gesammtmechanismus, die quslitafciye Gliederung und quantitatiTe Proportionalität gesellschaftlicher Produktions- processe, also eine bestimmte Organisation gesellsehaMlcfaar Arbeit

'*) ,To Hubdivide a man is to execute him, if he dcserves the sentence, to assasaiuate him, if he dueä not . . . the BubdivUiou of labour is the asüasai- nation of a people." (D. Urquhart: „Familiär Words. London 1855", p. 119.) Hecrcl hatte sehr ketzerische Ansicht m über die Theilung der Arbeit. .1 uier gebildeten Menschen kann mau zunächst solche vcnstehn, die Alles machta können, wa.s Andre thun", sagt er in seiner Rechtsphilosophie.

^) Der gemütblichc Glaube an das Erfindungseenie , das der einzelne Kapitalist in der Theilung der Arbeit a priori ausübe, findet sirh nur noch bei deutschen Professoren, wie Herrn Roscher z. B., der dem KapitaliHten, aus dessen Jupiterhaapt die Theilung der Arbeit fertig hervorspringe, zum Dsak »diTerse Arbeitslohne ' widmet. Die grOssre oder geringre Anwen« dung der Theilnni^ der Arbeit hingt yon der Lioge der BArse ab, nieht von der Grösse des Genies.

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and entwickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. Als spf ci fisch kapitalistische Form des j^esellschaft- lichen Produktionsprocesses und fiuf dpn vortrpfuiiiltu n Grund- lagen konnte sie sich nicht anders als in der kapitalistischen Form entwickeln ist sie nur eine besondre Methode, relativen Mehr- werth zu erzeugen oder die Selbstverwerth ung des Kapitals was man gesellschaftlichen Reichthum , „Wealth of Nations'' u. s. w. nennt auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaftliche Produktivkrafl der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, st^tt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrftpplung des individuellen Arbeiters. Sie producirt neue Bedingungen d«r Herrschaft des Kapitals über die Arbeit. Wenn sie daher einer- eeÜB als historischer Fortschritt und nothwendiges Entwicklunge- moment im dkonomiechen Bildungsprocess der Oesellschaft er- scheint, so andrerseits als ein Mittel eiviUsirter und raffinirter Exploitation.

Die politische Oekunomie, die als eigne Wissenschaft erst in der Manufakturperiode aufkommt, betrachtet die gesellschaftliche Thei- lung der Arbeit überhaupt nur vom Standpunkt der manufaktur- mä&igen Theüang der Arbeit^*), als Mittel, mit demselben Quan- tum Arbeit mehr Waare sn prodnciren, daher die Waaren bu ▼erwohlfeilem und die Akkumulation des Kapitals za beschleunigeiu Im strengsten Gegenaats su dieser Aeeentuirong dar Quantität and des Tauschwertbs halten sich die Schriftsteller des UassiBclien Alterthnms ausschliesslich an Qualit&t und Gebrandiswertli^). In Folge der Scheidung der gesellschaftlichen Produktionssweige wer- den die Waaren besser gemacht, die Terschiednen Triebe und

"^j Mehr als A. Smith &xiren ältere SchrifUteller wie Petty, wie der ano- nvme Verfasser der «Advantages of the Eiist ludia Trade"* etc., den ka- pltalittiiehen Charakter der manufakturrnftrsigen Theilung der Arbeit.

Ausnahme unter deo Modernen bilden einige Scbrifteteller des 18. Jahr- hunderts, die in Bezug mif Thcihinir der Arbeit fast nur den Alten nach- sprechen, wie Beccaria und James Harris. So Beccaria: «Üiascuno prova ooll' espenenza, che applicando la mano e l'ingegno sempre allo steMO gOMce di opere e dl produtti, egli pili facili, piü abbondaDii e mif^iori ne traca resultati, di quello chese cinMCTmo ixolatamcnte 1e coe^e tiitte a se necessarie soltanto facease .... Dividendosi in tal maniera per ia cumuue e pnvata ntUitk gli nomini in wie claase e condirioni,* (Geaare Beccaria: «Efementi di Econ. Publica*, ed Custodi, Part. Moderna, t. XI, p 28.) James Harris, spfxtpr Karl of 3Ia!mPMhnrv. berühmt durch die ,Diariea' Ober seine Ge- sandtschaft in Pett^rsburg/ sagt selbst in einer Note zu seinem .Üialogue oonoemiog Happinets. London 1741 \ epftter wieder abgedmekt in .Three Treatises etc. 3 ed Loud. 1772": ,The whole argument, to prove aociety natural [nämlich durch die «division of employmoito*] is tskSA Crom the »econd book of Fiato's republic*

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IMenle dar Monschen wihleD nch entoprechende WirkongsBpbftreii ^ imd ohne Beachripknng iat nirgendwo Bedeatend«» zu lasten'"). Also Prodttki und Pvodacent werden Terbessert durch die Theilung der Arbeil Wird gelegenÜicb auch dss Wacbsthum der Produkten- masM erwihnt, so nnr mit Besag auf die grtare Falle des Ge- bmocbswerths. Es wird mit hemer Silbe des Tanscfawerths, der Verwohlfeilemng der Waaren gedacht Dieser Standpunkt des Gebrauchswertfafe benscbt sowohl bei Plate der die Theilung der Arbeit als Grundlage der gesellscbafUiehen Scheidung der Stiade behandelt« als bei Xenophon*^), der mit seinem ehavakte-

^ So in der OdTaee XIV. 228: ,i!AXXog yuQ -e ^iJJdMW imt^nnm fyyo*g* und AidiilocfauB beim Beztne Empirient: t^üJioQ «iU^ m iff^

MiwSiijv iaiverai.

fjlokk* ^niaiuio tQya, xaxtäg <f ijnlinato advta* Der Athenienser Itthlte sich au Waafeoprodncent dem Spartaner Uberlegeo, weil dieeer im

Krieg wohl über MeDSchen, nicht aber Ober Geld verf figen kfjnne, wie Thucy- dide~s den Perikles sagen läest in der Kerle, worin er die Athenien.ser zum peloponnesiachen Krieg aufstachelt: ^Xw^iaai le kiotfxoiiQoi oi ai lov^oi twv dv&^nfOfv Ii x^futot nokB/uTv*^ (Hiuc. 1. 1, c. 141). Dennoch blieb ihr Ideil, auch in der materielleu Produktion, die avta()xfla, die der Theilung der Arbeit «regenüber steht, ,,7tapd)v yag rh f i . ticlqo. roirwv xal xo avxaftxfq."^ Mau musa dabei erwägen, das« es noch zur Zeit dea Stufte« der iJO Tyrannen keine 5000 Athener ohne Grundeigenthum gab.

^) Platn entwickelt die Theihui;^'- der Arbeit innerhalb des Gemeinwesens aus der Vieli«eitigkeit der BedttrtniHse und der Einseitigkeit der Anlagen der Individuen. Hauptge»icht«punkt bei ihn), das« der Aroeiter eich nach dem Werk richten müsse, nicht das Werk nach dem Arbeiter, was unvermeidlich, wenn er verschiedne Kfinstn /.ugleich, ulso rfne oder die nndre als Neben - werk treibe. „Oi yitQ i^k'AJti th n^iiöfxivov tifv tov n^zxovTO^ ^X^^*^ jU(Mtiveiv, cUA ivttyxfi n^artovra nQttxxofiivt^ intaeoXüv^v firj iv juHfid^ov fii^t. *Avay)t^. *Ex dij toixtov nlfito xf emnrr« y/yvfT«* xtd xaX- Xwv xal ^aov, orccv fti; iv xaxa <f vaiv xal iv xai()ij, ayolrjv roh SXXe^r ftymv^ 7C(fatxij." (£^> I- ^ BaiteTj OrelU etc.) Aebniich bei Thucjdidei» 1. c. e. 142: „Das oeeweeen ift dae Knnet wo Behr wie ugc ud etwaa andres mid kami nicht bei etwa vorkommenden Fällen als Nebeowerk betrieben werden, sondern vielmehr nichts andres neben ihm al^ Nebenwerk." Muss das Werk, sagt Flato, auf den Arbeiter warten, so wird oft der kritische Zeitpunkt . der nrodokticn Terpaaet nnd daa Machwerk Terdorben, „t^ov xmpiv di^iU hmu." Dieeelbe platoniaehe Idee findet man wieder im Protest der eng- liacben Bleichcrcibesitzer gegen die Klausel des Fabrikalct'^, die eine bd- atinunte Essstunde für alle Arbeiter festsetzt Ihr Geschält könne aick ■ioht nach den Arbeitern richten, denn „in the variona operationa cff singeing, washing, bleaching, mangling, calendering, and dyeing, nome oif them can be »topped at a iriven moment without risk of damage . to enforce the same dinner hour for all the workpeople might occasionallj anbjed valnable gooda to the riek of danger by inoompiete operattona.** Le platonisme va-t-il se nicherl

Xenophon pr^ähit, es «ei nicht nur ehrenvoll, Bpeisen von der Tafel de« Peraerkunigs zu erhalten, sondern diese Speisen seien auch viel schmack- hafter als andre. „Und diese ist oichta Wunderbares, denn wie die ftbrifmi Kllnete in den grouenStidtenbeaondera ▼errollkommnet aind, ebenao weiden

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ristisch blirgerüchen Instinkt schon der Tbeilung der Arbeit inner- halb einer Werkstatt näher rückt. Piato's Kepublik, soweit in ihr die TheiluDg der Arbeit als das gestaltende Princip des Staats entwickelt wird, ist nur atheniensische Idealisirung des ägyptischen Kasieaweseiw, wie Aegypten als industrielles Musterland auch andren aemer Zeitgenossen gilt, z. B. dem Isokrates^^, und diese Bedeutung selbst noch für die Griechen der rdmischen JKaiseneit behielt««).

Während der eigenÜichen Manufakturperiode, d. h. der Periode, worin die Manufaktur die herrschende Form der kapitalistischen Produktionsweise, stosst die volle Ausführung ihrer eignen Tendenzen auf vielseitige Hindemiase. Obgleich sie, wie wir sahen, neben der hierarchischen Gliederung der Arbeiter eine einfache Scheidung zwischen geschickten und ungeschickten Arbeitern schafft, bleibt die Zahl der letztren durch den überwiegenden Einfloss der erstren sehr beschränkt Obgleich sie die Sonderoperationen dem verschiednen Giad ¥0n Reife, Kraft und Entwicklung ihrer lebendigen Arbeits- organe anpasst und daher zn produkttTer Ausbeutung von Weibern und Kindern drängt, scheitert diese Tendenz im Grossen und Ganzen an den Gewohnheiten und dem Widerstand der männlichen Ai<-

die königlichen Speisen ganz eigens xubereitetw Denn in den kleinen Städten macht Derselbe Bettstelle, Thfln^ Fflngt Tisch; oft baut er obendrein noch B&user und ist zufrieden, wenn er selbst so eine für seinen Unterhalt aus- reichende Kundschaft findet Es ist rein unmöglich, dass ein Mensch, der so vielerlei treibt, alles gnt mache. In den grossen Städten aber, wo jeder Ein- zelne viele Käufer findet, genügt auch ein Handwerk, um seinen Mann zn nähren. Ja oft p^ehört dazu nicht einmal ein ganzes Handwerk, sondern der eine macht Mannsschuhe, der andre Weiberschube. liier und da lebt einer bloss vom NShen, der andre vom Zuschneiden der Schuhe; der eine ßohneidet bloss Kleider zu, der andre setzt die Stücke nur zn Hammen. Nothweudig ist nun, dass der Verrichter der einfachsten Arbeit sie unbedingt auch uiu bebten macht. Ebenso stebt'a mit der Küchkunst." . (Xen. Csrrop. I. VIII, c. 2.) Die zn ersielende Güte des Oebrauchswerths wird hier ausschliosslich nxirt, obgleich schon Xenophon die Stufenleiter der Arbeitstheilung vom Umfang des Markts abhängig weiss.

**) „Er (ßuairia) theilte Alle in besondere Kasten . . . befahl, daas immer die Nämlichen die gleichen Oeschftfte treiben sollten, weil er wusst«, dass die, welrhe mit ihren Beschäftigungen wechseln, in keinem Geschäft gründlich werden; die aber, welche beständig bei denselben Beschäf- tigungen bleiben, jedes aufs Vollendetste zu Stande bringen. Wirklich werden wir auch finden, dass sie in Beziehung auf Künste und Gewerbe ihre Rivalen mehr bprtroffen haben als sonst der Meister den Stümper und in Beziehung auf die Einrichtung, wodurch sie die Königsherrschait und übrige Staatsverfassung erhalten, so vortrefflich sind, dass die berühmten PhUoBOphen, welche der&ber zu sprechen unternehmen, die Staats* Verfassung Aegyptens vor andren lobten/' (Isocr. Busiria, c. 8.)

«) of. Diod. Sic

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beiti r Obgleich die Zenetsung der handwerksmafsigen Th6tigkeit die fiilduDgskosten und daher den Werth der Arbeiter eenkt« bleibt ' für schwierigere Detailurbeit eine l&Dgre Erlemoagezeit nOthig and wird anch da, wo sie Tom TJeberfluas, eiferettch^ Toa den Ar- beitern aufrecht erhalten. Wir finden x. B. in England die laws oi apprenticeship mit ihrer siebenjährigen Lernaeit bis sum Ende der Manafaktnrperiode in Vollkraft und erst ron der groflsen Industrie Aber Haufen geworfen. Da das Handwerksgeschicfc die Grundlage der Manu&ktur bleibt und der in ihr funktioni- rende Oesammtmechanisnras kein von den Arbeitern selbst un- abhängiges objektives Skelett besitzt, ringt das Kapital bestibidig mit der Insubordination der Arbeiter. „Die Schwache der mensch* liehen Natur", ruft Freund Ure aus, „ist so gross, dass der Ar* beiter, je geschickter, desto eigenwilliger und schwieriger zu be- handeln wird, und folglich dem Gesammtmechanismus durch seine rappelköpfigen Launen schweren Schaden zufngf'*). Durch die ganze Bfanufakturperiode läuft daher die Klage Über den Disdplin- mangel Arbeiter*^). tJnd hätten wir nicht die Zeugnisse gleich* zeitiger Schriftsteller, die einfachen Thatsachen, dass es vom 16. Jahrhundert bis zur Epoche der grossen Industrie dem Kapital misslingt, sich der ganzen disponiblen Arbeitszeit der Manufaktur- arbeiter zu bemächtigen, dass die Manufakturen kurzlebig sind und mit der Ein- und Auswandrung der Arbeiter ihren bitz iii dem einen Lfind verlassen und in dem undn n aufschlagen, würden Bibliotheken sprechen. „Ordnung ni uss auf die eine oder die andre Weise gestiftet werden", ruft 1770 der wiederholt citirte Verfasser des ,EIssay on Trade and Commerce". Ordnung, hallt es 66 Jahre spüttjr zurück ;lus dem Mund des Dr. Andrew Ure, „Ordnung' fehlte in der auf „dem scholastischen Dogma der Thei- lung der Arbeit* beruhenden Manuiaktur, und „Arkwright schuf die Ordnung*.

Zugleich konnte die Manufaktur die gesellachaftliche Produk- tion wrder in ihrem ganzen Umfang ergreifen, noch in ihrer Tiefe um wäl/cn, Sie gipfelte als ükononiis( lu^s Kunstwerk ;iuf der bn itcii Grundlage des städtischen Handwerks und der ländlich häuslichen Industrie. Ihre eigne enge technische Basis trat auf einem ge- wissen Entwicklungsgrad mit den von ihr selbst geschaifneu Pro- duktionsbedUrfnissen in WidersprucL

Ure 1. c. p. 20.

^) Das im Text Gesagte gilt viel mehr fftr ESsgland als Ar FVanlseieh und mehr fOr Frankreich als Holland.

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Eins ihrer vollendetsten Gebilde war die Werkstatt zur Produktion ' der Arbeitsinstrumente selbst, und namentlich auch der bereits an- gewandten komplicirteren mechanischen Apparate. „Ein solches Atelier", sagt Ure, „bot dem Auge die Tbeilung der Arbeit in ihren mannig&cheD Abatufungen. Bohrer, Meissel, Drechselbank hatten jede ihre eignen Arbeiter, hierarchisch gegliedert nach dem Grad ihrer Geschicklichkeit." Diess Prodakt der manufaktnr- mafsigen Theilung der Arbeit producirte seinerseits Maschinen. Sie heben die band wer ksmafsige Thätigkeit als das regelnde Prindp der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird einerseits der tech- nische Grund der lebenslangen Annexation d^ Arbeiters an eine Theilfnnktion weggeräumt Andrerseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prindp der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.

Dreizehntes Kapitel.

Maschinerie and grosse Industrie.

1. Entwicklung der Maschinerie.

John Stuart Hill sagt in seinen „Principien der politisdien Oeko- nomitf": ^Es ist fraglich, ob alle bisher gemachten mechanischea IhÜndung^n die TagesmOhe irgend eines menschlichen Wesens er- Idchtert haben** Solches ist jedoch auch keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie. Gleich jeder andren Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit soll sie Waaren ver- wohlfeilerii und den Theil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst brnucht, verkürzen, um den andren Theil seines Arbeits- tags, den er dem Kapitalisten umsonst giebt, zu verlängern. Sie ist Mittöl zur Produktion von Mtihrwerth.

Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der grossen Industrie das Arbeitsmittel. Es ist also zunächst zu untersuchen, wodurch das Arbt itsmittel aus einem Werkzeug in eine Maschine verwandelt wird, oder wodurch sich die Maschine vom Handwerksinstrument unterscheidet Es handelt sich hier nur um grosse, allgemeue

**) „Ii ia qaestionable, if all the mechanical InTentions yet made hsT« lightened the day's toil of any human being.*' Mill hätte sagen aollen „of any human bcint^ not fed hj other people's labour", denn die Manchinezie hat unatr«itig die Zahl der vornehmen MCLssigg&nger sehr vermehrt.

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Qiarakterzüge, denn abstrakt strenge Grenzlinien scheiden ebenso- wenig die Epochen der Gesellschafts^ wie die der Erdgeschichte.

Mathematiker und Mecbaniker und man findet diess hier und da yon englischen Oekonomen wiederholt erklären das Werk- seng filr eine einfache Maschine und die Maschine für ein tUr ssmmengesetztes Werkzeug. Sie sehn hier keinen wesentlichen Unterschied und nennen sogar die einfachen mechanischen Potenzen, wie Hebel, scbiefe Ebne, Schraube, Keil u. s w. Maschinen '^^J. In . der That besteht jede Maschine aus jenen einfachen Potenzen, wie immer yerkleidet und kombinirt. Vom ökonomischen Standpunkt jedoch iangt die Erklfirong nichts, denn ihr fehlt das historische Element. Andrerseits sucht man den Unterschied zwischen Werk^ leog und Maschine darin, daas beim Werkzeug der Mensch die BewegungKkraft) bei der Maschine eine too der menschlichen Ter- sebiedne Naturkraft, wie Thier, Wasser, Wind o. s. w.**). Danach wire ein mit Ochsen bespannter Pflug, der den verschiedensten Pkoduktionsepochen angehört, eine Maschine» Glaossen's CircnlarLoom, der, Ton der Hand eines einzigen Arbeiters bewegt, 96000 Maschen in emer Minute verfertigt, em blosses Werkzeug. Ja, derselbe loom wftie Werkzeug, wenn mit der Hand, und Maschine, wenn mit Dampf bewegt. Da die Anwendung von Thierkrait eine der ältesten Erfindungen der Menschheit, ginge in der That die Ma« schinenproduktion der Handwerksproduktion voraus. Als John Wjalt 1785 seine Spinnmaschine und mit ihr die industrielle Re- volution des 18. Jahrhunderts ankündigte, erw&fante er mit keinem Wort, dass statt eines Menschen ein Esel die Maschine treibe, und dennoch fiel diese Bolle dem Esel zu. Eine Maschine, „um ohne Finger zu spinnen**, lastete sein Programm^).

Sieh z. B. iiutton'g „Courae of Mathe matics*'. **) „Von dieeem Gesichtspunkt aus lAwt sich denn auch eine sdiarfeGfenze

Ewischen Werkzeug und Maschine ziehn: Spaten, Hammer, Meissel u. 8. w., Hehel- und Schrauben werke, für welche. mAgen sie übrigens noch so k&natlich sein, der Mensch die bewegende Kraft ist . . . dieas alles fällt unter den Begriff des Werlueugn; winrend der Pflug mit der ihn be>

wegenden Thierkraft, Wind- u. s. w. Mühlen zu den Maschinen zu zählen sind/' (Wilhelm Schulz: „Die Bewegung der Produktion. Zürich 1Ö43", p. 38.) Eine in mancher Hinsicht loben:»werthe Schrift.

Bdion Tor ihm worden, wenn auch sehr unvollkommene, liaschinea

zum VorspinriPii Hngowandt, wahrscheinlich zuerst in Italien Eine kritische (Teschirlite der Technülojjie würde überliaupl nachweisen, wie wenig irfi:end eine Eftindung des 18. Jahrhunderts eiueui einzelnen Individuum gehört. Bisher existirt kein solches Werk. Darwin hat das Interesse auf die Ge- «rhichte der natürlichen Technolugie gelenkt, d. h. auf die Rildiiiii: der IMlan- ren- und Thierorgane ala Produktionsinstrumente für das Leben der Bilanzen

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Alle entwickelte Maschinerie hesteht aus drei wesentlich ver- schiednen Thcilen, der BpwpfTungsmaschine, dem Traiismis'sions- met hanismus, endlich der \\ rrkzeu<rmaschine oder Arbeitsmaschine. Die liewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen Mechanis- mus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskrafb wie die Dampf- maschine, kaloHBcbe Maschine, elektro-magnetische Maschine u.s.ir^ oder sie empfangt den Anstoss von einer schon fertigen Nator- kraft ausser ihr, Mrie das Wasserrad vom WaaseigefaU, der Wind- flfigel Tom Wind n. s. w. Der Transmianommechanismns, za- . aunmeiigesetzt aus SchwtmgrKdern, Treibwellen, Zahnradem, Kreisel- lidem, Schäften, Schnüren, Riemen', Zwischeogeschinr and Vor- gelege der verschiedensten Art« regelt die Bewegung, yerwandelti wo es uötbig, ihre Form, z. B. aus einer pf rpendiknl&ren in eine kreisförmige, vertheilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide Theile des Mechanisoons sind nur vorhanden, um der Werk- leugmaschine die Bewegung mitzutheilen, wodurch sie den Arbeite- gegenstand anpackt und sweckgemäfs yerinderi Dieser Theil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht Sie bildet noch jeden Tag Ton neuem den Ausgangspunkt, so oft Handwerksbetrieb oder Manuiakturhetrieb in Muchinenbetrieb flbexgehi

Sehn wir uns nun die Werkzeugmaschine oder eigentliche Ar- beitsmaschine nSher an, so erscheinen im Grossen und Ganzen, wenn auch oft in sehr modificirter Form, die Apparate und Werk- zeuge wieder, womit der Bandwerker und Manu&kturarbeiier ar- beitet, aber statt als Werkzeuge des Menschen jetzt als Werkzeuge eines Mechanismus oder als mechanische. Entweder ist die ganze

und Thiere. Verdient die BilduDgsgeöchicbte der produktiven Organe d^ OeMllschaftsmeDBchen, der materiellen Basis jeder Detondreo GeMilschafta-

Organisation, nicht gleiche Aufnu rksainkdt? Und wäre sie nicht leichter za liefern, (Va, '.vif Vico sapi, d'w Meiischenpcscliichtc sieh dadurch von der Na- turgvfichiciile uulerscbeidet, d&m wir die eine gemacht und die andre nicht gemaebt haben t DieTechnologie enthüllt das aktive Verhalten desMeniehen aur Nator, den unmittelbaren Produktionsprocess seines Lebens, damit aodl seiner gesellschaftlichen Lebeu.«iverhriltnisse tmd der ihnen entquellenden geistigen Vorateliungen, {Selbst alle Keligionsgeschichte, die von dieser ma- teriellen Bads abstrahirt, ist nokritiBtä. Es ist in der That viel leichter, durch Analyse den irdischen Kern der religiösen Nebelbildungen zu finden, als umgekehrt aus den jedesmiiHcren wirklichen I^bensverhältnis-ien ihre ver- himmelten Formen zu entwickeln. Die letztre ist die einzig materialistische tind daher wiaaentehaftliche Methode. I)ie MftDgid dee abetoakt oatarwiMen- schaftlichen Materialismus, der den geschichtlichen Procf^s ausschliesst, er- sieht mun schon aus den abptraktcn und ideologischen Vorstcllungeo seiner VVotU uhrer, sobald »ie sich über ihre Speciaiität biuauswagen.

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Maschine nur eine melir oder minder Teränderte mechaouedie Ane- gftbe des alten Handwerksinstrumeats, wie bei dem mechttüaehen Webstuhl *^)^ oder die am Gerüst der Arbeitsmaschine angebrachten ihätigen Organe sind alte Bekannte, wie Spindeb bei der Spinn- maachine, Na iL In beim Strumpfwirkerstuhl, Sigeblttter bei der Sägemaschine, Mesaer bei der Zerhackmaschine u. s. w. Der 1304«^ achied dieaer Werkzeuge von dem eigentlichen KOiper der Arbeüi- maacfaine erstreckt sich bia auf ihre Gebort. Sie werden ntmlidi immer noch gioaaentheila handwerkamii&ig oder mannfaktarmllaig prodncirt nnd apfiter erat an den maachinenmSlaig prodndrten KSrper der Arbeitamaaehine beiealigt*^). Die Werkseogmaaehine ist alao ein Mechaniamoa, der nach Hittheüiiog der entsprechenden Bewegung mit adnen Werkaengen dieaelben Operationen Terriclitet, welche frtther der Arbeiter mit ShnHchen Werkaengen Terrichtete. Ob die Triebkraft nnn Tom Henachen aoageht oder adbat wieder ▼on einer Blaachine, findert am Weaen der Sache nichts. Nach TTebertragung dea eigentliehen Werkzeugs vom Menachen anf einen Mechaniamoa tritt eine Maachine an die Stelle einea bloeaen Werk- aeoga* Der Ünterachied springt aofort ina Auge, aoch wenn der MeuBch aelbat noch der erste Motor bleibt Die Anahl von Ar- bettainailtrnmenten, womit er gleichseitig wirken kann, iat dnreh die Anzahl aeiner natürlichen Prodoktionainatromente, sein« eignen körperlichen Organe, beschrftnkt Man Tersuchte in Deutschland erst einen Spinner zwei Spinnrfider treten, ihn alao gleichzeitig mit zwei Binden und zwei FOsaen arbeiten zu lassen. Diese war zu anatiengend. Spftter erfimd man ein Tretapinnrad mit zw« S^iindeln, aber die Spinnvirtuoeen, die zwei F8den gleichzeitig apinnen konnten, waren fast so selten als zweiköpfige Menschen, Die Jenny spinnt dagegen von vom herein mit 12 18 Spindeln, der Strumpfwirkerstuhl strickt mit viel 1000 Nadeln auf einmid vl s. w. Die Anzahl der Werkzeuge, womit dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vom herein emancipirt von der orga- nischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines Arbeiters beengt wud.

Namentlich in der tjr^'prüijRHchen Form des mechanischen Webstuhls erkennt mau den alten Webstuhl auf den ersten Blick wieder. Wesentlich vecindert encheint er in seiner modernen Fonn.

•*) Erst seit ungefähr 1850 wird ein stets wachsender Theil der Werkzeuge der Arbeit8nias«chinen inaschinenmäfHT^ in England fabricirt, obgleich nicht von denselben Fabrikanten, welche die Maschinen selbst machen Maschiuen snr Fabrikation solcher meduuiisehen Werksenge sind s. B. die antomatie bobbin-making engine, card-setting engine, Maschinen zum Machen der Weherlitzen, Maschinen sam Schmieden von mule und throstle Spindein.

Marx, KaplUl I. 22

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Ad Tielem Handwerkszeug beritefc der Untencliied zwischen dem Menachen als blosser Triebkraft und als Arbeiter mit dem eigent- lichen OperateoT eine sinnlich beeonderte Existenz, Z. 6. beim Spinnrad wirkt der Fuss nur als Triebkraft, wfthrend die Hand, die an der Spindel arbeitet, zupft und dreht, die eigenÜiche Spinn* Operation Teirichtet Grade diesen letzten Theil des Handwerks- instruments ergreift die industrielle Revolution zuerst und ttberlasst dem Menschen, neben der neuen Arbeit die Maschine mit seinem Auge zu überwachen und ihre Irrthümer mit seiner Hand zu Ter- bessern, zunSchst noch die rein mechanische RoUe der Triebkraft. Werkzeuge dagegen, auf die der Mensch von vom herein nur als einfache Triebkraft wirkt, wie z. B. beim Drahn der Kurbel einer Muhle *^), bei Pumpen, beim Auf* und Abbewegen der Arme emes Blasebalgs, beim Stossen eines Mörsers etc., rufen zwar zuerst die Anwendung von Thieren, Wasser, Wind*^ als BewegungskrSften hervor. Sie recken sich, theilweise innerhalb, sporadisch schon lange ror der Manu&kturperiode zu Maschinen, aber sie revolutio- niren die Produktionsweise nicht. Dass sie selbst in ihrer hand- werksmälsigen Form bereits Maschinen sind, zeigt sich in der Periode der grossen Industrie. Die Pumpen z. ß., womit die Holländer 1836—37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem Princip gewöhnlicher Pumpen konstruirt, nur dass cyklopische Dampfmaschinen statt der Mensclienhände ihre Kolben trieben. Der gewöhnliche und sehr unvollkomniiio Blasbalg des Grob- schmieds wird noch zuweilen in Englaiitl durch blosse Verbindung seines Arms mit einer Dampfmaschine m eine mechanische Luft- pumpe verwandelt. Die Dampf ma^chine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts während der Maiiut;ikt urperiode eriuuden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des lö. Jahrhunderts fortexi-

Moses von Aegypten sagt; ,Du sollst dem Ochaeu, der drischt, uicht das Matil verbinden.*' Die christlich germanischen Philanthropen legten i]^\jri,^rx^ dem Leibeignen, den sir als Triebkraft zum Mahlen verwandten, eine grosse hölzerne Scheibe um den Hala, damit er kein Mehl mit der Hand zum Mnnd bringen könne.

**) Tfaeils Mangel an lebendigem WassergefUl, tfaeils Kampf gegen son- stigen Wasserüberflti'js zwangen dip II IlrirKier zur Anwendung des Winds ala Triebkraft. Die Wmdmühie selbst erhielten sie aus Deutschland, wo dieae E^ndung einen artigen Kampf zwischen Adel, FfaflTen und Kaiser hervorrief, wem denn von den drei der Wind ,^ehöre". Luft macht eigen, hiess es in Dentachland , während der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht der Holländer, sondern der Grund und Boden für den Hollinder. Noch 18JI6 wurden 1^,000 WlndmOhlen Ton 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um xwei Dritttheile des Lands vor Rackverwaadloog in Morast sn sohütxen.

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fltirte^)^ rief keine iodustrielle Revolution hervor. Eb war nelmehr nmgekebrt die SehGpfung der Werkzeugmaaclnnen, welche die re?o- lationirte Dampfmaschine nothwendig machte. Sobald der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitägcgctistand, nur noch als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der Triebkraft in menschliche Muskel zufallig und kann Wind, Wasser, Dampf u. s, w. an ilie Stelle treten. Diess schliesst natürlich nicht aus, dass solcher Wechsel oft grosse technische Aeii(hungen des uih^rLinglich für menschliche Triebkraft allfin konstruirten Mechanismus bedingt. Heutzutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie Kuhmaschinen, Brod bereit ungs- maschinen u. s. w., wenn sie den kleineu Mafsstab nicht von vom herein durch ihre Bestimmung ausschliessen , fUr menschliche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruirt.

Die Maschine, wovon die industrielle Revolution ausgeht, ersetzt den Arbeiter, der ein einzelnes Werkzeug haii lliaht. durch einen Mechanismus, der mit einer Masse derselben oder gleicliartiger Werkzeui/e auf einmal operirt und von einer einzigen Triel)kr;it>, welclit s iiiimer ihre Form, bewegt wird''^). Hier haben wir die Maschine, aber erst als einfaches Element der maschinenmäisigen Produktion.

Die Erweitrung des ITmfangs der Arbeitsmaschine und der Zahl ihrer gleichzeitig operirendMi Werkzeuge bedingt einen massen- hafteren Bi'wprruiigsmechanismus, und dieser Mechanismus zur Ueberwiiltigung seines eignen Widerstands eine mäehtigere Tnd)- kraft &h» die menschliche, abgesehn davon, dass der Mensch em Fchr unvollkommnes Produktionsinstrument gleichförmiger und kontmuirlicher Bewegung ist. Vorausgesetzt, dass er nur noch als einfache Triebkraft wirkt, also an die Stelle seines Werkzeugs eine Werkzeugmaschine getreten ist, können Naturkräfte ihn jetzt auch als Triebkraft ersetzen. Von allen aus der Manufakturperiode über- lieferten grossen Bewegungskräften war die Pferdekraft die Bchlechfcestei theils weil ein Pferd seinen eignen Kopf hat, theils wegen seiner Kostspieligkeit und des beschränkten Umfangs, worin es in Fabriken allein anwendbar ist^). Dennoch wurde das Pferd

**) Sie wurde zwar öchou sehr verbessert durch Watt's erste, sogeaaDote tAmmeh wirkende Dampf maidilne, blieb aber ia dieser Form blosse Hebe- maachine für Wasser und Salxsoole.

•*) ,,r)io Vereinigung aller dieser einfachen Instrumente, durch einen ein- sigen Motor m Bewegung gesetzt, bildet eine Maschine." (Babbage 1. c.)

**) John C. Morton ▼erlas Januar 1861 in der Society of Arts einen Auf- sata Uber „die in der Agrikultur angewandten Kflfke". Es heisst darin u. a. :

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latiooirte I>mii riii h 3^^^.

Triebkraft «at der Triebkran it Dampf o. &. w ax Ql^ aus, dasB »Jiciks 1^ des urspröngiid) far Mechanismos bedincL erst Bahn brecbeL mascluDen iL b. w.. vr^ herein durch ihre x*=a rein mechaiuBche T Die Masdime,

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menschlichen ^.iirats, der Werk- te wej^un^smaschiue üluher Kraft völlig Werkzeugmaschine, -.1 ment der maschinen- ..^;ini aschine konnte jetzt utiu. Mit der An/alil der uu wächst die ßewegungs- ionsmechanismus zu einem

"hinen befreit die industrielle Aus- frühern Schranken, uianufactures, the locality of the factory !»tream having a sufficient fall to turn a - eatablishmeut of the water mill^^ wsis the ^ up of the domestie system of maniifacture, i upon Btreams, and frequently at consi- iii the other, formed part of a rural rather Ii waa not until the introduction of the steain- ihe Btream, that factories were cougregated in . the coal and water required for the produition Bufficient quantities. The steam-engine the lowns.* (A. Redgrave in , Reports of the Insp. p. 86.)

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h&afig wfthrend der Kindenseii der growen Industrie angewandt, wie ausser dem Jammer gleichseitiger Agronomen sclion r\pT bis beute fiberlieferte Ausdrnck der mechanischen KraH in Pferdekmft bezeugt. Der Wind war zu unstftt and unkontrolirbar, und die Aowendaog der Waaserkraft überwog amserdem in England, dem Geburtsort der grossen Industrie, acbon w&hrend der Manofaktar- ' Periode. Man hatte bereits im 17. Jahrhundert versucht, zwei Läufer und also auch zwei Mahlgänge mit einem Wasserrad in Bewegung zu setzen. Der geschwollne Umfang des Transminioiis- mechanismus gerieth aber jetet in Konflikt mit der nun unzu- reiehenden Wasserkraft^ nnd diess ist einer der UmstSnde, der zur genauem Untersuchung der Reibungsgesetze trieb. Ebenso AUixte das ungleichförmige Wirken der Bewegungskraft bei Mfihlen, die durch Stessen und Ziehen mit Schwengeln in Bewegung gesetzt wurden, auf die Theorie und Anwendung des Schwungrads*^, das später eine so wichtige Bolle in der grossen Industrie spielt In dieser Art entwickelte die Manu&kturperiode die ersten wissen- schaftliehen und technischen Elemente der grossen Industrie. Arkw rights ThrosÜesspinnerei wurde von Tom herein mit Wsaser getrieben. Indess war. auch der Gebrauch der Wasserkraft als henschender Triebkraft mit erschwerenden Umst&nden Tcrbundent Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abge- holfen weiden, sie veis^te zuweilen und war vor allem rein lo*

^ Jede Verbeaffirong:, welche die GldchfUnDigkeit des Bodeni fOidert, macht

die Dampfmaschinr zur Erzeugunff rein mechauiacher Kraft anwendbarer . . . Pferdekriiit wird crheijjcht, wo krumme Heckeo und andre Hindernisse gleichförmige Aktion verhindern. Diese Uindernisae schwiüden täglich mehr. In Operationen, die mehr AnBdbiiDg des WilleiM und weniger wirkliche Kraft erfordern, ist die durch den me)i-( )i!ichen Geist von Minute zn Minute gelenkte Kraft, ulso Mensihenkrüf t , allein anwendbar." Herr Morton reducirt dann Dampf kraft, l^ierdckratt und Menacheukraft auf die bei Dunpfmascbinen gewöhnliche MsTseinheit, nftmlich die Kraft, 3:i,000 Pfund in der Minute um einen Fuss zu heben, und berechnet die Kosten einer Dampfpferdekraft bei der T>nmpfma8ehine auf 8 d, und hpim Pferde auf b*L d, per Stunde. Ferner kann das Pferd bei voller KrhaliunK Beinw Oesunaheit nur 8 Stunden täglich angewandt werden Durch Dampf- kraft können mindestens 3 von je 7 Pferden auf bebautem Land während des ganzen Jahrs erspart werden, zu einem Kostenpreiö, nicht grösser als dem der eullassneu Pferd»? w&hrend der 3 oder 4 Monate, wo sie allein wirklich yeraatst werden. In den Agrikolturoperationen, worin die Damnf- kraft angewandt werden kann, verbessert sie endlich, verglichen mit aer Pferdekraft, die Qualität de» Machwerks. Um das Werk der Dampf- maschine KU verrichten, müssten 66 Arbeiter per Stunde su zuBammen 15 sh., nnd am dfis der Fferde su verriofaten, 82 Mann an suaammen 8 di. per Ptuinlo Mogewandt werden. »') i^auibebr 1625, De Cqu& 1688.

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kakr Natur *^). Erat mit Watfs zweiter, sog. doppelt wirkender Bunpfmascfaine war ein enter Motor gefunden, der seine Be- wegangskraft selbst erzeugt ans der Verspeisung von Kohlen und Wasser, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kontrole steht, der mobil und ein Mittel der Lokomotion, stSdtisch und nicht gleich dem Wasserrad Iftndlich, die Koncentration der Produktion in Stfidten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad ttber das Land zu sentreuen**), nniyersell in seiner technologischeii Anwendung, in seiner Residenz Terhftltnissmaisig wenig durch lokale Umstände bedingt Das grosse Genie Watt's zeigt sich in der Spedfikstion des Patents, das er April 1784 nahm, und worin seine Dampf* mascfaine nicht als eine Erfindung zu bseondren Zwecken, sondern als allgemeiner Agent der grossen Industrie geschildert wird. Br deutet hier Anwendungen an, wovon manche, wie z. B. der Dampf- hammer, mehr als ein halbes Jahrhundert qAter erst eingeftthrt wurden. Jedoch bezweifelte er die Anwendbarkeit der Dampf- maschine auf SeeschiffTahrt Seine Nachfolger, Bonlton und Watt, stellten 1851 die kolossalste Dampfmaschine ftlr Ocean steamers anf der Londoner Industrieausstellung aus.

Nachdem erst die Werkzeuge aus Werkzeugen des menschlichen Organismus in Werkzeuge eines mechanischen Apparats, der Werk- zeugmaschine, verwandelt, erhielt nun auch die Bewegungsmasefaine eine selhst&ndige, von den Schranken menschlicher Kraft TSllig emancipiite Form. Damit nnkt die einiehie Werkieugmascfaitte, die wir bisher betrachtet, zu einem blossen Element der masefainen* mäfsigen Produktion herab. Eine Bewegungsmaschine konnte jetzt viele Arbeitsmaschinen gleichzeitig treiben. Mit der Anzahl der gleichzeitig bewegten Arbeitsniaschinen wächst die Bewegungs- maschine und dehnt sich der Transmissionsmechanismuä zu einem weitläufigen Apparat aus.

^) D'iv moderne Erfindung der Turbinen befreit die industrielle Aus- beutung der Wn^Hrrkraft von vielen frühern Schranken.

,Lq the eariv daye of textilc manufactures, the locality of the factury depended npon the existence of a stream having a safBcient hXi to tun a water wheel; and, although the establishment of the water niill^ wa?» tho commeucement of the breaking up of the dome«tic System of mauufacture, yet the millä neceasarily »ituab«d upon 8treainB, and frequently at conü- derable diataneee the one from the other, formed part of a rural rather than an urban Hystem; and it was not until the introduction of the steAin- power aa a Substitute for tbe stream, that factories were congregated in towns and localities where the coal and water reqnired for the prodacti(Hi of tteani were foiuid in luffteieiit quantitiae. The steam-engine is the parent of manufncturiniT towns.* (A. Bedgiave in «Beporti of the Insp. of Fact. SOth Aprü lb(>6% p. 36.)

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Es ist nun zweierlei zu uDterscheiden, KooperatLon vieler gleich- artiger Maschinen und Maschinefisystem.

In dem einen Fall wird das cranze Machwerk von derselben Arbeitsmaschine verm htpt, Sip tilhrt alle die verschief^nen Ope- rationen aus. welche r in Handwerker rait seinem Werkzeug, z. B. der Weher mit seinem Webstuhl verrichtete, oder weiche Hand- werker mit verschiednen W^erkzeugen, sei es selbständig oder als Glieder einer Manufaktur, der Reihe nach ausführten ^^). Z. ß. in der modernen Manufaktur von Briefkouverts faltete ein Arbeiter das Papier mit dem Falzbein, ein andrer legte den Gummi auf, ein dritter schlug die Klappe um, auf welche die Devise aufge- drückt wird, ein vierter boesirte die Devise u. s. w. und bei jeder dieser Theilopeiationen mnsste jede einzelne Enveloppe die Hände wechseln. Eine einzige Enveloppemaschine verrichtet alle diese Operationen auf einen Schlag und macht 8000 und mehr Enveloppee in einer Stunde. Eine auf der Londoner IndostrieaQSstellung von 1862 ausgestellte amerikanische Maschine zur Bereitung von Papier- tuten schneidet das Papier, kleistert, faltet ond vollendet 300 Stttck per Minute. Der innerhalb der Manu^ktur getheilte und in einer Reibenfolge ausgeführte Gesammtprocess wird hier von einer Ar- beitsmaachine vollbracht, die durch Kombination TerBcbiedner Werkzeuge wirkt. Ob nun eine solche Arheitsmaschine nur me« chanische Wiedergeburt eines kompltcirteren Handwerkszeuges sei, oder Kombination veraehiedenartiger manufakturmäfsig partikula- nsirter einfacher Instramente, in der Fabrik, d. h. in der auf Maschinenbetrieb gegründeten Werkstatt, erscheint jedesmal die einfache Kooperation wieder, und zwar zunichst (vdr sehn hier vom Arbeiter ab) als rfiumliche Kotoglomeration gleichartiger und gleichzeitig zusammenwirkender Arbeitsmaachinen. So wird eine Webfabrik durch das Nebeneinander vieler mechanischen Web- atlihle und eine Nähfabrik durch das Nebeneinander vieler Nah- maschinen in demselben Arbeitsgeb&nde gebildet Aber es ezistirt hier eme technische Einheit, indem die vielen gleichartigen Arbeits-

Vom Standpunkt der rnaimf:iktMrmfU«iL''on Theihiiitr war Weben keine einfache, sondern viehnehr eine kompiicirie haudwerkämuXsiffe Arbeit, und 80 tit der mechanlBche Webstuhl eine MaschiDe, die sehr Mannigfaltiges verrichtet. Es ist überhaupt eine fiilHche Vorstellung, dasa die moderne Mft'^chinerie sich arsprünglich solcher Operationen Viemächtigt, welche die mauulalwturmäfaige Theilung der Arbeit vereinfacht hatte. Spiuuen und Weben wurden wihrend der Manufakturperiode in neue Arten gesondert lind ihre Werkzeuge verhr ^j^r rt iin l variirt, aber der Arbeitsprocess nelbst, in keiner Weise getheiit, blieb haudwerkam&fsig. £b ist nicht die Arbeit^ sondern das Arbeitsmittel, wovon die Masehins anagehtb

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maschiDeii (^dei( lizeitig und gleich m'äfsio; ihren Impuls empfangen vom Henischliijü^ des t?eniei?isanieii ersten Motors, auf sie übertragen durch den Traij^nnssionsniechanismus, der ihnen auch thenweig gemeinsam ist, iiuliMii si( h mir besondre Ausläuft davon tür jede einzelne Werkzeusj; tu aschine verästeln. Ganz wie viele Werkzeuge die Organe einer Arbeitsmaschine, bilden viele Arbeitsmaschinen jetzt nur noch gleichartige Organe desselben Bewegungsmechanismua.

Ein eigentliches Maschinensystem tritt aber erst an die Steile der einzelnen selbständigen Maschine, wo der Arbeitsgegenstand eine zuaammenbängende Reihe verschied ner Stufenprocesse durch- läuft, die von einer Kette yencbiedenartiger, aber einander er- gänzender Werkzeugmascliinen ausgeführt werden. Hier erscheint die der Manufaktur eigenthnmiiche Kooperation durch Theilung der Arbeit wieder, aber jetzt als Kombination von Theilarbeitsmaschinen. Die apecifischen Werkzeuge der verschiednen Theilarbeiter, in der Wollmana&ktur s.B. der Wollechläger, Wollkämmer, Wollecheerer, Wollspinner u. s. w., verwandeln sich jetzt in die Werkzeuge epe- cificirter Arbeitsmaschinen, von denen jede ein besondres Organ für eine besondre Funktion im System des kombinirten Werkzeug- mechanismuK bildet. Die Mannfaktur selbst liefert dem Maschinen- ajstem in den Zweigen, worin es zuerst eingeführt wird, im Grossen und Ganzen die naturwüchsige Ghmndlage der Theilung und daher der Oiganisation des Produktionsprocesses^^*). Indess tritt sofort ein wesentlicher Untetachied eio. In der Mann&ktnr müssen Arbeiter, yereinzelt oder in Gruppen, jeden besondren Theilprocess mit ihrem Handwerkaxeng ansfÜiren. Wird der Arbeiter dem

••*) Vor der Epoche der grossen Tndtutrie war die WollmaDufaktur die hemcbende Manufaktur Englands. In ihr wurden daher während r{er cr^^tpu Hilftedes IS.JahrhundertadiemeisteoExperimentegemacht. DerBauuwoUe, diten mechAnische VerarbeitnDg minder mllhvoUe Vorhereitungeu erfordert, kamen die an der Schafwolle gemachten Erfahrungen so gut, wie später um- gekehrt die mechanische Wollindustrie sich auf Grundhijre der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei entwickelt. Einzelne Elemente der WoU- manofaktur sind erst seit den letsteu Decennien dem Fabriksystem einver- leibt worden, z. B. daa Woilkämmen. ,Tbe application of power to the pro- cess of oombing wool . . . extensivoly in Operation since the introdnction of the ,combiDg machine", especialiy Listers .... undoubteJly hua the eü'ect of throwing a very large ntunber of men oat of work. Wool was fonnerly combed by band, uiost frecjuenily in the cottage of the combcr. It is uow very gencrally combed in the faotory, and band labour is supcrseded, except in Bome particular kinda of work, in which band-combed wool is still pre- fbned. Many of the handcombens fonad emplo3rment in the factories, but the produce of the handcomber bcars so small a proportion to that of the machine, that the employment of a very large nuinber of oombers haa paased away." (,Eep. of lusp. of Fact. for Slst Oct. p. 16.)

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ProoeM angeeignet, 80 ist «ber aach Torher der Prooess dem Ar- beiter engepasei Dtese eabjektive Princip der Theüung fllli weg ftr die maeciiiDenaTtige Prodoktioo. Der GeaammtprooeeB wird bier objekÜT, an und ßür sicIl betracbtet, in seine konstiiuirenden Pbaaen analjsirt, und das Problem jeden Tbeilprooeae anesofUirttn und die ▼erechiednen Tbeilprooeeae zu verbinden, dareb iechniaehe Anwendung der Mechanik, Ghemia n. & w. gelöst^ j, wobei natflr- lich nach wie yor die theor^iache Eoneeption durch geb&afte praktische Erfahrung auf grosser Stufenleiter ▼errollkommnet werden muss. Jede Theilmaschine liefert der zunächst folgenden ihr Rohmaterial, und da sie alle gleichzeitig wirken, befindet sich das Produkt eben so fortwährend auf den verschiednen Stufen seines }>jldun^sprocesses, wie im Ueberj^Mii^; aus einer Produktions- piiaae die andre. Wie in der Manufaktur die unmittelbare Kooperation der Theilarbeiter bestimmte Verhältnisszahlen zwischen den besondren Arbeitergruppen scbaüt, so in dem gegliederten Maschinensystem die beständige Beschäftigung der Th eil maschin en durch einander ein bestimmtes Verhältniss zwischen ihrer Anzahl, ihrem Umiaug und ihrer Geschwindigkeit. Die kombinirte Arbeits- maschine, jetzt ein gegliedertes System von verschiedenartigen einzelnen Arbeitsiuaschinen und von Gruppen derselben, ist um so vollkummner, je kontinuirlicher ihr Gesammtprocess, d. h. mit je \seiiiger Unterbrechung das Rohmaterial von seiner ersten Phase /II seiner letzton übergeht, je mehr also statt der Menschenhand der Mechanismus selli^t es von emer Prodnktionspliase in die andre fordert. Wenn in der Manufaktur die Isolirung der Sonderprocesse ein durch die Theilung der Arbeit selbst gegebnes Princip ist. so herrscht dagegen in dler entwickelten Fabrik die Koutmuität der Sonderprocesse.

Ein System der M;Lschinerie, beruhe es nun auf blosser Ko- operation t!;lei( liarti^er Ärbeitsmasciiinen, wie in der Weberei, oder auf einer Kombination verschiedenartiger, wie in der Spinnerei, bildet an und für sich einen grossen Automaten, sobald es von einem sich selbst bewegenden ersten Motor getrieben wird. Indess kann das Gesammt-Sjstem z. B. von der Dampfmaschine getrieben werden, obgleich entweder einzelne Werkzeugmaschinen fQr gewisse Bewegungen noch den Arbeiter brauchen, wie die zum Einfahren der Mule nöthige Bewegung vor der Einführung der aeifacting

„The principle of tbe factory System, tben, ia to Substitute . . . . the partitlon of a prooMi intQ ite etsentiat oonstitnents. for the diTisioii -or gradakion of laboor among artSiaaa.* (Ure, L e. p. 20*)

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mule und immer noch bei Feinspinnerei, oder aber bestimmte Theile der Maschine zur Verrichtung ihres Werks gleich einem Werkzeug Tom Arbeiter gelenkt werden müssen, wie beim Ma- schinenbau vor der Verwandlung d^ slide rest (ein Drehappanit) in einen selfactor. Sobald die Arbeitsmaschine alle zur Bearbeitung Rohstoff^ nöthigen Bewegungen ohne menschliche Beihülfe ▼efiichtet und nur noch menschlicher Nachhülfe bedarf, haben wir ein aatomaiaaches Syst(>ni der Maschinerie, das indess beatfindiger AusarbeitoDg im Detail fabig ist So sind z. B. der Apparat, der die Spinnmaschine Ton selbst etiU setzt, sobald ein einzelner Faden reisst, und der selfactin^ stop, der den verbesserten Dampfwebstuhl still setzt« sobald der Spule des Weberschiffs der Einschlagsfaden ausgeht, ganz moderne Erfindungen« Als ein Beispiel sowohl der Kontinuitfit der Produktion als der Durchfuhrung des automatischen Principe kann die moderne Papierfabrik gelten. An der Papier- produktion kann überhaupt der Unterschied verschiedner Produk- ticmaweieen, auf Basis verschiedner Produktionsmittel, wie der Zn- sammenhang der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse mit diesen Pnklaktionsweisen^ im Einzelnen Yortheilhaft studirt werden, da uns die filtere dentsche Papiermscherei Muster der handwerksmalsigen Produktion, Holland im 17. und Frankreich im 18. Jahrhundert Muster der eigentlichen Manu&ktnr, und das moderne England Muster der automatischen Fabrikation in diesem Zweig liefern, ausserdem in China und Indien noch swei Terschiedne aliasiatische Formen derselben bidustrie ezistiren.

Als gegliedertes System von Arbeitsmaschinen, die ihre Bewegung nur ▼ermittelst der Transmissionsmaschinttne von einem centralen Automaten empfangen, besitxt der Maschinenbetrieb seine ent- wickeliBte Gestali An die Stelle der einzelpen Maschine tritt hier ein mechsnisches Ungeheuer, dessen Leib ganze Fabrikgeb&ude fiBUt, und dessen dfimonische Kraft, erst yenteckt durch die last feierlich gemeesne Bewegung seiner lUesenglieder, im fieberhaft tollen Wirbeltans setner sahllosen eigentiiehen Arbeitsorgane ausbricht.

Es gab Mules, Dampfmaschinen u. s. w», bevor es Arbeiter gab, deren ausschliesslidies Geschäft es war, Dampfmaschinen, Mules u. s. w. zu ganz wie der Mensch Kleider trug, bevor es Schneider

gab. Die Erfindungen von Yaucanson, Arkwrigbt, Watt u. s. w. waren jedoch nur ausfährbar, weil jene Erfinder ein Ton der Mann- fakturperiode fertig geliefertes und betrfichüiches Quantum ge- schickter mechanischer Arbeiter vorfanden. Ein Theil dieser Ar- beiter bestand aus selbständigen Handwerkern verschiedner Profession,

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ein andrer Theil war in Münutiikturen vereinigt, worin, wie trüber erwähnt, die Theil ung der Arbeit mit besondrer Strenge waltete. Mit der Zunahme der Erfindungen und der wachsenden Nachfrage nach den neu erfundnen Masch inen entwickelte sich mehr und mehr einerseits die Sondrung der Maschinenfabrikation in mannich- faltige selbständige Zweige, andrerseits die Tlirilnng der Arbeit im Innern der maschinenbauenden Manutaktureii. Wir erblicken hier also in der Manufakti^r die unmittelbare technische Grundlage der jrrossen Indiistiif. Jcnr luoducirte die Maschinerie, womit diese in den i^roduktionsspharen, (lic sie zunächst ergriff, den liandwerks- und manufakturmafsip-f^n Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also nfit urwüchsig auf einer ihm uuangemessnen mate- riellen Gnmdlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad rausste er diese erst fertig vorgefundne und dann in ihrer alten Foryn weiter ausgearbeitete Grundlage selbst umwälzen und sich eine seiner eignen Produktionsweise entsprechende neue Basis schaffen. Wie die einzelne Maschine zwergmäfsig bleibt, so lange sie nur durch Menschen bewegt wird, wie das Maschinensystem sich nicht frei entwickeln konnte, bevor an die Stelle der vorgefundnen Triebkräfite Thier, Wind und aelbst Wasser die Dumpf- maschine trat, ebenso war die groflse Industrie in ihrer ganwn Entwicklung gelähmt, so lange ihr charakteristisches Produkticnuh mittel, die Maschine selbst, personlicher Kraft and personlichem Geschick seine Existenz verdankte, also abhing von der Muskel - entwickluno:, drr Srhärfe des Blicks und der Virtuosität der Hand, womit der Theilarbeiter in der Manufaktur und der Handwerker ausserhalb derselben ihr Zwerginstrument führten. Abgesehn TOn der Vertheurung der Maschinen in Folge dieser Ursprungsweise ein Umstand, welcher das Kapital als bewusstes Motiv beherrscht blieb so die Ausdehnung der bereits maschinenmäfing betrieb- nen Industrie nnd das Eindringen der Maschinerie in neue Pro- duktionszweige rein bedingt durch das Waohsthum einer Arbeiter- kat^rie, die wegen der halbkflnsÜerischen Natur ihres Qesch&fts nnr allmfihlig nnd nicht ^rungweiae vermehrt werden konnte. Aber waf einer gewissen Entwicklungsstufe gerieth die grosse Industrie auch technisch in Widerstreit mit ihrer handwerk»- und manu- faktorm&bigen Unterlage. Ausreckung des Umfangs der Bewegungs- mascbinen, dee Transmissionsmechanismus und der Werkseug- maschinen, grteere Komplikation, Mannichfaltigkeit und strengere Regelmafsigkeit ihrer Beatandtheile, im Mafse wie die Werkzeug- maschine sich Ton dem handwerksm&fsigen Modell, das ihren Bau

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ursprünglich Iwlif-rrsrlit, losriss und eine freie , nur durch ihre mechanische Autgabe bestimmte Gestalt erhielt Ausbildung des automatiüchen Systems und stets unvermeidlichere Anwendung von schwer zu bewältigendem Material, z. B. Eisen statt Holz die Lösung aller dieser naturwüchsig entspringenden Aufgaben stiess überall auf die persönlichen Schranken, die auch das in der Manu- faktur korabinirte Arbeiterpersonal nur dem Grad, nicht dem Wesen nach durchbricht. Maschinen z. B. wie die moderne Drucker« presse, der moderne Dampfwebstuhl und die moderne Kardirmasclime konnten nicht von der Manufaktur gelieteri werden.

Die Umwälzung der Produktionaweise in einer Sphäre der In- dustrie bedingt ihre Umw&bniDg in der andren. Es gilt diese zu- nächst für solche Industriezweige, welche zwar durch die gesell- schaftliche Theilung der Arbeit isolirt sind, so dass jeder derselben eine selbständige Waare producirt, sich aber dennoch als Phasen eines Gesammtprocesses verschlingen. So machte die Maschinen- spinnerei Maschinenweberei nöthig und beide zusammen die mecha- nisch > chemische Revolution in der Bleicherei, Druckerei und Färberei. So rief andrerseits die Revolution in der Baumwoll- spinnerei die Erfindung des gin zur Trennung der BaumwoUfaser ▼om Samen hervor, womit erst die Baumwollproduktion auf dem nun erheischten grossen Malsstab möglich ward^^^). Die Re- ▼olution in der Produktionsweise der Industrie und Agrikultur emöthigte namentlich aber auch eine Reyolution in den allgemeinen Bedingungen des geseUschafUichen Produktionsprocesses, d. h. den Eommnnäkations- und Transportmitteln. Wie die Eommunikatione- und Transportmittel einer Gesellschaft, deren Piröt, um mich eines

Der mecbauiscbe Webätuhi in seiner ersten Form besteht hauptsäch- lieh aus Holz, der verbesserte, moderne, aus Eisen. Wie sehr im Anfang die

alte Form des Produktioiismittels seine neue Form beherrsclit, /eitrt u. a die oberMchlicbste Verglei< hnng des moderneu Dampfwebstuhls mit dem alten, der modernen Blasinstruincute iu Eisengiessereieu uiit der ersteu unbchülf- lichen mechanischen Wiedergebnrtdes gewöhnlichen Blaabalgs, und vielleicht schlagender als alles Andre eine vor der Erfinliin ? der jetzigen Lokomotiven versuchte Lokomotive, die in der That zwei 1* ü.-^öe hatte, welche sie ab- wechselnd wie ein Pferd aufhob. Erst nach weitrer Entwicklung der Mechanik und gehäufter praktischer Earfalirnng wird die Form gftnsßcfa dnrdi dsi merhanische Pnncip bestimmt und daher gänzlich emancipirt von der überlieferten Körperform des Werkzeugs, das sich zur Maschine entpuppt.

Des Yankee Eli Whitney cottongin war bis zur neuesten Zeit Im wesentlichen weniger verändert worden, als irgend eine andre Maschine df IS! Jahrhunderts. Erst in den letzten Decennien (vor 18671 hnt ein andrer Amerikaner, Herr Emery von Albany, i^ew-York, VV hitue^'s Maschine durch eine ebenso einfache als wirksune Verbeenrnng antiqnirt

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Ausdruck» Fouriers 7.n bedienen, die kleine Aj^rikuliur mit ihrer häuslichen Nebeniii'lustrie und das städUselie Handwerk waren, den Produktionsbedürtnissen der Manufakturperiode mit iliier erweiter- ten Theiliing der gesellschaftliclicn Arbeit, ihrer Koncentration von Arbciisinitteln und Arbeitern und ihren K( donin] markten durchaus ' Iii cht, mehr genügen konnten, daher auch in der That umgewälzt wurden, so verwandelten sich die von der Manufakturperiode über- lieferten Transport- und Kommunikationsmittel bald in unerträg- liche Hemmschuhe fDr die grosse Industrie mit ihrer fieberhaften Geschwindigkeit der Produktion, ihrer massenhaften Stufenleiter, ihrem bestäfidigen Werfen von Kapital- und Arbeitermassen ans einer Produktionssphäre in die andre und ihren neugeschaffnen weltmarktlichen Zusammenhängen. Abgesehn von ganz umgewälztem Segelsc hifff>au, wurde das Kommiinikations- and Transportweeen daher allmählig durch ein System von Flussdampfschiffen, Eisen- bahnen, oceanischen Dampfschiffen und Telegraphen der Produktiom- weiae der grossen Industrie angepasst. Die furchtbaren Eisen massen aber, die jetat au schmieden, zu sch weissen, zu schneiden, zu bohren und zu formen waren, erforderten ihrerseits cjklopische Maschinen, deren Schöpfung der manufakturmäfsige Maschinenbau versagte.

Die grosse Industrie musste sich also ihres charakteristischen Pro- duktionsmittels, der Maschine selbst, bemächtigen und Mascfaüien dorch Maschinen prodnciren. So eisi schuf sie ihre adäquate technische Unterlage nnd stellte sich aof ihre eignen FQsse* Mit dem wachsenden Maachinenheirieb in den ersten Decennien des 19. Jahrhunderts bemächtigte sich die Maschinerie in der That allmählig der Fabrikation der Werkaengmaacfainen. Jedoch erat während der letztrerflossnen Decennien riefen angeheurer Eiaen- bahnban and oceaniache DampiachifEEahrt die zur Konatruktion von ersten Motoren angewandten cyklopischen Maschinen ins Leben.

Die wesentlichste Prodaktionsbedingung für die Fabrikation ?on Maschinen durch Maschinen war eine jeder Kraftpotens fähige nnd doch angleich ganz kontrolirbare Bewegungsmascbme. Sie ezistirte bereitB in der Dampfmaschine. Aber es galt zugleich die für die einzeben Masehinentbeile nöthigen streng geometrischen Formen wie Linie, Ebne, Kreis, Gylinder, Kegel und Kugel maschinen- mäfsig zu prodadren. Diess Problem IQete Henrj Mauddey im ersten Decenninm des 19. Jahrhunderts durch die Erfindung des slide-reet^ der bald automatisch ge macht und in modificirter Form von der Drechselbank, wofür er zuerst bestimmt war, auf andre Konstruktionsmaschinen übertragen wurde. Diese mechanische Vor-

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riehtung enetrt nicht liegend ein besondree Werkseng, aondern die meneeUidie Hand aelbet, die eine bestimmte Form benrorbringt durch Vorhalten, Anpassen und Richtung der Schärfe von Schneide- inotramenten n. a. w. gegen oder ttber das Arbeitamaterial, z. B. IBiaen, So gelang es, die geometrischen Formen der einzelnen Maachineniheile „mit einem Grad von Leichtigkeit, Genauigkeit nnd Raacfaheit zu produciren, den keine gehäufte Er&hrang der Hand dea geschicktesten Arbeiters verleihen konnte'*^***).

Betrachten wir nnn den Theil der znm Maschinenbau angewandten Mwchinerie, der die eigentliche Werkzeugmaschine bil£t, so ei^ scheint das handwerksmälsige Instrument wieder, aber in cjklo- pisehem üml^g. Der Operateur der Bohrmaschine z. B. ist ein ungeheurer Botor, der durch eine Dampfmaschine getrieben wird und ohne den umgekehrt die Cylinder grosser Dampfmaschinen und hydraulischer Pressen nicht prodacirt weiden könnten. Die mechanische Drechselbank ist die cyklopische Wiedergeburt der ge wohnlichen Fussdrechselbank, die Hobelmaschine ein eiserner Zimmermann, der mit denselben Werkzeugen in Eisen arbeitet womit der Zimmermann in Holz; das Werkzeug, welches in den Londoner Schiffswerften das Furnirwerk schneidet, ist ein riesen- artiges Küsirmesser, das Werkzeug der Scheerraaschine, welche Eisen schneidet, wie die Schneiderscheere Tuch, eine Monstre- scheere, mid der Dampfhammer operirt mit einem gewöhnlichen Hamraerkopf, aber von solchem Gewicht, dass Thor selbst ihn nicht schwingen könnte ^^•). Einer dieser Dampfhämmer z. B., die eine Erfindung von Nasmyth sind, wiegt über 6 Tonnen und stürzt mit einem perpeniiikulären Fall von 7 Fuss auf einen Ambos von 36 Tonnen Gewicht. Er pulverisirt apielend einen Granitblock und ist nicht minder fähig, einen Nagel in weiches Holz mit einer Aufeinanderfolge leiser Schläge einzutreiben'*^').

Als Maschinerie erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenz-

,The Indufltry of Nation«. Lond. 1855,* Part. IT, p. 289. Es hei.s.^t eben daselbst: , Simple and outwarilly uuimportant tnis appeudage to lathet may appear, it is not, we belive, averring too much to State, thal ita inflii'^nr ' in improving and cxtending the use of inachinery bas been as great tbat produced by Watt's improvements of the Rteam-engine itaelf. Ita introdaction went at once to perfect all machinery, to cheapen it, and to Btimulatc invention and improTement.*

*®*) Eine dip^er Maschinen in London znm Sehmieden von psiddle-wheel shafts fuhrt deu Namen , 'Ihor" 8ie üchmiedet einen Schaft von 16'/g Tonnen Gewicht mit derselben Leichtigkeit, wie der Schmied ein Hufelaen.

^) Die in Holz arbeitenden Maschinen, die auch auf kleinem Mafiatab aiig«wuidt werden können, sind meist amerikanieche Erfindung.

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weiae^ welche Ersetzung der Menschenkraft durch Naiurkräfte und erfiihrangsmärsiger Routine durch bewusste Anwendung der Natur- wissenschaft bedingt. In der Manufaktur ist die Gliederung des gesellschaftlichen Arbeitsprocesses rem subjektiv, Kombination von Theilarbeitern; im Maschinensystem besitzt die grosse Industrie einen ganz objektiven Produktionsoiganismus, den der Arbeiter als fertige materielle Produktionsbedingung vorfindet. In der einfachen und selbst in der durch Theilung der Arbeit spedficirten Koope- ration erscheint die Verdrängung des Tereinzelten Arbeiters durch den rergesellachafleten immer noch mehr oder minder suftUig. Die Masohinerie, mit einigen spftter zu erwähnenden Ausnahmen, funktionirt nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit Der kooperative Charakter des Arbeitspro* cesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels sdibst diktirte technische Nothwendigkeit.

2. Werthabgabe der Maschinerie an das Produkt.

Man sah, dass die aus Koopuratiou und Theilung der Arbeit entsprinpf enden Prodiiklivkräfte dem Kapitell nichts kosten. Sie sind Naturkrüfte der gesellschaftlichen Arbeit. Naturkräfte, wie Dampf, Wiuvsur u. s. w., die zu produktiven Processen angeeignet werden, kosten ebenfalls nichts. Wie aber der Mensch eine Lunge zum Athmen braucht, braucht er ein „Gebild von Menschenhand", um Naturkräite produktiv zu konsumiren. Ein Wasserrad ist nöthig, um die Bewegungskraft des Wassers, eine Dara])fniaschine, um die Elasticität des Dampfs auszubeuten. Wie mit den Natur- kräften, verhält es sich mit der Wissenschaft. P]innia] entdi^kt. kostet das Gesetz über die Abweiclumcr der Mat^netnadel im \\ ir- kungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut**'*). Aber zur Ausbeutung dieser Gesetze für Telegraphie ii.s. w. bedarf es eines sehr kosts])ieligen und weitläufigen Apparats. Durch die Maschine wird, wie wir sahen, das Werkzeug nicht verdrängt. Aus einem Zwerg- Werkzeug des menschlichen Organismus reckt

Die Wiijjjenschaft koatet dem Kapitalisten überhaupt ,Nicbtä*, was ihn durchaus nicht hindert, sie zu exploitiren. Die , fremde* Wissenschaft wird dem Kapital ein verleibt, wie fremde Arbeit, ^Kiipitalistifjchr " A nei^nung und „persönliche'' Aneignung, »ei es von Wi»»t'nschjitt, nci es von materiellem Beichtbum, sind aber ganz und gar disparate Diuge. Dr. Ure selbst bejammerte die grobe Ünbekanntschaft seiner iieben, Ifaschinen exploitirenden Fabri- kanten mit der Mechanik, und Liebig weias von der baur^^rfi ul n !i Icii Unwiiiaen- heit der englischen chemiachen Fabrikanten in der Chemie zu erz&hleu.

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68 sich in Umfang und Anzahl znm Werkzeug eines vom Mensdien gesehaffioffli Heehanismus. Statt mit dem Bandwerkszeng, Ussl das Ki^tal den Arbeiter jetzt mit einer Msachine arbeiten, die ihre Werkzeuge selbst fthrt Wenn es daher auf den ersten Blick klar ist, dass die grosse Industrie durch Einverleibung ungeheurer Naturkräfte und der Naturwissenschaft in den Produktionsprocess die Produktivität der Arbeit ausserordentlich steigern muss, ist es keineswegs eben so klar, dass diese gesteigerte Produktivkruft nicht durch vermehrte Arbeitsausgabe auf der andren 8eite er- kauft wird. Gleich jedem andren Bestand theil des konstanten Kapitals, schafift die Maschinerie keinen Werth, giebt aber ihren eignen Werth an das Produkt ab, zu dessen Erzeugung sie dient. Soweit sie Werth hat und daher Werth auf das Produkt über- trägt, bildet sie einen Werth bestand theil desselben. Statt es zu ver wohlfeilem, vertheuert sie es im Verhältniss zu ihrem eignen Werth. Und es ist handgreiflich, dass Maschine und systematisch entwickelte Maschinerie, das churaktei istische Arbeitsmittel der grossen Industrie, un vci liältnissmäfsig an Werrli s( hw j]lt, vergliclien mit den Arbeitsmittehi des Handwerks- und Manufakturbetrit'bs.

Es ist nun zunächst zu bemerken, da^ die Maschmerie stets ganz in den Arbeitsprocess und immer nur theilweis in den Ver- werthungsprocess eingeht. Sie setzt nie mehr Werth zu, als sie im Durclischnitt durch ihre Abnutzung vprliprt. Es findet also grosse Diiiereuz statt zwischen dem Werth der Maschine und dem " periodisch von ihr auf das Produkt übertragnen Werththeil. Es findet eine grosse Differenz statt zwischen der Maschine als werth- bildendem und als produktbildeudem Element. Je grösser die Periode, während welcher dieselbe Maschinerie wiederholt in demselben Ar- beitsprocess dient, desto grösser jene Differenz. Allerdings haben wir gesehn, dass jedes eigentliche Arbeitsmittel oder Produktions- instrument immer gaoz in den Arbeitsprocess und stets nur st&ck- weis, im Verhältniss zu seinem taglichen Durchschnitts verschleiss« in den Verwerthungsprocess eingeht Diese Differenz jedoch zwischen Benutzung und Abnutzung ist viel grösser bei der Maschinerie als bei dem Werkzeug, weil sie, aus dauerhafterem Material ge- baut, länger lebt, weil ihre Anwendung, durch streng wissen- schaftliche Gesetze geregelt, grössere Oekonomie in der Veraus- gabung ihrer Bestandtheile und ihrer Ronsumtionsmittel ermöglicht» und endlich, weil ihr Produktionsfeld unverhältnissmäfsig grösser ist als das des Werkzeugs. Ziehn wir von beiden, von Maschinerie und Werkzeug, ihre tSglichen Dnrcbschnittskosten ab, oder den

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WerthbestandtlieU, den sie durch täglichen Durchschnittsrenchleiss und den Konsam Ton Hülfsstoffeo, wie Oel, Kohlen u. s. w., dem Fkodnkt vusetsen« so wirken sie umsonst, ganz wie ohne Zathmi menschlicher Arbeit vorhandne Naturkrafte. Um so viel grösser der produktiTe Wirkangsom&ng der Maschinerie als der des Werk- zeugs, um so viel grösser isfc der Umfang ihres unentgeltlichen Dienstes Tsrglichen mit dem des Werkaeogs. Erst in der grossen Industrie lernt der Mensch das Produkt seiner Tergangnen, bereitB Yerg^DstSndlichten Arbeit auf grossem Malastab gleich einer Natarkraft umsonst wirk«i au lassen

Es ergab sich bei Betrachtung der Kooperation und Manufaktur, dass gewisse allgemeiDe ProduktionsbedingungeD, wie Baolichkeitett u. s. w., im Vergleich mit den sersplitterten Prodaktionsbedingangen ▼ereinaelter Arbeiter durch den gemeinsamen Konsum dkonomisirt werden, daher das Produkt weniger Tertheuem, Bei der Ma- schinerie wird nicht nur der Körper einer Arbeitsmaschine tou ihren vielen Werkzeugen, sondern dieselbe Bewegungsmaschine nebet einem Theil des TransmJssionsmechanismns von vielen Arbeitsmaschinen gemeinsam Terbraucht.

Oegeben die Differenz zwischen dem Werth der MBSchinerie und dem auf ihr Tagesprodukt übertragnen Werththeil, bangt der Grad, worin dieser Werththefl das Produkt vertheuert, zunSehst vom Umfang des Produkts ab, gleichsam von seiner OberflSche. Herr Bajnes aus Blackbum schätzt in einer 1858 yerÖfFentlichten Vor- lesung, dass «jede reale ^^**) mechanische Pferdekraft 450 selfacting

Ricardo fasst flio^-c, übrigens von ihm ebensowenig wie der ^^ll^ron^eine Unterschied zwischeu ArbeiUprocess und Verwertbungsprocess entwickelte Wirkung der MasehineD manchmal so yorzugaweis iiMAuge, daas er gelegent- lich den Werthbestand theil verglsst, deo Maschinen an das Produkt ab- geben, nnd sie ganz und gar mit <len Xaturkriiften '/u>*timmenwirft z. R. »Adam ämith nowbere undervalues the «ervicca which the natural agents and machinery perform for ns, bnt he very justly distinguisbes tbe natore of the value which they add to commodities . . . aa they perform their work gratuitoiiHly . the a<^9i8tance which they aflbrd ns, adde nothing to value in exchHiige." (Ric. 1. c p. 31^6, 837.) Bicardo's Bemerkung ist natfkrlich richtig gegen J. B. Say, der rieh vorfaselt, die Maschinen leisteten den „Dienst" Werth zu achnffen, der Theil des „Profiti»" bilde.

[Note zur 8. Aufl. Eine ,,rerdel-r;ift" ist gleich der Kraft vou 33,000 Fuflöpfund in der Minute, d. h. der K'rult, die 33,000 Pfund in der Minute um 1 Fuss (englisch) hebt oder 1 Pftind um 38,000 Fuss. Diese ist die oben geraeinte Pferdekraft. In der gewrihnlichen GeschiiftSBprache, und auch hie und da in Üitaten dieses Buchs, wird aber unterschieden zwischen „nominellen" und „kommerziellen" oder ,.indicirten" PferdekrÄften derselben Maschine. Die alte oder nomiuellePferdekraft wird ben chnet ausschlieaslieh ausKolbenhiib und Cylinderdurchmcsper, undlftsat Dampfdruck und Kolben- geachwindigkeit ganz auaaer Berücksichtigung. D. h. £Aktiscb sagt sie aus:

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Muleepindeln nebst Vorgescliirr treibt oder 200 Throstlespindehi oder 15 Webstühle für 40 inch cloth nebsi den Vorriehtongen zum Aufzielm der Kette, Schlichten u. s. w." Es ist im eisten Fall das Tagesprodakt tod 460 Mulespindeln, im zwaten tod 200 TbroeÜespindeln, im dritten Ton 15 mechanischen Webstfihlen, woraber mck die tSglieben Kosten einer Damp^ferdekr^ und der Verscbleiss der ^on ihr in Bewegung geseftsten Maschinerie rer^ theilen, so dass biordorch anf eine ünze Garn oder eine Elle Geweb nur ein winziger Werththeil fibertragen wird. Ebenso im obigen Beispiel mit dem Dampfhammer. Da steh sein täglicher Verschleiss, Eohlenkonsnm n. & w. vertheflen anf die furchtbaren Eisenmsssen, die er taglich h&mmert, hängt sich jedem Centner Eisen nur ein geringer Werththeil an, der sehr gross wire, sollte das cyklopiscfae Instrument kleine Nägel ebiareiben.

Den Wirknngslnreis der Arbeitsmaschine, also die Anzahl ihrer Werkzeuge, oder, wo es sieh um Kraft handelti deren Um&ng ge- geben, wird die Produktenmasse Ton der Geschwindigkeit abhängen, womit sie operirt, also z. B. yon der Geschwindigkeit, womit sich die Spindel dreht, oder der Anzahl Schläge, die der Hammer in einer Minute austheilt. Manche jener kolossalen Hämmer geben 70 Schläge, Ryder 's Schmiedepatentniaschine, die Dampfhämmer in kleineren Dimensionen zum Schmieden von Spindeln anwendet, 700 Scliliige in einer Minute.

Die Proportion gegeben, worin die Maschinerie Werth auf das Produkt überträgt, hängt die Grösse dieses Werthtlieilä von ihrer eignen Werthgrösse ab"*^). Je weniger Arbeit sie selbst entiiiüt,

diese Dauiuliuoächlne hat z. B. 50 Pferdekratt, wenn sie mit demaelbea ■ehwaehen Dampfdmek und derselben geringen Koibengeiehwhidlirkeit ge- trieben wird wie zur Zeit von Boultou und Watt. Letztere beiden Faktoren

sind aber seitdem enorm gewachsen. Um die von einer Maschine heute wirk- lich gelieferte mechaniaciie Kraft zu messen, wurde der Indikator erfunden, der den Dainpfdraok lazeigt. EMe Eolbengeschwindigkeit lint sich leicht feststellen. So ist das Muf» der ^indicirten^ oder , kommerziellen* Pferde- kraft einer Mnschineeinemathematiscbe Formel, welche Cylinderdurchmesaer, Höhe des Kolbenhubs, Kolbengeschwindigkeit uud Dampfdruck gleichzeitig berflcksichtigt und damit anzeigt, wieyiwnal die Bfaschine in der Minute 83,00U Fuftspfund wirklich leistet. Eine nominelle Pferdekraft kann daher in Wirklichkeit drei, vier, selbst fünf indicirte oder wirkliche Pferdekrlfte leisten. Diese zur Erklärung verschiedener späterer Citate. D. H.]

Der in kapitalistischen Vorstellungen befangne Leser vermisst hier natürlich den .Zins*, den die Ma.«ichine, pro rata ihres Kapitahverths, dem Produkt zusetzt. Es ist jedoch leicht einzusehn, dass die M^chine, da aio so wenig ab irgend ein andrer Bestandtheil des konstanten Kapitals Neu- werth erzeugt, keinen solehen unter dem Namen „Zins" zusetzen kann. £■ iat femer klar, daü hier, wo ea eich nm die Produktion des Mehrwevthi

Marx, X»Fltel I- 28

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desto weniger Werth setzt sie dem Produkt zu. Je weniger Werth abgebend, desto produktiver ist sie und desto mehr nähert sich ihr Dienst dem der Naturkrälte. Die Produktion der Maschinerie durch Maschinerie ▼eimgert aber ihren Werth, Terhiltiuflsin&fing zu ihrer Ausdehnung und Wirkung.

£ine vergleichende Analjse der Preise Imndwerks- oder manu- fakturmäTsig producirter Waaren und der Preise derselben Waaren als Maschinenprodukt ergibt im Allgemeinen das Resultat, dass beim Maschinenprodukt der dem Arbeitsmittel geschuldete Werth- beetandtheil relativ wichst, aber absolut abnimmtb Dass heisst, seine absolute Grtae nimmt ab, aber seine Gitae im Verhältniss SBum Oesammtwerth des Produkts, & B. eines Pfimdes Garns, nimmt zu^^^).

Es ist Idar, dass blosses Deplacement der Arbeit stattfindet, also die G^esammtsumme der zur Produktion einer Waare erheiscliton Arbeit nicht yermindert oder die ProduktiYkraft der Arbeit nicht Tcrmehrt wird, wenn die Produktion einer Maschine so ?id Arbeit kostet^ sls ihre Anwendung erspart. Die Differenz jedoch zwischen

handelt, kein Theil deBselben unter dem Namen «Zins* a priori TOfaua-

gesetzt werden kann. Die kapitulische Rechnungsweise, die prima facio abgeschmackt und den Gesetzeu der WerthbüHnntr widersprechend scheint, findet im Dritten Buch dieser Schrift ihre Erklärung.

'*\) Die^^er von der Maschine sogesetzte WertilibestandtbeU fllltabeolut und relativ, wo sie Pferde verdränjrt. überhaupt Arbeitsthiere, die nur als Bewegimgskraft, nicht als Stoffwechäclmaschinen benutzt werden. Nebenbei bemerkt, Descartes mit seiner Definition der Thiere als blosser Maschinen sieht mit den Augen der Manufakturperiode im Unterschied zum Mittelalter, dem du- Tliicr nln Grhülfe des Menschen palt, wie später wieder 'Km Herrn V. Hailer iu »einer , Restauration der Staats Wissenschaften*. Dass Descartes ebenso wie Baco eine veränderte Geetalt der Produktion und praktische Be- herrschung der Natur durch den Menschen als Resultat der verlnderten Denkmethode betrachtete, ;seigt sein , »Discours de la Methode", wo es u. a heisst: „II est possibie (durch die von ihm in die Philosophie eiugeführte Methode) de parvenir k des contifiiaesncee fort ntiles It la vie, et qu'aa lieu de cette philosophie sp^ulative qu'on enaeigne dans les ^coles, on en peut tronver une pratiquc, par laquelle, connaissant la force et les actions du feu, de l'eau, de Fair, des astres, et de tous les autres corps qui nous eoviroDaeDt, aoflsi dkti&ctement qne noi» connaiseons lee divm metiien de nos artiMUM, nous les pourrions employer en mSme fa^on k tous lee usages auxquels ils gont propres, et ainsi nous rendre comme mattres et possesseurs de la nature'S und „coutribuer au perfectionnement de la vie humaine.'* In der Vorrede zu Sir Dudley North's „Dieoonnes lipon TnAe^ (1691) heisst es, die Me- thode des Descartea, auf die {)oIitiöche Oekonomie augewandt, habe sie von alten Märchen und abcrgliUibinchen V'orstellungen über Geld, Handel u. s. w. zu befreien augefaugeu. Im Durchschnitt schliesseu sich jedoch die eng- iiidien Oekonomen der frühem Zeit an Baco und Hobbes als ihre Philo-

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der Arbeit, die sie koetet, und der Arbeit, die sie erspart, oder der Qrad ihrer Produktivität hangt offenbar nicht ab von der Differenz swiachen ihrem eignen Werth und dem Werth des yon ihr ersetzten Werkzeuge. Die Differenz dauert eo lange, als die Arbeitskoeten der Maschinen and daher der von ihr dem Produkt zngesetzte Werthiheil kleiner bleibe als der Werth, den der Ar- beiter mit seinem Werkzeug dem Arbeitsgegenstand znsetzen würde. Die ProdaktivitSt der Maschine misst sich daher an dem Grad, worin sie menschliche Arbeitskraft ersetzt Kacfa Herrn Bajnes kommen auf 450 Molespindeln nebst Vormaachinerie, die Ton einer Dampfpferdekraft getrieben werden, 2^/, Arbeiter*^*) und werden mit jeder selfadang male spindle bei zehnsttlndigem Arbelta- tag 12 ünzen Ghum (Darchschnittsnummer), also wöchentlich 866*/g Pfd. Oam ron 2*/g Arbeitern gesponnen. Bei ihrer Ver- wandlung in Garn absorbiren ungeföhr 366 Pfund Baumwolle (wir sehn der Vereinfachung halber vom Abfall ab) also nur 150 Arbeitsstunden oder 15 zehnstündige Arbeitstage, während mit dem Spinnrad, wenn der Handspinner 13 Unzen Garn in 60 Stunden liefert, dasselbe Quantum Baumwolle j7i 0 Arbeitatage von 10 Stunden oder 27,000 Arbeitsstunden al)t>orbiren würde"'). Wo die alte Methode des blockprinting oder der Handivattundnickerei durch Muächinendruck verdranprt ist, druckt eine einzige Maschme mit dem Beistand eines Mannes oder Jungen so viel vierfarbigen Kattun in einer Stunde wie frtiher 200 Männer^^*). Bevor EH Whitney 1798 den cottongm erfaii l, kostete die Trennung eines Pfundes Baumwolle vom Samen erneu Durchschnittsarlu ilstag. la Folge seiner Erfindung konnten täglich 100 Pfd. Baumwolle von einer Negerin gewonnen werden und die Wirksamkeit des gin ward seitdem noch bedeutend erhobt. Ein l^fund Baumwollfüser, früher zu r>0 Cents producirt. wird später mit grössrem Profit, d. h. mit Einschluss von mehr unbezahlter Arbeit, zu 10 cents verkauft.

"*) Nach einem Jahresbericht der Haudelskammer 2U Eeaen (Okt. 1863) producirte 1862 die Krupp'^^'-hp GuHsstahinibrik mittels 161 Schmelz-, Glüh- uod Uementöfeu, 32 Dampfuiai^ckiueu (im Jahr ItiOO war das ungefähr die Oeeammtsahl der in llanchester angewandten DampfmfMcliinen) und 14 Dampfhämmern, welche sutunmen 1286 Pferdekraft repräsentiren, 49 Schmiedeessen, 203 Werkzeugmaschinen und circf» 2400 Arbeitern 13 Mil- lionen Pfund Gussatahl. Hier noch nicht 2 Arbeiter auf 1 Pferdekraffc.

Babbage berechnet, da» in Java 117% dem Banmwollwerth fastnnr durcn die Spinnarbeit zugesetzt werden. Zur selben Zeit (1832) betrag in England der (Tej»ammt\verth, den Maschinerie und Arbeit der Baumwolle bei der Feinspinoerei zusetzten, ungefähr S3^^/o auf den Werth des Boh- materials. (,,0n the Economy of Maehinery", p. 214.)

>M) B^im Maachinendruck auaierdem Farbe enpart,

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In Indien wendet man zur Trennong der Faser vom Samen ein balbmaschinenartiges Instriiraent an, die Cburka, womit ein Mann und eine Frau täglich 28 Pfund reinigen. Mit der von Dr. Forbes vor einigen Jahren erfundnea Cburka produciren 1 Mann und 1 Jungrc täglich 250 Pfd.; wo Ochsen, Dampf oder Waaeer ak Triebkräfte gebraucht werden, sind nur wenige Jungen und Mädchen als feeders (Handlanger des Materials fUr die Maschine) erheischt Sechszehn dieser Maschinen, mit Ochsen getrieben, ▼enrifihten tSglich daa frühere Durohachnitta-Tagewerk Ton 750 Leuten"*).

Wie binreits erwUmt, verrichtet die Dampfeiaschine, heim Dampf- pflog, in einer Stunde za 8 d. oder ^/^ eh. so viel Werk wie 66 Menschen zu 15 sh. per Stunde. Ich komme auf dieses Bei- spiel zorttck gegen eine tische Vorstellung. . Die 15 sh. sind nämlich keineswegs der Ansdmck der wfthrend einer Stunde Ton den 66 Menschen zugefügten Arbeit War das Verhiltniss von Mehrarbeit zu nothwendiger Arbeit 100 ^/q, so producirten diese 66 Arbeiter per Stunde einen Werth Ton SO sh., obgleich sich nur 38 Stunden in einem Aequivaleot ftlr sie selbst, d. h. im Ar- beitslohn Ton 15 sh, darstellen. Gesetzt also, eine Maschine koste eben so viel als der Jahireslohn von 150 durch sie yerdr&ngten Arbeitern, sage 3000 Pfd. St, so sind 8000 Pfd. St keineswegs der Geldansdruck der Ton 150 Arbeitern gelieferten und dem Arbeitsgegenstand zugesetzten Arbeit, sondern nur des Theils ihrer Jahresarbeit, der sich für ne selbst in Arbeitslohn darstellt Da- gegen drückt der Geldwerth der Maschine Ton 8000 Pfd. St alle wahrend ihrer Produktion yerausgabte Arbeit aas, in welchem Verhaltniss immer diese Arbeit Arbeitslohn für den Arbeiter und Mehrwerth für den Kapitalisten bilde. Kostet die Maschine also ebensoviel als die von ihr ersetzte Arbeitskraft, so ist die in ihr selbst vergegenständlichte Arbeit stets viel kleiner als die von ihr ersetzte lebendige Arbeit"*).

Ausschliesslich als iMittel zur Verwohlfeilerung des Produkts be- trachtet, ist die Grenze für den Gebrauch der Mü^chinerie darin gegeben, dass ihre eigne Produktion weniger Arbeit kostet, als ihre Anwendung Arbeit ersetzt. Für das Kapital jedoch drückt

"*) Vgl. Paper read by JDr. Wateon, Keporter on Producta to the GeveniiD6Dt ox India, before tbe Society of Ärte» 17. April 1860.

„These mute agenta (die Maaehiueu) are always the prodnee of much lese labour tban that which they displace, even wheo tbey Sie of the same money value." (Kicardo 1. c! p. 40.)

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sich diese Grenze enger aus. Da 6S nicht die angewandte Arbeit zahlt, sondern den Werth der angewandten Arbeitskraft, wird ihm der Mascfatnengebrauch begrenzt durch die Differenz zwischen dem Maschinen Werth und dem Werth der von ihr ersetzten Arbeitskriift. Da die Theilung des Arbeitstags in noth wendige Arbeit und Mehr- arbeit in veraehiednen Landern yeischieden ist, ebenso in demselben Lande zu Tenchiednen Perioden oder wahrend derselben Periode in Yersehiednen Gesch&fbBzweigeo; da femer der wirkliche Lohn des Arbeiters bald unter den Werth seiner Arbeitskraft sinkt, bald über ihn steigt, kann die Differenz zwischen dem Preise der Maschinerie und dem Preise der von ihr zu ersetzenden Arbeitskraft sehr ▼ariiren, wenn auch die Differenz zwischen dem zur Produktion der Maschine ndthigen Arbeitsquantum und dem Gesammtquantum der von ihr ersetzten Arbeit dieselbe bleibt ^^*^). Es ist aber nur die erstere Differenz, welche die Prodoktionskosten der Waare fftr den Kapitalisten selbst bestimmt und ihn dorch die Zwangsgesetze der Konkurrenz beeinflusst Es werden daher heute Maschinen in England erfunden, die nur in Nordamerika angewandt werden, wie Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert Maschinen erfand, die nur Holland anwandte, und wie manche französische Erfindung des 18. Jahrhunderts nur in England ausbeutet ward. Die Maschine selbst producirt m Uter entwickelten Landern durch ihre Anwen- dung auf einige Geschäftszweige in andren Zweigen solchen Arbeits^ ftberlluss (redundancy of labour, sagt Ricardo), dass hier der Fall des Arbeitslohns unter den Werth der Arbeitskraft den Gebrauch der Maschinerie verhindert und ihn vom Standpunkt des Kapitals, dcs.^L'ii Gewinn ohnehin aus der Verraindrung nicht der ungewandten, sondern der bezahlten Arbeit enteprinj^t, überflüssig, oft unmöglich macht, lu einigen Zweigen der englischen Wolhnanufaktur ist während der letzten Jahre die Kinderarbeit sehr vermindert, liier und da fast verdrängt worden. Warum? Der Fabrikakt ernöthigte eine doppelte Kinderreihe, von denen je eine G, die andre 4 Stun- den, oder jede nur 5 Stunden arbeitet. Die Eltern wollten al)er die half-times (Halbzeitler) nicht wohlfeiler verkituiea als früher die full-times (VoUzeitler). Daher Ersetzung der half-tinieb durch Maschinerie^^'). Von dem Verbot der Arbeit von Weibern und

Note zur 2. Ausgabe. In einer kommunistischen GesellHchaft hätte daher die Maschinerie einen ganz andren Spielraum ab in der bürgerlichen Ges^Ischaft.

„EmplojSIS of labour would not unnoceasarily retnin two sets of ehilorcoi ander thiiteen ... In fact one claae of maaufacturers, the Spinners

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Kindern (unter 10 Jahren) in Minen fand das Kapital die Metbode nackte Weiber und Mädchen, oft mit Männern sasammengebunden in Kohlen und andren Minen 2n Ternntzen, so übereinstimmend mit seinem Moralkodex und namentlich auch seinem Hauptbuch« dass es erst nach dem Verbot zur Meschinerie griff. Die Tankees haben Maschinen Enm SteinUopfen erfunden. IMe Englander wen- den sie nicht an, weil der „läende'* („wretch^ ist Kunstausdrock der englischen politischen Oekonomie f&r den Agrikoltorarbeiter), der diese Arbeit yerriehtet, einen so geringen Theil seiner Arbeit bezahlt erhält, dass Maschinerie die Produktion fttr den Kapitalisten Tertheuem wflrde^^'). In England werden gelegentlich statt der Pferde immer noch Weiber zum Ziehn u. s. w. bei den Kanalbooten ▼erwandt ^^'), weil die zur Produktion yon Pferden und Maschinen erheischte Arbeit ein matiiematisch gegebenes Quantum, die zur Erhaltung von Weibern der Surpluspopulation dagegen unter aller Berechnung steht Man findet daher nirgendwo schamlosere Ver- schwendung Ton Menschenkraft für Lumpereien, als gerade in Eng- land, dem Land der Maschinen.

8. l^ächste Wirkungen des maschinenmäfsigen Betriebs

auf den Arbeiter. Den Ausgangspunkt der grossen Industrie leidet, wie gcseigti die Revolution des Arbeiismittels, und das umgewälzte Arbeits- mittel erhält seine meist entwickelte Qestalt im gegliederten Maschinensystem der Fabrik. Bevor wir zusehn, wie diesem objek« tiven Organismus Menscbenmaterial einveridbi wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen jener Revolution auf den Arbeiter selbst

a) AoeioBBSg zasohsMiaMr Arbetttkräfle dsroh das Kapital. Wslhsr- aai KMsrarMi

Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie

zum Mittel, Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körper-

of wüollcn yarn, now rarely employ children under thirtron ycars of ages, i. e. hall-time». Thev have introduced improved aud new niacbmery of ▼ariouB kindfl which altogether supOTaedes the employment of childrMi (d. h. unter 18 J.); f . i : I will niention one proceas aa an illu.strjitioii of this dimi- nutioD in the number of children, wherein, by thy addilion ot'an apparatiis, called a pieciug iiiachiue, lo existing machinea. the wurk ol' six or four baif- times, accordisg to the peculiarity of each machine, can be performed by one young- persori fflber \?> J.) . . . the half-tiine system* stimulirte ,thp invcn- tion of tho piecing machine." (, Reports of Insp. of Facl. for 81st Oct. 1858.*)

"*) .Machitiery . . . cau freuuently not be employed uutil labüur (er meint wugei^j rises.* (Ricardo 1. c. p. 579.)

^^») ai«h: «Beportof theSocialScieiiceCongTeuatEdinbuigh. Ootob.1868/

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entwicUailg aber grossrer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das ante Wort der kapita- listischen Anwendung der Maachinerie! Diess gewaltige Ersatzmittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte nch damit sofort in ein Mittel, die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einreibung aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Ge- schlecht und Alter, unter die unmittelbare Botm&feigkeit des Kapi- tals. Die Zwangsarbeit fttr den Kapitalisten nsurpirte nicht nur die Stelle des Kinderspiels, sondern auch der fi^en Arbeit im hftuslichen Kreis, innerhalb sittlicher Schranke, fftr die Familie selbst'^).

Der Werth der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur . durch die zur Erhaltung des indinduellen erwachsnen Arbeiten, sondern durch die zur Erhaltung der Arbeiteriamilie n^Vthige Arbeitszeit Indem die Bflaschinerie alle Glieder d&t Arbeiteriamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, yertheilt sie den Werth der Arbeitskraft des Mannes fiber seine ganze Familie. Sie entwerthet daher seine Ar- beitskraft. Der Ankauf der in 4 Arbeitskräfte z. B. paroellirten Familie kostet Tielleicht mehr als früher der Ankauf der Arbeits- kraft des Familienhaupts, aber dafBr treten 4 Arbeitstage an die Stelle Ton Einem, und ihr Preis fällt im VerhSltniss zum üeber- sehnss der Mehrarbeit der Vier Uber die Mehrarbeit des Einen. Vier müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das' Kapital Hefem, damit eine Familie lebe. So erweitert die Maschinerie von vorn herein mit dem menschlichen Exploitationsmaterial, dem eigensten Ausbeutungsfeld des Kapitals ^^^), zugleich den Exploita> tionsgrad.

***) Dr. Edward Sinifh wurde wflhrend der den amerikflnlsehen BQrger-

krie^ begleitenden Baumwollkrise von der englischen Regierung nach Laii- caahire, Uheshire u. w geschickt, zur ßerichteratattung über den Gesund- heitszustand der Baum woilar heiter. Er berichtet u. a.: Hygienisch habe die ^ise, abgeHebn TOn der Verbaniiung der Arbeiter aus der Fabrikatnio- Sphäre, vielerlei andre Vortheile. Die Arbeiterfrauen ffmden jetzt die nöthige Müsse, ihren Kindern die Brust zu reichen, statt sie mit Godfroy'd Cordial (einem Opiat) zu vergiften. Sie hätten die Zeit gewonnen, kochen zu leraen. unglficklieher Weise fiel diese Kochkiuist in einen Augenblick, wo sie nichts zu essen hatten. Aber man sieht, wie da« Kapital die für die Konsumtion nöthige Familienarbeit usurpirt hat zu seiner Selbstver- wertliung. Ebeuäo wurde die Krise benutzt, um in eignen Schulen die Tlk^ter der Arbeiter nähen zu lehren. Eine amerikanische Kcvulution und eine Weltkrise erheischt, damit die ArbeitermAdoben, die für die ganze Welt spinnen, nähen lernen I

,The numerical iucreaae. of labourera ha» been great, through the

Sewing Substitution of female for male, and above all of chiloidi for adolt^ bonr. Three girls of 18, at wagee firom of 6 ah. to 8 ah. a week, have

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Sie revolutionirt ebenso von Ghrund aus die formelle Vennitt- lung des Kapital Verhältnisses, den Kontrakt zwischen Arbeiter nnd

Kapitalist. Auf Grundlage des Waarenaustausches war es erste Voraussetzuu^j;, d^kss sich Kapitalist und Arbeiter als freie Per- sonen, als uiiahliiltigige V\ aarenbesitzer, der eine Besitzer von Geld und Produktionsmitteln, der andre Besitzer von Arbeitskiait, gegen- übertraten. Aber jetzt kauft das Kapital Unmündige oder Halb- mündige. Der Arbeiter verkaufte früher seine eigne Arbeitskraft, worüber er als formell freie Person verfügte. Er verkaut t jetzt Weib und Kind. Er wird Sklavenhändler*^^). Die Naclitrage nach Kinderarbeit gleicht oft auch in der Form der Kachfrage nach Negersklaven, wie man sie in amerikanischen Zeitungsiuüe- raten zu lesen gewohnt war. „Meine Aufmerksuiiikt tt' , sagt z. B. ein enf^-lischer Fabrikinspektor, ^wurdf gelenkt a it Hinc Aniiruice in drill Lokalblatt einer der bedeiit* iidsfen Manufakturstadte nuMues Distrikts, wovon Folgendes die Kopie: (iebraucht 12 bis 20 Jungen, nicht jünger als was für 13 Jahre passiren kann. Lolm 4 ah, per

replacod ihe ono man of niaturc age, of wagej< varying froin 18 sh. to 45 sh.' (Th. de <|uincey: ,The Logic of T^DÜnc. Econ, Lond. 1845-, Note zu p. 147.) Da gewisse Funktionen der Familie, z. B. Warten uud »SiLUgfii der Kiuder u. s. Vf., nicht ganz unterdrückt werden können, müssen die vom Kapital kr nfi-oirten Fnmilienmütter mehr oder minder Stellvertreter dintren. Die Arbeiten, welche der Familieukousum eriieischt, wie Nähen. Flicken u. 8. w., müssen durch Kauf fertiger Waaren ersetzt werden. Der vernünderten Ausgahe von häuslicher Arbeit entsijricht also vermehrte Geldausgabe. Die Produktionskosten der Arbeiterfamilie wachsen daher und Lleichen die Mehreinuahme aus. Ks kommt hinzu, dass Uekonomie und Zweck- ntftfsigkeit in Vemutzung und Bereitung der Lebensmittel unmöglich werden. Ueber diese von der officielleu politischen Oekonomie verheim- lichten Thatsacheu findet man reichliches Material in Hen ^Reports* der Fabrikinspektoren, der „ChiidreD's Employment Commission" und nament- lieh aaeh den „Reports oti Public Health/'

^ Im Kontrast zur grossen Thatsache, dass die Beeehränkuog der Wei* ber^und Kinderarbeit in den cngliachcn Fabriken von den erwnchsnen mRun- Hehen Arbeitern dem Kapital aberobert wurde, findet man noch in den jting- eten Beziehten der „Cmldren't Employment Commlasion" wahrhaft em- pörende und durchaus sklavenhindlerische Züge der Arbeitereltem mit bezugauf den Kinderschacher. Der kapitalistische Pharisäer aber, wie man aus denselben ,^ports'' sehn kann, denuncirt diese von ihm selbst ge- aehaflbe, Terewigte und exploitirte Bestialität, die er sonst „Freiheit der Ar- beit" tauft. „Infant labour has been called into aid . . . even to work for their own daily bread. Without strength to endure such disproportionate toil, without Instruction to guide their future life, they have been thrown into a Situation physieally and morally poUnted. The Jewishhistorian haeremarked upon the overthrow of Jerusalem by Titus, that is was no wunder it should have lieen (iestroyed, with such a signal destruction, when an inhuman mother sacriüced her uwn offspriug to satiHfy the craviugs of absolute honger". ,,Pnblic Economy Conceotrated. Oarlisle 1888", p. 56.

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Woche. AüEttfragen etc.^*"). Die Phrase «was fttr 18 Jahze passiren kann** bedeht sich darauf, dass nach dem Factory Act Kinder unter 18 Jahren nur 6 Stunden arbeiten dtbrfen. £iin amtlich qualificirter Arzt (certilying surgeon) muss das Alter be* Bcheinigen. JDer Fabrikant Terlangt also Jungen, die so aussehn, als ob sie schon dreizehnjährig. Die manchmal sprungweise Ah- nahme in der Anzahl der von Fabrikanten beschäftigten Kinder unter 18 Jahren, ILhemschend in der englischen Statistik der letzten 20 Jahre, war nach Aussage der Fabrikinspektoren selbst grossentheils das Werk von certifyin^ surgeons, welche das Kindes- alt€r der Exploitationslast der Kapitalisten und dem Schacher- bediirfniss der Eltern gemäfs verschoben. In dem berüchtigten Londoner Distrikt von Bethnal Green wird jeden Montag und Dienstag Morgen offner Markt gehalten, worin Kinder beiderlei Geschlechts vom 9. Jahre an sich selbst an die Londoner Seiden- nianufakturen vermiethen. „Die gewöhnlichen Bedingungen sind 1 sh. 8 d. die Woche (die den Eltern gehören) und 2 d. für mich selbst nebst Thee " Die Kontrakte gelten nur für die Woche. Die Scenen und Sprache wäbrond der Dauer ditsjes Markts sind wahrhaft empörend^'-*). Es kommt immer noch in England vor, dass Weiber „Jungen von Workhouse nehmen und sie jedem beliebigen Käufer fWr 2 sh. 6 d. wöchentlich vermiethen" Trotz der Gn^ptzLrebung werden immer noch mindestens 2000 Jungen in Grossbritannien als lebendige ycliornsteini'egermasrbinpn (obgleich Maschinen zu ihrem Ersatz existiren) von ihren eignen Eltern ver- kaufte^**). Die von der Maschinerie bewirkte Revolution im Rechts- verhältniss zwischen Käufer und Verkäufer der Arbeitskraft, so dass die ganze Transaktion selbst den Sehein eines Kontrakts zwischen freien Personen verliert, bot dem englischen Parlament Bpftter den juristischen Entschuldigungsgrund für Staatseinmischung in das Fabrik wesen. So oft das Fabrikgesetz die Kinderarbeit in bisher unangefochtnen Industriezweigen auf 6 Stunden beschränkt» ertont stets neu der Fabrikantenjammer: ein Theil der Eltern ent^ ziehe die Kinder nun der gemafsregelten Industrie, um sie in solche zu verkanfen, wo noch „Freiheit der Arbeit* herrscht^ d. h. wo

Ä. Redgrave in ,3eporto of Insp. of Fact for 31at Ocfcober 1858% p. 40, 41.

*••) «Children'8 Employment Oommission. V. Report. London 1866*, p. 81, n. 31. [Zur 4. Aufl. Die Seidenuidiutrie von Bethnal Green ist jetst fast vernichtet. I). H.i

«») -Child. Employm. Comm. 111. Report. Loud. 1064% p. 53, n. 15.

*") f. c, V. Eeport, p. XXIII, n. 187.

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Kinder unter 13 Jahren gezwungen werden, wie Erwachsne zu arbeiten, also auch theurer loszuschlagen sind. Da aber das Kapital von Natur ein leveller ist, d. h. in allen Produktionssphären Gleich- heit der Exploitationsbedingungen der Arbeit als sein angebomes Menschenrecht verlangt, wird die legale Beschränkung der Kinder- arbeit in einem Industriezweig Ursache ihrer Beschränkung in dem andren.

Bereits früher wurde der physische Verderb der Kinder und jungen Personen angedeutet, wie der Arbeiter weiber, welche die Maschinerie erst direkt in den auf ihrer Grundlage aufschieeaonden Fabriken und dann indirekt in allen übrigen Industriezweigen der Exploitation des Kapitals unterwirft Hier verweilen wir daher nur bei einem Punkt, der ungeheuren Sterblichkeit von Arbeiter- kindern in iliren ersten Lebensjahren. In England giebt es 16 Re- gistrations- Distrikte, wo im jährlichen Durchschnitt auf 100,000 lebende Kinder unter einem Jahr nur 9000 Todesfälle (in einem Distrikt nur 7,047) kommen, in 24 Distrikten über 10,000, aber unter 11,000, in 89 Distriktra über 11,000, aber unter 12,000, in 48 Distrikten über 12,000, aber unter 13,000, in 22 Distrikten über 20,000, in 25 Distrikten über 21,000, in 17 über 22,000, in 11 über 28,000, in Hoo, Wolyerbampton, Ashton-under-Lyne und Preston üb^ 24,000, in Nottingham, Stockport und Bradford über 25,000, in Wisbeach 26,000 und in Manchester 26,125^*p. Wie eine ofifidelle ärztliche Untersuchung im Jahre 1861 nachwies, sind, Ton LokalumstSnden abgesehn, die hohen SterblichkeitBraten vor- zugsweise der ausserbäui^chen Beschäftigung der Mütter geschuldet und der daher entspringenden Vernachlässigung und Misshandlung der Kinder, u. a. unpassender Nahrung, Maugel an Nahrung, Fütte- rung mit Opiaten u. s. w., dazu die natürliche Entfremdung der Mütter gegen ihre Sonder, im Gefolge davon abnditUche Aus- hungerung und Vergiftung ^"^s In solchen Agrikulturdistrikten, mWO ein Minimum weibUdier Beschäftigung existirt, ist dagegen die Sterblichkeitsrate am niedrigsten** ^**). Die XJntersuchungs- kommission too 1861 ergab jedodi das unerwartete Resultat, dass

**') „Sixth Report od l'ublic Healtli. Lond. 1864", p. 34.

„It (the in<imry of 1861) .... showed, moreover, that while, with the tk'scribed circumst an co>, infants pt-risli under the neglcct and mis- management which tlicir inother^i' nccupatioiis imply, the motherä be- come to a grievous exteut deuaturalized towarda their offspring com- mon ly DO troubÜDg themselves mueh st the death, and eyen Bometfanes . . . uking direct measnres to etuttre it" A. c.)

1. c p. 4M.

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in einigeii an der Kordsee gelegnen rein aekerbaoenden Distrikten die Sterblichkeitsrate Ton Kindern unter einem Jahr fast die der Temifensten Fabrikdistrikte erreicht Dr. Julian Hnnter wurde daher beauftragt» diess Phfinomen an Ort und Stelle zu erfoiachen. Sein Bericht ist dem «VI. Report an Public HealÜh** eiuTerleibt**^). Man hatte bisher vermuthet, Malaria und andre, niedrig gelegnen und sumpfigen Landstrichen eigenthflmliche Krankheiten decimirten die Kinder. Die Untersuchung ergab das grade Oegentheil, n&mlich, „dass dieselbe Ursache, welche ^e Malaria vertrieb, nämlich die Verwandlung des Bodens aus Morast |im Winter und dürftiger Weide im Sommer in fruchtbares Komland, die ausserordentliche Todesrate der Säuglinge schuf" *^*). Die 70 ärztlichen Praktiker, die Ur. Hunter in jenen Distrikten verhörte, waren „wunderbar einstimmig'' über diesen I*unkt. Mit der Revolution der Boden- kultur wurde nämlich das industrielle System eingeführt. „Ver- heirathete Weiber, die in Banden mit Mädchen und Jungen zu- sammen arbeiten, werden dem Pächter von einem Manne, welcher der „Gangmeister" heisst und die Ban len im Ganzen miethet, für eine bestimmte Summe zur Verfügung gestellt Diese Banden wandern oft viele Meilen von ihren Dörfern weg, man trifTt sie Morgens und Abends auf den Landstnisspn. dip Wcilu r lirklcidet mit kurzen Unterröcken und ent^j)re( l Keulen iiückeii und Stiefeln und manchmal Hosen, sehr kräfti<r und gesund von Aussehn, aber verdorben durch gewohnheit<?mäisige Liederlichkeit und rücksichtslos geir^n die unheilvollen Folgen, welche ihre Vorliebe für diese thätii/e tmd unabhängige Lebensart auf ihre Sprösslinge wal'/t. die zu iiaus verkümmern" ^"^). Alle Phänomene der Fabrikdistrikte reproduciren sicli hier, in noch höherm Grad versteckter Kinder- mord und Behandlung der Kinder mit Opiaten ^*'^). „Meine Kenntniss der von ihr erzeugten üebel", sagt Dr. SimoD, der ärztliche Beamte des englischen Privy Council und Redakteur en chef der Berichte Uber «Pablic Health"*, „muss den tiefen Abscheu entschuldigen,

1. c. p. 454—403. Reports by Dr. Henry Julian Hunter on the ex- cessive mortality of iulanU in »ome rural districts of England." 1. c. p. 85 n. p. 455, 458.

»«) 1. c. p. 450.

lu^ Wie in den eucÜHchen Fabrikdistrikten, io dehnt sich auch in den Ajorrikulturdiätrikten der Opiumkonsum unter den erwachsnen Arbeitern und Arbeiterinnen täglich aus. „To push the eale of opiate. . . is the great .lim of some enterprising whole^e merchant« Py dniggi'^t^ il ronsidered the leading article.*' (1. C. p. 459.) Säuglinge, die Opiate eniplingen, „ver- rumpelten in kleine alte M&nncheu oder verscbrumpften zu kleinen Affen.*' (1. c p. 460.) Man sieht, wie Indien und China sich an England riehen.

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womit ich jede umfassende indiistrielle Beschäftigung erwachsner Weiber betrachte"^**). ,Es wird*, ruft Fabrikinspektor R. Baker in einem officiellen Bericht aus, „es wird in der That ein Glück fttr die Manufakturdistrikte Englands sein, wenn jeder Terheiratheten ' Frau, die Familie hat, verboten wird, in irgend einer Fabrik m arbeiten*

Die aus der kapitaliattschen Exploitation der Weiber- und Kinder- arbeit entspringende moraliacfae Verkümmrnng ist Ton F. Engels in seiner „Lage der arbeitenden Klasse Englands*' und von andien Schriftstellem so erschöpfend dargestellt worden, dsss ich hier nor daran erinnere. Die intellektuelle Yerödang aber, kflnstlich pro- dacirt durch die Verwandlung unreifer Menschen in blosse schinen zur Fabrikation von Mehrwerth, und sehr zu unterscheiden ▼on jener naturwUchsigen Unwissenheit, welche den Oeist in Brache legt ohne Verderb seiner EntwicUungsföhigkeit, seiner natürlidhen Fruchtbarkeit selbst, zwang endlich sogar das englische Parlament in allen dem Fabrikgesets unterworfnen Industrien, den Elementar^ Unterricht zur gesetzlichen Bedingung für den ,produkti?en'' Ver- brauch Ton Kindern unter 14 Jahren zu machen. Der Geist der kapitaliBtischen Produktion leuchtete hell aus der liederlichen Re- daktion der sog. ErziehangsUauseln der Fabrikakte» aus dem Blangel administrativer Maschinerie, wodurch dieser Zwangsnnter- richt grossentheüs wieder illusorisch wird, aus der Fabrikanten- Opposition selbst gegen diess Unterrichtsgesetz und aus ihren prak- tischen Kniffen und Schliclien zu seiner Umgeliung. „Die Gesetz- gebung allein ist zu tadeln, weil sie ein Truij^gesetz (delusive law) erlassen hat, das unter dem Schein, für die Erziehung der Kuider zu sorgen, keine einzige Bestimmung enthält, wodurch dieser vor- geschützte Zweck gesichert werden kann. Ea bestimmt nichts, ausser dass die Kinder für eine bestimmte Stundenzahl (3 Stunden) per Tag innerhalb der vier Wände eines Platzes, Srliule benamst, eingeschlossen werden sollen, und dass der Anweuüer des Kindea hierüber wöcbentlich ein Certitikat von einer Person erhalten muss, die sich als »Schullehrer oder Sdnillehrerin mit ihrem Namen unterzeichnet'' ^'*®). Vor dem Erla.vs des amendirten Fabrikakts von 1844 waren Schulbesuchscertifikate nicht seiteu, die von bchul-

»«) 1. c. p. 37.

, .Reports of Insp. of Fact. for 3l8t üct. 1862", p. 59. Dieser Fabrik- inspektor war iriiher Arst.

^*^} Leonhard Homer in „Beports of Insp. of Ftet. for 80th June 1857", p. 17.

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meister oder Schulmeisterin mit einem Kreuz unterzeichnet wurden, da letztre selbst nicht schreiben konnten. „Beim Besuch, den ich einer solchen Gertifikate aasstellenden Schule abstattete, war ich so betroffen Ton der Unwissenheit des Schulmeisters, dass ich zu ihm sagte: 'Bitte, mein Herr, können Sie lesen?' Seine Antwort war: *lh jeh, Ebbes (summat).* Zu seiner Rechtfertigung fugte er liinza: ^Jedenfalls stehe ich vor meinen Schülern/ Während der Vorbereitung des Akts von 1844 denuncirten die Fabrikinspektoren den schmählichen Zustand der Plätze, Schulen benamst, deren Cerü« fikate sie als sa Gleseta yollgültig zulassen mussten. Alles was sie durchsetzten, war, daas seit 1844 «die Zahlen im Schulcertifikat in der Handschrift des Schulmeisters ausgefüllt, ditto sein Vor- und Zuname von ihm selbst unterscli rieben sein müssen"**'). Sir John Kincaid, Fabrikinspektor für Schottland, erzahlt von iihi)lichen amtlichen Erfahrungen. „Die erste Schule, die wir besuchten, wnzde Ton einer Mrs. Ann Eillin gehalten. Auf meine Anf- fofderang, ihren Namen zu bnchstabiren, machte sie gleich einen Schnitzer, indem sie mit dem Buchstaben C begann, aber sich sofort korrigirend sagte, ihr Name fange mit K aa. Bei Ansicht ihrer üntersehrift in den SchulcertifikatbtiGhem bemerkte ich jedoch, dass sie ihn verschiedenartig bnehstabirte, während die Elandschrift keinen Zweifel Ober ihre Lehmnf&higkeit liess. Auch gab sie selbst zn, sie könne das Register nicht führen ... In einer «wetten Schule fand ich das Schulzimmer 15 Fuss lang und 10 Fuss breit und sShlte in diesem Baum 75 Kinder, die etwas ün* ▼eiständliches herquiekten'*^'''). »fis sind jedoch nicht nur solche Jammerhöhlen, worin die Kinder Schulcertifikate, aber keinen Unterricht erhalten, denn in vielen Schulen, wo der Lehrer kompetent ist, seheitem seine Bemöhungen fiut ganz an dem sinnverwirrenden Kn&uel von Kindern aller Alter, aufwärts von Dreijährigen. Sein Auskommen, elend im besten Fall, hängt ganz von der Zahl der Penoe ab, empfangen von der gröasten Anzahl Kinder, die es möglich ist in ein Zimmer zu stopfen. Dazu kommt spärliche SdiulmöUirung, Mangel an Bttchera und andrem Lehrmaterial, und die niederschlagende Wirkung einer benauten und ekelhaften Luft auf die armen Kinder selbst. Ich war in vielen solchen Schulen, wo ich ganze Reihen Kinder sah, die absolut nichts thaten; und diess wird als Schulbesuch bescheinigt, und solche

id. in „Reports of Insp. of Fact. for 81at Oct. 1855", p. 18, 19. Sir JobA iUncaid in „Beports of Insp. of Fact for 81st Oct 1858", p. 31, 32.

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Kinder figurirea in der officiellen Statistik als erzogen (educa- ted)**^^). In Schottland suchen die Fabrikanten dem Schulbesach unierworfhe Kinder möglichst auszusohliessen. „Diess genügt» um die grosse Missgun»t der Fabrikanten gegen die Erziehungsklaiiaehi za beweisen'' ^^). Qrotesk-entsetzlich erscheint diess in den Kattun- n. s. w. Druckereien, die durch ein eignes Fabrikgesetz geregelt sind. Nach den Bestimmungen des Gesetaes „moss jedes Kind, bevor es in einer solchen I^ckerei beschäftigt wird. Schale be- sucht haben fttr mindestens 30 Tage und nicht weniger als 150 Standen wShrend der 6 Monate, die dem ersten Tag seiner Be- schäftigung unmittelbar Torhergehn. Wfihrend der Fortdauer seiner Beschfiftigung in der Druckerei moss es Schule besuchen ebenfalls für eine Periode Ton 80 Tagen und 150 Stunden wShrend jeder Wechselperiode yon 6 Monaten . . . Der Schulbesuch muss zwischen 8 Uhr Morgens und 6 Uhr Nachmittags stattfinden. Kein Besuch Ton weniger als 2^/, oder mehr als 5 Stunden an dem- selben Tag soll als Theil der 150 Stunden gewShIt werden. Unter gewöhnlichen Umständen besuchen die Kinder die Schule Vor- mittags ond Nachmittags ftbr 80 Tage, 5 Stunden per Tag, und naeh Ablauf der 80 Tage, wenn die statntenm&finge Gesammtsomme Ton 150 Stunden erreicht ist, wenn sie, in ihrer eignen Sprache zu reden, ihr Buch abgemacht haben, kehren sie zur Druckerei zurück, wo sie wieder 6 Monate bleiben, bis ein andrer Abschlags- termin des Schulbesuchs fällig wird, und dann bleiben sie wieder in der Schule, bis das Buch wieder abgemacht ist ... . Sehr viele Jungen, welche die Schule während der vorschriftsmäfsigen 150 Stunden besuchen, sind bei ihrer Rückkehr aus dem sechs- nionatlicheu Auieiithalt in der Druckerei grade so w^eit wie im Aüfaug . . . Sie haben natürlich alles wieder verloren, was sit» durch den früheren Schulbesuch gewonnen hatten. In ainiitiu Kattnndr uckereien wird der Schulbesuch ganz und gar abhiingig gemaclit von den Geschäftsbedürtnissen der Fabrik. Die erforder- liche Stundenzahl wird vollgemacht während jeder secbsmonat- lichen Periode durch Abschlagszalüungen von 3 bis 5 Stunden auf einmal, die vielleicht über 6 Monate zei*streut sind. Z R an einem Tage wird die Schule besucht von 8 bis 11 Uhr Murg ns, an emem andren Tage von 1 bis 4 Uhr Nachmittags, und naclnlcm das Kind danu wieder für eine Reihe Tage weggeblieben, konnnt es plötzlich wieder von 8 bis 6 Uhr Nachmittags; dann erscheint es viel-

**•) Leonhard Horner in „Reports etc. for 31. st Oct. 1857", p. 17, 18. Six J. Kincaid, Bep. Ixup. Fact. Slat Oct. 1866, p. 66.

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leidii ftr 8 oder 4 Tage hintoreiiiander, oder fOr eine Woche, w- sdiwindet dann wieder fttr 8 Wochen oder einen ganzen Monat und kehrt sorftck an einigen AbfaUatagen fftr einige Sparetnnden, wenn aeine Anwender aeiner zufällig nicht beddrfen; und so wird daa Kind ao so aagen hin und her gepufft (bnffeted) von derSchule in dieFabrik, ron der Fabrik in die Schule, bia die Summe der 150 Stunden abgeaShlt iat" *'^). Durch den überwiegenden Zuaata ron Kindern und Weibern sum kombinirten Arbeitapenomd bricht die Maachinerie endlich den Wideratand, den der mlnnliche Arbeiter in der Manu&ktor der Deapolie dee Kapitals noch entgegenaetzte^**).

b) VarliBfraaf 4aa ArMtalaia.

Wenn die Maschinerie das gewaltigste Mittel ist, die Produktivität der Arbeit zu steigern, d. h. die zur iVoduktion einer Waare

nöthiß^e Arbeitszeit zu verküi-zen, wird sie als Träger des Kapitals zunächst in den unmittelbar von ihr ergriffnen Industrien zum gewaltigsten Mittel, den Arbeitstag über jede naturgeuiärse Schranke hinaus zu verlängern. Sie schafft einerseits neue Bedingungen, welche das Kapital belähigen, dieser seiner beständigen Tendenz die Zügel frei sihiest»eu zu lassen, andrerseits neue Motive zur Wetzung seines Heisshungers nach fremder Arbeit

Zunächst verselbständigt sich in der Mit-schinerie die Bewegung und Werkiliiii igkeit des Arbeitsniittels treirenüber dem Arbeiter. Es wird an und für sich ein industrielles l'ri })t'tuuni mobile, das ununterbrochen tbrtproduciren würde, stiesse es nicht auf gewisse

"») A. Redgrave iu ..Ki ports of Insp. of Fact, for Slst Oct. 1857", p. 41, 42. In den englischen Indiistriezweipen , wo d^r eigentliche Fabrikiikt (nicht der xoletst im Text angeführte Frint \V ork s Act) seit längerer Zeit nemcht^ lind die Hinderaiise ^egen die Ensiehiuigsklaiiseln in den letzten Jahren einigermafsen überwftltigt worden. In den nicht dem Fabrikgesetz unterworfenen Tndustrien herrschen nofli ^*ehr die Ansichten den Glas- üabrikanten J. Geddest der den Untersuchuiigskommiaaär White dahin be- lehrt: ^8o viel ich sehn kann, ist das grSesre Quantum Erziehungt wel- ches ein Thcil der Arbeiterklasse seit den letzten Jahren genoss, vom Uebel. Es ist gefährlich, indem es sie zu unabhängig macht." („Ghil- dren'a Empl. Commissioo. IV. Beport. London 1865", p. 253.)

**■) „Herr E., ein Fabrikant, untenrichtete mich, daaa er ausschliesslich Weiber bei seinen mechanij^chen Web.stühlen beschüftigt; ergebe verheirathe- ten Weiliern den Vor/HL'^. In-jonder.s .sülehen mit F-iniilie zu Hau'^e, die von ihnen für den Unterhalt ubhüngt; sie sind viel auirnerksanier und gelehriger eis anTerheiratiiete und tur Auasersten Anstrengung ihrer Kräfte ge- xwungen, um die noth wendigen Lebensmittel beizuschaffen. 8o werden die Tugenden, die eigeiithilmiichen Tugenden des weiblichen Charakters, zu seinem Schaden verkehrt, so wird alles Sittliche und Zarte ihrer Natur zum Mittel ihrer Sklaverei und ihres Leidens gemacht." G'Ten Hours' Ftefeozy BUl. The Speech of Lord Ashley, löth Afoich. Lond. 1844'S p. 20.)

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Naturschranken in seinen menschlichen Gehülfen: ihre Küi ptr- schwäche und ihren Eigenwillen. Als Kapital, und als solches besitzt der Automat im Kapitalisten Bewusstseiii und WiUen, ist es daher mit dorn Trieb begeistet, die widerstrebende, aber elastische menschliche Knturscliranke auf den Mininialwiderstand einzuzwän- gen ^"^^j. Dieser ist ohnehin vermindert durch die scheinbare Leichtig- keit der Arbeit an der Maschine und das füg- und biegsamere Weiber- und Kinderelement ^^^).

Die Produktivität der Maschinerie steht, wie wir sahen, in um- gekehrtem Verhältniss zur Grösse des von ihr auf das Machwerk übertragnen Werthbestandtheils. Je länger die Periode, worin sie fanktionirtt desto grösser die Produktenmasse, worüber sich der von ihr zngesetzte Werth vertlieilt, und desto kleiner der Werth- iheil, den sie der einzelnen Waare zufügt. Die aktive Lebens- periode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt durch die Länge des Arbeitstags oder die Dauer des täglichen Arbeitsprocesaes, multiplicirt mit der Anzahl Tage, worin er sich wiederholt

Der Maschinenyeiscbleiss entspricht keineswegs exakt mathe- matisch ihrer Benutzungszeii Und selbst diess vorausgesetzt, um- fasst eine Maschine, die während 7^/, Jahren täglich 16 Stunden dient, eine ebenso grosse Produktionsperiode und setzt dem Gesammt- produkt nicht mehr Werth zu als dieselbe Maschine, die während 15 Jahren nur 8 Stunden täglich dient. Im erstren Fall aber wäre der Maachinenwerth doppelt so rasch reproducirt ala im

^**) ,^iüce the generai iiitroduction of expeusive machinery, human nature has been forced far beyond ita average strength." (Robert Owen: „Observa» tions on the effects of the maaDfaetming aystem. 2Dd ed. London ISIT.'O

*") Die Entrli^TuIcr. die gern die erste empirische Erscheinunjcrsform einer Sache ab ihreu rund betrachten, gebea oft den grossen heiodischeu Kinder- raab, den das Kapital in den Anfängen deg Fabriksystems an den Annen- undWaiäenhäusern verübte uud wodurch sich ein ganz willenloses Menschen- material einverleibte, als Grund dt r InTiLn-n Arbeitszeit in de») Fabriken an. So z. B. Fielden, selbst englischer 1' ubnkunt: ,^t is evident liiat the long hooTB of werk were brought about by the cireumatanee of so great a nnmber of dcstitute childrcn beingr siippHed frum diflerent parts of the country, that the m asters were indej)endent of Lbe haiids, and that, having once established the cubtom by uteauH uf the miserable materials they had prucured iu this way, tbey could impose it on their ueighbonre with the greater facility/' (.1. Fielden: „The Curse of the Factory System. Lond l'^MF", p. llj Mit Bezug auf Weiberarbeit sajrt Fabrik Inspektor Saunders im Fabhkbericbt von 1844: „Unter den Arbeiterin neu giebt es Frauen, die hinter einander für viele Wochen, mit Ausfall nur weniger Tage, von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Nachts beschäftigt werden, mit weniger als 2 Stunden für Mahlzeiten, SO dass ihnen für 5 Tage in der Woche von den 24 Tagesstunden nur 6 bleiben, um von und nach Haus zu gehn und im Bett auszuruhn."

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letetren und der Kapitalist h&tte yerniittelBt dezwlbeii in 7^/, Jahren 80 Tiel Mehrarbeit eingeschluekt als sonst in 15.

Der materielle Versdileiaa der Maschine ist doppelt. Der eine entspringt ans ihrem Gebraueh, wie Geldstücke durch Oirkolation ▼erschleissen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein unthätig Sehwert in der Scheide yerrostei Es ist diees ihr Verzehr durch die Elemente. Der Yerschleiss erster Art steht mehr oder minder in direktem YerhSltniss, der letatre zu gewissem Grad in umgekehrtem VerbSltniss zu ihrem Gebrauch ^^*}.

Neben dem materiellen unterli^ die Maschine aber auch einem so zu sagen moralischen Yerschleiss. Sie Terliert Tausehwertii im Maise, worin entweder Maschinen derselben Konstruktion wohlfeiler reproducirt werden können oder bessre Maschinen konkurrirend neben sie treten^**). In beiden Fällen ist ihr Werth, so jung und lebenskräftig sie sonst noch sein mag, nicht mehr bestimmt durch die thatsächlich in ihr selbst vergegenständlichte, sondern durch die zu ihrer eignen Reproduktion oder zur Reproduktion der bessren Maschine noth wendige Arbeitszeit. Sie ist daher mehr oder minder entwerthet. Je kürzer die Periode, worin ihr Ge- sammtwerth reproducirt wird, desto geringer die Gelahr des mora- lischen Verschleisses, und je länger der Arbeitstag, um so kürzer jene Periode. Bei der ersten Einführung der Mikichinerie in irgend einen PruLluktiuns/weig folgen Schlag auf Schlag neue Methoden zu ihrer wohlfeilem [M'pnxluktion ^*'). und Verbessrungen. die nicht nur einzelne Theiic oder Apparate, snridrni ihre ganze tvonstruktion ergreif fn. In ihrer ersten Lebensperiode wirkt daher diess besondre Motiv zur Verlängrung des Arbeitstags am akutesten *^^).

**^) ,Occa.sioii .... injury to tiie delicste moving psrls of metaUicme-

chanism by inaction.* Tro 1 c ]>.

*♦**) Der schon früher erwähnte „Manchtjster SpiDner" (Times, 26. Nov, 1862] zählt unter den Kosten der Maschinerie auf: ,It (nämlich die „allo- wance for deterioration of machinery*) is also intended to cover the loss whi'-h is constantly arising from the mip<"rsoding of machines beforetbej are worn out by others of a new and better coustruction.'

«Man schätzt im Grossen, daas eine einzige Maschine nach einem neuem Modell zu konstruiren fünfmal so viel kostet, als die Rekonstruktion derselben Ma-rhinp n:u-h Hemselben Modell." (Habl uL':!' 1. c. p. 349.)

,&eit einigen Jahren sind so bedeutende und zahlreiche Verbesserungen in der TlUlfobrikation gemaclit worden, dam eine gut erhaltae Haschine zum oiaprOngflichen Koetenprei« yon 1200 Pfd. St einige Jahre sputi r zu 60 Pfd. ?t verkauft wurde .... Die Verhessrungen folgten eich mit solcher Geschwindiffkeit, dass Maschinen unvollendet in der Hand ihrer 'Bauer blieben, wdu sie durch glflcklichere Erfindungen bereits vendtet waren.* In (ueaer Storni- und Drimgperiode dehnten daher die Toll-

Mftrx, Kapital I. 84

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Unter sonst gleichbleibenden Umständen und bei gi^ebnem Ar- beitstag erheischt Exploitation verdoppelter Arbeiteranzahl ebenso- wohl Veidopplimg des in Maschinerie und Baulichkeiten anagelegten Theils des konstanten Kapitals als des in Bobmateria}, HtUfr- stoffen D. s. w. ausgelegten. BCt ferlSngertem Arbeitstag dehnt flieh die Stufenleiter der Produktion, wSbxend der in Maschinerie und Baulichkeiten ausgelegte Kapitaltheil unyerandert bleibt^^*). Nicht nur der Mehrwerth wichst daher, sondern die sur Aus- beutung desselben nothwendigen Auslagen nehmen ab. Zwar findet diese auch sonst mehr oder minder bei aller Verlfingrung des Arbeitstags statt, fällt aber hier entscheidender ins Gewicht, weil der in Arbeitomittel verwandelte Kapitaltheil überhaupt mehr ins Gewicht föUt^"^. Die Entwicklung des Maschinenbetriebe bindet nSmUch einen stete wachsenden Bestandtheil des Kapitals in eine Form, worin es eineneite fortwihrsnd Terwerthbar. ist, andreiseite Gebrauchswerth und Tauschwerth yerliert, sobald sein Kontakt mit der lebendigen Arbeit unterbrochen wird. „Wenn*, belehrte Herr Ashworth, ein englischer Baomwollmagnat, den Professor Nassau W. Senior, „wenn ein Ackersmann seinen Spaten niederlegt, macht er für diese Periode ein Kapital von 18 d. nutz* los. Wenn einer von unsren Leuten (d. h. den Fabrikarbeitern) die Fabrik verlässt, macht er ein Kapital nutzlu.-., das 100,000 Pfd St. gekostet hat"^''). Mau denke nur! Ein Kapital, das 100,000 Pfd. St. gekostet hat, auch nur ftir einen Augenblick „nutzlos" zu machen! Es ist in der Thut himmelschreiend, dass einer unsrer Leute überhaupt jemals die Fabrik verlässt! Der wachsende Um- fang der Maschinerie macht, wie der von Aähworth belehrte Senior

fabrikanten bald die ursprüngliche Arbeitszeit von 8 Stunden mit doppelter Mannschaft auf 24 ätimden aus. (1. c. p. 233.)

,It iB self-evident, that, amid the ebbingB and flowings of the markel^

and the alternate expauaions and contractions of demand, occasioii^ will constantly recur, in which the manufacturer msiy employ additional flosi- ting capital witbout em^loyiog additional lixed capital . . . if addiiiooal qnantitiea of raw matenal can be worked up without inenrring au «ddi* tional iWüonoe für buiUllngs and machinery.* (B* Toirens: „On Wages and Comoination. Lond 1834", p. 6S.)

Der im Text erwähnte ümstaud ist nur der VoUst&ndigkeit wegea erwähnt, da ich ent im Dritten Buch die Profitrate, d. h. daa VerbiltniM des Mehrwert /um vorgeächosanen GcHammtkaj ital, bchaudle.

'■•') ,,Wheii a labourer", said Mr. Ashworth, ,,iayB down bis spade, he renders useless, for that period, a capital worth 18 d. Wbeii one of uur people leaves the miü, be renden useleaa a capital that has cost 100,000 pomida/' (Senior: „Letten on the Factoiy Act. Lond. 1887*^ p. 18, U).

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einsiebt) eme stets wachsende Verlaagniiig des Arbeitstags »wOn*

schenswerth"

Die Maschine producirt tdatiYeii Mehrwerth, nicht nur indem sie d^ AfbeitBkralt direkt eniwerfthei und dieselbe indirekt darch Verwohlfeileruog der in ihre Reproduktion eingehenden Waaren Terwoblfeilert, sondern anch, indem sie bei ihrer ersten sporadischen Binltthrang die vom Maschinenbesitzer Terwandto Arbeit in poten- zirte Arbeit verwandelt, den gesellschafUichen Werth des Maschinen- produkts über seinen individuellen Werth erhöht und den Kapita- listen so bef&higt, mit geringrem WerththeÜ des Tagesprodakts den Tageswerth der Arbeitskraft zu ersetsen. Während dieser Uebergangsperiode, worin der Maschinenbetrieb eine Art Monopol bleibt) sind daher die Gewinne ausserordentlich, und der Kapitalst sucht diese „erste Zeit der jungen Liebe" gründlichst auscubeuten durch möglichste Verl&ngrang des Arbeitstags. Die Grtae des Gewinns wetzt den Heisshunger nach mehr Gewinn.

Mit der Verallgemeinerung der Maschinerie im selben Produk- tionszweig sinkt der geseOsehafUiche Werth des Miasehinoiprodttkts anf seinen individuellen Werth und macht sich das Gesetz geltend, dass der Mehrwerth nicht aus den Arbeitskräften entspringt, welche der Kapitalist durch die Jlfaschine ersetzt hat, sondern umgekehrt aus den Arbeitskräften, welche er an ihr beschäftigt. Der Mehr- werth entspringt nur aus dem variablen Theil des Kapitals, und wir sahen, dass die Masse des Mehrwerths durcli zwei Faktoren bestimmt ist, die Rate des Mehrwerths uii l Jic Anzahl der gleich- zeitig beschäftigten Arbeiter. Bei gegebner Lange des Arbeitstags wird die Ii<ite des Mehrwerths bestimmt durch das Verhältniss, worin der Arbeitstag in nothwendige Arbeit und Mehrari)eit zer- fSllt Die Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbtjiter hängt ihrer- seits ab von dem Verhältniss des variablen Kapitaltheils zum kon- stanten. Es ist nun klar, dass der Masch uienbetrieb, wie er immer durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit die Melirarbeit auf

„The great proportiun of üxed tu circulating cauiiai . . . luakcs loug houTB of work desirable." Mit dem wachsenden Umung der Maschinerie

u. s. w. .,tbe niotivc« to long hour!< of work will hecoine greater, tlu »nly means bv which a lurge proportion of fixed capiüil can be made pr<»titHble.** (1. c. p. 11 13.) „Es ^iebt verachiedne Auslagen bei einer Fabrik, welche konstant bleiben, ob die Fabrik mehr oder weniger Zeit arbeite, z. B. Rente für die Baulichkeiten, lokale und allgemeine Steuern, Feuerversicherung, Arbeitslohn für verschiedne perm&ueute Arbeiter, Verschlechtrung der Maschinerie nebst verschiednen andern Lasten, deren Proportion zum rrofit im selbeik Verh&ltniss abnimnu, wie der Umfang der Produktion snnimmt". CrB«porti of the Insp. of Fact. for Slat Oct. 1862<S p. 19.)

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Kosten der nothweDdigen Arbeit ausdehne, diess Resultat nur. her- Yorbriogt, indem er die Anzahl der von einem gegebnen Kapital beschäftigten Arbeiter vermindert. Er vorwandelt einen Theil dps Kapitals, der früher variabel war, d. h, sich in lebendige Arbeite- kraft umsetzte, in Maschinerie, also in konstantes Kapital, das keinen Mehr Werth producirt Es ist unmöglich, z. B. aus zwei Arbeitern so viel Mehrwerth auszupressen als aus 24. Wenn jeder der 24 Arbeiter auf 12 Stunden nur eine Stunde Mehrarbeit liefert, liefern sie zusammen 24 Stmiden Mehrarbeit, während die Qe- sammtarbeit der zwei Arbeiter nur 24 Stunden beträgt. Es Hegt also in der Anwendung der Maschinerie zur Produktion von Mehr- Werth ein immanenter Widerspruch, indem sie von den beiden Faktoren des Mehrwertibs, den ein Kapital von gegebner Grösse liefert, den einen Faktor, die Rate des MehrwerÜis, nur dadorefa Teigrtaeit, dass sie den andren Faktor, die Arbeitersabi, ver- kleinert Dieser immanente 'Widenprucfa tritt berror, sobald mit der Verallgemeinermig der Maschinerie in einem Industriesweig der Werth der maschinenm&Gdg prodocirten Waare zum regelnden gesellschaftlichen Werth aller Waaren derselben Art wird, und es ist dieser Widerspruch, der wiederum das Kapital, ohne dass es sich dessen bewusst wäre^*^, zur gewaltsamsten Verlfingrung des Arbeitstags treibt, um die Abnahme in der verhiltnissmfilsigen Anzahl der exploitbrten Arbeiter durch Zunahme nicht nur der relativen, sondern auch der absoluten Mehrarbeit zu kompensiren.

Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie einer- seits neue mächtige Motive zur malslosen Verlftngrung des Arbeits- tags schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des geselkcbaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Widerstand gegen diese Tendenz bricht, prodndrt sie andrerseits, tbeils durch EinstelluDg dem Kapital früher unzugänglicher Scbichten der ArbeiterUaase, theils durch Freisetzung der von der Maschine yerdrangten Arbeiter, eine überflüssige Arbeiterpopulation ^^), die sich das Gesetz vom Kapital diktiren lassen muss. Daher das merkwürdige Phänomen in der Geschichte der modernen Industrie, dass die Maschine alle sittlichen und natürlichen Schranken des

^ Wamm dieser immanente Widersprach dem elnselnen Kapitalisten und daher auch '\'-r in seinen Anschauungen befanpiif^n politischen Oeko- Domie nicht xum liewuBstsein kommt, wird man sub den ersten Abschuitten des Dritten Buchs eniehn.

***) ist eins der j^rossen Vefdienste Bicaido's, die IbuNfainerie nicht nur als Produktionsmittel von Waaren, Mmdem auch von „redundandt Population" begriffen zu haben.

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Arbdiategs Qber den Haafen wirft. Daher das ökonomiBche Paca- dozOD, dasB das gewattigste Mittel zm Verkfirzung der ArbeitBseit in das unfehlbarste Mittel umschlagi, alle Lebenszeit des Arbeiters ond seiner Familie in disponible Arbeitszeit fttr die Yerwertbung des Kapitals zu verwandeln. „Wenn", träumte Aristoteles, der grtate Denker des Alterthums, „wenn jedes Werkzeug auf Oeheiss, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende Werk verrichten kannte, wie des Udalus Kunstwerke sich von selbst bewegten, oder die Dreiftoe des HephSstos aus eignem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Weberschüfe von selbst webten, 80 bedürfte es weder fttr den Workmeister der Geholfen, noch ftir die Herrn der Sklaven'' ^^). Ünd Antiparos, ein griechischer Dichter aus der Zeit des Cicero, begrOsste die Erfindung der Wassermühle zum Mahlen des Getreides, diese Elementarform aller produktiven Maschinerie, als Befreierin der Sklavinnen und Her- stellerin des goldnen Zeitalters!**') „Die Heiden, ja die Hei- den!" Sie bej^riffen, wie der gesclieidte Bastiat entdeckt hat, and schon vor ihm der nocli klügre MacGulloch, nichts von politischer Oekonuüiie und Christeuthum. Sie begriffen u. a. nicht, dass die Maschine das probateste Mittel zur Verlängerung des Arbeitstags ist. Sie entschuldigten etwa die Sklaverei des Einen als Mittel auT vollen menschlichen Entwicklung des Andren. Aber Sklaverei der Mas^n predigen, um einige rohe oder halbgebildete Parvenüs zu „eminent Spinners*, „extensive snusage makers" und .iiifluential shoe black dealers" zu macheu, dazu fehlte ihnen das speciäsch christliche Organ.

c) litoasHIkaties dsr Arbeit

Die mafslose Verlängrung des Arbeitstags, welche die Maschinerie io der Hand des Kapitals producirt, föhrt, wie wir sahen, spater

. 11») F.Biese: „Die Fhiloäouhie de» Arittioieies." Zweiter Band. Berlio 1842, p. 408.

*••} Ich gebe hier die Stolbergsche üebei«etEung des Gedichts, weil es ganz fo wie die früheren Citati" iiher Theibmir der Arbeit dea G^egeilMts der antiken Anschauung zur modernen charakterisirt.

„Schonet der mahlenden Hand, o Mflllerionen, nnd tchlafet Sanft! es verkünde der Hahn euch den Morgen iimaoostl D&o hat dio Arbeit der Mfidchen den Nvmphen befohlen, Und itzt hüptea sie leicht über die Räder dahin, DsM die efschtttterten Achten mit ihren Speichen sich wKlsen, Und im Kreise die Last drehen des wälzenden Steins. Lasst uns leben das Leben der Väter, und lasst uns der Gaben Arbeitslos uns freun, welche die Göttin uns schenkt." (»Qedichte ans dem Oriechiachen ILbenetst Ton Obristian Graf in Stolbetg. Hambnig 1788.")

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eine Reaktion der in ihrer Lelienewnrzei bedrohten QeoeUschaft . herbei und damit einen gesetsHch beschrfinkten Normal-Arbeitetag* Anf Gnuidlage des letstren entwid^elt sich ein Phfinomen, das uns sehon frfiher begegnete, zu entscheidender Wichtigkeit nftmüch die .Intensifikatton der Arbeit Bei der Analyse des ab- floloten Mehrwerths handelte es sich zonSchst nm die eztensiTe Gitae der Arbeit, während der Grad ihrer Intensitilt als gegeben Toransgesetst war. Wir- haben jetat den Umschlag der extensiTen QrOsse in intensiTe oder DradgrOsse so betnu^ten.

Es ist selbstverBtindlkK dass mit dem Fortschritt des Maschinen« Wesens nnd der gehäuften Er&hrung einer eignen Tflamtn Ton Maschinenarbeitem die Geschwindigkeit nnd damit die Intoisilftt der Arbeit naturwUchsig annehmen. So geht in England wShrend eines halben Jahrhunderts die Verlangrung des Arbeitstags Hand in Hand mit der wachsenden Intensität der Fabrikarbeit. Indess begreift man, dass bei einer Arbeit, wo es sich nicht um vorüber- gehende Paroxysmeii handelt, sondern um Tag aus, lüg ein wieder- holte, refjelraäibige Gleichfönaif^keit, ein Knotenpunkt eintreten muss, wu Ausdehnung des Arlißitstags und Intt^nsitiit der Arbeit einander ausschliessen, so dass die Verlangrung des Arbeitstags nur mit schwäclirem Intensitätsgrad der Arbeit und umgekehrt ein erliöhter Tntensitätsgrad nur mit Verkürzung des Arbeitstags verträglich bleibt. Sobald die allmählich anschwellende Empörung der Arbeiterklasse den Staat zwan^. die Arbeitszeit <]jewaltsam zu verkiu /en und zunächst der eigeiiMu lu ii Fabrik einen Normal- Arbeitstag zu diktiren, von diesem Augenblick also, wo gesteigerte Produktion von Mehrwerth durch VerliinLTdiig des Arbeitstags ein für allemal abgeschnitten war, warf sich das Kapital mit aller Marht nnd vollem Bewusstsein auf die Produktion von relativem Mehrwerth durch beschleunigte Entwicklung des Maschinensystems. Gleichzeitig tritt eine Aenderung in dem Charakter des relativen Mehrwerths ein. Im Allgemeinen besteht die Produktionsmethode des relativen Mehrwerths darin, durch gestx^igerte Produktivkraft der Arbeit den Arbeiter zu befähigen, mit derselben Arbeitsaus- gabe in derselben Zeit mehr zn produciren. Dieselbe Arbeitszeit ' setzt nach wie vor dem Gesammtprodukt denselben Werth zu, ob- gleich dieser unveränderte Tauschwerth sich jetzt in mehr Gebrauchs- werthen darstellt und daher der Werth der einzelnen Waare sinkt Anders jedoch, sobald die gewaltsame Verkiir7!inpf des Arbeitstags mit dem ungeheuren Anstoss, den sie der Entwicklung der Pro- duktivkraft nnd der Oekonomisirung der Produktionsbedingnngen

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gibt, zugleich vergrösserte Arbeitsausgabo in derselben Zeit, er- höhte Anspannung der Arbeitskraft, dichtere Ausfüllung der Poren der Arbeitszeit, d. h. Kondensation der Arbeit dem Arbeiter zu emem Grad fto&wingt, der nur innerhalb des verkürzten Arbeits- tags errddiibar ist. Diese Zosammenpressang einer grössren Masse Arbeit in eine gegebne Zeitperiode zählt jetzt als was sie ist, als grössres Arbeitsquantum. Neben das Mafs der Arbeitszeit als „ausgedehnter Grösse** tritt jetzt das Mafs ihres Verdichtungs- grads^'^^. Die intensivere Stunde des zehnstttndigeD Arbeitstags enthält jetzt ao viel oder mehr Arbeit, d. h. verausgabte Arbeits- kraft, als die porösere Stunde des zwölfstündigen Arbeitstags* Ihr Produkt hat daher so viel oder mehr Werth als das der poröseren 1^/^ Stunden. Abgesehn von der Erhöhung des relativen Mehr- werths durch die gesteigerte Produktivkraft der Arbeit, Uefem jetzt z. B. 8^/3 Stunden Mehrarbeit auf 6^/^ Stunden nothwendiger Ar- beit dem Kapitalisten dieselbe Werthmasse wie vorher 4 Standen Mehrarbeit auf 8 Standen nothwendiger Arbeit

Es fragt sich nun, wie wird die Arbeit intensifioiFt?

Die erste Whrkang des TerkUrzten Arbeitstags beruht auf dem selbetverstftndliehen Qesets, dass die Wirkungsfthigkeit der Arbeits- kraft im umgekehrten Verhftltniss su ihrer Wirkongsaeit stehi JSb wird daher, innerhalb gewisser Grenzen, am Grad der Kraft- Saaserung gewonnen, was an ihrer Dauer verloren geht Dass der Arbeiter aber auch wurklich mehr Arbeitskraft flOsAig macht« daft&r soigt das Kapital durch die Methode der Zahlung***). In Manu- &ktaren, der Töpferei z. B,, wo die Maschinerie keine oder un- bedeutende Rolle spielt, hat die Einführung des Fabrikgesetaes schUigend bewiesen, dass blosse Verkfirzung des Arbeitstags die Regelm&lhigkeit, Gleiehförmigkeity Ordnung, Kontinuit&t ünd^eigie der Arbeit wundervoll erhöht***). Biese Wirkung schien jedoch zweifdhaft in der eigentlichen Fabrik, weil die Abhängigkeit des Arbeiters von der kontinuirlichen und gleichförmigen Bewegung der Maschine hier längst die strengste Diseiplin geschaffen hatte.

ly fiudtn natürlich überhaupt Unterschiede in der Intensität der Arbeiten verschiedner Produktionszweige statt. Diese kompenairen sich, wie schon A. Öuith gezeigt hat, zum Theil durch jeder ArDeitsart eigne Nebemimstände. . Eünwirlcniig auf die Arbeitszeit als Wcrthmars findet nlier nucli hier nur statt, soweit intensive und extensive (Trö^^»e sich als entgegengesetzte und einander ausschulende Ausdrücke desselben Arbeitsquantums darstellen.

Namentlich durch den Stftcklohii, eine Fonot die Im ■ecbsten Ab- schnitt entwi ekelt wirtl

Sieh ,lieporta ol JUisp. of Fact for ölst Oct ISöö/

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Als daher 1844 die Herabsetsang des Arbeitstags unter 12 Stundefi verhandelt ward, erklfirten die Fabrikanten fast einstimmig, nibre Aufseher passten in den yerschiednen Arbeitsräumen auf, dass die Hände keine Zeit yerldren", „der Grad der Wachsamkeit nnd Anfmerksamkeit auf Seiten der Arbeiter (the eztent of yigilance and attention on the part of ihe workmen") sei kaum steigriings- ^Uiig'', und alle andren Umstände, wie Gang der Maschinerie u.s.w. als gleichbleibend Yorausgesetzt, „sei es daher Unsinn, in wohl- geführten Fabriken von der gesteigerten Aufmerksamkeit u. s. w. der Arbeiter irgend ein erkleeUiches Resultat zu erwarten** ^^). Diese Behauptung ward durch Experimente widerlegt. Herr R. Gbrdner Hess in seinen zwei grossen Fabriken zu Preston Tom 20. April 1844 an statt 12 nur noch 11 Stunden per Tag ar- beiten. Nach ungefähr Jahresfri;ät ergab sich das Resultat, dass ^dasselbe Quantum Produkt zu denselben Kosten erhalten ward, und sämmtliche Arbeiter in 11 Stunden eben so viel Arbeitslohn verdienten, wie früher in 12"'^^). Ich übergehe hier die Experi- mente in den Spinn- und Kardirriiunien, weil sie mit Zunahme in der Geschwindigkeit der Maschinerie (um verbunden waren.

In dem Webedepartement dagegen, wo zudem sehr verschiedne Sorten leichter, figurenhaltiger Phantasieartikel gewebt wurden, fand durchaus keine Aenderung in den objektiven Produktions- bediris^unpen statt. Das Resultat war: „Vom 6. Januar bis 20. April 1844, mit zwölfstfindigem Arbeitstag wöchentlicher Durchschnitts- lohn jedf'r- Arbeiters 10 sh. IV'., d., vom 20. April bis 29. Juni 1844, mit elistündigem Arl)eit.->tag, wöchentlithcr Durchschnittslohn 10 sh. 3*/., d."***). Es wurdü hier in 11 Stunden mehr producirt als früher in 12, ausschliesslich in Folge grüssrer gleichmäisiger Ausdauer der Arbeiter und Üekonoiuic ihrer Zeit. Während sie denselben Lohn emptingeu und 1 Stunde freie Zeit gewannen, er- hielt der Kapitalist dieselbe Prodnktenmasse und sparte Vernns- gabung von Kohle, Gas u. s. w. lür eine Stunde. Aehulu lie Kx- ))erimente wurden mit gleichem Erfolg in den Fabriken der Herren Uoirocks und Jacson ausgeführte^.

^Repurts of lusp. of Fact. for 1844 and the quarter ending 30th April 1S45", p. ÜO, 21.

1. c. p. 19. Da der Stücklohn derselbe blieb, hing die H5be des Wocheulohns vom Qnantuin des Produkte ab.

1. c. p. 22.

1. CD. 21. Das moralische £lement spielte bedeutende Bolle in den oben erwähntem Experimenten. »We**» erklärten die Arbeiter deoi Fnbrik- inspektor, „we wm with more epiri^ we faaTe the rewazd vret before ns

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Sobald die Verkürzung des Arbeitstags, welche zun&chst die subjektive Bedingung der Kondensation der Arbeit schafft, näiulich die Fähigkeit de» Arbeiters» mehr Kraft in gegebner Zeit flüssig zu machen, zwangsgesetzUch wird, wird die MaaduDe in der Hand des Kapitals zum objektiven und systematisch angewandten Mittel, mehr Arbeit in derselben Zeit zu erpressen. K? geschieht diese in doppelter Weise: durch erhdhte Geschwindigkeit der Maschinen nnd erweiterten Umfang der von demselben Arbeiter zu über- wachenden Maschinerie oder seines Arbeitsfehles. Verbesserte Kon- struktion der Maschinerie ist theiJs nothwendig znr Ausübung des grOesren Drucks auf den Arbeiter, theils begleitet sie yon selbst die Intensifikation der Arbeit, wml die Schranke des Arbeitstags den Kapitalisten zu strengsUon Haushalt der Produktionskosten zwingt Die Verbesserung der Dampfmaschine erhöht die Anzahl ihrer KolboiBcfalSge in einer Minute und erlaubt zuglach, durch grössere Kiafterspamng einen umfangreichren Mechiemismus mit demselben Motor zu treiben, bei gleichbleibendem oder selbst fallendem Kohlenverzehr. Die Verbesserung des Tiansmissiona- mechamsmuB Teimindert die Reibung und, was die modenie Ma- schinerie so augenfällig vor der ältren auszeichnet, reducirt Durch* messer und Gewicht der grossen und Uemen WeUenlAume auf ein stets fiiUendes Minimum. Die Verbesserungen der Arbeits- maschinerie endlich vermindem bei erhöhter Geschwindigkeit und ausgedehnterer Wirkung ihren Umfang, wie beim modernen Dampf- webstuhl, oder vergrössern mit dem Rum})f Umfang und Zahl der von ihr geführten Werkzeuge, wie bei der Spinnmaschine, oder vermehren die Beweglichkeit dieser Werkzeuge durch unschein- bare Detailveränderungen, wie derartig bei der selfacting mule in der Mitte der fünfziger Jahre die Gescliwindigkeit der Spindeln um gesteigert wurde.

Die Verkürzung des Arbeitstags auf 12 Stunden datirt in Eng- land von 1832. Schon 1836 erl lärte ein englischer Fabrikant: „Verglichen mit früher ist die Arlipit, die in den Fabriken zu verrichten, sehr gewachsen, in Folge der grössreu Aufmerksamkeit und Thätigkeit, welche die bedeutend vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie vom Arbeiter erheischt" ^'^^). Im Jahr 1844 machte

of ^etting away sooner at night, aiid one active and cheerful spirit per- vaoes the whole mill, from the youngest piecer to the oldest band, and we can greatly help esch other«* (1. c.) IM) jolm Fielden 1, c. p. 82.

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Lord Ashiey, jetst Graf Shaflteebury, folgende dokumentarisoh be- legte Aufstellungen im Hause der Gtememen:

„Die Arbeit der in den Fabrikproceaaen Beachäfbigten iat jetzt dreimal so gross, ab bei dei^ Einfiibrung solcher Operationen. Die Maschinerie hat zweifelsohne ein Werk Tenichtet, welches die Sehnen und Muskeln von Millionen Menschen ersetzt, aber sie hat anch eratannlioh (prodigiously) die Arbeit der durch ihre furcht- bare Bewegung beherrschten Menschen vermehrt .... Die Arbeit, einem Paar Mules während 12 Stunden auf- und abzufolgen, zum Spinnen von Garn No. 40, scbloss im Jahre 1825 das Durchlaufen einer Distanz Ton 8 Meilen ein. Im Jahre 1832 betrug die im Ge- folge eines Mulepaara, zum Spinnen derselben Nummer, wftturand 12 Stunden zu durchreisende Distanz 20 Meilen und oft mehr. Im Jahre 1825 hatte der Spinner wahrend 12 Stunden 820 Aus- zttge an jeder Mule zu machen, waa eine Gesammtsumme von 1640 für 12 Stunden ergab. Im Jahre 1832 hatte der Spinner wftbrend seines zwOl£BtQndigen Arbeitstaga an jeder Mule 2,200 Auszfige zu machen, zusammen 4,400, im Jiüire 1844 an jeder Mule 2,400, zusammen 4,800: und in einigen FSllen ist dra er» heischte Arbeitsmasse (amount of labour) noch grösser . . Ich habe hier ein andres Dokument von 1842 in der Hand, worin nachgewiesen wird, daas die Arbeit progressiT zunimmt« nicht nur, weil eine grSssre Entfernung zu dorchrdsen ist, sondern weil die Quantität der producirten Waaren sich rermehrt, während die Händezahl proportionell abnimmt; und femer, weil nun oft schlechtere Baumwolle gesponnen wird, die mehr Arbeit er- fordert .... Im Kiirdirraum hat auch grosse Zunahme der Arbeit stattgefunden. Knm Person thut jetzt die Arbeit, die früher zwischen zwei vertheilt war .... In der Weberei, worin eine grosse Anzahl Personen, meist weiblichen Geschlechts beschäftigt ist, ist die Arbeit während der letzten J ihre um volle IO^/q ge- wachsen, in Folge der vermehrten Geschwindigkeit der Maschinerie. Im Jahre 1838 war die Zahl der hanks. die wöchentlich gesponnen wurde, 18,000, im Jahre 1843 bellet sie sich auf 21,000. Im Jahr 1819 war die Zahl der picks beim Dampfwebstuhl 60 per Minute, im Jahr 1842 betrug sie 140, was einen grossen Zuwachs yon Arbeit anzeigt' ^•*).

Angesirhis dieser merkwürdigen Intensität, welche die Arbeit unter der Herrschaft des Zwölfstundengesetzes bereits 1844 erreicht

^*^) Lord Afthley 1. c p. 6—9 paadm.

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batte, schien damals die Erklärung der englischen Fabrikanten be- rechtigtf jeder weitere Fortschritt in dieser Richtunr^ sf i unmöglich, daher jede weitere Abnahme der Arbeitszeit identisch mit Abnahme - der Produktion. Die scheinbare Richtigkeit ihres Raisonnements wird am besten bewiesen durch folgende gleichzeitige Aeuasemng ihres natloeeii GensorB, des Fabrildnspektors Iieonhard Horner :

„Da die produdrte Quantität hauptsachlich geregelt wird durch die Geschwindigkeit der Maschinerie, muss es das Interesse des Fabrikanten sein, sie mit dem aussersten 'GeschwindigkeitBgfad su tniben, der mit folgenden Bedingungen yereinbar ist: Bewahrung der Maschinerie vor zu raschem Verderb, Erhaltung der Qualit&t des fahricirten Artikels, und Ffihigkeit des Arbeiters, der Be* wegung zu folgen ohne gröasre Anstrengung, als er kontinuirlich leisten kann, fis ereignet sich oft, dsss der Fabrikant in seiner Hast die Bewegung zu sehr beschleunigt Brüche und schlechtes Machwerk wiegen dann die Geschwindigkeit mehr als auf, und er ist gezwungen, den Gang der Maschinerie zu mfiTsigen. Da ein akfciTer und einsichtsToller Fabrikant das erreichbaie Maximum ausfindet, sehloss ich, dass es unmöglich ist, m 11 Stunden so riel zu produciren als in 12. Ich nahm auaseidem an, dass der per Stücklohn bezahlte Arbeiter sich aufs äusserste anstrengt, soweit er denselben Arbeitsgrad kontinuirlich aushalten kann" ^^*). Homer sehloss daher, trotz der Experimente von Gardner u. s. w., dass eine weitre Herabsetzung des Arbeitstages unter 12 Stunden die Quantität dcü Produkts vermindern müsse**'). Er selbst citirt 10 Jahre später sein Bedenken von 1845 zum Beweis, wie wenig er damals noch die Elasticität der Maschinerie uud der menschlidieu Arbeitskraft begriff, die beide gleichmäfsig durch die zwangsweise Verkürzung des Arbeitstags aufs Höchste gespannt werden.

Kommen wir nur zur Periode nach 1847, seit Einführung des Zehnstundengesetzes in die englischen BauuiwoU-, WoU-, Seiden- und Flachslabriken.

„Die Geschwindic^kcit der Spindeln ist auf Throstles um 500, auf Mulei um lOUU Drehungen in einer Minute gewachsen, d. h. die Geschwindigkeit der Thro«?tlespindel, die 1839 4500 Drehungen in eiiit r Minute zählte, beträgt nun (1862) 5000, und die der Mulespindel, die 5000 zählte, beträgt jetzt 6000 in der Minute; diess beläutt sich im ersten Fall auf ^/^^ und im zweiten auf

.Reports of Insp. of Fset to 80th. April, 1845*, p. 20. L c p. 22.

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zusätzlicher Geschwindigkeit"^"**). Jas. Nasrayth, der berülirnte Civilingeoieur von Patricroft, bei Manchester, setzte 1852 in einem Brief au Iieonhardt Homer die von 1848 1852 gemachten Ver- besserungen in der Dampfmaschine auseinander. Nachdem er bemerkt, dass die Dampfpferdekraft, in der officiellen Fabrikstatistik fortwährend geschätzt nach ihrer Wirkung im Jahr 1828^®*), mir noch nominell ist und nur als Irulex der wirklichen Kraft dienen kann, sagt er u. a.: „Ea unterliegt keinem Zweifel, dass Dampf- maschinerie 70n demselben Gewicht, oft dieselben identischen Ma- schinen, an denen nur die modernen Verbessningen angebivcht sind, im Durchschnitt mehr Werk als früher verrichten, und

dass in vielen Fällen dieselben identischen Dampfmaschinen, die in den Tagen der beschränkten Geschwindigkeit von 220 Fuss per Minute 50 Pferdekraft lieferten, heute, mit vermindertem Kohlen-

konsum, über 100 liefern Die moderne Dampfinaschine

▼on derselben nominellen Pferdekrafk wird mit grdssrer Gewalt ab frfiher getrieben, in Folge der Yerbessrungen in ihrer Kon- struktion, yermindertem Umfang und Bau der Dampfkessel u. 8. w. . . . Obgleich daher dieselbe H&ndezahl wie firfiher im Verhaltniss zur nominellen Pferdekraft besdiiftigt wird, werden weniger Binde verwandt im VerhSltniss zur Arbeitsmaschinerie"^^. Im Jahre 1650 verwandten die Fabriken des vereinigten König* reiche 134,217 nominelle Pferdekraft zur Bewegung von 25,688,716 Spindeln und 801,495 Websttthlen. Im Jahr 1856 betrug die Zahl der Spindeln und Webstühle respektive 33,508,580 und 369»205. Wüie die erheischte Pferddcraft dieselbe geblieben wie 1850, so waren 1856:175,000 Pferdekraft nöthig. Sie betrag aber nach dem offidellen Ausweis nur 161,485, also Ober 10,000 Pferdekraft weniger, als wenn man nach der Basis von 1850 rechnet ^'^). »Die durch den letzten Betnm von 1856 (of&cieUe Statistik) festgestellten Thatsachen sind, dass das Fabrikaystem

.Reporte of Insp. of Fact. for Slst Oet. 1862", p. 62.

Diese hat sich geÄndcrt mit dem ^Parliamentary Retum" von 1862. Hier tritt die wirkliche Dampfpferdekraift der modernen Dampfmaschinen imd Wasserräder an die Stelle der nominellen (s. Note 109a, S. 405). Auch sind die Dublirspindeln nicht mehr zoaammengeworfeu mit den eigentlichen Ppinrii-ipiiKleln i'wie in den ^Returns" von 1889, l!^50 nnd IPriRl; ferner ist für die Wollfabriken die Zahl der ,gigs* hinzugefügt, Scheidung eingeführt zwischen Jute- und Hanffabriken einerseits, Flachsfabriken andrerseitBi endlich zum ersten Mal die Strunipfwirkerei in den Berieht ail%enoinmen.

^Reports of Inap. of Fact. for 81at Oct. 1856", p. 11. >") l. c p. 14, 15.

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rassend rascli tun ddi greift, die Zahl der Hände im Verh&ltmBS znr Maschinerie abgenommen hat, die Dampfmasehine durch Oeko- nomie der Kraft und andre Methoden ein gröesree Maschinen- gewicht treibt, und ein Termehrtes Quantum Machwerk erzielt wird in Folge Terbeaeerter Arbeitsmaachinen, yeranderter Me- thoden der Fabrikation, erhöhter Oeachwindigkeit der Maschinerie und vieler andrer ürsachen" ^^') ,fDie grossen in Maschinen jeder Art eingeführten Yerheaarungen haben deren Produktiv* kraft sehr gesteigert Ohne allen Zweifel gab die YerkOrsung des Arbeitstags. . . . den Stachel zu diesen Verbessrungen. Letztre und die intensivre Anstrengung des Arbeiters bewirkten, das» wenigstens eben so viel Machwerk in dem (um zwei Stunden oder '/^) verkürzteu Arbeit^itag als früher während des lüugren geliefert wird"!'»).

Wie die Bereicherung]^ der Fabrikanten mit der intensivren Au.s- beutung der Arbeitskraft zunaiiiii, beweist schon der eine Umstand, dass das durchschnittliche proportioneile Wachsthum der englischen Baumwollen- u. s. w. -Fabriken von 1838 bis 1850 32%, YOn 1850 bis 185o duaregen 86% betrug.

So gross in drii 8 Jahren 1848 bis 1866, unter der Herrschaft des zehnstündigen ArbeitstaLC^. der Fortschritt der PM<,His(hpn In- dustrie, wurde er wieder wen iilierilugelt in der foigemleu sechs- jährigen i'eriode von 1856 bis 1862. In der Seidenfabrik z. ß. 1856: Spindeln 1,093,799, 1S6 >: 1,388,544; 1856: Webstühle 9,260 . und 1862: 1Ü,709. OiiLTcufMi 1856: Arbeiteran/ahl 56,131 und ' 1862: 52,429. Diess ergiebt Zunalime der Spindelzahl 26.9*^/^, und der Webstühle 15.6" mit gleichzeitiger Abnahme der Arbciter- anzalil um 7" Im Jahre 1850 wurden in der Worsted-Fabrik angewandt 875,830 Spindebi, 1856: 1,324,549 (Zunahme von 21.2®/o) und 1862: 1,289,172 (Abnahme von 2.7%). Zählt mau aber die Dublirspindeln ab, die in der Aufzählung für das Jahr 1856, aber nicht für 1862 figuriren, so blieb die Anzahl der Spindeln seit 1856 ziemlich stationär. Dagegen ward seit 1850 in vielen Fällen die Geschwindigkeit der Spindeln und Webstühle verdoppelt. Die Zahl der Dampfwebstühle in der Worsted-Fabrik 1850: 32,617. 1856: 38,956 und 1862: 43,048. Es waren dabei beschäftigt 1850: 79,737 Personen, 1856: 87,794 und 1862: 86,063, aber davon Kinder unter 14 Jahren 1850: 9,956, 1856: 11,228 und

i«j 1. c. p. 20.

.^porta etc. for Slat Oct. 1858'S P- % 10. Vgl. ^»Beporte etc. for 80th April 1860", p. 80 sqq.

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1862: 13,178. Trotz sehr vermehrter Anzahl der Webstühle^ 1862 verglichen mit 1866, nahm also die Qesammtzahl der be* schädigten Arbeiter ab, die der exploitirten Kinder zu"«).

Am 27. April 1863 erklärte das Parlamentsmitglied Fernmd im Unterhause: „Arbeitsdelegirte von 16 Distrikten von Lancashire ond Oheshire, in deren Auftrag ich spreche, haben mir mit^^etheilt, daas die Arbeit in den Fabriken in Folge der Yerbessrvmg der Maschinerie beständig wachse. Statt dass früher eine Person mit Gehülfen zwei Webstühle bediente, bedient sie jetzt drei ohne Qe- hOlfen und es ist gar nichts Ungewöhnliches, dass eine Person ihrer vier bedient u. s. w. Zwölf Stunden Arbeit, wie ans den mitgetheilten Thatsachen henrorgeht, werden jetzt in weniger als 10 Arbeitsstanden gepresst. Es ist daher selbstverständlich, in welchem tmgeheuren TJmiaiig die Mühen der Fabrikarbeiter sich seit den letzten Jahren vermehrt haben" ^'^).

Obgleich daher die Fabrikinspektoren die günstigen Resultate der Fabrikgesetze von 1844 und 1850 unermflditch und mit vollem Recht lobpreisen, gestehn sie doch, dass die Verkürzung des Arbeitstags bereits eine die Gesundheit der Arbeiter, also die Arbeits» kraft selbst zerstörende Intensität der Arbeit hervorgerufen habe. ,In den meisten Baumwoll», Worsted- und Seiden&briken scheint der erschöpfende Zustand von Aufregung, nöthig für die Arbeit an der Maschinerie, deren Bewegung in den letzten Jahren so ausserordentlich beschleunigt woiden ist, eine der Ursachen des Ueberschusses dSr Sterblichkeit an Lnngenkrankheiten, den Dr. Greenhow in seinem jüngsten bewunderswerthen Bericht nachge- wiesen hat"''*). Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, dass die Tendenz des Kapitals, sobald ihm Verlangrung des Arbeits- tags ein für allemal durch das Gesetz abgeschnitten ist, sich durch systematische Steigrung des Intensit&tsgrads der Arbeit gftiäieh

1'') „Reports of Insp. of Fact. for 81st Oct. 1862", p. 100 u. IHO.

^'^) Mit dem modernen Dampfwebstuhl fabricirt ein Weber jetzt iu 60 StoDden per Wodie auf 2 Stühlen 86 Stüek einer gewiasen Art toq be- stimmter Länge und Breite, wovon er auf dem alten Dampfwebstuhl nur 4 fabriciren konnte. Die Webkosten eine.s solchen Stücks waren schon Anfang der 18d0er Jahre von 2 sh 9 d. auf b^j^ d. gefallen.

ZnaatE sur 2. Ausgabe. ,,yor 80 Jahren (1841) verlangte man von einem Banmwollgarnspinner mit 3 Gehülfen n^ir die tJeberwachung eines Mule- paara mit 300—324 Spindeln. Mit 5 GehiÜfeu bat er jeUt (Ende 1871) Mules zu überwachen, deren Spindelzahl 2200 beträgt, und prodadit mindeatens aiebenmal mehr Garn als 1841", (Alexander RedgrsTe, Fabrik' iuspector im „Journal of the Soc. of Arts, Jan. 5. 1872".)

»Reports of JLnsp. of Fact. for Slat Oct, 1861", p. 25, 20.

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ZQ thnn und jede Verbeesraiig der Meachinerie in ein Mittel zu grössrer AuBsangung der Arbeiisknift zu Terkehren, bald wieder SU einem Wendepunkt treiben mnas, wo abermalige Abnahme der Arbeitntunden nnvermetdUch wird*'^. AndreneitB IlberflQgelt der Stormmaracb der englischen Industrie von 1848 bis zqt Gegen- wart, d. h. wfthrend der Periode des zehnstAndigen Arbeitstags, noch weit mehr die Zeit von 1838 bis 1847, d. h. die Periode des zwölfstundigen Arbeitstags, als letztre das halbe Jahrhundert seit Eiiitähruiig des Fabriksjstems^ d. h. die Periode des uubeschräukteu Arbeitstags^'*).

^'') Die Achtstimdenagitation hat jetst (1867) in Laacashire unter den

Fabrikarbeitern begonnen.

Folgende wenige Zahlen /eigoii den Fortuckritt der eigeaUicben „Factories" im U. Xiugd. acit lö4ö:.

K X J) O r t . Quantität. 1848.

Kxport. (ju»iit iti«t . 1861.

Kxporl . t/unnlitUt. 1860.

Kxport, gnuiititUl. 1865.

BwtmwoUlkbrtk. Ba«aiwollgtw«ba

. SImIu- und Ilunt-

Gtta Gewebo

Seidenfabrik. Kettcngarii, Zwist^ G»ni

WollttB« n. WofllMd-

Q«m e«w«b«

PI4. l«6^1,16t

Pfd. 14B,96d,106 Pfd. 4,>W,17« j, 1,548,161,7»

PM. li.,Ti-J,lH2 Pfd. 1 8,841 ,:VJG J. 88,901,619 /. 13ra,106,7W

Pfd. 4l>6,9u'5

OIr.

Pfd. Iir7,a4&,666 Pfd. «,W7,6fri 7. >,776,n8,4»

Pfd, .108.751,466 Pfd. i,6i8,ni /. 8,016,187,061

Pf.l. !n.2Ui,r,12 ' Pfd. 36.777,334 /. lA8,WM,r78 jr. M7,01V,6tt

Pfd. 468,513 I Pfd. S!»7,40S Pfd. 818,688

Pfil. 14,670,880 j. 842,190,878

Pfd. 97,688,808] Pfd. 61,60,867 y. 180,881,687 hr. 978,887,488

Bsamwollfülirik. Bauniwolli^arn Hauni wolltfowcbo

YlAaiw osd li«nf-

Oan

W«rth. 1848.

Export. Wertti. 1861.

S<«ldoDf&lirik. XetteDgan, Zwili,

Qmiu Otw«b«

WoUffcbrik WoUMi- u. Wont»d<

Pfd. Bt

lG,76a,;M>d

488.449 9,801.788

»7,7»a

776,876 6,788,!

Pfd. 8t.

961,4üe 4,107,886

M80,r

W«rth. 1860.

8,877,188

Pfd. 8t.

<),S70,87.S

1.801,17^ 4,804,806

91i^,a42 1,687,1

8,848,460 19,166,986

Export. Wertli. 1866.

Pfd. 8t.

46,i0a,796

2.ö06,4»7 9,166,816

700,007 1,409,991

S,484i,017 90,109,9S9

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4. Die Fabrik.

Wir beiracliteten im Beginn dieses Kapitels den Leib der Fabrik, die GliedruDg des Maschinensystems. Wir saben dann, wie die

Maschinerie das menschliche Exploitationsmaterial des Kapitals vermehrt durch Aneignung der Weiber- und Kinderarbeit, wie sie die ganze Lebenszeit des Arbeiters konfiscirt durch mafslose Aus- dehnung des Arbeitstags, und wie ihr Fortschritt, der ein ungeheuer wachsendes Produkt in stet.s kürzrer Zeit zu liel'ern erlaubt, end- lich als systematisches Mittel dient, in jedem Zeitmoment mehr Arbeit flüssig zu machen oder die Arbeitskraft stets intensiver auszubeuten. Wir wenden uns nun zum Fabrikganzen, und zwar in seiner ausgebildetsten Gestalt.

Dr. Ure, der Pindar der automatischen Fabrik, beschreibt sie einerseit^s als „Kooperation verschieduer Klassen von Arbeitern, erwachsnen und nicht eiwachsnen, die mit Gewandtheit und Fleiss ein System produktiver Maschinerie überwachen, das ununterbrochen durch eine Central kraft (den ersten Motor) in Thätigkeit gesetzt wird", andrerseits als „einen ungeheuren Autoniaten. zusammen- i^Hsrtzt aus zahllosen mechanischen und seil .st licwnsstpn Organen, die im Einverstiindni.^s und ohnr» ünterlirt-iinmg wirken, um einen und denseil) '11 (m ^enstand zu produciren, so dass alle diese Organe einer Bewegungskraft untergeordnet sind, die sich von selbst be- wegt." Diese beiden Ausdrücke sind keineswegs identisch. In dem einen erscheint der korabinirte Gesaramtarbeiter oder gesellschaft- liche Arbeitsk(")r])er als übergreifendes Subjekt und der mechanische Automat als Objekt; in dem andren ist der Automat selbst das Subjekt und die Arbeiter sind nur als bewusste Organe seinen bewusstlosen Organen beigeordnet und mit denselben der centralen Bewegungskraft untergeordnet Der erstere Ausdruck gilt von

(Sieh die Bhiubücher: „Stsuistical Abstract for the U. Kiögd." Nr. 8 uud Is'r. lü. Lüud. 1061 und 1J<66.)

In LancaBhire vermehrten sieb die Fabriken zwischen 1839 und 18<^0 nur um 4%, zw; rlion 1850 und um 19»/ o, «wischen 1856 und 1862

um 33<*/0, während in beiden einährigen Perioden die Zahl der beschäftigten Personen absolut zunahm, relativ fiel. Cf. Reports of Insp. of Fact. for 3I^«t Oct 1862, p. 68. In Lancashire herrscht <lie Haumwollfabrik vor. Welchen proportionelleii K;iuin sie aber in der Fabrikation von Garn und Gewebe überhaupt einnimmti sieht man daraus, dass auf sie allein ▼on allen derartigen Fabriken in England, Wales, Sdiottland und Irland 4$.2*/o fallen, y<m allen Spiudoln 83.3»'o, von allen Dampfwebrtttlilen 81.4»;^ yon aller sie bewehrenden Danipfpferdekraft 72.6^/o '^^^ der Getammt- sahl der beschäftigten Personen 58.2%. (1. c. p. 62, 63.)

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jeder möglichen Anwendung der MMchmerie im Grossen, der andre charaktensirt ihre kapitalistiadie Anwendung and daher das mo- derne FahiikBjfltem. üre lieht es daher auch, die Centraimaschine, von der die Bewegung ausgeht, nicht nur als Automat, sondern als Autokrat darzustellen. „In diesen grossen Werkstätten ver- sammelt die wohlthätige flacht des Dampfes ihre Myriaden von Unterthanen um sich" ^'•).

^lit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität m seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungs- föhigkeit des Werkzeugs ist eraancipirt von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft Damit ist die technische Griuillacrp aufgehoben, worauf die Theilung der Arbeit in der Manufaktur beruht. An die Stelle der sie cliarukterisirenden Hierarcliie der sppcialisirten Arbeiter tritt daher in der auto- niatisrhpn Fabnk die Tendenz der Gleichmachung oder Niveliirung der Arbeiten, welche die Gehülfen der Maschinerie zu verrichten haben *^), an die Stelle der künstlich erzeugten Unterschiede der Theilarbeiter treteu vorwiegend die natürlichen Unterschiede des Alters und Geschlechts.

Soweit in der automatischen Fabrik die Theilung der Arbeit wiedererscheint, ist sie zunächst Vertheilung von Arbeitern unter die specialisirten Maschinen, und von Arbeitermassen, die jedoch keine gegliederten Gruppen bilden, unter die verechiednen Depar- tements der Fabrik, wo sie an neben einander gereihten gleich- artigen Werkzeugmaschinen arbeiten, also nur einfache Kooperation unter ihnen stattfindet. Die gegliederte Gruppe der Manufaktur ist ersetzt durch den Zusammenhang des Hauptarbeiters mit wenigen Gehülfen. Die wesentliche Scheidung ist die von Arbeitern, die wirklich an den Werkzeugmaschinen beschäftigt sind (es kommen hiezu einige Arbeiter zur Bewachung, resp. Ffittrung der Be- wegungsmaschine) und von blossen Handlangem (fast ausschliess- lich Kinder) dieser Maschinenarbeiter. Zu den Handlangem zählen mehr oder minder alle „Feeders" (die den Maschinen bloss Arbeits- stoff darreichen). Neben diese HauptUassen tritt ein numerisch unbedeutendes Personal, das mit der Kontrole der gesammten Maschinerie und ihrer beständigen Reparatur beschlftigt ist, wie Ingenieure, Mechaniker, Schreiner u. s. w. Es ist eine höhere, theils wissenschafUich gebildete, theils handwerksmäCugs Arbeiter.

üre 1. c. p. 8.

L e. p. 81. Vgl. Karl Manc, Mia^re etc. p. 140, 141.

31 »TS, Kftpitol I. 25

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Uttne, aoaserhalb des Kreises der Fabrikarbeiter und ihnen nur aggregirt^''^). Dieae Theilung der Arbeit ist rein technisch.

Alle Arbeit an der Maaehine erfordert frühzeitige Anlemung dea Arbeitern^ damit er aeine eigne Bewegung der gleichfönnig kontinuirliclien Bewegung euiee Automaten anpaaeen lerne. Soweit die Gflaammtmaachinerie aelbat ein Styatem mannigfacher, gleich- leitig wirkender und kombinirtor Uaschtnen bildet, erfordert auch die auf ihr beruhende Kooperation eine Yertheilung TerBchieden- artiger Arbeitergruppen unter die verBchiedenartigen Bfaschinen. Aber der Maachinenbetrieb hebt die Nothwendigkeit auf, dieae Vertheilung manufakturm&laig zu befestigen durch fortwahrende Aneignung derselben . Arbeiter an dieselbe Funktion ^'*). Da die Qesammtbewegung der Fabrik nicht vom Arbeiter ausgeht, aondem ▼on der Maschine, kann fortwfihrender Personenwedisel stattfinden ohne Unterbrechung des Arbeitsprooesses. Den schlagendsten Be- weis hierzu liefert das w&hrend der englischen F^brikantenreYolte ▼on 1848 50 ins Werk gesetzte Bekissjstem, Die Geschwindig«* keit endlich, womit die Arbeit an der Maschine im jugendlichen Alter erlernt wird, beseitigt ebenso die Nothwendigkeit, eine be- sondre Klasse Arbeiter ausschliesslich zu Maschinenarbeiteni henm- zuziebn^^''). Die Dienste der blossen Handlanger aber sind in der

^) Es ist eharakteriaUich fflr die Absieht des statistischen Betrags, die

auch sonst noch im Detail nachweisbar wäre, wenn die englische Fabrik-

fespt/irobung dio 7\\]o{7t im Text erwähnten Arbeiter aii«idrücklich alsNicht- abrikarbeiter von ihrem Wirkuugskreisausschliesst, andrerseits die vom Par- lament veiDffentUchten „Retnnis^ ebnaso ausdrfieklich nicht nur logenieore,

Mfchaiiiker u. ». w., nondeni auch Fiibrikdiripenteü , Commis, Ausläufer, Lageraufseher, Verpacker u. s. w. kurx alle Leute mit Ausschluss dea Fabrik- eigenthOmers selbst, in die Kategorie der Fabrikarbeiter einachliessen.

Ure giebt diess so. Er s^lt, dass die Arbeiter „im Nothfidl nach dem Willen de- niriirnitcn von einer Maschine zur andren versetzt werden kennen, und rutt triurnphirend aus: ,, Dergleichen Wechsel steht im oflneu Widerspruch mit der iilten Iloutine, die die Arbeit theilt und dem einen Arbeiter die Aufgabe zuweist^ den Kopf einer Stecknadel zu faQonniren, dem andren ihre Sj>itze zu schleifen." Er hätte sich viel mehr fragen sollen, warum diese „alte Koutine" in der automatischen Fabrik nur im ,^'othiaU" ver- lassen wird.

^**) Wenn Noth an Mann ist, wie s. B. wfthrend des amerikanischen BOr- gerkririTH, wird der Fabrikarbeiter ausnahmsweise vom Bourgeois ;'n len grObbteuArbeiten, wieätrassenbau u.s.w., verwandt. Die englischen „ateliers nationaux" des Jahres 1862 u. folg. fOr die beschäftigungslosen Baumwoll- arbeiter unterschieden sich dadurch von den französischen von 1848, dass in diesen der Arbeiter auf Kosten des Staat» unproduktive Arbeiten, in jenen snm VortheU des Bourgeois produktive städtiache Arbeiten und zwar wohl- feiler als die regelmifsiien Arbeiter, mit denen er so in Konkiirrens geworfen ward, zu Terrichten hatt«. „The physical appearanee of Üut eotton opera- Ures is onqnestionabljr improved. Ihis I attribnte . . . es to the mea, to

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Fabrik theils durch Maschinen ersetzbar ^**^), theils erlauben sie wegen ihrer völligen Einfachheit raschen und beständigen Wechsel der mit dieser Plackerei belasteten Personen.

Obgleich nun die Maschinerie das alte System der Tbeiliiiig der Arbeit technisch über den Haufen wirft, schleppt es sich zunächst als l^adition der Manufaktur gewohnheitsmäisig in der Fabrik fort, um dann systematisch vom Kapital als Gxploitationsmittel der Arbeitskraft in noch ekelhaftrer Form reproducirt un<i festigt zu werden. Aus der lebenslangen Specialität, ein Theil Werkzeug zu fiiliren, wird die lebenslange Bpecialität, einer Theilmaschine zu dienen. Die Maschinerie wird niissbraucht, um den Arbeiter selbst von Kindesbeinen in denTfaeil einer Theilmaschine zu verwandeln ^^^). Nicht nur werden 80 die so seiner eignen Reproduktion nöthigen Kosten bedeutend verminderii sondern mgleich seine htüflose Ab- hängigkeit vom Fabrikganzen, also vom Kapitalisten , vollendei Hier wie überall muss man unterscheiden zwischen der grössren ProduktiTit&t, die der Ehitwicklung des gesellschafUichen Pmduk- tionsprooesses, und der grtaren Produktiritfit, die seiner kapitsr listischen Ausbeutung geschuldet isi

In Manufidrtur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine. Dort geht von ihm die Bewegung des Arbatsmittels aus, dessen Bewegung er hier zu folgen hat In der Manufaktur bilden die Arbeiter Glieder eines lebendigen MechaniBmus. In der Fabrik edstirl; ein todter

outdoor laboiir on public worka," (Es handelt sich hier um die IVe^tnn- Fabrikar heiter, die am „Preston Moor" beschäftigt wurden. i^Kep. of Xnap. of Fact Oct 1865", p. 59.)

'*^) Beispiel : Die verechiednen mechanischen Apparate, die zum Ersatz von Kinderarbeit «cit dem Gesetz TOn IPlt in drr Wullfabrik eingeführt wurden. Sobald die Kinder der Herren Fabrikanten seibbt .,ihre Schule" als HandUnffer der Fabrik durchEnmachen habea, wird diew fast noch nnange- baute Gebiet der Mechanik bald einen merkwtlrdigen Aufschwun^^ nehmen. „Die self-actin^ mule?« sind vielleicht eine "o gefährliche ^raschinerie als irgend eine andere. Die meisten Unglücksiaile begegnen kleinen Kindern und Ewar in Folge ihres KiecheoB unter die Malet, tun den Boden zu fegen, wahrend die Mules in Bewegung sind. Verschiedne .,minders (Arbeiter an der Mule) wurden (von den FabrikinBpektoren) gericntlich verfolgt und zu Geldstniien verurtheilt wegen dieses Vergehns, aber ohne irgend welchen all- gemeinen VortheÜ. Wenn MsschiDenmMhw nur einen Sefbetfi^^er erfinden wollten^ durch dessen Gebrauch dieNothwendigkeit für diese kleinen Kinder, unter die Maschineric zn kriechen, wegfiele, so wilre das ein glücklicher Bei- trag zu unsren Protektionsmafsregeln." („Report» of Insp. of Factories for 81 tt October 1866", p. 68.)

Man würdige daher den fabelhaften Einfall Proudhon's, der die Ma- schinerie nicht i\U Synthese von Arbeitsmitteln, sondern als Sjnthese von Theilarbeiteu fQr die Arbeiter selbst „konstruirt".

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Mechanismus unabhängig von ihnen, und sie werden ihm als leben- dige Anliiiagsel einverleiht. „Der trCihselige Schlendnau einer endlosen Arbeitsqual, vvoiin derselbe mechanische Process immer wieder diir( lii^eniacht wird, gleicht der Arbeit des Sisyphus; die Last der ArijLit, ^L ich dem Felsen, fallt immer wieder auf den abge- matteten Ariieiter zurück"**®). Während die Maschinenarbeit das Nervensystem aufs äusaerste angreift, unterdrückt sie das vielseitige Spiel der Muskeln und konfiscirt alle freie körperliche und geistige Tliiitigkeit**'), Selbst die Erleichterung der Arbeit wird zum Mittel der Tortur, indem die Maschine nicht den Arbeiter von der Arbeit befreit, sondern seine Arbeit vom Inhalt. Aller kapitulistischeu Produktion, soweit sie nicht nur Arbeitsprocess, sondern zugleich Verwerthungsprocess des Kapitals, ist es gemeinsam, dass nicht der Arbeiter die Arbeiisbedingung, sondern umgekehrt die Arbeiis- bedingung den Arbeiter anwendet, aber erst mit der Maschinerie erhält diese Verkehrung technisch handgreifliche Wirklichkeit. Durch seine Verwandlung in einen Automaten tritt das Arbeits- mittel während des Arbeitsprocesses selbst dem Arbeiter als Kapital gegenüber, als todte Arbeit, welche die lebendige Arbeitskraft beherrscht und aoasBUgt Die Scheidung der geistigen Potenzen des Produktionsprocesses von der Handarbeit und die Verwandlung derselben in Mächte des Kapitals über die Arbeit vollendet sich, wie bereits früher angedeutet, in der auf Grundlage der Maschinerie aufgebauten grossen Industrie. Daa Detailgeschick des individuellen, entleerten Maschinenarbeiters verschwindet als ein winzig Neben- ding vor der Wissenschaft, den ungeheuren Natorkraften und der ge- sellschaWchen Massenarbeit, die im Maschinensystem verkörpert sind und mit ihm die Macht des „Meisters^' (master) bilden. Dieser Meister, in dessen Hirn die Maschinerie und sein Monopol an derselben unsser* trennlich verwachsen sind, ruft daher in Kollisionsfallen den „Händen" verächtlich zu: „Die Fabrikarbeiter sollten in heilsamer £rinnrung halten, dass ihre Arbeit in der That eine sehr niedrige Sorte geschickter Arbeit ist; dass keine leichter aneigenbar und in Anbetracht ihrer Quali- tät besser belohnt ist, dass keine durch kurze Unterweisung des mindest

F. Engels, Lage etc., p. 217. Selbst ein ganz ordinärer, optimistischer Freihändler, Herr Molinari, bemerkt: ,,Un homme s'use plns vfte en sur- veiUant quloze heures par jour l'^volutiou uaiformo d'uu m^canisme, qu'en exer^ant dans le mdme espace de temps, sa force physique. Ce travul de

.surveiniince, qui scrvirait peut-etre d'utile gymnustique U l'intelligence, s'il n't'tait ])as trop prolungc, d^truit h 1a loiigue, \>at son exc^s, et rintellifrence et ie corpä meme." (G. deMolinuri: Etudes Econorniquea". Paris 1846.) »0 F. Engela 1. c. p. 210.

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Erfahrnen in so kurzer Zeit und in solchem Ueberflnss zngeftthrt werden kann. Des Meisten Maschinerie spielt in der That eine viel wichtigere BoDe in dem GeschSfte der Produktion als die Arbeit und das Geschick des Arbeiters, die eine Erziehung von 6 Monaten lehren und jeder Baoemkneebt lernen kann**^'*).

Die technische Unterordnung des Arbeiters unter den gleich* formigen Gang des Arbeitsmittel nnd die eigenthQmlicbe Zu- sammensetzung des ArbeitskSrpers ans Individuen beider Geschlechter und yerschiedenster Altersstufen schaffen eine kssemenmälsige Dis- ciplin, die sich zum vollständigen Fabrikregiine ausbildet und die schon froher erwähnte Arbeit der Oberaufsicht, also zugleich die Theilung der Arbeiter in Handarbeiter und Arbeitsaufseher, in gemeine Industriesoldaten und Industrieunterofficiere, völlig ent- wickelt. „Die Hauptscliwierigkeit in der automatischen Fabrik bestand m der nothwendigen Disciplin, um die Menschen auf ihre unregelmälsigen Gewohnheiten in der Arbeit verzichten zu machen und sie zu identificiren mit der unveränderlichen Regel mäl'sigkeit des grossen Automaten. Aber einen den Bedürfnissen und der Geschwindigkeit des automatischen Systems entsprechenden Dis- ciplinarkodex zu erfinden und mit Erfolcr auszuführen, war ein Unternehmen des Herkules würdi<T^, das ist das edle Wprk Aik- wright'sl Selbst heut /n Ta^e, wo das S\ st» m in seiner ganzen Vollendun«? organisirt ist, ist es fast unni "^lu ii, unter den Arbeitern, die das Alter der Mannbarkeit zurückg- ltLit liaben, nlitzliche Ge- hülfen für das antouiatische System zu tindeu" ^^^). Der Fabrik- kodex, worin das Kapital seine Autokratie über seine Arbeiter, ohne die sonst vom Bürgerthum so bflieijte Theilung der Gewalten und das noch beliel)tere iie})nisentativsystem, privatgesetzlich und eigenherrlich formuUrt, ist nur die kapitalistische Karikatur der

^*'') „The factory operatives should keep in wbolet^ome remembrauce the fflct that tfaeira is really a low roecies of skilled labonr; and that tiiere is none which is more easily aequirea or of (juallty more amply remunerated, or which, by a short training of the loast expert can bc more qnickly nn well as abtmdantly acquired .... The maater's machinery really plays a far more important part in the biumcim of prodttction than the labour and the skill of the operative, which six months' education can teach, and a common labonrer can learn." {The Master Spinners' and Manufaclnrer«?' De- fence P'und. Keport ot the Gommittee. Manchester p. 17.) Man wird

sDftter sehn, dass der „Ifaster" ans einem andern Loeh pfem^ sobald er mit Verlust seliuT lebendigen" Automaten bedroht ist.

tJre 1. c. p. 15. Wer Ärkwright's Lebensgoschichte kennt, wird das Wort „edel" diesem genialen Barbier nie an den Kopf werfen. Von allen

gössen Erfindern des 18. JahrhundertB war er anstraitig der grösate Dieb emder Erfindungen und der gemeinste Kerl.

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geeellschafÜichen Beglnng des ArbdtBprocesses, welche ndÜiig wird mit der Kooperation aul' grosser Stufenleite und der Anwendung gemeinsamer Arbeitsmittel, namentlich der Maaehinerie. An die

Stelle der Peitsche des Sklaventreibers tritt das Strafbuch des Aufsehers. Alle Strafen lösen sich natürlich auf in Geldstrafen und Lohnabzüge, und der gesetzgeberische Scharfsinn der Fabrik- Lykurge macht ihnen die Verletzung ihrer Gesetze wo müghch noch einbringlicher als deren Befolgung ^^^).

^ »Die Sklaverei, in der die Bourgeoisie das Proletariat gefosselt hllt^

kommt nirgends deutlicher &m Tageslicht, als im Fabriksystem. Hier hört alleFreiheir reclitlieh und faktisch auf. Der Arbeiter miiss Morgens um halb 6 in der Fabriic sein; kommt er ein paar Minuten zu sjpät, so wird er ge- straft, Irommt er 10 Minaten au spät, so wird er gar Dicht hereingelassen, bis das Frühstück vorflber is^ und verliert einen Vierteltag am Lohn. Er muss auf Kommando esseo, trinken und schlafen . Pie despotische Glocke mit ihn vom Bette, ruft ihn vom Frühstück und Mittagstisch« Und wie geht es nun gar erst in der Fabrik? Hier ist der Fabrikant absoluter Oe- setzgeber. Kr erlässt Fabrikrcgulationen, wie er Lust hat; er ändert und macht Zusätze zu seinem Kodex, wie es ihm beliebt; und wenn er dn;? tollste Zeug hineiusetzt, so sagen doch die Gerichte zum Arbeiter: Du ihr unter diesen Kontrakt euch freiwillig begeben habt, jetst mflsst ihr ihn auch be> folgen . . . Diortc Arbeiter sind dazu verdammt, vom neunten Jahr bis zu ihrem Tode unter der geistigen und körperlieheu Fuchtel zu leben." (F. Eu- gels 1. c. p. 217 sq.) Was ,die Gerichte sagen", will icli an zwei Beispielen erläutern. Der eine Fall spielt in Sheffield, Ende 1866. J)ort hatte sich ein Arbeiter für 2 Jahre in eine Metallfabrik verdingt In Folge eines Zwistes mit dem Fabrikanten verliess er die Fabrik und erklärte, unter keinen Um- ständen mehr für ihn furbeiten zu wollen. Wurde wegen Kontraktbruchs ver- klagt, zu zwei Monaten Geningniss verorüieilt (Bricht der Fabrikant den Kontrakt, so kann er nur civiliter verklagt ^^erdcn und riskirt nur eine Geld- busse, i Nach Absitzen der zwei Monate stellt derselbe Fabrikant ihm Ladung zu, dem alten Kontrakt gem&fs in die Fabrik aurfickzükehren. Arbeiter er- klärt, Nein. Den Kontraktsbruch habe er bereits abgebüsst. Fabrikant ver- klagt von Tif^iM'iTi, Gericht verurthcilt von neuem, obgleich Einer der Richter, Mr. Shee, diess öffentlich als juristische Ungeheuerlichkeit deuuncirt. wonach ein Hann sein gansM Treben doreh nwiodisdi flir dasselbe identische Yergehn, imp. Verbrechen, wieder und wieaer besixaft werden könne. Dieses Urthdl wurde gefällt nicht von den . G roatUnpaid", provinziab^n Dogberries, sondern m London, von einem der höchsten Grerichtshöfe. [Zur 4. Aufl. Diess ist ietst abgeschafft. Einige wenige FftUe anegenommen a. B. bei dlTent* lieben Gasw(»-ken Ist jetzt in En|^and dw Arbeiter beim Kontraktbruch dem BciHchäftiger gleichgestellt und kann nur civilrechtlich belangt werden. D. H.j Der zweite Fall spielt in Wiltshire, Ende November 1863. ünge- fthr wDampfbtuhiweherinnen. in der Beecliftftigung eines gewissen Harrupp. Tuchfabrikant von Leower's Mill, Westbury Leign, machten einen strike, weil dieser selbe Harnipp die angenehme (Gewohnheit hatte, ihnen für Ver- spätung am Morgen Lohnabzug zu machen, und zwar 6 d. für 2 Minuten, 1 sh. für S Minaten und I sh. 9 d. für 10 Bfinuten. Diees macht bei 9 sh.

Ser Stunde 4 Pfd. Std. 10 sh. per Tag, während ihr Durchschnittslohn im ahr nie über 10 bis 15 sh. wöchentlich steigt. Harrupp hat ebenfül!'; einen Jungen bestellt^ um die Fabrikstunde zu blasen, was er selber ixiauchmal ▼or 6 Uhr Morgens thut, nnd wenn die Hftnde nicht grade da sind» sobald

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Wir dpufpn nur hin auf die materiellen Bedingungen, unter denen die i'abnkarbeit verrichtet wird. Alle Sinnesorgane werden gleichmäfsig verletzt durch die künstlich gesteigerte Temperatur, die mit Abtallen des Rohmaterials geschwängerte Atmosphäre, den betäubenden Lärm u. s. w., abgesehn von der Lebensgefahr unier dicht gehäufter Maschinerie, die mit der RegelmäTsigkeit der Jahres* Zeiten ihre industriellen Schlachtbülletins producirt Die Oeko- Domisirung der gesellschaftlichen Produktionsmittel, erst im Fabrik- system treibhausmäifrig gereift, wird in der Hand dee Kapitals

er aufhört, werden die Thore geschlossen nnd die draussen in Geldbusse ge- nommen; und da keine ühr im Gebäude, sind die unglücklichen Hftnde in

der Gewalt des von Harrupp inapirirten jugendlichen Zeitwfirhter^. Die im pStrike' begriffnen Hände, Fanülienmütter und Mädchen, erklärten, sie wollten wieder ans Werk gehn, wenn der Zeitwftchter durch eine Uhr enetet nnd ein rationeltrer Straltarif eingefthrt würde. Harrupp citirte 19 Weiber und Mädchen vor die Magistrate wegen Kontraktebruch. Sie wurden verurtbeilt zu je 6 d. Strafe und 2 ah. 6 d. Kosten, unter lauter Entrüstung d^ Audi- toriunu. Hainipp worde Tom {Bericht weg Ton ein«r sisehenden volksmasae begleitet. Eine Lieblingsoperation der Fabrikanten ist, die Arbeiter doich Lohnabzüge für die Fehler des ihnen gelieferten Materi:l^^: /ii züchtigen. DieaeMethode rief 1866 allgemeinen strike in den englischen lüpfcrdistrikten hervor. Die Berichte der „Oh. Emoloym. Gomnii8e."(1868~1866) gebenFllle, wo der Arbeiter, statt Lohn zu erhalten, durch seine Arbeit, und Termittelst des Strafreglements, noch obendrein Schuldner seines erlauchten ,,M:i?ter" wird. Erbauliche Züge über den Lohabzugs-Öcharfsinn der Fabrikautokraten lieferte auch die jüngste Banmwolllaise. ,Jch hatte eelbet", sagt Fahrik- inspektor R. Baker, „vor kurzem gerichtliche Verfolgung wider einen Baura- woUfabrikanten einzuleiten, weil er in diesen schweren und qualvollen Zeit- läuften 10 d. von einigen der von ihm beschäftigten «jungen" (mehr als drei- cehnjährigen) Arbeiter ahsog Ar das Iniliehe Altersoertifikat, das ihm nnr 6 d. kostet, und wofür das Gesetz nur einen Abzug von 3 d., das Herkommen gar keinen erlaubt . . . Ein andrer Fabrikant, um denselben Z^VLck ohne Kontiikt mit dem Gesetz zu erreichen, belastet jedes der armen Kinder, die fQr ihn arbeiten, mit einem Bhilling als Sportel für Erlernung der Kunst und des Mysteriums, 7\\ spinnen, sobald das arztliche Zcugniss sie reif für diese Beschäftigung; erklärt. Ks existireu also Unterströmungen, die man kennen uiuss, um solche ausserordentliche rhänomene, wie atrikes zu Zeiten wie die gegenwärtige (es handelt sich um einen Btrike in der Fabrik an Darwen, .Tuni 1863, unter den Maschinenwebern) zu begr* ift n " ..Ivnport-^ of Insp. ofFact for oOth April 1868", p. 5Ü, 51. (Die Fabrikberichte gelm immer weiter als ihr ofücielles Datum.)

^^*) Die Oeeetse snm Söhnte ge^en gefährliche Maschinerie haben wohl- thätig gewirkt. „Aber o- nxistiren jetzt neue Quellen von Uuglücks- f allen, die vor 20 Jahren nicht existirt haben, namentlich die vermehrte Ge- schwindigkeit der Maschinerie. Räder, Waken, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit Tomehrter und stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher nnd sichrer den gebrochnoii Fudon nnpncken, denn wenn mit Zaudern oder Uu vorsieht angelegt, sind sie geopfert . . . Eine grosse Anzahl Unglücksfälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter, ihr Werk rasch auszuführen. Man muss sich erinnern, dass es fBr die Fabrikanten von der hßchstnn Wichtigkeit ist, ihre Maschinerie ununter- brochen in Bewegung au halten, d. h. Garn und Geweb au produciren. Jeder

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Ellgleich zum systemaÜBchen Raub an dm Lebensbedingungen des Arbeiiiers wSbreiid der Arbeit, an Raum, Luft, Licht, und an per- sönlichen Schttismitteln wider lebensgefEbrliche oder geenndheits^ widrige Ümstfinde des ProduktionsprocesBes, von Vorrichtungen zur Bequemlichkeit des Arbeiters gar nicht zu sprechen^'*). Nennt Fourier mit Unrecht die Fabriken «gemilderte Bagnos^

5. Kampf zwischen Arbeiter und Maschine.

Der Kampf zwischen Kapitalist und I<ohnarbeiter beginnt mit dem KapitaWerh&ltniBS selbst Er tobt fort wahrend der ganzen

Stillstand von einer Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, soudern au rroduktion. Die Arbeiter werden daher durch Arbeitsaufaeher, interessirt in der Quantität de» Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten: und oa i8tdie>^ nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Ge- wicht üder Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken lüruicU vcrboteu i^ty Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der leteten 6 Monate 906 UnglücksfUUe producirt . . . Obgleich das lleinigun^'^^ j-t schäft Ta^ aus Tag ein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist für gründliches Kernigen der Maschinerie festgesetzt und das geschieht grossentheils während

der Bewegung der Maschinerie Es ist eine uube/ahlte Operation,

und die Arbeiter suchen daher so rasch als niöglicii damit fertig zu werden. Daher ist die Anzahl der Unglücksfälle Freitags und ganz besonders Sams- tags viel grösser als an den übrigen Wochentagen. Freitf^ beträgt der Ueberschuss über die Durchschnittszahl der ersten 4 Wochentage ungeföhr 12** 0, Sonnabends der Ueberf^chuss vonUnglflcksfällen über den Durchs^chnitt der vorhergehenden 5 Tage 2S^{q; zieht man aber in Kechnung, dass der Fabriktag Samstags nur 7^/. BtODden, an den ttbrigen Wochentagen 10^/, Stunden zählt so steigt der Ueberschuss um mehr als 65 („Report«

of TnBp. of Factories for etc. 31 st October 1866. London 1867", p. 9, 15,

«»») Im ersten Abschnitt des Dritten Bndis werde ich berichten Aber einen Jfingster Zeit aDgehörigen Feldzug der engli^^chen Fabrikanten gegen die Klauseln des* Fabrikakts zumSchutz derGliedmafsen der,, Hände * vor lebens- gefährlicher Maschinerie. Hier genüge ein Oitat aus einem olScieileu Be- richt des FabiiJrinspektors Leonhard Moner: „Ich liabe Fabrikanten mit un- eutschuldbarer Frivolität von einigen der Unglücksfälle sprechen hören, z. B. der Verlust eines F!f)L'^er8 sei eine Kleinigkeit. Das Leben und die Aussich- ten eines Arbeiterd huugen so sehr von seinen Fingern ab, da»» eiu solcher Verlust ein ftosseret ernstes Ereigniss für ihn ist. Wenn ich solch gedanken- los Geschwätz höre, stelle ich die Frage: Unterstellt, Sie brauchen einen zu- sätzlichen Arbeiter, und ihrer zwei meldeten sich, beide in jeder andren Hin- sicht gleich tüchtig, aber der Eine ohne Daumen oder Vurhujrer, welchen würden sie wfthlen? Sie zögerten nie einen Augenblick, ftlr den voUfingrigen zu entticheiden. . , . Diese Herrn Fabrikanten hal)en falsche Vorurtheile gegen das, was sie pseudo-philanthropische Gesetzgebung nennen." f ,Eeport» ol' luap. of Fact. for 31 st Oct. 1855." Diese Herrn sind ,gesicheidUi Leut'" und schw&nnen nicht umsonst f3r die Sklavenhalter-Rebellion I

In den Fabriken, die am läng.><ten dem Fabrikakt mit t^einer Zwangs- beschr^nkung der Arlieitszeit und seinen Si»nstigen Regulationen unterworfen, sind manche frühre Milksläude verbchwuuden. Die \'erbe8tierung der Ma- schinerie selbst erheischt auf einem gewissen Punkt eine .TerbesMrte Kon-

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Manu&kturperiode ^^^). Aber erst seit der Einftihrung der Ma-. schineric bekämpft der Arbeiter das Arbeitsmittel selbst, die mate- rielle Existenzweise des Kapitals. Er revoltirt gegen diese bestimmte Form des Produktionsmittels als die nmteneUe Grandlege der kapitalistischen Produktionsweise.

Ziemlich ganz Eoropa erlebte während des 17. Jahrhunderts Arbeiterrevolten gegen die s. g. Bandmtthle (aach Schnurmtihle ' oder Mtthlenstulil genaiint), eine Maschine znm Weben Ton B&ndem und Borten ^*^). ^de des ersten DritttheÜB des 17. Jahrhunderts erlag eine Windstgemühle, Ton einem Hollander in der N&he Londons angelegt^ vor PSbelexcessen. Koch Anfang des 18. Jahr- hunderts überwanden durch Wasser getriebne Sfigemaschinen in

atxuktion der Fabrikgebäude", die deu Arbeitern zu gut kommt, (cf. „Bj&- porU etc. foT 81 st Oct. 1868/ p. 109.)

Sieh u. John Hougliton: ,Husbandrv and Trade improved Lond. 1727." ,The Advantapes of the Fast Tndin Trade 1720% John Bellers 1. c. ^The mHäters and the men are uuliappily in a perjpetual war with each other. The invariable object of the former is to get their werk done as cheap aa possibly; and they do not fail to eniploy every artificc to this piirpose, whilst the latter are equally attcntive to every ocrn^ion of distrcssing their masters into a compliance with liightr dcmaudö.' ,Au luquiry iiito the causes of the Preaeot High Prices of Provisions.« 1767, p. 61, 62. (Verf. Rev. Nafhaaiel Forster, panz auf Seite t]vr Arbeiter.)

Die Bandmühle ward in Deutschland erfunden. Der italienische AM»^ Lancellutti in einer Schrift, die 16B(5 zu Venedig erschien, erzählt: ,Anlou Mflller aus Danzig habe vor ungefähr 50 Jahren (L. schrieb 1579) eine sehr

fertigte; weil der 8tadtrath aber besorgt habe, diese Krtinduug mochte eine Masse Arbeiter zu Bettlern machen, so habe er die Erfindung unterdrückt und den I.riinder heimlich ersticken oder ersäufen laasen." In Leyden wurde dieselbe Maschine zuerst 1629 angewandt. Die Eineuten der Bortenwirker zwangen den Magistrat erst zu ihrem Verbot; durch verschiedne Verordnungen von 1623, 1639 u. s. w. von Seiten der Qeneralstaaten sollte ihr Gebrauch beflchribkkt werden ; endlich erlaubt, unter gewissen Bedingungen, durch Ver- ordTiiing vom 15. December 1661. -Tn fi;if nr^>e'', sa;:t Roxhorn (»Inst. Pol. i66ä") von der Einführung der Bandmühle iu Leyden^ ,aute hos viginti circiter annoe inatrumentum quidam invenenuit textonum, quo solos qais plus panni et Ikcilius conficere poterat, quam plnres aequali tempore, ffinc turbac ortae et querulae textornm, tandpintjuc usus hujus instrumenti a ma- gistratu prohibitus eat." DieHelbe Mu^chme ward 1676 in Küia verboten, wfthiend ihre Einfnhnmg in England gleichaeitige Äibeitenmnihen herror- rief. Durch kaiserliches Edikt vom 19. Februar 1685 wurde ihr Gebrauch in ganz Deutfchlnrifl untersagt. In TTamburg wurde sie (öffentlich auf Be- fehl dea Magistrats verbrannt. Karl VL erneuerte 9. Februar 1719 das Edikt von 1685 und ChursAdisen erlaubte ihren OffentUcben Gebrauch erst 1765* Diese MaHchine, die so vielXArm in der Welt gemacht hat, war in der That Vorläufer der Spinn- und Webmaschinen, also der industriellen Revolution dea 18. Jahrhunderts. Sie befäliigte einen iu der Weberei ganz unerfahmen Jungen , durch bloeees Ab- und Znetonen einer Treibetange den ganzen Stuhl mit allen seinen Schützen in Bewegung zu setsen, und lieferte, u ihrer YerbcMerten Form, 40—50 Stflck auf einmal.

künstliche Ma.schine in Danzig

lio 4 6 Gewehr nuf ( Ininal vcr-

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England nur mühsam den parlamentarisch unterstüteten Yolks- widerstancL Als Everet 1758 die erste Tom Wasser getriebne Maschine zum Wollscheeren erbaut hatk, wurde sie Ton 100000 ausser Arbeit gesetzten Menschen in Brand gesteckt. Gegen die seribbling mills und Kardinnaschinen Arkwrigbts petitionirten 50000 Arbeiter, die bisher vom WollkraizeD gelebt, beim Parla- ment. Die maflsenhaflbe Zerstdrung von Maschinen in den eng- lischen Mannfakturdiatrikten währinid der ersten 15 Jahre des 19. Jahrhunderts, namentiieh in Folge der Ausbeutung des Dampf- webstuhls, bot, unter dem Namen der Ludditenbewegung, der Anti- jakobiner-Begiernng eines Sidmonth, Castlereagh u. s. w. den Vor- wand zu reaktionärsten Gewaltschritten. Es bedarf Zeit und Erfahrung, bevor der Arbeiter die Maschinerie Ton ihrer kapita- listischen Anwendung unterscheiden und daher seine Angriffe Tom materiellen Produktionsmittel selbst auf dessen gesellschafÜiche Exploitationsform übertragen lernt ^*^).

Die Kämpfe um den ArbeitBlohn innerhalb der Manufaktur setzen die Manu&ktur TOraus und sind keineswegs gegen ihre Existenz gerichtet Soweit die Bildung der Manufakturen be- kämpft wird, geschieht es von den Zunftmeistern und privilegirten Städten, nicht von den Lohnarbeitern. Bei Schriflstelleru der Manufakturperiode wird die Tlieilung der Arbeit daher vorherrschend als Mitttjl aufgefasst, virtuell Arbeiter zu ersetzen, aber nicht wirklich Arbeiter zu vurdrüugeu. Dieser Unterschied ist selbst- verständlich. Sagt man z. B., es würden 100 Millionen Menschen in England erheischt sein, um mit dem alten Spinnrad die Baum- wolle zu verspinnen, die jetzt von 500,000 mit der Maschine ver- sponnen wird, so heisst das natürlich nicht, dass die Maschine den Platz dieser Millionen, die nie existirt haben, einnahm. Es heisst nur, dass viele Millionen Arbeiter erheischt wären, um die Spinn- maschinerie zu ersetzen. Sagt mau dagegen, dass der Dampf- webstuhl in England 800,000 Weber auf das Pflaster warf, so spricht man nicht von existirender Maschinerie, die durch eine bestimmte Arbeiterzahl ersetzt werden müsste, sondern von einer existirenden Arbeiterzahl, die faktisch durch Maschinerie ersetzt oder verdrängt worden ist. Während der Manufakturperiode blieb der handwerksmäfsige Betrieb, wenn auch zerlegt, die Grundlage. Die neuen Kolonialmärkte konnten durch die relativ schwache

'*^) In altmodischen Manufakturen wiederholt sich noch heut zuweilen die rohe Form der Arbtitereinpörungen gegen die Ifuchinerie. So s. B. im Feilenachleifen su Sheffield 1865.

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Anzahl der vom Miitelalter überlieferten etSdtisclien Arbeiter nicbt befriedigt werden, und die eigentlicben Mantt&kturen öffneten su- glelch dem mit AnflÖBung der Feodalität von Grund und Boden verjagtoi Landvolke neue Prodoktionagebiete. Damals trat also an der Theilung der Arbeit und der Kooperation in den Werk- stätten mehr die positive Seite hervor, dass sie beschäftigte Ar- beiter produktiver machen Kooperation und Kombination der Arbeitsmittel in den Hfinden Weniger rufen, auf die Agrikultur angewandt, zwar grosse, plötzliehe und gewaltsame Revolutionen der Produktionsweise und daher der Lebensbedingungen und Beschäftig guDgsmittel der Landbevölkerung hervor, in vielen Ländern lang vor der Periode der grossen Industrie. Aber dieser Kampf spielt ursprünglich mehr zwischen grossen und kleinen Landeigenthilinem als zwischen Kapital und Lohnarbeit; andrerseits, sowat Arbeiter durch Arbeitsmittel, Schafe, Pferde u. s. w. verdrängt werden, bilden unmittelbare Gewaltakte hier in erster Instanz die Voraus- setzung der industriellen Revolution. Erst werden die Arbeiter vom Grund und Boden verjagt, und dann kommen die Schafe. Der Landdiebstahl auf grosser Stufenleiter, wie in England, schafft der jrrossen Agrikultur erst ihr Anwcndungsfeld ^"'**). In ihren Anfangen hat diese Umwälzung der Agrikultur daher mehr den Schein einer politischen Revolution.

Als Maschine wird das Arbeitsmittel sofort zum Konkurrenten des Arbeiters selbst^*'). Die Selbstverwerthung des Kapitals durch die Maschine steht im direkten Yerhältniss zur Arbeiter-

Sir James Steuart f&s^t nuch die Wirkung der Maachmerie noch gaas

in diesem Sinn. , Je considcre donc los machines comme des moyens d'aug- menter (virtueilemeut) le nombre des geos indostrieux qu'ou n'est pas oblig^ de nounir ... En quoi reffet d'une machine diff^re-t>il de eelui de nouveaux habitants?' (Fzs. Ueberj^. t. I, 1. I, ch. XIX.) Viel naiver Petty, der sagt, dan sie die , Polygamie* ersetze. Dieser Gesichtspunkt ptusst liüchrftens für einige Tbeile der Ver. Staaten. Dagegen: ,Machinery can seidom be used wiih aaccets to abridge the labonr of an individnal; more thne would be lost in it» coDstruction than coold be saved by its application. It is only really useful when it acta on great masaes, when a Single machine can assist ' the work of thousanda. It ia accordingly in the moat populoua countries, where there are most idle men, that it is most abvndant . . . It ia not called into Ilse l»y a scarcity of men, but by the facility with which they can be brought to work in masses." (Piercy Ravenstone: ^ThoiightB on theFunding äystem and ita Effecte. Lond. Ib24,* p. 15.)

[Zar 4. Aufl. Diese gilt aueh nir Dentschland. Wo bei uns grosse Agrikultur besteht, also namentlich im Osten, ist sie erst möglich geworden durch dm, seit dem 16. Jahrhundert, namentlich aber seit 16^, eingerisaene ^Bauernlegen*. D. H.]

«Maehinery and labonr are in oonstant competition.* Bicardo 1. c. P 479.)

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zahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet. Das ganze Sjrstem der kapitalietiecben Produktion beruht darauf, dass der Arbeiter aeine Arbeitakraft als Waare verkauft Die TheihiDg der Arbeit Tminseitigt diese Arbeitskraft tum ganz partikdatisirten Qesehick, ein Theüwerkzeug zu führen. Sobald die Ftthmng des Werkzeugs der Maschine aiäieimfSillt, erlischt mit dem Gebiauehs- werth der Tausch werth der Arbeitskraft Der Arbeiter wird unver- kSuflick, wie ausser Kurs gesetztes Papiergeld. Der Thetl der Arbeiterklasse, den die Maschinerie so in tiberflfiasige, d. h. nicht länger zur Selbstrerwerthung des Kapitals unmittelbar nothwendige BcTölkerung verwandelt, geht einerseits unter in dem ungleichen Kampf des alten handwerksmfilsigen und manufakturmSisigen Be- triebs wider dra masebinenm&feigen , überfluthet andrerseits alle leichter zugänglichen Industriezweiget überfüllt den Arbeitsmarict und senkt daher den Preis der Arbeitekraft unter ihren Werth. £än grosser Trost fttr die pauperisirten Arbeiter soll sdn, dass ihre Leiden theils nur «zeitUch" („a temporarj inconvenience"), theils dass die Maschinerie sich nur allmählig eines ganzen Pro- duktionsfelds bemfiditigt, wodurch Umfang und Intensität ihrer vernichtenden Wirkung gebrochen werde. Der eine Trost schlägt den andren. Wo die Maschine alhuülilig nn Protliiktionsfeld ergreift, producirt sie chronisches Elend in der mit ihr konkur- rirenden Arbeiterschichte. Wo der Uebergang rasch, wirkt sie massenhaft und akut. Die Weltgeschichte bietet kein ent^etzUcheres Schauspiel als denallniähligen, über Decennien verschleppten, endlich 1838 besiegelten Untergang der englischen HandljauniwullwebLi. Viele von ihnen starben am Hungertod, viele vegetirteu lange mit ihren Familien auf 2^/^ d. täglich ^*^). Akut dagegen wirkte die

V>v'- Konkurrenz /.wischen Hanilgcwcb uiul !\raHclii m ri j-eweb wurde in Eugiund vor der Einführung des ArmeugeuetzeB von 1833 daUurch verlängert} daas man die tief unter das Minimum gefallenen Löhne durch Pfarreiunter- atützung ergftnxte. »The Rev. Mr. Turner was in 1827 rector of Wilmalow, in Cheahire, Ji mannfactariu;^ distriet. The qiieftiona of the Committee on Emigration, and Mr. Turuer'a auawera ahow how the competition of human labour ia maiutained againat machinery. Question: ,Haa not the use of the power-loom rapenededthe use of the tuoKlJoom?' Answer: ,Undoubtedly; it would have supcrsoded them much morc thun it has done, if *fit' hnnd- loom weavers were not euabled to submit to a reductiou of wa^ea.' (^ur '.ioti: ,Bttt in sabmitting he has accepted wagea which are ioBuflScient to auppurt hiniy and looks to parochial contribution aa the remainder of hia aupportf Answer: Ypp, and in f:ict the competition bt'twe<"n the hand-loom and the power-luoui is maiutained out of the poor-ratea. /Ihus degrading pauperiam or expatriation, ia the benefit whieh the indnatrioua receive xrom the in- trodoction of machinery, to be reduoed from the reapeetable and in some d^gree indepeadent mechaoic, to the cringing wretch who Uvea on the de-

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englische Baumwollmascbinerie auf Ostindien , dessen General' gouverneur 1834—35 konstatirte: .Das Elend findet kaum eine Parallele in der Geschiebte des Handels. Die Knochen der Baum- woUweber bleichen die Ebenen von Indien." AUerdings, sofern diese Weber das Zeitliche segneten, bereitete ihnen die '\Iiischine nur „zeitliche Miesstfinde". Uebrigens ist die zeitliche * Wirkung der Maschinerie permanent, indem sie beständig neue Produktions> gebiete ergreift Die Terselbstandigte und entfremdete Gestalt, welche die kapitalistische Produktionsweise überhaupt den Arbeits- bedingungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter gibt, entwickelt sieb also mit der Maschinerie znm ToUstandigen Gegensati^^). Daher mit ihr zam erstenmal die brutale Revolte des ArbeiterB gegen das Arbeitsmittd.

Das Arbeitsmittd erschlägt den Arbeiter. Dieser direkte Gegen* Satz erscheint allerdings am handgreiflichsten, so oft neu elnge- fdhrte Maschinerie konkurrirt mit überliefertem Handwerks* oder Manufaktorbetrieb* Aber innerhalb der grossen Industrie selbst wirkt fortwährende Verbeesrung der Maschinerie und Entwicklung des automatischen Systems analog. »Der bestandige Zweck yer- besserter Maschinerie ist, die Handarbeit zu rermindera oder einen Ring in der Produktionskette der Fabrik durch Substitution elsemer für menschüche Apparate m yoUenden** *^). „Die An- wendung von Dampf* und Wasserkraft auf Masduneriei die bisher mit der Hand bewegt wurde, ist das Ereigniss jedes Tages . . . Die kleineren Yerbessrungen in der Maschinerie, welche Oekonomie der Bewegungskraft, Verbeesrung des Machwerks, vermehrte Pro- duktion in derselben Zeit oder Verdrängung eines Kindes, eines Frauenzinuners oder eines Mannes bezwecken, sind konstant, und obgleich scheinbar nicht von grossem Gewicht, haben sie dennoch

basing bread of charil^. Thia they call a temporary inconvenience/ (,A Prize EHPfiv on the comparative merits of Competition and Cooperation. Lond. p. 29,)

,The eame cause wbicli may increaie the re^enue of the country

(d. h«, wie Ricardo an derselben Stelle erläutert, the rcvenues of landlords and capitalists, derea Wealth, ökonomisch betrachtet, überhaupt = Wealth of the r^ation) may at the same time render the populatioa redundant und detedorate the oondition of the labourer.* (Ricardo 1. c. p. 469.) „Der beetändige Zweck und die Tendenz jeder Vervollkommnung des Mechanismus ist in derThat, sich der Arbeit des Menschen ganz zu eutschlagcn oder ihren Preis zu vermindern durch Öubstitutiou von Weiber- und Kinderarbeit Ar die der erwachuien mftnnlichen Arbeiter, oder roher Arbeiter für ge- schickte * (Ure )

»BeportB of Insp. of Fact. 31 st Oct 1858% p. 43.

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wichtige Resultate"****). „Ueberall, wo eine Upcration viel Geschick und eine sichre Hand verlangt, entzieht man sie so schnell als möglich den Armen des zu geschickten und oft zu Unregel- mäfsigkeiten aller Art geneigten Arbeiters, um einen besondren Mechanismus damit zu betrauen, der so gut geregelt ist, dass ein Kind ihn überwachen kann"^^). „Im automatischen System wird das Talent des Arbeiten progressiv verdrängt"**). „Dia Ver- bessrung der Maschinerie erfordert nicht nur Yermindrung in der Anzahl der beschäftigten erwachsnen Arbeiter zur £rzielung eines bestimmten Besaltate, sondern sie substituirt eine Klasse Ton Individuen einer andren Klasse, eine minder geschickte einer ge- schickteren, Kinder den Erwachsnen, Frauen den Männern. Alle diese Weclisel verursachen beständige Fluktuationen in der Rate des Arbeitslohns"-^*). „Die Maschinerie wirft unaufhörlich Er- wachsne aus der Fabrik heiaus"^^). Die ausserordentliche Elasti- cität des Maschinenwesens in Folge gehaafter praktischer Er- fshrong, des schon Torhandnen ümfangs mechanischer Mittel and des bratSndigen Fortschritts der Technik zeigte ons sein Slurni- marsch nnier dem Druck eines TerkOnsten Arbeitstags. Aber wer h&tte 1860, im Zenithjahr der englischen Baumwoltindttstrie, die galoppirsnden Verbesserungen der Maschinerie und die ent- sprechende Depladrung von Handarbeit geahnt, welche die drei folgenden Jahre unter dem Stachel des amerikanisdien Bttrgerkriegs hervorriefen? 'Von den officiellen Anf&hnmgen der englischen Fabiikinspektoren über diesen Punkt genfigen hier ein paar Bei« spi^e. Bin Manchester Fal»ikant eridftrt: «Statt 75 Kardir^

.Reports etc. 81 tt Oct 1856*, p. 15.

-"^- i Ure 1. c. p. 19. .Der grosse Vortheil der im ZiegelbiK-keii angewandten Maschinerie besteht darin, den Anwender g^anr. mid ^i\.r von geschickten Arbeitern unabhängig zu machen/ (,Ch. Emnl. C'omm. V. Keport. Lond. 1866% p. 180, n. 46.

Zusatz z. 2. A. Herr A, Sturrock, Superintendent des Masch inendcpart^ meuts der .Great Nurthern Kailway' sagt aus mit Bezug auf Maschinenbau (Lokomotiven u. s. w.^: »Kostspielige (expensive) englische Arbeiter werden jeden Tag weniger georaucht Die Froduiction wird Termehrt durch die An- wendung Terbesserter Instrumente, und diese Instnimente werden ihrerseitH bedient Ton einer niedrigen Sorte Arbeit (a low closs of labour) . . . Früher prodocirte geschickte Aroeit nothwendiger Weise alle Theile der Dampf- maschine. Dieselben Theile werden jetctprodncirt durch Arbeit mit weniger Geschick, aber guten Instrumenten . . . Unter Instrumenten verstehe ich die beim Maschinenbau angewandten Maschinen*. Royal Gommiaaion on Bail- ways. Mmutes of Eridenoe. n. 17,862 und 17,868. London 1867.*) TJre 1. c. p, 20.

^) 1. c. p. 321.

•*) 1. c. p. 28.

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mascbmeii Ixmachen wir jetzt nar 12« welche dieselbe Quantität ▼on ebenso gnter, wenn nicht benrer Qualität liefern . . . Die Erspar ung an Arbeitslohn beträgt 10 Pfd. St wQchentlich, die an Baomwollabfall 10%." In einer Manchester Feinspinnera wnide „Temuttelst beschleunigter Bewegung nnd Einführung verschiedner self-acting Processe in einem Dspartement V«« ^ einem fiber des Arbeiterpersonals beseitigt, während die Kämmmaschine an der Stelle der ssweiten Kardirmaschine die Zahl der froher im Kardir- rwun beschäftigten Hände sehr vermindert hat* Eine andre Spinnfiftbrik schätzt ihre allgemeine Eisparnng von „Händen** auf 10 ^/q. Die Henen CKlmore, Spinner zu Manchester, erklaren: ^In unsrem blowing Departement schätzten wir die in Folge neuer Maschinerie gemachte Ersparung an Händen und Arbeitslohn auf ein volles Drittel ... in dem jack frame und drawiug frame rooin ungefiihr '/g weniger in Auslage und iliinden; im Spinniaum ungefähr ^/g weniger in Auslage. Aber das ist nicht alles; wenn unser Garn jetzt zum Weber geht, ist es so sehr verbessert durch die Anwendung der neuen Maschinerie^ dass sie mehr und besseres Gewebe als mit dem alten Maschineugarn produciren* Fabrik- Inspektor A. Redgrave bemerkt hierzu: . „Die Verminderung der Ar)>eiter bei gesteigerter Produktion schreitet rascli vorwUris; in den Wollfabriken begann kürzlich eine neue Redulvtion der Hände, und sie dauert fort; vor wenigen Tagen sagte mir em Schul- meister, der bei Rorhdale wohnt, die grosse Abnahme in den Mädchenschulen sei mclit nur dem Druck der Krise geschuldet, sondern auch den Aendt'riin<r*'ti in der Mius« hinprie der Wolltuijiik, in Folge deren eine Durchschoittsreduktion von 70 HälbzeiÜem stattgefunden"^»').

Das Gesammtresultat der dem amerikanischen Bürgerkrieg ge- schuldeten mechanischen Verbesserungen in der englischen Baum- wollindustrie zeigt folgende Tabelle:

»•) .Reporti of In«p. of Fact. 31 st Oct 1863*, p. 108 sqq.

^'^) 1. c. p. 100. Die ruMcbe Verbessenin^ der ^Ta-chinerie während der Baumwollknse erlaubte den englischen Fubnkanten gleich nach Beendigung de« amenkiimschen liürgerkricga imUmaehcn den Weltmarkt wieder zu über- fflllen. Die Gewebe wurden schon während der letzten 6 Monate von 1866 fast unverkäuflich. Damit fing die Konsignation der Waaren nachThina tind Indien an, wasi den .glut* natürlich noch intensiver machte. Anfang 1867 nahmen die Fabrikanten zu ihrem gewöhnlichen Ausfluchtsmittel Zuflucht, HenbMtanuig des Arbeitslohns um 5^/^. Die Arbeiter widersetzten sich una erTv'lürten, theoretisch ganz richtig, da^ einzige Heilmittel sei, kurze Zeit, 4 Tage per Woche, zu arbeiten. Nach längerem Sträuben mussten die selbst ernannten Industriekapitäne sich hierzu entschliessen, an einigen Stellen mit, an andbnen ohne Lohnherabietonng tun 5**/^

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Zahl der Fabriken.

1858 1861

1868

Knrrland und Wale» . 2046 2715 Schottland .... 152 168 Irland 12 9

2405 181 18

Veieinigtes Königreich 2210 2887

2549

Anzahl der Dampfwebstühle.

1858 1861

1868

England und Wales , 275,590 368,125

Schottland 21,624 80,110

Irland _ ^»5?? '''^^'^

Vercmigtes Königreich 298,847"" 399,992

379.329

844,719 81,864 2,746

Anzahl der Spindeln.

England nnd Walea . 25,818,576 28,352,152 80,478,228 Schottland 2,041,129 1,915,398 1,307,546

Irland 150,512 119,944 154,240

Vereinigtes Königreich 28,010,217 30,387,494 32,000,014 Anzahl der beschäftigten Personen.

England und Wales . 341,170 407,598 357,052

Schottland 84,698 41,237 39,809

Irland 8,345 2,734 4,203

Vereinigtes Königreich 879,218 451,569 401,064

Von 1861 bis 1868 verschwanden also 338 Bauraw üUllibriken ; d. h. produktivere und giossartigere Maschinene koncentrirte sich in den Händen einer geringem Zahl von Kapitalisten. Die Zahl der Dampf Webstühle nahm ab um 20,663; aber ihr Produkt hatte sich gleichzeitig vermehrt, sodass ein verbesserter Webstuhl jetzt mehr leistete als ein alter. Endlich die Spindelzahl wnchs um 1,612,541, während die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 50,505 abnahm. Das , zeitweilige" Elend, womit die Baumwollknse die Arbeiter erdrückte, wurde also g<>sfeigert und befestigt durch raschen und anhaltenden Fortschritt der Maschinerie.

Die Mitöchinerie wirkt jedoch nicht nur als übermächtiger Kon- kurrent, stets auf dem Sprung, den Lohnarbeiter „überflüssig" zu machen. Als ihm feindliche Potenz wird sie laut und tendenziell vom Kapital proklaniirt und gehandliabt. Sie wird das macht- vollste Kriegsmittel zur Niederschlagung der periodischen Arbeiter- aufätände, strikes a. 8. w. wider die Autoknitie des Kapitals ^^).

,Dfl8 VerhSltnias zwischen Meistern und Händen in den Flint- und

Flaschenglas-Bläsereien ist ein chronischer atrikc." Daher der Aufschwung der Manufaktur des gepressten Glases, wo die Hauptoperationeu durch Ma-

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Nach Gaskell war gleidi die Dampfioaseliine ein Antagonist der Menschenkraft * , der den Kapitalisten befähigte, die steigenden Ansprüche der Arbeiter niederzuschmettern, die das beginnende

Fabriksystera zur Krise zu treiben drohten'^). Man könnte eine ganze Geschichte der ErfindungeD .seit 1830 schreiben, die bloss als Kriegsmittel des Kapitals wider Arbeiteremeuten in-> Leben traten. Wir erinnern vor allem an die selfacting mule, weil sie eine neue Epoche des automatischen Systems eröffnet ''^^®).

In seiner Aussage von der Trades' Unions Commission berichtet Nasmyth, der Erfinder des Dampf hainmers, wie folgt üi>er die V'crbessnmgren der Maschinerie, die er einführte in Folge des grossen und iaiit^eii Strikes der Maschinenarbeiter 1851: „Der bezeichnende Zug unsrer nio i'Tnpn mechanischen Verbessrun ^^n ii ist die Ein- flihrung selbstthäiiger Werkzeugmaschinen. Was jetzt em mecha- nischer Arbeiter zu thun hat, und was jeder Junge thun kann, ist nicht, selbst zu arlreiten, sondern die schone Arbeit der Maschine zu überwachen. Die ganze von ihrer Geschicklichkeit ausschliess- lich abhängende Khisse von Arbeitern ist jetzt beseitigt. Früher beschäftigte ich vier Jungen auf einen Mechaniker. Dank diesen neuen mechanischen Kombinationen habe ich die Zahl der erwach- senen Männer von 1500 auf 750 reducirt. Die Folge war eine bedeutende Vermehrung meines Profits."

Ure sagt von einer Maschine zum Farbendruck in den Kattun- druckereien: „Endlich suchten sich die Kapitalisten von dieser unerträglichen Sklaverei (nämlich dea ihnen lästigen Kontrakts- bedingungen der Arbeiter) zu befreien, indem sie die Hülfsquellen der Wissenschaft anriefen, imd bald waren sie rdntegrirt in ihre legitimen Rechte, die des Kopfes über die andern Kftrpertheile." £r sagt von einer Erfindung zum Kettenschlichten, deren anmittel- harer Anlass ein strike: »Die Horde der TJnzufnednen , die sich hinter den alten Linien der Theilang der Arbeit anbesiegbar yer- schanzt w&hnte, sah sich so in die Flanke genommen und ihre Vertheidignngsmittel Temichtet durch die moderne mechanische

achinerie ausgeftlhrt werden. Eine Finna bei Newcastle, die früher jährlich 850,00u Pfund geblflsnes Flintglas producirte, producirt jetzt statt dessen 8,000,500 Pfand gepnwtw Glas. UCh. £mpl. Ck>iiiiii. Iv. Bep. 1865", p. 262, 263.) *- *~

^) Qaskell: ,The Manofactiuring Population of England. Lond. 1888*, p. 3, 4.

Einige sehr bedeutende AnwendunirPTi vor» Mnschiuen zum Maschinen- bau eriand Herr Fairbaim in Folge von ätrikea iu ueiner eignen Maschinen- fiibrlk.

Ksrz, Kapital I. 26

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Taktik. Sie mnsrten sioh auf Gnade imd Ungnade eigeben.* Er sagt TOn der Eifindiing der ael&etiDg male: „Sie war berufen, die , Ordnung unter den indosideUen Klassen wieder benosiellen . . . Diese Erfindung bestätigt die von uns bereiis entwickelte Doktrin« daas daa Kapital, indem es die Wissenschaft uk seinen Dienst proost, stete die rebeUisehe Hand der Arbeit zur Qelebrigkdt zwingt* *^*). Obgleidi üie's Schrift 1885 erschien, also aar Zeit eines relatiT noch schwach entwickelten Fabriksystema, bleibt sie der klassische Ausdruck des FabrikgeiBls, nicht nur wegen ihres offenherzigen Cjnismus, sondern auch wegen der Naiveiftt, womit er die gedanken- losen Wideispr&che des Kapitalhims ausplaudert. Nachdem er z. B. die „Doktrin" entwickelt^ dass das Kapital mit Hülfe der Ton ihm in Sold genommenen Wissenschaft „stets die rebellische Hand der Arbeit zur Gelehi igkeit zwingt", entrüstet er sich darüber, „dass man von gewisser Seite die mechanisch-physische Wissen- schaft anklagt, sich dem Despotismus reicher Kapitalisten zu leiiien und zum Unterdrückungsmittel der armen Klassen herzugeben." Nachdem er weit und breit gepredigt, wie vortbeilhaft rasche Entwicklung der Maschinerie den Arbeitern, warnt er sir. dass sie durch ihre Widersetzlichkeit, Strikes u. s. w., die Entwicklung der Maschinerie beschleunigen. „Derartige gewaltsame lievulten", sagt er, „zeigen die menschliche Kur/si« litiLi;keit in ihrem verächtlichsten Charakter, dem Charakter eines Mi nst liea, der sicli zu seinem ciLTiion Hf nkt i macht." ^\ e:ii_n' Seiten vorher heisst es umgekehrt: ,.Ohne die heftigen Kollisionen und Unterbrechungen, verursacht durch die irrigen Ansichten der Arbeiter, hätte sich das Fabriksystem noch viel rascher entwickelt und viel nützlicher für alle iiiteres- sirten Parteien." Dann ruft er wieder aus: „Zum Glück für die Bevölkerung der Fabrikbezirke Grossbritanniens finden die Ver- bessrungen in der Mechanik nur allmahlig statt. *^ „Mit Unrecht", sagt er, „klagt man die Maschinen an, dass sie den Arbeitslohn der Erwachsnen vermindern, indem sie einen Theil derselben ver- drängen, wodurch ihre Anzahl das Bedür&iflB nach Arbeit über- steigt. Aher sie vermehren die Nachfrage nach Kinderarbeit und erhohen damit deren Lohnrate." Derselbe Troetspender ver- theidigt andrerseits die Niedrigkeit der Kinderlobne damit, daaa «sie die Eltern abhalten, ihre Kinder zu früh in die Fabriken zu schicken." Sein ganzee Buch ist eine Apologie des unbeschränkten Arbeitstags und es eriimert seine liberide Seele an die dunkelsten

Vn h e. p. 868-70.

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Zeiten des Mifctelaliers, wenn die Geeetigebung Terbietot, Kinder Ton 18 Jahren mebr iJs 12 Stunden per Tag abBuiackera. Dieaa hUt ihn nicht ab, die Fabrikarbeiter zu einem Dankgebet an die Yorsehnng aafEnfordem, die ihnen durch die Maacbinerie „die Motte TerBchafft habe, über ihre unsterblichen Intereesen naehzu* denken««*»).

6. Die Eompeneationstheorie bezfiglich der durch Maschinerie Terdrftngten Arbeiter.

Eine ganze K^^ihe bürgerlicher Oekonomen, wie James Mill, MacOulloch, Tonens, Senior, J. St. Mill u. s. w. behauptet, dass alle Maschinerie, die Arbeiter verdrängt, stets gleicbzeitiir und nothwendig ein adäquates Kapital zur Bescbaftiguug derselben identischen Arbeiter freisetzt**'*).

Man unterstelle, ein Kapitalist wende 100 Arbeiter an B. in einer Tapetenmanufaktur, den Mann zu 30 Pfd. St. jährlich. Das von ihm jährlich ausgelegte variable Kapital beträgt also 3000 Pfd. St. Er entlasse 50 Arbeiter und beschäftige die übrigbleibenden 50 mit einer Maschinerie, die ihm 1500 Pfd. St. kostet. Der Ver- einfachung halber wird von Baulichkeiten, Kohlen u. s. w. ab- gesehn. Man nimmt ferner an, das jährlich verzehrte Rohmaterial koste nach wie vor 3000 Pfd. St.^^^). Ist durch diese Metamor- phoae irgend ein Kapital , freigesetzt*^? In der alten Betriebs- weise bestand die ansgelegte Gesammtsumme yon 6000 Pfd. St halb aas konstantem und halb aus variablem Kapital. Sie besteht jetzt aus 4500 Pfd. St (3000 Pfd. St für Rohmaterial und 1500 Pfd. St fiir Maschinerie) konstantem und 1500 Pfd. St variablem Kapital. Statt der Hälfte bildet der variable oder in lebendige Arbeitskraft umgesetzte Kapitaltheil nur noch ^/^ dee Oesammtkapitals. Statt der Freieetaang findet hier Bindung von Kapital in einer Form etatti worin es aufhört sich gegen Arbeite- knÄ aoszatauschen, d. h. Verwandlung von Tariablem in konstantes Kapital. Das Kapital von 6000 Pfd. St kann, unter sonst gleich- bleibenden Umstfinden, jetzt niemals mehr als 50 Arbeiter be- schfiftigen. Mit jeder Yerbeasning der Maschinerie beschlftigt

Uw 1. c. p. 868, 7, 870, 280, 321, 281, 475.

'^') Ricardo theilte ursprünglich diese Ansicht, ^vlderrief sie aber ppRter ausdrücklich mit seiner charakteristischen wissenschaftlichen Unbefangenheit und Wahrheitsliebe. Sieh 1. c. ch. XXXI. ,0n Mackinery'.

*^*) Nb., ich gebe die nitiatration guis in der Weise der obeogenannten Oekonomen.

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es weniger. Kostete die Dea eingeführte Maschinerie weniger als die Summe der you ilir Terdiingten Arbeitskraft und Arbeite- werkzeuge, also z. B. statt 1500 nur 1000 Pfd. Si, ao würde ein variables Kapital yon 1000 Pfd. St. in konstantes rerwandelt oder gebunden, w&hrend ein Kapital von 500 Pfd. Si freigesetzt wfirde. Letzteres, denselben Jahrealolm unterstellt^ bildet einen BeschSfti« gungsfond fflr ungeföhr 16 Arbeiter, w&hrend 50 entlassen sind, ja ftr viel weniger als 16 Arbeiter, da die 500 Pfd. Si zu ihrer Verwandlung in Kapital wieder zum Thdl in konstantes Kapital verwandelt werden mtSssen, also auch nur zum Theil in Arbeite* kraft umgesetzt werden können.

Indess, gesetzt anch, die Anfertigung der neuen Maschinerie be- schftftige eine grSesro Anzahl Mecfaimiker; soll das eine Kom- pensation son fttr die tmh Pflaster geworfben Tapetenmacher? Im besten Fall besdiaftigt ihre Anfertigung weniger Arbeiter, ak ihre Anwendung verdringi Die Snmme von 1500 Pfd. Si, die nur den Arbeitdohn der entlassnen Tapetenmacher darstellte, stellt jetzt, in der Gfestalt Ton Maschinerie, dar: 1) den WerÜi der zu ihrer Herstellung erforderlichen Produktionsmittel, 2) den Arbeits- lohn der sie anfertigenden Mechaniker, 3) den ihrem „Meister** zufallenden Mehrwerth. Femer: einmal fertig, braucht die Maschine nicht erneuert zu werden bis nach ihrem Tod. Um also die zu- sätzliche Anzahl Mechaniker dauurud zu beschäftigen, muss ein Tapetenfabrikaut nach dem andern Arbeiter durch Maschinen ver- drängen.

In der That raeinen jene Apologeten auch nicht diese Art Frei- setzung von Kapital. Sie meinen die Lebensmittel der freigesetzten Arbeiter. Es kann nicht geläugnet werden, dass im obipfen Fall z. B. die Maschinerie nicht nur 50 Arbeiter freisetzt und tladurcli „disponibel" niaclit, sondern zugleich ihren Zusiuumeniiang mit Lebensmitteln zum Werth von 1500 Pfd. St. aul hebt und so diese Lebensmittel „freisetzt''. Die einfache und keineswegs neue That- sache, dass die Ma-srhinerie den Arbeiter von Lebensniitteln frei- setzt, lautet also Tkonomisch, dass die Maschinerie Lebensmittel für den Arbeiter freisetzt oder in Kapital zu seiner Anwendung verwandelt. Man sieht, es kommt alles auf die Ausdrucks weise an. Nominibus molHro licet mala.

Kach dieser liieorie waren die Lebensmittel zum Werth von 1500 Pfd. bt. ein durch die Arbeit der fünfzig entlassnen Tapeten- arbeiter verwerthetes Kapital. Diess Kapital verliert folglich seine Beschäftigung, sobald die fünfzig Feiertag bekommen, und hat

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nicht Buh noch Bast, bb es eme nene „Anlage'- gefunden, worin besagte fttn&ig es wieder prodnkttT konsnraireii kOnnfin. FrOher oder spftter mtaen ' also Kapital und Arbeiter sich wieder ni- sammeDfinden, und dann ist die Kompensation da. Die Leiden der dnrch die Maschinerie rerdrangten Arbeiter sind also ebenso Terganglicb wie die Reichthümer dieser Welt

Die Lebensmittel zum Betrag von 1500 Pfd. St standen den entlassnen Arbeitern niemals als Kapital gegenüber. W;is ihnen als Xapitiil gegenüberstand, wai-en die jetzt in Maschinerie ver- wandelten 1500 Pfd. St. Näher betrachtet rcpräsentirten diese 1500 Pfd. St nur einen Theil der vermittelst der entlassnen 50 Arbeiter jährlich producirten Tapeten, die sie in Geldform statt in natura von ihrem Anwender zum Lohn erhielten. Mit den in 1500 Pfd. St. verwandelten Tapeten kauften sie Lebens- mittel zu dpmsclben Betrag. Diese existirtcn für sie daher nicht als Kapital, sondern als Wanron, und sie selbst existirten ftir diese AVaaren nicht als Lohnarlti iter, sondern als Käufer. Der Um- stand, dass die Maschinerie sie von Kaufmitteln „freigesetzt* hat, verwandelt sie aus Käufern in Nicht-Käufer. Daher verminderte Nachfrage für jene Waaren. Voila tout. Wird diese verminderte Nachfrage nicht durch vermehrte Nachfrage von andrer Seit« kompensirt, so sinVt der Marktpreis der Waaren. Dauert diess länger und in grössrem Umfange, so erfolgt ein Deplnrnment der in der Produktion jener Waaren beschäftigten Arbeiter. Ein Theil des Kapitals, das früher nothwendige Lebensmittel producii-te, wird in andrer .Form reproducirt. Während des Falls der Marktpreise und des Deplacements von Kapital werden auch die in der Pro- duktion der nothwendigen Lebensmittel beschäftigten Arbeiter Ton einem Theil ihres Iiobns „freigesetzt**. Statt also zu beweisen, dass die Maschinerie durch die Freisetzung der Arbeiter von Lebens- mittelii letztere gleichzeitig in Kapital zur Anwendung der erstren Tenrandelt, beweist der Herr Apologet mit dem probaten Gksetz Ton Nachfrage und Zofabr umgekehrt, dass die Maschinerie nicht nur in dem Produktionszweig, worin sie eingeführt, sondern auch in den Produktionszweigen, worin sie nicht eingefUbort wird, Ar- beiter aufs Pflaster wirft

Die wirklichen, Yom ökonomischen Optimismus traTestirten That- sachen sind diese: Die von der Msschinerie verdrängten Arbeiter weiden ans der Werkstatt hinaus auf den Arbeitsmarkt geworfen und Termehren dort die Zahl der schon für kapitsHstische Aus- beutung disponiblen Arbeitskrilfte. Im siebenten Abschnitt wird

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sich zdgeii, cImb dkse Wirkimg der Maaclimerie» die uns hier als eine Kompeneation fttr die ArbeiterMafiBO daigestdlt wird, den Arbeiter im GegenÜbeil als fiirchtbarste Geiseel trifft Hier nnr dieas: Die ans einem Indnstriezweig hinansgeworfoen Arbeiter k&nnen allerdings in irgend einem andern Beschäftigung suchen. Fmden sie soldbe, und knflpft sich damit das Band swisehen ihnen ond den mit ihnen freigesetasten Lebensmitteln wieder, so geschieht diess ▼ermittelst eines neuen, xnsehGssigen Kapitab, das nadi Anlage drftngt, keineswegs aber yermittelst deii schon froher fnnktiomren- den und jetzt in Maschinerie Terwandelten Kapitals. Und selbst dann, wie geintgt Aussicht haben sie! Verkrüppelt dnrdi die Tfaeilnng der Arbeit, sind diese armen Teufel ausserhalb ihres sdten Arbeitskreises so wenig werth, dass sie nur in wenigen niedrigen und daher beständig überfüllten und unterbezahlten Aj- beitszweigen Zugang finden***). Ferner attruhirt jeder Industrie- zweig jährlich einen neuen Menschenstrom, der ihm sein Kontingent zum regelmäfsigen Ersatz und Wachst huni liefert. Sobald die Maschinerie einen Theil der bisher in einem bestimmten Industnt - zweig beschäftigten Arbeiter freisetzt, wird auch die Ersatzmann- schaft neu vertheilt und in andern Arbeitszweigen abs i l)irt, während die urijprüiiglicben Opfer in der üebergangszeit grossentheils ver- kommen und verkümmern

ibt eine unzweifeihalt^ Thataache, dass die Maschinerie an sich nicht verantwortlich ist für die „Freisetzung" der Arbeiter von Lebensmitteln. Sie verwohlfeilert und vermehrt das Produkt in dem Zweig, den sie ergreift, und lä-sst die in andren Industrie- zweigen produrirte Lf'bensmittel-Masse zunächst unverändert. Nach wie vor ihrer Kiniührung besitzt die Gesellschaft also gleich- viel oder mehr Lebensmittel für die deplacirten Arbeiter, ganz abgesehn von dem enormen Theil des jährlichen Produkts, der von Nichtarbeitern vergeudet wird. Und diess ist die Pointe der öko- nomistischen Apologetik! Die von der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie untrennbaren Widersprüche und Antagonismen existiren nicht, weil sie nicht ans der Maschinerie selbst erwachsen,

■^^ Bin Ricard in Der bemerkt hierüber gegen die Fadaisen J. B. Say'B: ,Bei entwickelter Theilung d( r Arhoit i.-^t aaa Geschick der Arbeiter nur in dem besondren Zweig anwendbar, worin sie angelernt wurden; sie selbst sind eine Art von Maschinen. Es hilft daher absolut nichts, papageimäTsig za plappeiDy dass die Dinge eine Tendenz haben, ihr Niveau zu finden. Wir müssen nm iiti'< schauen xmd sehn, da.*.s wie für lange Zeit ihr Niveau nicht finden könneoi daas wenn ^ic es tiuden, das Niveau niedriger steht als beim Anfang des ProceMes/ LAn Inaulry into those Principlea respecting the Nature of Demand etc. Lond. 1^21*, p. 72.)

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aondem ans ihm kapitalialascheii Anwendoog! Da also die Maschinerie an sich betarachtet die Arbdtszeit yerkflbrzt, während sie kapita- lisfciach angewandt den Arbeitstag yerlftng^, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistiach angewandt ihre InteneitSt steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Natarkraft ist, kapitalistisch an* gewandt den Menschen durch die Katarkraft nnterjocht, an sich den Beichtbnm des Ftodncenten Termehrti kapitalistisch angewandt ihn Terpaupert n. s. w., erklärt der bfirgerlidie Oekonom einBuh, das Ansichbetrschten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene handgreiflidien Wideisj^che blosser Schein der gememen Wirklichkeit, aber an sich, also anch in der Theorie gar nicht Torhanden sind. Er spart sich so alles weitre Kopfzerbrechen und bürdet seinem Gegner obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwendung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie selbst.

Keineswegs lauj^Tiet der bürgerliche Oekonom, dass dabei auch zeitweilige UiiauiiL'hmlichkeiten herauskummen; aber wo ^abe es eine Medaille ohne Kehrseite! Eine andre als die kapitalistische Ausnutzung der Maschinerie ist für ihn unmöglich. Ausbeutung des Arbeiters durch die Maschine ist ihm also identisch mit Aus- beutung <ler Maschine durdi den Arbeiter. Wer also enthüllt, wie es um die kapitalistische Anwendung der Maschinerie in Wirklichkeit best^^llt ist, der will ihre Auwendung überhaupt nicht, der ist ein Gegiu r des sozialen Fortschritts!***) Ganz das Rai- sonnement des berühmten Gurgelschm iders Bill Sykes: »Meine Herren Geschwornen, diesen Handln ngsreisenden ist allerdings die Ctuiij;*'! abgeschnitten worden. Diese That*;ache aber ist nicht meine .Schuld, sie ist die Schuld des Messers. Sollen wir wegen solcher zeitweiligen Unannelimlichkeiten den Gebrauch r!rs Messers abschaffen? Bedenken Sie ja! Wo wäre Ackerbau und Handwerk ohne Messer? Ist es nicht ebenso heilbringend in der Chirurgie wie gelehrt in der Anatomie? Dazu williger Gehülfe bei fröhlichem Mahl? Schaffen Sie das Messer ab Sie schleudern uns zurück in die tiefete Barbarei«"«»).

Ein Virtuose in diesem anmarslichen Cretinianm?* ist u. a. MacCuIloch. „Wenn es vortheilhaft ist", sagt er z. B. mit der affektirten Naivetslt eines Kindes von 8 Jahren, «das Geschick des Arbeiters mehr und mehr zu ent- wickdn, so dam er ffihig wird, ein stets wachsendes Waarenquantnm mit demselben oder geringerem Arbeitscjuantum su prodaciren, so muss es auch vortheilhaft sein, dass ersieh solcher Maschinerie zu seinem Bci^tniKlc bediene, wie sie ihn am wirksamsten in der Erreichone dieses Rcssultat« unterstützt.'' (MaeOulloch: «Princ. of Pol Econ. Lond. 1880', p. 166.)

***») «Der Emnder der Spinnmunchine hat Indien minirt, waa one indm

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Obwohl die Maschinerie nofhwendig Arbeii^r verdrängt in den Ar beitsz weisen, wo sie eingeführt wird, so kann sie dennoch eine Zunahme tum Hescli;it'tigiin^( in andern Arbeitszweigen hervorrufen. Diese Wirkung hat aber nichts gemein mit der sogenannten Kom- pensationstheorie. Da jedes Maschinenprodukt, z. B. eine EHle Maschinengeweb, wohlfeiler ist als das von ihm verdrängte gleich- artige Handprodukt, folgt als absolutes Gesetz: Bleibt das Ge* sammtquantam des maschinenmäisig producirten Artikels gleich dem Gesammtqaantum des von ihm eraetzteo handwerks- oder manufaktor- maCsig producirten Artikels, so vemiindert sich die Gesaramtsumme der angewandten Arbeit. Die etwa zur Produktion der Arbeitsmittei selbst, der Maschinerie, Kohle ILS.W., erheischte Arbeitszunahme muss kleiner sein als die durch Anwendung der Muchinerie bewirkte Ar* beitaiibnahme. Das Maschinenprodukt wäre sonst eben so theuer oder theurer als das Handprodukt. Statt aber gleich zu bldben, wachst thai- sachlich die Gesammtmasse des von einer verminderten Arbeiteranzabl producirten Maschinenartikels weit ttber die Gesammtmasse des ▼erdribigten Handwerksartikels. Qesetst 400,000 Ellen Maschinen- geweb worden von weniger Arbeitern produdrt als 100,000 Ellen Handgeweb. In dem Terrierlachten Produkt steckt viermal mehr BobmaieriaL Die Produktion des Rohmaterials muss also vervier- facht werden. Was aber die verzehrten Arbeitsmittel, wie Baulich- ' keiten, Kohlen, Maschinen u. s. w. betrifft, so ändert sich die Qrenase, inneihalb deren die zu ihrer Produktion erheischte susäta- liche Arbeit wachsen kann, mit der Differenz zwischen der Masse des Masdiinenprodukts und der Masse des von derselben Arbeiter- zahl herstellbaren Handprodukts.

Mit der Ausdehnung des Maschinenbetriebe in einem Industriezweig steigert sich also zunächst die Produktion in den andren Zweigen, die ihm seine Produktionsmittel liefern. Wie weit dadurch die beschäftigte Arbeitermasse wachst, hangt, Länge des Arbeitstags und Intensität der Arbeit gegeben, von der Znsammensetzung der verwandten Kapitale ab, d. h. vom Verhältniss ihrer konstanten und variablen Bestamltheile. Diess Verhältniss seinerseits variirt sehr mit dem Umfang, worin die Maschinerie jene Gewerbe selbst schon ergriifen hat oder ergreift Die Anzahl zu Kohlen- und Metall bergwerken verurtheilter Menschen schwoll ungeheuer mit dem Fortschritt des englischen Maschinenwesens, obgleich ihr Aa-

wenig rührt.* A. Thiers, ,De la Propriöte*. Herr Thiem verwechselt hier die Bpinnmaachine mit dem mechamsciien Webstuhl, «was uns indese wenig

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wachs in den letzten Deoezmieii durch Gebrauch neuer Maachinerie für den Bergbau verlangsamt wird^^^. Eine neue Arbeiierarfe apringt mit der Maschine ins Leben, ihr Producent Wir wissen berdis, dass der Maschinenbetrieb sieh dieses Prodnktionsswttgs selbst auf stets massenhafterer Stufenleiter bemäditigt*^'). Was femer das Rohmaterial betrifft^*), so unterliegt es B. keinem Zweifel, dass der Stnrmmarsch der BanmwoUspinnerei den Banm« wollbau der Vereinigten Staate und mit ihm nicht nur den afiri- kanischen SUaTeohandel treibhausmafsig förderte, sondern zugleich die Negeizucht aum HauptgeacUift der sogenannten Ghrens-SklaTen- staaten machte. Als 1790 der erste SUayenoensus in den Ver- einigten Staaten aufgenommen ward, betrug ihre Zahl 697,000, dagegen 1861 ungeföhr vier MiUionen. Andrerseits ist es nicht minder gewiss, dass das Aufbltthen der mechamschen Wolliabrik mit der progressiven Verwandlung von Ackerland in Sehafweide die massenhafte Verjagung und „Ueberzähligmachung« der Land- arbeiter hervorrief. Irland macht noch in diesem Augenblick den Process durch, seine seit 1845 beinahe um die Hälfte verminderte Bevölkerung noch weiter auf das dem Bedürfniss seiner Landlords und der cügliscben ilerrn Wollfabrikim Leu exakt entspreciieude Mafs herabzudrücken.

Ergreift die Maschinerie Vor- oder Zwischenstufen, welche ein Arbeitsgegenstand bis zu seiner letzten Form zu durchlaufen hat, so vermehrt sich mit dem Arbeitsmaterial die Arbeitsnachfrage in den noch haadwerks- oder manufakturmälsig betriebnen Gewerken, worin das Maschinenfabrikat eingeht. Die Maschinenspinuerei z. B. lieferte das Garn so wohlfeil und so reichlich, dass die Hand- weber zunächst, ohne vermehrte Auslage, volle Zeit arbeiten konnten.

Nach dem Gensus von 1861 (Vol. II. Lond. 1863) betrug die Zahl der in den Kohlenbe^n^^erken von England und Wales beschäftigten Arbeiter 24G,613^ ^vnvon 73,545 unter und 173,067 über 20 Jahre. Zur ersten Knbrik gehören 835 fünf- bis zehnjährige, ?<f)"Ol rnhti- bis fünfzehnjährige, 42,010 lüufzelm- bis neunzehnjährige. Die Zahl der in Eiacn-, Kupfer-, Blei-, Ziuu- nnd allen andren Metallminen Beschäftigten: 319,222.

In England und Walen l'-'G! in der Troduktion von Maschinerie be- schäftigt: 00,807 Personen, eingezählt die Fabrikanten sammt ihren Kommis u. ri. w., ditto alle Agenteu und Haudelsleute in diesem Fach. Ausgeschlossen dagegen die Produeenten kleinerar Maschinen, wie Nähmaschinen, u. b. w., ebenso die Producenten der Werkzeuge für die ArbeitBmaHchineny wieSpindeln Q. 8. w. Zahl sämmtlicher Civilingenieure betrug 8329.

•*•) Da Eisen einer der wichtigsten Rohstoffe, so sei hier bemerkt, dass ' 1861 in England and Wales 125,771 Eisengiesser, wovon 123,480 männlich, 2341 weiblich. Von den erstern 80,810 anter und 92,620 über 20 Jahre.

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So stieg ihr Einkommen ^^). Daher Menschenzufluss in die Baum- woUweberei, bis schliesslich die von Jenny, ThrosÜe und Mule in England z. B. ins Leben gerufhen 800,000 Baumwollweber wieder ▼om Dampfwebstabl erachlagen wurden. So wachst mit dem üeber- fluss der maschinenmä&ig producirten Kleidimgsstoffe die Zahl der Schneider, Eleidennacherinnen, Näherinnen u. s, w., bis die Näh- maechixie erBcheini

Entsprechend der steigenden Masse TOn Rohstoffen, Halbiabri- kftten, Arbeitsmstrumenten o. s. w., die der Maschinenbetrieb mit xeUtiT geringer Arbeiterzahl liefert, sondert sich die Bearbeitong dieser Rohstoffe und Halb&brikate in zaUloee Unterarten, wichst also die Mannig&ltigkeit der geseUschaftlichen Prodoktionszweige. Der Maschinenbetrieb treibt die gesellschafUiche Theilong der Arbeit ungleich weiter als die Bfanufaktar, weü er die ProdiiktiT* kraft der Ton ihm ergriffnen Gewerbe in ungleich bQhrem Grad yennehrt»

Das nächste Resultat der Maschinerie ist, den Mehrwerth und sogleich die Prodnktenmaoe, worin er neh daistellt, also mit der Substanz, woTon die Kapitalistenklasae sammt Anhang zehrt, diese

Oesellschaftsschichten selbst zu Ycrgrüssern. Ihr wachsender Reich- tham und die relativ bestandig fallende Anzahl der zur Produktion

der ersten Lebensmittel erheischten Arbeiter erzeugen mit neuem Luxusbedürtniss zugleich neue Mittel seiner Befriedigung, Ein grössrer Theil des gesellschaftlichen Produkts verwandelt sich in Surplusprodukt und ein grössrer Theil des Surplusprodukts wird in verfeinerten und verniannigfachten Formen reproducirt und ver- zehrt. In andren Worten: Die Luxusprodukliou wächst'"*^). Die Verfeinerung imd Vermannicrfachuug der Produkte entspringt eben- so aus den neuen Weltmarkt liehen Beziehungen, welche die grosse Industrie schafft. werden nicht nur mehr ausländische Genuss- mittel gegen das heimische Produkt ausfrotauscht, sondern es geht auch eine grössre Masse fremder Hohstotie. Ingredienzien, Halb- fabrikate u, s. w. als Produktionsmittel in tli ' heimische Industrie em. Mit diesen weltmarktlichen Beziehungen steigt die Axbeits-

•*^) .Kinc Familie von 4 envftchsneü Personen (Baumwolhveberu) mit zwei Kinderu als windera gewanu Eude des letasten und Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts 4 Pfd. St. per Woche bei lOetOndiger Tagesarbeit; war die Arbeit sehr dringend, so konnten sie mehr verdienen . . . Früher hatten i^ic immer gelitten von mangelnder Gamzufuhr." (Gaskeli, 1, c. p. 25 27.)

F. Engels in „Lage u. s. w." weist den jämmerlichen Zustand eines srosBen Theils grade dieser Luxunurbeiter nach. ManenhaftO neue Belege hicizu in den Berichten der »Ohild. EmpL Comm."

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nadifroge in der Transportindasfarie and spaltet ricli letstere in zaUrei^äe neae Untorartan***).

Die Yennelirung von Prodnkttons- und Lebeoamitteln bei relatiy abnehmender Arbeiterzahl trdbt zur Ausdehnung der Arbeit in Industriezweigen, deren Produkte, wie Ean&le, Waarendoeks, Tunneb, Brücken u. a. w. nur in femrer Zukunft Früchte tragen. Es bilden aieli, entweder direkt auf der Grundlage der Maschinerie, oder doch der ihr entsprechenden allgemeinen industriellen VmwSlzung, ganz neue Produktionszweige und daher neue Arbeitsfelder. Ihr Baum- antheÜ an der Gesammtproduktion ist jedoch selbst in den meist entwickelten LSndem keinesw^ bedeutend. Die Anzahl der von ihnen beschäftigten Arbeiter steigt im direkten YerhSltniss, worin die Nothwendigkeit rohster Handarbeit reproducirt wird. Als Hauptindustrien dieser Art kann man gegenwärtig Gaswerke, Tele- graphie, Photographie, DanipfschiffTahrt und Eisenbahnwesen be- trachten. Der Census von 1861 (für Knglnnd und Wales) ergibt in der Gasindustrie (Gaswerke, Produktion der mechanischen Appa- rate, Agenten der Gaskompagnien u. s. w.) 16,211 Personen, Tele- graphie 2399, Photographie 23üö, Dampfschiffdienst 3570 und Eisenbahnen 70,599^ worunter ungefähr 28,000 mehr oder minder permanent beschäftigte „ungeschickte" Erdarbeiter nebst dem ganzen administrativen und kommerriellen Personal Also Gesammtzahl der Individuen in diesen fünf neuen Industririi 94,145.

Endlich erlaubt die ausaerordentlich cihrihte Produktiv kraft in den Sphären der gro.sst ii Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv ge^t* ij^a rter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionssphären, einen stets grossren Theil der Arbeiterklnsse unproduktiv zu verwenden und so namentlich die alten liaussklaven unter dem Namen der „dienenden Klasse'', wie Bediente, Mägde, Lakaien u. s. w., stets massenhafter zu reproduciren. Nach dem Census von lö61 zählte die Gesammtbevülkerung von England und Wales 20,066,244 Personen, wovon 9,776,259 männ- lich and 10,289,965 weiblich. Zieht man hiervon ab, was zu alt oder zu jung zur Arbeit, alle „unproduktiven" Weiber, jungen Personen und Kinder, dann die „ideologischen"* Stände, wie Re- gierung, Pfaffen, Juristen, Militär u. s. w., femer alle, deren aus- achlieesliches Geschäft der Verzehr fremder Arbeit in der Form ▼on Grundrente, Zins u. s. endlich .Paupers, Vagabunden, Ver- brecher 0. s. w., 80 bleiben in rauher Zahl $ fiüllionen beiderlei

''^jt 1861 in Eng land imd Wales 94,665 in der Handelimarine beacfaSftigte Seeleute.

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Geschlechts und der Terachiedensten Altersstufen, mit Einschlass sämmtliGher irgendwie in der Produktion, dem Handel, der Finanz n. a. w. fanktionirenden Kapitaliaten. Von diesen 8 Mil- lionen kommen auf:

Ackerbauarbeiter (mit Einschlosa der Hirten

und bei Pächtern wolinenden AokevB-

knechte und Mägde) 1,098,261 Peraoneo.

Alle in BaumwoU-, Woll-, Worsted-, Flachs-,

Hanf-, Seide-, Jutefabiiken und in der

mechanischen Strumpfwirkerei nnd

Spitzenfabrikation Beschäftigten . . 642^607 Alle in Kohlen- nnd Metallbeigwerken Be- schäftigten 565,885

in 8&mmilichen Metallwerken (Hochofen,

Walzwerke cu s. w.) nnd Metallmana-

&kti]ren aller Art Beschäftigten . . 396,998^)

Rechnen wir die in allen teztilen Fabriken Beschäftigten zn- sammen mit dem Personal der Kohlen- und Metallbergwerke, so erhalten wir 1,208,442; rechnen wir sie znsamm^ mit dem Per- sonal aller Metall werke und Manufakturen, so die Gesammtaahl 1,039,605, beidemal kleiner als die Zahl der modernen Haos^ Sklaven, Welch erhebendes Besnltat der kapitalistisch ezploitirten Maschineriel

7. Repulsion und Attraktion ron Arbeitern mit Ent- wicklung des Maschinenbetriebs. Krisen der Baumwoll- industrie.

Alle zurechnungsföhigen Bepräsentanten der politischen Oeko- nomie geben zu, dass neue Einführung der Maschinerie pestartig wirkt auf die Arbeiter in den überlieferten Handwerken und Manu- fakturen, womit sie zunächst konkunirt Fast alle beäcbzen die Sklayerei des Fabrikarbeiters. Und was ist der grosse Trumpf,

Davon nur 177,596 männlichen GeAchiechts über 13 Jahre. •**) Davon weiblichen Geschlechts 30,501.

^) Davon männlichen Geschlechts: 187,447. AnaffeechloBseii TOn den

1,208,648 alles Personal, das nicht in PrivnthauBern dient.

Zusatz zur 2. Ausg. Von 1861 bis 1870 bat sich die Zahl männlicher Diener beinahe verdoppelt. Sie war angewachsen auf 267,671. Im Jahr 1847 gab es 2,694 Wildhüter (für die aristokratischen Wildgehege), 1869 da«regeii 4,921. Die jungen, beim Londoner kleinen SpiessbürgerdienendenMiOChMl heissen in, der Volkasprache .little slaveys", kleine Sklaven.

Dienende Klasse

1,208,648»»)

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den alle ausapielen? Dass die Masdunerie, nach den Schrecken ihrer Einführung»- und Entwicklungsperiode, die ArbeitssklaTen .in letzter Instanz rennehrt, statt sie schliesslich zu vermindeml Ja, die politische Oekonomie jubelt sich aus in dem abscheulichen Theorem, abscheulich für jeden „Philanthropen", der an die ewige Natnrooth wendigkeit der kapitalistischen Produktionsweise glanbt, dass selbst die bereits auf Maschinenbetrieb begründete Fabril^ nach bestimmter Periode des Wachsthoms, nach kürzrer oder langrer „UebergangsKeit", mehr Arbeiter abplackt, als sie ur^rOng- lieb aufe Pflaster waif<*«)!

Zwar zeigte sich schon an einigen Beispielen, s. B. den eng- liadien Woisted- und Seiden&briken, dass auf etnem gewissen Entwicklungsgrad ausserordentliche Ausdehnung Ton Fabrikxweigen mit nicht nur rebtiver, sondern absoluter Abnahme der angewancMen Arbeiteranzahl yerbunden sein kann. Im Jahr 1860, als ein Spedal- censuB aller Fabriken des Veremigten Sdnigreiclis auf Befehl des Parlaments aufgenommen ward, z&hlte die dem Fabrikinspektor R. Baker zugewiesne Abtheilang der Fabrikdistrikte TonLancashire, Cheshire und Törkshire 652 Fabriken; Ton diesen enthielten 570: DampfwebstOhle 85,622, Spindeln (mit Ausschluss der Dnblirspin* dein) 6,819,146, Pferdekraft in Dampfmaschinen 27,489« in Wssser^ rfidern 1890, beschäftigte Personen 94,119. Im Jahr 1865 da* gegen enthielten dieselben Fabriken: Webstuhle 95,163, Spindeln 7,025,031, Pferdekraffc in Dampfmaschinen 28,925, in Wasserr&dem 1445, beschäftigte Personen 88,913. Von 1860 bis 1865 betrug

*^ Ganilh betrachtet dagegen als Sclilusa-Resultat des Maschinenbetriebs absolut verminderte Anzahl der Arbeits.'^klaven. auf deren Kosten dann eine Terniehrte Anzahl der «gens honnStes* zehrt and ihre bekannte «perfectibilitÖ perfectible" entwickelt So wenig er die Be^y^^'mlg der Produktion versteht, fQhlt er wenigstens, dass die Maschinehe eine sei^r fatale Institution, wenn ihre Einftihrang beschäftigte Arbeiter in Paupers verwandelt, wXhrend ihre Entwicklang mehr Arbeitasklaven in's Leben roft, als rie erschlagen hat. Den Cretinismus seines eignen Standpunkts kann man nur in seinen eignen Wor- ten ausdrücken: «Lea classes condamn^es k produire et & consommer diniinu- ent, et les classes qui dirigent le traTail, qui eoolagent, conaolent et telairent toute la Population, se multiplient ... et s'appropient tous les bienfaits qui r^sultent de la (liminution Ho? frni-^ du travail, ae l'abondance desprodiK'tions et du bon marchö de«» consonunationa. Dans cette direction, Tesp^ce humaine s'^l^ye aox plns haatea conceptions da g^nie, p^n^tre dana lea profondeon myst^rieuses de la religilKD, ^tablit les principes salutaires de la morale (die darin besteht de „s'approprier tous les bienfaits etc."), les lois tut^laires de la libertö (der libert^ pour „les classes condamn^ea k produire"?) et du ponToir, de Pobtfiaaance et de la justice, du devoir et de lliamanit^.*' Dieaa Sjtnderwelsch in: „Des Syst^mes d'^conomie Politique etc. Par M. Gh. Oanilh". 2öme Paria 1821, t. U, p. 224. cf. ib. p. 212.

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also die Zunahme dieser Fabriken an Dampfwebstülilen ^^n Spindeln 3^/^, an Dampfpferdekratt 5**/^, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten Personen um 6,5 ^/^ abnahm'*^"). Zwischen 1852 und 1862 fand beträchtliches Wachsthum der englischen Wollfabrikation statt, während die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb. „Di^ zeigt « in wie grossem Maise neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vorhergehender Perioden ver- drängt hatte" ^'^). In empirisch gegebnen Fällen ist die Zunahme der beschSftigten Fabrikarbeiter oft nur scheinbar, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb beruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmähligen Annexation von Nebenzweigen. Z. B. „die Zunahme der mechanischen Webst&hle und der durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter von 1838 1868 "war in der (bri- tisehen) Baumwoll&brik einfach der Ausdehnung dieses Geschäfts- zweigs geschuldet; in den andren Fabriken dagegen der Neu- anwendong von Dampf kraft auf den Teppich-, Band-, Leinen Web- stuhl u. 8. w., die Torher durch mensdiliche Muskelkraft getrieben wurden" Die Zonabme dieser Fabrikarbeiter war also nur der Aus- druck einer Abnalmie in der Gesammtzahl der beschäftigten Arbeiter. Es wird hier endlich ganz dayon abgesehn, dass flberall, mit Ausnahme der Metall&briken, jugendUcfae Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber und Kindttr das weit Torwiegende Element des Fabrikpersonals bilden.

Man begreift jedoch, trotz der Tom Maschinenbetrieb &kti8ch ▼erdrängten und TirtueU ersetsten Arbeitermasse, wie mit semem eignen Wachsthnm, ausgedrückt in Termehrter Anzahl von Fa- briken derselben Art oder den enreiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fabrikarbeiter schliesslich zahlreicher sein können als die von ihnen verdrSugten Mannfäktunurbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich angewandte Kapital Ton 500 Pfd. St bestehe

„Reports of Insp. of Faet 81 tt Oct 1865", p. 58 gq. Oleiduseitig

war aber muh schon die materielle Grundlage für P>p?chnftigung einerwach- senden Arbeiterzuhl gegeben in 110 neuen Fabriken mit 11,625 r>ampfweb» stahlen, 628,756 Spindeln, 2G'J5 Dampf- uad Waa^er-rterdekraH. (1. c.) „Beports etc. for 31 st Oct. 1862", p. 79.

Zusatz zur 2. Ausg. Ende Decembrr sagte Fabrikinspektor A. Ked- grave in einem Vortrag, gehalten zu Bradford, in der «New Mechanics' In- stitution* : , Was mich seit einiger Zeit frappirt hat, war die veränderte Er- scheinung der Wollfabriken. Früher waren sie mit Weibern und Kindern gefüllt, jetzt scheint die Ma-schinerip allrs "Werk 7,u thun. Auf Anfrage gab mir ein FabriJuuit folgenden Aufi^chluss; Unter dem alten System beschäf- tigte ich 68 Penonen ; nach EinfOhning verbesserter Haschinoie ledaciite ioh meine Hände auf 83, und jfingst^ in Folge neuer groeaer VerinderuDgen war ich im Stande, ei*» von auf 13 zu reduciren,*

«*) .Eeporte etc. for aist Oct. 1856", p. 16.

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z. B. in der alten Betriebsweise aus '/^ konstantem und ^/^ variablem Bestandtheil , d. h. 200 Pfd. St seien in Produktionsmitteln aus- gelegt, 800 Pfd. St. in Arbeitekraft, sage 1 Pfd. St. per Arbeiter. Mit dem Maschinenbetrieb verwandelt sich die Z usammensetzong dee Qesammtkapitals. Es zerflllt jetzt z. B. in ^/^ konstanten and ^/^ Tttriablen Bestandtheü, oder es werden nor noeh 100 Pfd. Si in Arbeitskraft ausgelegt Zwei Drittel der firtther beschäftigten Arbeiter werden also entlassen. Dehnt sieh dieser Fabrikbetrieb ans ond wichst bei sonst glnchbleibenden Prodnktionsbedingungen das angewandte Gksammtikapital von 500 anf 1500, so werden jetzt 800 Arbeiter besch&ftigt, so riele wie vor der industriellen Rerolntioa Wächst das angewandte Kapital weiter auf 2000, so werden 400 Arbeiter beschäftigt, also ^/g mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die angewandte Arbeiterzahl nm 100 gestiegen, relativ, h. im Terhfiltniss zum Torgeschossnen Gesammtkapital, ist sie nm 800 gefallen, denn das Kapital von 2000 Pfd. St hatte in der alten Betriebsweise 1200 statt 400 Arbeiter beschäftigt. BektiTC Abnahme der beachftftigten ArbeiteK^ zahl Tertrfigt sich also mit ihrer absoluten Zunahme. Es wurde oben angenommen, dass mit dem Wacbsthum des Gesammtkapitals seine Zusammensetzung konstant bleibt, weil die Produktionsbe» dingungen. Man weiss aber bereits, dass mit jedem Fortschritt des Maschinenwesens der konstante, aus Maschinerie, Rohmaterial u. ö. w. bestehende Kapitaltlieü wächst, während der variable, in Arbeitskraft ausgelegte fällt, und man weiss zugleich, dass in keiner andren Betriebsweise die Verbessrung so konstant, daher die Zusammensetzung des Gesammtkapitals so variabel ist. Dieser be- standige Wechsel ist aber ebenso beständig unterbrochen durch Kuhepunkte und bloss quantitative Ausdehnung auf gegebner tech- nischer Grundlage. Damit wachst die Anzahl der beschäftigten Arbeiter. So betrug die Anzahl alier Arbeiter in den BaumwoU-, Woll-, Worsted-, Flachs- und Seidenfabriken des Vereinigten Königreichs 1835 nur 354,684, während 18G1 allein die Zahl der Dampfweber (beiderlei Geschlechts und der verschieciensten Alters- stufen vom 8. Jahr an) 230,654 betnig. Allerdings erscheint diess Wachsthum minder gross, wenn man erwägt, dass die britischen Handbaumwoliweber mit den von ihnen selbst beschättigteu Fa- milien 1838 noch 800,000 zählten '-'*°), ganz abgesehn von den in Asien und auf dem europäischen iiontinent verdrängten.

^) «Die Leiden der Handweber (von Baumwolle und mit Baumwolle ge- nuBohtea Stoffen) weien Gegenatond der UnteraachuDg durch eine kftmgL

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In den wenigen Bemerkungen, die über diesen Punkt noch ta. maehea, berfilireii wir zum Theü rein thatsächlich Yerhalfc- nissOf wozu unsre theoretische Darstellung selbst noch nicht ge- führt hai

So lange sich der Maschinenbetrieb in einem Industriezweig auf Kosten des überlieferten Handwerks oder der Manufaktur ausdehnt, sind seine Erfolge so sicher, wie etwa der Erfolg einer mit dem Zündnadelgewehr bewaffneten Armee gegen eine Armee von Bogen- schützen wäre. Diese erste Periode, worin die Maschine erat ihreii WirkungBlmds erobert, ist entscheidend wichtig wegen der ausser- ordentlichen Ptofite, die sie prodociren hilft. Diese bilden nicht nor an nnd ftLr sich eine Quelle besehleunigter Akkumulation, sondern aeheo einen groesenTheil der bestKndigoeugebüdetenundnaeh neuer Anlage drangenden gesellschaftlidien Zusaixkapitals in die begünstigte Prodnktionssphiie. Die beeondren Vortheile der ersten Sturm- und Drangperiode wiederholen sich bestSndig in den Pro- duktionsaweigen, worin die Maschinerie neu eingeftlhrt wird. Sobald aber das Fabrikwesen eine gewisse Brette des Daseins und bestimmten Reifegrad gewonnen hat, sobald namentlich seine eigne technische Grundlage, die Maschinerie, selbst wieder durch Ma- schinen produdrt wird, sobald Kohlen- und Eisengewinnung, wie die Verarbeitung der Metalle und das Transportwesen revolutionirt, Überhaupt die der grossen Industrie entsprechenden allgemeinen Produktionsbedingungen hergestellt sind, erwirbt diese Betriebe- weise eine ElasticitSt, eine plötzliche sprungweise Aosdebnungs- ffihigkeit, die nor an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet. Die Maschinerie bewirkt einerseits direkte Ver- mehrung des Rohmaterials, wie z. B. der cotton gin die Baumwoll- produktion vermehrte-**). Andrerseits sind Wolüfeillieit des Ma- schinenprodukts und das umgewäl/.te Transport- und Kommuni- kationswesen Waffen zur Erobrung fremder Märkte. Durch den Ruin ihres handvverksmäfsigen Produkts verwandelt der Maschinen- betrieb sie zwangsweise in Produktionsfelder seines Rohmaterials. So wurde Ostindien zur Produktion von Baumwolle, Wolle, Haut,

Kommission, aber obgleich ihr Eleod auerkiiiiiiL und bejammert wurde, über- liegs man die Verbessning (I) ihrer Lage dem Zufall und dem Wechsel der Zeit, und man darf hoffen, daaa diese Leiden jetzt (20 Jahre später!) beinahe (oearly) erloschen .sind, wozu die jetzige grosse Au>»df!iniing der Djimpfweb- stühlc aller Wahrrtcheinlichkeit nach beigetragen hal.- (Rep. lusp. Fact. 81 8t Oct. 1856, p. 15.)

Andre Methoden, wodurch die ^T i^i liinerie auf ^ie Produktion d€9 Hohiuatehals einwirkt, werden im Dritten Buch erwähnt.

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Jute, Indigo iL s. w. fttr GronbritamueiL gezwungen*'*). Die be- etSndige „UebenAhligmaehang'' der Arbeiter in den L&ndera der groBsen Ihduefarie bäSrdert treibbiraeiDfiCBige Auawandrung und Kolonisation fremder Lander, die eich in PflimzstKtten ftlr das Boh- maAerial des Mutterlands Terwandehi, wie Australien s. B. in eine Pflaozstfitte Ton Wolle*"). Es wird eine nene, den Hanptritsen des Masehinenbetriebs entsprechende internationale Theüung der Arbeit gescbaffen, die einen Theil des Erdballs in Torzngsweis agrikolee Ftodnktionsfeld umwandelt Diese BoTolution hängt zu- sammen mit Ümwiknngen in der Agriknltar, die bier noch nicht weiter zu erOrtern sind*"*").

Auf Antrieb des Herrn Gladstone verordnete das Haus der Ge- meinen am 17. Februar 1867 eine Statistik fiber s&mmtliche von 1831 1866 in das Vereinigte Königreich eingeführte und aus- geführte Kornfiucht, Getreide und Mehl aller Art. Ich gebe nach- stehend (las zusammenfassende Resultat. Das Mehl ist auf Quaitcrs Korn reducirt. (8. Tabelle auf Seite 419.)

Die ungeheure, stoss weise Ausdehnbarkeit des Fabrik wesens und seine Ahliängigkeit vom Weltmarkt erzeugen nothwendig fieber-

-'-) Baumwollauafuhr von Ostindien nach Grossbritaonien. 1846 Pfd. »4,540,143. 1860 Pfd. 204,141,168. 1865 Pfd. 445,947,600.

Wollauafuhr von Ostindien nach ( iro-SHbritannien. 1846 Pfd. 4,570,581. mo Pfd. 20,214.173. 1866 Pfd. 20,070.111.

*^) Woiiausfuhr vom Kap der ffuten Hofinung nach Grossbritannien. 1846 Pfd. 2,958,457. 18W Pftf 16,574,345. 1865 Pfd. 29,920,623.

Wollaaafuhr von Australien nach GrossbritanDien. ISM Pfil. 21.7sn 346. 1860 Pfd. 59,166,616. 18«5 Pfd. 109,734,261.

"^Die ökonomische Entwicklung der Vereinigten Staaten ist seibat ein Frodaki europftisehen , nSher englischen mueu ^dostrie. In ihrer ietzigen Gestalt (1866) müssen sie stets noch als Kalonialland Yon Europa betrachtet werden. (Zur 4. Aufl. Seitdem haben nie sieh zum zweiten Industrieland der Welt entwickelt, ohne darum ihren Kolonialcharakter ganz einffebllMt zu haben. D. HJ

BaumwoUanflftihr der Vereinigten Stnaten nach Grossbritannien in Pfd.

1846 401,949,393. 1852 765,680,544.

1859 961,707,264. 1860 1,115,890,608. Ansfiilir Ton Eom u. ■. w, ans den Vereinigten Staaten nach Oroasbritaanien

(1850 und 1862):

Weizen cwts. 1850 16,202,312. I*ifi2 41,033,503.

Gerste cwts. 1850 8,669,653. 18tt2 6,624,800.

Hafer cwto. 1860 8,174,801. 1802 4,426,994.

Roggen cwts. 1850 8^^,749. 1862 7108.

Weizenmehl cwts. 1850 3,019,440. 1862 7,207,113.

Buchweizen cwts. 1850 1054. 1862 19,571.

Mais cwt«. 1850 5,473,161. 1862 ll,6043ia

Bere irr Bigg (bes. Qerstenart) cwts. 1850 2039 1S62 7675. Erbsen cwt«. 1850 811,620. 1862 1,024,722.

Bohnen cwts. 1850 1,822,972. 1802 2,087,137.

Qesammteinfahr owts. 1850 04,865,801. 180S 74,088,851.

Marx, Xftpltal t. 97

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hafte Produktion und darauf folgende UeberfÜllung der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt Das Leben der Indostrie yerwantlflt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Prosperität, Ueberproduktion, Krise und Stagnation. Die Unsicherheit und IJnstetigkeit, denen der Maschinenbetrieb die Beacbftftignng nnd damit die Lebenslage des Arbeiters unterwirft, fmrden normal mit diesem PeriodenwecbBel des indosAridlen Gjkliis. Die Zeiten der Prosperität abgereehnei, imI swuefaen den Kiqpi- talisten heftigster Kampf um ihren individoellen Bnnmuitibeil am Marict Dieser Antheil steht in direktem VerhSltmss sor Wohl- feilheit des Produkts. Ausser der hierdurch erzeugten BiTalit&t im Qebmucfa Terbesserter, Arbeitskralt ersetnnder Maschinerie and neuer Phxluktionsmethoden tritt jedesmal ein Punkt ein, wo Ver«- wohlfeilerung der Waare durch gewaltsamen Druck des Arbeits- lohnes unter den Werth der Arbätskraft erstrebt •wird***).

Wachsthum in der Anzahl der Fabriksirbeiter ist ako bedingt durch proportioneU viel raschres Wachsthum des m den Fabriken angelegten Gesammtkapitala Dieser Process yolhdeht sich aber nur innerhalb der Ebb» und Fluthperioden des industriellen Cjklas.

In einem Aufruf der von den Schuh fabrikanten zu Leicester durch einen »lock out* aufs Pflaster geworfnen Arbeiter an die ^Trade Societies of England", Juli 1866, bebst ea u. a.: ,Seit etwa 20 Jahren wurde die Schuh- macherei in Leicester mngewftlzl durch Eänfllhrung des Nietens statt des N&hens. Gute Luhne konnten damals verdient werden. Bald dehnte sich diess neue (ieHehäft sehr aus. Grosse Konkurrenz /.eig^te -ich uv.Ut dm ver- schiedneu Firmen, welche den geschumck vollsten Artikel iieieru kunne. Kurz nachher jedoch entsprang eine sdilechtre Art Konkurrenz» nftmlich die, ein> ander im Markt zu unterverkaufen fundersell). Die schädliehen Folgen offen- barten sich bald in Lohnherabsetzunj?. und so reissend schnell war der FhU im Preise der Arbeit, da.s.M viele Firmen jetzt nur noch die Hälfte des ur- spHlnglichen Lohns zahlen. Und dennoch, obgleich die Ldhne tiefer und tiefer sinken, «tcheinen dir Prolite mit jeder Aendrnng de.-^ Arbeitstarifs zu wachsen." Selbst ungünstige Perioden der Industrie werden von den Fabrikanten benutzt, um durch übertriebne Lohnherabsetzung, d. h. direkten Diebstahl an den nothwendigsten Lebensmitteln des Arbeiters, ausserordent» liehe Profite zu machen. Ein Beispiel Ks handelt nich um die Krise in der Seidenweberei zu Coventry: , Aus Nachweisen, die ich sowohl von Fa- Iffikuiten als Arbeitern erhielt, folgt zweifelsohne, daas die Löhne in einem glOasren Umfimg yerkürzt wurden, als die Konkurrenz ausländischer Produ- ccnten oder andre ümstfinde ernötlngten. Die Majoritsll der Weber arbeitet £U einer Lohnherabsetzung von 30 bis iO%. Ein Stück X^d, wofür der Weber fttnf Jahre früher 6 oder 7 eh. erhielt, bringt ihm jetst nur 4 sh. 8 d. oder 3 sh. 6 d. ein; andre Arbeit, früher zu 4 sh. und 4 sh. 3 d, bezahlt, erhält jetzt nur 2 sh. oder 2 sh. 8 d. Die Lohnherabsetzung ist grösser als zum Stachel der Nachfrage erheischt ist. Li der That, hei vielen Arten ▼on'Eaod war die LohnherabeetaEung nicht einmal begleitet von irgend einer Herabsetzung im Preise des Artikeln. * ( Bericht des KommiflsSn F. D. Longe in .Qh. £mp. Oomm. Y. Bep. 1866% p. 114, n. 1.)

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Er wird zudem stets anterbrochen durch den techßischen Fort- sehnt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch verdrängt. Dieser qualitative Wechsel im Maschinenbetrieb entfernt beständig Arbeiter aus der Fabrik oder veischliesst ihr Thor dem neoen Rekrutenstrom f während die bloss quantitative Ausdehnong der Fabriken neben den Heraosgeworfiien frische Kontingente ver- schlingt. Die Arbeiter wevien so fortwährend repellirt und attrahirt, hin- und hergeschlendert, und diess bei bestandigsm Wechsel in Oeschlecht, Alter und Geschick der Asgeworbnen.

Die Schicksale des Fabrikarbeiters werden pm besten veran- schaulicht durch raschen üeberblick der Schicksale der englischen BaamwoIIindnstrie.

Von 1770 bis 1815 Banmwollindnstrie gedrflckt oder stagnant 5 Jahre. Während dieser ersten 46jihr]gen Periode bessssen die englischen Fabrikanten das Monopol der Msschinsris und dea Weltmärkte. 1815 bis 1821 gedrQckt, 1822 und 1828 prospe- rirend, 1824 Aufhebung der Koalitionsgesetse, allgemeine grosse Ausdehnung der Fabriken, 1825 Krise; 1826 grosses Elend und Aufstände unter den BaumwoUarbeitem; 1827 leise Bessrung, 1828 grosser Anwachs Ton DampfwebstOhlen und Ausfuhr; 1829 llber- gipfelt die Ausfuhr, besonders nach Indien, alle fr&hren Jahre; 1880 ftberftUte Märkte, grosser Nothstand, 1881 bis 1888 fortdauernder Druck; der Handel nach Ostasten (Indien und China) 'wird dem Monopol der ostindischen Kompagnie ent- zogen. 1884 grosses Wachsthum Ton Fabriken und Maschinerie, Mangel an Händen. Das neue Armengesetz befördert die Wandrung der Lan^beiter in die Fabrikdistrikte. Feguug der landlichen Graftchaften Ton Kindern. Weisser Sklavenhandel. 1885 grosse Prosperität. Gleichzeitige Todthungrung der Baiimwollhandweber. 1886 grosse Prosperität 1887und 1888 g^rOckter Zustand und Krisen 1 889 Wiederaufleben. 1 840 grosse Depression,Aufstände,£in8chreiten des Militärs. 1841 und 1842 furchtbares Leiden der Fabrikarbeiter. 1842 schliessen die Fabrikanten die Hände von den Fabriken aus, um den Widerruf der Komgesetze zu erzwingen. Die Arbeiter strömen zu vielen Tausenden nach Yorkshire, vom Militär zurück- getrieben, ihre Fülirer vor Gericht zu Lancaster gestellt. 1843 grosses Elend. 1844 Wiederaufleben. 1845 grosse Prosperität. 1846 erst fortdauernder Aufschwung, dann Symptome der Reaktion. Widerruf der Korngesetze. 1847 Krise. Allgemeine Herabsetzung der Löhne um 10 und mehr Procent zur Feier des „big loaf". 1848 fortdauernder Druck. Manchester unter müitärbchem Schutz.

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1849 Wiederaufleben. 1850 Prosperität. 1851 fallende VVaaren- preise, niedrige Löhne, häufige Strikes. 1852 beginnende \"ei- bessrung, Fortdauer des Strikes, Fabrikanten dröhn mit Import fremder Arbeiter. 1853 steigende Ausfulir. Achtmonatlicher Strike und grosses Elend zu Proton. 1854 Prosperität, lieber- fülluiig der Märkte. 1855 Berichte von Bankerotten strömen ein aus den Vereinigten Staaten^ Kanada, (^(tasiatischen Miirkten. 1856 grosse Prosperitat. 1857 Krise. 1858 Verbeäsruug. 1859 grosse Prosperität, Zunahme der Fabriken. 1 SGOZenith der englischen Bauiiiwollmdustrie. Indische, australische und andre Märkte so über- füllt, dass sie noch 1863 kaum den ganzen Quark absorbirt haben. Fran- zösischer Handelsvertrag. Enoriiies Wachsthum von Fabriken und Maschinerie. 1861 Autschwung dauert Zeitlang fort, Reaktion, amerikanischer Bürgerkrieg, Baumwolinoth. 1862 bis 63 voll- ständiger Zusammenbrach.

Die Geschichte der Baumwollnoth ist zu charakteristisch, um nicht einen Augenblick dabei zu verweilen. Aus den Andeutungen der Zustände des Weltmarkts 1860 bis 1861 ersieht man, dass die Baumwollnoth den Fabrikanten gelegen kam imd zum Theil vortheilhaft war, eine Thatsache, anerkannt in Berichten der Man- chester Handelskammer, im Parlament proklamirt von Palmerston und Derby, durch die Ereignisse bestätigt ^^^). Allerdings gab es 1861 unter den 2887 Baumwollfabriken des Vereinigten König- leichs viel kleine. Nach dem Bericht des Fabrikinspekton A. Redgrave, dessen Verwaltiingsbezirk von jenen 2887 Fabriken 2109 einschliesst, wendeten von letztren 892 oder 1 9 ^/^ nur unter 10 Dampf-Pfeidekxaft an, 345 oder 16^/o 10 und unter 20, 1372 dagegen 20 mid mehr Pferdekralf ^. Die Mehrzahl der kleinen Fabriken waren Webereien, während der Proaperit&tsperiode seit 1858 errichtet, meist durch Spekulanten, wovon der eine das Qam, der andre die Maschinerie, der dritte die Banlichkeit lieferte, unter dem Betrieb ehemaliger overlookers oder andrer unbemittelter Leute. Diese kleinen Fabrikanten gingen meist unter. Dasselbe Schicksal hätte ihnen die durch das BaurawoUpech verhinderte Handelskriae bereitet Obgleich sie ^/g der Fabrikantenzahl bildeten, abeorbirten ihre BVibriken einen nngleieh geringeren Theil des in der BaumwoUuidngtrie angelegten Spitals. Was den Umfimg der LShmung betrifit, ao, standen nach den anthentischen SchatBongen im Oktober 1862 60.8^0 der Spindeln nnd 68^/9 der WebstfiUe

Vgl ,3eport8 of Insp. of Fact. for 31st Oct 1862", p. 80. L 0. p- 18.

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still. Diess bezieht sich auf den ganzen Industriezweig und war natürlich sehr modtficirt in den einzelnen Distrikten. Nur sehr wenige Fabriken arbeiteten volle Zeit (60 Stunden per Woche), die übrigen mit Unterbrechuncren. Selbst im- die wenigen Arbeiter, die volle Zeit und zu dem gewohnten Stücklohn beschäftigt, schmälerte sich noth wendig der Wochenlohn in Folge der Er- setzung bessrer Baumwolle durch schlechtre, der Sea Island durch :iLi*Yf)tische (in Feinspinnereien), amerikanischer und ägyptischer durch Surafc (ostiiidisch), und reiner Baumwolle durch Mischungen von Baurawollahtall mit Surat. Die kürzre Fiber der Suratbaum- wolle, ihre -chiuutzige Beschatleniieit, die pfrössre Briichigkeit der Fäden, der Ereatz des Mehls durch alle Arfc schwerer Ingredienzien beim Schlichten des Kettengarns u. s. w, verminderten die Ge- schwindigkeit der Maschinerie oder die Zahl der Webstühle, die ein Weber überwachen konnte, vermehrten die Arbeit mit den Ixrthümern der Maschine und beschrankten mit der Produkten- roasse den Stücklohn. Beim Gel>rauch von Surat und mit voller Beschäftigung belief sich der Verlust des Arbeiters auf 20, 30 und mehr Procent. Die Mehrzahl der Fabrikanten setzte aber auch die Rate des Stücklohns um 7*/a und 10 Procent herab. Mau b^eift daher die Lage der nur 3, 3^/,, 4 Tage wöchentlich oder nur 6 Stunden per Tag Beschäftigten. Nachdem schon eise relative Verbessrung eingetreten war, 1863, für Weber, Spinner u. s. w. Woehenlöhne von 3 sh. 4 d., ft sk 10 d., 4 sh. 6 d., 5 sh. 1 d. 11 s. w,*^*). Selbst unter diesen qualvollen Zustanden stand der Erfindiingsgeist des Fabrikanten in Lohnabzügen nicht still. Diese worden zum Theii verhängt als Strafe fftr die seiner schlechten Baumwolle, unpassenden Maschinerie n. s. w. gesehiüdeien Fehler des Blachwerks. Wo der Fabrikant aber Eigentbfimer der oottages der Arbeiter, yerg&tete er sieb selbst für Hansrente dorcb Absäge Tom nominellen Arbeitslobn. Fabrikinspektor Redgrare erzSblt Ton self-aofcing minders (sie aberwaeben ein Paar selfiMting mules), die „am Ende TierzebntSgiger Toller Arbeit 8 sk 11 d. verdienten nnd Ton dieser Snmme wurde die Hausrente abgeaogen, wovon der Fabrikant jedocb die Hälfte als Qeeebenk snrfickgab, so dass die minders ToUe 6 sb. 11 d. nacb Hanse trogen. Der WtMshenlobn der Weber rangirte von 2 sb. d. aufwSits wftbiend der Soblnss- tmi von 1862***"*). Selbst dann wurde die Hansmietbe von den

2»*) »Report« of Fact. for Slst Oct 1865«, p. 41-46. „Reporte etc. »Ist Oct. 1863% p. 41, 42.

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Löhnen häufig abgezogen, wenn die Hände nur kurze Zeit arbei- teten-*^). Kein Wunder, dtuss m einigen Theilen Lancashire's eine Art Hungerpest ausbrach! Charakten^tisclier als alles dioss ahpr war es, wie dio Kevolutionirung des Pruduktioiisprut^Hsrs ;iut' Kosten des Arbeiters vor sich gmg. Es waren förmliche experi- menta in corpore vili, wie die der Anatomen an Fröschen. „Obgleich ich," sai^f; Fabrikinspektor Kedgrave, „die wirklichen Einnahmen der Arbeiter in vielen Fabriken gegeben habe, muss mau nicht schliessen, dass sie denselben Betrag Woche für Woche beziehn. Die Arbeiter erliegen den grössten Schwankungen wegen des beständigen Experimentirens („experimentalizing") der Fabri- kanten . . . ihre Einkünfte steigen und fallen mit der Qualität des Baumwollgemischs; bald nahern sie sich um 15^/^ ihren frübren Eiimahmeu, und die nächste oder zweitfolgende Woche fallen sie um 50 bis Diese Experimente wurden nicht nur auf

Kosten der Lebensmittel der Arbeiter gemacht. Mit allen ihren fünf Sinnen hatten sie zu bOasen. „Die im Oeffnen der Baum- wolle Beschäftigten unterrichteten mich, dass der unerträgliche stank sie übel macht . . . Den in den Misch-, Scribbling- und Kardirräumen Angewandten irritirt der freigesetzte Staub und Schmutz alle Kopfoffiiungen, erregt Husten und Schwierigkeit des Athmens . . . Wegen der Kürze der Fiber wird dem Garn beim Schlichten eine grosse Menge Stoff zugesetzt und zwar allerlei Substitute statt des früher gebrauchten Mehls. Daher üebelkeit und Dyspepsie der Weber. Bronchitis herrscht vor wegen des Staubs, ebenso Halsentzttndimg, femer eine Hautkrankheit in Folge der Irritation der Haut durch den im Surat enthaltnen Schmutz." Andrerseits waren die Substitute des Mehls ein FortunatussSckel fllr die Herrn Fabrikanten durch Vermehrung des Gamgewichts. Sie maditen „15 Pfund Rohmaterial, wenn verwebt, 26 Pfund wi^n*' *^*). In dem Bericht der Fabrikinspektoren yom 80. April 1864 liest man: „Die Industrie Terwerthet diese Hilfsquelle jetzt in wahrhaft unanständigem Mals. Ich weiss von guter Autorität, dass achtpf&ndiges Geweb von 5^/^ Pfund Baumwolle und 2^/^ Pfund Schlichte gemacht wird. Ein andres 5^« pfündiges Geweb enthielt zwei Pfund Schlichte. Diess waren ordinäre Shirtings fOr den Export. In andren Arten wurden manchmal 60^0 Schlichte zu- gesetzt ^ so dass Fabrikanten sich rühmen können und sich auch

I. c. p. 51. 1. c. p. 50, 51. 1. c. p. 62, 63.

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wirklich rühmen, dass sie reich werden durch den Verkauf von Geweben für weniger Geld, als das nominell in ümen enthaltne Garn kostet"* '^^). Die Arbeiter aber hatten nicht nur unter den Experimenteil der Fabrikanten in den Fabriken, und der Muni- cipÄlitaten ausserhalb der Fabriken, nicht nur von Lohuherab- setzung und Arbeitslosigkeit, von Mangel und Almosen, von den Lobreden der Lords und Unterhäusler zu leiden. „Unglückliche Frauenzimmer, beschäftigungslos in Folge der Banmwollnoth, wurden AnswOrf linge der Gesellschaft und blieben es. . . Die Zahl junger Proetitnirteii hat mehr sugenommeD ab seit den letaeten 25 Jahren** •**).

Man findet also in den ersten 45 Jahren der brittschen Binm- Wollindustrie, ron 1770 1815, nur 5 Jahre der Krise und Stag- nation, aber diess war die Periode ihres Weltmonopols. Die zweite 48 jihrige Periode yon 1815—1868 ifihlt nur 20 Jahre des Wieder- auflebens und der Prosperit&t auf 28 Jahre des Drucks und d«r Stagnation. Von 1815 1880 beginnt die Konkurrenz mit dem kontmentalen Europa und den Yeremigten Staaten* Seit 1888 wird Ausdehnung der asiatischen Mirkte enwungen durch „Zer^ Störung der Mensehenrace.** Seit Widerruf der Komgesetze, von 1848 1868, auf acht Jahre mittlerer Lebendigkeit und Prosperitftt 9 Jahre Druck und Stagnation. Die Lage der erwachsnen minn- Uchen BaumwoU- Arbeiter, seihst wShrend der Ptosperitfttsseit, zu heortheilen aus der beigefügten Note^*).

.Reports etc. 30th April 1864*, d. 27.

Aus Brief des Chief Constable Plarris TOn Bolton in «Beports of Iubd. of Fact Slst Oct. 1865", p. 61, 62.

••) Ih einen Anfrtif der Banmwollarbeiter, Frfihling 1868, cur Bildung einer Emigrationsgesellschaft heisst es u. a.: „Dass eine gione Emigration

▼on Fabrikarbeitern jetzt absolut nothwendig ist, werden nur wenige leugnen. Daas aber ein beständiger Emigrationsstrom zu ailen Zeiten erheischt und es ohne deDBelboD nnmögueh ist, untre Stellong unter gewöhnlichen ünwtlndMi zu behaupten, zeigen folgende Thatsachen: im Jahr 1814 betrug der ufficielle Werth (der nur Index der Quantität) derexportirten Baumwollgüter 17,665,378 Pfd. St., ihr wirkUcher Marktwerth 20,070,824 Pfd. St. Im Jahr 1868 betrug der offieieHe Werth der expoiürten Banmwollgftter 182,221 681 Pfd. 8t, ihr wirklicher Marktwerth nur 43,001,322 Pfd. St., so dass die Verzehnfachung der Quantität wenig mehr als Verdopplung des Aequivalents bewirkte. Diess für das L«and überhaupt und die Fabrikarbeiter im Besondren so unheilvolle Besaitet ward dmeh TerschiednesasaaimenwirkendeVisachen henrorgehracht. Eine der hervorstechendsten ist der beständige Ueberfluss von Arbeit, unent- behrlich für diesen Goschäftszweig, der. unter Strafe der Vernichtung, be- ständiger Expansion des Markts bedan. Unsre Baumwollfabrikeu können stillgesetst werden dnrdi die periodische Stagnetioii des Handels, weiebe» unter gegenwärtiger Einrichtung, so unvermeidlich ist, wie der Tod selbst. Aber deswegen steht der menschliche Erfindungageist nicht still. Obgleich,

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8. ReTolntioniriing Ton Hannfaklinr, Handwerk und

Hausarbeit durch die grosse Industrie.

a) AafiMiNMi dir auf Haidwerk und Thellunn der Arbelt beruhendeD Kooperatios.

Man bat gesehn, wie die Maschinerie, die auf dem Handwerk beruhende Kooperation nnd die auf Theilimg der bandwerksmäCngen Arbeit bemhende Mannfaktur aufhebt £än Beispiel der eisten Art ist die M&hmaechine, sie ersetzt die Koopevation Ton MShem. Ein schlagendee Beiapiel der zweiten Art ist die Maschine zur Fabrikation Yon NShnadehi. Nach Adam Smith verfertigten zn seiner Zeit 10 Manner durch Tbeüung der Arbeit Ifiglich Über 48,000 NShnadehL Eine einzige Maschine liefert dagegen 145,000 in einem Arbeitstag Ton 11 Standen. Eine Frau oder ein Ifödeben ttberwacht im Durchachnitt 4 solche Maschinen und produdrt da- her mit der Maschinerie taglich an 600,000, in der Woche Über 8,000,000 Nähnadeln*^). Sofern eine einzelne Arbeitsmasehine an die Stelle d^ Kooperation oder der Manufaktur tritt, kann sie selbst wieder zur Grundlage hondwerksmälsigen Betriebs werden. Indess bildet diese auf Maschinerie beruhende Reproduktion des Handwerk betriebs nur den Uebergang zum Fabrikbetrieb, der in der Regel jedesmal eintritt, sobald mechanische Triebkraft, Dampf oder Wasser, die menschlichen Muskeln in der Bewegung der Maschine ersetzt. Sporadisch und ebenfalls nur vorübergehend kann kleiner Betrieb sich verbinden mit mechaniacher Triebkraft durch Miethe des Dampfs, wie in einigen Maiiülakturen Birming- ham's, durch Gebrauch kleiner kalorischer Maschinen, wie in ge- wissen Zweigen der Weberei u. s. w.'-^'). In der Seidenweberei zu Coyentry entwickelte sich naturwüchsig das Experiment der

niedrig aDge8ehla£!:e!i, Ti Millionen diess Land während der letzten 25 Jahre YerlASMQ Laben, beündet »ich dennoch in Foige fortwährender Verdrängung der Arbeit, um das Produkt su Terwohlfeilem, ein grOBBer Procentaata der erwachanen Bfänner selbst in den Zeiten höchster Prosperität ausser Stand, Beschäftigung irgend einer Art anf irgend welche Bedingungen in den Fabri- ken zu finden." (,^ports of Insp. of Fact. 30th April 1863" p. 51, 62.) Man wird in einem spätem Kapitel febn, wie die Herrn Fabrikanten während der BaumwoUkatastrophe die Emigration der Fabrikarbdter auf alle Art. selbst von Staatswegeo, zu verhindern suchten. •<3 ,Ch. Empl. Comm. IV. Report. 1864", p. 108, n. 447.

In den Vereinigten Staatra ist derartige Reproduktion dee Hand- werks auf Grundlage der Maschinerie häufig. Die Koncentration, bei dem unvermeidlichen Uebergang in den Fabrilcbetrieb , wird eben deswegen, im Vergleich zu Europa uud selbst zu. Kngiuud, dort mit Siebenmeuen- itlefeln maiBehiren.

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„CoUage-Fabriken". In der Mitte von Cottage-Reihen , quadrat- m&Tsig gebaut, wurde ein s. g. Engine House errichtet für die DampfmaachiDe und diese durch Schäfte mit den Webstöhlen in den Qoitiiges TerbimdeD. In allen FäUen war der Danapf gemieÜhet» z, B. zu 2^, ah. per Webafcohl. Diese Dampirente war wöchent- lich aahlhar, die Webetühle mochten laufen oder nichi Jede cottage enthielt 2^6 Webstühle, den Arbeitern gehörig, oder auf Kredit gekauft, oder gemiethet Der Kampf zwischen der Cottage* Fabrik und der eigentlidlien Fabrik währte über 12 Jahre. Er hat geendet mit dem g&nzliohen Ruin der 800 cottage fectories**^ Wo die Natur des Prooesses nicht von Tom herein Produktion auf grosser Stufenleiter bedang, durchliefen in der Regel die in den letzten Deoennien neu aufkommenden Industrien, wie z. B. BriefoouTert-, Stahlfedermachen u. s. w., erst den Handwerksbetrieb und dann den Manuiakturbetrieb als kurzlebige Uebergangsphasen zum Fabrikbetrieb. Diese Metamorphose bleibt dort am schwierig- sten, wo die mannfiikturmSfeige F^t>duktion des Machwerks keine Stufenfolge ^on Entwicklnngsprocessen, sondern eine Ylelhät dis- parater Processe einschliessi Diess bildete z. B. ein grosses Hinder- niss der Stahlfederfabrik. Jedoch wurde schon vor ungefähr andert- halb Decennien ein Automat erfanden, der 6 disparate Processe auf einen Schlag verrichtet. Das Handwerk lieferte die ersten 12 Dutzend Stahlfedern 1820 zu 7 Pfd. St. 4 sh., die Manufaktur lieferte sie 1830 zu 8 sh., und die Fabrik liefert sie heute deui Qrosshaiidel zai 2 bis 6 d.-*").

b) RiiokwIrkuBg des Fabrikwesens aaf Maisfaktur «ad Hausarbeit.

Mit der Entwicklung des Fabrikwesens und der sie begleitenden Umwälzung der Argikultur dehnt sich nicht nur die Produktions- leiter in allen andren Industriezweigen aus, sondern verändert sich auch ihr Charakter. Das Princip des Maschinenbetriebs, den Pro- duktionsprocess in seine konstituirenden Phasen zu analysiren und die so gegebnen Probleme durch Anwendung der Mechanik, Chemie u. s. w., kurz der Naturwissenschaften zu lösen, wird überall bestimmend, Maschinerie di&ngt sich daher bald ftlr diesen,

*"} Vgl. ,Jieport8 ot Insp. ot Fact. Bist Oct. 1065^*, p. 64.

***) Herr Gülot erriehtete m Birmingham die erate Ststüfedennanufaktor auf grosser Stufenleiter. Sie lieferte schon 1<S51 über 180 Millionen Federn und verzehrte jührlich 120 Tonnen Stahlblech. Birmiiifrham, daa die«e Industrie im Vereinigten Königj^ich monopolisirt, producirt jetzt illiriich Hilliaiden ron Stahlfedecn. i)ie Zahl der beschUtiaten Penonen betrug nach dein Census Ton 1861: 1428, danmter 1268 Arbeiterinnen, vom 5. Jahr an einroUirt.

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bald fttr jeoen TheflproceaB in die Mannitiktiiien. Die feste Kxy- steUisation ihrer Gliederung, der alten Theilnng der Arbeit ent- stammend, iSet sieb damit auf und madit fortwährendem Wechsel PJals. Abgesehn hiervon wird die Zusammensetxaiig des Qesammt- arbeiters oder des kombinirten Arbeitspersonals von Grand ans umgewSIzt. Im Gegensata znr Manidakturperiode gründet sieh der Plan der ArbeitstheUung jetzt anf Anwendung der Weiberarbeit, der Arbeit von Kindern aller Altersstufen, ungeschickter Arbeiter, wo ^ immer thubar, kurz der „cheap labour**, wohlfeilen Arbeit, wie der Engländer sie charakteristisch nennt. Diess gilt nicht nur für alle auf grosser Stufenleiter kombinirte Produktion, ob sie Maschinerie anwende oder niclit, sondern auch für ilie s. g. Haus- industrie, ob ausgeübt in den riivatwohnungen drv Arbeiter oder in kleinen Werkstätten. Diese s. g. moderne ilausindustrie hat mit der altmodischen, die unabhängiges städtisches Handwerk, selbständige Bauern wirthschaft und vor allem ein Haus der Ar- l>eitertamilie voraussetzt, nichts gemein als den Namen. Sie ist jetzt verwandelt in das auswärtige Departement der Fabrik, der Manufaktur oder des Waarenmagazins. Neben den Fabrikarbeitern, Manufukturarbeitern und Handwerkern, die es in gru.sseu Ma^..-,en räumlich koncentrirt und direkt kommandirt, bewegt das Kapital durch unsichtbare Fäden eine andre Armee in den grossen Städten und über das flache Land zerstreuter Hausarbeiter. Beispiel: die Hemdenfabrik der If^^ron Tillie zu Londonderry, Irland, die 1000 1^'abrikarbeiter und dOOO auf dem Land zerstreute Uausarbeiter be- schäftigt«**»).

Die Exploitation woblfeiler und unreifer Arbeitskräfte wird in der modernen Manufaktur schamloser als in der eigentlichen Fabrik, weil die hier existirende technische Grundlage, Ersatz der Muskel- kraft durch Maschinen und Leichtigkeit der Arbeit, dort grossen- theils wegfmit, zugleich der weibliche oder noch unreife Körper den Einflössen giftiger Sobetanzen n. s. w. aufs gewissenloseste preisgegeben wird. Sie wird in der s. g. Hausarbeit schamloser als in der Manufaktor, weil die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine ganze Reihe räuberischer Parasiten sich zwischen den eigentlichen Arbeitgeber und den Ar^ heiter drängt, die Hausarbeit überall mit Maschinen- oder wenig- stens Manu&kturbetrieb in demselben Produktionszweig kiunpft, die Armuth dem Arbeiter die ndthigsten Arbeitebedingnngen, Raum,

^ «Ch. Empl. Comm. IL Bep. 1804", p. LXYIII, n. 415.

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Liebt, YentÜBtion u. s. w. raubt, die UoregelniSrsigkeit der Be- schäftigung wächst) und endlich in diesen letzten Zufluchtsstätten der dttich die grosse Industrie und Agrikultur „überzählig** Ge- machten die Arbeiterkonkunrenz nothweiidig ihr Maximum emicht. Die durch den Maschioenbetrieb erst systematisch ausgebildete Oekonamisining der Produktionsmittel, ron vom herein zugleich rÜcksichtaloseBte Yersehwendung der Arbeitskraft und Baub an den normalen Voraussetsungen der Arbeitsfunktion, kehrt jetzt diese ihre antagonistische und menseheiimOrderiBche S^te um so mehr heraus, je weniger in einem Industriezweig die gesellsehafiliche Produktirkraft de^ Arbeit und die technische Grundlage kombinirter Arbeitsprocesse entwickelt sind«.

c) Die Biodsras MassMitBr.

Ich will nun an einigen Beispielen die oben aufgestellten SfitM erläutern. Der Leser kennt in der That schon massenhafte Belege aas dem Abschnitt Aber den Arbeitstsg. Die MetaQmanu&ktuien in Birmingham und Umgegend wenden groesentheils ftlr sehr schwere Arbeit 80,000 Kinder und junge Personen nebst 10,000 Weibern an. Man findet sie hier in den gesundbeitswidrigen Gelb« giessereieni Knopffabriken, Glasur^, Galvanisirungs* und Lackir» arbeiten ^^). Die Arbeitsezcesse ffOoc Erwachsne und Unerwadisne haben veisdiiednen Londoner Zeitungs- und Buchdrnekereien den rühmlichen Namen: „Das Schlachthaus" gesichert**^ Dieselben Ezcessei deren Schlachtopfer hier namentlich Weiber, MSdchen und Kinder, in der Budibintoei Schwere Arbeit fttr ünerwachsne in den Seilereien, Nachtarbeit in Salzwerken, Lichter^ und andren chemischen Manufakturen; mörderischer Terbiauch von Jnn£^ in Seidenwebereien, die nidit mechanisdi betrieben werden, zum Drehen der Webstühle*^'). Iiine der infamsten^ schmutzigsten und sehlecht bezahltesten Arbeiten, wozu mit Vorliebe junge Mädchen und Weiber verwandt werden, ist das Sortiren der Lumpen. Man weiss, dass Grossbritannien, abgesehn von seinen eignen unzähligen Lum- pen, das Emporiiuii für den Luni]Kjüiiaiidel der ganzen Welt bildet. Sie strömen dahin von Japan, den eutfemtföten Staaten Südamunkas und den kauarischen Iu^>elu. ihr Hauptzufuhr^ueileu aber siud

Und nun gnr Kinder im Feilenschleifen su. Bbeftieldl „Ch. £mpL Oomm. V. Bep. 1866**, p. 8, n. 24, p. 6, n. 65, 66, p. 7, n. 59, 60.

1. c. p. 114, 115, n. 6—7. Der KommiBsftr bemerkt riehtig, daas wenn sonst die Masdiine den Metuchen, hier der Junge verbatim die Maschine eraetet

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Deutschland, Frankreich, Russland, Italien, Aegypten/lürkei, Belgien und Holland. Sie dienen zur Düni^ung, Fabrikation von Flocken (für Bettiieugj, Öhoddy (Kunstwolle), und als Rolinnitenal des Pa- piers. Die weiblichen Lum]>ensortirer dienen als Medien, um Pocken und andre ansteckende Seuchen, deren erste Opfer sie selbst sind, zu kolportiren Als klassisches Beispiel für Uebenirheit, schwere und unpassende Arbeit, und daher folgende Brutahsiruiiir der von Kindesbeinen an konsumirten Arbeiter kann, neben der Minen- und Kohlenproduktion, die Ziegel- oder Backsteinmacherei gelten, wozu in England die neaerfundene Maschine nur noch sporadisch ange- wandt wird (1866). Zwischen Mai und September dauert die Arbeit von 5 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abeiid% und, wo Trocknung in freier Luft stattfindet, oft tod 4 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends. Der Arbeitstag von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends gilt ftr „redttdrt", „mäleig*. Kinder beiderlei Geschlechts werden vom 6. und selbst Tom 4. Jahr an verwandt. Sie arbeiten dieselbe Stundenzahl, oft mehr als die Erwachsnen. Die Arbeit ist hart, und die Sommerhitze steigert noch die Erschöpfung. In einer Ziegelei zu Mosley z. B. machte ein 24jfihriges Mädchen 2000 Ziegel taglich, unterstützt von zwei unerwachsnen Mfidchen als Gehülfen, welclie den Lehm trügen und die Ziegelsteine aufhäuften. Diese Mädchen schleppten täglich 10 Trumen die schlüpfrigen Seiten der Ziegelgrabe von einer Tiefe von 80 Fuss heirauf und über eine JBntfemuQg Ton 210 Fuss. ^£s ist unmOglicb f&r ein Kind durch das FegieoBT einer Zi^lei va passiren ohne grosse moralische Degradation Die nichtswürdige Sptache, die sie vom zar- testen Alter an sn hdren bekoounen, die nnfläthigen, nnanstSndigen nod schamlosen Gewohnheiten, nnter denen sie unwissend nnd Ter* wildert aofwachsen, madien sie für die sp&tro Lebensseit gesetalos, Terworfen, liederlich iSne Ibvchtbare Quelle der Demora-

lisation ist die Art der Wohnlichkeit Jeder moulder (Former) (der eigentlich geschickte Arbeiter nnd Chef einer Arbeitergruppe) liefert seiner Ände yon 7 Personen Logis und Tiscb in seiner Htitte oder oottage. Ob sn seiner Familie gehörig oder nickt, Minner, Jungen, MiMchen schlafen in der Hfltte. Diese besteht gewöhnlich aus 2, nur ausnahmsweis ans 8 Zimmern, slle auf dem Erdgeseboss, mit wenig Ventilation. Die KSrper sind so ersdiöpft durch die grosse Tnmspiratiott wihrend des Tags, dass weder Gesundhettsregehi, Reinlichkeit noch Anstand irgendwie beobachtet

3 Sieh Bericht über den Lumpenhandcl und zahlreiche Belege; public kh. Ym. BeporL Lond. 1886.*' Appendix, p. 196-208.

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werden. Viele dieser Hütten sind wahre Modelle von Unordnung, Sclirautz und Stanli .... Das grSsste 1 ebel des Systems, weiches junge Mädchen zu dieser Art Arbeit verwendet, besteht darin, dass es sie in der R^gel von Kindheit an für ihr ganzes spätres Leben an das verworfenste Gesindel festkettet. Sie werden rohe, bös- mäulige Buben («rough, foul-moathed boys"), bevor 'die Natur sie gelehrt hat, dass sie Weiber sind. Gekleidet in wenige echmntsige Lumpen, die Beine weit über das Knie entblösst, Haar und Gesicht mit Dreck beschmiert, lernen sie alle Gefühle der Sittsamkeit and der Scham mit Verachtung behandeln. Während der Essenszeit liegen sie auf den Feldern ausgestreckt oder gucken den JoBgen zu, die in « iru m benachbarten Kanal baden. Ist ihr schweres Tagewerk endiu h vollbracht, so ziehn sie beasre Kleider an und begleiten die Männer in Bierkneipen.** Dass die grtate Versoffen«» heit von Kindeebeinen an in dieser ganzen Klasse herrscht, ist nur naturgemSfe. „Das Schlimmste ist, dass die Ziegelmacher an sich selbst venweifeln. Sie könnten, sagte einer der Bessern zun Kaplan Y<m Sonthallfield, ebensowohl versnoben den Teufel ku erheben und za bessern als einen Ziegler, mein Herrl" (»Ton nught as well tiy to raise and improve the deril as a biidde, Sir!**)*^)

Ueber die kapitalistische OekonomisiruDg der Arbeitsbedingnngen in der modernen Manufaktur (worunter kder alle Werksfötften auf grosser Stufenleitw, ausser eigentlichen Fabriken, zu Teratehn) findet man officieUes und reichHchsies Material in dem IV. (1861) und YL (1864) „Public Health Kepoft**. Die Beschreibung der Workshops (Arbeitdokale), namentlidi der Londoner Drucker und Schneider Qberbietet die ekelbaftestsn Phantasien unarer Roman- Schreiber. Die Wirkung auf den Gesundheitssustaad der Azbeitsr ist selbstTerstandlich. Dr. Simon, der oberste SrzÜiche Beamte des Privy Council und of&cielle Herausgeber der «Public Health Reporte**, sagt u. a.: „In meinem ▼ierfeeu Bericht (1863), zeigte ich, wie es ftr die Arbeiter praktisch unmaglich ist darauf au be> stehen, was ihr eratsa Geanndheitsredit ist, das Recht, dass au welchem Werk immer ihr Anwende sie versammelt, die Arbeit, 80 weit es von ihm abhängt, Yon allen yermeidbaren gesundheita- widrigen Umstanden befreit sein soll. Ich wies nach, dass w&hrend die Arbeiter praktisch unfähig sind, sich selbst diese Gesundheüs^ Justiz zu verscliaffen , sie keinen wirksamen Beistand von den >be- Btallten Administratoren der Gesundheitspolizei erlangen können ....

«») „Child. Empl. Comm. V. Report. 1866", XVI, n. 96— Ö7 und p. 180, n. 39—61. Vgl auch ib. UI. Eep. 1864, p. 48, 66.

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Das Leben Ton Myriaden von Arbeitern und Arbeiterinnen wird jetzt natstlos gefoltert und verkürzt durch das endlose physische Leiden, welches ihre blosse Beschäftigang erzeugt" Zur Illu- stration des Einflusses der Arbeitslokale auf den GeBundheitszustaiid giebt Br. Simon folgende Sterblichkeitsliste:

Alterutafen in des rwp. Industrien Angewandt.

1

Intlimtricn vor- fUoheo in Besug »of Ownndboit.

Sterblichkeitante »of 100,000 MAnaer iir den mp. Iikduttri« ma den angagslMnaB AltamlitCMi.

22,801 Minnerl 12,379 WelberJ 13^803

Agrikult. in Eng- land und Wales

Lond. Schneider

Lond. Drucker

25. bis 85. J.

74? 958 894

35. bis 45. J.

805 1262 1747

45. bis 55. J.

1145

2093 2367**^)

d) DIt Mtfsnie HusarMt

Ich wende mich jetzt zur sog. Hausarbeit TJm sieh eine Yor- stellnng von dieser auf dem Hintergrund der grossen Industrie auf- gebauten Exploitationssphäre des Kapitals und ihren Ungeheuer- lichkeiten zu machen, betrachte man z. B. die scheinbar ganz

idyllische, in einigen abgelegnen Dörfern Englands betriebne Nägel- macherei^"''). Hier genügen einige Beispiele aus den noch erar nicht maschinenmäfsig betriebnen oder mit Maschinen- und M;Lmi- fakturbetrieb konkurrireuden Zweigen der Spitzenfabrik und ötroh- flechterei-

Von den 150,000 Personen, die in der englischen Spitzenpro- duktion beschäftigt, iullen ungefähr 10,U0Ü unter die Botmälsigkeit des Fabrikakts von 1861. Die ungeheure Mehrzahl der übrig bleibenden 140,000 sind Weiber, junge Personen und Kinder beidpflfi Geschlechts, obgleich das miinnliclie Geschlecht nur schwacii vertreten ist Der tiesundheitäzustand dieses „wohlfeilen**

„Public nenlth" VI. Kcp. Lond. 1864, p. 31.

1. c. p. ^f^. I >r. Simon bemerkt, da-^ dir Stt rV)lichkeit der Londoner Schneider und i>rucker vom 25.— 35. Jaiir in lUr That viel grösser ist, weil ihre Londoner Anwender eine grosse Zahl junger Leute bis zum 30. Jahr hinauf vom Land i\h ,, Lehrlinge" und „improvers" (die sich in ihrem Handwerk ausbilden wollen) erhalten. Diese figuriren im Census als Londoner, sie schwellen die Kopfzahl, worauf die Londoner Sterblich- keitarate berechnet wird» ohne verhSitnissmäTsig zur Zahl der Londoner Todi nUle beizutragen Hro-^i^f r Theil von ihnen kehrt nämlich und gsns besondcra in »chwereu Krankheitafällen, zum Land zurück. (1. c.)

Es handelt sich hier um gehämmerte Nfigel im Unterschied von den ma^schinenniäfsig fabricirten geschnitt» nen Nägeln. Siehe „Child. Empl. Comm. UL Report" p. XI, p. XIX, n. 125—130, p, 63, n. U, p. 114, n. 487 p. 187, n. 674.

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Expiüitationsmaterials ergibt sich aus folgeuder Aufstellung des Dr. Truenian, Arzt beim General Dispensary von Nottingham« Von je 686 Patienten, Spitzenmacherinnen, meist zwischen dem 17. und 24. Jahr, waren schwindsüchtig:

1852 1 aui 45, 1855 1 auf 18, 1858 1 auf 15,

1853 1 28, 1856 1 , 15, 1859 1 9,

1854 1 17, 1857 1 , 13, 1860 1 8,

1861 1 8.«*»)

Dieser Fortschritt in der Rate der SchwindsiK ht iiiuss dem opti- mistischsten Kortsclirittler und lügen&ucbendsten deutscheu ^^rei- handelshausirburschen genügen.

Der Fabrikakt von 1861 regelt das eigentliche Machen der Spitzen, soweit es durch Maschinerie geschieht, und diess ist die Regel in JSngland. Die Zweige, die wir hier kurz berücksichtigen, und zwar nicht, soweit die Arbeiter in Manufakturen, Waaren- hausern u. s. w. koncentrirt, sondern nur sofam ine 80g. Hans- arbeiter sind, zerfallen 1) in das finishing (letztes Zurechtmachen der maschinenmäfsig fabricirten Spitzen, eine Kategorie, die wieder zahlreiche ünterabtheilungen einschliesst), 2) Spitze nkloppeln.

Das Lace finishing wird als Hansarbeit betrieben entweder in sog. »Mistresses Houses* oder von Weibern, einzeln oder mit ihren Kindern, in ihren Privatwohnungen. Die Weiber, welche die „Mistresses Houscs'' halten, sind selbet arm. Das Arbeitalokal bildet Theil ihrer Pri?atwohnung. Sie erhalten Auftrüge von Fabrikanten, Besitzern von Waarenmagazmen u. s. w. und wenden Weiber, Mädchen und junge Kinder an, je nach dem Umfang ihrer Zimmer und der fluktuirenden Nachirage des Geschäfts. Die Zahl der beschäftigten Arbeiterinnen wechselt von 20 zn 40 in dnigent 7on 10 zu 20 in andren dieser Lokale. Das dur«dischnittliche Minimalalter, worin Kinder beginnen, ist 6 Jahre, manche jedoch unter 6 Jahren. Die gewöhnliche Arbeitszeit wShrt Ton 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, mit 1^/, Stunden für Mahlzeiten, die imregelmäTsig und oft in den stinkigen Arbeitsldchem selbst ge- nommen werden. Bei gutem Geschäft wShrt die Arbeit oft von 8 Uhr (manchmal 6 Uhr) Morgens 10, 11 oder 12 Uhr Nachts. In englischen Kasernen betfigt der TOischriftsmalsige Baum Ar jeden Soldaten 500^600 Kubiäuss, in den Mililfirkzarethen 1200. In jenen ArbeitsLöchera kommen 67 100 Kubikfuss auf jede Person.. Gleichzeitig Terzehrt Gaslicht den Sauerstoff der Luft. Um die Spitzen rein zu halten, müssen die Kinder oft die Schuhe aus»

„Child, Empl. (Jomin. U. Report", p. XXII, n. 166.

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ziehiif auch im Winter, obgleich das Estrich aus Pflaster oder Ziegeln besteht „Bi kt nichts üngewöhnlieheB m Nottingham,

14 bis 20 Kinder in einem kleinen Zimmer von vielleicht nicht mehr als 1 2 Fuss im Quadrat zoennimengepSkett sn finden, während

15 Stunden aus 24 beschäftigt an einer Arbeit, an sich selbst ei^ schöpfend durch üeberdruss und Monotonie, zudem unter allen nur möglichen gesundheitszerstörenden Umständen ausgeübt . . . Selbst die jtlngsten Kinder arbeiten mit einer gespannten Aufmerksamkeit und Geschwindigkeit, die eratannlieb sind, h»i niemals ihren Fingern Rohe oder langsamre Bewegung g^nend. Richtet man Fragen an sie, so erheben sie das Auge nidit von der Arbeit, aus Furcht, einen Moment so TerUerea." Der „lange Stock** dient den „miBlienues** ab Anregungsmittel im Verhfiltniss, worin die Arbeitszeit verlängert wird. „Die Kinder ermüden allmfihlig und werden so rastlos wie Vögel gegen das Ende ihrer langen 0e- bondeoheit an eine BesefaWgasg, eintönig, ftr die Augen an» gr^&nd, erschöpfend durch die EinfönnigWt der Korperhaltung. Bb ist wahres SklaTenwerk." («Their work is like riavery**)*^^.

- Wo Frauen mit ihren eignen Kindern zu Hause, d. h. im modenien Sinn, in einem gemiethetm Zimmer, häufig in einer Dachstube arbeiten, sind die Zustände wo möglich noch schlimmer. Diese Art Arbeit wird 80 Meilen im Umkreis Ton Nottingham ausge- geben. Wenn dss in den WaareDhäusem beschäftigts Kind sie 9 oder 10 Uhr Abends vetiBsst, gibt man ihm oft noch ein Bflndel mit auf den Weg, um es zu Haus fertig zu machen. Der kapitslistisdie Pharisäer, vertraten durch einen seiner Lohnknechte, thut das natürlich mit der sslbungsvoUen Phrase: ^das sei fta Mutter*, weiss aber sekr wohl, dsss das snne Kind auftttzen und helfen muBs**^.

Die Industrie des Spitzenklöppelns wird hauptsächlich in zwei englischen Agrikulturdistrikten betrieben, dem Honiton Spitzen- distrikt, 20 bis 30 Meilen längs der Südküste von Deyoäishire,

mit Einschlusä weniger Pliitze von Nord-Devon, und einem andren Distrikt, der grossen Theil der Grafschaften von Buckingham Bedford, Northarapton luid die benachbiirten Theile von Oxfordshire und iiuntingilonsliire uniiasst. Die cottages der Ackerbautag- löhner bilden durchschnittlich die Arbeitslokale. Manche Manu- faktucherm wenden über 3000 dieser Uausarbeiter an^ hauptsächlich

.Child. Empl. Comm. H. Seport 1864% p. XIX, XX, XXL ^) 1 c. p. XXl, XXVI.

Marx, K»pitiJ 1. 28

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Kinder und junge Personen, ausschliesslich weiblichen Geschlechts. Die beim Lace finishin^ beschriebnen Zustände wiederholen sich. Nur treten an die Stelle der „mistreases houses" die sog. »lace schools" (Spitzenschulen), gehalten von armen Weibern in ihren Hütten. Vom 5. Jahr an, manchmal jünger, bis ziim 12. oder 15. arbeiten die Kinder in diesen Schalen, wfihrend des ersten Jahres die Jüngsten von 4 bis 8 Stunden, spfitor von 6 Uhr Morgens bis 8 und 10 Uhr Abends. „Die Zimmer sind im allgemeinen gewöhnliche Wohnstuben kleiner oottages, der Kamin zugestopft snr Abwehr Ton Luftsag, die Insassen manehmal auch im Winter nur von ihrer eignen animalischen Wärme geheizt. In andren Fällen sind diese s* g. Schuizimmer kleinen Vorrathskammern ähn- liche Räume, ohne Feuerplatz .... Die Ueberfüllung dieser Löcher und die dadurch bewirkte Luftverpestung sind oft extrem. Daza kommt die schädliche Wirkung von Oerinnen, Abtritten, verwesenden Stoffen nnd andrem Unrath, gewöhnlich in den Za- gfingen zn kleinren cottsges." Mit Besag auf den Raum: „In. einer Spitsenschnle 18 Madchen und Meisterin, 85 Kuhikfoss fttr jede Person; in einer andren, wo unerträglicher Qestsnk, 18 Per- sonen, per Kopf 24*/, Kubikfoss. Man findet in dieser Industrie Kinder von 2 nnd 2V« Jahren verwandf***'}.

Wo dss Spitacenklöppeln in den ländlichen Gra&chaften von Buckingham und Bedford aufkört, beginnt die StrohflechtereL Sie erstreckt sich Ober grossen Theil von Herifordshire und die west- lichen und nördlichen Theile von Essex. Es waren 1861 be* schäftigt im Strohflechten und Siarohhutmachen 40,048 Personen, 3815 davon männlichen Gesehlechte sller Altersstufen, die andren weiblichen Gesehlechte, und zwar 14,918 unter 20 Jsliren, davon an 7000 Kinder. An die Stelle der Spitzenschulen treten hier die «straw plait sdiools" (Strohfleohtsdiiüen). Dia Kinder beginnen hier den Unterricht im Strohflechten gewöhnlich vom 4., msach- mal zwischen dem 8. und 4. Jahr. &ziehung erhalten sie natOr- lich keine. Die Kinder selbst nennen die Elementerschulen „natural schools" (natfirliche Schulen) im Unterschied zu diesen Bluiaus- saugungsanstalten, worin sie einfach an der Arbeit gehalten werden, um das von ihren halbverhungerten Müttern vorgeschriebne Mach- werk, meist 30 Yards per Tag zu verfertigen. Diese Mütter lassen sie dann oft noch zu Haus bib lu, 11, 12 Uhr Nachts arbeiten. Das Stroh schneidet ihnen Finger und Mund, durch den nie es

••>) 1. c p. XXIX, XXX.

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hostiiiidig anfeuchten. Nach der von Dr. ßallard resüniirten Ge- samnitansicht der luedicinischen Beamten Londons bilden 300 Kubikfuss den Mininialraum für jede Person in einem Schiaf- oder Arbeitszimmer. lo den Strohflechtschulen ist der Raum aber noch spärlicher zugemessen als in den Spitzenschulen, 12^/,^ 17| 18^/, und unter 22 Kubikfuss für jede Person. „Die kleinren dieser Zahlen, sagt Kommissär White, lepräsentireB weniger Kaum ak die Hälfte von dem, den ein Kind, einnehmen würde, wenn ▼erpackt in eine Schachtel von 3 Fuss nach allen Dimensionen.** Diess der Lebensgeniue der Kinder bis som 12. oder 14. Jahr. Die elenden, verkommenen Eltern sinnen nnr darauf, ans den Kindern so viel als möglich heranasoaehlagen. Aufgewachsen fragen die Kinder natürlich keinen Deut nach den Eltern und ▼erlassen sie. „Es ist kein Wunder, dass Unwissenheit und Laster überströmen in einer so aufgezüchteten Bevölkerung . . . Ihre Moral steht auf der niedrigsten Stufe .... Eine gioae Anzahl der Weiber hat illegitime Kinder und manche in so unreifem Alter, dass selbst die Vertrauten der Kriminalstatistik darüber er- starren*"**). Und das Heimathsland dieser Musterfamilien ist, so sagt d«r skher im Christenthum kompetente Graf Montalembert, Europa's cfaristlicheB Musterland!

Der Arheitdohn, in den ehen behandelten Industriesweigen ttherhaupt jämmerlich (der ausnahmsweise Mazimallohn der Kinder in den Strohflechtschulen 8 sh.), wird noch tief unter seinen No- minalbetrag herabgedrQckt dundi das namentlich in den Spitzen- distrikteo allgemeiD ▼orherrschende Trucksystem***).

c) Uebergang der moderneo Manufaktur uad Hausarbeit zur Qrosseo Industrie. BeseUeaBiBaDi dissir ftevetatlsa dsroh Aswiaduag der Fabrlli|swtie aaf

Jess Belrlsbsweltea.

Die Verwohlfeilerung der Arbeitskraft durch blossen Missbrauch weiblicher und unreifer Arbeitskräfte, blossen liaub aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen, imd blosse Brutalität der Ueber- und Nachtarbeit, st(»5f^t zuletzt auf gewisse uicht weiter iil)er- schreitbare Naturscbrai k* ii, und mit ihr auch die nuf diesen Grundlagen beruhende Verwohlfeilerung der VV'aaren und kupita- listisclie Exploitation überhaupt. Sobald dieser Punkt endlich erreicht ist, und es dauert lange, schlägt die stunde iUr £in-

1. c p. XL, XLL •"j „Child- Empl. Comm. I. Eep. 1863", p. 185.

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föhrong der Maschinerie und die nnn rasche Verwniullung der zersplitterten Hausarbeit (oder auch Manufaktur) in Kabrikbetrieb.

Das kolossalste Beisjiiel diesi r Bewegung liefert die Produktion von ,,We;irin<4 Apparel" (zum Anzug gehörige Artikel). Narh der Klassifikation der „Child. Empl. Coram." umfasst diese Industrie Stroh] lut- und Damenhutmacher, Kappen mach er, Schneider, null iiiers und dressmakers I . Hemdenmacher und Näherinnen, Korsetten-, Handschuh-, Schuhmacher, nebst vielen klemeren Zweigen, wie Fabrikation von Halsbinden, Halskragen u. s. w. Das m England und Wales in diesen Industrien beschäftigte weibliche Personal betrug 1861: 586,298, wovon mindestens 115,242 unler 20, 16,650 unter 15 Jahren Zahl dieser Arbeiterinnen im Vereinigten K5nig- reich (1861); 750,334. Die Zahl der gleichzeitig in Hnt-, Schub-, Handschuhmacherei und Schneiderei bescbäftigten männlichen Ar- beiter in England und Wales: 437,969, wovon 14,964 unter 15 Jahren, 89,285 fünfzehn- bis zwanzigjährig, 333,117 über 20 Jahren. ^ Es fehlen in dieser Angabe viele hierher gehörige kleinere Zweige. Nehmen wir aber die Zahlen, wie sie siehn, so ergibt sich fftr England und Wales allein, nach dem Census von 1861, eine Summe von 1,024,277 Personen, also ungefähr so Tiel wie Ackerbau und Viehzucht absorbiren. Man flingt an ni Terstohn, wozu die Ma- schinerie so ungeheure Ptoduktenmsssen herrorzaubeni und so ungeheure Arbeiftennassen »freiseteen** hilft

Die Pcoduktion des „Wearing Appard'' wird beirieben doich Manufitkioren, weldie in ihrem Innern nur die TheQung der Arbeit leproducirten, deren membra disjecta sie fertig yorfimden; durch klemere Handwerksmeister, die aber nicht wie frOher für indtri- dueUe Konsumenten, sondern fttr Manufiiktnrai und Waaraunaga- xme arbeiten, so dses cA ganse Sttdte und Landatriohe solche Zweige, wie Schusterei u. s. w. als Specialit&t ausQben; endlich im grOflsten Umfang durch s. g. Haosarbeiter, weldie das auswlrtige Departement der Manufokturen, Waazenmagarine und selbst der Uäneren Meister- bilden ^*'^). Die Massen d«s Arbeitsstofe, Roh- stoffs, Halbfiibrikate o. & w. liefert die grosse Indnstrie, die Masse des wohlfeilen Menschenmaterials (taillaUe a merd et mis^coide) besteht aus den durch die grosse Industrie und Agrikultur „Frei-

Millinery bezieht sich eigentlich mir auf den Kopl^uU, doch auch Damenm&ntel und MantiUea, während Dressmaker» mt unsren Putx- naeheriiineii identisch sind.

^) Die englische millinery und das dressmaking werden meist in den

Baulichkeiten der Anwender, theils durch dort wohnhafte und engnHrt« Arbeiteriuuen, Iheilti durch auswärt« wohnende Tagiöhnerinneu betheoen.

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geseteten*. Die Mamifiüchiren dieser Sphäre Terdankten ihren Ursprung hauptsächlich dem Bedürfniss des Kapitalisten, eine jeder Bewegung der Nachfrage entsprechende schlagfertige Armee unter der Hand za haben *••). Diese Manufakturen Hessen jedoch nebeu sich den zerstreuten handwerksmälii^eii und ilauabetrieb als breite Grundlage fortbestehn. Die grosse Produktion von Mehrwerth in diesen Arbeitszweigen, zugleieh mit der j>rügnjsoiven Verwohlfeile- runix ihrer Artikel, war und ist hauptsächlich geschuldet dem Minimum des zu kümmerlicher Vegetation nothigen Arbeitslohns, verbiuidLii niit dem Maximum menschenmöglicher Arbeitszeit. Es uar eben die Wohlfeilheit des in A\ aare vei wandelten Menschen- sch weisses und Menscbeubluts, welche den Absatzmarkt liestiindig erweiterte und täg'lich erweitert, für England itainentUcii auch den Kolonial markt, wo übei'dem englische Gewohnheit und Geschmack vorheri-schen. Endlich trat ein Knoten]. unkt ein. Die Grundlage der alt^n Methode, hlnm brutale Ausbeutung des Arbeitermaterials, mehr oder minder !u gleitet von systematisch entwickelter Arbeits- theilung, genügte dem wachsenden Markt und der noch rascher wachsenden Konkurrenz der Kapitalisten nicht langer. Die Stunde der Maschinerie schlu^^ Die entscheidend revuUitiönäre Maschme, . welche die sämmtlichen zahllosen Zweige dieser Fruduktion^phare, wie Putzmacherei, Schneiderei, Schusterei, Näherei, Hutmacheiei il&w. gleichmafsig ergreift, ist ^ die Nähmaschine.

Ihre unmittelbare Wirkung auf die Arbeiter ist ungefähr die aller Maachinene, welche in der Periode der grossen Industrie neue Geschäftszweige erobert. Kinder im unreifsten Alter werden enU femt Der Lohn der Maachiiimarbeiter steigt verhältnissmäfsig zu dem der Hausarbeiter, wotod viele zu „den Aermsten der Axm&a** {.Ahe. poorest of the poor") gehören. Der Lohn der besser ge- fttellteo Handwerker, mit denen die Maschine konkurrirt, sinkt Die neuen Meschiuenarbeiter sind ausschliesslich Mädchen und junge Frauen. Mit Hülfe der mechanischen Kraft vernichten sie das Monopol der fn&nwl^fthflin Arbeit in schwererem Werk und ver- . jagen ans leichterem Maaaen alter Weiber und unreifer Kinder. Die übermächtige Konkurrenz erschlägt die schwächsten Hand* arbeiier. Das gtftnliehe Wachsthum dee Hangeitods (death from ■taratbn) in London wShrend des letzten Deoenmvms Ifiuft paiaUel

Ivnnunisaär Wliite besuchte eine Manufaktur für Militarkleider, die 1000 bi- 1200 IVrBonen, fast alle weibiichon Geschlecht«, beschäftigte, eine Schuhoiaaufaktur mit 1300 Persoueu, wovon beinahe die Hüllte Kinder und junge Penonen u. i. w. («Ohild. £mpl. Comm. n. Rep.', p. XVII, n. 819.)

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mit der Ansdelmuiig der MaschiiieDiiiherei*'^« Die neuen Ar* beiterinnen an der Nftlimaseliinef welcbe Ton ihnen mit Hand und Fuss oder mit der Hand allein, sitzend und stehend, je nach Schwere, Grosse und Specialitat der Maschine, bewegt wird, verausgaben grosse Arbeitskraft. Ihre Beschäftigung wird gesundheitswidrig durch die Dauer des Processes, obgleich er meist kurzer als im alten System. Ueberall, wo die Nähmaschine, wie beim Schuh-, Korsett-, Hutmacheu u. s. w., ohnelim enge und Überfüllte Werkstätten heimsucht, vermehrt sie die gesuudheitswidrigen Einflüsse. „Die Wirkung*, sagt Kommissär Lord, „beim Eintritt in niedrig ge- stochne Arbeitslokale, wo 30 bis 40 Maschineriinbeiter zusammen- wirken, ist unerträirlich . . . Die Hitze, theiJwtis den Gasöfen zur VVärmung der Bügeleisen geschuldet, ist schrecklich .... Wenn selbst in solchen Lokalen s ff. mäfsik'e Arbeitsstunden, d. h. von 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Aliendi, vorijerrsclien, fallen dennoch jeden Tag 8 oder 4 Personen regelmäfsig in Ohnmacht" '-*^).

Die Umwälzung der gesellschaftlichen Betriebsweise, diess noth* wendige Produkt der Umwandlung des Produktionsmittels, voll- zieht sich in einem bunten Wirrwar von Uebergangsfornien. Sie wechseln mit dem Umfang, worin, und der Zeitlänge, wahrend welcher die Nähmaschine den einen oder nnflren Industriezweig bereits ergriüen hat; mit der vorgefundnen Lage der Arbeiter, dem Ueberge wicht des Manufaktur-, Handwerks- oder Hausbetriebs, dem Miethpreis der Arbeitsiokale u. s. w. In der Putzmacherei z. B., wo die Arbeit meist schon organisirt war, hauptsächlich durch einfache Kooperation, bildet die Nähmaschine zunächst nnr einen neuen Faktor des Mannfakturbetriebs.. In der Schneiderei, Hemdenniacherei, Schusterei u. s. w. durchkreuzen sich alle Formen. Hier eigentlicher Fabrikbetrieb. Dort erhalten Zwiaebenanwender das Rohmaterial vom Kapitalisten en chef und gruppiren in «Kammern* oder „Dachstuben* 10 bis 50 und noch mehr Lobn-

Ein Beispiel. Am 26. Februar 1864 enthält der wöchentliche Sterblichkcitsbericht des Registrar General 5 Fälle von Hungertod. Am selben Tag berichtet die Time« einen neuen Fall von Hungertod, äeclis Opfer des Hungertods in einer Wochel

*») „Child. Empl. Comm/' II. Rep. 1864, p. LXVU, n. 406 9, p. 84, n. 124 p r.XXIII, n. 441, p. 66, n. 6, p. 84, n, 126, p. 78, n, 86, p. 76, u. 69, p. i.XXll, 11. 488.

^) „The rental of prendses reqnired for work rooms seems the element which ultimntely determines the point, and consequcntly it is in the metro- polia, that the old system of giviiig work out to '^mall employera and families haa been longesit retaiued, aud earliei»t returned to." (1. c. p. 83, n. 123.) Der SchloMsate besieht sich anaschUeflsUch auf Schnsterei,

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arbeiier um Nähmaschinen. Endlich wie bei aller Maschinerie, die kein gegliedertes System bildet, und im Zwergformat anwend- bar ist, benutsen Handwerker oder Haasarbeiter, oäit eigner Familie oder Znziehimg weniger fremder Arbeiter, auch ihnen selbst ge- hörige KShmaschinen*^. ThatsSohHch überwiegt jetast in England das Syetem, daaa der Kapitaliat eine grSasre Maechinenanzahl in seineii Baulichkeiten koncentrirt und dann das Maachinenprodnkt ZOT weiteren Yerarbeitang nnter die Armee der Hauaarheiter Ter« theilt*'^). Die Buntiieit'der üebeTgangsfonnen yeistedct jedoch nicht die Tendens xnr Verwandlnng in eigentlichen Fabrikbetrieb. Diese Tendenz wird genShrt durch den Charakter der Nähmaschine selbst, deren maimig&ltige Anwendbarkeit zur Vereinigung frOher getrennter Geschaftnweige in derselben Banlichkeit und unter dem Kommando desselben J^pitals dr&ngt; durch den Umstand, dass Torlaufiges Nadelwerk und einige andre Operationen am geeignet- sten am SitK der Maschine verrichtet werden; endlich durch die un?ermeidliche Expropriation der Handwerker und Hauaarheiter, die mit eignen Masdiinen produdren. Diess Fatum hat sie zum Theil schon jetzt erreicht. Die stets wachsende Masse des in Näh- maschinen angelegten Kapitals '-'^^) spornt die Produktion und er- zeugt Marktstockungen^ welche das Signal zum Verkauf der Nah- maschinen durch die Hausarbeiter läuten. Die Ueberproduktion von sokken .Maschinen selbst zwingt ihre absatzbedürft.igen Pro ducenten, sie auf wöchentliche Miethe zu verleihn . und schafft damit eine iiii die kleineu Masch ineneigner tödtliche Konkurrenz^'*). Stets noch fortdauernde Konstruktionswechsel und Verwohlfeilerung der Maschinen depreciirea eben so beständig ihre alten Exemplare und lassen sie nur noch massenhaft, zu Spottpreisen gekauft, in der Hand grosser Kapitelisten , profitlich anwenden. Endlich gibt die Substitution der Damptinasciiine für den Menschen, hier wie in allen ähnlulifn ümwiUzimtfsprocessen , den Ausschlag. Die Anwendung dtr Daiupf kraft siiisst iiii Anfang auf rein technische Hindernisse, wie bciiuttelri der Miiscliiuen, Schwierigkeit in der Beherrschung ihrer Geschwind i^^keit, raschen Verderb der leichtern Maschinen u. s. w., lauter Hindernisse, welche die Erfahrung bald

In der Handschnhinadierei u. s. w., wo die Lage der Arbeiter yon der der Paupera kaum untecidieidbar, kdmmt dies nicht Tor. ««) 1. c. p. 2, n. 122.

In der fUr den Grossverkauf producirten Stiefel- und Schuhmacherei Ton Leicester allein waren 1864 bereits 800 NÄhmaadiinen im Gebranch.

1. c p. 84, n. 124.

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überwinden lehrt *^^). Wenn eioeiBeite die Koncenlration vider Arbeitsmaschinen in grSssren BCann&ktaren zur Anwendnag der Dampf kiaft treibt, beschleunigt andrenwits die Konkurrenz dee Dampfes mit Menschenmuskeln Konoehtration von Axbeitecn imd Arbätsmascbinen in grossen FalHnfcen. So «riebt Jhigland gegen- wirtig io der koloesalen ProdnktionsBphftre des ,»Wearing Apparel", wie in den meisten ftbrigeo Qewerkeiit die Umwilsimg der Maua- &ktar, des Handwerks und der Hausarbeit in Fabrikbetrieb, nach- dem alle jene Formen, unter dem EinfluiBB der grossen Indnslrie gSostieh Terindsrt, zersetzt, entstellt, bereits l&ngst alle üngsboMr- licbkeiten des Fabtibsystems obne seine positiTen EntwicIdimgB- momente rsprodudrt und selbst ftbertrieben hatten*'^).

Diese natarwttohsig vorgebende indostrielle Berolution wird kAnst- lioh bseehlennigt doreh die Aosdehnnng der Fabrikgesetae anf alle Industriezweige, worin Weiber, jnnge Personen und Kinder arbeiten. Die zwangsmäfiwge Begolation des Arbeitstage nach Linge, Pansen, An&ngs- und Endpni^, das System der Ablösung fHat Kinder, der Anssehlnss aller Kinder unter dnem gewissen Alber u. iL w. emdthigen einerseits Termehrte Maschinerie'^*) und Ersatz von Muskeln durch Dampf als Triebkraft *^^). Andrerseits, um im Raum zu gewinnen, was in der Zeit verloren geht, findet Streckung der gemeinschaftlich v( rrmtzten Produktionsmittel statt, der Oefen, Baulichkeiten u. s. w., also in einem Wort grössre Koncentration der Produktionsmittel und entsprecheiuie grössre Koiiglomeration von Arbeitern. Der leidenschaftUcb wiederholte Haupteinwaud

So im Annee>Eleidung8depot cu Pimlico, London, in der Hemden- fabnk von Tillie und Henderson zu r^ondonderry, in der Kleiderfabrik der Firma Tait zu Limerick, die an 1200 «Hände* vernutsst.

«'») „TendencT to fkctory System." (1. c. p. LXVII.) „The whole em- ployment In iit this time in a State of transition, and is undergoing the same cbange as that eftectcd in the lace trade, weaving: etc." (1. c. n. 405.) „A complete Revolution/' ü. c. p. XL VI, n. 318.) Zur Zeit der.,Child. Empl. Goinm.''voii 1840 war dieStnmipfwirkerei noch HandaiMt Seit 1846 wurde verschiedenartige Maschinerie eingeführt, jetzt durch Dampf getrieben. Die Ge.«sanimtzahl der in der englischen StrumpfwirVeroi beschäftigten Per?<oTien beiderlei Geschlecht« und aller Altersstufen vom ä. Jaiir un betrug iöt>2 un-

f efähr 129,000P6r8onen. Davon, naehParliamentaryBetum vom ll.Febmar, 862 doch nur 40C3 unter der Botranfsigkelt des Fabrikakts.

*'*) So z. B. in der Töpferei berichtet die Firma Cochraue von der „Jin- tüin Pottery, Glasgow": „To keep up our quantity, we have gonc cxteusively into nUMshineii wrvMglitbfvnakilfedlabour, and overy day convinces na that we cAn produce a greater quantitv than bv the cid method." („Reports of Insp. of Fact f^1«t <>ct. 1865", p." 13.) „Die Wirkung des Fabrikakts ist, zu weitrer Kinführung von Maschinerie zu treiben." ^1. c. p. 18, 14.)

***) So naeh EinfUming des Fabrikakts in die Töpferei groaie innthuM der power jigger« statt der handmoved jiggei«.

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jeder mit dem iWbnkgesetz bedfohten Menufoktnr ist in der Thafe die No&wendigkeit grOesrer Kapiftalanslage, um das Qesehilt in seinem alten ümfang foitanllkhien. Was aber die Zwischenformen zwisclien Haonftktur nnd Hausarbeit imd letstm sslbst betrifft» so ▼ersinkt ihr Beden mit der Sduramke des ArbeitBtags und der KiDderarbeii Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskiftfte bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit.

Wesentliche Bedingung des Fabrik betriebs, namentlich sobald er drr Rej^ulatioii des Arbeitstags unterlieert, ist normale Sicherheit des RetsLiltüiij, d. h. Produktion eines becytiiiimten Quantums Waare oder eines bezweckten Nutzeüekib in gegebnem Zeitraum. Die gesetzlichen Pausen des regulirten Arbeitstags unterstellen femer plötzlichen und periodischen Stillstand der Arljeit ohne Schaden ft\r das im Produktionsprocess befindliche Machwerk. Diese Sicher- heit des Resultats und ünterbrechun^sfahigkeit der Arbeit sind natürlich in rein mechanischen (iewtrkeii lenliter erzielbar als dort, wo chemische und physikalische Processe eme Rolle spielen, wie 7,. B, in Töpferei, Bleicherei, Färberei, Bäckerei, den meisten Metallmanufakturen. Mit dem Sciiiendnau des unbeschränkten Ar- beitstags, der Nachtarbeit und freier Menschen Verwüstung, gilt jedes naturwüchsige Hindemiss bald flir eine ewige „Naturschranke" der Produktion. Kein Gift vertilgt Ungeziefer sichrer als das Fabrik- geaets solche „Naturschrankea**. Niemand schrie lauter über „Unmöglichkeiten'* als die Herren von der Töpferei 1864 wurde ihnen das Fabrikgesets oktroyirt und alle Unmöglichkeiten waren schon 16 Monate spftter verschwanden. Die durch das Fabrik- gesets herrorgemfne „verbesserte Methode, Töpferbrei (slip) durch Druck ststt durch Verdunstung su machen, die neue Konstruktion der Oefen zum Trocknen der ungebrannten Waare u. s. w. sind Ereignisse Ton grosser Wichtigkeit in der Kunst der Töpfiarei und beseiohnen einen Fortschritt derselben, wie ihn das leiste Jahr- , hundert nicht aufweisen kann . . . Die Temperatur der Oefen ist betrftchtlicb Termindert, bei betr&chtlicher Abnahme im Kohlen- konsnm und raschrer Wirkung auf die Waare*'*?'), Troti aller Propheseiung stieg nicht der Kostenpreis des Erdenguti, wohl aber die Produktenmasse, so dass die Ausfuhr der 12 Monate Ton Deoember 1864 bis December 1865 einen Werthaherschuss von 138,628 Pfd. Si Uber den Durchschnitt der drei Torigen Jahre ergab. In der Fabrikation rem Zündhökem galt es ab Naturgesetz,^ dass Jungen, selbst während der Hertinterwnrgung ihres Mittags^

«^) ,Rep. iiisp. Fttct. Ölst. Oct. 1865% p. uud 127.

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mahb, die H5lzer in eine warme Pliosplunrkomporition tunkfcenf deren gütiger Dampf ihnen in das Geeielit stieg. Mit der Noth- wendigkat, Zeit an ökonomiairen, erzwang der Fabnkakt (1864) eine „dipping maehine" (Eintanchungsniaacliine), deren Dfimpfe den Arbeiter nicht eneiehen kdnnen*^*). So wird jetxt in den noch nicht dem Fabrikgeaeta nnterworfnen Zweigen der Spitzenmann- faktor behauptet^ die Mahlzeiten könnten nicht regelmäßig sein, wegen der ?erächiednen Zeitlfingen, die Teiechiedne Spitaenmatarialien zur Trocknung brandien, nnd die' von 3 Minuten auf eine Stande und mehr variiren. Hierauf antworten die Kommissäre der „Ghil« dren's Eraployment Comm.": „Die Umstände sind dieselben wie in der Tapetendruckerei. Einige der lianptfabrikanten in diesem Zweig machten lebhaft geltend, die Xatur der vervvaiulteii Materialien und die Verschiedenartigkeit der Processe, die sie durclilaufen, erlaubten ohne grossen Verlust keine plötzliche Stillsetzung der Arbeit für Mahlzeiten .... Durch die r. Klausel der 6. Sektion des Factory Act's Extension Act (1864) wanl ilmen eine achtzebn- monjitliche Frist vom Erlassungsdatum des Akts an ein^^erauint, nach deren Ablaut .sie ^i<'b den durch den Fabrikakt iticirten Erfrischungspausen fügen niiissten" *^). Kaum hatte das Gesetz parlamentarische Sanktion erhalten, als die Herren Fabrikanten auch f^ntdorkten: „Die Missstandp, rlip wir von der Eiiitührunp!' des Fabrik gesetzes erwarteten, sind nicht eingetreten. Wir finden nicht, dass die Produktion irgendwie gelähmt ist. in der That, wir produciren mehr in derselben Zeit"^^^). Man sieht, das englische Parlament, dem sicher Niemand Genialität vorwerfen wird, ist durch Erfahrung zur Einsicht gelangt« dass ein Zwangagesetz alle s. g. Naturhindemisse der Produktion gegen Beschränkung und Reglung des Arbeitstags einfach wegdiktiren kann. Bei Einfühmi^ dea Fabrikakts in einem Industriezweig wird daher ein Termin von 6 bis 18 Monaten gestellt, innerhalb dessen ee Sache des Fabri- kanten ist, die technischen Hindemisse wegzuräumen. Mirabeau'a: „Impossible? Ne me dites jamais ce b^te de mot!^' gilt namentlich für die moderne Technologie. Wenn aber das Fabrikgesetz so die zur Verwandlung dea Manufakturbetriebs in Fabrikbetrieb nothwendigen materiellen Elemente treibhauamalaig reift« beschlennigt ea zugleich

Die Eipfflhrung dieser und andrer Maschinerie in die Zündholzfabrilc hat m einem DeiwTtement derselben 280 junge Peitonen durch 82 Jungen und Mädchen von 14 bis 17 Jahren ersetzt. Diese Ersparung von Ar- beitern wurde 1865 weiter geführt durch Anwendung der DampfkiafiL •») .Ciiüd. Empl. Comm. IL Rep. 1864% p. IX, n- 50. «BeportB of Insp. of Fact 8lst Oet 1865% p. 22.

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durch die Nothwendigkeit yergrOeserter EapitaUmabg« den Unter- gang der kleineren Meister and die Koncentration des Eapitab*^.

Abgeeehn von den rein technischen and technisch beseitbsren Hindernissen stOest die Begoletion des Arbeitstags aof nnregel* mSlsige Gewohnheiten der Arbeiter selbst, namenttich wo Stttck- lobn Torherrscht und Yerbnmmlung der Zeit in einem Tages- oder ' Wochenabschnitt durch nachtragUche Uebersrheit oder Nachtarbeit gutgemacht werden kann, eine Methode, die den erwachsnen Ar- beiter bmtallsirt, seine unreifen und weiblichen Genossen ruinirt**^. Obgleich diese Regellosigkeit in Verausgabung der Arbeitskraft eine naturwüchsige rohe Reaktion gegen die Langweile monotoner Arbeitsplackerei ist, entspringt sie jedoch in ungleich höherem Grad aus der Anarchie der Produktion selbst, die ihrerseits wieder un;j;ezügLlte Exploitation der Arbeitskraft durch das Kapital vor- iuissetzt. Neben die allgemeiiieu periodisclien Wechselfälle des iDclustriellen Cyklus und die besondren Murklschwankungen in jedem Produktionszweig, treten namentlich die s. g. Saison, beruhe sie nun auf Periodicität der Schifffahrt günstiger Jahreszeiten oder aui* der Mode, und die Plötzlichkeit ijrosser und in kürzester Frist ausziifiihrf'ndi'r Ordres. Die Gewohnheit der letztem dehnt sich mit Eisenbahnen und Telegraphie aus. „Die Ausdehnung des Eisen- Vjahiisystems", sagt z. B, ein Londoner Fabrikant, „durch das i^iiuze Land hat die Uewohnheit kurzer Ordres sehr o;r'{(;»rdprt, ivaufer kommen jetzt von GlaRg-ow, Manchester und Edinburgh einmal in 14 Tagen oder iür den Engroskauf zu den Citv-VV^aarenhiiusern, denen wir die Waaren liefern. Sie geben Ordres, die unmittelbar ausgeführt werden müssen, statt vom Lager zu kaufen, wie es Gewohnheit war. In frühren Jahren waren wir stets fähig, während der schlaffen Zeit för die Nachfrage der nächsten Saison voranssu-

***) ,Die nOthigen VerbeMenmgen .... kennen in vielen alten Manu* fakturen nicht ringeführt werden, ohne Kupitalausluge über die Mittel vieler gegenwärtiger Besiitzer . Eine vorübergphende Desorganisution begleitet uuthweodig die Eiuiuiiruag der Fabrikakle. Der Umfang dieser Desorganisation steht in direktem ^rhftltnuw zur GrOase der sa heilenden Missstände.* (\. c. p. 96, 97.)

In den Hochöfen z. B. ,work townrd« tbe cnd of thr week is gene- rally much increa^ed iu duration, in tuii.-^equence of the hubit of the men of i^Uling on Monday and occasionally doring a pari or the whole of Tnesday also." f.rhilrh Fnijil Comni. III. Rep.* p. VI.) ,Tlie little nia.sters gene- rally bavc very irregulär hours. Tbev lose 2 or 3 days, anti then work all night to make it up . . , They always employ their owu children if they hsTe «ly/ (1. c. p. VIT.) «The want of regularity in comine to work» encouraged by the pOHsibility and practicc of niaking uj) for this by working longer hours.* (I. c. p. XVIl'r ) ,Enormu.s loss of time in Birmingham.. idling part of the time, sla viug che rest/ (1. c. p. XI.}

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arbttten, aber jetzt kann Nienumd TorbeiMgeo, was dann in Xacb- firage sein wird*****).

In den noch nicht dem Fahrikgesetz unterworfaen Fabriken und Maan&kturen hemcht peiiodiach die furchtbarste Ueberarbeife wihrend der s^ g. Sakon, stossweis in Folge plötsUchar OrdreSb Im auswiirtigen Departement der Fabrik, der Mannfaktur nnd dea Waarenmagarina, in der Sphäre der Haoaarbeiti ohnebin dorcbaus on- regeUaftCng, ftir ihr Rohmaterial nnd ihre Ordree gans abhingig von doä Launen des Kapitslistent den hier keine Rficksicht auf Yer- werlhung von BanUehkMten, Bfasehinen n. s. w. bindet nnd der hier nichts riskirt als die Haut der Arbeiter selbst» wird so syste- matisch eme stets disponible, industrielle Reserrearmee gros^ga- sfichtet, dedmirt während eines Theils des Jabies durch unmensäi- licbsten Arbeitsawang, wihrend dea andren Theils verlumpt durch ArbeitsmangeL „Die Anwender^, sagt die MChüd. EmpL Oomm.**, „exploitiren die gelrohnheitemftlsige Unr^gelm&ftigkeit der Hana- arbeit, um sie in Zeiten, wo Eztrawerk nSthig, bis 11, 18« 2 TJhr Kadite, in der That, wie, die stdiende Phraee lautet, auf alle Stunden hinaufroforciren, und diees in Lokalen, „wo der Qestank hinreicht, euch niederzuschmettern (the stench is enough to knock you down). Ihr geht vielleicht bis an die Thür und öffnet sie, aber schaudert zurück von weitrem Yorgehn" „Es sind ko- mische Kauze, unsie Anwender", sagt einer der verhörten Zeugen, ein Schuster, „sie glauben, es thue einem Jungen keinen Harm, wenn er während eines halben Jahres todtgerackert und während der andren Hälfte fast gezwungen wird, henniizuluclf^m"

Wie die technischen Hindernisse, so wur den und werden diese sog. »GeschäftBgewoliübeiten* („usages which have grown with the jyrowth of trade") von interessirten Kapitalisten als ,Natur- sch Hinken" der Produktion behauptet, ein Lieblingsschrei diess der Baumwoliiords zur Zeit als das Fabrikgesetz sie zuerst bedrohte. Obgleich ihre Industrie mehr als jede andre auf dem Weitmarkt und dnlier der Schifff>\hrt beruht, strafte die Erfahrung sie Lügen. Seitdem wird jedes angebliche „Geschäftshiuderniss" von den eng- lischen Fabrikinspektoren als hohle Flause behandelt '^^). Die

«*•) ,Child. Empl. Comm. IV. Rep.", p. XXXIl, XXXIU. „The exteusion ef the railway System k said to hafs coatributed gnatly to this eustom of gl Ving Rudden ordere, and tho consequent hunr, negleet of mealtimes, and late bours of the workp^opie." (1. c. p. XXXI.)

«*) ,Child. Empl. Comm. IV. Eep." p. XXXV, n. 235 und 237. 1. e. p. 187, n. 66.

*^') «With reepeet to the loa» of trade hj the non-oompletion of ship-

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griiiid]i( h gewisseahatten Untersiu liunrrrn d< r ,,Chii(i. Eiiipl. ( oinm." beweisen in der That, dtiss in einigen Industrien die bereits wwrr^- wandte Arbpitsmasse nur gleichmälsiger über das ganze Jahr v^r- theilt würde durch die Regulation des Arbeitstags"^**^), dass letztre der erste rationelle Zügel für die menschenraörderischen, inhalt- losen und an sich dem System dpr irrossen Industrie unangemessnen Flatterlaunen der Mode***), dass die Entwicklung der oceanischen Schil^Miurt und der Kommunikationsmittel überhaupt den eigentlich tecbnisehen Grund der Saison- Arbeit aufgehoben hat'^^), dass alle andren angeblich unkontrollirbaren Umstände weggeräumt werden durdi weitere Baulichkeiten, zusatzliche Maschinerie, vermehrte Anzahl der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter -'^") und von selbst folgenden Rückschlag auf das System des Grosshandels''"''}. Jedoch ▼entebt sich das Kapital, wie es wiederholt durch den Mund

ping orderji in tiine, I remember that thin was the pet argument of the fac- tory mastefö iu 1832 aud 1833. Nothing tliut cmi be udvanced uow on thia snbject could h&ve the force that it had then, bt fore steam had halved all distances and establiahed ncw regulations for trannit. It quite failcd at that time of proof when put to the test, and again it will certaiuly fall ühould it have to be tried." (.Reports of Insp. of Fact. 3l8t Oet. 1862", p. 54, 55.)

**•) ^Child. Empl. Ck>mm. IV. Rep." XVm, n. 118.

,Tuhn Bcllcrs bemerkt sohon 1699: „The uncertainty of faslunns doee increaae uecessitous Poor. It has two great miscbiefs iu it: Ist) Th« journey- men are miserable In winter for want of wo^, the inercen and master- weaver« not dariofg ta lay out their Stocks to ke]>p the journeymen imployed before the spring comes and they know wbat the fashion will then be; 2dly) In the spriag the journeymen are not butticieut, but the master- weavers matt draw in many prentioes, that they tnay supply the trade of the kingdom in a quarter or half a year, which robs tho plow of hands, drains the country of labourers, and in a great part »tocks the city with beggars, and starvea some iu winter that are ashamed to beg." (,,£B»ays about the Poor, Manufaetures etc.**, p.

^) „Chüd. Empl. Comm. V. Rep.'S p. 171, n. 31.

So heisst es z. B. in den Zeugenaussagen von Hradforder Export- händlern: JLJuter diesen Umständen ibt es klar, dass Jungen nicht länger als von 8 Uhr Morgens bis 7 oder 7'/« Uhr Abends in den Waarenhiaaem beschäftigt zu werden brauchen. Eh ist nur eine Frage von Extra- Aualage und Fxtra-lläuden. [Die Jungen brauchten nicht so spät in die Nacht hinein zu arbeiten, wären einige Anwender nicht so nroüthuugrig; eine Extramasehiue hottet anr 16 oder 18 Pfd. St.] . . . Alle Schwierig- keiten entt^pr Ingen aus uncrcnflgeiulen Voniohtongen und Baummangel.'* (1. c. p. 171 n. 31, 3G u. 38.)

^ I. c. Ein Londomjr Fabrikant, der übrigens die zwangsweise Regu- lation des ArbeitatagB als Sehatamittel der Arbeiter gegen die Fateikanten und der Fabrikanten selbist gegen den Grosshnndel betrachtet, sagt aus: „Der Druck in unsrem Geschäft ist verursacht durch die Verschifier, die z. B. Waaremiteinem Segelschiff verschicken wollen, um fflr eine bestimmte Saison an Ort und Stelle zu sein und zugleich die FVaditdilferenz zwischen Segel- schiff und Dampfschiff eir;z!i?t('rkpn, ndpr von zwciDainpfschiffen das frilherc wählen, um vor ihren Konkurrenten aui'dem auswärtigen Markt zu erscheinen.'^

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seiner RepräsentaiitLn erklärt, zu solcher Umwälzung „nur unter dem Druck eines illt^fpmpinpn ParlAmentsakts^'^j'S dor den Arbeits- tag zwaugfigesetsdich reguJirt.

9. Fabrikgesetzgebung. (Gesundheits- und Erziehungs- klauseln.) Ihre Verallgemeinerung in England.

Die Fabrikgesetzgebung f diese erste bewusste und planmäfsige Rückwirkung der Gesellschaft aof die naturwüchsige Gestalt ihres Prodoktionsprocesses, ist, wie man gesehn, eben so sehr dn noth- wendiges Produkt der grossen Industrie, als Baumwollgarn, Self- actOES und der elektrische Telegraph. Bevor wir zu ihrer Verall- gemeinerung in England übergehn, sind noch einige nicht auf die Stundenzahl des Arbeitstags bezügliche Klauseln des englischen Fabrikakts kuirz zu erw&hnen.

Abgesehn von ihrer Redaktion, welche dem Kapitalisten ihre Umgehung erleichtert, sind die Gesundheitsklauseln äusserst mager, in der That beschränkt auf Vorschriften für Weissen der Wände und einige sonstige Reinlichkeiismafsregeln, Ventilation und Schutz gegen gefahrliche Maschinerie. Wir kommen im Dritten Buch auf den fanatischen Kampf der Fabrikanten gegen die Klausel zurück, die ihnen eine geringe Ausgabe zum Schutz der Gliedmalsen ihrer «Hände" aufoktrqylrt. Hier bewährt nch wieder glänzend das Freihandebdogma, dass in einer GeseUschaft antagonistischer Inter- essen Jeder das Gemeinwohl durch Verfolgung seines Eigen- nutzes fordert Ein Beispiel genügt. Man weiss, dass sich wahrend der letztrerflossnen zwanzigjährigen Periode die Flachs- Industrie und mit ihr die scutching mills (Fabriken zum Schlagen und Brechen des Fbchses) in Irland sehr vermehrt haben. Es gab dort 1864 an 1800 dieser milk. Periodisch im Herbst und Winter werden haupiaSchUch junge Personen und Weiber, die Söhne, Tdchter und Frauen der benachbarten kleinen Pächter, lauter mit Maschinerie ganz unbekannte Leute, von der Feldarbeit weggeholt, um die Walzwerke der scutching milk mit Flachs zu füttern. Die Unfälle sind nach Um&ng und Intensität gänzlich beUpiellos in der Geschichte der Maschinerie. Eine einzige scutching mill zu Kildinan (bei Cork) zahlte von 1852 bk 1856 sechs Todes- und 60 schwere Verstümmlungen, welchen allen durch die einfachsten Anstalten, zum Prek von wenigea Schillingen, Torge-

*^^) „This could 1)0 übviated", sagt eiu Fabrikant, ,,at the expcnse of an enlHrLM-incnt of the worlcs under the preasure of a General Act of rarliameut. (1. c. p. X, n.

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beugt werden konnte. Dr. W. White, der cerüfying bargeon der Fabriken zu Dovmpatrick, erklärt in onem of&ciellen Bericht vom 15. December 1865: „Die Unfälle in scutching mills sind furchi- barster Art In vielen Fällen wird ein Viertheil des Körpers yom Rumpfe gerissen. Tod oder eine Zukunft elenden UnTermogeiis und Leidens sind gewöhnliche Folgen der Wunden. Die Zunahme der Fabriken in diesem Lande wird natOrlich diese schauderhaften Resultate ausdehnen. Ich bin überzeugt, dass durch geeignete Staatsilberwachang der scutching mills grosse Opfer von Leib und Leben zu vermeiden sind**'**). Was konnte die kapitalistische Produktionsweise besser charakterisiren als die Nothwendigkeit, ihr durch Zwangsgesets von Staats wegen die einfschsten Reinlich- keits- und GesundhettSTorrichtungen aufzuherrMhen? „Der Fabrik- akt von 1864 hat in den Töpfereien über 200 Werkstatten ge- weisst und geremigt, nach swanzigjähriger oder gänzlicher Ent- haltung von jeder solchen Operation [diese ist die „Abstinenz*' des Kapital!], in Plätzen, wo 27^00 Arbeiter beschäftigt sind und bi^er, während Übennalsiger Tages-, oft Nachtarbeit, eine mephi* tische Atmosphäre einathmeten, welche eine sonst vergleieliungs- weis harmlose Beschäftigung mit Krankheit und Tod schwängerte. Der Akt hat die Ventilationsmittel sehr Termehrt* Zugleich zeigt dieser Zweig des Fabrikakts schlagend, wie die kapitaÜBtisdie Produktionsweise ihrem Wesen nadi Über einen gewissen Punkt hinaus jede rationelle Yerbessrung auaschliesst Es ward' wieder- holt bemerkt, dass die englischen Aerzte aus einem Munde 500 Eubikfuss Luftraum per Person f&r kaum genfigendes Minimum hei fortgesetzter Arbeit erklären. Nun wohll Wenn der Fabrik- akt iod^kt durch alle seine Zwangsmalsregeln die Verwandlung kleinerer Werkstätten in Fabriken beschleunigt, daher indirekt in das Eigenthnmsrecht der kleineren Kapitalisten eingreift und den grossen das Monopol sichert, so würde die gesetzliche Aufherrschung des nöthigen Luftraums für jeden Arbeiter in der Werkstätte Tausende von kleinen Kapitalisten mit einem Schlag direkt expro- priirenl Sie würde die Wurzel der kapitalistischen Produktions- weise angreifen, d. h. die Selhstverwerthung des Kapitals, ob gross oder klein, durch „freien Ankauf und Kousuai der Arbeitskraft. Vor diesen ."iOO Kubikfuss Luft geht daher der Fabrikgesetzgebung der Athem aus. Die Gesund iieitsbehürden, die industriellen Unter- suchungskoüimissioneu, die Fabrikinspektoren wiederholen wieder und

»*) 1. c. p XV, n. 72 sqq.

»») „ReporU of lusp. of Fact. '6Ut Oct. 1865", p. 127.

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wieder die Nothwendigkeit der 500 Kubikfuss und die Unmöglichkeit, sie dem Ka|)itai aiifzuolvfcroyiren. Sie erklären so in der That Schwindsucht und andre Lun^enkraakheiten der Arbeit für eixie Lebensbedingung des Kapitals

Armselig wie die Erzieh ungsklauseln des Fabrikakts im Ganzen erscheinen, proklamirten sie den Elementarunfairncht als Zwang»- bedingung der Arbeit**'). Ihr Erfolg bewies zuerst die Möglich- keit der Verl»iiduDg von Unterricht und Gymnastik ^^'') mit Hand- arbeit, also auch von Handarbeit mit Unterricht und Gymnaatik. Die Fabrikinspektoren entdeckten bald ans den ZeugenverhOrea der Schulmeister, dasa die Fabrikkinder, obgleich sie nur halb so viel Unterricht geniessen als die regelmäfsigen Tagesschüler, eben 80 viel and oft mehr lernen. „Die Sache ist einlach. Diejenigen, die sich nur einen halben Tag in der Schule aufhalten, sind ateta frisch und last immer Ifthig und willig, Unterricht zu empfingen. Das Sjabem halber Arbeit und halber Schule macht jede der beiden Beschfiftigangen zur Ausruhung und Erholung von der andren und folglidi viel angemessner für das Kind ab die un- unterbiochne .Fortdauer einer von beiden. Ein Junge, der Ton Morgens früh in der Schule sitzt, und nun gar hei heissem Welter, kann unmöglich mit einem andren wetteifern, der munter und auf- geweckt von seiner Arbeit kommt***"*). Weitere Belege findet man in Senior^s Rede auf dem sociologischen Kongress zu ESdin*

^) Man hat erfahruDgämüikig gefunden, dass ungefähr 25 KubikzoLl Luft bei jeder Athmung mitUerer Intensität von einem gesunden Durchschnitts* lodividuuin konsamirt worden, und ungefähr 20 Athmungen per Minute vor- gehn. Der Luftkonsum eines Individutims in 2+ Stunden ergäbe danach ungefähr 720,000 Kubikzoll oder 416 Kubikfuss. Mau weiss aber, dass die einmal eingeathmete Luft nicht mehr zu demselben Process dienen kann, bevor sie in der groaaen Werkstfttte der Natur gereinigt wird. Nach den Experimenten von Valentin und Brunner scheint ein gesunder Mann un- gefähr läOO KubiksoU Kohlensäure per Stunde auszuathmen; dieäs ergäbe ungeAhr 8 Unzen solider Kohle, von der Lunge in 24 Stunden abge- worfen. „Jeder Mann sollte wenigstens 800 Kubikfuss haben." (Huxley.)

*') Nachdem enplisrhen Fabrikakt können dir Kit« di Kinder unter 14 Jahren nicht in die „kontrohrteu'' Fabriken schicken, ohne ihnen zugleich Elemeu- tenrntmidit ertheilen zu lassen. Der Fabrikant ist verantwortlich Ar die Befolgung des Gesetzes. „Factorv education is compulsorv, and it i* a COnditlon of labotir " („"Reports of irr^y. of F;ict Hlnt Oct. 186*' '. p, III.)

»») Uebex die vortheilhaftesten Erfolge der Verbindung von Gymnastik (für JungenanchmlHtirischer Exercilien) mit Zwangsunterncht der Fabrikkinder nnd Armenachüler sieh die Kede von N. W. Senior im 7. jährlichen Kongress der National AKSociation for the Proraoti^ui of Social Science" in ,, Report of JProceedings etc. Lond. 1863", p. 63, 64, ebeutK» den Bericht der Jbabrik- Inspektoren na Sl. Okt. 186$, p. 118, 119, 120, 196 iqq.

„Reports of Insp. of Fact." 1. c. p. 118. Ein naiver Seidenfabrikant erklärt den ünteieachnggskommiMären der „ChUd. £mpL Comm.*^: ,»Icb bin

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borgh 1868. Er zeigt hier anch iL & noch, wie der einseitige on- produktive und verlängerte Sehultag der Kinder, der hdhera und mittlem Klassen die Arbeit der Lehrer natdoe vermehrt, „wlttnend er Zeit, Gesundheit und Eoergie der Kinder nicht nur fruchtlos, sondern absolut schSdHch TerwOBtet**^. Aus dem Fabriksystem, wie man im Detail bri Robert Owen wfolgen kann, entsproes der Keim der Erziehung der Zukunft, welche för alle Kinder Ober einem gewissen Alter prodaktire Arbeit mit Unterricht und Gymnastik verbinden wird, nicht nur als eine Methode zur Steigerung der gesellschaftlichen Produktion, sondern als die einzige Metbode zur "Produktion vollseiti^ entwickelter Menschen.

Man hat geselih, rinssriite- grosse Industrie die nmnuiaktüiiUiir:3ige Theilung der Arbeit mit ihrer lebenslänglichen Annexion eines ganzen Menschen an eine Detailoperation technisch auf hebt, ^väll^ellil zugleich die kapitalistische Form der grossen Industrie jene Ar- beitstheilnng noch monströser reproducirt, in der eigentlichen Fabrik durch Verwandlung des Arbeiters in den selbstbewu&iten Zubehör einer Tbeilmaschine, tiberall sonst theils durch sporadischen Gebrauch der Maschinen und der Maschinenarbeit'^*), theils durch

dnrchaas flbeneugt, dam das wahre Geheimaiss der Prodoktton tttchtiger

Arbeiter gefunden ist in der Vereinigung der Arbeit mit Unterrieht von der Periode der Kindheit an. Natürlich mwm dio Arlx it wcUt ?n ;<!•- ätrengend, noch widerlich und ungesund sein. Ich wünschte, meine eignen Kinder lAtten Arbeit and Spiel zur Abwecbslung von 'der Schole/ (,rhild. Empl. Conim.* V. llep., p. 82, n. 36.)

Senior 1. c. p. 66. Wie die irrosse Indii'-trif' auf einem pewi«55»on Höhegrad durch die Umwälzung der materiellen Troduktiunä weise und derge- seUacoaftlicfaenPtodaktioDBTeni&ltniese «acb di«K5pfe nmwftlzt, seigtschla«

fend ein Vergleich zwischen der Rede desN. W. Senior von 1S63 und seiner 'hilippika gegen daa Fabrikgesetz von 1833, oder ein Vergleich der Aii- »ichten de« erwähnten Kongresses mit der Thatsache, dass es in gewissen Iftodliclien Theilen Englands armen Eltern immernoch bei Strafe des Hnnger- tods verboten ist, ihre Kinder zu erziehen. Po /.. B. bericlitet TTerr Snell als gewöhnliche Praxis in Somcrsf'tsliire, dasa wenn eine armei*er>on l'farreiliülfe anspricht, sie gezwungen wird, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen. »So eiaShUHerrWollaston, Pfarrer snFeltham, vonFftllra, wo alle l nterstötzong gewissen Familien versagt wurde. ,,weil sie ilireJitngen znrSehuIe sL-liiektcn" !

Wi^ hand\verk?5mnf«Tge Maschinen, durch Mensehenkraft get riehen, direkt oder indirekt mit eutwickolter und daher mechanische triebkrutt Toraussetsender Maschinerie konknrriren, ^eht eine grosse Umwandlung vor mit Bo/'ng auf den Arbeiter, der die ^latJehine treibt. Ursprimglich ersetzte die Dampfmaschine diesen Arbeiter, jetzt soll er die Dampfmaschine er- aetzen. Die Spannung und Verausgabung seiner Arbeitskraft wird daher monströs, und nun gar fOr Unerwachsne, die zu dieser Tortur verurtbeilt sind! So fand der Kommissär Longe in Covrntrv iin-l T'niL'-f-hnng Jungen von 10 bis 15 Jahren zum Drehn der Bandstühle verwandt, abgesebn von jüngeren Kindern die Stfihle von kleinerer Dimention zu drenn hatten. „Ea iat ausserordentlich mfthsame Arbeit. The hoy ia a mere aubatittite

Mar«, Kapital I. 29

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Ernftthrung Ton Weiber-, Kinder- und nngeecliickter Arbeit neuer Grundlage der Arbeitetbeüung. Der Widersinruch zwiscbeu der manufakturmiifsigen Theilung der Arbeil; und dem Weeen der greeaen Industrie madit sich geiralteam geltend. Er erscheint u. a. in der furchtbaren Thatsache, daas ein grosser Tbeil der in den modernen Fabriken und Manu&kturen beschäftigten Kinder, Tom zartesten Alter fiestgeachmiedet an die einfachsten Manipulationen, Jahre lang exploitirt wird, ohne Erlernung irgend einer Arbeit, die sie später auch nur in derselben Manufaktur oder Fabrik briiuclibar machte. In den englischen Buchdruckereien z. B. fand Ii illier ein dem System der alten Manufaktur und des Handwerks entsprechender Uebergang der Lelirlinge von leichtren zu inhalts- vollren Arbeiten statt. Sie machten einen Lerngang durch, bi» sie fertige Drucker waren. Lesen und schreiben zu können war für alle ein Handwerkserforderniss. Alles das änderte sich mit der Druikina^chine. Sie verwendet zwei Sorten von Arbeitern, einen erwachsnen Arbeiter, den Maschinenaufseher, und Maschinen- jungeu, meist von 11 17 Jahren, deren Geschäft ausschliesslich darin besteht, einen Bogen Papier der Maschine zu unterbreiten oder ihr den gedruckten Bo^en zu entziehen. Sie verrichten, in London namentlicli, diese Placlj li i 14. 15. 10 Stunden ununt^T- brochen wahrend einiger Tage in der Woche und uft 36 Stunden nach einander mit nur zwei Stunden Hast für Mahlzeit und Schlaf*^*)! Ein grosser Theil von ihnen kann nicht lesen, und sie sind in der Regel ganz verwilderte, abnorme Geschöpfe. „Um sie zu ilireni Werk zu befähigen, ist keine intellektiH'lV ZielHinir irgend einer Art nöthig; sie haben wenig Gele^renheit für Geschick und noch weniger für Urtheii; ihr Lohn, obgleicli gewissermafsen hoch für Jungen, wächst nicht verhältnissmäfsig, wie sie selbst heranwachsen, und die grosse Mehrzalil hat keine Aussicht auf den einträglicheren und verantwortlicheren Posten des Maschinenaufsehers, weil auf jede Maschine nur ein Aufseher und oft 4 Jungen kommen"*^). Sobald sie zu alt ftir ihre kindiache Arbeit werden, also wenigeteiä im 17. Jahr, entlässt man sie aus der Druckerei. Sie werden Rekruten des Verbrechens. Einige Versuche, ihnen anderswo Be- schäftigung za verschaffen, scheiterten an ihrer Unwissenheit, Roheit» körperlichen und geistigen Verkommenheit

for steam power.* (.Ohild. Bmpl. Comm. V. Ken. 1866*, p. 114, n. 6.) lieber die mörderischen Folgen «dieaet Systems der SUftverei", wie der officielle Bericht es nennt» i. c sq. •5 1. c. p. 8, n. 24. 1. c p. 7, n. 60.

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Was von der manuftktarm&rsigen Theüung der Arbeit im Innern der Werkslait, gilt yan der Theüong der ArMt im Innern der Oeeellscliaft. So lange Handwerk und liannfaktar die allgemeine

Grundlage der gesellschaftlichen Produktion bilden, ist die Sub- sumtion des Producenten unter einen ausschliesslichen Produktions- zweif]^, flie ZeneiSäung der ursprünglichen Mannigfaltigkeit seiner Be.-scliiUtigungen^*^*), ein nothwendiges Entwickluitgsinoinctit. Auf jener Grundlage findet jeder besondre Produktionazweig ein [»irisch die ihm entsprechende technische Gestalt, vervollkommnet hie lang- sam und krystallisirt sie rasch, sobald ein gewisser Reifegrad er- langt ist. Was hier und da Wechsel hervorruft, ist ansser neuem Arbeitsstofi', den fler Handel liefert, die allmiihlige Aenderung des ArbeitsinstrumeiiLs. Die eifahrunorsmärsig entsprechende Form ein- mal gewoiinen, verknöclH'rt aiu Ii * s, wie sein oft jahrtausendianger Uebergang aus der Hand incr (Generation in die der andren be- weist. Es ist charakteristisch, dass bis ins 18. Jahrhundert hinein die besondren Gewerke mysteries (raysteres'^^'^) hiessen, in deren Dunkel nur der empirisch und professionell Eingeweihte eindringen konnte. Die grosse Industrie zerriss den Schleier, der den Menschen ihren eignen gesellschaftlichen Produktionsprocess versteckte und die verschiednen naturwüchsig besonderten Prodiiktionszweige gegen einander and sogar dem in jedem Zweig Eingeweihten zu Räthseln machte. Ihr Pnncip, jeden Produktionsproceee, an und für sich und zunächst ohne alle Rücksicht auf die menschliche Hand, in seine konstituirenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wieeenechaft der Technologie. Die buntscheckigen, scheinbar zu- sammenhangslosen und Terknöcberten Gestalten des gesellschaft- lichen Produktionsprocessee lösten sich auf in bewusst planmIUsige

"^j alu einigen Theileo von Hochschottiaud . . . erschienen viele Schaf- hirten und cotters mit Fraa und Kind, nach dem Statiitioal Account, in Schoben lic sie selbst gmaacht, au« Leder, das sie selbst f^gerbt, in Klei- dern, die keine Hand ausser ihrer eignen angetastet, deren Material sie selbst von den Schafen geschoren oder wufiir sie den Flachs selbst gebaut hatten. In die Zubereitung der Kleider ging kaum irgend ein gekanner Ardkel ein, mit Ausnahme tou Pfrieme, Nadel, Fingerhut und sehr wenigen Theilen des im Weben angrewandtcn Ki^omverks. Die Farben wur-lon von den Weibern selbst vun Bäumen, Gesträuchen imd Kräutern gewonneu u. s. w/ (Dugald Stewart, „Works, ed. Hanmton, yol. VIII.<* p. 827-<28.)

In dem Iwrfthmten „Livre des m^tiers" des Etienne Boileau wird unter andrem vorgeschrieben, dass ein Oeselle bei Reiner Aufnahme unter die Meister einen Eid leiste, „seine Brüder brüderlich zu lieben, sie so statsen, jeder in seinem melier, nicht freiwillig die Ctewerkweeheimniste SU Yerntliea, und sogar imintveiee der Oei^ammtneit nicht zur Empfehlung seiner eigenen Waare den K&nfer auf die Fehler dea Machwerks von Andren aufmerksam zu machen. *

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und je nach dem beiweckten Nutzeffekt STstematiseh beeonderte Anwendangeii der Natarwifleeiiflehaft. Die Technologie entdeckte ebenso die wenigen grossen Onindformen der Bewegung, worin alles prodnktiye Thun des menschlichen Körpers, trots aJler Mannig- faltigkeit der angewandten Instrumente, nothwendig Toigeht, ganz so wie die Mechanik durch die grtate Komplikation der Maschinerie sicl^ über die bestfindige Wiederholung der ein&chen mechanischen Potenzen nicht föusehen liest Die moderne Industrie betrachtet und behandelt die vorhandne Form eines Produktionsprocesses nie als definitiv. Ihre technische Basis ist daher revolntbn&r, wihrend die aller frfiberen Produktionsweisen wesentlich konserfatir war Dmrdi Masdiinerie, chemische Prooesse und andre Miithoden wilzt sie best&ndig mit der technischen Grundlage der Produktion die Funktionen der Arbeiter and die gesellschaftlichen Kombinationen des Arbeitsprocesses um. Sie revolutionirt damit ebenso bestandig die Theiluiig der Arbeit im Innern der Gesellschaft und schleudert unaufliörlich Kapital massen und Arbeiterraassen aus einem Pro- duktionszweig in den andern. Die Natur der grossen Industrie bedingt daher Wechsel der Arbeit, Fluss der Funktion, allseitige Beweglichkeit des Arbeiters. Andrerseits reproducirt sie in ihrer kapitalistischen Form die alte Theilung der Arbeit mit ihren knöchernen Partikularitaten. Man liat gesehn, wie dieser absolute Widerspruch alle Ruhe, Festigkeit, Sicherheit der Lebenslage des Arbeittrs authebt, ihm mit dem Arbeitsmittel beständig das Lpbens- mittel aus der Hand zu schlagen**') und mit seiner Theillauktion ihn selbst überflüssig zu machen droht; wie di^er Widerspruch im unuuterbruchueji Opferfesi der Arbeiterklasse, mafslosester Ver- geudung der Arbeitskräfte und den Verheerungen gesellschaftlicher

^) ,J)ic Bourgeoisie kann nicht existiren, ohne die Produktionsinstru- mente, also die Produktionsverhältniese, also s&mmtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutioniren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweine war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren inr!ii*;trir'lleii Klassen. Hin fort währende I^mw?\1/,un der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaltlicheu Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnen die Bourgeoisepoche vor allen frftheren aus. Alle fe.'?ten, eingeroiteten VerhältniMe mit ihrem Cefolj^e von altehrwürdigen Vorfitellungen und Arinchauungen werdni mjfu^elöst, alle oeugebildeten yeralten, ehe sie verknöchern können. Allt^ tStäuiiiache und Stabende verdampfl, alle« Heilige wird entweiht, nnd die Menecben sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellungen, ihre gegenseitigen Be- ziehungen mit nfichtemen Äugen anzusehn." (F. Engels und £arl Marx: „Manifest der Kommunigtischen Partei. Lond. 1848", p. 5.)

^•'l^You take my life Wnen you do take tbe meine whereby I live." (Shakeepeue.)

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Anarchie sich austobt Diese ist die n^Uve Seite. Wenn aber der Wechsel der Arbeit sich jetil nur als fiberwSltigendee Natur- gesetz und mit der blind zerstörenden Wirkung eines Naturgesetzes durchsetzt, das Uberall auf Hindemisse stoest*^), macht die grosse Industrie durch ihre Katastrophen selbst es zur Frage von Leben oder Tod, den Wechsel der Arbeiten und daher mdglichste Viel* seitigkeit der Arbeiter als allgemeines geseUsckaftHches Produktions- geaetz anzuerkennen und seiner normalen Verwirklichung die Ver* hlltnisse anzupassen. Sie macht es zu einer Frage von Leben oder Tod, die Ungeheuerlichkät einer elenden, fftr da» wechselnde £xploitationsbedflifiiisB des Kapitals in Beeerve gehaltenen, dispo- niblen AzbaterbeTÖlkerang zu ersetzen durch die absolute Dis- ponibilitKt des Menschen für wechselnde Arbeitserforderaisse; das Theilindividuum, den blossen Träger einer gesellschaftlichen Detaü- funktion. durch das total entwickelte IndiTiduum, fÄr welches verschiedne gesellschaftliche Funktionen einander ablösende Be- , thätigungsweisen sind. Ein auf Grundlage der grossen Industrie naturwüchsig entwickeltes Moment dieses Uni\välzungsproctjSi>es sind polytechnische und agronomische Schulen, ein andres sind die „ecoles d'enseignement professionnel , worin die Kmder der Ar- beiter einigen Unterricht in der Technologie und praktischen Hand- habe der verschiednen Produktionsinstrumente erhalten. Wenn die Fabrikgesetzgebung alö erste, dem Kapital notbdürftig abgerungene Koucession nur Elementarunlerncht mit fabnkiuäfsiger Arbeit ver- bindet, unterliegt es keinem Zweifel, dass die unvermeidliche Er- oberung der politischen Gewalt (lurch die Arbeiterklasse auch dem technologischen Unterricht, theoretisch und praktisch, seinen Platz in den Arbeiterschulen erobern wird. Es unterliegt eben so \venig einem Zweifel, dass die kapitalistische Form der Produktion und die ilir entsj^rechenden ökonomischen Arbeitervcrhältnisse im dia- metralsten Widerspruch stehn mit solchen Uiinvillziingsfernu Hten und ihrem Ziel, der Aui'hebung der alten Theüung der Arbeit.

Ein franzöaibciier Arbeiter schreibt bei seiner Kdckkehr von Sau- FnmouGo: „Ich hätte nie geglaubt, datt ich fUüg wlre, alle die Gewerbe auäzuQben, die ich in Kalifornien betriehen habe. Ich war fest überzeugt, dagis ieli ausser zur Buchdruckerei zu nichts gut sei .... Einmal in der Mitte dieser Welt vgn Abenteurern, welche ihr Handwerk leichter wechseln als ihr Heinde, meiner Twal fdi that wie die «ndren. Da das Geachftft der Minenarbeit sidl nicht einträglich genug auswies, verliess ich es und zog in die Stadt, wo ich der Reihe nach Typograph, ]>achdecker, Blei-

ßiesser u. s. w. wurde. In Folge die»or Erfahrung, zu allen Arbeitea laug- ch au sein, flllile ich mich weniger al* MoUudte und mehr als Mensch.*' (A. Corbon: ^De I'eDseignement profeasionoef 2^e 4d. p. 60.)

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Die Entwicklung der Widersprüche einer geschichtlichen Produk* iionsform ist jedoch der einzig geechichtüche Weg ihrer Aufldsnng und Neugeetidtang. „Ne sutor ultra crepidam'*!, diees nec plus ultra handwerkeiDäleiger Weisheit, wurde zur furchtbaren Narrheit Yon dem Moment, wo der Uhrmacher Watt die Dampfmaschine, der Barbier Arkwright den Kettenstohl, der Juwelierarbeiter Fulton das Dampfechiff erftmden hatte

Soweit diiB Fabrikgesetsgebung die Arbeit in Fabriken, Manu- iakturen u. s. w. regulirt, erscheint diess aunfichst nur als ESn* mischuQg in die E^loitationsrechte des Kapitals. Jede Regula- tion der sog. Hausarbeit stellt sich dagegen sofort als diiäter Eingriff in die patria potestas dar, d. h. modern interpretirt, in die elterliche AutoritSt, ein Schritt, wovor das zartfühlende eng« lische Parlament lapg zurückzubeben affektirte. Die Gewalt der Thatsachen zwang jedoch, endlich anzuerkennen, dass die grosse Industrie mit der Ökonomischen Grundlage des alten Familien«* Wesens und der ihr entsprechenden Familienarbeit auch die alten Familienyerfailtnisse selbst aufldsi Das Recht der Kinder musste proklamirt werden. „UnglQcklicher Weise", heisst es im Schluss- bericht der „Child. Empl. Con]m.<* von 1866, „ktichtet aus der Gesammtheit der Zeugenaussagen hervor, dass die Kinder beiderlei Geschlechts gegen Niemand so sehr des Schutzes bedürfen als gegen ihre Eltern." Das System der mafslosen Exploitation der Kinderarbeit überhaupt und der Hausarbeit im Besondern wird dadureii ..erhalten, »lusb die Eltern Über ihre jungen und zarten Sprösslmge eine willkürliche und heillose Gewalt ohne Zügel oder Kontrole ausüben . . , Eltern dürfen nicht die absolute Macht be- sitzen, ihre Kinder zu reinen Maschinen zu machen, um so und

John Beilere, ein wahres Phänomen in der Geschichte der politischen Oekonomie, begriff schon Ende des 17, Jahrhunderts mit vollster Klnrheit die noth wendigeAtu hebung der jetzigenErziehung und ArbeitseintheUunff, weiche Hypertrophie und Atrophie ani bdden Ei^emen der Geadlschaxt, wenn auch in entgegengesetsster Richtung, erzeugen. Er sagt u. a. ochOn: „An idle learning being little better thun thc Learninp or Idlencs . . . Bo<1i1y Labour, it's a primitive institution of God .... Labour being as proper for the bodies nealth, as eatlng is for its living; for what paint a man aaves by Ease, he will find in Disease . . . Labour adds oyl to the lamp of life when thinking inflamp» it . . . A childish sillr employ (diess ahnungsvoll gegen die Basedow» und ihre modernen Nachstümper), leaves the chUaren's minds silly". („Propoiale for raising a Colledge of Lndastry of aU nteM Traclo."^ und Husbnndry. Lond. 1696," p. 12, 14, 18.)

'''\) Diese geht übrigens grossentheils auch in kleineren Werkstätten vor, wie wir gesehn bei der Spitzeamauufaktur und Strohflechterei, und wie namentlidi auch an den HataUmanufaktnjren in l^eiBeld, BSrming»- ham u. a, w. aQBffihrlicher geseigt werden könnte.

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SO viel w6ehenilichen Lohn herausxuschlagen . . Kinder und junge Personen haben ein Recht auf den Schutz der Legislator wider den Missbraach der elterlichen Gewalt, der ihre physische Kraft vorzeitig bricht und sie degradirt auf der Staffel moralischer und intellektueller Wesen" *^*). Es ist jedoch nicht der Missbrauch der elterhclien Gewalt, der die direkte oder indirekte Exploitation un- reifer Arbeitskräfte durch das Kapital schuf, sondern es ist um- gekehrt die kapitaiistisclie Exploitationsweise, welche die elterliche Gewalt, durch Aufhebung der ihr entsprechenden Ökonom isclien Grundlage, zu einem Missbrauch gemacht hat. So furchtbar und eckelhaft nun die Auflösung des alten Familien wespiis innerhalb des kapitalistischen Systems erschemt, so schafft nichtsdestoweniger die grosse Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Weibern, jungen Personen und Kindern beiderlei Geschlechts in gesellschaftlich organisirten Produktionsprocessen jenseits der Sphäre , des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter. Eb ist natürlich ebenso a)hem, die christlich germanische Fonu der Familie für absolut zu halten als die altrömische Fonn, oder die altgriechische, oder die orientalische, die übrigens untereinander eine geschichtliche Entwicklungsreihe bilden. Ebenso leuchtet ein, dass die Zusammensetzung des kombinirten Arbeitspereonab ans Individuen beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Alters- stnfen, obgleich in ihrer naturwikhsig brutalen, kapitalistischen Form, wo der Arbeiter für den Produktionsprocess, nicht der Pro- duktionsprocesB ffilr den Arbeiter da ist, Pestqnelle des Verderbs und der Sklaverei, unter entsprechenden Verhfiltnissen umgekehrt znr Quelle hnmaner Entwicklung umschlagen muss*^*).

Die Noihwendigkeit, das Fabrikgesetz aus einem Ausnahmegesets für Spinnereien und Webereien, diese eisten Oebilde des Maschinen- betriebe, in ein Qesets aUer gesellschäftlicben Produktion zu ver- allgemeinem, entspringt, wie man sah, aus dem geschichtlichen Entwicklungsgang der grossen Industrie, auf deren Hintergrund die überlieferte Gestalt Ton Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit l^zlich umgewSbt wird, die Manufaktur bestandig in die Fabrik, das Handwerk beständig in die Manufaktur umsehUgt, und endlich die Sphären des Handwerks und der Hausarbeit sich in relativ

„ChUd. EmpLComm. V.Rep.'* p.XXV, d. 162 und 0. Rep., p.XXXVnr, n. 285, 289, p. XXXV, n. 191.

„Factory labour may be as pure and as excellent as domestic labour, aud perhapä more so." („Reports of loap. of FacL SlstOct. 1865", p. 127.)

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wunderbar kurzer Zeit zu Jamiiierliühleii gestalten, wo die tollsten Ungeheuerlichkeiten der kapitalistischen Exploitation ihr freies Spiel treiben. Es sind zwei Umstände, weiche zuletzt den Aus- schlag geben, erstens die stets neu wiederholte Erfahrung, dass das Kapital, sobald es der Staatskontrole nur auf einzelnen Punkten der gesellschaftlichen Peripherie anheimfallt, sich um so mafsloser auf den andern Punkten entschädigt^'"), zweitens der Schrei der Kapitalisten selbst nach Gleichheit der Konkurrenzbedingangen, d. h. gleichen Schranken der Arbeitsexploitation""). Hören wir hierftber swei HerzensstÖsse. Die Henn W. Cooksley (Nagel-, Ketten- u. s. w. Fabrikanten zu Bristol) führten die Fabhkzegula- tion freiwillig in ihrem Geschäft ein. „Da das alte, nnrq^niäisige STstöm in den bniaehbarten Werken fortdauert, sind sie der Unbill ausgesetzt, ihre Arbeitsjongen zur Fortsetzung der Arbeit anderswo naeh 6 Uhr Abends verlockt (enticed) zu sehn. ,DiesS ssgen sie natfirUch, ,ist eine Ungerechtigkeit gegen uns und ein Verlustt da es einen Theü der Kraft der Jungen erschöpft, deren voller Vortheil uns gebührt*'^*). Herr J. Simpson (Paper-Boz Bag maker, London) erUfirt den Konunissfiren der „Clüldren Empl. Oomm.'': „Er wolle jede Petition für Einführung der Fabrikakte unter«- zeichnen. Wie es sei, fühle er sich stets rastlos des Nachts („he always feit restles at night") naeh Schluss seiner Werkstatt, bei dem Gedanken, dass andre länger arbeiten Hessen und ihm Auf- trüge vor der Nase we^chnappten" **•). „Es wäre ein Unrecht,* isugt die „Child. Empl. Comni. ' zusammenfassend, „gegen die grössren Arbeitsanwender ihre Fabriken der Regulation zu unterwerfen, während in ihrem eignen Geschäftszweig der Kleinbetrieb keiner gesetzlichen Beschränkung der Arbeitszeit unterliegt. Zur Unge- rechtigkeit ungleicher Konkurrenzhediugungen in Bezug auf die Arbeitssl H II ilon bei Ausnahme kleinerer Werksiät ten krimc noch der andre ISachtheil für die grössreu Fabrikanten hinzu, das-s ihre Zufuhr von jugendlicher und weiblicher Arbeit abrrelenkt würde nach den vom Gesetz, verschontoii Werkstätten. Kiullich gäbe diess Anstoss zur Vermehrung dei- kle ineren Werkstiitten, die fast aus- nahmslos die mindest günstigen für Gesundheit, Komfort, Ülr- ziehung und allgemeine Verbesserung des Volks sind"^'^^).

•«) 1. c. p. 27, 82.

•**) Massenhafte Belege dazu in den „Rep. of Insp. of Facl." „Ohiid. Empl. Comm. V. Rep.", p. X, n. 35.

*") 1. c. p. XX V, n. 165—167. Vgl über die Vonflge des Groaebetriebes

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In ihrem Schluasbericbt sclilrigt die „Childrens Employment Commiflaioii*' vor, Ober 1,400,000 Kinder, junge Personen und Weiber, wovon ungefähr die üäifte vom Kleinbetrieb und der Haus- arbeit exploitirt wird, dem Fabrikaldi zu unterwerfen'^*). »Solite,*^ sagt sie, »das Parlament iinsren Yonchlag in seinem ganzen Um- fang annehmen, so ist es zweifellos, dass solche Gesetzgebung den wohlthätigsten Einfluss aosOben würde, nicht nur auf die Jungen -und Schwachen, mit denen sie sieh zunächst besehftftigt, sondern auf die noch grOssre Masse Yon erwachsnen Arbeitern^* die direkt (Weiber) und indirekt (Männer) unter ihren Wirkungskreis &llen. Sie wflide ihnen regehnilnge und ermäßigte Arbeitsstunden aul- zwingen; sie würde den Vorrat physischer Kraft, woYon ihr . eignes Wohlergehen und das des Landes so sehr abhingt, haus- halten und hfiufen; sie wfirde die aubprossende Generation Tor der Ueberanstrengung in frfihem Alter schützen, welche ihre Konstitu- tion untergiibbt und zu Torzeitigem Ver&U ffthrt ; sie würde schliesslichy wenigstens Ins zum 18. Jahr, die Gel^nheit des Elementarunter- richts bieten und damit der unglaublichen Unwissenheit ein Ende machen, die so treu in den Kommiasionsberichten geschildert ist und zwar mit qualvoUster Empfindung und dem tiefen Gefühl nationaler Erniedrigung betrachtet ' werden kann***^*). Das Torj- ntinistorium kündigte in der Thronrede vom 5. Februar 1867 an, dass es die Vorschläge^**») der industriellen Untersuchungskom-

verglichen mit dem iiwergbetrieb, „Ohild. Empl. Comm. III. Rep.", p. 13» n. 144, p. 25, n. 121, p. 26, u. 125, p. 12ä, v. 27, n. 140 u. ». w. ^^*) Die EU marsregemden InduitiieEwdgesiiicl : Spitsenmanofaktur, Strumpf'

Wirkerei, Strohflechten, Manufaktur von Weariug Apparel mit ihren zahl- reichen Arten, künstliche Blumpninncherei, Schuh-, Hut- und Handschuh- macherei, Schneiderei, alle Mctiililabriken, von den Uochufeu bit» su den Nadelfabriken u. s. w., Papierfabrik, Glanmannfaktiur, Tabaksmano&iktur, Iiidia-Rubber Werke. l if^? i nfabrikation (für die Weberei), Haudtoiipich- Webert'i, Hes^enschirm- un l ] 'arasohnauufaktur, t^abrikation von i?pin dein uinl Spulen, l>uchdruckcrei, iiuchbinderei, iSchreibmaterialienhandel (fcJtatiouery, dasu gehörig Verfertigung von Papierschachteln, Karten, PapiorfärbeuiLs. w.), ' Seilerei, Manufaktur von Ga^'atscnmuck, Ziegeleien, Hand-Seidenmanufaktur, Coventry- Weberei, Sal/.-, Talglieht- und Cementirwerke, Zuckerrafüueriei Zwiebackniaoheu, versehiedue Holz- uud andre vermischte Arbeiten. •'») 1. c. p. XXV, n. 169.

' ' ^ Der I ;n tnry Acts Extension Act ging durch 12. August 1867. Kr rcguiirt alle Metallgies&ereien, -Schmieden undManufakturen, mitEliaschluä» der Maschinenfabriken, ferner Glas-, Papier-, Guttapercha-, KantschulC', Tabakmanufakturen, Buehdraekereien , Buchbindereien, endlich Häninit- liche Werkstätten, worin mehr n\i 50 Personen bcschUfti^t .sind. Der Hours of Labour Regulation Act, pas^sirt 17. August 1857, re^uUrt die kleinern Werkstätten und die sog. Hausarbeit.

Ich komme auf diese Gesetze, auf dea neuen Mining Act Ton 1872 etc. im IL Band sorflck.

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misrion in „BHls" formulirt habe. Dazu hatte es eines neuen zwanzigjährigen Experimentum in corpore vili bedaift. Bereite im Jahre 1840 war eine parlamentarische Kommission zur Unter- suchung über Kinderarbeit ernannt worden. Ihr Bericht TOn 1842 entrollte nach den Worten N. W. Senioi^s „düs furchtbarste Ge- mälde Ton Habsucht, Selbstsucht und Grausamkeit der Kapitalisten und Eltern, Ton Elend, Degradation und Zerstdnmg der Kinder und jungen Personen, das jeroab das Auge der Welt sehlug . . . , Man wShnt vielleicht, der Bericht besehreibe die Gxeud eines tst- gangnen Zeitalters. Leider aber liegen Berichte yor, dass diese Greuel fortdauern, so intensiv wie je. Eine Yor zwü Jahren von Hardwicke vero£Eentlichte Brosehttre erklart, die 1842 gerügten Missbr&uche stehen heutzutage (1863) in. voller «Blüte .... Dieser Bericht (von 1842) lag unbeachtet zwanzig Jahre lang, während deren man jenen Kindern, hmngewachsen ohne die geringste Ahnung weder von dem was wir Moral nennen, noch von Scbul^ bildung, Religion oder natürlicher Familienliebe diesen Kindern erlaubte man, die Eltern der jetzigen Generation zu werden" ^'*^).

Inzwischen hatt^ die gesüllücliuitliclie Lage sich geändert. Das i'arlainent wap^te nicht, die Forderungen der Kommission von 1SG3 ebenso zur ik k/u weisen wie seinerzeit die von 1842. Daher wurden schon 1864, als die Kommission erst einen Theil ihrer Berichte veröffentlicht hatte, die Erden waaren-Industrie (einschliesslich der Töpferei), die Fabrikation von Tapeten, Zündhölzern, Patronen und Zündhütchen, sowie das Saramtscheren unter die für Textilindustrie i^ültigen Gesetze gestellt In <1er Thronrede vom 5. Februar 1867 kündigte das damalige Torycabinet weitere Bills an, gegründet auf die Schlussvorschläge der KommissioQ, die inzwischen 186ti ihr Werk vollendet hatte.

Am 15. August 1867 erhielt der Factory Acts Extension Act, und am 21. August der VV^orkshops' Regulation Act, die königliche Bestätigung; der erstre Act regelt die grossen, der letztre die kleinen Geschäftszweige.

Der Factory Acts Eixtension Acts regulirt die Hochöfen, Eisen- und Kiipferwerke, Giessereien, Maschinenfabriken, Metall werkstatten, Fabriken für Guttapercha, Papier, Glas, Tabak, femer Druckereien und Buchbindereien und überhaupt alle industriellen Werkstätten dieser Art, worin 50 oder mehr Personen gleichzeitig während mindestens 100 Tagen im Jahr beschäftigt werden.

Senior, Social Science Congres«, p. 55, 56.

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Um eine VorsteUang za geben yon der Aosdelinung des von diesem Qesetz om&Bsten Gebiets» folgen hier einige der darin fest- gestellten D^nitionen:

„Handwerk soll (in diesem Gesetas) bedeuten: irgend welche Handarbeit geschSItsnififeig oder zum llrwerb betrieben bei, oder gelegentlich der Verfertigung, Veränderung, Verzierung, Reparatur oder Fertigstellung zum Verkauf irgend eines Artikels, oder eines Tiieüü davon:

„Werkstatt soll bedeuten: irgend welche Stube oder Oertlicli- keit, eingedeckt oder unter freiem Himn^el, worin ein „Handwerk** betrieben wird von irgend einem Kind, jugendlichem Arbeiter oder Frauenzimmer, und worüber derjenige, der solches Kind, jugend- lichen Arbeiter oder Frauenzimmer beschäftigt, das Recht des Zu- tritts und der Kontrole hat.

„Beschäftigt soll Ixdeut'ii- thätig in einem „Handwerk", ob gegen Lohn oder niclit. unter einem Meister oder einem der Eltern, wie unten näher bestimmt.

„Eltern soll bedeuten: Vater, Mutter, Vormund, oder andre Person, die die Vormundschaft oder Kontrole über irgend ein . . Kind oder einen jugendlichen Arbeiter hat"

Klausel 7, die Strafklausel fttr Beechäftigiiiig von Kindern, jagend- lichon Arbeitern und Frauenzimmern entgegen den Bestimmungen dieses Gesetzes, setzt Geldstrafen fest, nicht nur ftr den Inhaber der Werkstatt, ob einer der Eltern oder nicht, sondern auch für „die Eltern oder andre Personen, die das Kind, den jugendlichen Arbeiter oder das Frauenzimmer unter Obhut haben, oder direkten Vortheil aus dessen Arbeit ziehen."

Der Factory Aets Bztension Act, der die grossen Etablissements trifft, st^t zurOck gegen den Fabrikakt durch eine Menge elender Aus- nabmsbestimmungen und feiger Kompromisse mit den Kapitalisten.

Der Workshc^* Regulation Act, erb&rmlioh in allen seinen Einzelheiten, blieb em todter Buchstabe in der Hand der mit seiner Ausführung beauftiagten städtischen und Lokalbeh5rden. Als das Parlament ihnen 1871 diese Vollmacht entzog, um sie den Fabrik- inspektoren zn übertragen, deren Au&ichtsb^rk es so mit einem Schlage um mehr als 100,000 Werkstatten und allein 800 Ziegeleien vergrössierte, warde ihr Peronal jBorgsamlicbst um nur acht Aasistenten Termehrt, wo es doch schon bisher viel zu schwach besetzt war***).

^-^) DaaPersonäil der Fabrikinspektoreu bestand aus 2 Inspektoren, 2 Hülf?- iuBpektoren and 41 SubinspektoreD. Acht fernere Öubinspektoren wurden 187 1

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Was also in dieser englischen Gesetzgebung von 1867 auffällt, ist einerseits die, dem Parlament der herrschenden Kkaeen auf- gezwungne Nothwendigkeit, so ausserordentliche und ausgedehnt^ MaTsregeln gegen die üebeigriffe der kapitalistischen Exploitation im Princip anzonehmen; andrerseits die Halbheit, der Widerwille und die mala fidea, womit es diese Maisregeln dann wirklich ins Leben rief.

Die Untersuchungskommission von 1862 schlug eben&lls eine neae Regulirung der Bergwerksindustrie vor, einer Industrie, die sich ' von sllen andern dadurch unterscheidet, dass bei ihr die Interessen von Grondbesitzem und industriellen Kapitalisten Hand in Hand gehn. Der Gegensatz dieser beiden Interessen hatten die Fabrik- gesetzgebung beg&nsttgt; die Abwesenheit dieses Gegensatzes rmcht hin, die Verschleppung undChikanen bei derBergweiksgesetzgebung zu erkliren.

Die üntersuchungskommission von 1840 hatte so schauderhafte und empörende EnÜiflllungen gemacht, und einen soldien Skandal vor ganz Europa hervorgerufen, dass das Parlammit sein Gewissen salviren musste durch den Mining Act von 1842, worin es sidi darauf besehrSnkte, die Arbeit unter Tag von Weibern und von Kindern unter 10 Jahren zu verbieten.

Dann kam 1860 der Mines' Imqpection Act, wonach Bergwerke von spedell dazu ernannten öffenÜichen Beamten inspicirt werden, und Knaben zwischen 10 und 12 Jahren nicht beschäftigt werden sollen, ausser wenn sie im Besitz eines Schulzeugnisses sind oder eine gewisse Anzahl Stunden die Schule besuchen. Dieser Akt blieb durchaus ein todter Buchstabe in Folge der lüchcilich geringtii Anzahl der ernannten hibpektot i ii, der Winzigkeit ihrer Befuguisse, und andrer Ursaciieii, die sich im Verlauf näher ergeben werden.

Eins der neusten Blaubücher über Bergwerke ist der „lieport iVom the Select Committee on Mines, together with . . . Evidence, 23. July 1866." Er ist das Werk eines Ausschusses von Uuter- hausmitgliedern, bevollmächtigt Zeugen vorzuladen und m verhören; ein dicker Folioband, worin der ,.He]H>rt selbst nur fünf Zeilen unifasst, des Inhalts: dass der Aiisychu^s nichts zu sagen weiss, und das noch mehr Zeugen verhört werden müssen!

Diu Art der Zeugenexamination erinnert an die cross examinations vor den englischen Gerichten, wo der Advokat durch unver-

eniatint Die OeMmmtkosten der VoUfltreckuig der F^brikgeMtse in £ug< land, Schottland imd Irland beliefen 1871^72 auf nur £ 25.347, ein- »chlieaalich der Gerichtakosten bei Processen gegen Uebertretungen.

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schSinte, sinnTerwirrende Kreuz- und Querfragen den Zeugen aus der Fassung zu bringen und ihm die Worte im Mund zu yerdrehn suchi. Die AdvokateA hier nnd die parlamentarischen Itzaroina- toren selbst, darunter Minen-Eigner und Eploiteurs; die Zeugen Minenarbeitor, meist in Kohlenbergwerken. Die ganze Faree ist zvL charakteristisch fllr den Geist des Kapitals, um hier nicht einige Auszüge zu geben. Zur leichteren üebersicht gebe ich die Re- sultate der Untersucbung n. & w. in Rubriken. Ich erinnre, dass Frage und obligate Antwort in den englischen Blue Bocks nu- merirt sind, und dass die Zeugen, deren Aussagen hier citirt werden, Arbeiter in Kohlenbergwerken.

1) Beschäftigung der Jungen vom 10. Jiihr an in den Minen. Die Arbeit nebst obligatem Gang von und zu den Bergwerken tiauert in der Regel 14 ))is 15 Stunden, ausnahmsweise länger, von 3, 4, 5 Uhr Morgens bis 4 und 5 Uhr Abends, (n. 6, 452, 83.) Die erwacbsnen Arbeiter arbeiten in zwei Gängen, oder 8 Stunden, aber kein solcher Wechsel für die Jungen, um die Kosten zu sparen, (n. 80, 203, 204.) Die jungen Kinder hauptsächlich verwandt zum OeflFnen und Scbliesspn der Zugthüren in den ver- schiednen Abtheilungen des Beri^nvcrks, die altem zu schwerer •Arbeit, Kohlentransport u. s. w. (n. 122, 739, 1747.) Die langen Arbeitsstunden unter der Erde dauern bis zum 18. oder 22. Jahr, wann der Uebergang zur eigentlichen Minenarbeit stattfindet, (n. 161.) Die Kinder und jungen Personen werden heutzutag härter abgeplackt als zu irgendeiner früheren Periode, (n. 1663 67.) Die Minenarbeiter verlangen fast einstimmig einen Parlaments- akt zum Verbot der Minrnarbeit bis zum 14. Jahr. Und nun fragt Hussey Yivian (selbst Minenexploiteur): r< Hängt diess Verlangen, nicht von Irr grösseren oder geringeren Armuth der Eltern ab?**^ Und Mr. Bruce: „Ware es nicht hart, wo der Vater todt, oder verstümmelt u. s. w., der Familie diese Ressource m ent- ziebn? Und es muss doch eine allgemeine Regel herrschen. Wollt ihr in allen Fällen die Beschäftigung der Kinder bis zum 14. Jahr unter der Erde verbieten Antwort: „In allen Fällen.'' (n. 107 - bis 110.) Yivian: „Wenn die Arbeit vor 14 Jahren in den Minen rerboten, wtbrden die Eltern die Kinder nicht in Fabriken u. s. schicken? In. der Regel, nein.** (n. 174.) Arbeiter: „Das Auf- und Znscjbliessen der Thoren sieht leicht aus. Es ist ein sehr qnal- ToUes GeschSfL Vom beständigen Zug abgesehn, ist der Junge gefangen gesetzt, ganz so gut wie in einer dunklen Kerkerzelle.'' Bourgeeis Virian: „Kann der Junge nroht lesen während der

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Thür wacht, wenn er ein Licht hat?" Erstens müssfce er sich die Kerzen kaufen. Aber ausserdem würde es ihm nicht erlaubt werden. £r ist da, um auf sein Geschäft safeupnooen, er bat eine Pflicht zu erfüllen. Ich habe nie einen Jungea in der Grube lesen sehn." (n. 141—60.)

2) Erziehung. Die Minenarbeiter verlangen Gesetz für Zwangs- unierricht der Kinder, wie in den Fabriken. Sie erklären die Klausel des Akts von 1860, wonach Eniehungscertifikat zur Yer* Wendung der Junges von 10 12 Jahren erfordert, Air rein illuso- risch. Das «peinLche" Verhdrver&hren der kapitalistischen In- struktionsrichter wird hier wahrhalb dbrollig. (n. 115.) „Ist der Akt mehr notbig gegen Anwender oder Eltern? Gegen Beide," (n. 116.) „Mehr gegen den einen als den andern? Wie soll ich das beantworten?*' (n. 137.) ^Zeigen die Anwender irgend ein Verlangen, die Arbeitsstunden dem Schulunterricht anzupassen? Xiemals.'* (n. 211.) „Yerbesseni die Minenarbeiter hinterher ihre Erziehung? Sie yerschlechtern sich im Allgiemeinen; äe nehmen böse Gewohnheitm an; sie verlegen sich auf Trunk und Spiel und dergleichen und werden ganz und gar schiffbrüchig." (n. 109.) „Warum nicht die Kinder in Abendschulen schicken? In den meisten Kühlendistrikten existiren keine. Aber die Hauptsache .ist-, von der langen Ueberarbeit sind sie so erschöpft, dass ihnen die Augen Yor Müdigkeit zufallen." „Also" schliesst der Bünrgeois, „Ihr seid gegen Erziehung? Bei Leibe nicht, aber u. s. w. (n. 443.) „Sind die Minenbesitzer u. s. w. nicht durch den Akt von 1860 gezwungen, Schulcertifikato zu verlangen, wenn sie Kinder zwischen 10 und 12 Jahren anwenden? Durch das Gesetz, ja, aber die Anwender thuu es nicht." (n. 444.) „Nach eurer Ansicht ist diese Ger>et/>klauael nicht allcrcmein ausnrprührty Sie wird crar nicht ausgeführt." fn. 717.) „interessiren sich die Minenarbeiter sehr für die Erziehungstrage ? Die grosse Mehrzahl." (n. 718.) „Sind sie äiiLfstiich für Durchführung des Gesetzes? Die grosse Mehr- zahl. (n. 720.) „Warum denn erzwingen sie edne Durchführung nicht? Mancher Arbeiter wünscht, Jungen ohne Schulcertifikat zu verweigern, aber er wird ein gezeichneter Mann (a marked man)." (n. 721.) „Gezeichnet durch wen? Durch seinen An- wender.** (n. 722.) „Ihr glaubt doch nicht etwa, dass die An- wender einen Mann wegen Gehorsams gegen das Gesetz verfolgen worden? Ich glaube, sie würden es thun.'* (n. 728.) „Warum verweigern die Arbeiter nicht, solche Jungen anzuwenden? £s ist nicht ihrer Wahl überkssen.'* (n. 1684.) „Ihr verlangt Parla-

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meotsinterTeDtion? Wenn irgend etwas Wirksames ftr die £r- Ziehung der Kinder der Grubenarbeiter geschehen soll, so muss sie durch Parlamentsakt zwangsmafsig gemacht werden."^ (n. 1636.) .,Soll das für die Kinder aller Arbeiter von Grcasbritannien gelten oder nur für Qrubenarheiter? Ich bin hier» um im Namen der Grubenarbeiter zu sprechen/' (n. 1638.) „Warum Grubenkinder von andren untsncheiden? Weil sie eine Aunnahme von der Regel bilden." (n. 1639.) „In welcher Hinsicht? In phjsischer.** (n. 1640.) M Warum sollte Eniehnng für sie werthToller sein, als fttr Knaben Ton andern Klassen? Ich sage nicht, daas sie werth- ToUer fttr sie ist, aber wegen ihrer Ueberarbeitung in den Minen haben aie weniger Ghanom flQr Eniehnng in Tags- und Sonntags- schulen.'* (n. 1644.) »Nicht wahr, es ist anmöglich, Fragen dieser Art absolut zu behandeln (n. 1646.) »Sind genug Schulen in den Distrikten? Nein." (n. 1647.) „Wenn der Staat yerlangte, dass jedes Kind zur Schale geschickt, wo sollen denn die Schulen für alle die Kinder herkommen? Ich glaube« sobald es die Um- stände gebieten, werden die Schulen von seibat entspringen. Die grosse Mehrsahl nicht nur der Kinder, sondern der erwachsnen Minenarbeiter kann weder schreiben, noch lesen." (n. 705, 726).

3) Weiberarbeit. Arbeiterinnen werden zwar seit 1842 nicht mehr unter, wohl aber- Uber der Erde zum Aufladen der Kohlen u. s..w., Sdüeppen der Kufen zu den KanSlen und Eisenbahnwagen, Sor- tiren der Kohlen u. s. w. ▼erbraucht Ihre Anwendung hat sehr zugenommen in den letzten 3 4 Jahren (n. 1727). Es sind meist Weiber, Töchter und Wittwen von Grubenarbeitern, vom 12. bis zum 50. und 60. Jahre, (n. 645, 1779) (n. 648.) „Was denken die Minenarbeiter von Reschättli^uniaf von Weibern bei Bergwerken? Sie verdammen sie allgemein.- (n. 049.) „^Varum? Sie betracliLeii es erniedrigend für das (ieschlet ht . . . Sie trairen eine Art von Mannskleidern. In vielen Fällen wird alle Sehani unter- drückt. Manche Weiber ruuchen. Die Arbeit ist so sehnmtzii;. wie die in den Gruben selbst. Darunter sind viele verheirathete l'ruuen, die ihre häuslichen Pflichten nicht erfüllen können." (n. G'il sqq.) (n. 709.) „Können die Wittwen ein so einträgliches Geschält (8 10 sh. wöchentlich) anderswo tind^n? Ich kann darüber nichts sagen." (n. 710.) „Und di miuch (iieiv. von Stein!) seid Ihr entschlosöeu, ihnen diesen L<d>e!iMinterhalt abzuschneiden ? Sicher." (n. 1715.) ,^^'oher diese Stinununi;':' Wir, Minenarheiirr, haben zu viel Respekt für das schöne Geschlecht, um es zur Kohlengrube verdammt zu sehn . . . Diese Arbeit ist grossentheils sehr schwer.

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Viele dieser Mädchen heben 10 Tonnen per Tag." (n. 1732.) ^Qlaubfe ihr, dass die in den Bergwerken beschäftigten Arbeite« rinnen unmoralischer sind als die in den Fabriken beschäftigten? Der Procentsabi der Schlechten ist grösser als unter den Fabrik- iDädchen/' (n. 1733.) „Aber Ihr seid auch mit dem Stand der ^foralität in den Fabriken nicht zufrieden? Nein" (n. 1784.) „Wollt Ihr denn auch die Weiberarbeit in den Fabriken verbieUn? „Nein, ich will nichf (n. 1795.) „Warum nicht? Sie ist fOr das weibliche Qeschlecht ehrenvaller tind passender.*' (n. 1786.) «Dennoch ist sie schadlieh ftir ihee Moralität, meint Hur? Kein, lange nicht so sehr als die Arbeit an der Grabe. Ich spreche ahrigens nicht nar ans moralischen, sondern aach aus physischen nnd socialen Chrfinden. Die sociale Degradation der Mädchen ist jammerroU nnd extrem. Wenn diese Madchen Fraoen der Minen- arbeiter werden, leiden die MSnner tief nnter dieser Degradation, nnd es treibt sie von. Hans und snm Soff. (n. 1787.) „Aber gälte nicht dasselbe fttr die bei Eisenwerken beschSftigten Weiber? Ich kann nicht för ' andre Geschäftszweige sprechen." (n. 1740.) „Aber welcher Unterschied ist denn zwischen den bei Eisenwerken und Bergwerken beschäftigten Weibern? Ich habe mich nicht mit dieser Frage beschäftigt. ' (n. 1741.) „Könnt Ihr einen Unter- schied zwischen der einen oder der andern Klasse entdecken? Ich habe nichts darüber vergewissert, kenne aber durch Visite von Haiiü -m Haus den schmählichen Zustand der Dinge in unsrem Distrikt" (n. 1750.) „Hättet Ihr nicht orosse Lnst, Weiber- beschäi'tigung üb^mll abzuschaffen, \vu sie degradirend ist? Ja .... die besten Gefühle der Kinder müssen von mütterlicher Zucht herkommen." (n. 1751.) „Aber das passt ja auch auf agrikole Beschäftigung der Weiber? - - Die dauert inir zwei Saisons, bei uns arbeiten sie alle vier Saisons durch, manchmal Tag und Nacht, nass bis auf die Haut, ihre Konstitution geschwächt, ihre Gesundheit gebrochen." (n. 1753.) „Ihr habt die Frage (nämlich der Weiberbeschäftigung) nicht allgemein stadirt? Ich habe um mich her geschaut und kaon so viel sagen, dasa ich nirgend- wo etwas der weiblichen Beschäftigung an den Kohlengruben Paralleles gefunden habe. Ea ist- Mannsarbeit und Arbeit für starke Männer. Die bessre Klasse der Minenarbeiter, die sich zu heben und zu huroanisiren sucht, statt irgend Stütze an ihren Weibern zu finden, wird durch sie heruntergezeni." Nachdem die Bour- geois noch weiter in die Kreuz und Quere gefragt, kömmt endlich daa Geheironisa ihres „Miileidens'^ für Wittwen, arme Familien u. a. ir.

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heraus: «Der Kohleoeigentlilbner ernennt ge wiese Gentlemen zur Oberaufiiebt und deren Politik kt es, um Beifall su ernten, alles auf den möglichst ökonomischen Fuss zu setzen und die beschäftig- ten Mädchen erhalten 1 bis 1 sh. 6 d. taglich, wo ein Mann 2 sh. 6 d. erhalten miisste.* (n. 1816.)

4) Todtenschau-.Turips. (n. 360.) „Mit He/.urr auf die coroner's inquests in Euren Distrikten, sind die Arbeiter zufrieden mit dem Gerichtsverfahren, wenn Unfälle vorkommen? -- Nein, sie sind es nicht." (n. 861.) , Warum nicht? Namentlich weil man Leute zu Juries macht, die abbulut nichts von Minen wi^en. Arbeiter werden nie zugezogen, ausser als Zeugen. Im Ganzen nimmt man Kränit r aus der Na( hhfirschaft, welche unter dem Einfluss der Minenbesitzer, ihrer Kuoden, stehn und nicht einmal die technischen Ausdrücke der Zeugen verstehn. Wir verlangen, dass Mineriai lu li ^r einen Theil der Jury bilden. Im Durchschnitt steht der Urtheils- spruch im WidHrsiuuch zu den Zeugenaussagen." (n. 378.) ^Sollen Juries nicht unparteiisch sein? Ja." (n. 370.) „Würden die Arbeiter es sein? Ich sehe keine Motive, warum sie nicht unparteiisch sein sollten. Sie haben Sachkenntniss." (n. 380.) „Aber würden sie nicht die Tendenz haben, im Interesse der Arbeiter ungerecht harte Urtheile zu fiülen? Nein, ich glaube nicht."

5) Falsches Mafs und Gewicht u. s. w. Die Arbeiter verlangen wöchentliche statt vierzehntögiger Zahlung, Mafs nach Gewicht statt nach Kubikraum der Kufen, Schutz gegen di Anwendung falschen Qewiehts u. s. w. (n. 1071 ) „Wenn die Kufen fraudu- lent Tergröesert werden, so kann ein Mann ja die Mine verlassen nach 14tilgiger KQndigang? Aber, wenn er zu einem andern Platz geht, findet er dasselbe.* (n. 1072.) «Aber er kann den Platz doch ▼erlassen, wo das Unrecht ▼erllht wird? Es ist all-* gemein herrschend/* (n. 1078.) „Aber der Mann kann seinen jedes* maligen Platz nach 14tagiger Ktlndigung verlassen? Ja.'' Streu- sand draul!

6) Mineninspektion. Die Arbeiter leiden nicht nur von den Zoflllen dorch ezplodirende Gase. (n. 284 sqq.) „Wir haben uns ebenso sehr zu beklagen über die schlechte Ventilation der Kohlen- gruben, so dass die Leute kaum darin athmen können; sie werden dadurch zn jeder Art fiesch&ftigung unföhig. So hat z. B. grade jetzt in dem TheO der Mine, wo ich arbeite, die Pestluft viele Leute fttr Wochen aufs Krankenbett geworfen. Die Hauptgange sind meist luftig genug, aber grade nicht die Plätze, worin wir

M»rx, KapitAl I. 30

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arbeiten. Sendet ein Mann Klage über Ventilation an den Inspektor, 80 wild er entlaseen und ist ein »gezeichneter* Mann, der anch sonstwo keine Besehaftigong findet Der „Mining inspecting Aet* von 1860 ist ein reiner Papierlappen. Der Inspektor, nnd ihre Zahl ist viel zu klein, macht vielleicht in 7 Jahren einmal eine formelle Visite. Unser Inspektor ist ein ganz unföhiger, siebzig- jähriger Meon, der mehr als 180 Kohlenbergwerken voistekt. Neben mehr Inspektoren brauchen wir Sabinspektoren.^ (n. 280.) „Soll dann die Regierung solch eine Armee von Inspektoren halten, dass sie alles, wss Ihr verlangt, ohne Infonnation der Arbeiter selbst thun können? Das ist unmöglich, aber sie sollen sich die Information in den Minen selbst holen kommen/' (n. 285.) „Glaabt Hur nicht, dass die Wirkung sein wQrde, die YerantworÜichkeit ) för die Ventilation u. s. w. von dem Minenbesitzer auf die Re- gierungsbeamten zu wälzen? Keineswegs; es muss ihr Geschäft sein, die Befolp^ung der bereits bestehenden Gesetze zu erzwingen." (u. 294.) „AVenn Ihr von Subinspektoren sprecht, meint Ihr Leute mit weniger Gehalt und von niedi it^f rem Chamkter als die gegen- wärtigen Insjiektoren? Ich wünsche sie keineswegs niedriger, wenn Ihr sie besser haben könnt." (n. 295.) „Wollt Ihr mehr Inspektoren oder eine niedrigere i'k lasse von Leuten als die Inspek- toren? — Wir brauchen Leute, die sich in den Minen selbst um- tumraeln, Leute, die keine Angst für die eigne Haut haben." (n. 296.) „Wenn man Euren Wunsch nach Inspektoren von einer schlechtreu Sorte erfülltej würde ihr Mangel an G^eschick niclit Gefahren erzeugen u. s. w.? Nein; es ist Sache der Regierung, passende Siil)jekte anzustellen." Diese Art Examination wird end- lich selbst dem Präsidenten des UntersuchuiiLCskomite's zu toll. „Ihr wollt*', fährt er dazwischen, ,,})raktische J^eute, die sich in den Minen selbst nnisehn und an den Inspektor berichten, der dann seine hölido Wissenschaft verwenden kann." (n.531.) „Würde die Ventilation aller die.ser alten Werke nicht viel Kosten ver- ursachen V Ja, Unkosten möchten erwachs'm, abpr Menschenleben würden beschützt." (n. 581.) Ein Kohlenarbeiter protestirt pfegen die 17. Sektiort des Akts von 1800: ,, Gegenwärtig, wenn der Mineninspektor irgend einen Theil der Mine in nicht bearbeits- fähigem Zustand findet, muss er es an den Minenbesitzer und den Minister des Innern berichten. Danach hat der Minenbesitzer 20 Tage Bedenkzeit; am Ende der 20 Tage kann er jede Ver- änderung verweigern. Thut er das aber, so bat er an den Minister des Innern zu schreiben und ihm 5 Bergwerksingenieure vona-

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sehlagen, worunter der Minister die Schiedsrichter erwählen muss. Wir behaupten, dass in diesem Fall der Minenbesitzer virtuell seine eignen Richter ernennt. ' (n. 58(>.) Der Bourgeoisexaminator, selbst Minenbesitzer: ..Diess ist ein rein spekulativer Einwan l. (ii. o8S.) „Ihr habt also sehr freringe Ansicht von der Redlichkeit der Berg- werksingenieure? — Ich sage, es ist selir unl)illig und ungerecht." (n. 589.) „Besitzen Bergwerksingenieure nicht ©ine Art von öffent- lichem Charakter, der ihre Entscheidungen über die von Euch beflirchtete Parteilichkeit erhebt? Ich verweigre, Fragen über den persönlichen Charakter dioser Leute zu beantworten. Ich bin überzeugt, dass sie in vu lt n l-illlt-n sehr parteiisch handein und dass diese Macht ilinen geMoiiiini ii werden sollte, wo Menschenleben auf dem Spiel stehn." Derselbe Bourgeois hat die Unver.st luimt- heit, zu fragen: . .^^laubt Ihr nicht, dass aucli die Minenbesitzer Verluste bei den Explosionen haben?" Endlich (n. 1042): „Könnt Ihr Arbeiter Eure eignen Interessen nicht selbst wahr- nehmen, ohne die Hülfe der Regierung anzurufen? Nein." Im Jahre 1865 gab es 3217 Kohlenbergwerke in Grossbritanmen und 12 Inspektoren. Ein Minenbesitzer von Yorkshire (Times 26. Januar 1867) berechnet selbst, dass abgesehn von ihren rein bureaukzatischen Geschäften, die ihre ganze Zeit absorbiren, jede Mine nur einmal in 10 Jahren besichtigt werden könnte. Kein Wander, dass die Katastrophen in den letzten Jahren (namentlich auch 1866 und 1867) progressiT in Anzahl und Umfang (manch- mal mit einem Opfer von 200 300 Arbeitern) zugenommen haben. Diess sind die Schönheiten der „freien" kapitaUstischen Produktion!

Jedenfalls ist der Akt von 1872, so mangelhaft er ist, der erste, der die Arheitsstnnden der in Bergwerken beschSftigten Kinder regelt, und die Ezploiteure und GrubenbesitaBer in gewissem Mab fftr so genannte Unf&lle TerantwortHch macht.

Bie königliche Kommission von 1867 zur Untersuchung der Beschftftigung von Kindern, jugendlichen Personen und Weihern in der Agrikultur hat emige sehr wichtige Buchte veröffentlicht Es sind yerschiedne Versuche gemacht worden, die Principien der Fahrikgesetsgebung, in modificirter Form, auf die Agrikultur an* anwenden, aber bis jetst schlugen sie alle total fehl. Worauf ich hier aber aufmerksam zu machen habe, ist das Bestehn einer un- widerstehlichen Tendenz zur allgemeinen Anwendung dieser Prin- cipien.

Weim die Veraligeniciuerung der Fabrikgesetzgebung als phy- sisches und geistige Schutzmittel der Arbeiterklasse unvermeidlich

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geworden ist» yenülgememert nnd beeoUeimigfc sie andrerseitB» wie bereite angedeateti die Yerwandlimg sentreaier Arbeiteproceeee auf ZweigmftCntab in kombinirte Arbeitsprocesse anf grosser, geselle schflfüicber Stufenleiter, also die Konoentration des Kapitals und die Alleinbemchaft des FabrikregimeV. Sie serstSrt alle sltei^ ihttmlichen nnd üebergangsformen, wohinter sieb die Henschaft des Kapitals noch theilweise Terateckt, und ersetzt sie durch seine direkte, unveibQllte Herrschaft Sie yerallgemeinert damit auch den direkten Kampf gegen diese Henschaft. Wahrend sie in den individuellen WerkstStten Oleiehförmigkeit, Regdm&Cngkeit, Ord- nung und Oekonomie erzwingt, vermehrt sie durch den ungeheuren Sporn, den Schianke und Regel des Arbeitstags der Technik «a£- drücken, die Anarchie und Katastrophen der kapitalistischen Pro- duktion im Grossen und Ganzen, die IntensitSt der Arbeit und die Konkurrenz der Maschinerie mit dem Arbeiter. Mit den SphSren des Kleinbetriebs und der Hausarbeit Temichtet sie die letzten Zufluchtsstätten der «IJeberz&hligen" and damit das bisherige Sicherheitsventil des ganzen Gesellschaftsmechanismus. Mit den materiellen Bedingungen und der gesellschaftlichen Kombination des Produktionsprocesses reift sie die Widersprüche und Antago- nismen seiner kapitalistischen Form, daher gleichzeitig die Bildungs- elemente einer neueu und die Umwülzungsmomente der alten Ge- sellschaft«").

Eobert Owen, der Vater der Kooperatiyfabriken und -Boutiaueot der jedoch, wie frOher bemerkt, die niasionen seiner Naehtreter Aber die Trif-

weite dieser isolirten ümwandlungselemente keineswegs theilte, ging niefit nurthatsächlich in seinen Versuchen vom Fabriksystem aus, sondern erklärte 68 auch theoretisch für den Ausgangspunkt der socialen Bevolution. Hetr ViMcriag, Professor der poUtisehen Oekonoinie an der UniTenitftt eu Leidea,

scheint so etwas zu ahnen, wenn er in seinem .Handboek van Praktische SteHt-Tiuishoudkiinde. 1860 62*, welches die Pliittheiten der Vulgärökonomie in euisprechendsterForm Yorträgt,fÜrHandwerksbetriebgegen grosselndustrie eifert. [Zur 4. Aufl. Der „neue juriatisehe BattenkÖnig* (8. 295), den die englische Gesetzgebung vermittelst der einander widersprechenden Fac- tory Acts, Factory Fxtrimion Act und Workshops' Act ins Leben gerufen, wurde eudlii K unenraglicii und ao kam im Factory and Workshop Act, 1878, eine Kodifikation der ganzen betreffenden Gesetzgebung zu Stande. Eine avi>f'ü Vi r!i( he Kritik dieses jetzt gültigen Tndustriekodex Englands kann hier naturlicli nicht gegeben werden. Daher mögen folgende Notizen genügen: Der Akt umfasst 1) Textilfabriken. Hier bleibt so ziemlich alles beim Alten: erlaubte Arbeitszeit für Kinder über 10 Jaliren: V/f Stunden täglich, oder aber 6 Stunden, und dann den Samstag frei ; junge Personen und Frauen: 10 Stunden an fünf Ta^en, höchstens ö'/. am Samstag. 2) Nicht-TextU- fabriken. Hier sind die Bestimmungen denen von Nr. 1) mehr angenähert alefirfther, aber noch immer bestehn manche, den Kapitalisten günstige Aua- nahmen, die in manchen f tUlen dorcb SpecialerlaubniM dee Ministera des

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10. Grosse Industrie und Agrikultar.

Die Revolation, welche die grosse Industrie im Ackerbau und den socialen YerhSltDissen seiner Produktionsagenten herrorrufti kann erst sp&ter dargestellt werden. Hier genfigt kurze Andeutung einiger Torweggenomoienen Resultate. Wenn der Gebrauch der Maschinerie im Ackerbau grossentheils frei irt tou den physischen Nachtheflen, die sie dem Fabrikarbeiter znftigt^^'^), wirkt sie hier noch intensiver und ohne Gegenstoss anf die „Ueberzähligmachung" der Arbeiter, wie man später im Detail sehn wird. In den Graf- schaften Cambridge und k^uUulk z. B. liut aich. dai Areal des bebauten Landes seit den letzten zwanzig Jahren sehr ausgedehnt, Wtihieud die Landbevölkerung iu derselben Periode nicht nur relativ, son- dern absolut abnahm. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ersetzten Agrikultur-Mascliinen einstweilen nur virtuell Arbeiter, d. h. sie erlauben dem Producenten Bebauung einer grossren Fläche, verjaf^en aber nicht wirklich beschäftigte Arbeiter. In England und Wales itctrug 1861 die Zahl der iu der Fabrikation von Ackerbau-Maschinen betheiligten Personen 1034, während die

luucrn noch ausdelinbar sind. 3) Workshops, defiiürt uugefähr wie im frühem Akt; soweit Kinder, jagendliche Arbeiter oder Frauen darin be- schäftigt, sind Work.-^hops den nicht t-xtilen Faltriken so ziemlich gleich- gestellt, doch wieder mit Erleichterungen im KluKelneo. 4) Workshops, m denen keine Kinder oder Jugendliche Arbeiter, sondern nur Personen beiderlei Geschlechts über 18 Jauen beschäftigt werden; für diese Kategorie [reiten noch wcitn- Erli irht«>rnn£ren. 5) Domestic Workshops, wo nur Familienglicder in der Fanulienwohnung beschäftigt werden; noch elas- tischere Bestimnumgen, und ^gleichzeitig die Beschränkung, dass der In- n>ektor ohne besondre ministenelle oder richterliche Erlaubnias niir solche Räume betreten darf, die nicht zugleich als Wohnraunu benutzt werden, und endlich die unbedingte Freigebung von ÖtiohÜcchterci, Spitzen- kluppelei und Handschuhmacherei innerhalb der Familie. Bei allen Mängeln Ist der Akt immer noch, neben dem schweizerischen Bundesfabrikgesetc vom 23. Marz 1877, weitaus das beste neset/ über den Gegenstrind Kine Vergleichung desselben mit dem erwähnten »chweizerischen Bundesgesetz ist von besondrem Interesse, weil sie die Vorzüge wie die Nachtheile der beiden gesetzgeberischen Methoden der englischen, ,,histori8chen*, yon Fall zu Fall eingreifenden, und der kontinentalen, auf den Traditionen der französischen Kevolulion aufgebauten, mehr generaiinirenden Methode sehr anschaulich macht. Leider ist der englische Kodex in seiner An- wendung auf Workshops grosseothdls noch immer todter Buchstabe wegen unzureichendem Inspektionspersonal. D. IT.]

Ausführliche Darstellung der im englischen Ackerbau angewandten Maschinerie findet man in: .Die landwirthschaftlichen Gerftthe und Maschinen England.<i TOfi Dr. W. Hamm. 2. Aufl. 1856.* In einer Skigso über den Fntwieklungsgang der englischen Agrikultur folgt Herr Hamm %n kritiklos dem Herrn Leonce de Lavergne. [Zur 4. Aufl. Jetzt natürlich veraltet D. H.j

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Zahl der an Dampf- und Arbeitsmaschüiea beschaftigien Agiikultar- Arbeiter nur 1205 betrug.

In der Sphäre der Agrikultur wirkt die grosse Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft ▼einichtet, den „Bauer", und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. Die aoeialen UmwälzungsbedürfnisBe und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten and irrationellsten Betriebs tritt bewoaete, technologische Anwendung der Wissenschaft. Die Zerreissung des orsprflnglichen Familienbandee von Agrikultur und Manufaktur, welches die kindlich unentwickelte Gestalt beider umschlang, wird durch die kf^talistasche Produktionsweise yoUendet^ Sie schsSI aber sogleich die materiellen Voraussetsungen einer neuen, hdhenm Synthese, des Vereins yon Agrikultur und Industrie, auf Grundlage ihrer gegenaitslicb ausgearbeiteten Gestalten. Mit dem stets wachsenden Ueberge wicht der stidtischen Berdlkerung, die sie in grossen Gentren susammenhauft» häuft die* kapitalistische Produktton emerseits die geschichtliche Bewegungskraft der Gesellscfaaft, st5rt sie andrerseits den Stoffwechsel zwischen Mensch und Erde, d. h. die Rüdrkehr der yom Menschen in der Form von Nahrungs- und Eleidungsmittehi yemutsten Bodenbestsndtheile zum Boden, also die ewige Naturbediuguug dauernder Bodenfhichtbsriceit, Sie zer<* stört damit zugleich die physische Gesundheit der Stadtsrbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter**^). Aber sie zwingt zugleich durch die Zerstörung der bloss naturwüchsig entstandnen ümslilndc jenes Stoffwechseb ihn systematisch sls regelndes Geeste der gesellschaftlichen Produktion und in einer der vollen mensch- lichen Entwicklung adäquaten Form herzustellen. In der Agrikultur wie in der Manufaktur erscheint die kapitalistische Umwandlung des Produktiunsprocesses zugloicli als Martyrologie der Producenten, das Arbeitsmittel als Unterjochungsmittel, Exploitationsmittel und Yerarmungsmittel des Arbeiters, die gesellschaftliche Kombination der Arbeitsprocesse als organisirte Unterdrückung seiner indivi- duellen Lebendigkeit, Freiheit und Selbständigkeit. Die Zerstreuung der Landarbeiter über grössre Flächen bricht zugleich ihre Wider-

„Yon divide the people into two hostile camps of downish boora

and emasculated dwarfs. Good heavensl a nation divided into agricultaral and commercial intereMts ealling itaelf sane, nay styling itself eolightened and civilized, uot ouiy in spite of, but in cousequeace of thU monstroun and nnnatoral diTialon/ fDavid TTrouhart 1. c. p. 119.) Diese Stelle iei|[t zugleich die Stfirke und die Schwäcne einer Art von Kritik, welche die Gegenwart zu be- und verurtheilen, aber nicht zu. begreifen weiss.

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standskrait, während Koncentration die der stadtischen Arbeiter steigert Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikoltiir die gesteigerte Produktivkraft und grössrc Flüssig«- machung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst. Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultor ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebne Zeitfirist zugleich ein Fortschritt im Rnin der dauemdoi Quellen dieser Ftuchtborkeii Je mehr ein Land^ wie die Vereinigten Steaten Ton Nordamerika z. B., von der grossen Industrie als dem Hinteffgrnnd seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zer- störangaprocess**^). Die kapitelisttsche Produktion entwickelt da-

Vgl. Liebig: ,Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur uud Physiologie. 7. Auflage 1X02'', nnmcfitlirli auch im Erntoii Hand die ,Ein- leitUDg in die Naturgesetze des Feldbaus. ' Die Entwicklung der negativen Seite der modernen Ägriknltur, ^ om natanriBtentchaftlieheB Standpunkt, ist eins der unsterblichen Verdienste Lielug'a. Auch seine historischen Aper9U8 über die Geschichte der Agrikultur. ol)gleich nicht ohne grobe Irrthümer, enthalten Lichtblicke. Zu bedauern bleibt, dass er aufs Grathewohl Aeusse* roni^eD wagt, wie folgende: «Durch eine weiter getriebne PnlTeriBirung und häuhgerc?* PHiigen wird der Luftwechsel im Innern poröser Erdtheile be- fordert, und die Oberlliichc der Erdtheile, auf welche die Imü einwirken soll, vergrOssert uud erneuert, aber es ist leicht verständlich, dass die Mehr- betrlge de« Feldes nicht proportioneU der auf das Feld verwandten Arbeit sein können, sondern dass Pie in einem weit kleinereu Verhfiltniss .steigen. Dieses Geaet/*, fügt Liebig hin/.u, , ist von J. St. Mill zuerst in seinen Princ. ofPol. £con. V. i, p. 17 in folgender Weise ausgesprochen: ,That the pro- daee of land increases caeteris paribus in a diminishing ratio to the increase of the labourer.s einpl()ye*P, (TTerr ^lill wiederholt sogar da.^ Ricar(b)'sche J^chulgcyet?: in fal.seher Formel, denn da ^the deerea.se of tlie labourern ein- ployed" , die Abnahme der angewandten Arbeiter, in England beotundig Schritt hielt mit dem Fortschritt der Agrikultur, fllnde das für und in Eng- land erfundne Ge.-^et?: wenig-^tens in England keine Anwendung! is the uni- versal lawof agricultural indu.-*try'. merkwürdig genug, da ihm dessen Grund imbekannt war." (Liebig 1. c. Bd. I, p. 143 u. Note.) Abgesehn von irriger Deutung des Wortes ^Arbeif, worunter Liebig etwas andres Tersteht, als die politische Oekonomie. i.st es i 1* nfalls .merkwürdig genug'*, dass er Herrn J. St. Mill zum ersten Verküuder einer Theorie macht, die James Anderson zur Zeit A. Smith's zuerst veröffentlichte und in verschiedenen Schriften bis in den Anfang des 19. .Jahrhunderts hinein wiederholte, die Malthus, überhaupt ein Meister de.'* Plagiate fseine ganze nevolkerungstheijrie ist ein schamloses Plagiat), sich Ibih annexirte, die West zur selben Zeit und unabhängig von Anderson entwickelte, die Bicardo 1817 in Zusammen- hangmit der tulgemoinen Werththeorie brachte und die von da an unter dem Namen Rieardo s die Runde der Welt gemacht hat, die 1820 von James Mill (dem Vater J. 8t. Mill's) vulgarisirt, uud endlich u. a. auch ▼on Herrn J. St. Mill als bereits Gemeinplatz gewordnes Schnldogma wiederholt wird. Es i»t Qnl&ugbar, dass J. St« Mill seine jedenfalls ^merk- wttrdige* Autorität fast nur Unliclien qtti pro quo verdankt.

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her nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Pro- duktionsprocesses, indem sie zugleich die Springquellen ftUes Keloh- thuxns untergräbt: die Erde und den Arbeiter.

Foutter Abscbiiitt.

Die Froduktioii des absoluten und relativen

Metazwerths.

Vierzehntes Kapitel.

Absoluter und relativer Melirwerth.

Der Arbeitsprocess wurde (sieh fttoftes Kapitel) ssunächst abstrakt betracbtetf unabhängig von seinen geschichtlichen Formen, als Process zwischen Mensch und Natur. £s hiess dort: „Betrachtet man den ganzen Arbeitsprocess vom Standpunkt seines Jtesultats, so erscheinen Beide, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand, als Pro- duktionsmittel, und die Arbeit selbst als produktive Arbeit.^ Und in Note 7 wurde ergänzt: »^Diese Bestimmung produktiver Arbeit, wie sie sich vom Standpunkt des einfachen Arbeitsprocesses eigibt, reicht keineswegs hin für den kapitalistischen Pioduktionsprocess." Diess ist hier weiter zu entwickeln.

Soweit der Arbeitsprocess ein rein individueller, vereinigt der- selbe Arbeiter aOe Funktionen, die sich später trennen. In der individuellen Aneignung von Naturgegenständen zu seinen Lebens- zwedcen kontrolirt er sich selbst Später wird er kontroliri Der «nzelne Mensch kann nicht auf die Natur wirken ohne Bethätigung seiner eignen Muskeh unter Kontrole seines eignen Hirns. Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der Arbeitsprocess Kopfarbeit und Handarbeit Später scheiden sie sich bis zum feindlichen Gegensatz. Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dtMii unmittelbaren Pro<lukt dos individuellen Pro- ducenten in ein gesellscbuftliches, in dsis genieinsiime Produkt eines Gesanjuitarbeiters, d. h. eines kombinirten Aibeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes näher oder ferner .steliu. Mit dem kooperativen Ciiarakter des Arbeitsprocesses selbst erweitert sich daher nothwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nöthig, selbst Hand anzulegen;

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es genfigt» Orgm des GeBammiarbeiim su aem, irgend eine seiner üntrafonktionen zu ToQziefan. Die obige mspillngliche Beetimmnng der produktiven Arbeit, ans der Kainr der materiellen Produktion selbst abgeleitet, bleibt immer wahr fftr den Gesammtarbeiter, als Gesammtheit betnMsbtet. Aber sie gilt nicht mebr fttr jedes seiner Glieder, einzdn genommen.

AndrerseitB aber verenfft sieb der Bmiff der prodoktiyen Arbeit. Die kaidtdütiMhe Ptodaktu» ist mdit nor Prodaktion von W««», sie ist wesentlich Produktion von Mehrwertb. Der Arbeiter pro- dudrt nicbt ftr sich, sondern f&r das Kapital. Es genfigt daher nidit langer, dass er überhaupt producirt Er muss Mehrwerth produciren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwerth für den Kapitalisten producirt oder zur Selbstverwerthung des Kapitals dient. Steht es frei, ein Beispiel ausserhalb der S])häre der mate- riellen Produktion zu wühlen, so ist ein Schulmeister produktiver Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderkijpfe bearbeitet, sondern sich selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Dass letztrer sein Kapitiil in einer Lederfabrik angelegt hat, statt in einer Wurst- fabrik, ändert nicht« an dem Verhältniss. Der Begriff des prodl ak- tiven Arbeiters schliesst daher keiuesvvegs bloss « in Verhältniss zwisclien Thätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arl>eits- produkt ein, sondern auch ein specifisch gesellschaftliches, ge- schichtlich entstandnes Froduktionsverliältniss, welches den Arbeiter zum unmittelbaren Verwerthungsuiittel des Kapitals stempelt. Produktiver Arbeiter zu sein, ist daher kein Glück, sondern ei» Pech. Im Vierten Buch dieser Schrift, welches die Geschichte der Theorie behandelt, wird man näher sehn, dass die klassische politische Oekonomie von jeher die Produktion von Mehrwerth zum entscheidenden Charakter des produktiven Arbeiters machte. Mit ihrer Auffassung von der Natur des Mehrwerths w(m hselt da- her ihre Definition des produktiven Arbeiters. So erklären die Phjsiokraten, nur die Ackerbauarbeit sei produktiv, weil sie allein einen Mehrwerth liefre. Für die Physiokraten existirt Mehrwerth aher ausschliesslich in der Form der Grundrente.

Die Verlftngrung dee Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der Arbeiter nur ein Aequiralent für den Werth seiner Arbeitskraft prodacirt h&tte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch daa Kapital das iat die Produktion des absoluten Mehrwerths. Sie bildet die allgemeine Grundlage des kapitalistischen Systems und den Ausgangspunkt der Produktion des relativen Mehrwerths. Bei dieser ist der Arbeitstag von Tomherein in zwei Stficke getheüt:

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nothwendipre Arbeit und Mehrarbeit, üm die Mehi^rheit v.u ypt- länifera, wird die nothwendige Arbeit verl^ürzt durch Methoden, vermittelst deren das Aequivalenfc des Arbeitslohns in weniger Zeit producirt wird. Die Produktion des absolaten Mehrwerths dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des re- latiTen Mehrwerths revolutionirt durch und durch die technischen Processe der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppirungen.

Sie unterstellt also eine s])pciiiscb kapitalistische Produktionsweise die mit ihren Methoden, Mitteln und Bedingungen selbst erst auf Chnmdlage der formellen Sabeumtion der Arbeit unter das Kapital naturwfichsig entsteht und ausgebildet \Tird* An die Stelle der formellen triife die reelle Subsomtion der Arbeit unter dss Kapital.

Es genQgt blosser Hinweis auf Zwitterformen, worin die Mehr- arbeit weder durch direkten Zwanfi; dem Prodnoenten am^pompt wird, noch auch dessen formelle Unterordnung unter das EapiWl eingetreten ist Das Kapital hat sich hier noch nicht unmittelbar dee Arbeitsprocesses bemSchtigt. Neben die selbständigen Producenten, die in Hherlieferter, urvaterlicher Betriebsweise handwerkem oder ackerbauen, tritt der Wucherer oder Kaufmannt das Wucherkapital oder das Handelskapital, das sie parasitenmäisig aussaugt. Vor- heriBchaft dieser Ibcploitationsform in einer Oesellschaft schliesst die kapitalistische Produktionsweise aas, zu der sie andrerseits, wie im spätren Mittelalter, den TJebergang bilden kann. Endlich, wie das Beispiel der modernen Hausarbeit zeigt, werden gewisse Zwitterfornien auf dem Hintergrund der grossen Industrie stellen- weis reproducirt, wenn auch mit gänzlich veränderter Physiognomie.

Wenn zur Produktion des absoluten Mehrwerths die bloss for- melle Subsumtion der Arbeit unter das i^.ipiial genügt, z. B. dass Handwerker, die früher für sieb selbst oder auch als Gesellen eines Zunftmeisters arbeiteten, nun als Lohnarbeiter unter die direkte Kon- trole des Ka])italisten treten, zeigte sich andrerseits, wie die Methoden zur Produktion des relativen Mehrwertbs zugleich Me- thoden zur Produktion des absolut^^n Midirwerths sind. Ja die mafslose Verlängrung des Arbeitstags stellte sich als eigenstes Produkt der grossen Industrie dar. Ueberhaupt hört die specifiscli kapitalistische Produktionsweise auf, blosses Mittel zur Produktion des relativen Mehrwertbs zu sein, sobald sie sich eines ganzen Produktionszweigs und noch mehr, sobald sie sich aller ent- scheidenden Produktionszweige bemächtigt hat. Sie wird jetat allgemeine, gesellschaftlich herrschende Form des Produktions- processes. Als besondre Methode zur Produktion des relativen

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MehrwerthB ifirkt sie nur noch, erstens soweit me dem Kapital bisher nnr formell uniergeordnete Indostrien eigreift, also in ihrer Propaganda. Zweiteos* soweit ihr bereits anheimgefallne Industrien IbrtwShreDd rerolutionirt werden durch Wechsel der Produktions- nethoden.

Von gewissem Gesichtspunkt scheint der Unterschied syrischen absolutem und relatiyem Mehrwerth überhaupt illusorisch. Der relatiTe Hehrwerth ist abeoluii denn er bedingt absolute YerUmgrung des Arbtitstags fiber die sur Existenz des Arbeiters selbst noth- wendige Arbeitsseii Der abeolute Mehrwerth ist relativ, denn er bedingt eine Entwicklung der Arbeitsproduktivität, welche erlaubt, die nothwendige Arbeitszeit auf einen Theil des Arbeitstags zu beachrSnken. Fasst man aber die Bewegung des Mehrwerths ins Auge, 80 veiachwindet dieser Schein der Einerleiheit Sobald die kapitalistische Produktionsweise einmal hergestellt und allgemeine Produktionsweise geworden, macht sich der Untersdiied zwischen absolutem und relativem Mehrwerth f&hlbar, sobald es gilt, die Bäte des Mehrwerths ftberhaupt zu steigern. Yorausgeeetzt, die Arbettskraft werde zu ihrem Werth bezahlt, stehn wir dann vor dieser Alternative: die Produktivkraft der Arbeit und ihren Normal- grad von Intensität gegeben, ist die Rate des Mehrwerths nur erhöhbar durch absolute Verlängrung des Arbeitstags; andrerseits bei gegebner Grenze des Arbeitstags, ist die Rute des Mebrwerths nur erhübbar diircb relativen (irüssenwechsel seiner Bcstandtbeile, der iK)t hwentligen Arbeit und der Mehrarbeit, was einerseits, soll der Lubii nicht unter den Werth der Arbeitskraft sinken, Wechsel in der Produktivität oder Intensität der Arbeit voraussetzt.

Braucht der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner selbst und seiner Race nüthigen Lebensmittel v.n jtroduciren, so bleibt ihm keine Zeit, um unentgeltlich f\\r dritte Personen zu arbeiten. Ohne einen gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit keine solche ilisponible Zeit für den Arbeiter, ohne solche überschussige Zeit keine Mehrarbeit und dalier keine Kapitalisten, aber auch keine Sklavenhalter, keine Feudaibarone, in einem Wort keine Gross- besitzerklasse. ^)

So kann von einer Naturbasis des Mehrwerths gesprochen werden, aber nur in dem ganz aligemeinen Sinn, dass kein absolutes Natur-

»The very exifttence of the master-capitalistä as a distinct das» is dependent on the productiveness of industry." (Ratnsay 1. c. p. 206.) ,If each man's labour were bat enough to produce hia own food, there could be no property/ (Bavenstone 1. c. p. 14, 15.)

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hindenÜBB den einen abhält, die za seiner eignen Existenz nOihige Arbeit Ton sieb selbst ab- und einem andero aufenwälzen, z. B. ebensowenig wie absolute Naiarliindemisse die einen abhalten, das Fleisch der andern als Nahrung za verwenden.^*) Es sind durch- aus nicht, wie es hier und da geschehn, mystische Voistellungon mit dieser naturwüchsigen Produktivität der Arbeit zu verbinden. Nur sobald die Menschen sich aus ihren ersten Tbiermtänden herausgearbeitet, ihre Arbeit selbst also schon in gewissem Grad vergeselischaltet ist, treten Verhältnisse ein, worin die Mehrarbeit dee einen zur Ezistenzbedingong des andern wird. In den Eoltnr- anfangen sind die erworbnen Produktivkiftfte der- Arbeit garing, aber so sind die Bedfürfnisse, die sich mit imd an den Mittela ihrer Befriedigung entwickeln. Ferner ist in jenen Anfimgen die Proportion der GeseUschaftstheile, die yon fremder Arbeit leben, yerschwindend klein gegen die Hasse der unmittelbaren Producenten. Mit dem Fortschritt der geseUsehalÜichen Produktiykraft der Ar- beit wächst diese Proportion absolut und relatir*)L Das Kapital* verhSltniss entspringt Übrigens auf einem ökonomischen Boden, der das Produkt eines langen Entwicklungsprocesses ist Die Tor- handne Produktivität der Arbeit, wovon es als Grundlage ausgeht, ist nicht Gabe der Natur, sondern einer Geschichte, die Tansende von Jahrhunderten umfasst

Von der mehr oder minder entwickelten Gestalt der gesellaehaft- lichen Produktion abgesehn, bleibt die ProduktiTittt der Arbeit an Naturbedingungen gebunden. Sie sind alle rflckftüirbar auf die Natur des Menschen selbst, wie Race u. s. w. und die ihn um- gebende Natur. Die äusseren Naturbedingungen zerfallen ökono- misch in zwei grosse Klassen, natürlichen Reichthum an Lebens- mitteln, also Bodenfruchtbarkeit, fischreiche (iewässer u. s. w., und natürlichen HeiclitliLun au Arbeitsmitteln, wie lebendige Wasser- gefälle, schiffbare Flüsse, Holz, Metalle, Kohle u. s. w. In den Kultuiautangen ^ibt die ersterc, auf höherer Entwicklungsstufe die zweite Art des natlirlicheu iieichthums den Ausschlag. Man vergleiche z. B. England mit Indien oder, in der antiken Welt, Athen und Korinth mit den Uferländern des schwarzen ck s.

Je geringer die Zahl der absolut zu befriedigenden Natur bedürf-

Nach einer kürzlich gemachten Berecluiung, leben allein in den be- reits erforschten Erdgegenden mindestens norh vier Millionen Kannibalen.

f,Amuug the wild Indiana in America, almost every tbing is the la- bourer'«, 99 parU of an hnndred are to be put npon the accoimt of Ltr bour: In England, perhaps the labourer has not («^6 Adyantages

of the £ast India Trade etc."* p. 73.)

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nisBe, and je gitoer die natOrlkfae BodenfniehtWkeit und Oonrt des KUmas, desto geringer die zur Erlttltong und Reproduktion des Prodneenten nofchwendige Arbeitszeit. Desto grOsser kann also der üeberschuss seiner Arbeit flir Andere Uber seine Arbeit fttr sich selbst sein. So bemerkt sckon Diodor über die alten Aegypter: „Es ist ganz unglaublich, wie wenig Mühe und Kosten die Er- ziehung ihrer Kinder ihnen Teruraaebi Sie kochen ihnen die nSchste beste einfache Speise; auch geben sie ihnen Ton der Papierstaude den untern Th&l zu essen, soweit man ihn im Feuer rasten kann, und die Wurzel und Stengel der Sumpfgew&chse, theils roh, theils gesotten und gebraten. Die meisten Kinder gehn ohne Schuhe und unbekleidet, da die Luft so mild ist Daher kostet ein Kind seinen Aeltem, bis es erwachsen ist, im Ganzen nicht ttber zwanzig Drachmen. Hieraus ist es haoptsüchlieh zu erklären, dass in Aegypten die Bevölkerung so zahlreich ist und darum so viele grosse Werke angelegt werden konnten" Indees sind die grossen Bauwerke des alten Aegyptens dem Umfang seiner Bevölkerung weniger geschuldet, als der grossen Proportion, worin sie disponibel war. Wie der individuelle Arbeiter um so mehr Mehr- arbeit liefer a kann, je gerintrer seine noth wendige Arbeitszeit, so, je geringer der zur Prodaktion der nothwendigen Lebenüinittel erheischte Theil der Arbeiterbevölkerung, desto grösser ihr für andres Werk disponibler Theil,

Die kapitalistische Produktion einmal vorausgesetzt, wird, unter sonst gleichbleibenden Umstanden und bei gegebner Län|?e des Arbeitstags, die Grösse der Mehrarbeit mit den Natiirbedmgungen der Arbeit, namentlich auch der Bodenfmclitlni keit, variiren. Es folgt aber keineswegs umgekelirt, dass der triit htbarste Boden der geeignetste /.inn W^Rchsthum der kapitalistischen Produktionsweise. Sie unterstellt Herrschaft des Menschen über die Natur. Eine zu verschwenderische Natur „hält ihn an ihrer Hand wie ein Kind am Gängelband". Sie macht seine eigne Entwickluno- nicht zu einer Naturnoth wendigkeit ^). Nicht das tropische Kluua mit seiaer

*) Diodor 1. c. L I, o. 80.

„The first (natural wealth), as it ia most noble and advantageous, so doth it make the people careless, proud, and giveu to all excesses; wbereas tfae second enforceth vigilancj, literatore, arts and policy.* (.Englaud't» Treasure by Foreign Trade. Or tiie Balance of onr Foreign Trade it the Rule of cur Trea.suro. Writteii by Thoniiis Mun, of London, Mercliant and now piihli^ilK'd for the common ^ood by hin aoii John "Nfun. Lond. 1669*. p. ici, ib2.) „Nor cau I conceive a greater curse upon a body of pcople, than to he tiurown upon a spot of land, where the prodttctions for aab- dttence and food were, in great measure, spontaneoiu, aad the dimate

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überwuchernden Vegetation, sondern die gemäfsigte Zone ist das Mutterland des Kapitals^ Es ist nicht die absolute Fruchtbarkeit des Bodens, sondern seine Differenzirung, die MuinigMtigkeit seiner iiatürliclien Produkte, welche die Naturgrundlage der gesellschaft- lichen Theilung der Arbeit bildet und den MeDSGhen durch den Wechsel der Natommstfinde, innerhalb deren er haust, zur Yer- mannig&chung seiner eignen Bedürfnisse, FähigkeiteUf Arbeitsmittel und Arbeitsweisen spornt. Die Nothwendigkeit, eine Naturkmft gesellschafllich zu kontro]iren, damit Haus au halten, sie dozcfa Werke von Menschenhand auf grossem Mafsstab erat ansaeignen oder zu zahmen, spielt die entscheidendste BoUe in der (beschichte der Industrie. So z. B. die Wssseireglung in Aegypten*), Lom- bardei, Holland XL s. w. Oder in Indien, Peisien u. s. w., wo die üeberrieslung durch künstliche Kanäle dem Boden nicht nur das unentbehrliche Wasser, sondern mit dessen Geschl&mme zugleich den Mineraldünger you den Bergen zufOhrt Das Geheimniss der IndustrieblÜthe von Spanien und Sicilien unter arabischer Herr- schaft war die Kanalisation*).

Die Qunst der Naturbedingungen liefert immer nur die Mög- lichkeit, niemals die Wirklichkeit der Mehrarbeit^ also des Mehr« Werths oder des Mehrprodukts. Die Teischiednen Naturbedingungen der Arb^t bewirken, dass dieselbe Quantit&t Arbeit in Tersehiednen L&ndem verschiedne Bedfirfnissmassen befriedigt^), dass also, unter

required or admitted little care for ruiment and coveriiig .... there niay be an extreme on tbe otber aide. A eoil incapable of produce by labonr U

?uite as bad a soil that prcnlnces pleiitifiilly without any labour.* (»An nquiry inlo tbe Preöeüt High. Trice of Provisions. Lond. 1767,* p. 10.)

*) Die Nothwendigkeit, die Ferioden der Nilbewegung zu berecbnenf acbuf die ägyptische Astronomie und mit ihr die Herrachaft der Prieaterkaste als LeittTi'ii der A^Tikultur. ,Le aulstice ei^l le niomcnt <]o l'anm'e commence la crue du Nil, et celui que les Eg)})tien8 ont du observer avec Je plas d'attentioD. . . . Cätait cette aun^ tropique au'il leur importait de marquer

§our He diriger danB leon Operations agricolea. Iis durent donc chefcher ans le ciel im sig-nc apparent de ^on retour * fCiivier: ,Difl00ara Bor lee rÖTolutiouä du globe ^d. Hoefer. Pari« lö63% p. 141.)

*} Eine der matenellen Grundlagen der Staattmaeht über die Knaaaimen* hangslosen kleinen ProduktionsorganiBmen Indiens war Reglung der. Wawerzufuhr. Die mnhamctlanischen Herrscher Indiens verstamlen diess besser als ihre englischen Nachfolger. Wir erinnern nur an die Hungers- noth Ton 1866, die mehr als einer Million Hindus in dem Distrikt von Orissa, Präsidentschaft Bengalen, (Iüh Leben kostete.

') , There are no two couHtries which furnish ati equal nmnber of the necessaries of life in equal plenty, and with the mma quantity of labuur. Hen's wants increaae or diminish with the severity or temperateoees of the climate they live in; cousequently the proportion of trade which the inha- bitants of ditfarent countries are obügea to carry on through nocessity,

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sonsli analogen Umatänden, di« notiiwendige Ajki^^Mtint vendiieden ist Auf die Hehnurbeit wirken sie nar als Natanchranke, d. h. dafch die Bestimmung des Punkts, wo die Arbeit ffSa Andre be* ginnen kann. In demselben Ma&, worin die Industrie vortritt» weicht diese Natnrscbranke zurück. Mitten in der westeuropfiisGben Gesellschafty wo der Arbeiter die Erlaubaiss, für seine eigne Exi- stenz zu arbeiten, nur durch Mehrarbeit erkauft, wird sich leicht eingebildet, es sei eine der menschlichen Arbeit eingeborne Quali- tät, ein Surpluisprodukl zu liefern*^). Man nehme aber z. B. den Eiiiuohner der östlichen Inseln des asiatischen Aicliipelagus, wo der Sago wild im Walde wächst. „Wenn die Einwohner, indem sie ein Loch in den Baum bohren, sich davon überzeugt haben, dass das Mark reif ist, so wird der Stamm unii:(pschlagen und in mehrere Stücke getheilt, das Mark wird lierauRgükiatzt, mit Wasser gomisrlit und geseiht, es ist dann vollkuaimen brauchbares Sago- raehi. Ein Baum giebt gemeini;j:lich 300 Pfund und kann 5 bis 600 Pfnnd geben. Man gebt dort also in den Wald und schneidet sich sem Brod, wie man bei uns sein Brennliolz schlägt*)". Ge- setzt, ein solcher ostasiatischer Brodschneider brauche 12 Arbeits- stunden in der Woche zur Befriedigung aller seiner Bedürfnisse. Was ihm die Gunst der Natur unmittelbar gibt« ist viel Mufse- aeit. Damit er diese produktiv für sich selbst verwende, ist eine ganze Iteihe geschichtlicher Umstände, damit er sie in Mehrarbeit für fremde Personen verausgabe, ist aussrer Zwang erheischt. Würde kapitalistische Produktion eingeführt, so müsste der Brave Tielleicht 6 Tage in d^r Woche arbeiten, um sich selbst das Pro- dukt eines Arbeitsti^ anzueignen. Die Gunst der Natur erklart nicht, warum er jetzt 6 Tage in der Woche arbeitet oder warum er 5 Tage Mehrarbeit liefert Sie erklart nur, warum seine noth- wendige Arbeitsaeit auf einen Tag in der Woche beechrinkt ist In keinem Fall aber entspringe sein Mehrprodukt aus einer der menschlichen Arbeit eingebomen, occulten Qualität.

caxiDOt be the same, oor it it practicable to aseertain the degree of Variation

farther than by the Degrees of Heat and Cold: from whence one niuy make tbis f,'enerftl conclusion, that the quantity of labour rcqnired for u certain Qumber uf people U greatast in cold climatcs, and least iu bot ones; for in the former man not otüy want more clothe«, bat the earth more cnltivatiiiff thaa in tho latter,* (An Esuiy 00 the Governing Ganses of the Natural Rate of Interest. Lond. 1750.* p 60.) Der Verfasser dieser epochrmnchen- den anonymen Schrift ist J. Maa^ey. Hume nahm daraus seine Ziut^tiieorie.

*) «Chaque travail doit (acheint auch sn den droits und devoixs du citoyen zu gehören) laiaaer an exc^dant.' (Proudhon )

^) F. Shonw : .Die Erde, die Pflanze und der Meosch.' 2. Aufl. Leipzig 1854, p. 148.

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Wie die gesdiichtHch entwickelten, gesellschaftlichen, so er* scheinen die naturbedingten Prodaktirkräfte der Arbeit als Pro- duktivkräfte des Kapitals, dem sie einverleiU wird. ^

Ricardo kümmert sich nie um den Ursprung dse Mehrwerihs. Er behandelt ihn wie eine der kapitalistischen Produktionsweise, der in seinen Augen natürlichen Form der gesellschaftlichen Pro- duktion, inhärente Sache. Wo er von der Produktivität der Arbeit spricht, da sucht er in ilu nicht die Ursache des Daseins von Mehrwerth, sondern nur die Ursache, die seine Grösse bestimmt. Dagegen hat seine Schule die Produktivkraft der Arbeit laut pro* klamirt, als die fintstehungsnraache des Profits (lies: Mehrwerths). Jedenfalls ein FortBchritt gegenüber den MmkantilistoD, die ihrer- seits den Ueberschuss des Preises der Produkte über ihre Pro- duktionskosten aus dem Austausch herleiten, aus ihrem Verkauf aber ihren Werth. Trotzdem hatte auch Ricardo's Schule das Problem bloss umgangen, nicht gelöst. In der That hatten diese bürgerlichen Oekonomen den ri^tigen Instinkt, es sei sehr ge- f&hrlieb, die brennende Frage nach dem Ursprung des Mehrwerths an tief au ergründen. Was aber sagen, wenn ein halbes Jahr- hundert nach Ricardo Hext John Stuart Mill würdevoll seine üeberlegenheit über die Merkantilisten konstatirt^ indem er die &ulen Ausflüchte der ersten Verflacher Bicaido's schlecht wiederholt?

Mill sagt: „Die Ursache des Profits ist die, dass die Arbeit mehr pioducirt, als für ihren Unterhalt erforderlich ist.'* Soweit, nichts als die alte Leier; aber Mill will auch Eignes hinsutkun: „Oder um die Form des Satzes zu varüren: der Grund, weshalb das Kapital einen Profit liefert, ist der, dass Nahrung, Kleider, Rohstoffe und Arbeitsmittel längere Zeit dauern als zu ihrer Pro- duktion erforderlich ist." Mill verwechselt hier die Dauer der Arbeitszeit mit der Dauer ihrer Produkte. Nach dieser Ansicht würde ein Bäcker, dessen I^rodukte uur einen Tag dauern, aus seinen Lohnarbeitern nie denselben Protit ziehen können wie ein Maschinenbauer, dessen Produkte zwanzig Jahre und länger dauern. Allerdings, wenn die Vogelnester nicht längere Zeit vorhielten als zu ihrem Bau erforderlich, so würden die Vögel sich ohne Nester behelfen müssen.

Diese Grundwahrheit einmal festgestellt, stellt Mill seine Üeber- legenheit über die Merkantilisten fest: „Wu .^ehn also, dass der Profit entsteht, nicht aus dem Zwischenfall der Austäusche, sondern aus der Produktivkraft der Arbeit; der Gesammtprotit eines Landes

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ist immer bestimmt dardi die ProdnktiTkraift der Arbeit, gleidi« Tiel ob Austanscb stattfindet, oder nicht. Bestinde keine Theihiag der Beschäftigungen, so gäbe es weder Kauf noch Verkauf, abw immer noch Profit" Hier sind also Austausch, Kauf und Verkauf, die

allgemeinen Bedingungen der kapitalistischen Produktion, ein purer Zwischtinfall, und es gibt immer noch Profit ohne Kauf und Verkauf der Arbeitskraft!

Weiter: »Producirt die Geiiaiumtheit der Arbeiter eines Landes 20^/^^ über ihre Lohnsumme, so werden die Profite 20**/^ sein, was auch immer der Stand der Waarenpreise". Diess ist einer- seits eine äusserst gelungne Tautologie, denn wenn Arbeiter einen Mehrwerth von 20®/o für ihre K ripitalisten ]ir(i(lucireu, so werden sich die Profite zum Gesammtlohn der Arbeiter verhalten wie 20:100. Andrerseits ist es absolut falsch, dass die Profite „20% sein werden." Sie müssen immer kleiner sein, weil Profite be- rechnet werden auf die Totalsumme des vnrp:cschossnen Kapitals. Der Kapitalist habe z. B. 500 Pfd. Sterling vorgeschossen, davon 400 Pfd. St. m ProdaktioDsmitteln, 100 Ptd. in Arbeitslohn. Die Rate des Mehrwerths sei, wie angenommen, 20^/^, so wird die Profitrate sein wie 20:500, d. h. A^j^^ und nicht 20^1^

Folgt eine glSnzende Probe, wie Mül die verschiednen geschieht- . liehen Formen der geseUschaftlichen Produktion behandelt: „Ich setze IlberaU. den g^^wSrtigen Stand der Dinge voraus, der bis auf wenige Ausnahmen ftberall herrscht, d. h. dass der Kapitalist alle Vorsdifisee macht, die Bezahlung des Arbeiters einbegriffen." Seltsame optische Täuschung, flberall einen Zustand zu sehn, der bis jetzt nur ausnahmsweise auf dem Erdball herrscht! Doch weiter. Mül ist gnt genug zazugeben, „es sei nicht eine abeolute Kothwendigkeit, dass dem so sei.** Im QegentheiL „Der Arbeiter kannte, selbst mit seinem ganzen Lohnbetrage, die Zahlung ab- warten, Ins die Arbeit Tollständig fertig ist, wenn er die za seiner Erhaltung in der Zwischenzeit nSthigen Mittel h&tte. Aber in diesem Falle wiie er in gewissem Grade ein Kapitalist, der Ka> pital ins Qeschfift legte, und einen Theil der zn seiner Fortfdhmng nöihigen Fonds lieferte/ Ebensogut kannte Mül sagen, der Ar- beiter, der sieh selbst nicht nur die Lebensmittel, sondern auch die Arbeitsmittel yorschiesst, sei in WirkHchkdt sein eigner Lohn- arbeiter. Oder der amerikanische Bauer sei sein eigner Sldave, der nur für sich selbst statt ftir einen fremden Herrn frofandei

^'aclideiu uns Mill derart klärluh erwiesen, dass die kapita- listische Produktion, selbst wenn sie nicht existirte, dennoch immer

Marz, KapiUl I. '61

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ezistireii wfirde, ist er naa konsequent genug sn beweia^i, daap sie selbst dum nicht eiistirt, wenn sie ezislirt: «Und selbst im vorigen Fsll [wenn der Kapitelist dem Lobnarbeitor seine sSmmi- liehen Subsistonzmittel Tonchiesst] kenn der Arbeiter unter dem* selben Chsichtspunkt betraehtet werden [d. h. als ein Kapiftalist], Denn indem er seine Arbeit unter dem Harktpfdse (!) hergibt» kann er angesehn werden als sebSsse eat die Differenz (?) seinem Unternehmer Tor u. a w."**). In der thatsichlichen Wirklichkeit schiesst der Arbeiter dem Kapitslisten seine Arbeit wfihiend einer Woche u. s. w. umsonst Tor, um am Ende der Wodie u. s. w. ihren Marktpreis zu erhalten; das macht ihn, nach MilL, zum Ka- pitalisten! In der platten Ebene erscheinen auch Erdhaufen als Hügel; man messe die Plattheit unsrer heutigen Bourgeoisie am Kaliber ihrer „grossen Geister."

Fünfzehntes Kapitel

Qrössenwechsel Ton Preis der Arbeitskraft und Hebrwerth,

Der Werth der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Werth der gewohnheitsmälsig noth wendigen Lebensmittel des Durchschnitts- arbeiters. Die Masse dieser Lebensmittel, obgleich ihre F<»m wechseln mag, ist in einer bestimmten Epoche emer besfcmimten Gesellschaft gegeben und daher als konstante Grösse zu behandefai, Wss wechselt, ist der Werth dieser Masse. Zwei andre Faktoren gehn in die Wertfabestimmung der Arbeitskraft em. lünefseits ihre Entwicklungskosten, die sich mit der Produktionsweise Sndem, andrerseits ihre Natnrdifferenz, ob sie mfinnlich oder weiblidi, reif oder unreil Der Verbrauch dieser differenten Arbeitskrilfte, wieder bedingt durch die Produktionsweise^ macht grossen Unterschied in den Reproduktionskosten der Arbeiter&milie und dem Werth des erwachsnen männlichen Arbeiters. Beide Faktoren bleiben jedoch bei der folgenden Untersuchung ausgeschlossen.***)

Wir unterstellen, 1) dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, 2) dass der Preis der Arbeitskraft wohl gelegentlich über ihren Werth steigt, aber nie unter ihn sinkt.

J. 8t. Hill, „Principlei of PoUtiealEconomy, Lond. 1868/' p. 858-4», paaaim. [Obige Stellen sind nach dvr fianzOiiicheii Auflgabe des

j^apiUl" übersetzt. D. H ]

Der S. 281 behandelte Fall ist hier natürlich ebeufallä auageschloaaen. (Note nir 8. Aufl. D. H.)

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Diess. einmal unterstellt, fand sich, dass die relatiireii Grossen von Preis der Arbeitskraft und von Mehrwerth durch drei Um- st&nde bedingt sind: 1) die Länge des Arbeitstags oder die extensive Grösse der Arbeit; 2) die oormale Intetisitit der Arbeit, oder ihre intenaive Qrtae, so dass ein beBtimmtes Arbeitaqnantnm in bestimmter Zeit yerausgabt wird; 8) endlich die ProdnktiYkraft der Arbeit, so das je nach d^m Entwicklungsgrad der Prodoktione- bedingongen dasselbe Qoantnm Arbeit, in deraelben Zeit ein^ gröflseres oder kleineres Qoimtam Produkt liefert Sehr yer* scbiedne Kombinationen sind offenbar möglich « je nachdem einer der drei Faktoren konstant und zwei TariiiM, od«r zwei Faktoren konstant und einer variabel, oder endlich kUe drei gleichzeitig yariabel sind. Diese Kombinationen werden noch dadordi yer< mannigfiMifat» dass bei gleichzeitiger Variation ymchiedner Faktoren die ChrOese imd Richtong der Tariation yerschieden sein können. Im Folgenden sind nur die Hauptkombinationen dargestellt

L Grösse des Arbeitstags und Intensität der Arbeit konstant (gegeben), Produktiykraft der Arbeit* yariabel.

Unter dieser Voraussetzung sind Werth der Arbeitskraft und Mehr Werth durch drei Gesetze bestimmt.

Ei'steos: Der Arbeitstaj^ von gegebner Grösse stellt sich f?tet^ in demselben Werth produkt rlar, wie auch die Produktivität der Arbeit, mit ihr dieJb'roduktenmasse und daher der Preis der einzelnen Waare wechsle.

Das Werthprodukt eines zwölfstündigen Arbeitstags ist 6 sh. z. B., obgleich die Masse der producirten Gebrauchswerthe mit der Pro- duktivkraft der Arbeit wechselt, der Werth yon 6 sh. sich also über mehr oder weniger Waaren vertheiH.

Zweitens: Werth der Arbeitskraft und Mehrwerth wechseln in umgekelirter Richtung zu einander. Wechsel in der Produktiykraft der Arbeit, ihre Zunahme oder Abnahme, wirkt in umgekehrter Richtung auf den Werth der Arbeitskraft, und in direkter auf den Mehr Werth.

Das Werthprodukt des zwölfstündigen Arbeitstags ist eine kon- stante Grösse, z. B. 6 sh. Diese konstante Grösse ist gleich der Summe des Mehrwerths plus dem Werth der Arbeitskraft, den der Albeiter durch em Aequivalent ersetzt Es ist aelbstyerstSndlichi dass yon zwei Theilen einer konstanten GbÖsse keiner zunehmen kann, ohne dass der andre abnimmt Der Werth der Arbeitskraft

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kann oicbt von 3 sb. auf 4 steigen, ohne dass der Mehrwerth von 8 eh. auf 8 föUt, und der Mehrwerth kann nicht von 8 aaf 4 ah. steigen, ohne den der Werth der Arbeitskraft von 8 sh. auf 2 fSllt. Unter diesen Umstanden also ist kein Wechsel in der aheolaten Grösse, sei es des Werths der' Arbeitskraft, sei es des Hehrwerths, möglich ohne gleichzeitigen Wechsel ihrer relativen oder yerhSli- nissmaJkigen Grössen. Bs ist unmöglich, dass sie gleichseitig fiEtllen oder steigen.

Der Werth der Arbettskraft kann femer nidit ftllen, abo der Mehrwerth nicht steigen, ohne dass die PkodoktiTkraft der Arbeit steigt, z. B. im obigen Fall kann der Werth der Arbeitskraft nicht von 8 auf 2 sh. sinken, ohne dass «rhöhte ProduktiTkraft der Arbeit erlaabt, in 4 Stunden dieselbe Masse Lebensmittel zu produciren. die vorher 6 Stunden zu ihrer Produktion erheischten. Umgekehrt kann der Werth der Arbeitskraft nicht von 8 auf 4 sh. steigen, ohne dass die I*roduktivkraft der Arbeit fällt, also 8 Stunden zur Produktion derselben Masse von Lebensmitteln erheiscbt sind, wozu früher 6 Stunden genügten. Es folgt hieraus, dass die Zunaiinie in der Produktivität der Arbeit den Werth der Arbeit^ikruit senkt und damit den Mehrwerth steigert, während um gekehrt die Ab- nahme der Produktivität den Werth der Arbeitskraft steigert und den Mehrwerth senkt.

Bei Formnlirung dieses Gesetzes ü) »ersah Ricardo einen Um- stand: Obgleich der Wechsel in der Grösse des Mehrwerths oder der Mehrarbeit einen umgekehrten Wechsel in der Grösse des Werths der Arbeitskraft or^tT der noth wendigen Arbeit bedingt, folgt keineswegs, diiss sie in derselben Proportion wechseln. Sie nehmen zu oder ab um dieselbe Grösse. Das Verhältniss aber, worin jeder Theil des Werthprodukts oder des Arbeitstags zu- oder abnimmt, hängt von der ursprünglichen Theilung ab, die vor dem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit stattfand. War der Werth der Arbeitskraft 4 sh. oder die nothwendige Arbeitszeit ' 8 Stunden, der Mehrwerth 2 sh. oder die Mehrarbeit 4 Stunden, und fallt, in Folge erhöhter Produktivkrafk der Arbeit, der Werth der Arbeitskraft auf 3 sh. oder die nothwendige Arbeit auf 6 Stunden, so steigt der Mehrwerth auf 8 sh. oder die Mehrarbeit auf 6 Stunden. Es ist dieselbe GrSese von 2 Stunden oder 1 sh., die dort zugef&gt, hier weggenommen wird. Aber der proportionelle Grössen Wechsel ist auf beiden Seiten rerscbieden. Während der Werth der Arbeitskraft Ton 4 sb. auf 8, also um sinkt, steigt der Mehrwertb von 2 di. auf 8, also um oder

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hO^jQ. Es folgt daher, dass die proportioiielle Zu- oder Abnahme des Mehrwerths, in Folge eines gegebnen Wechsels in der Pro- daktivkraft der Arbeit, um so grösser, je kleiner, ond vm so kleiner, je gioeser nisprfinglich der Tbeü des Arbeitstags war, der sich in Mehrwerth dacstellt.

Drittens: Zn- oder Abnahme des Mehrwerths ist stets Folge und nie Qmnd der entsprechenden Ab« nnd Zunahme des Werths der Arbeitskraft^^.

Da der Arbeitsteg von konstanter QrSsse ist, sich in einer kon- stanten Werthgrösse darstellt, jedem Grteenwechsel des Mehr- werths ein umgekehrter OrOssenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspricht nnd der Werth der Arbeitskraft nur wechseln kann mit einem Wechsel in der ProduktiTkraft der Arbeit, folgt unter diesen Bedingungen offenbar, dass jeder GrOesenwechsd des MehrweHiis aus einem umgekehrten GrSssenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspringt. Wenn man daher gesehn, dass kein absoluter Gkx^ssen- Wechsel im Werth der Arbeitskraft und des Mehrwerths möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Grössen, so folgt jetzt, dass kein W^echsel ihrer relativen Werthgrössen möglich ist ohne einen Wechsel in der absoluten W^erthgrösse der Arbeitskraft.

Nach dem dritten Gesetz unterstellt der Grössen Wechsel des Mehrwerths eine durch Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit verursachte Werthbewegung der Arbeitskraft. Die Grenze jenes Wechsels ist durch die neue Wertbgrenze der Arbeitskraft creiTpl)en. Es können aber, auch wenn die Umstände dem Gesetz zu wirken erlauben, Zwischenbewec^ungen btattfinden. Fällt z. B. in Folge erhöhter Produktivkraft der Arbeit der W^erth der Arbeitskraft von 4 sh. auf o. oder die nothwendip^p Arbeitszeit von 8 Stunden auf 6, so könnte der Preis der Arbeitskraft nur auf 3 sh. 8 d., 3 sh. 6 d., 3 sh. 2 d. u. s. w. fallen, der Mehrwerth daher nur auf 3 sh. 4 d., 3 sh. 6 d., 3 sh. 10 d. u. s. w. steigen. Der Grad dee Falk, dessen Minimalgrenze 8 eh., hängt von dem relatiTen

Zu dieBem dritten Gesetz hat MacCulloch u. A. den abgeschmackteu Zusatz gemacht, dass der Mehrwerth ohne Fall im Werth der Arbeitskraft steigen kann durch Abschaffung von Steaem, die der Kapitalist früher zu zahlen hatte. Die Abschaffung salchcr Stmcrn ändert absofut nichta au dctn Quantum Mehrwerth, das der iuduätrieile Kapitalist in erster Hand dem Arbeiter auspumpt. Sie ändert nur die Proportion, worin er Mehrwerth in teine eime iW^he 'steokt oder mit dritten Personen theilen muss. Sie ändert also nichts nn dem Yerh.^ltniss zwischen Worth der Arheitskraft und Mehr- werth. Die Ausnahme des MacCulloch beweist also nur sein Miasverständ- niss der Begel, ein Malheur, das ihm in der Vulgarisation Bicardo's eben 00 oft paMirt als dem J. B. Say in der Vnlgariaatioii A. Smith's.

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Gewicht ab, das der Druck des Kapitab toh der einen Seite, der Widerstand der Arbeiter Ton der andern Seite in die Wagschale wirft.

Der Werth der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Werth eines bestimmten Quantums Ton Lebensmittehi. Was mit der FroduktiT- kraft der Arbeit wechselt, ist der Werth dieser Lebensmittel, nicht ihre Masse. Die Masse selbst kann, bei steigender Produktivkraft der Arbeit, für Arbeiter und Kapitalist gleichzeitig und in dem- selben Verhältniss wachsen ohne irgend einen Grössenwechsel zwischen Preis der Arbeiüskruft und Mehrwerth. Ist der ursprüng- liche Werth der Arbeitskraft 3 sh, iniJ betrugt die nüthweiidige Arbeitszeit 6 Stunden, ist der Mehrwerth ebenfalls 3 sh, oder be- tragt die Mehrarbeit auch 6 Stunden, so würde eine Verdopplung in der. Produktivkraft der Arbeit, bei gleichbleibender Theilung des Arbeitstags, Preis der Arbeitskraft und Mehrwerth unverändert lassen. Nur stellte sich jeder derselben in doppelt so vielen, aber verhältnissmäTsig verwohlfeilerten Gebraiu h>\verthen dar. Obgleich der Preis der Arbeitskraft unverändert. \väre er über ihren W erth gestiegen. Fiele der Preis der Arbeitskraft, aber nicht bis zu der durch ihren neuen Werth gegebnen Minimalgrenze von IV,, sh., sondern auf 2 sh. 10 d., 2 sh. 6 d. u. s. w., so repräseütirtt' dieser fallende Preis immer noch eine wachsende Masse %on Lebensmitteln. Der Preis der Arbeitskraft könnte so bei steigender Produktivkraft der Arbeit bestandig fallen mit gleichzeitifirem, fortwährendem Wachsthum der Lehensmiit< Imasse des Arbeii^ rs, Relativ aber, d. h. verglichen mit dem Mehrwerth, sänke der Werth der Arbeits- kraft bestündig, und erweiterte sich also die Kluft zwischen den Lebenslagen von Arbeiter und Kapitalist'*),

Ricardo hat die oben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng formulirt. Die Mängel seiner Darstellung sind, 1) dass er die be- sondem Bedingungen, innerhalb deren joie Gesetze gelten, für die sich von selbst verstehenden, allgemeinen mid ausschliesslichen Bedingungen der kapitalistischen Produktion ansieht. Er kennt keinen Wechsel, weder in der Länge des Arbeitstags noch in der Intensität der Arbeit, sodass bei ihm die Prodaktirität der Arbeit

.When an alteration takes place in the productiveness of industry, and tbat either more or leas is produoed by a given quantity of labour

and capital, the proportion of wages mny (ibvioiisly vnry, \vhil?t the

quantity may vary, whiUt the proportion remains the same.* (.OntUnea of P<^tical Economy etc.*, p. 67.)

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von selbst zum einzigen yamblen Faktor wird. 2) aber, und flUflss verfälscht seine Analyse in viel höherem Grad, hat er ebenso uranig.wie die andern Oekonomen jemals den Mehrwerth als solchen untersucht, d. h, nnabfafingig von seinen besondern Formen, wie Profit, Qrundrente n. & w. Er wirft daher die Gesetze über die Rate des Mehrwerths unmittelbar zusammen mit den Gesetzen der Profitrate. Wie schon gwsgt, ist die Profitrate das Yerhältniss des Mehrwerths zam vorgeschossenen Gesammtkapital, wahrend die Mehrwerthsrate das YerhSltnisB Ist des Mehrwerths znm blos ▼amUeo Theil dieses Kapitals. Nimm an, ein Kapital von 500 Pfd. 8t (C) theile sich in Rohstoffe, Arbeitsmittel etc. flBac xosammen 400 Pfd. Si (c) und in 100 PfiL Si Arbeitslöhne (t); dass femer der Mehrwerth s 100 Pfd. 8t. (m). Dann ist die

Mehrwerthsrate ^ 100 Kd St ~ Profitrate

U ^ 556 mI" St* ~ *^^^/e* ^ leuchtet ausserdem ein, dass die

Profitrate abhängen kann toq Umständen, die keineswegs auf die Mehrwerthsrate einwurken. .Ich werde sp&ter im Dritten Bndt dieser Schrift beweisen,' dass diesdbe Rate des Mehrwertbs sich in den Terschiedensten Profitraten, und verschiedne Raten des Mehrwerths, unter bestimmten Umständen, sich in derselben Profitrate aus- drücken können.

n. Konstanter Arbeitstag, konstante Produktivkraft der Arbeit, Intensität der Arbeit variabel

Wachsende Intensität der Arbeit unterstellt vermehrte Ausgabe von Arbeit in demselben Zeitraum. Der intensivere Arbeitstag

verkörpert sich daher in mehr Produkten als der minder intensive von gleicher Stundenzahl. Mit erhöhter Produktivkraft lielVrt zwar auch (ler.-ellte Arbeitstag mehr Produkt«. Aber im ktztern Fall sinkt tier Werth des einzelnen Produkts, weil es weniger Arbeit als vorher kostet, im erstem Fall bleibt er unverändert, weil das Produkt nach wie vor gleich viel Arbeit kostet. Die Anzahl der Produkte steigt hier ohne Fall ihres Preises. . Mit ihrer Anzahl wächst ihre Preissumme, wälircnd dort dieselbe Werthsumme sich nur in versfrösserter Produktenmasse darstellt. Bei gleichbleiben- der 8tundenzuhl verkörpert sich also der intersivere Arbeitstag in liöherem Werth produkt, also, bei ^leichbleibeudem Werth des Ueldes, in mehr Geld. Sein Wertbprodukt varürt mit den Ab-

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weichungen seiner Intensität von dem gesellschaftlichen Normal- grad. Derselbe Arbeitstag stellt sich also nicht wie vorher in einem konstanten, sondern in einem variablen Werthprodukt dar, der inten- sivere, zwölfstündige Arbeitstag z. B. in 7 sh., 8 sh. o. s. w. statt in 6 sh. wie der zwöl£stündige Arbeitstag von gewöhnlieher Intensität. Es ist klar: Variirt das Werthprodukt des Arbeitstags, etwa von 6 auf 8 sh., so können beide Theile dieses Werthprodokis, Preis der Arbeits- kraft und Mehrwerth, gleichzeitig wachsen, sei 66 in gleichem oder ungleichem Grad. . Preis der Arbeitskraft und M^rwerth können beide zur selben Zeit von 3 sh. auf 4 wachsen, wenn das Werthprodukt von 6 auf 8 steigt. Preiserhöhung der Arbeitskraft schliesst hier nicht nothwendig Steigerung ihres Preises über ihren Werth ein. Sie kann umgekehrt von einem Fall ihres Werths begleitet sein. Diess findet stets statte wenn die Preiserhdknng der Arbeitskraft ihren beschleunigten Versclileiss nicht kompensirt

Man weiss, dass vorttheigebenden Ausnahmen dn Wechsel in der ProduktiTitfit der Arbeit nur dann einen Wechsel in der Werthgrösse der Arbeitskraft und daher in der Grtae des Mehr- werths bewirkt, wenn die Produkte der betroffenen Industriesweige in den gewohnheitsmSisigen Konsum des Arbeiters eingefan. Diese Schranke f&Ut hier fort Ob die Grösse der Arbeit extensiT oder intensiv wechsle, ihrem GrOssenwechsel entspricht ein Wechsel in der Grosse ihres Werthprodukts, unabhängig von der Natur des Artikels, worin sich dieser Werth darstellt

Steigerte sich die Intensität der Arbeit in allen Industriezweigen gleichzeitig und gleichmafsig, so wQrde der neue höhere Intensitäts- grad zum gewöhnlichen gesellschaftlichen Normalgiad und hörte damit auf, als eztenstve Grösse zu zählen. Indess blieben selbst dann die durchschnittlichen IntensitStsgrade der Arbeit bei Ter- sdiiednen Natbnen Terscfaieden und 'modifidrten daher die An- wendung des Werthgesetzes auf unterschiedne Nationalarbeitstage. Der intensivere Arbeitstag der einen Nation stellt sich in höherem Geldausdruck dar als der minder intensive der andren^').

.All thiugs being equal, llxe Eugiiöh mauufucturer cau turn out a eonnderably larger amonnt of work in a given time than a foreign manufacturer, so much aa to conntrrbalance the difTcronce of the working day», between 60 hours a week here and 72 or 80 elsewhere.' (^Reports of lasp, of Fact. for 81 st Oct. 1886* , p. 65.) GrCssere gesetzliche Ver- kürzung des Arbeitstags in den kontiiientalen Fabriken wäre das unfehl- barste Mittel 7.\\t Vrrmindf^rnng dieser Differens iwiaohen der kontinen- talen und der eugliachen Arbeitsstunde.

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III. Produktivkraft und Intensität der Arbeit konstant,

Arbeitstag variabel

Der Arbeitstag kann nach swei Eichtangen Tarnrea Er kann Tcrkflizt oder rerlSngert werden.

1) Yerkttranng des Arbettalaga unter den gegebenen Bedingongen, d. h.' gleichbleibender Pkodoktirkraft nnd IntonsitSt der Arbeit, lisst den Werth der Arbeitakralt und daher die nothwendige Ar- bdteieit nnTerindert Sie Terkflrst die Mehrarbeit und den Mehr- wertk Hit der abeoluten Gitae des letrtien iallt auch seine relative Grtae, d. h. seine Qrtae im YerfafiltnisB snr gleich- bleibenden WertbgrQsse der Arbeitskraft. Nor durch flerabdrOekung ihres Preises unter ihren Werth könnte der Kapitalist sich schad- los halten.

Alle hergebrachten Redensarten wider die YerkOnung des Ar- beitrtags unterstellen, dass das Phänomen sich unter den hier vor- ausgeseteton Umstfinden ereignet, wfihrend in der Wirklichkeit umgekehrt Wechsd in der ProduktivitiLt und Intensitftt der Arbeit entweder der Yerkfirzung des Arbeitstags yoihergehn oder ihr un- mittelbar nachfolgen").

2) YerlSngerung des Arbeitetags: Die nothwendige Arbeitszeit sei 6 Stunden oder der Werth der Arbeitskraft 3 sh., ebenso Mehr- arbeit 6 Stunden und Mehrwerth 3 sh. Der Gesammtarbeitstag betragt dann 12 Stunden und stellt sich in einem Werthprodukt von 6 bh. dar. Wird der Arbeitstag um 2 Stunden verlüii^ert und bleibt der Preis der Arbeitskrutt unverändert, so wächst mit der absoluten die relative Grösse des Mehrwerths. Obgleich die WerthgroMe der Arbeitskraft abbolut unverändert bleibt, fallt sie relativ. Unter den Bedingungen von I) konnte die relative Werth- grösso der Arbeitskraft nicht wechseln ohne einen Wechsel ihrer al)sf)luten Grösse. Hier, im OrL^entheil, ist d^r relative Grossen- wechsel im Werth der Ar}>eitskraft das Resultat eines absoluten

GrÖSSenwech.-^rls des Mtdirwi-rths.

Da das A\ ertli}irodukt, worm sich der Arbeitstag daretellt. mit seiner eignen Verlängerung wächst, können Preis der Arbeitskraft und Mehrwerth cfleirhzeitig wachsen, sei es um gleiches oder un- gleiches Inkrement Diess gleichzeitige Wacbsthum ist also in zwei

«Thero sre compenBBting circamitanees . . . which llie working of the Ten Hour'» Act ha» brought to light.* (,Beports of Lup. of Fad. for Ist December ldi8% p. 7.)

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Fällen mfiglidif bei absoluter Yerlängerung des Arbeitstags, und bei wachsender Intensität der Arbeit ohne solche Verlängerung.

Mit Tedangertem Arbeitstag kann der Preia der Arbeitskraft unter ihren Werth fallen, obgleich er nominell unverändert bleibt oder selbst steigt Der Tageswerth der Arbeitskraft ist nämlich, wie man sich erinnem wird, geschitst auf ihre normale Durdi- sehmtCsdaaer oder die normale Lebensperiode des Arbeiters, and anf entsprechenden, normalen, der Menschennator angemessenen Umsats von Lebenssubstana in Bew^ang**). Bis sn emem gewissen Pnnkt kann der Ton Yedingerung des Arbeitstags nntrennbare gitaere YmcUeiss der Arbeitskraft dorcb grosseren Iksatz kom- pensirt werden. Ueber diesen Pnnkt hinana wachst der Verschleisa in geometrischer Progression nnd werden sogleich alle normalen Reproduktions- und Bethätigungsbedingungen der Arbeitskraft zer- stört Der Preis der Arbeitskraft nnd ihr Exploitationsgrad hören auf mit einander kommensurable Grtaen sn sein.

IV. Gleichzeitige Variationen in Dauer, Produktivkraft

und Intensität der Arbeit.

Es ist hier olVeobar eine grosse Anzahl Komlanationen mojsrlich. Je zwei Faktoren können variiren und einer konstant bleiben, oder alle drei können gleiehzeü i«^"- variiren. Sie können in gleichem oder ungleirhf^m Gnid vaniren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre \ ariationen sich daher theilweis oder [^'dn-/, aut- heben. Indess ist die Analyse aller möglichen Falle nach den unter I) II) und III) gegebenen Aufschlüssen leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem mau der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andren zunächst als konstant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von zwei wichtigen Fällen.

1) Abnehmende ProduktiTkraft der Arbeit mit gleichzeitiger Verlängerung des Arbeitstags:

Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so handelt es sich um Arheitszweige, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft bestimmen, also s. B. um abnehmende Produktivkraft der Arbeit in Folge zunehmender Unfruchtbar-

^The amount of labour which a man had undergone in the couree of 24 hours might be approximatively arrived at by an examination of tbe cbymiosl ebangee wluek hsd tsken place in bis Widj, changed fbtms in matter indicating the anterior exercise of dynamic foroe.* (Qiove: ,0n the Conelation of Pbytical Forces.*)

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keit des Bodens und entsprechender Yerihenrung der Bodenprodnkte. Der Arbeitstag sei zwol&tündig, sein Werthprodukt 6 sh., wovon die Hälfte den Werth der Arbeitskraft ersetze, die andre Hälfte Mehr Werth bilde. Der Arbeitstag zerfallt also in G Stunden noth- wendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. In Folge der Ver- theurung der Bodenprodukte steige der Werth der Arbeitskratt von 3 auf 4 sh., also die nothwendige Arbeitszeit von 6 aui 8 Stunden. Bleibt der Arbeitätag unverändert, so föllt die Mehr- arbeit von 6 auf 4 Stunden, der Mehrwerth von '6 auf 2 sh. Wird der Arlicitstag um 2 Stunden verlängert, also von 12 auf 14 Stunden, so bleibt die Mehrarbeit 6 Stunden, der Mehrwerth 8 sh., aber seine Grosse tTillt im Vergleieli zum Werth der Ar- beitskraft, p;e in essen ilurcli die nothwendige Arbeit. Wird der Arbeitstag um 4 Stunrien verlängert, von 12 auf 16 Stunden, so bleiben die proportioneilen Grössen von Mehrwerth und Werth der Arbeitskraft, Mehrarbeit und noth wendiger Arbeit unverändert, aber die nbf^olute Grösse des Mehrwerths wächst von S auf 4 sh., die der Mehrarbeit von 6 auf 8 Arbeitsstunden, also um oder 3S^/,^/o- Bei abnehmender Produktivkrafb der Arbeit und gleich- zeitiger VerlaDgerang des Arbeitstags kann also die abeolate Grösse des Mehrwerths unverftadert bleiben, während seine proportioneile* Ghrösse fallt; seine proportioneUe Grösse kann unverändert bleiben, während eeine abeolate Grösse wächsti und, je nach dem Grad der Verlängerung, können beide wachsen.

Im Zeiträume yon 1799 bis 1815 f&hrten die steigenden Preise der Lebensmittel in England eine nominelle Lobnsteigerung herbei, obwohl die wirktichen, in Lebensmitteln au$gedrOekten Arbeits- löhne fielen. Hieraus schlössen West und Ricardo, dass die Ver- minderung der ProduktivitSt der Ackerbauarbeit ein Fallen der- Mebrwertibsrate Teruxsacht bitte, und machten diese nur in ihrer Phantasie gütige Annahme zum Ausgangspunkt wichtiger Analysen über das relative Grössen verhSltniss von Arbeitslohn, Profit und Grundrente. Dank der gesteigerten Intensitit der Arbeit und der erzwungenen YerlSngerung der Arbeitszeit, war aber der Mehr- werth damals absolut und relativ gewachsen. Sb war diess die Periode, worin die mafslose Verlängerung des Arbeitstags sich das Bürgerrecht erwarb, die Periode, speciell charakterisirt

^ «Com and Labonr rarely march quite abreast; bot Ün&n Im an obviotts linut^ beyond which they cannot be separated. With rcgard to the ununial

exertionB made by the fabonring classea in periods of dearness, which pro- dace the fall of wages noiiced in the evidence (uämiich vor den Parhamen-

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dnich beschleunigte Zunahme hier des Kapitals, dort des Paupe- rismus^")

2) Zunehmende Intensität und ProduktiTkiafk der Arbeit mit gleichzeitiger Verkürzung des Arbeitstags:

Gesteigerte ProduktiTkraft der Arbeit und ihre wachsende Inten- silfit wirken nach einer Seite hin gleichförmig. Beide vermehren die in jedem Zeitabschnitt erzidte Produktenmasse. Beide ver- kttnen also den Theil des Arbeitstags, den der Arbeiter zur Produktion seiner Lebensmittel oder ihres AequiTslents bnncht. Die absolute Minimalgrenze des Arbeitstags wird Überhaupt ge- bildet durch diesen seinen nothwendigen, aber kontraktiblen Be- standtfadL Schrumpfte darauf der ganze Arbeitstag zusammen, so Ysrschw&nde die Mehrarbeit, was unter dem Regime des Kapi- tals unmöglich. Die Beseitigung der kapitalistischen Fh>duktions- form erlaubt den Arbeitstag auf die nothwendige Arbeit zu be- schrfinken. Jedoch wttrde die letztre^ unter sonst gleichbleibenden Umstanden, ihrefi Baum ausdehnen. Einerseits weil die Lebens- bedingungen des Arbeiters reicher und seine LebensansprOche grtaer. Andrerseits warde ein Theil der jetzigen Mefaxarbeit zur

tary Committeea of Inquiry 1814 15), they are most meritorious in the individual?. and certuinly favour the growth of capital. But no man of bumanity couid wiah to see them constant and unremitted. Thej are luost admirable as a temporary relief ; but if they were constantly in aetiOD» effeeta of a Rimilfir kind would result from them, as from the population of a coinitry being pnshed to the very extreme limits of its food.* (Malthus: „liiquiry into the Nature and rrogresa of Reni. Lond. 1815*, p. 48 Kote.) Es macht Malthus alle Ehre, dass er den Ton legt auf die aucn an andrer Stelle in seinem Pamphlet direkt besprochne VerlnnL'^erunp' Hr-s Arbeitstags, während Kicardo und Andre, im Angesicht der schreiendsten Thatsachen, die konstante Grösse des Arbeitstags allen ihren Untersuchungen zu Grund legten. Aber die konservativen Interessen, deren Knecht Maltnns war, hin- derten ihn TU sehn, dass die malslose Verlängerunpr des Arbeitstags, zu|rlpich mit ausäerordentlicher Entwicklung der Maschinerie und der Exploitation der Weiber- und Kinderarbeit, einen grossen Theil der Arbeiterklasse »über- x&hlig machen muasten, namentlich sobald die Krieganschfrage und das englische Monopol des Weltmarkt« aufliorten Es war natürlich weit be- quemer und den Interessen der herrschenden Klassen, die Malthus ächt pftfBteh Idolfttrigirt» Tie! entapreoheoder, diese ,I7eberv5Ikemiig" eui den ewigen Gesetzen der Natur, ala aus <\vn nur hiitoriechen Naturgesetien der kapitalistischen Produktion tu erklären.

*^ pA principal cauae of the increase of capital, during the war, pro- ceeded from the greater exertionsi and peifaaps fhe gieater priTBtiona of the labouring clasBes, the most numerooa In ereiy aociety. More women and children were compelled, by necessitous circumstances, to enter upou labori- oua occupations; and former workmen were, from the same cause, obliged to devote a greater portion of tfaeir time to increase prodnetion** (,Ewm on Political Econ. in which are illustrated the Prmcipal Oanaee of the Preaent National DiatreM. London 1630% p. 2i8.)

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noihwetidigen Arbeit zählen, nSmlicli die sor EnieluDg eines ge- seUechafUichen Besenre- und Akkamulationslbnds nöthige Arbeit.

Je mehr die Prodaktivkraft der Arbeit wichst, am so mehr kann der Arbeitstag verkllizt werden, nnd je mehr der Arbeitstag Yerkflrzt wird, desto mehr kann die IntensitSt der Arbeit wachsen, Gesellsehaltlich betrachtet wichst die ProdnktiTitSt der Arbeit auch mit ihrer Oekonomie. Diese schliesst nicht nur die Oekonomisirong der Produktionsmittel ein, sondern die Vermeidung aller nutelosen Arbeit. Während die kapitalistische Produktionsweise in jedem individuellen Geschäft Oekonomie erzwingt» erzeugt ihr anarchisches System der Konkurrenz die mafsloseste Verschwendung der gesell- schaftlichen Produktionsmittel und Arbeitskräfte, neben einer Un- zahl jetzt unentbehrlicher, aber an und für sich überflüssiger Funktionen.

Intensität und Produkiivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion nothwendige Theil des tj^esellschaftlichen Arbeitstags um so kürzer, der ftir freie, geistige und gesellschaft- liche Bethätigunf]f der Individuen eroberte Zeitthell also um so grösser, je gleichinalsiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft vertheilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschichte die Naturnothwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer andren Schichte zuwälzen kann. Die absolute Grenze fUr die Ver- kürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemein- heit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse producirt durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit

Sechszehntes Kapitel.

Yerschiedne Formeln für die Rate des Mehrwerths.

Man hat geeehn, dass die Rate des Mehrwerths sich darstellt in

den Formehi:

Mehr Werth /m\ Mehrwerth Mehrarbeit

Variables Kapitai\ t /Werth der Arbeitsknft~~Kothwendige Arbeit. Die zwei eisten Formeln stellen als VerUQtniBS von Werthen dar, was die dritte ab Yerhaltniss der 2ieiten, worin diese Werthe pro- dndrt werden. Diese einander ersetzenden Formehi sind begriff- lieh streng. Man findet sie daher wohl dar Sache nach, aber nicht

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bewussi ausgearbeitet m der klassischen politischen Oekonomie. Hier begegnen wir dagegen den folgenden abgelöteten Formeln:

II)

Mehrarbeit Mehrwerth Mehrprodukt ^. ,

dieselbe Proportion ist hier abwechselnd ansgedrQckt in der Form der ArbeitszeiieD, der WerÜhe, worin sie sich Terköipem, der Pro- dukte, worin diese Werihe existiien. Es wird natürlich unterstellt« dass unter Werth des Produkts nur das Werthprodukt des Arbeits- tags zu verstehn, der konstante Theil des Produkten Werths aber ausgeschlossen sind.

In aUm diesen Formeln ist der wirkliche Exploitationsgrsd der Arbeit oder die Rate des Mehrwerths fidsch ausgedruckt Der Arbeitstag sei 12 Stunden. Mt den andren Annahmen unsree früheren Beispiels stellt sich in diesem Fall der wirkliche Exploita- tionsgrad der Arbeit dar ia den Proportionen:

6 Stunden MrhrarlM-it Mülirwerth von 3 sh. iäao/

6 Stunden nothweodigü Arbeit Variables Kapital von Sah. ' Nack den Formeln II) erhalten wir dagegen.*

6 Stunden Mehrarlit it Mehrwertb von 3 sb. 50®/

Arbeitstag von 12 btunden Wertliprodukt von 6 sh. * Diese abgeleiteten Formeln drücken in der That die Proportion aus, worin der Arbeitstag oder sein Werthprodukt sich zwischen Kapitalist und Arbeiter theilt. Ctelten sie daher als unmittelbare Ausdrücke des Selbst verwerthungsgrad es des Kapitals, so gilt das falsche Gesetz: die Mehrarbeit oder der MehrwerÜi kenn nie 100 ^/^ erreichen ^^). Da die Mehrarbeit stets nur einen aliquoten Theü

>*) So s. B. in: «Dritter Brief an KfrchmiDn von Bodbertos. Wiäet-

legUQg der Ricardo'schen Theorie von der Grundrente mid BegTflnduDg einer neuen Rententheorie. Berlin 1851*. Ich komme später auf diese Schrift zurück, die trotz ihrer falschen Theorie von der Grundrente daa Wesen der kapitalistischen Produktion darchachaut. ^ (Ziuats sor 8. Aufl. Man sieht hier, wie wohlwollend Marx seine Vorgänger oeurtheilte, sobald er bei ihnen einen wirklichen Fortschritt, einen richtigen neuen Gedanken fand. In- zwischen hat die Veröfieotlicbung der Kodbertus'sdien Briefe an Eud. Meyer . obige Anerkennuoff einigermaftea eingesehribikt. Da heisat es: «Man mun das Kapital nicht dIoss vor der Arbeit, sondern anch vor »ich (gelbst retten, und das geschieht in der That am besten, wenn man die Thruierkeit des Unternehmer- Kapitalisten als volks- und staatswirthschaftliche Funktionen aofiaaBt, die ihm dnreh daa Kapitaleigenihnm ddegirt lind^ und seinen Oe- winn als eine Gehaltsform, weil wir noch keine andre sociale Organisation kennen. Gehfllter dürfen aber geregelt werden und auch ermJlfsigt, wenn sie dem Lohn zu viel nehmen. So ist auch der Einbruch von Marx in die Qeaelltcbaft so möchte ich aein Buch nennen abauwehren . . . Ueber- haupt lat daa Marz'tche Bnch nicht sowohl eine Untersuchung Aber das

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des Arbeitstags oder der Mehrwerth stets nur einen aliquoten Thaü des Werthprodukte bilden kann, ist die Mehrarbeit noth wendiger Weise stets kleiner als der Arbeitstag oder der MebrwerÜi stete Meiner als das Weribprodakt. Um sieh 20 Yerhalien wie

j-^, müsstea sie aber gleich sein. Damit die Mehrarbeit den

ganzen Arbeitstag absorbire (es handelt sich hier nm den Dofch- sehnittaAag der Arbeitewoche, dea Arbeitsjahza n. s. w.), mOsste die nothwendige Arbeit auf Nnll sinken. Venchwindet aber die noth- wendige Arbeit, so ▼eischwindet anch die Mehrarbeit, da leixtre

nur eine Funktion der erstern. Die Proportion y^^*^!*^^^ _

Arbeitetag

Mehrwerth , , . 1 j- n 1^0 . , , kann also niemals die (jrrenze -r^rz erreichen und

Werthprodukt 100

noch weniger auf ^^^^ - steigen. Wohl aber die Rate des

Mehrwerths oder der wirkliche Exploitationsgrad der Arbeit. Nim tu z. B. die Schätzung des Herrn L. de Lavergne, wonach der englische Ackerbauarbeiter mir V,, der Kapitalist (Pächter) dagegen ^/^ des Produkts'^) otier seines \\ erths erhält, wie die Beute sich immer zwischen Kapitalist und Urundeigenthümer u. a. w. nach- träc^lich weiter vertheile. Die Mehrarbeit des t-iigliöchen Land- arbeiters verhält sich danach zu seiner notli wendigen Arbeit = : 1, ein Prozentsatz der Exploitation von öuu^/^.

Die Schulmetiiode, den Arbeitstag als konstante Grosse zu be- handeln, wurde durrh Anwendung der Formeln II) befestigt, weil man hier die Mehrarbeit stets mit einein Arbeitstag von gegebner Grösse vergleicht. Ebenso, wenn die Theiiung des Werthprodukts ausschliesslich ins Auge gefasst wird. Der Arbeitstag, der sich bereits in einem Werthprodukt vei^egeuständlicht bat, ist stets ein Arbeitstag von gegebenen Grenzen.

Die Daratellang von Mehrwerth und Werth der Arbeitskraft als

Kapital als eine Polemik gegen die heutige Kapitalform, die er mit dem Kapitalbegriff selbst verwechselt, woraus ehen seine Irrthümer entstehn.* (.Briefe etc. von Dr. Bodbertos-Jagetzow, herausgg. von Dr. Hud. Mever, Berlin 1881,* I. Bd. p. III, 48. Brtef von Bodbertns.) in solehen ideo- logischen Genieinplfit/.en versanden die in dw That kflhnen Anläufe der K.'öcheu , sozialen Briefe" D. H.]

Der Theil des JPruduktä, der nur das ausgelegte konstante Kupiiai eiMCst, ist bei dieser Beehnnag sellMtventAndlidi abgezogen. Herr L. de Lavergne, blinder Bewunderer Englands, gibt eher su niedriges als sn iiohes Verhältoiss.

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Bruchtbeile des Werthprodukts eine Daratellimgweise, die

ftbrigens aus der bipitalistischen Produktionsweise selbst erwächst

und deren Bedeatoog sich spftter erschliessen wird versteckt

den spedfiflchen Chankkter des KapitalTerhSltniases, nlmlich den

Austausch des wisblen Kapitals mit der lebendigen Arbeitskraft

und den entsprechenden Ausschluss des Arbeiters vom Produkt

An die Stelle tritt der fiBlsche Sohein eines Associationsverbaltnisses,

worin Arbeiter und Kapitalist das Produkt nach dem Verhiltniss

seiner Torschiednen Bildnngsfaktoren theilen^*).

Uebrigens sind die Formeb II stets in die Formeln I rfickver-

, TT < T> Mehrarbeit von 6 Stunden . . wandelbar. Haben wir 2. B. t-t -r^-öi 3 » «o ist die

Arbeltstag von 12 otunden

nothwendige Arbeitszeit = Arbeitstag von zwölf Stunden minus Mehrarbeit vua sechs Stunden, und so ergibt sich:

Mehrarbeit von 6 Stunden 100 Nothwendige Arbeit von 6 Stunden 100

Eine dritte Formel, die ich gelegentlich schon anticipirt habe, ist:

ni)

Mehrwerth Mehrarbeit Unbezahlte Arbeit

Wertii der Arbeitskraft^ Kothwendige Arbeit ~ Bezahlte Arbeit *

j . j. r. 1 Unbezahlte Arbeit

Das Missverstanomss, wozu die Formel -= r-rr . , ver-

Besablte Arbeit

leiten kSnnte, ab sahle der Kapitalist die Arbeit und nicht die ArbeitBkraft, ftllt naeh der frflher gegebenen Entwidtlung fort ünbesahlte Arbeit . ^ ... « ^ , a.. Mehrarbeit

BwJJteArteit ""^ ^^"^ ^""^ ^ Kottiw. Arbete. Der Kapitalist zahlt den Werth, resp. davon abweichenden Preis deir Arbeitskraft, und erh&lt im Austausch die Verfügung über die lebendige Arbeitskraft selbst. Seine Nutzniessimg dieser Arbeits- kraft zerfällt in zwei Perioden. Wühreiid der einen Periode pro- ducirt der Arbeiter nur einen Werth = Werth seiner Arbeitskraft, iilbo nur ein Aequivaleni Für den vorgeschossnen Preis der Arbeits- kraft erhält so der Kapitalist ein Produkt vom selben Preis. Es ist, als ob er das Produkt fertig auf dem Markt gekauft hätte.

Do alle entwickelten Formen des kapitaliatiechen Produktionsprocesaes Formen der Kooperatiou sind, ist natürlich nichts leichter, als von ihrem specifisch anti^nutuchai Cftiarakter su aibstnduren wad sie so in freie Associationsfonnen nmziifaheln, wie in des Grafen A. de Laborde: ,De l'Esprit de I'AHsociation dans tous les intcrtHs de la Communaut^. Pari» 1818*. Der Yaiikee H. Carey bringt dieas Kunatatück mit demaelben Er- folg gelegentlich mlbit ffir die Verhftltniase des SUayenBystemi fertig.

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In der Periode der Mehrarbeit dagegen bildet die Nntmieasiuig dar Arbeitaknft Werth f&r den Kapitalisten, ohne ihm einen WerÜhmatB in kosten^). £r hat dieae FlOasigmaohaDg d«r Arbatskraft umsonst In diesem Sinn kann die M ehrsrbeit mibe- zahlte Arbeit heissen.

Das Kapitid ist also nicht nnr Kommando ftber Arbeit, wie A. Smith sagt Bs ist wesentlicfa Kommando Über nnbeahlte Arbeit Aller Mehrwerth, in welcher besondm Gestalt von Profit» Zins, Rente n. s. w. er sieh spfiter ktystallisire, ist semer Substans nadi Materiatur nnbesahlter Arbdtaaeii Das Oehsimniss von der Selbstrerwerthung des Ka|i&ta]s IM rieh auf in seine Verfügung über ein bestimmtes Quantum imbezahlter frnnder Arbeit

Sechster Abschnitt. Der Arbeitslohn«

Siebsehntes Kapitel.

Tenruidliuig Ton Werth, resp. Preis der Arbeitskraft in

Arbeitslohn.

Auf der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft erscheint der Lohn des Arbeiters als Preis der Arbeit, ein bestimmtes Quantum Geldf das ftir ein bestimmtes Quantum Arbeit gezahlt wird. Man spricht hier Tom Werth der Arbeit und nennt seinen Geldausdruck ihren nothwendigen oder natürlichen Preis. Man spricht andrer- seits Yon Marktpreisen der Arbeit, d. h, Qber oder unter ihrem nothwendigen Preis oscillirenden Preisen.

Aber was ist der Werth emer Waare? Gegenständliche Form der in ihrer ProdnktioD verausgabten gesellschaftlichen Arbeit. Und wodurch messen wir die Grösse ihres Werths? Durch die Grosse der in ihr enthaltnen Arbeit. Wodurch wäre also der Werth z. B. eines zwOlfttOndigen Arbeitstags bestimmt? Durch die in einem Arbeitsti^ von 12 Stunden enthaltnen 12 Arbeitsstunden, was eine abgeschmackte Tantologie ist^).

Obgleich die I'hyBiokratea daa Geheimuieö deaMehrwerths nicht durch- sehanten, war ihnen doch so viel klar, daas er ,une richeiM indtfpendanto et disponiVile, qu'il (der Besitzer davon^ n'a point acheti^e pt qu'il vend.* (Tur^':(it: ,Ref1t .\i()n?i«iir 1r Formation et laDistxibutinn Kicliesses", p. II.)

^Mr. iiicurdu, ixigeuiuual^ enou^h, avoids a difücuity wiiich, ou a ür»t Tiew, threatent to eneomber his deetrme, that Tains deponds on the qnso- Matx, MhUM 1. 82

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Um als Waare auf dem Markt Terkanft zu werden, mOsste die Arbeit jeden&Us existiien, bevor m Terkauft wird. Köonte der Arbeiter ihr aber eine aelbstftndige Ezieteni geben, so würde er Waare verkaufen und mekt Arbeit^

Von diesen Widereprllcben abgeeehn, würde ein direkter Ana- tanach von Qeld, d. h. vergegenstfiodliciiter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder das Wertbgeseta anfheben, wekhea oßk grade errt anf Grundlage der kapitaliatiBclien Ph)duktibn frei entwickelt, oder die kapttaSiatiache Fködnktbn aelbat aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit beruht Der Arbeitetag von 12 Stunden ateUt aieh i. B. in einem Geldwerth von 6 ah. dar. Entweder werden Aequivalente aosgetauschtf und dann erhält der Arbeiter Air zw5lf- stündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall producirte er keinen Mehr- werth für den Käufer seiner Arbeit, die G sh. vor wandelten sich nicht in Kapital, die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit Lohnarbeit. Oder er erhält flir 12 Stunden Arbeit weniger als 6 sh., d. h. weniiyer als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit tauschen sich aus pfecren 10, 6 U. S. w. Stunden Arbeit, Diese Gleichsetzung ungleicher Grössi ii hebt nicht nur die \\ erthbestimmung auf. Ein solcher sich selbst aufhebender Widerspruch kann überhaupt nicht als Gesetz auch nur ausgesprochen oder formulirt werden ^^).

tity of labour employed ia production. If thie priuciple is rigidly adhered to, it follows that the valoe of labour depends on the quantity of labour pni]iloycfl in prixiucing it which in evidently absurd. By a dexterous lurii, üit relore, Mr. Ricardo make the value of labour depend on the qoautily ol labuur required to produce wag^; ur, to give him the bcnetit <n Mb own language, he maintaiDs, that the value of labour ia to be esti- mated hy the qunntity i f lahmir required to j>roduce wages; by which he meaus the quantity oi labour recjuired to produce the mnney nr vommo- diiies given to the labourer. This ia siujilar to saying, that the value of c^oth is estimated, not by the quantity of labour bertowed on its produc- tion, but by the quantity of labour bestowed on tho production of the eilver, for which the cloth is exchanged.' (.A Critical DiwertatioD oa the Natura etc. of Value*, p. 50, öl.)

^) «if you call labour a commodity, it is not like a oommodity which is first produro l in ( rdrr to pxchange, and theii bronrrht to market where it mast excbange with other commoditie« nccording to the respective quantities of each which there may be at the market iu the time; labour is created at the moment it is brought to market; nay . it is brought to market before it is oreated.* (,ObeervatioD8 on some verW diaputes eto.*, p. 76, 76.)

.Treating Labour a^ a commodity, aud Capital, the produce of labour, as another, theo, if tho valuee of tfaose two oommoditiee wen ngulated by

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Eb nÜiKt nichte, den Austamcli Ton melur gegen weniger Arbeit aoB dem Formantencliied herzuleiten, daae sie das einemal rei^ gegensiindlicht) das andremal lebendig ist*^). IKeee ist vaa so ab» gesdunaclcter, als der Werth einer Waare nicht dnreh das Quantom wirklich in ihr TergegenslSndlichter, sondern durch das Quantum der SU ihrer Produktion nothwendigen lebendigen Arbeit bestimmt wird. Eine Waare steUe 6 Arbeitsstunden dar. Werden Erfin* düngen gemacht, wodurch sie in 8 Stunden producirt werden kann, so sinkt der Werth auch der bereits produdrten Waare um die HSlfie. Sie stellt jetst 8 statt früher 6 Standen nothwendige ge- sellschaftliche Arbeit dar. Es ist also das zu ihrer Produktion erheischte Quantum Arbeit, nicht deren gegenständliche Form, wodurch ihre Werthgrösse bestimmt wird.

Was dem Geldbesitzer auf dem Waarenmarkt direkt gegenüber- tritt, ist in der Tliat nicht die Arbeit, sondern der Arbeiter. Was letztrer verkauft, ist seine Arbeiiäkrai'L Sobald seine Arbeit wirk- lich beginnt, hat sie bereits aufgehört, ihm zu gehören, kann -diso nicht mehr von ihm verkauft werden. Die Arbeit ist die Substanz und das immanente Mais der Werthe, aber sie selbst hat keinen Werth

Im Ausdruck: „Werth der Arbeit" ist der Werthbegriff nicht nur völlig ausgelöscht sondern in sein Qegentbeil verkehrt. Es ist ein imaginärer Ausdruck wie etwa Werth der Erde. Diese imaginären Ausdrücke entspringen jedoch aus den Produktions- verhältnissen selbst Sie sind Kategorien für Erscheinungsformen wesentlicher Verhältnisse. Dass in der Ersdieinung die Dinge sich oft verkehrt darstellen, ist zn iulich in allen Wissenschaften bekannt, ausser in der politischen Oekonomie '^'^).

equal quantitiea of lab »nr, a given iiinount of labour would . . . cxchunge for that quantity of capiial which had beeu produced by the sarne amfuint of labour; autecedeut bibour would .... exchange for the saiae auiuant as present labour. Bul the value of labour, in relatioB to other commo- dities ... 18 determined not bv equal quantities of labour.* (E. G. Wake- field in s. Edit von A, Smith's ,Wealth of Nations, Lond. 1886% v. L, p. 281 Note.)

**) ,11 a falla oonvenir (auch eine Anegabe de« «oontrat social*) qae

toutes les foia qu'il f^chnngerait du travail fait contre du travail h fnire. le dernier (le capitaiiäte; aurait une valeur sup^rieure au premier (le tra- vaüleur).* (Simonde (i. e. Sismondi) : „De la Bichesse Commerciale. Genfeve 1803*, t. I, p. 87.)

^) „Labour, the exclusive stnruliird of value . . . the creator of all wealthf no commoditj." (Th. Hodgükin 1. c. p. 186.)

Soldie Ansdrileke dagegen f Or bloeM lieentia poetica su erkl&ren, zeigt nur die Ohnmaoht der Auuyae. Gegen Froudhoii's Phnae: „h9 travail est

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Die klassische politisohe Oekonomie enÜelinie dem Alltagsleben ohne weitere Kritik die Kategorie „Pteis der Arbeit**, um sick dann hinterher an fragen, wie wird dieser Preis bestimmt? Sie er«-, kannte bald, daas der Wechsel im Verhiltmaa von Nachfinge ond Angebot filr den Preis der Arbeit, wie f&r den jeder andren Waare, nichts erklirt ausser seinem Wechsel, d. h. die Schwankung der Marktpreise unter oder aber eine gewisse Grtae. Decken sich Nachfrage und Angebot, so h5rt, unter sonst gleichbleibenden Umstanden, die PreisoedUation auf. Aber dann hören auch Nach- frage und Angebot auf, irgend etwas zu erklftren. Der Preis der Arbeit, wenn Nachfrage und Angebot sich decken, ist ihr vom Yerhaltniss der Nachfrage und Angebot unabhängig bestimmter, ihr natOrlicher Preis, der so als der eigentlich au analjsirende ' Gegenstand gefunden ward. Oder man nahm eine iSngere Periode der Schwankungen des Marktpreises, z. B. em Jahr, und ftnd dann, daas sich ihr Auf und Ab ausgleicht au einer mittlem DuTchschnittsgitae, «ner konstanten GrOsse. Sie musste natQrlich andere bestinunt wwden ala die sich kompenairenden Abweidrangen ▼on ihr selbst Dieser über die aufiUligea Marktpreise der Arbeit übergreifende und sie regulirende Preis, der „notfawmdige Prris** (Physiokraten) oder „natürliche Preis" der Arbeit (Adam Smith) kann, wie bei andren Waaren, nur ihr in Geld ausgedrückter Werth sein. In dieser Art glaubte die politische Oekonomie durdi die zufälligen Preise der Arbeit zu ihrem Werth vorzudringen. W'^ie bei dRn andren Waaren wurde dieser Werth dann weiter durch die I*roduktionsko8ten beätimmt. Aber was sind die Pro-

dit valoir, non pas en tant que mArcbaadiae lui-m&me, maia en vue de va- leors qu'on suppoM renfenneM puisHuiciellement ea hü. La valeiir da tn-

vail est une expression figur^e etc *' bemerke ich daher: „Dans le travail- marchandiae, qui est d'une r^alite rffravante, il ne voit qu'une ellipse gram- maticale. Dono toute la soci^tö actuelle« fond^e sat Iq travail marchandisc, est cMtonnais fond^ snr mie lioeoce po^tique, bot une expression figur^e. T>a soci^td veiit cIlc ,,(^liminer toua les inconvönienta", qui la travaillent, eh bienl qu'ellc rlirmne les termes malsonnant«, qu'elle change de langage, et pour cela eile u'u qu a a adres^er k l'Acad(^inie pour lui demander une nou- volle ^ition de son dictionnalre.*' (K. Marx : ,^u^re de la Philosophie", p. 34, 36.) Noch bequemer ist oa natürlich, sich unter Werth gar nirntn^ zu denken. Man kann dann ohne Umstände alles unter diese Kategorie sub- sumiren. So z. B. J. £. Saj. Was ist „valeur"? Antwort: „C'eet CO qa'nne chose vant^, und was ist „priz**? Antwort: „La valeur d'une chose eTprim<?e en monnaie." Ünd warum hat „le travail de la terre . . . une valeur? Parce qu'on y met un prix." Alao Werth ist, was ein Ding Werth ist, und die Erde hat einen „Werth", weil man ihien Werth „in Geld ausdrückt". Diess ist jedenfalls eine sehr einÜMh« Methode, sich über daa why und wherefore der Dinge in ventindigen.

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duktionskosten des Arbeiien, d. h. die Kosten, um den Arbeiter selbst zu produciren oder zu reprodaciren? Diese Frage schob sich der politischen Oekonomie bewusstlos ftlr die ursprüngliche unter, da sie mit den Fkodoktionskoeten der Arbeit «k addier sieh im Kreise drehte und nidit Tom Flecke kam. Was sie also Werth der Arbeit (Talue of labour) nennt, ist in der That der 'Werth der Arbeitskraft, die in der PersOidichkeit des Arbeiters ezistirt, und von ihrer Fkmktion, der Arbeit, ebenso Terschieden ist, wie eine liaschine Ton ihren Operationen. Beschifllgt mit dem Unter- schied zwischen den Marktpreisen der Arbeit und ihrem sog. Werth, mit dem VerhUtniss dieses Werths anr Profitrate, au den vermittekt der Arbeit prodneirten Waarenwerthen n. a. w., ent* deckte man niemals dass der Gang der Analjrse nicht nur von den Marktpreisen der Arbeit an ihrem Termeinilichen Werth, sondern dahin gefQhrt hatte, diesen Werth der Arbeit selbst wieder aufzulösen in den Werth der Arbeitskraft Die Bewusst- losigkeifc über diess Resultat ihrer eignen Analyse, die kritiklose Annahme der Kategorien „Werth der Arbeit", „natürlicher Preis der Arbeit" u. s. w. als letzter adäquater Ausdrücke des behan- delten Werthverhältnisses, verwickelte, wie man später sehn wird, die klassische politische Oekonomie in unauflösbare Wirren und Widersprüche, während sie der Vulgärökonomie eine sichere Ope- rationsbasis für ihre phncipieli nur dem Schein huldigende Flach- heit bot.

Sehn wir nun zunächst, wie Werth und Preise der Arbeitskraft sich in ihrer verwandelten Form als Arbeitslohn darstellen.

Man weiss, dasn der Ta'^enwerth der Arbeitskraft berechnet ist auf eine gewisse Tiebensdauer des Arbeiters, welcher eine gewisse Länge des Arbeitstags entspricht. Nimm an, der gewohnheits- mafsige Arbeitstag betrage 12 Stunden und der Tageswerth der Arbeitskraft 3 sh., der Geldausdruck eines Werths, worin sich Arbeitsstunden darstellen. Erhält der Arbeiter 3 sh., so erhält er den Werth seiner wahrend 12 Stunden funktionirenden Arbeits- kraft Wird nun dieser Tageswerth der Arbeitskraft als Werth der Tagesarbeit ausgedrückt, so ergibt sich die Formel: Die zwölfstündige Arbeit hat einen Werth YOn 8 sh. Der Werth der Arbeitskraft bestimmt so den Werth der Arbeit oder, in Geld aus- gedrflckt, ihren noth wendigen Preis. Weicht dagegen der Preis der Arbeitskraft Ton ihrem Werth ab, so eben&lls der Preis der Arbeit Ton ihrem sog. Werth.

Da der Werth der Arbeit nnr ein irrattoneller Ausdruck f&r

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den Werth der ArbeitBknift, eigibt rieh tod eelM, da» der Werth der Arhrit stets kleiner sein mnss als ihr Weaibprodakt, denn der Kapitalist lisai die Arbeitskraft stets länger fonktioniren als sor Reproduktion ihres eignen Werths nöthig ist Im obigen Beispiel ist der Werth der wShrend 12 Stunden fiinktionirenden Arbeitskraft 8 sh.^ ein Werth, an dessen Reproduktion sie 6 Stunden braucht Ihr Werthprodnkt ist dagegen 6 sh^ weil sb in der That wlihrend 12 Stunden fbnktionirt, und ihr Werihprodukt nicht von ihrem eignen Werthe, sondern von der Zeitdauer ihrer Funktion abhängt. Man erhält so das auf den ersten Blick abge- schmackte K^üiiltat, daiis Arbeit, die eineu Werth von 6 sh. schafft, einen Werth von 3 sh. besitzt-').

Man sieht ferner: der Werth von 3 sh., worin sich der bezahlte Theil des Arbeitstags, d. h. sechsstündige Arbeit darstellt, erscheint als Werth oder Preis des Gesammtarbeitstags von 12 Stunden, welcher 6 unbp/.ulilte Stunden enthält. Die Form des Arbeitslohns löscht albu jede iSpur der Theiiung des Arbcit.starrs in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit, in bezahlte und unbezahlte Arbeit aus. Alle Arbeit erscheint als bezahlte Arbeit. Bei der Frohnarbeit unterscheiden sich räuiniicli und zeitlich, handgreiflich sinnlich, die Arbeit des Fiohners tiir sich selbst und seine Zwangsarbeit für den (irundherrn. Bei der Sklavenarbeit erscheint selbst der Theil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Werth seiner eignen Lebensmittel ersetzt, den er in der That also für sich selbst ar- beitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit erscheint als unbezahlte Arbeit ^^). Bei der Lohnarbeit erscheint umgekehrt selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt Dort ▼erbiigt das Eigenthnmsverhältniss das Fürsichselbstarbeiten des SkUven, hier das Geldverhäitniss dos Umsonstarbeiten des Lohn- arbeiters.

Man begreift daher die entscheidende Wichtigkeit der Verwand- lung Ton Werth und Preis der ArbeitBkraft in die Form des

Vgl. „Zur Kritik der politischrn Ockonomie", p. 40, wo ich an- kündige, d&üB bei Betrachtung des Kapital» dm Problem gelöst werden soll: „Wie führt Produktion auf BaMis des durch blosse Arbeitszeit be- stimmten Tauschwflftiu som Resultat, da.ss der Taofldiwerth der Arbeit kleiner ht als der Tnnschwerth ihres Pr xIuktM?"

Der Mornjug JStar, ein bis zur Albernheit naives Loudoner Frei- handelsorgan, betneuerte während des amerikanischen Bürgerkriegs wieder und wieder mit aller menschenmöglichen monlisclien Entrüstung, dass die 'Sv-UPT in den ,/'nnfedor:itc Htntps" trnnz umsonst nrbnitctcn. E«3 hätte gefälligst die Tage8ko8teu einen sulcheu >i'cgers mit dcncu des freien Ar- beiten im Etat End von London z. B. yer^eichen sollen.

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ArbeiteloliiiB oder in Werth und Preis der Arbeit selbet Auf dieeer ISneheiiiDiigsfonii, die das wklidie Yerhftltiuse tmoditlMur macht und grade sein G^entheil seigt, bemhn alle BeehtsYor^ atelluDgen des Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Mjvtificationen der kapÜalistisehen ProdukticniBweiM, alle ihre FreihdtsilliuioneD, alle apologetisehen Flausen der Vulgärdkonomie.

Brancht die Weltgeschichte viele Zeit, nm hinter das Qeheimniss des Arbdtslohns an kommen, so ist dagegen nichts leichter an Terstehn als die Kothwendigkeit^ die raiaons d'^fttre dieser Sr< seheinungsform.

Der Austausch zwischen Kapital und Arbeit stellt sich der

Wahrnehmung zunächst ganz in derselben Art dar wie der Kauf

und Verkauf aller andren Waaren. Der Käufer gibt eine ge- wiüÄe Geldsumme, der VerkäiilL-r einen von Geld verschiednen Artikel. Das lieclitsbewusstseiu erkennt hier böchsteiis einen stofflichen Unterschied, der sich ausdrückt in den rechtlich äqui- valenten Formeln: Do ut des, do ut facias, facio ut des und i&do ut faci^.

Fernpf: da Tausch werth und Gebrauchs werth an und für sich' inkommensurable Grössen sind, su scheint der Ausdruck: ^ Werth der Arbeit", , Preis der Arbeit", nicht irratioueller der Aus- druck ., Werth der Baumwolle", „Preis der Baumwolle'*. Es kommt hinzu, dass der Arbeiter gezahlt wird, nachdem er seine Arbeit geliefert hat In semer Funktion als Zahlunc?8mittel realisirt das Geld aber nachträglich den Werth oder Preis des gelieferten Ar- tikels, also im gegebnen Fall den Werth oder Preis der gelieferten Arbeit. Endlich ist der .Qebrauchswerth", den der Arbeiter dem Kapitalisten liefert, in der That nicht seine Arbeitskraft, sondern ihre Funktion, eine bestimmte nUtsliche Arbeit, Schneiderarbeit, Schusterarbeit, Spinnarbeit u. s. w. Dass dieselbe Arbeit nach einer andren Seite hin allgemeines werthbildendes Element ist, eine Eigenschaft, wodurch sie sich von allen andren Waaren unter- scheidet, fällt ausserhalb des Bereichs des gewöhnlidien Bewusstseins.

Stellen wir uns auf den Standpunkt des Arbeiters, der für zwolf- stBndige Arbeit z, B. das Worthprodnkt sedisstQndiger Arbeit er^ hilt, sage 3 eh., so ist fttr ihn in der That seine nrölMündige Arbeit das Eaufinittel der 8 sh. Der Werth seiner Arbeitskraft mag Tariiren mit dem Werth seiner gewohnheitBm&lkigett Lebens- mittel TOn 8 auf 4 sh. oder Ton 8 auf 2 sk, oder bei gleichblei- bendem Werth seiner Arbeitskraft mag ihr Preis, in Folge wechselnden Veffhiltnisses von Nachfrage und Angebot, auf 4 sh.

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steigen oder auf 2 sh. fallen , er gibt stets 12 Arbeitsstunden. Jeder Wechsel in der (Grösse des Aequivalents, das er erhält, er- aofaeint ihm daher nothwendig als Wechsel im Werth oder Preis aeiiier 12 Arbeitsstimdeo. Dieser Umstand verleitete umgekehrt Adam Smith, der den Arbeitstag als eine konstante Grösse be- handelt^^), zur Behauptung, der Werth der Arbeit sei konstant, obgleich der Werth der Lebensmittel wechsle und derselbe Arbeits- tag sich daher in mehr oder weniger Geld ftbr den Arbeiter

darstelle.

Nehmen wir andnarseits den Kapitalisten, so will er zwar mög- lichst viel Arbeit Air möglichst wenig G^ld erhalten. Praktisch interessirt ihn daher nur die Differenz zwisefaen dem Preis der AjrbeiiBlDRift nnd dem Werth, den ihre Funktion schafft Aber er mcht alle Waare mögliehst wohlfisil in kaufen imd eridiii sich IlberaU seinen Profit ans der ein&chen Prellerei, dem Kauf unter nnd dem Verkauf über dem Werth. Br kommt daher nicht snr BinBicht, dass, wenn so «n Ding wie Werth der Arbeit wirklidL ezistirte, und er diesen Werth wirklich nhlte, kein Kapital ezi- stiren, sein Geld sieh nicht in Kapital verwandeln wdrde.

Zudem zeigt die wirkliche Bewegung des Arbeitslohns Phinomene, die zu beweisen scheinen, dass nicht der Werth der Arbeitskraft beznhlt wird, sondern der Werth ihrer Funktion, der Arbeit selbst Diese Phfinomene können wir auf zwei grosse Klsssen zurflckföhren. Erstens: Wechsel des ArbeitBlohns mit wechselnder Lfinge des Arbeitrtags. Man könnte eben so wohl schliessen, dass nieht der Werth d^ Maschine, sondern der ihrer Operation bezahlt wird, w^ es mehr kostet, eine Maschine fttr eine Woche als fttr einen Tag zu dingen. Zweitens: Der indiTiduelle Unterschied in den A]HbettBlöhnen Terscfaiedner Arbeiter, weldie dieselbe Fünktion ver* richten. Diesen individuellen Unterschied findet man, aber ohne Anlaas zu Illusionen, auch im System der Sklaverei, wo frank und frei, ohne Schnörkel, die Arbeitskraft selbst verkauft wird. Nur fallt der Vortheil einer Arbeitskraft, die über dem Durchschnitt, oder der Nachtheil einer Arbeitskraft, die unter dem Durchschnitt !?teht, im Skliiven&Ybtem dem Sklaveneigrier zu, im System der Lolinarbeii dem Arbeiter «elbst, weil seiae Arbeitskraft iii dem einen Fall von ihm selbst, in dem audem von einer dritten Person verkauit wird«

^ A. Smith Hpiclt nur zufTiIlig auf dio Variation des Arbeitrtags an hei Oelegenheit dea StOcklohns.

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Uebrigens gilt ^on der Enchemimgsform, Werth und Preis der Arbeit" oder M^beitelohn**, im ünterschied zum wesentlidieD Ter* hSltoisB, welches erscheint, dem Werth und Preis der ArbeitsknÜ, dasselbe, was von allen Erschetnungsformen und ihrem Trerborgnen Hintergrund. Die ersteren reproduciren sich unmittelbar spontan, als gang und gäbe Denkformen, der andre muss durch die Wissen- schaft erst entdeckt werden. Die klassische politische Oekonomie stösst annähernd auf dei] \v;ibren Sachverhalt, ohne ihn jedoch be- wusst zu formuliren. Sie kann das nicht, so lauge sie in ihrer b&rgerlicben Haut steckt.

Achtsehntes Kapitel Der Zeitlohn*

Der Arbeitslohn nimmt selbst wieder sehr mannigfaltige Formen an, em Umstand, nicht erkennbar aus den ök<momiBchen Kompendien, die in ihrer brutalen Interessirtheit fftr den Stoff jeden Formunter- schied yemachlSasigen. Eine Darstellung sller dieser Formen ge- hört jedoch in die spedelle Lehre von der Lohnarbeit, also nicht in dieses Werk. Dagegen sind die zwei herrschenden Grundformen hier harz au entwickeln.

Der Verkauf der Arbeitskraft findet, wie man sich erinnert, stets fttr bestimmte Zeitperioden statL Die verwandelte Form, worin der Tageswerth, Wochenwerth u. s. w. der Arbeitskraft sich unmittelbar darstellt, ist daher die des „Zeitlohns*', also Tages- lohn u. s. w.

Es ist nun zunächst zu bemerken, dass die im fünfzehnten Kapitel dargestellten Gesetze über den Grossen Wechsel von Preis der Arbeits- kraft und Mehrwerth sich durch einfache Formveränderung in Gesetze des Arbeitslohns verwandeln. Ebenso erscheint der Unter- schied zwischen dem Tauschwerth der Arbeitskraft und der Masse der Lebensmittel, worin sich dieser VV^erth umsetzt, jetzt als Unter- schied von nominellem und reellem Arbeitslohn. Es wäre nutzlos, in der Erscheinungsform zu wiederholen, was in der wesentlichen Form bereits entwickelt. Wir beschränken uns daher auf wenige, den Zeitlohn charakterisirende Funkte.

Die Geldsumme*^), die der Arbeiter für seine Tagesarbeit, Wochenarbeit u. a. w. erhält^ bildet den Betrag seines nominellen

^) Der üeidwurtb seibat wird hier immer aia iconataut vorausgesetzt.

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oder dem Werth nach geschätzten Arbeitslohns. £s ist aber klar, da« je nach der Länge des Arbeitstags, ako je nach der täglich Ton ihm getieferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochen- lohn Q. s. w. einen sehr yerschiednen Preis der Arbeit d. b. sehr ▼enchiedne Geldsummen ftlr dasselbe Quantum Arbeit darstellen kann''). Man mtiss also bei dem Zeitlohn wieder unterscheiden zwischen Gesammtbetrag des Arbeitslohns, Taglohns, Wochen- lohns u. s. w. und Preis der Arbeit. Wie nun diesen Preis finden« d. h. den Geldwerth eines gegebnen Quantums Arbeit? Der durch- schnittliche Preis der Arbeit ergibt sich, indem man den durch- schnittlichen Tageswerth der Arbeitskraft durch die Stondennhl des durchschnittlichen ArbeÜBtags diridirt Ist z. B. der Tages» wertb der Arbeitskraft 8 eh., das Werthprodnkl ?on 6 Arbdts- stunden, und ist der Arbeitstag zwSl&tOndig, so ist der Preis einer

Arbeitsstonde dient als Einheitsmab fllr den Preis der Arbeit

Es folgt daher, daas der Taglohn, Wochenlolm n. s. w. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt Wsr z. B. der gewohnheitsma&ige Arbeitstag 10 Standen mid der Tages Werth der Arbeitskraft 8 sK, so betrug der Fnm der Arbeitsstonde 8^/5 d.; er sinkt auf 8 d., sobald der Arbeitstag zu 12 Stunden, und 2^/5 d., sobald er zu IS Stunden steigt. Tages- oder Wochenlohn bleiben trotzdem unverändert Umgekehrt kann der Taglohn oder Wochenlohn steigen, obgleich der Preis der Arbeit konstant bleibt oder selbst sinkt. War 2. B. der Arbeits- tag zehnstündig und ist der Tages weiih der Arbeitskraft 3 sh., so der l'reis emer Arbeitsstunde 3"^/^ d. Arbeitet der Arbeiter in Folge zunehmender Beschäftigung und l>ei gleichbleibendem Preise der Arbeit 12 Stunden, so steigt sein Tageslohu nun auf 3 sh. 7*/^ d. ohne Variation im Preise der Arbeit. Dasselbe Resultat konnte herauskommen, wenn statt der extensiven Grösse der Arbeit ihre intensive Grösse zunähme''*). Steigen des nominellen Tages-

/f'^'f p^^ice of labour is the suni paid for a givpn nuantity of labour,' (Sir Edward W^t: ,Frice Com and Wage» ot Labour. hond. 1826*, p. 67.) West ist der VerfAner der hi der Geschichte der engliechen Odco- nomie epochemachendeu anonymen Schrift: , Essay on the Application of Capital to Lan l By a Fellow of Univ. College of Oxford. I^ond. Ibiö*.

,The wage» of labour depeud upon the price of labour and the quan- tity of labour performed ... An incresAe in the wages of labour does net necessarilv iniply an enh;inrement of the price of labour. From fullcr employ- ment, and greater exertigns, the wages of labour may be conaiderably in-

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oder Wocheniohns mag daher begleitet; sein von gleichbleibendem oder sinkendem Preis der Arbeit Dasselbe gilt von der Einnahme der Arbeiterfamilie, sobald das vom Familienhaapt gelieferte Arbeits- quantom durch die Arbeit der Familienglieder vermehrt wird. Es gibt also von der Schmälerung des nominellen Tages- oder Woehen* lohns iinabluliDgige Methoden zur Herabsetsuig des Preises der Arbeit

Als allgemeines Oesets aber folgt: Ist die Quantität der Tages-, > Wochenarbeit u. a. w. gegeben, so hängt der Tsges» oder Wochen- lohn vom Preise der Arbeit ab, der selbst Taiiirt, entweder mit dem Werth der Arbeitskraft oder den Abweichungen ihres Preises ▼on ihrem Werthe. Ist dagegen der Preis der Arbeit gegeben, so hingt der Tages- oder Woehenlohn von der Quantitftt der Tages^ oder Wochenarbeit ab.

Die Malseinheit des Zeitlohns, der Preis der Arbeitsstunde, ist der Quotient des Tageswerths der Arbeitskraft, dividirt durch die Stundensshl des gewohnheitsmft&igen Arb^tstags. Gesetst, letstrer betrage 12 Stunden, der Tageswerth der Arbeitskraft 8 sh., das Werthprodukt von 6 Arbeitstunden. Der Preis der Arbeitsstunde ist unter diesen TTmstSndeti 3 d., ihr Werthprodnkt 6 d. Wird der Arbeiter nun weniger als 12 Stunden täglidi (oder weniger als 6 Tage in der Woche) beschäftigt, z. B. nur 6 oder 8 Stunden, 80 erhält er, bei diesem Preise der Arbeit, nur 2 oder 1 sh. Taglohn '^). Da er nach der V^oraussebzimg im iJuxclischnitt

creased, while the price of labour may continue the Barne." (West 1. c. p. 67, 68 u. 112^ Die Hauptfrage: wie wird der «price of labour* be» stimmt? fertigt West übrigens mit brinnlcn Redensarten ab.

^) Diess fühlt der fanatischste Vertreter der industriellen Bourgeoisie des 18. Jahrhunderts, der oft von uns citirte Verfasser des , Essay on Trade and Oommerce" richtig heraus, obgleich er die Sache konfus darstellt: .It is the quantity of labour and not tho price of it ' vrr^^tcht darunter den nominellen Tages- oder Wochenlohn), that ia determined by the price of provisious and other necessaries: reduce the price of necessaries very low, ana of conrse yon reduce the quantity of labour in proportion . . . Master-manufacturern kumv, that there uro vnrious ways of raising and felling the price of InlMfur, besides that of altering its nominal amount.' (I. c. p. 48 u. 6i.) lu acmeu ^Three Lectures on the Rate of Wages. Lond. 1880*, worin N. W. Senior Westes Schrift benutzt, ohne sie annil&faren, sagt er u. a. : ,The labourer ia princi- pally interestcd in the amount of wages" {p. 14'i. Also der Arhoitor ist hauptsächlich interessirt in dem, was er erhält, dem nominellen Betrag des Lohns, nicht hi dem, was er gibt, der Quantität der Arbeitl

**) Die Wirkung solcher attofnialen Ünterheichftftignng ist durehans ver- BchiodeTi von der einer allgemeinen zwang^gcsctzlichcTi Reduktion des Ar- beitstags. Krstere hat mit der absoluten Länge des Arbeitstags nichtä zu schaffen und kann ebensowohl bei 15stilndigem als bei Gstündigem Arbeitstag •iutrsten. Der nonnale Preis der Arbeit ist im enten Fall dannf bereehiie^

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6 Stunden täglich arbeiten muss, um nur einen dem Werth seiner

Arbeitskraft entsprechenden Taglohn zu produciren, da er nach

derselben Vorauaaetzung Ton jeder Stunde nur für sich selbst,

^/^ aber für den Kspitadisten arbeitet, so ist es klar, dass er das

Werthprodukt von 6 Stunden nicht herausschlagen kann, wenn er

weniger als 12 Stunden beschäftigt winL Sah man Irüher die

zarstörenden Folgen der Ueberarbeit, so entdeckt man hier die

Quellen der Uden, die fOr den Arbeiter aus seinor UnterbescbSf-

tigung entspringen.

Wird der Stundenlohn in der Weise fizirt, dass der Kapitalist sich

nicht zur Zahlung eines Tages- oder Wochenlohns Yerpflichtet, sondern

nur zur Zahlung dw Arbeitaatimden, wihiend deren es ihm bdiebt, den

Arbeiter zu besdiifiagen, so kann or ihn unter der Zeit beschfiftigen, die

der Schfttzung des Stundenlohns oder der Ha&einheit ftr den Preis

der Arbeit ursprOnglich zu Grunde liegt Da diese Maßeinheit be-

^ _ . . it . Tageswerth der Arbeitskraft

stimmt ist durch die rroportiou . . , ° r 57 1 rp

^ Arbeitstag von gegebner Stondemahl

verliert sie natfiilich allen Sinn, sobald der Arbeitstag aufhSrtt eine bestimmte Stundoizahl zu zShlen. Der Znsammenhang zwischen der bezahlten und unbeaahltMi Arbeit wixd au%ehoben. Der Kapi- talist kann jetzt ein bestimmtes Quantum Mehrarbeit aus dem

Arbeiter herausschlagen, ohne ihm die zu seiner Selbsterhaltung nothwendige Arbeitszeit einzuräumen. Er kann jede Regelmäisig- keit der Beschäftigung vernichten und ganz nach Bequemlichkeit, Willkür und augenblicklichem Interesse die ungeheuerste üeber- arbeit mit relativer oder giinzliclier Arbeitslosij^^keifc abweukselu lassen. Er kann, unter dem Vorwaiul, den „normalen Treis der Arbeit" zu zahlen, den Arbeitstag, ohne irgend entsprechende Kuui- pensation iür den Arbeiter, anormal verlängern. Daher der durch- aus rationelle Aufstand (1860) der im Baufach beschäftigten Lon- doner Arbeiter gegen den Versuch der Kapitalisten, diesen Stunden- lohn aufzuherrschen. Die gesetzliehe Beschrankung des Arbeits- tags macht solchem Unfug ein Ende, obgleich natürlich nicht der aus Konkurrenz der Maschinerie, Wechsel in der Qualität der an- gewandt* n Arbeiter, p;irtielleü und ailgemeiuen Krisen entsprui- gendea Unter b^scliiittigung.

Bei wachsendem Tages- oder Wocheniohn kann der Preis der Arbeit nominell konstant bleiben und dennoch unter sein normales

dsM der Arbeiter 15 Stundeo, im sweitea darauf, dass er 6 Stunden

Tag dnrclischnittUch ar])eitet. Die Wirkung bleibt daher diesolbr. wrnn er in dem einen Fall nur 7*/,, in dem andren nur 3 Stunden beschMugt wird.

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Niveau dnken. Dien findet jedemud statt, sobald mit konstantem Pkeis der Arbeit, resp. der Arbeitsatande, der Arbeitstag über seine gewofanbeitsmSfdge Dauer mlBngert wird. Wenn in dem Brucb

Tageswerth dar Arbwtskraft ^ j^^un^p wächst, wächst der Zähler

Arbeitstaj^.

noch rascher. Der Werth der Arbeitskraft, weil ihr Verschleiss, wächst mit der Dauer ihrer Funktion, und in raücberer Proportion iüs das Inkrement ihrer Funktionsdauer. In vielen Industriezweigen, wo Zeitlohn vorherrscht, ohne gesetzliche Schranken der Arbeits- zeit, hat sich daher naturwüchsig die Gewohnheit herausgebildet, dass der Arbeitsta^^' nur bis zu einem gewissen Funkt, z. B. bis zum Ablauf der z^iiinteri Stunde, als normal gilt («normal working day", ,the day's work", „the regulär liours of work"). Jenseits dieser Grenze bildet die Arbeitszeit 1 eberzeit (ovortime) und wird, die Stunde aLs Mafseinheit gerioiiinieri, besser bezahlt (extra pay), obgleich oft in liicherlich kleiner Proportion ^''^). Der normale Arbeitstag existirt hier als Bruchtheil des wirklichen Arbeitstags, und der letztere währt oft wahrend des ganzen Jahres länger als der erstere^^). Das Wachsthum im Preis der Arbeit mit der Ver- längerong des Arbeitstags fiher eine gewisse Normalgrenze ge- staltet sich in verschiednen britischen Industriesweigen so, dass der niedrige Preis der Arbeit während der sog. Normalzeit dem Arbeiter die besser bezahlte Ueberzeit aufzwingt, will er überhaupt einen genügenden Arbeitslohn herausschlagen'*^). Qesetasliche

**) „Die llate der Zahlung für Ueberzeit (in der Spitzeximsmufaktur) ist so klein, d. u. 6. w. uer Stunde, d&ää aie ia peialicbem iCuutraät steht zur maMennaften Unbill, die sie der Gemmdheit und Lebeaskiaft der Ar^ heiter anthut . . . Der so gevronnene kleine Ueberschuss musa auBserdem oft in Extra-Erfrischung>«niitteln wipder Tecaoqgabt werden.* (,Chüd. Empl. Comm.* II. Bep. p. XVI, u. 117.)

^) 7j. B. in der Tapetendmokerel Tor der neulichen Einftthrong des Fabrikakts. .Wir arbeiteten ohne Pause für Mahlzeiten, so (]-ä^h das Tagettwerk von lOVa Stunden i:m halb 5 Uhr Nachmittags beendet ißt, und alles spätere iat Ueberztu, die selten vor 8 Uhr Abends aufhört, so da88 wir in der That das ganze Jahr durch Ueberseit arbeiten.* (1fr. Smith's Evidence in „Cliild. Empl. Convni.' 1. Rep., p. 125.)

•'J Z. B. in den achottiachen Bleichereien. »In einigen Theilen Schott- lands wurde die»e Industrie (vor Einführung des Fabrikakta 1862) nach dem System der Ueberzeit betrieben, d. h. 10 Stunden galten als normaler Arbeitstag. Dafür erhielt der M'M\n I ^*h. 2 d. Hierzu kam aber t&glich eine Ueberzeit von 3 oder 4 Stunden, wofür 8 d. per Stunde gezahlt wurde. Folge dieses Svstems: Ein Mann, der nur die Normalzeit arbeitete, konnte nur 8 sli. Wocnenlohn yerdienen. Ohne Ueberzeit reichte der Lohn nicht ans.» (Report« of Insp. of Fact. 30th April 1S63*, p. 10.) Die ,Extra- sahltmg für Ueberzeit ist eine Ver»uchung, der die Arbeiter nicht wieder- steben können." (.Rep. of Insp. of Fact. äüth April 1848", p. 5. (Die Buch-

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BesduSnkoiig des Arbeitstagi naebt diesem YergnOgen ein Eade*^.

Es ist allgemein bekumte Thtttsaclie, dass, je Hoger der Arbeits- tag in einem Indostriezweig, um so niedriger der Arbeitdobn^). Fabrikinspektor A. Bedgrave illostrirt diess durch eine Tergleicbende Uebeiaicbt der zwanogjlUirigen Periode von 1889 1859, wonach der Arbeitslohn in den dem Zehnstnndengesets unterworfienen Fabriken stieg, während er fiel in den Fabriken, wo 14 bis 15 Stunden ti^lich gearbeitet wird.^.

Zunächst folgt aus dem Gesetz: „Bei gegebnem Preis der Arbeit hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der ge- lieferten Arl)e!t ab", dass, je niedriger der Preis der Arbeit, desto grösser dai Arbeibsquantuni sein rauss oder desto länger der Arbeitstag, damit der Arbeiter auch nur einen kümmerlichen Durchschnittslohn sichre. Die Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der Arbeitszeit**).

Umgekehrt aber producirt ihrerseits die Verlängerung der

binderei in der City von London verwendet sehr viele junge Mädchen vom 14. 15. Jahr an, und zwar unter dem Lehrlingskontrakt, der bestimmte Arbeitsstunden vorschreibt. Nichtsdestoweniger arbeiten sie in der Schlnnp woche jedes Monats bis 10, 11, 12 und 1 Uhr Nachts, zusammen mit den alteren Arbeitern, in sehr gemischter Geaellschaft. ,,t)ie Meister verlocken ^tempt) sie durch Extralohn und Geld für ein gutes Nachtessen'^ das sie m benachbarten Kneipen zu sich nehmen. Die grosse Liederlichkeit, ao unter diesen „young immortals" producirt („Child. EmpL Oonmi." V. Bep^ p. 44, n. 191), findet ihre Kompeni^ntion dnrin , dnps von ihnen unter andrem uuch viele Bibeln und Erbauuugdbücher gebunden werden.

Sieh „Reports of Inap. of Fact. 80th April 1863", 1. c. Mit ganx richtiger Kritik des Sach Verhältnisses eridirttti die im Baufach beschAftigten Londoner Arbeiter wfihrend ilcs jrrop'ien «'trilce und lock-out von 1860 den Stundenlohn nur annehmen zu wollen unter zwei Bedingungen: 1) dass mit dem Pr^B der Arbeitsstunde ein Normal arbeitstag von resp. 9 und 10 Stun- den fes^s^etzt werde und der Preis für die Stunde des zehnstündigen Arbeits* tags grösser sei als für die des neunstündi L^en : 5) dass jede Stunde über d^ Normalti^ hinaus als Ueberzeit verhültuiöämäiWig höher bezahlt werde.

„It IS a very notable thing, too, that where long honrs are the nüe, small wages are also so." („Rep. of Lisp. of Fact. 3 Ist Oct, 1863", p. 9.) ,,Thf^ work which obtains the scanty pittance of food ia for the most part excesbively prolonged." ^Public Health, Sixth Kep. 1864", p. 15.) *») „Report« of fcsp. of Fact. 80th April 1860," p. 31, 82.

Die Hand-Nägelmacher in EngUnd haben a. B. wegen des niedrigen Arheitt^prei^es l'i Stunden täglich zii nrbeiten, um den kümmerlichttea Wochenlohu herauszuäch lagen. ,|Es sind viele, viele Stunden des TagB| und wUurend aller der Zeit muss er hart schanzen, um 11 d. oder 1 ah. heranasnachl^en , und davon gehen 2Vi bin 3 d. ab für Verschleiss der Werksenge, Feuerung, EisenabfalL" („Child. Empl. Comm. III Kep.", p. 186, n. 671.) Die Weiber verdienen bei derselben Arbeitszeit nur einen Wodienlohn yon 5 ah. (). c. p. 187, n. 674.)

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Arbeitaeit einen Fall im Arbeitepreise and damit im Tagea* oder Wochenloho. Die Bestimmmig des Arbeiispreisea duxch

Tageswerth der Arbeitakroft Arbeitsaeit Ton gegebner StandenztSl ergibt, daaa bloeae Yerlfingenug dee Arbutstags den Arbmtspreia aenkt, wenn keine Kompensation emtritt Aber dieselben üm- stibide, welehe den Kapitalisten beföhigen, den Arbeitstag aaf die Dauer zu verlängern, befUlugeo ihn exat und zwingen ihn schliess- lich, den Arbeitspreis auch nominell zu senken, bis der Gesammt- preis der vermehrten Stundenzahl sinkt, also der Tages- oder Wochenlohn. Hinweis auf zwei Umstände genüp^t hier. Verrichtet ein Mann das Werk von !'/<. oder 2 Männern, su wäcli^t die Zu- fuhr der Arbeit, wenn auch die Zufuhr der auf dem Markt be- findlichen Arbeitskräfte konstant bleibt. Die so unter den Arbeitern erzeugte Ivonkurrenz befähigt den Kapitalisten, den Preis der Arbeit herabzudrlicken, während der fallende Preis der Arbeit ihn um- gekehrt befähigt, die Arbeitszeit noch weiter heraufzuschrauben ^'). Bald jedoch wird diese Verfügung über anormale, d. h. das gesell- schaftliche Durchschnittsniveau überfliessende Quanta unbezahlter Arbeit zum Konkurrenzontt«! unter den Kapitalisten selbst. Ein Theil des Waarenpreises besteht ans dem Preis der Arbeit. Der ni( ht ge zahlte Theil des A rboiUpreises braucht nicht im Wuaren- preis zu rt'clinen. Er kann dem Waareukäufer gesclienkt werden. Diess ist der erste Schritt, wozu die Konkurrenz treibt. Der zweite Schritt, wozu sie zwingt, ist, wenigstens einen Theil des durcii die Verlängerung des Arbeitstags erzeugten anormal » n Mehrsverths ebenfalls aus dem Verkaufspreis der Waare auszuschliessen. In dieser Weise bildet sich erst sporadisch und tixirt sich nach und nach ein anormal niedriger Verkaufpreis der Waare, der von nun an zur konstanten Grundlage kümmerlichen Arbeitslohns bei über- mäfsiger Arbeitszeit wird, wie er ursprünglich das Produkt dieser Umstände war. Wir deuten diese Bewegung bloss an, da die Analyae der Konkurrenz nicht hierhin gehört Doch mag für einen Augenblick der Kapitalist selbst sprechen. „In Birmingham

*•) Wenn ein Fabrikarbeiter z. B. verweigerte, die hergebraciite lange Stundeiisalil zu arbeiten, „he woold very sbortly be replacwd by aomebody

who would work anv Icngth of time and thus be thro^Nti out of emplov- ment.'* („Report^ of Insp. of Fact. .Slst Oct. 1848." Evidencc p. 39, u. 58.) „If üue aiau pcrforina the work of two , . . the rate of proütt) will generally be ratsea ... in coosequence of the additional aupply of laboor having diminiahed itt price.'* (Senior L c. p. 14.)

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ist die Konkoirenz unter den Meistern so gross, dass mancher von am gezwungen ist, ab Arbeitsanwender zu thun, was er sich sdiSmen würde sonst zu thon; und dennoch wird nicht mehr Geld gemacht (and jet no more monej is made), sondern das Publikom allein hat den Vortheil daTon^'*). Man erinnert nch der zwei Sorten Londoner Bäcker, woTon die eine Brod zun Tollen Preise (the „fuUpriced" bakers), die andre es unter seinem normalen Preise yerkauit (,,the underpriced", „the undenellers"). Die ,,full* priced" denunciren ihre Konkurrenten vor der parlamentarischen Untersuchnngskommission : „Sie existiren nur, indem sie erstens das Publikum betrügen (durch Fälschung der Waare) und zweitens 18 Arbeitsstunden aus ihren Leuten fiir den Lohn zwöl&tllndiger Arbeit herausschinden .... Die unbezahlte Arbeit (the unpaid labour) der Arbeiter ist das Mittel, wodoreh der Konkurrenzkampf

ffeftthrt wird Die Konkunenz unter den Bäckermeistem

U di« ÜiMohe Sehwkrigkeit in Bewhigiing N^htarbeit. Ein UnterrerkSufbr, der sein Brod unter dem mit dem Mehlpreia weehselndai Koetpreis Terkauft^ hSlt sich schadlos, indem er mehr Arbeit aus seinen Leuten herausschlagt Wenn ich nur 12 Stunden Arbeit aus meinen Leuten herausschlage, mein Nachbar dagegen 18 oder 20, muss est mich im Verkau&preis schlagen. KSnnten die Arbeiter auf Zahlung fttr Uebeneit bestehen, so wSre es mit diesem Manöver bald zu Ende .... Eine grosse Anzahl der von den ünterrerkftufern BescWtigten und Fremde, Jungen und Andre, die &st mit jedem Arbeitslohn, den sie kriegen können, Toriieb zu nehmen gezwungen sind**^^).

Diese Jeremiade ist auch desswegen interessanti weil sie zeigt, wie nur der Schon der FtoduktionsyerhSltnisse sich im Eapita- listenhim wiederspiegelt Der Kapitalist weiss nicht, dass auch der normale FnoB der Arbeit ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit einschlieest und eben diese unbezahlte Arbeit die normale Quelle seines Gewinns ist Die Kategorie der Mehriibdtsseit ezislirt llberhaupt nicht fttr ihn, denn sie ist eingeschlossen im normalen Arbeitstag, den er im Taglohn zu zahlen glaubt Wohl aber ezistirt für ihn die Ueberzeit, die Verlängerung des Arbeits- tags über die dem gewohnten Preis der Arbeit entsprechende

*») „Child. Enipl. Comra." TII_ Rep. Evidenre p 66, n. 22.

„Report etc. relative lo ilie Grievances complained of by the joumey- men bakers. Lond. 1862", i>. LH uud ib. Evideuce, n. 479, S59, 27. Indees lassen auch die failprioed, wie frQher erwähnt, vod wie ihr Wortführer Bennet selbst zuge8tf»ht, ihre Leute „Arbeit bccrinnen um 11 Uhr Abends oder Irtther und verlängern sie oft bis 7 Uhr des lolgeuden Abends." (L e. p. 22.)

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Sdnanke. Sdnem unterreikAufenden Konburenten gegenfiber be> steht er aogar auf Erfarazahlnng (extra pay) ttac dkae üebemit Er wens wieder nicht, daes diese Extarasahliing ebensowohl tmbe- aahlte Arbeit einschliesst, wie der Preis der gewöhnlichen Arbeits- stunde. Z. B. der Fkeis einer Stande des swÖl&tOndigen Arbeits- tags ist 8 d., dss Werthprodnkt Ton ^/^ Arbeitestonde, wfihrend der Preis der überseitigen Arbeitsstonda 4 d., das Werthprodukt TOQ '/t Arbeitsstunde. Im ersten Fall eignet sieh der bpitaUst von einer Arbeitntnnde die HUfte, im andern '/^ ohne Zahlung an.

Neunzehntes Kapitel Der Stilekloliii.

Der Stucklohn ist nichts als verwandelte Form des Zeitlohns, wie der itlohn die verwandelte Form des Werthes oder Preises der Arbeitskriitt;.

Beim Stücklohn sieht es auf den ersten Blick aus, als ob der vom Arbeiter verkaufte Gebrauch swerth nicht die Funktion seiner Arbeitskraft sei. lebendige Arbeit, sondern bereits im Produkt ver- gegenstiiiul lichte Arbeit , und als ob der Preis dieser Arbeit nicht wie beim Zeitlohn durch die Bruchzahl

Tages Werth der Arbeitskraft Arbeitstag von gegebner iStundenzahl sondern durch die Leistungsfähigkeit des Producenten bestimmt werde**).

Zunächst müsste die Zuversicht, die an diesen Schein glaubt, bereits stark erschüttert werden durch die Thatsache, dass beide Formen des Arbeitslohns zur selben Zeit in denselben (jhschäfts- zweigen neben einander bestehn. Z. B. „Die Setzer von London arbeiten in der ßegel nach Stücklohn, während Zeitlohn bei ihnen

**) ,The System of picce-work illn^tratea an epoch in the histnry of the working man; it h half-way between the poaition of the mere day- labonrer, depending upoa the will of the capitaUst, and the oooperatlTe artizan, who in the not distanl fiiture promiseH to combine the urtizan md the capitalist in bis own peraon. Piece-workors nre in fact their own masters, even whilat workinff upon the capital of the emplojer.^ (John Watte: «Tiade Societat and Strikes, Machinerjr and GoopemtLre SoeietieB. Manchester 1865*, p. 52, 58.) Ich citire dieas SohriAchen, weil es eine wahre Go«<»e fiüer l&nest verfanltfMi, ny>nlnfreti«ohen OomeinplÄtzc. Derselbe Herr Watts machte IrCLher iu Uweuismua und pubiicirte 1Ö42 ein andres 8ohriltohen; «Faets and Fietions of Political Eeoaomy*, worin er n. a. Piopertj fOr Robbeiy erklirt Et Ist aehon lange her.

Um, KAplM I. 88

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die AiUDaliiiie bildet Umgekehrt bei den Setzern in den Pro« Tinsen, wo der Zeitlohn die Regel und der Stücklohn die Ayu- Dahme. Die Schiffszimmerleute im Hafen von London werden nach Stücklohn bezahlt, in allen andren englischoi Hafen nach Zeitilohn"^*). In denselben Londoner SatÜerwerkstStten wird oft fOat dieselbe Arbat den Fransosoi StflcUohn und den Englindem Zeitlohn geaaUi Li den eigentlichen Fabriken, wo £^cklohn allgemein Torhervedk^ entsdehn sich einiefaie Arbeitefonktionen aus teduiechen Grfinden dieaer Mesanng und werden daher nach Zeit* lohn gezahlt^^ An nnd fttr ach ist es jedoch klar, dasi die FormTeiachiftdenheit in der AoBsahlnng des ArbeitBlohne an seinem Wesen nichts ändert, obgleich die eine Form der EntwicUnng der kapitalistischen Produktion günstiger sein mag als die andre.

Der gewöhnliche Arbeitstag betrage 12 Stunden, woTon 6 be- sahlt, 6 unbenhli Sem Wertiiprodnkt sd 6 sh^ das einer Axbeits- stonde daher 6 d. Es stdile sich erfohrungsmfilsig herans, dass ein Arbdter, der mit dem Durchschnittsgrad von Intensitft nnd Geschick aibeiiet, in der That also nnr £e geseUsehafOidi noth- wendige Arbeitsseit zat Fkoduktion eines Artikels Tcrwendet, 24 Stücke f ob diskret, oder messbare Theile eines kontinnirlichen Buschwerks f in 12 Stunden liefert So ist der Werth dieser 24 Stücke, nach Abzug des in ihnen enthaltnen konstanten Kapital- theils, 6 sh. und der Werth des einzelnen Stücks 3 d. Der Ar- beiter cihiilt per Stück 1^/^ d. und verdient so in 12 StuTideri 3 sh. Wie es beim Zoitloim ^leicii|^''iiltii»" ist, ob iiKin aiiinmmt, dass der Arbeiter G Stuiuieii für sich und l> für den Kapitalisten, oder von jeder Stunde die eine Hälfte für sich und die andre für den Kapitalisten arbeitet, so auch hier, ob man sagt, jedes einzelne Stück aei halb bezahlt und halb unbezahlt, oder der Preis von 12

T. J. Dunninff: ,Trade'8 Uniona and Strikes. Loiid. 1860", p. 22. *') Wie dafl gleichzeitige Nebt urinander dieaer zwei Formen des Arbeits- lohns Fabrikanteii{)rcllereien begünstigt: „A factory employs 400 people, tho half of which work by the piece^ and liave a direct iaterest in working longer honn. The otker WO aie paid by the day, work equally long with the other'', and get no more money for their overtini^ . . The work of these 200 people for half an hour a day is equal to one pcrttou's work for 50 hours, or Ol one person's labour in a week, and is a positive gain to the em- ployer." (,^porto of Tnj*p. of Fact. 31 st October 1860", p. 9.) „Over- working, to a very considt raMc extent, still prevails; and, in nio?t instnnces» willi tbat aecuritj agaiust Uet^ction and poniahment which tho law itöelf affordi. I haTO in many foriner reporta shown . . . tiie injury to all the' workpeople who are not employed on pietc-worlc, hvit receive weekly wagea." Leonhard Homer in „Reports of Insp. of Fact. dOth April 1859", p. 8, 9.

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St&eken enetee nur den Werth der Arbeitskraft, wShrend in den 12 andern eich der Mehrwertb verkörpere.

Die Form des StAeUduis ist ebenso iixalioDetll ah die des Zeit- lohns. Wihrend s. R zwei Stück Waare, nach Abmg des Werths der in ihnen an^neiehrten Froduktionsmittel, als Produkt einer Arbeitsstunde 6 d. werth sind, erhSlt der Arbnter ftlr sie einen Preis Ton 8 d. Der StficUohn drückt unmittelbar in der That kein Wertii?erb&ltniBS aus. £Ss handelt sieh nicht darum, den Werth des Stfleks durch die in ihm verkörperte Arbeitsseit zu messen, sondern umgekehrt die vom Arbeiter yerausgabte Arbeit durch die Zahl dm von ihm prodooirten Stücke. Beim Zeitlohn misst sich die Arbdt an Huer unmittelbarai Zeitdauer, bdm Stück- lohn am Prodaktenqnantum, worin Arbeit wShrend bestimmter Zdtdauer yexdichtet*^. Der Preis der Arbeitszeit sdtbst ist schliesslich bestimmt durch die Gleichung: Werth der Tages- arbeit s= Tageswertk der Arbeitskraffc. Der Stücklohn ist also nur eine modificirte Form des Zeitlohns.

Betracliten wir iiliq ctwai> näher die clmrakteristischen Eigen- thümlichkeiteii des Stücklohns.

Die Qualität der Arbeit ist hier durch das Werk sellist kontro- lirt, das die durclischmttliche Güte besitzen muss, soll der Stück- preis voll bezahlt werden. Der Stücklohn wird nach dieser Seite hin zu furchtbarster Quelle ?on Lohnabzügen und kapitalistischer Prellerei.

Er bietet den Kapitali^sten ein ganz bestimmtes Mafs fÖr die Intensität der Arbeit. Nur Arbeitszeit, die sich in einem vDilier bestimmten und erfahrungsiiiärsig festgesetzen Waarenquantum verkörpert, gilt als geseüschattlich nothwendii^e Arbeitszeit und wird als solche bezahlt. In den grösseren Schneiderwerkstätten Londons heisst dahrr ein (Gewisses Stück Arbeit. B. eine Weste a. s. w., Stunde, halbe Stur.de u. s. w., die Stundi' zu 6 d. Aus '\pT Praxis ist bekannt, wie viel das Durchschnittsprodukt einer Stunde. Bei neuen Moden, Reparaturen u. s. w. entsteht Streit zwischen Anwender und Arbeiter, ob ein bestimmtes Arbeitsstück = einer Stunde u. s. w,, bis auch hier die Erfahrung entscheidet, .\ehnlich in den Londoner Möbelschreinereien u. s. w. Besitzt der Arbeiter nicht die diircbschmttliehe Leistongs&higkeit, kann er

,iLe salaire peut se mesurer de dcux mani^res: ou nur la dur^ du tra^ndl, on sur bou prodnit/' (^.Abr^ge ^4menteiie des principes de PEcon. PoL Paris 1796". p. 32.) YecnMer dieser snonymeo Schrift: G. Garnier.

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daher ein bestimmtM MioiiDiua Tom Tagwerk niekt lieÜBm, ao ent- Itefe man üin^*).

Da Qualität und InfeenntSt der Arbeit bier durdi die Form des ArbeitBlobna selbat kontrolirt weiden^ macht aie gioeBen Theil der ArbeitBanMcht aberflOang. Sie bildet daher sowohl die Chnmdlage der froher geadiilderteii modernen Hausarbeit als eines hieranduach gegliederten Sjslems der Exploitation und ünterdradrang. Das letstere besitzt awei Omndfonnen. Der Stflddohn erleichtert einer- aeifes das Zwischeaachieben Ton Panuiten zwiachen Kapitalist und Lohnarbeiter, üntenrerpachtong der Arbeit (subletting of laboor). Der Gewinn der Zwisehenperaonen fliesst ansschliesslich aoa der Differenz zwiaehen dran ArbrätsiweiB, den der fiapitafiat zahlt, und dem Theil di^es Preises, den sie dem Arbeiter wirklich zukommen lassen '^^). Diess System heisst in England charakterisidsch das „Sweating-Systeni*' (x\uöüchweissungssystem). Andrerseits erlaubt der Stücklohn dem Kapitalisten mit dem Hauptai heiter in der Manufaktur mit dem Chef einer Gruppe, in den Mmeii luit dem Ausbrecher der Kohle u. s. w., in der Fabrik mit dem eigentlichen Maschinenarbeiter einen Kontrakt für so viel per Stück zu Bchliessen, zu einem Preis, woftir der Hauptarbeiter selbst die An- werbung und Zahluno; semer Httlfsarbeiter übernimmt. Die Exploitation der Arbeiter durch das Kapital verwirklicht sich hier vermittelst der Exploitation des Arbeiters durch den Ar- beiter'^^).

Den Stücklohn gegeben, ist es natürlich das persöuliche Inter- esse des Arbeiters, seine Arbeitskraft mögUchst intensiv anzu- spannen, was dem Kapitalisten eine Erhöhung des Normalgrads der Intensität erleichtert^^*). Es ist ebenao das persönliche Inter-

^ „So müch weight of eotton is deliver^d to him [fhe vpinner], and he

has to return by a certain time, in lieu of it, a given weight of twist or yarn, of n certain degree of fineness, and he in paid ho much per poimd lor thai he m rcturnn. If hin work defective iu quality, tbe penalty falls on him; if less in qaantity than tbe minimam flxed for a giwea time, he h dismisBed and nn nbler operative procured." (Ure, 1. r ji 317.)

,,Tt !H when work passes through t^everal hauds, each of w liii h i? to take a öhaxe of profita, while uuly the last doeü the work, ihat the uav which reaches tne workwoman is miMrably disproportioned.'* („Cfliild. Empl. Cnmm." II. Rep., p. LXX, n. 424.)

Si ll)-t der apoh)geti.schc Watts bemerkt: ,,It would be a great im- proveiueai to the syateoi of piece-work, if all the inen employed ou a Job wei» partners in the contimetf each acoordiDg to his abiliües, üutead of one man being interested in ovrrworking his fellows for his own benefit." (1. c. p. 53.) lieber die Gemeinheiten dieses Svatema vgl. „Child. Empl. Oomm." Rep. lU, p. GG. u. 22, p. 11, a. 124, ji. XI, n. 13, 53, ö9 U.8.W. ^^•) Dietem natarwflehngen Bsealtet wiid oft kttnitlieh unter die Arne

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ene Arbeiters, den Arbeitstag zu verlängern, weil damit sein Tages- oder Wochenlohn steigt '^'). Es tritt damit die beim Zeii- lolm bereite geschilderte Reektion ein, abgesebn dftTon» daae die Verlängerung des Arbeitstags, selbst bei konstant bleibendem diflcklobii, an imd sich eine Senkong im Fkeise der Arbeit dnieddunt.

Beim Zeitldu hcneebt mit wenjgMi AvemlmMn gleielwr Azbeili^ lobn flr dieselben Fnnklaonen, wSkiend beim SttLoldohn der Freie dw AzbeÜBieil zwar dnroh em beakumnfcea F^xlnUenqnanlnm ge- mesMn ist, der Tag»- oder Wochenlohn dagegen weckaelt mit der indiTidnaUen Yerscyedenheit der Arbeitert wovon der eine nnr daa Mimmnm des Prodokts in einer gegebnen Zeit liefert, der Andre den Dnrbhaehnitt, der Dritte mehr ab den Darchachnitt In Bezug aaf die wirkliche Einnahme traten hier alao groase Difietenaen ein je nach dem wachiednen Geaduck» Kraft, Aurgie, Aaadanar n. 8. w. dar indiridlinllen Arbeiter*^). Dieaa fiadert natürlich mcbta an dem allgemeinen TerhiltniiB awiMhen Kapital und Lohnarbeit BrBtena gleichen aidh die individnellen üntnadnade Ar die Ge* sammtwerkststt ans, so daee sie in einer beatimmten Arbeitaaeit das Durchschnittsprodnkt liefert and der gezahlte Gesammtlohn

MBiAiL Z. B. im Engineering Trade ¥on London gilt ea al» herkömm- Qener trick, „da« der Kapitelist einen lia&n von flb«rlegii«r physischer Kraft

und Fertigkeit zum Chef einer ArbeiteranzÄhl auawählt. Kr zahlt ihm viertel- jährlich oder in andren Terminen einen Zuschusßlohn unter der Uebereiukunft, alles mögliche aufzubieteu, um seine Mitarbeiter, die nur den gewöhnlichen Lohn eroslten, zur ftussersten Nadieiferong anzustacheln . . . Ohne weitere«! Kommentar erkl&rt diess die Tviipitalistenklnpr über,, Lähmung; derThritlgVeit oderüberlepenerfTe^rhickli« hkeit und Arbeitskraft (,,.st)riting theaction, supo* rior skiii Äiid working power ') durch die Xrade'a Unions." (Dunning 1. c. p. 22, 28.) Da der Verfasser selbst Arbsitcr und Seikitttlr einer Trade'« Union, könnte dieaa für Uebertreibung pcitpn. Aber man sehe z. B. die ,hipbly rtspectable" agronomische Cyclopädie von J. Ch. Morton, Art. „Lttbourer ", wo diese Methode den Pächtern als probat empfohl«! wird.

„All thoee who are paid by pieoe-work . . . profit by the tiansgreMion of tne legal limita of wor\. This Observation as to the willingTiess to wnrk overtime, is eepecially applicable to the women employed as weavera and reelers." G»ß«p. of Insp. of Fact. 80th AprU 1868**, p. 9.) .yDiess Stücklohn- syatemt so foitkeilhaft fAr den Eapitaliatsn . . . strebt direkt, den jungen Töjtfcr 7,u grosser üeberarbeit zw ermuntern, wahrend der 4 oder 5 Jahre, worin er per Stück, aber zu niedrigem Freis, bezahlt wird. Es ist diess eine der gössen Ursachen, denen die phynsche Degeneration der TOpfer aoz uschreiben ist." („Child. £mpL Comm." ]. Bep. p. XIII.)

**) „Where the work in Bny tnide in pnid fnr by tne pieoe at so much per Job . . . wages may very materially dilier in arnoont , . . Bat in work 07 flie day tbere ft mendly an nniform late . . . recogniaed by botk enpleyer and emplovea as the Standard of wages for the genevtl nm of workmen in the tnoe.^ (Domiing 1. c 17.)

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der Durchsclmittslohn des Geschäftszweigs sein wird. Zweitens bleibt die Proportion zwischen Arbeitslohn und Mehrwerth unver- ändert, da dem individuellen Lohn des einzelnen Arbeiten die von ihm individuell gelieferte Masse von Mehrwerth entspricht Aber der gitaeie SpielraiUDf den der Staddohn der IndiTidualität bietet, strebt einerseits dahin, die Individnalitfit und damit Freiheiteigefiah], SelbetSndigkeit und Selbstkontrole der Arbeiter m entwickeln, andrerseitB ihre Eonkurrenas unter und gegen emander. Er hat daher eine Tendenz, mit der Erhebung indindueller Arbeitslöhne ttber das DurchschnittmiTeau diess Niveau selbst zu senken. Wo aber bestimmter StUcUohn sich seit bmge traditionell befestigt hatte und seine Herabsetzung daher besondre Schwierigkeiten bot, flflehteten die Meister ausniJunsweis auch zu seiner gewaltsamen Verwandlung in Zeitlohn. Hiergegen z. R 1860 grosser Stzike unter den Bandwebem von Coventry^). DerStQcklohn ist endlich eine Hauptstütze des früher geschilderten Stundensvstems**).

Aus der bisherigen Diii-stt'lkmg ergibt sich, class der Stücklohn die der kapitalistischen Produktionsweise entsprechendste Form dts Arbeitslohns ist. Obgleich keineswegs neu, er ßgurirt uebeu

^) ,,Die Arbeit der Handwerksgesellen regelt sich nach dem Tag oder

nach dem Stück (k la joum^e ou k la pifece) . . . Die Meister wissen unge- fÄhr, wie viel Werk die Arbeiter tiglich in jedem mutier verrichten können, und zahlen sie daher oft im Verhftltnias zum Werk, das sie verrichten; ao arbeiten diese Gesellen, so viel sie können» in ihrem eignen IntereiM, ohne weitere Beaufsichtigung." (Cantillon: „Essai sur laNature du Commerce en General Amst. Ed. 1756, p. 185 u. 202. Die erste Ausgabe erschien 176Ö.) Cantülou, aus dem (^ueanay, Sir James Steuart und A. Smith reichlich ge- •diftpft lutben, stellt hier also sdion den Stücklohn als hlow modifidrte Form des Zeitlohns dar. Die französische Ausgabe Cantillon's kündigt sich auf dem Titel als Uebei^etzung aus dem Englischen an, aber die englische Ausgabe: i,The Analysis of Trade, Commerce etc. by Philip Gantillon, late of tfae City of London, Merchant", ist nicht nur spftteren Datums (von 1759), sondern enveist sich durch ihren Inhalt als eine spätere Bearbeitung. So z. B. findet sich in der französischen Ausgabe Hunie noch nicht erwähnt, während umgekehrt in der englischen Pettv kaum mehr fignrirt Die en|:lisehe Ausgabe ist theoretisch nnbedentenaer, ent* hält aber allerlei specifisch auf englischen Handel, Bullionhandel u. s. w. Bezügliches, was im französischen Text fehlt. Die Worte im Titel der englischen Ausgabe, wonach die Schrift „Taken chiefly from the Manu- Script of a Tery ingenions Ctontleman deceaaed, and adapted ete.'S scheinen daher mehr als blosse, damals sehr übliche, Fiktion.

**) „Combien de fois n'avons«nous pas vu, dans certains ateliers, embaucher beaucottjD plus d'uuvriers que ne le demandait le tmvail ä mettre en maint donvent, dans la pr^vision d'nn tiSTail altetoire, quelquefois mtaie imaginaire, on admet d^ onTriem: eMBUe on les paie aux piöces, on se dit tiu'on ne court aucun risque, parce que toutes les pertes de tem]>3 aeront ä la charge des inoccup^s." (H. Gregoir: .»Lea Typographes devaut le Tribunal Gkwiectionnel de Bmxelles/« Bmzellei 1865, p. 9.

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dem Zeitlohn offiziell u. a. in den französischen und englischen Arbeiters tatiitan des Yienehaten Jahrhunderts gewinnt er doch mt grössren Spielraum während der eigentlichen Manufaktur- periode. In der Sturm- und Drangperiode der grossen Industrie^ namentlich Yon 1797 bis 1816, dient er als Hebel zur Ycrlangrung der Arbeitezeit und Herabsetzung des Arbeitslohns. Sehr wichtiges filaterial fStr die Bew^rung des Arbeitslohns während jener Periode findet man in den Blaubflchern: „Report and BTidenoe ftom tfae Select Oommittee on Petitions respecting Üie Com Laws** (Paria* mentsseasion 1613—14) und: „Reports firom the Lords' Oommittee, on the State of the Growth, Commerce, and Consumption of Qrain, and all Laws rdating thereto". (Session 1814 15.) Man findet hier den dokumentarischen Nachweis ftr die fortwahrende Senkung des Arbeitspreises seit dem Beginn des Antijakobinerkriegs. In der Weberei z. B. war der Staddohn so gefidlen, dass trotz des sehr Terlingwten Arbeitstags d«r Taglohn jelct niedriger stand als ▼orher. „Die reale Einnahme des Webers ist sehr viel weniger als früher: seine Superioritat über den gewöhnlichen Arbeiter, die erst sehr gross war, ist fast i^anz verschwunden. In der That, der Unterschied in den Löhnen gt'schickt«jr und gewöhnlicher Arbeit ist jetzt viel unbedeutender als während irgend einer früheren Periode"**). Wie wenig die mit dem Stücklohn gesteigerte Inten- sität und Ausdehnung der Arbeit dem ländlichen Proletariat fruch- teten, zeige folgende einer Parteischrift für Landlords und Pächter entlehnte Stelle: ,,Bei weitem der crrössere Theil der Agrikultur- operationtii wird durch Leute verriihtet, die für den Tag oder auf Stückwerk gedungen bind. Ihr Wuchenlohu beträgt ungefähr 12 sh.; und obgleich man voraussetzen mag, dass ein Mann bei Stücklohn, unter dem grösseren Arbeitssporn, 1 sh. oder vielleicht 2 sh. mehr verdient als beim Wochenlohn, so findet man dennoch, bei Schätzung seiner Gesammtemnahme, dass sein Verlust an Be- schäftigung im Lauf des Jahrs diesen Zuschuss aufwiegt

Man wird ferner im Allgemeinen finden, dass die Löhne dieser Minner ein gewisses Yerhältniss zum Preis der nothwendigen Lebensmittel haben, so dass ein Mann mit zwei Kindern ffthig ist, seine Familie ohne Zuflucht zur Pfiureiunterstützung zu erhalten" Malthos bemerkte damak mit Bezug auf die vom Parlament Ter-

,3einarks on the Ck>iiimerGiAl Policy of Great Biitain. London ISld'S p. 48.

tfA. Defeuce oi iht Landowoers aod FariuerH of Great Britaiu. Loud. 1814» p. 4, $.

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öffentlichen Thatsachen: „Ich gestehe, ich sehe mit Missvergnügen die grosse Ausdehnung der Praxis des StUckloliiis. Wirklich harte Arbeit während 12 oder 14 Stunden des Tags, für irgend läDgexe Zeitperioden, ist zu viel für ein menschliches Wesen"

In den dem Fabrikgesetz unterworfenen Werkstätten wird Stück- lohn allgemeine Regel, weil das KAjdtaL dort den Arbeitstag nur noch intensiT ausweiten kann*^).

Mit der ireehseliiden Produktivität der Arbeit stellt dasselbe Prodoktenquantam wechselnde Arbeitszeit dar. Also wechselt auch dar StttcUohn, da er Preisausdrnck einer bestimmten Arbeitsseit* In unserem obigen Beispiel wurden in 12 Stunden 24 St&ck pro- dneirti w&hrend das Werthprodukt der 12 Stunden 6 sh. war, der Tageswerth der Arbeitskrt^ 8 sh., der Preis der Arbeitsstunde 3 d. und der Lohn fttr ein Stück 1^, d. In einem StBek wir ^Vrbeitsstonde eingesaugt. Liefert derselbe Arbeitstag nun etwa in Folge verdoppelter Produktivitfit der Arbeit 48 Stück statt 24» und bleiben alle andern Umstände unreriodert, so nnkt der SMek-

lohn TOn iVt ^ */4 ^ ^ % ArbeitBrtlmde dantellt 24 X iVt ^^9*1^ vnd ebeoM» 48 X ^ B sL In anderen Worten: Der Stüddolin wird in demeelben VeiltiltnieB liemnteiigeBetrti w<nnn die Zahl der iriOnend dmelbeB Zeit prodooirten StOdte wSdist*^ abo die auf daaaelbe StHek Terwandte ArbeitBieit abniniini Dieaer Wecbaal dea StOcik- lofalia, soweit rdn nomineO, mft beattodig» Kämpfe awiaohen Ka- pitalist nnd Arbeiter berror. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwaiid benntst, nn wirUicb den Pkeia der Arbeit hofabsnaetnOf oder weil die gesteigsrte ProdnktiTkraft der Arbeit von gesteigerter

MalthuB. .Jnquiry into the Naturr etc. of Rent, London 1815."

„Die Arbeit«! auf Stücklohn bilden wahracljcinlich ^/^ aller Arbeiter in den Fabriken." („Reports of Insp. of Fact. for i30th April 1858", p. Ö.)

^ „The productive power of Iiis spinning madüae is accuratelj meMored» and the rate of pay for work done with it decreaaes with, though not an, the iucreHäe of its productive power." (Ure 1. c p H17.) Letztre apologe- tische Wendung hebt Ure selbst wieder auf. Er gibt zu, daßs bei einer Terlftngnmg der Mule z. B. eine zunfttzliche Arbeit aus der VerlAngrung entspringt. Die Arbeit nimmt also nicht in <!( rn Mafse ab, worin ihre Pro- doktivitAt wächst. Femer: „By this increase ilie productiTC power of the madiine will be augmented one-öfth. When this event happens, the Spinner will not be paid at the same rate for work done as he was before, bot aa that rate will not be diminished in the ratio of one-fifth, the improvpment will augment his mouey-eamings for aoy given member of houis'work" aber, aber „the foregoing statement reqnires a certain modification .... the Spinner has to fiay something additional for juvenile aid out of hia additional sixpence, accompanied by diaplacing a portion of ndultB", (1. c, p. 321) was keineswegs eine Tendenz zur Steigerung des ArbeitelohiiB bat,

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Intensität derselben begleitet ist. Oder * weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein Produkt gezahlt werde und nieht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt, welcher die Heral^tzung im Yeikaii&* preis der Waare nicht entsprichi „Die Arbeiter überwachen sorg- fiUtig den Freie des Rohmaterials und den Preis der fabricirteii Qttter und sind so fähig die Profite ihrer Meister gei»n 2u ver- aasdilageii***^). Sokheii Anasprueh fertigt das Kapital mit Bedit als groben Irrthom Uber die Nalnr der Loluuyrbett ab*^. Ss setert Üb« diese AinnaTsung SIsiieni auf den Fortochxitt der iDdwtrie an legen imd erklSri nmdweg, dass die FtodnktiTitfit der Arbeiter den Arbdter ttberbaapi niobts angebt^

Zwanzigstes KapiteL

Nattmle YenehMeilittIt der ArMMdliM.

Im ftafzehnten Kapitel beech&ftigten uns die msmuglbeben Kombinationen, welche einen Wechsel in der absolnten oder rela- tiven (d. h. mit dem Mehrwerth verglichenen) WerthgrCese der

Arbeitekraft hervorbringen kann, während andrerseits wieder das

Quantum von Lebensmitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisirt wird, von dem Wechsel dieses Preises uiiabhanj^ip^e"') oder verschiedne Bewegungen durchlaufen konnte. Wie bereiU bemerkt, verwandeln

H. Fawcett: „The Economic Position of tho British Laboartr".

Cambridp^e and London 1865, p. 17*^.

•*) Im Londoner Standard vvm 26. Oktober l^^l findet mau ]5<'rirht über eiüeD l^roceaa der Firma John Brighl et Co. vor den Kochdale Magistrates „to prosecute for intimidation tne agents of fhe Carpet Weavers Tradee I^nion. "Rn'glit's pnrtnpr? had introdueed tiqw machinery which would turn out 240 yards of carpet in the time and with the labour (!) previously re- (juired to produce 160 yarde. The workmen had uo claim whatever to share in the proflts mado hy the Investment of their emplojer'B capital in mecha* nical improvements. Accordingly, Messra. Bright propnsed to lower tbp rate of pay from PL d. per yard to 1 d., leaving the earumgs of the men exactiy the same as betöre for the same labour. Bat there was a nominal redaction, of which the operatives, it is asserted, had not fair waming before hand."

,,Trade8 Unions in ihrer Rncht, den Arbeitslohn aufrpcht 7m halten, suchen an dem Profit verbesäerter Maschinerie Theil zu nehmen! ((Quelle koneurl) . . . sio Teritagon höheren Lohn, weil die Arbeit verkürzt ist . . . in tndflran Worten, sie streben eine Steuer auf induBtrielle Verbesserungen TO legen.* (,,0n Comhination of Traden New Edit. Lond. 1834", p. 42.)

a„It is not accurate to say that wages (handelt sich hier um ihren y mn Inereaaod, hoeamo tiiov purchase mofd of m ehester ufkH».^ (DATid Buchanan in leinv Aufgabe von A. Smith*«, ^Wfl«lth olo.<* 1814, y, l, p. 417 Note.)

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sich durch einfache Uebersetzung des Werths, resp. Preises der Arbeitskmfb in die exoterische Form des ArbeitelohDS alle jene Gesetze in G^eeetze der Bewegung des Arbeitslohns. Was inner- halb dieser Bewegung als wechselnde Kombination, kann fttr ver- achiedne Länder als gleichzeitige Verschiedenheit nationaler Arbeits- Idlme Qischeinen. Beim Vergleich nationaler Arbeitslöhne sind alflo alle den Wechsel in der Werthgro&se der Arbeitskraft be- stimmende Momente zu erwägen, Preis und Umfang der natür- lichen und historisch entwickelten ersten Lebensbedürfnisse, Er- ziehungskosten des Arbeiters, Rolle der Weiber- und Kinderarbeit, Produktivität der Arbeit, ihre extensive und intensive Grösse. Selbst die oberflächlichste Vergleichung erheischt, mnSchst den Durehschnitts-Tftglohn fGlr dieselben Gewerbe in verschiednen Landern auf glek^ grosse Arbeitstage zu redudren. Nach solcher Ausgleichung der Tagldline, muss der Zeitlohn wieder in Stück- lohn übersetzt werden, da nur der Idietere ein Gradmesser sowohl fOr die Produktivität als die intensive GiOsse der Arbeit

In jedem Lande gilt eine gewisBe mittlere Intensitit der Arbeit, unter welcher die Arbeit bei Produktion einer Waare mehr als

die gesellschaftlich nothwendige Zeit verbraucht, und daher nicht als Arbeit von normaler Qualität zählt. Nur ein über den natio-

iKilen Durchschnitt sich erhebender Intensitätsgrad ändert, in einem gegebnen Lande, das Mafs des Werths durch die blosse Dauer der Arbeitszeit. Anders auf dem Weltmarkt, dessen integrirende Theile die eiuzeiueo Länder sind. Die mittlere Intensität der Arbeit wechselt von Land zu Land; sie ist hier grosser, dort kleiner. Diese nationalen Durchschnitte bilden also eine Stufen- leiter, deren Mafseinheit die Durchschnittseinheit der universellen Arbeit ist. Verglichen mit der weniger intensiven, producirt also die intensivere nationale Arbeit in gleicher Zeit mehr Werth, der sich in mehr Geld ausdrückt.

Noch mehr aber wird das Werthgesetz in seiner internationalen Anwendung dadurch modificirt, dass auf dem Weltmarkt die pro- duktivere nationale Arbeit ebenfalls als intensivere zählt, so oft die produktivere Nation nicht durch die Konkurrenz ge- zwungen wird, den Verkaufspreis ihrer Waaie auf ihren Werth zu senken.

Im Mals, wie in einem Lande die kapitalistische Produktion ent* wickelt ist, im selben Mals erheben sich dort auch die nationale Intensität und Produktivität der Arbeit Ober das internationale

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Niveau'**). Die verschiedenen Waarenquanta derselben Art, die in verschiedenen Ländern in gleicher Arbeitszeit produciit werden, haben also ungleiche internationale Werthe, die sich in yerschie* denen Pieosen ausdrücken» d. h. in je nach den internationalen Werthen yerschiednen Geldsammen. Der relatiye Werth des Geldes wird also kleiner sein bei der Nation mit entwickelterer kapita- liatiaeher ProdnktionawetBe ak bei der mit wenig entwickelter. Folgt alBo, daas der nomindle Arbeitslohn, das Aeqnivalent der Arbeitskraft ausgedruckt in Geld, ebenfidls bdher sein wird bei der ersten Nation als bei der zweiten; was keineswegs bessgt, dais diess anch für den wirkb'dien Lohn gilt, d. h. fOr die dem Arbeiter zor Verfügung gestellten Lebensmittel

Aber auch abgesehn von dieser xektiven Yeischiedenheit des Geldwerths in yerschiedenen LSndiem, wird man bfiufig finden, dass der Tages-, Wochen-, etc. Lohn bei der ersteren Nation höher ist ak bei der sweiten, wftbrend der relative Arbeits- preis, d. h. der Arbeitspims im Yerbfiltniss sowohl zom Mehr- werth wie znm Werth des Produkts bei der sweiten Nation höhor steht als bei der ersteren**).

J. W. Oowell, Mitglied der Fabrikkommission von 1888, kam nach sorgi altiger Untersuchung der Spinnerei zum Ergebniss, dass „in England die Löhne der Sache nach niedriger für den Fabri- kanten sind als auf dem Kontinent, obwohl sie für den Arbeiter höher sein mögen" (Ure, {). 314). Der englische Fabrikinspektor Alexander Iledgrave weist im Fabrikbericht vom 31. Oktober 1866,

An andrer Stelle werden wir uotersuchen, welche Umstände, in Be- ziehung auf die Produktivität, dietts Gesetz für einzelne Pruduktiou8zweige modilleuren k^tainen.

**) Jamea Anderson Vinricrl^t in Polemik gegen A. Smith: „Tt deserve;* likewise to be remarked, liuii although the apparent price of lahour is usuallv lower iii pour countries, vvher© the produce of the soil, and grain iugeuerid, is cheap; yet it is in fact for the most part ntAlj higher than in other countriert. I'nr it is not the wage«i tlmt is givon to the labourer per day that constitutes the real price of lal)()ur, altliongb it is its apparent priee. Tlie real price is that which a certain quautity o^ work performed actually costo the employer; and oonsidered in this light^ Ubonr is in almost all cases cheaper in rieh rcuntries than in those th:\t arc j oorer, althoiigh the price of grain, aud other provisions, is usually much lower in the la.st than in the first . . . Labour estimated by the day, is much lower in Scotland than in England . . . Labour hy the piece gmerally cheaper in England/' (James Anderson : ,,Ob8ervation8 on the means of exciting a spirit of National Industry etc. Edmb. 1777", p. 350, 351.) UuiKekehrt producirt ihreraeiu* die Niedrigkeit des Arbeitslohns Vertheurung der Arbeit. „Labour being dearer in Irelaud than it is in England . . . ! < < ause the wages are so mncb lower." (N. 2079 in Boyal Commiasion on Kaüwaya, Minutes. 1867.)

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durch yergleichende Statistik mit den Kontineiitalstaaten nach, das» trotz niedrigerem Lohn und viel längerer Arbeitneit die kon- tmentiüe Arbeit, yerhältnissmäTsig zum Produkt, theurer ist als die englLsche. Ein englischer Direktor (manager) in einer BaumwoU- fiibnk in Oldenburg erklart, dass dort die Arbeitszeit Ton Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends wihrt, Samstags eingeschlossen, amd dass die dortigen Arbeiter, wenn ontar englischen Arbeitsaufiaeheni, wihread dieser Zeit nicht ganz so viel Produkt liafem als Eng- linder in 10 Stunden, uiter deutsohen Arbeitmn&eheni aber noek yM wsmgar. Der Ldin sidie Tid tiefer als in England in fielaB EVUan nm 60%, aber die Zahl der Hl&ide im TerhaUniss aar Maschinerie sei Tiel grOeser^ in verschiedenen DepartementB im VerhÜtoiss von 6:8, Herr Bedgrave gibt sehr genaue Details über die rassischen Banmwolliabriken. Die Data smd ihm ge» liefert dueh einen dort noch kflralioh hesehfiftigten e^gUsciMBi manager. Anf diesem rassischen Boden, an allen Infamien ao fruchtbar, stefan aoch die alten Qrenel aoa der Sndheitqperiodo der englischen fiictories in tollster Blflthe. Die Dirigenten sind natllrlidi Englinder, da der eingeborene rassische Kapitalist nieht für das Fabrikgeachift tangt Trots aller üeberarbeit, forUanftnder Tag» nnd Nachtarbeit nnd schmahKchstsr Untenahlnng der Arbeiter, Tegethrt das rassische Fabrikat nur durch Frohibitbn des analia- diachsn. Ich gebe echlimslieh noch eine TOigleiehende üeber* sieht des Hem Bedgrafe fiber die Durchschnitts-Spindeln^l per Fabrik und per Spinner in yerschiednen Landern Europas. Herr Redgrave bemerkt selbst, dass er diese Zahlen vor einigen Jahren gesammelt bat, und dass seit der Zeit die Grösse der Fabriken und die Spindelzahl per Arbeiter in England gewachsen seien. Er unterstellt aber verhiiltnissmälsig gleich grossen Fortschritt m den aufgezählten Kontinentalläridern, so dass die Zahlenangaben ihren komparativen Werth behalten hätten.

Durohschnittsanaahl von Spindeln per Fabrik.

In England Durchschnittszahl

Yon

Spindeln auf je eine Fabrik 1 2,600

In der Schweiz

i>

»

»

fl st w

8 000

In Oestreich

n

»

n n n

7 000

In Sachsen

n

»

n

n n n

4 500

In Belgien

n

»

n ft n

4 000

In Frankreich

V

nun

1 500

In Preussen

n

*i

n

n n V

1500

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Dnrclisehiiittsanzalil yon Spindeln per Kopf.

In Frankreich eine Person auf 14 Spindeln

Li Hussland 28

In Preussen « «37

In Bai er n „46

In Oestreich 49

Tn Belgien » » 50

In Sachsen 50 »

In den kleinem deutschen

Staaten ^ &6 »

In der Schweiz » n »

In Groasbritannien » 74

„Diese YergleichuDg", sagt Herr Redgrave, „ist, ausser andren Gründen, besonders auch desswegen für Grossbritannien ungünstig, M'( il dort eine sehr grosse Zahl Fabriken existirt, worin die Maschinenweberei mit der S})innerei verbunden ist, während die Rechnung keinen Kopf fär die Webstühle abzieht Die auswärtigen Fabriken sind dagegen meist blosse Spinnereien. Könnten wir genau Gleiches mit Gleichem vergleichen, so könnte ich viele Baumwollspinnereien in meinem Distrikt auMhlen, worin Mules mit 2200 Spindeln Ton einem einzigen Mann (minder) und zwei Handlangerinnen ftberwaeht und täglich 220 Pfund Garn, 400 (englische) Meilen in LSnge, fabricirt werden." („Reports of Insp. of Faci 81st Oki 1866, p. 31—37 passim.)

Man weiss, dsss in Osteuropa sowohl wie in Asien englische Gompagnien Eisenbahnen in Bau übemonunen haben und dabei neben einheimisolien auch eine gewisse Zsbl englischer Ar- beiter verwenden. Durch praktische Kothwendigkeit gezwungen, so den nationalen Unterschieden in der Intensität der Arbeit Rechnung zu tragen, hat ihnen das keinen Schaden gebradit. Dire Erfiüirung lehrt, dass wenn auch die Höhe des Lolmes mehr oder weniger der mittleren Arbeitsintensit&t entspricht, der relative Ar- beitspreia [im Yerhaltniss zum Produkt] sidi im Allgemeinen im entgegengesetzten Sinn bewegt

Id „Yersuch über die Rate des Arbeitslohns*'*^, einer seiner frühsten dkonomischen Schriften, sucht H. Garej nachzuweisen, dass die verschiednen nationalen Arbeitslohne sich direkt verhalten

•\ .,E80

of ÜM

fEssay ou the Bäte of Wa^es: with an Ezamination of the Cause« ) Differenees in the OonditioDS of fhe Lsbonring Popolation throog- hout the World. FhiladelpUa 1865/'

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wie die Ftodvkliiit&tBgnide dar nationalen Arbeitstage, um aus dieaem internationalen YerbSltnias den Sddiua an ziehen, daaa der Ärbeitalolui überhaapt ateigt und fiOlt wie die ProdnktiTitat der Arbeit ünare ganze Analyse der Produktion dea Mebrwertha b<^ weist die Abgesdimacktheit dieser Sdüossfolgerang, bfttte Garey selbst seine Piimisse bewiesen, statt aeiner Qewobnheit gemals nnkritiscb nnd oberflacUieh zusammengerafftes statistiaebes Material konterbont dordteinander zn würfeln. Daa Beste ist, dass er nicht behauptet, die Sache yerhalte sich wirklich so, wie sie sich der Theorie nach Terhalten sollte. Die Staatseinmischung hat nSmlibh das naturgemäTse ökonomische Verbal tniss verfälscht. Man muss daher die nationalen Arbeitslöhne so berechnen, als ob der Theil derselben, der dem Staat in der Form von Steuern zufallt, dem Arbeiter selbst zufiele. Sollte Herr Carej nicht weiter darüber nachdenken, ob diese „Staatskosten" nicht auch „naturgemiiljNe Früchte" der kapitalistischen Entwicklung sind? Das Raisonne- ment ist ganz des Maniitö würdifi, der die kapitalistischen Pro- duktionsverhältnisse erst für ewige Natur- und Vemunftsgesetz»^ erklarte, dt icii frei harmonisches Spiel nur durch die Staatseii - niischung gestört werde, um hinterher zu entdecken, dass Englands dial>olischer Einfluss auf den Weltmarkt, ein Einfluss, der Wh' es scheint, nicht den Naturgesetzen der ka]iital istischen Produktion entspringt, die Staatseinmischung nöthig macht, nämlich den Schutz jener Natur- und Vernunftsgesetze durch den Staat, alias das Protektionssystom. £r entdeckte ferner, dass die Theoreme Ricardos u. s. w., worin existirende ge- selischaftliche Gegensätze und Widerspr&che formulirt sind, nicht das ideale Produkt der wirklichen ökonomischen Bewegung, sondern dass umgekehrt die wirklichen Gegensätze der kapitalistischen Pro» duktion in England und anderswo das Resultat der Ricardo'schen a. s, w. Theorie sind! Er entdeckte schliesslich, dass es in letzter Instanz der Handel ist, der die eingebomen Schönheiten und Har- monien der kapitalistischen Produktionsweise vernichtet Noch dnen Schritt weiter, und er entdeckt vielleicht, dass der emsige Missstend an der kapitalisüschen Produktion das Kapital selbst ist Nur ein Mann von so enteetaslicher Kritiklosigkeit und solcher Ge- lehrsamkeit de fiiux aloi yerdiente, troiz seiner protektionistischen Ketzerei, die Geheimquelle der harmonischen Weisheit emes Basfciat und aller andern freihfindlerischen Optimisten der Gegenwart lu werden«

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Siebenter Abschnitt.

Der AkkumulationsprooeBS des Kapitals.

Die Verwandlimg einer Geldsumiiie in Produkttonamittel und Ar^ beiUiaft ist die eisie Bewegung, die das Wertbquantom daicbmadit, das ab Kapital foogiren aoU. Sie geht yor auf dem Markt, in der Spb&re der Oirknlation. Die zweite Phase der Bewegung, der

Produktionsprocess, ist abgeschlossen, sobald die Produktionsmittel verwanden sind in VVaare, deren Werth den Wertk ilirer Bestuod- theile tibertrüFt, also das ursprüno;lich vorgeschossene Kapital plus eines Mehrwerths enthält. Diese Waaren müssen alsdann wiederum in die Sphäre der Cirkulation geworfen werden. Es gilt sie zu verkaufen, ihren Werth in Geld zu realisiren, diess Geld aufs Neue in Kapital zu verwandeln und so stets von Neuem. Dieser immer dieselben successiveu Phasen durchmachende Kreislauf bildet die Cirkulation des Kapitals.

Die erste Bedingung der Akkumulation ist, dass der Kapitalist es fertig gebraciit hat, seine Waarrn zu verkaufen und den ^TÖssten Theil des so erhaltenen Geldes in Kapital rückzuverwandeln. im Folgenden wird vorausgesetzt, dass das Kapital seinen Cirkulations- process in normaler Weise durchläuft» Die nähere Analyse dieses Processes gehört ins Zweite Buch.

Der Kapitalist, der den Mehrwerth produdrt, d. h. unbezahlte Arbeit nnmittelbar aus den Arbeitern auspumpt und in Waaren fixirt, ist scwar der erste Aneigner, aber keineswegs der letzte Eigen- thümer dieses Mehrwerths. Er hat ihn hinterher zu theilen mit Kapitalisten, die andre Funktionen im Grossen und Ganzen der geseU* schaftlichen Produktion vollziehn, mit dem Grundeigenthümera.8.v. Der Mehrwerth spaltet sich daher in Terschiedne Theile. Seine Bmchstllcke &Uen Terschiednen Kategorien ^n Peisonen am nnd erhalten vmchiednet gegen einender selbetSndige Formen, ^e Profit, Zins, Handeli^winn, Grundrente u. s. w. Diese rer- wanddten Formen des Mehrwerths können erst im Dritten Bnch behandelt werden.

Wir unterstellen hier also einerseitB, dass der Kapitalist, der die Waare produeirt, sie aa ihrem Werth Terkanft, und verweilen nicht weiter bei seiner Bfidckehr zum Waarenmarkt, weder bei den neuen Formen, die dem Kapital anschiessen in der Oirkulations- sphäre, noch den darin eingehflUt«^ konkreten Bedingungen der

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Reproduktion. AndierseitB gilt uns der kapitalistisehe Prodocent ab £igentfaümer des ganzen Mehrwertha oder, wenn man als Repräsentant alier seiner Theilnehmer an der Beute. Wir be- trachten also zunächst die AkkumulatioD abrtraki, d. h. als bloases JlonieDt des uiimiUelbaieii Prodoktionsprooesses.

80 weit ttbrigeoB Aktomiilalaoii stattfindet, gelingt dem Eqpite- listen der Verlniif der prodadrteD Waare und die Bflckrerwaod- long des aus ihr gelBeten Geldes in Kapital Ferner: Der Bradi des IbhrwertfaB in Terschiedne Stocke findert nichts an aeiaer Natur, noch an den nothwendigen Bedingungen, worin er zum Element der Akkumulation wird. Welche Proportion des Mehr- werths der kapitalistische Prodncent immer ftr sich selbst tet- halte oder an Andre abtrete, er eignet ihn stets in erster Hand an. Was also bei onsrer Dantdiong der Akktimnlation nnterstdlt wird, ist bei ihrem wirklichen Vorgang unterstellt. Andrasetta ▼erdunkeln die Zerspaltung des Mehrwerths und die yermittelnde Bewegung der Circulation die einfache Grundform des Akkumu- lationsprocesses. Seine reiiKj Analyse erheischt daher vorlüaljii^L'.-v Wegsehu von aUeu i'liaiiomenen, welche das innere Spiel bemcä Mechanismus verstecken.

Einundzwanztgstes Kapitel.

Einfache Keproduktioii.

Welches immer die pre'^pllschaftliche Form des Produktions- profPHses, er muss kontmuirlich sein oder penodisch stets von neuem dieselhen Stadien durchhiufen. So wenig eine Gesellst 'hat t aufhören kann zu konsumiren, so wenig ktuin sie authören zu produciren. In einem stetigen Zusammenhang und dem be- ständigen Fluss seiner fimeaerung betrachtet, ist jeder gesall- schaftliche Prodoktionsprocess daher zugleich Reproduktionsprocesi.

Die Bedingungen der Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine Gesellschaft kann fortwahrend produciren, d. h. reproduciren, ohne fortwährend einen Theil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuyer* wandeln, ünter sonst gleichbleibenden Umstinden kann sie ihrra Reichthum nur auf deraelben Stafeuleitsr reproduciren oder er- halten, indem ae die, wfthiend des Jahres z. &, ▼ecbnnditen Fcodnktionsmittel, d. k Arbeitemittel, Bohmateriale nnd Htd&Btolfe, in natnia dureh ein gleiches Quantom neuer Szemplare eiMtet,

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von der jährlidiffii ProduktenmaBse abgeschieden und Ton neuem dem PtoduktioneproceeB einTerleibt wird. Ein beatimmtes Quaiilmn des jähiüelien Frodokto gehört alaa der Piodoktion. Yen Haaa ans ftüt die pfodnktiTe Konamnium beatunmty enafart ea groaaenlheüa in Nataralformen, die Ton aellMft die indfndoeDe Ecm- anniti<m anaachlieaaen.

Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprocess nur als ein Mittel fttr den Verwerthungsprocess erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel, den vorgeschossnen Werth als Kapital zu reproduciren, d. h. als sich vervverthenden Werth. Die ökoiiomischr l'haraktermaske des Kapitali.steii hiingfc mir da- durch an einem Meiiöchen fest, das-s sein üeld iurt während als Kapital funktionirt. Hat z. B. die vorjreschossne Geldsumme von 100 Pfd, St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwerth von 20 Pfd. St producirt, so mnss sie das nächste Jahr u. s. f. dieselbe Operation wiederholen. Als periodisches In- krement des Kapitalwerths, oder periodische Frucht des proces- sirenden Kfipitals, erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem iiapitai entspringenden Revenue^).

Dient diese Hnvenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder wird sie ebenso periodisch verzehrt wie gewonnen, so findet, unter sonst ^^h-ichbleibenden Unistanden, einfache Reproduktion statt. Obgleich letztere nun blosse Wiederholung des Produktions- processes auf derselben Stufenleiter, drückt diese blosse ^Vieder- holung oder Kontinuität dem Processe f^ewisse neue Charaktere auf oder löst vielmehr die Schemcharaktere seines nur vereinzelten Vorgan [TS auf

Der Produktionsprocess wird einpfeleitet mit dem Kauf der Arbeits- kraft für eine bestimmte Zeit, und diese Einleitimc^ erneuert sich beständig, sobald der Verkaufstermin der Arbeit fallig und damit eine bestimmte Produktionsperiode, Woche, Monat u. s. w, ab- gelaufen iat Gezahlt wird der Arbeiter aber erat, nachdem aeiiie

*) ,Die Beiehen, welche die Produkte d( r Arbeit Andrer verzehren, er- halten sie nur durch Au?tf\nsch«;ikte ' WaarenkäiifoV Sic scheinen daher einer baldigen Erschöpfung ihrer üetfervefonds ausgeeetzt . . . Aber in der geeellsdiafklichen Ordnung hat der Beldithnm die Kraft erhidten, sich durch fremde Arbeit zu reproduciren .... Der Beichthum, wie die Arbeit and durch dip Arbeit, liefert eine jährliche Fnicht, \\^lche jedes Jahr vernichtet werden kann, ohne daäis aer Keiche ärmer wird. i>ieae Fracht ist die Beveniie, die am dem Kapital entspringt.* (Simendi: „NoiiT. Princ d'Eooa. Pol.* 1. 1, p. 81, 82.)

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Arbeitskraft gewirkt und sowohl ihren eignen Werth, als den Mehr- werth, in Waaren realisirt hat. Er hat also wie den Mehrwerth, den wir einstweilen nur als Konsumtionsfonds des Kapitalisten be- trachten, so den Fonds seiner eignen Zahlung, das variable Kapital, prodacirt» beyor es ilim in der Form des Arbeitslohnes zurückfliesst, und er wird nur so lange beschäftigt, als er ihn beständig repro- docirt. Daher die im sechszehnten Kapitel unter „II" erwähnte Formel der Oekonomen, die das Salair ala Antheil am Produkt aelbst darstellt*). Es ist ein Theil des vom Arbeiter selbst be- ständig reproducirten Produkts, das ihm in der Form des Arbeits- lohns bestandig zuruckfliesst. Der Kapitalist zahlt ihm den Waaren- Werth allerdings in Geld. Diess Geld ist aber nur die verwandelte Form des Arbeitsprodukts. Während der Arbeiter einen Theil der Produktionsmittel in Produkt verwandelt, rückverwandelt sich ein Theil seines früheren Produkts in Geld. Es ist seine Arbeit von Toriger Woche oder vom letzten halben Jahre» womit seine Arbeit yon heute oder vom nficbsten halben Jahr gezahlt wird. Die Illusion« welche die Geldform erzeugt, verschwindet sofort, sobald statt des einzelnen Kapitalisten und des einzelnen Arbeiters Kapitalisten- klasse und Arbeiterklasse betrachtet werden. Die KapitalistenklasBe gibt der Arbeiterklaase beständig in Geldform Anweisungen auf einen Theil des von der letzteren producirten und von der erstren angeeigneten Produkts. Diese Anweisungen gibt der Arbeiter der Kapitalistenklasse ebenso bestfindig zurück und entzieht ihr damit den ihm selbst zufitllenden Theil seines dgnen Produkts. Die Waarenform des Produkts und die Geldform der Waare verkleiden die Transaktion.

Das variable Kapital ist also nur eine besondre historische Er^ Bcheinungsform des Fonds von Lehensmitteln oder des Arbeitsfonds, den der Arbeiter zu seiner Seibeterhaltung und Reproduktion be- bedarf, und den er in allen Systemen der gesellschaftlichen Produktion stets selbst prodndren uimI reprodudien muss. Der ArbeitBfond flieset ihm nur hestindig in Fmrm von Zahlungsmitteln seiner Arbeit zu, weil sein eignes Produkt sich beständig in der Form des Kapitals von ihm entfernt. Aber diese Erscheinungsform des Arbeitsfonds ändert nichts daran, dass dem Arbeiter seine eigne vergegenständlichte Arbeit vom Kapitalisten vorgeschossen wird*).

*) flWages .13 well as profits are to be considered each of them as really a portion of the finiahed jproduct.'' (Kamsay 1. c. p. 142.) .Der Antheil aii den Produkt, der dem Arbeiter unter der Form des Saialn zukommt.* (J. Mill: „Elenientd etc." üehers. von Parissot, Paris 1823, p. 84.)

') ,Whea capital is employed in advancing to the workxuen hia wagea

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Nehmen wir einen Frohnbauer. Er arbeitet mit seinen eignen Produktionsmitteln auf seinem eignen Acker 2. B. S Tage in der Woche. Die drei andren Wochentage verrichtet er J*Vohnarbeit aaf dem herrschaftlichen Gai Er reprodadrt seinen eignen Arbeits- fond bestandig, nnd dieser erhalt ihm gegenüber nie die Form Ton einem Dritten fttr seine Arbeit vorgeschoesner Zahlungsmittel Im Ersatz erhfilt auch niemals seine unbezahlte Zwimgsarbeit die Form freiwilliger und bezahlter Arbeit. Wenn morgen der Outeherr den Acker, das Zugvieh, die Samen, kurz die Produktionsmittel des Frobnbauem sich selbst aneignet, so hat dieser von nun an seine Arbeitskraft an den Frohnherm zu verkaufen. Unter sonst gleich- bleibenden ümetanden wird er nach wie Tor 6 Tage in der Woche arbeiten, 8 Tage für sich selbst, 8 f&r den Exfrohnhemi, der jetzt in dnen Lolmherm verwandelt ist Er wird nadi wie vor die Prodaktionsmittel als Produktionsmittel vemutzen und ihren Werth auf das Produkt Obertragen. Nach wie vor wird ein bestimmter Theil des Produkts in die Reproduktion eingehn. Wie aber die Fiüliuarbeit die i orin der Lohnarbeit, nimmt der vom Frohnbauer nach wie vor producirte und reproducirte Arbeitsfocd die Form eines ihm vom Frohnherrn vorgeschosanen Kapitals an. Der bürgerliche Oekonom, dessen beschränktes Hirn die Erscheinungs- form von dem, was darin erscheint, nicht trennen kann, schliesst die Angren vor der Thatsache, da.ss seibat noch heutzutag der Arbeitstond nur aufinahmsweiä aui dem Erdrund in der Form von Kapital auftritt*).

Allerdings verliert das variable Kapital nur den Sinn eines aus dem eignen Fond des Kapitalisten vorgeschossncn Wprf lies ^ *), so- bald wir den kapitalistischen Produktionsprocess im beständigen Fluss seiner Erneuerung betrachten. Aber er muss doch irgendwo und irgendwann anlangen. Von unsrem bisherigen Standpunkt ist es daher wahrscheinlich, dass der Kapitalist irgend einmal durch

it adds nothing to the ftuds for the inaintenance of labour." (Cazenove in Note zu seiner ed. von Bfalthua': «Definitions in PoUt.£con. iiondon 1868*,

p. 22.)

*) «Die SnbeiBtensmtttel der Arbeiter werden noch nicht auf einem

Viertel der Erde den Arbeitern dureh Kapitalisten voigeichossen.* (Richard Jones: ,Textbook of Liectures on the JroUtb Economv of Nationi.** Hert- ford 1852, p. 15.)

„Though we maanfaetofer (i. e. Manolalctiirarbeiter) haa his waM«

advanced to him by bis nuurter, he in reality costs him no expense, the value of these wages beintr trenerally reserved, together with a profit, in the improved value of the subject upon which tus labour is bestowed.* (A. Smith 1. c. Book H, ch. p. 811.)

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irgend eine, von unbezahlter fremder Arbeit unabhängige, ursprüng- liche Akkumulation Mdbeeitawr ward, nnd daher den Markt lüa KinÜBr Ton Arbeitsknll beaehvnten konnte. Indess bewirkt die blosse Kcmtilinittt des kapitalietieehra PlcodakttonapTOOMMB» oder die ein&che Beproduktion, noch andre sonderbare Wechsel, die nieht nur den Tsrnblen Kapititltheil ergreifen, sondern das Go- sammtkapitaL

BetiSgt der mit einem Kapital von 1000 Pid. 8t periodiKh, s. B. jfihrlieh, enengte Mehrwerth 200 Pfd. St mid fHrd dieser Mehrwerth jihrlidi Yemhrt, so ist es klar, dass nach flinQShriger Wiederholung desselben Processes die Summe des Tersehrten Mehr^ Werths = 5 X 200 ist oder gleich dem nrsprOnglich vörgeschossneii Kapitalwerth von 1000 Pfd. St Würde der jfihrliche Mehrwerth nur theilweis Tcrsehrt, a. B. nur zur HBIfte, so ergäbe sich das- sdbe Resultat nach sehnjfihriger Wiederholung des Prodnktions- pxooesses, denn 10 X 100 » 1000. Allgemein: Der rorgeschossne Kapitalwerth, diridirt durch den jahrUch verzehrten Mehrwerth, ergibt die Jahreszahl oder die Anzahl von Reproduktionsperioden, nach deren Ablauf das ursprüngUch vorgeschossne Kapital vom Kapitalisten aufgezehrt und daher verschwunden ist. Die Vor- stellung des Kapitalisten, dass er das Produkt der fremduii unbe- zahlten Arbeit, dan Melirwertii, verzehrt und den ursprünglichen Kajutalwerth erhält, kann absolut nichts an der Thatsache ändern Nach AbÜuss einer gewisst n Jahreszahl ist der von ihm geeignete Kupitalwerth gleich der Summe des wahrend derselben Jaiireszaiil ohne Aequivalent angeeigneten Mehr Werths, und die von ihm ver- zehrte Werthsumme gleich dem ursprünglichen Kapitalwerth. Allerdings behält er in der Hand ein Kapital, dessen Grösse sich nicht verändert hat, wovon ein Theil, Gebäude, Maschinen u. 8. w. bereiis vorliaoden war, als er sein Uescliäft in Gang brachte. Aber hier handelt es sich um den \\ erth des Kapitals und nicht um seine materielle Bestandtheile. Wenn Jemand sein ganzes Besitzthufn aufzehrt dadurch, dass er Schulden aufnimnit, die dem Werth dieses Besitzthums gleichkommen, so re])räsentirt oIhmi das ganze Besitz- thum nur die Gesammtsunime seiner Schulden. Und ebenso, weuQ der Kapitalist das Aequivalent seines vorgescbossnen Kapitals auf- gezehrt hat, re{)räsentirt der Werth dieses Kapitals nur noch die Gesammteumme des von ihm unentgeltlich angeeigneten Mehr- werths. Kein Werthatom seines alten Kapitab existirt fort.

Oanz abgesehn von aller Akkumulation verwandelt also die blosse Kontinuität des Froduktionsprooessss, oder die einfiM^e Re-

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Produktion, nach kürzerer oder längerer Periode, jedes Kapital nothwfndig in akkamulirtes Kapital oder kapitalisirten Mehrwerth. War es selbst bei seinem Eintritt in den Produktionsprocees per- sönlich erarbeitetes Eigenthom seines An^venders, früher oder spater wird es ohne AeqnivaleDt angeeigneter Werth oder Materiafenr, oh in Qddlbnn oder anders, unbesahlter fremder Arheü

Wir sahen im vierten Kapitel: Um Geld in Kapital wa Ter^ wandeln, genfigta nicht das Vorhandensein von Werthprodnktion nnd Waarendrcnlation. Es mussten erst, hier Bssitaer von Werth oder Geld, dort Besitzer der werthsehaffenden Sahstanz; hier Be- flitser von Ftodnktions- and Lehensmttteln, dort Besitzer von nichts ab Arbeitskraft, «nander als Käufer und Yerk&nfer gegentther- treten. Scheidang zwischen dem Arbeitsprodukt nnd der Arbeit selbst, zwischen den objdctsven Arbmtsbedingungen und der sub- jektiven Arbeitskraft, war also die tbat^lchlich gegebne Ghnindlage, der Ausgangspunkt des kapitalistischen Produktionsprocesses.

Was aber Anfangs nur Ausgangspunkt war, wird vermittelst der blossen Kontinuität tlcs Frocesses, der einfuclien Heproduktiun, stets aufs Neue producirt und verewigt als eignes Resultat der kapi- talistischen Produktion. Einerseits verwandelt der Produktions- process fortwährend den stofflichen Reichthum in Kapital, in Ver- werthungs- und Genussmittel für den Kapitalidten. Andrerseits kommt der Arbeiter beständig aus de?n Process heraus, wie er in ihn emtrat persönliche Quelle des Iteichthums, aber entl>lösst von allen Mitteln, diesen Reichthum für sich zu verwirklichen. Da vor spinera Eintritt in den Process seine eigne Arbeit ihm selbst iittremdet, dem Kapitalisten angeeignet und detn Kapital einverleibt ist, vergegenständlicht sie sich während des Processes beständig in fremdem Produkt. Da der Produktionsproceas zu- gleich der Konsumtionsprocess der Arbeitskraft durch den Kapita- listen, verwandelfe sich das Produkt des Arbeiters nicht nnr fort- während in Waare, sondern in Kapital, Werth , der die werth- schöpfende Kraft aussaugt, Lebensmittel, die Personen kaufen, Produktionsmittel, die den Producenten anwenden^). Der Arbeiter selbst producirt daher beständig den objektiven Reichthum ab Kapital, ihm fremde, ihn beherrschende und ausbeutende Macht, und der Kapitalist producirt ebenso bestfindig die Arbeitskraft als

.Das ht eine besonders merkwürdige Elgenachalt der produktiven Kon- Humtion. Was produktiv konBumirt wird, ist FTapital und es wird Kapital durch die KonBomtioa.'' (Jamea MiU 1. c. p. 242.) J. Mill ist jedoch dieser pbasondsfs merkwflrdigsn Eigenschaft* nicht auf die Spur gekoBunsn.

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sabjektive» toh ihren eignen YergegensiSniUicliQnga^ und Verwirk- lichungsmitleln getrennte, abstrakte, in der blossen Leiblichkeit des Arbeiters ezistirende Beiebthnrnsquelle, kurz den Arbeiter als Lobnarbeiter*). Diese bestSndige Rqirodoktion oder Verewigung des Arbeiters ist das sine qna non der kapitalistischen Produktion.

Die Konsumtion des Arbeiters ist doppelter Art. In der Pro- duktion selbst konsumirt er durch seine Arbeit Produktionsmittel und verwandelt sie in Produkte von höherem Werth als dem des vorgeschossneo Kapitals. Diess ist seine produktive Konsumtion. Sie ist gleichzeitig Konsumtion seiner Arbeitskrait durch den Kapitalisten, der sie gekauft hat. Andrerseits verwendet der Ar- beiter das für den Kauf der Arbeiü^krait Lfe/ahlte Geld in Lebens- mittel: diess ist seine mdividnelle Konsumtion. Die produktive und die individuelle Konsumtion des Arbeiters sind also total verschie- den. In der ersten handelt er als bewegende Kraft des Ka|ntals und «zehört dem Kapitalisten: in der zweiten ^j^ehört er sich selbst und verrichtet Lebensfunktionen ausserhalb des Produktionsprocesses. Das Resultat der einen ist das Leben des Kapitalisten, das der andern ist das Leben des Arbeiters selbst.

Bei Betrachtung des „Arbeitstags** u. s. w. zeigte sich gelegent- lich, daas der Arbeiter oft gezwungen ist, seine individnelle Kon- sumtion zu einem blossen Incident des Produktionsprocesses zu machen. In diesem Fall setzt er sich Lebensmittel zu, um seine Arbeitskralt im Gang sn halten, wie der Dampfinaschine Kohle and Wasser, dem Rad Oel angesetzt wird. Seine Könau mtions- mittel sind dann bloss Konsumtionsmittel eines Prodnktionemittels, seine indiyidnelle Konsumtion direkt produktive Konsumtion. Diese eiecfaeint jedoch als ein dem kapitalistischen Produktioneprocees unwesentlicher Missbrauch ^.

Anden sieht die Sache aus, sobald wir nicht den eiuzehien KapitaliateQ und den einzelnen Arbeiter betrachteui aondeni die Kapitalistenklasse nnd die Arbeiterklasse, nicht den vereinzelten Produktionspiocess der Waare, sondern den kapitalistischen Pro- duktionsprocess in seinem Fluss und in seinem gesellschaftlichen

*) ,Jt is true indeed that the first introducin^ a nuumfaeture employes

miiny poor, but they cr-i'^o not to be «n. anrl the continuance of it makes niauy.'' („Keasons for a limited Exportation ot Wool. Lond. 1677", p. 19.) .,Xhe fariuer now abaurdly asserts, that he keeps the poor. They are indeed Icept in misery." („Beasona for the late Increase or the Poor Rates : or a Gomparative view of the prices of labour and provisi -n- [>( n I. 1777", p. 37.)

') Bossi würde nicht so emphatisch diesen Ptinkt verdeklamiren, wäre er wirklich in das Geheimnias der „productive coDHuuiption" eingedrungen.

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Umfang. Wenn der Kapitalist einen Theil seines Kapitals in Arbeitsknft umsetzt, yerwerthet er damit sein Gesammtkapital. Er sdillgt xwei fliegen mit einer Klappe. £r profitirt nicht nar ▼an dem, was er vom Arbeiter empfängt, eondem aaeh Ton dem, was er ihm gibi Jha im AvetaUBch gegen Arbeitsknift yer- änaserte Kapital wird in Lebenamittel Terwandelt, deren Konsum- tion dam dient, Mnskel, Nerren, Knodien, Hirn vorhandner Ar- beiter 2U reprodnciren und nene Arbeiter za sengen. Innerhalb der Gienzm des absolut Nothwendigen ist daher die individnelle Konsumtion der Arheiteridssae Bflokrerwandlung der vom Kapital gegen Arbeitskraft Texausserten Lebensmittel in vom Kapital neu exploitirbaxe Arbeitskraft. Sw ist Produktion und Beproduktion des dem Kapitalisten unentbehrlidwten Produktionsndttels, des Arbeiters selbst Die individuelle Konsumtion des Arbeiters bleibt also ein Moment der Produktion nnd Reproduktion des Kapitals, , ob sie inn«'i-hülb oder ausserhalb der Werksbitt, Fabrik u. s, w., innerhalb oder ausserliall) des Arbeitsprocesi»es vorgeht, ganz wie die Reinigung der Mascbiüt!, ub sie während des Arbeitsprocesses oder bestimmter Pausen d^elben geschieht. £s thut nichts zur Sache, dass der Arbeiter seine individuelle Konsum tiem sich selbst und nicht dem Kapitalisten zu liel) voilsdeht So bleibt der Kon- sum lies Lastviehs nicht minder ein nothwendiges Moment dw Prodiiktion^iiroresses, weil das Vieh selbst geniesst, was es frisst Die beständige Erhaltung und Reproduktion der Arbeiterklasse bleibt bei^tändicre Bedingung für die Reproduktion des Kapitals. Der Ka[iitaiist kann ihre Erfüllung getrost dem Selbsterhaltuntrs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen. Er sorgt nur daf&r, ihre individuelle Konsumtion möglichst auf das Nothwendige einzuschränken, und ist himmelweit entfernt TOn jener süd-ameri- kanischen Roheit, die den Arbeiter zwingt, substantiellere statt weniger substantieller Nahrungsmittel einzunehmen*).

Daher betrachtet auch der Kapitalist und sein Ideolog, der po- litische Oekonom, nur den Theil der individuellen Konsumtion des

*) »»Die Arbeiter in den Bergwerken Sfldamerikm'a, deren tSgUchesQewshftft

(daa schwerate vielleicht in der Welt) darin besteht, eine Last Erz» im Gewicht von 180 200 Pfund, aus einer Tiefe von 450 Fuss auf ihren Schultern zu Taee zu fördern, leben nur noch von Brod und Bohnen; sie wflrdeo Brod allein snr Nalurnng Torsiehn, allein ihre Herrn» welche

gefunden haben, dass sie mit Brod nicht so stark arbeiten können, be- handeln sie wie Pferde, und zwingen nie die Bohnen zu essen; die Bohnen sind aber verhältnis«miUsig an Knochenerde weit reicher als das Brod." (Liebig L e. 1. Theil, p. 194, Note.)

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Arbeiteis als produktiv, der zur Verewigung der Arbeiterklasse erheischt ist, also in der That verzehrt werden rauss, damit das Kapital die Arbeitskraft verzelire; was der x\rbeiter ausserdem zu seinem Vergnügen verzehren mag, ist unproduktive Konsumtion^). Würde die Akkumulation des Kapitals eine Erhöhmig dea Arbeits- lohns und daher Vermehrung der KonsumiioDsmittel des Arbeiters verursachen ohne Konsum von mehr Arbeitskraft durcb das Ka> pital, so wäre das zuschüssige Kapital unproduktiv koi^omirt^^). In der That: die individuelle Konsnmtion des Arbeiters ist ßir ihn selbst unproduktiv, denn sie reprodudrt nur das bedörftige Individuum; sie ist produktiv für den Kapitalisten and den Staat, denn sie iat Produktion der den fremden Beichtiium producirenden Kraft").

Von geaellachaftlichem Standpunkt ist also die ArbetterUaasa, auch auflserhaib dea nnmitfeelbaren ArbeiisprooeeBea, ebenso adir Zubebdr des Kapitak als das iodie Arbeitsiiutrameni Selbst ihre indiiriduelle Konsumtion ist innerhalb gewisser Grenaen nur ein Moment des BeproduktionaproceaMs des Kapitals. Der Prooeaa aber sorgt dsfür, dass diese selbstbewussten FröduktionamstrumeDte nicht weglaufen, indem er ihr Produkt bestandig von ihrem Pol snm Gegenpol des Kapitals entfemi Die individuelle Konsumtion sorgt einerseits fOt ihre eigne Erhaltung und Reproduktion, andrer^ sdts durch Yemichtung der Lebensmittel iir ihr beständiges Wiedererwhttnen auf dem Arbeitsmarkt. Der lömische Sklave war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare FSden an seinen Eigen thümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängig- keit wird durch den bestiindit^^en Wechsel der individuellen Lohn- herra und die tictiu juris de^ Kuutrakis aufrecht erhalten.

Früher machte das Kapital, wo es ihm nöthig schien, sein Eigen thumsrecht auf den freien Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.

•) James Mill 1. c. p. 238 aaq.

„Stiege der Preis der Arbeit so hoch, dais tn>ts des Zuwachses von

Kapital nicht mehr Arbeit an D:c^van dt werden könnte, so würde ich sagen, dass solcher Zuwachs von Kapital uoprodoktiv konsumirt wird". (Kicaxdo 1. c. p. 163.)

^) „Die einzig produktive Konsumtion im eigentlichen Sinn ist die Könau mtion oder Zerstörung von Reichthnni er meint den Verbrauch dOT Produktionsmittel) durch K:ipitiili>ten zum Zwecke der Reproduktion . . , Der Arbeiter . . . . ibi tiu produktiver Kuuaumeiit für die rersoni die ihn anwendet, und ftür den Staat, aber, genau gMproohen, nicht (Qx aioh selbst" (MaithuB: „DefinitioDa eCo.*', p. 80.)

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Die Reproduktion der Arbeiterklasse achliesst mgleich die Ueber- liefenmg und Häufung des Geschicks von einer Generation sor andren ein^^). Wie sehr der Kapitalist das Dasein einer solchen geediickten Arbeiterklasse unter die ihm zugehörigen Produktiona^ bedingungen zählt, sie in der That als die reale Existenz seines ▼ariablen Kapitals betrachtet, zeigt sich, sobald Mne iKriee deren Verlust androht In Folge des amerikanischen Bfirgerkriegg und der ihn begleitenden Banmwollnotii wnrde bekanntlich die Mehr- zahl der Baumwollarbeiter in Lancaahire n. s. w. anls Pflaster ge- worfen. Aus dem Schees der Arbsiterklaase selbst, wie andrer GeseUschafliBschichten, erhob sich der Ruf nach Staatsunterstdtrang oder freiwilliger Nationalkollekte, um die Emigration der „üeber- flfissigen" in englische Kolonien oder die Vereinigten Staaten zu ermöglichen. Damals TerOffentlichte die Times (24. Marz 1868) einen Brief von Emund Potter, frOher Präsident der Manchester Handelskammer. Sein Brief ward mit Becht im Unterhaus als „das Manifest der Fabrikanten** bezeichnet^. Wir geben hier einige charakteristische Stellen, worin der B^^enthumstitel des B[a- pitsb auf die Arbeitskraft unverblQmt ausgesprochen wird»

„Den Banmwollarb»t«n mag gesagt werden, dass ihre Zufuhr zu gross ist ... . sie müsse yielleicht um ein Drittheil reducirt werden, und dann würde eine gesunde Nachfrage fÄr die flbrigen zwei Drittheile eintreten .... Die oflFentliche Meinung dringt auf Emigration .... Der Meister (d. h. der Baumwollfabrikant) kann nicht willig seine Arbeitszufuhr entfernt sehn; er mag denken, dass das ebenso ungerecht als unrichtig ist ... . Wenn die Emigration aus öffentliche?! Fonds unterstützt ■W'ird, hat er ein Recht, Gehör zu verlangen und vielleicht zu protestiren." Selbiger Potter setzt diiiin weiter aus einander, wie nüiadich die Baumwollindui^tne, wie „sie unzweifelhaft die Bevölkerung aus Irland und den englischen AjEprikulturdistnkten wegdruinirt hat", wie ungeheuer ihr Umfang, wie sie im Jahr 1860 ganzen englischen Exjxntliandels

lieferte, wie sie nach wenigen J?xhren sich wieder ausdehnen werde durch Erweiterung des Markts, besonders Indiens, und durch Er-

**) «Das einzige Ding, wovon num sagen kann, daaa es aufgespeichert oad TOrher präpariit ist, Ist des Oeschiek des Arbeitas . . . Die Akkn- mulatloa ima Auli^eidieniBg geschickter Arbeit, diese widiUgrte Opera- tion w?rd, wn*» die gro'*«'e Masse der Arbeiter betritTt, ohne Ügend welchM Kapital voilbracht.* (Hod^^skin: «Laboar Defended etc.*, p. 13.)

,That lelter might be looked npon m llie tnaniftilo of the auuna- facturers.*' (Ferrand: ICotioii üImt dmi ootton fkmüi«^ Sitmng des H. o. 0. vom 27. AprU 1868.)

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zwingung hinreichender „Baumwollzufiihr, zu 6 d. das Pfund**. Er fährt dann fort: „Zeit eins, zwei, drei Jahre vielleicht wird die nöthige Quantität produciren .... Ich mochte dann die Frage stelleD, ist diese Industrie wcrth, sie festzuhalten, ist es der Mühe Werth, die Maschinerie (nämlich die lebendigen Arbeitsmft- schinen) in Ordnung zu halten, und ist es nicht die grosste Narr- heiti daran zn denken, sie aufzugeben! Ich glaube das. Ich will zugeben, daes die Arbeiter nicht Eigenthum sind („I allow thaik the workers are not a propertj"), nicht das Eigenihum Laa- cashire's und der Meister; aber sie sind die Stärke beider; sie sind die geistige und gesoholte Kraft, die in einer Generation nicht er- setzt werden kann; die andere Maschinerie dagegen, woran sie ar* beiten („the mere machinery which they work**), könnte zum grossen Thml mit Yortheil ersetzt und Terbeasert werden in zwSlf Monaten ^^). Ermuntert oder erlaubt (!) die Emigration der Arbeits- kraftt und was wird aus dem Kapitalisten? (Enooorage or allow the working power to emigiate, and what of the capitalist?'' Dieser Herzensstoss erinnert an Hofmaischall Kalb.) . . . Nehmt den Rahm der Arbeiter weg, und das fixe Kapital wird in hohem Grade entwerthet und das eirknlirende Kapital wird sich nieht dem Kampf mit schmaler Zufuhr eber niedrigeren Sorte Ton Ar- beit aussetzen «... Man sagt uns, die Arbeiter seihst wttnsclien die Emigration. Es ist sehr natOrUch, dass sie das thun . . . , Redncirt, komprimirt das BaumwollgesehSft dnrch Wegnahme seiner Arbeiteüfte (bj teking away ite working power), durch Verminderung ihrer LobuTerausgabung sage um ^/g oder 5 Millionen, und ¥ra8 wird dann aus der n&chsten Klasse über ihnen, den Klein- krSmem? Was aus den Grundrenten, was aus d«r Miethe der cottages? . . . was aus dem kleinen Pichter, dem besseren Haus- besitzer und dem Grondeigentiiflmer? Und sagt nun, ob irgend ein

Man erinnert eich, dass dasselbe Kapital nu<^ einem andren I/orh pfeift unter gewöhnlichen Umständen, wenn eagilt, deu Arbeitslohn herabzusetzen. Dann erklären «die Heister* aus einem Munde (sieh Vierter Absehnitt, Note

188, S. 433]: , Fabrikarbeiter sollten in heilsamer Erinnerung halten, das-* ihre Arbeit in der That eine «ehr niffirige Sorte LT'^chirkter Arbeit ist; dag» keine leichter aueigeubar und iu Anbetracht ihrer Qualität besser belohnt ist, dass keine durch kurze Unterweisang des mindest Erfahrnen in so kurzer Zeit uiid in solchem I'cberfluss /iir^pfuhrt werden kann. Des Meisters Ma- schinerte (die, wie wir jetzt hören, in 12 Monaten mit Vortheil und ver- bessert ersetzt werden kann) spielt iu der That eine viel wichtigere Kolle in dem Geschilft der Produktion als die Arbeit und das Geschick des Arbeiters (die jetzt in 80 Jahren nicht ersetzbar sind), die eine Ecii^iuig von 6 Monaten lehren und jeder Bauernknecbt lernen kann.*

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Plan Ar alle KlaMn dea Laodea aelbatmdrderiacfaer aein kann ab dieser, die Nation zu achwSchen durch den Export ihrer besten Fabrikarbeiter nnd die Entwerthnng eines TheOs ihres prodnkÜTsten Kapitals und BdehthiunaP'* „Id^ rathe m einer Anleihe von 5 bis 6 Millionen, über 2 oder 3 Jahre vertheilt, administrirt durch Specialkommissäre, beigeordnet den Armen Verwaltungen in den Baumwolldistrikten, unter speciellen gesetzlichen Recfulationen, mit gewisser Zwangsarbeit, um die moralische Valutü der Almosen- enipfänger aufrecht zu erhalten .... Kann es irgend etwas Schlimmeres geben für Gmndeigenthümer oder Meister („can any- thing be worse for landowners or masters") als ihre b^ten Ar- beiter aufzugeben umi (üe übrigbleibenden zu demoralisiren und zu verstimmen durch eine ausgedehnte entleerende Emigration und Entleerung von Werth und Kapital in einer ganzen Provinz?"

Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfabrikanten, unter- scheidet doppelte „Maschinerie", deren jede dt in Kapitalisten ge- hört, und wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags auswärtig in cottages haust. Die eine ist todt, die andre lebendig. Die todte Maschinerie verschlechtert und entwerthet sich nicht nur jeden Tag, sondern von ihrer existirenden Masse veraltet ein grosser Theil durch den steten technischen Fortschritt beständig so sehr, dass sie vortheilhafl und in wenigen Monaten durch neuere Maaehinerie ersetzbar. Die lebendige Ma- schinerie verbessert sich tungekehrt, je länger sie wahrt, je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aafh&uft. Die Times antwortete dem Fabrikmagnaten u. a.:

„Herr E. Potter ist so impressionirt von der ausserordentlichen und absoluten Wichtigkeit der Banmwollmeistor, dass er, um diese Klasse zu erhalten and ihr Metier zu Terewigen, eine halbe Million der Arbeiterklasse wider ihren WiUen in ein grosses moralischea Workhoose einsperren wilL Ist diese Industrie werth, sie festsu- halten? fragt Herr Potter. Sicher, durch alle ehrbaren Büttel, antworten wir. Ist es der Mohe wertb, die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter. GKer stuteen wir. Unter der Maschinerie versteht Herr Potter die menschliche Maschinerie, denn er betheuert, dass er sie nicht als absolutes Eigenthum zu behandeln Torhat. Wir mfiasen gestehn, wir halten es nicht ,der Mtthe Werth' oder selbst ftkr möglich, die menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d. h. sie einzusperren und einzuölen, bis man ihrer bedarf. Menschliche Maschinerie hat die Eigenschaft, während der Unthätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel dran

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dien oder reiben. Zndem ist menschliche Maschinierie, wie Aqgenechein uns eben lehrt , im Stand, von eignen Stücken den Banoipf ansulaseen und zu plaiMU oder einen Veitstaos in unaran grossen Städten zu tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, längere Zeit zur Reproduktion der Arbeiter erheischt sein, aber mit Maschi- nisten und Geld zur Hand werden wir stets betriebsame, harte industrielle Männer finden, um daraus mehr Fabnkmeister zu fabri- clien, als wir je yerbrauchen können . . . Herr Potter pkadert TOD emw Wiederhelebong der Industrie in 1, 2, 8 Jahren und verlangt von uns, die Emigration der ArbeitBkraft nicht 2a ermuntern oder nicht za erlauben! Br sagt, es sei natUrlich, dass die Arbeiter SU emigriren wünschen, aber er meint, dass die Nation diese halbe Million Arbeiter mit den 700,000, die an ihnen h&ngen, ihrem Verlangem zun Trotz in die Baumwolldistrikte einsperren und, eine nothwendige Eonsequenz, ihr MissTergnOgen duidi Gewali niederschlagen und sie selbst durch Almosen fristen muss, aUea das auf die Chance hin, dass die Baumwollmeister ihrer an tasuaa beliebigen Tag wieder bedürfen mOgen .... Die Zeit «t ge* kommen, wo die grosse öffentliche Meinung dieser Eilande etwas thun muss, um ,diese Arbeitskraft^ vor denen zu retton, die sie behandehi wollen, wie sie Kohle, Eisen and Baumwolle bdmndeb'' („to aave this ,woiking power' from thoee who would deal wtth it as they deal with iron, coal and cotton.")^^)

Der Time»-Artikel war nur ein jeu d'eepiii Die »»grosse Öffent- liche Meinung" war in der That der Meinung des Harm Potter, dass die Falnikarbeiter Mobiliarzubehör der Fabriken. Ihre Bmi- gration wurde verhindert^"). Man sperrte sie in das „moralische Workhouse" der Baumwolldistrikte, und sie bilden nach wie vor „die Stärkü (the streugth) der Baumwollmeister von Lancashire."

Der kapitalistische Produktionsprocess reproducirt also durch seinen eignen Vorgang die bcheidung zwischen Arbeit±ikräft uud

Times, 24. March 1863. ^ Das PailameDt Totirts kainea Faifhii» Är Emigratioo, Bondem nur Gesetze, welche die MuafeipAlitäteii beflUugten, die Arbeiter zwischen Leben und Sterben zw halten oder sie zu exploitiren, ohne Zahlung von ^orm&liöhnen. Als dagegen drei Jahr« später die Binderseuche ausbrach, durchbrach das Parlament wfld sogar die mtrlamentarisofae Etiquette und votirte im Umsehn Millionen zur Schadloshaltung der Millionäre von Landlord«, deren Pächter sich ohnehin durch Steigerung der Fieisch^reise schadlos lüelten. Das bestiale GebrOll der GrundeiffenthOmer bei Er- dfltanng des Parlaments Ton 1869 bewies» dass man nicht Hindn eu sein braucht, um die Kuh Sabala aasnbeten, noch Jnpiter, um sieh in ainen Ochsen au verwandeln.

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ArbtttobedingimgwL Br repfoduciit nnd Terewigt damit die Bk- ploitatioDsbediagiiDgett des Arbeiim. Er zwingt beBtftndig den Arbeiter mm Yerkanf eeiner Arbeitekraft, um sa leben, nnd befiOugt beetlndig den Kiyitaliaten zn ibzem Eanl^ um sidi zn bereicbeni^'). Eb ist nicbt mebr der Znfidl, weicher Kaidtaliet und Arbeiter als Kftnftr nnd Yerkftnfer einander anf dem Waaienmarkt gegentlber- stellt Eb ist die Zwickmtthle dea Prooeeiea eelbet, die den Einen , stets eis VerkKoier seiner Arbeitskraft auf den Waarenmarkt zurttck- sdileodert nnd sein eignee Produkt stets in dss Kauimittel des Andren verwandelt In der That gehört der Arbdter dem Kapital, be?or er sidi dem Kapitalisten Terkanft. Seine Ökonomische Hörig- keit^^ ist zugleich Termittdt nnd zugleich Tersteckt durch die periodisclie Erneurong seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lobnherm und die Oscillation im Marktpreise der Arbeit").

Der kapitalistische Produktionsprocess, im Zusammenhang be- trachtet, oder uls Reproduktionsprocess, producirt ulso niiht nur \\ aari', niclit nur Mrhrwerthj er producirt und reproducirt das Kapital- verhältnis^ ll>st, auf der emen Seite den Kapitiiiisteu, auf der andren den Lohnarbeiter^^).

.L'ouvrier demaivdait de la üubsiatauce pour vivre, Ic chef demaiidait du travail pour gagner.* (Sismondi 1. c. p. 91.)

Kinr häuerlicli phimpe Form die^^er Hörigkeit exislirt in der Graf- ödmlt Durhain. int diess eine der wenigen Oratscbaften, worin die Ver- hältnisae dem Pächter uicht uubeatrittnen Eigenibumstitel auf die Acker- bautaglöhner sich^. Die Bergwerkiodustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pfichter, imGeppn?:itr zur Hegel, übernimmt hier daher nur Pncht von LändereieUf worauf sich cottages für die Arbeiter beändeu. Der Mieth^reis der cottage bildet Theü des Arbeitslohns. Diese cottages heissen „hind's houses". Sie werden den Arbeitern unter gewinBcn Feudal Verpflichtungen ver- miothet, unter einem Vertrag, der „br»nd:ige" (Hörigkeit^ heilst und dea Arbeiter z. B. bindet» für die Zeit, während deren er anderswo beschäftigt ist, seine Tochter n. t. w. m stellen. Der Arbeiter selbst beisst bondsnum, Höriger. Diess Verh&ltniss zeigt auch die individuelle Konsumtion des Ai^ heiter« als Konsumtion für das Kapital odor produktive Konsumtion von einer ganz neuen äeite: „Es ist merkwüirdig zu beobachten, wie selbst der Kotb aiesee bondsmAn sa den 8p<»rteln an seinen taUmlirenden Oebietor slUt .... Der Pftebler erlaubt in der ganzen Nachbarschaft keinen Abtritt ausser seinem eignen und duldet in dieser Beaiehung keinen Abschlag von seinen Suzerainrechten." („Public Health VII. Ben. 1864*, p. 188.)

M) Man erinnert sieb, daas bei der Arbeit der Kinder n. s. w. aelbet die Formalität des Selbstverkaufs verschwindet.

**) „Das Kapital »etzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital voraus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein Albeiter in einer BatunwolUabnk, prodndrt er nur Baumwollstoffe? Nein, er prodneirt Kapital. Er producirt Wertbe, die TOn nenem dacit dienen.

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Zweiundzwanzigstes Kapitel

Tenrandlnng yon KehnrerOi 1b Kapital.

1, KapifcalistiBcker Produktionsprocess auf erweiterter

Stufenleiter, ümachlag der Sigenthnmsgesetze der Waarenprodnktion in Gesetze der kapitalistischeil

Aneignung.

Früher hatten wir zu betrachten, wie der Mekrwerth aus dem Kapital, jetzt wie das Kapital aus dem Mehrwerth ent-springt. Aitwpndung von Mehrwerth als Kapital oder Kückver Wandlung von Mehrwerth in Kapital heisst Akkumulation des Kapitals*').

Betrachten wir diesen Vorgang zunächst vom Staudpunkt des einzelnen Kapitalisten. Ein Spinner z. B. habe ein Kapital voa 10,000 Pfd. bt. vorgeschossen, wovon vier Fünftel in Baumwolle, Maschinen etc., das letzte Fünftel in Arbeitslohn. Er })roducire jährlich 240,000 Pfd. Garn zum Werth von 12,000 Pfd. St. Bei einer Rate des Mehrvverths von 100^/^ steckt der Mehrwerth im Mehrprodukt oder Nettoprodukt von 40,000 Pfd. Garn, einem Sechstel des Bruttoprodukts, zum Werth von 2000 Pfd. Sterling-, den der Verkauf realisiren wird. Eine Werthsumme von 2000 Pfd. St. ist eine Werthsurame von 2000 Pfd. St. Man riecht und sieht diesem Oelde nicht an, dass es Mebrwerth isi Der Charakter eines Werths als Mehrwerth zeigt, wie er zu seinem Eigner kam, ändert aber nichts an der Natur des Werths oder des Geldes.

Um die neu hinzugckommne Summe von 2000 Pfd. St. in Kapital zu verwandeln, wird also der Spinner, alle andern Umstände gleich- bleibend, vier Fünftel davon vorschiessen im Ankauf von Baum- wolle u. s. w. und ein Fünftel im Ankauf neuer Spinnarbeiter, die auf dem Markte die Lebensmittel finden werden, deren Werth er ihnen vorgeschossen hat Dann fungirt dss neue Kapital TOn

scMTic Arbeit /.ii kommandiren, und vermitteNt derselben neue Werthe zu «diaücu." (Karl Marx: „Lohnarbeit und Kapital'* in N. Rh. Z. Nr. 266, 7. April 1849.) Die unter diesem Titel in der N. Rh. Z. veröffentlichten Artikel sind BruchgtQcke der Vorlesungen, die ich über jenes Thema 1847 im deutschen A rljoitervorein 7ii l^rüp^t'l hielt und deren Druck durch die Februarrevolution unterbrochen wurde.

„Accomulation of Capital: the employment of a portion or revemie a>» capital." (Malthus: .^Definitions etc.*' ed. Cazenove p. 11.) „Conversion of rovenuc into Capital." (MaLUius: f,Frmc PoL £con 2na ed. Xx>nd. 1Ö36", p. 319.)

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2000 Pfd. St in der Spinnerei und bringt eeineraeitB einen Mehr- wertti von 400 PfiL ein.

Der Eapitilwerih war orsprOnglich Torgnchossen in Geldform; der Mebrwerth dagegen enstirt von Tornlierein als Werth eines bertimmten Theik des Brattoprodnkts. Wird dieses Terkauft, in Qeld yerwandelt^ so gewinnt der Eapitalwerth seine ursprang^che Form wieder, aber der Mehrwerth Terwandelt seine oisprQngliche Daseinsweise. Von diesem Augenblick an sind jedoch Eapitalwerth tmd Mebrwerth bddee Geldsommen, und ihre Wiederverwandlnng in Eapital Tolladeht sich »nf ganz dieselbe Weise. Die eine wie die andre legt der Kapitalist an im Ankauf der Waaren, die ihn in Stand setzen, die Verfertigung seines Artikeb yon Neuem su beginnen und zwar diessmal auf erweiterter Stufenleiter. Um aber diese Waaren zu kaufen, muas er sie auf dem Markte Torfinden.

Seine eignen Game cirkdüren nur, weil er sein Jahresprodukt auf den Ibrkt bringt, wie das alle andern »Ka^taJisten mit ihren Waaren ebenfalls thon. Aber ehe sie auf den Markt kamen, hatten sie sich schon befunden im jahrlichen Produktionsfonds, d. h. der Gesammtmasse der Gegenstände aller Art, worin die Gesanimt- summe der Einzelkapitale oder das gesellschat'tliche Gesammtkapital im Laufe des Jahres sicli verwandelt, und wovon jeder Einzel- kapitälitel nur einen aliquoten Theil in Hiiaden hat. Die Vurgünge auf dem Markt bewerkstelligen nur den Umsatz der einzelnen Bestandtheile der JahresproduktioD, schicken sie von einer Hand in die uiulre, aber sie können weder die üesammt-Jahresproduktion vergrössern noch die Natur der producirten Gegenstände ilndem« Welcher Gebrauch also von dem jährlichen Gesammtprodukt gemacht werden kann, das hängt ab von seiner eignen Zusammen- setzung, keineswegs aber von der Cirkulation.

Zunächst muss die Jahresproduktion alle die Gegenstände (Ge- brauchswertlie) liefern, aus deiipn die im Lauf des Jahres ver- brauchten sachlichen Bestandtheile Kapitals ?m t rsf tzen sind. Nach Abzug dieser bleibt das Ketto- oder iMehrprodukt, worin der Mehrwerth steckt Und woraus besteht diess Mehrprodukt? Vielleicht m DuiL^en, bestimmt zur Befriediguri<i: tler Bedürfriisse und Gelilste der Kapitalistenklasse, die also in ihi' n Konsumtions- fonds emgehn? Wäre das Alles, so würde der Meiuwerth verjubelt bis auf die Hefen, und es fände bloss einfache Reproduktion statt

Um zu akkumuliren, muss man einen Theil des Mehrprodukts in Kapital verwandeln. Aber, ohne Wunder zu thun, kann man nur solche Dinge in Kapital verwandeln, die im Arbeitsprocesa

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▼erwendbir aiiid, d. Il PtodiiklaoliBmittol, und des Feamma Dingel von denen der Arbdter eieli eilialten kann, h. Lebenemittel Pol^^idi nran ein Theü der jährliciien Ifebrarbeit wirandt worden sein BOT Herefeeilnng sneikUcher Produktion^» nnd Lebenamittd, im Uebenchun Aber des Quantum, das zum Eiaati des Torge» schoasenen Kapüab erforderfidi war. Wk einem Wort: der Mtibr^ Werth ist nur deahalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehr- produkt, dessen Werth er ist, bereits die sachlichen Bestandtheile eines neuen Kapitals enthält.*^*)

Um nun diese Bestiindtheile tliatsächlicb als Kapital fuugireu zu lassen, bedarf die Kapitaiistenkiabse eines Zuschusses von Ar- beit Soll nicht die Ausbeutung der schon beschäftigten Arbeiter extensiv oder intensiv wachsen, so müssen zusätzliche Arbüitskrüfte eingestellt werden. Dafür hat dpr Mechaiiismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon geboi L^^t, indem er die Arbeiterklasse reproducirt nls vom Arbeitslohn ahluinf^nge Klasse, deren gewohn- licher Lohn hinreicht, iiu hb nur ihre Erhaltung zusichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese, ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen jährlich gelieferten, zuschüssigen Arbeits- kräfte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen xuschüssigen Produktionsmitteln einzu verleibe, und die Verwandlung des Mehrwerths in Kapital ist fertig. Kon- kret betrachtet, löst sich die Akkumulation auf in Reproduktion des Kapitals auf progressiTer Stufenleiter, Der Kreislauf der ein- fachen Reproduktion yeiandert sich und Terwandelt sich, nach Sismondis Ausdruck in eine Spirale '^^).

* Kehren wir jetzt zu unserm Beispiel zurück. Es ist die alte Geschichte: Abraham aeugte Isaak, Isaak sengte Jakoh u. s. w. Das ursprüngliche Kapital von 10,000 Pfd. St Inringt einen Mehr» Werth von 2000 Pfd. Si der kapitaüsirt wird. Das neue ICapital Ton 2000 Pfd. Si bringt einem Mehrwerth von 400 Pfd. St; dieser, wiederum kapitalisirt, also in ein zweites zurataliches Kapital ver- wandelt, bringt ^nen neuen Mehrwerth tou 80 Pfd. St, u. s. w.

Ea wird hier abstraliirt vom Ausfuhrhandel, vermittelet dessen eine Nation Luxusartikel in Produktions- oder Lebensmittel umsetzen kann und umgekehrt. Um den Gegenstand der Untersuchung in seiner Rein- heiti frcü von störenden Neben umständen aufzufa^.sen, müflMn wir hier die gesammte Handelpwelt al-^ cijH' Nntit>ii ansohn und vornns^etzcn, ditr^s die kapital i^ii sehe Produktion sich überall festgesetzt und sich aller Industrie- zweige bemächtigt hat.

ttb) Siimondi't Analyse der AUnmralation hat den grossen Fehler, dass rr -Ach 7n ^'chr mit dir Phrn?e- .Fmsettung von Revenue in Kapital* b^nügtf ohne die materiellen Bedingungen dieser Operation zu ergründen.

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Wir sehen hier ab von dem vom Kapitalisten verzehrten Theil des Mehr Werths. Ebensowenig interessirt es uns für den Augen- blickf ob die Zusatzkapitale zum ursprünglichen Kapital geschlagen, oder von ihm zu selbständiger Verwerthunj^ getrennt werden; ob derselbe Kapitalist sie ausnützt, der sie akkumulirt hat, oder ob er sie Andern überträgt Nur dürfen ^Y{r nicht vergessen, dass neben den neugebildeten Kapitalen das ursprüngliche Küpital fortftihrt sich zu reproduciren nnd Mehrwerth zu produciren. und dass das- selbe gilt von jedem akkumulirten Kapital in Beziehung auf das Ton ihm erzeugte Zusatzkapital.

Das ursprüngliche Kapital bild^ sich durch den VorachiMS fon 10,000 Pfd. St. Woher hat sie ihr Besitzer? Durch seine eigne Arbeit und die seiner Vorfahren! antworten uns einstimmig die Wortführer der politischen Oekonomie**') und ihre Annahme scheint in der That die einzige, die su den Oeeetoen der Waaven- pKodokÜcn elinimt.

Ganz andere verliftlt es sieb mit dem Zosatekapitel Ton 2000 Pfd. Si Seinen Bntalebangsiptoce» keoneii wir gm» genaiL Es iet kapite- Unrter IfelirwerUi. Von Ursprang an entiiilt er nidit em eimri^ Werthatom, das nicht aus unbezahlter firemder Arbeit herstammt Die Prodoktionamittel« denen die auschttesige Arfaeitakraft einm« leibt wild, wie die Lebenamittd, ron denen dieae aieb erbSlt, sind niebia als integrirende Beafauidtiiefle dea Ifdurprodnkia, des der ArbeiterUaase jShrlicb durch die Kapitalistenkksse entrissenen Tributs. Wenn diese mit einem Theil des Tributs von jener zu- sätzliche Arbeitskraft kauft, selbst zum vollen Preise, sodass Aequi- viilent sich austauscht gegen Aequivalent es bleibt immer das alte Verfahren des Eroberers, der den Besiegten Waareu abkauft mit ihrem eijßfnen, geraubten Geld.

Wenn das Zusatzkapital seinen eignen Producenten beschäftigt, so muas dieser erstens fortfahren, das ursprüngliche Ka])iUl zu verwertheu und zudem den Ertrag seiner früheren Arbeit zurück- kaufen mit mehr Arbeit, iils er gekostet hat. Als Transaktion zwischen der Kapitalistenklaase und der Arbeiterkhisse betrachtet, ändert es nichts an der Sache, wenn mit der unbezahlten Arbeit der bisher beschäftigten Arbeiter zuschüssige Arbeiter beschäftigt werden. Der Kapitalist verwandelt yielleicht auch das Znsatz- bapital in eine Maschine, die den Prodneenten dea Znaatakapitals

„Le travail primitif anqnel son capitat a dA la idi L e. M. Paiis, 1 I. p. 109.

Ha», Xnpltal Z.

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Biah Pflaster wirft und durch ein paar Kinder ersetii In alleii Fällen liat die ÄrbditerUaeae doick Um dieasjafarige Helirarbeit das Kapital geschaffen, das im nächsten Jahr nischOssige Arbeli bsachaftigen wird^. Das ist es, was man nennt: Kapital dnrdi Kafätal erzeugen.

Die Vorauaseteong der Akkumulation des enten ZusatduipitalB von 2000 Pfd. St. war eine Tom Kapitalisten Torgescbone, ihm Kraft seiner „uxaprQnglicfaen Arheit** gehdnge Werthsnmme lun 10,000 Pfd. St Die YoranssetEung des sweiten Zusatskapitals TOn 400 Pfd. Si dagegen ist nichts andres als die Yorhecgegangiie Akkumulation des ersten, der 2000 Pfd. St., dessen kapitaliairter Mehrwerth es ist Eigenthum an Tergangner unbezahlter Arbeit erscheint jetst als die emsige Bedingung für gegenwärtige Aneig- nung lebendiger unheiahlter Arbeit in stets wadhsendem ümfimg: Jemehr der Kapitalist akkumnlirt hat, destomehr kann er akka- muliren.

Insofern der Mehrwerth, woraus Zusatzkapital Nr. I besteht, das

Resultat des Ankaufs der Arbeitskraft durch einen Theil des Ori- giiialkapitals war, ein Kauf, der den Gesetzen des Wjiarenaustausches entsprach, und, juristisch betrachtet, nichts vorausbttzt als freie Verfügung auf Seiten des Arbeitf iiber seine eignen Fähigkeiten, auf Seiten des Geld- oder \V aaren besitzers über ihm gehörige Werthe; sofern ZusaL/ka[)ital Nr. II u. s. w, bloss Resultat von Zusatzkapital Nr. I, also Konsequenz jenes ersten Yerhältiiisses; sofern jede einzelne Transaktion fortwahrend dem Gesetz des Waarenaustausches entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeit^^r sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Werth, schlägt offeiiliar das ;iuf \^'aare^- pnidiiktimi und ^VaarelU'irla^lation hnj-iihende Gesetz der Aiiei'^ninng oder Gesetz des Privateigenthums durch seine eigne, innere, un- vermeidliche Dialektik in sein direktes Gegentheil um. Der Aus- tausch von Aequiva] enten, der als die ursprihiglic he Operation erschien, hat sich so gedreht, dass nur zum Sc lifin ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapital- theil selbst nur ein Theil des ohne Aequivalent anger^ifTneten fremden Arbeitsproduktes ist, und zweitens von seinem Producenten, dem Arbeiter, nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Surplus ersetzt werden musa. Das Verhaltniss des Austausches swisehen Kapitalist

*') „Die Arbeit schatte das Kapital, bevor das Kapital die Arbeit an- wendet/' („Labour creatoa eapitu, befon capital smploys labou?^. E. G, Wakefield, „England and America. London 1888" u, p. 110.

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und Arbeiter wird also nur ein dem GirkaIationBpr<»ce88 angehöriger Schein, blosse Form, die dem Inhalt eeibet fremd ist nnd ihn nur mystificiri Der bestSndige Kaof nnd Verkanf der Arheitekraft ist die Form« Der Inhalt ist« dass der Kapitalist einen Thefl der bereits Tergegenstandlichten fremden Arbeit, die er sich unauf- hörlich ohne Aequivalent aneipTiet, stets wieder gegen grösseres Quantum lebendiger i'reinder Arbeit umsetzt. Ursprünglich erschien uns das Eigenthumsrecht gegründet auf eigne Arbeit Wenigstens niusste diese Annalune gelten, da sich nur gleichberechtigte \\ aarenbesitzer gegen iihprstehn, das Mittel zur Aneignung fremder Waare aber nur die Veräussernng der eignen Waare, und letztere nur durch Arbeit herstellbar ist Eigenthum erscheint jetzt, auf Seite des Ka])italisten, als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters, als Unmöglichkeit, sicii sein eii^nips Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigen- thum und Arbeit wird zur nothwendigen Konsequenz eines QesetaMS, das scheinbar von ihrer Identität ausgingt).

So sehr die kapitalistische Aneignungsweise also den nrsprüug- liehen Gesetzen der Waarenproduktion ins Gesicht zu schlagen scheint, so entspringt sie doch keineswegs aus der Verletzung, sondern im Gegentheil aus der Anwendung dieser Gesetze. Ein kurzer Rückblick auf die Reihenfolge der Bewegungsphasen, deren Schlusspunkt die kapitalistische Akkumulation ist, stelle diess noch- mals klar.

Zuerst haben wir gesehn, dass die nnprfinglicbe Verwandlung einer Werthsnmme in Kapital sich durchaus gemfife den Gesetzen des Austausches TolhEog. Der eme Kontrahent Torkauft seine Arbeitskraft, der andre kauft sie. Der erstre empfingt den Werth semer Waare, deren Gebrauchs werth die Arbeit damit an den zweiten yer&ussert ist. Dieser Terwandelt nunmehr, ihm bereits gehörende, Produktionsmittel mit Hülfe von ihm ebenfalls ge» hörender Arbeit in ein neues Produkt , das ihm ebenüdls von Rechtswegen gehört.

Der Werth dieses Pro du ku schliesst ein: erstens den Werth der verbrauchten Produktionsmittel. Die nützliche Arbeit kann diese Produktionsmittel nicht verbrauchen ohne ihren Werth auf das

Das Eigenthum des Kapitnlistcn an dein fremden Arbeitsprodukt „ist strenge Konsequenz des Gesetzen der Aneignung, dessen Fundamentalprincip umgekehrt der anssehliesdiche EigenthumstitM jedes Arbeiten am I^odnlct seiner eignen Arbeit war. (Cherhuliez: „Riehe ou Pauvre. Paris 1841", p. 58, wo jedoch dieaer dialektische Umschlag nicht richtig entwickelt wird.)

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iMae Produkt m flberfaragea; vm »ber T«rldtaflicli so «ein, moss die Arbeitslaraft im Siwide sein, in dem ItidttstrieKweig, wo sie ver- wiadi werden toU» nütilielie Arhaü wa liefern.

Der Werth dee neoen Produkts scUiessk ferner ein: das Aeqni- Tslent des Werths der Arbeitskrslt mid einen Mebrwerth. ünd swftr deshslb, weil die ftr einen bestimmten Zeitrsom« Tag, Woche etc., verkrafte Arbeitsknift weniger Werth besitst sls ihr Gebmndi wfihrend dieser Zeit sebftfli Der Arbeiter aber hst den Taaschwerth seiner Arbeitskraft bezahlt erhalten und hat damit ihren Gebrauchswerth veräussert wie das bei jedem Kauf und Verkauf der Fall.

Dass diese besondre Waare Arbeitskraft den eigenthümlichen Gebrauchswerth hat, Arbeit zu liefern, also Werth zu schaffen, das kann das aligemeine Gesetz der \Vaarenpro(]uktion nicht berühren. Wenn also die in Arbeitslohn vorgescliossne Wertfasumrae sich in Produkt nicht bloss einfach wieder vorfindet, sondern um einen Mehrwerth vermehrt vorfindet, so rührt diess nicht lier aus einer Uebervortheilung des Verkäufers, der ja den Werth «einer Waare erhalten, sondern nur aus dem Verbrauch dieser Waare durch den Käufer.

Das Gesetz des Austausches bedingt Gleichheit nur für die Tauschwerthe der gegen einander weggegebenen Waaren. Es be- dingt sogar von vornherein Verschiedenheit ihrer Gebrauchswerthe, and hat alsolut nichts zu schaffen mit ihrem Verbraach, der erst nach geschkssnem und vollzognem Handel beginnt

Die ursprOngliche Verwandlung des Geldes in Kapital voUsieht rieh also im genraesten ISinklang mit den ökonomisidien Ooootsen der Waaienprodnktbn und mit dem danos rieh ablritenden Bigen- thnrasrecht Trotedem aber hat rie aam Ergebniss:

1) dass dae Produkt dem Kapitalisten geh9rt nnd nicht dem Arbeiter; *

2) da» der Werth dieses Produkts, ausser dem Werth des vor* gesdiossnen Kapitals, einen Hehrwerlh einsdiliesst, der dem Ar^ heiter Arbrit, dem Kapitalisten aber nichts gekostet hat, und der dennoch das rechtmafsige Eigenthum des Kapitalisten wird;

8) dass der Arbeiter seine Arbeitskraft furterhalten hat und sie aufs neue verkaufen kann, wenn er einen Käufer findet.

Die einfache Reproduktion ist nur die periodische Wiederholung dieser ersten Operation: jedesmal wird, stets von neuem, Geld in Kapital verwandelt. Das Gesetz wird also nicht gebrochen, im Gegentheil es erhält nur Gelgenheit sich dauernd zu bethätigen.

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„Plfttieim langes ancewifa ii'<mt fidt da tenier que U rvprteo- tant da prender.** (SiBmoodi, L c p. 70.)

Und dennoch hobot wir geselui, dam die einfache Beprodaktion hinreicht, am dieser errten Operation soweit de de isolirter Vorgang gefaaat war eben total veribidertea Charakter «if- zuprägen. „Permi eeox qai ae partagent le revenae national, lea ans [die Arbeiter] j acquidrent chaque annle an noaveea droit par an noaveea travail, les aairee [die Kapitalisten] j ont acquis anierieurement an droit permanent par un travail primitif." (Sis- mondi, 1. c. p. III.) Das Gebiet der Arbeit ist bekanntlich nicht (^as einzige, wo die Erstgeburt Wunder ihiü.

Es verschlägt auch nichts, wenn die eiiifacbe luijtroduktion er- setzt wird durch die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, durch die Akkumulation. Bei jener vermöbelt der Kapitalist den i>esanimten Mehrwerth, bei dieser beweist er seine BürgertugcDd diiicli VerzehruQg nur eines Theils, und Verwandlung des Restes in Geld.

Der Mehrwerth ist sein Eigenthum, er hat nie einem Andern gt^hört. Schiesst er ihn zur Produktion vor; so macht er, ganz wie am Tag, wo er zuerst den Markt beschritt, Vorschlisse aus Sem ein eignen J^'onds. Da.s-s dieser Fonds diessmal aus der un- b^^zaldteii Arbeit seiner Arbeiter stammt, thut absolut nichts zur bache. Wird Arbeiter B beschäftijrt mit dem Mehrwerth, den Arbeiter A produciit hat, sn hat erstens A diesen Mehrwerth ge- liefprt, ohne das.s man ihm den gerechten Preis seiner Waare um emen Heller verkürzt hat, und zweitens geht diess GeFrhiilt den B überhaupt nichts an. Was B verlangt und das Recht hat zu ver- langen, ist, dass der Kapitalist ihm den Werth seiner Arbeitskraft zahle. „Tous deux gagnaient encore; Tottmer parce quon lui »van^t lea firoite de son travail [soll heissen: da travail gratuit d'aateea oavriers] avant qu'il füt fait [soll heiMi: avant que le sien ait porte de fruit]; le maltre, parceqae le travail de cet oarrier valait plus qoe le salaire*' [soll heissen; produisait plas de Talen r que Celle de son sabiire]. (Sienioadif L cp. 135.)

Allerdings sieht die Sache ganz anders aus, wenn wir die Inpita- listische Prodakiion im ununterbrochnen Fluss ihrer Emeuerang betrachten, und statt des einzelnen Kapitalisten aad des einzelnen Arbeiters, die Gesammtheit, die KapitaUstenklasse und ihr gegen- Ober die ArbeiterUasse ins Auge fassen. Damit aber würden wir einen Mafastab anlegen, der der Waarenprodaktion total fremd ist

In der Waarenprodalction stehn sieh nnr, Ton einander nnab-

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bängig, Verkäufer und Käufer gegenQber. Ihre gegenseitigeQ Beziehungen sind zu Ende mit dem Yer&lliag des zwischen ihnen abgeschloasnen Vertrags. Wiederholt sich das Geschäft, dann in Folge eines nenen Vertrags, der mit dem vorhergehenden nichts zu thnn hat, und bei dem nnr ein Zn&U denselben K&nÜer mit demselben Verkäufer wieder zusammenbringt.

Soll also die Waarenproduklion oder em ihr angehSriger Vor- gang nach ihren eignen ökonomischen Gesetzen beortheOt werden, so mtlasen wir jed«i Austausobakt für sich betrachten, aiuserbalb alles Zosammenhangs mit dem Austauschakt, der ihm Torherging, wie mit dem der ihm nachfolgt. XTnd da E&aie und Verälufe nur zwischen einzelnen Lidividoen abgeschlossen werden, so ist es uttznlissig, Beoehungen zwischen ganzen Gesellschaftsklassen darin zn sudien.

Wie lang auch die Beihenfolge der periodischen lieproduktiooen und Yorhergegangnen Akkumulationen, die das heote fonktbniiende Kapital durchgemacht hat, es bewahrt immer seine uisprOngliche Jungfräulichkeit So lange bei jedem Austauschakt einzeln ge- nommen — die Gesetze des Austausches eingehalten werden, kann die Aneignunjj^weise eine totale Umwälzung erfahren ohne das, dl 1 Waarenproduktion ^emäfse, Eigenthumsreclit irgendwie zu be- rühren. Dieses selbe i^eckt bteiit iii Krait, wie am Aniantr, wo das Frudiikt dem Producenten gehört, und wo dieser, Aequivalent gegen Aequivalent austauschend, sich nur durch eigne Arbeit be- reichem kauii, 60 aucli in der kiipitaligtisehen Periode, wo der gesellschaftliche Reichthum in stets steigendem Mafs das Eigen- thum derer wird, die in der Lage sind, sich stets aufs Neue die unbezahlte Arbeit Andrer anzueignen.

Diess Resultat wird unvermeidlich, sobald die Arbeitskral't durch den Arbeiter selbst rd> Waiire tVei verkauft wird. Aber auch erst von da an veraligemeinert sich die Waarenproduktion und wird sie typische Produktionsform; erst von da an wird jedes Produkt von vornherein für den Verkauf producirt, und geht aller produ- cirte Reichthum durch die Cirkulation hindurch. Erst da, wo die Lrdmarbeit ihre Basis, zwingt die Warircuproiluktion sich der gn- samniten Gesellschaft auf; aber auch erst da entfaltet sie nllp ihre verborgnen Potenzen. Sagen, dass die Daz^mchenkunft der Lohn- arbeit die Waarenproduktion fälscht, heisst sagen, dass die Waaren- produktion, will sie unverfälscht bleiben , sich nicht entwickeln darf. Im selben Mafs, wie sie nach ihren eignen immanenten Ge- setzen sich 2ur kapitalistiBchen Produktion fortbildet, in demselben

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Mafs schlagen die Eigeiithumsgesetze der Waareaproduktioii um in Gesetze der kapitalistischen Aneignung*^).

Man sah, dass selbst bei einfacher Reproduktion alles vorge- schossne Kapital, wie immer ursprünglich erworben, sich in akku- mulirtes Kapital oder kapitalisirten Mehrwerth verwandelt Aber im Strom der Produktion wird überhaupt alles msprünglich vor- geadioeane Kapital eine verschwindende Grösse (magnitado evaiies- cens im mathematischen Sinn) verglichen mit dem direkt akkunui- lirten Kapital, d. h. dem in Kapital rückvnrwandelten Mehrwerih oder Mehrprodukt, ob nun funktionirend in der Hand, die akkumu- lirt hat, oder in fremder Hand. Die politische Oekonomie stellt das Kapital daher überhaupt dar als „akkumulirteii Beichtbuin'* (verwandelten Mehrwerth oder Revenue) „der von neuem zur Pro- duktion von Mehrwerth verwandt wird**^, oder auch den Kapita- listen als ,,Be8itaer dee Mehrprodukts" Dieselbe Anschaunnge- weise besitzt nur andre Form in denf Auadruek, dass alles vor- handne Kapital akknmulirter oder kapitalisirter Zins sei, denn der Zins ist ein blosses BradistQck des Mehrwerths

2. Irrige Auffassung der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter seitens der politisehen Oekonomie.

Bevor wir nun auf einige nähere Bestimmungen der Akkumu- Utiou oder der Rückverwandlung von Mehrwerth in Kapital ein- gehn, ist eine von der klassischen Oekonomie ausgeheckte Zweideutig- keit zu beseitigen.

So wenig die Waaren, die der Kapitalist mit einem Theil des Mehrwerths iih seine eigne Konsumtion kauft, ihm als Produktions- und Verwerthuni;sin Ittel dienen, so wenig ist die Arbeit, die er zur Befriedigung seiner natürlichen und socialen Bedürfnisse kauft, produktive Arbeit. Statt durch den Kauf jener Waaren und Arbeit

**) Man bewundere daher die Pfiffigkeit Froudhon'ii, der das kapitalistische Eigenthum abschiiflen wil!, inflrm er iTini ^--egenfiber die ewigen £igeii- thumsgesetze der W&arcuproduktiou gelteud machtl

^) «Capital, TIE: accumulated wealtn employed with a Tiew to profit* Malthiis L c. , Capital . . . consists of wealth saved from rcvenue, and Ufted with a view to proiit." (R. Jones: „An Introductoiy Lecture on Polit Econ. Lond. 1883", p. 16.)

„The poawflflon of tarploaprodnoe or eapital." („The Sonrce and Kemedy of the National Duficultiefl. A Letter to Lord John BoBiell. Lond. 1821.")

„Capital, with Compound interest ou every portion of capital saved, is so all engroMisg, fhat all the wealth in the world hom which inoome ia derivcd, has long ago beeome the interest on capital." (London Eco- nomist, 10. July, 1859.)

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den Mehrwerth in Kapital zu verwandeln, verzehrt uder verausgabt er ihn umgekehrt als Revenue. Gegenüber der al tätlichen Ge- sinnung, die, wie Hegel richtig sagt, ,im Verzehren des Vorhan- denen besteht'* und namentiich auch im Luxus persönlicher Dienste sich breit macht, war es für die bürgerliche Oekonomie entscheidend wichtig, die Akkumulation des Kapitals als erste Bürgerpflicht zu verkünden und unermüdlich zu predigen: man kann nicht akkumu- liren, wenn man seine ganze Revenue aufisst, statt einen guten Theil davon zu verausgaben in Werbung zuschUssiger produktiver Arbeiter, die mehr einbringen, als sie kosten. Andrerseits hatte sie gegen das Volksvorurtbeil zu polemisiren, welches die kapitsr- listische Produktion mit der Schatzbüdung yerweeheelt^^ und daher wähnt, akkumulirter Beichthum sei Beiehthum, welcher der Zerstörung in seiner yorhandnen Nafconltem, also dem Verbnach entn)gen oder noch vor der Cirknktion gerettet werde. Ymelalwm des Geldea gegen die CSrkoUtion wire ^nde das G^genibdl seiner Verwerthung als Kapital, nnd Waarenakkuniaktion im achata- bildnerischen Sinn reine Nairiieit*'*). Akkumolation von Waamn in grossen Massen ist Beenltat einer Girbilationsstodnmg oder der TTeberproduktion**). Alleidinge iSoft in der Volksroietellnng einer- seits das Bild der im Konsumtionsfonds der Beiehen geh&uften, langsam aich yerzebrenden CHlter nnter, andrerseits die Yomtii- bildung, ein Phänomen, das allen ProduktionsweiBen angehört und wobei wir einen Augenblick in der Analyse des Cirkulationsproceeooo verweilen werden.

Soweit aläu i^t die klassische OekoDomie im Recht, wenn sie den Verzelir von Mehrprodukt durch produktive Arbeiter btatt durch unproduktive als charakteristisches Moment des Akkumu- latiousprocesses betont. Aber hier beginnt auch ihr Irrtbun». A. Smith hat es zur Mode gemacht, die Akkumulation bloss als Konsumtion des Mehrprodukts durch produktive Arbeiter oder die Kapitalisirung des Mehrwerths als dessen blossen Umsatz in Arbeits*

**) „Nü uolitical eoonomiät ui the preseut day cuu by »avlug meau mere hoarmng: and beyond thia oontracted and insuffieient proceeding, no use of the terra in reference to the national wenlth can ^vcll ho ima- gined, but that which rnust arise from a different appiication ot what in aaved. founded upon a real diatiuctiuu betweeo the ditfereot kiads of labonr maioiained^by it" (Malthi» 1 e. p. 88, 89.)

So ist bei Balzac, der alle Fchattirungen des Geizes so frrfmdlich studirt hatte, der alte Wucherer ( iol. eck schon verkindiacht als er an- fangt »ich einen Schatz aus aufgehauileii Waaren zu bilden.

,,AcciimtiIatioa of Stocks . . . non-exchange .... OTerpiodactlon.'* <Th. €k>rbet L c p. 14.)

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kraft darzustellen. Hören wir z. R Ricardo: »Bfan mnas Tontehii, dass alle Produkte eines Landaa konsumirt wwden; aber es madit den grössten Unterschied^ den man denken kann, ob aie konsomirt werden durch solche, die einen andren Werth lefirodiiciienf oder durch solche^ die ihn nicht reprodudren. Wenn wir sagen, daas Re?eniie erapart und aum Kapital geschlagen ivird, ao meinen wir, daaa der Thäl der RoTenoe, von dttm ee heiaat, er aei anm Kapital geechUigen, doxeh prodnktiTe statt dnroh onprodnktiTe Arbeiter Teraehrt wird. Ea gibt keinen gitoem Lrrthnm als lu nnter- stellen, dasa Kapital durch Nicht-Konsnm Tcrmehrt wird**")* Es gibt keinen grösaem Irrthum als der dem A. Smith von B^cardo und allen späteren nachgeplaaderte, daas „der TheÜ der Revenne, von dem es heisst, er sei snm Kapital geschlagen, von prodoktiTen Arbeitern versehrt wird." Nach dieser Vorstellung wQrde aller Mehrwertb, der in Kapital Terwandelt wird, an variablem KapitaL Er theilt sich vrälmelü', wie der nrsprllnglidt ▼(NTgescIuMnie Werth, in konstantea Kapital nnd variables Kapital, in Produktionamittel und Arbeitskraft. Arbeitskraft ist die Form, worin das variable Kapital innerhalb des Produktionsprocesses existirt. In diesem Process wird sie selbst vom Kapitalisten verzehrt. Sie verzehrt durch ihre Funlction die Arbeit Produktiünsmittel. Zugleich verwandelt sich da*» iiii Ankauf der Arbeitskraft gezahlte (iekl m L- bensmittel, die nicht von der „produktiven Arbeit , sondern vom laoduktiven Arbeiter" verzehrt werden. A. Smith gelangt duich eine gr und verkehrte Analyse zu dem abgeschmackten Resultat, dass wenn auch jedes individuelle Kapital sich in konstanten und variablen ßestaridtlieil theilt, das gesellschaftliche Kapital sich in nur variables Kapital auflöst oder nur in ZahlunjUf von Arbeitslohn verausgabt wird. Z. B. ein Tuchfabrikant verwandltj 2000 Pfd. St. in Kapital. Er legt einen Tlieil des Geldes im Ankauf von Webern aus, den andern Theil in Woliengarn, Wolleninaschmerie u, s. w. Aber die Leute, von denen er das Garn und die Maschinerie kauft, zahlen wieder mit einem Theil davon Arbeit u. s. w., bis die ganzen 2000 Pfd. St. in Zahluiitr von Arbeitslohn vomiis<Tal>t sind, oder das ganze durch die 20U0 Pfd. St. repräsentirte Produkt durch produktive Arbeiter verzehrt ist. Man sieht: die ganze Wucht dieses Arguments liegt in dem Wort „u. s. vr.", das uns von l*on- tius zu Pilatus schickt. In der That, A. Smith bricht die Unter- suchung gerade da ab, wo ihre Schwierigkeit beginnt ^^).

*») Ricaido 1. c. p. 168» Kote.

Trots seiner ,Logik' kommt Herr J. St Hill nirgeadswo auch nur

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Solange man nur den Fonds der Gesanunt- Jahresproduktion ins Auge fasst, ist der jährliche ßeproduktionq^rocess leicht ver* stündlich. Aber alle Bestandtheile der Jahresproduktion müssen auf den Waarenmarkt gebracht werden, und da beginnt die Schwierig'- keit Die Bewegungen der Einzelkapitale und persönlichen Re» Tennen kreuzen, Termengen, Terlieren sich in emem allgemeinen Stellenwedisel, der Oirkulation des gesellschaftlichen Beichtfaums der den Blick verwirrt und der Untersuchung sehr verwickelte Aufgaben zu lOsen gibt Im dritten Abschnitt des zweiten Buches werde ich die Analyse des wirklidim Zusammenhanges geben» Ks ist des grosse Verdienst der Physiokraten, in ihrem TaUeau dconomique zum ersten Mal den Yonuch gemadit zu haben, ein Bild der Jahresproduktion zu geben in der Gestalt, in welcher sie aus der Cirkulation hervorgeht

Es versteht sich übrigens von selbst, dahö die politisciie Oekonomie nicht verfehlt hat, im Interesse der Kapitalisten klasse A. Smith's Satz auszubeuten: dass der ganze in KapiüU verwandelte Theii des Nettoprodukts von der Arbeiterklasse verzehrt wird.

3, Theilung des Mehrwertbs in Kapital und Revenue.

Die Abstinenztheorie.

Im vorigen Kapitel betrachteten wir den Mehrwerth, resp. das Hehrprodukt, nur als individuellen Konsumtionsfonds des Kapi« talisten, in diesem Kapitel bisher nur als einen Akkumulations* fonds. Er ist aber weder nur das eine, noch das andre, sondern

solcher fehlerhaften Analyse seiner Vurgüüger auf die Spr&nge, weldiA selbet innerhalb des bürgerlichen Horizonts, vom reinen Facli^tatidpuQkt

ans, nach Berit lif iL im schreit, üeberall registrirt er mit schtlleniiäraigem Dügmatismut» die Gedankenwirren seiner Meister. Auch hier: ,The caoi- tal itself in the long run becomes entirely wages, and when replaced of the sale of produce becomes wages again.'

''*) A. Smith hat in ilrr T >nr<<trllun^'^ <!es ReprodiiktionsprocePaies, d.'Jicr auch der Akkumulatiiui , nach mancher Seite hin nicht nur keine Fort- schritte, sondern entöchiedeue itückäcbniie gemacht im Vergleich zu seinen Vorgängern, namentlich den Physiokraten. Mit seiner im Text er- wähnten Illusion hängt fl;i> fbeufalls von ihm der politischen Oekonomie vererbte, wahrhaft fabelhalte Po-rma zusammen, dass der Prpin der Waareu aus Arbeitslohn, Trotit (Zins) uud Grundreute, also blosä auä Arbeitslohn und Mebrwertli ztuMunmeogesetEt ist Von dieser Baals ausgeheod, g«- hteht wenigstens Storch naiv: „II est imposaiblc de renoudrc le prix nt'cessaire dans ses td^ments les plus simple«." (Storch 1. c. Petersb. Kdit. lülb, t I. p. 140, Note.) Eine schöne ökonomische Wissenschaft, die es fflr unmöglich erUftrt, den Preis der Waaren in seine einfkehsten Ele- mente aufzulösen! Das Nähere hienlber w^ird man erörtert finden im 3. Abschn. des zweiten und im 7. Abschn. des dritten Buchs.

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boidw zugleich, Em Theil des Mdbrwerths wiid vom Kapitalisten ab BeYSDue vefiehrt^^), ein andrer Theil als Kapitel angewandt oder akkamnlirt

. Bei gegebner Masse des Mehrwerths wird der eine dieser Theile

am so grösser sein, je kleiner der andre ist Alle andern Um- stände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhültniss, worin diese Theilung sich vollzieht, diu Grösse der Akkumulation. Wer aber diese Theilung vornimmt^ das ist der Eigenthümer des Mehrwertlis, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt. Von dem Theil des von ihm erlioljnen Tributs, den er akkumulirt, saort man, er spare ihn, weil er ilui nicht aufisst, d. h. weil er seme Funktion als Kapitalist ausübt, nämlich die Funktion, sich zu bereichern.

Nur soweit der Kapitalist personiticirtes Kapital ist, hat er einen historischen Werth und jenes historische £zistenzrecht, das, wie der geistreiche lachnowsky sagt, keinen Datum nicht hat. Nur soweit steckt seine eigne transitorische Nothwendigkeit in der transitorischen liothwendigkeit der kapitalistischen Prodaktionaweiae. Aber soweit sind auch nicht Gebvanchswerth und Genuss, sondern Tausch Werth und dessen Yermehrung sein treibendes Motiv. Als Fanatiker der Verwertbung des Werths zwingt er rücksichtslos die Menschheit zur Pkodnkiion um der Produktion willen , daher zu einer Entwicklung der geeeOschaftiichen Produktivkiafte und zur Schapfnng von materidlen Produktionsbedingungen^ welche allein die reale Baaia ein« höheren Oesdlsehaftsform bilden gönnen, deren Ghrundprindp die ToUe und freie Üntwicklong jedes Indivi- duums ist Nur ab Personifikation des Kapitals ist der Kapitalist leapektebeL Als solche theilt er mit dem Schatebildner den abeu- Intm Bereicherungstrieb. Was aber bei diesem als individuelle || Manie erscheint, ist beim Kapitalisten Wirkung des geseDschaft- 1 liehen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist. Ausserdem | macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fort- ' währende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen ange- legten Kapitals zur Nothwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapi- talistischen Produktionsweise als äussere Zwaogsgesetze aui. bie

*") Der Leser wird bemerken, dsM das Wort Kevenue doppelt gebraucht

wirfl, erstens um den Mebrwerth als perifidi^rh aus dem TCapital ent- springende Frucht, zweitens um den Theil dieser Frucht zu bezeichnen, der vom Kapitalisten periodisch verzehrt oder zn seinem KonsomtioDsfonds geschlagen wird. Ich behalte diesen Doppelsinn bei, weil er mit dem Sprachgebrauch der englischen und fmosöMscheo Oekonomen hamonirt.

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swingfc ihnt Min Kf^ital fortw91ireticl anmdehDen, um w la er* haltoa, lind amdehneii kum er « nor Tenmitdst pi^^gveariTw Akknmiiktion.

Soweit dfther sein Thun und Laawn nur Funktion des in ihm mit Willen nnd Bewaartsein h^;nbten Kapitals, gilt ihm sein eigner Prifatkonsnm als ein Raub an der Akkumnhtion seines Kapitels, wie in der itslienisehen Bnchbaltang PriTatansgabea auf der Debetseite des Kapitalisten gegen das Kapital figuriren. Die Akkumnlation ist Eroberung der Welt des presellschaftlichen Reich- thiims. Sie dehnt mit. der Masse des exploitirten Menschenmateriuls zugleich die direkte und indirekte Herrschaft des Kapitalisten aus**).

Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, der Akkumulation, und des Reich-

3<) In der altmodischeo, wenn auch stets erneuten, Form des Kapitalisten, im Wucherer ▼emuehaiiliebt Lather sehr gat die Hemebsnoht alt Elemeot

desBereicherungBtriebs. „DieHeiden haben können ausder Vernunfft rechnen, da.Hs ein Wucherer, sey ein vierfaltiger Dieb und MOrder. Wir Christen aber halten sie iu solchen ehren, das wir sie schier anbeten umb ihres Oeldes wil- len... Wer einem andern seine Nabrimff aussauget, raubet und stilet, der thut eben so erossen Mord (so viel an jmligt) als der einen Hungers sterbet und zu Grunde verterbet. Solches thut nher ein Wucherer, und pitret die weil auf seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben gefressen werden, als er gfllden gestolen hatte, wo anders so Tiel fieisches a jm were, das so viel Raben sich drein stQcken und teilen kündten. Dieweil hanget man die kleinen Diebe... Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe gehn in goid und seiden prangen . . . Also ist auch kein grOaeer Menschenfeind anff S^lea (nach dem Tenne!) denn ein Geitshali und Wucherer, denn er will aber alle men Beben Gott sein. Türcken, Krieger, Tyrannen sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die T ente leben und bekennen, dass sie Böse und Feinde sind^nd können, ja müssen wol sn wellen sich Aber etliche erbarmen. Aber ein Wncherer nnd GeitiwanaL der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und Dnrst, Trauer nnd Not vetderMn, so viel an jm ist, auff das ers alles allein mAeht Laben, und jedermann von jm, als von einem Gottempfahen undewi^^üch sein Leibeigner sein. 25chauben, güldne Kette, Ringe tragen, das manl wlschent sich Ar einen theuren, from- men tfann lassen ansehen nnd rühmen . . . Wucher ist ein gross und un* geheuer monstmm, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den kein Oacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein, das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rÜcklLo^a in sein Loch zieht, hinkommen. Aber Herenles sol der Ochsen und der Qeihngenen Geschrey hören und den Caeum «uehen auch in Klippen nnd Felsen, die Ochsen wider lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus hetsst ein Böse- wicht, der ein frommer Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan habeUf nnd sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in »ein Loch gezogen, schein und fupstapffen geben, als seien sie herausgelassen. Also wil der Wucherer auch die Welt eflcn, als nütze er und gebe der weit ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst und frisst . . . Und so man die Strassen räuber, Mörder und Benheder. redert und köpffet, wie viel mehr solt man alle Wucherer redem una edem . « . verjagen, verfluchen und köpften. " (Martin Luther 1. c.)

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tlramB, hJVrfc der KapitaKut anf^ bimae Inkanaiion des Kapitals so seoL Er fttlüt ein „menschliches Bühren^ l&r seinen eignen Adsin und wird so gebildet, die Sehivfinnerei l&r Aseese eis YomtiieQ des alimodischen SehatsbAdners so belScheln. WShrend der klasflisehe

Kapitalist den indiyidaellen Konsum als Sünde gegen seine Funktion und »Enthaltung" von der Akkumulation brandmarkt, ist der modernisiito Kapitalist im Stande, die Akkumulation, als „Ent- sagung" seines Qenusstriebs aufzufassen. „Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner Brust, die eine will sich von der andren trennen!'*

In den historischen Anfängen der kapitalistischen Produktionsi- weise und jeder kapitalistische Farven II macht diess historische Stadium individuell durch herrschen Bereicherungstrieb und Geiz als absolute Leidenschaften vor. Aber der Fortschritt der kapitalistischen Produktion schaftlt nicht nur eine Welt von Ge- nüssen. Er öffnet mit der Spekulation und dem Kreditwesen tausend Quellen plötalicher Bereicherung. Auf einer gewissen Entwicklungs- höhe wird ein konventioneller Grad Yon Verschwendung, die zu- gleich Schaustellung des Reich thums und daher Kreditmittel ist, sogar XU einer Geechaftsnoth wendigkeit des „unglücklichen* Kapita- listen. Der Luxus geht in die Reprasentationskosten des Kapitals ein. Ohnehin bereichert sich der Kapitalist nicht, gleich dem Schatzbildner, im Verh&ltnus seiner persönlichen Arbeit nnd seines penOnlichen NichtkonsomSt sondern im Mais, wonn er fremde Arbeitskraft anssangt nnd dem Arbeiter Entssgnng alkr Lebensge- nüsse au&wingt Obgleich daher die Yerschwendnng des Kapita- listen nie den bona ftde Charakter der Verschwendung des flotten Feodalhenn besitst» in ihrem Hintergrund Tielmehr stets schmatngster Geiz nnd SngsÜiclie Berechnung ' lanem^ wichst dennoch seine Veischwendang mit semer Akkumulation, ohne dass die eine die andre zu beabbruchen braucht Damit entwickdt steh gleichseitig in der Hochbrust des Kapitalindividuums ein faustischer Konflikt zwischen Akkumulations- und Genusstneb.

„Die Industrie von Manchester*', heisst ea in einer Schrift, diu Dr. Aikin 1795 veröffentlichte, „kann in vier Perioden getheilt werden. In der ersten waren die Kabrikanten gezwungen, hart für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten." »Sie bereichert.en sich beson- ders durch ßesteiilunp!' der Eltern, die ihnen Jungen ;Us apprentices (Lehrlinpfe) zuwiesen und dafiir schwer blechen nuissten, während die Lehrhnge ausgehungert wurden. Andrerseits waren die Durch- schnittsprofite niedrig und die Akkumulation verlangte grosse Spar- samkeit Sie lebten wie Scbatsbildner und vezzehrtm bei weitem

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Dicht einnml die Zinaeii ihres Kapitals. „In der zweiten Periode hatten sie hegonnen, Ueine Vermögen zu erwerben, arbeiteten aber ebenso hart als Envor**, denn die unmittelbare E]q>loitation der Arbeit kostet Arbeit, wie jeder SUaTentreiber weiss, nt^nd lebten naeb wie Tor in demselben frogalen Styl .... In der dritten Periode begann der Lnxos, und das Geschäft warde aoa- gedehnt durch Aussendung Ton Beitem (berittenen Oommis Voya- geurs) fiir Orders in jeder Marktstadt des Königreichs. Es ist wahrscheinlich, dass wenige oder keine Kapitale von 3000 bis 4000 Pfd. St.. \n der Industrie erworben, vor 1690 existirten. Um diese Zeit jedor h oder etwaü später hatten die Industriellen schon Geld akkumulirt und begannen steinere Häuser statt der von Holz und Mörtel aufzuführen .... Noch in den ersten Decennien des 18. Jahr]iini(lcris setzte sieb ein Manchester Fabrikant, der eine Pint ireimlen Weins seinen (jühten vorsetzte, den Glossen und dem Kopfschiitteln aller seiner Naclibarn aus.'* Vor dem Aut- kommen der Maschinerie betrug der nlu ndliche Konsum der Fabri- kanten in den Kneipen, wo sie zusammenkamen, nie mehr als 6 d, für ein Glas Punsch und 1 d. für eine Rolle Tabak. Erst 1758, und diess macht Epoche, sah man „eine im Geschäft wirklich engagirte Person mit eigner Equipage I** „Die vierte Periode**, das letite Drittheü des 18. Jahrhunderts, „ist die von grossem Luxus und Verschwendung, unterstützt durch die Ausdehnung des Geschäfts''"*^). Was würde der gute Dr. Aikin sagen, wenn er heutzutag in Manchester auferstände!

Akkumulirt, Akkumulirt! Das ist Moses und die Propheten! ,»Die Industrie liefert das Material, welches die Sparaunkeü akkn- mnlirt***^. Also spart, spart, d. h. rflokrerwandelt möglichst grossen Theil des Mehrwerths oder Mehrprodukts in Kapital! Akku- mulation nm der Akkumulation, Produktion um der Produktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Oekonomie den histo- rischen Beruf der Bourgeoisperiode aus. Sie tfiuschte sich keinen Augenhliek Qher die Geburtswehn des Reichthums ^^), aber was nfitat der Jammer Uber historische Noth wendigkeit? Wenn der klassischeii

**) Dr. Aikin: «Deacription ol the Cotmtiy from 80 to 40 miles loimd

Manchester. Lond. I79b*, p. 182 sqq. ^) A. Smith 1. c. b. III, ch. III.

Selbst J. B. Öay saft: ^Les ^pargnes des riches ee fönt aux d^peos des pauTres.* «Der r^^mlwdie Proletarier lebte fast gans auf Kotten der

Gesellschaft... Man könnte fast sagen, dass die moderne Oesetlschaft auf Kosten der Proletarier le^^t, von dem Theil, deu sie auf Belohnung der Arbeit ihnen entzieht.' (tJiäiuondi: Etudes etc.' t. I., p. 24.)

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Oekononiie der Proletsrier nur als Maschine zur Produktion Ton Mehr Werth, gilt ihr aher anch der Kaintalist nur ab Maschine znr.YerwandlQng dieses Mehnrerths in Mehrkapital. Sie nimmt seine historische Fonktion in bitterm Emst üm seinen Busen Tor dem nnhdlToUen Konflikt swisehen Genusslxieb nnd Be- reicherungstrieb za feien, yerÜieidigte Mfdthns, im An&ng der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts, eine Thdlui^ der Arbeit, wdche dem wirldich in dar Produktion begriffenen Kapitalisten das Geschäft der Akkumulation, den andren Theilnehmem am Mehrwerth, der Landaristokratie, Staats-, Borchenpfrandnem o. s. w. das Geschäft der Verschwendung zuweisst. Eis ist von der höchsten Wichtigkeit, sagt er, „die Leidenschaft für Ausgabe und die Leiden- schaft für Akkumulation (the pasaioii for expenditure and the pa-ssjon for accumulation*) getrennt zu halten"''^). Die Herrn Kapitalisten, seit lange in Lebe- und Weltmänner verwandelt, schrieen auf. Was, rief einer ihrer Wortftihrer, ein Ricardianer, Herr Malthus jiredigt tiohe Grundrenten, hohe Steuern u. s. w., nm dem Industrirllpn einen fortwährenden Stachel durch unpro- duktive Kon.-iMiu'iiten aufzudrücken! Allerdings Produktion, Pro- duktion auf stets erweiterter Stufenleiter, lautet das Schiboleth, aber „Produktion w^ird durch einen solchen Process weit mehr gehemmt als gefördert. Auch ist es nicht ganz hiUig (nor is it quite fair), eine Anzahl Personen so im Müssiggang sa erhalten, nnr um andere zu kneipen, aus deren Charakter man schliessen darf („who are likely, from their characters dass, wenn ihr sie 2U fnnlvtioniren zwingen könnt, sie mit Erf -lf^ funktioniren" ^^). So unbillig er es findet, den industriellen Kapitalisten zur Akkn- mnlation zu stacheln, indem man ihm das Fett von der Suppe wegschdpft, so nothwendig dankt ihm, den Arbeiter mSglichst auf den Minimallohn sa heschrinken, „nm ihn arbeitsam su erhalten**. Anch verheimlicht er keinen Augenblick, dass Andgnung unbe- zahlter Arbeit das Geheimniss der Plnsmacherei ist „Vermehrte Nachfrage von Seite der Arbeiter meint dnrehaos nichts als ihre Geneigtheit, weniger Ton ihrem eignen Produkt für sich selbst zu nehmen und einen grössren Theil daTon ihren Anwendern zu über* lassen; und wenn man sagt, dass diess, durch Verminderung der Konsumtion (auf Seiten der Arbeiter) glut (Marktab^rftllung,

Malthus 1. c. p. 319, 820. ^) ,Ati Inquixy into those prindples rMpeeting the Natore of I>emaiid

eU5.* p. 67.

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üeberpffodoktMm) eneiigft, ao kann ieh nur «itworten, dasB glnt tynoojm bolwm Profit irt"^

D«r gelehrte Zank, m die dem Arbeiter ausgepumpte Beute ftideriidist Dir die Akknmnlation wa verüieileii wi swiKken in* dnatarieUem KapiteUat ond mtaigeni Qmndeigentiittmer o. s. ▼entemmte tot der JtdireTolQtian. Km nadiher lintete das slidtiedie Proleteriat die Stonngkcke sq Ljon und fieae das Laod- proletariat den rothen Hahn in Eugknd fliegen. Dieaawife des Kanals grassirte der Owenismus, jenseits St. Simonismus und Fou- rierisnius. Die Stunde der Vulgärökonomie hatte geschlagen, (irade ein Jahr, bevor Nassau W. Senior zu Manchester ausfand, dasä der Profit (incl Zins) des Kapitals das Produkt der un- bezahlten „letzten zwölften Arbeitsstunde'^ ist, hatte er der Welt eine nndre Entdeckung angekündigt. „Ich", sagte er feierlich, „ich ersetze das Wort Kapital, als Fi oduktionsinstrument betrachtet, durch das Wort Abstinenz (Enthaltung)'* Ein unflbertroiienes Muster diess von <Ien Entdeckun^'en" der Vulg-ärokonoinie! Sie ersetzt eine ökonomische Kategone durch eine sykophan tische Phrase. Voila tout „Wenn der Wilde**, docirt Senior, „Bogen fabricirt, so übt er eine Industrie aus, aber er prakticirt nicht die Abstinenz." Diess erklart uns, wie und warum in früheren Gesell- schaftszustanden „ohne die Abstinenz'' des Kapitalisten Arbeitsmittel fsbricirt wurden. „Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, um so mehr Abstinens erfordert sie**^*), nfimlieh von denen, welche die Industrie ausüben, sieb die frenide Industrie und ihr Produkt anzu- eignen, iüle Bedingungen des Arbeitsprocesses ?ennuideln sich Ton nun in ebenso viele Äbstinenspraktiken des Kapitalisten. Dsas

^ 1. c. p. 50.

Senior: »Principes fondameutaux de i'Econ. Pol.* trad. Arrivabene. 1886, p. SOS. Diess war den Anhlngem der alten klasaisdieii Sdiiile doch etwas zu toll. «Herr Senior sehlebt dem Aoadmck Arbeit und Kapital

den Ausdruck Arbeit und Ahftinpnz imter Ahstinpnsr ist pine blof^ne Ne- gation. Es ist nicht die Abstinenz, sondern der Gebrauch des produktiv verwandten Kapitals, welcher die Quelle des Profits bildet.* (John Gaienoye L e. p. ISO, Nute.) Herr John 8t. Mill excerpirt dagegen auf der einen Seite Ricardo'? PrDfittheorie uiul annexirt auf der andren Senior's ,remuneratioii of abatinence.' So fremd ihm der Hegersche .Widerspruch", die Spring- (|uelle aller Dialektik, so beimi8ch ist er in platten Widersprüchen.

Zosats snr 2. Ausg. Der Vulgärökonom hat nie die einfadie Reflexion angestellt, dass jede menschliche Handlung als .Enthnltimgr* von ibreir. Gegentheil aufgefawst werden kann. Kssen ist Enthaltung von Fasten. Gehn Enthaltung vun Stelm, Arbeiten Enthaltung vou Faullenzen, Faul- lenzen Enthaltung von Arbeiten etc. Die Heeren tbiten wohl, einmal nachzudenken Ober Spinoca's: Detenalnitio est negstio. Senior L c. p. 342.

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Korn nicht nur gegessen, sondern auch gesät wird, Abstinenz des Kapitalisten! Dass der Wein die Zeit erhält, auszogfilireii, Absti* Deuz des Kapitalisten!^^ Der Kapitsüst beraabt . setnen eignen Adam, wenn er die „Prodoktionsinsbnimente dem Arbeiter leiht** (!), alias sie dnrehEuiTerleibiing der Arbeitskiaft ak Kapital yerwerthet, statt DampfinasduneDy Baumwolle, Eisehbabnen^ Dfinger, Zugpferde n. 8. f. an&ueBsen oder, wie der Vulgarökonom sich das kindlich Torstellt, „ihren Werth* in Luxus und andren KonsumtionsmitteliL zu Terpraasen^). Wie die Kapitalistenkksse das anstellen sollt ist ein Ton der Volgfirökonomie bisher hartnfiokig bewahrtes Ge^ heininiss. Genug, die Welt lebt nur noch Ton der Selbstkasteiung dieses modernen Büssers des Wischnu, des Kapitalisten. Nicht nur die Akkumulation, die einfache „Erhaltung eines Kapitals erheischt beständige Krattaiistrengung, um der Versuchung zu widerstehn, es aufzuessen" Die einfache Humanität gebeut also offenbar, den Kapitalisten von Martyrthum und Versuchung zu erlösen, in derselben Weise, wie der georgische Sklavenhalter jüngst durch Abschaffung der Sklaverei von tlem schmerzlichen Dilemma erlöst ward, ob das dem X^ gersklaveu ausgepeitschte Mehrprodukt ganz in Champagner zu verjuhi ln oder auch theilweis in mehr Neger und mehr Land rückzuver wandeln.

hl den verschiedensten ökonomischen Gesellschaftsformationen findet nicht nur einfache Reproduktion statt, sondern, obgleich auf verschiednem Maisstab, Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter. Es wird progressiv mehr produeirt und mehr konsumirt, also auch mehr Produkt in Produktionsmittel Terwandelt. Dieser Process eiBcheint aber nicht als Akkumulation von Kapital und daher auch nicht als Funktion des Kapitalisten, so lange dem Arbeiter seine ProduktioDsmitfcelt daher auch sein Produkt und seine Lebensmittel,

*') ,No one . . . will sow his wheat, f. i , aud allow it to remain a twelve-moutb iu the grouud, or leave hit) wmc in a cellar for years, in» tfcead of conBaming these things or tfaeir eqniTtlent at onoe onless he cxpects to acquire additionul value etc.* (Scrope: «PoUt. Econ.* edit. von A. Potter, New- York 1811, p. 183. 134.)

^} «La unvatiuu que ä'impose le capitaUste, en prStant (dieser Euphe* mumuB gebraticht, um naeh probater ▼algMkonomischer Manier den Tom indnstriellen Kapitalisten exploitirten Lohnarbeiter mit dem industriellen Kapitalisten selbst zu identiticiren, welcher vom Geld verleihenden Kapi- talisten pumptl) ses instrumentä de production au travalUear au iieu d en consacrer la valeur ä «m propre uaage, en la traorformant en objets d'ntilit^ ou d'agröment* (G. de Molinari 1. c. p. 49.)

**) ,La conservütion d'un capital exige . . . . un effort constant pour re- alster h la teniptation de le consummer/ (CourceuU-SenellM 1. c. p. 57.)

Marx, Kapital 1. 36

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nock nicht in der Fonn von Kapital gegenfiberstehn^ Der ror einigen Jefaxen Tentoibene Bichard Janas, Kaehlblger Ton Hnl- thns anf dem LduatnU der poHtiadifln Oekonomie am oalindiachen College an Haileybnxj, erSrtert diev gut an zwei groawin Thai- Sachen. Da der zahlreichste Theil des indischen Volks selbst- wirthschaftende Bauern, eziatirfc ihr Produkt, ikre Arbeila- und Lebensmittel, auek nie Jn der Form (.in tiie ahape") einen Fonda, der aus fremder Benenne erspart wird („saTed ftmn Bevame*^) und daher einen Torlaofigen Procees der Akkumulation („a preTious process of accumulation") durchlaufen hat"*'). Andrerseits werden die nicht-agrikolen Arbeiter in den F^rovinzeri, wo die englische Herrs( liat't das alte System am wenigäteu aufgelöst bat, direkt von den Grossen beschäftigt, denen eine Fortion des ländlichen Mehrprodukts ;ils Tribut oder Grundrente zufliesst Ein Theil dieses Produkts wird in Naturalform von den Grossen verzehrt, ein andrer Theil fWr sie von den Arbeitern in Luxus- und sonstige KonsumtioQsiu Ittel verwandelt, während der liest den Lohn der Arbeiter bildet, die Eigen tbümer ihrer Arbeitsinstrumente sind. Pruduktion und Kejiroduktion auf erweiterter Stufenleiter gehn hier ihren Gang ohne alle Dazwischenkunft jenes wunderlichen Heiligen, jenes Ritters von der traurigen Gestalt, dea „entsagenden"^ Kapitalisten.

4. UmstSnde, welche unabhängig von der proportionellen Tbeilnng dea Mehrwertka in Kapital nnd Berenue den Umfang der Akkumulation bestimmen: Exploitationsgrad der Arbeitskraft. ProdnktiVkraft der Arbeit. Wach- sende Differenz zwibcben angewandtem und konsumir- tem Kapital Grösse des vorgeschossnen Kapitals.

Daa Verhiltniss, wonach der Mehrwerth sich in Kapital und Bevenue spaltet, als gegeben Toransgesetst, richtet sich ^ Orte» des akkumuUrten Kapiteb offenbar nach der absoluten GrOase dea

,The particalar claaaes of inrome whirh yinld thp mo?Jt nbnn<1nnt^y to the progreas of national capital, change at diftereut stages of their progres«, and are therefore entirely different in nations occupying difierent positions in Ihat progroM . . . Profits . . . unimportant aouree of accnmnlatioo» comparea with waire'i an<i renta, in the earlier sta^s of aociety . . . When a conaiderable advance in the powers of national industry has actually taken place, profita riae into comparative importancc as a source of accamnlation.'' (Richard Jones: ^Textoook etc.*, p. 16, 21.)

«') l. c. p. 36 sq. [Zur 4. Aufl. MoM «in Yeffwhfln eein, die Stelle ist nicht gefunden worden. D. Hd

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Mehrwerihs. ABgenoramen , 80^/^ würden kapitatisirt und 20 ^/^ aufgegessen, so wird das akkumulirte Kapital 2400 Pfd. St. oder 1200 Pfd. St betragen, je nachdem der Gesanmit-Melirwerfch aeh auf 8000 oder auf 1600 Pfd. 8t belaofm hat Demnaeh wirken bei Beetinunung der GrOeae der Akktunulatioii alle die TTmfltSnde mifc, die die Masse des Mehrwerths bestimmen. Wir fassen sie hier nochmals aosammen, aber nnr insofern sie mit Besag auf die Altemoktion nene Gesichtspunkte bieten.

Man erinnert sich, dass die Bäte des Mehrwerths in erster In* Sinns abhSngt von Ezploitationsgrad der Arbeitskraft. Die politische Oekonomie wttrdigt diese Rolle so sehr, dass sie gelegentlich die Beschleunigung der Akkumulation durch erhöhte Produktionskraft der Arbeit identificirt mit ihrer Besclilpunicfung durch erhöhte Exploitation des Arbeiters*^). In den Abschnitten über die Pro- duktion des Mehrwerths ward beständig unterstellt, dass der Ar- beitslohn wenigstens gleich dem Werth der Arbeitskraft ist. Die gewaltsame Herabsetzung des Arbeitslohns unter diesen Werth spielt jedoch in der praktischen Bewegung eine zu wichtige Rolle, um uns nicht einen Augenblick daix i aufzuhalten. Sie verwandelt faktisch, innerhalb gewisser Grenzen, den nothwendigen Konsum- tionsfonds des Arbeiters m einen Akkumulationsfonds von Ka]iital.

„Arbeitsl(;»hne\ sagt J. St. Mill, „haben keine Produktivkraft: sie sind der Preis einer Produktivkraft; Arbeitslöhne tragen nicht, neben der Arbeit selbst, zur Waarenproduktion bei, sowenig als der Preia der Maschinerie selbst. Könnte Arbeit ohne Kauf ge- habt werden, so waren Arbeitelöhne Uberfltaig'* Wenn aber die Arbeiter ron der Luft leben könnten, bo wären sie auch um keinen Preia zu kaufen. Ihr Kichtkosten ist also eine Grenze im mathematischen Sinn, stets unerreichbar, obgleich stets annäherbar. Es ist die bestandige Tendenz des Kapitab, sie auf diesen nihi- liatiachen Standpunkt herahzudrOcken. Bin oft Ton mir citirter

'■^) .Kicardo sa^t: ,In verschiednen Stadieu der Gesellschaft ist die Akku- mnlmtion des Kapitals oder der Mittel Arbeit ansowenden (sc. zu exploitiren) mfhr oder weniger rasch and muss in allen Fallen von den Produktivkräften der Arbeit «hhnngen Die Produktivkräfte der Arbeit sind im Allgemeinen am grössieu, wu Uebertiuüs von fruchtbarem Boden existirt.' Bedeuten in dieMm Sste die Prodoktivlrrifte der Arbeit die Kleinheit des aliqvoten TheUs jedes Produkts, der denen /.ufÄllt, deren Handarbeit es producirt, so ist der Satz tautologisch, weil der übrig bleibende Theil der Fonds i?t. woraus, wenn es seinem Kiguer beliebt (,if the owner pleases*), Kapital akkumulirt ^rden kann. Aber diess ist mdstens nicht der Fall, wo das Land am frnclit- banten ist.* (.Observations on certain verbal disputes etc.' p. 74, 75.)

^) J. St. Mill: «Essays on some onsettled Questiona ofPolit fioonomjr, Lond. 1844% p. 90.

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Schriftsteller des 18. Jahrhunderte, der Verfasser des „Essay on Trade and Commerce", wifith nur das innerste SeelengeheimmaB des englischen Kapitals, wenn er es für die historische Lebens- aa^be Englands erklärt, den englischen Arbeitslohn auf das franzSsuche und holUndiadie Niveau herabBadrOeken*^). Er sagt o. a. naiv: MWenn aber imsre Armen (KunstausdradE ftr Arbeiter) Inxnrifis leben wollen « . « mnae ihre Arbeit natOiÜek thener sein. . . . Man betrachte nnr die haarsMubende -Maese Ton Veber- flOangkeit (»heap of snpeffliiittea*^), die nnm MannUtnrarbeiter ▼ene^bren^ «Je da aind Branntwein, Gin, Thee, Zncker, firemde FrQchte^ starkes Bier, gedmekte Leinwand, Schnnpf- nnd Bauch- tabak etc"*^^). Er citürt die Schrift eines Fabrikanten Ton North- amptonshire, der mit himmelwärts schielendem Blick jammert: „Arbeit ist ein ganzes Drittheil wohlfeiler in Frankreich als in Englauii: denn die französischen Armen arbeiten hart und falireo hart an Nahrung und Kleidung und ihr Hauptkonsunx sind Erod, Früchte, Kräuter, Wurzeln und getrockneter Fisch ; denn sie essen sehr selten Fleisch, und wenn der Weizen theuer ist, sehr wenig Brod - ^-). „Wozu/' fährt der Essayist fort, „wozu noch kommt, dass ihr Getränk aus Wasser besteht oder ähnlichen schwachen Likören, so dass sie in der That erstaunlich wenig Geld austi^eben . . . . Ein derartiger Zustand der Dinge ist siclierlich schwer herbei- zulühren, aber er ist nicht unerreichbar, wie seine Existenz sowohl in Frankreich als Holland schlagend beweist" Zwei Jahrzehnte

^An Essay on Trade and Commerce. Lond. 1770*, p. 44. Aehnlich brachte die Times vom December 1866 und Januar 1867 Herzeusergiesaungeu. englischer Millenbesitzer, worin der glückliche Zustand der Delgischen Minenarbeiter geschildert w:ir(! lic nicht mehr verlangten und nicht mehr erhielten, als strikt uöthig, um tiir ihre «masters* zu leben. Die l>rli:isr hen Arbeiter dulden viel, aber ab Muaterarbeiter in der Time» zu iigurireui Aofaog Februar 1867 antwortete der mit Pulver and Blei unterdrückte Strike der belgischen Mitiftnarbeiter (bei Mardiienne).

1. c. p. 44, 4n.

Der Fabrikaut von North&mptonahire begeht eine im Herzensdrang entschuldbare pia fraufl. Er Tergleicht angeblieh das Leben englischer und franz-asischer Manufakturarbeiter, schildert aber, wie er später in seiner Verdaddernng selbst gesteht, oiit den eben citiiten Worten französische Agrikulturarbeiter !

1. c. p. 70, 71. Note zur dritten Auflage. Heute sind wir, Dank der seitdem hergestellten Weltmarktskonkurrenz, ein gut Stück weiter. ,Wenn China*, erklärt das Parlamentsmitglied Stapleton seinen Wfihlem, „weun China ein grosses Industrieland wird, so sehe ich nicht ein, wie die europftische ArbeiterbevOlkeniDg den Kampf aushalten ktante, ohne auf das Niveau ihrer Konkurrenten herabziwteigen." (Times, 3. Sept. 1878.) Nicht mehr kontinentale, nein, chinesische Löhne, das ist jetct das ersehnte Ziel des englischen Kapitals.

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spStor verfolgte ein amerikaaucher Hnmbug, der barotueirte Yankee Benjamm Thomsoii (aliaB Graf Romibrd), dieselbe PliUaiithropie- Unie mit groaeem Wohlge&Uen vor Gott iiod den MenscheD. Seine

„Essays" sind ein Kochbuch mit Recepten aller Art^ um Surrogate an die Stelle der theuren Normalspeisen des Arbeiters zu setzen. Ein besonders gelungnes Recept dieses wunderlicheü „Philosophen" ist folgendes: „Fünf Pfund Gerste, fünf Pfund Mais, ftir 3 d. Hänoge, 1 d. Salz, 1 d. Essig, 2 d. Pfeffer und Krauter Summa von 20*/^ d. gibt eine Suppe fQr 64 Menschen, ja mit den Durch- schnittspreisen von Korn kann die Kost auf d. per Kopf (noch nicht 8 Pfennige) litrabgedrückt werden"**). Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion hat die Waarenfalschung Thomson*« Ideale überfltissig (gemacht '''').

Ende des 18. und während der ersten Decennien des 19. Jahr- hunderts erzwangen die englischen Pächter und Landlords das ab- solute Minimalaalair, indem sie den Ackerbautaglöhnem weniger als das Minimum in der Form dea Arbeitslohns, den Rest aber in der Form von Piarreiunterstütznng auszahlten. Ein Beispiel der Possenreieserei, womit die englischen Dogberries in ihrer „legalen** Festsetzung des Lohntarifis veiftthren: ^Als die Squiree die Arbeits- töbne fttr Speenbamland 1795 festsetzten, hatträ sie zn Mittag gespeist, dachten aber offenbar, daas die Arbeiter nidit desgleichen nOffaig h&tfeen ...» Sie entechieden, der Wochenlobn solle 8 sfa. per Mann sein, wenn der Laib Brod von 8 Pfand 11 Ünaen auf

Benjamin Thomson: „Essays, political,ecoiiomicnl,nndphilo8ophicjil etc. o. voh Lond. 1796—1802." vol. I, p. 288. In seinem „The State of ihe Poor, or an llistory of the Labouriug Claasea in England etc." emplithli Sir F. M. Eden die Bumford'sche Bettelsuppe bestens den Vorstehern yon Work- hoiisp?? luid TTiiihnt die eu^llschen Arbeiter vorwurfsvoll, daas ,,es bei den Schütten viele FLiiinlieii gibt, du», statt von Weizen, Roggen uiui Fleisch, Monate lang von Halergrütze und Gerstenmehl, nur mit Salz und Wa^aer ge- mischt, leben und da« obendrein noch sehr komfortabel'* Ot^iid that very comfortably too'*). fl. c. v. I, b. II, ch. II. p. 50?>.' Achnliche „Fingerzeige" im II». Jahrhundert. „Die englischen Ackerbau;irl)eiter"heif*8t es z.B., „wollen keine Mischungen niederer Kornarten essen. Intichottland, wo die£rziehung beiMr is^i>t «ess Yonurtheil wahneheinliöh nnbekaimt.'* (Gharlea H. Parnr M. D.: „The Question of the Necessity of the existing Comlaws conaidered. Lond. 1816", p. 69.) Derselbe Parry klagt jedoch, dass der englische Arbeiter jetst (1815) sehr heruntergekommen seil vezglichen mit Eden's Zeit (1797.)

**) Aua den Berichten der letiten parlunentariicheii Vntefsnehnnn- kommission über F&Ischung von Lebensmitteln sieht man, dass selbst die F&lschung der Arzneistoffe in England nicht Aiiänahme, sondern Regel bildet Z. B. die Examination von Proben von Opium, gekauft in eben 80 Tiel ▼erachiedaeii Londoner Apotheken, ergab, daia 81 Yerfftlaebt waren mit Mohnkapielii, Welsenmeol, Guiomiiebleiiny Thon, Sind n. w. Viele enthielten kein Atom Hoiphin.

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I ah. sMnde, und er solle regelmäDsig wachsen, his der Leib 1 sh. 5 d. koste. Sobsld er Aber diesen Preis stiege, sollte der Lohn proportionell abnehmen, bis der Preis des Laibes 8 sh. exTdcbt hatte; und dann sollte die Nahrong des Mannes ^/^ weniger als Yorher seiii'* Vor dem Untersuehungsoomitö des Honse of Leids, 1814, wird em gewisser A. Bennett, grosser P&chter, Msgistnit, ArmeDhausrerwslter nnd Lohnregolator, gefiragfc: „Wird iigend eine Proportion swisdien dem Werth der Tageaarbeit and der PftffreinnterstlitKung der Arbdter beobachtet?'' Antwort: „Ja. Das wöchentliche Einkommen jeder Familie wird über ihren Xominallohn hinaus voll gemacht bis zum Gallonlaib Brod (8 Pf.

II Unzen) und 3 d. per Kopf. . . . Wir unterstellen den Gallon- laib hinreichend für die Erkaltung jeder Persun in der Familie während der Woche; und die 8 d. sind für Kleider; und wenn es der Pfarrei beliebt, die Kleider selbst zu stellen, werden die 3 d. abgezogen. Diese Praxis herrscht nicht nur im ganzen Westen von Wiltsliire, sondern, wie ich glaube, im ganzen Land"*'). „So", ruft ein Bourgeoisschriftsteller jener Zeit, „haben die Pächter Jahre lang eine respektable Klasse ihrer Landsleute deji^^radirt, indem sie dieselben zwangen, zum Workhouse ihre Zuflucht zu nelimen . . . Der Pächter hat seine eignen Gewinne vermehrt, indem er selbst die Akkumulation des unentbehrlichsten Konsumfonds auf Seite der Arbeiter verhinderte"^^). Welche Rolle heutzutag der direkte Raub an noth wendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in der Bildung des Mehrwerths und daher des Akkumulationsfonds des Kapitals spielt, hat beispielsweis die sog. Hausarbeit (S. Kap. XV, 8, c.) gezeigt. Weitere Thatsachen im Verlaaf dieses Abschnitt

Obschon in allen IndustrieEweigen der aas Arbeitsmitteln be* stehende Theil des konstanten Kapitals genttgen moss für eine gewisse, durch die GrOsse der Anlage bestimmte Aiizahl Arbeiter* so braucht er doch keineswegs immer in demselben Yerhiltniss zu wachsen, wie die beschäftigte Arbeitsmenge. In einer Fabrik- anlage mögen hundert Arbeiter bei achtstQndiger Arbeit 800 Ar- beitastunden liefern. Will der Kapitalist diese Summe um die H&lfte

G. B. Newuham (b&rhster at law): „A Eeview of the Evideace be- fore the Committees of the two Housee of Parliament on the Comlawa. Lond. 1815'* p. 28, Note. »•) L CD. 19, 20.

»*) Ch. H. Parry 1. c. p. 77, 69. Die H errn Landlords ihrerseits „iudeui- nificirten" sich nicht nar fdr den Antijakobinerkrieg, den aie im Namen Englands führten, sondern bereicherten sich eoonn. ,Jhre Renten Ter- doppelten, verdreifachten, vervierfachten und, in AuanahmsfiUleD, Ter- sechafachteu sich in 18 Jahren." (U c. p. 100, 101.)

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steigeni, so hum er 50 neue Arbeiter anstellen; fluin moes er «ber auch ein nenee Kapitel ▼orachieeeen, nicht nur ftr Löhne^ aondem auch ftr ArbeitemitteL Er kann aber anch die alten 100 Arbeiter 12 Standen arbeiten lassen stett 8, nnd dann ge- nfigen die schon Torhandn^i Arbeitsmittel, die sich dann bloss rascher Tenchleissen. So kann doreh höhere Anspannang der Arbeitskraft erzeugte, zusatzliche Arbeit das Mehrprodukt und den Mehrwerth, die Substanz der Akkumulation, steigern ohne verhält- nissmäfsige Steigerung des konstanten Kapitaltheüs.

In der extraktiven Industrie, den Bergwerken z. B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandtheii des Kapitalvorschusses. Der Arbeits- gegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangner Arbeit, sondern von der ISatur gratis geschenkt. So Metallerz, Minerale, Stein- kohlen, Steine etc. Hier besteht das konstante Kapital fast aus- schliesslich in Arbeitsmitteln, die ein vermehrtes Arbeifcsquantum sehr gut vertra^ren können (Tag- und Nacht-Schicht von Arbeitern z. B.). Alle andern Umstände gleichgesetzt, wird aber Masse und Werth des Produkts steigen in direktem Verhältniss der ange- wandten Arbeit. Wie am ersten Tag der Produktion, gehn hier die ursprünglichen Produktbildner, daher auch die Bildner der stofflichen Elemente des Kapitals, Mensch and Natur, zusammen. Dank der Elasticität der Arbeitekrafli, hat sich das Qdnei der Akknmolation erweitert ohne vorherige Vergritaserang des kon- stanten Kapitels.

In der Agiiknltor kann man das bebaute Land nicht ansddmen ohne Votschoas Ton sns&talidiem Samen nnd Dünger. Aber dieser Vorschnss einmal gemacht, fibt selbst die rein mechanische Be- arbeitang des Bodens eine wnnderthftiige Wirkung anf die Massen- haftigkeit des Produkte Eine grössere Arbeitsmenge, geleistet y<m der bisherigen Aniahl Arbeiter, stdgert so die BVocfatbaikeit, ohne nenoi VorschnsB an ArbeUsmitteln zn erfordern. Eb ist wieder direkte Wirkung des Menschen auf die Natar, welche zur unmittelbaren Quelle gesteigerter Akkumulation wird, ohne Da- zwisclienkunft eines neuen Kapitals.

Endlich in der eigentlichen Industrie setzt jede zusätzliche Äu.s- gahe an Arbeit eine entsprechende Zusatzausgabe an Rohstoffen voraus, aber nicht nothwendig auch an Arbeitsmitteln. Und da die extraktive Industrie und Agrikultur der fahricireTiden Industrie ihre eignen Kohatofie und die ihrer Arbeitsmittel hefeni, kommt dieser auch der FroduktenzuBchuss zugute, den jene ohne zusätz- lichen Kapitalzuschuss erzeugt haben.

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Allgemeines Resultat: Indem das Kapital sich die beiden Ur- Inldner dea Bachthnina, Arbeitskraft lud Erde, «inYerleibt, erwirbt es eine lixpansionsknift, die ibm erlaubt, die Elemente seiner Akkumulation auaaudehnen jenseitB der scheinbar durch seine eigne Gttae gesteckten Oreozen, gesteckt durch den Werth und die Masse der bereits produdrten Produktionsmittel, in denen es sein Dasein hai

Ein andrer wichtiger Paktor in der Akkumulation des Kapitala ist der ProdttktiTititsgrad der gesellschaftlichen Arbeit

Mit der Produktivkrafk der Arbeit wichst die Produktenmasse, worin sich ein bestimmter Werth, also auch Mehrwerth Ton ge- gebner Grösse darstellt. Bei gleichbleibender und selbst bei fallen- der Rate des Mehrwerths, sofern sie nur langsamer fallt, als die Produktiv kraft der Arbeit steigt, wächst die Masse des Mt^hrjirodukts. Bei gleichbleibender Theilung desselben in Revenue und Zusatz- kapital kann daher die Konsumtion des Kapitalisten ^^ achsen ohne Abnahme des Akkumulationsfonds. Die proportionelie Grösse des Akkumulationsfonds kann selbst auf Kosten dos Konsumtionsfonds wachsen, während die Verwohlfeilerung der Waaren dem Kapita - ÜBten eben so viele oder mehr Genussmittel als vorher zur V er- fugang stellt. Aber mit der wachsenden Produktivität der Arbeit geht, wie man gesehn, die Yerwohlfeilerong des Arbeite», also wachsende Rate des Mehrwerths, Hand in Hand, selbst wenn der reelle Arbeitslohn steigt. Er steigt nie verhältnissmälsig mit der Produktivität der Arbeit Derselbe variable Eapitalwerth aetast ■ho mehr Arbeitskraft und daher mehr Arbeit in Bewegung^. Derselbe konstente Kapitalwerth stellt sich in mehr Produkttons- mitteln, d. h. mehr Arbeitsmitteln, Arbeltsmaterial und Hfllfastoffen dar, liefert also sowohl mehr Produktbildner als Werthbildner, oder Arbeitseinsauger. Bei gleichbleibendem und selbst abnehmen* dem Werth des Zusatakapitals findet daher bescUennigte Akkumu- lation statt Nicht nur erweitert sich die Stufenleiter der Bepio- duktion stofflich, sondern die Prodnktbn des Hehrwerths wichst schneller als der Werth des Zusatdcapitala

Die Ibtwicklnng der ProdnktiTkralt der Arbelt reagirt auch auf das Originalkapital oder das bereits im Produktionsprocess befind- liche Kapital. Em Theil des funktionirenden konstanten Kapitals besteht aus Arbeitsmitteln, wie Maschinerie u. s. w., die uui- in längeren Perioden konsumnt und daher reproducirt oder durch neue Exemplare derselben Art ersetzt werden. Aber jedes Jahr stirbt ein Theil dieser Arbeitsmittel ab, oder erreicht das Endziel

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seiner produkÜTeii Funktion. Er bandet sieh daber jedes Jahr im SMinm seiner periodischen Beprodaktion oder seines ESnatns dardi nene Exemplare derselben Art Hai die Produktivkraft der Arbeit sieh in der Oeburtastatte dieser Arbeitsmittel erweiterti nnd sie entwickelt sich fortwährend mit dem nnnnterbrocfaenen Flnes der WIssenBchalt nnd der Technik, so tritt wirinmgsrollere nnd, ihren Leistnngsum&ng betrachtet, wohlfeilere Maschine, Werkaeng, Apparat n. a w. an die 8td]o der aHen. Das alte Eaptal wird in einer produktiveren Form reproducirt, abgesehn von der fort- währenden Detail Veränderung an den vorhandnen Arbeitsmitteln. Der andre Theil des konstanten Kapitals, Ilohmaterial und Hlilfs- stofFe, wird fortwährend innerhalb des Jahrs, der der A^^riknltur entstammende meist jährlich reproducirt. Jede Einführunn; bessrer Methoden u. s. w. wirkt hier also fast gleichzeitig auf Zuschuss- kapital und bereits in Funktion begriffnes Kapital. Jeder Fort- schritt der Chemie vermannigfacht nicht nur die Zahl der nütz- lichen Stoffe und die Nutzauwendungen der schon bekannten, und delint <lalier mit dem Wacbsthum des Kapitals seine Anlagcsphären aus. Er lehrt zugleich die Exkremente des Produktions- and Konsnrationsprocesses in den Kreislauf des Keprodaktionsprocesses zur&ckBchleudem, schafft also ohne Yorherige Kapitalauslage neuen Kapitalstoff. Gleich yermehrter Ausbeutung des Naturreichthums durch bloss höhere Spannung der Arbeitskraft bilden Wissenschaft i:nd Technik eine von der gegebnen Grösse des funktionierenden Kapitals unabhängige Potens seiner Expansion. Sie reagirt zu- gleich auf den m sein ErneoeningaBlndinni eingetreteneo Theil des Qriginalkapitals. In sdne nene Form einTeilelbt es gratis den hinter dem Rl&cken seiner alten Form Yolkogenen geaellachaltiichen F<»lBchritt. Allerdings ist diese Entwicklung der Produktivkraft sugldch begleitet Yon theilweiser Depreeiation ftmktionirender Kapitale. Soireit diese Depreciatioii sich durch die Konkurrenz akut fthlbar macht, fillt die Hauptwucht auf den Arbeiter, in desaen geate^erter Eiploifaition der Kapitaliat Schadenersatx sucht Die Arbeit flbertrigt auf das Produkt den Werth der Ton ihr konsumirten Produktionsmittel. Andrerseits wSchst Werth und Masse der durcli gegebne Arbeitsmenge in Bewegung gesetzten Produktionsmittel im Verhaltniss wie die Arbeit produktiver wird. Setzt also auch dieselbe Arbeit^menge ihren Produkten immer nur dieselbe Summe Neuwerth zu, so wächst doch der alte Kapital- werth, den sie ihnen gleichzeitig überträgt , mit steigender Pro- duktivität der Arbeit

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Ein englischer und ein chinesischer Spinner z. B. mögen die- selbe Stundenzahl mit derselben Inteositfil arbeiten , so werden beide in einer Woche gleiche Werthe erzeugen. Trotz dieser Gleichheit besteht ein ungeheurer Untei^chied zwischen dem Werth des Wocfaenprodokts des Engländen, der mit einem gewaltigen Antomaten arbeitet, nnd des Chinesen, te nnr ein Sfdnntad hast In derselben Zeit, wo der Chinese ein Pfund BanmwoUe, Terspinnt der Englfinder mehrere Hundert Pfund. Eine um mehrere Hundert Mal grossere Summe alter Werthe schwellt den Werth seines Prodi&ts an, in welchem sie in neuer nutsbarer Form erhalten werden und so von Neuem als Kapital funktioniren können. „1782", belehrt uns F. Engels, „lag die ganse Wolkinte der Torher- gehenden drei Jahre (in England) aus Mangd an Arbeitern nodi unverarbeitet da und hätte liegen bleiben müssen, wenn nicht die neu erfundene Maschinerie zu Hülfe gekommen wäre und sie ver- sponnen hätte"**). Die in der Form von Maschinerie vergegen- ständlichte Arbeit stampfte natürlich unmittelbar keinen Menschen aus dem Boden, aber sie erlaubte einer geringen Arbeiterzahl durch Zusatz von relativ weniL,^ lebeiuliger Arbeit nicht nur die Wolle produktiv zu konsumiren und ihr Neuwerth zuzuset^n, son- dern in der Form von Garn a. s. w. ihren alten Werth zu erhalten. 8ie lieferte damit zu «gleich Mittel und Sporn zur erweiterten Re- produktion von Wolle. Es ist die Naturg^be der lebendigen Ar- beit, alten Werth zu erhalten, während sie Neuwerth schaflPt, Mit dem Wachsthum von Wirksamkeit, Umfang und Werth ihrer Produktionsmittel, also mit der die Entwicklung ihrer Produktiv- kraft begleitenden Akkumuhition erhält und verewigt die Arbeit daher in stets nener Form einen stets schweUenden Kapitalwerth *^).

''^)F. Engels: ,Lfl^ der arbeitenden Klasse in England', p. 20.

**)Di>k!nf5sischeOekonnmiehat wegen m^^ngelbafterAnalvse des Arbeits* und Verwerthucgsprocesseä dieas wichtige Moment der BeuodiuktioB nie ordent* lieh begriffen, wie man z. B. bei lUcardo sehn kann. Er sagt 2. B.: Welches immer der Wechsel der Produktivkraft, „Eine Million Menschen producirt in den Fabriken stets deDnelbea Werth." Diesa richtig, wenn Extension und Tn- tensivgrad ihrer Arbeit gegeben. Es verhindert aber nicht, und Kicardo {Ibersieht diess in gewissen Schlussfolgerungen, dass eine Million Hensdien »ehr verachiedne Massen von Produktionsmitteln, beiTerschiednerProdnktiT- kraft ihrer Arbeit, in Produkt verwandelt, dahersehrverscbiedne Werthmassen in ihrem Produkt erhält, die von ihr gelieferten Produktenwerthe also sehr Verschieden sind. Kicardo hat, nebenbei bemerkt, anjenem Beispiel umsonst venucht, dem J. B. Say den Unterschied zwischen debiauchswerth (den er hier wealth nennt, stofflichen Krichthum) und Tatischwerth k!nr zu muchen. Say antwortet: „Quant & la difficultd qu'<516ve Mr. Ricardo eu diaant que, par des proc^d^ mieux enteudus, un million de personnes peuvent produire deux

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Diese Nftturkiaft dar Arbeit ersebemt ab Selbeterhaltangekiaft des Kapitels, dem sie einyerleibt ist, gaax wie ibie geedlsohafUiehen PiödnktiTkrifte als seine Eigensdiafteii, und wie die bestfindige Aoeignang der Hebiarbeit diireb den Kapitalisten ab besttndige SelbstTerwertbuDg des Kapitab. Alle Kxifle der Arbeit projektiren sieb ab Krilte des Kapitals, wie aUe Wertbformen der Waave ab Formen des Oeldes.

Mit dem Wachsthnm des Kapitals wächst die Differenz zwischen angewandtem und konsumirtem Kapital In andren Worten: Es

fois, trois fois autant de richesses, sana produire plu8 de valeurs, cette diffi- culttl n'est pas une lorsque l'on con^idfere, ainsi qu'on le doit, la production comme im behänge daua lequel oa donnelesserviceH productifs de son travail, de sa terre, et de mb capitaux, pour olvtenir des proanits. Oest par le moyen de ces Services productifs que notis acqu^rons tous les produits qui sont au nio?Klp. Gr . . . DOOS sommeB d'autant plus richea, nos Services prodactiüi ODid autant plusde valeur, au'ils obtiennent dansF^changeappelö production, une plus grande quantite de ehoMs utiiea.* (J. B. Say: »Lettres k M. Mal- thus. Paris 1820", p. 168, 169.) Die «diffleolM* sie existirt für ihn, nicht ffir Ricardo die Say erklären soll, ist die: .Warum vprniehrt sich nicht der Werth der Gebrauchswerthe, wenn ihre Quantität in 1? o Ige gesteigerter Pro- duktivkraft der Arbeit wicnst? Antwort: Die Schwierigkeit wird dadurch gelöst, dass man den Gebrauchswerih geflUUgst Tauschwerth nennt. Tausch- werth ist ein Ding, das one way or another mit Austausch zusammenhÄngt. Man nenne alao tue Produktion einen aAuatauach* von Arbeit und Prodiu- tioBsmitteln gegen das Prodnkt, und ee iat Uar wie Waater, daea man nm ao mehr Tauschwerth erhält, je mehr Gebrauchswerth einem die Plrodnktion liefert. In nndren Worten: Je mehr Grbrauchawerthe, B. Strumpfe, ein Arbeitstag dem Strumpffabrikanten liefert, desto reicher ist er an Ötrümpfeu. PKttKlichxftUt Say jedoch ein, dass ,mit der grössem Quantität* der Strümpfe ihr «Fteia* (der natürlich nichts mit dem Tauschwerth zu thun hat) fällt, ,parce que concurrence les (les producteurs) oblipo ^ donner les produits

Sour ce qu'ila leur coütent." Aber wo denn kommt der Profit her, wenn er Kapitiedist die Waaren zu dem Preis verkauft, den si^ ihm kosten? Doch never mind. Say erklärt, dass in Folge der gesteigerten Produktivität jeder im Eratz für dasselbe Aequivalent jetzt zwei statt früher ein paar Strümpfe u. s. w. eriiait. Das Resultat, wobei er anlangt, ist grade der Satz Kicardos, den er widerlegen wollte. Nach dieser gewaltigen Denkanstrengung apostro- phlrt er Malthiis trinmphirend mit den Worten: «Teile eet, monaieur, la noctrine bien li^e sans laquelle il est imposaible, le je d^clare, d'expliquer les plus grandes difficult^s de r^cononiie politique et notamment, coniment il se peut qu'une nation »oit ^lua ncixe loraque ses produita diminueut de va- leur, quoique la richesse soit de la ▼aleur.* (1. c. p. 170.) Ein englischer Oekonom brnif'fkt überähnlicheKunststflcke inSav's .Lettres" : , Diese afTek- tirten Manit^ren zu schwatzen {,those affeeted ways of tulkin^-'j bilden im Gaui^en daa, was Herr Say seine Doktriu zu nennen beliebt und die er dem Malthna ans Herz Ic^ su Hwtford an lehren, wie daa eehon ,danfl plusieurs parties de TEurope' geschehe. Er sagt: ,Si vous trouvez une physionomie de paradoxe ü toutes ces propositions, voyez les choses qu'elles expriment, et j'ose croire qu'eilM vous parattront lort simples et fort raisounables.' Zweilekohne» und so|;Ieich weiden aie in Folge denelben Frocewee allea andere, nur nicht original oder wichtig erscheinen.* („An Inqoiiy into thoee Principles respecting the Natura of Demand etc.", p. 116, 110,

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wächst die Werth- und Stofifmasse der Arbeitsmittel, wie Baulich- ketieD, Maschinerie, DrainirungsrohreD, Arbeitsvieh, Apparate jeder Art, die wShiend längerar oder kCkraerar Periode, in beständig wiederholten Frodoktionspiooesseny ihrem ganzen Umfang nach ibnktioniiea, oder snr ÄsiehiDg bestimiiiter Nutwffekte dienen« wahrend sie nnr aUmfihlig Terschldssen, daher ihren Werth nur stfickweb Terlieren, also aaeh nur sifickweis auf das Produkt tiber- tragen. Im YerhSltniss, worin diese Arbeitsmittel als Produkt- bfldner dienen, ohne dem Produkl Werth snzuaetBen, also ganz angewandt, aber nur theUsweis konsnmirfc werden, leisten sie, wie froher erwähnt, denselben Gratisdienst wie Nsturkxfifte, WassoTy Dampf, Luft, ElektrieilSt n. s. w. Dmat Oiatisdiettst der ver- gangnen Arbeit, wenn ergriffen und beseelt yon der lebendigen Arbeit, akkuinalirt mit der wachsenden Stufenleiter der Akkumulation.

Da die vergangne Arbeit sich stets in Kapital verkleidet, d. h. das Passivum der Arbeit von A, B, C u. s. w. in das Aktiv um des Nichtarbeiters X, sind Bürger und politische Oekonomen voll des Lobes für die Verdienste der vergiingnen Arbeit, welche nach dem schottischen Genie MacCulluch üo^nir einen eignen Sold (Zins, Profit u. 8. w.) beziehn muss*'^). Das stets wachsende Gewicht der im lebendigen Arbeitsprocess unter der Form von Produktions- mitteln mitwirkenden vergangnen Arbeit wird also ihrer dem Arbeiter selbst, dessen vergangne und unliezahite Arbeit sie ist, entfremdeten Gestalt zugeschrieben, ihrer Kapitalgestalt. Die praktischen Agenten der kapitalistischen Produktion und ihre ideo« logischen Znngendrescher sind ebenso unfähig, das Produktions* mittel von der antagonistischen gesellschaftlichen Charaktermaske» die ihm heutzutag anklebt, getrennt zu denken, als ein Sklaven- halter den Arbeiter selbst von seinem Charakter als Sklave.

Bei gegebnem Exploitationsgrad der Arbeitskraft ist die Masse des Mehrwerths bestimmt dnreh die Anzahl der gleichzeitig ausge- beuteten Arbeiter, nnd diese entspricht, ol^leich in wechsefaidem Verhältniss, der Grösse des Ka|»itahL Jemehr also dss Kapitid Termittelst snccessiTer Akknmnlationen wfichst, desto mehr wichst anch die Werthsonune, die sich in Konsumtionsfonds nnd Akkn- moktionsfonds spaltet Der Kapitalist kann daher flotter leben und zugleich mehr .entsagen^. Und scUüesslich spielen alle Springfedem der Produktion um so energischer, je mehr ihre

MacCuUoch löste das Patent auf „wages of past iabour", lange bevor benior da« Tateut auf die ,,wages of -abstinence**.

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Staleiiletter neh erweitert mit der Huse des ▼oigeeehoeaeaen Kapitflk.

5. Der sogenaniite Arbeitsfonde.

Eb ergab sich im Verlauf dieser Untersndiimg, dass das Kapital keine fixe Grtae ist, sondm ein elastischer mid mit der Theihmg des Mehrwerths in BeTenue mid Zusatakapital bestfindig flnktaiten- der Theil des gesellschafÜichen Beichthnms. Man sah femer, dass selbst bei gegebner Grtae des fonktionirenden Kapitals, die ihm einverleibte Arbeitskraft, Wissenschaft und Erde (worunter Öko- nomisch aUe ohne Zuthat des Menschen von Natur vorhandnen Arbeitsgegeristäri(le zu verstehn sind) elastische Potenzen desselben bilden, die ilnu innerhalb gewisser Grenzen einen von seiner eignen Grösse unabhängigen Spielraum gestatten. Es wurde dabei von allen Verhältnissen des Cirkulationsprocesses abgesehn, die selir verschiedne Wirkungsgrade derselben Kapitalmasse verur- sachen. Es wurde, da wir die Schranken der kapitalistiüclien Produktion voraussetzen, also eine rein naturwüchsige Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprocesses, abgestlui von jeder mit den vorhandnen ProduktionsiEitteln und Arbeitskrätten unmittel- bar und plaomäfsig bewirk baren rationelleren Kombination. Die klassische Oekonomie liebte es von jeher, das gesellschaftliche Kapital als eine fixe Grösse Ton fixem Wirkungsgrad aufzufassen. Aber das Vorurtheil ward erst zum Dogma befestigt durch den Urphilister Jeremias Bentham, diess nüchtern pedantische, schwatz- lederne Orakel des gemeinen BürgenrerstaDdes des 19. Jahr- hunderts*^. Benthani ist nnter den Phflceophen, was Martin Tnpper unter den Dichtem. Beide waren nur in England fabri- drbar*^ Mit seinem Dogma weiden die gewöhnlichsten fivschei-

Vgl. u. J. Bentham: «Theorie des Fefaies et des B^coinpeDses» tnd. Et. Domont. Btaie ^d." Paris 1826, t II, 1. IV, ch. II.

**) Jeremias Bf^nthüm ist ein rein englisches Phänomen. Selbst unaern Philosophen Christian Wolf nicht ausgenommen, hat zu keiner Zeit und iu keinem Land der hanabadcenste Qemefaiplats sich jeauds so selbBigefälHg breit gemacht. Das Nütiliehkeitsprincip war keine Erfindung Bentham's. Er reprodncirte rnir L'oistlo'», wn'< Hrlvf tius und ändert Fnmrosen des 18. Jabr- hundertä geiütreicii gesagt hatten. Wenn man z. ß. winden will, was ist einem Hunde nfttslich?, so mnss man die Hundenator ergründen. Diese Natur selbst ist nicht ans dem „NAtstiohkeitsprincip" zu konstmiren. Auf den Heoaeheu angewandt, wenn man allemenschlicbe Thnt, Bewcgimtr, Vprhi\ltm«sr n. s, w. nach dem Nützlichkeitaprincip beurtheilen will, handelt es aich erst um die menschliche Natur im Allgemeinen und dann um die in jeder Epoche historisch modificirte Menschennatur. Bentham macht kein Federlesens. Mit der nair- sten Trockenheit nntentellt er den modernen Spieiabfliger, speciell den

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nmigeii des PiodaktioiiBpfoceaBes, wie s. B. dessen plötdiche £x* panaoneii und Kontraktionen, ja eogar die Akkmniilation, TÖllig nnb^pnifbar^). Das Dogma müde sowohl Ton Bentham aelbet als von Malthos, James MiU, MacCollocli n. a w. za apolo- getisehen Zwecken TenratEt, namenüieh nm einen Thefl des Kapitals, daa wiable oder in Arbeitskraft nrnsetebare Kapital ab dne fixe GrOese danmatellen. Die etoffUche Eidstens des TariaUen Kapitals, d. b. die Ibsse der Lebensmittel, die es ftr den Arbeiter reprSsentirt, oder der sog. Arbeitsfbnds, wurde in einen durch Naturketten abgeringten nnd nnttberschreitbaren Sondertheil des gesellschaftlichen R^ichthums verfabelt. Um den Theil dess gesellschaftlichen Reichthums, der konstÄotes Kapital oder, stoflTlieh ausgedrückt, als Produktionsmittel tunktioniren soll, in Bewegung zu setzeu, ist eine bestimmte Masse lebendiger Arbeit erheischt. Diese ist technologisch gegeben. Aber weder ist die A?i7alil (1er Arbeiter gegeben, erheischt um diese Arbeitern rt^se flüssig zu machen, denn das wechselt mit dem Exploitationsgrad der individuellen Arbeitskraft, tkm h der Preis dieser Arbeitskraft, sondern nur seine zudem sehr tListischc Minimalschranke. Die Thatsachen, die dorn Dnrrma zu Grund liegen, sind die. Einer- seits hat der Arbeiter nicht mitzusprechen bei der Theilung des gesellschaftlichen Reichthums in Genussmittel der Nichtarbeiter and in ProdaktionamitteL Andrerseits kann er nnr in gttnstigen

engliachen ypiessbürger, als den Normahnenschen. Was (iiesem Kauz von Normalmensch und seiner Welt nützlich, ist an und für »ich nützlith. An diesem Mafsstab beurtheilt er dann Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Z r.. die christliche KeliLMon ist nützlich'', weil sie dirpelboa Missethaten religiös verpönt, die der iStralcodex juristi.'^cb verdammt. Kunstkritik ist „Hchädlich", weil sie ehrbare Leute in ihrem Genuas &q Martm Tupper stOrt u. s. w. "Mit solchem Schund hat der brave Mann, dc.^^cn Devise: „nulla dies sino linea". Pcrrrc von Püchrrn p^rffllU. Wenn ich die Oourage meines Freundes H, Heine liktte, würde ich üerm Jerd» m'ia» ein Genie in der bürgerlichen Duunuheit nennen.

^) „Politische Oekonomen sind zu geneigt, eine bestimmte Qnaatitit von Knpital iiTid eine bestimmte Anzahl Arbeiter ala Produktionsinstrumente von gk'K hf<trmi<rer Kraft und als mit einer gewissen gleichförmigpTi Intensität wirkend zu behandeln . . . Diejenigen, die behaupten, dass Waaren die einzigen Agenten der Produktion Mao, bewdieOf daiw die Produktion überhaupt nicht erweitert werden kann, denn zu einer solchen Erweite- rung niüssten Lebensmittel, Rohnintprialien und ^\erkiseuge vorher ver- mehrt werden, was iu der Tliut daruut hinaua kommt, daas kein Wachs- thnm der Produktion ohne ihr vorheriges Waehsthnm stattfinden kann, oder, in andren Worten, dass jedes Wachsthum unmöglich ist." (S. Bailey: „Mony and its Vicissitudes", p. 26 und 70.) Bailey kritiurt das Dogma hauptsächlich vom Ötandpunkl des Cirkulationsprucesscs.

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Ananaluiiaftlleii den sog. «Arbeitefonds^ aof Kosten der „Bevenne* dee Reichen erweitern**).

Zn welch abgeschmackter Tautologie es führt« die kapitslistiflche Schranke des Arbeitsfonds in seine geseUscfaaftliehe Natorschranke umradichten, zeige u. a. Ptofeesor Faweett: cirkolirende Kapital**) anes Lsndes'', sagt er, „ist sein Arb^tsfonds. üm da- her den dorchschnittliclien Geldlohn, den jeder Arbeiter erhält, zu berechnen, haben wir nur einfach diess Kapital durch die Anzahl der Arbeiterbevülkerung zu dividiren" D. h. also, erst reclmeu wir die wirklich gezahlten individuellen Arbtiitslöhiie in eine Summe zusammen, dann behaupten wir, da^s diese Addition die Werthsumme des von Gott und Natur oktroyirten „Arbeitsfonds" bildet. Endlich dividiren wir die so erlialtue Summe durch die Kopfzahl der Arbeiter, um hinwiederum zu entdecken, wie viel jedem Arbeiter individuell im Durchschnitt zufallen kann. Eint ungemein pfiffige Procedur diess. Sie verhindert Herrn Faweett nicht, im selben Athemzug zu sagen: ,,Der in Knglaiid jahrlich akkumulirte Gesammtreichthum wird in zwei Theiie getheiit. Ein Theil wird in England zur Erhaltung unsrer eignen Industrie ver- wandt Ein andrer Theil wird in andre Lander exportirt . . . Der in nnsrer Industrie angewandte Tbeil bildet keine bedeutende Portion des jährlich in diesem Land akknmulirten Reichthums" '^^). Der grossere Theil des jährlich zuwachsenden Mehrprodukts, dem englischen Arbeiter ohne Aequivalent entwandt, wird also nicht in England, sondern in fremden Lindem Terkapitalisirt. Aber mit

«) J. 8t. Mill sagt in seinem ,,Principle8 of Polit. Eoonomy" : „Das Produkt dar Arbeit wird heut2utag vertheilt im umgekehrten Verhältniss ztur Arbeit

der crröRstf Theil an die. rVio nicmnls arbeiten, der nnchat g^ösHte nn die, deren Arbeit fast nur nomineii ist, und so. auf absteigeoder Skalat schrumpft die Belohnung zusammen, im Mafse wie aie Arbeit hirter und unangenehmer wird, bis die ermfideacUte und erschöpfendste körperh'che Arbeit nicht mit Sicherheit auch nur auf Gewinnnnp' der Lebensbedürfnisse rechnen kann.'' Zur Vermeidung von MisHversULnduisä bemerke ich, dass, wenn Männer wie J. St Mill u. s. w. wegen des Widerspruchs ihrer altökonomischen Dogmen und ihrer modernen Tendenzen zu rügen sind, es dorehans unrecht wftra, sie mit dem 'Vrom der vnlgRrökonomischen Apologeten jsuBammcnznT^erfen.

H. f' iwcett, Prof. of Polit. Econ. at Oambridira: „The Economic Position of Lhe British Labourer. Loud. 1865", p. 120.

Ich erinnere hier den LeMr, du« dia Kategorien: variables nnd kon* stantes Kapital von mir zuerst gebraiieht werden, l^ie poHtisehe Oeko- nomie seit A Smith wirft die darin enthaltenen Bcatimmungen mit den aus dem Cirkulationsprocess entspringenden Formuuterschieden von fixem und drkulirendem Kapital kunterbont ■umnmfln. Du Nähere darftber « im Zweiten Buch, zweiter AbschnitL ^) faweett 1. c. p. 123, 12*^

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dem 80 exportirten Zusatzkapitel wird ja auch ein Theil des vim Gott und Bentham erfundnen MArbeitsfonds** ezportirf).

Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Das allgemaliie Oesete der kftpitoltottsehen Akkuvlfttloii.

1. Wachsende Nachfrage nach Arbeitskraft mit der Akku* mnlation, bei gleichbleibender Ztiaani mens eisung dee

Kapitale.

Wir behandeln in dieeem Kapitel den Einfiuea, den dae Wachs- ihum des Kapitab auf das Gesehiek der Arbeiteiklasae ansliht.

Der wi^tigste Faktor bei dieser Untersuchung ist die Zusammen- Setzung des Kapitals und die Veränderungen, die sie im Verlauf des Akkuniuliitioiiijprocessüö durchmacht.

Die Zusammensetzung des Kapitals ist in zweifachem Sinn zu fassen. Nach der Seite des Werths bestimmt sie sich durch das Verhältniss, worin es sich theilt in konstantes Kapital oder Werth der Produktionsmittel und variables ivapital oder Werth der Arbeits- kraft^ Gesammtsumrae der Arbeitslobnc. Nach der Seite des Stott's, wie er im Produktionsprocess tungirt, theilt sich jedes Kapital in Produktionsmittel und lebendige Arbeitskraft; diese Zusammen- setzung bestimmt sich durch das Verhältniss zwischen der Masse der angewandten Produktionsmittel einerseits und der zu ihrer Anwendung erforderlichen Arbeitsmenge andrerseits. Ich nenne die erstere die Werthzusanunensetzang, die zweite die technische Zu- sammensetzung des Kapitals. Zwischen beiden besteht enge Wechselbeziehung. Um diese aoszudrflcken, nenne ich die Werth- zusammensetzung des Kapitals, insofern sie durch seine technische Zusammensetzung bestimmt wird und deren Aenderungen wieder* spiegelt: die organische Zusammensetzung des Kapitals. Wo von der Zusammensetzung des Kapitals kurzweg die Bede« ist stets seine organische Zusammensetzung zu rerstehn.

Die zahlreichen in einem bestimmten Produktionszweig ange-

'■'"i Mun könnte sagen, dass nicht nur Kapital, sondern auch Arbeiter, in Form der Emigration, jährlich aas England exportirt werden. Im Text ist jedoch gar nicht die Rede Yom Peculium der Auswanderer, die zum grossen Theil keinr Arbeiter sind. Die PächtensOhne liefern grosse Portion. Das jährlich zur Verzinsiinr:- ins Ausland versandte englische Zii'^atzkapital steht in ungleich grOssercm Verhältniss zur jährlichen Akkumulation aU die j&hrliche Auswanderung zum jährlichen Zuwachs der Bevölkerung.

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legten Emzelkapitale haben unier nch mehr oder weniger ver- sebiedne Zneammensebrntig. Der Durefaschnitfe ihrer Einzekn- sammensetewigen ergibt uns die Zneammensetzung des Oesammi-

kapiials dieses Produktionszweigs. Endlich ergibt uns der Ge- sammUiurcbschuitt der Durchschnittszusammensetzungen sammt- licher Produktionszweige die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals eines Landes, und von dieser allein in letzter Instauz ist im Folgenden die Rede.

Wachsthum des Kapitals schliesst Wachsthum «meines van al den oder in Arbeitskraft uragesetztjpn Bestandtheils ein. Em Theil des in Zusatzkapital verwandelten Mehrwerths muss stets rückver- wandelt werden in variables Kapital oder zuschilRmVen Arheitsfonds. Unterstellen wir, dass, nebst sonst gleichbleibenden Umständen, die Zusammensetzung des Kapitals unverändert bleibt, d. h. eine be- stimmte Masse Produktionsmittel oder konstantes Kapital stets die- selbe Masse Arbeitskraft erheischt, um in Bewegung gesetzt zu werden, so wächst offenbar die Nachfrage nach Arbeit und der Sabeistenzfonds der Arbeiter verhältnissmafsig mit dem Kapital und um so rascher, je rascher das Kapital wächst. Da das Kapital jährlich einen Mehrwerth producirt, wovon ein Theil j&hrlich zum Originalkapital geschlagen wird, da diees Inkrement selbst jährlich wfichst mit dem zunehmenden Umfang des bereits in Funktion be- griffenen Kapitals, und da endlich, unter besondrem Sporn des Bereicherungstriebs, wie B. Oeffiinng neuer Märkte, neuer Sphären der Kapitalanlage in Folge neu entwickelter geeelkchaft- licher Bedttrfiiisse u. a. w., die Stufenleiter der Akkumulation plStz* lieh ausdehnbar ist durch bloss veribiderte Theilung des Mehr- werths oder Mehrprodukts in Kapital und Revenue, k5nnen die AkkumulationsbedOrfmsse des Kaintals das Wachsthum der Arbeits- kraft oder der Arbeiteranzahl, die Nachfrage nach Arbeitern ihre Zufuhr überflügeln, und daher die Arbeitslöhne steigen. Diess muss sogar schliesslich der Fall sein bei unveränderter Fortdauer obiger Voraussetzung. Da in jedem Jahr mehr Arbeiter beschältigt werden ak im vorhergehenden, so muss früher oder spater der Punkt eintreten, wo die Bedürfnisse der Akkumulation anfangen über die gewöhnliche Zufuhr von Arbeit hinauszuwachsen, wo also Lohnsteißferune^ eintritt Klappe hierüber ertönt in England während des ganzen fünfzehn t«ü und der ersten Hälfte des achtzehrten Jahr- hunderts. Die mehr oder minder günstigen Umstände, worm sich die Lohniirljeiter erhalten und vermehren, ändern jedoch nichts am Grundcbarakter der kapitalistischen Produktion. Wie die einÜAche

]f»rx, lUpltel I. S7

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Ke]iroduktion fortwährenfi das Kapitalverhältniss selbst reproducirt, Kapitalisten auf der einen Seite, Lobnarbeiter auf der andren, so reproducirt die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation das Kapital Yerhältniss auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapitalisten oder grofisere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf jenem. Die Reproduktion der Arbeitskraft, die Bich dem Kapital unaufhörlich als Verwerthungsmittel einverleiben muss, nicht von ihm loskommen kann, und deren Hörigkeit zum Kapital nur Teisteckt wird durch den Wechsel der individuelleQ Kapitalisten, woran sie sich verkauft, bildet in der That ein Moment der Beprodoktion des Kapitals selbst Akkumulation des Kapitals ist also Vermefarmig des Proletsriats^^.

Die klassische Oekonomie begriff diesen Satz so wohl, dsas A. Smith, Ricardo u. s. wie früher erwähnt, die AkkomulalioiL sogar ^Uschlich identifidren mit Konsum des ganaen kapitalisirten Tbeils des Mehrprodukts durch produkti?e Arbeiter, oder mit seiner Verwandlung in auschOssige Lohnarbeiter. Schon 1696 sagt John BeUers: „Wenn Jemand 100,000 Acres bfttte und eben so viele Pfunde Geld und eben so viel Vieh, was wäre der reiche Mami ohne den Arbeiter ausser seihst ein Arbeiter? ünd wie die Arbeiter Leute reich macdien, so desto mehr Arbeiter, desto mehr Reiche .... Die Arbeit des Armen ist die Mine des Reichen"'*). So Bemard de Mandeville im Anfang des 18. Jahrhunderts: „Wo <liis Ei^entluuu hinreichend geschützt ist, wäre es leichter ohne (ield zu leben -As ohne Anne, denn wer würde die Arbeit thun? . . . Wie die Arbeiter vor Auslmngerung zu bewahren sind, so sollten sie nichts erhalten, was der £rsparung werth ist. Wenn hier und da £iner aus der

^ Karl Blars 1. c , A ^galit4 d'oppreflsion des masBes, plus un paya a de prol^taires et plus il est riebe.* (Colins: ,L*Economie Politiqiie, Source des R^Tolutions et des Utopies pr^tendues Sociali^toFi Paris 1867', t. III, p. 331.) Unter , Proletarier* ist Ökonomisch nichte zu verstehn sAb der Lohn- arbeiter, der «Kapital' producirt und verwerthet und aufe Pflaster geworfen wird, sobald er für dieVerwerthungsbedOrfuisse des , Monsieurs Kapital", wie Pecqueur diese Person nennt, üln-rtl ü??ig ist. ,Der kräntliclie Proletarier des Urwald' ist ein artiges liodcher'acheä Phantom. Der Urwäldler ist Eigen* thflmer des Urwalds und behandelt den Urwald, ganz so ungenirt wie der Ocang Utang, als sein Ki^-euthum. Er ist also nicht Proletarier. Diess wAre nur nrr Fall, -trenn der Tru rild ihn, statt er den Urwald exploitirte. Was seinen Geäundheitszustaud betrifft, steht solcher wohl den Vergleich aus nicht nur mit dem des modernen Proletariers, sondern auch dem der syphilitischen und skrophulösen , Ehrbarkeit*. Doch Tenteht Herr Wilheh^i Huseher unter TTrwnM wahr«rheiulich die stammverwandte Lüneburger Haide.

,A8 the Labourers make men rieh, so thc more Laoourers, there will be the more rieh men . . . the Labour of the Poor beiug the Mine«» of the Bloh.'' (John Bellen L c p. 2.)

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unteiston Klaflse dorch ungewöhnliclieii FLeias und Baacfakneipen sich Aber Lage erlieM, worin er ao^^iewaelueik war, so mttBS

ihn keiner daran hindern: ja es ist unläugbar der weiseste Plan flir jede Privatperson, für jede Privatfamilie in der Gesellschaft, frugal zu sein; aber es ist das Interesse aller reichen Nationen, daäs der grüsste Theil der Armen nie unthätig sei und sie den- noch stets verausgaben, was sie einnehmen . . . Diejenigen, die ihr Leben durch ihre tägliche Arbeit gewmnen, haben nichts, was sie anstachelt dienstlich zu sein ausser ihren Bedürfnissen, welche es Klugheit ist zai lindem, n1)er Narrlieit wäre zu kuriren. Das einzige Dmg, das den arbeitenden Mann fleissig machen kann, ist ein mäfsiger Arbeitslohn. Ein zu geringer macht ihn je nach seinem Toraperament kleinmüthig oder verzweifelt, em zu grosser insolent und faul . . . Aus dem bisher Entwickelten folgt, dass in einer freien Nation, wo Sklaven nicht erlaubt sind, der sichelt Reich thom aus einer Menge arbeitsamer Armen besteht Aiisser- dem dasB sie die nie Tenagende Zofahrquelle für Flotte und Armee, gäbe es ohne sie keinen Genuss und wäre das Produkt keines Landes verwerthbar. Um die Gesellschaft (die natürlich ans den Nichtarbeitem besteht) glttcklieh und das Volk selbst in kttmmer- lichen Zustanden znficieden za machen, ist es nothig, daas die grosse Majorität sowohl unwissend ab arm bleibt Eeontnias er* wettert und Terviel^Mht unsere Wflnsohe, und je weniger ein Mann ¥rfln8cbt, desto leichter können seine Bedürfnisse befriedigt werden" Was MandeTilie^ ein ehrlicher Mann und heller Kopf, noch nicht begreift, ist^ dass der Mechanismus des Akkumulations- processes selbst mit dem Kapital die Masse der «arbeitsamen Armen** Termebit, d. h. der Lohnarbeiter, die ihre Arbeitsknit in wachsende Yerwerthungskraft des wachsenden Kapitals yerwandeln und eben dadurch ihr Abh&ngigkeitsTerhSltniss von ihrem eignen, im Kapi- talisten personificirten Produkt verewigen müssen. Mit Bezug auf diese Abhän^^igkeitsverhäJtniss bemerkt Sir F. M. Eden in seiner „Lage der Armen, oder Geschichte der arbeitenden Klasse Eiif^lands" : , Unsere Zone erfordert Arbeit zur Befriedigung der Bedürfnisse, und desshalb muss wenigstens ein Theü der Gesellschaft unermüdet

«*) B. de MandevOle (,The Fable of fhe Bee«. 3th ed. Lond. 1728*.

Remarks, p. 212, 213, 828.) „Mäfsiges Leben and beständige Arbeit sind für den Armen der Weg zum materiellen Glücke (worunter er möglichst laojgen Arbeitstag und möglichst wenig Lebensmittel TerHteht) und zum Beiehthnm für den Staat (nftndidi ChnindeigenthUmer, KapitttUstan nnd ihre politischen WOrdetrfiger und Agenten)/ («An Enay on Tiade and Commerce. Lond. 1770*, p. 5i.)

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arbeiten . . Einige, die nicbt arbeiten, haben dennoch die Pro- dukte dee Eleiesfls au ihrer Verf&gung. Das verdanken diese Eigen- ihfimer aber nnr der GiTiliaation und Ordnung; sie abd reine Kreaturen der bürgerlichen Institutionen'^. Denn diese haben ea anerkannt, dass man die Frfichte der Arbeit auch anders als durch Arbeit sieh aneignen kann. Die Leute von unabhEngigem VermSgen rerdanken ihr Vermögen fast ganz der Arbeit Andrer, nicht ihrer eignen Fähigkeit, die durchaus nicht besser ist als die der Andren; es ist nicht der Besitz von Land und Geld, sondern das Kommando über Arbeit („the command of labuur"), das die Reichen von den Armen untei-scheidet .... Was dem Armen zusagt, ist niclit eine verworfene oder servile Lage, sondern ein bequemes und liberales Abhängigkeitsverhältnias (,a state of easy and liberal dependence*), und für die Leute von Eigenthutu hinreichender Einfluss und Autorität über die, die für sie arbeiten . . , Ein soI< lies Ahhäncig- keitsvprhältniss ist, wie jeder Kenner der mensciilichrni Natur weiss, nothwendig für den Komfort der Arbeiter selbst*' Öir F. M. £den, beiläufig bemerkt, ist der einzige Schüler Adam Smith's, der während des aditzehnten Jahrhunderts etwas Bedeutendes ge- leistet htkt^%

Eden hätte fragen fcoUtni, wushcu Krtuiur sind denn »die bürgeriichea InKtitutionen*? Vom Standpunkt der juristischen Illusion betrachtet er niclit <la-. Gesetz als Produkt der niuteriellen Produktionsverhriltnis^e, ßoncitrn umgekehrt die Produktionsverhältniase als Produkt des Cresetzes. Linguet warf Montesquieu'» illuäorischen ^^Esprit des Loiä" mit dem einen Wort Aber den Haaien: „L'esprit dea lois, c est la proori^ttf." **) Eden 1. c. v. I, 1. T, ch. I, p. 1,2 und Preface p. XX.

Sollte der Leser an Malthus erinnern, dessen „Essay on Popnlntion'' 1798 erschien, so erinnere ich, dass diese ächrift in ihrer ersten Form nichto als ein sohülerhaft obei€ieblicheii und pfftffiaeh yeideklamirteB Plafpat atit De Foe, Sir James Steuart, Townsend, Franklin, Wallace u. s. w. ist und nicht finrn einzigen sclbstgedachten Batr. enthält. Das grosse Auf^hn, das diess l'amphloterreKte, entsprang lediglichParteiinteressen. DiefranrösischeRevo- lution hatte hnori tischen Königreich leidenschaftliche Vertheidiger gefhaden ; das „Popnlationsprinzip", langsam im 18. Jahrhimdert herausgearbeitet, dann mitten in einer grossen socialen Krisis mit Pauken nnd Trompeten verkündet als das unfehlbare Geeengift gegen die Lehren von Condorcet u. A., wurde jubelnd begrfiast von der englischen Oligarchie als der grosse Anstilger aller Gelüste nach n* u^i Micher Fortentwicklung. Malthus, über seinen Erfolg hoc herstaunt, gub «ich dann daran, oberflächlich kompilirtes Material in das alte Schema SU stopfen und neues, aber nicht von Malthus entdecktes^ sondern nur aanesdites, susufSgen. Nebenbei bemerkt. Obeleieh Malthus Pfaffe dsreo^Uichen Hochkirohe, hatte er dssMOnchsgelübde des Cölibats abgelegt> Diess namlirh eine der Bedingungen der feUowhip der protestantischen Universität zu Cambridge. „Socios coUegiorum maritosessenon permittimua, sed stetim post^uam quisuzorem duxent, socius coUegü desioat esse." („Re- ports of Cambridge University Commission", p. 172.) Dieser Umstand unter- scheidet Malthus TortheUhaft von den andren proteatantiachen P£»ffen, die

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Unter den bisher unterstellten, den Arbeitern günstigen Akku- mulationebedinguDgen kleidet sich ihr AbhängigkeitsTerbätniss rom

da:? katholische Gebot des Priestercölibata von eich selbst abgeachüttelt und dati „Seid fruchtbur und mehret euch*' in solchem Mals als ihre specifisch bibliidi« Mission vindieirt haben, dsss sie fiberaU in wahrhaft nnansCindi^m Grad zur Vermehrung der Bevölkerung beitragen, während sie gleichzeitig den Arbeitern das „ropulationsprincin" predigen. Es ht charakteristisch, daäs der ökonomische travestirte Sündenfall, der Adamsapfel, der ,,urffent appetite", „the checks irbich tond to Üunt Ibe shafls of Oupid", wie Thit Townsend munter sagt, dass dieser kitzlige Punkt von den Herrn von der Drotestan tischen Theologie oder vielmehr Kirche monopolisirt ward und wird. Mit Auanahme des venetianiscben Mönches Ortes, eines originellen und seist- reichen Schriftsteliera» sind die meisten Populationslehier protestanosehe Pfaffen. Su Brucker: „Theorie dn Sjstttoe animal, Levde 1707*» worin die ganze moderne Bevölkeninirstbeorie erschöpft ist und wozu der vorüber- gehende Zank zwischen Quesuav und seinem Schüler, Mirabeau p^re, über dasselbe Thema Ideen lieferte, dann Pfaffe Wallaee, FAffe Townsend, Pftffe Malthus und sein Schiller, der Erzpfaff Th. Ghalmers, von kleineren pfUf- fi.«*'>hen Skribenten in this line gar nicht zu reden. ürsprOnglich ward die puiitiäche Oekonomie betrieben von Philosophen, wie Hobbes, Locke, Home, GescbftftS' und Staatelenten, wie Tbomas Morus, Temple, Sully, de Witty North, Law, Vanderlini, Cantillon, Franklin, und theoretisch namentlich, und mit dem grössten E^fo]L^ von Medicinern wie Petty, Barbon, Mandevi^le, Queanaj. Noch Mitte den 16. Jahrhunderts entschuldigt sichBev.Mr. Tucker, ein bedentender Oekonom fdr seine Zeit, dass er sich mit dem Mammon be- schäftigte. Später und zwar mit dem „Bevölkerungsprincip'' schlug die Stunde der protestantischen Pfaffen. Als ob er diene Ge^chäftsverpfuschwng geahnt, sagt Petty, der die Population als Basia des lieichthums behandelt, und, gleich Adam Snüth, abgesagter Pfaffenfeind: „Die Religion blüht am besten, wenn die Frierter am meisten kasteit werden, wie dasRechtam besten, wo die AdvokaTcn verhungern " Er räth daher den protc^^tantischen Pfaffen, wenn öic uiuuial dem Apostel Paulus nicht folgen und sich nicht durch das Cölibat „abtödten*' wollen, „doch ja nicht mehr Pfaffen zu hecken („not to breed moreChnrehmen") als die vorhandenen Pfründen ^benefices^ obsorbiren können; d. h. wenn nur 12,000 Pfründen in England und Wales gibt, ist es unweit 24,000 Pfarten zu hecken f„it will not be safe to breed 24,000 minister^"), denn die 12,000 Unversorgten werden »tets einen Lebenaunter- halt zu gewinnen Buchen, und wie könnten sie das leichter thun, als indem sie unter djL^ Volk gehn und es überreden, die 12,000 Pfründner vergifteten die Seeleu, und hungerten selblB-c Seelen hus, und zeigten ihnen den Holz- weg zum Himmel?" (Petty: „A Treatiae on Taxes and Contributions. Lond. 1667'*, p. 57.) Adam Smith's Stellung zum protestantiachen Pfaffenthum seiner Zeit ist durch folgendes eharakterisirt. Tn: „AT. etter tfr A.Smith, T,L. D. On ihe Life, Death and Philosophy of bis Frieud David Hume. By < »ne of the People called Christians 4th ed. Oxford 1784'S kanzelt Dr. iiome, boebkirchlicher Bischof von Nonridi, den A. Smith ab, weil er in einem öffentlichen Sendschreiben an Herrn Strahan, seinen „Freund David (sc. Hume) einbalsamire", weil er dem Publikum erzahle, wie „Hume auf seinem Sterbebett sich mit Lucian und Whist amüsirte'^, und sogar die Frech« beit hatte zu schfeiben: ,Jcfa habe Hume stete» sowohl wihiend seines Lebens wie nach seinem Tode so nahe dem Ideal eines vollkommen weisen und tugendhaften Mannes betrachtet, als die Schwäche der menschlichen Natur erlaubt.'' Der Bischof ruft entrüstet: „Ist es recht von Ihnen, mein Heir. uns als ToUkommen wdse und taaendhaft den Chaiakter und Liebens- wandel eines Menschen zu schildern, der von einer nnheflbaien Antipathie

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Kapital in erträgliche oder, wie Eden sagt, bequeme und liberale** Fennen. Statt intenaiTer va weiden mit dem Waolisthum de« Kapitals, wird es nor extenBiver, d. h. die Exploitations- und Herr- aehaftsspliire des Kapitals dehnt sich nur aus mit seiner eigenen Dimension und der Ansah! seiner ünterthanen. Von ihrem eignen anschwellenden und schwellend in Zosatxkapital Terwandelten Mehr- produkt str5mt ihnen ein geteerer Theil in der Form von Zahlongs^ mittehi surlick, so dass sie den Kreis ihrer QenQsse erweitem, ihm Koeomtionsfonds von Kleidern, Mdheln n. w. besBer ausstatten und kleine Rssenrefonds mm Geld bOden kOmien. So wenig aber bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein griisseres Peculium das Abbängigkeitsverhiiltniss und die Exploitation des Sklaven aufheben, so wenig die des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit in Folge der Akkumuhition des Kay)ituls besagt in der Tliat nur, dass der Umfang uiul die W ucht der goldnen Kette, die der Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung erlauben. In den Kontroversen über diesen Gegenstand hat man meist die Hauptsache übersehn, nämlich die diöerentia < ificR der kay)italiRtischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekautt, ni( lit um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persön- lichen Bedürinisse des Käufers zu befriedigen. Sein Zweck ist Ver- werthung seines Kapitals, Produktion von Waaren, die mehr Arbeit enthalten, als er zahlt, also einen Werththeil enthalten, der ihm niehts kostet und dennoch durch den Waarenverkauf realisirt wird.

bes^sen war wider alles, was Religion helsst, und der jeden Nerv anspannte, uiDi 80 viel an ihm, selbst ihren JSamen aus dem Gedächtnis» der Meosoheo ni lOschenf* (L e. p. a.) ,Aber lewt eadi aieht entmnthigen, Liebhaber Wahrheit, der Atheismus ist kundebig." (p. 17.) Adam Smith ,,liai die ^TRäsliche Ruchlosigkeit („the atroctous wickedness**) den Atheismus durch das Land zu propagaudiren (nämlich durch seine ,,Theorv of moral (MBtiments") . . . Wir kennen £Qre Sohlich«, Herr Doktor! ihr mehife

fit, rechnet aber dietunal ohne den Wirth. Ihr wollt aiii durch das eispiel von David Hiime, Esq., wei^mnc hcn, dass Athf^i^^miiR der Pinriire Schaag („cordial'') für eiuuiedergeschlaguesGemüth und ilas einzige Gegcu- gift wider Todeefnroht wt . . . Lacht nur Ober Babylon in Bninen und be- nllekwanscht nur dcu verhärteten Bösewicht Pharao!" (1. c. p. 21, 22.) Ein orthodoxer Kopf unter A. Sniith's Kollepienlip'^nchf m schreibt nach detisea Tod: „Ömith's Freundschaft für Uome verhiudurte ihn ein Christ SQ. aeia ... Er glaubte Hume alles auf Wort. Wenn Hume ihm gesagt, der Mond sei ein grüner Käs, er hfttt's geglaubt. Er glaubte ihm daher aoeh, di^B es keinen Oott und keine Wunder gebe ... In seinen politischen Principieu streifte er an Republikanismus." („The Bee." By James Anderson. 18 vis. Edinb. 1791->98, vol. 8 p. 164, 165.) Pfaff Th. ChalmerE hat A. Smith in Verdacht, dass er aus reiner Malice die Kategorie der ,,miprndii{ctiyrn Arboitor'' fitroiis für dir protestantischen PlaffBa arfMld, trotk ikrer gesegneteu Arbeil im Weiuberg des Herrn.

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Produktion von Mehrwerth oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise. Nur soweit sie die Produktions- mittel als Kapital erhält, ihren eignen Werth als Kapital reproducirt und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Zuechusakapital liefert, ist die Arbeitskraft Terkaaf bar ^*). Die Bedingungen ihres Ver- kaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schliessen also die l^othwendigkeii ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte Eteprodiätion des Reichihums als Kapital ein. Der Arbeitslohn, wie man gesahn, bedingt seiner Ni^nr nach, stets Lieferung eines bestimmten Quantums unbezahlter Arbeit auf Seiten des Arbeiters. Gana abgesehn vom Steigen des Arbeitslohns mit sinkendem Preis der Arbeit u. s. w., besagt seine Zunahme im besten Fall nur quantitatire Abnahme der unbeaiahlten Arbeit, die der Arbeiter leisten mnss. Diese Abnahme kann nie bis aum Punkt fortgehn, wo sie das System selbst bedrohen wQrde. Ab- gesehn Ton gewaltsamen Konflikten Uber die Rate des Arbeits- lohns, und Adam Smith hat bereits gezeigt, dass im Grossen und Ganzen in solchem Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unter- stellt ein aus Akkumulation des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alternative:

Entweder fahrt der Preis der Arbeit fort zu steigen, weü seine Erhöhung den Fortschritt der Akkumulation nicht stört; es liegt darin nichts Wunderbares, denn, sagt A. Smith, ,.selb9t bei ge- smiknem Profit vermehren sich die Kapitale dennoch; sie wachsen selbst rascher als vorher . . Ein grosses Kapital wachest selbst bei kleinerem Profit im AUgemeineii rascher als ein kleines Kapital bei grossem Profit." (1. c. II, p. l>^9.) In diesem Falle ist es augen- scheinlich, dass eine Vermmderung der unbezahlten Arhtit die Ausdehnung der Kapitalherrschaft keineswegs beeinträchtigt. Oder, das ist die andre Seite der Alternative, die Akkumulation erschlaff in Folge des steigenden Arbeitspreises, weil der Stachel des Gewinns abstumpft. Die Akkumulation nimmt ab. Aber mit ihrer Abnahme verschwindet die Ursache ihrer Abnahme, nämlich die Disproportion zwischen Kapital und exploitabler Arbeitskraft. Der Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprocesses beseitigt

'*) Note zur 2. An'<ö;abe. „Die Grenze jedoch der Beschäftigimg von iuda- striellen wie vou ländUcheji Arbeitern ist dieselbe: nänilich die Möglich- keit für den Unternehmer einen Profit ans ihrem Arbeitaprodnkt heran»- zuschlagen . . . Steigt die Kate des Arheitslohns so hoch, dass der Gewinn de« Meiaters nnter den Durchschnittsprofit fhWt, so hört er auf sie zu be- schäftigen oder beschäftigt sie nur unter der Bedingung, dass sie eine HerabMtsuug des ArlMMtuoluw sulaaMn." (John WaiM 1. c. p. 241.)

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also selbst die Hindernisse, die er vorübergehend schafft. Der Arbeitepreis fallt wieder auf ein den VerwerÜiQDgsbedllrfiuaseii des Kapitals entsprechendes Niveau , ob dieses mm anter. Ober, oder gleich mit dem Niveau, welches vor Eintritt des Lohnznwachses als normal galt Man sieht: Im ersten Fall ist es nicht die Ab- nahme im abeolttten oder proportioneUen Wachsthum der Arbeite- kraft oder Arbeiterbevölkerung, welche das Kapital überBchllssig^ sondern umgekehrt die Zunahme des Kapitals, welche die ezploi- table Arbeitskraft unzureichend macht Im zweiten Fall ist es nicht die Zunahme im absoluten oder proportionellai Waohsthimi der Arbeitskraft oder der Arbeifcerbevölkerung, welche das Kapital unzureichend, sondern umgekelirt die Abnahme des Kapitals, welche die exploitable Arbeitskraft, oder vielmehr ihren Preis, überschüssig macht. Es sind diese absoluten Bewegungen in der Akkumulation des Kapitals, welche sich als relative Bewegungen in der Masj>e der exploitablen Arbeitskraft wiederspiegeln und daher der eignen Bewe;^nin<i; der let/trcii geschuldet scheinen. Um mathematischen Ausdruck aiizuwriideii : die Grösse der Akkumulation ist die un- abhängige Variable, die Lohngrösse din^ aliliängige, nicht umgekehrt. So drückt sich in der Krisenphase des industriellen Cyklns der allgemeine Fall der VVaarenpreise als Steigen des reliitiven rieM- werths, und in der Prosperitatsphase das allgememe Steigen der Waarenpreise als Fall des relativen Geldwerths aus. Die sog. Gorrency-Schole schliesst daraus, dass bei hohen Presen zu wenig, bei niedrigen zu viel Geld cirkulirt. Ihre Ignoranz und völlige Verkennnng der Thatsachen^^) finden würdige Parallele in den Oekonomen, welche jene Phänomene der Akkumulation dahin deuten, dass das einetnal zu wenig und das andremal zu viel Lohn- Arbeiter eiistiren«

Das Gesetz der kapitalistischen Produktion, das dem angeblichen „natfirlichen Popiilationi^jesetz** zu Grunde liegt, kommt ein£^h auf diese heraus: Das TerhSltniss zwischen Kapital, Akkumulation und Lohnrate ist nichts als das Verhiltniss zwischen der unbe- zahlten, in Kapital verwandelten Arbeit, und der zur Bewegung des Znsatzkapitals erforderlichen zuschftssigen Arbeit Es ist also keineswegs ein Verhiltniss zweier von emander unabhängigen Grtami, einerseits der GrOsse des Kapitsls, ^drerseits der Zahl der Arbeiterbevdlkerung, es ist vielmehr in letzter Instanz nur das Verhältniss zwischen der unbezahlten und der bezahlten Arbeit der-

") Vgl. Karl Marx: „Zur Kritik der poütischeu Uekonomie", p. 166 »qq.

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selben ArbeiterbeTdlkening. Wächst die Menge der von der Ar- beiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklssse akkumulirten, unbezahlten Arbeit rssch genug, um nur durch einen ausserjtjewöhn- fiehen Zoschuss bezahlter Arbeit sich in Ka])ital verwaiuieln /m können, so steigrt der Lohn, und alles Andre gleichgesetzt, nimmt die unbezahlte Arbeit im Verhältniss ab. Sobald aber diese Ab- nahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehr- arbeit nicht mehr in noinniler Menge angebot^en wird, so tritt eine Reaktion ein: ein geringerer Theil der Revenue wird kapitalisirt, dir Akkumulation erlahmt und die stei><ende Lohnbewegung em- pfängt einen Gegenschlag Die Erhöhung des Arbeitsprei&es bleibt i also eingebannt in Oren/en, die die Grundlagen des kapitalistischen . Systems nicht nur uii;inü:etastet lassen, sondern auch seine Repro- duktion auf wachsender Stufenleiter sichern. Das in ein Natur- gesetz mystiiicirt« Gesetz der kapitalistischen Akkumulation drückt also in der That nur aus, dass ihre Natur jede solche Abnahme im Exploitationsgrad der Arbeit oder jede solche Steigerung des Arbeitspreises auaschliesst, welche die stetige Reproduktion des Kapitalverhaltnisses und seine Reproduktion auf stets erweiterter Stufenleiter ernsthaft ge&hrden könnte. Es kann nicht anders sein in einer Prodaktionsweise, worin der Arbeiter f&r die Ver- werthnngsdedfürfhisse vorhandner Werthe, statt nmgekehrt der g^nstandliche Reicfathum l&r die Entwicldungsbedftofiuase des Arbetteis da ist. Wie der Mensch in der Religion Tom Bfach- werk aemea eignen Kopfes, so wird er in der kapitaliBttschen Pro- duktion vom Machwerk seiner eignen Hand beherrscht^'*).

2. Relative Abnahme des variablen Kapitaltheils im i^'ortgang der Akkumulation und der sie begleitenden

Koncentration. Nach den Oekonomen selbst ist es weder der vorhandne Umfang des gesellschaftlichen Reichthums, noch die Grösse des bereits er* worbnen Kapitals, die eine Lohnerhöhung herbeiführen, sondern lediglich das fortgesetste Wachsen der Akkumulation und der Ge-

«Gehen wir aber nun uuf unsere erste Untersuchung zorAckf wo nach- gewiesen ist . . . dass das Kapital selbst nur da« Er/eugiiiss meuschlicher Arbeit ist . . . .so scheint es ganz, unbegreiflich, dass der Mensch unter die Herrnchaft seines eigeoea Produkts das Kapital geraüieu und diesem untergeordnet werden könne; und da diess in der Wirkuchkeit doch unläag- bar der Fall ist, ho drängt sich unwillkürlich die Frage auf: wie hat der Ar- beiter aus (lein Beherrscher des Kapitals als Schöpfer desselben zum Sklaven des Kapitals werden kuuueu?" (Von Thüneu: »Der isoiirte titaat. Zweiter Theil Zw^te Abtheilong. Boetock 1868% p. 5, 6.) Eb ist das Ver- dienst Thünen'Sj gefiragt su haben. Seine Antwort ist einüMh kindisch.

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sehwindigktttsgnd flures Wachsthams (A. Smith, Buch I, Kap. 8). Bisher haben wir nur eine besondre Phase dieses Prooesses be- traehtot, diejenige, in der der Kapitakuwachs stattfindet bei gleich- bleibender technischer Zneammensetsong des Kapitals. Aber der Process schreitet über diese Phase hinans.

Die allgemeinen Grandlagen des kapitalistischen Systems einmsl gegeben, tritt im Verianf der Akkumulation jedesmal ein Punkt ein, wo die Entwicklung der ProduktintiLt der gesellschaftlichen Arbeit der mächtigste Hebel der Akkamulation wird. Dieselbe Ursache", sa^t A. Smith, „die die Löhne erhöht, nämlich die Zu- nahme des Kapitals, treibt zur Steigeraug der ^nüduktivL-n Fnbig- keiten der Arbeit und setzt eine kleinere Arbeitömenge in Stand, eine grössere Menge von Produkten zu erzeugen."

Abgesehn von Naturbedingungen, wie Fruchtbarkeit des Bodens U. 8. w., und vorn Gestliick unabhängiger und löohrt arbfitender Producenten, dass sich jedocli mehr qualitativ in der Güte als quan- titativ in der Masse des Machwerks bewährt, drückt sich der ge- spllschattiit liP Produkt! vc^rad der Arbeit ans im relativen Gröesen- üintang dor Produktionsmittel, welche em Arbeiter, während gegebner Zeit, mit derselben Anspannung von Arbeitskraft, in Produkt verwandelt. Die Masse der Produktionsmittel, womit er funktionirt, wachst mit der Produktivität seiner Arbeit. Diese Pro- duktionsmiltel spielen dabei eine doppelte Rolle. Das Wachsihum der einen ist Folge, das der andren Bedingung der wachsenden Produktivität der Arbeit. Z. B. mit der manufakturmäTsigen Theilung der Arbeit und der Anwendung von Maschinerie wird in derselben Zeit mehr Rohmaterial verarbeitet, tritt also grössere BCssae ^on Rohmaterial und Holfiratoffea in den Arbeitsprocess ein. Das ist die Folge der wachsenden Produktivität der Arbeit Andrer- seits ist die Masse der angewandten Maschinerie, Arbeitsriehs, minenliflchen Dfingm, Drainirungsrdhren u. s. w. Bedingung der wachsenden Pkoduktiritat der Arbeit Ebenso die Masae der in Baulichkeiten, Riesenöta, Transportmitteln u. s. w. koncentrirten Produktionsmittel Ob aber Bedingung oder Folge, der wachsende GrSssenumfiuig der Produktionsmittel im Vergleich su der ihnen einverleibten ArbeitBkralt drückt die wachsende Produktivität der Arbeit aus. Die Zunahme der letzteren erscheint also in der Ab- nahme der Arbeitsmasse verhältnissmafsig zu der von ihr bewegten Masse von Produktionsmitteln, oder in der (jrös^eiiabDidiiue des subjektiven Faktors des Arbeitsprocesses verglichen mit seineu ob- jektiven Faktoren.

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Diese Veränderung in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, das Wachsthum in der Masse der Produktionsmittel, ver- j^lichen mit der Masse der sie belebenden Arheitbkriitt , spiegelt sich wieder in seiner Werthzusammensetzung, in der Zunahme des konstanten Bestandtheils des Kapital Werths auf Kosten seines variablen Behtandtheils. Es werden z. B. von einem Kapital, procentweis berechnet, ursprünglich je 50 ^/^^ in Produktionsmitteln und je 50®/^ in Arbeitskraft ausgelegt, später, mit der Entwicklung des Produktiv^rads der Arbeit, je SO^'^ in Produktionsmitteln und je in Arbeitskraft u. s. w. Diess Gesetz des steigenden

Wachsthums des konstanten Kapitaltheils im Verhältniss zum variablen wird auf jeden Schritt bestätigt (wie schon oben ent- wickelt) durch die yergleicheode Analyse der Waarenpreiae, gleich- Tiel ob wir vevachiedne ökonomische Epochen bei einer einzigen Kation vergleichen oder verschiedne Nationen in derselben Epoche. Die leiative Grösse des Preiselements, weüfihes nur den Werth der verzehrten Produktionsmittel oder den konstanten Eapitaltheil ver- tritt, wird in direktem, die lelatiTe GrOise des andeni, die Arbeit beiahlenden oder den Tamblen Eapitaltheil vertretenden P^reiB^ elements, wird im Allgemeinen in umgekehrtem Yerhfiltniss stehn aum FortBchritt der Akkamolatton.

Die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegenllber dem kon- stanten, oder die veränderte Zusammensetanng des Kapitalwerths, seigt jedoch nur annihemd den Wechsel in der Zusammensetasong sdner stoffliehen Bestandtheale an. Wenn z. B. heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwerth zu '/g konstant und variabel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts ^/.^ konstant und ^/^ variabel war, so ist dagegen die Masse von Kolistoif, Arbeits- mitteln u. s. w., die ein bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumirt, viel hundertmal grosser als im Anfang des ib. Jahrhunderts. Der Grund ist einfa< Ii der, dass mit der w;uhsen- den Produlviivitrit der Arbeit nicht nur der Uinfnag der von ihr vemutzten iVoduktiunsmittel steigt, sondern deren Werth, ver- glichen mit ihrem Umfang sinkt. Ihr Werth steigt also absolut, aber nicht proportionell mit ihrem Umfang. Das Wachsthum der Differenz zwischen konstantem und variablem Kapital ist daher viel kleiner als das der Differenz zwischen der Masse der Pro- duktionsmittel, worin das konstante, und der Masse Arbeitskraft, worin das variable Kapital ungesetst wird. Die erstere Differens nimmt zu mit der letzteren, aber in geringerem Grad.

Uebrigens wenn der Fortsehritt der Akkumulation die relative

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GrÖBse des Tariablen KapitaltheÜB vennindert, schliesst «r damit die Steigerung ihrer, absoluten GrOsse keineswegs aus. Gesetat ein KapitaLwertfa spalte sich anfrogs in 50^/|^ konstantes und SO^/^ yariables Kapital, später in 80^/0 konstsntes und 20% variablfiB, Ist inzwiscben das uxsprfingliohe Kapital, sage 8000 Pfd. St. ge- wachsen auf 18,000 ra. so ist sein yariabler Bestandtiieil auch um ^/^^ gewachsen. Er war 8000 Pfd. St., er beträgt jetzt 8600 Pfd. St. Wo aber früher ein Kapital zu wachs von 20®/^ genüc^t liutte. die Nachfrage nach Arbeit um 2ü" zu steigeru, erlbrderi das jetzt Verdreifachung des urspr anglichen Kapitals.

Im vierten Abschnitt wurde gezeie^t, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit Kooperation auf grosser Stufenleiter voraussetzt, wie nur unter dieser Voraussetzunj? Theilung und ivunibinaHon der Arbeit organisirt, Produkt loiisiiiittel durch massenhafte Koncentratinn ökonomisirt, schon stüÜli( h nur ^* mein- sam anwendbare Arbeitsmittel, z. B System der Maschinerie vi s. w., ins Leben gerufen, ungeheure Naturkräfte in den Dienst der Pro- duktion gepresst und die Verwandlung des Produktionsprocesses in technologische Anwendung der Wissenschaft vollzogen werden ki^nnen. Auf Grundlage der Waarenpvoduktion, wo die Produk- tionsmittel Eigenthum von Privatpersonen sind, wo der Hand- arbeiter daher entweder isolirt und selbständig Waaren producirt oder seine Arbeitskraft als Waare verkauft, weil ihm die Mittel zum Selbstbetrieb fehlen, realisirt sich jene Voraussetzung nur durch das Wacbsthum der individuellen Kapitale, oder im Maise, worin die gesellschaftlichen ProduktionB- und Lebensmittel in das Privateigenthum yon KapitsHsten verwandelt werden. Der Boden der Waarenprodttktion kann die Produktion auf grosser StoÜBii- leiter nur in kapitalistischer Form tragen. Eine gewisse Akku- mulation von Kapital in den Bünden individueller Waarenprodu- centen bildet daher die Voraussetzung der specifiseh kapitalistischen Produktionsweise. Wir mossten sie deshalb uniefsteQen bei dem Uebergang aus dem Handwerk in den kapitaliatiscben Belzieb. Sie mag die ursprüngliche Akkumulation heissen, weil sie slatt historisches Resultat historische Grundlage der specifisch kapita- listischen Produktion ist. Wie sie selbst entspringt, brauchen wir hier noch nicht zu uuttiräuclicii. Genug-, sie bildet den Ausgangs- punkt. Al)er alle Methoden zur Steigerung der gesellschaftlichen Prudükiivknitt der Arbeit, die auf dieser Grundlage erwachsen, sind zugleich Methoden der gesteigerten Produktion des Mehrwerths oder Mehrprodukts, welches seinerseits das Bildungselement der

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AkkttoiiilatioD. Sie sind also zugleich Metboden der Produktion ▼OH Kapital durch Kapital oder Methoden seiner beschleunigten Akkumulation. Die kontinuirliche RQckrerwandlung yon Mehr- wertb in Kapital stellt sich dar als wachsende Grösse des in den Produktionsprocess eingehenden Kapitals. Diese wird ihreiseita Crrundlage einer erweiterten Stufenleiter der Produktion, der sie begleitenden Methoden zur Steigerung der Prodiiktivkraft der Ar- beit und beschleunigter Produktion von Mehrwerth. Wenn also ein gewisvser Grad der Kapitalnkkumulation als Bedingung der specifisch kapitalistischen Produktionsweise erscheint, verursacht die letztere rücks* hlagend eine beschleunirrte Akkumulation des Kapitals. Mit der Akkumulation des Kapitals ent>vickeit sich da- her die specifisch kapitalistische Produktionsweise und mit der sprcitisch kapitalistischen Produktionsweise die Akkumulation des Kapitals, Diese heiden ökonomischeu Faktoren erzeugen, nai h dem zusammengesetzten Verhältniss des Anstosses, den sie sich gegen- seitig ertbeilen, den Wechsel in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, durch welchen der variable Bestandtheil immer kleiner nnd kleiner wird verglichen mit dem konstanten.

Jedes individuelle Kapital ist eine grossere oder kleinere Kon- centration von Produktionsmitteln mit entsprechendem Kommando Ober eine grössere oder kleinere Arbeiterarmee. Jede Akkumulation wird das Mittel neuer Akkumulation. Sie erweitert mit der ver- mehrten Blasse des als Kapital fonktionirenden Reichihums seine Konoentration in den Händen indiyidneller Kapitalisten^ daher die Grundlage der Produktion auf grosser Stufenleiter und der speci- fisch kapitalistischen Produktionsmethoden. Das Wachsthum des gesellschaftlichen Kapitals Tollsieht sich im Wachsthnm vieler individuellen Kapitale. Alle andren Umstände als gleichUeibend vorausgesetzt, wachsen die individuellen Kapitale, und mit ihnen die Koncentration der Produktionsmittel im Verhältniss, worin die aliquote Theile des gesellschaftlichen Qesammtkapitals bilden. Zu» gleich rissen sich Ableger von den Originallüpitalen los und funktioniren als neue selbständige Kapitale. Eine grosse RdDe spielt dabei unter anderm die Theilung des Vermögens in Kapita- listentamilien. Mit der Akkuinulütion des Kapitals wächst daher auch mehr oder minder die Anz,uhl der Kapitalisten. Zwei Punkte churakterisiren diese Art Koncent rution, welche unjii ittelbar auf der Akkumulation beruht oder vielmehr mit ihr identisch ist. Erstens: wachsende Koncentration der gesellschattiichen Pro- duktionsmittel m den Händen individueller Kapitalisten ist, unter

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aonsi gleichbleibenden Umständen, beschränkt durch den Wache- ihamegnd des geseUecbafUicben Beicbthnms. ZweitseuB: in jeder besondren P^nktianespliare ansässige Theil des geseUschaft- lieben Kapitals ist yertbeüt Unter Tide Kapitalisten, welche ein- ander ab nnabbängige nnd mit einander konkonirende Waaren- produoenten gegenüberstehn. Die AkkumulatiQn nnd die sie beglmtende Konoentfation sind also moht nur auf yiele Ponkte zersplittert, Bondem das Wachsthum der fonktionirenden Kiapitale ist durdikreuzt durch die Bfldnng neaer nnd die Spaltung alter Kapitale. Stellt sich die Akkumulation daher einerseits dar ab wachsende Koncentration der Produktionsmittel nnd des Konunando^s über Arbeit, ao audrerseite als Repulsion vieler individueller Kapi- tale von einander.

Dieser /ersplitterunj? des gesellschaftlichen Gesammtkapitals in viele individut^lle Kapitale oder der Repulsion seiner Bruchtheile von einantiei- wirkt entjye^en ihre Attraktion. Es ist diess nicht mehr einfache, mit der Ak kuumlation identische Koncentration von Produktionsmitteln und Kommando über Arbeit. E3s ist Koticen- tration bereits gebildeUr Kujutale. AufTiehiing ihrer individuellen Selbständigkeit, Expropriation von Kapitalist durch Kapitalist, Ver- wandlung vieler kleinerer in weniger grössere Kapitale. Dicker Process unterscheidet sich von dem ersten dadurch , dass er nur veränderte Vertheilung der bereits vorhandnen und funktionirendeo Kapitale voraussetzt, sein Spielraum also durch das absolute Wachs- thum des gesellschaftlichen Reichthums oder die absoluten Grenzen der Akkumulation nicht beschränkt ist. Das Kapital schwillt hier in einer Hand zu grossen Massen, weil es dort in vielen Händen verloren geht Es ist die eigentüche CSentralisation im UnteiBclued zur Akkumnlatioo und Koncentration.

Die Gesetze dieser CSentralisation der Kapitale oder der Attraktion von Kapital durch Kapital können hier nicht entwickelt werden. Kuze thatsachliche Andeutung genügt Der Konknrrenakampf wird durch Verwohlfeilerung der Waaren geführt Die Wohlfril- heit der Waaren hangt, caeteris paiibus, von der ProduktivitSt der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter der Produktion ab. Die grösseren Kapitale schlagen daher die Heineren. Man erinnert sich feiner^ dass mit der JBntwicklung der kapitalistischen Fto- duktionsweise der Minimalum&ng des individuellen Kapitals wichst, das erheischt ist, um ein Geschäft unter seinen normakn dinguDgen zu betreiben. Die kleineren Kapitale drängen sich da- her in Produktionssphären, deren sich die grosse Industrie nur

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noch sporadisch oder unvollkommea bemächtigt hat Die Kon- kurrenz iBst hier im direkten Verhiltniss zur Anzahl nnd im um* gekehrten Verhiltnise zur GrOsse der rivaliairenden Kapitale. Sie endet stets mit Untergang vieler kleinerer Kapitalisten, deren Kapitale theils in die Hand des Siegers flbergehn, theila nnter- gehn. Abgesehn hieryon bildet sich mit der kapitalistischen Produk- tion eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in seinen Anfangen verstohlen, als bescheidne Beiluilfe der Akkumulation, sich ein- schleicht, durch unsichtbare Faden die über die Oberfläche der Gesellschaft in grössern oder kleinern Massen zersplitterten Geld- mittel in die Hände individueller oder aasociirter Kapitalisten zieht, aber b;il<i eine neue und furchtbare Waffe im KonlcurrMnzkampf wird, und sich schliesslich in einen ungeheuren sozialen Mechanis- mus zur Centralisation der Kapitale verwandelt.

Im Mafs wie di*» kaiiitiilistische Produktion und Akkumulation, im selben Mafs entwickeln sich Konkurrenz und Kredit, die beiden mächtigsten Hebel der Centralisation. Daneben vermehrt der Fortschritt der Akkumulation den centralisirbaren Stoff, d. h. die Einzelkapitale, während die Ausweitung der kapitalistischen Pro- duktion, hier das goaellschaftliche Bedürfniss, dort die technischen Mittel jener gewaltigen industriellen Unternehmungen schafft, deren Durchführung an eine vorgangige Centralisation des Kapitals ge- bunden ist. Heutzutage ist also die gegenseitige Attiaktionskraft der Einselkapitale und die Tendenz znr Centralisation atirker als je SQTor. Wenn aber anch die relatiTe Anadelmnng und Eneigie der centraüsirenden Bewegung in gewiaeem Grad bestimmt ist durch die schon erreichte Qrtae des kapitalistischen Beichthams und die üeherlegenheit des ökonomischen Mechanismus, so hingt doch der Fortschritt der Centralisation keineswegs ab Ton dem positiven GrOssenwachsthnm des geseUschafUichen Kapitals. Und diess spedell unterscheidet die Centralisation von der Koncentration, die nur ein andrer Aasdruck fttr die Reproduktion auf erwdterter Stufsnleiter ist Die Centralisation kann erfolgen durch blosse veränderte Vertheilung schon bestehender Kapitale, durch einfache Veränderung der quantitativen Gruppirunj? der Bestandtheile des gesellschttftlicheu Kapitals- Das Kapital kann hier zu gewaltigen Massen in einer Hand anwachsen, weil es dort vielen einzelnen E[anden entzogen wird. In einem gegebnen Geschäftszweig hätte die Centralistation ihre iinsserstc Grenze erreicht, wenn alle darin angelegten Kapitide zu einem Einzeikapital verschmolzen wären

"bj [^ur 4. Aufl. Die neuesten englischen und amerikanischen «lYnsts*

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In einer gegebnen GeseUschaft wäre diese Grenze erreicht erst in dem Angenbliek, wo das gesammte geseUschaftlicfae Kapital Tcr- einigt wäre in der Hand, sei ee eines einseinen KapitaErten, sei es einer einzigen KapitalistengeseUscbaft

Die CentraDsation ergSnzt das Werk der AldLumolatian, indem sie die industriellen Kapitalisten in Stand setet die Stufenleiter ihrer Operationen aosKud^en. Sei diess letstre Besnltat non Folge der Akkumulation oder der Gentralisation; Yolkiehe sidi die Gen* tarallsaibion auf dem gewaltsamen Weg der Annexion wo gewisse Kapitale so überwiegende Ghrayitationseentren f&r andren werden, dass sie deren individuelle Kohäsion brechen und dann die ver- einzt'lti'ii Bruchstücke an sich ziehn oder geschehe die Ver- schmelzung einer Menge bereits gebildeter, resp. in der JBilduug begrifiFner Kapitale vermittelst des glatteren Verfahrens der Bildung von Aktiengesellschaften die ökonomische Wirkung bleibt die- selbe. Die gew aclisiie« Ansdelinung der industriellen Etablissements bildet überall den Aiisg:in<^^spniikt für eine iirafas«^riidere Orgaiii- sation der öesammtarbeit Vieler, für eine breitre p]ntwicklung ihrer materiellen Triebkräfte, d. h. für die fortsjchreit» nde Umwandlung vereinzxdter und gewohnheitsmäfsig betriebner Produktionsprocesse in geseUschaftlich combinirte und wissenacbafUich diaponirte Pro- duktionsprocesse.

Es ist aber klar, dass die Akkumulation, die allmählige Ver- mehrung des Kapitals durch die aus der Kreisform in die Spirale übergehende Reproduktion ein gar langsames Verfahren ist, im Vergleich mit der Gentralisation, die nur die quantitative Gnippi* rang der integrirenden Theile des gesellschaftlichen Kapitals zu lindem braueht. Die Welt wSre noch ohne Eisenbahnen, hätte sie solange warten mflssen bis die Akkumulation einige £inael- kapitale dahin gebracht h&tte dem Bau einer Eisenbahn gewachsen zu sein. Die Gentralisation dagegen hat diess, vermittelst der Aktien- gesellschaffcen, im Handumdrehen fertig gebrachl ünd wfibiend die Gentralisation so die Wirkungen der Akkumulation steigert und besdileunigt, erweitert und beschleunigt sie gleichseitig die Umwälzungen in der technischen Zusammensetiung des Kapitals» die dessen konstanten Theil Termehren auf Kosten seines wiablen Theik, und damit die relative NaehArage nach Arbelt vemundeni.

Die durch die Gentralisation über Nacht zusammengeschweissten

streben diese Ziel boreits an, indem sie Taranishen wenigstens s&mmtllche GrooBbetriebe einen GeschRftftzweigs zu einer groftsen AktiengeMUschaft mit praktischem Monopol zu vereinigen. D. R,]

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Kapitalnumea reprodadxen und Termehren sich wie die andren, nur nisclier, und werden damit za neaen mfichtigen Hebeln der geselbeliftftlichen Akkumulation. Spricht man also Tom Fortschritt der gesellscbaftlichen Akkumulation, so sind darin heutzutage

die Wirkungen der Centralisation stillschweigend einbegriffen.

Die im Lauf der normalen Akkumulation gebildeten Zusatz- kapitale (s. Kap. XXll, 1) dienen vorzugsweise als Vehikel zur Exploitation neuer Erfindungen und Entdeckunjjen, überhaupt in- dustrieller Vervollkommnungen. Aber auch dm alte Kapital er- reicht mit der Zeit den Moment seiner Erneuerung an Haupt und Gliedern, wo es sich häutet und ebenfalls wiedergeboren wird in der vervoUkomiiiueteu technischen Gestalt, worin eine geringere Masse Arbeit genügte, eine grössere Masse Maschinerie und KohstoÖe in Bewegung zu setzen. Die hieraus noth wendig folgende absolute Abnahme der Nachfrage nach Arbeit wird selbstredend um so grösser, je mehr die diesen Emeuerungsprocess durchmachenden Kapitale bereit» zu Massen angehäuft sind vermöge der centrali- sirenden Bewegung.

Einerseits attrahirt also das im Fortgang der Akkumulation ge* bildete Zuschusskapitai, verhältnissmälsig zu seiner Grösse, weniger und weniger Arbeiter. Andrerseits repellirt das periodisch in neuer Zusammensetzung reproducirte alte Kapital mehr und mehr firtther von ihm beschäftigte Arbeiter.

8. Progressive Produktion einer relativen Ueber- völkerung oder industriellen Reservearmee.

Die Akkumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine quantitative Erweiterung erschien, vollzieht sich, wie wir gesehn, in fortwährendem qualitativem Wechsel seiner Zusammensetzung, in beständiger Zunahme seines konstanten auf Kosten seines variablen Bestandtheils^^«).

Die specifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr ent- sprechende Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, der dadurch verursachte Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Ka* pitals halten nicht nur Schritt mit dem Fortochritt der Akkumu-

"c) Note zur 3. Auflage. In Marx' Handexemplar steht hier die Randbemerkung: „Hier für Späteres zu bemerken: Ist die Erweiterung nur quantitativ, so verhalten sich bei grösserem und kleinerem Kapitdi in demselben OeBehftftuweig die Profite wie die GrOesen der Torge- schossenen Kapitale. Wirkt die quantitative Erweiterung qualitativ, so steigt zugleich die Bäte des Profits fUr das grfiesre Kapital'' [D. H.]

M*rx, lUpiUl I. 88

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lation oder dem Wachsthum des gesellschaftlichea ßeichthums. 6ie schreiten ungleich schneller, weil die einfache AkkumulaüoD oder die absolute Ausdehnung des Gesammtkapitals voo der Cen- tralisation seiner individuellen Memente, und die technische Um- wälzung des Zusatzkapitak von technischer Umwülznog des Original- kapitals begleitet sind. Mit dem Fortgang der Akkumulation wandelt sich also das Yerhältniss von konstantem so vanablem Kapitaltbeil, wenn lusprftnglich 1:1, in 2:1« 8:1, 4:1, 5:1, 7:1 a. s. w., so dass, wie das Kapital w&cbst, statt seines 6e- sammtwerths progressiv nur ^/g, ^/^^ ^/^, ^/g n. a w. in Arbeits- kraft, dagegen ^/^, ^/^, '^/q, ^/g u. s. w. in Produktioiismittel um- gesetzt wird. Da die Nachfrage nach Arbeit nicht durch den Ümüuig des Gesammtkapitals, sondern durch den seines variaUen Besliandtheik bestimmt ist> fiUlt sie also progressir mit dem Waoha- thum des Gesammtkapitals, statt, wie vorhin unterstsUt, verhSlt- nisBm8faig mit ihm an wachsen. Sie ftllt relatiT aor GrOess des Gesammtkapitals und in beschleunigter Progression mit dem Wadia- thum dieser Grösse. Mit dem Wachsthum des Gesammtkapitals wuclLst zwar aiuh sein variabler Hcstandtheii, oder die ihm ein- verleibte Arbeitskraft, i^iber in bt'stiiiidijnr abnehmender Proportion. Die Zwischenpausen, worin die Akkumulation als blosse Erwei- terung der Produktion aui" gegebner technischer Grundlage wirkt, verkürzen sich. Nicht nur wird eine in waclisen lrr I^rogre^ion beschleunigte Akkumulation des Gesammtkapitals erheischt, uro eine zusatzliche Arbeiterzahl von gegduK r (rrösse zu absorbiren oder selbst, wegen tlni- beständigen Metamorphose des alten Kapi- tals, die bereits funktionirende zu beschäftigen. Ihrerseits schlägt diese wachsende Akkumulation und Centrälisation selbst wieder um in eine Quelle neuer Wechsel der Zusammensetsung des Ka- pitals oder abermalig beschleunigter Abnahme seines variablen Bestandtheik verglichen mit dem konstanten. Diese mit dem Wachsthum des Gesammtkapitals beschleunigte und rascher als sein eignes Waclisthum beschleunigte relative Abnahme seines Tariablen Bestandtheils scheint auf der andren Seite umgekehrt stets rascheres absolutes Wachsthum der ArbeiterheTdlkerung als das des Tariablen Eapitab oder ihrer Beschfift^pmgsmittel. Die kaffttalistische Akkumulation prroducirt Tieknehr, und zwar im Ver- hfiltniss zu ihrer Energie und ihrem Umfang, hest&ndig eine rela* üre, d. h. fttr die mittleren Verwerthungsbedftrfoisse des Kapitsk ttberschfissige, daher ttberflQssige oderZusehuss-ArbeiterbeTÖlkerung. Das gesellsohafUiche Gesammthapital betraditet, ruft die Be-

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wegung aeiner AkkamnlatiaD bald periodiacheii Weoluel bmor, hM vertheileii sieh ihre MomeDte i^euslueitig flber die ▼erachiednen Plreduktiooflsph&reii. In einigen Sphären findet Weohael in der Zneemmeneetaing des Kapitds statt ohne Waehrthnm seiner ab- •olnten GrOsse, in Folge blosser Eonoentraiion; in andren ist das absolnte Wacbstfaum des Kapitals mit absoluter Abnahme seines variablen Bestandtbeils oder der Ton ihm absorbirten Arbeitskraft verbnnden; in andren liebst das Kapital bald anf seiner gegebnen technischen Grandlage fort und attrahirt zuschtlssige Arbeitskraft im Verhältniss seines Wachsthums, bald tritt organischer Wechsel ein und kontrahirt sich sein variabler Bestandtheil; in allen Sphären ist das Wachsthum des variablen Kapitaltheils und daher der be- schäftigen Arbeiterzall 1 stets verbunden mit heftigen Fluktuationen und vorübergehender Proiiuktion von Uebervölkeruncf, ob diese nun die auffallendere Form von Iiepulsion bereits beschäftigter Arbeiter annimmt oder die mehr unscheinbare, aber nicht mindtn- wirksimie, erschwerter Absorption der zuschüssigen Arbeiterbevölkerung in ihre gewohnten Abzutrskanüle"**). Mit der Grösse des bereits funk- tionirenden Gesellschattskapitals und dem Grad seines Wachsthnms, mit der Ausdehnung der Produktionsleiter und der Masse der m Bewegung gesetzten Arbeiter, mit der Entwicklung der Produktiv- kraft ihrer Arbeit, mit dem breiteren und volleren Strom aller Springquellen des Reichthums dehnt sich auch die Stufenleiter, worin grossere Attraktion der Arbeiter durch das Kapital mit grdsserer Repulsion derselben verbunden ist, nimmt die JKasohheit

2 Der Gensus fOr England und Wates seigt n. o.: le in der Agrikoltttr beschäftigten Personen (Eigenthümer , Pächter, Gärtner, Hirten u. s. w. eingeftchlossen): 1851 : 2,011,447, 18B1 : 1,924,110. Abnahme: 87,a37. Worsted Manufaktur: löbl: 102JH Personen, 1861: 79,242; Seidenfsbrik: 18M: 111,^40, 1861: 101,678; Kattundmcker: 1851: 12,098, 1861: 12,556, welche geringe Zunahme trots dea enorm ausgedehnten Ge.schiifta grosae proportionelle Abnahme in der Zahl der beschäftigten Arbeiter bedingt. Hutmacher: 1851: 16,957, 1861; 13,814; Ötrohhut- und Boimetmadier: 1851: 20,893, 1861: 18,176: Iffaker: 1851: 10,566, 1861: 10,677; Lichtgiesser: 1851: 4948, 1861: 4686. Diese Abnehme ist u. a. der Zunahme der G;i*'He!euchtung geschuldet. Knmmniftcher: 1851: 2,088, 1861: 1,478; HolzÄUgcr: 1851: 30,552, 1861: 31,647, geringe Zunahme in Folge des Aoftchwungs von Sftgemasohinen; Nagelmaeher: 1851: 26,940, 1861: 26,180, Abnahme in Folge der MaMchinenkonkurrenz; Arbeiter in Zirui und K'iipferbprLnvprken: 1851: 31,360, 1861: 32.041 Dagegen: BauniwoUöpmuereien und Webereien: 1851: 371,777, 1861 : 450,646 ; Kohlen- bergwerke: 1851: 183,389, 1861: 246,613. «Die Zunahme von Arbeitern ist im Allgemeinen am grössten seit 1851 in solchen Zweigen, worin die M:uschinerie bisher noch nicht mit Erfolg angewandt worden.* («CSensot of England and Wales for 1862% vol. lU. Lond. 1863, p. 36.)

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der Weclisd in der organischen ZasammenBetsang des Kftpiiab und seiner technischen Form zn, nnd schwillt der Umkreis der Prodnktionssphären, die bald gleichseitig, bald abwechselnd davon ergriffen werden. Mit der durch sie selbst prodncirten Akknmn- htion des Kapitals prodncirt die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem Umfang die Mittel ihrer eignen relative Uebenih%- machung '^). Eis ist diese ein der kapitalistischen Produktionsweise eigenthümliches Populationsgesetz, wie in der That jede besondre historiücke Produktionsweise ihre besondren, historisch gültigen Populationsgesetze hat. Ein abstraktes J\»püiatiünsgesetz existirt nur iiir i^üanze und Thier, soweit der Mensch nicht geschichtlich eingreift.

Wenn aber eine Surplusarbeiterpopulation nuthwendif?es Produkt der Akkumulation oder der Entwicklung des Reichthuuis auf kapi- talistischer Grundlage ist, wird diese Uebervölkerung umgekehrt zum Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenz-

Das Gesetz der proKressiven Abnahme der relativen Grösse des variablen Kapitels, nelwt seinen Wirkungen auf die Lage der Lohnarbeiterklasse, ist von einigen ausgezeigneten Oekonomen der klassischen Schule mehr geahnt als begriffen worden. Das gr?>^«to Verdienst hierin ]c:ebfihrt John Rarton, obwohl er wie alle anderen, da» konBiante Kapital mit dem fixen, das variable mit dem cirkulirenden snsammenwirft. Er sagt : „The demand tot labonr depends on the iucrease of circulating and Dot of flxed capital. Were tt true that tlie proportion between these two sorts <»f capitnl is the sanie at all times, aod in all circumstances, then, indeed, it foUows that the uumber of bibourers employed is in proportion to the wealth of tbe State. Bat sach a proposition has not the semblance of probability. As arts are cultiTated, and civilization i.s extended, fixed capital bears a lai^cr and larpcr propor- tion to circulatinc; capital. Xhe amount of fixed capital employed iu tbe prodoction of a piece of British muslin Is at least a hundred, probably a thousaud times greater than that einpluyed in a similar piece of Indum miiRlin. And the pr<»portien of circulating rnj^ital is a hundred or thousand times less . . . the whole uf the annual savluK^, added to the fixed capital, would bave no eiToct in increasiog tbe demana for labour.' (John Barton: ,Obeer>'ation8 on the oircumstances which influ<-ii > « the Condition of the Labouring Clapscf of Sorioty * Loiid. 1817, p. 16, 17.) „The ^:iino caii'^e which may increa.so tlie uct revenuc uf the cuuntry may at the same time render the population redundant, and dcteriorate the condition of the la- bourer.* (Ricardo 1. c. p. 469.) Mit der Zunahme des Kapitals ,the demand (for labonr) will be in a diminishing ratio." (l. c. p. 480, Note i .The amuuut of capital devoted to the maintenauce of labour may varv, indepen- dently of any changes in the whole amount of capital . . . Great nuctuations in the amount of employment, and great sufiering may becomo more frequent as capital itaelf becnnios more plentifiil." (Richard Jonr?: .,An Tiitro- ductory Lecture on Toi. Kcon. Lond. 1033*, p. 13.) „Demand (for labour) will rise . . . not in proportion to the aucumulation of ihe general capital . . . Evc-ry aogmentatioD , therefore to the national stock destined for repio- duction, coiTH'«, in the proprcss of socicty, to have ]* «s nnd less influeoOft upon the condition of the labourer/ (Bamsay 1. c. p. ^^0, 91.)

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bedinguDg der kapitalisfciaclieD Produktionsweise. Sie bildet eine disponible industrielle Reserrearmee, die dem Kapital ganz so ab- solut gehört, als ob es sie auf seine eignen Kosten grossgezOohtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwerthungsbedürfoisse I das stets bereite exploitable Menschenmaterial, unabhängig von den SchicUikuii der wirklichen Bevölkerungszunahme. Mit der Akkumulation uuil der sie begleitenden Entwicklung der Produk- tivkraft dfr Arbeit wächst die plötzliche I']xf)ansionskraft des Ka- pitals, iiiclü nur, weil die Ela^sticitüt des iuiiktionirenden Kapitals wiichbt, und der absolute Rpichtlium, wovon das Kapital nur einen elastischen Theil bildet, nicht nur, weil der Kredit, unter jedem besondren Reiz im Umsehn ungewöhnlichen Theil dieses Reich- thums der Produktion als Zusatzkapital zur Verfolgung stellt. Die technischen Bedingungen des Produktionsprocesses selbst, Maschi- nerie, Transportmittel u. s. w. ermöglichen, auf grösster Stufenleiter, die rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschtissige Pro- duktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der Akkumulation ftber- schwellende und in Zosatskapital verwandelbare Masse des gesell- schaftlichen Reichthums drängt sich mit Frenesie in alte Prodak» tionszeige, deren Markt sich plötzlich erweitert, oder in nen eröffnete, wie Eisenbahnen u. s. w., deren Bedürfniss aus der Ent- wicklnng der alten entspringt In allen solchen FSllen mfissm grosse Menschenmassen plötdich und ohne Abbruch der Produk* tionsletter in andren Sphiren anf die entscheidenden Punkte werf- bar sein. Die üebervölkerung liefert sie. Der charakteristische Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochnen zehnjährigen Cyklus Ton Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation, beruht auf der beständigen Bildung, gröeseni oder ge- riiigLrn Absorption und WiederbUdung der industriellen Reserve- armee oder Uebervölkerung. Ihrerseits rekrwtiren die WechselföUe des industriellen Cyklus die Uebervölkerung und werden zu einem ihrer energischsten Reproduktiunsagentien.

Dieser eigenthUniliche Lehenslauf der modernen Industrie^ der uns in ktiiii'm frühern Zeitalter der Menschheit bej^Pjßfnet, war auch in der KindlinLsperuMle der kapitalistischen Produktion unmöglich. Die ZusamiuensetzuiiLT df^s Kapitals veränderte sich nur sehr all- mähli^. Seiner Akkumulation entsprach also im Ganzen verhält- nissmäfsiges Warhsthum der Arheitsnachfragp. Lanfrsam wie der Fortschritt seiner Akkumulation, verglichen mit der modernen £poche, stiess er auf Naturschranken der exploitablen Arbeiter-

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bevSlkaning, welche dqt doicli spater zu erwilmeDde Gewaltmittel wegiftumbar waren. Die plöidiche und rackweiBe ESzpaiittOB der PiodoktioiiBleiter ist die Vorauasetziiiig ihrer plfttsÜchen Kontnk- tioo; letaitere ruft wieder die erBfcere herror, aber die entere ist ttnmöglidi ohne disponiUes MenBcheniiiaterial, ohne eine vom ab- aelnten Waohatiiuni der Bevölkerung unabhängige Vermehning Ton Arbeitern. Sie wird geacbaSen dnreh den einfachen Proceee, der einen Theil der Arbeiter beständig „freisetzt'S durch Methoden, welche die Anzahl der beschäftigten Arbeiter im Verhältniss zur vermehrten Produktion vermindern. Die güuze Bewegungsforni r der modernen Industrie erwächst also aus der beständigen Ver- I Wandlung eiues iheils der Arbeiterbevölkenmir in unbeschäftigte t oder halbbeschäftigte liäade. Die Oberflächlichkeit der politischen Oekonoraie zeigt sich u. a. darin, dass sie die Expansion und Kon- traktion <ies Kredits, das blosse Symptom der VVechbelpenodiii des industrif llen Cykhis, zu deren Ursache macht. Ganz wie Himmeis- körper, einmal in eine bestimmte Bewegung geschleudert, dieselbe stets wiederholen, so die gesellschaftliche Produktion, sobald sie einmal in jene Bewegung wechselnder Expansion und Kontraktion geworfen ist. Wirkungen werden ihrerseits zu Ursachen und die Wechsel&Ue des ganzen Processes, der seine eignen Bedingungen steti reproducirt, nehmen die Form der Periodicität an. Ist letztere einmal konsolidirt, so begreift selbst die politische Oekonomie die Produktion euier relativen, d. h. mit Bezug auf das mittlere Ver- werihnngabedürfiiiaB dea Kapitals überschOangen fievölkerong, ala LebenabedingUDg der modernen Industrie.

„Oeaetzt,** sagt flL MeriTsle, frfiber Proiessor d«r politisehen Oekonomie zu Oaford, spater Beamter des en^tehen Eolonial- ministeriums, ygesetat» bei Gelegenheit einer Krise raffe die KaUon sieh au einer ^aflanstrengung auf, um dureh Emigration einige 100,000 überflQssige Arme los zu werden, was würde die Folge sein? Dass bei der eisten Wiederkehr der Arbeitsnachfirage ein Mangel vorbanden wiie. Wie rasch immer die Reproduktion Ton Menseben sein mag, sie braucht jedenialls den Zwischenraum einer Generation zum Ersatz erwachsner Arbeiter. Nun hängen die Profite unsrer Fabrikanten hauptsächlich von der Macht ab, den günstigen Moment lebhafter Nachfrage zu exploitiren und sich so tili die Penude der Erlahniung schadlos zu halten. Diese Macht iet ihnen nur gesichert durch K omin uuln über Maschinerie und Handarbeit. iSie müssen disponible Hände vorfinden; sie niiissen fähig sein, die Aktivität ihrer Operationen, wenn nöthig, hoher zu

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apsnnen oder absuspaimeiit nach dem Stand des Markt«, oder sie können phttordinga nickt in der Hetzjagd der Konknrrens das üebergewickt behaupten, auf das der Beidithom dieses Landes ge- gründet iat**^. S^hst Malthus erkennt in der TJeberrölkerimg, die er, nach seiner bomirten Weise, aas absolutem XJebenrachs der ArbeiterbeTOlkerang, nicht aus ihrer relativen UeberzSUig- machuDg deutet, eine Nothwendigkeit der modernen Industrie. Er sagt: „Weise Gewohnheiten in Bezug auf die Ehe, wenn zu einer gewissen ilöhe getrieben unter der Arbeiterklasse eines Landes, diis hauptsächlicii von Manufaktur und Handel abhängt, würden ihm schädlich sein . . . Der Natur der Beviilkerung gemafs, kann ein Zuwachs von Arbeitern nicht zu Markt geliefert werden, in Folge liesondrer Nachfrage, bis nach Verlauf von 16 oder 18 Jahren, und die Verwandlung von Revenue in Kapital durch Ersparung kann sehr viel raschpr plat7(:^relleii; ein Land ist stets dem aus- gesetzt, dass sein Arbeitsfonds rascher wächst als die Bevölkerung" ^*). Nachdem die politische Oekonomie so die beständige Produktion einer relativen lieber völkerung von Arbeitern für eine Nothwen- digkeit der kapitalistischeo Akkumulation erklärt hat, legt sie, und zwar adäquat in der Figur einer alten Jungfer, dem »heau id4al" ihree Kapitalisten folgende Worte an die durch ihre eigne SchöpAing von Zusatzkap'ital aufs Pflaster geworfhen „Ueberzähligen** in den Mund: „Wir Fabrikanten thun fKr each, was wir können, indem WUT das Kapital yermehren, von dem ihr subsiBtiren mfisst; und ihr mttast dae Uebrige thon, indem ihr eure Zahl den Subebtena- mittehi anpuast'' ^').

Der kapitalistiachen Produktion genflgt keineswegs das Quantum diBponibler Arbeitskraft, weldies der natOrUche Zuwachs der Be-

H. Merivale: »Lectures ou Colonization aud Colonies. Lond. 1841 and 1842, v. I, p. 146.

,PrTirlontial habits with regard to nitirrinirp carried to a coni^idf'raMe exteiit aniong the labourine- cIrsm of a oountry muinly depcuding lipon mann- factures aiid commerce might mjure it . . . From tlie nature of a populatiou, an increase of labourers cannot be broiight into market, In consequenee of a particular demand, tili after the lapae of 16 or 18 years, and the conver- sion of reveniu' iuto capital, hy saviiig, may take place nuich niore rapidly; a couutry aiways liable to au iucrea^e in the quantity of the fuuds für the maintenance of laboiir futer than the increase of population.* (MaJÜius: ,Princ. of Pol Econ.', p. 254, 319, 320 ) In diesem Werk entdeckt Malthus endlich, vermittelst Sismondi's, die schöne l >reieinigkeit der kapitalistischen i'roduktioQ: Ueberproduktion Ueberpopulatiou l^cbcrkonaumtioii, tbree Ytirj delicate moneteni, iodeedl Vgl. F. Engels: «Umriiee zn einer Kritik der Nationalökonomie' 1. c. p. 107 sqq.

Harnet Martineaa: „Tbe Mancheeter ätrike. 1842% p. 101.

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Tdlkerung liefert Sie bedarf zu ihrem freien Spiel einer von dieser Nfttarachranke unabbfingigen industriellen Reservearmee,

Bisher wurde unterstellt, daas der Zu- oder Abnahme des Tariabien Kapitels genau die Zu- oder Abnahme der beschäftigten Arbeiter« zahl entopricht

Bei gleichbleibender oder selbst verminderter Zahl der von ihm kommandirten Arbeiter wachst jedoch das variable E[apital, wenn der individuelle Arbeiter mehr Arbeit liefert und daher sein Arbeits- lohn wächst, obgleich der Arbeitepreis gleichbleibt, oder selbst sinkt» nur langsamer als die Arbeftsmaase steigt. Der Zuwachs des variablen Kapitals wird dann Index von mehr Arbeit , aber nicht von mehr beschäftigten Arbeitern. Jeder Kapitalist hat das ab- solute Interesse, ein bestimmtes Arbeitsquantuiu au.^ kleinerer, statt eben so wohlfeil oder selbst wohlfeiler aus grösserer Arbeiterzahl auszupressen. In dem letzten Fall wächst die Auflage von kon- stantem Kapital verhaltnissniäfsig zur Masse der in FIuss gesetzten Arbeit, im ersten Ffill viel lan^-^aiTier. Je grösser die Stufenleiter der Produktion, desto entscheidender diess Motiv. Seine Wucht wächst mit der Akkumulation des Kapitals.

Man hat gesehn, dass die Entwicklung der kapitalistischen Pro- duktionsweise und Produktivkraft der Arbeit zugleich Ursache und Wirkung der Akkumulation den Kapitalisten befähigt, mit derselben Auslage von variablem Kapital mehr Arbeit durch grössere extensive oder intensive Exploitation der individuellen Arbeitskräfte flOssig zu machen. Man hat ferner gesehn, daas v mit demselben Kapitalwerth mehr Arbeitskräfte kauft, indem er progressiv ge* schicktere Arbeiter durch ungeschicktere, reife durch unreife, männ- liche durch weibliche, erwachsne Arbeitskraffc durch jugendliche oder kindliche verdrängt

Einerseits macht also» im Fortgang der Akkumulation, grtaerea variables Kapital mehr Arbeit flOasig, ohne mehr Arbeiter zu werben, andreradts macht variablea Kapital von derselben Grösse mehr Arbeit mit derselben Maaae Arbeitskraft flflssig und endlich mehr niedere Arbeitskrfifte durch Verdrängung höherer.

Die ProduktioD einer relativen üebervölkerung oder die BVet- setzung von Arbeitem geht daher noch rascher voran ab die ohne- hin mit dem Fortschritt der Akkumulation beschleunigte technische Umw&lzung des Produktionsprocesses und die entsprechende pro- portionelle Abnahme des variablen Kapiialtheils gegen den konstanten. Wenn die Produktionsmittel, wie sie au Umfang und Wirkungs- kraft zunehmen, in geringerem Grad Beschäftigungsmittel der

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Arbeiter werden, wird diess Verhältniss selbst wieder dadurch modi- ficirt, dasB im Ma& wie die Produktivkraft der Arbeit wScbat, das Kiqfiital seine Zufuhr Ton Arbeit rascher steigert als seine Nachfrage nach Arbeitern. Die üeberarbeit des beschäftigten Theila der Arbeiterklasse schwelllt die Reihen ihrer Reserve, wShrend umgekehrt der Termehrte Dmdc, den die letztere durch äire Kon- kurrenz auf die erstere austtbt, diese zur üeberarbeit und Unter- werfung anter die Diktate des Sjipitals zwingt. Die Verdammung eines Theils der Arbeiterklasse zu erzwungnem MOssiggang durch üdimrbeit des andren Theils, und umgekehrt, wird Berekdierungs- mittel des einzelnen Kapitalisten^^) und beschleunigt zugleich die Produktion der industriellen Reservearmee auf einem dem Fort- schritt der gesellschuftliclieu Akkumulation entsprechenden Malsstab. Wie wichtig diess Moment in der Bildung der relativen Ueber- völkeruug, beweist z. B. Enjjland. Seine technischen Mittel zur „Erspanin^" von Arbeit snid kolossal. Dennoch, würde morgen allgemein die Arl)eit auf ein rationelles Mals beschränkt, und für die versfhiednen Srhichteu der Arbeiterklasse wieder entsprechend nach Alter und Geschlecht abgestuft, so wäre die vorhasdne

'*^) Selbst wülireiid der Baumwoliuoth von 1863 findet mnii in einem Pamphlet der Baumwollapinuer vou Blackbum heftige Denunclation gogen di»^ l ebenirbeit, die Icriifl: des Fabrikgeaetzes natürlich nur crwaehsne niflnn- liehe Arbeiter traf. ,The adult operativea at this niill }i:iv<' beeu asked to wurk from 12 to 13 hour» per day, while there are hundredä who are com- pelled to be idle who woald willingly work partial time, in Order to maiB* tain their familios and save their brethren from a promature grave through beiug overworked.* „Wir", hei^^st es weiter, „möchten fragen, ob diese Praxis, Ueberzeit zu arbeiten, irgend wie erträgliche Verluütuiätie zwi^clieu Meiateru und iDinem' möglich macht? Die Opfer der Üeberarbeit fühlen die Unbill eben 80 sehr als die dadurch zu erzwungnem Müfsiguug Verdammten (con- demned to forced idleness). In diesem Distrikt reicht das /\i verrichtende Werk hin, um alle theilweitt xu be»chäftigen, würde die Arbeit billig ver- theilt, wir verlangen niur ein Beeht, indem wir die Meister auffordern, allgemein nur kurze Zeit zu arbeiten, wenigstens so lange der jetzige Stand der Dinge wilhrt, statt einen Theil zu überarbeiten, während der andre durch Arbeitsmangel gezwungen wird, von der Wohlth&tigkeit seine Existenz zu fristen." („Reporte of Insp. of Fact. Bist Oct 1868", p. 8.) Die Wirkung einer relativen Uebervölkerung auf die beschäftigten Arbeiter begreift der Verfasser des „Essay on Trade and Commerce" mit «»einem gewohnten un- fehlbaren Bourgeoie$inHtiukt „Eine andre Ursache der FauUenzerei (idleness) in diesem Königreich ist der Hangel einer hinreichenden Antahl arbeitender Hände. So oft durch irgend eine ungewöhnliche Nachfrage fUr Fabrikate die Arbeitsraasse ungenügend wird, fühlen die Arbeiter ihre eigne Wichtig- keit und wollen sie ihren Meistern ebenfalls fühlbar machen; es ist erstaun- lich; aber so depranrt ist die Gesinnnug dieser Kerle, dass in solchen Fullen Gruppen yon Arbeitern sich kombinirt haben, um ihre Meister da- durch in Verlegenheit zu setzen, dass sie einen ganzen Tag durch faullenzten." („Essay etc.", p. 27, 28.) Die Kerle verlangten n&mlich Lohnerhöhung.

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Arbeüerbevdlkerong abeolat unznieichend zur Foitfttliraiig der nationalen Produktion auf iiuer jetngen Stufenleiter. Die grosse Hehrheit der jetst MunproduktiTen** Arbeiter mfisete in Mproduktive'^ Terwandelt werden.

Im Gfoesen und Ganzen aind die allgemeinen Bewegungen des Arbeitslohns ausschlksalich regulirt durch die Expansion und Kon- traktion der industriellen Reserrearmee, welche dem Periodenwechsel des industriellen Cyklus entsprechen. Sie sind also nicht bestimmt durcli die Bewegung der absoluten Anzahl der Arbeiterbevölkerung, sondern durcli das wechselnde Verhültniss, worin die Arbeiterklasse in aktive Armee und Reservearmee zerfällt, durch die Zunuhme und Abnahme des relativen Umfangs der TJebervölkerung, durch den Gnui, worin sie bald absorbirt, bald wieder freigesetzt wird. Für die moderne Industrie mit ihrem zehnjaliri^en Cvklus und seinen periodischen Phaht n, die ausserdem im Fortjjjang der Akku- mulation durch stets rascher auf einander folgende unregelmät'sige Oscillationen durchkreuzt werden, wäre es in der That ein schönes Gesetz, welches die Nachfrage und Zufuhr von Arbeit nicht durch die Expansion und Kontraktion des Kapitals, also nach seinen jedesmaligen Verwerthungsbedürfnissen regelte, so dass der Arbeits- markt bald relativ unter voll erscheint, weil das Kapital sich ex- pandirt, bald wieder überroll, weil es sich kontrahirt, sondern um- gekehrt die Bewegung des Kapitals von der absoluten Bewegung der Bevölkerungsmenge abhängig machte. Diess jedoch ist das ökonomische Dogma. Nach demselben steigt in Folge der Kapital* akkumulation der Arbeitslohn. Der erhöhte Arbeitslohn spornt zur raschem Vermehrung der ArbeitarbeTÖlkerang und diese dauert fort, bis der Arb^tsmarkt fiberf&Ut» also das Kapi^ relativ aur Abeiter- zufuhr unzureichend geworden ist. Der Arbeitslohn smkt, und nun die Kehrseite der Medaille. Durch den üallenden Arbeitdohn wird die ArbeiterbeTÖlkerung nach und nach decimirt, so dass ihr gegen* über das Kapital wieder überschüssig wird, oder auch, wie Andre es erklSren, der fallende Axbeitslohn und die entsprechende erhöhte Exploitation des Arbeiters beschleunigt wieder die Akkumulation, wahrend gleichzeitig der niedere Lohn das Wachsthum der Arbeiter- klasse in Schach hält. So tritt wieder das Verhältniss ein, worin die Arbeitszufuhr niedriger als die Arbeitsnachfrage, der Lohn steigt u. s. w. Eine schöne Bewegungsmelhüde diess für die ent- wickelte kapitalistische Prdtluktion! Bevor in Folge der Lohnei- höhunf^ irgend ein positives Wachsthum der wirklich arbeitsfähigen Bevölkerung eintreten könnte, wäre die Frist aber und abermal

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abgelaufen, worin der indtutrielle Feldrog geführt, die ScUacht geschlagen und entschieden sein muss.

Zwischen 1849 und 1859 trat, zugleich mit fallenden Getreide- preisen, eine praktisch betrachtet nur nominelle Lohnerhöhung in den englischen Agrikulturdistnkteu ein, z. B. m Wiltshire stieg der Wocheulolin von 7 auf 8 sh., in Dorsetshire von 7 oder 8 mit 9 sh. u. s. w. Er war diese Folge des übergewöhiilichen Ab- tlusses der apfrikolen Ucbcrvölkerung verursacht durch Kriegs- nachfrage, massenhafte Ausdehnang der Eisenhahnbauten, Fabriken, Bergwerke etc. Je niedriger der Arbeitslohn, desto höher drückt sich jedes noch so unbedeutende steigen desselben in Procent- zahlen aus. Ist der Wochenlohn z. B. 20 sh. und steigt er auf 22, so um 10^/^,; ist er dagegen nur 7 sh. uud steigt auf 9, so um 28 ^/^^/q, was sehr erklecklich klingt. Jedenfalls heulten die Pächter und schwatEte sogar der „London Economist" ganz emst- haft von ,a general and substantial advance"^^) mit Bezug auf diese Hungerlöhne. Was thaten nun die Pächter? Warteten aie, bis die Landarbeiter sich in Folge dieser briUmten Zahlung so vermehrt hatten, dass ihr Lohn wieder fallen mosste, wie die Sache sich im dogmatisch dkonomisehen Hirn sutrSgt? Sie ftthrten mehr Maschinerie ein, und im XJmsehn waren die Arheiter wieder „ttbeislhlig'* in einem selbBi den Pfichtem genfigeadeo Verhfiltmss. Eb war jetst «mehr Kapital'' in der Agriknhnr angelegt ab tot- her und in einer produktiveren Form. Damit fiel die Naehfiage nach Arbeit nicht nur relativ, eondem abeolut.

Jene ökonomische Fiktion verwechselt die Gesetze, welche die allgemeine Bewegung des ArbeitBlohns oder das YerlüUtmBB swiechen Arbeiteiklasse, d. h. Geeammtarbeitskraft und gesell- schaftlichem Gesanuntkapital regeln, mit den Gesetzen, welche die Arbeiterbevölkerung unter die besondren Produktionssphären ver- theilen. Wenn z. B. in Folge günstiger Konjunktur die Akku- mulation in einer bestimmten Produktioni^^lihiire be^nders lebhaft, die Profit« hier grösser als die Durthsclinittsprofite, Zuschuss- knpital ihthin hängt, m steigt natürlich Arbeitsnach frage uud Arbeitslohn. Der höhere Arbeitslnlm v.wht einen gr<")-sereii 'I'heil der Arbeiterbevölkerung in di^j begünstigte Sphäre, bis sie mit Arbeitskraft tresättigt ist, und der Lohn auf die Dauer wieder auf sein früheres Durchschnittsniveau oder unter dasselbe iallt, falls der Zudrang zu gross war. Dann hört nicht nur die Einwanderung

M> Eoonomitt, Jon. 21, 1860.

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Ton Arbeitern in den firaglichen Geschäftszweig auf, de madit sogar ihrer AnswanderaDg Plate. Hier glaubt der politiadie Odronom zu sehn, ,wo and me**, mit Zunahme des Lohns eine abeolnte Zunahme von Arbeitern, und mit der absoluten Zunahme der Arbeiter eine Abnahme des Lohns, aber er sieht in der That nur die lokale Oscillation dee Arbeitsmarkts einer beeondem Pro- duktionssphäre, er sieht nur Phänomene der Vertheilnng der Arbeiterbevölkerung in die verschiednen Anlagssphären des Kapi- tals, je seinen wechselnden Bedürfnissen.

Die industrielle Reservearmee drückt während der Perioden der Stagnation und mittleren Prosperitat auf die aktive Arbeiter- armee und halt ihre Ansprüche während der Periode der üeber- protliiktion und des Paroxysmus im Zaum. Die relative Ueber- vüikerung ist also der Hinterirrund. worauf das Gesetz der Nacli- frage und Zufuhr von Arbeit sicii bewe^Tf. Sie zwängt den Spiel- raum dieses Gesotzes in die der Exploitation ?<q-i er und Herrsch- sucht des Kapitals absolut zusagenden Schranken ein. Es ist hier der Ort auf eine der Grossthaten der ökonomischen Apo- logetik zurückzukommen. Man erinnert sich, dass wenn durch Einführung neuer oder Ausdehnung alter Maschinerie ein St&ck variables Kapital in konstantes verwandelt wird, der ökonomische Apologet diese Operation, welche Kapital „bindet" und eben da- durch Arbeiter „freisetzt", umgekehrt so deutet, dass sie Kapital fttr den Arbeiter freisetzt. £rst jetzt kann man die Unverschämt- heit des Apologeten vollständig würdigen. Was fireigesetxt wird, sind nicht nur die unmittelbar durch die Maschine yerdrSngten Arbeiter, sondern ebenso ihre Enatsmannschalt und das, bei ge- wohnter Ausdehnung des Geschäfts auf seiner alten Basis, regel- m&Csig abeorbirte Zuschusskontingent Sie smd jetzt alle „freige- setzt**, und jedes neue funktionslustige Kapital kann Aber sie ver- fügen. Ob es sie oder andre attrahirt, dis Wirkung auf die allge- mdne Arbeitsnachfrage wird Null sein, so lange diess Kapital gmde hinreicht, um den Markt von ebensoviel Arbeitm xu be- freien, als die Maschinen auf ihn geworfen. Beschäftigt es eine geringere Zahl, so wächst die Menge der Ueberzähligen; be- schäftigt es eine grössere, so wächst die allgemeine Arbeitsnach- frage nur um den Ueberschuss der Beschäftigten über die „If'rei- gesetzten*'. Der Aufscliwung. den anlagesuchende Zusatzkapitale sonst der allgemeinen Arbeitsuacb frage gegeben hätten, ist also in jedem Fall insoweit neutralisirt, wie die von der Maschine aufs Pflaster geworfnen Arbeiter reichen. D. h. also, der Mechams-

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rnus der kapitaliatischeii Frodnktiaii sorgt daf&r, dass der absolute Zuwachs Ton Kapital Ton keiner entsprechenden Steigerung der allgemeinen Arbeitsnachfrage begleitet ist. Und diess nennt der Apologet eine Kompensation iür das Elend, die Leiden und den möglichen Untergang der deplacirten Arbeiter während der Ueber- gangsperiode, welche sie in die industrielle Reservearmee bannt! Die Nachfrage nach Arbeit ist nicht identisch mit Wachsthum des Kfipitiils, die Zufuhr der Arbeit nicht mit dem Wachsthum der Arbeiterklass«' , so dass zwei von einander unabhängige Po- tenzen aut emander einwirkten. Les des sont pipes. Das Kapital agirt auf beiden Seiten zugleich. Wenn seine Akkumulation einerseits die Nachfrage nach Arbeit vermehrt, vermehrt sie andrer- seits die Zufuhr von Arbeitern durch deren „Freisetzung*, während zugleich der Druck der Unbeschäftigten die Beschäftigten zur Flüssigmachung von mehr Arbeit zwingt, also in gewissem Grad die Arbfitszufuhr von der Zufuhr von Arbeitern unabhängig macht. Die Bewegmig des Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr ▼on Arbeit auf dieser Basis vollendet die Despotie des Kapitals. Sobald daher die Arbeiter hinter das Geheimmss kommen, wie es angeht, dass im selben Mais, wie sie mehr arbeiten, mehr fremden Beichtham prodadren, und die PtodoktiTkraft ihrer Arbeit wächst, sogar ihre Funktion als Verwertbungsmittel des Kapitals immer prekärer fttr sie wird; sobald sie entdecken, dass der Inten* sitStsgrad der Konkurrens unter ihnen selbst ganz und gar von dem Druck der relativen üebenrölkerang abhängt; sobald sie da- her durck Trades* ünions u. s. w. eine planmälsige Zusammen- Wirkung zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftigten zu orga> nkiren sudien, um die ruinirenden Folgen jenes Naturgesetzes der kapitatistisdien Produktion auf ihre Klasse zu brechen oder zu schwächen, zetert das Kapital und sein Sykophant, der politische Oekonom, über Verletzung des „ewigen ' und so zu sagen „heiligen'* Gesetzes der Nachfrage und Zululii. Jeder Zusammenhalt zwischen den Beschäftigten und Unbeschäftic^ten stört nämlich das „reine" Spiel jenes Gesetzes. Sobald andrerseits, in den Kolonien z. B., Widrige Umstände die Schöpfung der industn'pllen I veservearinee und mit ihr die ahsolute Abhängigkeit der Arbeiterklasse von der Kapitalistenklasse verhindern, rebellirt das Kapital, sammt seinem gemeinplätzUchen Sancho Pansa, g<'t{en das „heilige" Gesetz der Nachtrage und Zufuhr und sucht ihm durch Zwangsmittel unter die Arme zu greifen.

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4. Verschiedne Existenzformen der relativen TJeber- völkerung. Bas allgemeine Gesetz der kapitalistischen

AkkamalatioD.

Die relativ« üeberrdlkenmg enetirt in allen mdglicfaen Sqliiii- tirungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an «ihreiid der Zeit, wo er halb oder gar nicht beediäftigt ist Abgeeehn Ton den grosaen, periodiach wiederkehrenden Formen, wekfae der Phaaenwecfaad dea indnatariellen Cyklaa ihr anträgt, so daaa aie bald aknt in den Knien eracheint, bald duroniaoh In den Zeiten flanen Ge- schäfts, beeitat sie fortwährend drei Formen: flflasige, latente und stockende.

In den Centren der modernen liidastrie Fabriken, Manufak- turen, Hütten und Bergwerken u. s. w. werden Arbeiter bald repellirt, bald in grösserem Umiang wieder attrabirt, so dass im Grossen und Gan/en die Zahl der Beischättigten zunimmt, wenn aucb in stets alnielimeiHlcin Verhaltniss zur Produktionsleiter. Die Uebervölkeruug existirt hier in fliessender Form.

Sowohl in den ei<r{ [itlicben Fabriken wie in allen grossen Werk- statten wo MasrhiiuTie als Fakt^ir ciiiö'eht oder aiirh nur die moderne Tlieilung der Arbeit dnrcli^e führt ist, braucht man ma^sen- hatt männliche Arbeiter bis zur Zurückiegung des Jugendalters. Dieser Termin einmal erreicht, bleibt nur eine sehr geringe An- zahl in denselben Geschäftszweigen verwendbar, während die Mehrsahl regelmäfsig entlassen frird. Sie bildet ein Element der fliessenden üebervölkerung, das mit dem Ümfang der Industrie wfichst. £iin Theil dnvon wandert aus und reist in der That nur dem auswandernden Kapital nach. Eine der Folgen ist, dasa die weibliche Bevölkerung rascher wächst als die mSnnlichei teste England. Dasa der natürliche Zuwachs der Arbeitermaase die AkkumulationabedtlrfiiiaBe des Kapitals nicht sättigt und aie den* noch zugleich überschreitet, ist ein Widerspruch seiner Bewegung aelbat iSs braucht grössm Maasen Arbeiter im froheren Alter, geringere im mannlichen. Der Widmprueh ist nicht schreiender als der andere, dass Über Mangel an Händen geklagt wird aar selben Zeit, wo viele Tausende auf dem P£b»ter liegen, weil die Thetlung der Arbeit aie an einen bestimmten Geaehftftsaweiig kettet^'^). Der Konsum der Arbeitskraft durch daa Kapital iat

Während im letzten Halbjahr von 1866 80—90,000 Arbeiter in London ausser Arbeit geworfen wurden, heisst es im Fabrikbericht Ober dasselbe Halbjahr: „It does not appear absolutely true to say that demaud will alwajs

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zadem so xaach, dass der Arbeiter tod mittlerem Alter sich meist sehon mehr oder minder überlebt bat Er fSUt in die Reiben der üeberälhligeii, oder wird von einer höheren «nf eme niedrigere Staffel hinabgedrängt. Gerade bei den Arbeiteni der grossen

Industrie stossen wir auf die kürzeste Lebensdauer. „Dr. Lee, der Gesundheitsbeamte von Manchester, hat festgestellt, dass in jener Stadt die mittlere Lebensdauer der wohlhabenden Klasse 38, die der Arbeiterklasse nur 17 Jahre ist. In Liverpool beträgt sie 35 Jahre für die erstere, 15 für die zweite. Es folgt also, dass die privilegirte Kla^e eine Anweiaung aufs Leben hat (have u lease of life) mehr als doppelt so gross als die ihrer wtMiirrer be- günstigten Mitbürger"***). Unter diesen Urnständen erheischt das absolut-e Wachsthum dieser Fraktion des Prolpfariats ehie Form, welche ihre Zahl schwellt, obgleich ihre Kiemente sich schnell abnutzen. Ahn rasche Ablösung der Arbeitergenerationen. (Dasselbe Gesetz gilt nicht für die übrigen Klassen der Be- völkerung). Diess gesellschaftliche Bedürfniss wird befriedigt durch frühe Ehen, nothwendige Folge der Verhältnisse, worin die Arbeiter der grossen Industrie leben, und durch die Prämie, welche die Exploitation der Arbeiterkinder auf ihre Produktion setzt.

Sobald sich die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad, worin sie sich derselben bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionirenden Kapitals die Nachfrage f&r die ländliche Arbeiterbeydlkeruiig absolut ab, ohne dass ihre Bapulsion, wie in der nicht agrikolen Industrie, durch grtoere Attraktion eigfinzt wftre. Ein Theil der LandbeTÖlkerung befindet sieh daher fortwfihiend auf dem Sprung, in stadtisches oder Manu- fakturproletariat ftbensugehn, und in der Lauer auf dieser Ter- waadlang günstige ümstftnde. (Manu&ktur hier im Sinn aUer nichtagrigolen Industrie)^'). Diese Quelle der relaldTen lieber*

produce su|>{!!v jn-t at the momcnt when it is necded. Tt has not Jone PO with labüur, lor much mach i nerv hat been idle last year for want of haudö. " („Report of iusp. of FacL.' for 31«t Oct. 1866," p. 81.)

RröffnuDgsrede der sanitiren Konferenz, Blnnuiriiiun 15. Jan. 1875, Ton J. Chamberhiin, damals Mayor der Stadt, jetzt fl883) Handelsminister.

,,7h1 >^tä(Jte" sind aufgezählt im Ceusus von 1861 für F.n«^land und Waleü „um iU,9t>0.9d8 Einwohnern, während die Dörfer und Laudkirchspiele nur 9,105,326 slUen ... Im Jahr 1851 flgurirten 580 Btfidto Im Census, deren Berolkerung ungefähr gleich der Bevölkerung der sie umgebenden Lauddistrikte war. Während aber in den Iptztercn die Bevölkerung während der folgenden 10 Jahre nur um eme halbe Million wuchs, wuchs sie in den 580 Stftdten um 1,554,067. Der BeröUrenuignuwaehfl in den Landkireh- spielen ist 6.5^/o, in den Städten IT.Sf^jQ. Der Unterschied in der Rate des Wachaihttnu ist der Wandenmg Tom JUmd in die Stedt geecholdet^ Drei

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▼ölkerang flie»t also beständig. Aber ihr beslindiger Fliiss nach den Städten eetst auf dem Lande selbst eine fortwährend latente Ueber^ölkerung Torans, deren Umfang nur sichtbar wird« sobald sieh die Abzugskanale ansnahmsweiae weit 5ffhen. Der Land* arbeiter wird daher auf das Minimum des Salairs herabgedrilekt und steht mit einem Fuss stets im Sumpf des Pauperismus.

Die dritte Kat^cjorie der relativen Uebervölkerung, die stockende, bildet einen Theil der aktiven Arbeiterarmee, aber mit durchaus unregelmäläiger Beschäftigung. Sie bietet so dem Kapital einen unerschöpflichen Behälter disponibler Arbeitskraft. Ihre Lebeii»- lacfp sinkt unter das durcbschnittliclie ^ioiiiialniveau der arheiten- dtri Kl;i-se und grade diess macht sie zur lireiten Grundlage eigner Expiuitat !onszwei<^e des Kapitals. Maximum der Arbeitszeit und Minintniti df^s Saliiirs charnktprisiren sie. Wir haben unter der Itubnk der Hausarbeit ihre Hauptgestalt bereits kennen gelernt. Sie rekrutirt sich fortwährend aus den Ueberzähligen der grossen Industrie und Agrikultur, und namentlich auch aus untergehenden Industriezweigen, wo der Handwerksbetrieb dem Manufakturbetrieb, letztrer dem Maschinenbetrieb erliegt Ihr Umfang dehnt sich, wie mit Umfang und Energie der Akkumulation die ,,üeberzählig- machung'' fortschreitet. Aber sie bildet zugleich ein sich selbst reproducirendes und yerewigendes Element der Arbeiterklasse, das Terhaltniasmälsig gxtaeren Antbeil am Qesammtwaehsthum der- selben nimmt sIs die flbrigen Elemente. In der Thai steht nicht nur die Masse der Geburten und TodesiSile, sondern die absolute GrOsse der Familien in umgekehrtem Verhaltniss aor Hfihe des Arbeitslohns, also sur Hasse der Lebensmittel, worüber die yer- schiednen Arbeiterkategorien yerftlgen. Diess Qesets der kapita- listischen GeseUschaft Uange unsinnig unter Wilden, oder selbst civüisirten Kolonisten. Es erinnert an die massenhafte Roproduk- tion indiTiduell schwacher und yielgehetzter Tbierarten *^).

Der tiefste Niederschlag der relativen Uebervölkerung endlich

Viertel des Geflammtwachsthtimfl der Bev5lkenmg geli5rt den Stldtea."

(„Census etc v III, p. 11, 12.)

*') .,Poverty secm« favourable t<> generation." i A. Smith ) Diess ist sogar eine betioudertt wei.»>e Kmrichtuug GoUeä nach dem galanteu uud geistreicbeii AhMGaliani: „Iddio che gn nomini che esercitano mestieri di prima ntilitit naacono Jibhondantemenle." (Galiani 1. c. p. 78.) ,,Misery, up to the extreme point of famine and peftilenct'. instead of checking, tends to !nrrea«e

Sopulatiou." {6. Laing: „Z^atiooai iJistreää. 1844", p. 69.) 2>iachdem Laing iMS atotiatiaeh Ulaatnrirt, llliit er fort: „Befinde aich alle Welt In be- quemen Umstanden, so wAre die Welt bald entvölkert." (,Jf the people wer« all in eaay circumatauceai the world would aoon be depopolated."

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bebaust die Spbare des Pauperismus. Abgesebn voo Vagabunden, Verbrechara, Prostituirten, kurz dem eigentUchen Lumpenproletariat, beateht diese GteBeUscbaftsachiehte aus drei Kategorien. Erstens Arbeitiföluge. Man brancbt die Statistik des englischen Pauperi»- mns nur oberfiftcfalich ansusehn, und man fbidet, dass seine Masse mit jeder Krise schwillt und mit jeder Wiederbelebung des Ge- schäfts abnimmt Zweitens: Waisen- und Pauperkinder. Sie smd Kandidaten der industriellen Reserrearmee und werden in Zeiten grossen AnfschwnngSf wie 1860 z. K, rasch und massenhaft in die aktiTe Arbeiterarmee einrollirt. Drittens: Verkommme, Verlumpte, Arbeitsanfähige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Theilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehn, solche, die über das Normalalter eines Arbeiters hinauslebeii, end- lich die Opfer der Industrie, deren Zahl mit gtilabrliciier Maschinerie, Bergwerksbau, chemischen Fabriken etc. wächst, Verstümmelte, Verkratiktp, Wittwen etc. Der Pauperismus bildet das InvaUden- haus der aktiven Arbpiterarmee und das todte Gewicht der in- dustriellen Reservearmee. Seine Produktion ist eiugeschlossen in der Produktion der relativen Ueber\ <jlkpninj^, seine Nothwendij^- keit in ihrer Noth wendigkeit, mit ihr bildet er eine Existenz- bedingung der kapitalistischen Produktion und Entwicklung des Eeichthums. Er gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion, die das Kapital jedoch grossentheils von sich selbst ab aaf die Schultern der Arbeiterklasse und der kleinen Mittel- klasse an wSIzen weiss.

Je grösser der gesellschaftliche Reichtbum, das fonktionirende Kapital, Umfang und Energie seines Wachsthums, also auch die absolute Grdsse des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto gi^sser die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitsioraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt, wie die liZpansiTkraft des Kapitals. Die yerhfiltnisBm&bige GrOsse der indostriellen Beserrearmee wftehat also mit den Potensen des Beleh- thumSi Je grösser aber diese Beserrearmee im Yerhaltnisa zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die konsolidirte Ueher^ ▼Mkerong, deren Elend im umgekehrten Verhaltmss an ihrer Ar- beitsqual steht. Je gitaer endlich die Lazarusschiehte dar Ar- beiterUasse und die mdustrielle fieaervearmee, desto grtoer der offideQe Pauperismus. Diess ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirkhebung durch mauiiigfache Umstäude niudificirt, deren Analyse nicht hierher gehört.

Marx, iLapit&l I. 89

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Man begreift die Narrheit der ökonomisdiea Weisheit, die im Arbeitern predig, ihre Zahl den Verwerthungebedflrfiiiaien des KapitalB anxupaesen. Der MeehaniBmoe der kapitalistiachen Pfto- dnktion und Akknmnlation paart diese Zahl bestindig dieaan Vei^ werthungtbedfiifbiaeen an. Errtes Wort dieser Anpaaenng ist die Schöpfung einer reUitiTen Ueberv^ölkerung oder industriellen Reeerro- arniee, letztes Wort das Elend stets wachsender Schichten der aktiven Arbeiterai riiee und das todte Gewicht des Pauperismus,

Das Gesetz, wonach eine ioimer wachsende Masse von Produk- tionsmitteln, Dank dem Fortschritt in der Produktivität der ge- sellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abiu bmenden Ausgabe von Menscheukraft in Bewegung gesetzt werden kann diess Gesetz drückt sich auf kapitalistischer Grundlag:«, wo nicht der Arbeiter die Arbeitsmittel, somlern die Arbeitsmittel den Arlieitf r anwenden, darin ans, dass, je höher die Produktivkralt der Arbeit, desto grösser der Druck der Arbeiter aut ihre Beschäftigungs- mittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung: Verkauf der eignen Kraft £ur Vermehrung des fremden Reichthums oder zur Selbetrerwerthimg des Kapitals. Rascheres Wachsthiun der Pro- duktionsmiitel und der Produktivität der Arbeit als der prodoktiveo Bevölkerung drückt sich kapitalistisch also umgekehrt darin Bm, dam die Arbeiterbevölkerung stets rascher wSohrt als das Ver^ ^erthungsbedtirfniss des Kapitals.

Wir sahen im vierten Abschnitt bei Analyse der Produktion den relativen Mehrwerths: innerhalb des kapitalistischjen Systems vott- nehn sich alle Methoden zur Steigerung dar gesellschaftlichen Prodttktivknift der Arbeit auf Eoeten des indiTiduellen Arbeileis; alle Mittel aur Entwicklung der Produktion scblageu um in Be- henachungs- und Exploitatiomimittel des ProduoenteD, YerstOrnrndn den Arbeiter in einen Theilmeoschen, entwürdigen ihn aum Ao- hlngsd der Maschine» Temichten mit der Qual seioer Arbdt ihren Inhiltt entfremden ihm die geistigen Potenzen des Arbeitsprocsasesv im selben MaGw» worin letitmm die Wissenschsft als setbetiodl^ Potenz einyerleibt wird; sie verunstalten die Bedingungen, inner- halb deren er arbeitet, unterwerfen ihn während des Arbeitspro- cesses der kleinlichst gehässigen Despotie, ver^\ aiidehi seine Lebens- zeit in Arbeitszeit, schleudern sein Weib und Kind unter das Juggernautrad des Kapitals. Aber alle Methoden zur IVuxiuktion des Mehrwerths sind zugleich Methoden der Akkumulation und jede Ausdehnung der Akkumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. £s folgt daher, dass im Malse wie

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Kapitel akkomiükt, die Lage des Arbeiteis, welebes immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich Tenchlechteni muss. Das Gesete endlich, welohes die relatiTe Ueberrfilkenrng oder indostaielle Reservearmee stets mit Umfang and Energie der Akkiimnlation in Gleichgewicht hSlt, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital ab den Promethens die Keile des HephSstos an den Felsen. Bs bedingt eine der Akknmnlation Yon Kapital entspreehende Akku- mulation von Elend. Die Akkumulation von Reichthum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisirung und moraliscLt r Degradation auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klaü^e, liie ihr eignes Pro- dukt ala Kapital prodiiciri

Dieser antagonistische Charakter der kapitalistischen Akkumu- lation**) ist in verschiednen Formen von ]»olitischen Otkonomen ausgesprochen, obgleich sie zum Theil zwar analoge, aber (icnnuch wesentlich verschiedene Erschemungen Yorkapitaliötischer Produk- tionsweisen damit zusammenwerfen.

Der venetianische Mönch Ortes, einer der grossen ökoiK) misc hen Schiiftsteiier des 18. Jahrhunderts, tasst den Antagonismus der kapitalistischen Produktion als allgemeines Naturgesetz des gesell- schaftlichen Reiohthoms. „Das ökonomisch Gute und ökonomisch Böse halten sich in einer Nation stets das Gleiohgewicht (il bene ed il male economico in una nazione serapre all' istessa misujna), die Fülle der Guter für Einige ist immer gleich dem Mangel der- selben für Andre (la copia dei beni in alcuni sempie eguale alla mancanza di esse in altri). Grosser Reichthum von einigen ist stets begleitet von absoluter Beraabung des Nothwendigen bei viel mehr andren. Der Bmchthura einer Nation entspricht ihrer Be- ydlkenmg, nnd ihr Elend entspricht ihrem Reichthum. Die Arbeit- samkeit in Einigen erzwingt den Mflssiggang in Andren. Die Armen nnd Massigen sind eine nothwendige Frucht der Beiohen imd Thatigen^ n. s. w.""). In ganz grober Weise yerherrlichte

M) ,De jonr an jonr il deTient donc plus clair qne Im npperto de pco-

ductioii dsms lesqueln »e mciit In hnurgeoisie n'nnt pn? un cn^act^^c nn, un caractcre simple, mais uu earactere de duplicit^; que dans iea meines rapports duus le^quel» aq produit la richeäse, la niiaere se produit ausäi; que d&ns les mdmea rapporto dsBS Iwquels, il y a d^veloppement des foroes productives, il y a uiie force prodnetive de rdpresaion; que ces rapporto ne produi.senl la richfisp bourfre oi«e , c'est ä dire la nche.sse de la classe bourgeoiae, qu'eu aucaiitiäsaut cuüiiuuellcmeut la licheiitie deb membrea int^granto de «ette elsMe et en produisant un Proletariat tovjonr dOisMBt* (Karl Marx: „Misere de la Philosophie*, p. 116 )

•»»t 6. Orte«: ,»D«lIa Eoonomi* Kasionaie iibri «ei 1777", bei OmUmü.

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nngeftbr 10 Jahra nach Ortes der hochkirchliche protestantiBche P&Sb Townsend die Armaih als nothwendige Bedingung de« Rdehthanifl. nGwtslicher Zwang xur Arbeit iat wbnnden mil an Tiel Mttlie, Gewaltsamkeit und Qerauschf wahrend der Hunger nicht nur ein friedlicher, schweigsamer, unaufhörlicher Druck, son- dern ab natfirlichstes Motiv zur Industrie und Arbeit die macht- ToUste Anstarengung hervorruff Alles kommt also darauf an, den Hunger unter der Arbeiterklasse permanent zu machen, und daflir sorgt, nach Townsend, das BeTÖlkertiDgsprincip, das besonders unter den Armen thätig ist. „Es scheint ein Naturgesetz, dass die Armen zu einem lajewissen Grad leichtsinnig (improvident) sind (iiainlich so leii hUiiinig auf die Welt zu kommen ohne goldne LöÜel im Mund), so dass stets welche da sind (that there always may be soroe) zur Erfüllung der servilsten, schmutzigsten und ge- meinsten Funktionen des Gemeinwesens. Der Fonds von mensch- lichem Glück (the fimd of human ha])piTiess| wird dadurch sehr vermehrt, die Deiikaten n (the raore deiicate) sind von der Plackerei befreit und können höherem Beruf u. s. w. ungestört nachgehn. . . . Das Armengesetz hat die Tendenz, die Harmonie und Schön- heit, die Symmetrie und Ordnung dieses Systems, welches Gott und die Natur in der Weit errichtet haben, zu zerstören"**^). Fand der yenetianische Mönch in dem Schicksalsschluss, der das Elend ▼erewigt, die Existenzberechtigang der christlichen Wohlthätigkeit, des Colihats, der Klöster und frommen Stiftungen, BO findet im Gegentheil der protestantische PfirOndner darin den Vor wand, die Gesetze zu verdammen, kraft deren der Arme ein Recht auf kärg- liche öffentliche Unterstützung besass. >»Der Fortschritt des geseUsehafUiehen Reichthums*'« ssgt Storefa, »ensengt jene nQtaliche

Parte Modema. t. XXI, |>. 6, 9, 22, 25 etc. Ortes sagt l c. p. 32: ^ luooo di progettar risteini inutili per la felicitk de' popoli, mi Kiniteriy a inve^tigare la ragione della loro infelicitk."

^'^j „A Diasertation on the Poor Laws. Bv a Wellwisher of Mankind, (Ih© Kev. Mr. J. Townsend.) 1786", republished Lond. 1817, p. 16, 39. 41. bieser ,.deli1nte" Pfaffe, dessen eben angefahrte Schrift, nebst seiner Beioe durch Spanien, Malthus oft Seiten lang abschreibt, entlehnte den nOsrten Thei! j^einer Doktrin aus Sir J. Steuart, deu er jedoch vordrpbt, Z. B. wenn Steuartsa^: ,tHSer, in der Sklaverei, existirte eine gewaiteame Methode die Menschheit arbeitMun ^ür die Nichtarbeiter] zu machen . . . Die Menschen wurden damals snr Arbeit [d. h. rar Gratisarbeit für Andere] geswungen, weil sie Sklaven von andren waren; dir ATensrhen sind jetzt zur Arbeit [d. h. zur Gratiüarbeit für NichtarbeiterJ gezwungen, weil sie die Sklaven ihrer eignen Bedürfnisse sind^', so schUesst er desswegen nicht, wie der fette PfHIndner, dass die Lohnarbeiter iteta am Hungertuch nagen sollen. Br will umpckehrt ihre Bedürfnisse verme'hrpn und die wachsende Zahl ihrer Bedürfnisse zugleich zum Sporn ihrer Arbeit für „die Delikateren" machen.

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61S

Klaase der GeaeUaehaft . . . welche die kngweiligstea, gemeinsten pnd ekelhaftesten Beeehäftigungen ausübt, in einem Wort alles, was das Leben onangenehmes und knechiendes bat, auf ihre Schultern nimmt und eben dadurch den andren Klassen die Zeit, die Heiterkeit des Geistes und die konyentioneUe (c'est hon!) Gharakterwfirde Terscbafft etc." *^). Stordi fragt sicli, welches denn eigentlich der Vorzug dieser kapitalistischen Civilisation mit ihrem Elend und ihrer Degradation der Massen vor der Barbarei? Er findet nur eine Antwort diu isichtrheitl „Durch den Fort- schritt der Industrie und Wissenschaft," sagt Sismondi, „kann jeder Arbeiter jeden Tag viel mehr produciren als er zu seinem Konsum braucht. Aber zu gleicher Zeit, walirend seine Arbeit den Reichthnm prodm irt, würde der jReichthum, wäre er berufen» ihn selbst zu kuasuniiieii, ihn wenig geeignet zur Arbeit machen". Nach ihm „würden die Menschen [d. h. die Nichtarbeiter] w^r- schemlich auf alle VervoUkommnungtn der Künste verzichten, wie auf alle Genüsse, die die Industrie uns verschafft, müssten sie diese durch anhaltende Arbeit, wie die des Arbeiters, erkaufen. . . . Die Anstrengungen sind heute geschieden von ihrer Belohnung; es ist nicht derselbe Mensch, der erst arbeitet und sieh dann ausruht; im Gegentheil, eben weil der Eine arbeitet, muss der Andre sich ausruhn. . . . Die endlose Vervielfältigung der Produktivkräfte der Arbeit kann also kein andres Resultat haben als die Zunahme des Luxus und der Genflsse der m&Bsigen Reichen"*^. Destutt de Tracy endlich, der fischbltttige Bourgeoiidoktnnär, spiicht es brutal aus: „Die armen Nationen sind die, wo das Volk gut dran ist, und die reichen Nationen sind die^ wo es gewöhnlich arm ist**^.

5. Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Akkumulation.

a) England von 1849—1866. Keine Periode der modernen Gesellschaft ist so günstif^ für das Studium der kapitalistischen Akkumulation als die Periode der letztverflossenen 20 Jahre. Es ist, als ob sie den Fortunatussackel gefunden hätte. Von allen Ländern aber bietet England wieder das klassische Beispiel, weil es den ersten Rang auf dem Welt-

«) Storch 1. c. t III. p. 228.

•«) Sismoiidi 1. c. t. 1, p. 79, 80, 85.

*") Destutt de Tracy 1. c. p. 231 : „Lea natioDs pauvres» e^eet Ui le pcuple rst h son «ise; et les nationi riches, c'est Ik il est ordinaiie-

ment pauvre.*'

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markt behauptet , die kapitalistische Produktionsweifle hier allem ▼oUig entwickelt ist^ und endlich die Einführung des tausend- jährigen Reichs des Freihandels seit 1846 der Vulgärökonomie den letzten Schlupfwinkel abgeBchnitten hat. Der titaoieche Fortschntfc dar Produktion, so daaa die letate HÜfle der zwanngjahrigea Periode die ente wieder weit Überflügelt, ward bereits im vierteil Abaebnitt binieicbend aogedeotet

Obgleich das absolute Wacbstfanm der englischen Bevölkerung im lebten halben Jahrhundert sehr gross war, fiel das TerbUtniss- mifinge Waohstkum oder die Rate dea Zuwachses fortwSlirend, wie folgende dem oi&ciellen Census entlehnte Tabelle aeigt: Jftfcu^cher proeentm&iBiger Zuwachs der Bevölkerung von England

und Wales in Denmalsafalen. 1811—1821 1.5830/^j 1821—1881 1.446°/o 1831—1841 1.326«/^ 1841— lö^il 1.216% 1851->1861 1.141%. Betrachten wir nun andrerseits das \\'ach8thuiii des Reichthams. Den siciiersten Änliaitspunkt bietet liier die Hewegrung der der Einkommensteuer unterworfenen IVolite, Grundrenten u. h. w. Der Zuwachs der steuerptiiclitifj^en Protite (Pächter und einige andre Rubriken nicht eintreschlossen) betrugt für Grossbritannien Ton ISr^S bis 1864 50.470;, (oder 4.^>8<^/o im jährlichen Durch- schnitt)^*), der der Bevölkerung während derselben Periode unge- fähr 12^ Iq. Die Zunahme der besteuerbaren Renten von Land (Hfiuser, Eisenbahnen , Minen ^ Fischereien u. s. w. eingeschlossea) hetrug von 1863 bis 1864 SS^/^, oder 3*/j,<>^ jahrlieh, woran folgende Rubriken den stärksten Anthol niüinisn: Uebenchnss des jährlichen Einkommens

▼on 1864 Uber 1868. Zunahme per Jahr.

Von Häusern: 88.600/^ 8.50«/^

n Steinbrttcben: 84.76 «^/^ 7.50^/o Minen: 6SM^I^ e.26<>/o

Eisenhatten: 89.92 ^/g SM% n Fischereien: 57.87 ^*21^/o Glaawerken: 126.02% 11.45 ""/o

Eisenbahnen: 88.29% 7.67 ^o""').

„Tenth Report of tbe Gonuniisioaen of H. M.'s Inland Bevenua

LoDd. 1866," p. 88. ibidem.

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Vern^leiclit niaii je vier Jahre der Periode von 1853 1864, so wächst der Ziiiiahniegrad lier Einkommen fortwährend. Er ist z. B. für die aus Profit stammenden von 1853 1857 jährlich 1.73<>/o, 1857—1861 jährUch 2.74<>^, und 9.30*/o jährlich für 1861 1864. Die Gesammtsumme der der Einkommensteuer unter- worfenen Einkommen des Vereinigten Königreichs betrug 1856: 307,068,898 Pfd. St., 1859: 328,127,416 Pfd. St., 1862: 851,745,241 Pfd. St, 1863: 3d9,142,897 Pfd. St, 1864: 862,462,279 Pfd. St, 1865: 385,580,020 Pfd. St»«).

Die Akkumulation des Kapitals war zugleich von seiner Kon- oentratioii und Centnliaation b^leitet Obgleich keine officielle Agriknltuzstaiieiik ftr England (wohl aber fttr Irland) exiatirte, wind aie von 10 Gra&chaften freiwillig geliefert Sie ergab hier das Beanliai, daaa von 1851 bis 1861 die Pachten nnter 100 Acres ▼on 81,583 auf 26,567 Termindert, also 5,016 mit grösseren Pachten zusammengeschlagen waren Von 1816 bis 1825 fiel kein Mo- bi&arvermögen Ober 1 BfilHon Pfd. St unter die BrbschaflssteQer, TOD 1825 äs 1855 dagegen 8, von 1856 bis Juni 1859, d. h. in 4^/, Jahren, 4**). Die Gentralisation wird man jedoch am besten ersehn aus einer kurzen Analyse der Einkommensteuer für Rubrik D (Profite mit Ausschluss von Pächtern u. s. w.) in den Jahren 1864 und 1865. Ich bemerke ^ orliL'l, düss Einkommen aus dieser Quelle bis zu 60 Pfd. St. Iiinah Income Tax zahlen. Diese steuer- pflichtigen Einkommen betrugen in England, Wales und Schott- land 1864: 95,81i;222 Pfd.St. und 1865: lor,. 435,579 Pfd. St.»»), die Zahl <h^r Besteuerten 1864: 308,410 Personen auf eine Ge- sammtbevülkerung von 23,891,009, 1865: 332,431 Personen auf

Diese Zahlen siud hinreichend für die Verpleichung, aber, absohit betrachtet, falsch, da vielleicht 100 Millionen Pfd. St. Einkommen jähr- lich, «verschwiegea* werden. Die Klage der Gommiäaiouers of Irland Revenue über svstematischeu Betrag, namentlich von kommercieller und industrieller Seite, wiederholt sich in jedem ihrer Berichte. I^o heis.st en z. H. : ,F^ine Aktiengesellschafi g:;ab ihre besteuerbaren Profite auf 6U00 Pfd. Üt. ao, der Taxator veraiiiichlagte sie zu 88,000 Pfd. St., und fttr di€i6 Summ« wud sehUessIich die Steuer gesaUt. Eine andre Kompagnie gab 190,000 Pfd. St. an, sie ward gezwungea SU gwtehn, das8 der wirkliche Betrag 250,000 Pfd. St.* fibid. p. 42)

*^ CenHUS etc. L c. p. 2d. John Brigbt's Behauptung, daaa 150 Grund- hflffiaa die Hftllte dee eni^lieehen und 12 die mlite des lebottiecheii Bodens eignen, ist nicht widerlegt worden.

,^oiirth Report etc. of Inlnnd Revenue. Lond. 1860," p. 17.

aiud diess die Reiucmkommen, also nach gewissen gesetzlich g^UtigeD Absagen.

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GesammtbeT^lkerung von 24427,003. lieber die Yertheiiuiig dieser Einkommen in beiden Jahren folgende Tabelle:

Jahr, «ndaiid & April 1865.

EinkoiameB tob Profll

P«x«4>Ben

£mkomioea tob Profit

P«non«Q

Gesammt- einkommen: Pfd. St. 95,844,222 Davon: Pfd. St 57,028,289 Deyoh: Pfd. St. 36,415,225 Davon: Pfd. St. 22,809,781 Davon: Pfd. St. 8,744,762

308,416 23,334 3,619 832 1 91

Pfd.St. 105,435,738 Pfd. St. 64,554,297

rr.I St. 42,535,576 IPfd. St. 27,555,313 |Pfd. öt 11,077,238

332,431 24,265 4,021

978 107

Es wurden im Vereinigten Königreich 18S5 prodndri 61,458,079 Tonnen Kohlen sam Wertti von 16,118,167 Pfd. Si» 1864: 92,787,873 Tonnen mm WeHlh von 28,197,968 Pfd. Si, 1855: 8,218,154 Tonnen Roheisen zum WerUi von 8,045,886 Pfd. St., 1864: 4,767,951 Tonnen znm Werth von 11,919,877 PId. St 1854 betrug die Lange der im Vereinigten Königreich im Betrieb befindlichen ESieenbahnen 8054 Meilen, mit eingenhltem Kapital ▼on 286,068,794 Pfd. St, 1864 die MeaenlSnge 12,789 mit anf- gezahltem Kapital von 425,719,613 Pfd. St. 1854 betrug Geaammt- export und Import des Vereinigten Königreichs 268,210,145 Pfd. St, 1865: 489,923,285. Folgende Tabelle zeigt die Beweguug des Exports:

1846 58,842,377 Pfd. St

1849 68,596,052

1856 115,826,948

1860 185.842,817

1865 165,862,402

1866 188,917,563

Man begreift nach diesen wenigen Angaben den Triumphschrei des Generalregistrators des brit Volks: „Rasch wie die Bevölkerung anwuchs, hat sie nicht Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Industrie und des Reichthums" *®*). Wenden wir uns jetzt zu den unmittelbaren Agenten dieser Industrie oder den Producenten dieses Reichthoms, zur Arbeiterklasse. „Es ist einer der melancholischsten Caiarakterzfige im sozialen Zustand des Landes**, sagt Gladstone,

In diesem Augenblick, M&rz 1867, ie^t '^er indi.sch-clniu-sische Markt durch die Konsiffnationen der britiHelun BHUinwollfabrikanten schon wieder völlig überführt. Lohüherabaet/ung um b^j^ begaim unter den BaumwoIIarbeitem 1866, 1867 In Folge ähnlicher Operation Strike von 20.000 ann in Preston. [Es war dieta das Vonpiei der Krise» die gleich darauf hereinbrach. D. H.) »®») Census etc. 1. c. p. 11.

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ndus mit einer Abnahme In der Konenmtionsmacht des Volks und einer Zonahme in den Entbehrongen und dem Elend der arbeiten- den Klasse, gleichzeitig eine bestSndige Akkumulation von Reich- thum in den h5hem Klassen und ein beständiger Anwaehs von Kapital stattfinden"*^ So sprach dieser salbungsvolle Hiniater im Hause der Gemeinen am 18. Februar 1848. Am 16. April 1868, zwanzig Jahre s^ter, in der Rede, worin er sein Budget vorlegt: ,,VoD 1842 bis 1852 wuchs das besteuerbare Einkommen dieses Landes um 6^/^ ... In den 8 Jahren von ISöo bis 18G1 wuchs es, wenn wir von der Basi- von 1853 ausgehn. uin 20" q. Die Thatsache ist so erstaunlich, dass sie hemaiie unglaublich iät . . . Diese berauschende Vermehrung von Keichthum und Macht ... ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschrankt, aber . . . aber, sie nmss von indirektem Vortheil für die Arheiter- bevölkerung sein, weil sie die Artikpl der aligeuieinen i\onsunitioa verwohlfeilert während die Keicheu reicher, sind die Armen jedenfalls weniger arm geworden. Dass die Extreme der Armuth sich verändert haben, wage ich nicht zu sagen" **"^). Welch lahmer Antikiimax! Wenn die Arbeiterklasse „arm*' geblieben ist, nur „weniger arm" im Verhaltniss, worin sie eine „berauschende Ver- mehrung Ton Reichthum und Macht" ftir die Klasse des Eigen- thums producirte, so ist sie relativ gleich arm geblieben. Wenn die Extreme der Armuth sich nicht vermindert iiaben, haben sie sich vermehrt, weil die Extreme des Reichthums. Was die Ver- wohlfeierung der Lebensmittel betrifft, so zeigt die offieielie Sta- tistik, z, B. die Angaben des London Orphan Asylum, eine Yer- theurung von 20^/o für den Durchsehnitt der drei Jahre von 1860

Gladstone im HauHe der Gemeinen, 13, Febr. 1843: „it is one of the most melanchoiy featuret» in the ttocial t»tate of this coontry that we see. beyond the possibili^ of denial, that while there is at this moment, a decrease in the consummg powers of the people, an increase of the pressure of privations and distress; there is at the same time a constant accumulation of we&lth in the upper classes, an increase in the luxu- riousness of their habfts, and of their means of enjoyment.* (Times, 14. Febr. 1843. Hansard, lt. Febr.)

,From 1842 to 1852 the taxahle income of the cotintrv inrrea-ed by 6 per Cent.. . In the 8 yeara frum 1853 to 1861, it had iucrea^ed irom the basis taken in 1858, 20 per centi The faet it so astonishing aa to be almost incredible . . . this intoxicating augmentation of wealth and power . . . entirely confined to classes of y>roperty . . . must be of indirect benefit to the labouriug populatiooi becau»e it cheapens the commodities of general eoDBomption while tho rieh have been growing richer the poor hare been growing leas poor! at any rate, whether the extremes of poverty are I do not pre^ume to say.* Gladstone im H. o. C. 16. Apiil 1863. MoroiQg titar, 17. April.

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bis 1862, verglichen mit 1851 1858. In den folgüu(k*n 8 Jahren 1863 1865 progressive Wriheuning- von Fleistli, Butter, Milch, Zucker, Salz, Kohlen und einer Masse andrer nothwendiger Lebens- mittel*^*). Gladstone's folgende Budgetrede, vom 7. April 1864, ist eia pindarischer Dithyrambus aaf den Fortschritt der Plus- macherei und das durch «Armuth" gemäisigte Qlttck des Volks. £r spricht von Massen „am Rand des Pauperismus*', von den schäiltszweigen, „worin der Lohn nidit gestiegen*', und fasst schliess- lich das Glück der Arbeiterklasse zusammen in den Worten: ,.das menschliche Leben ist in neun Fällen von zehn ein blosser Kampf nm die EzistenK*'^^). Professor Fawoett, nicht wie Qladstone durch offideUe RUcksickt gebunden, erklärt rund heraus: ,»Ich l&ogne natOrlidi nidit» dass der Gddlobn mit dieser Vermehrong des Kapitals [in den letzten Decennien] gestiegen ist, aber dieser schein- bare Yortheil geht in grossem Umfang wieder rerloren, weil Tide Lebensbedttrfhisse bestfindig theurer werden [er glaubt, wegen Werthfidl der edlen HetaUe] . . . Die Rdchen werden rasch reidier (the rieh grow rapidlj ridier), wShrend kdne Zunahme im Komfort der arbeitenden Klassen wahrnehmbar ist . . . Die Ai^ beiter werden fast Sklaven der Krämer, deren Schuldner sie sind"*®*).

In den Abschnitten über den Arbeitstag und die Maschiaerie enthüllten sich die Umstände, unter welchen die britisclie Arbeiter- klasse eine „berauschende Vermehrung von Reichthuui und Macht" für die besitzenden Klassen schuf. Jedoch beschäftigte uns damak

^) Sieh die officielleu Auguben in dem Blaubuch: .Miscellaneouü Statutioi of the Un. Kingdom. Part VL Loud. 1866*, p. 260—273 passim. Statt der h^tatintik der Wai-onnnstnlton u. \v. leonuten auch die Dekla- mationen ministerieller Journale zur Bevorwortimg der Aussteuer der Kinder des köoiglicheu HauBett al« Beleg dienen. Die Theuruug der Lebensmittel wird nie darin veggcsien.

to») ^Think of tbose who ure on tlie border of that region (pauperism.)", ,wage8 ... in other«« not increased . . . human life is but, in nine caseä out of ten, a atruggle ior existeoce.'* iGladatoDe, U. o. (J. 7. April 1664.) TAe YeitioB bei Hannurd lautet: ,Agaia; and yet more at targe, what ia human life but, in the majority of cases^ a strnggle for existence.* Die fortlaufenden, schroiVnden Widersprüche in OliMstone's Bud^etreden von lö6ö und 18Ö4 charaictcriäirt ein engUacher Schriftsteller durch fol- gendea Citat ans Molitere:

^Yoilk l'homme en effet. II va du blanc an noir. II condamne au matin ses sentiments da soir. Importun k tout autre, k aoi möme incommode, n ehanee k tona momente d'esprit oomme de mode.*' (,The Theory of Exchanges etc. Lond. 1864.' p 135.) H. Frtweett 1. c. p. 67, 82. Was die wachsende Al)hringigkeit der Arbeiter von dem Krämer betrifll, ao ist aie Folge der zuuehmenden Schwankungen und Unterbrechungen ihrer BMcbiftigung.

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vorzugsweise der Arbeiter w&hrend seiner geaeDsehafüichen Funk- tion. Zur vollen Beleuchtung der Gesetze der Akknmalation ist auch seine Lage ausserhalb der Werkstatt ins Auge zu fassen, sein Nahrungs- und Wohnungszustand. Die Grenze dieses Buchs ge- bietet uns hier vor Allem den schlechteat bezahlten Theil des in- dustriellen Proletariats und der Ackerbauarbeiter zu berücksichtigen, d. h. die Majorität der Arbeiterklasse.

Vorher noch ein Wort über den officiellen Pauperismus oder den Theil der Arbeiterklasse, der «eine Existenzbedingung, Ver- kauf der Arbeitskraft, eingebüsst hat und von öffentlichen Almosen vegetirt. Die officielle Pauperliste zählte in England ^^") 1855: 851,369 Personen, 1856: 877,767, 1865: 971,433, In Folge der Baumwollnoth schwoll sie in den Jahren 1863 und 1864 zu 1,079,882 und 1,014,978. Die Krise von 1866, die London am flchwenten traf, schuf in diesem Sitz des Weltmarkts, einwoluier- rwAiet als das Königreich Schottland, fttr 1866 einen Pauper- Zuwachs von 19.5%, yergüehen mit 1865, nnd von 24.4^/o, ver- glichen mit 1864, einen noch grÖesren Zuwachs für die eisten Monate Ton 1867, Terglichen mit 1866. Bei Analyse der Pai^r- statistik nnd zwei Punkte herrorznheben. EHneisetts spiegelt die Bewegung im Ab und Zu der Paupermasse die periodischen Wechsel- falle des industriellen Qyklus wieder. AndxerseiiB trügt die offi- cielle Statistik mehr und mehr über den wirklichen Umfang des Pauperismus im Grad, worin mit der Akkumulation des Kapitals der Klassenkampf and daher das Selb&tgefahl der Arbeiter sich entwickeln. Z. R die Barbarei in der Behandlung der Paupers, worBber die englische Presse (Times, Pall üall Gazetie etc.) wSlirend der letzten zwei Jahre so laut schrie, ist alten Datums. P. Engels konstatirt 1844 ganz dieselben Greuel und ganz das- selbe vorübergehende, scheinheilige zur „Sensationsliteratur'' ge- hörige Geajeter. Aber die furchtbare Zunahme des Hungertods („deaths by starvation") in London, während des letzten Decenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor der Sklaverei des Workhouse/^^) dieser Strafanstalt des Mends.

In .^igland ist immer Wales eingescbiosseQ , in Groäabntanoien England, Wales und Sehottland, im Vereinigten Königreich jene drei Länder und Irland.

wirft ein eip-ncs Licht auf den seit A. Smith rurückpelegten Fortachritt, dau» ihm das Wort workhoose gelegentlich noch gleichwerthig mit mannfactory. Z. B. Eingang seines Kapitels über Theilung der Ar^ beit: „those employed in every different brauch of the work can often be ooUected into the mme workhooM.**

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b) Die sokleolitliezahtlMi Sfihlohtea der brltlsobeo iniiiittriell«! ArteiterkiiMe.

Weodea wir uns jetzt zn den aehlechtbeiahlten Schiehten der industriellea Arbeiterklaaee. Wihrrad der BaumwoUnoth, 1862, wurde Dr. Smith vom Privy Council mit einer ünterBachung über den l^ahruugsstand der Terkümmerteo BaamwolUurbeiier in Lao- caahire und Gheshire beauftragt Langjährige Irtthere Beobaebtong halte ihn cum Resultat geftlhrt, dase ,um Hungerkranfcheiten (stanration diseases) zn ▼ermeiden'S die tSgliche Nahrung eines Durchschnitts-Frauenzimmers mindestens 3,900 Gran KoblenstofF mit 180 Gran Stickstoff enthalten müsse, die tägliche Nahrung eines Durcbschnitts-Mannes mindestens 4,300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die Frauenzimmer ungefähr so viel Nahrungs- stoff als in zwei Pfund f?iitem Weizenbrod enthalten ist, ftir Männer V/„ mehr, für den Wot hrndurchschnitt von weiblichen und männlulien Erwachsnen mmdesteas 28,600 Gran Kohleiistuff und 1330 Gran Stickstoff. Seine Berechnung ward praktisch in über- raschender Weise bestätigt durch ihre Uebpreinstinimung mit der kümmerlichen NaVirungsnienge, worauf der Xoflistaiid d(M- Kon- sumtion der Baum woUar bei ter herabgedrückt hatte, bie eiliiellen im December 1862: 29,211 Gran Koblenstoü* und Gian Stickstoff w5chentlich-

Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung über den Nothstand des schlechtestgenährten Theils der englischen Arbeiterklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, erkor au dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Unter« Buchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter einerseits, andrer* Seite auf Seidenweber, N&hterinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpf» Wirker, Handschuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorien sind, mit Ausnahme der Strumpfwirker, ausschliesslich städtisch. Es wurde aur Regel der Untersuchung gemacht, die gesundesten und xelatiT bestgestellten Familien in jeder Kategorie aussuwahlen«

Als allgemeines Resultat ergab sich, dass „nur in einer der unter- suchten Klassen dar stidtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das absolute Minimalnudk, unter welchem fiungerkrankheiten ein- treten, ein wenig überschritt, dses in zwei Klassen Mangel, und zwar in der einen sehr grosser Mangel, an der Zufuhr von sowohl Stickstoff- wie kohlenstoffhaltiger Nahrung stattfand, dass von den untersuchten Ackerbaufamilien mehr als ein Künftheil weniger als die unentbehrliche Zufulir von kühleustuinialtiger Nahrung erhielt, mehr als weniger als die unentbehrliche Zufuhr stickstoÜ haltiger

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Nahrung, und dam m drei Gra^haften (Berkshire, Oxfordshire

und Somersetshire) Mangel an dem Minimum der stickstoffhaltigen Nahrung durchschnittlich herrschte"^**"). Unter den Agrikultur- arbeitern waren die von England, dem reichsten Theile des Ver- einigten Königreichs, die schlechtest genährten"^. Die Uuter- nahrung fiel unter den Landarbeitern überhaupt hanptsäciilich auf Frau und Kinder, denn ,der Mann rauss fassen, um sein Werk zu verrichten". Noch grosserer M;inL'"f'l wüthet»^ untpr den unter- suchten städtischen Arbeiterkat'Mroni n. „Sie sind so schlecht ge- nährt, da^ viele Fälle grausamer und gesundheitsruinirender Entbehrung [„Entsagung'* des Kapitalisten alles diess! nämlich Entsagung auf Zahlung der zur blossen Vegetation seiner üäude unentbehrlichen Lebensmittel!] vorkommen müssen" ^^^).

Folgende Tabelle zeigt das Verhältniss des Nahnmgeetaiidee der oben erwähnton rein städtischen Arbeiterkategorien zu dem von Dr. Smith angenommeiieQ MinimalmaTs und zum NahrongsnMÜJi der Banrnwollar heiter während der Zeit ihrer gxtaten Noth:

BMm CtaMiiaMhtar.

Wochtuilnrch-

HChiJi tt Sit Kohlen»tuiT.

WnchendoTch-

"chnitt sn Stickstoff.

Fünf städtische (reschäftsRwoige Arbeitslose Lajica^ihire Fabrikarbeiter Minimalquiiotuni, vorgeschlafen für die

LancA.shire Arbeiter auf gleiche ZaU

mAnnlicher und weiblicher

28,876 Gran 28,211 Qran

28,600 Gran

1.192 Oran 1,295 üran

1,SS0 Gran'"^

Eine Hälfte, **^/n5i untersuchten indiustriellen Arbeiter-

kategorien erhielt absolut kein Bier, 28°/^ keine Milch. Der Wochen- durchschnitt der Ii iissigen Nahrungsmittel in den Familien schwankte von 7 Unzen bei den Näheriunen, auf 24^/^ Unzen bei Strumpf- wirkern. Die MehiTahl derer, die keine Milch erliielten, bestand uns den Nähterinnen von London. Die Quantität der wöclientlich konsumirten Brodstoffe wechselte von 7*/^ Pfund hei den Nähte- rinnen zu 11^ !^ Pfund bei den Schustern und ergab titien Total- durchschnitt von 9.9 Pfund wöchentlich auf den Erwachsnen. Zucker (Syrup etc.) wechselte von 4 Unzen wöchentlich für die Lederhandschuhmacher auf 11 Unzen für Strumpfwirker; der Total- durchachnitt per Woche für alle Kategorien, per Erwachsnen, 8 Unzen. Gesammter Wochendorchschnitt von Butter (Fett n. 8. w.)

^ „Public Health. Sixth Eeport etc. for 18Ö8. Lond. 1864," p. 18.

1. c. p. 17. »'J 1. c p. 18.

1. c Appendix, p. 882.

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5 Unsen per Erwachanen. Der Wochendoichechrntt Ton Fleiioli (Speck Q. a. w.) schwankte, per Erwadisnen, Ton 7^4 Unsen bei den Seiden Webern auf 18^/4 Urnen bei den Lederhandecbubmadiflni; •GesammtdardiBcbnitt für die yerMhiednen Kategorien 18.6 Unaen. Die wöchentliche Koet ftlr Nahrung per BSrwBchsnen ergab folgende aUgemeine Durehschnittexahlen: Seidenweber 2 ah. 2Vg d., Nihte- rinnen 2 eh. 7 d., Lederhandschnhmaeher 2 ah. 9^/, d., Schuster 2 eh. 7-74 d., Strumpfwirker 2 sh. 6^/« d. Für die Seidenweber TOD Macclesfield betrug der Wochend urchschnitt nur 1 sh. 8^/, d. Die schlechtestgenährten Kategorien waren die Nähterinneu, die Seidenwel^r und die Lederhandschuhraacher

Dr. SimtJii sagt in seinem allgemeinen Gesundheitsbericht über diesen Nahrungszustand: „Dsiss die Fälle zahllos sind, worin Nahrungsmangel Kraiiklipiten erzf»ugt oder verschärft, wird Jeder bestätigen, der mit mediciiu.s( her Annenpraxis oder mit den Patienten der Spitäler, seien sie Insassen (»der ausserhalb wohnend, vertraut ist . . . Tedoch kommt hier vurii saüitiiren Standpunkt noch ein aiidrt^r, sehr entscheidender Umstand liin/.u . . . Man rauss sich erinnern, dass Beraubung an Nahrungsmitteln nur sehr wider- strebend ertragen wird, und dass in der Regel grosse Dürftigkeit der Diät nur im Qefolire andrer, Torherseganimer Entbehrungen n^muH. bevor* er Nahrung«n«!^hyyeai8ch ins Gewicht

fällt, lange bevor der Phjsiolog daran denkt, die Grane Stickstoff und Kohlenstoff zu zählen, zwischen denen Leben und Hungertod schwebt, wird der Haushalt von allem materieUen Komfort gann und gar entblosst sein. Kleidung und Heizung werden noch dttrftiger gewesm sein als die Speise. Kein hinreichender Schuix wider die Härte des Wetters; Abknappong des Wohnranms sa einem Grad, der Krankhdten erzeugt oder TerschSrft; kanm eine Spur Ton Hansgeräth oder Möbeln; die Reinlichkeit selbst wird kostspielig oder schwierig geworden sein. Werden noch aas SelbstBchtung Versuche gemacht, sie aufrecht an erhalten, so repräsentirt jeder solcher Vennich zusch&ssige Hungerpeiu. Die HSnslichkeit wird dort sein, wo Obdach am wohlfeilen kanfbar; in Quartieren, wo die G^sundheitspolizei die geringste Frucht tragt, das jämmerlichste Gerinne, wenigster Verkehr, der meiste öffent- liciiü Unruth, kümmerlichste oder schlechteste Wasserzufuhr. und, in Städten, grösster Mangel an Licht und Luft. Diess sind die Gresundheitägeiahren, denen die Armuth unvermeidlich ausgesetzt

"«) 1. c. p. 2S2, 283.

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ist, wenn diese Armutii Nalirungsmangel eineclilieast Wenn die Summe dieser üebel Yon furchtbarer Grösse fOr das Leben ist^ so

ist der blosse Nahrungsmangel an sich selbst entsetzlich . . . Diess sind qualvolle Gedanken, namentlich wenn man sich erinnert, dass die Armuth, wovon es sich handelt, nicht die selbstverschuldete Afiuuth des Miissiggangs ist. Es ist die Armuth von Arbeitern. Ja, mit Bezug auf die städtischen Arbeiter, ist die Arbeit, wodurch der knappe Bissen Nahruii(r Hrk;iuft wird, meist über alles Mafs verlängert. Und dennocli kann man nur in sehr bedingtem Sinn

sagen, dass diese Arbeit selbst-erhaltend ist Auf sehr grossem

Mafsstab kann der noniiiirllL' Selbsterhalt nur ein kürzerer oder längerer Umweg zum Pauperismus sein"^^*).

Der innere Zusammenhang zwischen üungerpein der fleissigsten Arbeiterschichten und auf kapitalistischer Akkumulation begrün- detem, grobem oder raffinirtem Yerschwendungskonsam der Reichen, enthüllt sich nur mit Kenntoias der ökonomischen Ge- setze. Anders mit dem Wohnungszustand. Jeder unbefangene Beobachter sieht, dass je massenhafter die Centralisation der Pro- duktionsmittel, desto grösser die entsprechende Anhäufung von Arbeitern auf demselben Raam, dass daher, je rascher die kapi- tnlistiache Akkumulation, desto elender der Wohnnngssustand der Arbeiter. Die den Fortschritt des Reicbthums begleitende n^^- bessenmg^ (impiorements) der Städte durch Niedenreissen schlecht gebantor Viertel, Errichtung von PalSsten fttr Banken, Waaren- häoser n. s. w., Streckung der Strassen fttr Gescbfiftsyerkehr und LoxQskaiofisen, Einftthning von Pferdebahnen u. & w. verjagt augenscheinlich die Armen in stets schlechtere und dichter gefüllte Schlupfwinkel. Andrerseits weiss jeder, dass die Tbeuerkeit der Wobnungen im umgekehrten YerhUtniss su ihrer CKlte steht und dass die Minen des Elends von H&aserspekolanten mit mehr Profit und weniger Kosten ausgebeutet werden als jemals die Minen von Potosi. Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Akku- mulation und daher der kinutal istischen Eigenthumaverhälinisse überhaupt*'*) wird hier so liaiidgreifbar, dass selbst die officiellen englischen Berichte über diesen Gegenstand wiiiiiuelii von hetero- doxen Ausfällen aul das „£igenthum und seine Rechte^'. Das

"*) 1. c. p. 14, 16,

^} „Nirgendwo sind so offen und so ^c>iMmlof die Rechte der Person dem Becht dea Eigenthums geopfert worden, als in den Wohnungs- verhAltnisaen der arbeitenden ElMse. Jede grosse Stfldt nt enie Stfttte des Menschenopfers, ein Altar, worauf Tausende jihrlieh dem Molodi der Habiudit geschlachtet werden.* (S. Laing L c. p. 160.)

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Udbel hielt solchen Schritt mit der Entwicklong der Industrie, der Akkumulation des Kapitals, dem Wachsthum n&d der „Ver- schönerung^ der Städte, dass die blosse Furcht vor ansteckendeii KrftDkheiten, welche auch der „Eihrbarkeit'* nicht schonen, von 1847 bia 1864 nicht weniger ab 10 geBandheitepolizeiliche Paria- mentsakte ina Leben rief, and die erschreckte Bütgerschaft in einigen Stödten wie Liverpool, Glasgow n. s. w. durch ihre Mnni- dpalit&ten eingriff. Dennoch, nift Dr. Simon in seinem Bericht von 1865: «Allgemein zu sprechen, sind die Uebelstftnde in Eng* land nnkontrolirf Auf Befehl des Privy Council fand 1864 Unter- sachung Ober die Wohnungs Verhältnisse der Landarbeiter, 1865 Ober die der firmeren Klaasen in den StSdten statt Die meister- haften Arbeiten des Dr. Julian Huiter €ndet man im siebenten and achten Bericht über „Public Health'*. Auf die Landarbeiter komme ich später. Für den städtischen Wohnungszustand schicke ich eine allgemeine Bemerkung des Dr. Simon voiaiis: „Obgleich mein officieller Gesichtspunkt'% sagt er, „ausschliesslich ärztlich ist, erlaubt die gewühniichste Humanität nicht die andre Seite dieses Uebels zu ignoriren. In seinem höhereu Urad bedingt es fast noth wendig eine solche Verläugnung aller Delikatesse, so schmutzige Konfusion von Körpern und körperlichen Verriclitimgen, ^<olche Blossstellung geschlechtlicher Nacktheit, die bestial, nicht menschlich sind. Diesen Eintiüssen unterworfen zu sein ist eine Krniedriguiig, die sich vertieft, je länger sie fortwirkt. Für die Kmder, die unter diesem Fhich geboren sind, ist er Taufe in Infamie (baptism into infamy). Und über alles Mais hoffnungslos ist der Wunsch, dass unter solche Umstände gestellte Personen in andren Hinsichten nach jener Atmosph&re der Givilisation auf- streben sollten, deren Wesen in phjsischer und moralischer Rein- heit besteht""«).

Den ersten Bang in überfüllten oder auch für menschliche Be- hausung absolut unmöglichen Wohnlichkeiten nimmt London ein. „Zwei Punkte**, sagt Dr. Runter, „sind sicher; erstens gibt es ungefi&hr 20 grosse Kolonien in London, jede ungefthr 10,000 Peiv sonen stark, deren elende Lage alles fiberstsigt, was jemals anders- wo in England gesehen worden ist^ und sie ist fast gaiix das Resultat ihrer scUechten Hausakkommodation; aweitens, der tlber> ftllte und verfidlne Zustand der Hftuser dieser Kolonien ist yiel schlechter als 20 Jahre suvor" „Es ist nicht zu Tiel zu sagen«

««•) -Public Health. Eighth Report. Lond. 1865," p. 14, Note.

"'j 1. c. p. 89. Mit Bezug auf die Kinder in diesen Kolonien nagt Dr.

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daas das Leben in viden Theäen von London und NewcasÜe

Auch der besser gestellte TheU der Arbeiterklasse, zusammt Kleinkräraern und andren Elementen der kleinen Mittelklasse, fällt in London mehr und mehr unter den Fluch dieser nichts- würdigen Behausungs Verhältnisse, mi Mafse, wie die „Ver- besserungen" und mit ihnen die Nieder reissung alter Strassen und Hauser fortschreiten, wie Faljriktii und Menschenzustrum in der Metrofiole ^\arhsen, endlich die Hausiiiipthen mit der städtischen Grundrente steigen. „Di^ Hausmiethen sind so übermafsig ge- worden, dass wen!f]fe Arbtitpr mehr als ein Zimmer zahlen können"'^**). Es giebt fast kein Londoner Haut^rijirentlniin , das nicht mit einer Unzahl von „middiemen" belastet wäre. Der Preis des Bodens in London steht nämlich stets sehr hoch im Vergleich zu seinen jährlichen Einkünften, indem jeder Käufer darauf spe- kulirt, üm früher oder spater zu einem Juxy Price (durch Ge- schworene ftfii^esetzte Taxe bei Expnqiriationen) wieder losza- acUagen oder durch Nähe irgend einee grasen UntemehraenB ausserordentliche Wertherh(ihung zu erachwindelD. Folge dayon ist ein regelmäfsiger Handel im Ankauf von Miethkontrakten, die ihrem Ver£&U nahen. „Von den Gentlemen in diesem GeschSft kann man erwarten, daas sie handeln, wie sie bandeln, so viel wie m(S^ch ans den Hansbewohnem heraoasclilagen nnd das Hans sdbet in ao elendem Zustand wie möglich ihren Nachfolgern über- hmea**^^. Die Mietben sind wöcbentücb, und die Herren laufen kein Biaico. In Folge der Eisenbabnbaoten innerhalb der Stadt „sab man kflniicb im Osten Londons eine Anzahl aus ihren alten Wobnungen verjagter Familien umherwandem eines Samstags Abends mit ihren wenigen weltlichen Habseligkeiten anf dem Rücken, ohne irgend einen Ebütplate ausser dem Workbouse"^*^). Die Workhouaes sind schon überfallt nnd die vom Parlament bereits bewilligten „Verbesserungen" sind erst im Beginn ihrer

Hvnter: „Wir winen nicht| wie Kbider Tor dieaem Zeitalter dichter

Agglomeration der Armen aufgebracht worden, und er wäre ein kuhner Prophet, der vorhersagen wollte, welches Betragen zu erwarten von Kindern, die unter Zuständen ohne Parallele in diesem Land jetzt ihre Ernehnng für künftige Plasia als geCUirliehe KUuaen dnrcihmacheii, indeon sie die halbe Nacht aufsitzen mit Personen jeden Altera^ tranken^ obicQii und zank.Mflchtig." (L c. p, Ö6.) «") 1. c. p. 62.

"*) „Report of the Officer of Health of St Martm'a in the Fielda. 1865.*' „Public Health. Eighth Report. Lond. 1865/' p. 91.

'«) 1. c. p. 88.

Mars, KftpiUl I. 40

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AnsfÜhrung. Werden die Arbeiter verjagt durch Zerstörung ihrer alten Häuser, so Terlaasen sie nicht ihr Kirchspiel, oder siedebi sich höchstens an seiner Grenze, im nächsten fest „Sie Sachen natürlich möglichst in der N&he ihrer Arbeitalokale zu hausen. Folge, dass an der Stelle Ton zwei Zimmern, eins die FamiUe an&ehmen moss. Selbst xn erhöhter ACethe wird die Wohnlicb- keit schlechter als die schlechte, woians nun sie veijagL Die HSlfte der Arbeiter im Strand bnracht bereits zwei Meilen Reise vom ArbeitslokaL" Dieser Strand, dessen Hanptstrssse auf den Fremden einen imposanten Eindrock vom Beichthum Londons madlit, kann als Beispiel der Londoner Bfenschenyerpadnmg dienen. Li einer P&rrei desselben zShlte der Gesondh^tsbeamte 581 Per- sonen anf den Acre, obgleich die Hälfte der Themse mit einge- messen war. Bs vmteht sidi von selbst, dass jede gesondheits- polizeiliche Malsregel , die, wie das bisher in London der Fall, durch Niederschleifen untauglicher Häuser die Arbeiter aus einem Viertel verjagt, nur dazu dient, sie in ein andres desto dichter zusammen zu drängen. „Entweder" sagt Dr. Huuttii , „muss die ^nze Procedur als eine Abgeschmacktheit nothwendig zum Still- stand kommen, oder die öffentliche Sympathie (!) muss erwachen für des, was man jetzt ohne Uebertreibung eine nationale Pflicht nennen kann, nämlich Obdach für I/eute zu verschaffen, welche aus Mangel an Kapital sich selbst keuis verschaffen, wohl aber durch periodische Zahlung die Vermiether entschädii^en können '*'^). Man bewutidre die kapitalistische Justiz! Der Grundeigenthüraer, Hauseigner, Geschäftsmann, wenn exproprürt durch „improve- ments", wie Eisenbahnen, Neubau der Strassen u. s. w., erhalt nicht nur volle Entschädigung. Er muss für seine erzwungne „Entsagung" von Gott und Rechts wegen noch obendrein durch einen erklecklichen Profit getröstet werden. Der Arbeiter wird mit Frau und Kind und Habe aufs Pflaster geworfen und wenn er zu massenhaft nach Stadtvierteln drängt, wo die MunicipalitSt auf Anstand hili, gesundheitspolizeilich verfolgt!

Ausser London gab es An&ng des 19. Jahrhunderts keine einzige Stadt in England, die 100,000 Einwohner zählte. Nur fünf sShlten mehr als 50,000. Jetzt ezistiren 28 Stidte mit mehr als 50,000 Einwohnern. „Das Resultat dieses Wechsels war nicht nur enormer Zuwachs der siSdtischen Bevölkerung) sondern die alten dichtgepa(^ten kleinen Stfidte sind nun Centn, die Yon allen

1. c p, 89.

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Seiten umbaut nnd, nirgeudwo mit freiem Luftsntriti Da sie für die ReicheD nicht länger angenehm nnd^ werden sie von ihnen fbr die amflaanteren YontSdte Terhueen. Die Nachfolger dieser Beichoi henehn die grtaeren Hfiuser» eine Familie, oft noch mit üntermiethem, ftlr jedes Zimmer. So ward eine Bevölkerung gedrängt in HSnser, nicht ftir sie bestimmt, und wofür sie durch- aus unpassend, mit einer Umgebung, die wahrhaft erniedrigend für die Ei wat hsüeii und ruinireiid für die Kinder ist"^**). Je rascher d'ds Kapital in einer industriellen oder kommerciellen Stadt akkumiitirt um so rascher der Zustrom des exploitablen Menschen- raaterials, um so elender die improvisirten W ohnlichkeiten der Ailieiter. Newcastle-uiion-Tvne, nh Ceiitrum eines fortwährend ergiebigeren Kohlen- und Bergbaudibtrikts, behfinptet daher nach London die zweite Stelle in dem Wohnun<::fsinferii(). Nicht minder als 34,000 Menschen hausen dort in Emzeikammem, In Folge absoluter Geraeinschädliclikeit smd kürzlich in Newcastle und Gateshead Häuser in bedeutender Anzahl von Polizei wegen zer- stört worden. Der Bau der neuen Häuser geht sehr langsam voran, das Geach&ft sehr xasch. Die Stadt war daher 1865 Qber- füllter als je zuvor. Kaum dne einzelne Kammer war zu ver- miethen. Dr. Embleton vom Newcastle Fieberhospital sagt: „Ohne allen Zweifel liegt die Ursache der Fortdauer und Ver- breitung des Typhus in der Ueberh&ufiing menschlicher Wesen und der Unreinhchkeit ihrer Wohnungen. Die Hftuser, worin die Arbeiter häufig leben, liegm in abgeschlossnen Winkelgassen und Höfen. Sie sind mit Beonig auf Licht, Luft, Baum und Beinlich- keit wshre Muster Ton Mangelhaftigkeit und Ungesundheit, eine Schmach ftlr jedes civilisirte Land. Dort liegen Mämier, Weiber and Kinder des Nachts zusammengehudeli Was die Minner an- geht, folgt die Nachtschicht der Tagessdücht in ununterbrochnem Strom, so dass die Betten kaum Zeit sur AbkfiMung find^ Die Häuser sind schlecht mit Wasser yersehn und sdilechter mit Ab- tritten, unfläthig, unventüirt, pestilenzialisch" Der Wochenpreis solcher Löcher steigt von 8 d zu 3 sh. „Newcastle-upon-Tvne \ saut Dr. Hunter „bietet das Beispiel eines der schönsten Stämme unsrer Laiidsleute, der durch die äussern Umstände von Behausung und Strasse oft in eine beinah wilde Entartung versunken ist" ^**). In Folge des Hin- und Herwogens von Kapital und Arbeit

1. c. p. 65, 66.

>") 1. c. p. 149. 1. c p. 60.

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mag der Wohomigszusliuid einer indurtriellen Stsdt heute eitriglicli sein, morgen wird er abscfaenlidh. Oder die sfcSdtische Aedilittt mag endlich sich aafgeralll haben «nr Beeeitigimg der iigeten Miiwntimde. Morgen wandert ein Heoachreokenachwarm TOn Ter- inm|iten IrlSndem oder Terkommenen englischen AgriknltorarbeiteiD ein» Man steckt sie weg in Keller und Speieher oder verwandelt das froher respektable Arbeitorhaos in ein Logis, worin das Per- sonal 80 nach wechselt wie die Einquartirang wihrend des dreissig* jtiirigen Ejriegs. Beispiel: Bradford. Dort war der Mumdpal- philister eben mit Stadtreform beschäftigt. Zudem gab es daselbst 1861 noch 1751 unbewobiite Häuser. Aber nun das gute Ge- schäft , worüber der sanft liberale Herr Forster, der Negerfreund, jüngst so artig gekräht hat Mit dem guten Geschäft natürlich Ueberfluthung durch die Wellen der ste ts \\ ()<.jenden „Eeservearmee" oder „relativen Uebervülkerang". Die scheuBblichen Kellerwohnungen und Kanuiieni, recristrirt in der List.e [Note*^")|, die Dr. Hunter vom Ag'^iiten einer Assekur an zi^eselischalt erhielt, waren meist yon gutbezalilten Arbeitern bewohnt, Sie erklärten, sie würden gern bessere Wohnungen zahlen, wenn sie m haben wären. Unterdess

^ Li^ des Agenten einer Arbeiter- AMeknnmcgesellsclialt zu Bradford.

Ynlcsnstreet. Nr. 122 Lmnleystroet Nr. 18«

Bowerstrect. Nr. 41. Portlandatreet. Nr. 112 Hardybtreet. Nr. 17 Norfhstreet. Nr. 18

ditto Nr. 17 Wjrmerstreet. Nr. 19 Jowettfitxeet. Nr. 56. Oeorgestreet Nr. IfK) Biflc-Court, Maryeate. Nr. 11 Mar.-^hallstreet. Nr. 28

dittQ Nr. 49 GeoreeBtreet Nr. 198

ditto Nr. 130 Ekiwardatreet. Nr. 4 Yorkstreet. Nr. 34 Salt PieBtreet

Regent Square. Acres treek

Bobert's Ooturt Nr. 88

Back Prattstreet, vemuUt als

Kupferschmiedewerkstatt. Ebenezerstreet. Nr. 27

1 Zämm&[

16

Personen

1 Zimmer

11

Personen

1 Zimmer

11

Penonen

1 Zimmer

10

Personen

1 Zimmer

10

Personen

1 Zimmer

16

Peraonen

1 Zimmer

13

Personen

1 Zimmer

8

Krwachsno

1 Zimmer

12

Persoueu

1 Zimmer

8

Fbmilien

1 Zimmer

n

Penon«ii

1 Zimmer

10

Peraonen

1 Zimmer

3

Familien

1 Zimmer

18

Personen

1 Zimmer

16

Pecsonea

1 Zimmer

17

Personen

1 Zimmer

2

Familien

1 Zimmer

26

Personen

Keller.

1 Keller 1 KeUer 1 KeUer

1 KeUer 1 Keüer

8 Personen 7 Personen 7 Personen

7 Personen

6 Personen (L c. p. III).

L.iyui^i.o uy Google

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Terlompen und Terkranken sie mlb Memn und Maus, wSluend der sanfÜlbenle Fcxfster, M. Thrinen mgiesst Uber die Segnangen des IVeihandelfl und die Profite der eminenten Bradforder Köpfe, die in Worsted machen. Im Beriebt vom 5. September 1865 er- klärt Dr. Bell, einer der Armenärzte von Bradford, die furchtbare Sterblichkeit der Fieberkranken seines Bezirks aus ihren Wohnungs- verhältniäsen: ,ln einem Keller von 1500 KubikfusA wohnen 10 Per- sonen . . . Die Vincentstrasse, Green Air Place und the Leys bergen 223 Hänser mit 1450 Einwohnern, 435 Betten und 36 Abtritten . . . Die Betten, und darunter verstehe ich jede Holle von schmutzigen Lumpen oder llamivoll von liübelspiiiiei! , halten jedes, im Durch- schiutt 3.3 Personen, manches 4 und 6 Personen. Viele sciilaten ohne Bett auf nacktem Boden in ihren Kleidcrr. , jnno-e Männer und Weiber, verheirathet und uiiverheirathet, alles kunterbunt durch- einander. Ist es nöthig hinzuzufügen, dass diese Hausungen meist dttnkle, feuchte, schmutzige Stinkhöhlen sind, ganz und gar un- passend filr menschliche Wohnung? Es sind die Centra, woTon Krankheit und Tod auBgehn und ihre Opfer auch unt^ den Gut- gesteUten (of good drcumstances) packen, welche dieaen Pestbeulen erlaubt haben in unsrer Mitte zu eitetn''^^^.

Bristol behauptet den dritten Rang nach London im Wohnmiga» elend. „Hier, in einer der reichsten Stfidto £oroptt'B, gnMer UeberfluM an barster Armnth („blank fxnrerfy") und h&adichem Elend" "•).

c) Dit Waaiervallu

Wir wenden uns nun zu einer Yolksschieht, deren Ursprung ländlich, deren Beschäftigung grossentheils industriell ist, Sie

bildet die leichte Infanterie des K;i[>itals, die es je nach seinem ßediiri'niss bald auf diesen Punkt wirft, bald auf jenen. Wenn nicht auf dem Marsch, „kauipirt*' sie. Die Wandei arbeit wird verbniucht für verschiedne Bau- und Drainirungsoperationen, Back- steinmachen, Kalkbreimen, Eisenbnhnbau u. s. w. Eliui wandelnde Säule der Pestilenz iraportirt sie in die Orte, in deren Nachbar- schaft sie ihr Lager aufschlägt, Pocken, Typhus, Cholera. Schar- lachheber u. s. w.^*^. In ünterncliim n von bedeutender Kapital* auslage, wie Eisenhahnen u. a. w., liefert meist der Unternehmer selbst seiner Armee Uolzhütten oder dergl., improvisirte Dörfer ohne alle Gesundheitsvorkehrung, jenseits der Kontnde der Lokal-

1. c. p. 114.

1. c. p. 50.

„Poblic Health. Seventh Report. Lond. 1864," p. 18.

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. 680

behSfden, sehr profiHich fftr din Herrn Kontraktor, der die Ar- beiter doppelt ausbeutet, ab Industriesoldaten und als Mietlier. Je nachdem die Holzbütte 1, 2 oder 8 Löcher enthSlt, hat ihr Insasse, Erdarbeiter u. s. w., 1, 3, 4 sh. wöchentlich zu zahlen^. Ein Beispiel genüge. Im September 1864, berichtet Dr. Simon, ging dem Minister des Innern, Sir Gteorge Grej, folgende Denun- ciation Seitens des Vorstehers des Nuisance Removal Committee der Pfarrei von Sevenoaks zu: „Pocken waren dieser Pfarrei ganz unbekaiiut bis etwa vor 12 Monaten. Kurz vor dieser Zeit wurden Arbeiten för eine Eisenbahn von Lewisham nach I uiibridge er- öffnet. Ausserdem dass die Hauptarbeiten in der unmittelbaren Nachbarschait dieser Stadt ausgefiihrt wurden, ward hier auch das Haupttlepot des ganzen Werks errichtet. Grosse Personenzahl daher hier l)eRcbäftigt. Da es unmöglich war, sie alle in Oottages unterzuhrinrren , Hess der Kmitrnktor. Herr .Tay. längs der Linie der Bahn auf versciiiednen Punkten Hütten aufschlagen zu Be- hausung der Arbeiter. Diese üütten besassen weder Ventilation noch Abzugsgerinne und waren ausserdem nothwendig überfallt, weil jeder MieÜier andre Logirer aufnehmen musste, wie zahkeicb immer seine eigne Familie, und obgleich jede Hütte nur zweizimmrig. Nach dem ürztlichen Bericht, den wir erhielten, war die Folge, dass diese armen Xieute zur Nachtzeit alle Qualen der Erstickung zu erdulden hatten, zur Vermeidung der pestüenzialischen Dünste von dem schmutzigen stehenden Wasser und den Abtritten dicht unter den Fenstern. Endlich wurden unsrem Görnitz Klagen ein- gehändigt von einem Arzte, der Gelegenheit hatte diese Hütten zu besudien. Er sprach über den Zustend dieser sog. Wohnlicb- keiten in den bittersten Ausdrücken und beftrchtete sehr emsthafte Folgen, fiüls nicht einige Gesundheitsvorkehrungen getroffen würden. Ungefthr Tor einem Jahr Terpflichtote sich p. p. Jay ein Hans einniridliten, worin die Ton ihm beschfiftigten Personen, beim Aus- bruch ansteckender Krankheiten , sofort entfernt werden sollten. Er wiederholte diess Versprechen Ende letzten Juli's, that aber nie den geringsten Schritt zur Ausführung, obgleich seit diesem Datum verschiedue Fälle von Pocken und in Folge davon zwei Todesfälle vorkamen. Am 9. September berichtete mir Arzt Kelson weitere Pockenialle in denselben Hütten und beschrieb ihren Zustand als entsetzlich. Zu Ihrer (Hes Ministers) Tiitbrmation mnss ich hinzu- fugen, dass unsere Pfarrei em isoiirtes Haus besitzt, das sog. Pest-

»••) L c p. m.

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haus, wo die Pfarreigenossen, die von ansteckenden Krank luitou leiden, verpflegt werden. Diess Haus ist jetzt seit Monaten fort- währeod mit Patienten überiullt. In einer Familie starben iunf Kinder an Pocken und Fieber. Vom 1. April bis 1. September dieses Jahres kamen nicht weniger als 10 Todesfalle an Pocken vor, 4 in den besagten Hütten, den Pestqnellen. Es ist nnmög- lieh, die Zahl der Krankbeitsf^lHe anzugeben, da die hsÜDgesaehten Familien sie so geheim als möglich halten ''^^).

Die Arbeiter in Kohlen- und anderen Bergwerken gehören zu den bestbezahiten Kategorien des britischen Proletariats. Zu welchem Preis sie ihren Lohn erkaufen, wurde an einer früheren Stelle ge- zeigt"*). Ich werfe hier einen raschen Blick auf ihre Wohnlich- keitsyerh&ltnisse. In der Kegel errichtet der Exploiteur des Beig- werks, ob Eigenihümer oder Miether desselben, eine Anzahl Gottages ftr seine Hände. Sie erhalten Cottages und Kohlen 2nr Feuer ong ^umsonst", d. h. letatre bilden einen in natura gelieferten Theil des Lohns. Die nicht in dieser Art Unterbringbaren erhalten zum EisatB 4 Pfd. Si por Jahr. Die Borgwerksdlstrikte nehn rasch eine grosse Bevölkemng an, zusammengesetzt aus der Minen- bevölkerung selbst und den Handwerkern, Krämern u. s. w., die sich Ulli sie grup|)iren. Wie überall, wo die Bevölkerung dicht, ist die Bodenrente hier hoch. Der Bergbauunternehmer suclit da- her auf möglichst engem Bauplatz am Mund der Gruben so viel Gottages aufzuwerfen, als grade nothig sind, um seine Hände und ihre Familien zusammenzupacken. Werden neue Gruben in der Nähe eröffnet oder alte wieder in Angriff genomnieu, so wächst das Gedränge. Bei der Konstruktion der Cott^es waltet nur ein Gesichtspunkt, „Entsagung'* des Kapitalisten auf alle nicht absolut unvermeidliche Ansrrabe von Baarem, „Die Wohnungen der Gruben- ond andrer Arbeiter, die mit den Bergwerken von Northumberland

I. c. p. 18, Note. Der Armenpfleger der Chapel-en-le-Frith-Union

berichtet an den Registrar General : ,Zu Doveboles hat man eine Anzahl Aimhöhlungen in einem grossen Hfisrel von Kalkasche cremficht. Diese iiübien dienen den £rd- und andren am Eisenbahnbau beschältigten Arbeitern cur Wohnimg. IHe Höblen sind eng, feucht, ohne Abmg ffir Unreinigkciten imd ohne Abtritte. Sie entbehren aller Ventilationsmittel, mit Ausnahme eineR Lochs durch die Wölbung, das zugleich als Schorn- stein dient. Die Pocken wütheu and haben schon verschiedne Todesfälle (unter den Troglodjten) Tenmecht* (1. e. Note 2.)

Die auf S. 460 ff. gegebnen Einzelheiten beziehn sich namentlich auf Arbeiter in Kohlenbergwerken. lieber den noch schlechteren Zustand in den Metallminen vgl. den gewissenhaften Bericht der Royal Commission ▼on 1864.

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und Durham verknüpft sind'', safj^ Dr. Julian Hunter, „sind viel- leicht im Durchschnitt das Schlechteste und Theuerste, was Eng- land auf (grosser Stufenleiter in dieser Art bietet, luit Auseahnae jedoch äiiDlicher Distrikte in Monmouthshii e. Uie extreme Schlechtig- keit liegt in der hohen Mensclieiizahl, die ein Ziimner füllt, in der Enge des Bauplatzes, worauf eine grosse Häusermasse geworfen wird, im Wassermangel und Abwesenheit von Abtritten, in der häufig angewandten Methode ein Haus über ein andres zu stellen oder sie in flats (so dass die verschiednen Cottages vertikal über ^Miiandcr liegende Stockwerke bilden) zu vertheilen . . . Der Unter- nehmer behandelt die ganze Kolonie, als ob sie nur kampire, nicht residire" ^^•*). „In Ausführung meiner Instruktionen'*, sagt Dr. Stevens, «habe ich die meisten grossen Bergwerksdörfer der Durham Union besucht . . . Mit sehr wenigen Ausnahmen gilt ▼on allen, daae jedes Mittel anr Sicherung der Gesundheit der Einwohner vernachlässigt wird. . . Alle Grubenarbeiter sind an den Pächter („kesee*') oder Eigenthümer des Bergwerke ftür 12 Monate ^ gebunden („bound**, Ausdruck, der wie bondage ans der Zeit der Leibeigenschaft stammt). Wenn sie ihrer Unzufriedenheit Luft machen oder in irgend einer Art den Au&eher („viewer**) be- lästigen, so aefast er eine Marke oder ein Memorandam hinter iliie Namen im Aufakhisbach und enÜfiast sie bei der jihrliehen Neu- Bindung ... Es scheint mir, daas kein Theil des Truckayatems aehlechter sein kann als dae in disaen dichtberdlkerten Distrikten herrschende. Der Arbeiter ist gezwungen, als Theil seines Lohns ein mit pestilenaialiachen fitnflftesen nmgebnea Haue su empfimflen. Br bum dch nicht «elM helfi». Er M in j«d«r BfleUditZ Leibeigner (he is to intents and purposes a seif)« Es acheint fraglich, ob jemand sonst ihm helfen kann ausser seinem Eigen- thümer, und dieser Eigenthümer zieht vor allem sein Bilanzkonto zu Rath, und das Resultat ist ziemlich unfehlbar. Der Arbeiter erhiilt von dem Eigenthümer auch seine Zutiiin an Wasser. Es sei gut otler schlecht, es werde geliefert i zurückgehalten, er muss dafür zahlen oder sich vielmehr cmeu Lohnabzug gefallen lassen"»**).

Im Konflikt mit der „öffentlichen Memung" oder auch der Ge- sundheitspoliz'M l:;« nirt sich das Kapital durchaus nicht, die theils gefährlichen, theiis entwürrlio"en(1en Bedingungen, worin es Funktion und Häuslichkeit des Albeiters bannt, damit zu „rechüertigen'S das sei

1. cT^ 180, 182. 1. c. p. 515, 517.

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ndthig, am üm profiilicher auszubeaten. So, wexm es entsagt auf Vorrichtmigen zum Schatz gegen gefahrliche Maschinerie in der Fabrik, auf VentilatioDS* und Sicherheitsmittel in den Minen u. s. w. So hier mit der Behausuig der Minenarbeiter. Als Entschul** dignng^f sagt Dr. Simon, der ärztUcbe Beamte des Privy Coun- cü, in seinem of&cielloi Bericht« „als Entschnldigong für' die nichts- wflrdige HaiiBeinrichtnng wird ausgeführt, djue Minen gewöhn- lich pachtweise ezploitirt werden, dass die Dtmer des Pachtlrontrakts (in Eohlenwerken meist 21 Jahre) za. km ist« damit der Minen- pfichter es der Mtthe werth halte, gute Haosemrichtnng fDor das ArbeitsTolk nnd die Gewerhsleate n. s. w. zu liefern, welche die üntemehmong anzieht; hltte er selbst die Absicht, nach dieser Seite hin liberal zn ^erfahien, so wfirde sie yereitelt werden durch den Grundeigen thümer. Der habe nämlich die Tendenz, sofort exorbitante Zuschussrente zu verlanjjfen für das Privilegium, ein anständiges und komfortables Doii auf der Gruadobertläche zu errichten zur Behausung der Bearbeiter des unterirdischen Ei^i^en- thums. Dieser prohibi torische Preis, wenn nicht direkte Proliibi- tion, schrecke ebenfalls andre ab, weiche sonst Wdlil bauen möchten , . . Ich will den Werth dieser Entschuldigung nicht weiter untersuchen, auch nicht, auf wen denn in letzter Hand die znschüssige Ausorabe für anständige Wohnlichkeit fallen würde, auf den örundherm, den Minenpächter, die Arbeiter oder das Publikum . . . Aber Angesichts solcher schmählicher Thatsachen, wie die beigefügten Berichte [des Dr. Hunter, Stevens u. s. w.] sie enthüllen, muss ein Heilmittel angewandt werden . . . Cbrundeigen- thomstitel werden so benutzt, um ein grosses öffentliches Unrecht zu begehn. In seiner Eigenschaft als Mineneigner ladet der Grand- herr eine industrielle Kolonie zur Arbeit auf seiner Domaine ein, nnd macht dann, in seiner £igenschafb als Eigenthfimer der Grund- oberflfiche, den Ton ihm versanunelten Atheiteni unmöglich, die zu ihrem Leben unentbehrliche, geeignete WohnÜchkett zu finden. Der MinenpSchter [der kapitalistische Ezploiteur] hat kein Geld- interesse, dieser Theilung des Handels zu widerstehn, da er wohl weiss, dass wenn die letztem Anspräche exorbitant sind, die Folgen nicht auf ihn fallen, dass die Arbeiter, auf die sie fallen, zu un- erzogen sind, um ihre Gesundheitsrechte zu kennen, und dass weder ohecönste Wohnlichkeit noch faulstes Trinkwasser jemals Anlass zu einem Strike liefern" ^'^).

1. c. p. 16.

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d) WIrkiio iter Kritw u/t dM kttttenüMM TMI dir ArfeiNirMMN.

Bevor ich zu den eigentlichen Agnkulturar heitern tibergehe, soll an einem Beispiel noch gezeigt werden, wie die Krisen selbst auf den bestbe/ahiten Theü der Arbeiterklasse, auf ihre AristokriUie, wirken. Man erinnert sich: das Jahr 1857 brachte eine der grossen Krisen, womit der industrielle Cyklus jedesmal abschliesst. Der nächste Termin wurde 1866 fallig. Bereits diskontirt in den eigent- lichen Fal)rik(listrikten durch die Baumwollnoth, welche viel Kapi- tal auB der gewohnten Aniagesphäre zu den «grossen Centraisitzen des Geldmarkts jagte, nahm die Krise diessmal einen vorwiegend finanziellen Charakter an. Ihr Ausbruch im Mai 1866 wurde sig- nalisirt durch den Fall einer Londoner Riesenbank, dem der Zu- sammensturz zahlloser finanzieller Sohwindelgesellschaften auf dem Fuss nachfolgte. Einer der groesen Londoner Geschäftszweige, welche die Katastrophe traf, war der eiserne Schiffsbau. Die Magnaten dieses Geschäfts halten wahrend der Schwindelzeit nicht nur ma&los überproducirt, sondern zudem enorme Liefenmg^on* trakte übarnommen, anf die Spekdation hin, dass die Kreditqnelle gleich reichlich fort fliessen werde. Jetst trat eine fnxohtbare Reaktion ein, die andi in andren Londoner Industrien bis zat Stunde, Ende Marz 1867, fortdauert Zur Charakteristik der Lage der Arbeiter folgende Stelle ans dem ausffthrUdien Bericht eines Korrespondenten des Moming Star, welcher An&ng 1867 die Hauptaitae des Leidens besuchte. „Im Osten von London, den Distrikten ron Poplar, lliUwaU, Ghreenwich, Deptford, Limehouse und Canning Town befinden sich mindestens 15,000 Arbeiter sammt Familien in einem Zustand äusserster Noth, darunter über 3000 geschickte Mechaniker. Ihre Reserveloiuis sind erschöpft ia i' olge sechs- oder achtmonatiger Arbeitslosigkeit . . . Ich hatte grosse

, Massenhafte Verhungerimg der Loudoner Armen I (,^^^lole.sale star- vHtion of the r.onflon Poorl*) . . . Während der letzten Tage waren die Mauern Luudouä überklebt mit grossen Plakaten, die folgende merkwürdige Anzeige bringen: «Fette Oehaen, ▼erhnngenideMenachen t Die fetten Oehaen haben ihre Glaspalftste verlassen, um die Reichen in ihren Laziugemächem zu mästen, während die verhungernden Menschen in ihren JammerhöliTen verderben und sterben. * Die Plakate mit dieser unheil kündenden In&chrift werden beständig emenert. Kanm ist eine Partie ansgement and flber^ klebt, wenn sofort eine neue Partie an demselben oder einem gleich öffentlichen Platz wiedererscheint Das erinnert au die omini^ die da-? französische Volk auf die Ereignisöe v on 1789 vorbereiteten ... im diesem Angenblick, wihiend englische Arbeiter mit Wtih und Kind «a KUte und Hunger sterben, werden Millionen von englischem Geld, dem Produkt englischer Arbeit, in russischen, spanischen, italienischen und andren fremden Anleihen angelegt.* (,^ynolds' Newspaper, 20. Jan. 1867."

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Mfilie, lom Thor des Workhonse (von Poplar) Tonudringeo, denn es war belagert Ton einem ausgehungerten Hänfen. Er wartet» aof Brodbillets, aber die Zeit snr VertheiluDg war noch nicht ge- kommen« Der Hof bildet ein grosses Quadrat mit einem Pultdach, das rings nm seine Mauern läuft Dichte Schneehanfen bedeckten die Pflasteisteine in der Hitte des Hofes. Hier waren gewisse kleine Plätze mit Weidengeflecht abgeschlossen, gleich Schafhürden, worin die Männer bei besserem Wetter arbeiten. Am Tage meines Besuchs waren die Hllrden so verschneit, dass Niemand ui ihnen sitzen konnte. Die Männer waren jedoch unter dem Schutz der liachvorsprünge mit Macadamisirung von Pflastersteinen beschäftigt. Jeder hatte einen dicken Pflasterstein zum Sitz und klopfte mit schwerem Hammer auf den frostbedeckten Granit, bis er 5 Bu&liel davon abgehauen hatte. Dann war sein Tagewerk verrichtet und erhielt er 8 d, (2 Silbergroschen, 6 Ptennif^e) und ein Billet für Brod. Tn eineni andren Theil des Holes stand ein rhachitisches kleines Holzhaus. Beim Oeffnen der Thür fanden wir es gefüllt mit Männern, Schulter an Schulter gedrängt, um einander warm zu halten. Sie zupften Schiffstau und stritten mit einander, wer von ihnen mit einem Minimum von Nahrung am längsten arbeiten könne, denn Ausdauer war der point d'honneur. In diesem einen Workhouse allein erhielten 7000 Unterstützung ^ darunter viele Hunderte, die 6 oder 8 Moiuit« zuvor die hdchsten Löhne ge- schickter Arbeit in diesem Land verdienten. Ihre Zahl wäre doppelt so grosB gewesen, gäbe es nicht so Tiele^ welche nach Erschöpfung ihrer ganzen Geldreserre dennoch vor Zuflucht zur Pfiurrei zurückbeben, so lange sie noch irgend etwas zu Tersetzen haben . . . Das Workhouse Terlassend, machte ich einen Gang durch die Stnwen von meist einstöckigen Hinsem« die in Poplar so zaUreidL Mein FOhrer war Mitglied des Dömitz ftr die Ar- beitslosen. Das erste Haus^ worin wir eintraten, war das eines Eisenarbeiters, seit 27 Wochen ausser Beschlftigung. Ich £uid den Mann mit seiner ganzen Familie in dnem Hinterzimmer sitzend. Das Zimmer war noch nicht ganz von Möbeln entblösst, und es war Feuer darin. Diess war nöthig, um die nackten Füsse der jungen Kinder vor Frost zu schützen, denn es war ein grimmig kalter Tag. Auf einem Teller gegenüber dem Feuer lag ein Quan- tum Werg, welches Frau und Kinder zupften in Erstattung des Brods vom Workhouse. Der Mann arbeitete in einem der oben besciiriebenen llöfe für ein Brodbillet und 3 d. per Tag. Er kam jetzt nach Haus zum Mittagessen, sehr hungrig, wie er ans mit

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emem bittern Lächeln sagte, und sein Mittegessen bestend aus einigen Brodschnifcten mit Scbmals und einer Tasse müchlossn Thees . . Die niefaste Thür, an der wir anklopften, wurde ge* dfinet durcii ein Frauenzimmer mittieren Alters, die, ohne ein Wort zu sagen, uns in ein kleines Hintorzimmer fthrte, wo ihre ganze Familie sass, schweigend, die Augen auf ein rasch ersterhendes Feuer geheftet Solehe VerOdung, solche Hoffnungslosigkeit hing um diese Leute und ihr kleines Zimmer, dass ich nidit wünsche, je eine Shnliche Sceno wieder zu sehn. „Nichte haben sie Ter* dient, mein Herr'*, sagte die Frau, auf ihre Jungen zeigend, „nichts für 26 Wochen, und all unser Geld ist hingegangen, alles Geld, das ich und der A ;iter m den bessren Zeiten zurücklegten, in dem Wahn, einen Kückhalt während schlechten Geschäfts zu sichern. Sehn sie es", schrie sie fast wild, indem sie ein Baukbuch hervor- holte mit allen seinen re^elniäi'sigen Nachweisen über eingezahltes und rückerhaltnes Geld, ao (in.ss wir sphn konnten, wie das kleine Vermögen begonnen hatte mit dem ersten l)('{iosit von 5 Shilling, wie es nach und nach zu 20 Pfd. St. aufwuchs und dann wieder znsainineTischmolz. von Pfunden zu Sbillingen, bis der letzte Ein- trag das J^icii so werthlos machte, wie ein leeres Stück Papier. Diese Familie erhielt ein nothdürftiges Mahl täglich vom Work- house . . . Unsere folgende Visite war zur Frau eines Irländers, der an den Schiffswerften gearbeitet hatte. Wir &nden sie krank Yon Nahrungsmangel, in ihren Kleidern auf eine Matratze gestreckt, knapp bedeckt mit einem StQck Teppich, denn alles Bettzeug war im Pfandhaus. Die elenden Kinder warteten sie und sahen aus, als bedlirften sie umgekehrt der müttwlichen Pflege. Neunnhn Wochen eizwungnen Mttssiggangs hatten sie so weit herunterge* bracht, und wfthrend sie die Geschichte der bittern Vergaageoheit erzahlte, stöhnte sie, als ob alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft yerioren wSre . . . Beim Austritt aus dem Hause rannte ein junger Mann auf uns zu und bat uns, in sein Haus zu gehn und zu sehn, ob irgend etwas fttr ihn geschehen könne. Ein junges Weib, zwm hübsche Kinder, ein Klnster Ton Pfandzetteln und ein ganz kahles Zimmer war alles, was er zu zeigen hatte".

Üeber die Nach wehen der Krise Ton 1866 folgender Auszug aus einer torystisohen Zeitung. Man rnnss nicht vergessen, dass der Osttheil Londons, um den es sich hier handelt, nicht nur Sitz der im Text des Kapitels erwähnten eisernen Schiffsbauer, sondern auch einer stets unter dem Minimum bezalilttin sog. „Hausarbeit" ist „Em entsetzliches Schauspiel entrollte sich gestern in einem

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Theil der Metropole. Obgleich die arbeiteloeeii Taneende des Oet- endee mit sehwarzeD Trauerflaggen nieht in Masse paradirten, war

der Menschenstrom imposant genug. Erinnern wir uns, was diese Bevölkerung leidet. Sie stirbt vor Hunger. Daü ist die einfache und furchtbare Thatsache, Ks «ind ihrer 40,000 ... lu unsrer Gegenwart, in einem Viertel dieser wundervollen Metropole, dicht neben der enormsten Akkuraulütion von Reichthum, welche die Welt je sah. dicht dabei 40J)00 hülflos verhungernd! Diese Tausende brechon jetzt ein in die andren Viertel; sie, in allen Zeiten imlbverhungert, schreien uns ihr Weh ins Ohr, sie schreien es zum Himmel, sie erzählen uns von ihren elendgeschlagenen Wohnungen, dass es unmöglich für sie, Arbeit zu linden und nutz- los, zu betteln. Die lokalen Armensteuerpflichtigen sind durch die Forderungen der Pfarreien selbst an den Rand des Pauperis- miia getrieben." (Standard. 5. April, 1866.)

Da es Mode unter den englischen Kapitalisten ist, Belgien als das Paradies des Arbeiten zu schildern, weil „die Freiheit der Arbeit" oder, was dasselbe ist, „die Frrili« it des Kapitals", dort weder doicfa den Despotiemus der Trades' Unions noch durch Fabrikgesetae verkllinmerfc aei, hier ein paar Worte über das nGltlck^ des belgischen Arbeiters. Sicher war niemand tiefer eingeweiht in die Mysterien dieses Olficks als der Tcistorbene Herr Dacp^anx, Ctoneralinspektor der belgischen Gefängnisse and Woblthätigkeitaanstalten, und Mitglied der CentralkommisBbn Ufar beigische Staibtik. Nelimen wir sein Werk: „Budgets tono- miqaes des classea onTri^res en Belgique, Bruzellea 1855." Hier finden wir n. A one belgische Normalarbeiter&niilie, deren jähr- liche Ausgaben und Einnahmen nach sehr genauen Daten be- rechnet, und deren Nahrungsverhältnisse dann mit denen des Sol- daten, des Flottenniatrosen und des Gefangnen verglichen werden. Die Familie „besteht aus V aier, Mutter und vier Kindern". Von diesen sechs Personen „können vier das ganze Jahr durch nützlich beschäftigt werden"; es wird vorausgesetzt, „dass es weder Kranke noch Arbeitsunfähige darunter gibt", noch ., Ausgaben für reli- giöse, moralische und nirrlh'ktiielle Zwecke, ausgenommen ein sehr (iennges für Kirchenstlihie", noch „Beiträge zu Sparkassen oder Alterrfversori^ungskassen", noch „Luxus-- oder sonstige ttber- flüssige Ausgaben." Doch sollen der Vater und der iiit- ste Sohn Tabak rauchen und Sonntags das Wirthshaus besuchen dllrt'en, wofür ihnen ganze 86 Centimen die Woche ausgesetzt sind. „Ans der GesanuntaasanimensteUung der den Arbeitern der m-

Gas

sebiedneD G^eschafisBweige bewilligten Löbne folgt . . . dasB der höchste Dwchschnitt te tfiglidien Lohns ist: 1 fr. 56 c ftr MSnner, 89 c. fttr Franen, 56 c Ittr Knsben und 55 c fttr

Madchen. Hiernach berechnet, würden sich die Einkünfte der Familie allerhochstens auf 1068 fr. jährlich belaufen ... In der

als typisch angenommenen Haushaltuiig haben wir alle möglicheu Einkünfte zusaniniengerechnet. Wenn wir aber der Mutter einen Arbeitslohn anrechnen, entziehen wir dadurch die Haushaltung ihrer Leitung; wer besorgt das Haus, wer die kleinen Kinder? Wer soll kochen, waschen, flicken? Diess Dilemma üitt jeden Tag vor die Arbeiter.**

Der Budget der Familie ist denuiach:

Der Vater, 800 Arbeitstage zu fr. 1.56 ... fr. 468. . Die Matter 0.89 ...» 267. .

Der Junge 0.56 ...» 168. .

Das Mädchen 0.55 . . . » 165. .

Total fr. 1068. .

Die Jalii ( sausgabe dur Familie und ihr Deficit würden aus- machen, ialls der Arbeiter die Nahrung hatte:

Des Flottenmatrosen Ir. 1828. Deficit fr. 760. . Des Soldaten „1473. 405. .

Des Gefangenen „1112. 44. .

»Mau siehti dass wenig Arbeiterfamilien sich die Nahrung rer- schaffen können, nicht etwa des Matrosen oder des Soldaten, soo* dem selbst des Gefangnen. Im Durchschnitt hat jeder Qefimgne 1847/49 in Belgien 68 c tfiglich gekostet, was g^^ die ti^- liehen Unterhaltungskosten des Arbeiters einen Unterschied Ton 18 c ergibt Die Verwaltungs- und Ueberwachungskoslen gleichen sich ans dagegen, dass der Gefangne keine Miethe sahlt .... Wie aber geht es zu, dass eine grosse Zahl, wir könnten sagen die grosse Mehrzahl der Arbeiter in noch sparsameren Verhältnissen lebt? Nur indem sie zn Nothbehelfen flüchtet, wovon der Arbeiter allein das Geheimniss hat; indem sie an der täglichen iiation ;ibknappt; Uoggenbrod statt Weizenbrud isst; weniger oder gar kein Fleisch isst; ebenso mit Butter und Ge- würzen; indem sie die Familie in eine oder zwei Kammern packt, wo Mädchen und Jungen zusammen schlafen, oft auf demselben Strohsark; indem sie an der Kleidung spart, der Wäsche, den Keniioungäiiiittelii; indem sie i1(mi Sonntagfsvergnügungcn entsagt, kurz sich zu den schmerzlichsten Entbehrungen entschliesst. £in-

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mal bei dieser leteten Oieiuse angelangt, yermehrt der geringste

PreisaufBchlag der Lebensmittel, eine Arbeitsstockung, eine Krank- heit das Elend des Arbeiters und ruinirt ihn vollständig. Die Schulden häufen sich, der Kredit wud versagt, die Kleider, die nutli wendigsten Möbel waiideni ins Pfandhaus, und schliesslich bittet die Familie um Einschreibung in die Armenliste". ^'*') In der That folgt in diesem „Paradiese der Kapitalisten" aut die ge- rinprste Aenderung im Preise der nothwendigsten Leben sin Ittel eine Aeudenmg in der Zahl der Todesfälle und Verbrechen! (Sich Mam- fest der Maatsch;ipitij : „De Vlamingen Yooruit! Hrusstd 1860," p. 15. Iii.) (junz Belgien zählt 930,000 Familien, davon, nacii offi- cieller Statistik: 90,000 Reiche (Wähler) = 450,000 Personen: 190,000 Familien der kleinen Mittelklasse, in Stadt und Dorf, grosser Theil davon stets ins Proletariat fallend, = 1,950,000 Per- sonen. Endlich 450,000 Arbeiterfamilien = 2,250,000 Personen, ▼OD welchen die Musterfamilien das durch Ducp^tiaux geschilderte Olück gemessen. Unter den 450,000 Arbeiter£unilien über 200,000 auf der Armenlistol

e) Das britische AokerbauproleUrlat

Der antagonistische Charakter der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bewährt sich nirgendwo brutaler ab in dem Fortscliritt des englischen Landbaus (Viehzucht eingeschlossen) und dem KUckschritt des englischen Landarbeiters. Bevor ich zu seiner gegenwärtigen Lage übergehe, ein rascher Rückblick. Die moderne Agrikultur datirt in England TOn der Mitte des 18. Jahr* hunderta, obgleich die UmwÜzang der GrandeigenthumsTerhali- nisae, woTon die Terinderte Produktionsweise als Qnmdlage aus- geht, viel firüheien Datums.

Nehmen wir Arthur Toung's, eines genauen Beobachters, ob- gleich oberflSchlichen Denkers, Angabt Über den Landarbeiter Ton 1771, so spielt letastrer dne sehr elende RoUe, Teigiichen mit seinem Vorgänger Ende des 14. Jahrhunderts, „wo er in Fülle leben und Reidithum akknmuliren konnte'*^'"), gar nicht zu sprechen vom 15. Jahrhundert, „dem goidnen Zeitalter der eng-

Dncp^tiaiu, L e. p. 151, 154, 155.

James E. Th. Bogera (Prof. of Polit. Econ. in the University Oxford): ,A Hietory of Agricuhnr? and Prire«' in England. Oxford 1^Pi6,* T. If p. 690. Dieea fleißig gearbeitete Werk amfaast in den bitiher er- sehieneneii zwei ersten Binden nor noch die Periode von 1259—1400. Der zweite Band enth&lt bloss statistisches Material. Es ist die erste anthentiflche »Hittoiy of Piioee*, die wir für jene Zeit beeltien.

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ÜBcfaen Arbeiter in Stadt und Land**. Wir bnaehen jedoch nicht soweit zarackzngehn. In einer sehr gehaltmchen Schrift Ton 1777 liest man: „Der grosse Pfichter hat sich beinahe erhoben zom Niveau des Gentleman^ wfthrend der arme Landarbeiter fiaat zn Boden gedrückt ist . . . Seine nnglÜckHche Lage sögt sich klar durch eine vei gleichende Uebersnicht seiner VerfaSltnisse y<m heute und von 40 Jahr früher. . . . Grundeigenihfimer und Pachter wirken Hand in Hand zur Unterdrückung des Arbeiters"***). Es wird dann im Detail nacligewiesen, dass der reelle Arbeitslohn aui dem Lande von 1737 bis 1777 um beinahe oder 25^/^ ge- fallen ist. „Die moderne Politik", sagt gleichzeitig Dr. Richard Price, ^begünstigt die höheren Vulksklassen; die Folge wird sein, dass iViiher oder später das ganze Königreich nur aus Gentlemen und Bettlerii, aus Granden und Sklaven bestellt"***^).

Dennoch ist die Lage des englischen Landarbeiters von 1770 bis 1780, sowohl was senie Nahrungs- und Wohnlichkeitsziistiinde. als sein Selbstgefühl, Belustigungen u. s. w. betrifft, ein später nie wieder erreichtes Ideal. In Pints Weizen ausgedrückt betrug sein Durchschnittslohn 1770 bis 1771 90 Pints, zu Edens Zeit (1797) nur noch 65, 1808 aber 60'*').

Der Zustand der Landarbeiter Ende des AutijakobinerkriegSy während dessen Grundaristokraten, Pächter, Fabrikanten, Kauf- leate, Banquiers, Börsenritter, Armeelieferanten u. 8. <w. sich ao ausserordentlich bereichert, ward bereits früher angedeatet. Der nominelle Lohn stieg in Folge theils der Banknoten-Depredation, theils einer hiervon unabhängigen Zunahme im Preis der eisten LebensmitteL Die wirkliche Lohnbewegung ist aber anf sehr emfMshe Art zu konstatiren, ohne Zuflucht 2n hier unKoUtosigen Detaik. Das Armeugesetz und seine Administration waren 1795 und 1814 dieselbea Man erinnert sich, wie diess Gesetz anf dem Land gehandhabt wurde: in der Gestalt von Almosen ergSnzte

pReaaoDB for the late Increaae of the Poorlaws; or, a comparative ▼iew of the price of hibour and provisions. Lond. 1777,* p. 5, 11.

Dr. Richard Pru < Observations on Reversionary Payments, 6. ed. By W. Morgan. Lond. löU )/ v. IT, p. 158, 159. Price bemerkt p. 159: „The uouiiual price of day labour ia at preeent no more than about foor timet, or at most five times higher than it waa in tlie year 1514. Bat the pric^ nf com is seven timeB, aiid of fie.'*h-nieat anfl rainient aboiit üfteen tiine.s higher. So far, therefore, h:is the price of labour been eveu from ailvanciog in proportiuu to the iucreaae in the expences of liTing, that it doe« not appear that it beara now half the proportion to thc^c expcncos that it did bear *

^*') Barton 1. c p. 26. Für Ende des 18. Jahrhunderts vgL Eden L c

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die Pfarrei den Nominallohn bis zu der für blosse Vegetation des Arijeiters erheischten Nominalsumnie. Das Verhältniss zwischen dem vom Pächter gezahlten Lohn und dem von der Pfarrei gat- gemat Ilten Lohndeficit zeigt uns zweierlei, erstens die Senkung des Arbeitslohns unter sein Minimum, zweitens den Grad, worin der Landarbeiter aus Lohnar)»eiter und Pauper zusammenfyesetzt war, oder den Grad, worm man ihn m einen Leibeignen seiner Pfarrei verwandelt hatte. Wir wählen eine Gra&chaftf die das Durchschnittsverhaltniss in allen andren Grafschaften reprasentirt. 1795 betrug der durchschnittliche Wochenlohn in Northampton* shire 7 sh. 6 d., die jährliche Totalausgabe einer Familie von e Personen 36 Pfd. St. 12 sh. 5 d., ihre Totaleinnahme 29 Pfd. St 18 sh., das von der Pfarrei gut gemachte Deficit: 6 Pfd. 8t. 14 ah. 6 d. In derselben Gh-afschaft betrag 1814 der Wochen- lohn 18 eh. 2 d., die jfthriiche Totalansgabe einer Familie nm

5 Personen 54 Pfd. Si 18 sL 4 d., ihre Totaleinnahme 86 Pfd. St 2 eh., das Ton der P&rrei gutgemadite Deficit: 18 Pfd. St

6 sh. 4 d.^«^ 1795 betrag das Deficit weniger sls V4 Arbeits- lohns, 1814 mehr als & HSUla Es Tosteht säh von sdbsti dass unter diesen Umständen die geringen Eiomlbrts^ die Eden noch in dar Cotlage des Landarbeiters fiaid, 1814 Tersehwimdai waren ^*'). Unter aUen Thieren, die der Pächter hält, blieb Ton nun an der Arbeiter, das instrumentum vocale, das meist geplackte, schlechtest gefüttijrte und brutalst behandelte.

Derselbe Zustand der Dinge dauerte ruhig fort, bis „die 8wmg Aufstande 1830 uns (d. h. den herrschenden Klas^ien) l>eim Licht- flammen der Komschober enthüllten, dass Elend und dunkle aui- rührerische Unzufriedenheit eben so wild unter der Oberfläche des agri- kolrn als des industriellen Englands lodre"***). Sadler tautte damals im Unt»^rhRii8 die T/nndarbeiter „weisse Sklaven" („white slaves"), ein Bischof hallte das Epithet im Oberhaus wieder. Der bedeatendsie politische Oekonom jener Periode, E. G. Wakefield. sagt: „Der Landarbeiter Südenglands ist kein SklaYe, er ist kein dreier Mann, er ist ein Pauper"***).

Die Zeit unmittelbar vor der Aufhebung der Komgesetse warf neues licht auf die Lage der Landarbeiter. Iiineraeits lag ee im

Parry 1. c. p. 86. id. p. 218.

8. Liuiig 1. c. p. 62.

.England and Ameiiea. Lond. 1888»* p. 47.

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Intereeae der bürgerlichen Agitatoreo naclizaweiseD, wie wenig jene Sehatzgesetae den wiiUichen Komproduomten beachllteten. An^rer-

seits scbSamte die indostrielle Bourgeoisie auf von Ingrimm über die Denunciation der Fabrikzustaude seitens der GrundaristokrateiL, über die atlcktirte Sympathie dieser grundverdorbnen, herzlosen und vornehmen Müssiggänger mit den Leiden des Fabrikarbeiters, und ihren »diplomatischen Eüfer" für Fabrikgesetzgebung. Es ist ein altes englisches Sprichwort, dass wenn zwei Diebe sich in die Haare fallen, ininier etwas Nützliches «geschieht. Und in der That, der geräuschvolle, leidenschaftliche Zank zwischen den zwei Frak- tionen der herrschenden Klasse über die Frage, welche von beiden den Arbeiter am schamlosesten ausbeute, wurde rechts unH links Geburtshelfer der Wahrheit. Graf Shaftesbury, alias Lord Ashiey, war Vorkampfer im aristokratischen Antifabrikphilaniropiefeldzug. Er bildet daher 1844 bis 1845 ein Lieblingsthema in den Elot- hüllungen des Morning Chronicle Ober die Zustande der Agrikultaz^ arbeiten Jenes Blatt, damals das bedeutendale liberale Organ, schickte in die Landdistrikte eigne Kommissare, welche sich keinem Wegs mit allgemeiner Schilderung und Statistik begnügten, sondern die Namen sowohl der nnteisuchten ArbeiterfiunUien aia ibier Grundherrn veröffentlichten. Die folgende Liste gibt Löhne« zahlt auf drei DOrfem« in der Nachharsdiaft Ton Blanford, Wim* boume und Poole. Die Dörfer sind Eigenthnm des Mr. G. Beokes tmd dee Ghrafen Ton Shaftesburj. Man wird bemerken, daes dieser Pabet der »low chnrch^, diess Haupt der englischen Pietisten, eben- so wie p. p. Bankes von den Hundelöhnen der Arbeiter wieder emen bedeutenden Theil unter dem Yorwand Ton Hansrenfte ein- steckt.

Erstes Dorf.

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4

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2

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648

Zweites Dorf.

6

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Drittes Dorf,

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7 8h.

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28h.lVtd.

28h.>«).

Die Abschaffung der Korageeetie gab dem engliscben Landbau emen ongeheuren Ruck. DreiniroDg auf der grossten Stufenleiter ^^^), neues Sjalsem der StaUffttterimg und des Anbaus der künstlichen Fotterkr&uter, Einffthrnng meohaDischer Dflngapparate, neue Be- handlung der Thonerde, gesteigerter Gebrauch mineralischer Dflng- mittel, Anwendung der Dampfmaschine und aller Art neuer Arbeits- maschinerie u 8. w., intensiYere Kultur überhaupt charakterisiren diese Epoche. Der PHlsident der königlichen GeseUschaft fttr Agrikultur, Herr Pusey, behauptet, dass die (relativen) Wirth* Schaftskosten durch die neu eingeführte Maschinerie bebahe um die Hfilfte yerringert worden md. Andrerseite ward der positiTS Bodenertrag rasch erhöht Grössere Kapitalauslage per AcrSf also auch beschleunigte Koncentration der Pachten, war Grundbedingung der neuen Methode**®). Zugleich dehnte sich das Areal der Be- bauung von 1846 hi^ 1856 um 46 4,119 Acres aus, nicht zu sprechen von den grossen Flachen der östlichen Grafschaften, welche aus KaiiiiK lieugeheg und armer Viehweide in üppige Korn- felder umpezaul i rt wurden. Man weiss bereits, dass gleichzeitig die Geijamiiitzahl der in der Agrikultur betheiligten Personen ab- nahm. Was die eigentlichen Ackerbauer, beiderlei Geschlechte

London Economiat. 29. März 1845, p. 290.

'*') Die Grundariatokratie echosn »ich selbst zu diesem Zweck Fonds, uatilrlieh per Parlament, aus der Staatskasse vor. zu sehr niedrigem Zins, welchen diu Tüchter ihr doppelt zu erstatten haben.

Die Abnahme der mittleren Pächter ersieht man namentlich aus den Rubriken des Gensus: .Pächters Silin, Enkel, Bruder, Neffe, Tochter, Enkelin, Schwester, Nichte", kurr der \nm Pächter beschäftigten Glieder seiner eignen Familie. Diese Kubrikeii suhlten 1851: 216,861 l'ersoneu, 1861 nor 176,151. Von 1851 bis 1871 haben in England die Paebthöfe von unter 20 vXcres sich um mehr als 900 verringert; die zwisch«"n ^0 und 75 Acres sind von 8253 auf 6870 gefallen; ähnlich bei allen andmi i'acht- hufen unter 100 Acre^. Dagegen hat sich während derselben Jahre die Zahl der grossen Pachth((fe Yermehrt; die von 800—500 Aeres sind ge- stiegen von 7771 auf 8410, die von mehr &h 500 Aerea TOD 8755 auf 8914, die von mehr als 1000 Acres, von 492 auf 582.

41*

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und bIW Alfterartufen, betrifft, ao sank ihre Zahl von 1,241^69 im Jahr 1851 aof 1468,217 im Jahr 1861^. Wemi der eng- liflche GeDeralregistrator daher mit Recht bemerkt: „Der Zuwachs Ton PSchtem mid Landarbeitern seit 1801 steht in gar keinem yerhiltniss zum Zuwachs des agrikolen Prodakts** ^"^i so gilt dieas IfissverhfiltmsB noch viel mehr Ton der letzten Periode, wo poeftiTe Abnahme der Ifindlichen ArbeiterbeTÖlkertmg Hand in Hand ging mit Auadehnung des bebauten Areals, intensiTerer Kultur, uner* börter Akkumulution des dem Boden einverleibten und des seiner Bearbeitung gewidmeten Kapitals, Steigerung des Bodenprodukts ohne Parallele m der GesckicLte der englischen Agronomie, strotzen- den Ren trollen der Gnmdeigenthfimer und schwellendem Eeichthum der kapitalistischen Pächter. Nimmt man diess zusammen mit der onunterbrocbiien raschen Erweiterung des städtischen Absat/.nmrkts und der Herrschaft des Freihandels, so war der LaTidarl^eiter post tot discrimina rerum endlich in Verhältnisse gestellt, die ihn, secundum artem, gliickstoll machen musst^n.

Professor Rogers gelangt dagegen zum Resultat, dass der eng- lische Landarbeiter heutigen Tags, gar nicht zu sprechen von seinem Vorgänger in der letzten Hälfte des 14. Jahrhnnderts und im 15. Jahrhundert, sondern nur yerglichen mit aeinem Vorganger aus der Periode 1770 1780, seine Lage anaaerordentlich Ter- Bchlechtert hat, dass „er wieder ein Leibeigner geworden ist'' und zwar schlecht gef&tterter und behauster Leibeigner ^'^^j. Dr. Julian Hunter, in seinem epochemachenden Bericht Uber die Wobnüchkeii dw Landarbeiter« aagt: »Die Ezietenzkoetw des bind (der Zmt der Leibeigenachaft angehdrigor Name ftr den Landarbeiter) sind fiziri SU dem möglichst niedrigen Betrag, womit er leben kann . . . aein Lohn und Obdach sind nicht berechnet auf den aus ihm heraoa- suscblagenden Profit Er ist eme Noll in den Berechnungen des Pfichters^**) . . . Seine Subeistensmittel werden stete als eine fixe

Die Zahl der Schafhirten wucha von 12,517 auf 25,559.

Ceuöub etc. l c. p. 86. ^) Bogers 1. c. p. 698. ,The peaasnt has again heoome a seif.* L e. p. 10. Herr Eugers gehört zur liberalen Schale, ist persönlicher FrBOBd von Cobden und Bright, also kein Iftudator temporis acti.

"») .Public Health. Seventh iieport. Lond. 1864/ p. 242. ,The cost of ihe hind Is fized at Ihe lowest poasible amannt on whieh lie can live . . . the supplies of wages or «heiter are not calcalated on the profit to b»' dcrived from bim. He is a zero in farming calculationa.' Es ist daher nichta ungewöhuliches, dnaa entweder der Hausvermiether die Miethe für einen Arblttter erhöht, sobald er hört, daae denelbe etwas mdur TerdieBt» oder dass der Pächter den Lohn des Arbeiton herontenels^ «weil donoon Frau BeschiUtigimg gefunden hat.* (1. c.)

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Quantität behandelt**^). »Wsb irgend eine weilere Bednktion aeiiiM EinkommeDS angeht, so kann er sagen: niiiü habeo, nihil coro. Er hat keine Furcht für die Znknnft, vreil er über nichts ▼erfllgt ausser dem, was zu seiner ETistenz absolut unentbehrlich ist Er hat den Gefrierpunkt erreidit, Ton dem die Berechnungen des R^tm als Datum ausgehn. Eomme was wolle» er hat k^en Antheil an Glfick oder Unglück"'").

Im Jahre 1863 fand eine officielle Untersuchung über die Ver- pfleguugs- und BeschäftigungszustaiidL' der zu Transportation und öffentlicher Zwangsarbeit verurtheiltm Verbrecher statt. Die Re- sultate sind in zwei dickleibigen Blaubüchern niedergelegt. „Eine sorgföltige Vergleichung", heisst es unter anderem, .zwischen der Diat der Verbrecher in den Gefang-nissen von England und der der Paupers in Workliou^es und der freien Landarbeiter desselben Landes zeigt unstreitiii:, dass die ersterii viel besser genährt siiid als irgend eine der btnden andren Klassen" ^"^j, während „die Ar- beitsmasse, die von einem zu öÖentlicher Zwangsarbeit Verurtheilten ▼erlangt wird, ungefähr die Hälfte der yom gewöhnlichen Land- arbeiter Terrichteten betragt'' ^^*). Einige wenige charakteristischA Zeugenaussagen: John Smith, Direktor des Gefängnissen zu Edin- burgh verhört Nr. 5056: „Die Diät in den englischen Gefängnissen ist viel besser als die der gewöhnlichen Landarbeiter." Nr. 5075: „Es ist Thatsache, dass die gewöhnlichen Agriknlturarbeiter Schott- lands sehr selten irgend weiches Fleisch erhalten.** Nr. 8047: Rennen Sie irgend einen Grund f&r die Nothwendigkeit, die Ver- brecher viel besser (mueh better) au nfihren als gewöhnliche Land- arbeiter? Sicher nicht«* Kr. 8048: JMtaik Sie es fttr an- gemessen, weitere Experimente zu machen, um die DiSt zu öffent- lichen Zwangsarbeitöi Tenirtheilter Gefiuigener der Di&t freier Landarbeiter nahe zu bringen?** „Der Landarbeiter,** heisst es, „könnte sagen: Ich arbeite hart und habe nicht genug zu essen. Als ich im Gefäugniss war, abeitete ich nicht so hart und hatte Essen in Fülle, und darum ist es besser ftlr mich im (^efängniss alä im Freien zu sein^*^^^). Aus den dem ersten Band des Berichts

1. c p. 185.

»«^«j 1. c. p. 134.

"^■^) „Report of the OommisaioncrH . . . realitiug to Trimsportatioii and Penul Servitude. Lond. 1863," p. 42 50.

1. c. p. 77. MemorsnduiD by the Lord Chief Justioe.

1. C. V. II, Eviik-nre. »'^) L c. V. 1. Appendix p. 280.

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an^^ liängien TabeUen ist eine vergleichende Uebersicht Kusammen gestellt.

WOchentlicber Nabrungsbeicag.^*'*)

8»«:

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35

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Verbrecher im Gefänguiw von

Unzen.

Unzen.

Unzen.

Unzen.

PurLlaud

28.95

150.06

4.6Ö

183.69

MatroM in der Mnigl. Marine

29.68

1&2.91

4.51

187.06

Soldat

25.55

114.49

3.94

143.98

Kutschenmacher (Arbeiter)

24.53

162.06

4.23

190.82

Setzer

21.24

100.83

3.12

125.19

Landarbeiter

17.78

118.06

8.29

Das aUgemeina Resultat dar äisUichaii UptersttdiungakoHnnMaion von 1868 Qber den Nabrangaaiiatand der schlechter genihrten YolksklaBBen ist dem Leser bereitB bekannt Er erinnert sich, dass die DÜt eines grossen Theils der Landarbeiteriamilien unter dem Minimalmals ^^tiat Abwehr von Hungerkranidieiten*' stehl Es ist dies namentlich der Fall in allen rem agrikolen Distriktsit Ton ComwaD, Devon, Somerset, Wilts, Stalferd, Oxfbrd, BeAn ond Herta. „Die Nahrung, die der Landarbeiter erh&lt,^' sagt Dr. Simon, „ist grösser, als das Durchschnittsquantum anzeigt, da er selbst einen viel grösseriju, lür seine Arbeit uuentbehrlichen Theil der Lebensmittel erhält als seine übrigen Familienglieder, in den ärmeren Distrikten fast alles Fleisch oder Speck. Das Quantum Nahrung, das der Frau zufällt, und ebenso den Kindern in ihrer Periode raschen Wachsthums, ist in vielen Fällen, und zwar in fast allen Graftschiiif en, mangelhaft, hauptsächlich an Stickstoff*''^"). Die bei den Pächtern selbst wohin juien Knecht*' und Mägde werden reich- lich genährt. Ihre Zahl fiel von 28ö,277 im Jahre 1851 auf 204,962 im Jahr 1861. „Die Arbeit der Weiber auf freiem Feld,** sagt Dr. Smith, „von welchen sonstigen Nachtheilen auch immer begleitet, ist unter gegenwärtigen Umstanden von grossem Yortheil fUr die Familie, denn sie liefert derselben Mittel für Beschnhon^, Kleidung, Zahlung der Hausrente, und befähigt sie so besser m essen*" Eins der merfcwfirdigsten Resultate dieser UntersnchuDg

»w») 1. c. p. 274. 275.

»»5 „Public Health, Sixth Keport. 1863." p. 2m, 249, 261, 262. l. c. p. 262.

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war, dass der lAndarbeiter in England bei weitem scblechter ge- nilirt irt als in den andren Theflen des Vereinigten Kdnigreicha («is conBiderablj Üie worst fed*), wie die Tabelle zeigt

Wöchentlicher Konsum von Kohlenstoff und Stickstoff durch den

läüdlichpri Darcli"chnittsarV)pitr'r.

England Wales

Schottland Irland

Kohlenstoff.

40,673 Gran 48,354 Gran

48,980 Grnn 43,866 Gran

Stickstoff.

1,594 Gran 2,081 Gran

2,848 Gran 2,439 Gran»«^;

^) L e. p. 17. Der englische Landarbeiter erhllt nnr V4 so viel MUeh

und nur so viel Brod^ff als der iriiche. Den besseren Nahrimgsstand der letzterf^n ^irmerktc schnn A Young, in seiner „Tour thrriuc:h Irelaiul'' Anfang die^ea Juhrhundert». Der Grund ist einüach der, dast» der arme iritehe Pächter ungleich humaner ist als der reiche englische. Mit Bezug auf Wales gilt die Textangabe nicht für seinen Südwesten. „Alle dortigen Aerztestimmenflbcrein, dass dipZiinahme derSterblichkeit«rate durch Tu her- kulose, Skropheln etc. au intensitüt wächst mit der Verschlechterung des phyaischenZustandes der Bevölkerung, und alle schreiben diese Verschlechte* mng der Armnth zn. Der tägliche Unterhalt des Landarbeiters wird dort auf 5 d. veranschlagt, in vielen Distrikten 7:ihlt der Pachtfr '"elh^^t elend) weniger. Ein Bi^üen gesalzuen Fleisch, getrucknet zur Härte von Muhaguni und kaum werth des schwierigen Processes der Verdauung, oder Speck dient zur Würze einer grossen Quantität von Brühe, von Mehl und Lauch, oder Haferbrei, und Tag nach Tau; ist diess das Mittapsmahl des LaiKlnrheiter» . . . Der Fortechritt der Industrie hatte die Folge für ihn, in diehem harten und fe\|chten Klima, das solide hausgesponneueTuch durch wohlfeile Baum- wollzeuge zu verdrängen und sUbrkere Getränke durch , nominellen* Thee. ... Nach langstüTidiirer Aussetzung an Wind um! Regen, kehrt der Acker- bauer zurück zu seiner Cottage, um niedcr/.usit/.eu bei einem Feuer von Torf oder Ballen, die aus Lehm und Kohlenabl'all zuäammengesetzt sind und Wolken yon Kohlen und Schwefelsäure annqualmen. Die Wftnde der Hütte bestehn aus T.phm uw\ Steinen, das Estrich aus der nackten Erde, welche da war vor Erbauung (K r Hütte, das Dach ist eine Masse losen und auf- gedunsenen Strohs. Jeder Spalt ist veratopft zur Erhaltung der Wärme, und in einer Atmosphäre von diabolischem Qeetank, einen Schlammboden unter sich, oft mit seinen ein/igen Kleidern trocknend auf seinem Leibe, nimmt er sein Abendbrot mit Weib und Kindern. Oeburtshelfer, gezwungen einen Theil der Nacht in diesen Hütten zuzuiniugen, haben beschrieben, wie ihre Füsse im Schlamm des Fussbodens versanken, und wie sie gezwungen waren, leichte Arbeit I, ein Locli durch die Wand zu bohren, um sich eine kleine Privatrespiration zu verschaffen. Zahlreiche Zeugen von verschiednem Rang bezeugen, dads der untergenährte (underfed) Bauer dieseu und andren geenndheitewidrigen EänflOssen jede Nacht ausgesetzt ist, und fftr das Besol- tat, ein geschwächtes und skropludoses Volk, fehlt es wahrhaftig nicht an Beweisen... Die Mittheilungen der Pfarrei beamten von Caermarthenshire und Cardiganshire zeigen schlagend denselben Zustand der Dinge. Es kumua hinzu eine noch gröss^e Pest, aas Umsichgreifen des Idiotismus. Nun noch die klimatischen Verhältnisse. Heftige Südwestwinde durchbbiäen das ganze Land während 8 biß 9 Monaten im Jahr, in ihrem Ocfdlp- Regen-Öturzbäche, die sich hauptsächlich auf die westlichen Abhänge der Hügel entladen.

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, Jede Seite von Dr. Hunters Bericht'', sagt Dr. Simon in setnem officiellen Gesundheitsbericht, „gibt Zonp:niss von der nnzoieichen- den Quantitftt and elenden Qualität der Wobnlichkeit ungm Land- arbeiters. Und seit vielen Jahren hat sich sein Zustand progreanv in dieser Hinaicht verachlechteri Es ist jetzt viel schwerer für ilin, Haoaraom zu finden, nnd, wenn gefböden, ist er seinen Be- dOifiiiasen Wel weniger entspieehendt als TieUeidit seit Jahrhunder- ten der Fall war. Beeondeis innerhalb der letsten 80 oder 20 Jahre ist das üebel in raschem Wadisthum begriffen, nnd die Wohnfich- keilBTerhUtniase des Lsndmanns sind jetrt im höchsten Qrad klSg- lidL Ausser soweit diejenigen« die seme Arbeit bereichert» es der Mühe Werth halten, ihn mit einer Art Ton mitleidiger Nachsicht sn bdiandebiy ist er ganz hülflos in der Sache. Ob er Behausung findet auf dem Land, welches er bebaut, ob sie menschlieh oder schweinisch ist, ob mit kleinen Garten, der den Druck der Armutii so sehr erleichtert, alles das hängt nicht von seiner Bereitheit oder Fähigkeit zur Zabliuiir oiiKT augemessnen Miethe ab, sondern von dem Gebrauch, den Andre von ^dem Recht mit ihrem Eigenthum zu thun, was sie wollen, zu machen belieben. Eine Pachtung mag noch so ^ross sein, es existirt kein Gesetz, dass auf ihr eine be- stimmte Anzahl von Arbeiterwohnungen, und nun gar anstand ii^en, stehen niuss; elniisü wenig behält das Gesetz dem Arbeiter uacli nur das kleinst»' [»echt auf den Boden vor, iür welchen seme Ar- beit so nothwendig ist wie Re^cn und Sonnenschein . . . Ein notorischer Umstand wirft noch ein schweres Gewicht in die Wag- schale gegen ihn . . der EinÜuss de^ Arraengesetzes mit seinen Bestimmungen über Kiederlassung und Belastung zur Armen- steuer Unter seinem Rinfliifw hat jede Pfarxei ein Geldinteresse,

Bäume sind selten, ausser in gedeckieu i'iatzen; wo unbeschfltzt, werdeo sie auB aller Form zerblasen. Die Hütten kriechen uuter irgend eine Bergterrasse, oft auch in eine Schlucht oder einen Steinbruch, nur die winzigsten Schnfo und einheiniisrlies TToriivieh können auf den Weiden leben . . . Die jungen Leute wandern nach dem östlichen Minendistriktc von Glamorgan und Monmouth . . . Cacrmartheuähire ist die rüanzschule der Minenbe^Olkfirang und ihr Invalidenhaus . . . Die BevISlkeniiig eilillt ihre Zahl nur mfibaam. So in Oaidiganshire:

1851 1861 M&nnlichen Geächlechis: 45,155 44,446 Weiblichen Qeachleclita: 58,459 5«,<I55

«7,614 97,401.*

(Dr Hunter's Report in «Pnblic Health. Seventh Beport 1864^ Lond. 1865," p. 498—502 passim.)

1865 ist diess Gesetz etwa« verbessert worden. Mau wird bald durch Effahziug lemen, dan dergieielMn FftiBeherei niehtt hilft

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die Zahl ilurer rendiranden Landarbeiter auf ein Mimtnnm zu be- Bchiinken; denn tinglQcklicher Weise ftthrt die Landarbeit, statt ridue und permanente ünabb&ngigkeit dem bartachangenden Ar- beiter und seiner Familie zn verbürgeii, meist nur auf längerem oder kttnerem ümweg zum Pauperismus, einem Paupensmns, der wfibrend des ganzen Wegs, ao nahe ist, dsss jede Krankheit oder iigend ein YorQbergehender Bfangel an Besehiftigung unmittelbar die Zuflocht zur Pfarreihülfe emöthigt; und daher ist alle An- sässigkeit einer Ackerbaubevölkerung in einer Pfarrei augenschein- lich ein Zusdiuss zu ihrer Arniüiibteuer . . . Grosse Gruudeigen- thümer***) haben nur zu beschliessea, dass keine Arbeiter Wohnungen auf ihren Gütern stehen sollen, und sie befreien sich sofort von der HSlfte ihrer Verantwortlichkeit für die Armen. Wie weit die ent^^lisclie Kouhtitution und das Gesetz diese Art unbedingtes Grund- eigenthum beabsichtigten, welches einen Landlonl, de-r „mit seinem Eignen thut was er will", befähigt die Belmuer des Bodens wie Fremde zu beiiandeln und sie von seinem Terntorium zu verjagen, ist eine Frage, deren Diskussion nicht in meinen Bereich fällt . . . Diese Macht der Eviktion ist keine blosse Tberoie. Sie wird praktisch auf der grössten Stufenleiter geltend gemacht. Sie ist einer der Umstände, welche die Wohnlichkeitsverhältnisse des Land- arbeiters beherrschen . . Den Umfang des Uebels mag man aus dem letzten Census beurtheilen, wonach die Zerstdru^ TOn Hausern, trots Termehrter lokaler Nachfrage f&r dieselben, während der leisten 10 Jahre, in 821 Terschiednen Distrikten yon England fortacbritt, so dass, abgesehn von den Personen, die gezwungen wurden, Nichtresidirende (nfimlicb in dem Kirchspiel, worin sie arbeiten) zu werden, 1861 verglichen mit 1851 eine um 5^/,^^ grOesere Bevölkerung in einen um 47t^/o kleineren Hauaraum ge- drängt wurde . . . Sobald der Entrölkarnngsproeees sein Ziel er- reicht hat, ist das Resultat, sagt Dr. Hunter, ein Sehaudorf (show- ▼ülage), wo die Oottages auf wenige reducirt sind und wo niemand leben darf ausser Schafhirten, Gärtnern und Wildhütem, reguläre Bediente, welche die lu ihrer Klasse gewohnlieitsmiifsifi^e gute Behaudlaug von der gnadigen Uerrschait erhalten ^*^). Aber das

Zum VerständiuB des folgenden: Cloae YUlages (ge«chIo8sne DOrfor)

heissen die, deren Orundeigenthümer ein oder ein paar grosse Landlord^; Opeu Villages (offne Dörfer) die, deren Boden vielen kleineren Eigen- thümern gehört. aind die letzteren Orte, wo BaoBpekulauten Cottages und LogirhAafler eniehten kennen.

Ein solches Schaudorf sieht sehr nett aus, aber es ist so unreal, wie die Dörfer, welche Katharina IL aal der Beise nach der Krim sah. In der

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Land bedarf der Belxauung, und man yntd finden, dass die darauf beschäftigten Arbeiter keine Haussassen des Gnmdeigenthümeri flind, eondem Ton einem ofben Dorf herkommen, vielleicht 3 Meilen weit entfernt, wo eine sahireiche kleine HauseigenthQnierechaft »e aofiiahni, nadi ZenstSrong ihrer Gottagee in den geechloBsnen Dör- fern. Wo die Dinge diesem Besoltat sostveboiy beseugen die Gottages meist dnrefa ihr elendes Anssehn das Schicksal, xa dem sie Tcrdammt sind. Man findet sie anf den yeEschiednen Stof en natfirlidien Ver&UsL So Isnue das Obdach gmiaipmflnhftl t . wird dem Arbeiter erlaubt, Rente dafür so sahlen, und er ist oft sehr froh, diesB thun so dflrfen, selbst wenn er den Pros einer guten Wohnung zn sahlen hat Aber keine Repaiator, keine Aus- besserung, ausser die der pfenniglose Inhaber leisten kann. Wird es endlich zuletzt ganz unbewohnbar, eo ist es nur eme zerstörte Cottage mehr und so viel künftige Armensteuer weniger. Während die ^^rossen Eisjenthünier die Armensteuer so von sich abwälzen liurcii Entvölkerung des von iluieu kontrulirten Grund und Bodens, nimmt das nächste Landstädtchen oder offne Ortschaft die iutiaus- geworfnen Arbeiter auf; die nächste, sage ich, aber diess .nächste* mag 3 oder 4 Meilen vom Pachthof sein, wo der Arbeiter sich täglich abzuplacken hat. So wird seinem Tac^eswerk, als ob e^s gar nichts sei, die Nothwendicrkeit eines tägiichnn Marsches von 6 oder 8 Meilen zur Verdienung seines täglichen Brodes hinzu- tjefügt. Alle von sein^^r Frau und seinen Kindern verrichtete Land- arbeit geht jetzt unter denselben erschwerenden Umständen vor. Und diess ist nicht das ganze Uebel, welches ihm die Entfernung verursacht In der offnen Ortschaft kaufen Bauspekulanten Boden- fetzen, welche sie so dicht wie möglich mit den wohlfeilsten aller möglichen Spelunken besäen. Und in diesen elenden Wohnlich- keiten, die sogar, wenn sie auf das offne Land münden, die an* geheuerlichsten CliarakterzQge der schlechtesten Stadtwohnungen tiieilen, hocken die Acker bauarbeiter Englands . . . Andreraeits

letzteren Zeit wird auch der Schafhirt häufig aus diesen show-viltftges Terbaont. Z. B. bei Market Uarborough ist eine Schäferei von ungef&hr 500 Acres» die nur die Arbeit eines Manne« erhdaeht. Zur Venniamrang der langen Märsche aber diese weiten Flächen, die schOnen Weiden von Leicester und Xorthampton, pflegte der Hirt eine Cottage auf der Meierei zu erhalten. Jetzt gibt man ihm einen dreizehnten Schilling für L<^^ das er weitab In dem ofhen Dorf suchen mnss.

,Die Häuser der Arbeiter (in den offnen Ortschaften, die natflrilch Mtets überfüllt ^»ind) sind pewöhnlich in Reihen gebaut, mit dem Rücken auf der äussersten Kante des Bodenfetzens, den der Bauapekulant sein nennt. Sie lind daher oboe Zutritt von lioht und Luft^ ausser von der Frontseite/

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muBS man sieh nur nicht einbilden, da» seihet der auf dem Grand und Boden, dm er bebaut, behauste Arbeiter eine Wohnlichkeit findet, wie sie sein Leben produktirer Industrie Terdient Selbst

auf den fürstlichsten Gütern ist seine Cottage oft von der aller-

jämmerlichsten Art. Es gibt Landlords, die einen Stall gut genug ftir ihre Arbeiter und deren Familien glauben, und die es dennoch nicht verschmähn, aus ihrer Mietlie so viel Baares als möglich iierauszus( lil;i<^ren " '■). Es mag nur eine verfallende Hütte mit einer Schkistube sein, ohne Feueriierd, ohne Abtritt, ohne offen- bare F'enster. ohne Wasserzufuhr ausser dem Graben, ohne Garten, der Arbeiter ist hülflos gegen die T'nhill. Und unsre gesundheits- polizeilichen Gesetze (The Nuisances Kritioviil Acts) sinii em tudtet Buchstabe. Ihre Ausführung ist ja gerade den Eigenthümeru an- vertraut, welche solche Löcher vermiethen . . . Man muss sich

(Dr. Hunter'a Report l. c. p. 186.) Sehr oft ift der Bieiwirth oder Krlmer des Dorfs zagletcn HaatTecmletber. In diesein Fall findet der Landarbeit «^r

in ihm einrn zweiten TTerrn neben dem Pächt»>r Er mtiH» Tingleich .^eiu Kunde Kein. Mit 10 »h. per Woche, minus einer jährlichen Reute vuu 4 Pfd. St., ist er verpflichtet, sein modicum ron Thee, Zucker, Mehl, Seife, Kenen und Bier zu den vom Kr&mer beliebten Preisen zu kaufen." (1. c. p. 134.) Diese oflnen Dorfschaften bilden in df r That die , Strafkolonien <Ies englischen Ackerbauproletariate. Viele der L'otUige» sind reine Logir- häuser, wo alles vagabundirende Gesindel der Umgegend durchpaasirt. Der Landmann und seine Familie, die oft wührhaft wunderbar in denschmutug- sten VerhaUnissni Tüchtigkeit nml Feinheit des Charakters bewahrt hatten, gehn hier platterdings zum Teolei. Es ist natürlich Mode unter den vor- nehmen Shylucks über die Bauspekulanten und die kleinen Eigeuthümer und die oflhen Orte piuuriBäisch die Achsel zu zucken. Sie wissen sehr wohl, dana ihre ^geschlossnf'n Dörfer und Schaudörfer* die Oebnrtsstätten der .offnen Orte" sind uud ohne dieselben nicht existiren kiinnten. .Ohne die kleinen Eigenthümer der offnen Orte müsste der gröbülc Tlicil der Laudarbeiter unter den B&umen der Güter schlafen, woianf sie arbeiten." (1. c. p. 135.) Dajs System der .otlnen* und ^gcscMr^^saen" Dörfer herrscnt in allen Midlands uud im ganzen Osten Englands.

»•*) , Der Hausvermiether ^der Pächter oder Laudlord) bereichert »ich direkt oder indirekt durch die Arbeit eines Mannet, dem er 10 ah. per Woche zahlt, und zwackt dann wieder von diesem armen T. ufel 4 oder Pfd. v^t. jährliche Micthc für Häuser ab, die keine 20 Ptd. St. auf odbem Markt Werth sind, aber auf ihrem küuätlichen Preis erhalten werden durch die Macht des Eigenthfimers zu sagen: «Nimm mein Haue, oder pack' Dich und suche anderswo ein T'nterkommen, ohne Arbeitszeugniss von mir" . . . WfiTi-^rht ein Mann sieh /.u verbessern und als Schienenleger zu einer Eisen buiiu zu gchu oder einem Steinbruch, wieder ist dieselbe Macht be- reit mit einem: «Arbeite für mich zu diesem niedri^n Arbeitelohn, oder pack' Dich auf eine Woche Kündigung; nimm Dein Schwein mit Dir, wenn du eins hast, und schau zu, was Du aus den Kartoffeln heraus- schlägst, die in Deinem Garten wachsen." Steht jedoch das Interesse nach der andren Seite, so zieht in soldien FUlen der Eigenthflmer [resp. Pächter] manchmal eine erhöhte Hausmiethe vor als Strafe f&r die De- sertion an« seinem Dienst.* (Dr. Uonter L c. p. 132.)

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durch ausnahmsweise lichtvollere Scenen nicht blenden lassen über das druckende Uebergewicht der Thatsachen, die ein Schandfleck der engliacfaen GiTilisation smd. Sduraderhaft miias in der Thai die Lage der Dinge sem, wenn, trotz der aagenittlligen Ungeheuer- lichkeit der gegenwartigen Behausung, kompetente Beobachter ein- stimmig zu dem Schlussresoltat gelangen, dass selbst die allgemeine NichtswQrdigkeit der Wohnungen noch ein unendlich minder drücken- des Uebel ist als ihr bloss numerischer MangeL Seit Jahren war die TJebeistopiung der Wohnungen der Landarbeiter ein Gegen- stand tiefen Kummers nicht nur für Peisonen, die auf Gesundheit, sondern f&r alle, die auf anstfindiges und moralisches Leben halten. Denn^ wieder und wieder, in Ausdrücken so gleichförmig, dass sie stereotypirt zu sein scheinen, denunciren die Berichterstatter über die Verbreitung epidemiscber Krankheiten in den ländlichen Distrikten Hausübertiilluiio; als eine Ursache, die jeden Versuch, den Fortschritt einer einmal eingeführten Epidemie aufzuhalten, durchaus vereitelt. Und wieder und wieder ward nachgewiesen, das^ den vielen gesunden Einflüssen des Landlebens zum Trotz thf A^r^'-loiueration, welche das Umsichgreifen ansteckender Krank- heiten so sehr beschleunigt, auch die Entstehung nicht anstecken- der Krankheitf II tordert. Und die Personen, welche diesen Zustand d<Miuiniit haben, verschwieg!;en weitres Unheil nicht. Selbst wo ihr ursprüngliches Thema nur die Qesundheit<ipflege betraf, waren sie beinahe gezwungen, auf die andren Seiten des Gegenstandes einzugehn. Indem sie nachwiesen, wie häufig es sich ereignet, dass erwachsne Personen beiderlei Geschlechts, yerheirathet und unverheirathet, zusammengehudelt (huddled) werden in engen Schlaf- stuben, mussten ihre Berichte die Ueberzengung hervorrufen, dass unter den beschriebnen Umstönden Scliam- und Anstandsgefühl aufs gröbste verletzt und alle Moralität fast noth wendig ruinirt wird^*^) Z. B. in Appendix meines letzten Berichts erwähnt

^^^) »Juns verheirathete Paare aiod kein erbauliches Studium für erwachsne Brüder und Schwestern in derselben Scbhit^tube, und obgleich Beispiele

nicht registrirt werden dürfen, liegen hinreichende Data vor, um die Be- merkung 2U rechtfertigen, dass grosses Leid und oft der Tod das Loos der weiblichen Theilnehmer am Verbrechen der Blutschande ist.* Dr. Honter 1. c. p. 137.) Bin ländlicher Polizeibeamter, der viele Jahre durch alt Detek- tiv in pfhlrclite^trn ViortclTi von T^ondon ftinttiruiirt hatte, "ac^ von den Miidclien seines iJorfs aus: ^ihre grobe irnmoralität im Irühen Alt^r, ihre Frechheit und Schauilosigkeit habe ich niemals während ineinea Polizeilebens in den schlechtesten Theilen von London erreicht sehn . . , Sie leben wie Schweine, prosse .Tunt^en und Mädchen, ^tfüttpr und V&ter, alles schläli /usamnien in derselben Stube.' («Child. iijupi. Comm. Sixth Report. Lond. 1867,- Appendix, p. 77, u. 155.)

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Dr. Ord, in seinem Bericht über den Fieberausbruch zu Wing in BuckinghaniKiiire, wie ein junger .Mann von Wiiigrave mit Fieber dorthin kam. In den ersten Tagen seiner Krankheit schlief er mit 9 andren Personen in einem Geraach zusammen. In zwei Worlipn \vi]r(leii verschiedne PerHonen ergriffen, im Verlauf weniger Wochen verHeien 5 von den 9 Personen dem F'ieber und eine starb! Gleichzeitirr berichtete mir Dr. Harvey von St. Georges Spit-»!, der Wiiii^^ während der Epidemiezeit in Antjelegenheiten seiner Privatpraxis besuchte, in demselben Sinne: „Kiu jiwiges, fieberkrankes Frauenzimmer schlief Nachts in derselben Stube mit Vater, Mutter, ihrem Bastardkind, zwei jungen Männern, ihren Brüdern, und ihren zwei Schwestern, jede mit einem Bastard, in allem 10 Personen. Wenige Wochen Torher schliefen IS Kinder in demselben Ranme^^^^).

Dt, Hunier untersuchte 5375 Lendurbeiter-Cottages, nicht nur in den reinen Agrikultardistrikten, eondem in allen Grafschaften Englands. Unter diesen 5S75 hatten 2195 nnr eine Schlafstnbe (oft zugleich Wobnstabe), 2980 nnr 2 und 250 mehr ab 2. Ich will für ein Dutaeend Grafschaften eine kurze Blfltheoleee geben.

1) Bedfordshire.

Wrestling Worth: Schlafzimmer ungefähr 12 Fuss lang und 10 breit, obgleich viele kleiner sind. Die kleine einstöckige Hütte wird oft durch Bretter in zwei Schlaistuben getheilt, oft ein Bett in einer Küche 5 Fuss 6 Zoll hoch. Miethe 8 Pfd. St. Die Miether haben ihre eignen Abtritte zu bauen, der Hauseigen- thömer liefert nur ein Loch. So oft einer einen Abtritt baut, wird letzterer von der ganzen Nachbarschatt benutzt. Em Haus Namens Richardson von unerreichbarer Schöne. Seine Mörtel- wände bauschten aus wie ein Damenkleid beim Knix. Ein Giebel- ende war konvex, das andre konkav, und auf dem letztren stand nngldcklicher Weise ein Schornstein, ein krummes Rohr von Lehm und Holz gleich einem EUephantenrüssel. Bin langer Stock diente als Stütze, um den Fall des Schornsteins zu Yerhindem, Thür und Fenster rautenförmig. Von 1 7 besuchten HSusem nur 4 mit mehr als 1 Schlafiummer und diese 4 ttberstopft Die ein- schläfrigen Cots bargen 3 Erwachsne mit 8 Kindern, ein yer- heiiathetes Paar mit 6 Kindern u. s. w.

Dunton: Hohe Hausrenten, von 4 his 5 Pfd. Si, Wochenlohn der Männer 10 sh. Sie hoffen durch Strohflechten der Familie

.Public Health. Seventh Beport 1864/ p. 9—14 pasdoL

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die Bfiethe heFauaziischkgeti. Je hdher die HauBmielAie, desto grSeser die Zahl, die sidi susammeaÜhim mvun, mn aie sa zahlen. Sedis Erwachsne, die mit 4 Kindem in einer Schkfttabe, zahlen dafür 8 Pfd. 10 eh. Das wohlfeflste Hans in Danton, von der Anesenaeite 15 Fnes lang, 10 breit, Termiethet fttr 8 Pfd, St Nor eins von den 14 nntmiehten Hineem hatte zwei Schlaf- stuben. Etwas vor dem Dorf ein Haus, von den Insassen be- kothet vor seinen Aussenwänden, die untern 5 Zoll der Thür ver- schwunden durch reinen Verfaul ungsprocess, einige Ziegelsteine von innen sinnreich des Abends beim Zuschliessen vorgeschoben und mit etwas Matte verhangen. Ein halbes Fenster, sammt Glas und Eahraen, war ganz den \Vp<:r alles Fleisches gegangen. Hier, ohne MdIwI, hudelten 3 Erwachsne und 5 Kinder zusammen. JDunton lät nicht schlimmer als der Rest der Biggleswade Union.

2) Berkshire.

Beenbam: Juni 1864 lebte ein Mann, Frau, 4 Kinder in einem Cot (einstöckigen Cottage). Eine Tochter kam heim ans dem

Dienst mit Scharlachfieber. Sie starb. Ein Kind erkrankte und starb. Die Mutter und ein Kind litten am Typhus, als Dr. H unter gerufen wurde. Der Vater und ein Kind schliefen auswärts, aber die Schwierigkeit. Isolirung zu sichern, zeigte sich hier, denn im vollgepfropften Markt des elenden Dorfe lag das Leinen des fieber- geschlagnen Hauses, auf Wäsche wartend. Die Miethe von H/s Haus 1 sh. wöchentlich; das eine Schlafzimmer für ein Paar und 6 Kinder. Ein Hans vpr^iit tliet zu 8 d, (wöchentlich), 14 Fuss ti Zoll lang, 7 Fuss breit, Küchp f> Fuss hoch; das Schlaf- zimmer ohne Fenster, Feuerplatz, Thür, noch OefPnung, ausser nach dem Gang zu, kein Garten. Ein Mann lebte hier vor kurzem mit zwei erwachsnen Töchtern und einem aofwachsenden Sobn; Vater und Sohn schliefen auf dem Bett, die Mädchen auf dem Hanfljgang. Jede hatte ein Kind, so lange die Familie hier lebte, aber eine ging zum Workhouee für ihre Entbindung und kehrte dann heim.

3) Buckinghamshire.

80 Cottages auf 1000 Acres Land enthalten hier unge- föhr 130 140 Personen. Die Pfarrei v<m Brarlonbam omfasst 1000 Acres; sie hatte 1851 36 Häuser und eine Bevuikeruag von 84 Manns- und 54 Weihspersonen. Diese geschlechtliche Un- gleichheit geheilt 1861, wo sie 98 männlichen und 87 weiblichen Geschlechts zählte, Zuwachs in 10 Jahren von 14 Mannern and

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88 Weibern. Unterdess hatte die Häuserzahl um 1 abge- nommen.

Winslow; Grosser The il davon neu gebaut in gutem Styl; Nach- frage nach Häusern scheint bedeutend, weil sehr armselige Cots Yermiethet zu 1 sh. und 1 sh. 3 d. per Woche.

Water Eaton: Hier haben die Eigenthümer im Ancresicht wach- sender Bevölkerung ungefähr 20^/^ der existirendeii Häuser zer- stört. Ein armer Arbeiter, der unpfefahr 4 Meilen zu seinem Werk zu gehn hatte, antwortete auf die Frage, oV) er kein Cot näher finden könnte: „Nein, sie werden sich verdammt hüten, einen Mann mit meiner grossen Familie aufzunehmen.''

Tinker's End, bei Winslow: Eine Schlafstube, worin 4 Er- wachsne und 4 Kinder, 11 Fuss lanfr, 9 Fuss breit, 6 Fuss 5 Zoll hoch am höchsten Punkt; ein andres 11 Fuss 3 Zoll lang, 9 Fqbb breit, 5 Fuss 10 Zoll hoch, behefbergte 6 Personen. Jede dieaer Familien hatte weniger Raum als nothig für einen Galeeren- Sträfling. Kein Haas hatte mehr als ein Schlafzimmer, keioB eine Hmtertihftr, Wasaer sehr selten. Wochenmiethe Ton 1 sh. 4 d. 2tt 2 sh. In 16 antenachten H&usem nur ein dnziger Mann, der 10 sh. wSehentlich yerdiente. Das Luftreser?oir, jeder Penon in dem erwjümten Falle gegönnt, entspricht dem, das ihr zn gut Idbne, wenn des Nachts eingeschlossen in eine Schachtel Ton 4 Fuss Kubik, Allerdingä bieten die alten Hutten eine Masse natnrwflchsiger Ventilation.

4) Cambridgeshire.

Gamblingay gehört veischiednen Eigenthümem. Es enthält die lumpigsten Cota, die man irgendwo finden kann. Viel Stroh- flechtereL Eine todÜiche Mattheit, eine hoffnungslose Ergebung in Scfamaia beherrscht Gamblingay. Die Vernachlässigung in Sehlem Centram wird zur Tortur an den Extremitäten, Nord und Sfld, wo die Häuser stttckweis ab&ulen. Die abwesenden Land- lords lassen dem armen Nest flott aor Ader. Die Miethen sind sehr hoch; 8 bis 0 Penonen gepackt in ein einschläfriges Zimmer, in Bwei Fällen 6 Erwachane mit je 1 und 2 Kindern in einer Ueineo Schlafiatube.

5) Essex.

In dieser Grafschaft gehn in vielen Pfarreien Abnahme yon Personen und Cottages Hand in Hand. In nicht weniger als 22 Pfarreien hat jedoch die Häuserzerstorung den Bevölkerungs- anwachs nicht angehalten, oder nicht die Expulsion bewirkt,

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welche unter dem Namen: ,,Waaderang nach den Städten** über- all Toigehi In Fingringhoe, einer P&rrei yon 8448 Acres, afeandea 1851 145 Häuser, 1861 nur noch 110, aber das Volk wollte nicht fort nnd brachte es fertig, selbst unter dieser Behandlung

zuzunehmen. Zu Ramsden Crags bewohnten 1851 252 Personen

61 Häuser, aber 1861 waren 262 Personen in 49 Häuser ge- quetscht. In Basüden lebten 1851 auf 1827 Acres 157 Personen in 35 Jlaubern, am Ende des Decenniums 180 Personen in 21 Häusern. In den Pfarreien von Fingringhoe, Soutii Farnbridge, Widford, Basüden und Ramsden Crags lebten 1851 auf 8449 Acres 1392 Personen in 316 Häusern, 1861 auf demselben Areal 1473 Personen in 249 Häusern.

6) Herefordshire.

Diese kleine Grafschaft hat mehr gelitten vom s,Evictionsgei8t" ab irgend eine andre in England. Zu Nadby gehören die über- stopften Gottages, meist mit 2 Schlafaimmem, groasentheils den Pichtem. Sie yenniethen selbe leidit zu 8 oder 4 PM. Si per Jahr und zahlen Wochenlohn von 9 sh.!

7) H Uli tingdonshire.

Hartford hatte 1851 87 Häuser, kurz nachher 19 Cottages zer- stört in dieser kleinen Pfarrei von 1720 Acres; Einwohnerschaft 1831: 452 Personen, 1852: 832 und 1861: ä41. Vierzehn ein- schläfrige Cots untersucht. In einem 1 verheirathe^tes Paar, 8 er- wachsne Söhne, 1 erwLuhsnes Mädchen, 4 Kinder, zusammen 10: in einem andren 3 Erwachsne, 6 Kinder. Eine dieser Stuben, worin 8 Personen schliefen, war 12 Fuss 10 Zoll lang, 12 Fuss 2 Zoll breit, 6 Fuss 9 ZoU hoch; Durchschnittsmafs, ohne Abzug der Vorsprünge, ergab ungefähr 180 Kubikfuss per Kopf. In den 14 Schlafstuben 34 Erwachsne und 88 Kinder. Diese Cottages selten mit Gärtchen Tersehn, aber viele der Insassen konnten kleine Fetzen Land, 10 oder 12 sh. per rood (V4 Acre) pachten. Diese allotments sind entfernt Yon den abtrittslosen Häusern. Die Familie muss entweder su ihrer Parcelle gehn, um ihre Exkremente abzulagern, oder, wie es» mit Respekt sn melden hier geschieht, die Schuhlade eines Schranks damit fallen. Sobald sie voll, wird sie ausgezogen und dort entleert^ wo ihr Inhaft nSihig ist In Japan geht der Cirkellauf der Lebensbedingungen reinlicher von statten.

8) Lincol iiähire.

Langtoft: Ein Mann wohnt hier in Wright's Haus mit seiner

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Frau, ihrer Mutter und 5 KiDdeni; das Haus hat Vorferkttche, Spülkamrner, Schlafzimmer über der Vorderkliche; Vorderküche und Schlafetube 12 Fuss 2 Zoll lang, 9 Fuss 5 Zoll breit, die ganze Grnndfliiclie 21 Fuss 2 Zoll lang, 9 Fuss 5 Zoll breit. Die Schlafstube ist ein Dachraum, die Wände laufen zuckerhutig an der Decke zusaiuni* n, und ein Klappfenster öffnet sich in der Front. Warum wohnte er hier? Garten? Ausserordentlicii winzig. Miethe? Hoch, 1 sh. 3 d. per Woche. Nah seiner Arbeit? Nein, 6 Meilen entfernt, so dass er tägUch 12 Meilen hin und her Tennazschirt Er wohnte da, weil ee ein Tennieihbares Cot war, imd weil er ein Cot fllr sich allein haben wollte, irgendwo, zu irgend einem Preis, in irgend einem Zustand. Folgendes ist die Statistik von 12 Häusern in Langtoft mit 12 Schlafataben, 38 Erwachsnen und 86 Kindern:

12 Hftuser in Langtoft.

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9) Eent

Kennington, höchst traurig Überftlllt 1859, als die Diphtherie

erschien und der Kirchspielsarzt eine amtliche Untersuchung? über die Lage der ärmeren Volksklasse veranstaltete. Er faiid, dass in dieser Ortbchaft, wo viel Arbeit nüthig, verschiedne Cotü zerstört und keine neuen erbaut worden waren. In einem Bezirk standen 4 Häuser, birdcages (Vo;^^elkafige) benamst; jedes hatte 4 Zimmer mit den folgenden Dimensionen in Fuss und Zoll:

Küche 9.5 X B.ll X 6.6

Spülkammer H.6 X 4.6 X 6.6

Schlafzimmer 8.ö X 5.10 X 6.3

Schlafzimmer 8.3 X 8.4 X 6.8

10) Northamptonshire.

Brinworth, Pickford und Floore: In diesen Dörfern lungern im Wintern 20 30 Mann ans Arbeitemangel anf den Strassen benam.

MHZ, I- 42

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Die Pfiditer besteUen oicht immer faiDfeichead dw Korn- und WurzeUand, mid der Luidlord hat es pasBeod gefnnden, alle aeine Pachten in 2 oder 8 zuaammensawerfen. Daher Mangel an Be- BchSfUgong. Während von der einen Seite dea Grahena daa Feld nach Arbeit achreit, werfen ihm die geprellten Arbeiter von der andren Seite aehnaQcbtige Blicke an. Fieberhaft überarbeitet im Sommer und halbTerhongert im Winter, ist ea kein Wunder, wenn sie in ihrem eignen Dialekt sagen, dass „the paraon and gentlefolks seem frit to death at them"

Zu Floore Beispiele von Paaren mit 4, 5, 6 Kindern in einer Sclilaistube kleinster Ausgabe, ditto 3 Erwachsne mit 5 Kiinitm, ditto ein Paar mit Grossvater und 6 scharlachkranken Kindern j etc.; in 2 Häusern mit 2 Schlafstuben 2 Familien von je 8 uud ' 9 Erwachsnen. '

11) Wiltshire. , Stratton: 31 Häuser besucht, 8 mit nur einer Schlafstu]»»*;

Pentill in derselbrn Pfarrei. Ein Cot vermiethet zu 1 sh 'S wöchentlich an 4 Erwachsne und 4 Kimlern, hatte ausser guten Wänden nichts Gutes an sich, vom lllstrich aua rauhgehaunen Steinen bis zum faulen Strohdach.

12) Worcestershire.

Hauszerstörung hier nicht ganz ao arg; doch von 1851 1861 vermehrte sich das Personal per Haua Ton 4.2 zu 4.6 Individnea.

Badsey: Viele Cote und Gärtehen hier. Einige Pächter er- klaren die Cots „tk great nniaance bere, because thej bring the poor**. (Die (Tote grosaer Miasatend, weil aie die Armen herbringen.) Auf die Aensaerang einea Gentleman: „Die Armen aind deaaw^geo um nichte beaaer dran; wenn man 500 Cote bant^ gehn aie wie i die Wecken ab, in der That je mehr man daron baut, deato mehr aind ndthig^ die Hftoaer bringen nach ihm die Einwohner hervor, die naturgesetzUch anf „die Mittel der Behauaung* drucken , bemerkt Dr. Hnnter: »Nun, diese Armen müaaen irgend woher kommen, und da kerne besondre Attraktion, wie milde Gaben, in Badaey existirt, moss Repulsion von einem noch unbequemeren Platz existiren, der sie hierhin treibt Könnte jeder ein Cot und ein Stückchen Land in der Nähe seines Arheits- platzes finden, so würde er solche sicher Badsej vorziehn, wo er für seine Handvoll Boden zweimal soviel zahlt als der Pächter für den seinen."

„Pfaff und Edelmann acheinen verschworen sie todt an betsen."

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Die bestandige Emigration ntich den Städten, die beständige „Ueberzähligmachung" auf dem Land durch Koncentration von Pachtungen, Verwandlung von Acker in Weide, Maschinerie u. s. w., und die beständige Eviktion der Landbevölkerung durch Zerstörung der Cottages gehn Uand in Hand. Je menschenleerer der Distrikt, desto grösser seine „relative Uebervölkerung"* desto grösser ihr Druck auf die Beschäftigungbiiiitte], desto grösser der absolute üeberschuss des Landvolks über seine Behausungsmittel, desto grösser also in den Dörfern die lokale Ueberproduktion und die pestilenzialischste Menschenzusammenpackung. Die Verdich- tung des Menschenknäuels in zerstreuten kleinen Dörfern und Marktflecken entspricht der gewaltsamen Menschenentleerung auf der Oberflache des Landes. Die nnunterbrochne „Ueberzählig- machung* der Landarbeiter trotz ihrer abnehmenden Anzahl und mit der wachsenden Masse ihres Produkts, ist die Wiege ihres Pauperismns. Ihr eventueller Pauperismus ist ein Motiv ihrer Eviktion und die Hauptqnelle ihrer Wohnliehkeitsmisto, welche die leiste Widerstandsfähigkeit bricht und sie sn reinen Sklaven der Grandhenn*^) und Pfichter macht, so daes das Minimum des Arbeitslohns sich zum Naturgesetz fttr sie befestigi Andrerseits ist das Land trotz seiner hestSndigen „relativen üebervölkerung^ zugleich untervdlkeri Dies zeigt sich nicht nur lokal auf solchen Punkten, wo der Menschenabfluss nach den Stfidten, Bfinen, ESs^ bahnbauten u. s. w. zu rasch vorgebt, es zeigt sich Überall so- wohl zur Erntezeit als im Frttbling und Sommer wfibrend der zahlreichen Momente, wo die sehr sorgfaltige und intensive eng- lische Agrikultur Kxtiaiiiinde braucht. Es sind der Landarbeiter stets zu viel iür die mittleren und stets zu wenig für die aus- nahmsweisen oder temporären Bedürfnisse des Landhaus^'**). Da-

,The heaven-born employment of the hind gives dienity even to his poflition. He is not a slave, but a soldier of peace, and deaerves bis place m married man's quarters, to be provided by the lau llord, who haa claimed a power of enforeed labour siniilur u> ihat the country demands of a military soldier. lle uo more reccives market-^ricc for bis work than doea a aoldier. Like the »oldier he is caught yotmg, Ignorant, knowing only bis own trade and his own locality. Early inarria^?c and the Operation of the various lawa of settlement aflect the onc as eniiatmrnt and the Mutiny Act aftect the other.*' {pT. Uuuter 1. c. p. 132.) Mauchmul erweicht sich irgend ein &ua- nahmsweui sebwachbersiger Landlord fiber die von ihm g^haffne Einöde. ,Es ist ein melancholisch Ding allein in seinem Land xu sein*, sagte der Graf von Leicester, al*^ man ihm zum Fertigbau von Holkham gratulirte: ,icb schaue um mich und sehe kein Haus ausser meinem eignen. Ich bin der Biete yom filesentbnm und babe alle meine Nachbarn aufgegeaMo.*

Aehnlicfae Bewegung aett den letaton Decennien in F^krmehy im

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Iter findet nuui in den officiellen Dokomenten die widerapracha- ▼olle Klage denelben Orte Ober gleichzeitigen Arbeitemangel und ArbeiMberfliias regiatrirt» Der temporäre oder lokale Arbeiie- mangel bewirkt keine Erhöhong dee Arbeitelolinfl, sondern Prenong Ton Weibern nnd Eindem in den Feldbau und Herabsteigen sa stete niedrigeren Alterastufen. Sobald die Weiber* und Sinder- ausbeutuDg grosseren Spielraum gewinnt, wird sie ihrerseits ein neues Mittel zar üeberzahligmachtmg des männlichen Landarbeiters und Niederhaltung seines Lohns. Im Osten Englands blüht eine schöne l'iuclit dieses cercle vicieux das sog. Gangsjstem (Gang- oder Bandensystems), worauf ich hier kurz zurückkomme^ ^^).

Das Gangsystem haust fast ausschiesslich in Lincolnshire, Hun- tingdonshire, Caiubridgeshire, Norfolk, Suffolk und Nottinghaüi- shirCf sporadisch in den benachbarten üiaiscbaften von Northamp- ton, Bedford und Rutland. Als Beispiel diene hier Lmcohiähire. Ein grosser Theil dieser Grafschaft ist neu, früheres Moor oder auch, wie in andren der genannten östlichen Grafschaften, der Se*' erst abgewumienes Land. JJie Dampfmaschine hat für die Entwässerung Wunder f^fewirkt. Früherer Morast und Sandboden trägt jetzt ein üppiges Korntneer und die höchsten (Trundrenten. Dasselbe gilt von dem künstlich gewonnenen Alluvialland, wie in der Insel von Axholme und den andren Pfarreien am Ufer des Trent ha Mafs wie die neaeii Pachten entstanden, worden nicht nur keine neuen Cottages gebaut, sondern alte niedergerissen, die Arbeiterzufuhr aber verschafft aus den meilenweit entfernten offnen Dörfern längs den Landstrassen, die an Hügelrücken Torbei- schlangeln. Dort hatte die Bevölkerung froher allein Schutz tot

Ifafii wie Bich dort die Irapitalistiflebe Produktion der Agrikultur bemlehtigt

und die „überzählige* Landbevölkerung nach den Städten treibt. Ebenso hier verschlechterte Wohnlichkeits- und sonstige Verbältnisse an der Quelle der yUeberz&hligen'. Ueber das eigenthümliche „Proletariat foncier*, welches das Fiarüellensjiitem aasgebrfltet hat, sieh n. a. die frflher eitiite Schrift von Colins und Karl Marx: Der Achtzehnte Brutnaire des Louis Bona^ parte. 2 Aufl. Hamburj? 1869, p. 56 sqg. 1846 betrug die städtische Bevölkerung in Frankreich 24.42, die ländliche 75.58^/«, lb61 die städtische 28^^ die ländliche 11M%. In den letiten 5 Jahren ut die Abnahme der lindlichen Procenttheite aer Bevölkerung noch grOiser. Schon 1846 sang Fierre Dupont In seinen «Ouvriers*:

.Mal vötus, log^ dans des trous, 8ous les coxnbies, dan» les d^combres, Koua viYOns avec les hiboux Et lee larrons, amis des ombres."

T>or aechste und scbliessliche Report der Child. Empl. C<Mnm., publicirt Ende März 1867, behandelt nur das agrikole Gangqrttem.

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den langanhaltenden Winterüberschweuimungen gefunden. Auf den Pachten von 400 bis 1000 Acres ansässige Arbeiter {nie heissen hier „eonfined labourers ■) dienen ausschliesslich zur per- manenten schweren und mit Pferden verrichteten Landarbeit. Auf je 100 Acres (1 Acre = 40,49 Aren oder 1,584 preiissische Morgen) kommt im Durchschnitt. Vanm eine Cottage. Ein Fenlandpächter z. B. sagt aus vor der Untersuchungskoramission: „Meine Pach- tung erstreckt sich über 320 Acres, alles Komlaiid. Sie hat keine Cottage. £io Arbeiter wohnt jetzt bei mir. Ich babe Tier Pferdemänner in der Umgegend logirend. Das leichte Werk, wozu zahlreiche H&nde nöthig, wird durch Oänge vollbracht"*'*). Der Boden erheischt fiel leichtes Feldwerk wie Ausjfiten des ünkrants, Behackong, gewiaee Dttngeroperationen, Auflesen der Steine u. e. w. Eb wird Tenichtet durch die Gänge oder orga^ nisirten Banden, deren WohnsitB in den offnen Ortecliaften.

Der Gang beateht «na 10 bia 40 oder 50 PeraoneOf n&mlich Weibern, jungen Personen beiderlei Geachlecbta (18 18 Jahr), obgleidi Jungen meist mit dem 18. Jahr aosacheiden, endlich Kindern beiderlei Geschlechts (6 18 Jahr). An der Spitase steht der Glangmaster (Gangmeister), immer ein gewöhnlicher Land- arbeiter, meist ein sog. sehladiter Keri, Liederjahn, unstat, ver- soffen, aber mit einem gewissen Unternehmungsgeist und savoir faire. Er wirbt den Gang, der unter ihm arbeitet, nicht unter dem Pächter. Mit letztrem akkordirt er maiüi auf Stückwerk, und sein Einkommen, das im Durchschnitt nicht sehr hoch über das eines gewöhnlichen Landarbeiters steigt*'*), hängt fast ganz ab vom Geschick, womit er in kürzester Zeit möglichst viel Arbeit aus seiner Bande flüssiur zu machen weiss. Die Pächter haben entdeckt, dass F'rauenzimmer nur unter miLiifiliclier Diktatur ordentiicli arbeiten, dass aber Frauenzimmer und Kinder, wenn einmal im Zug, mit wahrem Ungestüm, was schon Fourier wusste, ihre Lebenskraft verausgaben, während der erwachsne männliche Arbeiter so heimtackiscb ist, damit soviel er kann, hauszuhalten. Der Gangmeister zieht von einem Gat zum andren und beschäftigt so aeine Bande 6 8 Monate im Jahr. Seme Kundschaft ist daher viel einträglicher und sicherer ftür die Arbeiterfamilien als die des einaelnen PichterSi welcher nnr gelegentlich Kinder bescbaftigt,

Child. Empl. Comm. VL Beport Evidence, p.87, n. 178. Fenland

Ä Mars^chland.

Einzelne <iangmei»t«r jedoch haben sich zu Pächtern von 500 Acres oder Besitiem ganser Himerreiliett heraufgearbeitet

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. 662

Dieser Umstand befestigt seinen Rinflnws in den o&en Ortschaften so sehr, daas Kinder meist nur doreh seine Vermittlnng dingbar sind. Lidividuelles Verpumpen der ktstren, getrennt vom Gang,

bildet sein Nebengeschäft.

Die „Schattenseiten" des Systems sind die Ueberarbeit der Kinder und jungen Personen, die ungeheuren Märsche» die sie täglich zu und von den 5, 6 und manchmal 7 Meilen entfernten Gütern zurücklegen, endlich die Demoralisation des „Gangs". Ob- gleich der Gangmeister, der in einigen Gegenden „the driver" (Treiber) heisst, mit einem lanii^en Stabe ausgerüstet ist, wendet er solchen jedoch nur selten an, und Klai^e über brutale Be- handlung ist Ausnahme. Er ist ein demokiiitischer Kaiser oder eine Art Rattenfiinger von Hameki. Er bedarf also der Popu- larität unter seinen Unterthanen und fesselt sie an sich durch das unter seinen Auspicien blühende Zigeunertbum. Robe Unge- bundenbeit, lustige Ausgelassenheit und obscönste Frechheit leihen dem Gang FlügeL Meist zahlt der Gbingmeister in einer Kneipe aus und kehrt dann wohl wankend, rechts mid links gestützt aof ein stämmiges Frauenmenscb, an der Spitze des Zugs heim, die Kuider und jungen Personen hinterher tollend, Spott und Zoten- lieder singend« Anf dem Itfickweg ist das, was Fourier ,Phanero- gamie^ nennt, an der Tagesordnung. Die Schwängerung dreizehn- und TierzebnjShiiger M&dchen durch ihre minnlichen Alters- genossen ist hfiufig. Die ofinen Ddrfer, welche das Eontingent des Gangs stellen^ werden Sodoms und Gomorrhas^^*) und liefem doppelt so viel* uneheliche Geburten als der Rest des KOnigreichfl* Was in dieser Schule gezttchtete Mftdchen als Terheirathete Frauen in der Moralitfit leisten, ward schon frfther angedeutet Ihre Kinder, soweit Opium ihnen nicht den Garaus macht, sind gebome Rekruten des Gangs,

Der Gang in seiner eben beschriebenen klassischen Form heisst öffentlicher, gemeiner, oder Wandergan et (public, common or tramping gang). Es giebt nämlich auch Priv it^iinge (private gangs). Sie sind zusammengesetzt wie der Gemeiugang, zählen aber weniger Köpte und arbeiten, statt unter dem Gangmeister, unter einem alten Bauemknecht, den der Pächter nicht besser zu verwenden weiss. Der Zigeunerhumor versc ln\ indet hier, aber nach allen Zeugenaussagen verschlechtem sich Zahlung und Behandlung der Kinder.

^'*) ,.Die Hälfte der Mädchen von Ludlord ist nmdrt woiden dnrch den Gang.'^ L c. Appendix, p. 6, n. 82.

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668

Das Gangsystem, das sich seit den letzten Jahren beständig ausdehnt ^^^), existirt offenbar nieht dem Gangmeister zu lieb. £b ensfeirt zur Bereicherung der grossen Pächter^^*), resp. Grund- herrn ^^^). FOr den Pächter giebts keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief imt^ dem. normalen Niveau zu halten und dennoch f&r alles Exbrawerk atets die Eztiahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld mSglidiet viel Arbeit herauszu- schlagen^'^ und den erwachsnen minnlichen Arbeiter „fiberziMig" zu machen. Nach der froheren Anaeinandersetsung Tersteht man, wenn einerseits die grössere oder geringere Besdbfiftigungslosig- keit des Landmanns zi^;eetsnden, andieraeitB zugleich das Qang- sjstem wegen Mangeb an minnlieher Arbttt und ihrer Waatenng nach den Städten für „nothwendig" erklärt wird*''). Das unkraut- itiiiie Feld und das Menschen unkraut von Lincolnshire u. s. w, sind Pol und Gegenpol der kapitalistischen Produktion ^'^).

*'^) „Das System hat sehr zugenommen in den letzten Jahren, in einigen Plätzen ist es erat teit konem eingefiihrt, in andren, wo es älter, werden mehr und jüngere Khlder in den Gang einrollirt." (1. c. p. 79, n. 174.)

„Kleine Pächter wenden die Gangarbeit nicht iin." „Sie wird nicht augewandt auf armem Land, sondern auf Land, was 2 Pfd. St. bis 2 Pfd. St. 10 »h. lieute per Acre bringt." (1. c. p. 17 u. 14.)

Einem dieser Herrn schmecken seine Renten so gut, dass er der Unterauchunpskommissioii entrüstet erklärt, der ganze Schrei aei nur dem Namen den Systems geschuldet. Wenn man es statt ,(THng" dahingegen jjugcndliche industriell -agrikol- kooperative SelbBterhaiiungsaööociation" taufe, so wäre , alles all right.

Gangarbeit ist wohlfeiler ala andre Arbeit, das ist die Ursache, warum sie antrewandt wird'', sagt ein eh«»maliger Gangmeister. (1. c. p. 17, n. 14.) „Das Uaug»ystem ist entschieden das wohlfeilste für den l'ächter und eben so entraieden du Terderbliehste Ar die Kinder", sagt ein PAehter. (1- c. p. 16, n. 3.)

„Zweifelsohne vieles jetzt von den Kindern in Gängen verrichtftp'VVerk wurue früher von Männer und Weibern verrichtet. Wo Weiber und ivinder angewandt werden, und jetet mehr Minner arbeitalos (more men aie out of work) als früher." (1. c. p. 43, n. 202.) Dagegen u.a.: „Die Arbeitsißn^ (labour question) in vif>lrii Agrikulturdistrikten, bepondera den kornprodu- cirenden. wird so ernätiiaft in Folge der Auswanderung und der Leichtig- keit, weiehe die Eäienbahnen aur fbitfenning nach atn groaaen Städten bieten, dass ich [daB ,.Ich'- ist das des Landagenten einea grossen Herrn] die Kindrr licnste für absolut unentbehrlich halte." (1. c. p. 80, n. IBO.) The Labour Uuestion (die Arbeitsfragej bedeutet nämlich in den eng* lischen Agrikmtnidittrikten, im Unteraenied yon der übrigen ciTilisirten Welt, the landlords' and farmers' Question (Grundherren* und Pächter- fra^e): wie, trotz stets vermehrtem Abzug der Landlente, eine genügende ,^eLative UebervOlkerung" auf dem Land und dadurch das „Minimum dea Arbeitslohns" für den Landarbeiter zu verewigen sei?

*■•) Der früher von mir citirte „Public Health Report", worin bei Ge- legenheit der EjnderaterVtlichkeit voriiTierpohrnd von f Tanr^vst^m gehandelt wird, blieb der Presse und daher dem engiischeu Publikum unbekannt Da-

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6Ö4

f) Irland.

Zum Schluss dieses Abschnitts müssen wir noch einen Au^ea- blick Dach Irland wandern. Zunächst die Thatsachen, worauf es

hier ankommt

Trlaniis Bevölkerung war 1841 auf 8,222,664 Personen ange- wachsen, 1851 auf 6,623,985 zusammengeschmolzen, 1861 auf 5,850,309, 1866 auf 5 V, Millionen, ungoführauf ihr Niveau Ton 1801. Die Abnahme begann mit dem Hung^jahr 1846« ao dass Irland in weniger als 20 Jahren mehr als ^/^^ seiner Volksmenge verlor ^^^). Seine Gesammtemigration von Mai 1851 bis Juli 1865 zählte 1,591,487 Personen, die Emigration während der letzten 5 Jahre 1861 1865 mehr ab eine halbe Million. Die Zahl der bewohn- ten Hanaer Tenmnderte «ich von 1861 1861 um 52,990. Von 1851—1861 wuchs die Zahl der Pacfathdfe von 15—80 Acres um 61,000, die der PachthSfe über 80 Acres um 109,000, wfihiend die Gesammtzahl aller Pachten um 120,000 abnahm, eine Ab-

gegen bot rJer letzte Bericht der ,,Child. Empl. Conim." willkommene» ,,8ensa,üouui'' PreHälutter. W&hreud die liberale Presse frug, wie doch die feinen Gentlemen und Ladiee und StaatskirchpfrOncUier, womit Linooln- shire schwärmt, ein solches System auf ihren Gütern, unter Ihren Augen aufwachsen lassen konnten, Fersonagen, die eigne „Missionen zur Sitten- Verbesserung der Südseewilden" nach den Antipoden entsenden, stellte die Mnere Presse anwchlieislieh Betiachtungen an Uber die rohe Verdotben- heit der Landleute, die fähig sind, ihre Kinder in solche Sklaverei yai verkaufen! Unter den fluchwürdigen Umständen, worin „die Delikateren" den Landmann gebannt, wäre es erkl&rlidh, wenn er seine eignen Kinder auftiM. Was inrUich wunderbar^ ist die Gharaktertflehtigleit, die er grofisentheils bewahrt hat. Die omciellen Berichterstatter beweisen, daaa die Eltern selbst in den Gangdistrikten das Gangsystem verabscheuen. ,^an findet reichlichen Beweis in den von uns gesammelten ZeugemMB- ngen, dass die Eltern in vielen FftUen dankbar sein wflrden fttr ein Zwangs- gesetz, welches sie befähigen würde, den Versuchungen und dem Druek zu wider8teh[i, denen sie oft unterworfen Hiad. Bald treibt sie der Pfarrei- beamte, bald der Anwender unter Androhung ihrer eignen Entlassung, die Kinder auf den Verdienst, statt in die Schule eq schicken . . . Alle Terwüstete Zeit und Kraft, alles Leid, welches ausserordentliche und nutz- lose Ermüdung für den T.andmann and seine Familie producirt, jeder Fall, worin die Eltern den moralischen Kuin ihres Kindes auf die Ueber- füllung der Cottages oder die besudelnden Einflüsse des Gangsystems zurücueiten, stadieln in der Brust der arbeitenden Armen Gefühle auf, die man wohl verstehn wird, und die es unnöthig ist tu detaillirrn. Sie haben ein Rewnsstsein darüber, dass ihnen viel körperliche und geistic^e Qual augetiiau wird durch UmüUlude, wofür nie iu keiner Weise veraut- wortlich sind, welchen sie, wlre es in ihrer Macht gewesen, niemals ihre Zustimmung gegeben hätten, und wider welche anzukimplen sie ohn- mächtig sind." (1. c. p. XX, u. 82 und XXHI, n. 9G.)

"») Bevölkerung von iiiaud: 1801:5,319,867 Tersouen, 18U ; 6,U84,9&t>, 1821 : 6,869,544, 1881 : 7,828,347, 1841 : 8,222,664.

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665

nähme, die also auBsefalieadich der Yeniichtung von Pachten nnfter 16 AcraB, aliae ihrer CSentraüsation geaehnldefc ist

Die Abnahme der Yolkemenge war natllrlich im Groawn und Qansm TOtt einer Abnahme der Produktenmaase begleitet Für unsren Zweck genügt es, die 5 Jahre 1861 1866 zu betrachten, wahrend deren über ^j^ Million emigrirte und die absolute Volks- zalil um uiehi- alä Million sank. (s. Tab. A.)

TabeUe A.

Yiehatand.

Jahr.

Pferde.

Homvieh.

GesAmmtzahl.

Abnahme.

Qesftmmtzalil.

Abnahme.

Zuuahme.

1860 1861

1862 1868 1864 1865

619,811

614,232 602,894 579,978 562,158 547,867

5,993 11,338 22,916 17,820 14,891

8,606,874 8,471,688 8,254,890 8,144,281 3,262,294 8,498,414

188,816 216,798 110,695

118,068 281,180

Jahr.

Schafe.

Schweine.

OMAmmt-

Zmialma.

Owmmt

1860 1861

1862 1863 1864 1865

8,542,080 8,556,050 3,456,132 3,308,204 3,866,941 8,688,742

147,902

18,970

58,737 821,801

1,271,072 1,102,042 1,154,824 1,067,458 1,058,480 1,299,898

169,060

Ö6,Ö66 8,978

58^82 241,418

Aus der vorhergehenden Tabelle ergiebt sich:

Pferde.

HoiBTieh.

Schafe.

Schweine.

Absolute Abnahme! Absolute Abnahme Absolute Zunahme 72,858 1 116,626 | 146,608

Absolute Zunahme 28,819*»^

Wenden wir uns jetzt zum Ackerbau, der die Lebensmittel fÖr

^) Das Ergebniss wQrde sich ungünstiger stellen, wenn wir weiter zurückgingen. So Schafe 1865: 8,688,742, aber 1856: 8,694,294, Schweine 1865: 1,299,898, aber 1858: 1,409,888.

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666

Vieh und Mensch liefert. In der folgenden Tabelle ist Ab- oder Zunahme ftir jedes einzelne Jahr mit Bezug auf das unmittelbar vorhergehende berechnet. Die Komfrucht umfasst Weizen, Hafer Gerste, Roggen, Bohnen und Erbsen, die Grünfrucht Kartoffeln, Tumips, Mangold- und Runkelrübe, Kohl, gelbe Rüben, Parsnips, Wicke u. 8. w.

Tabelle B.

Zu- oder Abnahme des zum Fruchtbau und als Wiese (resp. Weide)

benutzten Bodenareals in Acres.

1

Korn- fracbt.

» 8

*

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GrttnAnioht.

OrMland

and Klee.

FlMhi.

Alles SU Ackerbau und Yiebzucht dienende Laad.

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Acres

Acres

Acres

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Acres

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Acres

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1861

16,701

86,974

47,969

19,871

8l,Ü73

1863

78.784

74,785

6,688

8,0»

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186S

144,719

1M&8

7,724

68,922

92,481

1864

183.437

2817

47,4H6

87.761

10,498

1866

72.460

25,241

,970

^o,^59

28,5*18

1861—1866

488.041

107.984

82,834

182.860

330,860

Im Jahr 1865 kamen unter der Rubrik „Grasland" 127,470 Acres hinzu, hauptsächlich weil das Areal unter der Rubrik un- benutztes wüstes Land und Bog (Torfmoor)" um 101,543 Acres abnahm. Vergleichen wir 1865 mit 1864, so Abnahme in Komfrucht 246,667 Qrs., wovon 48,999 Weizen, 166,605 Hafer, 29,892 Gerste u. s. w.; Abnahme an Kartoffeln, obgleich das Areal ihrer Bebauung 1865 wuchs, 446,898 Tonnen u. s. w. (S. Tab. C.)

Von der Bewegung der Bevölkerung und Bodenproduktion Ir- lands gehn wir über zur Bewegung in der Börse seiner Land- lords, grosseren Pächter und industriellen Kapitalisten. Sie spiegelt sich im Ab und Zu der Einkommensteuer. Zum Verständniss der folgenden Tabelle D sei bemerkt, dass Rubrik D (Profite mit Aus- nahme der Päcliterprofite) auch sog. „professionelle" Profite ein- begreift, d. h. die Einkommen von Advokaten, Aerzten u. s. w., die nicht besonders aufgezählten Rubriken C und £ aber die Einnahmen von Beamten, Offizieren, Staatssinekuristen , Staats- gläubigem u. s. w.

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668

Der EmkomnMDflteaer anterliegende Emkommen in PfcL St

1860

18C1

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1M4

tm

Rubrik A. Grundrente

Bubrik B. Fichterprof.

Rubrik D. Industrielle etc. Profite. Simmfllche

Rubriken

A bU £.

2,765,387 4,891,652 22,962,886

18,003,554 2,778,644

4,886,203

22,998,894

18,898,938 2,987,899

4,858,000

28,597,574

18,494,091 2,988,823

4,ö4Ö,4d7

28,658»6S1

13,470,700 2,980,874

4,546,147

28,286,298

18,801,616

2,946,072

4,850,199 28,980.340

Unter Rubrik D betrug die Zunahme des Einkommens im Jahresdurchschnitt von 1853 1864 nur 0.93, während sie in der- selben Periode in Grossbritaunien 4.58 betrag. Die folgende Tabelle zeigt die Vertheüung der Profite (mit Ausschlass der Pichterpiofite) fSa die Jahre 1864 und 1865:

Tkibelle B.

Rubrik D. Einkommen »us Profiten (über 60 Pf. Si) in Irland.

1M4

im

JlhrUche OeMmmt-

Pfd. St.

Pfd. St.

einnahme ron:

4,368,610 v«ribeilt unter 17.i67 Pen.

4,669.979 vertheUt unUr 18,0ai F.

J&hrliche Kinkom

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England, ein Land entwickelter kapitalistiedlier Prodoktioii und ▼orzugBweis industriell, wftre verblutet an einem Volksaderlaae»

u. dergl.; .Abnahme' im Areal des bebauten Bodens von 16,000 acre* /ür Weizen, 14,000 acres für Hafer, 4000 acres für Gerste und Koggen, 66,6S2 acrea fOr Kartoffeln, 34,667 acres fOr FlaoliB und 80,000 acres weniger in Wiesen, Klcr, Wicke und Rübsamen. Der unter Weizenkultur beüadliche Hoden zeigt für die letzten 5 Jahre folgende abnehmende Stufenleiter: 1868 25i6,000 acres; 1869 280,000 acres; 1870 - 259,000 »eres; 1871 244,000 acres; 1872 228,000 acres.. Für 1872 finden wir in runder Zahl eine Zunahme von 2,600 Pferden, 80,000 Hoinviefa, 68,609 Schafen und eine Abnahme von 236,000 Schweinen.

Teuth Report of the Commissi oners of Inland Revenue. Lond. 1866. ***) Das j&hruche GesammtoinkommeD anter Babiik D wdoht faier toü der vorigen Tabelle ab, wegen gewiaser geietalich anlSiaiger Abfflge.

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gleich dem iiischen. Aber Irland ist gegenwärtig nur ein durch einen breiten Wassergraben abgezäunter Agrikulturdistrikt Englands, dem 88 Korn, WoUe, Vieh« industrielle und militärische Rekruten liefert

Die Entvölkerung hat viel Land ansBer Bebauung geworfen, daa Bodenprodukt sehr Termindert^^), und, trotz des erweiterten Areala der Viehsncht, in anigen ihrer Zweige absolute Abnahme erzeugt, in andren kaum nennenewerthen, durch bestSndige Rtlekachritte unterbrochnen Fortechritt Dennoch stiegen mit dem Fall der VoiksmasBe fortwährend Bodenrenten und Pachtprofite, obgleich letatere nicht so konstant wie die erstren. Der Grund ist leicht ▼eratSndlich. Eroerseite verwandelte sich mit der Zusammen- werfung der Pachtungen und der Verwandlung von Ackerland in Viehweide ein grösserer Theil des Gesammtprodukts in Mehrpro- dukt. Das Mehrprodukt wnchs, obgleich dan Gesamratprodukt, wo- von es einen Bruchtheil bildet, abnahm. Andrerseits stieg der Geld- werth dieses MehrprodukLs noch rascher als seine Masse, in Folge der seit den letzten 20 und ganz besonders seit den letzten 10 Jahren 8tej;j;en(leii englischen Marktpreise für Fleisch, Wolle u. s. w.

Zi'i splitterte Produktionsmittel, die den Producenten selbst als Beschättigungs- und Subsistenzmittel dienen, oliiie sich durch Ein- verleibung fremder Arbeit zu verwerthen, sind eben so wenig Kapital als das Ton seinem eigenen Producenten verzehrte Produkt Waare ist Wenn mit der Volksmasse auch die Masse der in der Agrikultur angewandten Produktionsmittel ahnahm, so nahm die Masse des in ihr angewandten Kapitals zu, weil ein Theil früher aersplitterter Produktionsmittel in Kapital verwandelt ward.

Das ausserhalb der Agrikultur, in Industrie und Handel ange- legte Gesammtkapital Irlands akknmulirte wihrend der letzten zwei Decennien langsam und unter hestindiger grosser Fluktuation, üm so rascher entwickelte sich dagegen die Koncentration seiner individneUen Bestendtheile. Endlicii, wie gering immerhin sein ahsolutes Wachsthum, relativ, im Yerh&ltniss aar susammenge- schmolzenen Yolkssahl, war es angeschwollen.

Hier enteollt sich also, unter unseren Augen, auf grosser Stufen- leiter, ein Process, wie die orthodoxe Oekonomie ihn nicht schöner wünschen konnte zur Bewähr ihres Dogmas, wonach das Elend aus absoluter lieber völkerung entspringt und das Gleichgewicht

Wenn das Produkt auch verhältnissmäfaig pro Acre abnimmt, ver- gesse man nicht, dass England Beit 1*/« Jahrhunderten den Boden von Irland indirekt exportirt liut, ohue eeiucn Bebnuem such nur die Mittel zum Ersatz der Bodenbestandtheüe zu göimeo.

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duieh Ent^dlkeroDg wieder Hergestellt wird. Eb ist dies ein gaos anders wiehtiges Experiment als die Ton den Malthnsianeni so sehr Yerhexrliclite Pest in der lütte des vierzehnten Jahrhun- derts. Nebenbei bemerkt War es an sich scholmeisterlich nair,

den Produktions- und entsprechenden Be^dlkerungsTerhSltnissen des 19. Jahrhunderts den Mafsstab des 14. Jahrhunderts anzu- legen, so übersah diese Naivetüt noch obendrein, dass wenn joner Pest und der sie begleitenden Decimation diesseits des Kanals, iu England, Befrein!i<; und Bereicherung des Lau lvolks, ihr jenseits, in Frankreich, grossere Knechtung und erhöhtes Elend auf dem Fuss nachfolgten'^**).

Dip Hungersnoth erschlug 1846 in Irland über eine Menschen- niiUiou, aber nur arme Teufel. Sie that dem Reichthum des Landes nicht den geringsten AblHuch. Der nachfolgende zwanzig- jährige und stets noch anschwellende Exodus decimirte nicht, wie etwa der dreissigjährige Krieg, mit den Menschen zugleich ihre Produktionsmittel. Das irische Genie erfand eine ganz neae Me- \ thode, ein armes Volk tansende von Meilen vom Schauplatz seines Elends wegasuhexen. Die in die Vereinigten Staaten übergesiedelten Auswandere schicken jährlich Geldsummen nach Haus, Reisemittel fÄr die Zurückgebliebenen. Jeder Trupp, der dieses Jahr aus- wandert, sieht nficbstes Jahr einen andren Trupp nach. Stalt Irland etwas au kosten, bildet die Auswanderung so einen der ' eintriglichsten Zweige seines Exportgeschäftes. Sie ist endlich «n systematischer Process, der nicht etwa Torübergehend ein Loch in die Yolksmasse bohrt, sondern aus derselben jährlich mehr Menschen auspumpt, als der Nachwuchs ersetzt, so dass das ab- solute BeTölkerungsniYeau von Jahr zu Jahr sinkt ^**^),

Welches waren die Folgen für die Zurückbleibenden, Ton der TJebervölkerung befreiten Arbeiter Irlands? Dass die relative Ueber- völkerung heute so gross ist wie vor 1846, dass der Arbeits- lohn eben so niedrig steht und die Arbeitsplackerei zugenommen hat, dass die Misere auf dem Land wieder zu einer neuen Krise

i'^öa'j Da Irland als das gelobte I^and des »Revölkerun^'sijriucipes" ange- uehii wird, erlieas Th. Sadler, vor der VeröÜeutlichung seinen Werk» über Bevölkerung, sein berühmtes Buch: Ireland, its Evils and their Bemedlee» 2nd ed. London 1829, worin er durch Vergleichung der Statistik der ein- zelnen Provinzen, und in jeder Provinz der einzelnen Qrafschaften, nach- weistj dass das Elend dort herrscht nicht, wie Malthus will, im Yer- bftltniSB sor Bevölkerongezalü» sondern im umgekehrten VerhiltDi» sa Our.

"«b) Far die Zeit v n 1851 bit 1874 belftuft sich die GeMunmtBiJa d«r Auswanderer auf 2,326,d22.

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dxSngi Die Unaehen sind einfoch. Die Rerolation in der Agri- kultur hielt Schntt mit der Emigration. Die Prodaktion der Tektiren üeberrdlkenuig bielt mehr als Schritt mit der absoluten

Entvölkerung. Ein Blick auf Tabelle C zeigt, wie die Ver- wandlunef von Ackerbaa in Viehweide in Irland noch akuter wirken inuss als in Kugland. Hier wächst mit der V^iehziicht der Bau von (jiünirucht, dort nimmt er ab. Während j^rosse Massen früher bestellter Aecker brachgelegt oder in permaueiites Grasland verwandelt werden, dient ein grosser Theü des früher unbenutzten wüsten Landes und Torfmoors zur Ausdehnung der Viehzucht. Die kleineren und mittleren Pächter ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Acres bebauen machen immer noch unc^pf^ihr ^j^^ der Gesamnitzahl aus^*****^). Sie werden progressiv in ganz andrem Grad als zuvor von der Konkurrenz des kapitalistisch betriebenen Ackerbaus erdrückt und liefern daher der Klasse der Lohn- arbeiter bestandig neae Rekruten. Die einzige grosse Industrie Irlands, die Leinenfabrikation, braucht verhältnissmassig wenig erwachsne Männer und beschäftigt überhaupt trotz ihrer Expansion seit der Vertheuerung der Baumwolle 1861 66, nur einen verhältniss- mäisig unbedeutenden Theil der Bevölkerung. Gleich jeder andren grossen Industrie producirt sie durch stete Schwankungen in ihrer eignen Sphäre bestfindig eine relative üeberrdlkerung, selbst bei absolutem Wachsthum der von ihr absorbirten Henschenmaase. Die Misiire des Landrolks bildet das Piedestal riesenhafter Hemden- fabriken etc., deren Arbeiterarmee zum grSssten Theil Uber das flache Land zerstreut ist Wir finden hier das frOher geschilderte System der Hausarbeit wieder, welches in ünterzahlung und Üeber* arbeit seine methodischen Mittel der „Ueberzahligmachung** be- sitzt. Endlieh, obschon die Entvölkerung nicht so zerstörende Folgen hat, wie in einem Land entwickelter kapitalistischer Pro- duktion, vollzieht sie sich nicht olme beständigen Rückschlag auf den innern Markt. Die Lücke, welche die Auswanderung hier schafft, verengert nicht nur die lokale Arbeitsnachfrage, sondern auch die Einkünfte der Kleinkränier, Handwerker, kleinen Ge- werbsleute überhaupt. Daher der Rückgang der Einkommen zwischen 60 und 100 Pfd, St. in Tabelle B.

Eine durchsichtige Darstellung der Lage der lan lliLhen Tage- löhner in Irland findet sich in den Berichten der irischen Armen ver-

**•«) Note z. 2. Ausg. Nach einer Tabelle in Murphy's: .Ireland Industrial, Political, and Social, 1870% bildeu des Boden« FacbteiL

bis XU 100 aeres, und 5,4^/» Pachten ftber 100 scies.

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waltnngs-Iiupektofen (1 870) ^ ^ Beamte dner R^enmg, die ach nur dureb die Bayonnete und dm beld ofiben, Md veriiiintoii Belagerungszustand hSlt, mtaen sie alle die Rflcksichten der Sprache beobachten, die ihre Kollegen in England verachten; trotzdem aber erlauben sie ihrer Regierung nicht, sich m Illusionen zu wiegen. Nach ihnen hat sich die, immer noch sehr niedrige Lohnrate auf dtin Lande, in den letzten 20 Jahren doch um 50 60"/q erhöht und steht jetzt im Durchschnitt auf 6 9 sh. die Woche. Hinter dieser scheinliai t n Erhöhung aber verbirgt sich ein wirkliches Fallen des Lolnis, denn sie gleicht nicht ein- mal den inzwischen eri<)]ii;teii iVeisaufschlag der nothwendi^^en Lebensmittel aus; Beweis ful<>:> n ier Auszug aus den amtlichen Rechnungen eines irischen Workhouse

Wochendurcbbchuitt der Unterhaltungskosteu pr. iiopt'.

Jahr.

Nahrung.

Kleidung.

1 Zussmmen.

29. Sept 1848 bis 29. Sept. 1849 29. Sept 1868 bu 29. Sept 1869

1 sh. 8>/4 d. 8 ah. 7V« d.

0 sh. S d. 0 sh. 6 d.

1 1 sh. 6V« d. 1 8 flh. IV4 d.

Der Preis der nothwendigen Lebensmittel ist also beinah zwei- mal und der der Kleidung genau zweimal so hoch als vor zwanzig Jahren.

Selbst abgesehn von diesem i\lissverhältniss, ergäbe blosse Ver- gleichung der in Geld ausgedrückten Lobnrate noch lan^e kein richtiges Kesuitat Vor der Hungersnoth wurde die grosse Masse der limdüchen Löhne in natura entrichtet, in Geld nur der kleinste Theii; heute ist Geldzahlunof Ke^ei. Schon daraus folgt dass, welches auch die Bewegung des wirklichen Lohns, seine Geldrate steigen musste. „Vor der Hungersnoth besass der Ackerbautage- löhner ein Stückchen Land, worauf er Kartoffeln baute and Schweine und Geflügel zog. fieutsutage muss er nicht nur alle seine Lebensmittel kaufen, sondern es entgehn ihm auch die Ein- nahmen aus dem Verkauf von Schweinen, GeflOgel und Eiern.'' In der That flössen früher die Landarbeiter zusammen mit den kleinen P&chtem und bildeten meistens nur den Nachtrab der mittleren nnd grosBen Paehtmigen« anf denen sie Beechaftigang iSuiden. Erst sdt der Kalaslirophe Ton 1846 hatten sie angefimgea einen Bruchtheil der Klasse reiner Lohnarbeiter au bilden, einea

***<) Beportfl from the Poor Law Inspector on the wagea of Agri> cnltural Lsbouren in Dublin, 1870. Vgl. auch Agricultazal Labouiecs (Ireland) Retura etc. 8. Maröh 1869. L c p. 29, 1.

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besonderen Stand, der mit eemen Lohnherren nnr noch durch Cteld^erhfiltnisse verknüpft isi

Man weiss, was ihr Wohnungszustand von 1846 war. Seitdem hat er sicli noch verschiimmert Ein Theil der Landtaj^lohner, der indess von Tag zu Tacr abnimnit, wohnt noch auf den Ländereien der Pächter in übei füllten Hütten, deren Scheusslich- keiten das Schlimmste weit übertreflFen, das uns die englischen Landdistrikte in dieser Art vorführten. Und das gilt allgemein, mit Ausnahme einiger Striche von Lister; im Süden in den Grafschaften Cork, Limerick, Kilkenny etc., im Osten in VVickiow, Wexford etc.; im (Jciitrum in Kings's und Queen's Couty, Dublin etc.; im Norden in Down, Antrim, Tyrone etc.; im Westen in SligOy Boflcommon, Mayo, Galway etc. „Es ist", ruft einer der Inspektoren aus, „es ist eine Schande für die Religion und die Civilisation dieses Landes" Um den Taglöhnem die Wohn«

lichkeit ihrer Höhlen erträglicher zu machen, konfiscirt man Bjrste» matisch die seit undenklicher Zeit dazu gehörigen Stückchen Land. „Das Bewusstsein dieser Art von Acht, in die sie von den Chrand" herm nnd ihren Verwaltern gethan sind, hat bei den Landtag- Idhnem entsprechende Gefühle des OegenaataeB nnd Haaaea her- Torgemfen gegen die, welche sie als eine rechüoee Raoe be- handeln."*«'»»).

Der erste Akt der Ad^erbaurevolntion war, auf allergrösstem Ma&stab nnd wie nach einem von oben gegebenen Losungswort, die auf dem Arbeitsfeld gelegenen Hütten wegzufegen. Viele . Arbeiter wurden so gezwungen, in Dörfern nnd StSdten Schutz

zu suchen. Dort warf man sie wie Schund in Dachkammern,

Löcher, Keller und in die Schlupfwinkel der schlechtesten Viertel. Tausende irischer Fuoulieu, die sich selbst imch dem Zeugniss von, in natioiiiilen Vorurtheilen befangnen, Engländern durch ihre seltne Anhänglichkeit an den heimischen Herd, durch ihre sorglose Heiterkeit und durch häusliche Sittenreinheit auszeichneten, fanden sich so plötzlich verpflanzt in die Treibhänser des Lasters. Die Männer müssen jetzt Arbeit suchen bei benachbarten Pächtern und werden nur auf den Tag gemiethet, also in der prekärsti^n Lohnform; dabei „haben sie jetzt weite Wege zur Pachtung und zurück zu machen, oft nass wie die Ratten, und andren Unbilden ausgesetzt, die häufig Abechwächung, Krankheit und damit Mangel herbeiführen.«

~ L c p. 12. 1. c p. 25.

X»rx, Kftpttal I. 43

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„Die Städte hatten Jahr um Jahr aufzunehmen, was als Ueber- achuss Yon Arbeitern in den Landdistrikten galt'' ^^^''), und dann wundert man sich noch, „dass in den Städten und Dörfern Ueber- schuss, und auf dem Lande Mangel an Arbeitern herrscht!'* ^^'^). Die Wahrheit ist, dass dieser Mangel nur f&hlbor wird „mr Zdt dnnglklier Ackerbauarbeiteii, im FrfÜgahr und Horbst, wihrend den Best des Jahres viele HSnde mOssig bleibeii^*^*); dass „nach der Ernte, TOm Oktober bis zum FHlhling, es kaum Besdiftftiguiig für sie giebi** und dass sie auch während der besebäftigten Zeit »häufig ganze Tage Teiüeren und Arbeitsunterbrechungen aller Art ausgeseist sind"^*'*).

Diese Folgen dar agrikolen Revolution, h. der Verwandlung von Ackeiland in Viehweide, der Anwendung von Maaehinerie, der strengsten Arbeitsersparung etc. werden noch yerschärft durch die Muster-Grundherren, solche die statt ihre Renten im Ausland zu verzehren, so Lfiiädig sind in Irland auf ihren Domiimen zu wohnen. Damit das Gesetz von Nachfrage und Angebot ganz ungekränkt bleibe, ziehen diese Herren »jetzt fast ihren ganzen Arbeitsbedarf aus ihren kleinen Pächtern, die so gezwungen sind fRr ihre Gniudherrn zu schanzen für einen im Allgemeinen geringereu Lohn als der der gewöhnlichen Taglöhner, und das ohne alle Rücksicht auf die Unbeijuemlichkeit und Verluste^ die daraus entstehn, dass sie zur kritischen Zeit der K>aat oder Ernte ihre eignen Felder vemachlässigen müssen." ^*^).

Die Unsicherheit und Unregelmafsigkeit der Beschäftigung, die häufige Wiederkehr und lange Dauer der Arbeitsstockungen, alle diese Symptome einer relativen Ueberrölkerang figuriren also in den Berichten der Armen verwaltungs- Inspektoren als ebensoviel Beschwerden des irischen Ackerbauproletariats. Man erinnert aich, dsas wir beim englischen Landproletariat ähnlichen Erscheinungen begegnet sind. Aber der Unträschied ist, dass in Sngland, einem industriellen Lande^ die industrielle Heserve sieh auf dem Lande rekrutirt, wfihrend in Irland, einem Ackerbauland ^ die Adrarban- reserve sich in den Stfidten, den Zufluchtsorten der vertriebenen Landarbeiter, rekrutirt. Dort verwandeln sich die üebenShligen des Landhaus in Fabrikarbeiter; hier bleiben die in die Stftdte

"'c) 1. c. p. 27. "'<») p. 1. "'•) p. 1.

»•"n p. 32.

»'8) p. 25. »'h) p. 80.

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GkjagtttD, wShrend aie ^biclueitig auf den slicItMehen Lohn drOd^en, Landarbeiter nnd werden bestfiodig aofe Laad anf Arbeit- suche Eorückgeschicki

Die amtlichen Beriehterstatter fossen die materielle Lage der Adcerbautaglobner zusammen, wie folgt: „Obwohl sie mit der äussersten Frugalität leben, reicht ihr Lohn doch kaum hin, ihnen nnd ihren Familien Naiirung und Wohnung zu bestreiten; jPür KieiduDg bedürfen sie weiterer Einnahiuen . . . Die Atmosphäre ihrer Wohnungen, im Verein mit andern Entbehrungen, setzt diese Klasae lii ganz besondrem Grade dem Typhus und der Schwind- sucht aus" Hiemach ist es kein Wunder, dass, nach dem einstimmigen Zeugniss der Berichterstatter, ein ünstres Missver- gnügen die Reihen dieser Klasse durchdringt, dass sie die Ver- gangenheit zurückwünscht, die Gegenwart verabscheut, an der Zukunft verzweifelt, „sich den Terweiflicben Einflüssen von Dema- gogen hingiebt^ and nur die eine fixe Idee hat, nach Amerika auszuwandern. Das ist das Schlaraffenland, worin das groese maiihusiBehe AUerweltahethntttel^ die Entvölkerong, das gifine Erin verwandelt hat!

Welehee Wohlleben die irischen MaDufitktnrarbeiter itthreni da- für genQgt ein Beispiel:

»Bei meiner nenliehen Inspektion des Nordens yon IIland^ sagt der englische Fabrikinspektor Bobert Baker, „firappirte mich die BemOhung eines geschifiteii irischen Arbeiteis, ans den aller* dOrftigsten Mittdn seinen Kindern Bndehnng an Yerschaffen. Ich gebe seine Aussage wdrUieh, wie ieh sie ans seinem Mnnd erhielt. Dass er eine geschickte fVihrikhand, weÜBS man, wenn ich sage, dasB man ihn zu Artikeln für den Manchester Markt Terwendet. Johnson: Ich bin ein beetler und arbeite von 6 Uhr Morgens bis 11 Uhr in die Nacht, von Montag bis Freitag; Samstag endigen wir um 6 Uhr Abends und haben 3 Stunden für Mahlzeit und Erholung. Ich habe 5 Kinder. Für diese Arbeit erhalte ich 10 sh. 6 d. wöchentlich; meine Frau arbeitet auch und verdient 5 sh. die Woche. Das älteste Mädchen, zwöltjähng, wartet das Haus. Sie ist nnsre Köchin und einzige Gehülfin. Sie macht die jüngeren zur Schule fertig. Meine Frau steht mit nur auf und geht mit mir fort. Ein Mädchen, welches unser Itaus entlang geht, weckt niich um halb 6 Uhr Morgens. Wir essen nichts, beror wir zur Arbeit gehn. Das zwdlQährige Kind sorgt für

»•»1) p. 21, 18.

48*

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die Kleineren des Tags über. Wir frühstücken um 8 und gdm dam nach Hause. Wir haben Thea einmal die Woche; sonst haben wir einen Bxei (staxabout), mandiinal TOn Hafermehl, manch- mal Ton Haismeld,' je nachdem wir fihig sind es xa beschaffen. Im Winier haben wir ein wenig Zacker und Wasser an nnsrem MaismehL Im Sommer ernten wir einige Kartoffeln, womit wir selbst ein Bodenfetschen bepflanzen, nnd wenn sie zn Ende sind, kehren wir zum Brei znrdck. So geht's Tag ans Tag ein, Sonn- tag nnd Werkeltag« das ganze Jahr durch. I^ bin stets sehr mfide des Abends nach ToUbrachtem Tagwerk. Einen Bissen Fleisch sehn wir ausnahmsweise aber sehr selten. Drei unsrer Kiuder besuchen Schule, wofür wir 1 d. per Kopf wöchentlich zahlen. Unsre liüUbmiethe ist 9 d. die Woche, Torf und Feuerung kosten mindestens 1 sh. 6 d. vierzeiintägig" ^®^). Das sind irische Löhne, das ist irisches Leben!

In der That, das Elend Irlaads ist wieder Tagesthema in En Ir- land. Ende 1866 und Anfang 1867 maclite sich iii der Times einer der irischen Landmagnaten, Lord Dufferm, an die Lösung. „Wie mensclilich von solch' grossem Herrn!"

Aus Tabelle E sah man, dass während 1864 von 4,368,610 Pfd. St. Gesammtprofit 3 Plusmacber nur 262,610, dieselben 3 Vir- tuosen der „Entsagung* 1865 von 4,669,979 Pfd. 8t. Geaammt* profit (dagegen 274,448 Pfd. St. einsteckten, 1864: 26 Plusmacher 646,377 Pfd. St., 1865: 28 Plusmacher 736,448 Pfd. St., 1864: 121 Plusmacher 1,066,91 2 Pfd. St., 1865: 186 Plusmacher 1,320,996 Pfd. St., 1864: 1131 Plusmacher 2,150,818 Pfd. St., beinahe die Hälfte des jährlichen Gesammtprofits, 1865: 1194 Plusmacher 2,418,988 Pfd. Si, mehr als die Hälfte des jährlichen Gesammt- profits. Der Ldwenantheil aber, welchen eine Teradiwindend Udne Anzahl Landmagnaten in England, Schottland nnd Irland vom jährlichen Naldonalrental TerschUngt, ist so monstiSs, dass die englische Staatsweislieit es angemessen findet, f&r die Tertheilong der Grundrente nicht dasselbe statistische Mateiial zn liefern wie fftr die Yertheilnng des Profits. Lord Dnfierin ist einer dieser Landmagnaten. Dass Rentrollen nnd Profite jemals „Qberzählig* sein können, oder dass ihre Plethora mit der Plethora des Volks- elends irgendwie zusammenhängt, ist natürlich eine ebenso „irresjx^k- table" als „ungesunde'" (unsound) Vorstellung. Er hält sich an Thatsachen. Die Thatsache ist, dass wie die irische Volkazahl

»Keporta of lasp. of Fact. Slst Oct. 1Ö66," p. 96.

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abnimmt, die irischen Rentroileii schwellen, dass die Entvölkerung dem Grund! i^'enthümer „wohlthut", also auch dem Grund und Boden, also auch dem Volk, das nur Zubehör des l^tdens. Er erklärt also, Irland sei immer noch übervölkert und (hr Strom der Emig^ration fliesse stets noch zu trag. Um vollständig' <j;lnrkli€h zu sein, müsse Irland wenigstens noch ^j.., Million Arheit^smeiisc ht;n ablassen. Man wähne nicht, dieser obendrein noch poetische Lord sei ein Arzt aus der Schule Sangrado's, der, so oft er seinen Kranken nicht besaer £uid, Aderlass verordnete, neuen Aderlass, bis der Patient mit seinem Blut auch seine Krankheit verlor. Lord Dnfferin verlangt einen neuen Aderlass Ton nur ^/g Million, statt von ungefUhr 2 Millionen, ohne deren Ablass in der That das Millennium in Erin nicht herstellbar ist Der Beweis ist leicht gelieferi

Anzahl und Umfang der Pachten in Irland 1864.

1.

Pachten nichtüber 1 Acre.

2.

Pachten über 1, nicht über 5 Acr.

8. j 4. Pachten über 5, Pnf^hton über uicht über 15 Acr. j uicht über äü Acr.

Anzahl Acres 48,653 25,394

Anzahl Acres 82,037 288,916

Anzahl Acres 176,368 1,836,310

Anzahl Acres 136,578 3,051,343

5. [ 6.

I*achten üher 30, jl'achten über .50, uicht über 50 Acr. [ nicht über 100 Acr.

7. ! 8.

Pachten j GeeammtareaL

über 100 Acres. ^

Anzahl Acres 71,961 2,906,274

Anzahl Acres 54,247 3,983,880

Anzahl Acres 31,927 8,227,807

20,319,924Acr."»»)

Die Centralisation hat von 1851 bis 1861 hauptsächlich Pachten der ersten drei Kategorie, unter 1 und nicht Uber 15 Acres, vernichtet Sie müssen vor allem verschwinden. Dies giebt 307,058 „über^ zählige'' Pächter, und die Familie 2um niedrigen Durchschnitt ron 4 Köpfen gerechnet, 1,228,282 Personen. Unter der extravaganten Unterstellung, dass ^/^ davon nach vollbrachter agrikoler Revolution wieder absorbirbar, bleiben aossuwandem: 921,174 Personen. Die Kategoritti 4, 5, 8, von Aber 15 und nicht über 100 Acres, sind, wie man längst in England weiss, fttr den kapitalistischen Eom- bau zu klein, f&r Schafzucht aber &Bt verschwindende GrSesen. Unter denselben Unterstellungen wie vorher sind also fernere 788,761 Personen auszuwandern, Summe: 1,709,532. Und, comme

Das Oesammtareal scUiesBi auch „Torfinoor und wllstos Land* ein.

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l'app^tit vient en mangeant, werden die Augen der Rentrolle bald

entdecken, d:i.ss Irland mit 3*/^ Millionen immer noch elend, and elend, weil übervölkert ist, also seine Entvölkerung noch viel weiter gehn muss, damit es seinen wahren Beruf erfülle, den einer eng- lischen Schaflrift und Viehweide**®*').

Diese einbringHche Metliode hat wie alles Gute in dieser Welt ihren Missstand. Mit der Akkumulation der Grundrente in Irland hält Schritt die Akkumulation der Irländer in Amerika. Der durch Schaf und <)( hs beseitigte Ire erstellt auf der andren Seite de^ Oceans als Ferner. Und gegenüber der alten Seekönigin erhebt aieh drohend und drohender die junge Kieaenrepublik.

Acerba fata Romanos aennt Sceliuqae fratomae neou.

i»8b) Wie die Hunffersnoth und die von ihr herbeigefEQirten Umst&nde sowohl von den einzelnen Grundeigenthümern als auch von der englischen Gesetzgebung planmäisig ausgebeutet wurden, um die Agrikulturrevolution gewaltsam durehziuetEen und die Bevölkerung Irlands auf das den Land* lords zusagende Mafs zu verdünnen, werde ich in Buch III dieser Schrift, im Abschnitt über das Qrundeigenthum, ausführlicher nachweisen. Ich komme daselbst auch zurück auf die Verhältnisse der kleinen Pächter und Iiandarbeiter. Hier nnr ein Oitat. Nassau W. Senior sagt o. a. in seiner nachgelassnen Schrift: Journals, Converaations and E^>:ivs relating tn Trolnnd 2 vols London 1868, V. II, p. 282: »Treffend bemerkte Dr. G., wir haben unser Armengesetz und es ist ein grosses Werkzeug, um d^ Landlords den Sieg /u geben ; ein andres ist die Emigration. Kern Fceond Irlands kann wünschen, doss der Krieg (swiseheo den Landlords nad den kleinen celtischen P-lrhtrra) sich verlängere, noch weniger, da«** er mit dem Öieg der Tächter ende. ... Je rascher er (dieser Krieg) vorüber, je rascher Irland ein Weideland (grtusing conntiv) wird mit der verhältniss- mifsie geringen Volkszahl, die ein Weideland erheischt, desto besser für alle Klassen.' D?p rnglischen Korngesetze von 1^1 'kicherten Irland da? Monopol der freien Korneinfuhr nach Grossbritann icu. tiie begüntitigteu also künstlich den Kornbau. Dies Monopol wurde 1846 mit Abschaffung der Korngesetze plötzlich beseitigt. Von allen andern UmstAnden abge* sehn, reicht die» Ereigniss allein hiti, dfr Vrr-iv.nndlung von irifohem Ackerland in Viehweide, der Koneentraiion der Fachthöfe und der Ver- treibung der Kleinbauern einen mächtigen Aufschwung zu geben. Nach- dem man von 1815 bis 1846 die Fruchtbarkeit des irischen Bodens gerühmt und laut erklärt, er sei der von der Natur selbst zum AVeizenbau be- stimmte, entdecken von da 'in j>löt7,lich die euglii<cben Agronomen, Oeko- uomen, Politiker, dass er zu uichtt» passe als Grünfutter zu producirea! Herr lAon de Lavergne hat sich beeilt dies jenseits des Kanals sn wieder' liolen. E.H gehört ein „ernsthafter' Hann k la Lavergne dasn, sieh ron solchen Kindereien fangen 2u lassen.

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Vierundzwanzigstes Kapitel

Die sog. ursprftngliche AkkumaUitioii.

1. Das Geheimniss der ursprünglichen Akkamulation.

Man hat geaehn, wie Geld in Kapital verwandelt, durch Kapital >Telirwerth und aus Mchrwerth mehr Kapital gemacht wird. In- ch'ss setzt die Akkumuhition des Kapitals den Mclirwerfch, der Mehr Werth die kapitalistische Produktion, diese aber das Vorhan- densein grösserer Massen von Kapital und Arbeitskraft in den Händen von Waarenprt>duceüt< n voraus. Diese ganze Bewp^mg scheint sich also in einem fehierhatten Kreislauf herumzudrehn, aus dem wir nur hinauskommen, indem wir eine der kapitalistischen Akkumulation vorausgehende „ursprangliche" Akkumulation (npre- TiooB aceomulation" bei Adam Smith) unterstellen, eine Akkumu- lation, welche nicht das Resultat der kapitalistischen Produktions- weise ist, sondern ihr Ausgangspunkt.

Disee ursprfingliche Akkumulation spielt in der politischen Oekonomie ungefiüir dieselbe KoUe wie der Sfinden£Äil in der Theologie. Adam biss in den Apfel und damit kam Uber das Menschengeschlecht die Sttnde. Ihr Ursprang wird erkl&rt, indem er als Anekdote der Vergangenheit enÜilt wird. In einer Ifiagst yerflossnen Zeit gab es auf der einen Seite eine fleissige, intelli* gente und vor Allem sparsame ESite und auf der andren &u]en- sende, ihr Alles, und mehr, yerjubelnde Lumpen. Die Legende vom theologischen Sttnden&U enahlt uns allerdings, wie der Mensch dam verdammt worden sei, sein Brot im Schweiss seines Angesichts SU essen; die Historie vom ökonomischen Sündenfall aber enthüllt uns, wieso es Leute giebt, die das keineswegs nöthig haben. Einerlei. So kam es, dass die ersten Reich tlnmi akkumulirteu und die letztren schliesslich nichts zu verkauien hatten als ihre eigne Haut. Und vom diesem Süiideniali datirt die Armnth der grossen Macsse, die immer nocii, alier Arbeit zum Trotz, nichte zu verkauien hat als sich selbst, mifl (!<'r Kciclithuni dtT Wenigen, der fort- während wächst, obgleich sie liiiiL(>t autgehört haben zu arbeiten. Solche fade Kinflrrei kaut Herr Thiers z. B. noch mit staatsfeier- lichem Ernst, zur Vertheidigung der propriete, den einst so geist- reichen Franzosen vor. Aber sobald die Eligenthomsfrage ins Spiel kommt, wird es heilige Pflicht, den Standpunkt der Kinderfibel als den allen Altersklassen und Entwicklungsstufen aUein gerechten

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üaebmfaalteD. In der wirkliGhai Geschichte spielen bekennUich Erobernng, (Jnteijochiuig, Baabmord, kun Gewidt die grase Bolle. In der sanften politischen Oekonomie hemcfate Ton jeher die Idylle. Bedit und „Arbeit^ waren Ton jeher die einzigen Bereicherongs- mittel, natOrlich mit jedesmaliger Ausnakme T<m „diesem Jahr^ Li der That sind die Metiioden der nrsprQnglichen Akkomolation alles andre, nur nicht idyllisch.

Geld und Waare sind nicht von vornherein Kapital ^ so wenig wie Produktions- uud Lebensmittel. Sie bedürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung seilest aber kann nur unter be- stimmten Umstünden vorgehn, die sicli dahin zusamraenspitzen: Zweierlei sehr verschiedne Sorten von anj eubehitzeni müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Pro- diiktions- und Lebensmitteln, denen es gilt die von iluieii geeijs^nete \\ erthsoniTTie zu verwerthen durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andrerseits irvw Arbeiter, Verkäufer der eignen Arbeitskruft und daher Verkäufer von Arbeit Freie Arbeiter in dem Doppelsinn, dasB weder sie selbst unmittelbar zu den Produktionsmittehi ge- hören, wie Sklaven« Leibeigne u. s. w., noch auch die Produktion»» mittel ihnen gehören, wie beim selbstwirthschaftenden Bauer u. s. sie daTon vielmehr frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation des Waarenmarkts sind die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverhältniss setzt die Scheidung zwischen den Arbeitern nnd dem £igenthum an den Verwirk- lichnngsbedingnngen der Arbeit vorans. Sobald die kapitallstisohe Prodoktion einmal anf eignen FQssen stellt, erhalt sie nicht nur jene Scheidong, sondern reproducirt sie anf stets wachsender Stufen- leiter. Der Process, der das KapitalverhSltniss schafft, kann also nichts andres sein ab der Scheidungsprooess des Arbeiters vom Bigentliom an seinen Arbeitsbedingungen, ein Pcocess, der einer» seits die geaellschaftlicben Lebens- nnd Produktionsmittel in Kapi- tal verwandelt^ andrerseits die unmittelbaren Producenten in Lohn- arbeiter. Die sog. ursprungliche Akkumulation ist abo nichts als der historisciie Sclieidungsprocess von Producent und Produktions- mittel. Er erscheint als „ursprünglich", weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet

Die üktjiiomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomischen Struktur der feudalen Ofsellschaft Die Auflösung dieser hat die Elemente jener trei- gc>"tzt.

Der unmittelbare Producent, der Arbeiter, konnte erst dann ikhex

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siiine Person vorlügen, nachdem er aufgehört hatte an die Scholle gefesselt und einer andern Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Waare ül)f rall hiiitiägt, WO sie einen Markt findet, musste er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnuiii^on und hemmenden Arbeitsvürschriftcti entronnen sein. Somit erürliLint die geschichtliche Bewegung, die iIh^ Producenten in Lohnarbeiter verwandelt, einerseits als ihre Betreiuno- von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein existirt für unsre bürgerlichen Geschichtsschreiber. Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktions- mittel und alle durch die alten feudalen Einrichtungen gebotnen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser ihrer Expropriation ist in die Annalen der Menacbbeit eingeschrieben mit Zogen von Blut und Feaer.

Die industriellen EapitaUsten, diese neuen Potentaten, mussten ihrerseits nicht nur die sEünftigen Handwerksmeister verdiangen, aondem auch die im Besitz der ReichthumsqueUen befindlichen Feudalherren. Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden Vorrechte, sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der fireien Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt Die Ritter Ton der Industrie brachten es jedoch nur fertig, die Ritter vom Degen zu verdrängen, dadurch dass sie Ereignisse ausbeuteten, an denen sie ganz unschuldig waren. Sie haben sich emporgeschwungen durch Mittel, ebenso gemein wie die, wodurch der romibelie Freigelassene sich einst zum Herrn seines patronus gtiuücbt hat.

Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohn- arbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die K i um Ii tschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Fonnwechsel dieser Knechtung, in der Verwandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation. Um ihren Gang zu verstehn, brauchen wir gar nicbt so weit zurück zu greifen. Obgleich die ersten Anfänge kapita- listischer Produktion uns schon im 14. und 15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datirt die kapitalistische Aera erst vom 10. Jahrhundert. Dort wo sie auf- tritt, ist die Aufhebung der Leibeigenschaft längst vollbracht und der Qlanzpunkt des Mittelalters, der Bestand soureiainer Städte« seit geraumer Zeit im Erbleichen.

Historisch epochemachend in der Gkschichte der uisprSnglichen

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Akkumulation sind alle Umwälzungen, die der sich bildenden Kapitalisten klasse als Hebel dienen; vor Allem aber die Momente, worin grosse Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Snbsistenzmitteln losgerissen und als vogelfreie Proletarier auf den Ari)tMtsrn;irkt <rt^s( lilpiidert ^s-erden. Die Ei|)ropriation des länd- lichen Producenten, dej> Bauern, von Grund und Boden bildet die (Irundlarfe des «ifanzen Processe«?. Ihre Geschichte nmimt in ver- schiedenen L;iii(lern verschiedene Färbung an und durchläuft die verschiedeoen Phasen in verschiedener Reihenfolge und in ver- schiedenen Geschichtsepochen. Nur in England, das wir daher als Beispiel nehmen, besitet sie klassische Form^^*).

2. Expropriation des Landvolks Ton Grand and Boden.

In England war die Leibeigenschaft im letzten Theii des 14. Jahr- hunderts faktisch verschwunden. Die ungeheure Mehrzahl der Be- völkerung bestand damals und noch mehr im 15. Jahrhundert aus freien, selbstwirthschattenden Bauern, durch welch feudales Aushängeschild ihr Eigenthum immer versteckt seiu mochte. Auf den grösseren herrschaftlichen Gütern war der früher selbst leib- eigne bailiff fVocrt) durch den freien Pächter verdrängt. Die Lohn- arbeiter der Agrikultur bestanden theils aus Bauern , die iiire Mussezeit dorcb Arbeit bei grossen Grundeigenthümern ?erwerthetea.

In Italien, wo die kapitalistische Produktion sich am frühsteu ent- wickelt, üüdetauchdie Auflösung der Leiheigeuächaflsverhslltnisse am irühiiten statt. Der Leibeigne wird hier emancipirt, bevor er irgend ein Recht der Verjährung an Grund und Boden gesichert hat. Seine Emancipation ver- wandelt ihn also sofort in einen vogelfreien Proletarier, der überdem in den meist schon au8 der BGmerzeit überUeferten Städten die neuen Herren fertig vorfindet. Als die Bevolntion des Weltmärkte seit Ende des 15. Jahrhunderts die Handelssuprematie Norditaliens vernichtete, entstand eine Bewegung' in umgekehrter Richtung. Die Arbeiter der 8tädte wurden mausen weise aufs Liand getrieben und gaben dort der nach Art des Gartenbaus ge- triebnen^ kleinen Kultur einen niegesehenen Anfsehwung.

,Die kleinen Grundeigen thümer, die ihre eignen Felder mit eigner Hand bebauten nnd eines bescheidnen Wohlstands sich erfreuten,. . . bildeten damals einen weit wichtigeren Theil der Nation als ietzt . . . Nicht wenijrer als 180,000 Onmdeigenthüraer, die mit ihren Familien mehr als der Ge- sammtbevOlkerung ausgemacht haben müssen, lebten von derBewirthschaftung ihrer kleinen Frcfhold Hufen [Freehold ist vollfreie^ Fi^^-enthum], Das Durchschnittseinkommen dieser kleinen GrundbesitKer wird aut 60 bis 70 Pfd. St. geschätzt. Es wurde berechnet, dsss die Zahl derer, die ihren eirnen Grundbesitz bebauten, grösser war als die der Pächter auf fremdem Boden.* ,Macaulay, Hi-t of England, lOth ed. London 1854% I, -84. Noch im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts waren der englischen Volksma&se agiikol (L c. p. 418). Ich citire Macaulay, weil er als systematischer GeechichtsflUsoher derartige Thetemehen möglichst »beechneidet*.

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theils aus einer selbständigen^ relativ und absolut weuig zahlreichen Klasse eip^entlicher LoliDarbeiter. Auch letztre waren faktisch zu- gleich selbst\virthsrhaftende Bauern, indem sie ausser ihrem Lohn Ackerland zum Beiauf von 4 und mehr Acr^ nebst Cottages an- gewiesen erhielten. Sie genoaseo zudem mit den eigentlichen Bauern die Nutznieasung des Gemeindelandes, woraui' ihr Vieh weidete und das ihnen zugleich die Mittel der Feuerung, Holz, Torf u. s. w. bot^**). in allen Ländern Europas ist die feudale Produktion durch Theilung des Bodens unter möglichst viele Unter- sassen charakterisirt. Die Macht des Feudalherrn, wie die jedee Souverains, beruhte nicht auf der Länge seiner Rentrolle, sondern auf der Zahl seiner Unterthanen, und letztere hing von der Zahl selbfltwirthschaftender Bauern ab'^-). Obgleich der englische Boden daher nach der normannischen Eroberung in nesenhafte Baronien ▼ertheüt ward, wovon eine einzige oft 900 alte angdsiehsnche Lordschaften einschloes, war er besät von kleben Baoemwirth- sehaften, nur hier und da durehlirochen von grösseren herrschaft- lichen Gutem. Solche Verhältnisss, bei gleichseitiger Blüthe des StSdte Wesens, wie sie das 16. Jahrhundert ausseiebnet, erlaubten jenen Yolksrei^thum, den der Kanzler Fortescue so beredt in seinen „Landibns Legum Angliae** schildert, aber sie schlössen den Kapitalreichthum aus.

Das Vorspiel der Umwfilzung, welche die Grundlage der kapita- listischen Produktionsweise schuf, ereignet sich im letzten Drittheil des 15. üud den ersten Decennien des 16. Jahrliuiiderts. Kme Masse vogelfrcier Proletarier ward auf den Arbeitsmai kt L^p^schleu- dert durch die Autiüsung der feudalen Geiolgschaflen , die, wie Sir James Steuart richtig bemerkt, ..überall nutzlos Haus und Hof fiillten." Obgleich die königliche Macht, seihst ein Produkt der bürgerlichen Entwicklung, in ihrem Streben nach absoluter Sou-

'®*) Man mu88 nie vergessen, daas selbst der Leibeigne nicht nurEigen-

thümer, wenn auch trilnitpHii liti'^'-er Eigenthümer, d<T zu seinem Hnns L'e- hörigen Hodenparcellen war, sondern auch Miteigeuthümer des Gemeinde- landes. -Le paysan 7 (en Sil^sie) est serf.* Nichtsdestoweniger besitzen diese seris Gemeindegiiter. ,0n n'a pss va encor« « nguger les Sil^siens au partage des communes, tandis qiie dans la nouvello Murche, il n'y a gu^re de village ce partage ne soit ex^cut^ avec le plus graud succ^s.* (Mira- beau: ,De la Monarchie Frussienne. Londres 1788', t. II, p. 125, 126.)

JapaDy mit seiner rein feudalen Organisation des Ghindeigenthunis und seiner entwickelten Kleinbauernwirthschaft, liefert ein viel treueres Bild des europäischen Mittelalter.^ üIh unsre sRmmtliehen, meist von bürgerlichen Vorurtheileu diktirteu Geschichtsbücher. £s ist gar zu be- quem, auf Kosten des Mittelalters .liberal* su sein.

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▼mimiSt die Aufidsimg dieser Gefolgschaften gewaltBam beBehleii>

nigte, war sie keineswegs deren einzige Ursache. Yielmelir im trotzigsten Gegensatz zu Königthum und Parlament, schuf der grosse Feudalherr ein ungleich grösseres Proletariat durch gewalt- same VerjaguDg der Bauerschaft von dem Grund und Boden, wo- rauf sie denselben feudalen Rechtstitel besass wie er selbst, und durch Usurpation ihres Gemeindelandes. Den unmittelbaren An- stoss dazu gab in England namentlich das Anfblühn der tiandrischen Wollmanufaktur und das entsprechende Steigen der Wollpreise. Den alten I'endaliidel hatten die grossen Feudalkriege verschlungen, der neue war ein Kind seiner Zeit, für welche Geld die Macht aller Mächte. Verwandlung von Ackerland in Schafweide ward also sein Losungswort. Harrison, in seiner „Descriptioii of England. Frefized to Holinaheds ChronicLeB", beschreibt, wie die £^pro- priation der kleinen Bauern das Land roinirt „What caie oor great incroachers!" (Was fragen ansre grossen Usurpatoren da- nach?) Die Wohnungen der Bauern und die Cotüiges der Arbeiter wurden gewalteam niedergerissen oder dem Verfall geweiht „Weoii man'', sagt Harrison, „die alteren Inventarien jedes Ritterguts ver* gleichen will, so wiid man finden, dass anä&hlige Hiiuser und kleine Bauemwirthachaften verachwunden sind, dass das Land Tiel weniger Leute nährt, dass viele Städte verfallen sind, obgleieh einige neue aufblohn .... Von Stfidien und Ddifem, die man für Schaffcriften seiafeSrt hat, und worin nur noch die flemchafta- hftuser stehn, könnte idi etwas erzählen.** Die Klagen jener altan Chromken sind immer übertrieben, aber sie zeichnen genau den Eindruck der Revoultion in den Produktionsverhältnissen auf die Zeitgenossen selbst. Ein Vergleich zwischen den Schriften der Kanzler Fortescue und Thomas Morus veranschaulicht die Kluft zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Aus ihrem goldnen Zeit- alter, wie Thornton richtig sagt, stürzte die englische Ärbeiterklasse ohne alle Zwischenübergänge in das eiserne.

Die Gesetzgebung erschrak vor dieser Umwäizuug. Sie stand noch nicht auf der Civilisatiun>hr)lM>, wo „Wealth of the Nation", d. h. Kapital hildung und rUcksiclitshjbe Exploitation und Verarmung der Vülköui;L^sp als ultima Thüle aller St iatsweisheit gelten. In seiner Qescliichte Ih iiinchs VII. sagt Baco: ,Um diese Zeit (1489) mehrten sirh die Klagen über Verwandlung von Ackerland in Weide (zur Öchaltrift u. s. w.), leicht zu versehn durch wenige Hirten: und Pachtungen auf Zeit, auf Lebzeit und auf jährliche Kündigung (wovon ein grosser Theil der Yeomen lebte) wurden

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in Domanialgdter Terwandeli Dies brachte änen Yer&ll des Volks bervor und, in Folge dessen einen YerfBll totl StSdten,

Kirchen f Zehnten ... In der Kur dieses Missstandes war die Weisheit des Königs und des Parlaments zu dieser Zeit bewundems- werth . . . Sie ergriffen Mafsregeln wider die^e entvölkernde Usnr- pation der (jemeindeländereien (depopulating inclosure«) und die ihr auf den Fuss folgende entvölkernde Weidewirthschaft (depo- pulating pasture)." Ein Akt Heinrich des Siebenten, 14^9, c, 19, verbot die Zerstörung alier Bauernhäuser, zu denen wenigstens 20 Acres Land gehörten. In einem Akt 25, Heinrich VIII., wird dasselbe (iesetz erneuert. Es heisst u. a., dttös viele Pachtungen und grosse Viehheerden, besonders Schafe, sich in wenigen Händen aufhäufen, wodurch die Grundrenten sehr gewachsen und der Ackerbau (tillage) sehr yeifallen, Kirchen imd Häuser niedergerissen, wunderbare Volksmassen verunfähigt seien, sich selbst und Familien sa erhalten." Das Gesetz verordnet daher den Wiederbau der verfallnen HofstätteD, bestimmt das Verhältnis zwischen Komland und Weideland n. s. w. Ein Akt Ton 1533 klagt, dass manche Eigentkfimer 24,000 Scbafe besitzen, nnd beschränkt deren Zahl auf 2000^**). Die Volksklage and die seit Heinrich dem VIL an 150 Jahre fortdauernde Gesetsgebong wider die Expropriation der kleinen Pachter und Baaem waren gleich fruchtlos. Das Geheim- niss ihrer Erfolglosigkeit Tenilth uns Baco wider Wiesen. „Der Akt Heinrich's des Siebenten," sagt er in seinen „Essays, civil and moral* Sect 20, „war tief und bewunderungswürdig, indem er Landwirthschafben und Ackerbaub&user von bestimmtem Normal- maCs schuf, d. h. eine Proportion von Land für sie erhielt, die sie befähigte, Unterthanen von genügendem Reichthura und ohne ser- vile Lage auf" die Welt zu setzen und den Pflug in der Hand von Eigen thümern, nicht von Miethlingen zu halten" (the keep the plough in the band of the owners and not hirelings")^"*»). Was

La aeiuer ,,Utopia" spricht Thomas Morus von dem sonderbaren Land, wo „Schafe die Menschen auffressen." Utopia, tranid. Robinson, ed. Arbor, London 1869, p. 41,

' Baco setzt deu Zusammenhang zwischen einer freien wohlhabenden Bauerschaft und guter Infanterie auseinander. „Es war dies wundervoll wichtig für die Macht und Haltung des Königreichs, Pachtung zu haben TOD genügendem Mafs, um tüchtige Männer ausser Noth zu halten, und einen grog^f u Theil des Bodens des Königreichs fest^iil indon im Besitz rfrr Yeo- manry oder von Leuten mittlerer Lage zwischen Edrllfiiten und Häuslern (cottagerä) und Bauernkuechten . . . Denn es iut die allgemeine Meinung der kompetentesten Kriegskennor . . . das die Hanptstirlro einer Armee in der Infanterie oder dem FoMvolk beitehi. Aber nm eine gute In^terie ta

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das kapitalistäBche System erheischte^ war umgekehrt servile Lage der VolkamasBei ihre eigne Verwandlung in Mieihlinge, und Ver* wandlang ihrer Ärbeitemittel in Kapital Während dieser üeher- gangaperiode aachte die Oeeetagebung auch die 5 Acrea Land bei der Cottage des lÜodlidieD Lohnarbeiten an erhalten, nnd ▼erboi -ihm die Aufnahme von Mietiulenten in seine Cottage. Noeh 1627, unter Jakob L, worde Roger Grocker von Front Mili wartheflt wegen Ban'a einer Cottage im Manor von Front Hill ohne 4 Acres Land als bestandiges Annex an dieselbe; noch 1688, anter Karl L, worde eine königliche Kommission ernannt, nm die Dnrehfhhnmg der alten Gesetze, namentlich auch über die 4 Acres Land, zu er- zwinpfen; noch Crorawell verbot Erbauung eines Hauses in 4 Meilen weitem Umkreis von London ohne Ausstattung desselben mit 4 Acres Land. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird geklagt, wenn die Cottaf^e des Landarbeiters kein Zubehör von 1 bis 2 Acres hat. Heutzutag ist er t^liicklich. wenn sie mit einem Gärtchen ausgestattet ist, oder wenn er weitab von ihr em Paar Ruthen Land miethen kann. „Grundherren und Piichter', sagt Dr. Hunter, „handeln luer Hand in Hand. Wenige Acres zur Cottage würden den Arbeiter zu unabhängig machen"

Einen neuen furchtbaren Anstoss erhielt der gewaltsame Expro- priationsprocess der Volksmasse im 16. Jahrhundert durch die Reformation und, in ihrem Gefolge, den kolossalen Diebstahl dar Kirchengüter. Die katholische Kirehe war zur Zeit der Reforma- tion Feudaleigenthümerin eines grossen Theils des englischen Grund and Boiriis Die Unterdrückung der Klöster u. a, w. schlouderte deren £inwohnor ins Proletariat Die KiichengOter salbet wurden

bUden, braucht man Leute, die nicht in serviler oder dürftiger Weise, Bondem frei und in einer gewissen WohUiabenheit anfgewadksen aiad.

Wenn ein Staat daher allzumeist in Edelleute und feine Herren auaschlS^, während T finflleuto und Pflflger deren blosses Arbeitsvolk oder Acker- knechte »md, oder auch Häusler, d. h. behauste Bettler, mögt ihr eine ^te Reiterei haben, aber niemals gutes ttandbaftes FnssTolk . . . Haa siebt dies in Frankreich und Italien und einigen andren anawirtigen Gegenden, wo in f!er Tbat alles Adel oder elende Bauerscbaft . . . . «o sehr, dags sie ^e- üwungeQ sind Lohnbanden von Schweizern u. (igl> für ihre Infantene- bataiUone anzuwenden: woher es auch kommt, dass diese Nationen viel Volk und wenig Soldaten haben." („The Reign of Henry VII etc. Ve^ batim Reprint from Kennet's England, ed. 1719, Lond 1^70", p. 808.)

*»*) Dr. Hunter L c. p. 134. „The quantity of iand asuigned {in den alten Gesetzen] would now be judged too great for labooren, and ratlier as likely to convert them into small farmers." (George Roberts: „The Social HiBtory of the People of tho Suuthem Ck^untiee of England in paat centuries. Lond. 1856", p. 184, 1Ö5.)

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groBfienilieUs an nuibettchtige kölligliche CHlnsUiDge Tenciieiikt oder zu emem Spottpreis an speknlirende Pächter und Stadtbürger ▼erhaoft, welche die alten erblichen ünteisasaen massenhaft ver- jagten und ihre Wirthschailen zusammenwarfen. Das gesetzlich garantirte Bigenthum Terarmter Landleute an einem Theil der Kirchenzehnten ward stillschweigend konfiscirt ^*'^). „Pauper ubique jacet', rief Königin Elisabeth nach einer Rundreise durch En^^Iand. hii 43. Jahre ihrer Regierung war man endlich gezwungen, den Pauperismus officiell anzuerkennen durch Eiiitubrung der Armen- steuer. „Die Urheber dieses »Gesetzes schämten sich, seine (Tiünde auszusprechen, und schickten dalier, wider alles Herkommen, ohne irgend em prearable (Eingangsniotivirung) in die Welt^**). Durch 16. Car. I., 4 wurde es perpetueil erklärt und erhielt in der Thai erst 1834 eine neue härtere Form ^ ^ Diese unmittelbaren Wirk-

„The ri^ht of the poor to share in the tithe, is established by the

tenoiir of ancient Statute«." (Tuckett 1. c. v. II, p. 804, 805.)

William Cobhett: A History of the Protestant Reformation, i? 471.

Den pruteät&Qtiächen „GeieV' ersieht man u. a. aus folgendem. In Süden En^puids steckten yerschiedne Qrandeigenthdmer und wohlhabende Pächter die Köpfe zusammen und setsten fiber die richtige Interpretation des Armenoresetzea der Elisabeth 10 Fra^rrii :)uf welche sie einem berühmten Juristen jener Zeit, Sergeant Snigge (äpäter Richter unter Jakob 1.), zum Gutachten vorlegten. ,,Neunte Frage: Einige der reichen Pächter der Pfarrei haben einen klugen Plan ausgeheckt, wodurch alle Wirre in Ausübung des Akt» beseitigt werden kann. Sie schlagen den Bau eines ( Gefängnisses in der Pfarrei vor. Jedem Armen, der sich nicht in vorbe«agtes Gefängnis» einsperren lassen will, soll die Unterstützung versagt werden. Es soll dann der Nachbarschaft Anseige gemacht werden, dus wenn irgend eine Person geneipt, die Armen dieser Pfarrei zu pachten, sie versiegelte Vorschläge eingeben .soll, an einem bestimmten Tag. zum niedri irrten Preis, wozu sie selbe uns abnehmen will. Die Urheber dieses Plauii unterätelleu, dass es in den Nachbargrafrchaften Personen giebt, die unwillig sind zu arbeiten, nnd ohne Vermögen oder Kredit, um eine Pacht oder ein Schiff zu erwerben, so (Imm nie ohne Arbeit leben könnten [,,»o as to live without labour"). Solche düxfieu geneigt sein, der Pfarrei sehr vurtheilh&fte Vorechläge zu machen. Sollten hier und da Arme unter dee Kontrakton Obhnt kaput gehn, so wird die Sunde an seiner Thür liegen, da die Pfarrei ihre Pflichten gegen selbige Arme erfüllt hätte. Wir fün'ht^n jedoch, dass der gegenwärtige Akt keine Kiugheitsmafsregel (prudeuiial measure) dieser Art erlaubt: aber Sie müssen wiMen, dau der Beet der freeholdert dieser Graftchaft und der anliegenden sich uns anschliessen wird, um ihre Unterbausmitglieder zur Vorlage eines Gesetzes anzutreiben, welches Einsperrung und Zwangsarbeit der Armen ge- stattet, so dass jede Person, welche sich der Einsperrung widersetzt, zu keiner ünterttütanng nereehtigt aein aoll. Dieo^ ao hoffen wir, wird Personen im Elend abbaltra, ünteratfitcung zu beanaprochen" („will pfevent persons in distress from wantinir relief"). (R. Blakey: „The History of Political Litera- ture from the earlie^t times. Lond. 1855", v. U. p. 84, 8b.) In Schott- land fand die Absdiaffang der Leibeigenschaft Jahrhunderte später statt als in England. Noch 169H erklärte Fletcher von Saltoun im schottischen Par- lament: „Die Zahl der Bettler ist in Schottland auf nicht weniger als 200,000

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kungen der Refonnation waren nicht ihre nachhaltigsten. Dia KircheDeigentham bildete das retigiöee Bollwerk der alierthflin- liehen GrandeigentkainaTerliBlimsBe. Hit seinem Fall waren de nicht langer hiJtfaar^^).

Noch in den letzten Decennien des 17. Jahrhunderts war die Teoroanry, eine unabhängige Bauersohaft, zahlreicher als die Klasse der Pächter. Sie hatte die Hanptstärke Gromwell'a gebildet und stand, selbst nach Macaulaj's Gestfindniss, in vortheflhaiftem Gegen- satz zu den versoffinen Mistjunkem und ihren Bedienten, den Land- pfaffen, welche die herrschaftliche ,,Lieblingsmagd<' unter die Haube bringen mussten. Noch waren selbst die ländlichen Lohnarbeiter Mitbesitzer am Gemeindeeigenthum. 175ü ungeftihr war die Yeomanrv verschwunden und in den letzten Decennien des 18. Jalii iianderts die letzte Spur von Gemeindeeigenthum der Ackerbauer. Wir sehn hier ab von den rein ökonomischen Trieb- federn der AgrikulturrevolutioD. Wir fragen nach ihren gewalt- samen Hebeln.

Unter der Restauration der Stuarts setzten die Grundeigen- thümer eine Usurpation gesetzlich durch, (He sich überall auf dem Kontinent auch ohne gesetzliclie Weitläufigkeit vollzog. Sie hoben die Feudalverfassung des Bodens auf, d. h. sie schüttelten seine Leistungspflichten an den Staat ab, „entschädigten" den Staat durch Steuern auf die Bauerschafk und übrige Volksmasse, Yindi*

geschfttzt Das einsigeHfilftmittel, welches ich, einBepubUkanerTonPrincip,

vorachlagen kann, ist den alten Zustand der Leibeigensclüift zu restauriren und iiiii^ allen denen Sklaven zu machen, die unfShig ;*ind, für ihre eigne Subaiatenz zu sorgen." So Eden 1. c. b. I, ch. I p. 60, 61: »Von der Frei- heit der Ackerbauer datirt der Pauperlamiu . . . MaatKfakturen nnd Hand«! sind die wahren Aeltem unsrer nationalen Armen." Eden, wie jener schottische Republikaner von Prhicip, irrt nur darin, dass nicht die Aufhebung der Leib- eigenschaft, Bonderu die Aufhebung des Eigenthuma des Ackerbauers an Omnd und Boden ihn zum Proletarier, resp. Pauper machte. Englandi Armengeaetzen entspricht inFrankreich, wo sich die Expropriation in andrer Weise vollroc, die Ordonnanz von MoulinM, 1^71. und das Edikt von 1656.

Herr Bogers, obgleich damals Professor der politiiicheu Oekonomie an der UniTersität m Oxford, dem Stammüts protestantischer Orthodosie, betont in seiner Vorrede zur ,Uistory of Agncttltiire* die Pauperisinuig der Volkfmn^'SP duri'h die Reformation.

Letter to Öir T. C. Banbury, Brt.: On the High Price of l*ro- ▼isions. By a SuffoUc Gentleman. Ipswich 1795'S p. 4. Selbst derlaaa- tische Vertheidiger des grossen Pachtwesens, der Verfasser der „Inquiry into the Conueetion of large farms etc. Lond. 1778", p 18H sagt: „I most lamcnt the loas of our yeomanry, that set uf men, who really kept up the independence of this natiou; and sorry I am to iee their lands now in the hands of monopolising lorda, tenanted out to small farmcrs, who hold their leascs on such conditions to he little better thaa vaasaU ready to attend a summon« on every mischievouB occasioD."

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cirten modernes PrivftteigenihQm aa Gftieni, wonnif sie dw Fea- daltitel beMooen, und oktroyirten sohlieBalicli jene NiederiaaBtuiga- geeete (law of seUlemeDi), die, motatb mmtendis, auf die eng- ÜMsfaen Ackerbauer wirkten, wie des Turtann Bona Qodnnof Sdikt aaf die masiscbe Banencfaaft.

Die „glorious Revolution" (glorreiche Revolution) brachte mit dem Oranier Wilhelm III.*®) die grundherrlicben und kapita- listischen i*lusmacher zur Herrschaft Sie weihten die neue Aera ein, indem sie den bisher nur bescheiden betriebenen Diebstahl an den Staatsdomänen auf kolossaler Stuienleiter aiisiibten. Diese I^ndereien wurden verschenkt, zu Spottpreisen verkauft, oder aiich durch direkte Usurpation an Privatgüter annexirt^*). Alles das geschah ohne die geringste* Reoh;icl;tung gesetzlicher Etiqnett^. Das so frnudulent angeeitj^ riete Striiitsn^nt saninit dem Kirchenraub, so weit er während der repubUkanischen Kevolution nicht ab- handen gekommen, bildet die Grandlage der heutigen fürstlichen Domänen der englischen Oligarchie^'). Die bürgerlichen Kapi- talisten begünstigten die Operation, n. a. nm den Grund und Boden in einen reinen Handelsartikel zu verwandeln, das Gebiet des agrikolen (Irossbetriebs aiUBadebnen, ihre Zofiihr Togelfireier Prde- tarier vom Lande zu vermehren u. s. w. Zudem war die neue Grundaristokratie die natürliche Bondeaigenoesin der neuen Banko- kratie^ der eben ans dem IS gekroduien hohen Finanz nnd der damals auf Sehnfaszölle sich stütMnden grossen Manufaktariatea Die englische Bonrgemsie handelie für 3ir Interesse ganz so richtig wie die aehwedisehen 8tadtbürger, die nsq^ekehrt» Hand in Hand mit ihrem ökonomischen Bollwerk, der Banersehaft, die

**) üeber die Privatmoral dieae» bargerlichen Helden u. a.: ,The large grant of lands in ireland to Lady Orknf^y, in 1695, is a public instance of the kin^s affection, and the lady a müuence . . . Lady Orkuey's ende- arini Offices, sre supposed to have been foeda hd>io]iim ministeria.*' (In der Sloane Mannacript Collection, auf dem britischen Museum, Nr. 4224. Das Manuskript ist betitelt: «The Charakter and behaviour of King William, Sunderland etc. as represented in Original Letters to the Duke of Shrewabury firom Somera^ n^iifa'r^ Oxford, Seeretarjr Yenioii etc. .Ei ist voller Kuriosa.)

,Die illegale Veräussenmg der Krongüter, theil» durch Verkauf und theik durch Schenkung , bildet ein skandidOses Kapitel iu der englischen Getchiehte . . . eine gigantiaohe Prellerei der Naoon (gigantic nnrad on the nation).* (F. W. Newman: «Lectures on Political Econ. Lond. ISSl,**

LV29, l^^O )— (Wie die heutigen englischen Grossgrundbesitzer zu ihrem sitz kamen, im Einzelnen nacluusehn in «Our cid Nobility. By Nob- lesse Oblige. London 1879.* D. H.1

^ Man lese z. B. £. Burke's Pamphlet über das herzogliche Haus von Bedford, dessen Sproeae Lord John IUibmI, »the tomtit of liberaliam."

Marx, Kft^iia I. 44 ^

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Könige in der gewaltsamen Resumption der Kronländereien tod der Oligarchie (seit 1604, später unter Karl X. und Karl XL) onterBtfitzten.

Das Gemeindeeigenthum durchaus Teischieden Ton dem eben betrachteten Staatseigenthum war eine altgermanische Ein- i richiung, die unter der Decke der Feudalitftt fortlebte; Msn htt gesehn, wie die gewaltsame Usuipation desselben, meist b^lettet ▼on Verwandlung des Ackerlands in Viehweide, Ende des 15. Jah^ hnnderls beginnt und im 16. Jshrhundart fortdauert Aber dsnnls ▼dlzog sich der Process als individuelle Gewaltthat, wogegen die Gesetzgebung 150 Jahre lang Tergeblieh ankfimpft. Der Fort* schritt des 18. Jahrhunderts offenbart sich darin, dass das Gcseb selbst jetzt zum Vehikel des Raubs am Volksland wird, obgleich die grossen PSchter nebenbei auch ihre kleinmi unabhängigea Privatmethoden anwenden*^. Die parlamentarische Form des Raubs ist die der „BiUs for Inclosures of Commons" (Gesetze fUr ' Einhegung des Gemeindelandes), in andren Worten Dekret«, wo- durch die Grundherrn Volksland sich selbst als Privateigenthum schenken, Dekrete der \ olksexpropriation. Sir F. M. Eden wider- legt sein pfiffiges Advükatenjilaiduyer, worin er das Gemeindeeigen- thum als Privateigenthum der an die Stelle der Feudalen ge- tretenen grossen Grundeigciithünier darzustellen sucht, indem er selbst einen „allgemeinen Parlanientsnkt für Einhegun^? der Ge- meindeliiiulereien" verlangt, also zugiebt, (iass ein parlamrntari^eher Staatsstreich zu ilirer Verwandlung in Privateigenthum nöthig ist andrerseits aber von der Legislatur «Schadeneisats'' fUr die expro* priirten Armen fordert "^^*).

Während an die Stelle der unabhängigen Yeomen tenants-ai- wili traten, kleinere Pächter auf einjährige Kündigung, eine serrüe und von der Willkür der Landlords abhängige Rotte, half, neben dem Raub der Staatsdomänen, namentlich der systematisch be- triebne Diebstahl des Gemeindeeigenthums jene grossen Pacbteo anschwellen, die man im 18. Jahrhundert Eapital^Pachten*''*) oder

**) «Die Pächter verbieten den cottagers (Häuäiern) irgeud eiue iebeo- dige Kreatur nnmtx lieh selbst zu erhalten, unter dem Yorwand, da» wenn sie Vieh oder Geflügel hielten, sie von den Sdieanen Futter stehltn würden. Sie s:icen ;u)rh, haltet die Cottapers arm, und ihr haltet Mf fleisaig. Die wirkliche Thatsache aber ist, dm» die Pächter so daa ganze Recht an den Gemeindel&ndereien usurpiren.* (,A Folitical Enquiry iüt» the Consequences of enelooog Waste Laads. Lond. 1786*, p. 75.) Eden }. c. Preface.

„Capital iarmB." (.,Two Letters on the Flour Trade and the Dear- new of Com. By a Person in Busineas. Lond. 1767 *, p. 19, 20.)

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KaufmaDOs-Pachten*^ nanniie, imd das Landvolk als Proletariat ftr die InduBtrie „freisetasen**.

Das 18. Jahrhundert begriff jedoch noch nicht in demselben Hab wie das 19. die Idenütftt zwischen Nationaireichihnm imd

Vollcsarmüth. Daher heftigste Polemik in der ökonomischen

Literatur jener Zeit über die „inclosure of commons". Ich gebe aus dorn massenhaften ilaterial, das mir vorliegt, einige wenige Stellen, weil dadurch lebhalt die Zustiinde veranschaulicht werden.

„In vielen Ptarreien von Herttordshire", schreibt eine entrüstete Feder, „sind 24 im DurchBchnitt 50 150 Acres zählende Pui fiten in 3 Pachten zusammengeschmolzen"**'). ..Tn Northamptuiishire und Liücolusliire hat die Einlu^gung der (it iDcmdeländereit^n sehr vorgeherrscht und die meisten aus den Einhegungen ont^prungnen neuen Lordschaft^n sind in Weide verwandelt; in Polge davon haben viele Lordschafton jetzt nicht 50 Acres unter dem Pflug, wo früher löOO gepflügt wurden . . . Ruinen früherer Wohn- häuser, Scheunen, Ställe u. s. w." sind die einzigen Sporen der früheren Einwohner. „Hundert H&oser und Familien sind an

manchen Plätzen zusammengeschrumpft .... auf 8 oder 10

Der Grundeigenthümer in den meisten Pfarreien, wo die £inhegung erst seit 15 oder 20 Jahren Torging, sind sehr wenige in Ver- gleich zu den Zahlen, von denen das Land im offnen Feldznstand bebaut wurde. Es ist nichts Ungewöhnliches, 4 oder 6 reiche Yiehmaster grosse, jüngst eingehegte Lordschaften usuipiren zu sehn, die sich früher in der Hand yon 10 30 Pachtern und von ebenso vielen kleineren Eigenthümem und Inssssen befanden. Alle diese sind mit ihren Familien aus ihrem Besitzthum heraus- geworfen, nebst vielen andren Familien, die durch sie beschSftigt und erhalten worden"*^. Es war nicht nur brachliegendes, sondern oft, unter bestimmter Zahlung an die Gemeinde, oder gemeinschaftlich, bebautes Land, das unter dem Vorwand der Einhegung vom angrenzenden Landlord annexirt wurde. „Ich spreche hier vom Einschluss offner Felder und Ländereien, die bereits bebaut sind. Selbst die Schriftsteller, welche die Inclosures vertheidigen, geben zu, dass letztre das Monopol grosser Pachtungen

^ »fMerchanlrfarnit.*' ,,An Iruniiry into the Preaent High Prioes of Proviaions. Lond. 1767", p. 11, Note. Diese gute Schrift, die anonym erBchien, verfaast von dem Rev. Nathaniel Forater.

^^'j Thomas Wrifi^ht: „A short address to the Public on the MoQopoiy of large fanos. 1779", p. 2, 8.

***) Rev. AddiDgton: „Eoquiry into the Beaaona for or against endo- sing open fielda. Lond. 177^'| p. 37—43 passim.

444.

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▼ermelireii, die P^reiae der Lebensmittel erhöben und EntvOlkerong prodadxen . . . und selbst die Einbegung wQster LSndereien, wie jetet betrieben, ranbt dem Armm einen Theil seiner SubsisteiB*

mittel und schwellt Pachtungen auf, die bereits zu gross sind****). „Wenn", sagt Dr. Price, „das Land in die Hände einiger weniger grossen l^ächter gcrätb, werden die kleinen Pächter [früher von ihm bezeichnet als „eine Menge kleiner Eigeiitbüinpr und Pächter, die sich selbst und Familien erhalten durch das Produkt des tod ihnen bestellten Landes, durch Schafe, Geflügel. Schweine u. s. w., die sie auf das Gemeindelanrl schicken, so da-ss sie wenig Anlass zum Kauf von Subsisten/niittelii haben"] verwandelt in Leute, die ihre Subsistenz durch Arbeit für Andre gewinnen müssen und gezwungen sind, ftir alles, was sie brauchen, zu Markt zu gehn . ... Es wird vielleicht mehr Arbeit verrichtet, weil mehr Zwan? dazu herrscht . . . Städte und Manufakturen werden wachsen, weil mehr Leute zu ihnen verjagt werden, welche Beschäftignng Sachen. Dies ist der Weg, worin die Eoncenti&tion der Pach- tung«! naturgemäss wirkt, und worin sie, seit vielen Jahren, in diesem Königreieh thatsächlich gewirkt hat«*'^®). Er fasst die Gesanmitwirkung der inclosures so zusammen: „Im Ganzen hat sieh die Lage der niederen Volksklassen fitöt in jeder Hinsicht yerschlecbtert, die kleineren Grundbesitz und Pächter sind bersb* gedruckt anf den Stand yon Tagldhnem nnd Miethlingon; und zur selben Zeit ist der Leben^winn in diesem Zustand schwieriger geworden^ *^). In der That wirkfeen Usurpation des Gemetndebmds

•*) Dr. E. Price 1. c. v. H, p. 155, Mau lese Forster, Addington, Kent. Place and Jame» Aiidersou, imd vergleiche das elende Sykophaoteo- radkwftts MacColloch'a in fleinem Katelog: The literature of Politieal Eeonomy. Lond. 1845. 1. c. p. 147.

1. c. p. 159. Man erinnert sich an das alte Eom. „Die Keicbeu kalten deh des grIMen Theils der tmgeiheilton Llnderden bemlchtigi

Sie yertrauten den Zeitumständen, dass sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Theil mit deren Willen, zum Theil nahmen sie sie ihnen mit Gewalt, so daas sie nur mehr weit auagedeliiite Domftnen statt einseloer Felder behauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Landbau und zur Vi(>hzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegsdien?! genommen worden wären. Der Besitz von äklaven brachte ihnen auch »■ofern grosBen Gewum, ak sidi diese wegen ihrer Befreiung vom Eriegi- dienst ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die M&chtigen durchaus allen Reichthiim an «ich und die ganze Gegend wimmelte von Sklaven. Der Italer dagegen wurden imm^ weniger, aufrieben wie sie waren durch Armnth, Abgaben und Kriegsdicott Traten aber auch Zeiten des Friedens ein, so waren sie zu voUkommner Unth&tigkeit verdammt, weil die Beichen im Besitse des Bodens wacen,

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und die sie begleitende Revolatum der Agrikultur ao aknt auf die Ackerbauorbeiter, daes, nach Eden sellist, swiBcheD 1765 and 1780 ihr Lobn anfing anter das Minimam m fSdlen and dorch offidelle ArmenonteratlltEang ergänzt xa werden. Ihr Arbeitalohn, sagt er, „genügte nnr noch eben f&r die ahaolnten Lebens- bedürfnisse."

Hören wir noch einen Augenblick einen Vertheidiger der en- closures und Gegner des Dr. Pnce. „Eä ist kein richtiger Üchlusü, dass Entvölkerung vorhanden, weil man Leute nicht länger ihre Arbeit im offnen Feld verschwenden sieht. . . . Wenn nach Ver- wandhin*^^ kleiner Bauern in Leute, die il'iv andre arbeiten müssen, mehr Arbeit flüssig gemacht wird, so list das ja ein Vortheil, den die Xation [wozu die Verwandelten natürlich nicht gehören] wünschen inuss . . . Das Produkt wird in'">sser sein, wenn ihre kombinirte Arbeit auf einer Paciitung angewandt wird: so wird Surplusprodukt für die Manufakturen gebildet, und dadurch werden Manufakturen, eine der Goldgruben dieser Nation, im Verhältaiss zum producirten Komquantam vennehrt'' ^^^).

Die stoische Seelenruhe, womit der politische Oekonom frechste Schrindung des „heiligen Rechts des Eigenthums" und gröbste Gewaltthat wider Personen betrachtet, sobald sie erheischt sind, um die Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise herzu- stellen, seigt uns 0. a. der ttberdem noch toxTstisch geförbte und „philanthropische*' Sir F. M. Eden. Die ganze Reihe von Baub- ihaten, Greueln und Volkadrangaalen, welche die gewaltsame Yolksexpropriation vom letzten Drittel des 15* bis zum Ende des 18. Jahrhunderts begleiten, treibt ihn nur zor ^»komfortablen** Schluasreflezion: |,Die richtige (due) Proportion zwischen Acker* und Yiehland musste hergestellt werden. Koch im ganzen 14. und gr&ssten Theil des 15. Jahrhunderts kam mn Acre Viehweide auf 2, 3 und selbst 4 Acres Ackerland. Li Mitte des 16. Jahrhon-

und atatt freier Leute Sklaven snm Ackerbau brauchten." (Appian: BOmüche Bflrgerkriege I, 7.) Diese Stelle beiieht och auf die Zeit vor

dem liciniMsbeii Gesetze. Der Kriegsdienst, der den Ruin der römischen Fleb^er so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel, wodurch Karl der (jroBse die Verwandlung freier deutscher Bauern in Hörige und Iieib- einie trdbhaiuniälng förderte.

"*) f^An Inquiry icto the Connection between the preseat Frices of Provisions etc.," p 1*24, \29 Aehnlich, aber mit e?ilj?eg'en gesetzter Tendenz: ^Workiug meu are dnven from tbeir cottages, aud forced into the towns to seek for employment; but theu a laiger sorphis !• ob- tained, and tbus Capital is augnieated.* (The Perils of the Nation. 2iid. ed. Lond. 1848", p. XIV«)

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deris Terwaadelte «ich du Proportion in 2 Acres Yiehland auf % Sinter Ton 8 Acres Yiehwade auf 1 Acre Ackerland, bb eodlkk rielitige Proportion von 3 Acres Viehland auf 1 Acre Acker- land herauskam."

Im 19. Jahrhundert verlor sich natürlich selbst die Erinnerung des Zusammen liaiigb zwibchc^ii Ackerbauer und Gemeindeeigenthum. | Von späterer Zeit gar nicht zu reden, welchen Farthing Ersatz ' erhielt das Landvolk jemals für die 3,511,770 Acres Gemeinde- land, die ihm zwisclien 1801 und 1881 gri;uibt und parlameo:- tarisch den Landlonls v(in den Landlords geschenkt wurden?

Der letzte grosse Ex]irojinationsprocess der Ackerbauer von Grund und Boden endlich ist das sorr. Clfarinir of Estates (Lichten der Güter, m der That Wegfegung der Menschen von denselben). Alle bisher betrachteten englischen Methoden kulminirteu im „Lichten." Wie man bei der Schilderung des modernen Zustands im vorigen Abschnitt sah, geht es jetet, wo keine unabhängigen Bauern mehr wegzufegen sind, bis zum „Lichten" der Cottages fortf so dass die Ackerbauarbeiter auf dem TOn ihnen bestellten Boden selbst nicht mehr den nöthigen Raum zur eignen Behausung finden. Was aber „Clearing of estates'^ im eigentlichen Sinne bedeutet f das lernen wir nur kennen im gelobten Lande der mo- | demen Bomanliteratnr, in Hochschottland. Dort zeichnet sich der Vengang ans durch seinen systematisdien Charakter, durch die Grtae der Stufenleiter, worauf er mit einem Schlag ToUsogen wird (in Irland haben Grundherrn es dahin gebracht, mehnie Dörfer gleichzeitig wegzufegen; in Hochschottland handelt es sieh um Bodenfliehen Yon derGrOsse deutscher Herzogthümer) und endlich dur^ die besondre Form des unterschlagenen Grundeigen- tiiuros.

Die Celten Hochschottlands bestanden aus Clans, deren Jeder Eigenthümer des von ihm besiedelten Bodens war. Der Re- präsentant des Clans, sein Chef oder „grosser Mann*, war nur Titulareigenthümer dieses Bodens, ganz wie die Königin von Eng- land Titulareigenthümerin des nationalen (iesammtbodens ist. Als i der englischen Regierunsf gelungen war, die inneren Kriege dieser „grossen Männer" und ihre fortwährenden Einfalle in die oieder- schottischen Ebenen zu unterdrücken, gaben die Clanchefs ihr altes Räuberhandwerk keineswegs auf; sin änderten nur die Form. Aus eigner Autorität verwandelten sie ihr Titular-Eigenthumsrecht in Privateigenthumsrecbt, und da sie bei den Clanleuten auf Widerstand stiessen, beschlossen sie diese mit offner Gewalt zu

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yertreiben. „Ein König von England könnte mit demselben Becht sich anma&en, seine XJnterthanen in die See zu jagen mgt Professor Newnian*^*). Diese Revolution, welche in Schott* land nach der letzten Sdbilderhebnng des Prätendenten begann, kann man in ihren ersten Phasen yerfolgen bei Sir James Stouart^*) nnd James Andeison*^*). Im 18. Jahrhundert wnrde zugleich den Tom Land yeijagten Gaden die Answanderong ver- boten, nm sie gewaltsam nach Gla^w nnd andren FabrikstSdten zu iieiben*^^. Als Beisiiiel der im 19. Jahrhundert herrschenden Methode genfigen hier die „Lichtungen" der Etetzogin yon Sutiierland. Diese ökonomisch geschulte Person hesehloss gleich hei ihrem Begierungsantritt eine ökonomisdie Radikalkur Tonunehmen und die ganxe Grafichaft, deren Einwohnersdialt durch frfihere, ähnliche P^ocesse bereits auf 15,000 zusammengeschmolzen war,

„A ki»^ of England mlgfat as well daim to diive his Bobjecte into

the aea." 'F. W Newman 1. c jv 132.)

•**) SteuarL sagt: „Die E,©ute dieser Länder (er überträgt irrtiiiunlich diese ökonomische Kategorie auf den Tribut der taskmen an den Clan- chef) ist dnrehans unbedeutend im Vergleich zu ihrem Umfang, aber, va=i flie Peraonenzahl betrittl, welche eine Paclit orhfüt, wird man viel- leicht tinden, dany ein Stück Hoden in den Hochlanden von Schottland zehnmal mehr Leute eruälirt, ab Land von demselben Werth iu den reichsten Fromma.** (1. c. v. I, eh. XVI, p. 104.)

'^<^) JauK- Anderson: „Ob-^ervations on the meauB of exoithig a qiiiit of National Industry etc. Edinburgh 1777".

18(30 wurden gewaltsam Exprupriirte nach Kanada exportirt unter falschen Versprechungen. Eini^ flohen in die Berge und beoachbaiten EiIan(!o Sir wurden von Policiaten verfolgt, kamen zum Handgemenge Blit ihnen und entkamen.

*^^) „Iii den Hochlaudeu"j sagt Buchauau, der Kommentator A. ISmilh ä, 1814, wird der alte Eigenthnmwustand täglich gewalteam umgewälzt . . . Der Landlord, ohne Rücksicht auf die Erbpachter (auch dies ist hier irrig angewandte Kategorie), bietet dat* Land dem hörhften Rirtrr an, nnd wenn dieser ein Verbeaaerer (improver) ist, führt er uumitteibar ein neues Kultur- qrttom ein. Der Boden, firilher flbersftt mit kleinen Banero, war im Verhftlt- niss zu seinem Produkt bevölkert; unter dem neuen System verbesserter Kultur und vermehrter Renten, wird grösatmöglichstes Produkt zu möglichst geringen Kosten erhalten und zu diesem Behiife werden die nun nutzlos ge- wordenen Hände entfiemt .... Die Auiwfirf linge des Heimlands Buehen Sabnstens in den Fabrikstädten u. s. w." (David Bnchanan : „Observations on etc. A. Smith's Wealth of Nations. Edinb. 1814«, vol. IV, p. 144.) „Die achottischeii Grossen haben Familien expropriirt, wie sie Unkmut ausrodeu wfltden, lie haben Dorfiefaaften und ihr« DorOlkernng behandelt, wie die Indier in ihr« Bache die Höhlen wilder Bestien . . . Der Mensch ¥rird yer> schachert für ein Schafvlies?? orlor eine Hammelkeule, ja für wenieer . . . Bei dem Einfall in die Nordprovinzen (Jhina's schlug man im Mongolenrath ▼or, die Einwohner anflEurotten und ihr Ziand in Wdde tu yarwaadeln. Diesen Votschlag haben ▼iele hoduwhottische Landlords in ihrem eignen Land gegen ihre eignen Landsleute ausgeführt." (George Ensor: „An luquiry couceruiug the Population of Nationa. Loud. 1818", p. 215, 216.)

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in Schaffcrift zu verwandein. Von 1814 bis 1820 wurdm diM 15,000 Einwohner, ungeföhr 3000 FamilieD, systematisch verjagt und aiisgerottet. Alle ihre Dörfer worden zerstört und nieder- gebrannt, alle ihre Felder in Weide verwandelt Britische Soldaten wurden snr Exekution kommandirt und kameD zu Schlägen mit den Eingebomen. Eine alte Fian Terbrannte in den fiamuMn der Hütte, die sie an Teriassen sich weigerte. So eignete sich diese Madame 794,000 Aem Land an, das seit tindenklicheia Zeiten dem €3an gehörte. Den wtriebnen Eingebomen wies sie am Seegestad ungeföhr 6000 Acres zu, 2 Actes per Familie. IKe 6000 Acres hatten bisher w6st gelegen nnd den Eigenthümen kein Einkommen abgeworfen. Die Herzogin ging in ihrem Nobel» gefilhl so w^t, den Acre im Dorchschnitt su 2 sh. 6. d. Bernte SU Terpachten an die Oanlsate, die seit Jahrhnnderten ihr Blut fftr die Familie Tergosaen hatten. Das ganze geraubte Clanland theilte sie in 29 grosse Schafpachtungen, jede bewohnt von einer einzigen Familie, meist englische Pächterknechte. Im Jahre 1825 waren die 15,000 Gaelen bereits ersetzt durch 131,000 Schafe. Der au das Seegestad geworfae Theil der Aborigines suchte vom Fischfang zu leben. Sie wurden Amphibien und lebten, wie ein englificher Schriftsteller sagt, halb auf dem Land und halb auf dem Wasser und lebten mit alledem nur halb von beiden"®).

Aber die braven Gaelen sollten noch schwerer ihre bergroraan- tische Idolatrie für die „grossen Männer" d^ Clans abbüssen. Der Fischgeruch stieg den grossen Männern in die Nase. Sie witterten etwas Profitliches dahinter und verpachteten das See- gestade den grossen Fischhändlern von London. Die Gaelen wurden zum zweitenmal verjagt ^^^).

£ndlich aber wird ein Theil der Schaftriften rack?erwandelt

Als die jetzige Herzogin von Sutherland die Mrs. Beecher Stowe. Ver- fasserin von „Uncle Tom's Cabin*, mit grossem Prunk in London em[>tin^^ um ihre Sympathie fOr die KegerBklaven der amerikanisohen Bepublik «nsBOstellen was sie, nebtt ihren Mitariatokratinnen. wohlweise wihreod

des Bürgerkrieg» unterliess, wo jedes .noble* englische Herz ffir die Sklaven^ter schlug - stellte ich in der New- York Tribüne die Ver- hiltnime der Suthenandschen Sklaven dar. (Stellenweia ausgezogen von Carey in ,,The 81a ve Trade. London 1853* , p. 202, 203.) Mein Artikel ward in einem =?chottischeu Blatt abgedruckt und rief eine nrtige Poloük zwiseben letztcrem und den Sykophanten der Sutherlanda hervor.

Interessantes über diesen Fischhandel findet man in Herrn David Uiqnharfa: PortfoUo. New Series. Nassau W. Senior kennzeichnet in seiner oben citirten nachgelassnen Schrift ^die Procedur in Suther- landshire als eine der wohlthlUigaten Lichtungen (Clearings) seit Mena<^eik- gedenken." (1. c.)

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in Jagdrevier. BIa& weu», öbsb es Iniiie eigenäiehfln Wfilder in England giebi Das Wild in den Parka der Gronacn ist kon- stitationellea Hanavieb, fett wie Londoner Aldermen. SchotÜand ist daher das letzte Asyl der „noblen Passion". „In den Hoch- landen," sacrt Somers, 1848, „sind die Waldungen sehr ausge- dehnt worden. Hier aui der einen Seite von Gaicli habt ihr den neuen Wald von Glenfeshie und dort auf der andren Seite den neuen Wald von Ardverikie. In derselben Linie habt ihr den Bleak-Mount, eine ungeheure W üste, neulich errichtet. Von Ost zu West, von der Nachbarschaft von Ab(M(ieeu bis zu den Klippen von Oban, habt ihr jetzt eine fortlaufende Waldlinie, während sich in andren Theilen der Hochlande die neuen Wälder von Loch Archaig, Glengarry, Glenmoriston etc. befinden . . . Die Verwandlung ihres Landes in Schafweide . . . trieb die Gaelen auf unfniditbarern Boden. JetsEt flingt Bothwüd an das Schaf zu ersetze und treibt jene in noch sermalmenderes Elend . . . Die Wildwaldungen^^^') nnd das Volk können nicht neben einander existiren. Eins oder das andre muss jedenfalls den Platz räumen. Lasst die Jagden in Zahl und ümiang im nächsten Vierteljahr- hnndert wachsen wie im vergangenen, und ihr werdet keinen Gaelen mehr auf seiner heimischen ikde finden. Diese Bewegung unter den Hochlands-Eigenthttmem ist theils der Mode geschuldet^ aristokratischem Kitsei, Jagdliebhaberei u. s. w., tiieils aber be* treiben sie den Wüdhandel ausschliesslich mit einem Auge auf den Profit. Denn et ist Thatsache, dass ein Stfick Bergland, in Jagdung angelegt, in yielen Fällen ungleich profitaler ist denn ab Schaftrift. . . Oer Liebhaber, der ein Jagdrevier sucht, besehrfinkt sein Ange- bot nur durch die Weite seiner B&rse . . , Leiden sind über die Hoch- lande verhängt worden nicht minder grausam, als die Politik nor- mannischer Könige sie über England veriiing. Rothwild hat freieren Spielraum erhalten, während die Menschen in engen und engern Zirkel gehetzt wurden . . . Eine Freiheit des Volks nach der andren ward ihm geraubt... Und die Unterdrückung wächst noch tärflich, Lichtung und Vertreibung des Volkü werden von den Eigentbuiiiern als festes Princip verfolgt, als eine agnkole Nothwendigkeit, ganz wie Bäume und Gesträuch in den Wildnissen

Die ,deer foreste* (Wiidwaldungen) von Scliottlaud enthalten keinen einzigen Baum. Man treibt die Schafe weg und die Hinehe hin auf die nackten Berge und nennt das einen ,deer forest*. Also nicht einmal Waidkultur!

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Amerikas und AustnJiens weggefegt werden, nnd die Opention geht üizen ruhigen, geschfiftamaiBigen Qang" '^).

2Bobert Börners: ^Letten Irom the Highlands; or, fhe FamSne of 1847. 1848', p. 12-^28 paasim. Dieae Briefe erschienen ursprüDKlIch in der

Times. Die englischen Oekonomen ertlSrten natürlich die HunjL'ermiüth der Gaelen von 1847 aus ihrer Uebervöikerung. Jedenfallö ^drucktea* tie auf ihre Kahrangsmittel.— Das „OieftringofEsUtes*, oder, wie es mDeatsch- land hies.^, ^Bauernlegen**, machte sich hier besonders geltend nach dem dreissigj&hrigpii Kriep und rief noch 1790 \n Ktir^achsen Bauemauft^tJin Jt' hervor. Es herrschte namentlich iu Ostdeutschland, in den meisten k*To- ▼insen Preossens sicherte erat Friedrich IL den Bauern Eigenthnmsrecht. Nach der Eroberung Schlesiens awaag er die Grundherrn zur Wlederher^ Stellung der Hütten, Scheunen u s w , ziir Ausstattung der Bauerngüter mit Vieh und Geräth. Er brauchte Soldaten für seine Armee und Steuerpflichtige für seinen Staatsschatz. Welches angenehme Leben übrigens der Bauer unter Friedrich's Finanzunwesen und Regieningsniisehmascn von Despotismus, Bureaukratie und Feudalismus führte, mag m;m un- f- »lironder Strllo seines Bewunderers Mirubeau ersehn: ,Le lin fait donc ujie de« grandes richesses du cultivateur dauä le >«ord de T/Ulemagne. MalheureUBement pour Teäp^ce hnmaine, ce n'est qu'une ressource oontre la misdre, et non un moyen de bien-etre. Le^ impöt« directa, les corv^es, les servitudea de- tont genre, ^crasent 1p < ultivateur allemand, qui paie encorc des impots indirectt* dans tout ce qu il ächzte. . . et pour comole de ruine, il n'ose pas veudre se« prodnetions et eomme il le vent; il n'ose pas achter ee dont U a besoin aux niarchauds qui pourraient le lui livrer au meilleur prix. Toutes ces c^u^^^3 le ruinent inHeusiblement, et il se trouverait hors d'^tat de payer les impöts directs ^ i'^ch^ance sans la filerie; eile lui offre une ressource, en oeenpant ntUementsafemme, sesenfants, ses servants, sea yalets, et liii«ni6nie: mais quelle penible vie, m^me aid^e de ce secours! En ^tö, il travaUle comme un for(;at au labourage et k Ifi r^colte; il se couche ü 9 heures et se l^ve k deux, pour sufflre aux travauxj en hiver il devrait r^parer ses forces par an plu8 grand repos; mais il manqnera de grainsponr le paiii et les semailles, s'il se d^fait d^denr^es qui l faudiait vendra pour payer les imp6ts. II faut donc filer pour ««üppiger k ce vide . . . il faut y apporter la plus grande assiduit^ Aussi le paysan se couche-t-U en luTer k minuit, une heure, et se l^Te h einq ou siz; on bien il se ooocIm k nenf, et se Ikwe k deux, et cela tous les jours de sa vie si ce n'est le dimanche. Cet exf•^s fie veille et de trnvail usent la nature h^Jirmine. et de vient qu hommes et femmes vieilliseut beaucoup plutoi dans im campagnes que dans les yilles.* (Mirabean L c. t. III, p. 212 sqq.)

Zusatz zur 2. Ausg. Im April 1866, 18 Jahre nach der Veröffentlichung der oben citirteu Schrift von Robert Somers, hielt Professor Leone Le vi einen Vortrag in der Society of Arts über die Verwandlung der Schaftrilten in WÜdwaldangen, worin er denFortschritt der Verwüstung in den schottischen Hodilanden schildert. Er sagt u. a. : »Entvölkerung und Venrandltuiff in blosse Schaftrift boten clny bcfiticm^te Mittel zu einrni Einkorrtirton ohne läge . . . An der Stelle der iSchaltrift ein deer l'tr< at wurde gewöhnlicher Wechsel in den Hochlanden. Die Schafe werden vertrieben durch wilde . Thiere, wie man snTor die Mensciien Tertrieb, um den Schafen Platz zu mnrhf n . . . Man kann inar-^chiren von den Gütern de« Grafen von Dalhousie in Forlarshire bis zu .'olm o'Groat« ohne je das Waldland zu verlassen. In vielen (dieser Waldungen) sind der Fuchs, die wilde Katze, der Marder, der ntis, das Wiesel, und der Alpenhaae eingebfligert; wlhreod das Kanin- chen, das Eichhorn und die Batte seit knnem ihren Weg dahin geftudeB

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Der llanb der Kirchengüter, die fraudulente Veräusserung der Staatsdomänen, der Diebstahl des Genieindeeigenthums, die usur- patorische und mit rücksichtslosem Terrorismus vollzogne Ver- wandlung von feudalem und Cluiieigenthum in modernes Privat- eigenthum, es waren ebt nso viele idyllische Methoden der ur- sprünglichen Akkntnul;iti()ii. Sie erorberten das VtAd für die kapitalistisrhe Ai^rikultur, einverleibten den Grund und Boden dem Kapital und schufen der städtischen Industrie die nöthige Zufuhr von vogelfreiem Proletariat

3. Blutgeaetzgebung gegen die Ezpropriirten seit £nde des 15. Jalirliiinderis. Gesetze snr Herabdrückang

des Arbeitslohns.

Dir durch Auflösung der feudalen Gefol^fschaften und durch btu88wuise, gewaltsame Expropriation von (iriind und Buden Ver- jagten, dies vogelfreie Proletariat könnt»" unmöglich eben so rasch von der aufkommenden Manufaktur absurbirt werden, als es auf die Welt gesetzt ward. Andrerseits konnten die plötzlich aus ihrer gewohnten Lebensbahn Herausgeschleuderten sich nicht eben so plötzHch in die Disciplin des neuen Zustandes huden. bie ver- hüben. Ungeheure Landstriche, welche in der Statistik bchottlauds als Weiden von ansnabmsweittt Fruchtbarkeit und Amdehntug figurirten, sind jetzt von aller Kultur und Vorbeasening auwgeschlüssen und einzig dem .Tagdplaisir weniger Personca und dies dauert nur für eine kurze Periode des Jahra gewidmet."

Der Londoner Econonüst TOm 8. Juni 1866 sagt: «Ein scbottiaches Blatt be> rirhtt t letzte Wochcuutcr andren Neuigkeiten : ,EinederbestenSchafpachlen in Sijtherlandshire, wofür jüngst, beim Verfall des laufenden Fachtk(intr:ikta, eine Jahresrente vou 1200 Pfd. St. geboten ward, wird in einen dcer lurest ▼erwandelt 1* Die feudalen Instinße beüiitigen lich . . . wie sor Zeit wo der normannische Erobrer ... 86 Dorfschaften zerstörte, um den New Forest zu schaffen . . . Zwei Millionen Acre«, welche einige der fruchtbarsten T Sn- dereien Schottlands einbegreifen, sind ganz und gar wüst gelegt. Das oaiür- liehe Oras vom Olen Tilt zahlte m dem nahrhaftesten der Gn&chaft Perth; der deer forest von Ben Aulder war der beste Grasgnmd im WMten Distrikt von Badenoch; ein Theil dps Black Monnt forest war das vorröglichste schottische Weideland für Hciiwar/.gesichtige Schafe. Von der Ausdehnung des för Jagdliebhaber wüstgc legten Omnd und Bodens mag man sich eine Vorstulnng bilden aus der Üiatsache, dass er einen viel grösseren Flächenraum umfasst ^ih rüo ganze Grafschaft Perth. Den Verlust Aen L«andes an Produktionsquelien in Folee dieser gewaltsamen Verödung mag man daraus schätsen, dass der Boden des forest TOn Ben Anlder 15,000 Schafe nähren konnte und dass er nur ^^^^ gesammten Jagd" reviers von Schottland bernlrt . . . All dies .Tagdland ist durchaus un- produktiv... es hätte ebensowohl in die Fluten der Nordsee versenkt werden können. Solchen improYisirten Einöden oder Wüsten sollte die starke Hand der Gesetcgebong den Qarans machen.*

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trandelten aich miwewihaft in BetÜer, B&aber, Vagabunden, mm Theil ans Neigung , in den meisten Fällen durch den Zwang der Umstftnde. Ende des 15. und wahrend des ganzen 16. Jahrhunderla daher in ganz We8iearo)»a eine BlutgesetzgebuDg wider Vagabun- dage. Die Väter der jetzigen ArbeiterUaeee wurden zunächst ge- züchtigt f&r die ihnen angethaae Verwandlung in Vagabundwi und Paupeta. Die Ghaetzgebimg behandelte sie als „freiwillige*' Ver- brecher und unterstellte, dass es von ihrem guten Willen abhänge, in den nicht mehr existirenden alten Verhältnissen fortzuarbeiten.

In England l)(JL''ann jene Gesetzgebung unter Heinrich VII.

Heinrich Vlli., 1530: Alte und arbeitäuniahige Bettler erhalten eine Bettellicenz. Dagegen Auspeitschung und Einsperrung für handfeste Vagabunden. Sie sollen an einem Karren hinten ange- bunden und gegeisselt werden, bis das Blut von ihrem Körper strömt, dann einen Elid schwören, zu ihrem Geburtsplatz, oder dorthin, wo sie die letzten drei Jahre gewohnt, zurückzukehren und „sich an die Arbeit zu setzen" (to put himself to labour). Welch grausame Ironie! 27 Heinrich VIII. wird das vorige Stutiit wiederholt, aber durch neue Zusätze verschärft. Bei zweiter Er- tappung auf Vagabundage soll die Auspeitschung wiederholt und das halbe Ohr abgeschnitten, bei drittem Rückfall aber der Be- troffne als schwerer Verbrecher und Feind des GemeinweBens hin- gerichtet werden.

Edward VI.: Ein Statut aus seinem ersten Regierungsjahr, 1547, verordnet, dass wenn Jemand zu arbeiten weigert, soll er als Sklave der Person zugeurtheilt werden, die ihn als MOssiggänger denun- drt hat Der Meister soll seinen Sldaven mit Brod und Waesar nihren, schwachem Qetiink und solchen Fleischabfiülen, die ihm passend dfinken. Er hat das Becht, ihn zu jeder auch noch ao eUen Arbeit durch Auspeitschung und Ankettuug zu treiben. Wenn sich der SUave fOr 14 Tage entfernt, ist er zur Sklaverei auf Lebenszeit yernrtheilt und soU auf Stim oder Backen mit dem Buchstaben S gebrandmarkt, wenn er zum drittenmal forüinft, als StaatsTerrftther hingerichtet werden. Der Meister kann ihn ver- kaufen, vermachen, als Sklaven ausdingen, ganz wie andres beweg- liches Gut und Vieh. Unternehmen die Sklaven etwas gegen die Herrschaft, so sollen sie ebenfalls hinj^erichtet werden. Friedens- richter sollen auf luforniütiun «leu Kerls nachspüren. Findet sich, dass t in llerumstreicher drei Tage gelungert hat, so soll er nach seintMii üebüitäort gebracht, mit rothgliihendem Eisen auf die Brust mit dem Zeichen V gebrandmarkt, und dort in Ketten auf der

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Strasse oder zu sonstigen Diensten verwandt werden. Gibt der Vagabund einen falschen Geburtsort an, so soll er zur Strafe der lebenslängliche Sklave dieses Orts, der Einwohner oder Kor{)ora- tiou sein und mit S j^ebrandmarkt werden. Alle Personen haben das Recht, den Vagabunden ihre Kinder wegzunehmen und als Lehrlinge, Jungen bis zum 24. Jahr, Mädchen bis zum 20. Jahr zu halten. Laufen sie weg, so sollen sie bis zu diesem Alter die ' Sklaven der Leiirmeister sein, die sie in Ketten legen, geissein etc. können, wie sie woUen. Jeder Meister darf einen eisernen Hing um Hals, Arme oder Beine seines Sklaven legen, damit er ihn besser kennt und seinsr sicherer ist^'^). Der letzte Theil dieses Statuts sieht vor, dass gewisse Arme von dem Ort oder den IndiTidnen beschäftigt werden sollen, die ihnen sn essen und zu trinken geben und Arbeit für sie finden wollen. Diese Sorte PfarreisldaTen hat sieh bis tief ins 19. Jahrhundert in England erhalten unter dem Namen romidsmen (Umgeher).

Elisabeth, 1572: Bettler ohne Lieens und Aber 14 Jahre alt sollen hart gepeitsdit und am linken Ohrlappen gebnmdmarkt werden, falls sie keiner fftr xwei Jahre in Dienst nehmen will; im Wiederholungsfall, wenn Aber 18 Jahre alt, sollen sie hin- gerichtet werden, &11b sie Niemand ftbr swei Jahre in Dienst nehmen will, bei dritter fiecidive aber ohne Gnade als Staatsver- rftther hingeriehtet wwdoi. Aehnliehe Statute: 18 Elisabeth c. 13 und 1597««»).

Der Verfasser des »Easaj on Tnkle ete. 1770* bemerkt: .Unter der

Begierong Edward's VI. scheinen sich die Engländer in der That mit vollein Ernst auf Encouragirung der Manufa^aren und Beschäftigung der Armen verlegt zu. haben. Die» ersehn wir aus einem merkwürdigen Statot, worin es heisst, daae alle Vagabunden gebrandmarkt werden sollen" u. s. w. (1. c. p. 8.)

^*») Thomas Morus sagt in seiner Utopia: ,So geschieht's, dass ein gieriger und unersättlicher Vielfrass, die wahre Fest seines Geburtslandes, Tausende Ton AcresLand jmsammenpaeken und innerhalb einer UmgAhlong oder einer Hecke eüusftonen, oder durch Gewalt und Unbill ihre Eigner ao abhetsen kann, dass sie gezwungen sind alles «u verkaufen. Durch ein Mittel oder das andre, es mag biegen oder brechen, werden sie genöthigt fortzutroUen anne, «nfUtige, elende Seelen! Männer, Weiber, Gatt^, Ftauen, Tater- lose Kinder, Wittwen, jammernde Mütter mit ihren Säuglingen, und der anze Haushalt, gering an Mittehi und zahlreich an KApfen, da ner Acker- au vieler Hände bedurfte. Weg schleppen sie sich, sage ich, aus der be- kannten und gewohnten Heimstätte, ohne einen BnheplatE zu finden; der Verkauf Ton all ihrem Hausgeräth, obgleich von keinem grossen Werth, würde iintfr ;indrcn T^nistnndcn oineii pewi^'^pn ErlTv^ pcben; aber pliVtzlich an die Luit gesetzt, müsäen sie ihu zu äpottpreisen lobscblagen. Und wenn sie umhergeirrt, bis der letzte Heller verzehrt ist, was anders können sie thun ausser stimlen und dann, bei Gott, in aUer Form Bechtena gehangen werden,

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Jakob L: Eine berain wandernde und bettebide Penon wird ftr einen Landstreicher und Vagabunden erklärt Die Friedenaricbter in den Fetty SeaBkm sind beToUmaehtigfe, sie öffentlich auapeiftschaii zu lassen und bei erster Ertappung 6 Monate, bei zweiter 2 Jahre ins Geföogniss zu sperren. Wahrend des Gefingnisses soll sie ao oft und so Tiel gepeitMht werden, als die Friedensrichter für gut halten . . . Die unTerbesserlichen und gefahrlichen Landstreidber sollen auf der linken Schulter mit R gebrandtnarkt und an die Zwan^arbeit gesetzt, und wenn man sie wieder auf dem Bettel ertüppt, ohne Gnade hingerichtet werden. Diese Anordnungen, gesetzlich bis in die erste Zeit des 18. Jahrhunderts, wurden erst aufgehoben durch 12 Anna c. 23.

Aehnliche Gesetze in Frankreich, wo sich Mitte des 17. Jahr- hunderts ein Vagabundenkönigreich (royaume des truands) zu Fans etablirt hatte. Noch in der ersten Zeit Ludwins XVI. (Ordonnanz vom 13. Jnli 1777) sollte jf der ixp'^und gebaute Mensch vom 16. bis 60. Jahr, wenn ohne Existenzmittel und Ausübung emer Pro- fession, auf die Galeeren geschickt werden. Aehnlich das Statut Karls V. für die Niederlande vom Oktober 1537, das erste Edikt der Staaten und Städte von Holland vom 19. März 1614, das Plakat der Vereinigtea Provinzen vom 25. Juni 1649 tu & w.

So wurde das von Grund und Boden gewaltsam exproprürte^ ver- jagte und zum Vagabunden gemachte Landvolk durch grotesk-» terroristische Gesetze in eine dem System der Lohnarbeit noth- wendige Disciplm hmeingepeitscht, -gebrandmarkt^ -gefoltert.

Es ist nicht genug, daas die Arbeitsbedingungen auf den einen Pol als Kapital treten und auf den andren Pol Menschen, welche

nder auf deu Bettel ausjeehn? Und auch dann werden sie ins Oefänprniss ge- eich(uii}seii, als Vagabunden, weil sie sich herumtreiben und nicht arbeiten; sie, die kemMesBch an die Arbeit seUen will, sie mögeo eich noch soeifrigdasuer- bieton.* Von diesen armen Flüchtlingen, von denen Thomas Morus nagt, daai man sie zum Diebstahl zwanp, wurden 72,000 j^rosse und kleine Diebe hinge- richtet unter der Regierung Heinrich des Achten.' (UoiliugHhed,,Deaori|»tioii of England* , v. I, p. 186.) Zu Elisabeth'a Zeiten wurden «Lwidstreicher reihen- weise aufgeknüpft; indesa verstrich gewöhnlieh kein Jahr, worin nicht 300 oder 400 :iTi ♦•inein ritit/. oder fI(MnandrendemGaIgenanlieinifielt'n.* (Strype's .An- nais Qt the Keformatiun und Establishment of ReiiKiuu, and other Various Occorrenees in theChurch ofEncland dnring Queen ElisaWh'sHappy Reign. 2nd. ed. 1 725* vol . II.) Naefa demselben Strype wurden in SomerHetdih ire, in einem einzigen Jahr, 40 Personen hingerichtet, 85 gebraiuhTinrlt, 37 ausgepeitscht und 183 „verzweifelte Bösewichter' freigegeben. Dennoch, sa^t er, ^schlieast diese grosse Zahl der Angeklagten nicht ^/^ der peinlichen Verbrechen ein. Dank der Fahrlässigkeit der Friedensrichter und dem albernen Mitleid dee Volke« Er fügt hinzu: , Die andren Grafschaften in England waren in keiner besareu Lage als Sommeraetshire und viele selbst in einer schlechteren.^

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nichts zu verkaafen lubeii als ihre Arbeitsknift. Es genügt auch nicht sie zu zwingen, sich freiwillig zu verkaufim. Im Fortgang der hapitalietiflchen Produktion entwickelt eich eine Arbeiterklasse» die aus Erziehung, Tradition, Gewohnheit, die Anforderungen jener Prodaktionsweise ak selbstverstSudliche Naturgesetze anerkennt Die Organisation des auagebildeten kapitalistischen Produktions- processes bricht jeden Widerstand, die beständige Erzeugung einer relativen Uebervölkerung hält das Gesetz der Zuiuhr von und Nach- friiij:«; nach Arbeit, und daher den Arbeitslohn, in einem den Ver- werthungsbedürfnissen des Kapitals entsprechenden Gleise^ der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse besiegelt die Herr- schaft des Kapitalisten über den Arbeiter. Aiis,ser()konüiniöciie, unmittelbare Gewalt wird zwar imni* r noch angewandt, aber nur ausnahmsweise. Für den gewöhnlichen (iang der Dinge kann der Arbeiter den „Naturgesetzen der Produktion" überlassen bleiben, d. h. seiner aus den Froduktionsbedingungen selbst entspringenden, durch sie garantirten und verewigten Abhängigkeit vom KapitaL Anders während der historischen Genesis der kapitalistischen Pro- duktion. Die aufkommende Bourgeoisie hrancbt und verwendet die Staatsgewalt, um den Arbeitslohn zu „regnliren^S d. h. inner- halb der Plosmaeherei zusagender Schranken zu zwängen, um den Arbeitstag zu Terlfingem und den Arbeiter selbst in normalem Ab- hangigkeitsgrad zu erhalten. Es ist dies ein wesentliches Moment der sog. uisprllnglichen Akkumulation.

Die Klasse der Lohnarbeiter, die in der letzten Hlilfte des 14. Jahrhunderts entstand, bildete damals und im folgenden Jahr- hundert nur einen sehr geringen Yolksbestandtheil, der in seiner Stellung stark beschfitzt war durch die selbständige Bauemwirth- sehaft auf dem Land und die Zunftorganisation der Stadt In Land und Stadt standen sich Meister und Arbeiter social nahe. Die Unterordnung der Arbeit unter das Kapital war nur formell, d. h. die Produktionsweise selbst besass noch keinen speci fisch kapitalistischen Charakter. Das variable Element des Kapitals wog sehr vor über sein konstantes. Die Nachfrage nach Lohn- arbeit wuchs daher rasch mit jeder Akkuuiulation des Kapitals, währeiul die Zufuhr von Lohnarbeit nur langsam nachfolgte. Ein grosser Theil des nationalen Produkts, spiiter in Akkumulations- fonds des Kapitals verwandelt, ging damals noch ein in den Kon- sumtionsfonds des Arbeiters.

Die Gesetzgebung über die Lohnarbeit, von Haus auf Ex- ploitation des Arbeiters gemünzt und ihm in ihrem i*'urtgaug stets

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gleich feindlich'^'), wird in Engknd erdffiDot dnrcli das Stetote of Labouren Bdwaid'allL, 1849. Ihm entspricht in Fnnknich die Oidonannz ?on 1850, eriaooon im Nunen des Könige Jean. Die englieche und ftanicBmache Geeetigebang kofen pandlel nnd sind dem Inhalt naeh identisch. Soweit die Arbeiteietatiiten yerUage- mag des Arbeitstags sa enwingen suchen, komme ich nicht auf sie suiftck, da dieser Punkt froher (8. Kapitel, 5} erOrtert

Das Statute of Laboorers wurde erlassen auf dringende Klage des Hauses der Gemeinen. „FVtther", sixgi naiv ein Tory, „ver- langten die Armen so hohen Arbeitslohn, dass sie Industrie und Reichtbum bedrohten. Jetzt ist ihr Lulm so niedrig, d ciss er falls Industrie und Reichthum bedroht, aber anders Uüd vielleicht gefälir lieber als düiuals*' EJin gesetzlicher Lohntarif ward fest- gest:^tzt für Stadt und I^nd, fiir Stückwerk und Tairwerk. Die ländücht ri Arbeiter sollen sich aufs Jahr, die städtischen „auf offnem Markt" verdingen. Es wird bei Gefiingmssstrafe untersaert. höheren als den statuarischen Lohn zu zahlen, aber der Knijjfani^ büliernn Lohns wird starker bestrntt nh seine Zahlung. So wird aucb noch in Sect. 18 und 19 des Lehrlingsstatuts von Elisabeth zehn- tägige Qefangnissstrafe über den verhangt, der höheren Lohn zahlte dagegen einundzwanzigtagige Gefängnissstrafe über den, der ihn nimmt. Ein Statut von 1360 verschärfte die Strafen und ermächtigte den Meister sogar, durch körperlichen Zwang Arbeit zum gesetzlichen Lohntarif zu erpressen. Alle Kombinationen, Ver- träge, Eide u. & w., wodurch sich Maurer und Zimmerleute wechselseitig banden, werden f&r null und nichtig erUfirt Arbeiter- koalition i^rd ak schweres Verbrechen bdtandelt vom 14. Jahr> hundert bis 1825, dem Jahr der Abechaffung der Antikoalitions- gesetse. Der Qeist des Arbeiterstatuts Ton 1849 und seiner Kaoh« geburten leuchtet hell daraus hervor, dass swar ein MAyiiwiiiw des Arbeitslohns von Staats wegen diktirt wird, aber bei Leibe kein MifiimuBff.

Im 16. Jahrhundert hatte sich, wie man weiss, die Lage der Arbeiter sehr ▼ersehleehtert. Der Geldlohn stieg, aber nicht im

Verhältniss zur Depreciation des Geldes und dem entsprechenden Steigen der Waarenpreise. Der Lohn fiel also in der That.

--^) ^Whenever thr- Ir-Lnslaturo attompt« to regulnte Ihr differences bet- ween ma-Hters iind their workmcn, it» couns*ellors are always the masters*, sagt A. Ömith. .L'eäjprit des loia, c'eat ia propri^td", sagt Linguet.

«Sophisms of Free Trade. By a Bamster. Lond. 1850' p. 58. Fr Fotzt nialitiös hinzu: „Wir waren stets bei der Hand für den An- wender einzuachreiteQ. Kann nicbts geacliehen den Angewandten?*

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Dennoch dauerten die Gesetee cum Behuf seiner Herabdrückung fort zugleich mit dem Ohrenabschneiden und Brandmarken der- jenigen, »die Niemand in Dienst nehmen wollte". Durch das I^hrlingsstatut 5 Elisabeth c. 3 wurden die Friedensrichter er- mächtigt, gewisse Löhne festzusetzen und nach Jahreszeiten und Waarenpreisen zu modificiren. Jakob 1. dehnte diese Arbeits- regulation auch auf Weber, Spinner und alle möglichen Arbeiter- kategorien aus'*^), Georg IL die Gesetsse gegen Arbeiterkoaiition auf alle Manufakturen.

Li der eigentlichen Manufakturperiode war die kapitalistische Produktionsweise hinreichend erstarkt, um gesetzliche Regulation des Arbeitslohns eben so unausführbar als überflüssig zu machen, aber man wollte für den Notlü'aU die Waffen des alten Arsenals nicht entbehren. Noch 8 Geoige IT. verbot für Schneidergesellmi in London und Umgegend mehr als 2 sh. 7Vt <^ Taglohn, ausser in Fällen allgemeiner Trauer; noch 18 George IIL c. 68 überwies die Beglung des Arbeitslohns der Seidenwirker den Friedens- richtem; noch 1796 bedurfte es zweier Urtheile der höheren Gerichtshöfe znr Bnteoheidung, ob finedensrichterliche BeleUe Aber Arbeitdoim anob flr Nidttsgriknlfconurbeitor iflüÜig warn; nodi 1799 bestftigte ein PsrlMneotiiükt, isss der IfObn Qmbeii- arbeiter tob Scbottland dnrcb ein Slwiiit der ISUeabelih aal swei schottisehs Akle you 1661 xtnA 1671 regnlirt sei Wie sehr siok uafterde« die VerbSltnisse nmgewSlst, bewies ein im englisehiBn

•■•) Aua einer Klausel des Statuts 2, Jakob I., c. 6 ersieht man, das» ge- wisse Tuchmacher sich herausnahmen, den Lohntarif officiell als Friedens- richter in iiiren eignen Werkstätten zu diktireu. In Deutschland waren nementlioli nsoh dMi draiMigjährigen Kries SHtntep zur NiederluJtDiigdes Arbeitslohns hftufig. „Sehr Iftstig war den Gutsherrn in dem menschenleeren Boden der ^fangel an Dienstboten und Arbeitern. Allen Dorfsaseen wurde verboten, Kammern an ledige M&nner uud Frauen zu vermiethen, alle solche Inlieger loUten der Obrigkeit angezeigt und in» OeftagnitB geikee^ werden, falls sie nicht Dienstboten werden wollten, auch wenn sie sich yon andrer Th&tigkeit erhielten, den Bauern um Taglohn säeten oder gar mit Geld und Getreide handelten. (Kaiserliche Privilegien und Saiict4ome6 für Scihleeien 1, 125.) Dnreh ein sanxes Jahrhimdert wva in den VerordniMigeii der Landesherrn immer wieder bittre Klage gefQhrt Aber das bothafte und muthwillige Gesindel, das sich in die harten Bedingungen nicht fügen, mit dem seeet^elieii Lohn nicht zufrieden sein will: dem einzelnen Guts- bemi will Terooten, mehr za geben, als die Lenmheft in einer Ttß» feetgeietit hat Und doeh iind die Bedingungen dee Dienstes naoh dem Krieg zuweilen noch besser, als sie 100 Jahre spiter waren; noch erhielt ditiB Gesinde 1652 in Schlesien zweimal in der Woche Fleisch, noch in unsrem Jalirhnndert hat es eben dort Kreise gegeben, wo sie es nur dreimal im Jahr erhielten. Auch der Taglohn war naoh OMi Kilege bSber ato in den lelgenden Jalurbnadertea.* (&. SMMfO

Ms», Kapitel I. 45

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ünterliAas uoerhörtor Vorfall. Hier, wo man aeit mehr als 400 Jahren Geaetae fabridri hatte Uber das Mudmom, welches der Arbeitslohn pitttterdings nicht fibersteigen dfirfe, schlng Whit- breat 1796 flir Aekerbantaglöhner ein gesetzliches Lohnminimnin vor. Pitt widersetzte sich, gab aber zu, die „Lage der Armen sei grausam (cruel)". Endlich, 1813, wurden die Gesetze über LohnregTilation abgeschaÜL Sie waren eine lächerliche Anomalie, seitdem <ier Kapitalist die Falnik durch seine PrivatgesetzLre Innig regulirtti und durch die Armensteuer den Lohn des Landarlx iters zum unentbehrlichen Minimum ergänzen liess. Die Beatimmungen der Arbeitstatute über Kontrakte zwischen Meister und Lohn- arbeiter, über TfTFninkündiguiigeii u. dergl., welche nur eine CiTÜ- klage ^'!\Li;<*n den kontraktbrüchigen Meister, aber Kriminalklage gegen den kontrakti}rüchigeu Arbeiter erlauben, atehu bis zur Stunde in voller Blüthe.

Die grausamen Gesetze gegen die Koalitionen fielen 182^ vor der drohenden Haltung des Proletariats. Trotzdem fielen sie nur zum TheiL Einige schöne üeberbleibsel der alten Statute ver> achwanden erst 1859. Endlich beansprachte der Parlamentaakt Tom 29. Juni 1871 die letzten Spuren dieaer Klassengesetzgebon^ zu beseitigen durch gesetzliche Anerkennung der Trades* ünions. Aber ein Parlamentsakt TOm selben Datum (An act to amend the eriminal law relsting to violenoe, threato and molestation) atdlte thatafidiUch den vorigen Stand in neuer Form wieder her. Durch diese parlamentariadie Escamotage wurden die Ifittel, denn sich die Arbeiter bedienen können bei einem Strike oder Lock- out (Strike der Terbflndeten Fabrikanten durch gleichseitigen ScUuas ihrer Fabriken), dem gemeinen Recht entzogen und unter eine Auanahma « Stra^eeetzgebung gestellt, deren Interpretation den Fabrikanten seihet, in ihrer Eigenachaft als Friedensriditer, anhennfieL Zwei Jahre vorher hatten dasselbe Unterhaus und derselbe Herr Gladstone in bekannter ehrlicher Weise einen Ge- setzentwurf eingebracht zur Abschaffung aller Ausnahms- Straf- gesetze gegen die Arbeiterklasse, Aber weiter als zur zweiten Lesung liei>s man es nie kommen, und so 8chlepj)te man die Sache in die Länge, bis endlich die „grosse liberale Partei" durch eine Allianz mit den Tories den Muth gewann, sich entöchiedeu gegen dasselbe Proletariat zu wenden, dass sie zur Herrschaft gebracht hatte. Nicht zufrieden mit diesem Verrath, erlaubte die "grosse liberale Partei" den im Dienst der herrschenden Klassen allzeit schweifwedelnden englischen Richtern^ die Teijährten Gesetae über

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„l\.uuspirationen" wieder auszugraben uud sie auf Arbeiterkuuli- tionen anzuwenden. Man sieht, nur widerwillig und unter dem Druck der Massen, verzichtete das englische Parlament auf die Gesetze gegen Strikes und Trades' Unions, uaclid( m es selbst, fSnf Jahrhunderte hindurch, mit schamlosem Egoismus die Stellung emer permai iit* n Trades' Union der Kapitalisten gegen die Arbeiter behauptet hatte.

Gleich im Beginn des Revolutionssturms wagte die französische Bourgeoisie das eben erst eroberte Associationsrecht den Arbeitern wieder zu entziehn. Durch Dekret vom 14. Juni 1791 erklarte sie alle Arbeiterkoalition für ein „Attentat auf die Freiheit und die Erklärung der Menschenrechte", strafbar mit 500 Livree nebet einjähriger Entzirhong der aktiven Bürgerrechte*'**). Dies Gesetz, welches den Konkurrenzkampf zwischen Kapital und Arbeit etaats- poliseilich innerhalb dem Kapital bequemer Schranken einzwängt, ftberlebie BeTolntionen und DynastiewecheeL Selbst die Schreckens- regierung Hess es unangetastet Es ward erst ganz neulich aus dem Ck>de Plnal gestrichen. Nichts charakteristiscfaer als der Verwand dieses bOigerlichen Staatsstreichs. „Obgleich**, sagt Chapelier, der Berichterstatter, „es wflnschenswerth, dass der Arbeits- lohn h&her steige, als er jetzt steht, damit der, der ihn emp^gt, ausserhalb der durch die Entbehrung der nothwendigen Lebens- mittel bedingten absoluten Abhängigkeit sei, welche fast die Ab- hängigkeit der Sklaverei ist", dürfen dennoch die Arbeiter sich niciit über ihre Interessen verständigen, gemeinsam handeln und dadurch ihre „absolute Abhängigkeit, weiche last Sklaverei ist", mäfsigen, weil sie eben dadurch „die Freiheit ihrer ci-devand raaltres, der jetzigen Unternehmer", verletzen (die Freiheit, die Arlx'it^T in d»»r SkUivt itn zu erhalten!), und weil eine Koalition ^^et^^rn (iie Despotie der ehemaligen Meister der Korporationen man rathe! eine Herstellung der durch die französische Kon- stitution abgeschafften Korporationen ist*^^)I

^) Artikel I dieses Oesetzes lautet: y^'so^antieeement de toutes eaptees

(\e Corporation« du m^me ^tat et profession ötant l'une des bases fondamen- tales de la coot^titution frani^ise, U est d^f^udu de les r^tablir de üdt sous ouelque prötexte et sous quel([ue forme qua ce loit*'. Artikel IV erkllrt, aus wenn „des citoyens attach^s anx inanes profeasions, arts et rndtiers

prfnnient des döliberatioiis. faisaient entre eux des Conventions tendantes k reiuiier de concert ou k n'accorder qu'a un prix d^termiDÖ le secoura de leur

indnstrie ou de leura travaux, les dites d^lib^ralions et conveutionB

seront d^clar^es inconstitatioDelles, attentatoires & la libeitö et k la d^da-

ration des droits de rhomme etc.", nl=io Staatsverbrechen, ganz wie in den alten Arbeitcrstatuten. („R^volutions de Taris. Paris 1791*', t. III« p. 528.)

Buchez et ßoux: ,,Hiatoire Parlementaire'*, t X, p. 195. __

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4. Genesis der kapitalistischen Päohter,

Nachdem wir die gewalteame SehSpfong vogelfinder Pioletamr hetraohtefe, die Uatige Disdplin, welche sie in Lohnarheiieir vier» wandelt, die schmutzige Haupt- mid Staatnktion, die dam

Bxploitationsgrad der Arbeit die Akkumulation des Kapitals polizeilich steigert, fmgt sich, wo kommen die Kapitalisten ursprünglich her? Denn die Expropriation des Landvolks schatit unmitt6n)ar nur grosse GrundeigeutliQmer. Waa die Genesis des Pichterb betrifft, so können wir sie so zu sagen mit der Haml betappen, weil sie ein lan<^samer, Uber viele Jahrluindt rt<' sic h fortwälzender Process ist. Die Leibeignen selbst, woiieben auch freie kleine Landeigner, befanden sich in sehr verbchiednen Besitz- verluLltnissen und wurden daher auch unter sehr yersciuedoea ökonomischen Bedinfjpiinf^pn enianLipirt,

In England ist die erste Form des Pächters der selbst leibeigne Bailiff. Seine Stellung ist ähnlich der des altromiscben Villicus, nur in engerer Wirkungssphäre. Während der sweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird er ersetet durch einen Pächter, deo der Landlord mit Samen, Vieh and Ackerwerkzeug Teesieht. Seine Lage ist nicht sehr verschieden von der des Bauern. Nur beutet er mehr Lohnarbeit aus. Er wird bald Metajer, Halbpachter. Er stellt einen Theil des Ackerbaokapitals, der Laadlord deo andren. Beide theilen das Gtesammtprodukt in kontraktlich be- stimmter Proportion. Diese Form Tenchwindet in England rasch, nm der des eigentlichen Flditen Phti zu machen, welcher sein eignes Kapitel durch Anwendung von Lohnarbeitem ▼erwerthet und eben Theil des Mehiprodnkts, in Geld oder in natura, dem Lsadlord als Grandrente laUi

So lange, während des 15. Jahrhonderti, der unahhäagige Baner und der neben dem Lohndienst sogleich selbetwirthsdiaftende Ackerknecht sich selbst durch ihre Arbeit bereichem, bleiben die Umstände des Pächters und sein Produktionsfeld gleich mit^l- laäfsig. Die Aj^'^rikulturrevolution im letzten Drittheil des 15. Jahr- hunderts, die fast wlibrend des ganzen 16. Jahrhunderts (jedoch mit Ausnahrae seiner letzten Decennien) fortwährt, hereicliert ihn eben so rasch, als sie das Landvolk verarmt^^^. Die Usurpation

„Pächter", sagt Harrison 'in »einer Dettcription of England, „denen früher schwer ward 4 Pfd. Öt. Üeate zu sahieii, zahlen jetst 40, 60, 100 Ffd. St und fflauben doeh ein iddeehtei Geschäft gsmaelit sn hsma, w«nn jj« nsfih AbUof ihisB Pachtkontrakts nkht 6—7 Jshie Beate sarackiefca.'*

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▼on Gemeindeweiden ii. s. w. erlaubt ihm grosse Vermeiirimg seines Viehstands fa&t uline Kosten, während ihm das Vieli reich- lichere DüiiguugsmitLel zur Bestellung des Bodens liefert.

Im 16. Jahrhundert kommt ein entscheidend wichtiges Moment hinzu. Damais waren die Pachtkontrakte lang, oft für 99 Jahre laufend. Der fortdauernde Fall im Werth der edlen Metalle und daher des Geldes trug den Pächtern goldne Früchte. Er senkte, von allen andren, früher erörterten Umstanden abgesehn, den Arbeitslohn. Em Bruchstück desselben wurde zum Pachtprofit geschlagen. Das fortwährende Steigen der Preise von Korn, Wolle, Fleisch, kurz sämmtlicher Agrikulturprodukte, schwellto das Geldkapital des Pächters ohne sein Zuthun, während die Grund- rente, die er zu zahlen hatte, im veralteten Geldwerth kontrahirt war'^^). So bereicherte er sich gleichzeitig auf Kosten seiner Lohnarbeiter und seines Landlords. Kein Wunder also, wenn Kng* land Ende des 16. Jahrhunderts eine Klsflse fttr die dflouüigen Verhältnisse reieher MKapitalpftchter'* besass**^

***) Ueber deu EiaHuss der JÜepreciation dea Geldes im 16. J&hrhtmd«rt auf venchiedne Klassen der Gesellsoliaft: , A Compendious er Briefe Exami- nation of Certayne Ordinary Complaints of Divene of our Countrymen in theso our Days, By W. R., Gentleman.*' CLonflon 1581.) Die Dialog-form dieser Schrift trug dazu bei, dass mau aie l&uge tihakespearo auachrieb und noch 1751 unter seinem Namen neu herausgab. Ihr Verfaaaer ist WUliam BtaiTord. An einer Stelle raisoimirt der Bitter (Knight) wie folgt:

Knight: ,You, my neiphboiir. rhe huabandman, you Maister Mercer, and von Goodman Copper, with other artificers, may s&ve yonrselvea metely well. For as much as all things are deerer than they were, so much do you ariae in the pryce of your wares and occupations thst yee seil agayne. Bnt we have nothing- to =^p]\ where by wc mik'^ht advance ye pn'cp there of, to comiterYiijie tho.st« thinjrs that we must by agayne.* An einer andren bteiie Iragt der Kjiight den Doktor; ,1 pray ^ou, wkat be thobe mita that ye meaoe. And, fint, of fhoae tiiat yee thinke should haye no lo«e hereby?" Doktor: ,1 meane all theae thnt live by biiyingand aelling» für, as they buy deare, they «eil thereafter.* Knight: „What is the next Sorte Üx&t yee say wouid win by itV Doktor: ,Mar^, all such as have takingt or feaimes in their owne nanniaBoe («L cMwnÜm) at the old rent, for where they pay after th« olde rate, they sali after the newc that is, they paye for their lande good cheape, and seil all things growinK thereof aeare . . .* Knieht: „What soite ia that which, ye sayde iliowd have gnater losse hereDy, mm tiiete men haA proit? Doktor: ,Jt ia all noblemen, gentlemea, and all other ^t live either by a <^tint«d rent or stypend or do not mannrt (cnitivate) the gmmd, or do« occopy no buying ana seiling."

In Fkankreieh irird der B^giHear, der VerwiMer nnd KinMber der Xieiitnngen an den Feudalherrn wShiend des früheren Mittelalters, bald ein homme d'affairef, der aich durcli Erpressno?. Prellerei ii. p w zum Kapita- listen hinau&ch windelt. Diese K^isseurs waren maaehmaii selbst vomMune Henn. Z. B.: »Cest Ii conifee qa» nessire Jaoqaee Thonini^ ebevalier ehastelain tor Been^on lent ea eeignew tenaaft les oemptee Ii I^fon ponr

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5. Rftckwirkung der agrikolen Revolution auf die In- dustrie. Herstelluii des innern Markts für das in- dustrielle Kapital.

Die stossweise und stets emeaerte Expropriation und Verjagang des Landvolks lieferte, wie man sah, der stadtischen Industrie wieder und wieder Manen ganz anaserhalb der ZonftverbaltniBBe stehender Proleterier, ein weiser Umstand, der den alten A. Anderson (nicht za rerwechsebi mit James Andefw») in seiner HsndeiagcBchichte an direkte Intervention der Vorsehung glanben läset. Wir mfissen noch einen Augenblick bei diesem Element der nrsprOnglichen Akknmuhition verweilen. Der Verdfinnung des onabhäugigeu , selbatwirthsehaflenden Landvolks entsprach nicht nur die Verdichtung des industriellen Proletariats, wie Geoffroy Saint-Hilaire die Verdichtung der Weltmaterie hier durch ilire Verdünnuncr dort erklärt*^). Trotz der verminderten Zahl seiner Bebauer trag der Boden nach wie vor gleich viel oder mehr Produkt, weil die Revolution in den Grundeigenthumsver- hältnissen von verbesserten Methoden der Kultur, grösserer Kooj t ra- tion, Koncentration , der Pruduktionsunttei u. s. w. bejcrleitet WcU-, uud weil die ländlieken Lohnarbeiter nicht nur mtensiver ange-

moDseigneur le duc et comte de Bourgoigne, des rentes appartenaot äla dite chMtellenie, depoia XX Veioor de d^moreMCOCOLDL jusqu'au XXVjUle jour de d^eembr« HCGOLX.* (jUexis Monteil: »Sistolre deHaCMiiix Buma-

BcritB" etc., p. 244.) Es zeigt sich schon hier, wie in atten Sphären des ge- sellschaftlichen LeoenH der T/>wenantheil dem Vermittler zufällt. Im öko- nomischen Gebiet s. B. schöpfen Financiers, B^rsemnänner, Kanfleute, Kleukrimer, den Bahm der OeaehBfte ah; im hflrverliefaen Beeht pfillclrt der Advokat die Parteien; in der Politik bedeutet der Reprisentant mehr als die Wilhler, der Mini eit er mehr als der Souverain; in df r Eelicrinn vrird Gott in den Ulntergruud gedrängt vom «Mittler* nud dieser wiederum EOrftekgetohoben von den P&ffen, die wieder unvermeidliche Vermittler nnd swiachen dem guten Hirten and seinen Schafen. Wie in Eoglaad, so waren in Franlcreich die {Tjo^^(^n Feudalterritorien in iineiidlich viele kleine Wirthachaften getheilt, aber unter ungleich ungünstigeren Be- dingungen fttr das Landvolk. Während des 14. Jahrhunderts kamen die Pachten, fermes oder terriers auf. Ihre Zahl wuchs best&ndig, weit über 100,000. Sie zahlten einf vom 12, bis zum 5. Theil des Produkt? wecli^lnde Grundrente in Geld oder in natura. Die terriers waren Lehn, Hinter- lehn etc. (liefs, arri^re-fiefs) , je naeh Werth und Umfang der Domänen, wovon manche nur wenige arpents z&hlton. Alle diese terriers bwmwen Gerichtsbarkeit in irgend einem Grad über die Bodeninsasaen; es gab vier Grade. Man begreift den Druck dep Landvolks unter allen diesen kleinen Tyrannen. Monteil sa^, dass es damals 160,000 Gerichte in Frankreich gab, wo heute 4000 Tnbonale (Friedeawerichte eiomehloaien) genügen. »•) In ieineD »NetionB de PhUoaophie Nattuel^Perie im.**

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spannt wurden sondern auch das Prodaktionsfeld, worauf sie f&r sich selbst arbeiteten, mebr und mehr zusammenschmolz. Mit dem freigesetzten Theil des Landvolk werden also auch seine firtthera Nahrungsmittel freigesetzt Sie verwandeln sich jetzt in stoffliches Element des Tariablen Kapitals^ Der an die Lnft ge- sellte Bauer muss ihren Werth Ton seinem neuen Herrn, dem industriellen Kapitalisten, in der Form des ArbeitBlohnB erkaufen. Wie mit den Lebensmitteln, Terhielt es sich mit dem heimischen agrikokn Rohmaterial der Industrie. Es verwandelte sich in ein dement des konstanten Kapitals.

Man nnterstelle z, R einen Theil der westßlischen Bauern, die zu Friedrich*s II. Zeit alle flachs, wenn auch keine Seide spannen, gewaltsam expropriirt und von Grund und Boden verjagt, den andren zurückbleibenden Theil aber in Taglöhner grosser Pächter verwandelt. Gleichzeitig erheben sich grosse Flachsspinnereien und Webereien, worin die »Freigesetzten" nun lohnarbeiten. Der i la( hs sieht grad aus wie vorher. Keine Fibe r an ihm ist ver- ändert, aber eine neue sociale Seele ist ihm in den Leib gefahren. Er bildet jetzt emen Theil des konstanten Kapitals der Manuiak- turherrn. Früher vertheilt unter eine T^nmasse kleiner Producen- ten , die ihn selbst bauten und in kleinen Portionen mit ihren Fannlieii verspannen, ist er jetzt koncentrirt m der Hand eines Kapitalisten, der andre für sich spinnen und weben lässt. Die in der Flachsspinnerei verausgabte Extraarbeit realisirte sich früher in Extraeinkommen zahlloser Bauemfamilien oder auch, zu Friedrich 's II. Zeit, in Steuern pour le roi des Prusse. Sie reali- sirt sich jetzt in Profit weniger Kapitalisten. Die Spindeln und Webstühle, früher yerfcheilt fiber das flache Land, sind jetzt in wenig grosse Arbeitskasernen zusammengerückt, wie die Arbeiter, wie das BohmaleriaL Und Spindeln und Webstöhle und Roh* material sind aus Mittehi unabhftngiger Enstens fttr Spinner und Weber von nun an verwandelt in Mittel sie zn kommandiren"*) . und ihnen unbendüte Arbeit aussusaugen. Den grossen Manu<< fakturen, wie den grossen Pachtungen, sieht man es nicht an, dass sie aus vielen Ueinen Produktionsstfittsn susammengeschlagen und durch die Expropriation vieler kleiner unabhängiger Fko-

Ein Punkt, deo Sir James bteuart betont.

„Je pennettrai'*, lafft der Kapitalist, „que voii» ayes l'honneiir de

me servir, k condition que vous me donnez le peu qui vous restc poiu* la peine que je prends de vous oommander/' (J. J. Kouaaeaa: Diacoois sur l'Economie rolitique.)

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dttoeutoii gabilM und. Jedoek Itat aiek die wahehagam Ab- Mfaftaimg laeiii beimn. Zur Zeit Ifinbeftu'B, des BeroIvtioBa- Uhreo, ÜieMii'die giMMn ÜMiiifddnMD nodi mmitilbokme t^- iiiee, iiiMumnengeschlagne WerloHAtfeBii, wie irir ton wmnmmr | geedikgnen Aeckeni epiedbMi. „Maa nehi ttur*, sagt MiTelwiMS „die grcMnen ManufiMix«i, wo Hunderte emen DirekAor arbeiten, und die tten gewOhnlidi veremigte Ma&ii- &kliiren (manlifaehires rtones) nenni Diejenigen di^egen, wo eine sehr grosse Anzahl Arbeiter zersplittert und jeder ftür seine eigne Kechnung arbeitet, werden kaum eines Blicks gewürdigt Man stellt sie ganz in den Hintergrund. Dies ist ein sehr grosser Irrthum, denn sie allein bilden einen wirklich wiulitigen Bestand- theil des Volksreichthuius . . . Die vereinigte Fabrik (fabrique reunie) wird einen oder zwei Unternehnier wunderbar bereichem. | aber die Arbeiter sind nur besser oder sclilechter bezahlte Tag- ' löhner und nehmen m Nichts am Woblsem des Unternehmers Theil. In der getrennten Fabrik (fabrique separee) dagejC^en wird Niemand reich, aber eine Menge Arbeiter befindet sich im Wohl- stand . . . Die Zahl der fleiseigen und wirthschaftÜchen Ajrbeiter wird wachsen, weil sie in weiser Lebensart, in Tbfttigkeit ein

' Mittel erblicken, ihre Lage weBeutlick an verbessern« statt eine kleine Lohnerhöhung zu gewinnen, die niemals ein wieiitiggr Gegenstand für die Zukunft 9ein kann, sondern die Leute hödistens beffihigt^ etwas besser von der Hand In den Mund zu leben. Die getrennttti intiTidnellen Muiafaktaren, meist mit kleiner Laiii- wirthabbaft wbaoden, aiiid die Men"*^). IMe gjiftopihtioa und Yeijfigiihg einea Tbeib dea Landvolka aatet mit den Aibeüem nioht hvt äre Lebeaaniittd und ibr Arbeitematetial flir daa in- doatofeOe Eapitkl frei, aebafi d&ä innera Blairict

hk det That, die fireignisse) die die Kknubaneni ia Iioba* arbeite und ibre Lebeu» md Atbeiteiutlel in aaeUMe Biaiwuto dee Kapilafe Terfvandeln, acbatfen gteiebaeitfg dieaaai latttetai seinen innem Markt Früher erzeugte und beariwitets die BatMi* fstmilie die Lebensmittel und Rohstoffe, die sie naclüier grtataB- theils selbst verzehrte. Diese Rohstoffe und Lebensmittel sind

. jetzt Waaren geworden; der Grosspächter verkauft sie, in deo

Mirabeau 1. c. t. ITT, p. 20—109 passim. Wenn Mirabe&u die «er- splitterten WerkstättCD auch für ökonomischer und produktirer hält, m „vereinigten", und in den leWtrsn bloss künstliche TreibhaaipllaBatB unter der Pflege der Staatsregierangen sieht, erHSrt sich dft'^ «nw dem damaligen Zustand eines grossen Theils der kontinentalen Maitttfakturen.

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Manufkkttire]], findet er seinen Markt Gfarn, Leinwand ^ grobe WoUoiiseiigei Dinge teen Eolirtoilb Mk im Benich jeder Bnnem* familie vorfituiden and ton ihr zom fiMMgebrattch meponnen

und verwebt wurden verwandebi sich jetzt in Manufaktor- artikel, deren Absatz markt grade die Landdistrikte bilden. Die zahlreiche zerstreute Kuudsciiaft, bisher bedingt durch eine Menge kleiner, für eigne Rechnung arbeitender Producenten, koncentrirt sich jetzt zu Einem grossen, vom industriellen Kapital versorgten Markt'**). So geht Hand in Hand mit der Kxpropriation früher selbstwirthschaftender Bauern und ihrer Losscheidiing von ihren Produktionsmitteln die Vernichtunc^ der ländliclien iScdienindustrie, der Scheiduii£^8process von Manufaktur und Agrikultur. Und nur die Vernichtung des ländlichen Hausgewerbes kann dem innern Markt eines Landes die Ausdehnung und den festen Bestand geben, deren die kapitalistische Produktionsweise bedarf.

Jedoch bringt es die eigentliche Manufakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich, dass sie sich der nationalen Produktion nur sehr stUckweis bemächtigt und immer auf stadtischem Handwerk und häuslich-landlicher Neben* indostrie als breitem Hintergrund ruht Wenn sie letatre anter einer Form, in besondren Geat^lftsrireigett, auf gewissen Punkten ▼emickteti ruft sie dieselbe auf andren wieder harfor, weil sie dersdben sur Bearbeitung des Rohmaterials bis iu einem be- stimmten QhaA bedarf. Sie produdrt daher eine neue Klasse Umsr Landleutet welche die Bodenbestellung als Nebensweig und die industrielle Arbeit tum Yetkanf des Produkts an die Manufaktur direkt, oder auf dem Umweg des Kaufmanns als Hauptgeschäft treiben. Dies ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines Phänomens, welches deu Forscher der eng- lischen (jesciiKlite zunächst verwirrt. Vom letzten Drittlieil des 15. Jalirimnderts an findet er fortlaufende, nur in pfewissen Inter- vallen unterbrochne Khitj^e über die zunehmende Käintalwirthschaft ciut dem Land und die progressive V'emiclituüg der Bauerschaft. Andrerseits findet er stets diese Bauerschaft wieder von neuem

•**) jTwenty pounds of wool converted unobtrusively into the yearly clo- .thing of a labourer'B family hy ita own indastry in the interrals of otJier werk thiB makes no Bhow, but bring it to market, tend it to the Iwlory, thence to the broker, thence to the dealer, and you will hare great commer- cia! Operations, and nominal capitiil engaged to the anmunt of twenty times its value . . . The workiug claas ia thas emerced to äupport a wretched factory peffolatien, a parasitical sIrapkeepiDg clasa, and a nctitions comaier- cial, tßxmkuf ead toncial ayitsni/ (Datid Uiqukart L e. p. 120.)

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▼or, wenn auch in yermmderter Zahl und imter sfceta ver- schlechterter FoHn***). Der Hauptgrund isfc: England ist vor- zugsweise bald Kombaner, bald Yiehzftchier, in Wecliad- Perioden, und mit ibnen ediwankt der Umfang des b&Derlidieii Betriebe. Erst die grosse Industrie liefert mit den Maschinen die konstante Grundlage der kapitalistischen Agrikultur, expro- priirt radikal die ungeheure Mehrzahl des Landvolks und vollendet die Scheidung zwischen Ackerbau uiiil häuslich-ländlichem Gewerbe, dessen Wurzeln sie ausreisst Spinnerei und Weberei®^*). Sie erobert d iher auch erst dem industnelien Kapital den ganzeu innem Markt**').

6. Genesis des industriellen Kapitalisten.

Die Genesis des industriellen"^ Kapitalisten ging nicht in derselben allm&hligen Weise vor wie die des P&chterSi Zwei&la« ohne verwandelten sich manche kleine Zunftmaster und noch mehr selbständige kleine Handwerker oder auch Lohnarbeiter in

**) Aufinahmc bildet hier Cronnvdl'i Zeit. So lange die Bepnblik währte, erhob sich die englische A'ulkBmassc in allen Schichten aoB der D^raaation, wozu sie unter den TudorB gesunken war.

*) Tuckett weiss, dass aus den eigentlichen Manufakturen und der ZJer- »törung der lindlichen oder häuslichen Manufaktur, mit EinfUimn; der Maschinerie, die jrro??e WoMindustrie hervorgeht, (Tnrlcett 1. c. v. I, p. 144.) ,Der Pflug, das Joch waren die Erfindung von Göttern und die Beschämgung von Heroen: sind Webstuhl, Suindel und Spinnrad minder edler Abkunft? Ihr trennt das Spinnrad und den Pflug, die Spindel und das Joch, und er- haltet Fabriken und Armenhäuser, Kredit unaPanilcH, zwei feindliche Na- tionen, agriole und knmmercielle.* (David Urquhart 1. c. p. 122 » Nnn kommt aber Uarey und khigt, sicher nicht mit Unrecht, England au, da&s ee jedes andre Land in ein bloraes Agrikalturvolk sa TerwsDdeln strebt, dessen Fabrikant England. Er behauptet, in dieser Art sei die Türkei ruinirt worden, weil ,den Eignern und Bebauern des Bodens niemals ge- stattet war i^von England) sich selbst zu kräftigen durch die naturlidie Allisns swisoien dem Pflug und dem Webetuhl, dem Hemmer und der Egge.' (The Slave Trade, p. 125.) Nach ihm ist Urquhart selbst einer der Hauptagenten des En ins der Türkei, wo er im englischen Tnt<»ref*se Freihandelspropaganda gemacht habe. Das Beste ist, dass Carej, neben- bei grosser Bussenkneeht, durch des Frotektionssystem jenen Seheidnogs- process, den es beschleunigt, verhindern will.

*^') Die philanthropischen englischen Oekonomen wie Mill, Rogers, Goldwin Smith, Fawcett u. e. w., und liberale Fabrikimten, wie John Briritt tind Kons., fragen, wie Qotl den Kain nach seuiem Bruder Abel, so den englischen Grundaristokraten, wo sind unsre Tarnende von Free- holders hingekommen? Aber wo poid ihr denn hergekommen? Au-« der Vernichtung jener Freehol <ier^ Warum fragt ihr nicht weiter, wo sind die unabhängigen Weber, Spinner, Handwerker hingekommen?

Industriell hier im Gegensatz zu agrik<^ Im «kategorischen* Sinn ist der Pächter ein indnstarieUer Kapittlist so gat wie der Fabrikant.

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kleine Kapittdisten, und durch allraählig ausgedehntere Exploi- tation von Lohnarbeit und entbprechende Akkumulation in Kapi- talisten saus phrase. In der Eindheitsperiode der kapitalistischen Produktion ging's vielfach zu wie in der Kindheitsperiode des mittelaltrigen Städtewesf^ns, wu die Frage, wer von den entlautnen Leibeignen soll Meister sein und wer Dieiier, cfrosspntheiis durch das früher»' odt r spätere Datum ihrer Flucht ciitst hieden wurde. Indess entsprach der Hchneckengang dieser Motliode in keiner Weise den Handelsbedürfnissen des neuen Weltmarkts, welchen die grossen Entdeckungen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen hatten. Aber das Mittelalter hatte zwei verschiedne Formen des Kapitals überliefert, die in deo TerBchiedensteo ökonomischen Ge- sellschaftsformationen reifen und, vor der Aera der kapitalistischen Produktionsweise, als Kapital quand mftme gelten das Wucher- kapital und das Kaufmannskapital. . Gegenwärtig geht aller Reichthum der Gesellschaft erst in die Hand des Kapitalisten . . . er laut dem Grondeigenthümer die Rente, dem Arbeiter den Lahn, dem Steuer- und ZebntenkoUektor ihre AnsprOche, und behalt einen grossen, in der That den grossten nnd tSglieh an- wachsenden Theil des jShrliehen Prodakts der Arbeit für sich selbst Der Kapitalist kann jetct als der Eigner des ganzen geseUschaftJichen Reichthoms in erster Hand betrachtet werden, obgleich kein Geeeta ihm das Recht auf dies Eigenthnm ftber- tragen hat . . . Dieser Wechsel im Eigenthum wurde durch das Zinanehmen auf Kapital bewirkt .... und es ist nicht wenig merkwürdig, dass die Gesetzgeber von ganz Europa dies durch Gesetze wider den Wucher verhiTidein wollten . . . Die Macht des Kapitalisten über allen Iteiciithum des Landes ist eine voll- ständige Revolution im Ei gen thumsrecht, imd durch welches Gesetz, oder welche Reihe von Gesetzen wurde sie bewirkt?"'**). Der Verfasser hiittc sich sagen sollen, dass üevolutionen nicht durch Gesetze gemacht werden.

Das durch Wucher und Handel gebildete Geldkapital wurde durch die Feudalveriassung auf dem Land, durch die Zunftver- fassung in den Städten an seiner Verwandlung in industrielles Kapital behindert'^). Diese Schianken fielen mit der AuflSsung

,The Natural and Artifioal Bi|^t» ef Propertv Contrasted. Lond. 1882% p. 98, 99. Verfaf^ser der anonymen Schrift: th. Hodgskin.

Sogar noch 17k>4 schickten die kleinen Tuchmacher von JLeeds eine Depatan«! an das Parlament, cur Petition um da GeaelB, das jedem Kaufiaann Terbieten sollte^ Fabrikant sn werden. (Dr. Aikin 1. c)

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d«r faodaleii OefolgBcballeo, mit der Bipropriotioii und thtilwioen Yerjagung dm LaadfoUn^ Die neue Mjum&kter mod is See>Bs- porthftto eniehteb oder auf Ponkten des fladiea Ludee, auanr- htlh der Kontrale des alten Stidteweaen und seiner Zonftrer-

fassung. In England daher erbitterter Kampf der corporate towns gegen diese neuen industriellen Pfianzschulen.

Die Entdeckung der G^ld- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingebornen Be- völkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Au^ Plünderung von Ostindien, die Verwandlung Ton Afrika in ein Geheg zur Handekjagd auf Schwarxbüute, bezeichnen die Morgeii- r5the der kapitalistischen Produktiousäni. Diese idyllischen Pro- cesse sitid Hauptmomente der ursprünglichen Aidi^umulation. Aul' dem Fuss folgt der Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem Erdrund als Schauplatz. JSr wird erdflbet durch den Ab£ali der Niederlande von Spamen« nimmt Rieaenum&ng an in "Bm^^m^m Antijakofoinerkrieg, spielt nodi fort in den Opinrnkricgen gegen China u. s. w.

Die Terschiednen Momente der ursprOnglichen Akkumulation Tertheilen sieb nun, mehr oder minder in asittieher Bethenfolge, namentlich anf Spanien« Portagal, Holland, Ffankreioh und 8ng> laod. In England werden sie Snde des 17. Jaliritanderts ajate» matiscli aosammenge&sst in Kolomalsystem, StaatBichnld«aysUMn, modernem Steuersystem und Produktionesystem. Diese MeHtoden bernhn inm Tfaeil auf bmtalster Gewalt, a. B. daa Kotonial«jwiMn. Alk aber benntaten die Staatsmacht, die koooentrirte und oigani- airte Gewalt der GeseUschaft, um den Verwandlungsprocess ^er feudalen in die kapitalistische Produktionsweise treibhausmäfsig zu fördern und die Ueberü;ünge abzukürzen. Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten üe:sellschaft, die mit einer neuen schwanger geht. Sie ist eine ökonomische Potenz.

Von dem christlichen Kolon ialsystem sagt ein Mann, der aus dem Christenthum eine Speciiilitiit macht, \V. llowitt: „Die Bar- bareien und ruchlosen üieuelthaten der sog. christlichen Racen, in jeder Region der Welt und gegen jedes Volk, das sie unter- jochen konnten, hnden keine Parallele in irgend einer Aera der Weltgeschichte, bei irgend einer Hace, ob noch so wild und unge- bildet, mitleidkis und schamlos*' m^). Die Gescbicbte der boUin-

William Uowitt: pOolonixation aad Giu-iatiauitj. A Populär History of tbe Treatmeat of tfae Natffes bj tbe Emropeans in all Odr Osienisa Lond. lH88%p.». Ueber die Behaadhaig der SUarea gato KompiiBte

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djschen Kolonialwirthschaft und Holland war die kapita.listi8che Musteraation des 17. Jahrhunderts „entrollt ein untibertreff- bares Gemälde von Venrath, Bestechung, Meuchelnaord und Nieder- tracht" Nichts charakteristischer als ihr System des Menschen- diebstahls in Celebes um Sklaven fiir Java zu erlialteu. Lhe Menschenstehler wurden ZU diesem Zweck abpfprichtet. Der Dieb, der Dolmetscher und der Verkäufer waren die Hauptagenten in diesem Handel, eingebome Prinzen die Hauptverkäufer. Die wegge- stohlne Jugend wurde in den Geheimgeföngnissen Ton Celebes versteckt, bis reif zur Verschickung auf die Sklavenschiffe. Ein offidelier Bericht sagt: „Diese eine Stadt von Makassar z. B. isb ▼oll von geheimen Gefängnissen, eins schauderhafter als das andre, gepfropft mit Elenden, Opfern der Habsucht und Tyrannei, in Ketten gefesBelt, ilixen Familien gewsltsam entrissen." Um sich Malacca's zu bemächtigen , bestachen die HoUinder den portu- giesischen GouTeneur. Er liess sie 1641 in die Stadt ein. Sie eilten sofort zn seinem Hanse und meuchelmordeten ihn, um auf die Zahlung der Bestechungssumme von 21,875 Pfil. St lu „eni- sagen". Wo sie die Fflsse hinsetaten, folgte VerOdung und Ent- völkerung. Banjuwangi, eine Provinz Ton Java, zahlte 1750 flbei^ 80,000 Einwohner, 1811 nur noch 8000. Doch ist d^ donz com- merce!

Die engliscb-ostindische Kompagnie erhielt bekanntlich, ausser der politischen Herrschaft in Ostindien, das ausschliessliche Monopol des Theehandels, wie des chinesischen Handels Überhaupt und des Gtitertraiis]inrts von und nach Europa. Aber die KUst^^nschiff- fahrt von Indien und zwischen den Inseln, wie der Flandel im Innern Indiens wurden Monopol der höbern Beamten der hom- jiai^rnie. Die Monopole von Salz, 0|iiuin, Betel und andren Waaren wun'n unprschöpfliche Minen des Reich tlmms. Bean^ten seiVist

setzten die Preise fest und schänden nach Belieben den unglück- lichen Hindu. Der 6eneralgou?emeur nahm Theil an diesem Privathandel. Seine CKlnstHnge erhielten Kontrakte unter Be- dingungen, wodurch sie, klQger als die Alchimisten, aus Nii^ts Gold machten. Grosse Vermdgen sprangen wie die Pilze an einem Tsge auf, die nrsprOngiiche AkknmnhUioD ging von Statten ohne

Charles Comtti: .Tratte de la L(^giäiation. ^me. 6d, Bruxelles lb37',. Man muss dieas SSeug hn Detail studiien, um sn sehn^ wocu der Bonr- ^eoiB sich selbRt und den Arbeitsr nulcbt, wo er die Welt ungeniit nach Bexnem Rüde modeln kann.

iiiumuii buuuford Kaffles, late Lieut. Uov. of that ialaod: .Java änd iti dependencifli. Lond. ISl?**.

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VoEBCluuB eines Scbillings. Die gerichtliche Verfolgung 6m Wanren HastingB wimmelt von solchen Beispielen. Hier ein FalL Ein Opiunkontrakt wird einem gewissen Snllivan zugetheilt, im Angenbück seiner Abrdse in dffentüchem Aufbrage nncfa einem von den Opiumdistrikten ganz entlegenen Theil Indiens. Sulliyan yerkauft seinen Kontrakt für 40,000 Pfd. St. an einem gewissen Binn, Binn verkauft ihn denselben Tag für 60,000 Pfd. St und der schliessliche Käuier und AusiÜhrer des Kontrakts erklärt, dass er hinterher noch einen ungeheuren Gewinn hf'ra.LL>- schlug. Nach einer dem Parliinient vorgelegten Liste lieiisen sich die Kompagnie und ihre Beamten von 1757 1766 von den Indiern 6 MilHonvn Pfd. St. schenken! Zwischen 1769 und 1770 tkbri- citirten die Engländer eine Hungersnoth durch den Aufkauf von allem Reis und durch Weigerung des WiederTerkaa& ausser zu fabelhaften Preisen '^*^).

Die Behandlung der Eingebomen war natttrlich am tollsten in den nnr zum Exporthandel bestimmten Pflamwingen^ wie West- indien, und in den dem Raubmord preisgegebenen reichen und dicht- bevölkerten Ländern, wie Mexico und Ostindien. Jedoch auch in den eigentlichen Kolonien verlaugnete sich der christliche Charakter der ursprCLnglichen Akkumulation nicht Jene nüchternen Vir^ tnoeen des ProteetantiamuSt die Puritaner Nen-Englanda, aetelen 1703 durch Besehltlsse ihier Assembly eine PrSmie von 40 Pfd. Si auf jedes indianische Scalp und jede gefimgne Rothhant, 1720 Piftmie von 100 Pfd. St auf jedee Scalp, 1744, nachdem Mauna- chosetts-Baj einen gewissen Stamm snm BebelIeD erldSii hatte folgende Preise: fttr männliches Scalp, 12 Jahre nnd darUber, 100 Pfd. St neuer Wihrung, fttr männliche Gefinigne 105 Pfd. St, fttr ge&ngne Weiber und Kinder 50 Pfd. St, fftr Sealpe von Weibern nnd Kindern 50 Pfd. St! Einige Decennien spater rächte sich das Kolonialsystem an der unterdess aufrührerisch gewordiitiü Nachkommenschüit der fromnici] pii^^rim fathers. Unter englischem Antrieb und Sold wurJeu üw tomahawked. Das britische Parlament erklärte Bluthuude und H( alpiren für „Mittel, welche Gott und die Natur in seine Hand gegeben.**

Das Koloniakysteiii reifte treibhausraäfsig Handel und Sciiili- fahrt. Die „Gesellschaften Monopolia'' (Luther) waren gewaltige

Im Jahr 1866 starben in der einzigen Provinz Uriä^a mehr ahi eine MiUiOD Hindus am Hungertod. Nicfatwettowemger sachte man die in* diaehe Staatskasse zu bereichem dureh die Pkeiie, wem man den Ver- hungernden Xiebensmitfeel abliess.

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Hebel der Kapital-Koncentration. Den aui'schiessenden Manufak- turen sicherte die Kolonie ^Absatzmarkt und eine durch das Markt- monopol potenzirte Akkumulation. Der ausserhalb Europa direkt durch Plünderung, Versklavung and Haubmord erbeutete Schatz floBB ins Mutterland zurück und verwandelte sich hier in Kapital. HoUand, welches das Kolonialqratem zuerst völlig entwickelte, stand schon 1648 im Brennpunkt seiner Handelsgrösse. Es war ^in fast aussoliliessUchem Besitz des ostindischen Handeb und des Yerkehrs zwischen dem europftisclien Sfldwesfcen und Nordosten. Seine Fischereien, Seewesen, Manufoktoren tlbertiafen die eines jeden andren Landes. Die Kapitalien der Bepublik waren viel* leicht bedeutender ab die des Übrigen Europa insgesammt** CHUieh veigisst hinzuzusetzen: Hollands Volksmaase war schon 1648 mehr überarbeitet, yerarmter und brutaler unterdrückt als die des Übrigen Europas insgesammi

Heutzutage führt industrielle Suprematie die Handelssuprematie mit sich. In der eigentlichen Manufakturperiode dagegen ist es die Handelssupie:na.titi, die die industrielle Vorhenscliatt giebt. Daher die vorwiegende Rolle, die das KolünialöVöteui damals spielte. Es \\ai ,,der fremde Gott", der sich neben die alten Götzen Europas auf den Altar stellte und sie eines schönen Tages mit einem Sc lmi) und Bautz sämuitlich über den Haufen warf. Es prokl ariiirte die Pluamacherei als letzten und einzigen Zweck der Menschheit.

Das System des öftentlichen Kredits, d. h. der Staatsschulden, dessen Ursprünge wir in Genua und Venedig schon im Mittelalter entdecken, nahm Besitz von ganz Europa während der Manufak- turperiode. Das Kolonialsystem mit seinem Seehandel und seinen Handelskriegen diente ihm als Treibhaus. So setzte es sich »!• erst in Holland fest. Die Staatsschuld, d. h. die Yeräusserung des Staats ob despotisch, konstitutionell oder republikanisch drückt der kapitalistischen Aera ihren Stempel auf. Der emzige Theil des sogenannten Nationahreiehthoms, der wirklich in den Gesammtbeeiti der modernen Völker «ingeht, ist ihre Staatsschuld '^*). Daher ganz konsequent die moderne Doktrin, dass em Volk um so reicher wird, je tiefer es sich Terschuldet Der öffentliche Kredit wurd zum Credo des Kapitals. Und mit dem Entstehen der StaatsTcrschuldung tritt an die Stelle der

William Oobbet bemerkt, daaa in England alle öffentlichen An- stalten aiü aköniglicho' bezeichnet werden, zum Ersatz dafCUr gab es je- doch die .National* -Schuld (national debt).

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Sünde ^^esjen den heiligen Geist, für die keine Verzeihung iM| der TreuV)ruch an der Staatsschuld.

Die ()rteTitliche Schuld wird einer der eiK rf^n.schsten Hebel der ursprünglichen Akkumulati ort. Wie mit dem Sihhig der Wunschel- ruthe begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital, ohne dais es dazu nötbig hätte sich der von industrieller und selbst wucherischer Anlage unzertreofi- liehen Müh waltung und Gefahr auszusetzen. Die Staalaglä^biger geben in Wirklichkeit nichts, denn die geliehene Somme wird in öffentliche leicht übertragbare Schuldscheine verwandelt, die in ihren Händen fortfongiren ganz als wären sie eben soviel Baargeld. Aber aoch abgesehn von der so geschaffnen Klasse mtaiger Beniner und Ton dem impiOTiairten Reichthiun der swiscfaen Begiernng und Nation die BfitÜer spielenden Finandeis wie auch von dem der Steuerpachter, Kauflenia, PrivatfifthrikantMif denen ein gut Stfick jeder Btsatssnleihe den Dienst eines vom Himmel g^dlenen Kapitals leistet ^ hat die Stsataschnld die Aktiengesellschaften, den Handel mit negocisblen Effekten sUer Axt, die Agiotage emporgebracht, in einem Wort: das Börsensfiul und die moderne Bankokratie.

Von ihrer Geburt an waren die mit nationalen Titehi au%e* stutzten grossen Banken nur Gesellschaften von Privatspekulanten, dit! sicii den Kegierniigeii an die Seite sUillten und, Dank d^ji erhaltenen Privilegien, ihnen Geld vorzuschiessen im Stande wHrea. Daher hat die Akkumulation der Staatsschuld keinen unfehl- bareren Gmdmesser als d;is successive Steigen der Aktien dieser Banken, deren volle Entfaltung von der Gründuii^^ der Bank von England datirt (1694). Die Bank von England begann damit, der Regierung ihr Geld zu 8^/0 zu verleihen; gleichzeitig war sie vom Parlament ermächtigt, aus demselben Kapital Geld zu münzen, indem sie es dem Publikum nochmals in Form von Bank- noten lieh. Sie durfte mit diesen Noten Wechsel diskontiren, Waaren beleihen und edle Metalle einkaufen. Es dauerte nicht langOf 80 wurde dies Ton ihr selbst fabricirte Kreditgeld die Münze, worin die Bank von England dem Stadt Anleihen machte und fttr Rechnung des Staats die Zinsen der öffentlichen Schuld benhlte. Nicht genug, dass sie mit einer Hand gab, um mit der andern mehr zurfickzuempfimgen; sie blieb auch, wSlurend mB empfing, ewige Glftubigerin der Nation bis zum letzten gegebnen Heller. Allm&hlig wurde sie der unvermeidliGbe Bdiilter der Metallsch&tze des Landes und das GiaTitationsoentruin des ge*

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fnmmten Handebkredits. Um dieselbe Zeit, wo num in England aufhörte Hexen zu rerV^rennenf fing man dort an, Banknoten- falscher zu hängen. Welchen Effekt auf die Zeitgenossen das pldtzliche Auftauchen dieser Brut von Bankokraten, Financiers, RentieiB, MakLern, Stockjobbem und Bönenwdlfen machte, be- weisen die Schriften jener Zeit^ z, B. Bolingbxoke's^*^).

Mit den Staatsschulden entstand ein internationales Kreditsystem, das häufig eine der Quellen der ursprünglichen Akkumulation bei diesem oder jenem Volk veistecki So bilden die Gemeinheiten des venetiamschen Baubsystems eine solche verborgne Ghrundlage des Eapitalreichihums von Holland, dem das verfallende Venedig grosse Geldsummen Heb. Ebenso yerhSlt es sich zwischen Holhmd und England. Schon iin Anfang des 18. Jahrhunderts sind die Manufakturen Hollands weit überfl[i);relt und hat es aulVrehört, herrschende Handels- und liidustnenütiuii zu sein. Eins seiner Hauptgeschäfte von 1701 1776 wird daher das Ausleihen unge- heurer Kapitalien, speciell an seinen mächtigen Konkurrenten Enj?- land. Aehnliches gilt heute / wischen EnLrlaii'l und den Vereiiu|^en Staaten. Manch Kapital, daä lieuti- m den Vereinigten Staaten ohne Geburtvsschein auftritt, ist erst gestern in England kapitali- sirtes Kinderblut.

Da die Staatsschuld ihren Rückhalt in den Staatseinkünften hat, die die jährlichen Zins- u. s. w. Zahlungen decken müssen, so wurde das moderne Steuersystem noth wendige Ergänzung des Systems der Nationalanleihen. Die Anleihen beföhigen die He- gierung ausserordentliche Au^ben zu bestreiten, ohne dass der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern. Andrerseits zwingt die durch Anhäufung nach einander kontmhirter Schulden Tmrsadite Stenererhöhung die Regierung, bei neuen ausserordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen apfisunehmen. Die moderne FiskalitSt, deren Drehungs- axe die Steuern auf die nothwendigsten Lebensmittel (also deren Yertheuerung) bilden, trägt daher in steh selbst den Keim automa- tischer Progression. Die üeberbesteuemng ist nicht ein Zwisdien- fall, sondern vielmehr Princip, In Holland, wo dies System an- erst inaugurirt, hat daher der grosse Patriot De Witt es in seinen Maximen gefeiert als das beste System, um den Lohnarbeiter unterwürfig, frugal, fleissig und . . . m^t Arbeit uberladen zu

„81 let Tartaies inondaient TEhirope anjourd'hui, il fandrait hien dee affaires pour leur faire entendre ce que c'est qu'un financier panui noos". Montesquieu, ,^prit des iois'' t IV, p. 33, ed. Jl^ndrea 17o9.

M»xz, Kapital I. 40

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machen. Die zerstörende Einfluss, den es auf die Lage der Lohn- arbeiter ausübt, gebt uns hier jedoch weniger an als die durch 66 bedingte gewaltsame Expropriation des Bauern, des Hand- werkers, koxz ftUer Bestandtheile der kleinen Mittelklasse. Darüber bestehn keine zwei Meinungen, selbst nicht bei den bürgerlichen Oekonomen. Verstärkt wird sdne ezpropiürende Wirksamkeii noch durch das ProtektionasjBtem, das einer seinec integiirenden Theile ist

Der grosse Anthol an der Kapitalisatian des Beiditfanins und der lUpiopiiation der Massen, der auf die Öffentliche Schuld und das ihr entsprechende FiskaliiStesystem falit^ hat eine Menge SchrifbteUer wie Oobbett, Donhledaj und andre, dahin geführt» mit Unrecht hierin die Grundursache des fileiids der modemeo Vdlfcer SU sttdien.

Das P^tektionaBystem war ein Eunstmittel, Fabrikanten an fiibriciren, unabhängige Arbeiter su exproprüreu, die nationalen Produktions- und Lebensmittel zu kapitalisiren, den Uebergang aus der altt rthümlichen in die moderne Produktionsweise gewalt- sam abzukürzen. Die europäischen Staaten rissen sich um Jas Pattint dieser Erfindung, und einmal in den Dienst der Plusmacher eintfetreten , lirandschatzten sie zu jenem Behuf nicht nur das eigne Volk, indirekt durch Schutzzölle, direkt durch Exportprilnnen u. s. w. In den abhängigen Jsebenlanden wurde alle Industrie gewaltsam ausgerodet, wie z. B. die irische Wollraanufaktur durch England. Auf dem europäischen Kontinent war nach Colberts Vorgang der Process noch sehr vereinfacht. Das ursprüngliche Kapital des Industriellen fiiesst hier zum Theil direkt aus dem Staatsschatz. „Warum'S ruft Mirabeau, ^ weit die Ursache des Manufakturglanzes Sachsens Tor dem siebenjShrig«! Krieg suchen gehn? 180 Millionen Staatsschulden*' -*^)!

Kolonialsystem, Staatsschulden, Steuerwucht, Protektion, Handels- kriege u. s. w., diese Sprösslinge der eigentlichen Manufaktur- periode, schwellen riesenhaft während der Einderperiode der . grossen Industrie. Die Gteburt der letstren wird g^mrt durdi den grossen herodibchen Kinderraub. Wie die königliche Flotte^ rekratiren sich die Fabriken ▼ermittelst der Presse. So hiaairt Sir. F. M. Eden ist über die Greuel der Expropriation des Land- ▼Olks ▼on Grund und Bqden seit dem letaben Dritfcd des 15. Jahr-

***) „Pourquoi aller chercher si loin la cause de P^clat manufacturier Hr 1;i Saxe avaiit la guerre? Cent quatre-viugt miUiODS de dettM faittü par iea aouveraiuä!" Mirabeau i. c. t. VI, p. 101.

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hunderts bis zn seiner Zeit, dem finde des 18. Jahrhunderts, so selbstgeföllig er gratolirt zu diesem Process, „nothwendi^'% um die kapitalistische Agrikultur und „das wahre Verhältniss von Ackerland und Viehweide herzustellen", beweist er dagegen uicht dietselbe ökoüouiische Einsicht in die Nothwendigkeit des Kinder- raubs und der Kindersklaverei fiir die Verwandlung des Manu- fakturbetriebs in den Fabnkbctrieb und die Herstellung des wahren Verhältnisses von Kay>ital und ArbeiUkratt. Er sagt? „Es mag vielleicht der Erwaguui^ des Publikums worth sein, ob ircfend eine Manufaktur, die zu ihrer erfolgreichen Ansführuiig Cottages und Workhouses von armen Kindern ausplündern muss, damit sie, truppweis sieh ablösend, den grössten Theil der Nacht durch abgerackert und der Ruhe beraubt werden; eine Manu&ktor, die ausserdem Haufen beiderlei Geschlechts, von verschiednen Altem- stufen mid Neigungen, so zusammenhudelt, dass die Ansteckung des Beispiels zu Verworfenheit und Liederlichkeit f&hren mnSB, ob solch eine Mano&ktor die Summe des nationalen und individuellen Glücks yermehren kann""*^)? „In Derbysiiiie, Nottinghamshiie und besonders Tjftncanhire^" sagt Fielden, „wurde die jüngst erfundne Maadiinerie angewandt in grossen Fabriken, dicht bei Strömen f&liig das Wassernd za drehn, Tansende ron Händen waren plötzlich erheischt an diesen FlfttEco, fem Ton den SIfidten; und Lancashire namentlich, bis zq jener Zeit ?ergleichangs- weiss dfinn bevölkert nnd unfbichtbar, bednrfte jetzt vor allem einer Population. Die kleinen und flinken Finger waren Tor allem in Requisition. Sofort sprang die Gewohnheit anf , Lehr- linge (!) ans den verschiednen Pfarrei- Workhouses von London, Birmingham und sonstwo zu beziehn. Viele, viele Tausende dieser kleinen hülf losen Kreaturen, vom 7. bis zum 13. oder 14. Jahr, wurden so nach dem Norden spedirt. Es war die Gewohnheit für den Meister (d. h. den Kinderdieb), seine Lehrlinge zu kleiden, nähren und loq-iren in einem Lehrlingshaus nah bei der Fahrik. Aufseher wurden bestellt, um ihre Arheit zu überwachen. Es war das Interesse dieser Sklaventreiber, die Kinder aufs Aeusserste abzuarbeiten, denn ihre Zahlung stand im Verhältniss zum Pro- duktenquantum, das aus dem Kind erpresst werden konnte. Grausamkeit war natürliche Folge .... In vielen Fabrikdistrikten, besonders Lancashire s, wurden die herzzerreissendsten Torturen ▼erttbt an diesen harmlosen nnd fireundlosen Kreaturen, die den

Eden L c. b. II, eh. I, p. 481.

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Fftlmklierm konsigiurt waren. Sie worden zu Tod geheizt dnrck ÄrbeLteexcesae ... sie wurden gepeiecbt, gekettet und gefcdtert mit dem atouBgesachtesten Raffinement yon Orausamkeit; eie wurden in Tiden Ffillen bis auf die Knochen ausgehungert, wahrend * die Peitsche sie an der Arbeit hielt .... Ja in einigen fWen wurden sie sum Seibetmord getrieben!^ . . . Die schönen und romantisefaen ThSler yon Derbysbire, Nottiiighamshire und Lanea- shire, abgesdüossen Tom öffentlichen Auge, worden graose Ein- öden von Tortur und oft von Mord! . . . Die Profite der Fabrikanten waren enorm. Das wetzte nur ihren Wehrwolfsheiss- liunger. Sie begannen die Praxis der Nachtarbeit, d. h. nachdem sie eine Gruppe Hände durch das Tagwerk gelähmt, hielten sie eine andre Gruppe för das Nachtwerk bereit; die Tagesgruppe wanderte in die Betten. w( lie die Nachtgruppe grade verla:>sen hatte und ykv versa. Es ist Voikaü herlief enmg in Laocashire, dass die Betten nie abkühlten-'^**).

Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wShrend der Manufakturperiode hatte die ötientliche Meinung von Europa den iestzteu Rest von Schamgefühl und Gewissen eingebüsst. Die Nationen renommirten cjnisch mit jeder Infamie, die ein Mittel an Kapitalakkumulation. Man lese z. B. die naiven Handelsannalen des Biedermanns A. Anderson. Hier wird es als Triumph eng* lischer Staats Weisheit ausposaunt, dass England im Frieden von Utrecht den Spaniern durch den Asientovertrag das Privilegium abzwang, den Negerhandel, den es bisher nur zwischen Afrika

*M) Joho Fieldeu 1. c. p. 6, 6. lieber die urttprimgiicheii lufamiea de« Fabrikwesens vgl. Dr. Aikm (1795) 1. c. p. 219 nndOisbonniet ,Enqairy into tiie daties of men. 1795% v. II. Da die Dampfmaschine die Fabriken von den ländlichen Wasserfällen weg in die Mitte von Städten verptlanzte, fand der «entsagungBlustige" Flasmacher das KindermateriAl nun zur Uand, ohne

Sewaltsame Sklaveniufuhr ans den Workhouses. Als Sir R. Peel (V ater es «Ministers der Plau^ibilität") seine Bill zum Schutz der Kinder 1815 ein- brachte, erklärte F. Horner (lumen de« nullion-Comit^s und intimer Freund Ricardo'») im Unterhaus: „Es ist notorisch, daas mit den Effekten eine^ Banqueroutier's eine Bande, wenn er solchen Ausdrnck brauchen dürfe, von Fabrikkindem snr Auktion öfflentlich, als Theil des Eigenthums, annoncirt und lof<geschlac:en wurde. Vor zwei Jahren (1813) kam ein abscheulicher Fall vor die King'.-* Bench. Es handelte .'*ich um eine Anzahl Knaben. Kim- Pfarrei von London hatte sie einem Fabrikanten Übermacht, der übertrug ■ie wieder auf einen andren. Bie wurden schliesslifdi von einigen MenscheD-^ freunden in einem Zustand ab.'^oluter Verhungerung (absolute famine) ent- deckt. Ein andrer F:\l! , noch abscheulicher, sei zu ."einer Kenntnis« als Mitglied des parlamentarischen Untersuchungscomit^ gebracht worden. Vor nicht vielen Jahren schlössen eine Londoner Pfarrei und du Fabrikant von Lanca.«<hire einen Vertrag, wodurch stipulirt wurde, dass er auf je 29 gesunde Kinder einen Idioten mit in den Kauf zu nehmen habe."

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und dem englkcheii Westiiidieii betrieb, mm aach swiacheD Afrika und dem spamacben Amerika beiareiben zu dftrfen. England erhielt das Bechtt das spanische Amerika bis 1743 jabriieh mit 4800 Negern an yersorgen. Dies gewährte zugleich einm offi- eiellen Deckmantel für den britischen Schmuggel. Liverpool wuchs gross auf der Basis des Sklavenhandels. Er bildet seine Methode der ursprünglichen Akkumulrition. Und bis heutzutag blieb die Liverpooler „Ehr bai keil i'indar des Sklavenhandels, welcher vgl, die citirte Schrift des Dr. Aikin von 1795 „den konunerciellen Untemehimnigsgeist bis zur Leidens* luift steigere, iiiniuse Seeleute bilde und enormes Geld einbringe." Liverpool beschäftiL^b 1730 im Sklavenhandel 15 ScbiHey 1751: 58, . 1760: 74, 1770: .Hl und 1792: 132.

Während sie die Kindersklaverei in England einführte, gab die Baum Wollindustrie zugleich den Anstoss zur Verwandlung der früher mehr oder minder patriarchalischen Sklavenwirthschaft der Yer- einigten Staaten in ein kommercielles Exploitationssystem. Ueber- banpt bedurfte die verhüllte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal die Sklaverei sans phrase in der neuen Welt**^.

Tantae molis erat, die „ewigen Naturgesetze" der kapitalistischen Produktionsweise zu entbinden, den Scheidangsprocess zwischen Arbeitern nnd Arfaeitsbedingongen zn Tollaiehn, auf dem einen Pol die gesellschafliliefaen Prodnktions- und Lebensmittel in Kapital zu verwandeln, auf dem Gegenpol die Volksmasse in Lohnarbeiter, in freie „arbeitende Arme", dies Kunstprodukt der modernen Ge- schichte*^*). Wenn das Geld, nach Augier, ,,mit natOrlichen Blut-

'^^j 17i^0 kamen im eiigUbchen Westindieu 10 Sklaven auf 1 Freien, im firanzösischen 14 auf 1, im hollftnditchen 28 auf 1. G^enry Brougham: An In<|uiry into the Colonisl Policj of the European Powen. Edinb. 180S,

V. II, p, 74.)

Der Ausdruck „labüuriug Door" findet sich in den englischen Ge- setzen vom Augenblick, wo die Klasse der Lohnarbeiter bemerkenswerth wird. Die „labonring poor*' stebn im Gegensatz, einerseits zu deu „idle poor", Bettlern u s m , andrerseits zu den Arbeitern, die noch keine ge- pflückten Hühner, soudern Eipenthümer ihrer Arbeitsmittel öiud. Aus dem Gesetz ging der Aufdruck „labouriug ^oor" in die politische Oekonomie fiber, von Unlpeper, J. Ghild u. a. w. bis A. Smith und Eden. Danach be- urtheile man die bonne foi des „execrable political CÄntmonger" Edmund Burke, wenn er den Auadruck ,.hiboiiring: poor" fflr ..execrable politicui cant" erklärt. Dieser äjkophant, der im 8old der englischen Oligarchie den Romantiker gegenüber der firanzOsischen Revolution spielte, ganz wie er, im Sold der nordamerikanischen Kolonien beim Beginn der amerika- nischen Wirren, gej^enüber der engli^^chen Oligarclüe den Liberalen ge- spielt hatte, war durch und durch ordinärer Bourgeois: „Die Gesetze des Handels nnd die Gesetee der Natur und folglich die Gesetce Gottee.** (E, Burke 1. e. p. 81, 82.) Kein Wander, dass er, den Gesetien Gottes

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flecken auf emer Backe zur Welt kommt* so das Kapital toh Kofkf Ins Zeh, ans allen Poien, blu^ und schmatatriefend^).

7. Geschichtliche Tendenz der kapitalis^iaehen

AkkumalatioQ.

Wotanf kommt die uraprOiigliche Akkamnlatioii des JKapitals^ d. h. seine historische Geneets, hinaus? Soweit sie nicht nnmittel- hare Yerwandlung von SOdaven und Leibeignen in Iiohnarbeiter, also UoBser Fonnwechsel ist, bedeotet sie nur die Expropriation der nnmittelbaxen Prodnooiten, d. h. die Auflösung des auf e^ner Arbeit beruhenden Priyateigenthums.

Privateigenthum, als Gegensatz zuni gesellschaftlichen, kollektiven Eigenthum, besteht nur da, wo Hie Arbeitsmittel und die äusseren Bedingungen der Arbeit l'nvatleuten gehören. Je nachdem aber diese Privatleute die Arbeiter oder die Nichtarbeiter sind, hat auch das Privateigenthum einen andern Charakter. Dip unend- lichen Schattirungen, die es aui' den erötfn lUick darbietet, spiegeln nur die zwischen diesen beiden Extremen liegenden Zwischen- zustände wieder.

Das Privateigen thum des Arbeiters an seinen Produktionsmitteln ist die Grundlage des Kleinbetriebs , der Kleinbetrieb eine noth- wendige Bedingung für die Entwicklung der geseUflchafÜidien Produktion und der freien Individualitat des Arbeiters selbst. Allerdings existirt diese Produktionsweise auch innerhalb der Sklaverei, Leibeigenschaft und andrer Abhangigkttts?erhältniase. Aber sie blfiht nur, schnellt nur ihre ganze Elnei^ief erobert nur

und der "Natnr petreu, stets sich selbst auf dem besten Markt verkauft hat! Man findet m des Eev. Tucker's Sebriftei» Tucker war Platt" und Tory, im übrigen aber anstuucliger Manu und lüchtiger politischer OekuDoin sehr gute Ohftrakteriitik dieses Edmund Burke wfthrand seiner libeialen Zeit. Bei der infamen Charakterlosigkeit, die heutzutag herrscht und devotest an . die GesetTtc des Handels" glaubt, ist es Pflicht wieder und wieder die iiurkcs zu brandmarken, die aich von ihren Nachfolgern nur durch eins unterBcheiden TalentI "«0 Marie Angler: „Du Credit Public*.

^) „Kapital", sagt der Quarterly Reviewer, „flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher ^atur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die sanze Wahr- heit. jDas Kapital hat einen horror vor Abweflcoheit yoa Profit, oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kOlin. Zehn Proceat sicher, und man knnn es Qberall anwenden; 20 Flrocent, es wird lebhaft; 50 Procent, positiv waghalsig; für 100 Procent t^KBOfit es alle menschlichen Gesetse unter aeinen ^im; 800ProeenL und es existirt kein Verbrechen, das es nicht riskirt^ selbst auf Gefahr des Oal^^ens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide enkouragiren. Beweis: Schmuggel und^ Sklavenhandel." (P. J. Dunning L c. p. 86.)

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die Bdäquate klasBUche Form, wo der Arbeiter freier Privateigeii« ililimer seiner YHta ihm aelM gehandhaUen ArbeitabediDgungen isfc, der Bauer des Ackers, den er bestellt, der Handwerfer des Insfamments, worauf er als Tirtaose spieH

Diese Produktionsweise unterstellt Zersplittemng des Bodens i^d der übrigüii Produktionsmittel. Wie dJe Koncentration der letztren, so schliesst sie auch die Kooperation, Theiluiig der Arbeit inner- halb derselben Produktionsprocesse, gesellschaftliche Beherrschung und Re|?lung der Natur, freie Entwicklung der s^esellschaftlichen Produktivkräfte aus. Sie ist nur verträglich mit engen natur- wüchsigen Seil ranken der Produktion und der Gesellschalt. Sie verewigen wollen, hiesse, wie Pecquenr mit Recht sagt, ,,die all- gemi'iiic Mittelmäfsigkeit dekretiren." Anf einem geM'isspn Höhe- grad bringt sie die materiellen Mittel ihrer eignen VernichtuDg zur Welt. Von diesem Augenblick regen sich Kräfte und Leiden- schaften im QeseUacbRftsschosse, weiche sich ?on ihr gefesselt fühlen. Sie mnss Tsmichtet werden, sie wird Temichtet Ihre Ver* nichtung, die Verwandlung der individuellen und zersplitterten Produktionsmittel in gesellschaftlich koncentrirte, daher des zwerg- haften Eigenthnms Vieler in das massenhafte Eigenthum Weniger, daher die Expropriation der grossen Volksmasse von Grund und Boden und Lebensmittehi and Arbeitsinstranienten^ diese fuicht- baie und schwierige Expropriation der Yolksmasse bildet die Vor- geschichte des Kapitals. Sie nmfasst eine Reihe gewaltsamer Methoden, wovon wir nur die epochemachenden aib Methoden der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals Eevue passiren Hessen. Die Expropriation der unmittelbaren Producenten wird mit schonungs- losestem Vandalismusund unter dem Trieb der infismsten, schmutssig- sten, kleinlichst gehässigsten Leidenschaften yollbracht. Das selbst erarbeitete, sozusagen auf Verwachsung des einzelnen, unabhängigen Arbeitsuulividuums mit seinen Arbeitsbedingungen beruhende Pri- vateigenthum wird verdrängt durch das kapitalistische Privateigen- thum, welches auf Exploitetion fremder, aber formell freier Arbeit beruht «'^*).

Sobald dies'-r ümwandlungsprocess nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschall hinreichend zersetzt hat. pohnld die Arbeiter in iVoletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kuj^itnl verwandelt sind, sobald die kapitalistische ProduktionsweiBe aui eignen Füssen steht,

,Nouö öomiues dum uue condition tout-li-fait uouvelle de la societ^ . . . nooB tendons k a^parer tonte espfece de propri^t^ d'avec toute esp^ de travail." (Sismondi : „Noayesox Principes de l'Ecoii. Polit**. t. II, p. 484.)

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gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesell- schaftlich ansgebeutetef also gemeinschaftliche Prodaktionsmittel, daher die weitere Expropritttioii der Privateigenthümer^ eine neue Form. Was jetzt fm expropriiren, ist nicht langer der selbst- wirthschaftende Arbeiter, aondeni der viele Arbeiter exploitireade Kapitalist.

Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der imma- nenten Geeetze der kapitaliatiadLen Produktion aelbet, dorcb die Oentraliaation der Kapitale. Je am Kapitalist sdiligt viele todi Hand in Hand mit dieser Gentralisation oder der Expro- priation vieler Kapitalisten durdi Wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitaproceeses auf stets wadisender Stufen- leiter, die bewnsste techniscbe Anwendmig der Wissenschaft, die planm&fsige Ausbentung der Erde, die Verwandlong der Arbeits- mittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Oekono- misirung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Pro- duktionsmittel kombinirtfcT, gescUsciiaftlicher Arbeit, die Ver- schliuguug aller Völker in das Netz des Weltiuarkts, und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Re|^mei>. Mit der bestandig abnehmenden Zahl der Kapitaimagrmten, welche alle Vortheile dieses UmwandlunL^sprocevSses usurpiren und monopoli- siren, wächst die Masse des Mends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutimg;, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistisi hen Produktionsprocess^ selbst geschulten, vereinten und orgauisirten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produk- tionsweise, die mit und unter ihm au%eblüht ist. Die Centralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit er- reichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapita- listischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalia- tischen Privateigenthums sehlftgt Die fizpropriateurs werden »proprürt

Die ans der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende kapitalistische Aneignnngsweise, daher das kapitalistisdie Privat- eigenihnm, ist die erste Negation des individuellen, auf eigne Arbeit gegrttndeten Privateigenthoms. Aber die kapitaliatisehe Produktion ei2engt mit der Nothwendigkeit eines Naturprooeases ihre eigne Negation. Es ist Negation der Negation. Diese stellt nicht das Privateigenthum wieder her, wohl aber das individuelle Eigentiium auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen

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Aera: der Kooperation und des QemeinbesLtzeB der Erde und der durch die Arbeit selbet producirten ProduktionsmitteL

Die Verwandlung des auf eigner Arbeit der ladividuen beruhen- den, zersplitterten Priyateigenihums in kapitahstisches ist natürlich ein Prooessy ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des thatsachlich bereits auf gesellschafUichem Pro- duktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigenthums in gesell- schaftliches. Dort iiandelte es sich um die Expropriation der Vülksmasse durch wenige Usurpatoren, hier handelt es sich um die Exprojpnatiou weniger Usurpatoren durch die V^oiksmasse

Funiundzwanzigstes KapiteL

Dte moderne KolonlMtloiigfheorie.*'^.

Die politische Oekonomio verwechselt principiell zwei sehr ver- schiedne borten Privateigenthum, wovon das eine auf eigner Ar- beit des Froducenten beruht, das andre auf der Ausbeutung frem- der Arbeit. Sie Tergisst, dass das letztre nicht nur den direkten Gegensata des eistren bildet, sondern auch bloss auf seinem Grab wächst

Im Westen von Europa, dem Heimathsland der politischen Oekonomie, ist der Prooees der ursprOnglichen Akkumuktion mehr

»Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist^ setzt an die Stelle der Isoliruug der Arbeiter durch die Konkorrens ihre levolntionftre Vereinigang durch «ue Anoeiatioo. Mit der Entwicklung der grossen laduitiie wird also unter den Füssen der Bourgeoisie die Grundlage selbst weggezogen, worauf sie producirt und die Produkte sich aneiguet. Sie producirt also vor allem ihre eignen Todten- grftber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich mrrer- meldlich . . . Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegen- übersteh n, ist nur das IVnletariat eine wirklich revolutionäre Kla^^'^p. Die übrigen Klassen rerkonmiea und gehn unter mit der grossen Industrie, daa Proletariat ist ihr eigenste Produkt . . . Die MitteUtände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufinann, der Handwerker, der Bauer, sie alle hekJlmpfen die BourgeoHie, um ihre Existenz Mittelstände vor dem Untergang zu sichern ... sie siud reaktionär, denn sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehn.*" (Karl Marx und F. Engels: , Manifest der kommunistischen Partei. Losaon 1847*, p. 9, 11.)

Es handelt sich hier um wirkliche Kolonien, jungfräulichen Bo- den, der durch freie Kinwanderer kolonisirt wird. Die Vereinigten Staaten sind, ökonomisch gesprochen, iuimer noch KoloniaUand Euroua's. Ueibrigens gehören auch solche alte Pflanzungen hierher, wo die Auf* hebung der Sklaverei die VechJUtniflae gftaalieh uiDge?rftlst hat.

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oder miDder vollhmcki Das kapitalistische Regiment hat hier entweder die ganze nationale Piodoktion sich direkt unterworfen, oder, wo die Verhältniaee noch unentwiek^ier, kontrolirt es wenige siens indirekt die nehen ihm fortexistirenden« ▼erkommenden, der veralteten Frodaktionsweiae angehörigen OeeellschaftMhiditen. Auf diese fertige Welt des Kapitals wendet der politische Oekonom mit desto ängstlicherem Eifer und desto grösserer Salbung die Beohts- mid EigenthnmsTorstellttngen der vorkapitalistischen Welt an, je lanler die Thatsachen s^er Ideologie ins Gesicht schreien.

Anders in den Kolonien. Das kapitalistische Regiment stosst dort ttberail auf das Hindemiss des Producenten, welcher als Be- sitzer seiner eignen Arbeitsbedingungen sich selbst durch seine Arbeit bereichert stcHi den Kajütalisten. Der Widerspruch dieser zwei diametral entgegengesetzten ökonomischen Systeme bethätigt sich hier praktisch in ihrem Kjuupf. Wo der Kapitalist die Macht des Mutterlandes im Rücken hat, sucht er die aui eijLrner Arbeit beruhende Produktious- und Anei^ungsweise gewaltsam aus d'^ru Weg zu räumen. Da.sseibe intf n s^e, welches den SykophruiTea des Kapitals, den politischen Oekonomen im Mutterland bestinunt, die kapitalistische Produktionsweise theoretisch für ihr eignes Gegentheil zu erklären, dasselbe Interesse treibt ihn hier „to make a clean breast of it'* und den Gegensatz beider Produktionsweisen laut zu proklamiren. Zu diesem Behuf weist er nach, wie die Entwicklung der gesellschaftlichen Prodaktiykraft der Arbeit, Kooperation, Arbeitstheilung, Anwendung der Maschinerie im Grossen u. s. w. unmöglich sind ohne die Expropriation der Ar- beiter und die entsprechende Verwandlang ihrer Produktionsmittel in Kapital Im Inteiesse des sog. Nationalreichthums sucht er nadi Kunstmitteln zur Herstellung der Volksarmuth. Sein apo^ logetischer Panier serbr5ckelt hier Stflck flQr Stack wie mflrber Zunder.

Es ist das grosse Verdienst R G. Wakefield^ nicht irgend etwas neues Uber die Kolonien*^), aber in den Kolonien die Wahrheit Aber die kapitalistischen yerhfiltnisse des Mutterlands entdeckt «n haben. Wie das Protektionssystem in seinen ürsprängen^^) die Fabrikation yon Kapitalisten im Mutterland, so erstrebt Wake-

Die wenigen IJchtl lii ke Wakefield's über daa Wesen der Kolonien selbst sind voliHtilndig anticipirt durch Miraheaa p^re, den Fhyuoknitieiiy und Doch viel früher durch englische Oekonomen.

^) Bi wird später ein« temporiie Nethwendigkeit im intetmlfonalea Konkurrenzkampf. Welchse aber immer sefai MoÜt, die Folgen Ueibea dieselben.

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field's Kolonisatioxiaiheorie, welohe Englsud eine Zeit lang gesete- lich im Werk zu setBen Bochte, die Fbibrikation toh Lohnurbeiftern in den Kolonien. Das nennt er »»Bystematle ooloniiatioD** (syete- matieehe Kolonisation).

Znnfichst entdeckte Wakefield in den Kolonien, daas das Eigen- thnm an Qeld, Lebenemitlidn, Maschinen und andren Prodnktimia- mittoln einen Menschen noch nicht zum Kapitalisten stempelt, wenn die Ergänzung fehlt, der Lohnarbeiter, der andre Mensch, der sich selbst freiwillig zu verkaufen gezwungen ist. Er entdeckte, dass das Kapital nicht eine baciie ist, sondern ein durcii Sachen ver- mitteltes gesellschaftliches Verhältniss zwischen IVrsonen***). Heir Peel, jammert er nns vor, nahm Lebensmittel und Produktions- mittel zum Belauf von 50,000 Pfd. St. aus Ent^land nach dem Swan River, Neuholland, mit. Herr Peel war so vorsichtig, ausser- dem 8000 Personen der arbeitenden Klasse, Männer. Weiber und Kinder mitzubringen. Einmai am Bestimmungsplatz aiif^elangt, „blieb Herr Peel ohne einen Diener sein Bett zu machen oder ihm Wasser aas dem Fluss zu schöpfen'' '-^'). Unglücklicher Herr Peel, der alles Tonah, nur nicht den Export der englischen Prodnktiona* Verhältnisse nach dem Swan River!

Zum Verstandniss der folgenden Entdeckungen Wakefield's zwei Yorbemezknngen. Man w^ss: Produktions- und Lebensmittel, als Eigenthum des unmittelbaaren Pzoducenten« sind kein Kapital. Sie wevden Kapital nur unter Bedingungen« worin sie sugleidi als Exploitations- und Beherrschungsmittel des Arbeiteis dienen. Dieee ihre kapitalistische Seele ist aber im ICopfe des pditisefaen Oeb>- nomen so innig mit ihier stofflichen Substanz Tcrmahlt, dass er sie unter allen TJmstSnden Kapital tauft, anch wo sie das grade Gegentbeil sind. So bei Wakefield. Femer: die Zmplitlerung der Produkttonsmittel ak individuelles Eigenthnm vieler von ein- ander unabhängigen, selbstwirthschaftenden Arbeiter nennt er gleiche Theilang des Kapitals. Es gebt dem politischen Oekonomen, wie dem feudalen Juristen. LütztiTer klebte auch aui reiue Geldverhält- niikie seine feudalen Rechtsetiquetten.

*"•) ,Kin Neger ist ein Ni iri r In Ix'^timTiiten Verhilltni-^en wird er erst zum Sklaven. Eine Baumwollmaacliine i&t eine Maschine zum BaumwoU- spinnen. Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu Kapital. Aus cuesoi Verhältnissen herausgerissen, ist sie so wenl^ Kapital, wie Gold an und für sich (Jrld oder der Zucker der Znckerpreis ist . . . Das Kapital is^t ein gesellsciiattlichea FroduktioTisverlinltniss. Es ist ein hirtorische» rroduktionxvcrh&ltniaa,* (Karl Marx: ,Luktiurbeit und Kapital," N. Rh. Z. Nr. 266 vom 7. April 1849.)

**) £. G. Wakefield: «EngUuid and America*', v. II, p. 83.

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„Wäre", sagt Wakefield, »das Kapital unter alle Mitglieder der Gesellschaft in gleiche Portionen vertheilt, so hätte kein Menach ein Inteiease, mehr Kapital zu akkumuliren, ala er mit aeinen eignen Händen anwenden kann. Dies ist in gewiaaem Giad der Fall in neuen amerikaniadien Kolonien, wo die Leideiiadiaft für Grond- elgenthum die Existenz einer Klasse von Lohnarbeitern Ter- hindert*^. So lange also der Arbeiter fttr aidi selbst akkumu* liren kann, ond das kann er, so lange er Eigenthfimer seiner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Akkumulation und die kapitalistische Produktionswdse unmSglidi. Die dasn unen^ behrliche lOasse der Lohnarbeiter fehlt Wie wurde nun im alten Europa die Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbe- dingungen, daher Kapital und Lohnarbeit, hergestellt? Durch einen contrat social ganz origineller Art. „Die Menschheit . . . . adoptirte eine einfache Methode zur Forderung der Akkuuiulation des Kapitals", die ilir natürlich seit Adaras Zeiten als letzter und einziger Zweck ihres Daseins vors( hwebte: „sie theilte sich in Eigner von Kapital und Eigner V(»n Arbeit . . . diese Theilung war das Resultat freiwilUp^er Verstä!uli(j;uTi(r und Kombination" Mit einem Wort: die Masse der Menschheit expropriirte sich selbst zu Ehren der „Akkumulation des Kapitals". Nun sollte man glauben, der Instinkt dieses selbstentsagenden Fanatismus m&sse sich namentlich in Kolonien den Zügel frei schiessen lassen, wo sllein Menschen und Umstände existiren, welche einen contrat sodsl aus dem Tnumreich in das der Wirklichkeit übersetzen könnten. Aber wozu dann überhaupt die «systematische Koloni- sation" im Gegensatz zur naturwüchsigen Kolonisation? Aber, aber: „in den nördlichen Staaten der amerikanischen Union ist es zwei- felhaft, ob ein Zehntel der Bevölkerung der Kategorie der Lohn- arbeiter angehört ... In England . . . besieht die grosse Volks- messe aus Lohnarbeitem'***^. Ja der Selbstexpropiiationsbrieb der arbeitenden Menschheit zu Ehren des Kapitals existirt so wenig, dass SklaTerei, selbst nach Wskefield, die einzige naturwflchsige Grundlage des Kolonialreichthums ist Seine systematische Kolo- nisation ist ein blosses pis aller, da er nun einmal mit Freien, statt mit Sklaven zu thun hai ,,Die ersten spanischen Ansiedler in Santo Domingo erhielten keine Arbeiter aus Spanien. Aber ohne Arbeiter [d. h. ohne Sklaverei] wäre das Kapital kaput ge-

^) 1. c. V. I. p. 17, 18.

ü!) 1- c- P- 18.

1. c. p. 42, 48, 44.

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gangan oder wenigatens auf die klemen Maeeen zuBammengeaclirampft, worin jedes IndiTidaum es mit Beinen eignen Händen anwenden kann. Dies &nd wirklich statt in der letzten TOn den Engländern gegründeten Kolonie, wo ein grosses Kapital in Samen, Vieh und Instrumenten nntergiiig am Mangel Ton Lohnarbeitern nnd wo kein Ansiedler viel mehr Kapital besitzt, als er mit seinen eignen Hän- den anwenden kann"

Man sah: die Expropriation der Volksmasse von Grund und Boden bildet die Grandlage der kapitalistischen Produktionsweise. Das Wesen einer freien Kolonie besteht unigekehrt darin, dass die Masse des fiodeus noch Volkseigenthuni ist und jeder Ansiedler daher einen Theil davon in sein Privateigenthura und individuelles Produktionsmittel verwandeln kann, ohne den spätren Ansiedler an derselben Operation zu verhindern''''*-). Dies ist das Geheirnnii«, sowohl der Blüthe der Kolonien, als ihres Krebsschadens ihres Widerstands wider die Ansiedlung des Kapitals. »Wo Land sehr wohlfeil ist und alle Menschen frei sind, wo jeder nach Wunsch ein Stück Land flir sich seihst erhalten kann, ist Arbeit nicht nur sehr theaer, was den Antheil des Arbeiters an seinem Produkt angeht, sondern die Schwierigkeit ist, kombinirte Arbeit zu irgend einem Preis zu erhalten*''*').

Da in den Kolonien die Scheidung des Arbeiters von den Ar- beitsbedingungen und ihrer Wurzel, dem Grund und Boden, noch nicht existirt, oder nnr sporadisch, oder auf zu beschränktem Spielraum, «dstirt auch noch nicht die Losscheidung der Agrikultur ▼on der Industrie, noch nicht die Yemichtung der ländlich häus- lichen Industrie, und wo soll da der innere Iforkt fftr das Kapital herkommen? „Kein Theil der BoTSlkerung Amerikas ist ausschliess- lich agrikol, mit Ausnahme der Sklaven und ihrer Anwender, die Kapital und Arbeit für grosse Werke korabiniren. Freie Ameri- kaner, die den Boden selbst bauen, treiben zugleich viele andre Beschäftigungen. Ein Theil der von ihnen gebrauchten Möbel und Werkzeuge wird gewöhnlich von ihnen selbst gemacht. Sie bauen häufig ihre eignen Häuser und bringen das Protlukt ihrer eignen Industrie zu norh so fernem Markt. Sie sind Spinner und Weber, Sie iabricireu iäeife und Kerzen, Schuhe und Kleider für ihren

1. c. V. II, p. 5.

***) ,Land, um Element der Kulooi&atiuu zu werden, mu6s nicht nur nnangebant sein, sondern öffeotlidiw Eigeuthum, welches In PriTateigen» thum verwandelt werden kann.* (1. e. II, p. 125.)' 1. c. I, p. 247.

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G«braocli. In AmerikA bildet der Landban oft das Neben- geech&ft einee Qrobsdumeds, Mfillers oder Eriuners***^). Wo bleibt unter solcben Kfiuzen das „EntBagangsfdd** für den Kapit»- liaten?

Die groflae Scbdnfaeit der kapitaüatiachen Produktion beateht darin, daas aie nicht nur beatindig den Lohnarbeiter ale Lolm* arbeiter reprodueirt, sondern im Verhfiltniss zur AkkumolAtion dea Kapitals stets eine relative Uebervölkerung von Lohnarbeitern

producirt. So wird das Gesetz von Arbeitsnachfrage und Zufuhr in richtigem Gleis gehalten, die Lohnsch wankung innerhalb, der kapitalistischen Exydoitation zusagende, Schranken gebannt, und endlich die so unentbehrliche sociale Abliängigkeit des Arbeiters Yom Kapitalisten verbürgt, ein absolutes Abhängigkeit« verhältniss, das der politische Oekonom zu Haus, im Mutterland, breimäulig umltigen kann in ein freief^ Kontraktverhaltniss von Kaufer und Verkäufer, von gleich unabhängigen VVaarenbesitzern. Besitzern der Waare Kapital und der Waare Arbeit. Aber m den Kolonien reisst der schöne Wahn entzwei. Die absolute Bevölkerung \vächst hier viel rascher ab im Mutterland, indem viele Arbeiter erwachsen auf die Welt kommen, und dennoch ist der Arbeitsmarkt steta untervoll. Das Gesetz der Arbeitsnachfrage und Zufuhr geräth in die Brüche. Einerseits wirft die alte Welt fortwährend exploi- tationslustiges, entsagungsbedürftiges Kapital ein; andrerseits stösst die regelm&iaige Reproduktion der Lohnarbeiter als Lohnarbeiter auf die unartigsten und theilweia onftberwindliehe Hindernisse. Un4 nun gar die Produktion TOn fibersfthKgen Lohnarbeitern im Verhiltnisa zur Akkumulation dea Kapitals! Der Lohnarbeiter ton heute wird morgen onabhingiger, aelbatwirtiiachaftender Bauer oder Handwerker. Er rerschwindet vom Arbeitsmarkt, aber nicht ina Workhouse. Diese beständige Verwandlung der Lohnarbeiter in unabhängige Produoenten, die atatt ftir das Kapital, ftr sieh aelbat arbeiten, und statt den Herrn Kapitalisten sich selbst be- reichern, wirkt ihrerseits durchaus schadhaft auf die Zustande des Arbeitsmarkts zurück. Nicht nur bleibt der Exploitationsgrad des Lohnarbeiters unanständig niedrig. Der letztre verliert obendrein mit dem Abhängigkeitsverhältniss auch das Abhängigkeitsgefühl vom entsagenden Kapitalisten. Daher alle Missstände, die unser E. G. Wakefield so brav, so beredt und so rührend schildert Die Zufuhr von Lohnarbeit, klagt er, ist weder beständig, noch

*) 1. c. p. 21, 22.

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rag«linilidg, noch genagend. Sie „ist stets nidit nur su Ueiii, son- dem unadher'^'**). „Obgleich das zwischeii Arbeiter und Kapitalirt sn theilende Pkodukt gross ist, ninunt der Arbeiter einen so grosien Theil, dafis er rasch ein Kapitalist wird . . . Dagegen kOnnen Wenige f selbst wenn sie nngewöhnlich lang leben, grosse Reich- tbumsraassen akknmuliren Die Arbeiter erlauben den Kapita- listen phitterdiniß^ niclit, ;iut Zahlung des grössteii Tiieik ihrer Arbeit zu eiit»agen. Es hiltt ihm nichts, wenn er so schlau ist, mit seinem eignen Kapital auch seine eignen Lohüat beiter aus Europa zu iniportiren. „Sie hören bald auf Lohnarbeiter zu sein, sie verwandeln sich bald in unabhängige Bauern oder gar in Kon- kurrenten ihrer alten Meister auf dem Lohnarboitsmarkt selbst"-*^). Man bcnireitc den (Irenel! Der bnive Kfijiitalist hat seine eignen leibhaftigen Konkurrenten selbst aus Europa für sein »'ignes gutes Geld importirt! Da hört denn doch alles auf! Kein Wunder, wenn Wakefield klagt Ober mangelndes Abhängigkeitsverhäitniss und Abhängigkeitsgefühl der Lohnarbeiter in den Kolonien. Wegen dar hohen Löhne, sagt sein Schüler Merivale, ezistirt in den Kolonien der leidenschaftliche Drang nach wohlfeilerer und unterwQriigeier Arbeit, nach einer Klasse, welcher der Kapitalist die Bedingangen diktiren kann, statt sie von ihr diktirt zu erhalten ... In alt- civüisirten Ländern ist der Arbeiter, obgleich frei, natuigesetsliofa abhfingig Tom Kapitalisten, in Kolonien muss diese Abhängigkieit durch kfinstiiche Mittel geschaffen werden

*•*) i c. V. ir. p. 116.

^} 1. c. V. I, p. 131.

'••^ 1. C. V. II, p. ü.

***) Merivale 1. c. II, p. 285 814 paasim. Selbst der sanfte, freihind-

leriache Vulgärökouom Molinari sagt: „Dans les colonies l'esclavage a 6iv uboli sau8 qiic le travail forrr se trouvait reniplar('- pur inic quautit^ ^uuivaieute de travail iibre, ou a vu »'op^rer la coatre-partie du iait qui se realise toua les joun toua not yenz. On a tu les simplee trsTailleun ex- ploiter ä leor tour les entrepreneurs d'industrie, exiger d'eux des salaires nore de toute proportion avec la part legitime qui leor revenait dans le produit piaDteurs, ne pouvant obte&ir de leurs sucr^ un jprix süffisant pour eouTiir la hauMe de talaire, ont ^t^ oblig^ de fouroir l'eze^dant^ d'abord sur leurs profits, eoHuite sur leur*« capitaux mßmes. Une foule de plarttriir>^ ont öt^ ruin^^ He la sorte, d'autro«» ont ferm^ leurs ateliera pour ^chupper ik uae ruiue ImmiQeQte . . . Sauä doute, il vaut mieux yoir p^rir des scenmulations de capitaux, que des g^näntions d'hommes (wie generOs TOa dem Heini Molinan I) ; luais ne Tsudnut-U pas mieux ^ue ni les uns ni !c8 autres p^rissent?*' flSTolhiari 1 r p. ■•>!. r>2 ) Herr Molinari, Herr Moli- nari 1 Waä wild denn auä den zehn Geboten, aus Moses und den Propheten, aus dem Gesetz der Nachfrage und Zaftihr, wenn in Enropa der «entrqn«- pneur*' dem Arbeiter und in Westindien der Arbeitt;r dem entiepreneur seine part Intime Terkfliseu kannl Und was ist gefiüligst diese „part l^tisne*',

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Was ist nun, nach Wakefield, die Folge dieses Missstandes in den Kolomen? Ein barbarisches System der Zfrstrpnnnrr« der Produ- centen und des Nationalvermögens ^••). Die Zersplitterung der Produktionsmittel unter unzählige, selbstwirthschaftende Eigen- thlimer Teznichtefc niit der Centralisation des Kapitals alle Grund- lage kombinirter Arbeit Jedes langailiimge üotemehmen, das sieb ftber Jahre erslareckt and Auslage von fixem Kapital erbeisdit, sbOsst auf Hindernisse der Ausföhrung. In Europa z5gert das Kapital keinen Augenblick, denn die Arbeiterklasse bildet sein lebendiges Zubehör, stets im TJeberfluas da, stets zur Verfügung. Aber in den EoloniallSndem! Wakefield erzihlt eine Susserst sehmerzensreicbe Anekdote. Er unterhielt sich mit einigen Kapi- talisten von Kanada und dem Staat New-Tork, wo zudem die Einwanderiiugswoj^en oft stocken und einen Bodensatz .,überzähliger** Arbeiter niedersclilagen. „Unser Ka]>ital", seutzt eine der Personen des Melodratua's, „unser Kapital lag bereit für viele Operationen, die eine betrachtliche Zeitperiode zu ihrer Vollendung brauchen; aber konnten wir suiche Operationen brrrinncii mit Arbeitern, welche, wir wussten es, uns bald den lUicken wenden würden? Wären wir sicher gewesen ilie Arbeit solcher Einwandrer festhalten zu küiinen. wir hätten sie mit Freude sofort engagirt iuk] zu lioliem Preis. Ja, trotz der Sicherheit ihres Verlustes würden wir sie dennoch engagirt haben, wären wir einer Mschea Zufuhr je nach unsrem BedQrfhiss sicher gewesen"

Nachdem Wakefield die englische kapitalistische Agrikultur und ihre «combinirte" Arbeit prunkvoll kontrastirt hat mit der zer^ streuten amerikanischen Bauemwirthschaft, entschlüpft ihm auch die Kehrseite der Medaille. £r schildert die amerikanische Volka- masse als wohlhabend, unabhängig, unternehmend, und relativ ge- bildet, wahrend „der englische Agrikulturarbeiter ein elender Lump (a miserable wretch) ist, ein Pauper ... In welchem Land ausser Nordamerika und einigen neuen Kolonien übersteigen die Löhne der auf dem Land angewandten freien Arbeit nennenswertb die unentbehrlichsten Subsistenzmittel des Arbeitexs? .... ZweiÜBls- ohne, Ackerpferde in England, da sie ein werthvolles Eigentbum

die nach Ihrem Gostundiiia^ der Kapitalist in Europa täglich nicht zahlt? "Den TTerrn Molinari juckt es gewaltig, dort drüben, in den Kolonien, wo die Arbeiter so .»impel" »iud, deu Kapitaliäten zu «exjploitireu*, das sonst antoikiatisch wirkende G«MtK der Iflaehfrage und Zurahr poliseilkh in den richtigen Gang zu setzen.

"*) Wakefield l, c. v. II, p. 62.

»'«) 1. c. p. 191, 192.

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sind, werden viel besser genährt als der englische Laodbebauer" -^^). Aber never mind, Nationalreichihuni ist nim einmal yon Natur identisch mit Volkselend.

Wie nnn den antikapitalistischen Krebsschaden der Kolonien heilen? Wollte man allen Ghrund und Boden mit einem Schlag aus Volkseigentfaum in Privateigentham ▼erwandeln, so zerstörte man zwar die Woizel des TJebek, aber auch die Kolonie. Die Kunst ist zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ifisn gebe ▼on Regienmgsw^^en der jungfräulichen Erde einen vom Gesetz der Nachfrage und Zuftihr unabhängigen, einen Idlnstliehen Preis, welcher den Einwandrer zwingt längere Zeit zu lohnarbeiten, bis er genug Geld verdienen kann, um Grund und Boden zu kaufen*'*) und sich in einen unabhängigen Bauern zu verwandehi. Den Fonds der aus dem Verkauf der Ländereien zu einem flir den Lohnarbeiter relativ prohibitorischen Preis fliesst, also diesen aus dem Arbeits- lohn durch Verlet/ui!«' des heiligen (Jpsetzes von Nach tratet- und Zufuhr eipressteii Geldfonds, verwende die iiegienuig andrerseits, um im selben Mafs. wie er wachst, Habenichtse ans Europu in die Kolonien zu importiren und so dem Herrn KapitaH8ten seinen Lohnarbeitsmarkt vollzuhalten. Unter diesen Umständen tout sera ponr le mieux dans le meilleur des mondes po^isihl^. Dies ist das grosse Geheimniss der „systematischen Kolonisation". „Nach diesem Plan", ruft Wakefield triumphirend aus, Hmuss die Zufuhr ▼on Arbeit konstant und regelmäfsig sein; denn erstens, da kein Arbeiter fähig ist sich Land zu Terschaffen, bevor er für gearbeitet hat, würden alle einwandernden Arbeiter dadurch, dsss sie für Lohn kombinirt arbeiten, ihrem Anwender Kapital zur Anwendung von mehr Arbeit produdren; zweitens jeder, der die Lohnarbeit an den Nagel hinge und Grundeigner wflide, wfirde grade durch den Ankauf des Landes einen Fonds zur Herfiber- bringung frischer Arbeit nach den Kolonien siehem** Der von Staatswegen oktroyirte Bodenpreis muss natfirlich „genfigend^ (suf- fident price) sein, d. h. so hoch, „dass er die Arbeiter verhindert,

«>) 1. c. V. I, p. 47, 246.

„C'est, ajoutez-voua, gräce k i'appropriatiou du sei et des capitaux que liiomine, qui n*% que sea bn», tronve de Poccnpakioii, et se nit na revenn . . . e^est au coatrairey gr&ce k Tappropriation individuelle du sei <]\i'il ae trouve flf> hommes n'aynnt qnf» ]pnr^ hraM . . Quand vou8 rnettez un homiue ciaus le vide, vou» vou» euiparez de l'atuiodphäre. Ainsi fiutes-vous, quand von» vous empareE du aol . . . Cest le mettre dans le vide de richesses, pour ne le lainer vivre qu'a votre volonlifi." (Oollns I. t. irr, p 2^^—271 passim.)

W ik tield 1. c. V. II, p. 192.

Marx, KapiUl I. 47

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unabhängige Bau(^rn zu werden, bis andre da sind, um ihren Platz auf dem Lohnarbeiteniarkt einzunehmen"^'*). Dieser ..^eniigende Bodenpreis" ist nichts als eine euphemistische Umschreibung des Losegelds, welches der Arbeiter dem Kapitalisten zahlt für die ErlaubniBSf uck vom Lohnarbeitsnmrkt aufs Land zurückzuziehn. Erst muss er dem Herrn Kapitalisten „Kapital" schaffen, damit er mehr Arbeiter ausbeuten könne, und dann auf dem Arbeitsmarkt einen MBiBatsmaon" stellen, den die Regierung auf seine Kosten seinem ehemaligen Herrn Kapitalisten über die See spedirL

Es ist höchst charakteristiseli, dass die «iglisehe Regierung diese ▼on Herrn Wakefield eigens zum Gebrauch in Koloniidlfindsm Ter* schriebene Methode der „wsprQngliebeu Akkomnlation** Jahre lang ausgeführt hat Das Fiasko war natürlidi ebenso schmählich als das des Peelsdien Bankakta. D«r Emigrationsstrom wnrde nur ▼on den englisdien Kolonien nach den Vereinigten Staaten abge- lenkt Unterdess hat der Fortschritt der kapitalistischen Produk- tion in Europa, begleitet von wachsendem Regiemngsdruck, Wake- ßeld's Recept überflüssig gemacht Einerseits Ifisst der ungeheure und kontinuirliche Menschenstroni, Jahr aus Jahr ein nach Amerika getrieben, stockende Niederschlüge im Osten der Vereinigten Staaten zurUck, indem die Enugratiouswelle von Europa die Menschen rascher dortbin auf den Arbeitsmarkt wirft, als die Emigrutions- welle nach dem Westen sie abs})ülen kann. Andrerseits hat d*^r amei ikaiiisclie Bürgerkrieg eine kolossale Nationalschiüd in semeiu Getol^o grehabt und mit ihr Steuerdruck, Erzeujrun^ der ailerge- nieinsten Finanzaristokratie, Verschenkung eines uni^eheiiren Theils der Öffentlichen Ländereifii an Spekulanten-Gesellschafben zur Aus- beutung von Eisenbahnen, ßergwerken etc. kurz die rascheste Centralisation des Kapitals. Die grosse Republik hat also aufge> hört, das gelobte Land für auswandernde Arbeiter zu sein. Die kapitalistische Produktion g^ht dort mit Riesenschritten Tocan, wenn auch Lohnsenkung und Abhängigkeit des Lohnarbeiters noch lange nicht auf das europaische NormalniTeau heruntergebracht sind. Die von Wakefield selbst so laut denoncirte, schamlose Ver- schleuderung des nnbehanten Koloniaibodens an Aristokraten und Kapitalisten Seitens der englischen Regierung hat namentlich in Aiütialien*^), aosammen mit dem Menschenstrom, den die Ghld-

-'♦) 1. c. p. 45.

Sobald AuBtralifTi sein eignpr Oe«'ctzgeber wtirde, prlies«^ es nntürlich den Ansiedlern güastige Gesetze, aber die englische eiumal voiizo^e Boden- veischleuderung steht im Wege. ,,The ftrat and main object at whidi tke

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Diggings hinziehn, und der Konkurrenz, welche der Import eng* lischer Waareii selbst dem kleinsten Handwerker macht, eine hin- reichende „relative Arbeiterübervolkerung" erzeugt, so das fast jedes Postdampfschiff die Hiobspost einer UeberfiÜlung des australischen ArbeitsTTinrktes ^glut of the Austialiao labour- market" bringt, und die Prostitution dort stellenweis so flppig gedeiht wie auf dem Haymarket von London.

Jedoch bflscbaftigt uns hier nicht der Zustand der Kolonien. Was ans allein interessirt, ist dos in der neoen Welt von der politischen Oekonomie der alten Welt entdeckte und laut prokla- mirte Gcheimniss; kapitalistische Piodukttons- und AkknmuüitioBS- weise, also auch kapitalistisches Privateigenthum, bedingen die Vernichtung des auf eigner Arbeit beruhenden PriTateigenthums, d. h. die fizpropriation des Arbeiters.

new Land Act of 1862 ainu, is to gire increwed fiwilities for the Mttle*

ment of the people." (The Land Law of Victoria hy the Hon* G. Daily, Minister of Pablic Land«. Lond. 1862.)

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